Putzoberflächen
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Spritzputze Durch Aufspritzen eines feinkörnigen, dünnflüssigen Mörtels entsteht eine ebenmäßige, körnige Struktur, die sich durch die Kornstärke des Zuschlags variieren lässt (Korngrößen: fein 1,5–grob 4,0 mm). Die feine Körnung und Dünnflüssigkeit sind optimale Voraussetzungen für Maschinengängigkeit. Heute werden sie meist mit Spritzputzgeräten durch zweioder mehrlagiges Aufsprenkeln angebracht. Durch den Einsatz von Putzmaschinen ist Spritzputz ein sehr günstiger und weit verbreiteter Oberputz. Früher bezeichnete man diese Technik als Besenputz, die älteste Putzart. Mit einem in Mörtel getauchten Reisigbesen, der auf ein an die Wand gehaltenes Rundholz aufgeschlagen wurde, spritzte der Mörtel auf den noch nicht abgebundenen, abgeriebenen Unterputz. Dieses Prinzip des guten Verbundes durch den feuchten, chemisch noch aktiven Unterputz führt zur Bildung eines festen Spritzputzes.
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Geriebene/gezogene Strukturputze, Scheibenputze Die Struktur entsteht beim Verreiben der Oberschicht durch das Größtkorn. Die Korngrößen betragen: fein 1,5–grob 5 mm, Sonderkörnungen bis 7 mm. Das Korn wird auf dem frischen Oberputzmörtel verrieben und erzeugt so Rillen. Als Werkzeug dient ein Holzbrett (Holzscheibe). Als Varianten gelten: • Münchner Rauputz, waagerechtes Reiben, • Wurmputz, rundförmiges Reiben, • Rinden- oder Schlepputz, senkrecht mit einer Kartätsche abgezogen, • Altdeutscher Putz, großes Reiben mit Holzreibebrett in allen Richtungen, sowie weitere Bezeichnungen.
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Kratzputze Sie können nur mit mineralischen Bindemitteln aus Kalk oder Zement hergestellt werden. Ihre Auftragsdicke liegt zwischen 10 – 15 mm, abhängig vom Größtkorn des Zuschlags. Die heute verwendeten Korngrößen gehen, bedingt durch die geforderte Maschinengängigkeit, von 1 – 9 mm. Händisch aufgetragen sind bis zu 16 mm möglich. Kratzputze müssen dicker – um das 3- bis 4fache ihrer Kornstärke – aufgetragen werden als andere Putze. Nach bestimmter Erhärtungszeit wird mit einem Nagelbrett (Putzigel) bis auf eine Dicke von 8–10 mm die bindemittel- und spannungsreiche Oberfläche abgekratzt. Dadurch entsteht eine größere Oberfläche, Schwindrissbildung wird vermieden. Bei einer einlagigen Putzausführung ist eine Gesamtdicke von 20–25 mm nötig. Die charakteristische Struktur entsteht durch das herausspringende runde oder gebrochene Korn. Materialbedingt rieselt ein mineralischer Kratzputz. Gemäß DIN 18550 stellt dies keinen Mangel dar. Mit den herunter rieselnden Körnern werden Schmutz, Keime und Sporen von der Fassade entfernt. Durch die raue Oberfläche läuft das Regenwasser nur gebremst die Fassade hinab. Das Wasser verteilt sich durch die Kapillarkräfte im Material und konzentriert sich nicht auf der Oberfläche. Eine zu starke Algenbildung kann dadurch verhindert werden. Die Putze können ohne Anstrich ihre Eigenfarbigkeit beibehalten. Bei Verschmutzung können sie nur mit Wasserdruck gereinigt werden. Steinmetzmäßig bearbeitete Putze Ihr Untergrund muss druck- und schlagfest sein. Um die erhärteten, festen Putze steinmetzartig scharrieren, stocken oder spitzen zu können, sind Zuschläge von geringer bis mittlerer Härte, z.B. Kalksandstein-, Muschelkalk- oder Marmorgranulat geeignet. 57