Putze, Farben, Beschichtungen

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Putzoberflächen

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Kellenstrichputze Sie gehören zu den schwach strukturierten Putzen in Bezug auf die Zuschläge (Korngrößen: fein 0,3–2,5 mm). Der angeworfene und leicht angezogene Mörtel wird mit der Glättkelle (Traufel) verdichtet. Der einzelne Kellenstrich bleibt sichtbar, er kann waagerecht, senkrecht, bogenförmig, fächer- oder schuppenförmig verstrichen werden. Ihren Ursprung haben Kellenstrich- oder so genannte Traufelputze im Mittelalter. Mit der Kelle wurde der angeworfene oder aufgezogene Putzmörtel geglättet (Kellenstrichglattputz). Aus dieser Zeit kommt auch die Technik, in diesem Arbeitsgang gleich eine Weißkalkhydratschlämme mit einzuglätten (chemischer Verbund zwischen Putz und Anstrich). So entsteht ein ebenflächiger, von den Unebenheiten des Mauerwerks beeinflusster, leicht welliger, kuppiger Putz (Klosterputz). Als Werkzeug für Kellenstrichputze werden Vierecks-, Dreiecks- und Glättkelle mit abgerundeten Kanten verwendet. Varianten: • fächer/schuppenförmig, mit einheitlichen oder wechselnden Kellenstrichen stark strukturiert • schwach verwaschen, Klosterputz • dekorative Streifen- oder Riffelstruktur

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Gefilzte oder geglättete Putze Kurz vor dem Erhärten wird mit einer weichen Filz- oder Schwammscheibe oder einer Glättkelle (Traufel) die Oberfläche verrieben. Es entsteht eine sehr feine, verdichtete Oberfläche (Korngrößen: fein 0,3–grob 2,5 mm) mit der gleichen Mörtelkonsistenz wie bei den Kellenstrichputzen, wobei sie feiner behandelt ist. Wegen seiner zurückhaltenden Struktur kommt es bei diesem Oberputz auf die Materialqualität an, z.B. Lehm- und Kalkputze. Heute werden nur noch gröbere Unterputze gefilzt. Das Glätten der Oberputze erfolgt in der Regel mit dem Schwammbrett, da sie aufgrund verarbeitungstechnisch notwendiger Zusatzmittel für die Filzscheibe zu klebrig sind. Varianten: • Gekämmte Putze Die feinkörnige Oberputzschicht wird in frischem Zustand mit Zahnkelle, Stahloder Holzkamm senkrecht, waagerecht oder in verschiedene Richtungen gezogen (Jugendstilputze). • Stempel- und Walzputze Sie sind feinkörnig, aber dick aufgetragen, mittels Holz-, Gummi-, Lederoder Metallstempel oder Walzen werden plastische Strukturen, Muster oder Ornamente eingedrückt.

Kellenwurfputze Die Struktur entsteht durch Anwerfen des Mörtels mit der Kelle. In der Regel wird grober Zuschlag (Korngröße: fein 6–grob 12 mm) verwendet. Sie gehören zu den ältesten handwerklich ausgeführten Strukturputzen. Die raue Oberflächenstruktur ergibt sich aus der Kornzusammensetzung und den handwerklichen Fertigkeiten des Putzers. Besonders seine Anwurftechnik kann unterschiedlich grobe und feinen Strukturen erzeugen. Die Aufwurfwucht des Mörtels auf den Spritzbewurf oder Unterputz sorgt für den guten Verbund. Varianten: • Kellenwurfputz, angeworfener Mörtel bleibt stehen, • Kellenwurfputz verwaschen, angeworfener Mörtel wird schwach verwaschen, • Kellenspritzputz, Anwerfen flüssigen Mörtels mit großem, korngerundeten Zuschlag (auch Rieselwurfputz mit Zuschlag Rieselputzschotter (3–16 mm), • Rapputz, hervorstehende Stellen werden mit Kellenkante aufgerappt und in Mörtelvertiefungen hineingeworfen, • Patschputz, nach Anwerfen und grobem Abziehen wird ein nasses Reibebrett eingedrückt und ruckartig abgezogen. • Stepputz, mit dem stumpfen Reisigbesen gestupft.

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Kellenstrichputz, modelliert gefilzter Putz Kellenwurfputz Kellenstrichputz, geglättet( Klosterputz) gekämmter Putz (aus dem Jugendstil) mit Putzkamm strukturiert Spritzputz Münchner Rauputz Kratzputz Scheibenputz


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