Gründerzeitbauten 1870 –1920
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Verstärkungsrippe Wandwiderlager gemauerter Gurtbogen Mittellinie des Gewölbes
sparen. Aufgrund der massiven Ausführung ist ein Problem der Standfestigkeit meist nicht gegeben bzw. wäre schon in der Bauphase aufgefallen. Äußerst schwierig gestalten sich allerdings Stemmarbeiten an diesen Mauern, da der Ausbruch – auch bei gesägten Schnitten – kaum kontrollierbar ist. Nachträgliche und teure Sicherungsmaßnahmen durch Ausmauern sind die Folge. Zudem lässt sich ein solches Mauerwerk nicht durch Injektion abdichten, da die zum Teil beträchtlichen Hohlräume nicht sicher verfüllt werden können (siehe Allgemeine Sanierungsaufgaben, S. 126). Das andere Problem betrifft den verwendeten Mörtel. Die oft als Mauermörtel eingesetzten, preiswerteren Luftkalke härten nur unter Luftzufuhr. Um die Bauzeit zu verkürzen, wurden die Baugruben jedoch frühzeitig verfüllt, was den Abbindeprozess beendet und zu nicht standfesten Fugen führt. Aber auch sehr magere hydraulische Kalkmörtel neigen mit den Jahren zum Aussanden. Beim nachträglichen Ausfugen sollten Kalkmörtel ähnlicher Güte – mit nur geringer Beimengung von Zement – verwendet werden, keinesfalls jedoch reiner Zementmör-
Pfeil, Pfeilhöhe oder Stich Scheitel Rücken Verstärkung
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Zwickel Leibung Widerlager Kämperfuge
C 2.9
C 2.10
tel. Dieser ist aufgrund seiner Wasserundurchlässigkeit und seiner Härte ungeeignet und erreicht keine dauerhafte Bindung zum Bestand. Erst vor wenigen Jahren setzte sich die Erkenntnis durch, dass Gründerzeitkeller nicht trockengelegt werden sollten, selbst wenn dies technisch möglich sei. Durch das dauerhafte Austrocknen des Mauerwerks, insbesondere der Kalkmörtelfugen, verringert sich deren Volumen und das Aussanden der Fugen wird verstärkt. Die Folge sind Setzungen und Standsicherheitsprobleme, vor allem bei den dünnwandigen Gewölben. Darüber hinaus ist die Trockenlegung schon allein wegen der Mauerstärken sehr aufwendig und Folgekosten sind aufgrund der oben beschriebenen Probleme nicht abzuschätzen. Daher sollte man auf die Umnutzung von Gründerzeitkellern verzichten.
be (Kappendecke) ausgeführt wurde (Abb. C 2.9 und 10). Die häufigste Gewölbeart für Kellerdecken ist das Tonnengewölbe. Nur in öffentlichen, repräsentativen Gebäuden werden auch in den Obergeschossen Kuppeln und Kreuzgewölbe errichtet, insbesondere in Treppenräumen und Fluren. Antike Tonnengewölbe sind in ihrem Querschnitt halbkreisförmig. In solchen Gewölben entsteht kein Gewölbeschub, was große Spannweiten ohne Probleme im Widerlager ermöglicht. Die in Gründerzeitbauten üblichen Gewölbe beschreiben hingegen nur ein Bogensegment, um eine bessere Nutzbarkeit des Raums zu erzielen. Es entstehen schalenartige Tragwerke aus relativ dünnem Mauerwerk. Im Gegensatz zu biegebeanspruchten Flachdecken herrschen in Gewölben lediglich Druckkräfte. Diese den Bogen entlanglaufenden Druckkräfte lassen sich im Auflager in Vertikalund Horizontalkräfte (Gewölbeschub) aufteilen. Je geringer der Stich, d. h. die Auswölbung nach oben zwischen Auflager und Scheitelpunkt, desto höher ist der Gewölbeschub. Dieser Horizontalschub muss vom Außenmauer-
Kellergewölbe und -decken
Wurden in den Obergeschossen meist flache Holzbalkendecken eingezogen, so bevorzugte man über den Kellerräumen eine luftdichte und feuchtigkeitsbeständige Deckenkonstruktion, die nahezu immer als Gewölbe oder Teilgewöl-
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Fuge zwischen bestehendem Mauerwerk und neuer Betonbodenplatte im Keller C 2.6 Mindestmauerstärken nach Berliner Bauvorschrift, um 1900 C 2.7 Kelleraußenwand und Gründung, hier in Beton ausgeführt, sonst meist gemauert oder in Bruchstein C 2.8 Pfahlgründung auf Holzpfählen, in Lagen eingebrachtes Stampfbetonfundament, oberhalb der zweiten Lage mittels Bandeisen bewehrt C 2.9 a Tonnengewölbe b Preußische Kappendecke C 2.10 Bezeichnungen am Gewölbe C 2.11 Gründung im Grundwasser auf Holzrost (Schwellrost); das oberste Holz muss mindestens 30 cm unter dem Grundwasserspiegel liegen (tiefster Grundwasserstand). C 2.11
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