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Diese Unmenge an Zeit - Szenische Lesung

Diese Unmenge an Zeit - Szenische Lesung im Homberger Treff

Welche Worte soll man fi nden nach einem Abend voller schöner und bedeutungsvoller Worte? Worte, die viele kluge Wortfi nder im Laufe ihres Lebens geformt haben und aus denen eine Wortsuchende die Essenz herausdestilliert hat. Christel Lueb-Pietron ist diese Wortsuchende und die Gäste des Homberger Treff s durften am 4. Februar die Premiere ihrer szenischen Lesung 'Diese Unmenge an Zeit ' erleben.

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Frau Lueb-Pietrons Idee war es, Lebensschnipseltexte verschiedener Autoren zu sammeln, die von ganz verschiedenen Lebensabschnitten erzählen und die für sie persönlich eine besondere Bedeutung besitzen. Entstanden ist im doppelten Sinne eine Reise durch die Zeit und sie nimmt ihr Publikum von Anfang an mit auf diese fulminante Reise. Da sind die Kinder Ada ( Chr. Berkel, Ada) und Hildegard (Ulla Hahn, Das verborgene Wort) die träumend Ahnungen nachgehen von einer anderen Welt. Aber es dauert bis man im Leben wirklich 'seine sieben Sachen fortrollen kann aus diesen glatten Gleisen' um zu reisen (Mascha Kaleko, Einmal sollte man…) zum Beispiel nach Rom (Zsuzsa Bank, Helle Tage, H-J-Ortheil, Was ich Liebe und was nicht). Das Leben eine Reise –Inmitten aller Vergänglichkeit-(Christine Busta) um das zu fi nden, was bleibt oder –Mit zunehmendem Alter- (Mascha Kaléko) nicht mehr zu wissen, 'was man will noch soll'. Aber bei aller Ernsthaftigkeit sind es eigentlich nicht nur die anderen, die wirklich alt sind? (Lily Bret, Alt sind nur die anderen) Auch Leichtigkeit gehört zum Leben und mit Leichtigkeit nimmt Frau Lueb-Pietron ihr Publikum mit auf ihre Lebensreise, vermischt Prosa mit Lyrik ohne dass die Übergänge auff allen. Aber dahinter steckt harte Arbeit. Lange hat sie Texte gesammelt, ausgewählt, verworfen und auswendig gelernt. Ohne Hilfsmittel rezitiert Frau Lueb-Pietron viele Seiten Text so, dass die Worte den Zuhörer ins Herz treff en. Doch wie gibt man der Sammlung eine Form und stellt es und sich selber auf die Bühne? Hier kommt Molly Spitta ins Spiel, Regisseurin und Schauspielerin aus Bonn, die auch die Idee für das Bühnenbild entwickelte. Viele Male haben die beiden gemeinsam geprobt um aus den Schnipseln ein Programm aus einem Guss entstehen zu lassen. Auch Thomas Rudolph am Klavier trägt zum Erfolg des Abends bei, denn bei so vielen Worten muss der Kopf auch einfach mal ausruhen können um wieder frei zu werden für Neues. Manchmal sind es ganz einfache Worte, die aber eine tiefe Bedeutung haben. "Schön", sagt der Vater in Zsuzsa Bank, Sterben im Sommer, zu seiner Tochter und öff net damit in ihr ein breites Gedankenspektrum.- Ein Abend mit Frau Lueb-Pietron im Homberger Treff – schön.

Übrigens: Ein paar Bücher der Literaturliste zu diesem Abend stehen auch in meinem Bücherregal, aber es gibt auch viele Anregungen für neue Entdeckungen. – Schön!

Petra Baierl

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