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Familienbergsteigen
Nachhaltig in den Bergen mit Kindern
Ein Selbstversuch
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von Martina Lehmann
Wenn Bergabenteuer mit der Familie anstehen, wird zu Hause die Ausrüstung zusammengepackt und los geht das Vergnügen. Wanderbekleidung für jedes Wetter, Wechselklamotten selbstverständlich, eine bunte Auswahl an Spielen, natürlich die Badetasche für den Stopp am See. Ach ja: noch die Picknickdecke, die praktische Kühltasche und meist nden sich weitere Dinge, bis das Auto startklar ist. Als wir wieder einmal voll beladen Richtung Berge rollen, drängt sich uns die Frage auf: Geht Bergsteigen mit Kindern auch nachhaltig(er)? Worauf kommt’s an, wenn wir aktiv die Berge erleben wollen und uns gleichzeitig um deren Erhalt bemühen? Wir unterziehen uns einem Selbstversuch.
Umweltfreundliche Mobilität Ganz aus Gewohnheit nutzen wir sonst das Auto. Für eine 4-tägige Wandertour ins Allgäu mit unseren Kindern wollen wir aber bewusst darauf verzichten. Geht das überhaupt? Um es kurz zu machen: Ja. Sicherlich bedarf es einer guten Planung im Vorfeld und nicht jedes Berg-
Mobil mit den Ö entlichen – geht auch mit der ganzen Familie. Foto: Martina Lehmann ziel ist ö entlich optimal erreichbar. Daher haben wir uns für die Nagel uhkette entschieden. Um dorthin zu gelangen, nehmen wir die Bahn, starten die Tour am Bahnhof in Oberstaufen und wollen am Schluss in Immenstadt wieder die Heimreise antreten. Wir sind überrascht: Die Anreise gestaltet sich unkompliziert und schnell. Weil wir die Reisezeit aktiv für Spiele und Gespräche nutzen, kommen wir entspannt an, bekommen viele neue Eindrücke beim Blick aus dem Fenster. Das Wandererlebnis geht bereits 200 Meter nach dem Bahnhof los. Wir sind sofort im Grünen und müssen nicht erst mit dem Bus weiter. Uns bietet sich die Option, eine Strecke zu erwandern, also nicht mehr zu einem Parkplatz zurückkehren zu müssen. Das Busnetz vor Ort ist gut, kann uns im Bedarfsfall schnell ins Tal zurückbringen.
Bildungserlebnis Natur Nachhaltig in den Bergen unterwegs sein, bedeutet für uns auch bewusst wahrzunehmen, sich naturverträglich zu verhalten und ein tieferes Verständnis für Natur und ökologische Zusammenhänge zu entwickeln. Auf den markierten Wanderwegen zu bleiben, und den mitgebrachten Müll wieder eigenverantwortlich mitzunehmen sind Selbstverständlichkeiten, die man sich jedoch immer wieder ins Gedächtnis rufen sollte. Tiere und P anzen zu schützen, wird mit Kindern zum Programm, wenn noch nicht bekannte Alpenp anzen mit der Handy-App bestimmt werden oder sich in der feuchten Klamm plötzlich etwas bewegt… ein Frosch. Wir nehmen uns die Zeit zum Beobachten. Als wir vor einem 1.000-jährigen Bergahorn stehen, sagen die Kinder staunend: „Was für ein toller Baum!“ Und gleich geht das Kopfkino los, was dieser Baum wohl schon alles erlebt hat in all den Jahren. Das sind respektvolle Naturbegegnungen, die nachklingen.
Auf unserer Tour werden uns noch weitere Aspekte bewusst, die nachhaltigen Bergtourismus ausmachen. Wir konsumieren auf den Hütten bewusst die Saftschorlen einer lokalen Brauerei, die mit witziger Aufmachung und besonderem Geschmack daherkommen. Auch der hiesige Bergkäse ist lecker und gehört zur Hüttentour einfach dazu. Der Konsum lokaler Produkte stärkt die Regionen vor Ort und hinterlässt bei uns ein nachhaltiges Geschmackserlebnis.
Nach vier Tagen unterwegs sind Kinder wie Erwachsene einer Meinung: nachhaltiger wandern bedeutet mehr Vorbereitung und Planung. Alles was auf der Tour passierte, haben wir viel bewusster und intensiver wahrgenommen. Am Schluss bleibt das wunderbare Gefühl, tolle Bergerlebnisse genossen zu haben und gleichzeitig zum Schutz der Berge und des Klimas beigetragen zu haben.
Was macht Eure Bergaus üge mit der Familie nachhaltig? Wo seht Ihr Entwicklungspotenzial für mehr Nachhaltigkeit im Bergsport? Wir freuen uns über Eure Ideen, Erfahrungen und Meinungen unter familie@dav-augsburg.de.
Bildungsort Natur: verstehen, respektieren, schützen! Foto: Martina Lehmann