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Ausbildung
Spezialkurs: Skitouren im extremen Gelände
von Christof Rotter
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Wenn man krank mit Corona im Bett liegt, erscheinen einem die Tage in den Bergen so weit weg und doch noch schöner.
Grippe und Corona haben auch unsere Gruppe beim „Spezialkurs Skitouren im extremen Gelände“ am Anfang bestimmt: Zwei Teilnehmer*innen konnten leider nicht mitfahren; sie wurden Coronapositiv getestet.
Mit dem SWA/DAV VW Bus ging es dann am 4. März über Lindau und den Julierpass ins Engadin und nach dem Berninapass ins Val di Campo zur Saoseo Hütte, die in einem wunderbaren Hochtal das südlichste Engadin markiert.
Über wenig Schnee erreichten wir die Hütte und sofort startete das Ausbildungsprogramm: LVS-Suche „richtig“, mit dem eigenen Gerät und dem des Partners, auf Zeit und mit Sondieren. Und hier stellte sich schon heraus, dass wir mit Mark Brand und Stefan Mayer zwei motivierte und akribische Ausbilder zur Seite hatten, die es jeden Tag scha ten, uns, nach einer kurzen Pause an der Hütte, noch zu Höchstleistungen bei der Ausbildung bis zum Sonnenuntergang zu motivieren. Gefürchtete Langeweile an endlosen Hüttennachmittagen: Fehlanzeige! Ziel von Mark Brand und Stefan Mayer war es, immer eine Skitour zusammen mit einer Fortbildung im sehr steilen Gelände zu kombinieren.
So tourten wir am Samstag aufs Col di Val Nero unter Einübung des Lawinenmantras, ließen aber den Gipfel liegen und suchten uns stattdessen eine steile Rinne aus, in der wir – am Seil xiert – Schneepro le gruben, um die Möglichkeiten einer Abfahrt durch genau diese Rinne zu beurteilen. Das Ergebnis war positiv, so dass wir zunächst steil und hart, danach über einen Traum rn zur Hütte zurückkehrten.
Wer jetzt dachte, dass der gemütliche Teil bevorstünde, wurde Besserem belehrt: Iglubau stand auf dem Programm. Trotz des pulvrigen Altschnees scha ten wir es in einer Stunde ein Iglu für sechs Personen zu bauen, welches uns im Falle eines Unwetters vor dem Tod bewahrt hätte. Gott sei Dank konnten wir aber doch in der Hütte essen und waren froh nicht im Iglu schlafen zu müssen. Apro pos Hütte: Auf Grund der Schneelage hatten wohl mehrere Gruppen abgesagt, so dass wir fast allein auf der Hütte waren, zu viert im 10er Lager und im DZ. Das Essen war lecker, Nachschlag immer drin und ein
Viel Neues erlernten die Teilnehmenden des Ausbildungskurses „Skitouren im extremen Gelände“. Doch auch der Spaß kam dabei nicht zu kurz. Foto: Christof Rotter Dessert rundete das Abend menü ab. Zum Frühstück gab es selbstgemachtes Bircher Müsli, Brot und Ka ee.
Am Sonntag ging es andersherum: Statt eine steile Rinne hinunterzufahren, tourten wir mit Steigeisen und Pickel gesichert die Rinne des Corn da Campo hinauf zum Scheitelpunkt. Oben erwartete uns ein Panoramablick über die ganze Berninagruppe. Über Rinnen und Pässe ging es bei niedrigem Sonnenstand zur Hütte zurück.
Am Montag fuhren wir erneut in einen breiten Talkessel, den Scispadus, der sich nach oben hin immer mehr verjüngte und aufsteilte. Hier war eine Portion Mut, Kraft und Geduld ge fragt, um in immer engeren Spitzkehren das Ziel zu erreichen. Abwechselnd übernahm einer von uns die Spuranlage unter fachkundiger Korrektur der Kursleiter. Oben dann das Gletscherbecken des Pitz Pala und Piz Parasin, das Vadret de Camp. Ein Teil der Gruppe bestieg noch den Gipfel. Danach entschieden wir uns bei schon tiefstehender Sonne über den Gletscher zur Hütte abzufahren. Genuss pur!
Da wir ein paar Probleme mit Skibindungen hatten, verzichteten wir am Montag auf eine Tour. Die Entscheidung el uns nicht schwer; bisher hatten wir nur blauen Himmel, jetzt türmten sich Wolken auf. Stattdessen übten wir im hütteneigenen Klettergarten Abseilen und Prusigtechniken in allen Varianten. Nach einem kurzen Mittagessen fuhren bzw. liefen wir ins Tal zum Bus und kamen nach einem Pizzastopp wohlbehalten in Augsburg an.
An dieser Stelle sollen nochmals die hervorragende Führung, Ausbildung und Leitung unserer Gruppe durch Stefan Mayer und Mark Brand hervorgehoben werden. Mit viel Engagement haben sie uns einiges an alpinem Wissen beigebracht, haben so manchen wieder den Spieltrieb entdecken und andere bergsteigerisch in neue Sphären aufsteigen lassen. Vielen, vielen Dank euch zwei!