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Energie-Selbstversorger im Allgäu

von Meriem Abbes

Wildpoldsried. Das ist eine kleine Gemeinde tief im Süden von Deutschland. Die Landschaft ist geprägt von weiten, satten Feldern, Wiesen und Kühen – so weit das Auge reicht. Das 2.500 Seelendorf mitten im Allgäu lebt nicht nur den Traum von der Nähe zu den Bergen, sondern auch den vom Dasein als Selbst versorger. Angst vor gestiegenen Strompreisen und der drohenden Gaskrise kennen die Bewohner*innen nur aus den aktuellen Nachrichten. In Wildpoldsried ist die Energiewende keine Utopie mehr, sondern gelebte Wirklichkeit.

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Der Ort versorgt sich seit Jahren komplett selbst mit Ökostrom und produziert damit siebenmal so viel Energie wie er selbst verbraucht. Dafür benötigt die Gemeinde nicht viel mehr als etwas Holz, Wind und die Sonne. Damit ist der Eigenbedarf der Gemeinde komplett gedeckt – der Rest wird verkauft.

Solaranlagen in der Gemeinde Dunkelblaue Solarpanelen zieren die Dächer der Ortschaft. Allein die Solaranlagen bringen der Gemeinde jährlich (Stand 2011) rund 160.000 € ein. Seit 2002 ist ein stetiger Anstieg der Solar- und Photovoltaikanlagen auf den Dächern zu entdecken. Durch eine frühe Förderung von Sonnenenergie durch „Wildpoldsrieder Solaraktionen“ wurde sowohl die Notwendigkeit von erneuerbaren Energien thematisiert als auch die Bürger*innen der Gemeinde dafür sensibilisiert. Neben der Vielzahl an privaten Dächern wurden auch die kommunalen Gebäude mit Photovoltaikanlagen belegt. Beinahe hätten die Einwohner*innen auch der Dorfkirche Solaranlagen verpasst. Nur der Denkmalschutz stand der Überlegung im Wege.

Windkraft als Haupteinnahmequelle Den meisten Strom erzeugt die Gemeinde jedoch nicht über die Solaranlagen, sondern über die Bürgerwindkraftanlagen. Im Jahr 2000 wurden die ersten Windkrafträder gebaut, mittlerweile sind es elf an der Zahl. Dabei erhielten die Wildpoldsrieder Bürger*innen die Möglichkeit, sich mit Eigenkapital an den eigens für die Projekte gegründeten Gesellschaften zu beteiligen – und das taten Sie auch. Die Bürgerwindkraftanlagen wurden komplett durch die Ersparnisse der Einwohner*innen nanziert. Weil die Renditen sich ausgezahlt haben, wurden schließlich weitere Anlagen gebaut. 2018 produzierten die neun Anlagen auf Wildpoldsrieder Flur insgesamt 31.324.000 kWh Strom. Damit wurden durch die Windräder im Jahr 2018 ca. 31.000.000 kg CO2 gegenüber Kohleversorgung eingespart. Wildpoldsried selbst benötigt nur 1/5 der erzeugten Energie aus den Windkraftanlagen.

Biogas und Dorfheizung Den „Idealisten“ aus Wildpoldsried verdankt die Gemeinde die Bandbreite der regenerativen Energien. Insbesondere die Landwirt*innen setzen sich für eine Vielzahl an ökologischen und ökonomischen Aktivitäten ein. So ergänzen ortsansässige Betriebe und Unternehmen die Palette durch innovative Produkte und Dienstleistungen.

Dies wird beson ders bei der Nutzung von Biomasse sichtbar. Seit über 20 Jahren sind in Wildpoldsried Biogasanlagen in Betrieb. Zu Beginn wurde der Wärmeüberschuss für die Warmwasserheizungen der angegliederten Wohnhäuser genutzt. Mittlerweile wurde das Netz ausgebaut und weitere Anwesen werden mit

Die Windkraft ist Hauptstromlieferant.

Durch Biogas gewinnt das Dorf seine komplette Wärme.

Wärme versorgt. Dabei ergeben sich neben der Wärme erzeugung und der CO2-neutralen Stromerzeugung noch weitere positive E ekte für die Umwelt. Durch die Gärproduktveredelungsanlage wird Sticksto gewonnen. Dadurch wird der Zukauf von mineralischen Düngern vermieden und die Massenminderung schont die Bodenstruktur der Wiesen. Zusätzlich werden die Biogasanlagen mit Gülleeinbringung von zehn umliegenden Milchviehbetrieben, sowie Mist und Grassilage von eigenem Betrieb und von umliegenden Landwirt*innen gespeist. Damit wirkt Wildpoldsried wie das Gallien der Öko-Idealisten. Das autarke 2.500 Seelendorf zeigt, dass eine Ener giewende gelingen kann und der Umstieg auf Erneuerbare Energien auch gesellschaftlich akzeptiert ist, wenn die Bevölkerung von Anfang an mit in die Projekte involviert wird. Insgesamt scha t es die kleine Gemeinde siebenmal mehr Energie zu produzieren als es selbst benötigt.

Wildpoldsried integriert sogar Elektromobilität als einen Teil des Netzkonzeptes in das Dor eben. Die Batterien von Elektroautos sollen in Zukunft

Schöne Windräder am Horizont.

überschüssigen Strom aufneh men, wenn die Sonne scheint und der Wind durch die Windkraftanlagen Strom produziert. So können künftig extreme Spannungsschwankungen ausgeglichen werden. Sie zeigen Deutschland, dass es gerade mal scha t, 16 % des Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, nicht nur, dass die Energiewende gelingen kann, sondern auch, dass sich der Umstieg auf erneuerbare Energien im Hinblick auf die aktuellen Preisentwicklungen lohnt – sich zuletzt sogar Geld damit verdienen lässt.

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