Die Wirtschaft nach dem Corona-Winter Aktuell dominiert ein Thema das Leben der meisten Menschen über den gesamten Globus: das Coronavirus. Privat geht so mancher an seine Grenzen – sei es der Spagat zwischen Homeschooling und Homeoffice oder die fehlende Geselligkeit. Doch nicht nur für die Gesellschaft, auch für die Wirtschaft ist die Pandemie eine enorme Belastungsprobe. Es gibt Branchen, die haben „Glück im Unglück“ – ihre Dienstleistungen und Produkte sind aktuell extrem gefragt. Zu nennen sind hier unter anderem die Pharmaindustrie mit ihrer Kompetenz bei Impfstoffen gegen das Virus, Produktionsunternehmen für Hygieneprodukte oder Anbieter von Online-Services sowie im E-Commerce-Bereich. Demgegenüber stehen Branchen, wie der stationäre Einzelhandel, die Gastronomie oder der Tourismus, die teilweise um ihr Überleben kämpfen. Klare Mehrheit kommt gut durch die Krise Dieses Stimmungsbild spiegelt auch das "Mittelstandsbarometer 2021"1 wider. Dafür befragte die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) deutschlandweit 1.150 mittelständische Unternehmen mit mindestens zehn Millionen Euro Umsatz verschiedenster Branchen. 57 Prozent der Befragten kamen demnach im Jahr 2020 ohne staatliche Unterstützung aus. Die verbleibenden Umfrageteilnehmer nahmen die Hilfsangebote, wozu auch das Kurzarbeitergeld zählt, in Anspruch. Im Ergebnis bewerten etwas überraschende 87 Prozent der Mittelständler ihre Geschäftslage zum Zeitpunkt der Befragung (November/Dezember 2020) als eher oder durchweg positiv. Grund dafür sei unter anderem, dass der Mittelstand die Themen Digitalisierung sowie Anpassung an Markt- und Kundenbedürfnisse in
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Nº 12 | April 2021 • creditshelf AG
den vergangenen Jahren vorangetrieben hat. Außerdem wurden finanzielle Polster angelegt. Einige Branchen hart getroffen Blicken wir auf die Unternehmen, die es nur schwer durch die Krise schaffen, fällt auf: Sie hatten entweder bereits vor der Krise mit markanten Transformationen zu tun oder ihr Geschäftsmodell basiert auf dem Faktor Mensch. Beispiel Automobilindustrie: Laut EY-Studie nahmen 66 Prozent der mittelständischen Kraftfahrzeugbauer Unterstützungsleistungen der Bundesregierung in Anspruch. Die Branche befindet sich bereits seit einigen Jahren im Umbruch: E-Mobilität, Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung sowie daraus folgend gravierende Veränderungen in der internen Struktur sind kostenintensive Veränderungen, für die die Automobilindustrie bereits hohe Investitionssummen in die Hand nehmen musste. Die zusätzlichen Belastungen aufgrund der Corona-Pandemie trieben einige Automobilzulieferer und auch -konzerne an ihre Existenzgrenzen. Die Bundesregierung hat deshalb ein spezielles Förderprogramm namens „Zukunftsinvestitionen in der Fahrzeugindustrie“2 für die Automotive-Branche gestartet. Es ist Teil des Konjunkturpakets zur Bekämpfung der Corona-Folgen. Der Förderumfang beträgt für den Zeitraum 2021 bis 2024 insgesamt 1,5 Milliarden Euro.
1. Quelle: www.assets.ey.com/content/dam/ey-sites/ey-com/de_de/ news/2021/01/ey-mittelstandsbarometer-konjunktur-2021.pdf 2. Quelle: www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Industrie/ zukunftsinvestitionen-fahrzeughersteller-zulieferindustrie.html