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PERSPEKTIVEN Schutz und Performance für das Portfolio: So setzen Fondsmanager Optionen und Futures ein

Zauberformel ? Hexenwerk o der

Für die einen sind sie unerhörte Wetten auf die Zukunft, für die anderen ein bewährtes Mittel zur Absicherung: Bei Derivaten gehen die Meinungen auseinander. Wie setzen Fondsmanager Futures und Optionen ein?

„Derivate sind finanzielle Massenvernichtungswaffen.“

Diesen Satz schrieb Warren Buffett im Jahr 2002 an seine Aktionäre. Drei Wörter nur, aber sie haben es in sich. Während der Finanzkrise wurde Buffett damit häufig zitiert, wodurch sein Ruf als bodenständiger Langzeitinvestor aus dem ländlichen Omaha gefestigt wurde, der der verrückten Bankenwelt in New York nicht traut.

Ironischerweise pflegt seine Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway selbst ein Derivateportfolio, und auch viele Fondsmanager können in ihrer täglichen Arbeit auf die synthetischen Finanzinstrumente nicht verzichten – sei es, um das Portfolio abzusichern oder um Renditen zu erzielen.

Zu diesen Finanzinstrumenten gehören auch Futures und Optionen. Manche Hedgefonds-Strategie konzentriert sich ausschließlich auf diese komplexen Papiere. Aber auch in Mischfonds kommen Futures und Optionen zum Einsatz. Die ersten Managed-Futures-Fonds kamen übrigens schon 1949 auf den Markt. So neuartig, wie sie manchmal beschrieben werden, sind diese Papiere also gar nicht.

Richtig ist aber, dass es einer gehörigen Portion Wissen bedarf, um solche Instrumente erfolgreich einzusetzen. Wir haben vier Fondsmanager nach ihren Erfahrungen mit Optionen und Futures gefragt.

S E R G E D E B R E B A N T

BABAK KIANI HSBC Global Asset Management

Die Einsatzmöglichkeiten von Optionen und Futures im Portfoliomanagement sind so vielschichtig wie Anlageziele und Investorenprofile. Typischerweise unterscheiden wir zwei übergeordnete Einsatzarten: den Auf- und den Abbau von Exposure zu einer Assetklasse. Je nach konkretem Fall empfiehlt sich Investoren jeweils eines der Instrumente mehr als das andere, da Futures zu einem symmetrischen und Optionen zu einem asymmetrischen Auszahlungsprofil führen.

Optionen und Futures können nicht nur als Sicherungsinstrumente in schwierigen Marktphasen wertvolle Beiträge im Portfoliomanagement leisten, sondern auch in richtungslosen Perioden als Quelle attraktiver Zusatzerträge dienen. Wir nutzen im HSBC Trinkaus Sector Rotation beispielsweise Sektor-Index-Futures im Rahmen eines regelgebundenen Investmentprozesses, um Positionen in europäischen Branchenindizes auf- oder abzubauen.

Neben diesen zwei Grundtypen können Optionen und Futures jedoch auch eingesetzt werden, um sehr spezifische Risiko-Ertrag-Profile zu erreichen, die ansonsten nicht erzeugt werden könnten. Schließlich ermöglichen gerade Optionsstrategien mehr oder weniger marktunabhängige Zusatzerträge, die insbesondere auch als Portable Alpha über eine größere Zahl von Portfolien genutzt werden können. Diese Möglichkeit setzen wir beispielsweise sehr aktiv ein, um vor allem die Volatilitätsprämie an den Aktienmärkten einer Vielzahl von Portfolien zugänglich zu machen.

FREDERIK FISCHER Allianz Global Investors

Eine effiziente Steuerung moderner Multi-AssetPortfolios ist ohne Derivate kaum denkbar. Als schnelle, liquide und kostengünstig handelbare Instrumente nutzen wir Futures, Optionen und Swaps, um Risiken abzusichern und Ertragschancen zu erhöhen, aber auch zur Analyse von Markterwartungen.

Im Risikomanagement dienen Derivate zur kurzfristigen Absicherung sowie zur langfristigen Abbildung des gewünschten Risikoprofils. Futures sind häufig auch dann handelbar, wenn der Kassamarkt geschlossen ist. So konnten wir jüngst während des chinesischen Neujahrsfestes auf die Folgen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus reagieren. Optionen bieten eine garantierte Absicherung, kosten jedoch eine Prämie. Daher replizieren wir Optionen oft durch den dynamischen Einsatz von Futures. Diese Strategie sichert zwar nicht gegen Gap-Risiken wie beim 1987er Crash ab, sie erzielt jedoch langfristig ein besseres Ergebnis. Ertragschancen ergeben sich im aktuellen Niedrigzinsumfeld dadurch, dass Futures teilweise zu negativen Finanzierungskosten handeln. Das heißt, man bekommt für die Kreditaufnahme sogar Geld. Durch eine Kombination von unkorrelierten Investments nutzen wir Diversifikationsvorteile und heben zusätzlich Renditepotentiale. Zudem sind Derivate häufig kosteneffizienter.

Derivate ermöglichen schließlich auch eine Analyse von Markterwartungen. So preisten etwa vor den Präsidentschaftswahlen 2017 in Frankreich Optionen auf den EuroBankenindex eine Korrektur von zehn Prozent ein. Durch den Verkauf von Optionen profitierten wir von einem deutlich moderateren Ausgang.

MATHIAS WEIL Metzler Asset Management

Für Finanzprofis ist der Umgang mit StandardOptionen zumindest in der Theorie bekannt, und man sollte meinen, dass – so lange es sich um liquide Instrumente mit kleinen Geld-Brief-Spannen handelt – auch keine Probleme entstehen sollten. Tatsächlich aber gibt es gegenüber den sogenannten linearen Derivaten wie Futures und Forwards bei den asymmetrischen Optionen zusätzliche Dimensionen wie die zeitabhängige Volatilität und das Gamma. Dadurch wird das tägliche Portfoliomanagement wesentlich komplexer, was die Attraktivität des Auszahlungsprofils von Optionen nicht schmälern muss – sofern man über die notwendige Erfahrung verfügt, um performanceschädliche Fehler zu vermeiden.

Zur Wertsicherung von Multi-Asset-Portfolios verwenden wir die Optionsreplikation über Futures. Wir haben unsere Strategien dahingehend optimiert, dass wir die Auszahlungsprofile von Optionen nutzen und gleichzeitig die höheren Prämien für physische Optionen vermeiden. Physische Optionen haben hingegen weitere attraktive Eigenschaften. Richtig eingesetzt können sie das Rendite-Risiko-Profil eines Portfolios verbessern, wenn Long-Optionen geschickt mit Short-Optionen zur Gegenfinanzierung kombiniert werden. Wenn man die realen Kosten von physischen Optionen kennt, die Preistreiber sowie Sensitivitäten in der Tiefe versteht und adäquat in der Strategieentwicklung berücksichtigt, stellen Optionen ein attraktives Instrument für die Portfoliooptimierung dar.

Wir setzen seit Ende der 1990er Jahre physische Optionen ein, um Portfolios abzusichern. Auch für unsere Absolute-Return-Strategien sind sie seit 2009 wichtige Instrumente zur Implementierung von Einzelstrategien.

TAREK SAFFAF Greiff capital management

Optionen stellen mächtige Werkzeuge im modernen Portfoliomanagement dar. Gerade ihre Nichtlinearität bietet vielfältige Möglichkeiten. So lassen sich beispielsweise Kurven oder Krümmungen oder auch asymmetrische Auszahlungsprofile konstruieren, die mit linearen Instrumenten wie Aktien nicht darstellbar sind.

Ebenso können Sie mit keinem anderen Instrument gleichzeitig Long und Short auf denselben Basiswert positioniert sein, was dem Wort „marktneutral“ eine neue Bedeutung zukommen lässt. Die meisten Fondskonzepte basieren auf Markt- oder Kursprognosen, egal ob technisch, fundamental oder Sentiment-getrieben. Wir wissen aber nicht, wohin sich die Märkte bewegen, und versuchen es auch nicht vorherzusehen. Was wir aber wissen, ist, dass sich Märkte bewegen, egal in welche Richtung, sowohl in Trend- als auch in Seitwärtsphasen. Genau von diesen Marktbewegungen profitieren wir und konstruieren Monat für Monat ein attraktives Rendite-Risiko-Profil – völlig marktneutral und prognosefrei. Marktbewegungen hängen oft vom vorherrschenden Volatilitätsumfeld ab. Je höher die Volatilität, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer Marktbewegung. So konnten wir beispielsweise im turbulenten vierten Quartal 2018 aufgrund der starken Marktbewegung nach unten ein positives Quartalsergebnis erwirtschaften. 2019 profitierten wir dagegen von der starken Marktbewegung nach oben, obwohl es nur wenig Volatilität gab. Es ist nicht untypisch, dass gerade in Niedrigvolatilitätszeiten ebenfalls Marktbewegungen existieren, die meist in Form von Trends auftreten. Diese Trends gilt es zu nutzen.

Indexbasierte Derivate sind wichtiger geworden Die Grafik zeigt die Zahl der gehandelten Kontrakte am Handelsplatz Eurex

2,0 2,5 BILLIONEN Zinsderivate Aktienderivate Indexderivate

Hamburg

Le Meridien 31. März

Citywire Deutschland lädt die Fondsselektoren des Nordens im Frühling wieder zum Event in der wunderschönen Hansestadt Hamburg ein. Am 31. März treffen sie auf erstklassige Fondsmanager – unter anderem von Aegon Asset Management, Aviva Investors, Morgan Stanley Investment Management und Nordea Asset Management. Im Hotel Le Méridien direkt an der Alster erwarten die Fondsselektoren aus Hamburg und Umgebung wieder spannende Diskussionen, Workshops und natürlich ein gemeinsames Mittagessen, bei dem sie die Gelegenheit haben, zu networken und sich in entspannter Atmosphäre mit den Fondsselektoren-Kollegen auszutauschen.

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