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BUSINESS TALK Wie viele Depotbanken braucht ein Vermögensverwalter?
pro CHRISTIAN MALLEK Sigavest Vermögensverwaltung
Eine Grundauswahl an Depotbanken, aus denen der Kunde auswählen kann, ist wichtig. Aber eine beliebig hohe Zahl an Kooperationsbanken hat keine Vorteile. Im täglichen Geschäft sind viele Depotbanken eher kontraproduktiv, denn der Vermögensverwalter muss seine Orders nun über mehrere Banken aufgeben, es müssen mehrere Schnittstellen vorgehalten werden, und auch die Orderkontrolle wird aufwändiger. Da die Unterschiede bei der Konditionsgestaltung der Banken nur marginal sind, zieht der Kunde auch daraus keine Vorteile. Der Vermögensverwalter sollte sich daher fragen, mit welchen Instituten er langfristig vertrauensvoll zusammenarbeiten kann. Eine Bündelung auf einige wenige Institute hat natürlich auch den Vorteil, dass ein Vermögensverwalter von ihnen wegen der konzentrierten Größe besser wahrgenommen wird. Dies kommt letztendlich wieder dem Endkunden zugute.
Wir bieten unseren Kunden beispielsweise die Depotführung bei einer Privatbank, einer Direktbank und einer reinen Fondsbank an. Hier geht es eher um die Charakteristik der Banken, bei denen sich der Kunde wohlfühlen muss. Eine weitere Verschachtelung ist unseres Erachtens nicht nötig und führt zu keinen Vorteilen. Traditionell arbeiten Vermögensverwalter mit mehreren Depotbanken zusammen. Ob das sinnvoll ist, liegt im Auge des Betrachters. Einerseits gewährleisten sie so eine gewisse Unabhängigkeit. Andererseits haben unterschiedliche Depotbanken auch unterschiedliche Prozesse, weshalb es mühsam sein kann, zwischen verschiedenen Anbietern zu wechseln. Wie sollte man sich also aufstellen? Gibt es – abgesehen von der Effizienz – noch andere Gründe, sich auf wenige oder gar nur eine Depotbank zu beschränken? Wie kann ein Vermögensverwalter den Bedürfnissen seiner Kunden gerecht werden? Oder ist es der Kundschaft am Ende gleich, so lange die gewünschte Dienstleistung erbracht wird? Wir haben vier Vermögensverwalter gebeten, Stellung zu beziehen. Mit je weniger Depotbanken ich zu tun habe, es o besser S I M O N E K L E I N F E L D
contra CHRISTIAN BAUS Franz Martz & Söhne Private Treuhand
Die Frage, ob man sich für nur eine oder für mehrere Depotbanken entscheidet, ist alles andere als profan. Für die Fokussierung spricht, dass Prozesse wie zum Beispiel die Ordererteilung effizienter sind. So multiplizieren sich die Probleme im Reporting zum Beispiel bei Kapitalmaßnahmen, wenn mehrere Depotbanken genutzt werden. Verwendet man nur eine Depotbank, sinkt möglicherweise auch der Preis aufgrund des höheren Volumens.
Dennoch haben wir uns bewusst für mehrere Depotbanken entschieden. Neben Leistungsunterschieden zum Beispiel bei der Händleranbindung oder Kreditmöglichkeiten gibt es ein wesentliches Argument: Unabhängigkeit! Für unsere Mandanten und als Vermögensverwalter wollen wir uns möglichst alle Optionen offenhalten.
Wenn zum Beispiel ein Mandant Bedenken wegen der Sicherheit der Depotbank hat, können wir seine Anlagen schnell zu einer unserer anderen Depotbanken umziehen, die bereits heute in jeder Form angebunden sind. Wenn eine Depotbank ihre Preise anzieht oder wichtige Leistungen wie den Zahlungsverkehr außerhalb der Depotbanken einstellt, können wir genauso schnell reagieren. Außerdem betrifft der Wechsel immer nur einen Teil der Mandanten und nicht alle Kunden.
Aufgrund unserer Marktposition haben wir partnerschaftliche Beziehungen zu unseren Depotbanken und faire Preise, ohne uns abhängig zu machen.
pro MARCUS MÖSSINGER Rosenberger, Langer & Cie. Capital Management
Die Anzahl der Depotbanken zu verringern oder sich sogar auf eine einzige Depotbank zu konzentrieren, ist aus unserer Sicht aus mehreren Gründen sinnvoll.
Erstens: Konto- und Depoteröffnungsformulare. Je weniger unterschiedliche Bankformulare man verwenden muss, desto besser. Sie sehen von Depotbank zu Depotbank nämlich teilweise sehr unterschiedlich aus. Zweitens: laufende Depot-Arbeiten. Ein Depot-Manager kann umso effizienter arbeiten, je weniger unterschiedliche EDV-Systeme er einsetzt. Ordereingaben, Reportings oder Auswertungen unterscheiden sich zum Teil erheblich. Zudem schleichen sich dann weniger Fehler ein. Drittens: unterschiedliche Preismodelle. Diese sind oft so unterschiedlich, dass es für Kunden schwierig ist, sich für die kostengünstigste Depotbank zu entscheiden. Abhängig von der Anlagestrategie, der Umschlagshäufigkeit und anderen Faktoren kann man diese Kosten vorab nur schätzen.
Natürlich geht mit der Fokussierung auf eine einzige Depotbank ein Klumpenrisiko einher. Gibt es Probleme bei der zentralen Depotbank, gibt es sie bei sehr vielen Kunden. Diese reagieren zum Beispiel sehr sensibel auf Fehler in der IT, bei Berechnungen oder Systemausfällen. Das kann so weit gehen, dass sie die Depotbank ganz infrage stellen. Die Depotbanken müssen sich hier entsprechend digital aufstellen und ihre Investitionen zielgerichtet einsetzen, um den Anschluss nicht zu verlieren.
contra JÜRGEN GRAW Taunus Investments
Wir kooperieren aktuell mit mehreren verschiedenen Depotbanken und planen auch nicht, das zu ändern. Es ist sehr wichtig, dem Kunden eine Auswahl an Depotbanken anbieten zu können. Diese Auswahl kann sich in der Art der Banken voneinander unterscheiden – Großbank, Privatbank, ausländische Bank, Spezialinstitut mit bestimmten Systemen für die Orderabwicklung – oder auch in der Gebührenstruktur, egal, ob es etwa eine Transaktionskostenpauschale oder eine Ticketgebühr gibt.
Nicht jede Depotbank betreut inländische und ausländische Kunden. Oftmals haben Privatkunden auch Abneigungen gegen bestimmte Banken, weil sie mit ihnen früher schlechte Erfahrungen gemacht haben und dort keine Kontoverbindung mehr eingehen wollen. Verschiedene Depotbanken zu verwenden, macht einen Vermögensverwalter auch unabhängiger, wenn sich die generelle Ausrichtung der Institute ändert. Diese Unabhängigkeit zeigt sich dann auch in einem separaten Reportingsystem.
Die Hinzunahme einer weiteren Depotbank kann auch die Verbuchung neuer Kunden erleichtern, wenn bei neuen Kollegen nur eine Dispositionsvollmacht statt einer komplett neuen Kontoeröffnung eingeholt werden muss.