chilli cultur.zeit

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Heft Nr. 17 6. Jahrgang

Betreten erlaubt Peter Zimmermann im Museum für neue Kunst

Flimmern & Rauschen

Körper & Seele

Stimmband & Beatbox

Rasant, Schräg und witzig: Ich bin tot, macht was draus!

Mehr Geld fürs 2. Tanz- und Theaterfestival in Freiburg

Die Freiburger Band Unduzo bekommt den Kleinkunstpreis


Tanz & Theater

Körperkult und lautstarke Beats Das internationale Tanz- und Theaterfestival Freiburg dringt in neue Dimensionen vor

Fotos: © Simona Boccedi,Dominik Mentzos, Danny Willems

M

von Valérie Baumanns

Mit der erfolgreichen Premiere 2014 hat das internationale Tanz- und Theaterfestival Freiburg die Politik überzeugt: Die Stadt Freiburg erhöhte den Zuschuss fürs diesjährige Festival um 50.000 auf 182.000 Euro, 60.000 sollen aus Ticketverkäufen kommen, rund 160.000 schießen die Landesregierung, die Baden-Württemberg-Stiftung und die Bundeskulturstiftung zu. Das ordentliche Budget von 400.000 Euro weckt nun auch Erwartungen. „Solche Festivals bieten Freiburg die Gelegenheit, auch international zu strahlen und neue Impulse auf dem Gebiet zu holen“, hofft nicht nur Kulturliste-Stadtrat Atai Keller. Über die Bretter geht das Festival im E-Werk, im Theater im Marienbad und im Theater Freiburg – mit fast ausschließlich aktuellen Produktionen. Darunter sind zwei deutsche Erstaufführungen und eine Uraufführung. Älter – aber keineswegs angestaubt – ist „Twenty to eight“ von Sasha Waltz. Schon 1993 hatte das Stück im E-Werk einen Gastauftritt. Und von hier aus startete der Welterfolg des Stücks und der seiner Choreografin. 2016 kommt es mit einer neuen Tänzergeneration erneut in Freiburg auf die Bühne. Ensembles, Tänzer, Schauspieler und Performer aus der halben Welt sind in

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Freiburg zu Gast: Sie kommen aus Brüssel und London, aus Tel Aviv, der Schweiz und von der Elfenbeinküste. Den Auftakt macht eine ganz besondere Produktion aus Deutschland. „Not Punk, Pololo“, eine Performance von Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen, orientiert sich an den populären Tanzshows der Elfenbeinküste. Und die werden bis heute von der amerikanischen Gangster-Rap-Kultur der legendären Pololo-Bewegung in der Hauptstadt Abidjan beeinflusst. Eine wild verrückte Mischung aus Disco, Punk, HipHop und elektronischen Klängen erfüllt den Raum. Die 18 Tänzer und Musiker aus Europa und von der Elfenbeinküste bewegen sich zu lautstarken Beats, da gibt es Begegnungen, Konfrontationen – eine Performance, die so authentisch ist, dass der Zuschauer in die ivorische Straßenkultur eintaucht und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten der verschiedenen Körpersprachen miterlebt. „Körper“ ist das Leitmotiv des Tanz- und Theaterfestivals: Wie verändert er sich in der Gegenwart? In einer Zeit, in der die Optimierung des Körpers mit Hilfe der modernen Medizin fast alltäglich geworden ist, der andererseits in virtuellen Räumen völlig verschwindet? Was bedeutet Zugehörigkeit zur Gesellschaft heute? Wenn


Tanz & Theater

Krankheit, Alter, Behinderung und andere körperliche Einschränkungen durch die technische Optimierbarkeit des Körpers immer mehr zu Störfaktoren in der Gesellschaft werden? Wenn sie den reibungslosen Ablauf „stören“? Der belgische Choreograph Seppe Baeyens bringt mit seiner Produktion „Tornar“ Laien und professionelle Tänzer aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek zusammen und zeigt die Auswirkungen einer Naturkatastrophe auf das menschliche Sein und die sozialen Gefüge im unvollkommenen Zustand. Um Zugehörigkeit in der Gesellschaft geht es auch in „Football on stilettos“. Die belgischen Performer Randi de Vlieghe und Jef Van gestel zeigen in einer deutschen Erstaufführung die Abgründe der Gesellschaft, wenn es um Homosexualität, Identität sowie die Rollenbilder von Mann und Frau geht. Auf satirische Art werden hier Vorurteile zur Schau gestellt und performativ auseinandergepflückt. Ein Highlight des Festivals ist die Trilogie „Barbarians“ der Londoner Company des israelischen Choreografen Hofesh Shechter im Großen Haus des Theaters. Musikalisch bewegt sich die Performance zwischen sakraler Barockmusik und Dubstep: dynamisch, spannungsvoll und in einer innovativen Tanzsprache.

Es sind auffallend viele Stücke aus Belgien im Programm. Das liegt daran, dass die Szene dort viel freier ist, erklärt Laila Koller, die Tanzkuratorin des E-Werks. Vor allem im Bereich Kinderund Jugendtheater seien die Belgier Pioniere. So ist mit „Rauw“ eine Produktion von kabinet k aus Gent im Theater Freiburg am Start. Die Inszenierung beschäftigt sich mit dem Überlebenskampf junger Menschen am Rande der Gesellschaft und bringt Laien sowie Profitänzer zusammen. Auch die freie Szene in Freiburg bleibt von diesem Festival nicht unberührt: Ein offener Dialog am 7. Mai im Südufer soll der freien Szene helfen und dabei neue Möglichkeiten offenlegen. „Der Zusammenschluss der drei verschiedenen Häuser ist künstlerisch sehr fruchtbar“, sagt Koller. Zu Beginn der Planungen hätten sich alle darauf geeinigt, nur Stücke einzuladen, auf die sich alle verständigen können. Dahinter steckte auch die Idee, spartenübergreifende Produktionen einzuladen, um neue Formen des (Tanz-)Theaters zu zeigen. Genregrenzen schwinden, und Koller prophezeit: „Tanz und Theater verschmelzen immer mehr zu einem einzigen Bewegungstheater.“ Freiburg freut sich auf spannende Impulse. Ob es international strahlen kann, bleibt abzuwarten.

Eleganz & Provokation: Der israelische Choreograf Hofesh Shechter mit seiner Londoner Company präsentiert im großen Haus des Theater Freiburg seine neueste Inszenierung ‚Barbarians‘ – und bleibt seiner dynamischen, extravaganten Linie treu.

Info Internationales Tanz- und Theaterfestival Wann? 28. April bis 14. Mai Wo: E-Werk, Theater Freiburg, Theater im Marienbad Tickets unter: www.tanzundtheaterfestival.de

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Konzeptuelle Kunst

High-Heel-Kratzer erlaubt Das frisch umgebaute Museum für Neue Kunst zeigt Peter Zimmermanns gröSStes Werk

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von Tanja Bruckert

m Freiburger Museum für Neue Kunst darf die Kunst mit Füßen getreten werden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der gebürtige Freiburger Peter Zimmermann hat hier sein bisher größtes Gemälde geschaffen – und zwar auf dem Boden. 1400 Liter Farbe sind auf die 425 Quadratmeter der fünf Ausstellungsräume geflossen. Ergänzt wird das Bodengemälde von zwölf Ölbildern, die sich in dem farbig glänzenden Boden spiegeln. Es ist die erste Sonderausstellung des frisch renovierten Museums.

Foto: © tbr

Peter Zimmermann zeigt in Freiburg sein größtes Werk

fluss digitaler Medien auf die Malerei „Peter Zimmermann bringt die Malezeigen. rei an Grenzen“, schwärmt Direktorin Seine Gemälde mit den abstrakten, Christine Litz, „denn dort ist Platz für Unerwartetes und Unerprobtes.“ 21 fließenden Formen waren etwa schon im Tage lang hat der konzeptuelle Maler im Centre George Pompidou in Paris oder geschlossenen Museum Epoxidharz an- im Museum of Modern Art in New York gerührt und in sieben Schichten auf dem zu sehen. In seiner Heimatstadt ist es Boden aufgetragen – so behutsam, dass hingegen seine erste institutionelle Ausdie darunterliegenden Schichten noch stellung. Sie repräsentiere einen der durchschimmern und ein faszinierendes Schwerpunkte des Museums, so Litz: Farbspiel ergeben. „Der große Reiz für Kunst, die regional entstanden, aber inmich war, mit diesen Dimensionen zu- ternational bedeutsam ist. „Peter Zimmermann. Schule von Freirechtzukommen“, sagt Zimmermann. Für das Freiburger Museum habe er burg“ ist die erste Sonderausstellung erstmals direkt vor Ort ein Bodengemäl- nach dem viereinhalbmonatigen Umbau. Sie darf nun in ganz neuem Licht erde angefertigt. Für den Wahl-Kölner trifft hier seine strahlen, denn Boden und Ölgemälde künstlerische Vergangenheit auf die Ge- werden nun von einer 430.000 Euro teugenwart. Gemälde aus Kunstharz fertigt er beAuf 425 Quadratmeter sind 1400 Liter reits seit den Achtzigern, mit Ölbildern beschäftigt Epoxidharz geflossen er sich hingegen erst seit drei Jahren. Seine Vorgehensweise ist ren LED-Lichtanlage beschienen. Litz aber dieselbe geblieben: Er verfremdet lässt den Zeigefinger über ein Tablet Fotos und Bilder aus seinem Arbeitsalltag wandern und schon sind die eben noch mit digitalen Filtern und überträgt sie strahlend weißen Flächen in ein mattes anschließend auf Leinwand. Mit seiner Gelb getaucht: Ist-Zustand vor dem Um„Post-Internet-Art“ will er so den Ein- bau. „Das ist der Grund, warum wir 54 chilli Cultur.zeit april 2016


kapitelkopf

Kultur Notizen SolidarEnergie vergibt Preise

Künstler wie Zimmermann nicht schon früher angefragt haben“, erklärt die Direktorin. Sie und ihr Team haben zusammen mit Kunstgeschichtsstudenten der Uni Freiburg den Umbau genutzt, um die ständige Sammlung neu zu konzipieren: Die klassische Moderne von August Macke bis Otto Dix wird nun etwa in der Atmosphäre eines Studienzimmers präsentiert, und schwarze, leere Rahmen an den Wänden erinnern an die Beschlagnahmungen der Reichskunstkammer 1937. Ein Bild von der Wand zu nehmen ist eben keine Kunst. Doch wie deinstalliert man ein mehr als 400 Quadratmeter großes Bodengemälde? Auf jeden Fall nicht in einem Stück. Das Gemälde geht zwar nach drei Monaten zurück an den Künstler – allerdings nur in kleinen Teilen. Inklusive aller High-Heel-Kratzer und Turnschuh-Streifen. Denn die sind bei Zimmermanns Bodengemälde nicht nur erlaubt, sondern als „eine Art Patina“ sogar gewollt.

Der mit 3000 Euro – und dem nicht weniger interessanten, lebenslangen Nießbrauch an einem Rebstock des Weingutes Schwarzer Adler – dotierte Preis des Vereins Solidar Energie geht in diesem Jahr an die Schauspielerin und Theaterleiterin Petra Gack sowie den Musiker Mike Schweizer. Zudem werden elf weitere kulturelle und soziale Projekte mit rund 10.000 Euro gefördert. Seit der Gründung 2011 hat der Verein schon mehr als 90.000 Euro vergeben. Er betreibt Solaranlagen, die von den Elektrizitätswerken Schönau installiert wurden. Die Erlöse stockt die Volksbank Freiburg durch eine gleich hohe Spende auf.

Kunstkommission kompromisslos Nach jahrelangem Hickhack hat eine Kunstkommission nun entschieden, dass das Martinstor kein neues Bildnis des Heiligen Martin bekommt. Das bislang letzte Bild schmückte das Stadttor bis 1968, dann bröckelte der Putz und mit ihm das aufgemalte Bild. Es hatte viele Ideen und Entwürfe gegeben, letztlich kam es zu keinem Kompromiss.

Zukunft weiter offen

Info Peter Zimmermann. Schule von Freiburg bis 19. Juni im Museum für Neue Kunst Öffnungszeiten: Di.– So. 10 bis 17 Uhr www.freiburg.de/museen Fotos: Bernhard Strauss, © VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Ob das Freiburger Filmfest im kommenden Jahr wieder über die Leinwände flackert, ist weiter völlig offen. Nachdem die Macher Michael Wiedemann, Ludwig Ammann und Michael Isele Ende Februar völlig überraschend hingeworfen hatten (wir berichteten), gab es eine große Solidaritätswelle. Die FWTM sicherte mehr Unterstützung zu, Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach schaltete sich ein, Stadtrat Atai Keller wollte sich dafür einsetzen, dass das Fest vom Rathaus mehr gefördert wird. Am 25. April trifft sich von Kirchbach mit den Kinomachern.

Preise und Gaben

Die Freiburger Malerin Helga Marten ist für ihr Gesamtwerk mit der Ehrengabe des Reinhold-Schneider-Preises ausgezeichnet worden und erhält 3000 Euro. Ihre aktuelle Ausstellung „Räume“ ist noch bis zum 1. Mai im Evangelischen Gemeindehaus Kenzingen zu sehen. Den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis gewann die in Freiburg lebende Künstlerin Susi Juvan. Andreas von Ow erhält das mit ebenfalls 3000 Euro dotierte Stipendium. bar april 2016 chilli Cultur.zeit 55


Musik

Wenn der Elch vor der Bühne gebärt A-cappella-Gruppe Unduzo erobert Herzen der Fans und Juroren

Fotos: © Antonia Nahas, Till Neumann

Z von Till Neumann

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um Brüllen komisch, melancholisch-tiefsinnig, melodisch-virtuos, donnernd laut – Unduzo hat viele Facetten. Das kommt an: Am 19. April bekommt die Freiburger A-cappella-Gruppe den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg. Nicht die erste Auszeichnung für die „Uprising Stars“. Die fünf Vokalartisten sind auf dem besten Weg, ein Aushängeschild der Stadt Freiburg zu werden. Klammheimlich verlässt Patrick Heil die Jazzhaus-Bühne. Ist der Tenor etwa sauer? Seine vier Kollegen scheinen nichts zu merken. Linda Jesse, Julian Knörzer, Richard Leisegang und Cornelius Mack stimmen das nächste Lied an.

Plötzlich taucht Heil wieder auf – mit Sonnenbrille, offenem Hemd und Goldkette. „Spieglein Spieglein an der Wand, wer hat den größten ... im Land? Und ist dazu noch elegant?“ Er natürlich, der lasziv besungene „Gigolo“. Die Menge im randvollen Jazzhaus grinst. Beim Auftritt im März hat die Band das Jazzhaus-Publikum fest im Griff. Die fünf studierten Musiker, alle Anfang 30, beeindrucken mit ausgefeilten Arrangements, witzigen Texten und selbstironischen Showeinlagen: Mal gibt Patrick Heil den Macho, mal bezirzt Cornelius Mack als französischer Charmeur die Damen, mal verwandelt Beatboxer Julian


Gesang

Knörzer ein Schlaflied in eine donnernde Beatbox. Dann sollen die Zuschauer das Geräusch eines gebärenden Elchs nachmachen. Was auf der Bühne lässig daherkommt, ist hart erarbeitet. Seit 2009 ackert die Band für den Durchbruch. Etwa 300 Konzerte hat die A-cappella-Gruppe gespielt. Zwei Alben sind erschienen, derzeit arbeitet sie am dritten, das 2017 rauskommen soll. Die Liste der Auszeichnungen ist lang. Den bisher wichtigsten bekommen Unduzo jetzt in Stuttgart: den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg 2016. Das gibt

„Zwei Jahre lang sahen wir aus wie rote Tampons“ 5000 Euro Preisgeld und viel Aufmerksamkeit. Die Jury lobt die Freiburger als „junge Antwort auf die A-cappella-Tradition“. „Das ist super wichtig für uns, ein Türöffner“, sagt Leisegang. Die Konzertanfragen nehmen spürbar zu. Mit den vier Kollegen steht er im Band-Proberaum im Stadtteil St. Georgen. In Knörzers Arbeitszimmer feilen sie an neuen Stücken. Auf dem Tisch steht ein Macbook, an der Wand ein Keyboard, alle haben Tablets in der Hand, lesen dort ihre Noten ab. „Hab keine Angst, das ist ein Liebeslied, das meint es

gut“, singt Heil. „Wir haben’s vergeigt, machen wir Takt 57 nochmal?“, fragt Mack. „Ihr habt’s vergeigt, ich nicht“, scherzt Leisegang. Probentermine zu finden, ist nicht immer leicht. Alle geben Unterricht und haben weitere Bandprojekte. Leisegang wohnt zudem in Leipzig, die anderen in Freiburg. Etwa einmal die Woche sehen sie sich. Geprobt wird mal in Freiburg, mal im Hotel vor einem Auftritt oder direkt auf der Bühne, erklärt Knörzer, der sich auch mit der Beatbox-Formation Acoustic Instinct einen Namen gemacht hat. Die Rollen sind klar verteilt: Die meisten Ideen bringt Heil ein, Leisegang kümmert sich ums Management und feilt mit dem Tenor an den Texten. „Musikalisch macht das dann oft Corni und ich tippe es ab“, sagt Knörzer und grinst. Um den optischen Feinschliff kümmert sich Jesse, die seit vier Jahren dabei ist. „Ich habe damals den Flyer gesehen und dachte mir: Die sind alle ein bisschen verrückt, das passt“, sagt die gelernte Musicaldarstellerin. A-cappella-Bands mit einer Sängerin sind selten. Der Aufwand, alle Stücke für Jesse umzuschreiben, hat sich gelohnt. Sie komplettiert die Gruppe stilsicher, hat in Sachen Choreografie und Bühnenoutfits viel verändert. „Zwei Jahre lang sahen wir aus wie rote Tampons“, witzeln die männlichen Kollegen. Heute

Ambitioniert: Unduzo sind Richard Leisegang (Titelbild, von links), Julian Knörzer, Linda Jesse, Cornelius Mack und Patrick Heil. Die Fünf studierten Musiker sind mittlerweile weit über Freiburg hinaus gefragt. 2017 wollen sie ihr drittes Album veröffentlichen. Ihr Bandname steht für die Frage: Und du so?

gibt’s Choreografien, die weit übers synchrone Schnipsen hinausgehen. „Die Bühnenpräsenz kann noch besser werden“, sagt Jesse trotzdem. Unduzo wollen weit kommen. Mack hat deswegen ein Bandprojekt aufgegeben, Jesse cancelt einen Job als Lehrerin. Bei Knörzer ist es ein „Kopf-an-Kopf-Rennen“ zwischen Acoustic Instinct und Unduzo. Heil ist parallel bei der Urban-Pop-Band „Otto Normal“, die gerade einen Vertrag bei Sony Music unterschrieben hat. Er wird sich irgendwann entscheiden müssen, sagen die Kollegen. Vorausgesetzt die Unduzo-Schlagzahl erhöht sich weiter. Das A-cappella-Quintett hat Potenzial für mehr, ist Bertrand Gröger vom Jazzchor Freiburg überzeugt. Er kündigte die Band im Jazzhaus als „Uprising Stars“ an. Knörzer sieht es so: „Es gibt viele bessere Sänger, aber nicht mit diesen Ideen.“ Etwas Vergleichbares kenne er nicht. Und du so? april 2016 chilli Cultur.zeit 57


e n g a a n .. r F 4

Stimming

Rummelplatzmusik

Diynamic Music

Rapconte

Alpe Luisa

Foto: © Freiburger Institut für Musikermedizin

... Claudia Spahn

Zweierpasch

„Voll biologisch“

Märchenhaft

Hütten-House

Musik ist Grundnahrungsmittel, sagen Claudia Spahn und Bernhard Richter in ihrem Buch „Musik mit Leib und Seele“. Die Leiter des Freiburger Instituts für Musikermedizin zeigen darin, was wir mit Musik machen und sie mit uns. chilli-Redakteur Till Neumann hat mit Claudia Spahn (53) darüber gesprochen.

(bar). Urban HipHop: Ein bisschen funky, ein bisschen soulig und eine coole Idee: Das deutsch-französische Duo Zweierpasch / Double Deux und ihre Band Les Mythes haben für die neue Rapconte-Scheibe mal in den Märchen der Gebrüder Grimm gestöbert. Nun rappen und grooven sie Hänsel und Gretel, das tapfere Schneiderlein, Rapunzel oder auch den gestiefelten Kater – zweisprachig. Das fünfte Märchen, „Die Zwei und der Berg“ stammt direkt aus den Federn der Zwillingsbrüder Felix und Till Neumann. Auf die märchenhafte Rap-Idee kamen sie im Mai 2014, als sie beim ersten deutsch-französischen Märchenfestival Konzerte in Lörrach und Straßburg spielten. Lehrer dürften sich freuen, denn mit der zeitgemäßen Musik lassen sich nicht nur die schön-schaurigen Märchen aus fernen Zeiten eingängig lernen, auch im Fremdsprachenunterricht könnte Rapconte willkommen sein. Aber auch ganz ohne pädagogischen Nutzen kommen die Songs mal leicht und luftig, mit Swing am Sax, mit Spaß an der Stromgitarre und mit guten Beats am Bass daher. Die Scheibe kommt am 29. April für zehn Euro auf den Markt. Wer das Duo live sehen will: Am 17. April spielt es im Waldhaus Freiburg und am 22. April (ab 19 Uhr) bei einem Unicef-Benefizkonzert im Waldsee.

(tbr). Das Plätschern eines Gebirgsbachs, das Läuten von Kuhglocken, das Knarzen von Holz und das Heulen des Winds: Ein Hamburger macht Bergalm-Musik. Dass das nur dank ausführlicher Recherche gelingen kann, war wohl auch Martin Stimming klar. Einen ganzen Monat lang zog er sich daher auf eine einsame Berghütte in einem norditalienischen Skigebiet zurück: die „Alpe Luisa“. Den Entstehungsort seines vierten Albums hört man nicht nur am Namen, dennoch muss niemand befürchten, dass der House-DJ und Toningenieur zur Volksmusik übergelaufen ist. „Alpe Luisa“ vereint relaxte und dennoch energiegeladene Sounds, komplett ohne Vocals. Die Songs von Stimmings viertem Studioalbum sind wunderbar warm und verspielt. Manche wie „Prepare“ bauen sich langsam auf, der Hörer wird sanft durch den Song geleitet. Bei anderen, wie „Tanz für Drei“ wird man in die Klangwelt hineingeschmissen und muss sich dort selbst zwischen den gegenläufigen Strömungen zurechtfinden. Die ständigen Richtungswechsel und überraschenden Elemente halten die Spannung über das ganze Album hinweg aufrecht. Musik, die man wohl am besten ganz in Ruhe zu Hause genießt – falls nicht gerade eine einsame Berghütte zur Hand ist.

cultur.zeit: Frau Spahn, welche Nährstoffe sind im Grundnahrungsmittel Musik enthalten? Spahn: Alle lebenswichtigen Vitamine. Musik ist ein gesundes Grundnahrungsmittel, voll biologisch und sehr schmackhaft. Ohne fehlt uns etwas (lacht). cultur.zeit: In Ihrem Buch steht, Musik steigert die Lebenserwartung. Wie denn das? Spahn: Musik regt uns an, wir musizieren mit allen Sinnen. Wir nutzen so die Möglichkeiten unseres Körpers und unserer Seele, drücken uns emotional aus. Musik hält uns außerdem fit, sie ist innere und äußere Bewegung. Singen setzt sogar Endorphine frei. cultur.zeit: Kann Musik ungesund sein? Spahn: Musik an sich ist immer gesund. Wir können aber ungesund damit umgehen, zum Beispiel, indem wir sie zu laut hören und uns die Ohren kaputt machen. Das ist wie beim Essen: Zu viel ist nicht gut. An sich ist Musik aber total positiv. cultur.zeit: Musik ist heute immer verfügbar ... Spahn: Ja, wir können sie quasi immer hören. Wichtig ist aber, Musik selbst zu machen. Früher war es selbstverständlich, ein Instrument zu spielen oder zu singen. Das Buch soll anregen, Musik aktiv wahrzunehmen. Sie muss ja nicht immer super glatt sein. Eine Welt ohne Musik wäre schrecklich öde. Das mag man sich gar nicht vorstellen. 58 chilli Cultur.zeit april 2016


Ralf Welteroth

AnnenMayKantereit

GrüSSe aus Port Folio

Alles Nix Konkretes

Maringo-Verlag Stuttgart, 2016

Vertigo/Universal

Der Sounddreck ... Headline ... zu Europa Titel: The European Union Songbook Urheber: ??? Jahr: 2016

Rhetorische Notfallambulanz

Blasser Kerl, krasse Stimme

(dob). Camping-Mobile unter der Autobahnbrücke, eine als Elefant getarnte Klobürste und ein trister Beton-Sonnenschirm an grauem Strand – will man da schöne Tage verbringen? Und wo liegt dieser Nicht-Ort überhaupt? Ralf Welteroth zumindest schickt uns Grüße aus Port Folio. So nennt sich das soeben als Doppel-CD erschienene Hörbuch. Auf den schmissigen Scheiben hat Welteroth – Freiburger Autor und Musiker (Levy Shoemaker), Dauergast der Stuttgarter Lesebühne get shorties und nicht zuletzt verdienter Geschmackspolizist dieses Magazins – neue, unveröffentlichte Texte, ein wenig Musik, Gedichte und Liveaufnahmen aus mehr als zehn Jahren auf der Bühne versammelt. Es sind zumeist schöne Wortspiele, nah am Dada und nicht so sehr am Schenkelklopfer gebaut. Wortakrobatik ohne Netz. Wir erfahren etwa, was es mit den famosen tschechischen Gebrüdern Pospíšil auf sich hat, warum der berühmte Schriftsteller Hellmuth Karasek Angst vor der Jugend hat, wie es sich in der rhetorischen Notfallambulanz anfühlt und ob es wirklich stimmt, dass Iris Berben so hübsch ist, wie alle meinen. Die erste CD endet mit dem Titel „Ein einigermaßen nützlicher Text bestehend aus Koryphäen, Hämorrhoiden und dem viel zu selten verwendeten Adjektiv flamboyant“. Noch Fragen?

(tln). AnnenMayKantereit sind für so manchen die Band der Stunde. Poppig, verträumt und eingängig ist der Sound der vier Kölner. Mit „Alles Nix Konkretes“ haben sie im März ihr erstes Album veröffentlicht. Das sticht vor allem wegen Henning Mays Stimme aus der Masse heraus. Beginnt der schmächtige, blasse Kerl zu singen, reibt man sich die Ohren: so bassig, durchdringend und kratzig klingt das, als hätte er jahrelang Kette geraucht und Whiskey statt Wasser getrunken. May singt sich auf „Alles Nix Konkretes“ quer durchs Leben eines Mittzwanzigers: Es geht um Liebe, Abschied, Freundschaft, Trennung. „An der Haltestelle stehn, und es tut weh, dich schon wieder so wieder zu sehn“, singt er in „Pocahontas“ und will sich entschuldigen. Was dahintersteckt, erfährt der Hörer nicht. Die Platte hält, was der Titel verspricht: Es geht um viel Beiläufiges und um wenig Konkretes. Der Klangteppich ist mal schmusig weich, mal borstig tanzbar. Mitsingen will man, den Regen plätschern hören, die Schnipsel aus Mays Alltag zwischen Tourbus, Beziehungschaos und WG zu einem Ganzen zusammenfügen. Wohlfühl-Pop trifft Gefühlschaos trifft Sehnsucht. Musikalisch haben AMK gute Arbeit abgeliefert. Mit so einem Sänger kann man dann ohne weiteres einen Hit landen. „Oft gefragt“ zum Beispiel.

The Final Countdown – wer kennt es nicht, das lustige Endzeitlied der schwedischen Schwerst-Frisurenrocker Europe, was übersetzt ungefähr so viel wie Europa heißt. Und tatsächlich ist der skandinavische, finale Runterzähler gerade dabei, die Ode an die Freude als offizielle Hymne der Europäischen Union abzulösen. Diese ist nun aber wirklich auch so was von obsolet und oldfashioned geworden. Die Einzigen, die sich in Europa (Europe) und neben der Band Europe (Europa) noch dauerhaft freuen, sind die ganzen EU-Abgeordneten, Kommissare und Beamten in Brüssel und Straßburg, nämlich über ihre monatlichen Bezüge und Pensionsansprüche. Aber solange was Gutes dabei rumkommt, sei es ihnen von Herzen gegönnt. Und das tut es doch auch. Zum Beispiel wirbt man gerade für die Zusammenstellung eines Liederbuchs der Europäischen Union. Man kann hier für Deutschland sechs Lieder (u.a. ein Liebeslied, Friedenslied, Kinderlied, Naturlied) vorschlagen, die man der Aufnahme in ein solches Liederbuch für würdig hält. Solch essentielle Bereiche wie Sex, Saufen und Geld fehlen leider völlig. Deshalb nominiert die Gechmackspolizei hierzu folgendes Deutsches Liedgut (welches zumindest für Tante Europa gerade gut genug ist): „Ole, wir fahrn ins Puff nach Barcelona (oder auch nach Straßburg), „Trink, trink, EU-Brüderlein trink (lass doch die Sorgen zuhaus)“ und „Hey Boss (oder auch EZB), ich brauch mehr Geld“. Schauen sie doch auch mal vorbei und stimmen ab, vielleicht trifft man sich ja zufällig auf www.eu-songbook.org Für Ihre Euro-Geschmackspolizei Ralf Welteroth


kino

Asche zu Asche ? BärbeiSSige Gestalten in einem turbulenten Rail-&-Fly-Movie von Erika Weisser

Ich bin tot, macht was draus! Belgien/Frankreich 2015 Regie: Guillaume & Stéphane Malandrin Mit: Bouli Lanners u.a. Verleih: Camino Laufzeit: 96 Minuten Start: 28.4.2016

A

ls das Mikrofon des Leadsängers der in die Jahre gekommenen Rockband „Grand Ours“ den Geist aufgibt, ahnt niemand, dass auch dessen letztes Stündlein bald schlägt. Laut, krachend und mit anarchischer Energie bestreiten die bärtigen Barden das Kellerkonzert im Brüsseler Banlieu-Milieu; Sänger Jipé hat Mühe, ohne Verstärker gegen die kreischenden Instrumente der E-Gitarristen Yvan und Wim und die lärmende Fangemeinde anzusingen und sie zu übertönen. Hinterher ist seine Stimme ruiniert. Er kann gerade noch krächzen, dass sein Hals sich anfühle, als stecke ein Messer darin. Ob der anschließende ausgiebige Bierkonsum in der benachbarten Kneipe Linderung bringt, erfahren wir nicht. Jipé sagt nicht mehr viel, dafür trinkt er umso mehr. Denn das bisher nur mäßig erfolgreiche Quartett aus drei zotteligen Altrockern und einem smarten Jungschlagzeuger hat allen Grund zu feiern: In ein paar Tagen soll es endlich zum ersten Mal raus aus Belgien und auf große USA-Tournee gehen; der Flug nach Los Angeles ist schon gebucht. Doch dazu kommt es nicht mehr – zumindest für Jipé, dessen plötzliches Ableben Teil einer aberwitzigen, in ihrer wilden Logik umwerfend komischen Kausalkette ist, in der sich die

Fotos: © Camino Film

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abgründigsten Turbulenzen aneinanderreihen. Und diese wirbeln die in tiefer Bestürzung hinterbliebenen Bandkollegen bald gehörig durcheinander. Die größte Turbulenz erleben Yvan, Wim, Altschlagzeuger Pierre und Jipés bis dahin unbekannter Liebhaber Danny im Flieger, der die Kumpels samt der kurzerhand von einer Urne in einen Plastikeimer umgefüllten Asche des Verstorbenen nach Los Angeles bringen soll. Die Maschine stürzt nämlich beinahe ab – verursacht durch die Spätfolgen des am Vorabend der Reise erfolgten Verzehrs des ziemlich vergammelten, noch von Jipé persönlich zubereiteten Chili con Carne. Zwar schafft der Pilot gerade noch eine Notlandung, doch die chaotischen Trauernden schlagen in Kanada auf. Und von dort will sie kein Weg mehr in die Staaten führen: Nach einer schier endlosen Zugfahrt landen sie total bekifft und völlig zerstritten in einer Inuit-Siedlung im äußersten Norden Kanadas – im Gebiet großer Bären und eines heiligen Flusses, dessen Ufer die ideale Stätte für die feierliche Bestattung von Jipés Asche darstellt. Doch auch dazu kommt es nicht, trotz der Versöhnung, die die alte Männerfreundschaft neu besiegelt. Ein witziges, rasantes und schräges Rail-&-Fly-Movie, dessen bärbeißige Gestalten über alle Stränge schlagen – und für ein derart abgedrehtes Vergnügen sorgen, dass wir gerne über allzu übertriebene Zoten hinwegsehen.


Die Kommune

Foto: © Prokino

Dänemark 2016 Regie: Thomas Vinterberg Mit: Trine Dyrholm, Fares Fares u.a. Verleih: Prokino Laufzeit: 111 Minuten Start: 21.4.2016

Frauen

Foto: © Camino Filmverleih

Deutschland 2015 Regie: Nikolai Müllerschön Mit: Heiner Lauterbach, Blerim Destani u.a. Verleih: Camino Laufzeit: 90 Minuten Start: 5.5.2016

Schrotten!

Foto: © Port Au Prince Pictures

Deutschland 2015 Regie: Max Zähle Mit: Lukas Gregorowicz, Frederick Lau u.a. Verleih: Port au Prince Pictures Laufzeit: 96 Minuten Start: 5.5.2016

Alternativ im Nobelviertel

Drei Männer im Auto

Cleveres Ganovenstück

(ewei). Der erfolgreiche ArchitekturDozent und Familienvater Erik entschließt sich, in der frisch geerbten Villa in einem Kopenhagener Nobelviertel eine Kommune aufzumachen. Freilich tut er dies seiner Lebensgefährtin Anna zuliebe, die ihn mit sanftem Druck von der alternativen Lebensform „überzeugt“ – schließlich locken unerwartete Mieteinnahmen. Und Tochter Freja ist begeistert, als immer mehr alte Freunde, neue Bekannte und vor allem Kinder in das gutbürgerliche Haus einziehen. Für die kunterbunte Wohngemeinschaft beginnt ein fröhlich-entspanntes Leben mit regelmäßigen Partys, Essenstreffs und Hausversammlungen. Ein Leben, in dem alles zu stimmen scheint – bis auf die Bierkasse. Doch dann verliebt sich Erik in die Studentin Emma … Ein Filmvergnügen über das Dilemma von Bedürfnissen und Idealen, mit einem spielstarken Ensemble. Für die Rolle der Anna erhielt Trine Dyrholm den Silbernen Bären als beste Darstellerin.

(ewei). Da sind wohl drei Männer zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder vielleicht doch nicht? Jedenfalls kommen durch Verwechslungen, Missverständnisse und Ausbruchsversuche drei Kerle zusammen, deren Wege sich sonst nie gekreuzt hätten – und deren jeweiliges Frauenbild ansonsten möglicherweise nie in Frage gestellt worden wäre. Der steinreiche, in Scheidung lebende Industrielle K. O. Schott wird zu seiner Fahrt zu einem dringenden Termin vom falschen Chauffeur abgeholt und auf die falsche Route gebracht. Noch ehe sie die Verwechslung bemerken, gesellt sich der Mazedonier Liz Tucha zu ihnen: In höchster Not auf der Flucht vor der Verwandtschaft der Braut, mit der er zwangsverheiratet werden sollte, kidnappt er die Limousine und zwingt den Fahrer und eingefleischten Frauenverachter Rüdiger Kneppke in eine ganz andere Richtung. Die Reise endet auf einer Klippe, in einem Versteck im Wald. Und mit neuen Einsichten.

(ewei). Die verfeindeten Brüder Mirko und Letscho Talhammer erben nach dem Tod des Vaters den abgewirtschafteten familiären Schrottplatz. Mirko, der längst ausgestiegen ist, will ihn verkaufen, doch Letscho hängt mit ganzem Herzen daran und will ihn unbedingt behalten – und vor dem Zugriff des fiesen Nachbarn und Konkurrenten Kercher retten. Seit sein Betrieb zu einem städtisch gesponserten Recycling-Unternehmen avancierte, will er expandieren und glaubt nun, den Talhammers endlich auch noch das letzte Wasser abgraben zu können. Irrtum: Letscho und Mirko raufen sich zusammen und verwirklichen den letzten waghalsigen Plan ihres Vaters – ein Himmelfahrtskommando, das nur durch eine kleine Unachtsamkeit am Ende misslingt. Doch die Brüder sind nicht mehr zu stoppen. Eine schlichte Story, von einem spielfreudigen Ensemble in flottem Tempo als wunderbar cleveres Ganovenstück mit vergnüglichen Wendungen inszeniert.


DVD Macho Man

Familienfest

Ich und Earl und das Mädchen

Deutschland 2015 Regie: Christof Wahl Mit: Christian Ulmen, Aylin Tezel u.a. Verleih: Universum Laufzeit: 98 Minuten Preis: ca. 14 Euro

Deutschland 2015 Regie: Lars Kraume Mit: Lars Eidinger, Jördis Triebel u.a. Verleih: Eurovideo Medien Laufzeit: 94 Minuten Preis: ca. 14 Euro

USA 2015 Regie: Alfonso Gomez-Rejon Mit: Thomas Mann, Olivia Cooke u.a. Verleih: TCF Home Entertainment Laufzeit: 104 Minuten Preis: ca. 13 Euro

Wann ist ein Mann ein Mann

Abrechnung ohne Biss

Komik und Kummer

(ewei). Der 30-jährige Daniel ist angepasst und bequem, er geht stets den Weg des geringsten Widerstands. Als Sohn von ehemaligen 68ern ist er zwar das genaue Gegenteil seiner subversiven Eltern, hat aber deren gesellschaftlichen Werte angenommen: Unter anderem ist er ein Frauenversteher, der dem anderen Geschlecht Respekt und Achtung entgegenbringt. Das hilft ihm, als er im Türkeiurlaub die schöne Aylin kennenlernt. Hals über Kopf verlieben sie sich und leben glücklich – bis er auf Aylins Familie trifft. Ihr Bruder Cem und ihre Eltern vertreten nämlich ein anderes Männerbild als die Tochter und der Schwiegersohn in spe. In ihren Augen ist ein Mann, der kein klassischer Macho ist, kein Mann. Um es sich mit der Familie seiner Freundin nicht zu verderben, beginnt Daniel, sich an deren Erwartungen anzupassen. Er geht bei Cem in die Lehre – und gerät in einen schwierigen Spagat. Komödienscharmützel mit wenig Tiefgang.

(ewei). Ein Patriarch, seine beiden Ehefrauen und seine Kinder: Eine Geschichte von Zerwürfnissen und Missverständnissen, Konkurrenz und Zurückweisung, von Geduld und Gewalt. Im Grunde geht es allen um Liebe und Anerkennung, selbst dem besagten Patriarchen. Zu seinem 70. Geburtstag hat er, ein berühmter Pianist, seine geschiedene, inzwischen ziemlich versoffene Frau und Mutter seiner höchst unterschiedlichen Söhne in sein Haus eingeladen, das er alleine mit seiner neuen, braven und konfliktscheuen Frau bewohnt. Die gepflegte Villa wird freilich zum Schauplatz der ziemlich ungepflegten Aufarbeitung familiärer Probleme. Lars Kraume hat ein tragisches, manchmal allzu brav inszeniertes Familiendrama geschaffen, das trotz eines sehr guten Darstellerteams leider nur selten in erfreulich bösen und wirklich bissigen Dialogen an Fahrt gewinnt. Großartig in ihren Rollen: Lars Eidinger, Hannelore Elsner und Jördis Triebel.

(ewei). Der kontaktscheue Greg will die Highschool möglichst unauffällig und unbeschadet überstehen. Freundschaften meidet er, selbst seinen besten und einzigen Freund Earl nennt er nur „Mitarbeiter“. Die beiden verbindet eine große Leidenschaft fürs Kino, sie drehen Kurzfilm-Parodien auf Klassiker. 42 Videos haben sie bereits fabriziert, darunter illustre Titel wie „A Sockwork Orange”, „Eyes Wide Butt“ oder „Rosemary Baby Carrots“. Ihre kreativen Späße darf freilich keiner sehen. Als bei Rachel, der Tochter der besten Freundin seiner Mutter, Leukämie festgestellt wird, muss er sie besuchen. Widerwillig fügt er sich – und erlebt einen ziemlich unterkühlten Empfang: Rachel ist das abgekartete Spiel ihrer Mütter genauso peinlich wie Greg. Doch nicht lange. Eine berührende Story, der durch eine lässige Erzählweise und angenehm unbekümmert agierende Darsteller die schwierige Balance zwischen Komik und Trauer gelingt.

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Kolumne

KINO FILMTIPPS

Ewige Jugend

Das brandneue Testament

voll von der Rolle

Foto: © Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung Wiesbaden

Italien / Frankreich / Schweiz 2015 Regie: Paolo Sorrentino Mit: Michael Caine, Harvey Keitel u.a. Verleih: Universal Film Laufzeit: 118 Minuten Preis: ca. 15 Euro

Belgien/Frankreich/Luxemburg 2015 Regie: Jaco Van Dormael Mit: Pili Groyne, Benoît Poelvoorde u.a. Verleih: Eurovideo Laufzeit: 110 Minuten Preis: ca. 16 Euro

Die Kunst des Alterns

Nicht wie im Himmel

(ewei). Der persönliche Gesandte der Queen ist not amused. Ihre Majestät wünscht sich zum Geburtstag ein Ständchen von ihrem Lieblingskomponisten. Doch der Maestro (Michael Caine) hat keine Lust mehr auf die Royals, er genießt lieber seinen Ruhestand. Mit seinem langjährigen Freund (Harvey Keitel) macht er Urlaub in einem Luxus-Sanatorium in den Schweizer Alpen. Man plaudert entspannt über Prostata-Probleme und verflossene Liebschaften, über die Kinder und deren zerbrochene Ehen. Während der Musiker den endgültigen Schlussstrich unter seine Karriere zog, plant sein Kumpel, ein namhafter Regisseur, in der abgeschiedenen Bergwelt ein letztes Werk – sein cineastisches Testament. Umgeben von einem Trüppchen überambitionierter junger Autoren, gefällt er sich als angebeteter Kino-Guru. Er ahnt nicht, welche Turbulenzen sein vermeintlicher Geniestreich nach sich zieht. Eine Meisterleistung – von Regisseur und Darstellern.

(ewei). Gott lebt in Brüssel, nicht im Himmel. Und er ist nicht gütig, sondern ein Tyrann. Ein allmächtiger Despot, der mit diebischer Freude neue, fiese Gebote ausheckt und, nachdem er schon den Sohn aus dem Haus getrieben hat, nun Frau und Tochter Éa zusetzt. Bis auch diese genug hat und sich vom Bruder, der ihr nächtens manchmal erscheint, den Weg aus dem nicht eben himmlischen Gefängnis weisen lässt. Vor ihrer Flucht hackt sie sich in den Computer des Vaters ein und schickt die dort gespeicherten Todesdaten aller Menschen per SMS an die Weltbewohner, was zu ungeahnten Reaktionen führt. Diese nutzt sie aus, um sechs neue Apostel zu sammeln, mit denen sie ein brandneues Testament schreiben will, mit dem der Alte Herr entmachtet werden soll. Ein ziemlich belgisches, ziemlich respektloses und aberwitziges Vergnügen mit dem Zeug zur Kult-Kömodie, die allein hier in Deutschland etwa 400.000 Besucher in die Kinos zog.

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3 DVDs zu gewinnen! Teilnahme über www.chilli-freiburg.de – Stichwort: „Das brandneue Testament“

Neue Musik für den müden Tod (ewei). Gute Nachrichten für die Fangemeinde des Stummfilms: Fritz Langs erstes Meisterwerk „Der müde Tod“ wurde aus seinem Jahrzehnte währenden Dornröschenschlaf erlöst und ist nun bei Universum Film auf DVD erschienen (murnau-filmtheater.de/projekt-der-muede-tod). Der poetische expressionistische Film gehört zu den bedeutendsten Werken der Stummfilmära. „Deutsches Volkslied in sechs Versen“ nannte Lang den Film, dessen zentrale Themen Liebe, Tod und Opfer sind: Eine junge Frau lässt sich auf einen Handel mit dem Tod ein, damit er ihr den Bräutigam zurückgibt. Auf ihren abenteuerlichen Reisen in den Orient, nach Venedig und nach China scheitert sie jedoch und wird erst mit dem Geliebten vereint, als sie sich selbst opfert. Dieses märchenhafte Stück Filmgeschichte wurde anhand noch existierender Kopien von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung digital restauriert, wieder mit der ursprünglichen Einfärbung versehen und bei der Berlinale 2016 aufgeführt. In großer Gala und, da keine historische Originalmusik überliefert war, mit neuer Musik. Diese hat der Freiburger Komponist Cornelius Schwehr geschaffen: In neun Monaten intensiver Auseinandersetzung mit dem Stoff ist eine „Musik über Musik“ entstanden, eine vielschichtige Komposition, die den Grundton der Rahmengeschichte und der drei Reise-Episoden exakt trifft. Das Ergebnis seiner Arbeit, die ihm „einen Mordsspaß“ gemacht habe, steht in einem Bild-Ton-Verhältnis, wie man sie sich für Filmmusik wünscht: Sie spannt Bögen, verzichtet auf Illustrationsverdoppelung, spielt sich nicht in den Vordergrund. Sie reflektiert die Bilder, gibt ihrer ausdrucksstarken Sprache einen eigenen Klangraum, eine neue Dimension. Auch ein Meisterwerk.

April 2016 chilli Cultur.zeit 63


Literatur

Brosi gewinnt Wirtschaftskrimipreis Freiburger für „Der Blogger“ ausgezeichnet

D

von Erika Weisser

Patrick Brosi: Schriftsteller mit Brotberuf. Foto: © Conny Ehm

Der Blogger von Patrick Brosi Emons Verlag, 2015 456 Seiten, Broschur Preis: 14,95 Euro 64 chilli Cultur.zeit april 2016

er Freiburger Autor Patrick Brosi hat für seinen Roman „Der Blogger“ den von der Stuttgarter Beratungsgesellschaft EbnerStolz gestifteten Wirtschaftskrimipreis gewonnen. Der 29-jährige Informatiker war „ziemlich überrascht“, dass gleich sein zweites Buch prämiert wurde. Mit der Verleihung dieses Preises wurde „Der Blogger“ zum besten deutschsprachigen Wirtschaftskrimi des Jahres 2015 erklärt – von einer Jury, der 13 teilweise durchaus namhafte Krimi-Kenner aus ganz Deutschland angehören. Patrick Brosi selbst will sein auf diese Weise ausgezeichnetes Buch „nicht so hochtrabend“ einstufen. Allerdings könne er als Autor auch „nie so recht beurteilen, ob das Buch etwas taugt“. Es taugt: Spannend ist es, gut geschrieben und in einer Wirtschaftsbranche angesiedelt, die nicht nur in der Fiktion zu thrillerverdächtigen Skandalen neigt: in der Pharma-Industrie. Es geht um Manipulation, um falsche Fährten, um abgekartete Spiele. Um einen Whistleblower, der als Blogger gewisse Machenschaften eines rein fiktiven Baseler Konzerns publik macht und erst in einem Hotel am Titisee und dann im Titisee selbst untertaucht. Es geht um eine junge, ehrgeizige und ebenfalls bloggende investigative Journalistin, die auf ihn angesetzt wird und deren Spur sich auch bald verliert. Und schließlich

geht es um einen Freiburger Kriminalkommissar, der in beiden Fällen ermittelt – und ein Fass ohne Boden aufmacht. Brosi versteht es, die aus mehreren Strängen bestehende Handlung so aufzubauen, dass die Spannung auch auf 450 Seiten nicht etwa nachlässt, sondern zunimmt: Ständig neue, unerwartete Wendungen erlauben beim Lesen keine Unkonzentriertheiten. Dazu tragen auch die wechselnden Zeitebenen bei, die erst einmal ziemlich lästig sind, sich dann aber stilistisch so geschickt einander annähern, dass die Zuspitzung der Ereignisse förmlich greifbar wird. Diese enden in einem Finale, das der Autor „selbst nicht erwartet“ hat. Zur Verleihung des mit 1500 Euro dotierten Preises bei den Stuttgarter Kriminächten reiste Patrick Brosi in seine alte Heimat. Dort, in der vor den Toren der Landeshauptstadt gelegenen 35.000-Seelen-Gemeinde Backnang, lebte er bis zu seinem in Tübingen absolvierten Bachelor-Studium. 2011 kam er nach Freiburg, sattelte einen Master drauf und arbeitet derzeit als Informatiker. Und „irgendwie auch als Schriftsteller“, wenn sein eigentlicher „Brotberuf“ es zeitlich zulässt. Und wenn in seinem Kopf „eine Idee entsteht, die langsam Gestalt annimmt“. Und im Prozess des Schreibens auch für ihn überraschende Wege einschlägt.


FRezi

Tagebuch eines Schriftstellers im Pyjama

Der goldene Handschuh

von Dany Laferrière Verlag: Wunderhorn 2015 328 Seiten, gebunden Preis: 24,80 Euro

von Heinz Strunk Verlag: Rowohlt Verlag 2016 256 Seiten, gebunden Preis: 19,95 Euro

Krisen

von Hans Peter Herrmann Verlag: Rombach, 2016 276 Seiten, Paperback Preis: 48,00 Euro

Auf Zehenspitzen

Im Abgrund

Kritische Analyse

(Erika Weisser). „Hier bin ich und hab in meiner Tasche als einzigen Besitz sechsundzwanzig Buchstaben des Alphabets.“ Mit diesem Besitz betritt der haitianische Schriftsteller Dany Laferrière „ein neues Buch, auf Zehenspitzen, wie ein Haus, in dem man noch nicht weiß, wie die Zimmer liegen“. Seit 1979 lebt er in Kanada. In dieser Zeit hat er 23 „neue Bücher betreten.“ Und sich bestens darin zurecht gefunden. Das jüngste nennt er „Tagebuch“. Und so liest es sich auch: Biografische Splitter sind in den 182 kurzen Kapiteln reichlich enthalten, neben wohl durchdachten Betrachtungen über Bücher, Arbeit, Heimat, Dichtung und Wahrheit. Philosophische, eigenwillige, leidenschaftliche, nachdenkliche, humorvolle, ja, schöne Sätze reihen sich aneinander – über den Prozess des Schreibens, des Lesens, des Lebens. Sätze, die einem vielleicht wirklich nur dann in den Sinn kommen, wenn man, noch im Pyjama, bei der ersten Tasse Kaffee sitzt. Oder, schon im Pyjama, beim letzten Glas Rotwein. Und dabei zu der Erkenntnis kommt, dass Heimat das ist, was man aus den besagten 26 Buchstaben macht: Literatur.

(Dominik Bloedner). Alkohol, Nutten, Gewalt, fiese Typen und jede Menge Trostlosigkeit. Damit hat der famose Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk („Fleisch ist mein Gemüse“) sein aktuelles Buch komponiert – das, nebenbei bemerkt, zu Recht für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert worden war. „Der Goldene Handschuh“ ist eine Art Heimatroman: Hamburg und der Kiez auf St. Pauli, von der Literatur gerne großräumig umschifft, bekommen hier ihr literarisches Denkmal. Doch Strunk verlangt seinen Lesern einiges ab. Er erzählt uns die Geschichte von Fritz Honka, dem Prostituiertenmörder, der in den 70ern nach einem spektakulären Prozess bundesweit finstere Berühmtheit erlangte. Das Monster Honka, vom Leben und vom Alkohol schwer gezeichnet, greift sich die Opfer in der Kiezkneipe „Goldener Handschuh“. Dantes Inferno ist gegen dieses dunkle Loch ein sonniger Sandkasten. Hier treffen sich die Kaputtnicks mit den verkommenen Sprösslingen einer Reederei zum Sturzsuff. Der Sex dort ist die Verhöhnung von allem, was anständig ist. Honka deliriert von „frischem Sperma, das in schweren Tropfen auf die Köpfe meiner toten Eltern regnet“. Die 256 Seiten sind eine Zumutung – und große Literatur. Denn Strunk setzt nicht nur auf den Ekelfaktor, sondern auf die traurigen Zwischentöne, auf die Frage nach dem Warum.

(Lars Bargmann). Literatur ist sein Leben: Hans Peter Herrmann war von 1973 bis 1994 Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Freiburger Uni und hat nun eine Textsammlung vorgelegt, die sich sehr kenntnisreich mit den großen Krisen der deutschen Universitäten auseinandersetzt,vor allem mit der „eigenen“ . Ein Buch, das wachhalten und in Beziehung setzen will, das kritisch analysiert und selten interpretiert. Hermann, 1929 in Weimar geboren, äußerte sich öffentlich erst spät zur Hochschulpolitik. In Krisen schildert er nun auf der einen Seite die zähe Auseinandersetzung der westdeutschen Universitäten mit ihrer eigenen NS-Vergangenheit und attestiert, dass deren Realitätsverweigerung zu einem dramatischen Verlust an moralischer Glaubwürdigkeit geführt habe – gerade Freiburg tat sich in dieser Disziplin besonders schwer. Und auf der anderen, wie sich ab Ende der 50er Jahre der Reformdruck an den Unis aufstaute, warum sie sich demokratisieren und an eine neue Gesellschaft anpassen mussten. Er erinnert beiläufig daran, dass Landesvater Lothar Späth die Geisteswissenschaften 1983 mal als „Diskussionswissenschaften“ abqualifizierte, derweil sie heute „unverzichtbare Mitwirkungsaufgaben bei allen gesellschaftlichen Entwicklungen“ haben. Ihre Kritikfähigkeit sei umso wichtiger, je mehr „unsere Art zu wirtschaften und zu leben dabei ist, unsere Erde zu ruinieren“.

Am 26. April ab 20 Uhr liest Dany Laferrière im Centre Culturel Français. Mit dabei: die Freiburger Übersetzerin Beate Thill, die seine Bücher ins Deutsche übertragen hat.

april 2016 chilli Cultur.zeit 65


chilli astrologie

Das »bierernste«

chilli-Horoskop

Die Livehack-Edition von Hobbyastronautin Tanja Bruckert

Widder   21.03. – 20.04.

Waage   24.09. – 23.10.

Dein Horoskop war in den vergangenen Monaten nicht gerade positiv. Ach, wem machen wir was vor? Dein Horoskop war seit Jahren nicht mehr positiv. Aber da die Hobbyastronautin keine Lust hat, sich eine Zelle mit Böhmermann zu teilen, gibt es hier statt Beleidigungen mal nützliche Livehacks. Enttäuscht? Tja, Pressefreiheit war halt schon was Schönes ...

Leg beim Kochen einen Holzlöffel auf den Topf, damit das Wasser nicht überkocht. Solche Livehacks lassen sich auch übertragen: Wenn dein Chef mal wieder überkocht, weil du Mist gebaut hast, leg ihm einfach einen Holzlöffel auf den Kopf. Wetten, dass du dich nie wieder mit ihm herumstreiten musst? Dafür aber mit deinem Sachbearbeiter bei der Arbeitsagentur ...

Stier   21.04. – 21.05.

Skorpion   24.10. – 22.11.

Du willst einen Livehack dafür, wie du Fessenheim abschalten kannst. Wie du Flüchtlinge sicher übers Meer bringst. Oder mit bloßen Händen den Freiburger Stadttunnel gräbst. Zugegeben: Dafür bringen dir die Alltagstricks nichts. Aber hey, sie sagen dir, wie du einen Kratzer aus einer CD bekommst. Und sind nicht das die drängenden Probleme unserer Zeit?

Woran erkennt man einen guten Livehack? Daran, dass er dich weiterbringt:„Gibt dir das Leben Zitronen, mach Limonade draus“ also eher nicht. „Gibt dir das Leben eine schwer zu öffnende Plastikverpackung, benutze einen Dosenöffner“ ist viel besser. Was lernen wir daraus? Verbanne alles aus deinem Leben, was dich nicht weiterbringt. Nummer Eins: Horoskope lesen!

Zwilling   22.05. – 21.06.

23.11. – 21.12.

Das Grüne von Erdbeeren lässt sich mit einem Strohhalm entfernen. Einfach von unten in die Erdbeere stechen. Dass dabei auch die halbe Erdbeere flöten geht, musst du halt in Kauf nehmen. Am besten funktioniert der Trick bei Walderdbeeren. Da ist dann gleich die ganze Beere weg und du kannst dir stattdessen ein schönes Erdbeereis kaufen.

Der Frühling ist da. Das erste Lagerfeuer am See steht an. Doch du findest keinen trockenen Reisig als Anzünder. Tacos tun es genauso. Wie, das funktioniert nicht? Und jetzt willst du die Horoskopeschreiberin verklagen?! Wie wär’s, wenn du Fehler erst mal bei dir selbst suchst? Oder muss dir dein Horoskop wirklich sagen, dass du dabei den Dipp weglassen musst?!

Krebs

schütze

22.06. – 22.07.

steinbock   22.12. – 20.01.

Du willst endlich, endlich mal ein Horoskop lesen, das dir tatsächlich weiterhilft? In Ordnung: Wenn du Kaugummi im Haar hast, bekommst du ihn mit Butter wieder raus. Okay, das hilft dir bei deinen Geldsorgen, deinen Problemen mit dem anderen Geschlecht und deinem Ärger im Job nicht weiter. Aber hey, zumindest musst du das alles nicht mit Glatze durchmachen.

Blau lackierte Fingernägel waren in den Neunzigern mal angesagt. Aber heute sind blaue Nägel echt nicht mehr im Trend. Also: Wenn du das nächste Mal ein Bild aufhängen möchtest, benutz einfach eine Wäscheklammer, um den Nagel zu halten. Schließlich ist so eine Fingernagelmodellage per Hammer auch nicht die schönste Art der Maniküre.

LÖWE   23.07. – 23.08.

wassermann   21.01. – 20.02.

Mit Zahnpasta kannst du trübe Autoscheinwerfer zum Glänzen bringen. Den Livehack kennst du schon? Na gut. Aber was du garantiert noch nicht wusstest: Mit Zahnpasta kannst du auch deine Zähne zum Glänzen bringen. Doch, wirklich! Probier es aus! Die Dinger in deinem Mund müssen nicht braun und löchrig sein – das geht auch anders!

Du willst Alltagshelfer, die wirklich etwas bringen. Na gut, dann besorg dir eine Putzfrau, einen Koch, einen Sekretär und einen persönlichen Assistenten. Wie du das Geld dafür auftreibst, verrät dir dein Finanzberater. Und dass du zusätzlich bald noch einen Schuldenberater brauchst, das sagt dir deine Horoskopeschreiberin voraus.

JUNGFRAU   24.08. – 23.09.

fische   21.02. – 20.03.

Du hast spontan Freunde zum Grillen eingeladen und merkst nun, dass das Bier nicht kalt ist. Nasses Küchentuch um die Flaschen und ab ins Gefrierfach: Nach 15 Minuten sind sie eiskalt. Dann bemerkst du, dass du keinen Grill hast. Und kein Fleisch. Und keine Salate. Tja, da hilft dann auch kein Livehack mehr, sondern nur der Gang ins nächste Restaurant.

Wenn du mit dem Feuerzeug an den Docht einer Kerze nicht herankommst, nimm einfach eine Spaghettinudel zu Hilfe. Was? Bolognese oder Carbonara? Ob die Nudel al dente sein muss? Und ob das auch mit Pizza geht? Na klar, kein Problem: Bring einfach alles in ausreichender Menge in die chilli-Redaktion und wir helfen dir dann, deine Kerze anzuzünden.

66 CHILLI APRIL 2016




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