Finanzen
Botschaftsträger für Umdenker Vier Studenten wollen Freiburgs Lokalwährung zum Durchbruch verhelfen
Engagiert: Johannes Kopf und Henriette Weser wollen den Freitaler in Freiburg verbreiten. Das Café Pow ist eine Tauschstelle.
R
egionalwährung? Schon mal gehört. Freitaler? Sagt mir nix. Dabei gibt es das Freiburger Geld schon seit 2008. Etwa 150.000 Freitaler wurden seit 2012 eingetauscht. Mehr als 70 Unternehmen akzeptieren ihn. Für vier Studenten ist das erst ein Anfang. Ein Experte zählt den Freitaler zu den Top fünf in Deutschland.
den. Auch der Edeka in Betzenhausen macht mit: „Wir können so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das Geld bleibt in der Stadt, und wir unterstützen soziale Projekte“, sagt Geschäftsführer David Danner. Etwa 20 Kunden bezahlen bei ihm regelmäßig mit dem Regiogeld. Der 33-Jährige nutzt den Freitaler auch privat, in Betzenhausen hat er mehrere Möglichkeiten: Pizzeria, Apotheke, Blumenladen, StuSieBar ... Nicht überall ist das Netz so dicht. In Zähringen macht bisher beispielsweise nur eine Apotheke mit. Unternehmer haben zwei Möglichkeiten: Entweder sie investieren ihre Freitaler in regionale Produkte oder sie tauschen sie in Euro um. Dabei bekommen sie 98 Prozent des Geldes zurück, 2 Prozent gehen an soziale Projekte. Finanziell lohnt sich der Freitaler für Danner nicht. Dennoch hofft er auf positive Effekte: „Wir wollen hier an der Bischofslinde etwas ankurbeln.“ Dazu soll längerfristig auch der Freitaler beitragen. Seit 2008 gibt es die Freiburger Währung, Henriette Weser, Johannes Kopf, Roland Grigo und Jakob Rid kümmern sich seit zwei Jahren darum. Etwa 200 Freiburger nutzen ihn, schätzen sie beim Interview im Café Pow, eine der Ausgabestellen. „Wir wollen den Konsum regionalisieren und Transportwege verkürzen“, sagt Kopf. Er selbst geht nur noch zum Freitaler-Friseur und kauft am liebsten bei Danner. „Man nimmt sich damit in die Pflicht, sein Geld
Fotos: © tln
»Wir können so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«
„Kann ich hier mit Freitalern bezahlen?“ Die Kassiererin an der DMKasse versteht nur Bahnhof. „Mit was bitte?“ Den gelb-weißen Schein mit aufgedrucktem Münsterturm beäugt sie neugierig. „Nein, das geht bei uns nicht.“ Die zehn Taler wandern wieder in den Geldbeutel. Henriette Weser wundert das nicht. „Viele wissen nicht einmal, dass es den Freitaler gibt“, sagt die 20-jährige Freiburger Studentin. Sie setzt sich mit drei Kommilitonen dafür ein, dass der Freitaler-Rubel rollt. Die Regionalwährung soll den lokalen Einzelhandel stärken und ein nachhaltigeres, regionales Wirtschaftsnetzwerk schaffen. Mitmachen ist einfach: An einer von den vier Ausgabestellen kann der Freitaler gegen Euro eingetauscht werden. Kurs: eins zu eins. Risikofrei: Wird man den Taler nicht los, tauscht man die fälschungssicheren Scheine verlustfrei zurück. Mit dem Freitaler kann man mittlerweile in rund 70 Unternehmen bezahlen. Beim Frisör, im Café, im Fahrradla36 | chilli | business im Breisgau | 05.2016