business im Breisgau

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Im Fokus: Offensive für neue Tramtrassen

Kampf gegen Geldautomatensprenger

Schließungen, Farbe, Kleber: Wie Südbadens Banken sich gegen Kriminelle wehren

Politik

Finanz-Bürgermeister Stefan Breiter im bib-Interview

So war’s bei der World Robot Olympiad

Was das Abholzen von Tropenwäldern kostet

Wirtschaft
Forschung
Juli 2023 Ausgabe Nr. 37
KI

Leistung soll sich nicht lohnen?

Was Bundesjugendspiele und die Ampel gemeinsam haben

Sie haben es sicher mitbekommen: Die Bundesjugendspiele sollen ab dem kommenden Jahr in der Leichtathletik und beim Schwimmen nicht mehr als leistungsorientierter Wettkampf, sondern nur noch als Wettbewerb ausgetragen werden. An meiner Grund-

Das ist nun schon ein paar Tage her. Heute kann man dem Nachwuchs so einen Leistungsdruck in so zartem Alter offenbar nicht mehr zumuten. Beim Weitsprung, kein Witz, sollen die Kids nun in Zonen springen. So wie beim Kinderquiz 1, 2 oder 3 von Michael Schanze vielleicht. Kein Maßband deckt auf, dass die kleine Olivia 13 Zentimeter kürzer gesprungen ist als die Anna. Und keine Stoppuhr bescheinigt dem kleinen Marco, dass er die 50 Meter in der Fabelzeit von zehn Sekunden geschafft hat. Also nein, bitte keine Leistungsorientierung mehr, reagierte die Politik auf vielfältige Petitionen und Klagen. Eine Mutter hatte die Trennung der Geschlechter bei den Spielen gar als „sexistisch“ eingeordnet. Ich wollte mit ihr darüber sprechen, ob sie nicht beim Fußball gemischte Teams auch in der Bundesliga

schule hatten sich immer die allermeisten auf diesen Tag gefreut. Jungs und Mädels, die vielleicht mit Mathe fremdelten, konnten sich hier ihre Bestätigung abholen – eine Siegerurkunde oder gar eine Ehrenurkunde im Turnbeutel mit nach Hause nehmen.

besser fände, habe aber ihre Telefonnummer nicht.

Nun passt ja der Wegfall des Leistungsprinzips immerhin ganz gut zur Performance der Ampel-Koalition. Auch in Berlin ist es mit tollen messbaren Leistungen ja nicht so weit her. Dann mögen also die Zöglinge gleich daran gewöhnt werden, dass sich Leistung nicht lohnt. Verzeihung, aber: Was für ein Blödsinn! Auch in dieser Ausgabe berichten wir wieder über Menschen, Unternehmen, Organisationen, die etwas leisten.

Wir wünschen anregende Lektüre.

Bleiben Sie zuversichtlich. Und sportlich.

Herzlichst Ihr Lars Bargmann | Chefredakteur

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chilli | business im Breisgau | 07.2023 | 3 Editorial
Foto: © Neidhard Schleier

Inhalt

Titel

Der Freiburger Gemeinderat hat einen neuen RekordDoppelhaushalt für 2023/24 mit einem Volumen von 2,46 Milliarden Euro beschlossen. Finanzbürgermeister

Stefan Breiter erzählt im bib-Interview, warum er sich vom Gemeinderat mehr Zurückhaltung gewünscht hätte und warum der Haushalt trotz 80 Millionen Euro neuer Schulden generationengerecht ist 6-8

Forschung

Wie Freiburger Wissenschaftler die Abholzung von Tropenwäldern mit jährlich 335 Milliarden Euro Verlust bepreisen 10-11

Bilanzen

Warum die Schwarzwaldmilch mehr

Umsatz, aber weniger Absatz macht 12

Tourismus: Freiburg bilanziert einen

Allzeitrekord zum Jahresauftakt 12

Umwelt

Showdown am Monte Kalino: 15 Jahre nach VGH-Urteil soll die grundwassergefährdende Bugginger Kalihalde mit einer Plane überspannt werden 13

KI

So war’s bei der World Robot Olympiad in Freiburg 14-15

Kriminalität

Was die Banken im Breisgau gegen die Geldautomatensprenger machen können 16-17

Finanzwelt

Expertenbeitrag: Werner Krieger über Megachancen am Aktienmarkt 18

Expertenbeitrag: Mathias Hecht über die Kunst des richtigen Vererbens 19

Auswärtsspiel

Stippvisite im Flippermuseum im Gewerbepark Breisgau 20-21

Start-ups

Was die neue Netzwerk-App copl leisten kann 22

Stadtentwicklung

Sechs neue Tramtrassen für den Großraum Freiburg: Das bib fährt die geplanten und visionären Linien nach Dietenbach und Kappel, nach Gundelfingen und Merzhausen, nach St. Georgen und das Finale der Stadtbahn Messe schon mal ab 24-27

Immobilien

Der neue Wohnmarktbericht zeigt den Wechsel vom Verkäufermarkt in den Käufermarkt 28

Warum die Baugenossenschaft

Familienheim Freiburg fürs Erste nicht mehr in Freiburg baut 29

Wie ebm-papst den Standort

Herbolzheim sichert 30

90 Millionen Euro am Güterbahnhof: BPD feiert Finale vom Projekt Q10 30

Kritik an der Politik: Bauverein Breisgau bilanziert robust und sieht sozialen Sprengstoff 31

Arbeitsmarkt

Der neue Freiburger Arbeitsagenturchef

Alexander Merk im Interview 32-33

Menschen & Meldungen

Tesla kauft Freiburger Start-up Wiferion / Alte Wache feiert Umsatzrekord / Privatbrauerei Waldhaus verkauft gegen den Trend mehr Bier / Badenova verlängert Gaskonzessionen in Heitersheim und Ebringen / Badischer Winzerkeller weiter unter Druck / Regionaler Arbeitsmarkt besser als deutscher / Reisebüro Stiefvater gründet Azubi-WG / Freiburger focusEnergie ausgezeichnet / Gewerbepark Breisgau hält an defizitärem Flugplatz fest 34-36

Fakten, bitte

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen 38

IMPRESSUM business im Breisgau

Themenheft 07.2023

Das business im Breisgau-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli

Herausgeber:

chilli Freiburg GmbH

Paul-Ehrlich-Straße 13

79106 Freiburg

fon: 0761-76 99 83-0

fax: 0761-76 99 83-99

bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de

Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.)

Chefredaktion: Lars Bargmann

Redaktion: Philip Thomas, Till Neumann, Pascal Lienhard

Autoren: Dr. Stefan Pawellek, Werner Krieger, Mathias Hecht

Titelcollage: Sven Weis; © iStock.com/LoopAll

Fotos: iStock.com, Pixabay, freepik.com

Grafik: Sven Weis

Lektorat: Beate Vogt

Anzeigen: Marion Jaeger-Butt, Nathalie Braun, Martin Beiermeister

Druck: Hofmann Druck, Emmendingen

Ein Unternehmen der

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4 | chilli | business im Breisgau | 07.2023

»Langsam die rote Karte ziehen«

Freiburgs Finanzbürgermeister Stefan Breiter im bib-Interview

Er hat ausnahmsweise mal beide Hände frei: Stefan Breiter hat die Chance, Landrat im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald zu werden, nicht wahrgenommen. Er bleibt lieber Finanzbürgermeister in Freiburg. Auch wenn das kein durchgehend vergnügungsteuer pflichtiger Job ist, wie er im Gespräch mit bib-Chef redakteur Lars Bargmann erzählt.

bib: Herr Breiter, der Gemeinderat hat im Mai mit 36 Ja- und 13 Neinstimmen einen neuen Rekord-Doppelhaushalt (DHH) für 2023/24 mit einem Volumen von 2,46 Milliarden Euro und 80 Millionen neuen Schulden beschlossen. Am Ende der Debatten war der bei den freiwilligen Ausgaben noch

sechs Millionen Euro schwerer, als Sie und OB Martin Horn es bei der Einbringung vorgeschlagen haben. Wie bewerten Sie das?

Breiter: Es ist doch klar, dass im Rahmen einer Haushaltsdebatte, vor allem vor einer Kommunalwahl, die Fraktionen viele Wünsche formulieren. Das ist

für mich nachvollziehbar. Ich frage mich nur manchmal, warum meine Worte so wenig Gehör finden. Bei negativen ordentlichen Ergebnissen schon im Haushaltsentwurf, wünscht sich jeder Finanzverantwortliche mehr Zurück haltung bei den Mehrausgaben. Wir selbst sind in einigen Bereichen

Archivfoto: © tln 6 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Titel

an unsere Schmerzgrenze gegangen. Es wäre das Gebot der Stunde gewesen, sich wirklich aufs Wesentliche zu konzentrieren.

bib: Es gab 559 Anträge, so wesentlich können die alle nicht sein ...

Breiter: Die Fraktionen haben zusätzliches Geld verteilt an durchaus wichtige Vereine und Organisationen. Auch die viel zitierte Kultur-Straßenbahn (für die der Gemeinderat mindestens 220.000 Euro ausgeben wird, d. Red.) kann wichtig sein. Aber jeder Euro, der da jetzt ohne Deckungsvorschlag verhandelt wurde, ist ein zusätzlicher Euro an Kredit.

bib: Anders als beim DHH 2021/22 hat „ihre“ CDU dieses Mal den Haushalt mit abgesegnet. Mussten Sie im Vorfeld auf Werbetour gehen?

meister und der Gemeinderat verantworten den Haushalt, nicht das RP. Das wird nur dann einschreiten, wenn es die Leistungsfähigkeit der Kommune dauerhaft als gefährdet einschätzt ...

bib: Hatten wir in Freiburg ja 2005, 2006 mal, als das RP die Kassenführung übernommen hatte ...

Breiter: Davon sind wir heute ja weit weg. bib: Ach ja? Damals stand das Rathaus mit 340 Millionen in der Kreide. Wenn es bis Ende 2024 so läuft wie geplant, ist der Schuldenberg im Rathaus dann noch 40 Millionen Euro höher als damals. Übrigens etwa 200 Millionen Euro mehr Schulden, als 2018, als Martin Horn und Sie übernommen haben ...

Breiter: ... mit der gleichen Dynamik sollte es nicht weitergehen.

bib: Und der Konzern Stadt Freiburg mit allen Töchtern und Eigenbetrieben wird Ende 2024 sogar rund 1,6 Milliarden Euro Schulden haben. Das kann einen Finanzbürgermeister nicht kalt lassen.

Breiter: Wenn wir nur auf die steigende Verschuldung schauen, würde ich sagen: Nein. Schulden müssen irgendwann mal getilgt werden und das vermindert die Gestaltungsspielräume für zukünftige Generationen. Aber wenn wir Schulen nicht sanieren würden, wenn wir keine neuen Kitas bauen, wenn wir unsere Infrastruktur nicht unterhalten würden, wäre das auch nicht generationengerecht. Das Schwierige ist nicht das, was im Haushaltsplan steht, sondern das, was nicht drinsteht.

Breiter: Nein. Die CDU hat die Zustimmung zum Haushalt mit klaren Forderungen für eine Konsolidierung an die zukünftigen Haushalte verbunden. 2021/22 hatte kein Spar-Antrag der CDU eine Mehrheit gefunden, also konnte sie nicht zustimmen. Das war jetzt anders.

bib: Ist der Haushalt formal vom Regierungspräsidium (RP) schon genehmigt?

Breiter: Nein, ich gehe davon aus, dass Ende Juli, Anfang August die Genehmigung kommen wird.

bib: Weil schon vor der Einbringung Kompromisse erarbeitet wurden?

Breiter: Natürlich besprechen wir den Entwurf mit der RP-Spitze und klopfen vorher die Eckpunkte ab, etwa die Kreditlinie.

bib: Sie sind nicht mit 150 Millionen geplanter Neuverschuldung rein und kamen mit 80 wieder raus?

Breiter: Nein, wir sind genau mit 40 pro Jahr rein und mit 40 wieder raus. Das RP erkennt unsere Bemühungen und mischt sich nicht in die kommunale Selbstverwaltung ein. Der Oberbürger-

Breiter: Freiburg ist aktuell leistungsfähig genug, um einen Doppelhaushalt mit fast 250 Millionen Euro Investitionen zu stemmen. Wenn Sie aber alleine die Verschuldung ansprechen, da mache ich mir natürlich Sorgen. In welche Richtung geht es zukünftig? Wo werden für welche Dinge neue Schulden gemacht? Ich bin relativ entspannt, wenn wir unserer Freiburger Stadtbau Grundstücke im Wert von 90 Millionen Euro übertragen, damit die die geplanten 2500 Wohnungen bauen kann. Da werden Werte geschaffen.

bib: Neue Schulen oder Rathäuser oder auch Tramtrassen kann man aber eher nicht verkaufen, da ist der geschaffene Wert nur ein buchhalterischer.

Breiter: Das ist so. Aber auch diese Investitionen sind wichtig für eine funktionierende und lebenswerte Stadt.

bib: Kann man diesen DHH angesichts der wieder neuen Schulden von 80 Millionen Euro, beim vorherigen waren es 90 Millionen, noch generationengerecht nennen?

bib: Wie viele Zinsen muss das Rathaus in diesem und im kommenden Jahr für seine Schulden bezahlen?

Breiter: Etwa acht Millionen Euro, also 0,37 Prozent des Haushaltsvolumens.

bib: Sie haben sich zusätzlich noch 66 Millionen Euro aus Kassenentnahmen genehmigen lassen. Das ist tatsächlich Geld, das in der Rathaus-Schatulle liegt?

Wo kommt das denn nach den chronisch schwierigen Haushaltsjahren her?

Breiter: Berechtigte Frage. Wir haben tatsächlich Geld in der Kasse durch Projekte, die wir nicht abarbeiten konnten, aber auch durch Kreditaufnahmen in den Vorjahren. Im vergangenen Jahr haben wir im zweiten Finanzbericht den Gemeinderat informiert, 25 statt der geplanten 45 Millionen Euro aufzunehmen, die wir faktisch für absehbare Ausgaben brauchen. Weil es absehbar war, dass das Zinsniveau steigen wird.

bib: Trotzdem sind es neue Schulden. Sind Sie mit der Balance zwischen freiwilligen Ausgaben, der Kür und der Pflicht der gesetzlichen Ausgaben einer kleinen deutschen Großstadt zufrieden?

Breiter: Die viertgrößte Stadt in BadenWürttemberg hat mehr als nur Pflichtaufgaben. Und dazu gehört ein breites Portfolio an freiwilligen Leistungen für Sport oder Kultur. Es wäre sicher

»Davon sind wir heute weit weg«
chilli | business im Breisgau | 07.2023 | 7 Titel
Schwierig ist, was nicht drinsteht

nicht die richtige Antwort, wenn wir uns so kasernieren würden, dass wir die Stadt nicht weiter gestalten würden. Eine Stadt ist niemals fertig.

bib: Zufrieden?

Breiter: Die Rahmenbedingungen sind wie sie sind. Steigende Energiekosten, das gestiegene Zinsniveau, die Baukostensteigerungen, die auch wir als Stadt überall haben, dazu kommt der Investitionsstau, etwa bei den Sportanlagen oder bei den beruflichen Schulen und die Herausforderungen beim „bezahlbaren“ Wohnen, der Verkehrswende, dem Klimaschutz, um nur einige zu nennen. Das fordert natürlich eine Stadt in hohem Maße heraus. Vor allem, wenn den gestiegenen Einnahmen noch höhere Ausgaben gegenüberstehen.

bib: Und besser werden sie angesichts der wirtschaftlichen Großwetterlage auch nicht.

Breiter: Die Zeichen stehen eher schlecht. Aber es ist auch klar, dass wenn der Bund ab 2026 die Ganztagsbetreuung an Grundschulen gesetzlich verankert und das den Ländern zuschiebt, wir das Land bei den Kosten nicht aus seiner Verantwortung lassen können. Da müssen wir jetzt doch langsam die rote Karte ziehen. Weil Bund und Land nun rückläufige Steuereinnahmen haben, allein zwischen Januar und April in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, werden die Schlüsselzuweisungen für Freiburg deutlich geringer sein.

Grundstücken. Bei Quadratmeterpreisen von 1300 Euro reicht das gerade mal für 3000 Quadratmeter. Kann das noch aktive Politik genannt werden?

Verblüfft: Stefan Breiter freut sich über sprudelnde Gewerbesteuern.

Stück weit für Ihre eher sparsame Linie bestraft?

bib: Und die Gewerbesteuer spielt wieder die Feuerwehr?

Breiter: Die Gewerbesteuer läuft aktuell sehr gut und kompensiert das tatsächlich. Angesichts der Konjunkturlage ist das auch bundesweit nicht wirklich vorhersehbar gewesen.

bib: Bei fast 250 Millionen Euro bleiben gerade einmal vier für aktive Liegenschaftspolitik, also den Kauf von

Breiter: Viele Bürgermeister in kleineren Kommunen haben in den vergangenen Jahrzehnten jede Streuobstwiese gekauft, die sie kaufen konnten. In Freiburg war das in der Vergangenheit – auch mangels Angeboten – nicht möglich. Erlöse aus Grundstücksverkäufen waren zur Finanzierung des Haushalts notwendig. Aus meiner Sicht sollten wir Grundstücke ohne große städtebauliche Entwicklungschancen, die sogenannten Handtuchgrundstücke, verkaufen und mit diesen Einnahmen Flächen mit städtebaulichen Entwicklungschancen kaufen. bib: Das Liegenschaftsamt wird Ihnen wegen eines neuen Zuschnitts der Dezernate zum 1. Oktober aus den Händen genommen. Fachlich lässt sich das wohl begründen, fachlich ließen sich aber auch völlig andere Zuschnitte erklären. Fühlen Sie sich politisch ein

Breiter: Aus meiner Sicht sind Liegenschaften Vermögen. Aber es gibt auch viele Kommunen, in denen die Liegenschaften den Baudezernaten zugeordnet sind. Ich trage die Entscheidung

des Oberbürgermeisters mit und sehe das, anders als einige Fraktionen im Rathaus, nicht als politischen Akt.

bib: Wann legt Freiburg den nächsten Haushalt ohne neue Schulden hin?

Breiter: Das könnten wir jederzeit machen. Aber dann würden wichtige Aufgaben, vor allem im investiven Bereich, nicht erfüllt werden können. Die Frage lautet eher, wann wir wieder unsere Aufgaben aus eigener Kraft, mit geringeren Krediten von 10 oder 20 Millionen Euro bewältigen können.

bib: Herr Breiter, vielen Dank für dieses Gespräch.

Archivfoto: © tln
»Die Zeichen stehen eher schlecht«
8 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Titel
»Jederzeit ohne neue Schulden«

Bedroht: Vieles in den Wäldern von Zentralamerika droht unwiederbringlich verloren zu gehen.

Bis zu 314 Milliarden Dollar pro Jahr

Freiburger Forscher beziffern erstmals

Klimawandel-Schaden in Zentralamerika

Der Klimawandel hat gravierende ökologische und ökonomische Konsequenzen. Freiburger Forscher haben nun die Auswirkungen auf Wälder in Zentralamerika untersucht. Das Ergebnis ihrer Studie haben sie in ein Preisschild gegossen: Kosten von 51 bis 314 Milliarden Dollar pro Jahr bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Die Veröffentlichung brachte nicht nur Beifall.

Tropische Wälder sind Säulen der Erde. Sie regulieren das Klima, kompensieren Kohlenstoffemissionen und bieten Lebensraum für zahllose Pflanzen, Tiere, Bakterien, Viren oder Pilze. Und die

Biotope sind Stützpfeiler menschlicher Gesellschaften. „Ökosysteme erbringen Leistungen für die Gesellschaft“, sagt Marc Hanewinkel, Professor für Forstökonomie und Forstplanung an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität. Gemessen wurden diese sogenannten Ökosystemdienstleistungen bisher hauptsächlich in Bereitstellung von Holz, Weideland oder Fasern. Mit ihrem Aufsatz wollen die Freiburger Forscher den Fokus auf Klimaregulierung sowie Kohlenstoffdioxid-Bindung legen. Hinzu addieren sie sogenannte kulturelle Leistungen sowie Erholungswerte. „Menschen nutzen Wälder in der Regel kostenlos. Jetzt haben wir versucht, dem einen Preis zuzuschreiben“, erklärt Lukas Baumbach, Doktorand am Lehrstuhl.

Untersucht hat sein Team seit 2021 ein Studiengebiet von mehr als 800.000 Quadratkilometern von Mexiko bis Kolumbien. „Costa Rica und Panama sind sehr reiche Ökosysteme, sie beeinflussen das Klima auch überregional“, so Hanewinkel. In Zentralamerika zwischen dem Amazonasgebiet und Nordamerika treffen auf vergleichsweise engem Raum verschiedene klimatische Bedingungen aufeinander.

Bäume schieben sich den Berg hoch

Während im karibischen Norden tropische Zustände herrschen, wehen an der südlichen Pazifikküste nahezu

©
10 | chilli | business im Breisgau | 07.2023
Fotos:
Lukas Baumbach
Forschung

mediterrane Winde. „Dieses Zusammentreffen von so unterschiedlichen Bedingungen generiert eine große Artenvielfalt. Woanders müssen sie dafür ganze Kontinente abfliegen“, erklärt Hanewinkel.

Am Anfang stand der Aufbau einer Datenbank. „In Europa sind wir in dieser Hinsicht verwöhnt, für Zentralamerika existieren weniger Datensätze“, so Baumbach. Mehr als 2000 verschiedene Baumarten wurzeln allein in Panama. Einige von ihnen gibt es nur in diesen Breitengraden. „Modellieren konnte ich nur einen Bruchteil, sonst wäre es ausgeufert“, sagt der 30-Jährige.

Sein Team beobachtet, dass überdurchschnittlich wasserabhängige Pflanzenarten in Zentralamerika auf dem Rückzug sind. „Ganze Vegetationsgürtel schieben sich die Berge hoch, weil es dort kühler ist“, berichtet Baumbach. Gleichzeitig breiten sich im Untersuchungsgebiet zunehmend Generalisten aus. „Das sind Pflanzen, die besser mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen zurechtkommen“, sagt Hanewinkel.

An hohe Temperaturen seien Zentralamerikas Wälder zwar gewöhnt, „wenn allerdings bestimmte Schwellenwerte überschritten werden, müssen wir damit rechnen, dass die Produktivität dieser Wälder stark nachlässt“, betont Hanewinkel. Selbst starke Niederschläge könnten die Fauna nicht mehr schützen. Das sorgt für eine Verringerung der Ökosystemdienstleistungen in Form von geringerer Klimaregulierung und schwindenden Habitaten. Hanewinkel und Baumbach gehen davon aus, dass – je nach Szenario – 24 bis 62 Prozent des Untersuchungsgebiets betroffen sind und damit bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ein jährlicher wirtschaftlicher Schaden in Höhe von 51 bis 314 Milliarden Dollar (heute rund 289 Milliarden Euro) entsteht.

Veröffentlicht wurden die Zahlen Anfang April auch in der Fachzeitschrift Nature Communications. Und nicht ohne Gegenwind: „Es haben sich schon Ökonomen gemeldet. Es gibt bereits eine Gegendarstellung, wir hätten etwa mit dem falschen Zinssatz gerechnet“, sagt der Professor. Er stehe zum Artikel, dieser sei fundiert. Die Schadenssumme ist deswegen auch als Spektrum und nicht als Einzelwert angegeben. „Ich würde nicht am obersten Ende interpretieren, sondern die ganze Bandbreite betrachten“, so Hanewinkel.

Er begrüße das Echo. Das Ergebnis der Studie in Dollar hat sein Ziel nicht verfehlt: „Geld ist eine Sprache, die Leute verstehen.“ Und in den Kosten von 51 bis 314 Milliarden Dollar ist nicht gelistet, was unbekannterweise in den Wäldern von Zentralamerika verloren geht. Etwa Ausgangsstoffe für Medikamente, Lebensmittel oder Kosmetik.

Hanewinkel betont: „Es stehen unwiederbringliche Werte auf dem Spiel. Vieles ist weg, bevor wir es gesehen haben. Und wir wissen nicht, was wir nicht gefunden haben.“

Forschung

»Unter starkem Druck«

Trotz Umsatzrekord: Schwarzwaldmilch blickt auf schwieriges Geschäftsjahr

schaftlichen Milchbauern zahlte der Konzern je Liter durchschnittlich 53,53 Cent für konventionelle Milch sowie 66,79 Cent für Biomilch. Damit überwies Schwarzwaldmilch vergangenes Jahr rund 30 Millionen Euro mehr an Milcherzeuger als im Jahr 2021.

Die Führungsriege rechnet mit weiteren Preissteigerungen

Die SchwarzwaldmilchGruppe hat im Geschäftsjahr 2022 trotz weniger Absatz einen Rekordumsatz von 248,3 Millionen Euro erzielt. Das entspricht einer Steigerung von sieben Prozent im Vergleich zu 2021 (232,1 Millionen Euro). Der Gewinn fiel mit 1,4 Millionen um 800.000 Euro geringer aus als 2021.

Verantwortlich für das ertragreichste Geschäftsjahr des 1930 gegründeten Unternehmens mit Werken in Freiburg und Offenburg waren die höheren Preise, die für 7,1 Prozent Wachstum im

Markengeschäft sorgten. Umsatztreiber darin waren die Linien Schwarzwaldmilch (+ 19 Prozent), -Protein (+ 12 Prozent) und -Heimat (+ 11 Prozent).

Bei Bio-Produkten verlief der Trend im Geschäftsjahr 2022 rückläufig. „Dies ist auf die inflationsbedingte, allgemeine Kaufzurückhaltung zurückzuführen, insbesondere bei den Herstellermarken“, sagt Geschäftsführer Andreas Schneider. Mit dem Bio-Label verbinden zahlreiche Kunden demnach erhöhte Kosten.

Unter dem Strich steht bei Schwarzwaldmilch ein Gewinn von 1,4 Millionen Euro. „Das Jahr war geprägt von massiven Kostenveränderungen“, kommentiert Schneider. An seine genossen-

Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden Markus Kaiser war das zwingend notwendig: „Die Kosten für Dünger, Futtermittel oder Diesel sind explodiert.“

Trotzdem kündigten 24 Betriebe ihren Vertrag mit Schwarzwaldmilch zum Jahresende 2024. „Das Unternehmen steht seit September 2021 unter starkem Druck“, kommentiert Schneider. So eine Marktentwicklung habe es noch nie gegeben.

Insgesamt investierte Schwarzwaldmilch 4,3 Millionen Euro. Dazu zählt auch die Übernahme von „Landliebe“Markenlizenzen für Frischmilch im Glas und Milchmischgetränke. „Das ist ein strategisch wichtiger Schritt“, betont Schneider. Bis Jahresende rechnet der Geschäftsführer nicht mit Entlastungen: „Wir haben keine Absenkungen gesehen. Wir müssen von weiteren Preissteigerungen ausgehen.“

Rekordstart im Tourismus

Von Januar bis April sind in Freiburg 539.800 Übernachtungen dokumentiert. Ein Allzeitrekord. Das sind sogar gut 100.000 mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. In der kleinen Großstadt Freiburg wurden im vergangenen Jahr 2,04 Millionen Übernachtungen gezählt. Allein in Betrieben mit mindestens zehn Betten. Für Freiburgs Tourismuschefin Franziska Pankow war der Rekord zwar eine schöne Überraschung, aber nicht nur ihr macht die hohe Saisonalität zu schaffen. Im Sommer werde Freiburg überrannt, von Januar bis März seien die Zahlen schwach. Jetzt

folgte die zweite Überraschung: Von einem schwächelnden ersten Tertial kann plötzlich gar keine Rede mehr sein.

„Natürlich ist das erfreulich, weil es die bisher schwächsten Monate waren“, kommentiert Pankow. Ob das aber auch am Ende des Jahres zu einer ausgeglicheneren Auslastung führe, müsse man abwarten.

Die geringere Saisonalität sei ein Ziel der Touristiker, ein zweites die längere Verweildauer, ein drittes ein hoher Anteil der Gäste aus dem Ausland. Deren Anteil ist aber in diesem Jahr im Vergleich zu 2019 noch geringer. bar

Foto: © Jonas Conklin Unternehmen in der Region
(v.l.n.r): Heinz Kaiser, Andreas Schneider, Markus Kaiser und Björn Beckmann
12 | chilli | business im Breisgau | 07.2023

Zweifelhaftes Wahrzeichen: die Abraumhalde bei Buggingen

Showdown am Monte Kalino

15 Jahre nach Urteil: Bugginger Kalihalde soll bis 2025 mit Plane bespannt werden

Seit Jahrzehnten kontaminiert die Abraumhalde bei Buggingen Erdreich und auch Grundwasser. Ein Urteil zur Sanierung existiert bereits seit 2008. Nach zähem Ringen zwischen dem Bergbaukonzern K+S und dem Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald sollen die Arbeiten am „Kalimandscharo“ nun spätestens im kommenden Jahr starten.

Sie ist eine der letzten sichtbaren Merkmale der Bugginger Bergbauvergangenheit: die rund drei Hektar große und 40 Meter hohe Abraumhalde im Nordwesten der Gemeinde –im Volksmund auch Monte Kalino genannt. Zwischen 1922 und 1973 wurde aus drei etwa 800 Meter tiefen Schächten Kalisalz abgebaut. Aus dem Bergwerk gefördert wurden laut dem heute zuständigen Bergbaukonzern K+S in dieser Zeit rund 21 Millionen Tonnen Rohsalz und in einer Fabrik zu Düngemittel verarbeitet.

Seitdem hat Regenwasser den Hügel abgeschmolzen. Um vier Meter ist die Spitze laut Manfred Kocher, Sprecher beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, zwischen 1991 und 2006 geschrumpft. Die Salze gelangen ins Erdreich –und so ins Grundwasser. „Die Belastung des Grundwassers ist durch Messungen nachgewiesen“, sagt Buggingens Bürgermeister Johannes Ackermann. Langfristig könne dadurch auch Trinkwasser belastet werden.

Saniert werden soll die Halde schon lange. Bereits 1999 ordnete das zuständige Landratsamt eine Untersuchung durch K+S an. Der folgende Rechtsstreit ging im Jahr 2008 bis vor das Bundesverwaltungsgericht. Bestätigt wurde das Urteil vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg. „Das Urteil gibt es nun schon seit 15 Jahren und es hat sich immer noch nichts getan“, schimpft Axel Mayer, Alt-Geschäftsführer vom BUND Südlicher Oberrhein. Immer

wieder macht der 67-Jährige mit Zeitungsanzeigen auf die Versalzung im Markgräflerland aufmerksam: „Es gibt viel zu wenig Druck von Politik und Verwaltung.“

Zehn Jahre nach dem Urteil des Bundesgerichts stellte K+S im Jahr 2018 eine Sanierungsuntersuchung vor. Daraus geht hervor, dass bis dahin mehr als 40.000 Tonnen Natriumchlorid vom Salzberg abgewaschen wurden. Provisorische Lösungen gab es nicht. Bis der Bergbaukonzern die Verantwortung für die Sanierung vertraglich mit dem Landratsamt regelte, vergingen weitere zwei Jahre. „Etliche Untersuchungen, Grundwassermessungen und Varianten haben die Sanierung verzögert“, erklärt Ackermann. Mayer kann das nicht nachvollziehen. Nach eigener Angabe verklagte er den Konzern bereits im Jahr 1997 auf Sanierung.

Ein Vierteljahrhundert später ist diese nun in Sicht. Das Landratsamt rechnet „demnächst“ mit K+S-Plänen zur Genehmigung einer bodenschutzrechtlichen Verbindlichkeitserklärung. Die Pläne sehen eine Plane vor. „Im Zuge der Sanierung wird die Halde vollständig abgedeckt, um einen weiteren Salzeintrag in das Grundwasser zu vermeiden. Dazu wird sie zunächst abgeflacht und mit einer mineralischen Dichtschicht versehen. Abschließend erhält die Halde eine ein- bis eineinhalb Meter mächtige Schicht aus standortgerechtem Bodenmaterial“, erklärt Marcus Janz, Sprecher von K+S Bergbau.

Die Abdeckung hat laut Kocher eine Wirksamkeit von 97 Prozent, „sodass ein Austrag weitestgehend verhindert werden kann.“ Der Schwellenwert von maximal 250 Milligramm Chlorid pro Liter Wasser in der Trinkwasserverordnung könne somit dauerhaft erfüllt werden. Beginnen sollen die Arbeiten an der Haube laut Janz voraussichtlich Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres. Mitte 2025 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Aktivist Mayer ist nach wie vor skeptisch: „Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.“ Philip Thomas

chilli | business im Breisgau | 07.2023 | 13
Umweltschutz
Foto: © Axel Mayer

Showdown in der Messe

Vier Roboter spielen Doppeltennis. Um sie herum stehen Kinder und Jugendliche. Leidenschaftlich fiebern sie mit, feuern die Maschinen an. Solche Szenen waren an der Freiburger Messe unlängst Dauerzustand. Mitte Juni stieg dort das Deutschlandfinale der World Robot Olympiad (WRO). Beim Contest für Technikbegeisterte zwischen 8 und 19 Jahren war auch ein Freiburger Duo am Start.

Für die Koordination des Deutschlandfinales dieser etwas anderen Olympiade ist seit elf Jahren der Verein „Technik begeistert“ zuständig. In Freiburg kooperiert er dafür mit dem Schülerforschungszentrum Region Freiburg (SFZ). Ziel ist es, Kinder und Jugendliche frühzeitig an Informatik, Technik und Robotik heranzuführen.

Am ersten Nachmittag des zweitägigen Showdowns herrscht in Halle 2 der Messe reges Treiben und großes Stimmengewirr: Roboter tragen Tennisduelle aus, an langen Tischen wird fiebrig an neuen Exemplaren geschraubt und

über wichtige Details diskutiert. Der Wunsch, bestmöglich abzuschneiden, ist verständlich: Für 16 Teams winkt die Teilnahme an der WM in Panama, vier weitere dürfen im September zur EM nach Dänemark.

Neben den 122 Teams und deren Anhang haben übers Wochenende auch rund 2000 Gäste den Weg in den Freiburger Westen gefunden. Sie beobachten die Wettkämpfe der verschiedenen Disziplinen, erhalten Crash-Kurse in Robotik oder informieren sich bei den

ausstellenden Betrieben. Einige Eltern genießen entspannt einen Cappuccino oder unterhalten sich über ihr Hotel, während der Nachwuchs hitzig an den Robotern herumdoktert oder sich über die eigenen Kreationen mit Sätzen wie „Was macht er denn jetzt?“ aufregt. Die Hoffnung der Breisgaumetropole ruht beim europaweit größten Nationalfinale auf Jonathan Pulkowski und Miro Ritter. Die 13-jährigen Schüler haben sich in Waldkirch auf einer der 39 regionalen Vorrunden mit insgesamt 710 Teams durchgesetzt – und das Ticket für die Messe gelöst. Unterstützt werden sie vom SFZ. Vor dem Wochenende war das Duo angespannt: „Ich hatte ein paar schlaflose Nächte“, gibt Jonathan zu. Dabei hatten bis vor kurzem weder er noch Miro etwas mit Robotik am Hut. Ihre Leidenschaft haben sie im Freiburg Seminar entdeckt. Dort werden begabte und interessierte Schüler in den Bereichen Mathe und Naturwissenschaften unterstützt. Unter anderem lernten Jonathan und Miro die Grundlagen der Robotik – und bekamen die Chance, am Wettbewerb teilzunehmen.

Beeindruckende Technik: Damit hat die WRO rund 2000 Gäste angezogen.
Fotos: © pl 14 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Künstliche Intelligenz Roboter können auch sportlich sein: Bei
WRO treten
Apparate
Doppeltennis an.
So war’s beim Deutschlandfinale der Roboter-Olympiade
der
die
im

„Von der WRO hatte ich davor noch nie gehört“, erzählt Jonathan, „außer einem Lego-Roboter hatte ich keine Berührungspunkte.“ Auch Miro ist hier ein Neueinsteiger: „Allerdings haben wir mit einem ähnlichen Dienst wie Scratch programmiert, und da hatte ich bereits Erfahrung.“

Das Duo tritt in der Junior-Klasse der Robo-Mission an. Dort müssen selbst gebaute Roboter auf einem Spielfeld helfen, Seekabel zu verlegen und zu reparieren, Unterwasser-Serverfarmen zu installieren und Offshore-Solarmodule zu aktivieren. Die Maschinen selbst werden erst vor Ort zusammengebaut.

Am ersten Tag haben die Nachwuchstüftler Pech: Im ersten Lauf gibt es nur das Minimum an Punkten, die zweite Runde ist geringfügig besser. „Das war deprimierend“, sagt

Miro. Doch an Tag zwei blühen Schüler und Roboter auf – und das, obwohl das Team nun zuvor völlig unbekannte Aufgaben lösen muss. „Da haben wir richtig Punkte geholt“, blickt Miro stolz zurück. „Nur ein Team hatte mehr Punkte als wir.“

Das Fazit am Samstagnachmittag: Drei Teams aus The Länd werden nach Panama reisen, zwei nach Dänemark. Für Miro und Jonathan hat es nicht gereicht. „Es war aber eine tolle Erfahrung, mit Leuten aus ganz Deutschland am Wettbewerb teilzunehmen“, resümiert Jonathan. „Zudem haben wir viel gelernt.“ Dieses Wissen will das Duo anwenden – und nächstes Jahr wieder teilnehmen. Dann soll Passau beim Finale zum Robotermekka werden.

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chilli | business im Breisgau | 07.2023 | 15 Künstliche Intelligenz
Drei Teams aus dem Ländle fahren zur WM nach Panama

Gesprengt: Bankräuber setzen mittlerweile auf explosive Angriffe. Auch in der Region hat es kürzlich geknallt.

Notfalls Scheine verkleben

Wie sich Banken gegen Geldautomatensprenger wappnen

Banküberfälle sind out. Kriminelle sprengen lieber Geldautomaten oder reißen sie gleich ganz aus der Wand. Freiburg und das Umland sind bisher kein Brennpunkt, aber die Banken sind alarmiert. Und gerade hat es hier geknallt. Aus der Politik kommen scharfe Töne. Auch eine Klebetechnik aus Holland dürfte zum Einsatz kommen.

Tatort Gewerbepark

Statistisch gesehen wird in Deutschland jeden Tag ein Geldautomat gesprengt. Die Meldungen dazu schossen zuletzt wie Pilze aus dem Boden. 2022 war ein Jahr mit

Negativrekord: 469 Sprengungen gab es bundesweit. Schon im bisherigen Rekordjahr 2020 knallte es 414 Mal. Auch Baden-Württemberg kennt solche Attacken: Am 17. Mai knallte es zweimal in einer Bankfiliale in Sulz (Kreis Rottweil). Die Täter sprengten einen Geldautomaten und entkamen. Was dort in den frühen Morgenstunden passierte, kommt auch anderswo im Ländle vor: Zuletzt rumste es in Mannheim, Filderstadt, Lörrach oder Pforzheim. Auch die Regio bleibt nicht unverschont: Am 14. Juni explodierte Sprengstoff am Hauptsitz der Volksbank Markgräflerland im Gewerbepark Breisgau.

16 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Wirtschaft
Foto: © picture alliance / dpa, Maurizio Gambarini

Für Freiburg meldet das Polizeipräsidium dennoch: „Eine Zunahme lässt sich nicht erkennen.“ Die Fälle der vergangenen fünf Jahre liegen, so Sprecher Maximilian Gruber, im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich. Auch das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) sieht den Breisgau nicht als Hotspot: Sprecher Jürgen Glodek sieht die Fallzahlen hier „auf geringem Niveau“. Die Regionen rund um die Städte Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim, Heilbronn und Stuttgart seien wesentlich stärker betroffen.

Doch die Banken im Breisgau sind alarmiert: „Das ist ein ganz spezielles Thema, in dem einige Dynamik steckt“, sagt Manfred Mayer. Der Pressesprecher der Freiburger Sparkasse berichtet von einer konkreten Gefährdungsanalyse, die gemacht werde.

Dabei gelte es, verschiedene Faktoren zu berücksichtigen: „Von Automat zu Automat sind das ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Steht er zum Beispiel in einem Wohngebäude oder nicht?“ Als erste Maßnahme hat die Sparkasse die Automaten nachts ab 23 Uhr geschlossen.

Fakt ist: Die Öffnungszeiten von Automaten sind nachts schon länger eingeschränkt. Teilweise sind Standorte nachts ganz geschlossen.

Im Freiburger Umland sind die Reaktionen ähnlich: So hat die Sparkasse Markgräflerland am Tag nach der Detonation in ihrem Hauptsitz verkündet, alle Geschäftsstellen, Hauptstellen inklusive SB-Stellen zukünftig zwischen 23 Uhr und 5 Uhr automatisiert zu schließen. Geld abheben wird damit nachts unmöglich. „Grund dafür sind die vermehrt auftretenden Sprengungen, die die Sicherheit der umliegenden Anwohnerinnen und Anwohner gefährden“, informiert Sprecherin Selina Brokatzky.

bedeutende Rolle.“ Autobahnnahe Stadtteile könnten daher heimgesucht werden. Die gibt es auch in Freiburg. Verletzt wurde bei Sprengungen in Deutschland noch niemand. Experten halten das für eine mehr als glückliche Fügung. Auch die Attacke im Gewerbepark Breisgau ging glimpflich aus. Doch auch hier war das fast schon Zufall. Nicht explodierter Sprengstoff musste gezielt gezündet werden.

Andernorts werden Standorte komplett dichtgemacht. Die Kreissparkasse Vulkaneifel hat nach einer Sprengung gleich mehrere Automaten abgeriegelt. Das sorgt für verärgerte Kundschaft. Auch Mayer weiß um das Thema: „Die Einschränkungen sind schade für unsere Kunden.“

Bei der Volksbank Freiburg ist das Thema ebenfalls auf dem Tisch: „Wir nutzen neueste Technologien und verwenden verschiedene Sicherheitsmaßnahmen“, erklärt Sonja Raspini von der Pressestelle. Details könne sie nicht nennen, „um potentiellen Tätern keine Anhaltspunkte zu geben“.

Zusätzlich führten der Vandalismus und Aufbrüche in den SB-Bereichen dazu, die Maßnahme zu ergreifen. Brokatzy: „Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die Täter vermehrt Festsprengstoffe verwenden, die zu einer Zerstörung von Bankfilialen und Geldautomaten führen und dadurch die Sicherheit von Menschen gefährden.“ Oberste Priorität sei, die Sicherheit ihrer Kundinnen und Kunden zu gewährleisten. Die Zahlen des LKA zeigen den Ernst der Lage: Mitte Mai waren bereits zwölf Bankautomatensprengungen registriert. Nur jeder vierte Fall konnte aufgeklärt werden. Den Schaden schätzt das LKA auf rund 350.000 Euro. Für 2021 sind 25 Sprengungen im Land bekannt. 2022 waren es 34.

Ob Stadt oder ländliche Gegenden stärker betroffen sind, kann das LKA nicht pauschal beantworten. „Grundsätzlich sind Regionen, die nahe an den Autobahnen oder Bundesstraßen liegen“ im Fokus der Täter, erklärt Jürgen Glodek. „Strategisch günstige Fluchtmöglichkeiten spielen hier eine

Innenminister Thomas Strobl (CDU) macht derweil Druck. Er hat schon im Dezember Hersteller und Betreiber von Bankautomaten aufgefordert, Sicherheitsvorrichtungen wie Einfärbeund Klebesysteme in den Automaten zu installieren. Im Handelsblatt erklärte er, notfalls Gesetze dazu zu erlassen. Polizei und Banken intensivieren nun ihre Zusammenarbeit auf Landesebene. Sparkassen, Volksbanken und LKA ließen im April wissen: „Im Kampf gegen skrupellose Geldautomatensprenger müssen wir all unsere Kräfte bündeln.“ Sparkassen und Volksbanken gaben dabei Einblicke, wie sie sich schützen: Zum Einsatz kommen unter anderem Einfärbe-Systeme für Geldscheine. Häufig genutzt werden zudem Videoüberwachung, Abriss- und Erschütterungsmelder und eine Vernebelungstechnik.

Auch eine Verklebetechnik aus den Niederlanden wird wohl demnächst genutzt. Das sei „selbstverständlich“, sagte Joachim Schmalzl, Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), dem „Handelsblatt“. Automatensprenger in Freiburg und der Regio dürfen sich also darauf einstellen. Ob es sie abschreckt, ist offen: Laut Handelsblatt nehmen Kriminelle auch bunte Scheine mit. Sie zu verkleben, ist dann die nächste Stufe. Till Neumann

„Nutzen neueste Technologien“
Abschreckung ist nicht garantiert
chilli | business im Breisgau | 07.2023 | 17 Wirtschaft
»Zerstörung von Filialen«

Megachance an Aktienmärkten

Analyst Werner Krieger über Reaktionen der Märkte auf Rezessionen

Kommt eine weltweite Rezession? Das ist die Frage, die sich in diesem Jahr alle stellen. Für die deutsche Wirtschaft können wir diese Frage seit dem 25. Mai mit „Ja“ beantworten. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent zurück und bereits zwischen Oktober und Dezember 2022 schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent.

Und auch in den USA deutet alles darauf hin, dass sich die US-Wirtschaft entweder bereits in einer Rezession befindet oder darauf zusteuert. Drei bedeutende Merkmale, die auf eine Rezession hindeuten:

· Der Leading Economic Index (LEI): Der Indikator für die US-Konjunkturentwicklung steht seit Dezember 2022 klar auf Rezession und ist im Mai nun bereits den 13. Monat in Folge gesunken.

· Die Zins(struktur)kurve: Immer, wenn die Differenz zwischen den zehnjährigen und dreimonatigen Zinsen länger als drei Monate negativ war, folgte in der Vergangenheit eine Rezession.

· Die Notenbankpolitik: Im März 2022 fand die erste Zinserhöhung durch die amerikanische Notenbank Fed statt. Erfahrungsgemäß startet eine Rezession rund 12 bis 18 Monate danach. Wie reagiert der Aktienmarkt bei einer Rezession? Noch überdecken die beeindruckenden Unternehmensgewinne der US-Techriesen und der Luxusgüterhersteller in Europa die Gesamtsituation – auch an den Börsen. Die Gewinne dieser großen Un-

ternehmen lagen circa 13 Prozent über den Erwartungen. Da sie hoch gewichtet sind, zogen diese wenigen Schwergewichte die Indizes nach oben. Aktuell werden die geballten Hinweise auf eine Rezession unserer Meinung nach noch nicht vollständig in den Finanzmärkten eingepreist. Die gesamte Gemengelage weltweit – Ukrainekrieg, Inflation, Wahlen, US-Schuldenobergrenze – führte dazu, dass die Stimmung unter den Anlegern schon jetzt alles andere als euphorisch ist. So gehen wir davon aus, dass die Kurse am Aktienmarkt in diesem Jahr noch weiter fallen. Unsere Prognose sieht nach einem Korrekturbedarf in den Sommermonaten jedoch eine antizyklische Megachance an den Aktienmärkten im Herbst – und zwar über mehrere Jahre.

Der beste Zeitpunkt, um in den Aktienmarkt einzusteigen, ist, wenn die Rezession ihren Tiefpunkt erreicht hat. Aktienmärkte preisen die Zukunft ein und reflektieren nicht die aktuelle Situation. Betrachtet man rein statistisch die Phasen der US-Konjunktur seit den 1960er-Jahren, so begannen die Aktienkurse bereits wenige Monate vor dem Rezessionsende sehr stark zu steigen. Anleger, die drauf warteten, bis es der Wirtschaft wieder spürbar besser ging, waren mit ihren Investitionen stets viel zu spät dran. Unsere Empfehlung für Sie als Anleger ist, verfügbare Investitionssummen nun nicht sofort zu 100 Prozent in den Aktienmarkt zu investieren. Das Problem, das sich an der Börse so oft zeigt, ist, dass keiner mit Sicherheit sagen kann, wann der Tiefpunkt der Rezession erreicht ist. Anhand der oben genannten Merkmale gehen wir davon aus, dass für die Aktienmärkte nach einer Sommerkor-

rektur im Herbst ein belastbarer Boden gefunden sein könnte. Sie sollten Ihr anzulegendes Geld daher bis in den Herbst hinein aufteilen und in mehreren Tranchen investieren. Im Oktober allerdings sollte die letzte Position investiert sein. So können Sie davon

ausgehen, die Tiefphase der Rezession mitgenommen und viele Titel zu günstigen Kursen erworben zu haben, um gute Renditechancen zu eröffnen. Als Vermögensverwalter arbeiten wir mit verschiedenen Modellen, in deren Rahmen Aktienquoten je nach Marktsituation reduziert und wieder erhöht werden. So sind unsere Kunden derzeit bereits nicht mehr zu 100 Prozent über die jeweilige Strategie in Aktien investiert. Die Aktienquote in den Strategien wird jedoch sukzessive erhöht, sobald wir die richtigen Signale dafür bekommen. Dass uns das bislang sehr gut gelingt, wurde nun vom angesehenen Wirtschaftsmagazin Capital honoriert. Dies kürt uns im aktuellen Heft mit vier Sternen zum Top-Vermögensverwalter in der Kategorie „ausgewogen“.

Foto: © GFA Arbeitsmarkt
18 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Expertenbeitrag
Werner Krieger (60): Finanzmarktanalyst, Gründer und Geschäftsführer der GFA Vermögensverwaltung GmbH.

Die Kunst des richtigen Vererbens

Mathias Hecht über den steuerschonenden Vermögensübergang

Viele Menschen scheuen sich vor einer frühzeitigen Übertragung ihres Vermögens auf die nächste Generation. Dabei ist es steuerlich fast immer sinnvoll, Vermögen noch zu Lebzeiten zu übertragen. Der Bund hat im vergangenen Jahr 9,2 Milliarden Euro Erbschaftssteuer eingenommen, doppelt so viel wie 2009.

Der Erbschaft- und Schenkungsteuerzugriff durch den Staat lässt sich zunächst durch Freibeträge vermeiden oder senken. Eheleute dürfen sich alle zehn Jahre 500.000 Euro steuerfrei schenken, und ein Kind darf im Zehnjahresturnus 400.000 Euro steuerfrei erhalten – von jedem Elternteil. Wer frühzeitig beginnt, Vermögen zu übertragen, kann diese Beträge mehrmals ausschöpfen.

Besonders interessant: Wenn einem Ehegatten eine selbst genutzte Immobilie gehört und dieser auch ein hohes liquides Vermögen hat, kann er seiner Frau/Mann die eigengenutzte Immobilie steuerfrei schenken. Die/der Beschenkte verkauft dann das Eigenheim fast immer ertragssteuerfrei an den Ehegatten zurück, der/die dann den Kaufpreis zahlt und somit steuerfrei liquides Vermögen an seinen Ehepartner überträgt. Dieser Betrag ist nicht mehr Bestandteil einer späteren Erbschaft an die Ehegatten. Die Immobilie ist aber wieder zurück beim ursprünglichen Eigentümer. Grunderwerbsteuer fällt zwischen Ehepartnern auch nicht an.

Bewohnt ein Erbe eine Immobilie aus dem Nachlass übrigens für mindestens zehn Jahre nach der Erbschaft selbst, fällt gar keine Erbschaftsteuer an. Allerdings muss er innerhalb von sechs Monaten nach dem Erbanfall in die Immobilie einziehen und darf sie dann während der Zehnjahresfrist weder verkaufen noch vermieten oder verpachten. Bei Kindern ist die Steuerbefreiung auf eine Immobilie mit einer Wohnfläche von 200 Quadratmetern begrenzt.

Wenn Immobilien zu Lebzeiten an die künftigen Erben verschenkt werden, kann sich der Schenker ein sogenanntes Nießbrauchsrecht vorbehalten. Dadurch kann er die verschenkte Immobilie weiter nutzen oder vermieten, wobei

ihm weiterhin die Mieteinnahmen zustehen, der Wert des Nießbrauchs reduziert aber die Schenkungssteuerbelastung. Auch für den Fall von Enterbten gibt es steuerliche Regelungen: Durch Schenkungen zu Lebzeiten wird in der Regel das Vermögen im Todesfall gemindert. Dies hat Auswirkungen auf den Pflichtteil, den Enterbte geltend machen können. Aus diesem Grund werden Schenkungen, die in den letzten zehn Jahren vor dem Tod veranlasst wurden, zum Nachlass gezählt und erhöhen damit den Pflichtteilsanspruch.

Unter Umständen kann es sogar vorteilhaft sein, ein Erbe auszuschlagen. Dies gilt nicht nur, wenn das Erbe aus Schulden besteht, sondern auch dann, wenn es so hoch ist, dass die persönlichen Freibeträge deutlich überschritten werden. Schlägt beispielsweise ein als Alleinerbe eingesetzter Ehegatte die Erbschaft zugunsten der gemeinsamen Kinder aus, dann verteilt sich das Erbe auf mehrere Personen, so dass jede von ihnen ihre Freibeträge nutzen kann.

Um alle steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten, vor allem bei Immobilien und Betrieben, zu nutzen, ist professioneller Rat unbedingt empfehlenswert.

Es wäre indes längst an der Zeit, dass der Gesetzgeber die Freibeträge an irgendeine Wertsicherung ankoppelt. Denn der Bund hat zwar seine Erbschaftssteuereinnahmen seit 2009 verdoppelt, er hat aber an den Freibeträgen keinen Cent geändert. Wäre beispielsweise bei Eheleuten der Freibetrag seit 2010 an den Hauspreisindex gekoppelt gewesen, hätte dieser im vergangenen Jahr bei 932.000 Euro gelegen.

Foto: © ns, Illustration: © freepik.com chilli | business im Breisgau | 07.2023 | 19 Expertenbeitrag
Mathias Hecht ist Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Gesellschafter bei der Hecht Bingel Müller & Partner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Freiburg.

Zocken mit Indiana Jones

Im Flippermuseum wird geschraubt und gespielt

Für viele sind Flipper Geschichte: Sie stammen aus einer Ära, in der Spiele noch nicht in die Hosentasche passten. Eigentlich nur logisch, dass die wuchtigen Geräte heute in einem Museum stehen. Doch in Eschbach werden die Maschinen nicht hinter einer Glaswand bestaunt. Im Flippermuseum wird regelmäßig geschraubt und gespielt.

Noch ist es ruhig in der ehemaligen Squash-Halle im Gewerbepark Breisgau in Eschbach. Yves Muck, Vorstand des Flipper- und Arcadevereins, trifft letzte Vorbereitungen, bevor er die Tore zu einem außergewöhnlichen Museum öffnet. In seinem BeastieBoys-Shirt wirkt der 57-Jährige ju-

gendlich. Das dürfte auch daran liegen, dass er sich seine große Leidenschaft bewahrt hat.

Seit seiner Kindheit ist Muck von Flipperautomaten begeistert. Im Studium hat er Geräte aufgekauft, repariert, weiterverkauft – und die meisten behalten.

Seit 17 Jahren haben sie in Eschbach ihre Heimat gefunden. Auf einer kurzen Tour präsentiert Muck rund 60 Geräte. Der älteste Automat stamme aus dem Jahr 1966.

Ein Gang durch die zweigeschossige Halle gleicht einem Ritt durch rund 60 Jahre Popkultur. Star Trek, Herr der Ringe, Zurück in die Zukunft, Addams Family, Simpsons, Fluch der Karibik: Sie alle sind hier auf Flipperautomaten verewigt. Natürlich fehlt auch die britische Band The Who nicht, die dem Spiel mit „Pinball Wizard“ ein schräges Denkmal gesetzt hat. „Inzwischen wer-

den fast nur noch solche lizenzierten Automaten produziert“, erklärt Muck. Ein- bis zweimal im Monat lädt der Eschbacher die Öffentlichkeit ins Museum. An diesem Samstagnachmittag hat auch eine Familie aus Konstanz den Weg in den Breisgau gefunden. „Es empfiehlt sich, vor dem Besuch zu reservieren, da wir meist ausverkauft sind“, sagt Muck. Wie ein Museum wirkt die Halle nicht gerade. Spätestens wenn der AC/DCFlipper zu blinken beginnt und der „Rock ’n’ Roll Train“ aus dem Gerät knallt, wähnt man sich in einer urigen Rockkneipe. Sobald die ersten Apparate laufen, wird es laut: Titelmelodien von Filmen, Gitarrenakkorde von Led Zeppelin und das charakteristische Gebimmel der Automaten mischen sich mit dem allgemeinen Stimmengewirr. Zu den beliebtesten Geräten zählt der

© pl 20 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Auswärtsspiel
Fotos:
Gamer der alten Schule: Flipperfan Yves Muck mit seinen Kollegen Bertram Geimer und Martin Graner (v. l.)

Indiana-Jones-Flipper. Um das Spiel zu starten, muss ein Revolver am Gerät abgedrückt werden: Auf dass sich die Gäste in Eschbach wie einst Indy im Tempel des Todes fühlen. Beliebt ist aktuell auch das brandneue Gerät mit Motiven aus der Serie „The Munsters“. Satte 9500 Euro hat die Premiumausgabe gekostet. „Es gibt auch eine billigere Pround eine teurere Limited-Edition-Version“, erklärt Muck. Natürlich geht an der zum Teil alten Technik immer mal wieder was kaputt. Das ist erst mal nicht weiter tragisch. Regelmäßig treffen sich Mitglieder des Vereins, um an den alten Maschinen zu werkeln. „Die Leute kennen sich ja auf den unterschiedlichsten Fachgebieten aus“, freut sich Muck. Zudem gibt es Workshops und Thementage. Sorgen bereitet dem Verein die Finanzierung. Gerne würde Muck noch eine zweite ehemalige Squash-Box im Gebäude dazunehmen. Aber Einnahmen gibt’s nur durch Vereinsgebühren und Tagesmitgliedschaften. Unterstützung vom Land bekommt das Museum nicht. Der Grund sei obskur: Im Flippermuseum dürften die Ausstellungsstücke angefasst und benutzt werden, das würde nicht mit den Förderrichtlinien übereinstimmen. „Das halte ich für paradox“, ärgert sich der Vereinsvorstand. „Es handelt sich hier schließlich auch um ein technisches Museum.“

Ein Gang durch die Popgeschichte: Von AC/DC bis „Zurück in die Zukunft“ reichen die Flipper­Designs in Eschbach.

Oft kommen Eltern mit Kindern ins Museum. Doch die jüngeren Gäste seien oft erst mal skeptisch. „Letztlich sind sie dann doch begeistert und wollen gar nicht mehr nach Hause“, sagt Muck. Einmal habe eine Mutter nach Ende der Veranstaltung ihren Sohn schlichtweg vergessen. Das Saallicht war schon wieder eingeschaltet. Der Filius hatte im ersten Obergeschoss fröhlich weitergespielt.

Tatsächlich kann man sich beim Flippern verlieren. Auch wenn sich der bib-Autor vergeblich am Rekord der AC/ DC-Maschine abmüht. Vielleicht sind Flipper reif fürs Museum – solange sie wie hier noch bespielt werden.

Der nächste Flipper­ und Arcadeabend wird voraussichtlich nach der Sommerpause Ende August oder Anfang September stattfinden. www.flippermuseum.org

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Auswärtsspiel

Start-up mit Hund: Ali Farhadi und Sari Melcher von copl

Die Kuppler

Freiburger Start-up entwickelt App zum Netzwerken

Es war ein Schlüsselerlebnis: Auf der Smart Green Night 2022 lernte der Entwickler Ali Farhadi spannende Leute kennen, tauschte extra angefertigte Visitenkarten aus. Gehört hat er danach von niemandem: Karten gingen verloren, waren nicht mehr zuordenbar. Dem will Farhadi Abhilfe schaffen: Mit Kollegin Sari Melcher hat er daraufhin die Netzwerk-App copl entworfen.

In den vergangenen Jahren war Ali Farhadi an der Entwicklung mehrerer Start-ups beteiligt, seit 13 Jahren ist er selbstständiger IT-Berater. Seine Erfahrung im Grünhof war der Aufhänger für sein aktuelles Projekt. „Was fehlt, ist ein All-in-One-Tool, das Funktionen bündelt“, findet der 38-Jährige. Hier setzt die gerade veröffentlichte App an: Haben beispielsweise Dienstleister potentielle Kunden kennengelernt, können die aufs eigene copl-Profil verwiesen werden. „Dafür muss das Gegenüber die App nicht installiert ha-

ben“, erklärt Farhadi. Der Datenaustausch läuft über einen QR-Code und leitet ohne App auf eine Webversion weiter.

In ihrem Profil können Nutzer individuelle Funktionen nutzen. Über einen „Call-to-Action“ werden Termine ausgemacht, zudem können Links gesetzt und Pitches für Investoren hochgeladen werden. Auch eine Weiterleitung zu Netzwerken wie LinkedIn oder Instagram ist möglich, YouTube-Videos sind integrierbar. Der Grundgedanke: Mit der App werden Visitenkarten oder Homepages hinfällig.

Mit seinen Ideen für die App hat Farhadi bereits Sari Melcher überzeugt. Kennengelernt hat er die 34-Jährige beim Gassigehen. Sie kommt eigentlich aus dem Marketing. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal ein Start-up gründe“, sagt sie lachend. Doch nur fünf Monate nach der Gründung veröffentlichte das Duo die Beta-Version von copl. Seit kurzem ist nun die „echte“ Version auf dem Markt. Unterstützung gibt’s von Mitarbeitern in Freiburg, London und Dubai.

Potentielle Nutzer der App gibt es laut Farhadi und Melcher viele. In der Anfangsphase richtete sich das Duo vor allem an Coaches. Doch der Fokus ist deutlich größer: Jegliche junge Unternehmer und regionale Start-ups könnten von copl profitieren. „Für diese Gruppe schlägt unser Herz“, sagt Farhadi. Auch wegen der vielen Ideen im Breisgau sei er einst von Hamburg hierher gezogen. „Die lokale Szene ist aber überschaubar“, findet der WahlFreiburger. Hier solle copl einen Beitrag zur Sichtbarkeit leisten. Das Angebot soll stetig weiterentwickelt und um weitere Funktionen ergänzt werden. Dennoch wird es dauerhaft eine kostenfreie Version geben. Hinzu kommt demnächst eine Premium-Ausgabe. „Wir müssen ja auch Einnahmen generieren“, sagt Farhadi. Das Duo ist stets auf der Suche nach Investoren und Personen, die das Projekt mit ihrem Know-how unterstützen wollen. Denn nach wie vor besteht das Team nur aus Melcher und Farhadi. Und den „Chief Office Entertainern“: den Hunden, derentwegen sich die beiden kennenlernten. pl

Foto: © copl
22 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Start-ups
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Die Ausweitung der Tramtrassenzone

Wer sich Green City nennen will, braucht ein durchdachtes Mobilitätskonzept. Auch beim Straßenbahnausbau hat sich Freiburg wieder viel vorgenommen. Pascal Lienhard, Philip Thomas und Lars Bargmann haben sich schon geplante und noch weitere mögliche Trassen angeschaut – auf dem Papier und vor Ort.

Unlängst eröffneten Freiburger Stadtverwaltung und Freiburger Verkehrs AG (VAG) die neue Stadtbahn Waldkircher Straße. Weitere Einweihungen sollen folgen. „Es ist das Ziel der Stadtverwaltung, die aktuell meist recht günstigen Förderbedingungen für den ÖPNV für einen weiteren Ausbau der Stadtbahnen zu nutzen“, erklärt VAGSprecher Jens Dierolf.

Im Mai 2020 stimmte der Gemeinderat einem von der Verwaltung vorgeschlagenen groben Plan zum Stadtbahnausbau bis 2030 zu. Darin enthalten sind eine Stadtbahnverlängerung in Littenweiler, eine Stadtbahn für den geplan-

ten Stadtteil Dietenbach, der zweite Bauabschnitt der Stadtbahn Messe sowie eine Machbarkeitsstudie für eine Stadtbahn in St. Georgen. Aktuell laufen laut Dierolf Abstimmungen zwischen Garten- und Tiefbauamt und VAG. Eine Drucksache von Verwaltung und VAG soll zeitnah die politischen Gremien durchlaufen.

Im Umland könnten in den kommenden Jahren ebenfalls Gleise verlegt werden: Auch in den Gemeinden Merzhausen

und Gundelfingen werden neue Bahnprojekte diskutiert.

1 Stadtbahnverlängerung

Littenweiler

Über geplante und visionäre Straßenbahnstrecken KapplerTunnel

Auf der Wunschliste von Verwaltung und VAG steht sie weit oben: eine Erweiterung der Linie 1 ans östliche Ende von Littenweiler. Aktuell führt die Trasse bis zur Endstation Laßbergstraße unterhalb der Pädagogischen Hochschule. Laut Rathaus sollen die

KapplerStr.
Knoten Höllentalstr. Höllentalbahn
geplant
Kappler
Dreisam Laßbergstraße =
Fotos: © pl, pt / Illustrationen: © bib 1 24 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Stadtentwicklung
Geradeaus: So sollen die Trassen in Littenweiler (l.) und Dietenbach verlaufen.

Schienen ab 2027 bis zum Kappler Knoten reichen.

Ausgehend von der Laßbergstraße werden die Schienen dann von der Lindenmattenstraße hinauf zur Höllentalbahn führen. Von dort aus wird die Trasse parallel zu den Schienen der Deutschen Bahn bis zum Kappler Knoten reichen.

Für die etwa 1,3 Kilometer lange Strecke müsste wohl ein großer Teil der Grünfläche nördlich der Höllentalbahn weichen – dort, wo Tierhalter gerne ihre Hunde ausführen. An der neuen Endhaltstelle ist zudem ein Park&Ride-Parkplatz angedacht.

Laut 2020 im Gemeinderat beschlossenem Programm soll die Linie vor Baubeginn des dauerdiskutierten Stadttunnels fertig sein. Der Bau des Tunnels wird vor allem den Verkehr auf der B31 voraussichtlich stark einschränken. Die Stadtverwaltung schätzte die Kosten für die Verlängerung 2020 auf etwa 22 Millionen Euro. Neun Millionen sollen über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) beigesteuert werden. Zudem kann die Verlängerung durch den Zweckverband Regio-Nahverkehr (ZRF) mitfinanziert werden.

= geplant

2 Stadtbahn Dietenbach

Freiburgs neuer Stadtteil Dietenbach soll ans bestehende Tram-Netz angeschlossen werden. Ein städtebauliches Konzept sieht dafür eine Verlängerung der Rieselfeld-Linie vor. Statt um die Wendeschleife an der Endstation Bollerstaudenstraße sollen die Gleise entlang des Bollerstaudenwegs nach Norden verlaufen, dort, wo heute im Rieselfeld Kühe grasen, die Mundenhofer Straße kreuzen und

durch eine zu schlagende Schneise im Wald in das neue Siedlungsgebiet führen. Anwohner haben an dieser Variante bereits Protest angemeldet. Die Alternative ist ein Ringschluss über B31 und Dreisam hinweg bis zur Haltestelle Paduaallee.

Denkbar ist auch ein zusätzlicher, späterer Anschluss über das Baugebiet Im Zinklern zwischen Paduaallee und Breisgauer Straße im Stadtteil Lehen. Der aktuelle Bebauungsplan sieht dort 550 Wohnungen, einen Lebensmittelmarkt, ein Pflegeheim, zwei Quartiersplätze und Grünraum vor.

BreisacherStr.

Das neue Wohngebiet Dietenbach für knapp 16.000 Menschen soll laut Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2020 mit drei Haltestellen erschlossen werden. Die VAG erwartet rund 900.000 Fahrgäste pro Jahr.

Die Stadtverwaltung schätzt die Kosten für die neue Linie auf 20 Millionen Euro. Acht Millionen soll der Bund über das GVFG beisteuern. Aktuell geht die Verwaltung von einem Baubeginn im Jahr 2025 und von einer Inbetriebnahme frühestens im Jahr 2027 aus.

3 Stadtbahn Messe, 2. Bauabschnitt

Der zweite Bauabschnitt „Stadtbahn Messe“ soll den Freiburger Fahnenbergplatz mit der Breisacher Straße verbinden und die Achse über die

B31a
Tel-Aviv-Yavo-Allee Neubaugebiet Dietenbach Rieselfeld
Stefan-Meier-Str.
Freiburg HbF FriedrichEbert-Platz
Fahnenbergplatz 2 3 chilli | business im Breisgau | 07.2023 | 25
= geplant Stadtentwicklung

Hauptbahnhofsbrücke entlasten. Verlaufen würde die 950 Meter lange Strecke entlang der Breisacher Straße, an der Straße zur Unterführung und über Friedrichstraße, Fahnenbergplatz zum Europaplatz – und hätte große Auswirkungen: Die VAG rechnet in ihrer Vision 2030 mit 5,5 Millionen Fahrgästen jährlich. Vorbei wären mit dem Anschluss die Zeiten, in denen Pendler und Reisende die letzten Meter zum Gleis zu Fuß gehen oder auf Busse umsatteln müssen.

Für die Umsetzung müssten Poller und Mittelstreifen auf Breisacher Straße sowie Friedrichstraße einkassiert und diese möglicherweise einspurig gemacht werden. Nach ersten geometrischen Untersuchungen kann die Bahnbrücke „Zur Unterführung / Breisacher Straße“ bei einem Ausbau erhalten bleiben.

Die Strecke ist Teil der Bundesmaßnahme „Stadtbahn Vauban und Neue Messe“. Damit könnten bis zu 85 Prozent der veranschlagten Kosten von 20 Millionen Euro GVFG-gefördert werden (14,5 Millionen Euro). Dieses Jahr soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Möglich wäre ein Baubeginn im Jahr 2027. Liegen könnten die Schienen zwei Jahre später.

4 Machbarkeitsstudie Stadtbahn St. Georgen

Es ist ein trauriger Titel: St. Georgen ist der bevölkerungsreichste Freibur-

ger Stadtteil ohne direkten Anschluss ans Stadtbahnnetz.

Wer mit der Straßenbahn anreist, fährt mit der Linie 3 bis zur Endhaltestelle Munzinger Straße auf der Haid oder Innsbrucker Straße im Vauban. Je nach Ziel wartet noch eine ordentliche Strecke zu Fuß oder mit dem Bus: Zwei Kilometer Luftlinie trennen die Haltestellen.

Seit Jahrzehnten wird über eine Anbindung der einst unabhängigen Gemeinde diskutiert. Viel herausgekommen ist bisher nicht. Laut Rathaussprecher Sebastian Wolfrum hat der Gemeinderat die Verwaltung gebeten, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Ziel

Besançonallee

sei es, neben Überprüfung der grundsätzlichen Machbarkeit auch eine konkrete Trasse für eine Stadtbahn zu identifizieren. „Hierzu findet im Herbst ein Auftaktgespräch zwischen Bürgerverein, Baubürgermeister Martin Haag, VAG sowie Garten- und Tiefbauamt statt“, erklärt Wolfrum.

Im Gespräch ist unter anderem eine Verlängerung von der Haltestelle Munzinger Straße bis zur St.-Georg-Kirche. Dafür müsste die rund einen Kilometer lange Trasse die Matsuyamallee überqueren. Attraktiv erscheint aber auch ein Ringschluss zwischen Munzinger und Innsbrucker Straße. Doch innerhalb St. Georgens dürften die Planer auf einige Probleme stoßen. Der Stadtteil hat einen dörflichen Charakter mit einigen relativ engen Straßen. Als Trasse müsste wohl vor allem auf die Basler Landstraße sowie die Andreas-HoferStraße gesetzt werden.

5 Straßenbahnverlängerung Gundelfingen

In Gundelfingen wird ein Straßenbahnanschluss seit Jahren hitzig diskutiert. Aktuell fährt die Freiburger Linie 4 bis vor die Tore der Gemeinde. Von dort geht es mit dem Bus weiter. Die Planungen für eine Verlängerung der Freiburger Straßenbahn haben rund 30 Jahre auf dem Buckel. Sie sehen eine Trasse ausgehend von der Endhaltestelle Gundelfinger Straße vor. Von dort sollen die Schienen die

Landstr.
Georgen
Basler
St.
geplant Fotos: © pl, pt / Illustrationen: © bib
Munzinger Str. =
4 26 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Stadtentwicklung
Hier lang: Pläne für Stadtbahn Messe (l.), eine mögliche Trasse Richtung St. Georgen (m.) und die Route durch Gundelfingen.

Gemeinde an der Alten Bundesstraße entlang durchqueren und kurz vor dem Ortsausgang die Untere Waldstraße hinaufführen. Die Trasse ist etwa 1,6 Kilometer lang.

Im gepflasterten Ortskern dürfte die Verlegung von Schienen kompliziert werden. Daniel Mader vom Gundelfinger Arbeitskreis Mobilität (AKM) spricht weitere offene Fragen an. Unklar sei etwa, ob die Endhaltestelle an der Unteren Waldstraße auf einem dafür vorgesehenen Wendeschleifenareal wäre oder ob sie südlich Richtung Regionalbahnhof abbiege.

Der Gundelfinger glaubt, dass eine Neuplanung durch den ZRF, der den regionalen ÖPNV-Ausbau fördert und koordiniert, notwendig ist. Daher hat der AKM ein Bürgerbegehren initiiert. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Mitte November in einem Bürgerentscheid darüber abgestimmt, ob die Planungen erneut aufgenommen werden. Bevor der Termin offiziell ist, müssen die Vertreter des Begehrens noch zur öffentlichen Anhörung im Gemeinderat. „Das ist eine Formsache“, erklärt Mader.

An der vor rund 30 Jahren ersonnenen Trasse wird sich allerdings kaum etwas

ändern. „Auch wenn die alte Planung vollständig überarbeitet werden muss, würde die Straßenbahn auf der dafür vorgesehenen und freigehaltenen Trasse fahren“, glaubt Mader.

6 Tram-Verlängerung nach Merzhausen

Nicht nur nach Norden, auch nach Süden soll sich das Tramnetz weiterspinnen. Wie, das steht teilweise schon im Bebauungsplan Hexentalstraße/ Ölmühle in Merzhausen. Auf einem eigenen Gleiskörper funktioniert das aber nicht. Dafür bräuchte es einen 22 Meter breiten Querschnitt. Da aber zwischen der Gaststätte Friedrichstal (Hexentalstraße 10) und dem Wohnhaus an der anderen Straßenseite (Nummer 11) nur 12,55 Meter liegen, müssten sich Autos und Tram die Spuren teilen. Da es auch dafür wieder GVFG-Mittel gibt, wäre das grundsätzlich denkbar. Ganz ohne Grundstückskäufe von mehreren Eigentümern – oder im Ernstfall auch Enteignungsverfahren – geht es aber nicht, da teilweise Flächen von Hauskante auf der einen bis Hauskante auf der anderen Seite der Straße gebraucht würden.

Die Tramtrasse würde vom Paula-Modersohn-Platz im Vauban bis an den Sportplatz Merzhausen gebaut werden – und wäre dort fast schon in der Gemeinde Au. Eine erste Planung sah die Endhaltestelle noch an der Dorfmitte vor, die aber kam im Bewertungsverfahren Kosten/Nutzen nicht mal über den notwendigen Wert von 1. „Wir hätten nur 30 P&R-Stellplätze geschafft, das wäre zu wenig“, sagt der Merzhauser Bürgermeister Christian Ante.

Am Sportplatz, beim dort liegenden Recyclinghof, wäre erstens Au fußläufig schon angebunden und zweitens auch ein großes Parkhaus möglich, das fürs ganze Hexental nutzbar wäre. „Der Wegfall des Recyclinghofs wäre der Preis, den wir zahlen müssten“, so Ante. Die erste Haltestelle wäre in Höhe des neuen Hotels am nördlichen Ortseingang, die zweite im Bereich Gasthaus Grüner Baum, die dritte am Ende der Trasse.

„Für die Merzhauser und auch die Hexentäler wäre eine Tram nach Freiburg viel komfortabler als immer zwischen Bus und Bahn umzusteigen“, so Ante. Ihm ist aber bewusst, dass noch viel Wasser den Reichenbach runterfließen wird, bis das Projekt aufs Gleis gesetzt werden kann. „Wir sind ja als Letzte auf den Zug aufgesprungen, aber wenn Gundelfingen Nein sagt, werden wir sofort die Hand heben.“

= geplant Gundel ngerStr. Bahnhof Wildtalstr. Obermattenbad Gundel nger Straße Hexentalstr. Ziegelgasse PaulaModersohnPlatz Sportplatz Merzhausen = geplant
5 6 Stadtentwicklung
Die Hexentalstraße entlang: Ein Teil der Trasse für Merzhausen

»Ganz neue Welt«

Kapitaler Nachfrageeinbruch bei Immobilien

Der neue Wohnmarktbericht der Immobiliengesellschaft der Freiburger Sparkasse (S-Immo) hat es in sich. „Wir haben eine ganz neue Welt“, fand Erich Greil, der unlängst in den Ruhestand gegangene Vizevorstandsvorsitzende der Sparkasse.

Vor 18 Monaten lag der Bauzins noch bei etwa 1,25 Prozent, heute liegt er oberhalb von vier Prozent. Wenn also eine Familie sich damals 400.000 Euro für eine Wohnung geliehen und zwei Prozent Tilgung ausgemacht hätte, hätte sie monatlich 1084 Euro an eine Bank überweisen müssen. Und nach zehn Jahren knapp 45.000 Euro Zinsen bezahlt. Gleicher Fall heute: 2067 Euro monatlich und knapp 150.000 Euro Zinsen.

„Wir haben viele enttäuschte Kunden, weil sie sich heute eine eigene Wohnung nicht mehr leisten können“, berichtete Dorothea Müller, Abteilungsleiterin des S-Immo-Center der Sparkasse. Um rund 40 Prozent seien die Baufinanzierungen seit Jahresbeginn im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Anders sieht es derweil bei den energetischen Modernisierungen aus. „Dieser Bedarf

wird steigen, und auch die Finanzierungsnachfrage wegen barriere- und behindertenfreundlichen Umbauten wird weiter da sein“, so Greil.

Die Nachfrage beim Team der S-Immo um Geschäftsführer Oliver Kamenisch hat sogar um 70 bis 80 Prozent nachgelassen, wie DIA-Immobilienwirtin Judith Schweizer erzählte. Es gäbe wieder mehr Angebote und die seien auch deutlich länger im Regal als früher. Der Immobilienmarkt hat sich von einem Verkäufer- in einen Käufermarkt gedreht. Wer den Markt im Internet beobachtet, sieht auch Preisnachlässe bei zunächst teurer angebotenen Wohnungen. Hatten Kaufinteressenten mehrere Jahre lang kaum Zeit zum Überlegen und sich gegenseitig überboten, können sie heute wieder mit langem Atem verhandeln.

Anders sieht es bei den Mieten aus, sagte Marco Wölfle, der den Bericht für die S-Immo erstellt hat: „Der Kaufmarkt hat auf den Pausenknopf gedrückt, die Mieten sind aber in der Tendenz gestiegen.“

Für den Wohnmarktbericht werden die Angebote auf allen Immobilien-Plattformen gesammelt und ausgewertet. Ein Ergebnis: „Freiburg ist die wertsta-

bilste und höchstpreisige Stadt ihrer Größe bei den Kaufpreisen", so Wölfle. Der Experte wusste dabei auch aus dem Umland Erstaunliches zu berichten: Am Kaiserstuhl ist 2022 eine Immobilie für einen Quadratmeterpreis von 11.500 Euro verkauft worden. Auch die direkt angrenzenden Kommunen Merzhausen und Gundelfingen sind fast schon auf Freiburger Niveau. Im Premiumsegment steigen die Preise dort sogar noch, während sie im Oberzentrum stagnieren. Etwas weiter weg, etwa in Umkirch oder Kirchzarten, kann man noch 1000 Euro günstiger an eine normale Immobilie kommen. Der Marktbericht 2023 nimmt mit Weitwinkelobjektiv die Region von Offenburg bis Lörrach in den Blick, fokussiert aber auch zwischen einzelnen Stadtteilen – sowohl beim Kauf als auch bei der Miete. So kostet ein gemieteter Quadratmeter in Neuburg 17,20 Euro, in Waltershofen 11,10. Fallende Mieten gibt es in keinem einzigen Stadtteil. Fallende Kaufpreise hingegen sehr wohl. bar

Den Wohnmarktbericht 2023 gibt es hier: www.s-immobilien-freiburg.de/ broschueren

Illustration: © freepik.com
28 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Immobilien

nicht mehr gegeben«

Familienheim schließt Geschäftsjahr 2022 positiv ab / Baustopp in Freiburg

Trotz gestiegener Zinsen und Baukosten hat die Familienheim Freiburg das Geschäftsjahr 2022 positiv abgeschlossen: Die Baugenossenschaft erwirtschaftete einen Gewinn von 2 Millionen Euro (Vorjahr: 2,47). Das Gesamtvermögen beläuft sich auf 163,3 Millionen Euro (Vorjahr: 163,5). In seinen Wohnungsbestand sowie Neubauten investierte das Unternehmen 12,4 Millionen Euro. Allerdings: Neue Wohnungen in Freiburg plant die Familienheim erst mal nicht.

„Das ist für uns etwas ganz Besonderes“, sagte die Familienheim-Vorstandsvorsitzende Anja Dziolloß im Mai auf einem Parkdeck an der Angelus-Silesius-Straße im Freiburger Stadtteil Betzenhausen. Gemeint waren damit acht Mietwohnungen, die seit Februar des vergangenen Jahres über den Autostellplätzen entstanden sind. „Ein Vorteil ist, dass keine zusätzlichen Flächen versiegelt wurden“, so Dziolloß.

Das KfW-Effizienzhaus 40 wurde in Holzrahmenbauweise errichtet. Bezogen werden die 700 Quadratmeter Wohnfläche über dem Parkplatz voraussichtlich im August. Es gibt je vier Wohnungen mit zwei und vier Zimmern. Erreichbar sind sie über Laubengänge und einen außen liegenden Treppenturm samt Aufzug.

2,9 Millionen Euro investierte die Baugenossenschaft laut Dziolloß in das Projekt. Darin zahlen Mitglieder 12 Euro für einen Quadratmeter. Von der Erzdiözese Freiburg geförderte Wohnungen werden mit 10 Euro vermietet. Entsprechend hoch sei die Nachfrage gewesen. „Wir hätten die Wohnungen drei oder vier Mal vermieten können“, sagt Vorstand Alexander Ehrlacher, der Ende des Jahres seinen Vorstandsposten aus persönlichen Gründen räumen will.

Besonders ist das Projekt für die Familienheim auch deswegen, weil es auf absehbare Zeit das letzte seiner Art in Freiburg gewesen sein könnte. Grund dafür seien fehlende Flächen und explodierende Baukosten. „Für dieses Projekt

hatten wir uns früh Förderprogramme und Zulagen gesichert. Diese Planbarkeit ist heute nicht mehr gegeben“, so Ehrlacher. Ob die Genossen in Freiburgs neuem Stadtteil Dietenbach oder Kleineschholz aktiv werden, sei aktuell völlig unklar.

Einen Teil des Gewinns (370.000 Euro) schüttet die Genossenschaft an ihre 8341 Mitglieder aus. Diese zahlten im Schnitt eine Kaltmiete von 7,29 Euro pro Quadratmeter. Der Freiburger Mietspiegel lag im vergangenen Jahr bei 9,79 Euro. Nicht zuletzt deswegen haben in einer Mieterbefragung 93 Prozent ihre Miete als sehr günstig (9), günstig (29) oder angemessen eingestuft. Das genossenschaftliche Vermögen lag zum Jahreswechsel 2023 bei 163,3 Millionen Euro und damit nahezu unverändert zum Vorjahr. Für Erhalt und Modernisierung zahlte das Unternehmen rund 10 Millionen Euro. In Neubauten investierte die Familienheim knapp zwei Millionen Euro. Auch die Umweltbilanz ihrer 2730 Wohnungen beschäftigt die Familienheim. Eine eigene Untersuchung klassifiziert 90 Prozent der Wohnungen nicht schlechter als Energieeffizienzklasse D. Der bundesdeutsche Schnitt liegt laut Familienheim bei knapp 70 Prozent. Bis 2045 soll der Gebäudebestand in Deutschland laut Bundesregierung klimaneutral mit Wärmeenergie versorgt werden. Baden-Württemberg hat das Jahr 2040 ausgegeben.

»Planbarkeit
Foto: ©
Baschi Bender
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chilli | business im Breisgau | 07.2023 | 29 Immobilien
Blicken auf ein schwieriges Geschäftsjahr: Anja Dziolloß und Alexander Ehrlacher

Frischer Wind im Breisgau

ebm-papst sichert seinen Standort

90-Millionen-Projekt fertig

Die BPD Immobilienentwicklung GmbH, eine Tochter der niederländischen Rabobank, hat ihr 90 Millionen Euro schweres Q-10-Projekt auf dem Freiburger Güterbahnhof so gut wie abgeschlossen. Insgesamt umfasst das Areal zehn Gebäude an der Ellen-Gottlieb-Straße. Kurz vor der Fertigstellung sind jetzt noch 56 kleine Wohnungen in zwei Gebäuden, die im Herbst bezugsfertig sind und die erneut das Team von Christian Müller Immobilien vermarktet. Im Eckgebäude zur Eugen-Martin-Straße hat Siemens die größte Fläche angemietet, das Softwareunternehmen intrexx (vormals United Planet) wird rund 700 Quadratmeter belegen. Auch dieses Haus 1 steht kurz vor der Fertigstellung. Ursprünglich waren die BPD-Verantwortlichen von einem Investitionsvolumen von 70 Millionen Euro ausgegangen. bib

100-Millionen-Projekt im Anmarsch

Der Bauausschuss der Stadt Freiburg hat unlängst das Verfahren für einen Bebauungsplan für das ehemalige Haus Südwest-Auto beschlossen. Am Eingang zum Gewerbegebiet Haid, an der Ecke Besançonallee und Munzinger

Mit Veränderung kennt der ebmpapst-Standort Herbolzheim sich aus. Im Jahr 2012 hat der Ventilatorenspezialist mit seinem Hauptsitz im hohenlohischen Mulfingen das südbadische Werk Herbolzheim zum „AutomotiveStandort“ transformiert. Nach der Ankündigung, die Unternehmensgruppe steige aus dem Automotive-Geschäft aus, kehren die Herbolzheimer nun wieder zu ihren Wurzeln zurück. Seit vergangenem Herbst werden hier Hightech-Ventilatoren für die KälteKlima-Lüftungstechnik gebaut.

Werkleiter Matthias Theobald freut sich vor allem über die sehr positive Zukunftsperspektive für den Standort Herbolzheim. „Bis Ende des Geschäftsjahres sollen alle Fertigungsinseln in Herbolzheim laufen. Insgesamt werden wir dann über 600 Varianten der BG112 produzieren.“ BG112 – das steht für den Durchmesser des Motors, die Baugröße 112 Millimeter. Diese Ventilatoren werden nicht nur in Wärmepumpen, E-Ladesäulen und Windrädern verwendet, sie kommen auch zum Einsatz bei der Kühlung von großen Gebäuden wie Einkaufs- oder Rechenzentren. Um die Zukunft seines Standortes muss sich Theobald keine Sorgen machen: „Es handelt sich hierbei um aktuell sehr nachgefragte Anwendungsfälle. Wir können gar nicht so viele Ventilatoren bauen wie benötigt werden und sind daher dringend auf der Suche nach Produktionsmitarbeitenden und Ferienjobber·innen.“ bib

Straße, wird die Strabag Real Estate Invest auf dem 14.000 Quadratmeter großen Areal bis zu 40.000 Quadratmeter bauen. Unter anderem einen Turm mit zehn Etagen. Die Strabag will, nach dem Vorbild der businessmile, einen Büro- und Dienstleistungsstandort entwickeln, mit Schulungs- und Veranstaltungsbereichen, Labor- und LifeScience-Flächen. Das Investitionsvolumen wird mehr als 100 Millionen Euro betragen. bib

Die Verlagerungsteams mit dem ersten in Herbolzheim produzierten Ventilator BG112. Foto: © ebmpapst Visualisierung: © wulf architekten
30 | chilli | business im Breisgau | 07.2023 Immobilien
Kommt mit viel Grün um die Ecke: der Haidpark

Die drei von der Kommandobrücke: Jörg Straub, Martin Behrens (Aufsichtsratsvorsitzender) und Marc Ullrich (v. l.)

Sozialer Sprengstoff voraus

Bauverein bilanziert robust und kritisiert Habeck

Das vergangene Jahr hat die Wohnungswirtschaft in einen Krisenmodus versetzt. Nach jahrzehntelangem Aufwärtstrend befindet sie sich aktuell in einer Zeitenwende. „Ohne verbesserte Rahmenbedingungen und politische Unterstützung wird sich der Wohnungsmarkt in der Region noch weiter verschärfen. Wir sehen sozialen Sprengstoff“, erklärten Marc Ullrich und Jörg Straub, die beiden Vorstände der Genossenschaft Bauverein Breisgau (BVB), bei der Bekanntgabe der Bilanz für 2022. Die war indes alles andere als explosiv.

48,3 Millionen Euro haben die Genossen mit 120 Beschäftigten eingenommen, gut 4,5 Millionen mehr als im Vorjahr. Rund 17 Millionen wurden in neue und alte Wohnungen investiert. In den letzten 20 Jahren sogar insgesamt eine halbe Milliarde Euro, betonte Ullrich. Unterm Strich blieben 7,5 Millionen Euro Gewinn, eine weniger als 2021. Das Eigenkapital liegt mittlerweile bei 125 Millionen. Ob es bei den aktuell „toxischen Rahmenbedingungen“ in diesem und in den nächsten Jahren mit der Neubautätigkeit so weitergeht, ist aber sehr fraglich. Ullrich und Straub kritisieren nicht zuletzt Robert Habecks „Hickhack um die Dekarbonisierung der Wohnungsbestände“. Das sei, so Straub, „Gift für eine strukturierte Investitionsplanung“. Das Duo rechnet allein für den eigenen Bestand mit einem zusätzlichen Investitionsbedarf von bis zu 100 Millionen Euro. Und der Vorstand geht auch davon aus, dass die Grundsteuerreform, steigende Energiekosten und die Kerninflation zu steigenden Nebenkosten führen werden. Mit einer durchschnittlichen Miete von 7,17 Euro wohnen die Menschen beim BVB derzeit weit unterhalb des Marktniveaus – und haben dabei ein lebenslanges Nutzungsrecht. Mit knapp 25.000 Mitgliedern ist der Bauverein, der aktuell 5104 eigene

Wohnungen in Freiburg und dem Umland hat, der größte in Südbaden und auch bundesweit einer der größten. Dass der BVB beim Bauen nicht nur auf preisgünstige Mieten achtet, beweisen die Projekte Uni-Carré und Carl-SiederHof: Beide werden im Juli von der Architektenkammer Baden-Württemberg mit der Plakette für „Beispielhaftes Bauen in Freiburg“ ausgezeichnet. bar

Foto: © Bauverein Breisgau
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»Seit drei Jahren im Krisenmodus!«

Der neue Agenturchef Alexander Merk im bib-Interview

Als Andreas Finke als Chef der Freiburger Agentur für Arbeit Ende 2022 überraschend das Handtuch warf, war dies die Gelegenheit für Alexander Merk, seinen Hut in den Ring zu werfen. Erfolgreich. Seit Juni 2023 ist er nun neuer Mann an der Spitze der Agentur – in einer Zeit vielfältiger Herausforderungen. bib-Autor Stefan Pawellek sprach mit dem neuen Agenturchef, welche Problemfelder auf ihn warten.

bib: Sie haben die Leitung der Arbeitsagentur in einer Zeit der multiplen Krisen übernommen: Corona, Ukraine-Krieg, gestörte Lieferketten, schrumpfende Wirtschaft, Inflation, Klimawandel – inwiefern beeinflusst das Ihre Arbeit?

Merk: Wir arbeiten nun schon seit drei Jahren im Krisenmodus, das ist für die Mitarbeitenden eine hohe Belastung. Allerdings sind wir auch „suchender Arbeitgeber“, sodass wir in Corona-Zeiten Personal eingestellt haben, was zu einer gewissen Entlastung beiträgt. Freiburg hat an sich einen robusten Arbeitsmarkt, hier dominiert der tertiäre Sektor. Und da – besonders in der Gastronomie und Erziehungs- und Pflegeberufen – herrscht Arbeitskräftemangel. Aber mit Fachkräftemangel haben alle Branchen überall zu kämpfen.

bib: Viele Betriebe halten ihre Fachkräfte trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation. Wie lange kann das funktionieren? Kommt eine Kurzarbeitswelle auf uns zu?

Merk: Nein, vereinzelt werden Betriebe Kurzarbeit anzeigen, aber bisher zeichnet sich keine Welle ab. Wir erwarten – und das sehen auch Wirtschaftsfachleute so – bis Ende des Jahres eine eher ruhigere Entwicklung. Wir sehen auch nicht, dass Firmen in Not geraten, weil sie Arbeitskräfte halten. Allerdings: Immer mehr Babyboomer gehen in Rente, für sie Ersatz zu finden ist schwierig. Es ist oft auch eine Frage der

„Passung“, Menschen brauchen Unterstützung bei der Eingliederung in einen Beruf.

bib: Wie kann es sein, dass bei rund 14.000 Arbeitslosen in Südbaden Stellen unbesetzt bleiben? Brauchen die alle Unterstützung?

Merk: Nein, natürlich nicht. Unser Fokus liegt auf Qualifizierung und Teilqualifizierung, sodass Arbeitslose leichter in einen Job „passen“. Gleichzeitig haben wir einen Arbeitgeber-Service, der beide Seiten zusammenbringt und mit vielfältigen Förderangeboten unterstützt. Für diese Fördermöglichkeiten, da bin ich überzeugt, ist aber noch deutlich mehr Marketing nötig: Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Wie kann man Menschen auf die sich laufend ändernden Arbeitsprozesse einstellen? Wer hilft beiden Seiten durch den „Förderdschungel“? Da ist noch einiges zu tun.

bib: Es gibt eine nicht geringe Zahl von Flüchtlingen, Migranten: Warum entlasten die den Arbeitsmarkt nicht?

Merk: Es ist leider nicht so leicht, Berufsabschlüsse anerkennen zu lassen. Die Agentur ist da nur beratend tätig. Es gibt einfach zu viele Stellen, die da mitreden wollen oder müssen. Das zu ändern ist aber eine politische Frage. Man könnte zum Beispiel das Modell der Inklusion übernehmen, da gibt es einen Ansprechpartner für Arbeitgeber und der kümmert sich dann um alles. Die an sich gute Praxis der formalen Ausbildungsabschlüsse, Diplome etc. verzögert diesen Prozess. Da müsste mehr Pragmatismus sein, mehr Mut zu „learning by doing“! bib: Wir leben in einer Zeit des demographischen Wandels. Wie soll die Lücke geschlossen werden – länger arbeiten?

Merk: Es stimmt, die Schere zwischen Rentnern und Arbeitenden wird immer größer. Aber Dank „home office“ könnten sicher einige Ältere im Arbeitsmarkt bleiben. Auch Frauen sollten noch mehr und länger ins Erwerbsleben eintreten. Ein Problem ist hier die Kinderbetreuung. Mehr Kitas bedeutet aber auch

Arbeitsmarkt
Traumjob in Traumstadt: Alexander Merk
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Foto: © Agentur für Arbeit

mehr Erzieher·innen – die wir nicht haben, Stichwort Fachkräftemangel. Im Herbst bieten wir einen Quereinstieg Kita an, zwei Schulen machen da mit, 26 Interessenten gibt es bereits; während der Ausbildung werden 2600 Euro Lohn gezahlt. Arbeitgeber übernehmen die Ausbildungsvergütung, den Rest die Arbeitsagentur oder das Jobcenter. Es muss also niemand diese Umschulung selbst bezahlen oder aus finanziellen Gründen nicht wahrnehmen.

bib: Und wie steht es um die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland?

Merk: Da gibt es die Problematik der Sprache, des fehlenden erschwinglichen Wohnraumes und der mangelnden sozialen Integration. Man muss Anwerbung aus Drittstaaten ganzheitlich denken. Hilfreich wären Communities, zum Beispiel im Bereich Sport oder Kultur – was derzeit fast nur in Großunternehmen der Fall ist.

bib: Wissen denn heute Schulabgänger

überhaupt, welchen Berufsweg sie einschlagen könnten?

Merk: Als ich zu studieren begann, gab es rund 900 Studienrichtungen, heute sind es um die 10.000. Es herrscht ein Informationsdschungel, da muss Klarheit geschaffen werden, weshalb unsere Berufsberater nun auch in Jugendzentren, social media und an Hot Spots der

nem Bachelorstudiengang ein gutes Drittel abbricht. Wir haben derzeit ein Projekt mit der Universität laufen, das sich „alternative Karrierewege“ nennt und gezielt Studienabbrecher anspricht. Hier sollen neue, andere Berufsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

bib: Wagen Sie eine Vorausschau: zum Arbeitsmarkt in zehn Jahren und wie die Agentur für Arbeit dann aufgestellt sein wird?

Jugendlichen tätig werden. Aber es gilt auch heute noch: Wer ein Abi hat, der studiert. Dass ein Handwerksberuf genauso gute Chancen bietet, dass man sich da beispielsweise leicht selbstständig machen kann – Stichwort Betriebsübernahme – wird oft ignoriert. Was ein großes Problem ist: Ausbildungsund Studienabbrecher. Es erschreckt schon, wenn man weiß, dass von ei-

Merk: Bei den ökonomischen Aussichten überlasse ich den Blick in die Glaskugel lieber den Wirtschaftsprofessoren. Aber ich denke, dass die Agentur ein anderes Gesicht haben wird. Angesichts struktureller Veränderungen in immer kürzeren Abständen wird es weniger um Vermittlung und viel mehr um Beratung gehen. Angefangen in der Schule, während der Ausbildung und während des gesamten Berufslebens. Mit Einführung der Lebensbegleitenden Berufsberatung ist ein Anfang gemacht.

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»Das erschreckt einen schon«

FWTM fusioniert

FREIBURG. Die Messe Freiburg Objektträgergesellschaft GmbH & Co. KG

(MF OTG) und die Freiburg Wirtschaft

Touristik und Messe GmbH & Co. KG

(FWTM) haben am 1. Juli fusioniert. Die MF OTG wurde seinerzeit für den Bau und den Betrieb der Messe Freiburg gegründet. Mit der Fusion seien Synergieeffekte und Kosteneinsparungen, etwa erhebliche Vereinfachungen bei

Alte

steuerlichen und buchhalterischen Sachverhalten oder auch administrativen Aufwänden verbunden.

BWK mit Umsatzrückgang

BREISACH. Der badische Winzerkeller (BWK) hat ein schwieriges Jahr 2022 hinter sich. Gut eine Flasche weniger Wein haben die Deutschen 2022 getrunken. Der rechnerische Pro-KopfKonsum ging um vier Prozent auf 19,9

Wache feiert Umsatzrekord

Im Jubiläumsjahr die Erwartungen übertroffen

Stylisch: neu gestalteter Innenraum

FREIBURG. Im 25. Jahr ihres Bestehens hat die Alte Wache Freiburg mit 2,2 Millionen Euro Umsatz ein Rekordergebnis geschafft. Und das, obwohl Anfang 2022 pandemiebedingt sogar noch Kurzarbeit angesagt war. Unterm Strich stand zwar weniger Gewinn als in den Vorjahren. „Aber wir haben hohe Investitionen in den Umbau der Alten Wache und die Entwicklung der Marke getätigt“, so die Geschäftsführerin Alixe Winter. Deshalb sei sie mit dem Jahresergebnis zu-

frieden, das trotz aller Schwierigkeiten die Erwartungen übertroffen habe. Allerdings seien die Kostenentwicklungen in vielen Bereichen eine „besondere Herausforderung.“ Den Umsatzrekord verdankt die Alte Wache dem lange warmen Sommer, dem Freiburger Weinfest mit Besucherrekord, dem Freiburger Weinsommer und nicht zuletzt auch dem Weihnachtsmarkt, wo das Team um Winter an die sehr erfolgreichen Jahre 2018 und 2019 anknüpfen konnte. bib

Liter zurück, berichtete das Deutsche Weininstitut (DWI). Zudem kaufen sie mehr preisgünstige Weine. So ging der Umsatz im BWK um 7,4 Prozent von 41,15 auf 38,1 Millionen Euro zurück, der Absatz sogar um 15 Prozent. Ein Grund sei die historisch geringe Ernte in 2021. Im vergangenen Jahr lagerte der BWK 18,3 Millionen Liter Wein ein. Im Vorjahr waren es 6,9 Millionen Liter weniger. Die Ertragslage des Unternehmens ist trotz weiterer Kostenreduzierungen in seiner Gesamtentwicklung nicht zufriedenstellend.

Tesla kauft Freiburger Start-up

FREIBURG. Der E-Auto-Produzent Tesla hat das Freiburger Start-up Wiferion gekauft. Im Handelsregister firmiert das Unternehmen nun als Tesla Engineering Germany GmbH. Tesla ist einziger Gesellschafter. Die neue Geschäftsführerin ist Meriem Allouch . Wiferion wurde 2016 aus dem Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg ausgegründet und hat ein System entwickelt, mit dem Fahrzeuge oder Roboter kontaktlos geladen werden können. Zuletzt arbeiteten für Wiferion 72 Menschen.

Reisebüro gründet WG

WEIL AM RHEIN. Während andere noch über den fehlenden preisgünstigen Wohnraum für Beschäftigte klagen, hat das Reisebüro Stiefvater gehandelt: Das Team um Geschäftsführer Aron Stiefvater hat in Weil am Rhein ein großes Haus angemietet und das in eine WG für Auszubildende und Nachwuchskräfte umfunktioniert. Einen mittleren fünfstelligen Betrag hat das Touristikunternehmen, das im vergangenen Jahr sein 50-jähriges Bestehen gefeiert hat, in den Umbau investiert, sagt Kevin Papst. Seit über 30 Jahren werden bei Stiefvater, mit fünf Filialen in Südbaden, Fachkräfte ausgebildet. Für neue Bewerber ist die Wohnungssuche dabei eine große Herausforderung. Auch finanziell: „Dem wollen wir nun noch stärker entgegenwirken und haben daher in zentraler

Foto: © Alte Wache
Menschen und Meldungen 34 | chilli | business im Breisgau | 07.2023

Lage ein schönes Zuhause für unseren wichtigen Nachwuchs geschaffen“, so Anna Lena Stiefvater, die den Ausbildungsbereich verantwortet.

Die ersten beiden Zimmer haben nun mit Kiara Lohse und Philipp Hinkel neue Bewohner. Sie zahlen rund 400 Euro. Am Ende werden es mindesten vier sein. Die Miete werde durch die Familie subventioniert. Für Stiefvater arbeiten aktuell rund 50 Menschen.

focusEnergie ausgezeichnet

FREIBURG. Die Freiburger focusEnergie GmbH & Co. KG wurde mit dem Lea-Mittelstandspreises für soziale Verantwortung in Baden-Württemberg ausgezeichnet. Der Preis wird von Caritas, Diakonie und dem Landes-Wirtschaftsministerium verliehen. Das Unternehmen baut alte Solarmodule aus und überlässt sie kostenlos dem Verein Fesa. Die Module werden sodann auf Balkonen oder in Gartenhäusern genutzt. Damit wird deren Lebenszyklus wirtschaftlich und ökologisch maximiert.

Regionaler Arbeitsmarkt

besser als deutscher

FREIBURG. Ende Juni waren im Bereich der Arbeitsagentur Freiburg 13.849 Männer und Frauen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 3,6 Prozent. „Die aktuellen Zahlen sind für einen Monat Juni unauffällig. Der Arbeitsmarkt ist weiter sehr stabil. Das ist gemessen an den Rahmenbedingungen alles andere als selbstverständlich“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg, Alexander Merk. Bundesweit ist die Zahl der Arbeitslosen im Juni um 11.000 auf 2,555 Millionen gestiegen. Das sind 192.000 mehr als vor einem Jahr. In aller Regel sinken die Juni-Arbeitslosenzahlen. Experten sehen die Zahlen als Warnsignal, dass die schwächelnde Wirtschaft sich sehr bald auf den Arbeitsmarkt durchschlägt.

RVF lobt Bund und Land

SÜDBADEN. Der Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) meldet für das Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr leicht steigende Einnahmen aus Fahrscheinverkäufen auf rund 88 Millionen Euro. Allerdings sei weder bei den Fahrgastzahlen (2022: 92 Millionen, plus 28 Prozent zum Vorjahr) als auch den Verbundeinnahmen das Vor-Corona-Niveau erreicht. Besonders dankbar ist man deshalb für den Rettungsschirm von Bund und Land, der auch 2022 fortgeführt wurde und „ohne den es gar nicht gegangen wäre“, wie Oliver Benz, der Aufsichtsrats-Vorsitzender des RVF sagte. Auch die Dieselhilfe der Landkreise für den Regionalbus habe Entlastung in einer durch „massive Kostensteigerungen angespannten Lage gebracht“. Erfreulich für den RVF: Die Zahl der Abonnenten stieg um acht Prozent auf rund 60.000.

Ein Defizit und 500 Millionen Euro Investitionen

ESCHBACH: Der Gewerbepark Breisgau hält an seinem Flugplatz Bremgarten trotz eines Defizits in Höhe von 471.000 Euro weiter fest. Das

Menschen und Meldungen

Delta muss der Steuerzahler tragen, da der Gewerbepark von den beteiligten Kommunen finanziell verantwortet wird. 2021 lag das Defizit bei etwa 220.000 Euro, im Vorjahr bei 402.000 Euro. Das wollen sich die

Die Trendtrotzer aus Waldshut

Privatbrauerei gewinnt Marktanteile

Verantwortlichen um den Vorsitzenden des Zweckverbands Gewerbepark Breisgau, Joachim Schuster, weiter leisten, weil der Sonderlandeplatz ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal des Gewerbegebiets ist. Laut Angaben von Gewerbepark-Geschäftsführer Markus Riesterer wird aktuell so viel wie noch nie seit der Gründung investiert: Rund 500 Millionen Euro investieren mehrere Betriebe derzeit in neue Gebäude. Die größte Baustelle ist die neue Gutex-Fabrik. Der Dämmplattenhersteller investiert allein mehr als 100 Millionen Euro.

Badenova bleibt Partner

Hand drauf: Dieter Schmid (m.) und seine Spielführer

WALDHAUS. Das Braujahr 2022 war für die Privatbrauerei Waldhaus eine „Achterbahnfahrt der Emotionen“. Die massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie hatten sich gerade etwas normalisiert, als Russland plötzlich der Ukraine den Krieg erklärte. Brauerei-Chef Dieter Schmid: „Angesichts der massiven Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf unser Unternehmen muss man rückblickend konstatieren, dass die CoronaPandemie zwar schwere Einschnitte mit sich brachte, diese jedoch relativ gut plan- und bewältigbar waren.“

Trotzdem schaffte das Unternehmen ein positives Betriebsergebnis und auch mehr Absatz. 105.000 Hektoliter (+ 3,6 Prozent zum Vorjahr) stehen in der Bilanz. In den vergangenen drei Jahren (also mit Corona) habe das Plus bei 3,7 Prozent gelegen, während

im gleichen Zeitraum in BadenWürttemberg (ohne Export) sogar ein Minus von 7,8 Prozent zu Buche stand. „Wir haben in den letzten Jahren nicht nur ein grundsolides Fundament in unserer Brauerei und der Qualität unserer Bierspezialitäten geschaffen, sondern auch kontinuierlich an der Stärkung der Marke Waldhaus gearbeitet“, betont der studierte Braumeister und Marketing-Betriebswirt. Steil nach oben gehen das Waldhaus Hell und die alkoholfreien Biere. „Die sind in drei Jahren jeweils um fast unglaubliche 52 Prozent gewachsen“, sagt Waldhaus-Vertriebsleiter Thomas Witt. Die Brauerei wurde unlängst durch Ex-Vizekanzler und Initiativen-Schirmherr Sigmar Gabriel mit dem Arbeitgebersiegel „Top Job“ ausgezeichnet.

SÜDBADEN. Die Stadt Heitersheim und die Gemeinde Ebringen setzen bei der Gasversorgung ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Energie- und Umweltdienstleister Badenova für weitere 20 Jahre fort. „Wir freuen uns, dass wir Heitersheim auf ihrem Weg zur kommunalen Energiewende weiterhin konstruktiv mit unserem Expertenwissen begleiten dürfen,“ so Reinhold Lohr, kaufmännischer Geschäftsführer der badenovaNETZE. Das Gasnetz ist auch geeignet, perspektivisch grüne Gase wie Biogas oder Wasserstoff zu transportieren. „Durch die verlässliche und kompetente Zusammenarbeit mit badenova in der Vergangenheit sehen wir uns auch für zukünftige Herausforderungen im Energieinfrastrukturbereich bestens aufgestellt“, kommentierte Bürgermeister Christoph Zachow. Der Ebringer Bürgermeister Hans-Peter Widmann sagte: „Für zukünftige Herausforderungen im Energieinfrastrukturbereich sehen wir uns mit Badenova als Partner bestens aufgestellt.“

Müller neuer Vertriebsleiter

FREIBURG. Bei der Molkerei Schwarzwaldmilch leitet Jens Müller (45) seit Anfang Juli den Vertrieb. Bislang hatte Schwarzwaldmilch-Chef Andreas Schneider diesen Bereich in Personalunion inne. Müller ist in dem Unternehmen schon seit 2015 im Vertrieb tätig.

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Foto: © Philipp Uricher
chilli | business im Breisgau | 07.2023 | 37 Anzeigen

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen

*stärkster Rückgang der Preise seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000

Quellen: Allianz pro Schiene, Umweltbundesamt, Wuppertal Institut 2018, Statistisches Landes­ und Bundesamt, eigene Recherchen

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So viele Straßennamen muss ein Taxifahrer-Anwärter in London auswendig können 20.000 So viele Straßennamen muss ein Taxifahrer-Anwärter in Freiburg auswendig können 0 So viele Petitionen gingen 2021 beim Bundestag ein 11.667 So viele Petitionen gingen 2009 beim Bundestag ein 18.681 So viel Anteil am Nettovermögen privater Haushalte in Deutschland haben die reichsten 10 Prozent (in Prozent) 61,3 So viel Anteil am Nettovermögen privater Haushalte in Deutschland haben die ärmsten 50 Prozent (in Prozent) 1,4 Vom Bund kassierte Erbschaftssteuer in 2009 (in Mrd. Euro) 4,6 Vom Bund kassierte Erbschaftssteuer in 2022 (in Mrd. Euro) 9,2 Steuerfreibetrag für Ehepartner in 2009 (in Euro) 500.000 Steuerfreibetrag für Ehepartner in 2022 (in Euro) 500.000 Steuerfreibetrag für Kinder in 2009 (in Euro) 400.000 Steuerfreibetrag für Kinder in 2022 (in Euro) 400.000 Steuerfreibetrag für Ehepartner in 2022, wenn der seit 2010 an den Hauspreisindex gekoppelt worden wäre (in Euro) 932.000 Steuerfreibetrag für Kinder in 2022, wenn der seit 2010 an den Hauspreisindex gekoppelt worden wären (in Euro) 764.000 Ausgaben für Schieneninfrastruktur in Frankreich im Jahr 2012 (in Euro pro Kopf) 63 Ausgaben für Schieneninfrastruktur in Frankreich im Jahr 2021 (in Euro pro Kopf) 45 Ausgaben für Schieneninfrastruktur in Deutschland im Jahr 2012 (in Euro pro Kopf) 51 Ausgaben für Schieneninfrastruktur in Deutschland im Jahr 2021 (in Euro pro Kopf) 124 Ausgaben für Schieneninfrastruktur in der Schweiz im Jahr 2012 (in Euro pro Kopf) 349 Ausgaben für Schieneninfrastruktur in der Schweiz im Jahr 2021 (in Euro pro Kopf) 413 Deutscher CO2-Ausstoß im Jahr 2020 durch Schienenverkehr (in Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) 0,8 Deutscher CO2-Ausstoß im Jahr 2020 durch Inlandsflüge (in Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) 1 Baden-Württembergischer Methan-Ausstoß durch Rinder- und Milchkühe (in Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) 2 Deutscher CO2-Ausstoß im Jahr 2020 durch Güterverkehr auf Straßen (in Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) 52 Deutscher CO2-Ausstoß im Jahr 2020 durch Personenverkehr auf Straßen (in Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) 91 Zahl der durch Bauämter genehmigten Wohnungen von Januar bis April 2023 in Baden-Württemberg 13.262 Zahl der durch Bauämter genehmigten Wohnungen von Januar bis April 2022 in Baden-Württemberg 16.578 Zahl der durch Bauämter genehmigten Wohnungen von Januar bis April 2023 in Deutschland 89.900 Zahl der durch Bauämter genehmigten Wohnungen von Januar bis April 2022 in Deutschland 123.700 Veränderung der Preise für Wohnimmobilien in Deutschland im 1. Quartal 2023 zum 1. Quartal 2022 (in Prozent) - 6,8* Lars Bargmann / Idee: brandeins Fakten
Fakten
| 07.2023 | 39 XXXXXXXXXXX
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