Küche als Kultur Boehlkau und sein Team können sich durchaus in die Karten schauen lassen: 120 Küchen planen und installieren sie jährlich. Der vergangene Juli war vom Umsatz her einer der besten überahupt, seit Jürgen Boehlkau am 1. September 1973 das Geschäft eröffnete. 15 Jahre später wurde zum ersten Mal in größerem Stil erweitert. Anfangs zu zweit, arbeiten heute elf Mitarbeiter für das Unternehmen – und die meisten schon sehr viele Jahre. „Wir planen nicht nur Küchen, sondern übernehmen auch die Bauleitung und planen auch die Räume um die Küche herum“, sagt Boehlkau. Gerade bei Altbauten fallen da auch mal Mauern, weil die Küche heute viel mehr im Mittelpunkt steht. „Früher hat man die Hausfrauen ja fast in den kleinen Küchen versteckt, heute ist Kochen in einer Wohlfühlatmosphäre ein familiäres, kommunikatives Ereignis, das oft mitten im Wohnzimmer stattfindet.“ Drei von vier Küchen sind heute nicht mehr in einem eigenen Raum. Der Monteur Frank Rix bittet um einen Moment. Er zeigt dem Chef ein Kunststoffteil, erklärt das Problem („da werde ich mir irgendetwas einfallen lassen müssen“), holt sich das Okay und ist schon wieder draußen. Individuelle Lösungen zählen bei Boehlkaus zum Standard. Die Küche lieferte schon nach Neuseeland, nach Amerika, nach Südafrika, im vergangenen Jahr hat das Team aus der Wallstraße zwei Küchen in Kopenhagen installiert. Nur jede zweite Küche wird von Freiburgern geordert. Leverkusen, Genf, Lyon, Zürich und Bern sind Stationen, an die Boehlkau sich spontan erinnert. Die Küche hat in der Region einen Exklusivvertrag mit bulthaup, dem Mercedes unter den Küchen. Dazu gibt es LEICHT-Küchen (den Volkswagen) und – als Einsteigermodell – Häcker, was ein Seat wäre. Von 5000 Euro bis zu schwer vorstellbaren Summen geben die Menschen für eine Küche made in der Wallstraße aus. Auch für die Küche – und weite Teile der kompletten Inneneinrichtung – in der Villa des mittlerweile berühmten Kunstfälschers Wolfgang Beltracchi in der Eichhalde war Boehlkau verantwortlich – obwohl er heute nicht mehr sicher ist, ob man das erzählen soll. Bevor im kommenden Jahr Hand ans Gebäude gelegt wird, geht es aber auch im Bestand voran: Im ersten Obergeschoss wird ein Raum für Koch-Events umgebaut. Und wer bei denen zu Gast ist, kann dann auch einen Abstecher in die sehenswerte Ausstellung machen. Lars Bargmann chilli | bauen & wohnen | 09.2012 | 31