7 minute read

Über Filme und Serien sprechen Grammatikk: passiv

Next Article
3 Total digital

3 Total digital

veboten forbudt / forbode veranstalten å arrangere die Schweigeminute, -n et minutts stillhet / eit minutts stillheit der Direktor her: rektor

sich zusammenbrauen her: det brygger opp til noe; noe kommer til å skje / her: det bryggjer opp til noko; noko kjem til å skje der Regenwurm, -*er meitemarken

Angst um seinen Posten haben å være redd for jobben sin / å vere redd for jobben sin unliebsam uønsket / uønskt

schweigen (ei-ie-ie) å tie / å teie die Überzeugung, -en overbevisningen / overtydinga die Wahrheit, -en sannheten / sanninga die Ausrede, -n bortforklaringen / bortforklaringa der Stunk bråket

abziehen (ie-o-o) å trekke seg tilbake / å trekkje seg tilbake

Filmszene 1 – Staatsfeinde

Bei Edgar, Pauls Onkel, hören die Jugendlichen heimlich die verbotenen Radiosendungen aus West-Deutschland. Sie erfahren, dass viele Menschen bei den Demos in Ungarn getötet worden sind. Darunter auch der Kapitän der ungarischen Fußballmannschaft, Ferenc Puskás. In Solidarität mit den ungarischen Demonstranten veranstalten sie eine Schweigeminute im Klassenzimmer. Die Schweigeminute bekommt aber für die Jugendlichen ungeahnte Konsequenzen.

Theo: Ich hatte vorher so ein ganz merkwürdiges Gespräch mit dem Direktor Schwarz.

Kurt: So, was hat er denn gesagt? Theo: Er meinte, dass sich etwas zusammenbraut. Paul: Was denn?

Theo: Ja so etwas vom Regenwurm im Herbst und dass ein Sturm kommt. Irgendwie so. Hab’s vergessen, aber die Botschaft war so deutlich. Sie werden die Schweigeminute untersuchen. Paul: Was?

Theo: Er hat ganz schön Angst um seinen Posten und er meint, das kann uns das Abitur kosten.

Mädchen: Wieso denn das Abitur?

Edgar: Weil eine Schweigeminute eine unliebsame politische Demonstration ist.

Theo: Ja, wie auch immer. Ich habe darüber nachgedacht und habe eine Lösung gefunden. Wenn wir gefragt werden, warum wir geschwiegen haben, dann sagen wir einfach, dass wir geschwiegen haben, weil Puskás gefallen ist. Lena: Wer?

Paul: Der Fußballer. Ferenc Puskás. Genau.

Theo: Wir haben für ein Idol geschwiegen aus Sportbegeisterung. Nicht aus politischer Überzeugung. So einfach. Lena: Aber das ist doch gar nicht die Wahrheit. Theo: Nein, das ist eine Ausrede. Sonst gibt’s Stunk. Lena: Sollen wir sagen, dass wir unpolitisch sind? Theo: Genau. Die Russen ziehen ab und die Ungarn haben gewonnen. Die Sache ist doch vorbei. Wir brauchen eine Ausrede.

Lena: Ich will mich aber nicht rausreden.

Kurt: Lena hat Recht. Wir können uns nicht mit Puskás rausreden. Das wär‘ gelogen. Was nützt die Revolution, wenn sie nur in unseren Köpfen stattfindet? Theo: Die Revolution? Sagt mal Leute, habt ihr das ein bisschen kleiner? Man muss sich doch manchmal durchmogeln im Leben. So ist es. Paul: Theo hat Recht.

Edgar: Darf ich mal `ne Frage stellen? Warum braucht ihr ein Abitur? Ihr scheint doch große Pläne zu haben. Warum braucht ihr also ein Abitur? Ich gehe mal davon aus, dass ihr einfach nur nicht so wie eure Eltern den ganzen Tag in der LPG schuften wollt? Kurt: Nein, ich glaube an den Sozialismus. Edgar: Aha. Das ist gut. Man muss an etwas glauben. Sonst geht es nicht. An den Sozialismus, oder den Kapitalismus oder an den König. Ganz egal. Wichtig ist, dass man sich einem System unterordnet. Ja, aber das habt ihr nicht gemacht. Ihr habt etwas anderes gemacht, als ihr euch mit den Ungarn solidarisiert habt. Ihr habt euch als Freidenker zu erkennen gegeben und das mag kein System. Das Individuum muss sich fügen, sonst gibt es Anarchie. Übrigens eine Idee, der ich nicht abgeneigt bin, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Habt ihr verstanden, was ich euch sagen will? Ja. Ihr seid jetzt Staatsfeinde! Alle: Was?

Edgar: Ihr seid jetzt Staatsfeinde, weil ihr frei gedacht habt und aus diesen Gedanken Taten folgten. Und da glaube ich schon, dass euer Direktor Recht hat, wenn er sagt, dass sich da ein Sturm zusammenbraut.

Theo: Na gut. Ich schlage vor, dass wir abstimmen. Kurt: Also wer ist für die Ausrede und wer will zu unserer Solidaritätsbekundung stehen? Theo: Ne Kurt, dieses Mal machen wir es geheim. Mädchen: Ja, bitte. Theo: Es gab schon genug Ärger mit Erik. Edgar zählt die Stimmen auf. Die Jugendlichen warten gespannt auf das Resultat.

Edgar: Die Mehrheit ist für die Notlüge.

VERSTEHEN

1. Fasst den Inhalt in dieser ersten Filmszene auf Norwegisch zusammen. 2. Fasst jetzt den Inhalt der Szene auf Deutsch zusammen. Benutzt diese Wörter:

Schweigeminute, unpolitisch, politisch, Notlüge, Ferenc Puskás, Freidenker,

System, sich nicht anpassen, Staatsfeinde, Mehrheitsentscheidung

lügen (ü-o-o) å lyve / å lyge habt ihr das ein bisschen kleiner her: ro dere litt ned nå / her: ro dykk litt ned no sich im Leben durchmogeln å være litt sleip, å ta seg til rette / å vere litt sleip, å ta seg til rette die LPG det statlige landbrukskooperativet / det statlege landbrukskooperativet schuften å slite, å jobbe hardt der Freidenker, fritenkeren (her: en som ikke innordner seg systemet) / fritenkjaren (her: ein som ikkje innordnar seg systemet) sich zu erkennen geben å gi seg til kjenne sich fügen å føye seg das tut nichts zur Sache det har ikke noe med saken å gjøre / det har ikkje noko med saka å gjere die Tat, -en gjerningen, handlingen / gjerninga, handlinga die Solidaritätsbekundung, -en solidaritetsytringen / solidaritetsytringa geheim hemmelig / hemmeleg der Ärger, - her: bråket die Mehrheit, -en flertallet / fleirtalet

die Notlüge, -n nødløgnen / nødløgna

flüstern å hviske / å kviskre beteiligen å delta von vorne anfangen å starte på nytt der Rädelsführer, opprørslederen / opprørsleiaren die Näherin, -nen syersken / syerska die Produktions- genossenschaft, -en produksjonskooperativet die Genossin, -nen partifellen, kameraten

Filmszene 2 – Verhöre

Frau Kessler: Setz dich bitte auf deinen Platz. Wer hat dir von der Schweigeminute erzählt?

Theo: Weiß ich nicht … wurde durch …

Frau Kessler: … die Reihen geflüstert. Ich weiß. Dein Vater war beim Aufstand `53 beteiligt. Ach so, das wusstest du gar nicht. Hm, dennoch gab man ihm die Möglichkeit hier in Stalinstadt von vorne anzufangen. Eine sichere Lebensgrundlage für deine ganze Familie. Auch für deine Geschwister. Die sind ja noch sehr jung. So etwas sollte man nicht riskieren, Theo.

Theo: Nein.

Frau Kessler: Wer waren die Rädelsführer?

Theo: Es wurde durch die Reihen geflüstert.

Theo ist fertig. Lena muss rein.

Frau Kessler: Deine Mutter lebt in Schweden, richtig?

Lena: Ja.

Frau Kessler: Und deine Großmutter arbeitet als Näherin bei der Produktionsgenossenschaft, sieht schlecht und ist alleinstehend?

Lena: Jawohl, Genossin Kessler.

Frau Kessler: Wenn sie ihre Arbeit behalten soll, dann sagst du mir jetzt, wer die Konterrevolution anführt, Lena.

Lena: Niemand. Es wurde durch die Reihen geflüstert.

Dann ist Erik an der Reihe.

Frau Kessler: Ich habe mir jetzt die ganzen Lügen deiner Klassenkameraden angehört, Erik. Wer ist der Rädelsführer?

Erik: Es war eine Mehrheitsentscheidung.

Frau Kessler: Es ist doch ganz einfach. Ich brauche nur einen Namen. Einen. Wer ist es?

Erik: Es ging nicht von einem aus, sondern es wurde durch die Reihen geflüstert.

Frau Kessler: Ach, ich bin müde Erik. Wir machen das jetzt ganz kurz. Ich habe hier eine Akte von deinem Vater Franz. Ich fürchte, deine Mutter hat dir nicht die ganze Wahrheit über deinen Vater erzählt. Was ich verstehen kann. Sie hat dich angelogen. Er war ein Rot-Front-Kämpfer, das ist richtig. Und deshalb kam er auch ins KZ Sachsenhausen. Aber er kollaborierte mit den Nationalsozialisten und hat andere Kommunisten verraten. Und als die Sowjetarmee kam, da hat man ihn gehängt. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten Erik. Entweder du sagst mir, wer die Idee hatte, oder wir veröffentlichen die Geschichte über deinen Vater nächste Woche in der Zeitung.

Erik (schockiert): Es war Kurt.

der Rote-Front-Kämpfer Rote Front-medlemmet (Rote Front var en kommunistisk paramilitær organisasjon i Tyskland i mellomkrigstiden.) / Rote Front-medlemmen (Rote Front var ein kommunistisk paramilitær organisasjon i Tyskland i mellomkrigstida.) kollaborieren å kollaborere (å samarbeide med fienden) verraten (ä-ie-a) å forråde, å avsløre

VERSTEHEN

1. Was will Frau Kessler von Theo, Lena und Erik wissen? 2. Womit versucht sie die Jugendlichen zu erpressen?

VERTIEFEN

1. Seht euch die Szenen des Films an. Beschreibt die Stimmung. Sprachhilfe:

2. Woran erkennt man in den Szenen, dass die Jugendlichen in einer Diktatur leben?

3. Stellt euch vor, ihr würdet in einer Diktatur leben. Würdet ihr Familie und Freunde verlassen und einen gefährlichen Fluchtversuch wagen? Was sind die Vor- und Nachteile, die mit so einer Flucht verbunden sind? Diskutiert und begründet. Siehe auch So sagt man das! auf Seite 105. Sprachhilfe:

4. Stell dir vor, du bist Mitschüler*in von Kurt, Lena und Theo. Du überlegst dir, ob du auch flüchten sollst oder nicht. Schreibe einen inneren Monolog. Was soll ich nur tun? …

echt.cdu.no

Lesen Schreiben Hören Üben DU BIST DRAN!

1. Was wisst ihr über die Berliner Mauer?

Sprecht über so viele Fakten wie möglich. (Wann, wie, warum, wo, wer, wie lange, wie viele …?)

2. Warum entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg zwei deutsche Staaten?

3. Was sind die Kennzeichen einer Demokratie und einer Diktatur?

4. Gebt Beispiele dafür, dass die BRD eine

Demokratie und die DDR eine Diktatur war.

5. Wie wurde aus Deutschland wieder ein Land?

6. Worum geht es im Film Das schweigende Klassenzimmer?

Erzählt darüber.

This article is from: