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TOTALAUSFALL: Coronavirus stellt auch die Kultur ab

Totalausfall CORONAVIRUS STELLT AUCH DIE KULTUR AB

Es ist nicht die Pest, aber das Coronavirus ist ausreichend gefährlich, um Betriebe, Unternehmen und Orte der kulturellen Begegnungen bis auf Weiteres lahmzulegen. Auch in Brixen steht derzeit alles still.

Der staatlich verordnete Notstand trifft die Wohlstandsgesellschaft mitten ins Herz: Unterhaltungen jeglicher Art sind (zunächst) bis 5. April ausgesetzt, die Bewegungsfreiheit auf das Unumgängliche beschränkt. Nicht, dass es den Menschen nicht gut tun würde, sich auf sich selbst zu besinnen, aber Theater und Konzerte, Filme und Kunst sind für Kulturfreunde das Salz in der Suppe.

Die Liste der Absagen und Verschiebungen ist endlos: Im Stadttheater Bozen konnte am 13. März die Premiere von Manuela Kerers Oper „Toteis“ nicht gefeiert werden, das soll am 5. September nachgeholt werden. Das Haydnorchester kann die Proben für das Musical „Tribute to Giorgio“ im Mai nicht weiterführen wegen eines Corona-Falls in den eigenen Reihen. Premiere ungewiss. Und auch in unserem kleinen Brixen gibt es schmerzliche Ausfälle.

Der Kulturverein Brixen Musik ist mit einem blauen Auge davongekommen; es musste nur die letzte Veranstaltung des Jahresprogramms abgesagt werden. Die Präsidentin Claudia Messner bemüht sich um einen Ersatztermin für den Liederabend mit Ilker Arcayürek und hofft, „dass der Spuk bis zu den Sommerkonzerten mit LJO im Juli und dem Haydnorchester im August vorbei ist“.

Stephen Lloyd hat mit seinem Jugendsinfonieorchester Matteo Goffriller Ende Februar zwei Konzerte in Mexiko gegeben und ist deshalb für das Konzert am 26. April im Forum bestens vorbereitet. Angesichts der aktuellen Lage hat Lloyd inzwischen einen neuen Termin am 31. Mai fixiert.

Empfindliche Verluste muss auch Anna Heiss von der Dekadenz einfahren. Die Premiere der Eigenproduktion „Tom auf dem Lande“ konnte am 1. März über die Bühne gehen (mit einem kleinen Stromausfall), aber dann wurde es tatsächlich zappenduster im Anreiterkeller. Tom, alias Philipp Weigand, musste enttäuscht sein Bündel schnüren und zurück nach München fahren. Vier Wochen Probe für einen einzigen Aufführungstag – eine Katastrophe!

Die Premiere von „Willkommen“ mit Ingrid M. Lechner am 3. April musste gecancelt werden, weil die Münchner Regisseurin Gabi Rothmüller nicht mehr über den Brenner durfte. Die Jazzer „Three for Silver“ aus den USA haben ihre Europatour gestrichen, weil sie sowieso nirgends auftreten dürfen. Alle anderen Auftritte bleiben im Ungewissen, das hängt wohl von künftigen Regierungsdekreten ab. Reißen die finanziellen Ausfälle ein Loch in den Verein? „Wir zahlen die vereinbarten Gagen“, meint Anna Heiss, „und bemühen uns um Ersatztermine.“ onen bis Mitte April vorerst absagen; in Brixen muss man daher mit Sicherheit auf „Clara“ des Puppentheaters Halle verzichten. Ob „Kunst“ am 23. April gezeigt werden kann, ist noch nicht abzusehen. Auch hier Verluste? „Vertraglich muss bei einer Absage aufgrund höherer Gewalt jeder Vertragspartner die bis zu dem Zeitpunkt entstandenen Kosten selbst tragen“, erklärt der Direktor.

Auch Heidi und Thomas Troi müssen die Aufführungen der Werkstätten schweren Herzens canceln, „aber wir arbeiten an einem neuen Aufführungsplan“. Bei der Buchvorstellung ihres Krimis „Die Feuertaufe“ hat Heidi Troi den Spieß umgedreht und die Lesung ohne Publikum als Live-Stream zu den Leuten gebracht. Was James Blunt in der Elbphilharmonie schafft, kann die Heidi eben schon lange!

Stefanie Prieth von der Brixner Tourismusgenossenschaft kann bezüglich des „Water Light

Festivals“ keine definitive Entscheidung bekanntgeben. „Falls sich bis 3. April die Situation wesentlich verbessert, fassen führung gelangen kann. „Nach der langen Pause werden wir die Musik mit noch größerer Lust genießen“, meint der Experte.

bruar fand zwar noch statt, der zweite fiel allerdings einer Bronchitis des Künstlers zum Opfer. Alle anderen Termine in Brun

„Nach der langen Pause werden wir die Musik mit noch größerer Lust genießen“_Giacomo Fornari, Präsident von Pro Cultura

wir folgenden Alternativtermin ins Auge: vom 29. Mai bis 21. Juni“, erklärt Prieth. „Sollten die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nicht oder zu langsam greifen, wird das Festival aber auf das Jahr 2021 verschoben“, fügt die Touristikerin hinzu.

Pro-Cultura-Präsident Giacomo Fornari bedauert den Ausfall seiner Frühjahrskonzerte, aber sein Motto zurzeit ist „Arrivederci, a presto!“, und so hofft er, dass die Neunte von Beethoven am Ersatztermin vom 11. Mai zur Auf

Kinos auch zu. Eine Woche länger als die übrigen Kulturbetriebe hielten die Kinosäle offen, aber am 8. März mussten auch sie die Segel streichen. Somit ist das Programm des Filmclubs auf unbestimmte Zeit ausgesetzt; den Cineasten unter uns bleibt die Vorfreude auf das Sommerkino im Tschumpus.

Auch Thomas Hochkofler hat seine vierte Tournee mit dem Programm „Eppes Nuis – Brad Bronski und das Diadem des Grauens“ absagen müssen. Der erste Termin in Brixen Ende Feeck, Bozen und Meran wurden verschoben.

Und schließlich musste auch das für 17. April hart erwartete Konzert des amerikanischen Gitarristen Frank Gambale im Astra abgesagt werden: Der Künstler hat die gesamte Europa-Tournee gecancelt. Auch er arbeitet derzeit an einem Ersatztermin, der allerdings erst im neuen Jahr zustandekommen wird.

Die Brixner Abonnenten des Teatro Stabile haben sich ebenfalls umsonst auf Alessandro Haber in „Morte di un commesso viaggiatore“ gefreut. Jetzt hoffen die Veranstalter, dass wenigstens die letzte Inszenierung „Della Madre“ am 7. Mai stattfinden kann.

Die wahren Leidtragenden. Die unzähligen Absagen sind für das Publikum natürlich unangenehm, aber die wahren Leidtragenden sind alle, die den Kulturbetrieb aufrechterhalten: Ihnen fehlen die Einnahmen für wahrscheinlich zwei Monate. So wird sich die Politik auch überlegen müssen, wie sie die vielen freischaffenden Musiker und Schauspieler unterstützen kann. Zum Kulturbetrieb gehören aber auch Techniker und Bühnenbauer, die nun eine Zeitlang auf Stand-by gesetzt werden. Ebenfalls schwierige Auswirkungen dürfte die Situation auch auf Saalvermieter haben.

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