Brixner 321 - Oktober 2016

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Kunst & Kultur

PEPPI RIFESSER: DER „MANN MIT DEN GOLDENEN HÄNDEN“

„Unglaubliche Geschichten“ Kürzlich feierte der Grödner Holzschnitzer PEPPI RIFESSER seinen 95. Geburtstag mit einer kleinen Ausstellung im Schlössl Perif in Brixen. Im Gespräch rollen wir einige Ereignisse in seinem Leben auf und entlocken ihm Details zum Skandal, der ihn berühmt machte. nicht haben, also errichtete mein einfallsreicher Großvater im Jahr 1910 ein Schlösschen und stellte dort seine Pferde unter. Damit gelang es ihm, die Regeln der Stadtgemeinde einzuhalten und trotzdem seinen Traum zu erfüllen. Bei Ihrer Geburtstagsausstellung waren auch Werke von Joseph Rifesser zu sehen?

Herr Rifesser, wir befinden uns heute im Schlössl Perif, das seinen Namen aus Ihren Anfangsbuchstaben erhalten hat. Gebaut wurde es aber von Ihrem Großvater … PEPPI RIFESSER: Joseph Rifesser war ein renommierter Holzbildhauer und Altarbauer und hatte als solcher gute Kontakte mit der Kurie. Er war ein engagierter Mann, Bürgermeistera in St. Ulrich, außerdem war er auch Direktor der Sparkasse in Brixen. Er wollte in der weitläufigen Wiese unterhalb der Villa Rifesser und dem Hotel Jarolim einen Pferdestall bauen. Einen Stall wollten die Stadtväter in Zentrumsnähe aber 28

Das sind die Südtiroler Freiheitskämpfer, ein grandioses Werk von historischer Bedeutung. Es vermodert in meinem Keller. Es ist sehr schade, dass diesem bedeutenden Vermächtnis meines Großvaters so wenig Beachtung geschenkt wird. Österreichische Museen haben Interesse bekundet, aber ich bin der Meinung, so ein Werk muss im Land bleiben. Die Villa wurde vor einiger Zeit verkauft, aber das Schlössl ist jetzt schon in vierter Generation in Familienbesitz.

und kulturelle Veranstaltungen. Patrizia steckt ihr ganzes Herzblut in dieses Projekt; ich wünsche mir für sie, dass es Erfolg haben wird. Sie gehören mit Luis Trenker und Giorgio Moroder zu den drei weltbekannten Söhnen des Grödnertals. Luis Trenker hat mich auf die Idee gebracht, die Madonnen auf alt zu trimmen, weil damit bei den „Amis“ gutes Geld zu verdienen war. Als junger Mann war ich immer knapp bei Kasse, also machte ich mich ans „Antikisieren“ der Madonnen. Ich hab sie ins Wasser vom Schwimmbad getaucht und im Annatal abgefackelt, damit sie um einige Jahrhunderte älter wirkten. In Gröden hat man mich ausgelacht, aber Trenker hatte recht, sie verkauften sich gut. Und Ihre Bekanntheit haben Sie zum Teil auch einer antikisierten Madonna zu verdanken. Das war wirklich eine unglaubliche Geschichte, die mich über Nacht berühmt gemacht hat. Es

dem 14. Jahrhundert angeboten. Aber ich war sicher, dass es sich dabei um eine meiner auf alt getrimmten Madonnen handelte. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit habe ich über meinen Anwalt die Auktion stoppen lassen. Man hat Ihnen aber nicht ohne Weiteres geglaubt? Das war ein harter Kampf gegen zahlreiche Gutachter und Kunstkenner, die die Madonna für echt erklärt hatten. Zum Beweis meiner Behauptungen musste ich vor einem Fernsehteam live eine Madonna schnitzen. Das war eine

„In Gröden hat man mich ausgelacht, aber Luis Trenker hatte recht, die antikisierten Madonnen verkauften sich gut“_ Peppi Rifesser Meine Tochter Patrizia hat in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt das Schlössl liebevoll restauriert und eine EventLocation daraus gemacht für Kurse, aber auch Firmenfeiern

war im Jahr 1958, ich war gerade auf einer Deutschland-Reise, da blätterte ich in der „Weltkunst“ und traute meinen Augen kaum. Im Auktionshaus Dorotheum wurde eine „Burgunder Madonna“ aus

Aufregung! Ich wusste ja, dass ein Millionenpublikum an den Bildschirmen saß. Über Nacht wurden Sie berühmt …


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