25 JAHRE INITIATIVE MUSIK UND KIRCHE
Kunst & Kultur
Weg zur Spiritualität
Seit einem Vierteljahrhundert greift die Brixner Initiative Musik und Kirche Verbindung von Kunst und Religion in aktuellen Formen auf und bietet dabei kulturelle Veranstaltungen auf hohem künstlerischen Niveau. Ein Rückblick.
E
inige Jubiläen galt es im zu Ende gehenden Jahr in Brixen zu begehen. Neben dem Männergesangverein Brixen 1862, der sein 150-jähriges Wirken feierte, und der Cusanus-Akademie, die auf 50 Jahre Bestehen zurückblicken konnte, beging die vergleichsweise noch junge Initiative Musik und Kirche ihr 25. Gründungsjubiläum. Sie tat dies in gewohnter Weise mit erlesener Musik, etwa Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, einem feierlichen Festakt mit Streichquartetten von Mozart und Schubert in der Brixner Hofburg, einer sorgfältig gestalteten Festschrift (Verlag Weger) und zum Ausklang des Jubiläumsjahres mit einem Herbstsymposion, das mit seinem Thema „Sehnsucht nach Gott. Eine mystisch-musikalische Reise zu Religionen“ exemplarisch zusammenführte, was der Initiative
seit ihrer Gründung am Herzen liegt: den heutigen Menschen bei ihrer Suche nach Heil, oder besser Heilung und damit auch nach dem Heiligen ein Stück weit zu begleiten. Und wie könnte das besser gelingen als durch Musik? Es gibt wohl keine vergleichbare Institution, die im Laufe eines Vierteljahrhunderts in dem Maße Akzente gesetzt, Diskussionen am Laufen gehalten und musikalische Qualität garantiert hat wie die Initiative Musik und Kirche. Das zu Ende gehende Jubeljahr bot Anlass zu Rückschau und Bilanz des Geleisteten, aber gleichermaßen zu neuen Visionen und Problemstellungen. Viele Brixner und wohl ebenso viele Interessierte von auswärts erleben das in regelmäßigen Jahreszyklen präsentierte Programm als Kontinuum vielfältiger Auseinandersetzungen mit den letzten Fragen, die weit
über katholische oder kirchlichdogmatische Themen hinausführen. Die Konzerte sind stets gut besucht, vor allem, wenn sie ungewöhnliche Klangerlebnisse versprechen.
Der Sehnsucht nach Gott Aufmerksamkeit schenken. Als Josef
Lanz zusammen mit Domkapellmeister Josef Knapp, Heinrich Psaier, Kathi Trojer, Otto Rubatscher und Konrad Eichbichler den Verein gründete, konnte sich kaum jemand vorstellen, welch vielfältiges thematisches Terrain im Laufe der Jahre betreten würde. Der Blick auf die Tätigkeit der vergangenen Jahre zeigt neben einer schier unüberschaubaren Fülle an Konzerten klassischer Kirchenmusik im Brixner Dom, an zeitgenössischen Uraufführungen an ungewöhnlichen Orten, auch überraschende, aber äußerst
Konrad Eichbichler, Josef Lanz, Heinrich Psaier, KathiTrojer, Josef Knapp und Otto Rubatscher gründeten 1987 die Brixner Initiative Musik und Kirche
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fruchtbare Kontakte zu anderen Kulturkreisen, Erfahrungen mit internationalen Spezialisten, intellektuell anregende Auseinandersetzungen mit wissenschaftlichen Thesen, exzellente Bild-, Filmund Tondokumente, kontrovers geführte Diskussionen, bedeutsame Diskurse über die Kunst an sich und ihre immer wieder neu zu definierende Wirkung auf den Menschen. Josef Lanz betont immer wieder in seiner zurückhaltenden Bescheidenheit, dass es ihm so vorkomme, als hätte nicht er die Themen bewusst ausgesucht, sondern die Themen ihn. Dank dieses sicheren Gespürs für relevante Themen schaffte es die Initiative Musik und Kirche immer wieder, den unterschwellig rumorenden Seufzern, den fragenden Zweifeln, den resignierten Klagen Aufmerksamkeit zu schenken und die Menschen in ihren Sehnsüchten zu erreichen. Im Rückblick stellt sich eine weitere Besonderheit heraus: Beinahe alle der in den letzten 25 Jahren behandelten Themen lassen sich drei zentralen Bereichen zuordnen, dich sich geradezu zwingend ihren Weg in die Herzen und Köpfe der Menschen gebahnt haben.