Mit & für Nr3 2017

Page 14

BERICHT Schwester Annemarie Nutzinger, Lörrach

Ein Tag im Kloster „Schwester Annemarie, hast du auch nachts die Haube auf?“ „Nein, das ginge wohl nicht besonders gut beim Schlafen!“ „Doch, du müsstest einfach auf dem Bauch liegen!“ Wo sie Recht hat, hat sie Recht! Interessiert lauschen die Kinder einer Religionsklasse meinen Worten, als ich ihnen berichte, dass die kleine Hildegard im Alter von 11 Jahren ins Kloster kam. Zusammen überlegen wir, was sich wohl für das kleine Mädchen, das dann später die grosse Ärztin Hildegard von Bingen wurde, mit dem Eintritt ins Klosterdasein geändert hat! Sie hören von geregelten Gebetszeiten, von grossen, aber kalten Schreibstuben, von der Pflege Kranker, von Klostergärten und Klosterapotheken … Auf meine Frage, was ich wohl sei, sehen mich grosse Augen an. Sie hatten schon aufgezählt, was sie alles an mir entdeckt haben: die Haube, die Schürze, das Schwesternkleid, die Brosche … Zaghaft meldet sich ein Stimmchen: „Eine Nonne?“ Das war nun der rechte Einstieg, von meinem Leben als Diakonisse zu berichten. Sie hatten noch nie eine Diakonisse gesehen. Wie sollten sie auch, da ich die Einzige im ganzen Kirchbezirk bin. Ein Pfarrer stellte erstaunt bei einer Sitzung des Bezirkskirchenrates fest „Dass es sie – die Diakonissen – noch gibt?“ „Ja“, antwortete ich ihm lachend. „Es gibt uns noch!“

14

Toll, dass die Kinder der verschiedenen Schulen beim Religionsunterricht unter dem Thema: „Ein Tag im Kloster!“ nun auch etwas über das Diakonissenleben erfahren können. Wie kam ich zu dieser neuen, mir sehr lieben Aufgabe? Die zuständige Pfarrerin meinte, in Ermangelung einer Nonne könne ich doch aus meinem Leben berichten. Anschliessend werden in verschiedenen Workshops – ganz der Tradition des Kosterlebens angepasst – Kalligraphie geübt, anhand von Unterlagen die Klosteranlage erkundet, in der „Klosterapotheke“ Kräutermischungen in Mörsern gemischt und die alte Klosterkirche mit ihren Gemälden „erobert“. Grosses Gelächter gibt es, als die Pfarrerin den Kindern erzählt, dass der Ausspruch „Halt die Klappe!“ aus den Klosterkirchen komme, wenn einer Nonne beim stillen Gebet der Klappsitz nach unten gedonnert sei. Mit dem Friedensgruss waren sie in der Klosterkirche empfangen worden und mit Handauflegung und dem Segen werden sie in ihren Schulalltag wieder entlassen.

| Diakonisch Missionarisch Handeln


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.