Mit & Für Nr.1 2019

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Inhalt n Verbunden und doch frei......................4-7 n „Du kannst dich auf mich verlassen“...8-9 n Aktuell..................................................... 10 n Bin ich verbindlich?...........................12-13 n Gott hält zu uns.................................14-15 n Lebenslust trifft auf Lebenserfahrung...............................16-17

Verbindlichkeit ist der menschliche Anspruch an die Verlässlichkeit.

n Versagte Verbindlichkeit .................18-19 n Gebet....................................................... 19

Elfriede Hablé

IMPRESSUM Die Zeitschrift MIT & FÜR des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona erscheint viermal jährlich kostenfrei. Auflage: 2600 Exemplare Herausgeber: Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona Chrischonarain 135 CH-4126 Bettingen Tel.: +41 (0)61 606 65 65 Mail: mitundfuer@dmh-chrischona. org Redaktionsteam: Friedhelm Geiß (Ltg.; V.i.S.d.P.), Gianpaolo Di Matteo, Schw. Regina Huber, Larry Leuenberger, Lena Leuenberger, Schw. Ursula Seebach, Schw. Ursula Zimmermann

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Grafik und Layout: Variation Design | L. Leuenberger www.variation-design.de Bilder: © DMH ausser; Titelseite: ARochau-stock.adobe.com, S. 5, ankush-minda, unsplash.com, S. 7, Raphael Pto_freeimages.de, Antwortkarte: brooke-lark, unsplash.com, S. 12-13, ec.de, S.14, fresh_waterstock.adobe.com, S.20, rez-art_iStockphoto.com Druckerei: Lautertal-Druck Franz Bönsel GmbH D-64686 Lautertal Bankverbindungen: Basler Kantonalbank IBAN: CH55 0077 0016 0503 1447 8 Sparkasse Lörrach-Rheinfelden IBAN: DE69 6835 0048 0001 0084 16 BIC: SKLODE66

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Es grüsst... Was ist Verbindlichkeit? Dazu sagt Wikipedia: „Verbindlichkeit ist ein Sozialverhalten zwischen Menschen oder eine Tugend, mit der eine Person zu einer Zusage steht, die sie gemacht hat. Sie wird entweder verwirklicht oder widerrufen. Die Verbindlichkeit gilt als zwingende Voraussetzung für einen fairen und korrekten Umgang miteinander und bedeutet Verlässlichkeit.“ Worauf verlassen wir uns? Jeder von uns braucht etwas, worauf er sich verlassen kann. Jemanden, auf den er sich verlassen kann. Worauf verlassen Sie sich? Auf Ihre Mitmenschen, auf Ihre Familie, Freunde, auf sich selbst? Es ist gut, wenn wir uns auf jemand verlassen können. Es ist etwas Wertvolles in unserem Leben. Und es ist nicht selbstverständlich und gar nicht so einfach, weil man auch schnell verlas-

sen sein kann von allen und allem. Ausser von sich selbst. Uns haben wir immer dabei. Aber es gibt noch etwas Besseres, was ewig hält und sich ewig lohnt. Auch wenn das manche Menschen jetzt nicht sehen und vielleicht nicht anerkennen. Es ist das, was Gott durch seinen Heiligen Geist in unser Herz hineinlegt, damit wir es leben und ewig bleiben. Auf unseren Gott können wir uns felsenfest verlassen, denn er hält, was er verspricht. Deshalb sagt er uns in Sprüche 3, 5+6: „Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“ Probieren Sie es aus! Aus dem Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona grüsst Sie ganz herzlich Ihre Schwester Ursula Seebach, Oberin

Aufgefrischt! Sie haben es bereits entdeckt – wir haben Mit&Für etwas neu gestaltet. Übersichtlicher, klarer, lesefreundlicher. Gefällt es Ihnen? Haben Sie Ideen? Was vermissen Sie? Was lesen Sie besonders gern? Schreiben Sie uns – wir freuen uns über Ihre Meinung. mitundfuer@dmh-chrischona.org. Übrigens – schauen Sie doch mal auf unserer Homepage vorbei. Auch die erstrahlt in neuem Glanz: www.dmh-chrischona.org

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Das hat mein Gott gut gemacht Ich habe mich von Gott ansprechen lassen und mich eingelassen auf seinen Ruf in eine verbindliche Schwesterngemeinschaft. Inzwischen bin ich seit 46 Jahren eingebunden, bin Teil der Gemeinschaft und habe meinen Lebensraum gefunden.

Wir können Verbindlichkeit nur leben, wenn Jesus in unserer Mitte ist und Vergebung unser Leben bereinigt und ordnet. Ich schätze, dass Gottes Wort geliebt und gesucht wird.

Freiheit kann ich nur dann empfangen, wenn ich an dem Ort bin, wo mich mein Herr haben möchte, und ich mit seinem Weg einverstanden bin.

Ich schätze, dass zum verbindlichen Leben das Singen und die geistlichen Lieder (alte und neue) gehören.

Das „einverstanden“ sein, steht selten am Anfang, sondern ist eine Prozess des Werdens.

Einige Male haben sich für mich die Orte und Aufgaben in der Schwesternschaft verändert. Das Vertraute loslassen und wieder neu an einem neuen Platz Fuss fassen, war nicht leicht.

Was mir half, ein Ja zu der Veränderung zu finden, war die Nähe Gottes und eine Gemeinschaft, die mich im Gebet begleitet hat. Ich schätze es, dass keine von uns perfekt ist und wir einander brauchen.

Ich schätze die Vielfalt, die im Zusammenleben und im Alter uns geschenkt wurde. Zum einen, der Blick füreinander und aufeinander. Wie kann ich Hilfe geben oder der anderen etwas Gutes tun? Wie kann ich mit meinen Gaben Freude bereiten? Z.B. mit meiner Stimme im Chor, mit Vorlesen und Beten, mit Besuchen und Begleiten. Und der Blick über den eigenen Zaun hinaus in die Nachbarschaft, in die Gemeinden vor Ort, zu den Menschen in unserer Stadt.

Zur verbindlichen Gemeinschaft gehört nicht nur das Tätigsein und etwas für andere tun. Es ist ganz wichtig, sich auch beschenken zu lassen.

Meine Freiheit und meinen Lebensraum habe ich in Jesus Christus finden können. Dass er mich in die Lebensform einer Diakonissengemeinschaft stellte, ist nicht nur eine tägliche Herausforderung, sondern auch eine wunderbare Bereicherung.

Das hat mein Gott gut gemacht. chwester Christa Röcken, Hausmutter in S den Feierabendhäusern in Lörrach

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Verbunden und doch frei

F r e i h e i t wird oft als Zustand verstanden, in dem wir tun und lassen können, was wir wollen. Niemandem gegenüber Rechenschaft geben zu müssen und keinen Leistungs- und Zeitdruck zu verspüren. Dieses Gefühl kann häufig im Urlaub auftreten. Ist das aber so? Für viele Menschen ist es schwer vorstellbar, dass in einer verbindlichen Gemeinschaft Freiheit gelebt werden kann. Da sind doch Erwartungen, gefühlte Pflichten, Regeln und Konventionen, die erfüllt werden sollten. Aufgaben und Verabredungen müssen ernst genommen werden, bei Pünktlichkeit und Verlässlichkeit im Alltag darf nichts dazwischenkommen. Bleibt dann noch ein Ohr für den anderen und das Reden Gottes, für die Weisung des Heiligen Geistes, Flexibilität, um auf Unvorhergesehenes zu reagieren? Es wird

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uns zur Gefahr und engt ein, wenn wir die Pflicht über alles stellen. Deshalb ist es hilfreich, dass der Apostel Paulus den Freiheitsbegriff an mehreren Stellen im Neuen Testament aufgreift und entfaltet. In Römer 8, 21 spricht er von der „herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ und den Galatern sagt er in Galater 5, 1: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ In diesem Vers erfahren wir, dass Jesus das Fundament der christlichen Freiheit ist und wir durch ihn Befreiung erleben. Das dürfen wir in unserer Schwesterngemeinschaft leben, was ich sehr schätze. Das macht innerlich und äusserlich frei, froh und dankbar und nimmt jeglichen Druck. Jesus Christus hat uns befreit! Schwester Ursula Seebach, Oberin

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„Die Verbindung zu Jesus ist mir ganz, ganz wichtig.“ Friedhelm Geiß: Schwester Myrtha, wie lange leben Sie schon in der Gemeinschaft der Schwestern? Schwester Myrtha: Inzwischen sind es schon 57 Jahre. FG: 57 Jahre in solch einer grossen Gemeinschaft – das ist wirklich enorm! Was schätzen Sie an Ihrer Schwestern-Gemeinschaft? Schw. M: Ich liebe unsere Gemeinschaft. Sie ist für mich ein Geschenk. Besonders schätzte ich die Beziehungen in unserer Kurs-Gemeinschaft. Wir gaben Anteil aneinander. Auch die Gemeinschaft im Gottesdienst ist mir sehr wertvoll. Vor allem hatte ich 50 Jahre eine enge Beziehung zu einer Mitschwester, Schwester Ruth Eschmann. Wir pflegten nicht nur eine schöne Freundschaft, sondern hatten auch eine intensive geistliche Zweierschaft. Solche persönlichen Beziehungen sind auch in der grossen Gemeinschaft wichtig. FG: Eine grosse Ge-

meinschaft mit so vielen Schwestern kann auch ein-

engend sein, die persönliche Freiheit erfährt ihre Grenzen durch andere. Wie gehen Sie damit um? Schw. M.: Die Verbindung zu Jesus ist mir ganz, ganz wichtig. Die hilft mir, gerade auch in und mit den Spannungen in der Gemeinschaft zu leben. Jesus ist absolut vertrauenswürdig. Er hat mich durch alle Prüfungen meiner Berufe durchgeführt. Er hat es bei mir immer wieder überraschend gemacht, weil ER nie enttäuscht!. Jetzt im Alter wird es enger, weil wir enger zusammenwohnen. Das ist einengend. Aber was mir nicht passt, will ich Jesus abgeben.

FG: Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass man sich stromlinienförmig anpasst und dadurch sehr einseitig, einförmig werden kann. Wie haben Sie in der Gemeinschaft des WIR Ihr ICH behalten? Schw. M.: Ich hatte und habe viele Beziehungen ausserhalb der Schwesternschaft. Das hat mich nicht weggetrieben vom Glauben – meine Berufung war so klar. Aber die Beziehungen auch mit Nichtchristen haben mich bereichert. Ich kam gerne wieder in die Gemeinschaft zurück, auch zu den Konferenzen. Aber die Kontakte ausserhalb der Schwesternschaft waren mir wichtig und ich hatte dadurch viele gute Beziehungen – und das bis heute. FG: Was ist für Sie das wichtigste Element für eine verlässliche, verbindliche Gemeinschaft im Feierabend? Schw. M.: Die Gottesdienste, die Gebetszusammenkünfte, die bauen mich auf. Und wenn es in der Gemeinschaft mal knirscht, dann hilft mir, die andere Schwester zu segnen. Und alles nach „oben“ schicken!! FG: Vielen Dank für die persönlichen Einblicke in Ihr reiches Leben.

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Gut, dass wir einander haben Verbindlich leben in einer Gemeinschaft heisst, eigene Interessen der Gemeinschaft unterzuordnen. Heisst auch oftmals, Wünsche hintenan zu stellen und Genüge zu haben an dem, was gemeinsames Leben uns ermöglicht. Demut und Geduld üben. Aber Jesus sagt: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in deiner Schwachheit mächtig!“ Der Glaube macht mich dazu fähig. Mit Jesus überwinde ich Ärgerlichkeiten des Alltags und lerne auch den Schwierigkeiten des Alltags gut zu begegnen. Dabei ist mir wichtig: „Es gibt nur eine Freiheit – die Freiheit in Jesus, die in unserem Gewissen am Wirken ist und uns befähigt, das Richtige zu tun.“ Jesus gibt mir dazu seine Kraft. Mit Jesus werden wir frei von uns selbst – frei für Andere. Ohne Jesus sind wir unfrei, verstrickt in Sünde und Schuld. Er aber ist unser Mittelpunkt, der bei all unserem Unvermögen ausrüstet mit vielerlei Gaben, die wir benötigen, um zu dieser Freiheit zu gelangen. Wir Schwestern in unserer Gemeinschaft und alle, die es auch wollen, haben den freien Zugang

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zum Vater im Himmel! Er macht uns frei zum Vergeben, hilft uns zu lieben, zu teilen, zu trösten, zu raten, zu gönnen, zu helfen und auch Lasten zu tragen. Allein die Bindung an Jesus, das Bleiben bei ihm und seinem Wort macht wirklich frei, auch in verbindlicher Gemeinschaft zu leben. Im Lied von Manfred Siebald kommt das gut zum Ausdruck: Gut, dass wir einander haben, gut, dass wir einander sehn, Sorgen, Freuden, Kräfte teilen und auf einem Wege gehen. Gut, dass wir einander haben, dass der Kreis sich niemals schließt und dass Gott, von dem wir reden, hier in unsrer Mitte ist. chwester Siglinde Weck, S Feierabendhaus Lörrach

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Du kannst dich auf mich verlassen …

„Ewige Liebe…!“ Mit diesem Erfolgssong haben sich verschiedene Interpreten in die Herzen und Hitlisten gesungen: „Nimm mich in den Arm und drück mich fest an dich und lass mich nicht mehr los…“, aber bereits die erste Strophe endet mit den Worten: „doch Garantie kann ich dir keine geben, dass es für immer so sein wird.“ Einige Kirchen in Deutschland machen den Vorschlag, das bisherige Eheversprechen zur lebenslangen Treue, „bis dass der Tod euch scheidet“, der Realität anzupassen: „Ich will dir treu sein, solange wir zusammen sind.“ Ein Versprechen zu lebenslanger Verbindlichkeit? Das ist ein Wagnis! Wer weiss schon, wie sich die Partner

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entwickeln, was das Leben an Überraschungen und Schicksalsschlägen bereithält? Die Verliebtheit verliert sich schnell im Grau des Alltags, und die Entscheidung zu gegenseitiger Treue und Liebe kostet Kraft. Lohnt es sich? Wer den „Bund fürs Leben“ schliesst in einer Ehe, bindet sich freiwillig an einen anderen Menschen und verspricht, in guten und bösen Tagen das Leben zu teilen. Wie gut, dass man das „Ja, mit Gottes Hilfe“ durchs Leben hindurch immer wieder bewusst aussprechen kann, damit man verbindlich und in Verbundenheit den Weg gemeinsam gehen kann.

gefunden, ergänzt und die Verschiedenartigkeit schätzen gelernt. Sie hat uns Herzerweiterung gebracht. Jetzt, im Alter, sagen wir mit Überzeugung: Es hat sich mehr als gelohnt! Wir sind die Profiteure unserer in langen Jahren gewachsenen Vertrautheit. Wir können uns aufeinander verlassen, einander helfen und beistehen und die enger werdenden Grenzen aushalten und gemeinsam meistern. ieter und Vreni D Theobald, Mitglieder des DMH-Freundeskreises

Im März sind wir 53 Jahre verheiratet. Wir haben in den letzten Monaten alte Tagebücher hervorgeholt und gelesen. Dabei ist uns neu bewusst geworden, dass wir einige Krisen und Durststrecken miteinander durchgestanden haben. Wir haben uns an der grossen Unterschiedlichkeit unserer Persönlichkeiten gerieben und auch aneinander gelitten. Aber: Wir sind aneinander und miteinander auch gewachsen, haben uns

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Was bedeutet Verbindlichkeit in der Ehe? „Verbindlichkeit“, ein Begriff in der heutigen Zeit nicht unbedingt gross geschrieben und erstmal schwer greifbar. Ich überlege, wie ich den Begriff einordnen soll. Gehe ich in einen Verein, kann ich zunächst unverbindlich schnuppern. Entscheide ich mich für eine Mitgliedschaft, akzeptiere ich, deren Regeln einzuhalten, muss Bedingungen erfüllen und gewissen Verpflichtungen nachkommen. Es wird verbindlich. Eine solche verbindliche Entscheidung haben wir mit der Eheschliessung vor gut zwei Jahren getroffen. Mit dem Ja-Wort haben wir uns gegenseitig versprochen, lebenslang füreinander da zu sein. So darf ich neben dem, was ich versprechen muss, was auf mich an Verpflichtungen zukommt, was mich vermeintlich einschränkt, darauf vertrauen, dass mein Partner in gleichem Masse darum bemüht ist, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Das gegenseitige Versprechen ist für mich das ideale Fundament für einen gelingenden Nestbau. Ich darf wissen und erfahren, ich kann mich auf den anderen verlassen. Gerne inves-

tiere ich, wenn ich gewillt bin, dass unsere Ehe bestehen bleibt. Im geschützten Raum unserer Ehe kann ich mich entfalten. Zusätzlich ist das gegenseitige Vertrauen eine unabdingbare Voraussetzung, um auch unserer neugeborenen Tochter Lenia Salome einen sicheren Halt geben zu können. Gerade auch in schwierigen Zeiten einer Beziehung dürfen wir auf diese Grundlage zurückgreifen. Besonders wenn wir feststellen, wie unterschiedlich wir sind. Nur anhand von Treue und Verbindlichkeit können wir Unterschiedlichkeiten aufarbeiten und unsere Beziehung kann wachsen. Eine gute Kommunikation ist für uns dabei zu einem sehr wichtigen Bestandteil geworden. Auch Gott fordert uns auf, treu zu sein. Er wünscht sich eine liebevolle Beziehung mit mir, aber auch mit uns als Ehepaar. Hier ist kein Platz für Unverbindlichkeit, sondern ausschliesslich für bedingungslose Treue, wie wir sie von Gott unzählige Male erfahren durften. Mit seiner Hilfe, wie beim Ja-Wort in der Kirche versprochen, hoffen wir einander näher zu kommen, uns immer mehr lieben zu lernen, so dass Vertrauen wachsen kann. Nur auf diese Weise sind wir in der Lage, auch grosse Krisen zu überstehen. Eine solche Verbindlichkeit wünsche ich uns in allen zwischenmenschlichen Beziehungen. Ich habe erfahren dürfen, sie ist etwas Wunderbares. hristine & Christian Krenz C mit Lenia Salome

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Wir danken unserem Gott… Die Nachfolge in der Leitung der Schwesternschaft konnte geklärt werden. In den letzten Jahren führten die Mitglieder der Geschäftsleitung dazu viele Gespräche. Wir freuen uns nun sehr, dass die Schwesternversammlung am 22.10.2018 Frau Christine Zimmermann, Starnberg, als Leiterin der Schwesternschaft auf November 2019 wählen und berufen konnte. Auch der Stiftungsrat des DMH hat in seiner Sitzung am 14.12.2018 die Wahl bestätigt und Frau Zimmermann ab 25.11.2019 in die Geschäftsleitung berufen. Am Sonntag, 24.11.2019 wird der große Festtag zur Entpflichtung und Verabschiedung von unserer Oberin Schwester Ursula Seebach und die Einführung und Verpflichtung von der Leiterin der Schwesternschaft Frau Christine Zimmermann sein. Ort: Konferenzzentrum auf St. Chrischona, 10.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr. Wir laden Sie jetzt schon herzlich dazu ein. Bitte notieren Sie sich gleich den Termin. Frau Zimmermann ist examinierte Krankenschwester und Theologin (Abschluss des Theologiestudiums mit dem ersten theologischen Examen). Sie arbeitet heute als Katechetin (Religionslehrerin). Sie wird sich in der Ausgabe 3 „Mit & Für“ ausführlicher vorstellen. Wir sind unserem Gott für seine Führung sehr dankbar. Wir danken aber auch Ihnen für Ihre treue Unterstützung im Gebet. Leider konnte noch nicht die Nachfolge für Friedhelm Geiß geklärt werden. Er wird zum 01.04.2019 in die Schweizer Pension eintreten und damit aus der Geschäftsleitung ausscheiden. Bis die Nachfolge geklärt ist, wird er in einem reduzierten Anstellungsverhältnis als theologischer Mitarbeiter die pastoralen Dienste bei den Schwestern weiter übernehmen. Dringend suchen wir einen Theologen/Pfarrer, der die theologische Leitung übernimmt und die neuen Wege, die wir eingeschlagen haben, weiter voran bringen kann. Wir bitten sehr um Ihre begleitende Fürbitte. Auch sind wir für Hinweise auf geeignete Personen dankbar. Geschäftsleitung des DMH: Schwester Ursula Seebach, Oberin; Joachim Rastert, Geschäftsführer; Pfr. Friedhelm Geiß, Theol. Leiter

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In stillem Gedenken Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein. Offenbarung 21, 7 Dieses Wort war der Einsegnungsspruch unserer Schwester Lydia Schmidt, der sie durch die Zeit in unserer Schwesternschaft begleitete. Schwester Lydia Schmidt ist am 30.09.1958 in unsere Schwesternschaft eingetreten. Von diesem Zeitpunkt an bis 15.05.1959 nahm sie am biblischdiakonischen Kurs unseres Mutterhauses teil. Danach war sie zum Dienst an den Kindern im Kinderheim, Bad Dürrheim/Schwarzwald, Huberstrasse eingesetzt. Es folgten Einsätze in der Gemeinschaftsarbeit in der Stadtmission Worms/Rheinhessen, Alzey/Rheinhessen und Zweibrücken/Pfalz bis sie zwischen 1981 bis 1985 zur Pflege ihrer Eltern beurlaubt wurde. Nach dieser Zeit besuchte sie den Oberkurs an der Bibelschule St. Chrischona, absolvierte anschliessend ein Praktikum im Kindergarten Battenberg/Hessen und übte einen Vertretungsdienst bei den Feierabendschwestern im Chrischonaheim in Lörrach aus. Von 1986 bis Mitte 1994 konnte sie wieder ihren früheren Dienst in der Stadtmission in Zweibrücken aufnehmen und trat am 01.07.1994 in den Feierabend ein, den sie in ihrem Elternhaus in Steinheim an der Murr verbrachte. Von dort aus half sie tageweise in der Villa Seckendorff, Stuttgart-Bad Cannstatt, in der Nachtwache mit. 2011 zog sie von Steinheim an der Murr in unsere Feierabendhäuser nach Lörrach um. Es stellten sich gesundheitliche Probleme ein, so dass sie auf Unterstützung angewiesen war. Aber ihr Lächeln hat sie bis kurz vor ihrem Heimgang behalten. Es wird uns fehlen. Nun ist Schwester Lydia bei ihrem Herrn, dem sie in Treue und Liebe gedient hat. Sie darf den schauen, mit dem sie innig verbunden war. Das tröstet uns in aller Trauer. Wir danken unserem Herrn für Ihr erfülltes Leben. Schwester Lydia wurde von unserem Herrn im 90. Lebensjahr am Sonntag, 21.10.2018, nach kurzer Krankheitszeit in die ewige Heimat abberufen. Am Montag, 29.10.2018, fand der Abschiedsgottesdienst in der Friedhofskapelle und die Bestattung auf dem Hauptfriedhof in Lörrach statt, wo sich die Trauergemeinde versammelte und ihr die letzte Ehre erwies. In der Nachfeier in unseren Feierabendhäusern in Lörrach kam durch den mündlichen Nachruf von Herrn Inspektor Christian Herrmann i. R. ihre Treue und Liebe zum Herrn und den Menschen zum Ausdruck. In liebevoller Weise hat er ihrer gedacht. Schwester Ursula Seebach Oberin

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Bin ich verbindlich? Viele von uns schätzen Verbindlichkeit, vor allem, wenn wir von der Verbindlichkeit anderer profitieren. Was aber ist Verbindlichkeit? Bewegten wir uns im Dunstkreis der Rechtswissenschaften, würden wir Verbindlichkeit wahrscheinlich als „unbestimmten Rechtsbegriff“ bezeichnen, wie z.B. den Grundsatz von „Treu und Glauben“, im deutschen BGB unter § 242 festgehalten. Was genau dieser Begriff umfasst, muss immer wieder durch Auslegung festgelegt oder auch erstritten werden, weil jede Generation darunter etwas anderes versteht. Verbindlichkeit spielt auch in unserem Glauben eine grosse Rolle. Die höchste

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Ausprägungsstufe von Verbindlichkeit finden wir bei Gott, wie Paulus in Römer 8,38 f. festhält: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ Wie antworten wir auf diese Verbindlichkeit Gottes? Die Erfahrung, die ich gerne weitergeben möchte, stammt vom Deutschen Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC), der mir persönlich sehr am Herzen liegt.

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Der EC besteht in Deutschland aus ca. 3.500 Ortsarbeiten, 16 Landesverbänden und dem Deutschen EC-Verband als Spitzenverband. Der EC hat in Deutschland ca. 5.000 Mitglieder und erreicht pro Woche ca. 35.000 Kinder, Teenager, Jugendliche und junge Erwachsene. Der EC ist seit seiner Gründung 1881 eine missionarische Jugendarbeit, die immer auch den Wert der verbindlichen Zugehörigkeit zu Jesus und der Gemeinde betont hat. So gab es zur Gründung des EC ein „EC-Gelöbnis“, in dem die EC-Mitglieder versprachen, jeden Tag zu beten und in der Bibel zu lesen, dem regelmässigen Besuch und der Mitarbeit in der Jugendarbeit eine sehr hohe Priorität einzuräumen und an den Mitarbeiterversammlungen (Weihestunde) teilzunehmen. Wenn man den Text heute liest, hält man schon kurz die Luft an und denkt: „Das ist ein steiler Anspruch.“ Mit dieser klaren Form von Verbindlichkeit hatten spätere Generationen durchaus ihre Schwierigkeiten. So wurde aus dem ECGelöbnis 1996 ein EC-Bekenntnis, das den etwas offener formulierten Versprechen noch einen Bekenntnisteil voranstellte. Der frühere Bundespfarrer Rudolf Westerheide schrieb dazu: „Im Hintergrund steht jedoch erkennbar der Wunsch, (…) dem Vorwurf der Gesetzlichkeit zu wehren und deutlich zu machen, dass der Aufforderung zur Selbstverpflichtung die Einladung in die Freiheit des Glaubens vorausgeht.“ Im Zuge dieser Überarbeitung wurde mehrfach vorgebracht, dass das EC-Gelöbnis so anspruchsvoll sei, dass die Jugendlichen von 1996 es nicht mehr unterschreiben würden. Etwas mehr als 20 Jahre später wurde aus dem EC-Bekenntnis ein EC-Versprechen, d.h. ohne Bekenntnisteil. Die Jugendlichen, die heute im EC den Ton ange-

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ben, hatten den Wunsch geäussert, der Text solle kürzer und prägnanter werden und gerne auch wieder klarere Verpflichtungen enthalten. So lautet es heute:

Obgleich der EC von seiner Geschichte her immer grossen Wert auf verbindliche Zugehörigkeit gelegt hat, sehen wir auch hier, dass Verbindlichkeit zum einen in den Generationen unterschiedlich definiert wird und zum andern der Wunsch nach Verbindlichkeit verschieden ausgeprägt ist. Wichtig ist und war uns immer der Schlusssatz unter dem Bekenntnis / Versprechen: „Aus eigener Kraft kann ich das nicht. Ich vertraue auf Jesus Christus.“ artmut Kämpfer, Stv. Geschäftsführer H DMH und im Ehrenamt Vorsitzender des Deutschen EC-Verbandes

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Gott hält zu uns Ein kleines Bibelstudium zu Verbindlichkeit und Treue

Beim Bergsteigen und Klettern habe ich es gelernt. Wir waren unterwegs in herrlichen Kletterfelsen. Ich kletterte voraus, doch dann bekam ich an einer überhängenden Stelle die „Nähmaschine“ (Kniezittern). Ich fand keinen Halt mehr und rief zu meinem Freund: „Wolfgang, ich kann nicht mehr!“ Seine Antwort war kurz und klar: „Lehn dich doch zurück – ich halte dich doch.“ Wie gut, dass wir miteinander verbunden waren. Wie gut, dass er mich an dieser schwierigen Stelle sicherte. Glauben heisst im Hebräischen, „sich festmachen in Jahwe“, so hat es Gerhard von Rad ausgedrückt. Glaube heisst, sich an den halten, der fest und verlässlich hält. Das Wort „Verbindlichkeit“ wird man in der Bibel vergeblich suchen. Sehr wohl aber gibt es andere Begriffe, die genau widerspiegeln, was mit diesem Wort gemeint ist: z.B. Bund, Treue, Glauben, beständig, festhalten, Leib und Glieder.

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Gerade das Wort „Treue“ hat einen schmerzlichen Bedeutungswandel erfahren. Treue ist zu einer gefühlsmässigen Selbstverliebtheit degeneriert. „Ich muss mir und meinen Gefühlen treu sein.“ Dabei fehlt der Bezug zum Nächsten. Sind nicht viele Beziehungen gerade durch solche Sätze Glaube ist das Wechselgescheitet? spiel der Verbindlichkeit: Gott hält an mir fest und Treue meint von der eiich halte an ihm fest. gentlichen Bedeutung aber: „Festhalten, zuverlässig sein, Festigkeit beweisen.“ Aus diesem Wort leitete sich auch das Wort „glauben“ ab. Treue ist ein Beziehungsbegriff. Treue und Untreue kann nur da bestehen, wo ein persönliches Verhältnis besteht. Treu sein bedeutet – in Höhen und Tiefen, in Freud und Leid, in Begeisterung und Routine an einer Sache oder Person „dranbleiben“.

wächst Verantwortung. Siehe: Psalm 101,6; Hosea 4,1; Offenbarung 2,10. Im kleinen Alltag zeigt sich diese Treue im Verwalten von Anvertrautem: Lukas 19,11-28; 1. Korinther 4,1-2; Lukas 16,10. Und wenn’s im Alltag mal wieder drunter und drüber geht und ich keinen Halt mehr finde, will ich nicht vergessen, Gott hält und sichert mich! „Lehn dich doch zurück – ich halte dich doch!“ fr. Friedhelm Geiß, P Theologischer Leiter

Wie aber schaffe ich das? Nur deshalb, weil der lebendige Gott selbst treu, zuverlässig, verbindlich ist. Er steht zu mir – trotz allem und in allem. Sein Wort sagt zu: 2. Mose 34,6; 5. Mose 32,4; Klagelieder 3,23; 2. Timotheus 2,13; Offenbarung 19,11. Dies hat er bereits durch seinen Namen zugesagt: „Jahwe“ – „Ich bin für dich da“! Glaube ist das Wechselspiel der Verbindlichkeit: Gott hält an mir fest und ich halte an ihm fest. Er spricht mich an durch sein Wort – ich gebe Antwort und daraus

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Lebenslust trifft auf Lebenserfahrung Die „Kita am Sonnenplatz“ im Haus der Altenpflege Lörrach Das Lörracher „Haus der Altenpflege“ in der Mozartstraße 27 beherbergt nicht mehr nur Seniorinnen und Senioren. Am 1. Oktober wurde in der Einrichtung die „Kita am Sonnenplatz“ eröffnet, eine Ganztageseinrichtung für zwanzig Kinder ab drei Jahren. Genutzt werden dafür die ehemaligen Schulungsräume des früheren ChrischonaPflegeheims. Diese standen bis vor kurzem leer, ein Nachmieter Einig sind sich jedoch alle wurde geExperten, dass Senioren sucht – und von der sprühenden gefunden: Lebenslust der Kinder Eine Kita in profitieren und umgeein Seniokehrt die Kinder von renheim zu deren Lebenserfahrung. . integrieren, war schon lange ein Wunsch der Familienzentrum Kinderland Lörrach gGmbH, die als freier Träger seit Jahren sowohl Kinderkrippen als auch Kindergärten in Lörrach betreibt. Die Idee eines Kindergartens in diesen Räumlichkeiten stiess bei der Evangelischen Stadtmission Freiburg und beim Team im Haus der Altenpflege sofort auf positive Resonanz. Auch die Stadt Lörrach und der Gemeinderat signalisierten rasch ihre Unterstützung für diese Idee, die Stadt und das Regierungspräsidium Freiburg stellten Fördermittel für den Umbau zur Verfügung.

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„Viele Kinder haben heute nur noch unregelmässig Kontakt zu älteren Menschen. Umgekehrt verlieren auch viele Menschen im Alter den Kontakt zur jungen Generation. Auf diese Weise entsteht eine zunehmende Entfremdung zwischen Jung und Alt. Unsere Kita möchte mit dem Haus der Altenpflege einen Begegnungsrahmen schaffen, um die Generationen wieder zusammenzubringen und sowohl Kinder als auch Senioren von gegenseitigen Lebenskompetenzen profitieren zu lassen“, erklärt Angelika Mauch, Geschäftsführerin der Familienzentrum Kinderland Lörrach gGmbH. Im Haus der Altenpflege sollen viele gemeinsame Begegnungen stattfinden. So sollen z.B. die Mittagsmahlzeiten gemeinsam im Speisesaal eingenommen werden und langsam auch Patenschaften zwischen junger und älterer Generation entstehen. Bisher gibt es nur wenige Einrichtungen in Deutschland, die eine solche Konzeption umgesetzt haben. Auch im Bereich Fortbildungen und in der wissenschaftlichen Literatur gibt es bisher wenig Aussagen über messbare generationsübergreifende Lerneffekte. Einig sind sich jedoch alle Experten, dass Senioren von der sprühenden Lebenslust der Kinder profitieren und umgekehrt die Kinder von deren Lebenserfahrung. Die Kinder lernen in solchen Einrichtungen aber auch, dass Krankheit und Tod zum Leben dazugehören. In der „Kita am Sonnenplatz“ wurde die Konzeption gemeinsam von den ErzieherInnen des Kinderlandes und der Einrichtungsleitung des

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Hauses der Altenpflege, vertreten durch den damaligen Einrichtungsleiter Torsten Böhm, entwickelt. Gemeinsam werden die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen dieses Miteinanders zwischen Alt und Jung im Alltag erarbeitet. Das Erleben christlicher Werte stellt ebenfalls eine neue Herangehensweise für den konfessionslosen Kindergarten dar. Grosse Vorteile bietet die neue Zusammenarbeit für die Mitarbeitenden im Haus der Altenpflege: „Jetzt können sie ihre Kinder direkt am Arbeitsplatz im Kindergarten unterbringen“, freut sich die neue Einrichtungsleiterin Ingeborg Reitmeister. Damit zeige sich die Stadtmission als besonders kinder- und familienfreundlicher Arbeitgeber.

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Ansprechpartnerinnen für weitere Informationen Haus der Altenpflege, Einrichtungsleiterin Ingeborg Reitmeister, Tel. 07621 428-0, Mail: hausderaltenpflege@ stadtmission-freiburg.de Familienzentrum Kinderland Lörrach gGmbH, Geschäftsführung Angelika Mauch, Tel. 07621-1633950, Mail: info@kinderland-loerrach.de. uth Franzen, Referentin für ÖffentlichR keitsarbeit Stadtmission Freiburg

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Versagte Verbindlichkeit Bei uns im Gemeinschaftshaus Moosrain wiederholte sich besonders in der Anfangszeit folgendes Szenario: Das jährliche Hausfest stand vor der Tür. Die Teilnahme gilt als verbindlich für alle. Kurz vorher ging es los: „Ob man den ganzen Tag kommen müsse – man hätte gerade viel zu tun, man erwarte ein wichtiges Telefon – oder man hätte sonst ‘noch etwas’.“ Wir hatten viel zum Diskutieren: „Man solle doch nicht so stur sein – aus ‚Zwang‘ entstände eh nichts Vernünftiges. Nehmt es doch ein bisschen ‚easy‘!“ „Easy“? Eine junge Frau gestand mir vor kurzem ein, dass es auch sie schmerzt, wenn geladene Gäste kurzfristig dann doch absagen. So ganz „easy“ ist es oft doch nicht, wenn alles andere wichtiger zu sein scheint als die eigene Einladung. Versagte Verbindlichkeit, verletzte Menschen? Bei unseren Festdiskussionen haben wir etwas gelernt: Es lohnt sich nachzufragen, auch um der eigenen Seele willen. Wie schnell greifen unsere Interpretationen von mangelndem Interesse oder fehlender Motivation zu kurz: Oft wurden uns wahre Nöte anvertraut: überflutete Menschen, denen „alles“ zu viel wurde, Sorgen und Missverständnisse. So durften wir erleben, dass aus versagter Verbindlichkeit ein Stück Herzensverbindung entstand. Diese wiederum war mir kostbarer als alles andere. Äussere Verbindlichkeit – innere Verbindung? Etwas wurde mir klar: Wir können viele äussere Verbindlichkeiten einhalten und doch meilenweit voneinander weg sein. Wir können tun, wie uns befohlen, aber innerlich haben wir uns verabschiedet. Umgekehrt bieten gerade äusserliche Verbindlichkeiten den Raum, in innere Verbindung zu treten und eine echte Nähe zueinander aufzubauen. Und: Wo innerliche Nähe wächst, steigt wohl auch die Verlässlichkeit.

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Gebet Das Geheimnis der Verlässlichkeit „Auf dich kann ich mich verlassen“ – wer solche Menschen um sich hat, kann sich glücklich schätzen. Vielleicht suchen wir hinter aller äusseren Verbindlichkeit dieses „mehr“? Verlässlichkeit ist mehr als nur Verbindlichkeit. Verlässliche Menschen sind uns zugewandt und wahrhaftig. Ihr Wort zählt – weil sie auch ihre Grenzen kennen und uns diese zumuten. Verlässliche Menschen scheinen etwas vom Geheimnis des „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ erfasst zu haben.

Wir vom Redaktions-Team möchten Ihnen auf der Seite Raum geben, Ihre eigenen Verpflichtungen aufzuschreiben und dafür zu beten. Halten Sie unserem treuen Gott alles hin, wofür Sie beten wollen und was Ihnen auf dem Herzen liegt, und erleben Sie, wie Gott Ihr Tun segnet.

Nur scheint mir, ist unsere Beziehungsfähigkeit und -gestaltung in unserer Zeit komplizierter geworden: Hinter mangelnder Verbindlichkeit verstecken sich oft viel tiefere Fragen: Wie setze ich Prioritäten? Wie gestalte ich tragfähige Beziehung, wenn Vorbilder fehlten? Wie schaffe ich mir im hektischen Alltag noch Raum für echte Beziehungen? So betrachtet ist die Frage verletzter Verbindlichkeit auch die Anfrage an uns selbst: Kann ich Zuwendung zu anderen Menschen leben? Ist auf mich Verlass, auch innerlich? Habe ich meine Konflikte geklärt? Meine ich auch, was ich sage? Habe ich mit offenem Herzen nachgefragt, was zur Unverbindlichkeit des anderen führte? Vielleicht werden wir unter diesen Fragestellungen zu Menschen, von denen unsere Gegenüber von Herzen sagen können: „Auf dich kann ich mich verlassen.“ I rene Widmer, Gemeinschaftshaus Moosrain in Riehen

Diakonisch Missionarisch Handeln

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Was sagt uns „Rührei mit Speck“ zu Verbindlichkeit? Das Huhn ist mit seinen 2 Eiern lediglich beteiligt – das Schwein hat sich mit Haut und Haaren dafür gegeben.

www.dmh-chrischona.org


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