Mit&für Nr2 2018

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Ich glaub‘ - ich zweifle

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Der Zweifel ist der Bruder des Glaubens

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Hatte ich mich verhĂśrt?

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Du darfst klagen

Nr. 2 | 2018 April | Mai | Juni


Es grüsst... Wer kennt sie nicht, die Zweifel, die uns von Zeit zu Zeit einholen? Zweifel klopfen an die Tür unseres Herzens. Mal laut, mal leise. Sie wollen eindringen und ihre zerstörerische Wirkung an uns ausüben. Was macht der Zweifel mit uns? Er zermürbt uns, raubt uns den Schlaf, macht uns mutlos und lähmt uns. Und doch gehören Zweifel zu unserem Glaubensleben. Wie können wir mit dem Zweifel im christlichen Glauben umgehen? Gibt es überhaupt eine Lösung dafür? Ja, die Bibel gibt uns eine Antwort darauf, wie man mit Zweifeln umgeht. In Epheser 6, 16 lesen wir, dass der Schild des Glaubens „alle Pfeile des Bösen“ auslöschen wird. Zweifel sind feurige Pfeile, die von Satan eingesetzt werden. Sie bringen uns Christen aus dem Gleichgewicht, jagen uns Angst ein und entmutigen uns. Dazu gibt es biblische Beispiele, wie wir mit Zweifel umgehen können oder auch nicht. Ein Beispiel möchte ich nennen: Der sinkende Petrus Petrus fing an zu sinken, weil er seine Augen nicht mehr auf den Herrn gerichtet hatte, sondern auf die Wellen schaute. Genau in dieser Situation glaubte er nicht, sondern begann zu zweifeln. Wenn auch unser Blick auf die Schwierigkeiten unseres Lebens gerichtet ist, werden wir unsicher, ängstigen uns und sind entmutigt. Die anderen Jünger waren im Boot sicher und kamen nicht in Gefahr.

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So darf es auch bei uns sein. Unser himmlischer Vater hat uns Zusagen gegeben, auf die wir uns verlassen können, z. B. „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, 20). Er ist bei uns und hält uns in den Stürmen des Lebens fest. Dessen dürfen wir gewiss sein. Aus dem DiakonissenMutterhaus St. Chrischona grüsst Sie ganz herzlich Ihre Schwester Ursula Seebach, Oberin

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THEMA Bernhard Kohlmann, Steinen

Der Zweifel ist der Bruder des Glaubens Ich liebe die Geschichten und Erzählungen der Bibel. Sie sind sehr authentisch. Das zeigt mir ihren Wahrheitsgehalt. Die zwölf Männer, die Jesus nachfolgten, werden beschrieben mit all ihren Stärken und Schwächen. Wir sollten sie auf keinen Fall belächeln oder gar als Versager darstellen. Sie gaben alles auf und folgten Jesus nach, die meisten bis in den Tod. Viele Jünger stehen für b ­ estimmte „Schwächen“. ­Judas der Verräter, Petrus der Verleugner und Thomas der Zweifler. Petrus und ­Thomas haben im Gegensatz zu Judas eine Wende erlebt, ein Sterben und Auferstehen mit Jesus. Wenden wir uns dem Zweifler zu:

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THEMA

In Johannes 11,16 lesen wir von Thomas und seiner Entschlossenheit und seinem Mut. Um Lazarus zu heilen, mussten Jesus und seine Jünger nach Jerusalem. Dort lebten Menschen, die Jesus töten wollten. Thomas ist bereit, für Jesus zu sterben. „Lasst uns mit ihm gehen, dass wir mit ihm sterben!“ Thomas in seiner Klarheit wird in Johannes 14, 5 beschrieben. „Herr wir wissen nicht … das Ziel und deswegen kennen wir den Weg auch nicht.“ Thomas ist tief vertraut mit Jesus. Was wäre uns verloren gegangen, wenn Thomas geschwiegen hätte. Jesus sagt darauf: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“

Die Zweifel von Thomas kommen aus einem Erfahrungsdefizit. Die anderen Jünger hatten eine Jesus-Begegnung. In seiner suchenden Glaubensnot wendet Thomas sich an Jesus. Er tritt mit Jesus in Berührung an den Stellen der Wunden und der Heilung, Tod und Auferstehung. Aus dieser Erfahrung wächst Gewissheit: „Mein Herr und mein Gott!“ In dieser Welt habe ich Angst und Zweifel. Ich bin froh, von Thomas zu hören und all den anderen, die zweifelten und fast aufgaben. Jesus wendet sich mir zu in diesen tiefen Stunden der erlebten Gottesfinsternis. Ich merke, dass die Gottesbegegnungen der anderen mich ermutigen, aber meinen Zweifel nicht überwinden können.

Mitten im Tal der Todesschatten, der Zweifel und Ängste legt Jesus seine Hände in meine Wunden und schenkt Trost, Gewissheit, Heilung und Freiheit.

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„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Johannes 20,29

Mitten im Tal der Todesschatten, der Zweifel und Ängste legt Jesus seine Hände in meine Wunden und schenkt Trost, Gewissheit, Heilung und Freiheit. Solche Begegnungen kann man nicht „produzieren“. Jesus bleibt souverän und überraschend. Gleichzeitig kann nur eine Begegnung mit Ihm mich von meinen Ängsten und Zweifeln erlösen! Dann heisst es wieder klar, mutig und entschlossen den guten Kampf zu kämpfen, Glauben zu halten.

so ist es. Aber dir ist Jesus begegnet. Das sieht man dir an“, sagte ich zu der Frau. Sie war eine Frau, gezeichnet vom Leben. Profisportlerin, hatte Goldmedaillen gewonnen und ihre Knie dabei ruiniert. Sie zweifelte und suchte doch Jesus. Dieser begegnete ihr in einem Kloster. Sie kniete damals nieder, drei Stunden mit völlig kaputten Knien. Danach war sie ein anderer Mensch. Sie läuft immer noch sehr schlecht, aber Jesus hat ihre Seele geheilt.

Auf einer Evangelisation tief im Osten, mitten im Plattenbau, kam eine Frau nach meiner Predigt zu mir. „Du zweifelst und trotzdem predigst du? Du sehnst dich nach einer persönlichen Begegnung mit Jesus und trotzdem verkündigst du?“ Ich sagte: „Ja –

Ich kann von solch einer persönlichen Jesus-Begegnung bis heute nicht berichten. Jesus hatte sich entschieden, dieser Frau so zu begegnen, um ihre Sehnsucht zu stillen und ihren Zweifeln zu begegnen. Für mich bleibt vorerst: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Johannes 20,29).

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SCHWESTERNSCHAFT Schwesternschaft

Haben Schwestern auch Hatte ich mich verhört? Diese Frage tauchte vor etwa 10 Jahren immer wieder auf, denn ich fühlte mich fehl am Platz. Mein Kopf war vorher, drei Jahre lang, ständig mit den nächsten drängenden Aufgaben beschäftigt gewesen. Nach einer Versetzung machte mich das verordnete Gegenteil sehr unzufrieden. Hatte Gott das für mein Leben gewollt? Eigentlich wollte ich nie Diakonisse werden! Die Erinnerung an die drei Jahre vor meinem Eintritt, die inneren Diskussionen und die Gespräche mit nahen und fernen Menschen halfen mir nun sehr. Es war alles auf die Frage hinausgelaufen: Vertraue ich Gott, dass er mich einen guten Weg führt? Mittlerweile hatte mein Vertrauen auf Gott schon einige Belastungstests überstehen müssen. Nun ging es in die nächste Runde mit der Verschärfung: Konnte ich überhaupt noch an Gott glauben? Die Widersprüchlichkeit und Grenzen des gemeinschaftlichen Lebens machten mir sehr zu schaffen. Ich erkannte aber auch: Ich selbst lebe widersprüchlich; ich mache es eigentlich nicht besser als die andern. Der ehrliche Austausch mit einer Mitschwester half mir sehr. Lange Spaziergänge und vor allem das gemeinsame Bodenschrubben der Grossküche waren dafür ideal. Auf meine Gebete schien ich keine Antwort zu bekommen. Dann passierte etwas

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ganz Aussergewöhnliches: Ich hatte einen furcht­erweckenden Traum. Er endete mit der Zusage: „So wird es sein, aber du brauchst keine Angst zu haben.“ Die Liebe und Güte dieser Stimme waren unbeschreiblich. Die grosse Gnade Gottes und das „Kleinklein“ meines Alltags empfinde ich vermehrt als ein starkes Spannungsfeld. Und ich wundere mich immer mehr, dass und wie Gott handelt. Schwester Edith Gick, Lörrach

Zweifel an meiner Berufung?? Zweifel an meiner Berufung? Nein, das kenne ich nicht. Sie war für mich unmissverständlich klar, entsprach aber nicht meinen Vorstellungen und Wünschen für mein Leben. So stellte ich Gott eine Bedingung, die lautete: „Ich kann diesen Weg nur gehen, wenn ich mich jederzeit darauf stützen kann, dass dies dein Weg mit meinem Leben ist!“ Gottes Antwort auf dieses Gebet war über all die vielen Jahre die Gewissheit, hier gehöre ich hin. Zweifel an Gottes Führung in über 40 Jahren Zugehörigkeit zur Schwesternschaft blieben allerdings nicht aus. Mir wurde im Laufe meiner Dienstzeit eine Aufgabe mit Führungsverantwortung zugemutet und anvertraut. Ich äusserte meine Bedenken und stellte mich dann doch dieser Herausforderung. Diese Jahre waren durchzogen von vielen Zweifeln. Zu oft spürte ich mei-

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Zweifel?? ne Grenzen und die Überforderung. Damit verbunden war die immer wiederkehrende Frage: „Herr, willst du mich an diesem Platz haben und mich in Abhängigkeit und Vertrauen üben oder ist dies eine Notlösung, weil zur Zeit keine andere Schwester für diese Aufgabe da ist?“ Die Jahre vergingen und ich hatte keine innere Freiheit, um eine Versetzung zu bitten. Nach vielen Auf und Ab sagte ich: „Herr, ich brauche eine klare Weisung. Ich brauche Gewissheit, so kann ich nicht weitergehen.“ An einem stillen Tag bekam ich durch ein Psalmwort und ein Gespräch Antwort. Ich wusste, jetzt ist der Zeitpunkt da, um um eine andere Aufgabe zu bitten. Im Nachhinein denke ich, Gott hat diese Jahre in meinem Lebensweg eingebaut und mich durchgetragen. Schwester Ruth Gassmann, St. Chrischona

Das Leben ist voll unbegreiflicher Ereignisse Zum Thema Zweifel fallen mir spontan drei biblische Personen ein: der ungläubige Thomas, der sinkende Petrus und der Schreiber des Jakobusbriefes. Thomas erwidert auf die Auferstehungsberichte: „Wenn ich nicht seine Nägelmale sehe und meine Hand in seine Seitenwunde lege, so werde ich nicht glauben.“ Acht Tage später steht Jesus vor ihm, zeigt ihm seine Nägelmale und fordert ihn auf, die Hand in seine Seite zu legen. Was für eine Begegnung! Ich bin sicher, Thomas hat nie mehr an der Auferstehung Jesu gezweifelt. Auf andere Weise, aber ebenso deutlich erlebte ich meine Berufung zur Diakonisse.

Bis heute kamen darüber nie Zweifel auf. Das heisst nun aber nicht, dass ich keine Zweifel kenne. Das Leben ist voll unbegreiflicher Ereignisse, die Fragen aufwerfen und Zweifel berechtigen. Petrus versinkt im See, weil er zweifelt. Jakobus vergleicht den Zweifler mit einer Meereswoge, die vom Wind hin und her gepeitscht wird. Es geht also darum zu lernen, mit Zweifel umzugehen, um im Glauben zu wachsen. Die folgenden vier Punkte helfen mir bei aufkommenden Zweifeln. 1. Ein Tagebuch führen. Tage mit Goldrand aufschreiben und in Krisenzeiten lesen. 2. Danken. Loben. Singen. Drei gute Stärkungsmittel. 3. Bewegung in der Natur. Tief durchatmen und die Schönheit der Schöpfung bewusst wahrnehmen. 4. Glauben ist eine Entscheidung. Trotz Zweifel und Schwachheit für Gott da sein. Schwester Brigitte Kuppel, St. Chrischona

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BERICHT Elke Rupprecht, stellvertretende Schulleiterin Manoah Altenpflegeschule

Unser tägliches Brot Im Herbst hat an der Altenpflegeschule zum 3. Mal eine Schulblockwoche zum Thema „Ernährung“ stattgefunden. Bei dieser Thematik ist es uns Lehrern wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler Grundlagen der Ernährungswissenschaft erlernen und in ihrer täglichen Arbeit umsetzen können. Das heisst, sie lernen, was Eiweisse, Kohlenhydrate und Fette sind und was sie im Körper bewirken. Die Physiologie der Nährstoffe wird von Frau Gebel unterrichtet. Sie zeigt den Schülern, welche Nahrungsmittel welche Nährstoffe enthalten und welche Gerichte man damit zubereiten kann. Auch kommen Unverträglichkeiten und Allergien zur Sprache. Weitere Inhalte liegen uns allerdings auch sehr am Herzen, Überernährung und der häufige Verzehr von Fastfood und

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deren Folgen werden behandelt, gerade auch, weil das häufig der Lebenswelt unserer Schüler entspricht. Im Film „Super Size Me“ wird gezeigt, wie sich ein Mensch verändern kann, wenn er 4 Wochen lang nur Nahrungsmittel einer äusserst beliebten Fast-FoodKette zu sich nimmt. Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme, es ist auch Gemeinschaft erleben, ob in der Familie, im Freundeskreis oder nach einer Wanderung nach St. Chrischona im DMH gemeinsam mit den Schwestern. So sind auch Tischmanieren ein Thema, wir lehren und üben „Knigge“, wobei auch hier der Spass an der Sache nicht zu kurz kommen darf.

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Hier zeigt sich, wie sehr sich manche Schüler Mühe geben, etwaige Wissenslücken zu schliessen.Was tun, wenn Heimbewohner im Pflege­ heim nicht essen wollen oder können? Dieses Thema bearbeitet Frau Kaiser-Grether mit den Schülern und gibt wertvolle Unterstützung. Aber auch die Schattenseiten der Ernährung wollen wir aufzeigen, um die Schüler zu sensibilisieren und ihnen einen kritischen Umgang mit Nahrung nahezubringen. So wird die Welternährung, Hunger in der Welt, die Ungleichverteilung, die Verschwendung und Vernichtung von Nahrungs-

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mitteln ebenso bearbeitet wie auch der Anbau von genmanipulierten Lebensmitteln, Monokulturen, Massentierhaltung, Gifte in Lebensmitteln, chemische Zusätze und vieles mehr. Am Ende der Woche nehmen wir uns Zeit, mit den Schülern in unserer Küche eine gesunde und schmackhafte Mahlzeit zu kochen und gemeinsam zu essen. So lassen wir die Woche Revue passieren. Und stellen jedes Mal fest: Die Schüler zeigen Interesse und Neugierde und nehmen Wissen am besten dann auf, wenn sie während des Lernens Gemeinschaft erleben und sich selbst als ein wichtiges Teil einer Gruppe erleben können.

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AKTUELL Kurioses und Interessantes im Diakonissen-Mutterhaus DMH SCHWEIZ 2017

4.248 Rollen Toilettenpapier Mineralwasser 7.805 l 990.044 KWh Bio- & Erdgas Strom 298.617 KWh 2.741 Jahre Gesamtalter der Diakonissen Mitarbeiter aus 12 Nationen 40 BewohnerInnen (ohne Schwestern) Pflegetage der MA im Heim 13.013 69 Aktive Mitarbeitende DMH DEUTSCHLAND 2017

4.752 Rollen Toilettenpapier Mineralwasser 5.427 l 426.900 KWh Gas Strom 124.000 KWh 4.438 Jahre Gesamtalter der Diakonissen Mitarbeiter aus 4 Nationen Pflegetage der MA 4.094 44 Aktive Mitarbeitende DMH ALLGEMEIN

Die 채lteste Bibel im DMH liegt im Raum der Stille. Gedruckt im Jahr 1770

59 Studierende im TSC haben eine Gebets-Paten-Schwester

45 Karten in einem Jahr f체r Gebetsanliegen (Mit & F체r)

Auflage Mit&F체r ca. 3000

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Bericht des Stiftungsrats-Präsidenten Andreas Heinemann

2017

1 Persönlich notiert

1.2

1.1

„Der Glaube bringt den Menschen zu Gott, die Liebe bringt ihn zu den Men-­‐‑ schen“ (M. Luther).

Der Blick von aussen

„Die Hilfe Gottes ist unser weiter Raum, der uns frei und fröhlich macht“ (Martin Luther) Damit ist gut die Grundlage unseres Han-­‐‑ delns im DMH St. Chrischona beschrieben. Es ist nur zum Staunen, wie unsere 90 Dia-­‐‑ konissen den Weg des Mutterhauses auch im Jahr 2017 in die Zukunft begleitet haben: mit Gebet, mit Mut, mit Weitsicht und mit ihren Entscheidungen. Es ist für den Stif-­‐‑ tungsrat eine Freude, im Auftrag der Dia-­‐‑ konissen das DMH zu führen. Das wird auch von anderen Werken und der Ge-­‐‑ meinde Bettingen wahrgenommen. Ebenso gibt es eine gute Vernetzung mit Gemein-­‐‑ schaften und Verbänden in Deutschland und in der Schweiz.

Der Blick nach innen

Dies verwirklicht das DMH in „Diakonisch Missionarisch Handeln“. Es ist und bleibt das Ziel der Arbeit. Dafür arbeiteten im Jahr 2017 in verschiedenen Bereichen mehr als 100 Mitarbeitende. Dieses Erbe der Schwestern ist auch den Gremien zur Leit-­‐‑ linie geworden. Mehrmals im Jahr kamen die ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Stiftungsrates zusammen, um die notwen-­‐‑ digen Entscheidungen zu treffen. Die Sit-­‐‑ zungen wurden von der Geschäftsführung, dem Präsidium und dem Finanzausschuss vorbereitet. Dabei sind die Leitungsgre-­‐‑ mien (Stiftungsrat, Geschäftsleitung, Schwesternrat) eng miteinander vernetzt.


1.3. Der Blick auf Gott „Gott begehrt nichts mehr von uns, denn dass man Grosses von ihm erbitte“ (M. Luther). Das Gebet gehört auch zu den Stärken unserer Diakonissen. Die in der Mitte des Mit&Für eingehefteten Gebets-­‐‑ karten laden ein, Gebetsanliegen unseren Diakonissen mitzuteilen. Gebet für das DMH mit all seinen Bereichen und persön-­‐‑ liches Gebet für Freuden und Nöte – das war 2017 und bleibt künftig ein Herzauf-­‐‑ trag.

Was bewegt uns als Gemeinschaften, wo stehen wir? Trotz der hohen Altersstruktur unserer Schwestern sind wir dankbar für viele, die sich nach Kräften und Möglichkeiten in vielen kleinen und grossen Aufgaben ein-­‐‑ bringen. Nicht zu übersehen ist die wach-­‐‑ sende Zahl der pflegebedürftigen und schwachen Schwestern. Auch hatten wir im vergangenen Jahr fünf Todesfälle. Umso wichtiger sind die Perspektivent-­‐‑ wicklungen.

2 Bereich Schwesternschaft 2017 haben sich zwei Arbeitsgruppen um die verlässliche Weitergestaltung unseres Diakonissen-­‐‑Mutterhauses bemüht. Beide Arbeitsgruppen sind zu konkreten Ergeb-­‐‑ nissen gekommen: • Zukünftige Leitungsstruktur im DMH • Perspektiven Glaubens-­‐‑, Lebens-­‐‑ und Dienstgemeinschaften im DMH In der Schwesternversammlung am 15.05.2017 stimmten die Schwestern der Neuausrichtung zu. „Hart – aber fair! -­‐‑ Sich Gottes Diagnose stellen“ Unter diesem Motto feierten die Schwestern mit vielen Gästen am 14. Mai 2017 das 92. Jahresfest und das Schwestern-­‐‑ jubiläum mit 16 Schwestern. Sie schauten auf 25, 50, 60, 65 und 70 Jahre Dienst-­‐‑ und Berufungsgeschichte zurück. Dieser Tag war ein besonderer Höhepunkt im Ablauf des Jahres. Gerne angenommen wurden auch die An-­‐‑ gebote für Stille Tage. Im Mutterhaus, in Betberg (D), in Amden (CH) und auf St. Chrischona. Am 21.-­‐‑22.06.2017 waren die Oberinnen und Leiter des Forums Evangelischer Or-­‐‑ densschwestern der Schweiz (FEOS) in un-­‐‑ serem Mutterhaus zu Gast Thema war:

3 Bereich Verwaltung und Geschäftsführung Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Perso-­‐‑ nalstärke in unserem Diakonissen-­‐‑Mutter-­‐‑ haus weitgehend konstant. Fluktuationen, die sich aus Pensionierungen oder Neuori-­‐‑ entierungen ergaben, konnten durch adä-­‐‑ quate Neueinstellungen auf deutscher so-­‐‑ wie Schweizer Seite bewältigt werden. Das Thema Führungskultur spielt auch im DMH eine wichtige Rolle auf unserem kon-­‐‑ tinuierlichen Weg zur weiteren Professio-­‐‑ nalisierung unserer Arbeit. Ein Ausdruck dafür sind u.a. die Beurteilungs-­‐‑ und Ent-­‐‑ wicklungsgespräche, deren Einführung nach dreijähriger Anwendung als gelun-­‐‑ gen angesehen werden kann. Neben dem üblichen Verfahren, das die Leistung der Mitarbeitenden bewertet, deren Entwick-­‐‑ lungsmöglichkeiten eruiert sowie Ziele für das kommende Jahr festlegt, findet auch eine Beurteilung der Führungskräfte durch die Mitarbeitenden statt. Obwohl von seiner Grösse her nicht obliga-­‐‑ torisch, hat das DMH im abgelaufenen Jahr ein «Internes Kontrollsystem (IKS)» entwi-­‐‑ ckelt und auf Schweizer Seite implemen-­‐‑ tiert. Es dient dazu, die Ordnungsmässig-­‐‑ keit der Geschäftsvorgänge und der finan-­‐‑ ziellen Berichterstattung sicherzustellen sowie finanzielle Schäden vom DMH abzu-­‐‑ wenden.

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Unser Schweizer Pflegeheim wies trotz der neu eröffneten Heime in Riehen eine gute Belegung auf, die sich in mehr als 13‘000 Pflegetagen niederschlug. Auch 2017 wurden an vielen unserer Lie-­‐‑ genschaften umfassende Baumassnahmen vorgenommen. Schwerpunkte waren dabei die Sanierung der Fassaden und Wege-­‐‑ netze sowie die Instandsetzung aller Duschbäder unserer drei Feierabendhäuser in Lörrach. Des Weiteren konnten die Planungen zum Bau unseres Mehrgenerationenwohnparks auf St. Chrischona sowie zum Umbau un-­‐‑ seres „Haus der Altenpflege“ in Lörrach abgeschlossen werden. Nachdem auch die vorgehenden Abstimmungen mit den be-­‐‑ hördlichen Stellen positiv verlaufen sind, wurden inzwischen die Bauanträge bei den zuständigen Genehmigungsstellen Anfang 2018 eingereicht. Sofern die Genehmi-­‐‑ gungsverfahren und die Bauausführungen nach Plan verlaufen, werden wir bis Ende 2020 alle Baumassnahmen abschliessen können. Als Meilenstein der weiteren Entwicklung des DMH sind die in 2017 getroffenen Ent-­‐‑ scheidungen der Aufsichtsgremien und der Schwesternschaft hinsichtlich der künf-­‐‑ tigen Leitungsstrukturen zu bezeichnen. So wurde festgelegt, dass die Gremien des Di-­‐‑ akonissen-­‐‑Mutterhauses mit dem altersbe-­‐‑ dingten Ausscheiden der Schwestern durch Vertreter wiederbesetzt werden, die über den noch zu gründenden Gemein-­‐‑ schaftsrat gewählt werden. In diesem Ge-­‐‑ meinschaftsrat sind Mitglieder des DMH-­‐‑ Freundeskreises, der sogenannten Projekt-­‐‑ gemeinschaften, die vom DMH geförderte diakonisch-­‐‑missionarische Projekte umset-­‐‑ zen, und andere DMH-­‐‑Gemeinschaften vertreten. Faktisch haben die Diakonissen damit die Weitergabe ihres Auftrages und Vermächtnisses an künftige Generationen geklärt, so dass der Fortbestand der diako-­‐‑ nisch-­‐‑missionarischen Tätigkeit auch ohne Diakonissennachwuchs sicher gestellt ist.

4 Bereich Theologie und Öffentlichkeitsarbeit Die kontinuierliche geistliche Begleitung der Aktivitäten und Mitarbeitenden im DMH ist eine bleibende pastorale Aufgabe. In Andachten, Gottesdiensten, Bestattun-­‐‑ gen und Feiern wird das christliche Grund-­‐‑ anliegen unseres Werkes deutlich. Neu angestellte Mitarbeitende werden seit 2017 in drei Einführungsseminaren in die geistlichen Grundlagen, die Geschichte, Organisation und die unterschiedlichen Bereiche eingeführt. Es ist uns ein Anlie-­‐‑ gen, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mit-­‐‑ arbeiter über seiner Detailaufgabe immer auch das Ganze unseres Werkes wahr-­‐‑ nimmt. Im Perspektivprozess konnten im Jahr 2017 wichtige Weichenstellungen von Schwes-­‐‑ ternversammlung und Stiftungsrat ent-­‐‑ schieden werden. Zwei Schwerpunkte wer-­‐‑ den in den nächsten Jahren intensiv ver-­‐‑ folgt: 1. Stärkung des geistlichen Auftrages: „Diakonisch Missionarisch Han-­‐‑ deln“ 2. Erweiterung der Trägerschaft des DMH Diese Schwerpunkte sollen umgesetzt wer-­‐‑ den durch fünf Massnahmen: • Ausbau der Häuser des DMH auf St. Chrischona zum Mehrgeneratio-­‐‑ nen-­‐‑Wohnpark. • Ausbau eines DMH-­‐‑Freundeskrei-­‐‑ ses • Aus-­‐‑ und Aufbau von Projekt-­‐‑ und Dienstgemeinschaften, incl. Inspi-­‐‑ ration, Ermutigung und Befähi-­‐‑ gung von Gemeinden zu diakoni-­‐‑ schem Handeln • Neubeginn einer Lebensgemein-­‐‑ schaft für Frauen • Neubeginn von Weg-­‐‑Gemeinschaf-­‐‑ ten für Menschen, die im Raum un-­‐‑ seres DMH leben möchten

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In zeitlicher und inhaltlicher Abstimmung wird dies ein Prozess über die nächsten Jahre hinweg sein.

vom Gesetz gefordert werden, weniger sol-­‐‑ che, die für Pflegeeinrichtungen eine Profi-­‐‑ lierung darstellen könnten.

5 Bereich Altenpflegeschule Manoah und Belchen-Institut

6 Statistik – Namen – Adressen

Trotz vieler ungeklärter Fragen wurde Mitte 2017 das Pflegeberufegesetz mit dem Ziel, eine einheitliche Pflegeausbildung in Deutschland einzuführen, vom Bundesrat verabschiedet und soll zum 1. Januar 2020 in Kraft treten. Fehlende Informationen zu Finanzierung, Struktur und Inhalt erfor-­‐‑ dern eine erhöhte Aufmerksamkeit und Vernetzung der Verantwortlichen. Nicht zuletzt muss auch der Blick auf die regio-­‐‑ nalen Gegebenheiten im Landkreis Lörrach gelenkt werden, um rechtzeitig die Voraus-­‐‑ setzungen für die zukünftige generalisti-­‐‑ sche Pflegeausbildung zu schaffen. Diese neue Situation forderte die Mitarbeitenden der Altenpflegeschule Manoah in der zwei-­‐‑ ten Jahreshälfte sehr. Eine weitere Herausforderung ergab die sich ständig verändernde Schülerzahl. So waren auf der einen Seite sehr kurzfristige Anmeldungen in die Ausbildungen und auf der anderen Seite nicht vorhersehbare vorzeitige Ausbildungsabbrüche zu be-­‐‑ obachten. Trotz der genannten Planungs-­‐‑ schwierigkeiten konnte 2017 die bisher höchste Zahl an „Schulanfängern“ in der Geschichte der Altenpflegeschule verzeich-­‐‑ net werden. Insgesamt zeigte sich in unserem Belchen Institut eine stabile bis leicht steigende Ten-­‐‑ denz von Kursteilnehmern. Gründe sind zusätzliche Fortbildungsangebote und die Magnetfunktion der nach wie vor hohen Ausbildungsqualität. Es ist jedoch auch im-­‐‑ mer häufiger zu beobachten, dass durch den Pflegekräftemangel Fort-­‐‑ und Weiter-­‐‑ bildungswünsche von Mitarbeitenden in der Branche nicht erfüllt werden können. Gefragt sind insofern Weiterbildungen, die

Mitarbeitende (per 31.12.2017) Schweiz Zentrum Schwesterngemeinschaft (inkl. Verwaltung) 38 Pflegeheim St. Chrischona 37 Deutschland Verwaltung, Lechaim, Belchen Institut Feierabendhäuser Lörrach Altenpflegeschule und Verwaltung Gesamt Mitarbeitende

7 27 10 119

Schwestern (per 31.12.2017) Schwestern auf St. Chrischona

31

Schwestern sonstige Wohnorte in CH Schwestern in Lörrach

3 49

Schwestern sonstige Wohnorte in D Gesamt Schwestern

6 89

Verstorbene Schwestern 2017

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Rückblickend auf das Jahr bleibt der Dank. Dank Gott gegenüber, aber auch an die Schwestern und Mitarbeitenden im DMH. Es war ein bewegtes Jahr mit manchen Ver-­‐‑ änderungen.

Diakonisch

Missionarisch Handeln bleibt Programm und Motto. In diesem Auftrag ist das DMH im Jahr 2017 einen Schritt weiter gekommen. St. Chrischona, 31.03.2018 Andreas Heinemann

Präsident der Stiftungen und Vorsitzender der Gesellschafterversammlungen

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AKTUELL

Zuversichtlich weiter 93. Jahresfest und Schwesternjubiläum Sonntag, 13. Mai 2018 Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; steht er mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben. (Psalm 16,8) Dieses Bekenntnis begleitet uns im DMH als Jahreswort. In Bibelgesprächen und Gottesdiensten gehen wir der Frage nach: Wie können wir in unserem Alltag in der Gegenwart Gottes leben? Wie gehen wir im Blickkontakt zu unserem Herrn Jesus Christus in unserem Perspektivprozess zuversichtlich weiter? An unserem Jahresfest werden wir dazu weitere wesentliche Impulse empfangen. Referent ist in diesem Jahr Pfarrer Hanspeter Wolfsberger aus Müllheim. Er leitet das Haus der Besinnung in Betberg. Seine humorvolle und tiefsinnige Art der Verkündigung wird wesentliche Aspekte zu dem Thema erschliessen.

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Musikalisch wird der Tag umrahmt von Reinhard Börner (Gitarre und Gesang) und seiner Frau Marita (Harfe). Wer die beiden schon einmal geniessen möchte: https://www.youtube.com/ watch?v=ry-BVx_0tsw Und natürlich sind auch unsere eigenen Musiker im DMH dabei: Laudate-Flötengruppe, Veeh-Harfen-Ensembles und der Kleine Chor

Wir laden Sie ganz herzlich dazu ein. 10.00 Uhr Festgottesdienst Verkündigung: Pfarrer Hanspeter Wolfsberger. Musik: Reinhard und Marita Börner 11.15 Uhr Aktuelles vom DMH Die Geschäftsleitung informiert 12.00 Uhr Mittagessen 14.00 Uhr Jubiläumsfeier • Zeugnisse und Berichte der Schwestern • Musikalische Leckerbissen • Wort auf den Weg mit Pfr. Hanspeter Wolfsberger

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SCHWESTERNSCHAFT

Schw. Ruth Boss 40 Jahre

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Schw. Dagmar Graushaar 40 J.

Schw. Margit Scharpf 40 Jahre

Schw. Olga Schw. Lydia Sonderegger 60 J. Hรถfflin 65 Jahre

Schw. Eva Maier 65 Jahre

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690 Diakonissen-Jahre Im Mittelpunkt der Jubiläumsfeier des 13.05.2018 werden selbstverständlich unsere 12 Jubiläumsschwestern stehen, die auf 40, 60, 65 und 70 Jahre ihrer Berufungs- und Dienstgeschichte zurückschauen. Es sind in diesem Jahr stolze 690 Jahre, in denen viel Erleben liegt. Grosse Herausforderungen lagen auf ihrem Weg und haben sie geprägt. Die Wege waren manchmal uneben und es galt, sich darauf zurechtzufinden. Aber ER war immer da, und zwar zur rechten Zeit, am rechten Ort und mit der rechten Hilfe. Aus diesem Grund werden sie dankbar zurückschauen können und sagen: ER hat alles wohlgemacht! Ihm sei Lob und Dank und Ehre!

Lob, meine Seel, den Herrn, lob ihn mit Herz und Mund! Was in mir ist, sing seinem Namen, tu seine Liebe kund! Lob, meine Seel, den Herrn, auf, stimmt ein Loblied an! Vergiss nicht, wieviel Gut‘s er dir bis hierher hat getan! Elsbeth Meyer-Baltensweiler

Schw. Bertl Firnkes 60 Jahre

Schw. Erna Koch 60 Jahre

Schw. Lydia Schmidt 60 J.

Schw. Ruth Nestel 65 Jahre

Schw. Vreni Wüst Schw. Vera Kerde 65 Jahre 70 Jahre

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Ein Abschied in Anerkennung und Dankbarkeit Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen. Kolosser 3, 23 Dieses Wort war der Einsegnungsspruch unserer Schwester Afra Wichser, der sie durch die Zeit in unserer Schwesternschaft begleitete. Er bedeutete ihr sehr viel. Schwester Afra ist am 03.09.1962 in unsere Schwesternschaft eingetreten und absolvierte den biblisch-diakonischen Kurs bis 17.06.1963. Nach Aushilfsdiensten im Mutterhausgarten und im Pflegeheim auf St. Chrischona trat sie in die Ausbildung für Betagte und Chronisch-Kranke an der Schule für Psychiatrische Krankenpflege „Südhalde“ in Zürich ein. Ihre Einsatzstellen nach dem Examen waren in der Pflege im Pflegeheim „Am Römerhof“ in Zürich und im Pflegeheim auf St. Chrischona. Ab 1975 war sie wieder in der Pflege im Pflegeheim „Am Römerhof“ in Zürich eingesetzt, bis sie im Herbst 2004 nach Burkina Faso ausreiste, wo sie ihrer Schwester bis Frühjahr 2006 im Missionsdienst zur Seite stand. Nach ihrer Rückkehr aus Afrika half sie im Pflegeheim „Am Römerhof“ mit, bis sie im Mai 2015 zu ihrer Schwester nach Glarus umzog, um ihren älteren Bruder von dort aus zu unterstützen. Es gab immer wieder kurze Phasen von Erkrankungen oder operativen Eingriffen, die wieder vorübergingen. Umso betroffener sind wir über ihren überraschenden Heimgang in die Ewigkeit. In Trauer und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserer Schwester Afra. Nun ist sie bei ihrem Herrn, dem sie treu gedient hat. Sie darf den schauen, mit dem sie innig verbunden war. Am 04.02.2018 fanden der Abschiedsgottesdienst in der Friedhofskapelle und die Bestattung auf dem Gottesacker in Riehen statt, wo sich eine grosse Trauergemeinde versammelte, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. In der anschliessenden Nachfeier in unserem Mutterhaus auf St. Chrischona kam durch die mündlichen Beiträge der Angehörigen und der Schwestern ihre Treue und Liebe zum Herrn zum Ausdruck, ihre Hilfsbereitschaft und ihre Zuwendung zu jungen und alten Menschen. Schwester Ursula Seebach Oberin

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Ein Abschied in Liebe und Wertschätzung Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn. Psalm 143, 10 Dieses Wort war der Einsegnungsspruch unserer Schwester Lydia ­Batschelet, der sie durch die Zeit in unserer Schwesternschaft begleitete. Er bedeutete ihr sehr viel. Schwester Lydia ist am 30.08.1947 in unsere Schwesternschaft eingetreten und absolvierte den biblisch-diakonischen Kurs bis 29.05.1948. Danach trat sie in die Ausbildung für psychiatrische Krankenpflege an der Psychiatrischen Klinik in Littenheid/Thurgau ein. Nach dem bestandenen Examen blieb sie noch bis 1953 im praktischen Einsatz. Sie kam dann zur Erlernung der Krankenpflege an das Diakonissenhaus Riehen und wurde nach dem bestandenen Examen in der Pflege im Pflegeheim auf St. Chrischona, im Krankenhaus in Arbon, in der Psychiatrischen Klinik in Oetwil am See und in der Gemeindekrankenpflege in Weesen, als Hausmutter im Haus „Johanneshof“ in Kastanienbaum am Vierwaldstättersee eingesetzt. Von 1962 bis 1982 leistete sie ihren Einsatz im Kindergarten in Bettingen. Mit grosser Liebe versah sie den Dienst an den kleinen Kindern, bis sie dann den Pfortendienst in unserem Mutterhaus 1989 übernahm. Seit 1989 verbrachte sie den Feierabend im Mutterhaus und später in unserem Pflegeheim auf St. Chrischona. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu gesundheitlichen Einbrüchen, so dass Schwester Lydia ins Spital eingewiesen werden musste. Vom letzten Einbruch hat sie sich nie erholt, bis sie von unserem himmlischen Vater erlöst wurde. Nun ist sie bei ihrem Herrn, dem sie in Treue und Liebe gedient hat. Sie darf den schauen, an den sie geglaubt und mit dem sie innig verbunden war. Das tröstet uns in aller Betroffenheit und Trauer. Wir werden Schwester Lydia mit ihrer dankbaren und fröhlichen Art sehr vermissen. Am 01.03.2018 fanden der Abschiedsgottesdienst in der Friedhofskapelle und die Bestattung auf dem Gottesacker in Riehen statt, wo sich die Trauergemeinde versammelte, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. In der anschliessenden Nachfeier in unserem Mutterhaus auf St. Chrischona kam durch die mündlichen Beiträge der Angehörigen, der Freunde und der Schwestern ihre Treue und Liebe zum Herrn zum Ausdruck, aber auch ihre Hilfsbereitschaft und ihre Zuwendung zu jungen und alten Menschen. Schwester Ursula Seebach Oberin

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DIAKONIE Judith Kohlmann, Steinen

„Frühe Hilfen“- was ist d Ich heisse Judith Kohlmann und bin als Familien-Gesundheits-Kinderkrankenpflegerin (FGKiKP) vom DMH angestellt, um für die Fachstelle „Frühe Hilfen“ des Landkreises Lörrach (Landratsamt) zu arbeiten. „Frühe Hilfen bilden lokale und regionale Unterstützungssysteme mit koordinierten Hilfeangeboten für Eltern und Kinder ab Beginn der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren mit einem Schwerpunkt auf der Altersgruppe der Null- bis Dreijährigen. Sie zielen darauf ab, Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Eltern in Familie und Gesellschaft frühzeitig und nachhaltig zu verbessern. Neben alltagspraktischer Unterstützung wollen Frühe Hilfen insbesondere einen Beitrag zur Förderung der Beziehungs- und Erziehungskompetenz von (werdenden) Müttern und Vätern leisten. Damit tragen sie massgeblich zum gesunden Aufwachsen von Kindern bei und sichern deren Rechte auf Schutz, Förderung und Teilhabe.“ (https://www.fruehehilfen.de/fruehe-hilfen/ was-sind-fruehe-hilfen/) Das Angebot gilt grundsätzlich für alle Eltern zur Gesundheitsförderung und primären Prävention. Darüber hinaus auch für Familien in Problemlagen und schwierigen sozialen Lebensumständen (sekundäre Prävention). So werden Risiken für das Wohl und die Entwicklung des Kindes frühzeitig wahrgenommen und reduziert. Frühe Hilfen basiert auf multiprofessioneller Kooperation, d.h. es besteht eine enge Vernetzung mit verschiedenen Institutionen wie Schwangerschaftsberatungsstellen, Frühförderung, Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendhilfe

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(Jugendamt), diversen Therapeuten (z.B. Physiotherapeut, Logopäde) u.a. Das Angebot ist für Eltern freiwillig und basiert auf Vertrauen zu dem Anbieter. Die Eltern sollen in ihren Ressourcen und eigenen Kompetenzen gestärkt und gefördert werden, so dass sie aus eigenen Kräften wieder in der Lage sind, für ihre Kinder zu sorgen. Für die „Unterstützungspersonen“ erfordert dies eine professionelle und wertschätzende Haltung gegenüber den Eltern.

Was mache ich?

Es gibt im Landkreis Lörrach vier Standorte (Lörrach, Rheinfelden, Weil am Rhein, Schopfheim), die jeweils von einer Psychologin koordiniert werden. Die Psychologin hat den ersten Kontakt zu Mutter/Vater und wenn der Bedarf gegeben ist, wird es an mich weitergeleitet, so dass ich für eine bestimmte Zeit (min. 3 Monate bis zu einem Jahr) die Familie in ihrem Zuhause besuche, dort anleite und berate. Zu den Themen gehören ganz allgemein sämtliche Fragen rund um den Alltag eines Kindes (von 0-3 Jahren), Förderung der Eltern-Kind-Bindung, Erkennen und Erfüllen der Bedürfnisse eines Kleinkindes, altersgerechte Ernährung, sicherer und gesunder Schlaf, Unterstützung im Umgang mit kranken Kindern oder Frühgeborenen oder Kindern mit Regulationsstörungen (z.B. sogenannte „Schreikinder“) , Aufklärung zur psychosozialen und motorischen Entwicklung und die Anleitung zum entwicklungsfördernden Umgang. Die andere Aufgabe von mir ist die Vernetzung mit anderen Institutionen, wenn es nötig ist und die Eltern dies wollen. Kon-

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as?

kret begleite ich Familien zum Arzt oder vermittle sie an die Frühförderstelle, helfe Kontakte knüpfen zum Beispiel über das Familienzentrum usw. Die Familien, die ich besuche, haben wie oben beschrieben die unterschiedlichsten Hintergründe und Bedürfnisse. Ich bin bei Familien mit sehr schwierigen sozialen und multikausalen Lebenslagen, Familien mit Migrationshintergrund und auch bei ganz gesunden, alltäglichen Familien, die für eine Zeit eine Unterstützung haben möchten. Es wird zu Beginn der Unterstützung festgelegt, welches Ziel/konkretes Anliegen die Eltern haben (z.B. sicherer Umgang mit

dem Säugling/Frühgeborenen, Bedürfnisse erkennen und bedarfsgerecht darauf eingehen, weniger schreien, Unterstützung beim Stillen/Essen, Vernetzung, versch. pädagogische Themen etc.). Diese Anliegen werden in festgelegten Abständen gemeinsam mit der Psychologin besprochen und reflektiert. Mir macht diese Arbeit sehr viel Freude. Sie ist herausfordernd und nicht immer einfach. Ich sehe nicht nur das Kind, sondern die ganze Familie, alles drum herum; muss immer wieder sortieren, auf was ich eingehen kann und was gerade dran ist. Ich bete, dass Gott mir die Weisheit und Liebe für alle Familien gibt und in allem Bewahrung schenkt.

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GEBET Pfr. Friedhelm Geiß, Theologischer Leiter

Du darfst klagen Es hat lange gedauert, bis ich verstand, dass Klagen auch eine Gebetsform ist, wie Dank, Anbetung, Lob, Fürbitte auch. Gelehrt hatte mich allerdings niemand, wie ich im Gebet klagen kann. Ich hatte eher eine Scheu davor. „Ich soll nicht klagen, ich soll doch loben!“ oder „Seid dankbar in allen Dingen!“ oder „Du darfst nie fragen warum, sondern immer wozu!“ – Kennen Sie diese Sätze auch? Und was haben die ausgelöst? Bohrte tief innen nicht doch die Frage „Warum“? Bis ich die Psalmen studierte. Ich wollte mit ihnen „Gott loben“ lernen und entdeckte dabei, dass ein Drittel der Psalmen Klagepsalmen sind. Immerhin in 50 Psalmen kommen Zweifel, Sorge, Not und Angst in Klageversen deutlich zum Ausdruck. Besonders in Psalm 13. David durchlebt eine Zone geistlichen Vakuums. Er ist im Begriff, unter dem Schweigen Gottes, sei-

nen Sorgen und dem Einfluss von Menschen, die ihm übel wollen, zu zerbrechen. Die Tage der Freude sind geschwunden. Er fühlt sich von Gott vergessen. Das löst in ihm die Frage nach dem „wie lange“ oder „warum“ aus. Und damit steht er in guter Gesellschaft von Menschen in der Bibel, die ähnlich beteten: Hiob, Habakuk, Jeremia – bis hin zu Jesus selbst. Am Kreuz schreit er in die Finsternis Worte aus Psalm 22: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage?“ (Ps 22,1; Mt 27,46; Mk 15,34). Wie tröstlich ist diese Erkenntnis für Menschen, die gerade durch Leid und Dunkelheit müssen. Ich darf klagen. Ich darf meine Fragen Gott entgegenschleudern. Ich darf fragen „Warum?“ Wichtig: Ich komme damit zu Gott selbst. Wer sich vor Menschen beklagt, kann leicht kläglich werden und klagt an. Wer aber

Psalm 13

Wie lange noch, Herr? 1 Ein Lied von David. 2 HERR, wie lange wirst du mich noch vergessen, wie lange hältst du dich vor mir verborgen? 3 Wie lange noch sollen Sorgen mich quälen, wie lange soll der Kummer Tag für Tag an mir nagen? Wie lange noch wird mein Feind über mir stehen? 4 HERR, mein Gott, wende dich mir zu und antworte mir! Lass mich wieder froh werden und neuen Mut gewinnen, sonst bin ich dem Tod geweiht. 5 Mein Feind würde triumphieren und sagen: »Den habe ich zur Strecke gebracht!« Meine Gegner würden jubeln über meinen Untergang. 6 Ich aber vertraue auf deine Liebe und juble darüber, dass du mich retten wirst. Mit meinem Lied will ich dich loben, denn du, HERR, hast mir Gutes getan.

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IMPRESSUM seine Klage zu Gott bringt, der kann über der Klage zur Gewissheit der Nähe Gottes kommen und zum befreienden Lob. Wieder ist mir Psalm 13 ein Modell fürs Beten. David überlässt sich nicht dem Schweigen Gottes, er ringt um seine Zuwendung. Er weiss, ohne das Reden Gottes bin ich verloren. So kommt er von der Klage zur Bitte: „Herr – begegne mir wieder und erfülle mich neu mit der Freude deiner Gegenwart. Lass mich neu dich erkennen.“ David beruft sich einfach auf die Barmherzigkeit und Treue Gottes. Und das lässt ihn dann auch wieder zum Lob und zum Dank kommen. Allerdings – zwischen der Klage und der Bitte und dem Lob können Tage, Monate, manchmal auch Jahre liegen. Das ist nicht einfach und trotzdem ist es der Weg zur inneren Freiheit.

Die Zeitschrift MIT & FÜR des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona erscheint viermal jährlich kostenfrei. Auflage: 3000 Exemplare Herausgeber: Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona Chrischonarain 135 CH-4126 Bettingen Tel.: +41 (0)61 606 65 65 Mail: mitundfuer@dmhchrischona.org Redaktionsteam: Friedhelm Geiß (Ltg.; V.i.S.d.P.), Schw. Lydia Höfflin, Schw. Ursula Zimmermann, Larry Leuenberger, Lena Leuenberger, Gianpaolo Di Matteo, Schw. Ursula Seebach Grafik und Layout: Variation Design L. Leuenberger www.variation-design.de Bilder: © DMH ausser; Titelseite: steve-halama , S. 3-5 & 19, aaronmello, S. 8-9, rezel-apacionado, Hintergrund: lukas-blazek, S. 18-19, rob-bye , unsplash.com, S. 7, duccio maesta © Creative Commons, S. 11-13 Hintergrund freepik.com Druckerei: Lautertal-Druck Franz Bönsel GmbH D-64686 Lautertal Bankverbindungen: Basler Kantonalbank IBAN: CH55 0077 0016 0503 1447 8

Der Bibeltext ist der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen. Copyright © 1983, 1996, 2002, 2009, 2015 by Biblica, Inc. ® Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel.

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[] Leben ohne Schatten ist Leben ohne Sonne Text: Jürgen Werth © 1988 SCM Hänssler, Holzgerlingen

Leben ohne Schatten ist Leben ohne Sonne, wer nie im Dunkeln saß, beachtet kaum das Licht.

Leben ohne Tränen ist Leben ohne Lachen, wer nie verzweifelt war, bemerkt das Glück oft nicht. Leben ohne Täler ist Leben ohne Berge, wer nie ganz unten war, schaut gleichgültig ins Tal.

Leben ohne Zweifel ist Leben ohne Glauben, wer niemals sucht und fragt, dessen Antworten sind schal. Leben ohne Kälte ist Leben ohne Wärme, wer nie gezittert hat, schätzt keinen Unterstand.

Leben ohne Alleinsein ist Leben ohne Liebe, wer keine Leere kennt, greift kalt nach jeder Hand.

Leben ohne Kämpfe ist Leben ohne Frieden, wer nie im Sturm war, freut sich nicht an glatter See. Leben ohne Trauer ist Leben ohne Hoffnung, wer keinen Abschied kennt, kennt auch kein Wiedersehn.

www.dmh-chrischona.org www.facebook.com/dmhchrischona

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