BLANK 01/2013

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Musik Jacob Banks, Wunder Bros, tocotronic Reise Lissabon

Gesellschaft, Diskurs, Disko

Frühjahr / 2013

Unheilig

Vom leben und vom sterben Bullet for my valentine

UrlaubsRocker

Tom wolfe

Back to blood

Wovon wir uns 2013

fesseln lassen



#AUFScHREi auch BlanK schreit auf. immer wieder. ein thema das uns em Herzen liegt, dass jedem am Herzen liegen sollte. vielleicht ist das cover, das vor Beginn der aufschreiDebatte fertig war, auch ein symbolisches. Deswegen verlieren wir jetzt auch keine worte mehr an dieser stelle, sondern machen etwas. und Du liest.


BLANK NR. 12 / Frühjahr 2013 Titelfoto : Monika Finicky

8 Das fesselt uns 2013 Auch wir wollen uns dem Zeitgeist nicht entgegenstellen und setzen jetzt auf Soft-SM. Ein bisschen fesseln, natürlich nicht zu fest und ein bisschen schlagen, natürlich nicht zu hart. Das ganze ohne Spuren, Blut und bleibende Schäden. Mehr so die Blümchennummer. Keinem weh tun wollen. Weichgezeichnet. Also total für‘n Arsch. Besser richtig draufhauen. 20 Die BLANK Must Haves 2013 Diese schönen Dinge könnten 2013 durchaus ebenso fesseln, wie alles weitere. 26 vom leben und vom sterben Die Popgeschichte hat einige überaus erfolgreiche Künstler ohne Vornamen hervor gebracht: Prince, Seal, Madonna. Einer aber steht seit zwei Alben zumindest kommerziell über allen. Und der hat streng genommen noch nicht einmal einen Nachnamen: Der Graf. 34 Let me love you Der in Nigeria geboren und aufgewachsene Jacob Banks ist erst zwanzig Jahre alt, aber das hört man so ganz und gar nicht. Jacob Banks macht Soul, Jacob Banks ist Soul und Jacob Banks berührt Seelen. 38 Rocken, wo andere urlaub machen Drei Alben, die sich weltweit rund vier Millionen mal verkauft haben, Headlinerauftritte bei den großen Festivals, eine Tour mit Metallica und ein Sound, der das Prädikat „charakteristisch“ verdient: Keine Frage, Bullet For My Valentine haben in ihrer trotzdem noch jungen Karriere eine funktionierende Erfolgsformel gefunden.

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60 zwei jungs und die kunst Nilz Bokelberg hat mit Roman Libbertz die­ ­documenta in Kassel besucht – ein Resümee. 70 Magisches Myanmar Boris Guschlbauer fand, es wäre an der Zeit, ­Myanmar ein Besuch abzustatten und bietet einen Einblick in ein be- und verzauberndes Land. 90 Der Odem der liga 50 Jahre Fußballbundesliga bedeuten Geschichte und Geschichten. Manchmal bedingt auch das eine das andere. Ben Redelings ist einer der großen Biographen des Fußballs und hat alles aufgeschrieben. 94 Klassentreffen Bei den Hip Hop Open 2012 trafen sich in Stuttgart nicht nur die Mitglieder der legendären ­Stuttgarter Kolchose, um das zwanzigjährige Jubiläum zu feiern. Auch andere Schwergewichte der Szene waren anwesend und stellten sich brav vor eine nicht unbedingt schöne, aber als Hintergrund recht streetig wirkende Wand und gaben dazu ihren „Tag“ ab. 118 Tatort Berlin Auf Jan Ole Gerster hat die Deutsche Filmlandschaft gewartet. Sein Debütfilm „Oh Boy“ erzählt davon, sich im Urwald der Großstadt zurecht zu finden, nicht unterzugehen und in der Abwägung irrsinniger äußerer Einflüsse den eigenen Weg zu gehen. HEFT ZWEI Frauen und Bücher Teil 1

von Elmar Bracht Wenn Aschenputtel auf Peitsche trifft

von Mirka Uhrmacher

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42 Es könnt alles so einfach sein ... isses aber nich´: „Im Endeffekt ist ein Remix nichts anderes als eine Eigenproduktion, zu der ein anderer Künstler im Vorhinein schon was beigesteuert hat. Einfach Musik machen, fertig.“ Das sagen die WunderBros selbst von ihrer Arbeit. Ganz so ist es dann aber natürlich doch nicht. 45 Musik Hans Söllner, VISHNU 46 Haarige gestalten Viele von Euch sind unserem Aufruf im letzten Heft gefolgt und haben sich in enge, kalte Automaten gequetscht – nüchtern, trunken, mit festem Vorsatz oder spontan. Heraus gekommen sind viele haarige Schnappschüsse zwischen Kunst und Klischee. 50 Internalise Blank Fashion Fotos von Jennifer Endom 62 Lisboa Roman Libbertz‘ Liebeserklärung an eine wundervolle Stadt – in Bild und Lyrik. 74 Um nichts vorwegzunehmen … Roman Libbertz dieses Mal im Gespräch mit DBC Pierre. 77 Print Über die Neuerscheinungen von Timur Vermes und Kate Morton. 78 Back to Blood

Der Versuch einige Episoden von Tom Wolfes nächsten Bavourstück „Back to blood“, einer realen Satire über das Gemeinschaftsgefühl der stolzen Nation Amerika, in Bildern auszudrücken. 92 Impressum HEFT ZWEI Liebeslyrik Roman Libbertz: Bin ich schön? // Das Elixier Johannes Finke: Zug Um zug // Pas De Deux

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Das

fesselt uns

2013 Fotografie monika finicky / www.monika-finicky.com Text Till Erdenberger, Johannes Finke

Auch wir vom BLANK wollen uns dem Zeitgeist nicht entgegenstellen und setzen jetzt auf Soft-SM. Ein bisschen fesseln, natürlich nicht zu fest und ein bisschen schlagen, natürlich nicht zu hart. Das ganze ohne Spuren, Blut und bleibende Schäden. Mehr so die Blümchennummer. Keinem weh tun wollen. Weichgezeichnet. Also total für‘n Arsch. Besser richtig draufhauen. Los geht‘s!

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LIFESTYLE


Staatsbürgerkunde 2.0 Berlin im Juni 2013: Die Straße des 17. Juli ist gesäumt mit heulenden Kevins, schluchzende Mandysandys hängen kotzend in den Büschen des Tiergartens und die Stadtreinigung beginnt gerade damit, die ersten schwarzrotgeilen Wuscheliros in ihren Tonnen zu versenken. Von irgendwo haucht der Sommerwind irgendein Lied der Hermes House Band durch die Szene. Dazwischen: Autos, nicht hupend, mit selten mehr als fünf Insassen. Und dann die Klatschfächer. Überall liegen sie nutzlos herum, bereit, dem Recyclingkreislauf zugeführt zu werden. Eine gespenstische Szenerie. Und warum? Wo sind all die Menschen? Haben wir etwa verlo-

ren? „Wir haben uns doch immer hier getroffen im Juni. Schweini hat gespielt und wir wollten Poldi anfeuern. Schwarz und weiß, schwarzweißgold, Fußballoder so.“ Mandy F. ist extra mit ihrem Freund nach Berlin gekommen, hat die Schule sausen und wollte sich in Staatsbürgerkunde üben. Ihre Wangen sind in den deutschen Farben (allerdings in der belgischen Reihenfolge) geschminkt, ihr etwas zu voluminöser Oberkörper ist in ein etwas zu kleines AXE-Shirt mit „Jogi“ hinten drauf gezwängt und eine schwarzrotgoldene Blumenkette aus Plastik weißt sie als geschmackssichere Kundin des örtlichen 99 Cent-Ladens aus. „Haben wir etwa verloren?

Wir waren doch Deutschland“ Kleine Tränen kullern über ihre Schweinebacken, während sie für so viele spricht. Doch daraus wird in diesem Jahr nichts, denn – nein, wie herrlich – 2013 fällt der Promillepatriotismus aus. Kein Schweinipoldijogi wird kommen, die enthemmten Partypatrioten ins schwarz-rot-geile Nirvana zu bomben. Stattdessen: Biedere Staatsbürgerkunde 2.0, Bundestagswahl statt Bummsmusik auf der Partymeile. Quo vadis, deutsche Integrationsstimmung, wenn die Jungs mit den ausländischen Wurzeln nicht mehr für die Tore, sondern nur für die Befriedigung der Ressentiments der BILD-Leser sorgen? (TE)

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Roger Federer – Das Göttliche in uns Dachte man einst Pete Sampras wäre die evolutionäre Krönung eines Tennisspielers, so weiß heute doch jeder einigermaßen informierte Sportfan, dass es wohl nie wieder jemanden geben wird wie dieses Schweizer Nationaldenkmal. Er hat alles erreicht. Er ist die Ikone seines Sports. Und das nicht nur, weil er fast alles gewonnen hat, was es zu gewinnen

galt, nein, vielmehr ist es die Eleganz mit der dies geschah. Ihm beim Spiel zuzuschauen löst ein Gefühl tiefer Befriedigung aus. Glücksempfinden. Das Glück Zeuge sein zu dürfen. Doch es ist noch mehr als das. Wie der viel zu früh verstorbene Schriftsteller Foster Wallace und die Schweizer Songwriterin Sophie Hunger bekenne auch ich mich vorbehalt-

los und ohne jede Einschränkung dazu, in Roger Federer mehr zu sehen als einen Mensch der gelbe Bälle über ein Netz schlägt. Und wahrscheinlich und leider wird es seine Gottesdienste, die er auf dem Courts dieser Welt zelebriert, nur noch in diesem Jahr zu erleben geben. Also nutzt die Chance und erzählt Euren Kindern davon. (JF)

Bundestagswahl – Die Qual der Wahl Um das Kind mal beim Namen zu nennen: Eigentlich geht einem die Bundestagswahl 213 doch jetzt schon am Arsch vorbei. Jegliches Zahlen- und Gedankenspiel hinterlässt ein Gefühl traumatischer Leere. Achselzucken. Letztendlich Gleichgültigkeit. Man fühlt sich weder als Passagier noch als ein Teil der Besatzung. Man will eigentlich nur runter von diesem Kahn, der wie ein Geisterschiff durch die vermeintliche und herbeizitierte Krise unserer Lebensart und Weise schippert. Da ist einem der Kapitän doch völlig egal. Reiben kann man sich an allen. Fehler machen darf keiner. Die Richtung wird sich nicht ändern. Wir schippern einfach so weiter. Diesem

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TITELSTORY

hellen Licht entgegen. Könnte ein Stern sein. Ein Wegweiser. Doch ist es wahrscheinlich nur das leuchtende Logo auf dem neuen Banktower in Frankfurt, ganz oben drauf, da wo Steinbrück gerne hin möchte. Warum er sich dann von Sozialdemokraten als Kanzlerkandidat aufstellen lässt, ist nur eines der vielen Rätsel die einem die Politik von heute und die Men-

schen die glauben Teil davon zu sein, aufgeben. Es stellt sich einfach nur immer mehr und schleichend das Gefühl ein, dass das alles kein gutes Ende nehmen wird. Bomben und Terror werden uns begleiten. Leider. Wahlen werden daran nichts ändern. Politik wahrscheinlich auch nicht. Also macht Euch auf und nehmt Spott und Hohn in Kauf. (JF)

Eigentlich geht einem die Bundestagswahl 213 doch jetzt schon am Arsch vorbei. Man fühlt sich weder als Passagier noch als ein Teil der Besatzung.


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Tocotronic – Zwanzig Jahre Kindergeburtstag Die selbstauferlegte Ansprache „Hi Freaks“ und der so betitelte Song zeugen auch noch nach Jahren von unverwundener jugendlicher Angst vor der kapitalistischen Maschinerie des Ich-Systems einer deformierten Hamburger Schule, die so wenig Schule war, wie Soja Fleisch ersetzen kann. Schafft die Spex ab. Hängt die Redakteure am nächsten Baum auf und lasst Bands einfach Musik machen. Heil Dir Dirk von Lotzow! Du, unser Rudi Steiner des deutschen Indie-Pop, unser Sebas-

tian Vettel auf der Überholspur der Kinderkart-Bahn im Keller der Rolling Stone-Redaktion. Hängt auch diese Redakteure am nächsten Baum auf. Und die Verantwortlichen bei Springer

gleich mit. Dann sieht das wenigstens nach etwas aus. Neue Street-Art braucht das Land. Tocotronic haben wir schon. Und das war zwanzig Jahre gut so. (JF)

Heil Dir Dirk von Lotzow! Du, unser Rudi Steiner des deutschen IndiePop, unser Sebastian Vettel auf der Überholspur der Kinderkart-Bahn im Keller der Rolling Stone-Redaktion.

Piraten – Fertig machen zum Kentern! Die Bundestagswahl wird nicht nur entscheiden, ob Peer Steinbrück sich wieder seiner Rolle als gut-bezahlter Lobbysänger zuwenden kann bzw. muss, sonder auch, wohin die Reise des deutschen Zweiges der Piratenpartei geht. Verpassen sie den Einzug in den Bundestags werden sie wohl zu belächelten Pseudolobbyisten eines nicht existierenden Kulturkampfes. Schaffen sie den Einzug in den Bundestag werden sie wohl zu

mild belächelten Pseudolobbyisten eines nicht existierenden Kulturkampfes. Dachte man bei den Grünen vielleicht auch mal. Und heute sind sie diesem Kulturkampf schon längst entwachsen und die Alphatiere Trittin, Roth, Özedemir, Palmer & Co. Habenb es längst zur Meisterschaft im mild belächeln gebracht. Das wirkt dann nicht mehr einnehmend, sondern überheblich. Und so richtig zu Ende geführt haben

die Grünen ihren Kulturkampf ehrlich gesagt auch nie so richtig. Aber leider ist die pastorale Betroffenheitsmimik von Kanzlerin und Präsident auch kein einnehmender Gassenhauer. Dann doch lieber mit dem Kampf gegen sexistische Kackscheisse und dem orwellschen Überwachungsstaat sympathisieren. Falls es das sein sollte, was die Piraten eint. Falls. Ahoi! Brause. (JF)

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50 Shades Of Grey – Die Verfilmung der Verführung oder Warum bin ich kein Kind einer Crackhure Ok, vielleicht nicht Du oder wir. Aber vielleicht der Typ da drüben. Der mit dem geheimnisvollen Lächeln. Vielleicht wird der sich von der Verfilmung des weltliterarischen Superbestestellers „50 Shades Of Grey“ fesseln lassen. Vielleicht sitzt er auch gefesselt neben seiner Frau oder Freundin oder Geliebten oder Affäre im Kino und kann sich nicht bewegen. Nicht flüchten. Oder andersrum. Mit einem Buttplug von Dildoking oder aus dem Fun Factory Flasgshipstore im Arsch (Leute, kauft Aktien dieser Firmen!). Wer weiß das schon. Wer kann schon am

Wer kann schon am Äußeren erkennen, wonach das Innen sich sehnt. Äußeren erkennen, wonach das Innen sich sehnt. Doch die Wahrheit hat leider weniger mit der luxuriösen Welt des Mister Grey oder dem, was man vorsichtig ‚Stil‘ nennen könnte, zu tun. Die Wahrheit sieht in den meisten Schlafzimmern und Hobby-

Folterkammern wahrscheinlich anders aus. Hier regiert der unästhetische Charme einer Lack, Leder und Latex-Inszenierung, die in der weltmännischen Offenheit einer brandenburgischen Swingerclubatmosphäre gipfelt. Aber vielleicht schafft es Porno-Ikone James Deen (sollte tatsächlich er es sein, der den in der Pubertät als Sexklaven missbrauchten Charmeurs Grey spielt und sollte der Film 2013 tatsächlich auch in die Kinos kommen) dem ganzen noch eine ganz eigene Note zu verpassen. Also, Schlagt Euch! Liebt Euch! Und helft Crackhuren wo ihr nur könnt. (JF)

Kernschmelze Mein Sohn Caspar wird am 9. Februar ein Jahr alt. Er kann inzwischen mit Hilfe eines QuasiRollators beinahe laufen, er hat ein Gebiss, das den meisten 5-Jährigen zur Ehre gereichen würde und motorisch ist er weiter als sein Vater heute. Bei dem Tempo, in dem seine Entwicklung vonstatten geht, wird er mich Ende des Jahres wohl zum ersten Mal

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nach dem Autoschlüssel fragen und zum Dank meine Steuererklärung übernehmen. Eines kann er aber noch nicht: Wenn er „Papa“ sagt, meint er abwechselnd das Sofa, seinen Stoffaffen „Pepu“ oder das Telefon. Nie mich. Es wird in diesem Jahr aber ganz sicher der Tag kommen, an dem er seine Arme nach mir ausstreckt, „Papa“ schluchzt,

schreit oder jauchzt – und damit mich, seinen Vater meint. In diesem Moment wird die Erde ihre Achse vergessen und sich für wenige Augenblicke nur um uns drehen. Eine Kernschmelze setzt ein, wenn das Papatom und das Caspartom in trauter Vertrautheit kollidieren. Ich freue mich drauf, auf meinen Moment des Jahres, der nur uns gehört. (TE)


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woVon wir unS garantiert nicht FeSSeln laSSen: von den Klitschkos, denn nichts ist langweiliger als dieses kalkulierte Schwergewichtsboxen *** von Berlusconis Versuch zurück an die Spitze der römischen Republik zu gelangen *** von Felix oder Friedrich Baumgärtners Sprung vom Mond ins All *** von Johannes Ponader *** vom neuen Versuch der Titanic den Papst endlich vor Gericht zu zerren *** von Guido Knopps neuer historischen ZDF-Reihe „Das allerneueste Filmmaterial aus dem Dritten Reich, in Farbe und 3D.“ *** von den neuen 3D-Brillen in historischer 40er-Jahre Wehrmachtsluftwaffenpiloten-Optik, die es begleitend zu Guido Knopps neuer historischer ZDFReihe „Das allerneueste Filmmaterial aus dem Dritten Reich, in Farbe und 3D“ im ZDF-Online-Shop zu bestellen gibt. *** von Markus Lanz *** vom neuen RedBullMarketing-Etat.

laura dornheim, PiratenPartei: Wovon lasse ich mich dieses Jahr fesseln wollt ihr wissen? Und sofort habe ich das Bild einer kunstvoll verschnürten, nackten Frau im Kopf. Warum denke ich bei Fesseln sofort an Bondage? Eher nicht, weil ich mich Tag oder Nacht damit beschäftige. Eher weil wir alle total oversexed sind. Ein Allgemeinplatz, über den niemand mehr weiter nachdenkt. Nur manch eine wird vielleicht ein bisschen wehmütig und ergänzt im Stillen oder im Suff: ... and underfucked. Sex, Beziehungsgeschichten, Rollenbilder sind in uns und um uns und mit uns. Viel zu oft platt und einseitig, erz-

konservativ und engstirnig. Hier und da – immer öfter – aber auch bunter, vielfältiger, individueller, schräger, queer. ich will, dass das mehr wird, dass das sichtbarer, vor allem aber lebbarer wird. Nicht nur in irgendwelchen Szenen sondern hochoffiziell. Deswegen wird mein Jahr hoffentlich davon geprägt sein, Politik für besseren Sex, bessere Beziehungen und weniger Rollenstereotype zu machen. Als Teil einer Partei, die sowieso alles anders machen will. Wenn die Bundestagswahl schon Terror und Bomben nicht verändern kann, dann wenigstens ein paar überholte Geschlechterklischees.

Wenn die Bundestagswahl schon Terror und Bomben nicht verändern kann, dann wenigstens ein paar überholte Geschlechterklischees.

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die BlanK Must haves 2013 Liebe BLANK-Freunde: Auf den letzten 12 Seiten habt ihr einen Ausblick auf 2013 bekommen, in dem wir nach gerade einem Monat schon bis zu den Knien drin stehen. Lauter Entwicklungen, Ereignisse, Hochgeistiges und Flachbrüstiges. Alles nicht greifbar, aber irgendwie da. Wer es aber nun etwas haptischer braucht, also was zum Anfassen, Anziehen, Ansehen, Anhören und Anbeten, den lassen wir nicht im spätwinterlichen Regen stehen: Diese schönen Dinge könnten 2013 durchaus ebenso fesseln, wie alles weitere. Schönes neues Jahr!

st. moritZ – top of the world damen-parKa fragt man wintersportler im in- und ausland, welcher ort in der kalten Jahreszeit den größten glanz versprüht, gibt es nur eine antwort: st. moritz, die ski- und lifestyleoase im schweizerischen Engadin. die strahlkraft des namens wird in diesem noch winterlichen frühjahr nun auch noch von der passenden, weil authentischen modelinie um ein paar lux erhöht: Unter dem label „st. moritz - ToP of ThE world“ versammeln sich ausgesuchte stücke außergewöhnlicher Qualität und funktionalität in den natürlichen farben des Engadin. ohne Zweifel ein highlight der aktuellen kollektion: der damen-Parka in seiner femininen detailverliebtheit und hochwertigen Verarbeitung. der authentische look für die dame mit stilbewusstsein und dem blick für die schicke funktionalität. der geist, der charme und die ausstrahlung st. moritz‘ werden garantiert mitgeliefert. mehr infos: www.st-moritz-shop.com

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LIFESTYLE

Must have

#1


die nintendo wii u Konsole

Must have

#2

ohne mit der wimper zu zucken: nintendo hat mal wieder einen raus gehauen! Und damit konsoleros in aller welt sehr, sehr glücklich gemacht. da kann man auch mal alle journalistische ausgewogenheit fahren lassen und zu einem völlig euphorischen gratulationssturm ansetzen. denn mit der hochauflösenden wii U, der inzwischen achten generation der wii, gibt es keine schnöde weiterentwicklung, bei der ein bisschen an der featureschraube gedreht wurde, sondern gleich einen Quantensprung. das neue, das tolle, das innovative: das gamepad ist seine eigene

Mit der Wii U gibt es keine schnöde Weiterentwicklung, bei der ein bisschen an der Featureschraube gedreht wurde, sondern einen Quantensprung. konsole, mit einem hochauflösenden Touchscreen wird es zum zweiten spielfeld und fügt dem spielerlebnis so eine weitere dimension hinzu. Unterschiedliche akteure haben im selben spiel unterschiedliche visuelle informationen zur Verfügung – oder wie es nintendo nennt: „asymmetrisches

gameplay“. das ist – pardon my french – cooler scheiß und sorgt neben den schon seit generationen bekannten features der klassischen wii-controller für gute laune 2013. natürlich sind auf der wii U alle wii-spiele (auch mit den schon vorhandenen controllern) spielbar, viele der klassikerserien („007“, „fifa“ etc.) gibt es bereits optimiert und an die möglichkeiten der neuen generation angepasst. Und der spaß endet nicht an der eigenen Verteilerbuchse, sondern geht online weiter, denn im „miiverse“ hält nintendo weitere spannende features und social media-funktionen für die ausdauernden bereit. der selbstversuch der redaktion zeigt: durch den zusätzlichen bildschirm werden die missionen im mehrspielermodus gameübergreifend komplexer, die anzahl aller Entscheidungsmöglichkeiten ist nicht mehr durch einen schnellen blick auf die andere hälfte des splitscreens determiniert. Ergo: größerer Ehrgeiz, mehr misstrauen und doppelt so große schadenfreude, wenn der überraschende move zum sieg führt. denkt nur mal daran, wie spannend Elfmeterschießen bei fifa sein kann, wenn man die Ecke nicht durch einen kurzen seitenblick auf den controller des gegenspielers erahnt. der release des kommenden heftes muss übrigens um eine woche verschoben werden, wir kündigen es hiermit nur schonmal aaaaaaah, doch drin. Verdammt!

LIFESTYLE BLANK I 21


„Temper, Temper“ – Bullet for my valentine Mit „Temper, Temper“ legen die Waliser „BULLET FOR MY VALENTINE“ genau das Album vor, das musikalisch perfekt von einem trüben Winter in einen hoffnungsvollen Frühling führt. Denn genau so klingt es in seinem ganz eigenen BFMV-Spagat zwischen dieser wohligen Düsternis und dem mächtig anregenden Melodiengewitter. Daneben zeigt die Band auf ihrem vierten Album eine songwriterische Tiefe, die wohl nur die allerwenigsten Kritiker dem Vierer zugetraut hätte. Hört alleine mal auf die Überballade „Dead To The World“. Desweiteren erwarten alte Fans wie neue Interessierte das, was die Band zu einem der kommerziell erfolgreichsten Metalacts der jüngeren Zeit gemacht hat: Kitschfreier Pomp mit ein paar Achtziger-Zitaten, trashige Riffs, Matt Tucks charakteristische Röhre und dieser ganz besondere Mainstreamappeal, dessen Formel sorgsamer

Must have

#4

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LIFESTYLE

Must have

#3

gehütet wird als das Coca Cola-Rezept. Ab dem 8.2. kann man mit „Temper, Temper“ den Winter hinter sich lassen und das neue Jahr mit mächtig Wumms und vielen, vielen ganz besonderen Momenten beginnen.

schneider sportswear Hat sich für dieses Jahr jemand vorgenommen, sich etwas wirklich Gutes zu tun? Körper und Seele mal wieder auf Vordermann zu bringen? Dann sollte er hier genau hinschauen, denn diesen Gedanken bringt schneider sportswear in BESTFORM. Bequeme, passgenaue Schnitte und hochwertige Materialen sorgen bei allen Aktivitäten für den Wohlfühlfaktor. Egal ob bei Yoga oder Tennis, Laufen oder Squash: Deine Kleidung sollte dein bester Freund sein, wenn du deine Ziele erreichen möchtest. Tragefreundlichkeit und Bewegungselastizität lassen den Schweinehund schon aufjaulen, bevor er von dir und deiner Ausdauer endgültig in die Knie gezwungen wird. Denn merke: Sport fängt nicht erst mit dem ersten Schweißtropfen an, mancher Kampf wird schon bei der Kleiderwahl gewonnen. Mehr Infos unter: www.schneider-sportswear.de


das Brettspiel „rocK science“ das soloalbum von dee dee ramone? klar, „standing in the spotlight“ von ‘87. der gastsänger auf der sex Pistols-single „no one is innocent“? natürlich Posträuber ronnie biggs. geschenkt. oder doch nicht? „rock science“ ist endlich die ultimative methode, all dein nerdwissen zur rockgeschichte loszuwerden. denn das erste brettspiel der rockgeschichte liefert nicht nur 1.600 fragen zu alben und künstlern, sondern auch die möglichkeit, dein gesangstalent zu zeigen. wer am meisten weiß und am besten singt, gewinnt dieses hochwertig und bis ins letzte detail stilecht aufgemachte spiel. für das design und die rockwissenschaftliche Expertise haben sich die macher niemand geringeren als nicke andersson – kopf der legendären hellacopters und imperial state Electric – ins boot geholt. blank: nicke, wird „rock science“ bald zum standardinventar aller nightliner in Europa gehören? na: nun ja, ich habe es jedenfalls schon in einem nightliner ausprobiert. Und es funktioniert. (lacht) Es ist auf jeden fall eine hervorragende basis für allerhand diskussionen, wie man sie gerne und sehr engagiert führt, wenn es darum geht zu zeigen, dass man in fach- und geschmacksfragen definitiv den längsten hat. also ja, definitiv nightlinertauglich. blank: bist du ein nerd und deswegen der geborene „rock science“-spieler? na: wenn ich eine band mag, dann mag ich sie sehr intensiv und grabe und grabe deshalb immer tiefer. ich bin ein nerd. immer schon gewesen. Jetzt sitze ich also hier mit einem riesigen berg an unnützen informationen in meinem kopf, die ich gerne wieder irgendwie loswerden würde. Und da kommt wieder „rock science“ ins spiel. denn wo könnte man sein unnützes wissen zur rockgeschichte gewinnbringender einsetzen, als vor seinen freunden, bandkollegen und Journalisten? (lacht). blank: wann ist der beste Zeitpunkt, für eine runde?

na: man sollte es schon ein bisschen ernst nehmen. deshalb ist die beste Zeit, das spiel zu spielen, wenn du gerade dabei bist, betrunken zu werden. wenn alle zu betrunken sind, weiß keiner mehr, wer am Zug ist und so weiter. nein, nein. Es ist in „Pre-drunk-game“, ganz klar. blank: ist das spiel ein segen oder ein fluch für alle ernstzunehmenden rockfans? Es muss doch immer in streit enden. Und dann muss man auch noch singen... na: ha, das streiten ist doch das beste daran. Jeder hat immer recht und die argumente werden immer abenteuerlicher. wer auf die bizarrste und seltsamste weise auf seinem standpunkt beharrt, sollte einen bonuspunkt bekommen. das singen ist der härteste Teil der sache. Es ist kein besonders erhabener moment, wenn du dich vor deinen kumpels und kollegen komplett zum deppen machst. (lacht)

Must have

#5

blank: wenn du die chance hättest, dir eine spielrunde aus sechs musikern einzuladen: wen würdest du auswählen? na:Puh, das ist hart. (überlegt lange) wenn ich unbedingt gewinnen wollen würde, würde ich auf jeden fall fünf Jungs aus einer dieser schlechten nu metal-bands auswählen. bei denen kannst du dir sicher sein, dass sie nichts über die wurzeln oder legendäre bands wissen – sonst würden sie nicht diese musik spielen. Und wenn doch wären sie sogar noch eigenartiger. (lacht) wenn es aber darum ginge, sich selbst das leben schwer zu machen? keine ahnung... Es gibt wirklich ein paar verdammt kompetente leute in der branche, die mich sicherlich abziehen würden. deshalb verzichte ich lieber darauf, sie einzuladen, ich verliere nämlich nicht gern. mehr informationen zum spiel findet ihr auf: www.rockscience.tv.

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Must have

#6

antony morato cardiGan schmale silhouette, klare linien und ein hoher modegrad – antony morato spricht moderne männer an, die sich zu jeder gelegenheit trendbewusst und stilvoll kleiden möchten. die verschiedenen Pieces des menswear-labels können beinahe blind miteinander kombiniert werden – und ergeben am Ende deinen eigenen, kompetenten style zum wohlfühlen. Uns hat es in diesem noch so jungen frühjahr dieser hochwertige cardigan angetan, der wie aktuell kein zweites stück so perfekt für den stil antony moratos steht: 50% acryl und 50% wolle ergeben die charakteristische mischung aus tragbarer Eleganz und angenehmem komfort mit augenmaß. mehr infos unter: www.morato.it

transitions

Must have

#7

BrillenGlÄser die Tage werden länger und länger, draußen wird es immer heller und die sonne wird hoffentlich auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Zeit also, nicht nur sich selbst sondern vor allen dingen seinen augen etwas gutes zu tun. Und wir haben etwas entdeckt, mit dem man sogar beides auf einmal schafft. denn Transitions optical, Vorreiter auf dem gebiet selbsttönender brillengläser, hat seine gläser für eine exklusive kooperation in die hände der dänischen designschmiede ørgreen gelegt, auf deren künste nicht nur lady gaga schwört. heraus gekommen ist eine – nach treffender selbstauskunft – „provokative, aber nicht arrogante“ serie von brillen. der clou, das gleichzeitig so Extravagante wie Überzeugende an dieser Zusammenarbeit sind dabei die gläser mit ihrer intelligenten anpassungsfähigkeit.

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LIFESTYLE

Egal, wie die lichtverhältnisse sind, ob club oder stadion, drinnen oder draußen – die dynamischen gläser dunkeln in sekundenschnelle ein oder hellen auf. Perfekte sicht in jeder situation – mehr freude, für dich und deine augen. weitere infos gibt es unter: www.transitions.de


ORION

Für ein neues Jahr ganz anderen Kalibers: Orion Datum. Der patentierte Mechanismus ließ den Glashütter Klassiker leicht wachsen. So wirkt die Uhr noch flacher, noch schöner und schlicht umwerfend elegant. www.nomos-store.com und nomos-glashuette.com

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vom

leben und vom sterben Fotografie

Interview Till Erdenberger

Die Popgeschichte hat einige überaus erfolgreiche Künstler ohne Vornamen hervor gebracht: Man erinnert sich an Prince, kennt natürlich aus verschiedenen Gründen noch Seal und die ewige Madonna schwirrt alle paar Jahre auch noch durch dieses eigene Universum. Einer aber steht seit zwei Alben zumindest kommerziell über allen. Und der hat streng genommen noch nicht einmal einen Nachnamen. „Der Graf“ hat mit seiner Band UNHEILIG seit 2010 weit über 3 Millionen Alben verkauft und rangiert damit in einer eigenen Liga. Jetzt hat der Mann, dessen wirklichen Namen seine Bekannten selbst im privaten Zwiegespräch nicht verraten, eine Autobiographie vorgelegt. „Als Musik meine Sprache wurde“ erzählt viel, aber nicht alles. Dafür die wichtigen Dinge. Von seinem Leben mit einer Sprachbehinderung (der „Graf“), seinem kontinuierlichen Aufstieg, der gar nicht so kometenhaft war, wie es aussah und dem Umgang mit dem Tod. Und uns erzählt er noch ein bisschen mehr. BLANK: Warum eine Bio­ graphie? DG: Ich bin an einem Punkt in

meinem Leben angekommen, an dem ich alles erreicht habe, wovon ich jemals geträumt habe. Da war es mir ein Bedürfnis, mal einen Moment inne zu halten und zurück zu blicken. Es ging mir auch darum, mich selbst zu

mein Leben tatsächlich chronologisch nacherzählt. Ich habe das Buch also zunächst einmal vor allem für mich geschrieben. Durch diese Zeitreise weiß ich jetzt, wer ich bin und warum ich so bin, wie ich bin.

„Ich bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich alles erreicht habe, wovon ich jemals geträumt habe.“ verstehen und zu begreifen, wie ich dahin gekommen bin, wo ich heute stehe. Ich habe das Buch gemeinsam mit meinem Co-Autor dann auch so komponiert, dass es eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit wurde und

BLANK: Wer sich die Aufde­ ckung der ganz großen Geheim­ nisse erhofft, wird bei der Lektü­ re allerdings enttäuscht werden. DG: Natürlich wird die Antwort auf die eine Frage – Wie heißt er denn nun wirklich?

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„Es geht darum, zu zeigen, dass man sich nicht verstellen oder andere hintergehen muss, um irgendwann Erfolg zu haben.“ – nicht enthüllt. Tut mir leid. (lacht) Aber wer etwas über mich erfahren will, bekommt einiges von mir erzählt. Bis an die Grenze dessen, was ich bereit bin, über mich preis zu geben. Ich berichte von meinem Werdegang, erzähle, welche Kämpfe ich im persönlichen und geschäftlichen Bereich ausgekämpft habe und berichte von allen Höhen und Tiefen. Persönlicher geht es nicht. Mir war aber auch wichtig, mal eine so genannte „Offizielle Autobiographie“ vorzulegen. Es ist ja heutzutage leider möglich, dass jeder Hinz & Kunz sich ein paar Halbwahrheiten und Gerüchte aus dem Internet zusammen kopiert und das dann als „Inoffizielle Biographie“ heraus bringt. Damit ist der Fan, der etwas über seinen Lieblingskünstler erfahren möchte, dann natürlich unglücklich. Und das fällt dann wiederum auf den Künstler zurück. Also: Es war einfach an der Zeit, dieses Buch zu schreiben. Für mich und für alle, die sich für meinen Werdegang interessieren. Gäbe es einen besseren Zeitpunkt als jetzt? Ich glaube nicht.

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Musik

BLANK: Sie sprechen über Ihre Kämpfe und meinen damit auch Auseinandersetzungen mit Pro­ duzent oder Tourmanager. In Ihrem Buch beschreiben Sie, wie man Ihnen Steine in den Weg ge­ legt und Sie – auf gut Deutsch – „beschissen“ hat. Dennoch ver­ zichten Sie darauf, diese Leute beim Namen zu nennen. DG: Ich war während des Schreibens der Einzige, der darauf bestanden hat, dass in diesem Buch keine Klarnamen zu lesen sind.

grund der Frage war. Es ging mir einzig und allein darum, anhand dieser Episoden zu zeigen, dass es auch eine Qualität ist, wieder aufzustehen, wenn man ein Bein gestellt bekommen hat. Es geht darum, zu zeigen, dass man sich nicht verstellen oder andere hintergehen muss, um irgendwann Erfolg zu haben. BLANK: Genugtuung ist Ihnen völlig fremd? DG: Nein, überhaupt nicht. Ich schrieb ja auch, dass es ein Gefühl reiner Genugtuung war, als ich den Produzenten-ECHO bekommen habe. Da denkt man natürlich mit einem kleinen Lächeln zurück an jenen Kollegen, der mir so viele Steine in den Weg gelegt hat. Davon kann ich mich absolut nicht freisprechen.

„Ich kann doch nicht erwarten, dass man meine Privatsphäre respektiert, wenn ich dafür die Privatsphäre anderer Menschen nicht achte.“ Ich kann doch nicht erwarten, dass man meine Privatsphäre respektiert, wenn ich dafür die Privatsphäre anderer Menschen nicht achte. Die Namen der Personen tun ja auch gar nichts zur Sache und helfen der Geschichte nicht weiter. Und außerdem wollte ich auch mit niemandem abrechnen, falls das ein Hinter-

BLANK: Wollen Sie nicht viel­ leicht doch noch einen Namen fallen lassen? DG: Ich kann doch nicht erwarten, dass man meine Privatsphäre respektiert, wenn ich dafür die Privatsphäre anderer Menschen nicht achte. Es ist eine Frage des Respekts auch vor den Leuten, die mir in der


Vergangenheit geschadet haben. Sicher wäre es einfach gewesen, mit ein bisschen schmutziger Wäsche und ein paar privaten Dingen eine viel höhere Auflage zu erzielen. Aber das war wie gesagt nie das Ziel dieser Reise. BLANK: Wo verläuft denn die Grenze zwischen dem „Grafen“ und dem Privatmenschen? DG: Als „Graf“, also wenn ich in meinem Anzug stecke, stehe ich meinen Fans oder den Leuten, die einfach meine Musik so gerne mögen, immer zur Verfügung. Für Photos, Autogramme oder ein kurzes Gespräch. Das

funktioniert deshalb so gut, weil ich mich jederzeit wieder in mein Privatleben zurück ziehen kann. Das ist ja einer der Gründe, warum es den „Grafen“ im Anzug als Figur gibt, der die Konzerte und öffentlichen Auftritte absolviert: Das ist die Person, die den Menschen und den Fans gehört. Das macht es leicht, eine Grenze zu ziehen, die die Leute auch erkennen können und dann auch in der Regel respektieren. Der Moment, in dem ich meinen Anzug ausziehe, ist der Moment, in dem ich ins Privatleben eintrete und nicht mehr ununterbrochen greifbar sein möchte. Das ist eigentlich

ganz einfach und funktioniert auch prächtig. Prominente, die sich ständig im privaten Bereich inszenieren und lassen, können diese Abgrenzung natürlich nicht für sich in Anspruch nehmen. BLANK: Sie erwähnen es: Sie sind der erfolgreichste Popstar unserer Tage im deutschspra­ chigen Raum... DG: Oh Gott, ich hasse den Begriff „Popstar“. (lacht) Popstars sind Michael Jackson, Pink und wie sie heißen. Können wir uns auf „Erfolgreicher Musiker“ einigen? Das mag ich eigentlich viel lieber.

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BLANK: In Ordnung. Offen­ sichtlich funktioniert es auch heute noch, dass erfolgreiche Musiker ihre bürgerliche Exis­ tenz nicht zu Gunsten des Er­ folges aufgeben müssen. Ihr Pri­ vatleben ist völlig abgeschottet, nur die allerwenigsten kennen Ihren bürgerlichen Namen, über Ihre Familienverhältnisse ist die Öffentlichkeit weitestgehend ah­

und Zeitschriften versprechen dir gerne große Storys und viel Raum, dein neues Album oder deinen neuen Film zu promoten. Die Gegenleistung: „Nur“ ein paar private Photos oder exklusive Jugenderinnerungen. So war es auch bei mir. Der Redakteur sagte ,Ohne Privates gibt es keine große Story!`. Ich habe darauf hin einfach abge-

„Mein Gehrock stammt von einem Schneider in Aachen. Den hat immerhin noch meine Mama gesponsert.“ nungslos und darüber, wie Sie wohnen, wissen noch nichtmal die Leser der Gala Bescheid. Geht Ihnen das Gejammer von Prominenten auf die Nerven, die sich über den Verlust ihrer Pri­ vatsphäre beklagen? DG: Nein, ich bin da weder über die Maßen entsetzt noch belustigt oder gar schadenfreudig. Eigentlich betrachte ich das sogar eher emotionslos. Denn es ist ja klar: Irgendwo lässt sich im Leben oder der Karriere dieser Leute immer der eine Moment identifizieren, in dem er eine Tür aufgemacht hat, um die Öffentlichkeit in sein Privatleben zu bitten. Je populärer man wird, desto größer werden die Verführungen. Zeitungen

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Musik

sagt und die Story kam dann natürlich auch nicht zustande. Das war aber relativ einfach und der Preis für den Erhalt meiner Privatsphäre auch sicher nicht zu hoch. Wer sich aber auf das Spiel einlässt, der muss dann auch die Konsequenzen tragen. Du darfst nicht mit deiner Familie über den Roten Teppich gehen, auch wenn es verlockend ist. Du darfst nicht exklusiv Schmuck oder Kleidung tragen, damit du dich dann damit ablichten lässt. Wenn diese Tür einmal auf ist, dann kriegst du sie nie wieder zu. Und jeder Prominente hat die Chance, sich dafür zu entscheiden, sie zu öffnen oder geschlossen zu lassen. Ich

schicke meine Lieder auf den Roten Teppich, meine Familie bleibt zuhause. Ohne meine Musik würde sich kein Mensch für mich interessieren, warum sollte ich also etwas anderes in den Fokus der Öffentlichkeit rücken? BLANK: Sie werden also auch nicht von einem Herrenausstat­ ter gesponsert? Dabei sind Sie doch nach James Bond der ak­ tuell populärste Anzugträger im Showgeschäft. DG: Nein, das werde ich nicht. Mein Gehrock stammt von einem Schneider in Aachen. Den hat immerhin noch meine Mama gesponsert. (lacht) Der Schnitt ist immer noch aktuell und wird jetzt immer nachproduziert. Meine Hemden und Hosen kaufe ich mir allerdings weiterhin selbst und stoße da auf ganz besondere Schwierigkeiten: Es ist ungeheuer schwer, von einer Marke – ich brauche noch nicht mal eine bestimmte – zehn Hosen oder zehn Hemden in der selben Größe zu finden, die auch noch zueinander passen. (lacht) Wenn ich in den Laden gehe, finde ich schnell was. Wenn ich der Verkäuferin allerdings sage, ich brauche jeweils zehn Stück, wird die in der Regel bleich. Ich kaufe das, wovon sie genug haben. Und das auch gerne selbst, logisch. BLANK: Stört es Sie eigent­ lich, dass nicht selten die „Gro­


„Meine Grundeinstellung ist, dass wir uns als Menschen gegenseitig helfen müssen.“ ße Freiheit“ als Ihr erstes und „Lichter der Stadt“ als Ihr zweites Album wahrgenommen werden? Immerhin haben Sie vorher schon sieben andere Al­ ben gemacht. DG: Gar nicht. Ich nehme an, dass es etwa 80% der „neuen“ UNHEILIG-Fans so ging. Das ist ja auch spannend, wenn diese Leute dann nach und nach entdecken können, was wir vorher schon gemacht haben. Und dieses Phänomen ist auch nichts, wofür man sich als Künstler

entschuldigen müsste. Das muss auch mal gesagt werden: Es gibt in Deutschland eine so große Zahl an tollen Musikern, die schreiben, die veröffentlichen, die live spielen, die machen und tun und niemand kriegt es so richtig mit. Niemand außerhalb ihrer Szenen. Es gibt hierzulande eine sehr kreative, sehr umtriebige und auch recht gut funktionierende Musikszene – nur fehlt dafür ganz oft das Bewusstsein der Massenmedien. Es gibt so viele Bands, die ohne große Me-

dienpräsenz Shows in 1000er oder 2000er-Clubs spielen und die dann auch voll sind. Wenn die Sieger von „The Voice Of Germany“ kommen in die gleichen Läden 500 Leute. Das zeigt doch schon, in welcher Schieflage sich die Wahrnehmung der Musikalität in Deutschland befindet. Es ist also sehr schwer, eine wirklich breite Masse über die eigene Szene hinaus zu erreichen. Bei uns kam dann dieses eine Lied und hat alles verändert. Türen gingen auf, die früher verschlossen waren und es gab auf einmal ganz viele Möglichkeiten für uns. Wo es für uns damit hinging, ist ja jetzt bekannt. Und ich würde mir wünschen, dass sich für andere Bands und Musiker diese Türen auch bald noch

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öffnen. Es gibt so viele, die es wirklich verdient hätten. BLANK: Ein großes Thema in Ihrem Buch und offensichtlich auch in Ihrem Leben ist der Tod. Sie engagieren sich nicht nur durch Ihre Popularität für Ster­ behospize, sondern auch ganz unmittelbar für die Patienten. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie Sterbenden helfen können und wollen? DG: Die erste Anfrage für einen Besuch in einem Sterbehospiz kam 2010 und ich habe natürlich überlegt, ob ich das machen möchte oder überhaupt kann. Ich hatte 2008 einen Freund beim Sterben begleitet, aber ein Besuch bei einer mir eigentlich fremden Person am Sterbebett ist dann natürlich noch mal etwas ganz anderes. Wie verkraftet man das, wie geht man mit der Situation um? Kann man überhaupt helfen? Wir haben uns dann entschieden, es zu machen

„Es kann ja nicht sein, dass du, wenn du in Deutschland stirbst, auch noch selber dafür bezahlen musst.“ und sind ganz heimlich abends um elf Uhr nach einem Auftritt bei „TV Total“ rüber gefahren. Meine Grundeinstellung ist, dass wir uns als Menschen gegenseitig helfen müssen. Ich versuche, das zu leben und zu geben, was ich auch von meinem Gegenüber erwarte. Ich, als Mensch mit einer Sprachbehinderung, war und bin immer dankbar dafür, wenn ich Menschen treffe, die das akzeptieren und damit gut umgehen. Und so, wie ich mir erhoffe, dass man mir mit meiner Sprachbehinderung Freiräume gibt, muss ich auch von mir erwarten, dass ich anderen meine Hilfe anbiete, wenn sie sie sich wünschen.

So, wie ich mir erhoffe, dass man mir mit meiner Sprachbehinderung Freiräume gibt, muss ich auch von mir erwarten, dass ich anderen meine Hilfe anbiete, wenn sie sie sich wünschen. Das klingt pathetisch, ist aber das, was ich fühle. 32 I  BLANK

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Das klingt pathetisch, ist aber das, was ich fühle. Und mit dieser Einstellung habe ich diesen Besuch dann gemacht. Ich war nicht alleine, sondern hatte noch mein Management dabei. Ich wollte jemanden dabei haben, der sich in der Situation zurück hält, mit dem ich dann aber auch hinterher darüber reden könnte. BLANK: Wie waren dann die Erfahrungen, die Sie dort ge­ macht haben? DG: Ich habe dort ganz viele bewundernswerte Menschen kennen gelernt. Nicht nur den Patienten und seine Familie, sondern auch all die Leute, die in diesem Hospiz gearbeitet haben. Als ich dort war, war ich stolz, dass es Menschen gibt, die diesen Beruf ausüben. Ich war nur zwei Stunden dort, habe gelacht, geweint und über das Leben geredet. Aber all die, die dort ihr Leben in den Dienst anderer stellen, um ihnen und ihren Familien den Abschied vom Leben zu erleichtern, sind für mich Helden. Da ist es nicht zu viel verlangt, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten einzubringen. Natürlich möchte sich nicht jeder dieser Situation


aussetzen und das ist auch verständlich. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, sich dort zu engagieren. Denn die Aufenthalte in Hospizen werden nicht zu 100% von den Krankenkassen übernommen, man ist also zum Teil auf Spenden angewiesen. Es war mir dann also auch klar, dass ich irgendwann öffentlich darüber sprechen müsste, um das Thema in die Wahrnehmung einer breiteren Öffentlichkeit zu kriegen. Es kann ja nicht sein, dass du, wenn du in Deutschland stirbst, auch noch selber dafür bezahlen musst. Da brauchst du Hilfe, wenn du sie in Anspruch nehmen möchtest – und zwar emotionaler als auch finanzieller Art. Es gibt in Deutschland ganz viele Menschen, die sich auf diesem Gebiet engagieren und da muss man auch drüber reden. BLANK: Schaffen Sie es heutzu­ tage wirklich noch, persönliche Besuche einzurichten? Ich habe gemerkt, dass ich ein Typ bin, der diese Situationen emotional aushält. Es ist mein fester Wille, die Patienten auch persönlich zu besuchen. Wenn es die Zeit zulässt, tue ich das auch. Und wenn es nicht geht, rufe ich an und spreche mit den Menschen am Telefon. BLANK: Worüber sprechen Sie dann? DG: Es fängt immer damit an, zu fragen „Wie geht es dir?“. Auch, wenn dein gegenüber

weiß, dass er bald sterben wird, kannst du trotzdem fragen, wie es ihm geht. „Erzähl mir von deinem Leben“, „Hast du Angst vor dem Tod?“, „Wie stellst du es dir vor?“. Die Menschen wollen über diese Dinge reden, zumindest ist das meine Erfahrung. Es geht nicht darum, Smalltalk zu halten oder künstlich für gute Laune zu sorgen. BLANK: Würden Sie sich wün­ schen, dass man in Deutschland grundsätzlich anders, ein biss­ chen entspannter vielleicht, mit dem Sterben umgeht? DG: Wir dürfen nicht vergessen, dass der Tod eines Menschen, selbst wenn er sich lange abzeichnet und am Ende für den Sterbenden nicht selten eine Erlösung bedeutet, für die Angehörigen trotzdem eine große emotionale Belastung ist. Da geht es für sie nicht darum, sich irgendwie besser oder schlechter mit dem Thema auseinander zu setzen. Da ist ein geliebter Mensch vom einen auf den anderen Moment einfach weg und die Trauer ist dann ein wichtiges Ventil. Ich glaube, wir gehen in unserer Gesellschaft schon recht gut mit dem Tod um, anders jedenfalls als noch vor einigen Jahren. Denn 2012 wird öffentlich darüber gesprochen, was der Tod bedeutet. Es wird öffentlich über das Thema Sterbehospize gesprochen und es besteht die Möglichkeit, sich über das Sterben und alle Umstände, die es mit sich bringt,

Gedanken zu machen und sich darüber auszutauschen. Der Tod ist kein Tabu mehr und je mehr er als Teil des Lebens begriffen wird anstatt ihn einfach weg zu schweigen, desto entspannter wird der Umgang mit ihm. Ich glaube, dass das alleine schon vielen eine Hilfe ist, wenn sie aus dem Leben scheiden.

Wer „Als Musik meine Sprache wurde“ nicht selber lesen möchte, kann es sich auch vom Grafen persönlich vorlesen lassen. Der ist mit seiner tiefen, akzentuierten Stimme ja sowieso zum Vorleser prädestiniert, entsprechend groß ist das Hörvergnügen für alle UNHEILIG-Fans. Der Graf schickt seine Freunde in die Verlängerung und das ist allemal interessant. Und der bei dem Musiker manchmal so aufgesetzt wirkende aber doch authentische beinahe zwanghafte Wille zur Empathie kriecht förmlich aus den Lautsprechern, ohne schmalzig zu sein. Das Hörbuch gibt es in unterschiedlichen Ausstattungen, wir verlosen dreimal die Variante auf vier CDs inklusive Bonusmaterial.

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Let me love

you Text ROman Libbertz Fotografie XYZEE | RENOWNED

Der in Nigeria geboren und aufgewachsene Jacob Banks ist erst zwanzig Jahre alt, aber das hört man so ganz und gar nicht. Jacob Banks macht Soul, Jacob Banks ist Soul und Jacob Banks berührt Seelen.

V

or zwei Jahren hat er den „Are you in“-Wettbewerb von Adidas gewonnen, er gewann den „MOBU unsung“ Wettbewerb und ging letztes Jahr bereits mit keinem Geringerem als dem englischen Schwergewicht Benjamin Paul Drew alias „Plan B“ gemeinsam ins Studio. Letzte Woche nun ist seine EP namens „Jacob Banks Monologues“ herausgekommen. 2013 wird das Jahr von Jacob Banks, für uns Grund genug, ihn vor dem großen Rummel noch einmal kurz zu besuchen.

BLANK: Und wie hieß die erste Platte, die du dir selbst gekauft hast? JB: Das war „Jasmine“ von Jai Paul. BLANK: Und kannst Du dich auch noch an dein erstes Kon­ zert erinnern? JB: Ja, klar, da war ich bei ­Jolanda Brown. BLANK: Zu deinem Album: Was erwartet den Hörer deiner EP?

JB: Hauptsächlich Soul, aber auch Ausflüge in so manche andere Musikgenres. BLANK: Hast du alle Texte auf „Jacob Banks Monologues“ selbst geschrieben? JB: Ja, aber ich habe auch ein gutes Team um mich, das mir gelegentlich unter die Arme greift. BLANK: Gab es den einen Punkt in deinem Leben, an dem dir klar wurde, dass du Musiker

BLANK: Hi Jacob, sag mal was war denn die erste Platte, an die Du dich erinnerst? JB: Wahrscheinlich war das „Unbreakable“ von „Westlife“.

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Als ich die Nachricht von Michael Jacksons Tod erhielt, habe mir die Augen ausgeheult, nicht nur weil ich Tickets hatte, sondern weil ich es ein wenig selbstsüchtig fand, dass er gegangen ist, bevor wir uns treffen konnten. werden willst? JB: Ich bezeichne mich selbst nicht als Musiker, ich habe einfach nur Spaß an der Musik. BLANK: Du hast gesagt, Ray Charles hat dich sehr inspi­ riert. Was denkst du über Stevie Wonder? JB: Auch eine riesige Inspirationsquelle. Ich erinnere mich, wie ich sein „Isn‘t she lovely“ früher immer und immer wieder zum Besten gegeben habe. BLANK: Und wie stehst du zur Garde des letzten Jahres. Neh­ men wir Kendrick Lamar und Frank Ocean – wie stehts mit denen? JB: Ich lieeeeeeebe Kendrick Lamar. Aber auch Frank Ocean ist unglaublich, einer der besten unserer Zeit. BLANK: Und vor welchem dei­ ner Kollegen hast du dann den größten Respekt? JB: John Mayer. BLANK: Und was ist mit deut­ scher Musik?

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JB: Mit meinen Hipster-Freunden haben wir ne Zeit lang deutschen Hiphop gehört, keine Ahnung mehr, wie das hieß, aber wir dachten, wir wären cool. BLANK: Hast du einen Lieb­ lingssong auf der EP? JB: Hmm, vielleicht „Homecoming“ wegen dieser tiefen Verbindung, die ich mit dem Song habe. (Auszug aus homecoming: „mama dont´ you cry, daddy please just say goodbye, cause i gotta live before i die, but i´ ll be coming back home soon“) BLANK: Wie fühlt es sich ei­ gentlich an, wenn man so gut singen kann? JB: Es bringt mir Frieden. BLANK: Gibt es deiner Mei­ nung nach so was wie den 100 Prozent perfekten Song? JB: Ja, „John Mayer“ – „Slow dancing in a burning room“ BLANK: Zwei Wochen auf ei­ ner einsamen Insel – was darf nicht fehlen?

JB: Mein Ipod, Essen und noch mehr Essen. BLANK: Wo warst du als dich die Nachricht von Michael Jacksons Tod erreichte? JB: Ich saß in meinem Zimmer und habe mir die Augen ausgeheult, nicht nur weil ich Tickets hatte, sondern weil ich es ein wenig selbstsüchtig fand, dass er gegangen ist bevor wir uns treffen konnten. BLANK: Und was machst du heute nach unserem Interview heute noch so? JB: Ich ess was, schau ein paar Cartoons und reparier meinen Computer. BLANK: Ach so eine Frage hätte ich noch wird es „Let me love you“ (die Nummer spielt er als Bonus eines Interviews auf Youtube) auch als Single geben? JB: Puh, keine Ahnung, ich hab das noch nicht mal richtig aufgenommen. Vielen Dank, Jacob, dass du dir die Zeit genommen hast.


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Rocken,

wo andere

urlaub machen

Text Till Erdenberger Fotografie Sony Music

Drei Alben, die sich weltweit rund vier Millionen mal verkauft haben, Headlinerauftritte bei den großen Festivals, eine Tour mit Metallica und ein Sound, der das Prädikat „charakteristisch“ verdient: Keine Frage, Bullet For My Valentine haben in ihrer trotzdem noch jungen Karriere eine funktionierende Erfolgsformel gefunden.Auf dem neuen Album „Temper, Temper“ haben sie der Gleichung ein paar neue Variablen hinzugefügt. Die Rechnung geht auf, denn die Waliser sind 2013 besser als je zuvor.

D

as weiß auch Schlagzeuger ­M ichael „Moose“ Thomas, gemeinsam mit Sänger Matt Tuck treibende Kraft hinter der Band. „Es ist kein leeres Promogerede, wenn ich sage, dass ich noch nie so stolz auf ein neues Album war, wie auf dieses. Seine Vorgänger waren allesamt ebenso etwas Besonderes, aber sie stehen alle irgendwie für sich. Diesmal ist es uns so richtig gelungen, alte Trademarks beizubehalten, aber sie eben auch zu variieren und mit neuen Herausforderungen zu kombinieren. Das

macht „Temper, Temper“ zu etwas Großem.“ Was der Schlagzeuger, damit meint, lässt sich leicht nachvollziehen. Es ist diese Zugänglichkeit, dieser große Bogen, der sich um alle elf Stü-

ten Sinne und markiert gleichzeitig die Gabelung, an der sich die Band aktuell befindet. In zehn Jahren wird man so vielleicht vom „wichtigsten Album der Bandgeschichte“ sprechen

In zehn Jahren wird man vielleicht vom „wichtigsten Album der Bandgeschichte“ sprechen. cke des Albums zieht. „Temper, Temper“ funktioniert aus einem Guss, ohne zu komponiert oder zu flach zu wirken. Es ist ein Meilenstein im engs-

oder auch von dem Moment, in dem Bullet For My Valentine die Metamorphose von den jungen Überfliegern hin zu einer Rockband vollzogen hat,

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„Okay, in Thailand hatten wir Tiger und Elefanten, was wir in London wohl nicht erlebt hätten.“ die nicht alleine von ihrer totalen Energie, dem einnehmenden Charisma Matt Tucks und ihren Riffs lebt, sondern auch von der Summe ihrer Songwritingqualitäten. Das Album zum Erwachsenwerden also. So ähnlich hatte es Tuck schon

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genannt und das findet auch sein Drummer: „Das kann man ganz sicher so sagen, auch wenn das Wort „erwachsen“ im Rock´n´Roll ja irgendwie negativ behaftet ist. Aber es ging uns schon ganz klar darum, auf diesem Album mal etwas

anderes zu versuchen, als bisher. Deshalb haben wir diesmal auch diesen neuen Songwritingansatz gewählt und auf eine Vorproduktion verzichtet.“ Im Klartext: Die Band hat erst im Studio angefangen, an den neuen Songs zu arbeiten und ist statt mit einem fertigen Demo in der Tasche lieber mit Tabula Rasa an Tag 0 in den Flieger gestiegen. Und der brachte das Quartett nicht nach London oder L.A. son-


dern stattdessen ins rock´n´rollhistorisch doch noch etwas unbeleckte Bang Saray, Thailand. Dort, wo andere Menschen Urlaub machen, entstand „Temper, Temper“ von der Pike auf. Matt Tuck nennt diese Methode „record as we go“, Moose dafür einfach „die beste Idee, die wir je hatten“. Denn das Ausbrechen aus der eigenen „Comfort Zone“ sorgte für den Blick über den Tellerrand, der erst das innovative Moment der Produktion herauf beschwören konnte. „Klar, es war auch ein bisschen Risiko dabei“, blickt Moose zurück. „Morgens am Strand etwas Sport, das Meer vor der Haustür und ein Bombenwetter. Aber das war alles nichts gegen die Ablenkungen, die daheim oder in der Großstadt auf uns eingeprasselt wären. Okay, in Thailand hatten wir Tiger und Elefanten, was wir in London wohl nicht erlebt hätten.“ Der Led Zeppelin-Fan schmunzelt förmlich hörbar

Auf dem Weg von der großen Band zur Institution. durch den Hörer, so gute Laune machen die Erinnerung an die Studioarbeit und die Gewissheit, mit etwas Bedeutendem wieder heraus gekommen zu sein. Ein Wissen, das auch für die Gelassenheit sorgt, entspannt auf die noch nicht durchgängig euphorischen Reaktionen der Fans auf die beiden Singleauskopplungen „Riot“ und „Temper, Temper“ zu reagieren. „Die Fans haben das neue Material bisher mit gemischten Gefühlen angenommen. Das überrascht mich auch nicht, so ist es immer, wenn man mit etwas Neuem konfrontiert wird. Ich bin mir sicher, dass sie sich das Album noch erschließen werden. Es wäre für mich kein gutes Zeichen gewesen, wenn sich alle wieder sofort in „Temper, Temper“ wieder gefunden hätten. Dafür haben wir an zu

„Wir wollten mehr „Mehr“, aber gleichzeitig nicht überdrehen, sondern sogar eher etwas Speed rausnehmen.“

vielen kleinen Schrauben gedreht.“ Mit verantwortlich für den besonderen Vibe, den das Album transportiert, war auch Produzent Don Gilmore, der auch schon Linkin Park eine amtliche Portion Bumms auf den Leib geschneidert hatte. „Don ist ein ganz besonderer Mensch, der das Beste aus uns heraus holen kann. Er sorgte auch dafür, dass die Platte exakt diesen Groove, diesen immer irgendwie präsenten Roten Faden atmet, den wir uns gewünscht hatten. Es sollte alles etwas größer und mächtiger klingen als bisher, gleichzeitig aber auch filigraner und weniger schnell. Wir wollten mehr „Mehr“, aber gleichzeitig nicht überdrehen, sondern sogar eher etwas Speed rausnehmen. Verstehst du, was ich meine?“ Man versteht, schon nach den ersten Takten und nach dem Verklingen des Schlussakkords sieht man klar: Bullet For My Valentine haben 2013 genau das Album vorgelegt, das sie von einer großen Band in den Rang einer Institution erheben wird.

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Es könnt

alles

so einfach sein Text Till Erdenberger Fotografie Pierre Kostineak

... isses aber nich´: „Im Endeffekt ist ein Remix nichts anderes als eine Eigenproduktion, zu der ein anderer Künstler im Vorhinein schon was beigesteuert hat. Einfach Musik machen, fertig.“ Das sagen die WunderBros selbst von ihrer Arbeit. Ganz so ist es dann aber natürlich doch nicht, denn sonst könnten Größen wie Lady Gaga oder Thomas D ihr Material ja auch einfach nebenan in der nächstbesten Klangschmiede abgeben. Tun sie aber nicht und tragen ihre Spuren stattdessen lieber zu jemandem, der mehr damit macht, als sie nur zu separieren und wieder neu zusammen zu setzen.

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ein, wer sein Werk aus der Hand gibt, möchte es verbessert oder wenigstens innovativ bearbeitet wieder zurück haben. So landet einer nach dem anderen bei Michael Dörfler und Flo Macheck – zusammen die Wiener Klangveredler „WunderBros“. Auch, wenn die Liste der Künstler, für die beiden in den vergangenen Jahren Remixe angefertigt haben, anderen Tränen des Neids in die Augen treiben würden, sträuben sich in Wien die Haare, wenn man mit dem Begriff „Remixer“ um die Ecke kommt. „Uns ist es wichtig, dass wir eben nicht nur als Remixer wahr genommen werden. Wir mögen es lieber, „Komponisten

und Produzenten, die bei Gelegenheit gerne auch mal remixen“ genannt zu werden. Und das stimmt ja auch, vom letzten Thomas D-Album habe ich acht Tracks geschrieben und produziert und nur zwei geremixt“, insistiert Dörfler mit einem Lächeln. Los ging alles so richtig vor zwei Jahren, denn aus einer bis dahin losen Verbindung zweier Sound-

tüftler wurde hochoffiziell eine Zusammenarbeit zwischen Service und Kunst. Denn das Duo bewegt sich permanent in diesem Spannungsfeld, das tägliche Brot sind Kompositionen und Mixe für den Alltag und wenig schillernde Auftraggeber. Service eben, auch, wenn es darum geht, den Produktionen den individuellen Stempel aufzudrücken. „Bei Auftrags-Arbeiten hält man sich

Der Computer ist genauso ein ­Musikinstrument, wie eine Gitarre oder ein Klavier. Um gute Sachen damit zu machen musst du dich genauso intensiv damit beschäftigen. Musik BLANK I 43


an die Grundvorgabe. Es macht keinen Sinn, wenn Du einen Remix für eine Club-Compilation machen sollst und dann einen Ambient-Dub Mix abzugeben.“ So richtig spannend wird es aber, wenn die „Großen“ sich eine Neuinterpretation wünschen, denn dann gibt es die komplette

Angst vor wachsender Konkurrenz gibt es im Hause WunderBros nicht in Tagen, in denen sich jeder Langweiler mit Hilfe weniger Clicks und einer noch nicht ganz veralteten Hardware zum Elektroproduzenten aufschwingen kann. Im Gegenteil: Die technischen Möglichkeiten

Du interpretierst das Material neu und es gibt im Normalfall keine ­Änderungen mehr. Das ist ja Sinn der Sache. Take it or leave it. künstlerische Freiheit. „Du interpretierst das Material neu und es gibt im Normalfall keine Änderungen mehr. Das ist ja Sinn der Sache. Take it or leave it.“ Wen man gerne mal auseinander nehmen und anschließend wieder in Form bringen würde? „Wunschkandidaten gibt es keine, aber manchmal kickt einen ein Angebot einfach, mit dem man gar nicht gerechnet hätte. Als wir „Vanilla Ice“ angeboten bekommen haben, ging in der ersten Sekunde der Mundwinkel hoch und in der zweiten war die Entscheidung klar. Ebenso DMX. Auch wenn die Kids die heute gar nicht mehr kennen. Das macht man für sich, Stichwort Bubenträume - das ist die richtige Motivation, dann werden die Tracks auch richtig gut.“

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alleine machten noch keinen guten Produzenten, sagt Dörfler und liegt damit natürlich richtig. „Ich finde es eher toll, dass der Zugang zur Musik und zum Musikmachen heute so leicht ist, wie nie zuvor. Aber der Computer ist genauso ein Musikinstrument, wie eine Gitarre oder ein Klavier. Um gute Sachen damit zu machen musst du dich genauso intensiv damit beschäftigen.“ Und diese Beschäftigung hört nicht am Rande des eigenen Mischpultes auf, denn vielmehr als in der Welt der analogen Musik gilt es im Elektronischen Bereich noch, nach neuen Wegen zu suchen. Nach neuen Ausdrucksformen und nach dem perfekten Weg, seine Musik für den Hörer erlebbar zu machen. Das Fragmentarische, der Prozess des

ständigen Wandels und die Einsicht, dass ein Song in seiner einmal aufgenommenen Form kein Produkt für die Ewigkeit sein muss, bietet diesem vergleichsweise jungen Genre so viele Möglichkeiten für die Zukunft. Dörfler berichtet vom neuen Album Brian Enos, eines der wenigen „großen alten Männer“ der Elektroszene, das nur als interaktive App erschienen ist und sich somit in einem ständigen, nicht abgeschlossenen Prozess befindet. „Die Art der Verbreitung von Musik hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Es gibt auf alle Fälle genügend Chancen, auf verschiedensten Ebenen Neuland zu betreten. Man muss nur immer wieder bereit sein die eingetretenen Pfade zu verlassen und ein bisschen Risiko einzugehen.“ Elektronische Musik hat kein Verfallsdatum und deshalb werden am Ende des Weges vielleicht wenigstens hier die Mutigen und Innovationsausdauerkünstler belohnt. Dann sind auch die WunderBros im Topf, wenn es darum geht, einen Fuß in die Tür zur Ewigkeit zu bekommen. Nicht nur als künstlerische Dienstleister, sondern auch als Lieferanten des künstlerischen Ausgangsmaterials. Ein Album, in dem die Verantwortlichkeiten mal umgedreht werden, die Komposition also aus dem Hause WunderBros selbst stammt, steht auch noch auf der Agenda der beiden Wiener.


MUSIK

Hans Söllner

„SoSoSo“ (Trikont) Hans Söllner war, ist und wird für immer bleiben: Der wichtigste deutschsprachige Liedermacher unserer Zeit. Der, der die Kämpfe, die er besingt noch selbst austrägt anstatt sich nur darauf zu verlassen, mit seiner Lyrik vielleicht ein bisschen Widerstand zu säen. Auf „SoSoSo“, einer Sammlung bereits vielfach liveerprobter und neuerer Songs, geht es mal wieder um die alten

Themen des Bayern-Dylan: Polizeigewalt, die Legalisierung weicher Drogen, die Politiker, aber auch um ganz viel Liebe und Zuneigung. Zwischen Menschen im Allgemeinen und zwischen Liebenden im Besonderen. Niemand spricht liebevoller und intimer über Sex und Zärtlichkeit, Vertrauen und Geborgenheit, wie der ständig als so zornig und zynisch beschriebene Bayer in seinem typischen, manchmal so hart klingenden Idiom. Hans Söllner ist kein Zyniker, sondern ein freier Mann, der sich seine Themen gesetzt hat und kein „Das kann man doch sowieso nicht ändern“ akzeptiert. Er höhlt Steine durch seine Beharrlichkeit und wo ihm das nicht gelingt, bringt er sie durch seine wunderschöne Weichheit zum Weinen. und „SoSoSo“ sendet eine wichtige Kernbotschaft aus: Hans Söllner ist immer noch da und man wird ihn so schnell nicht wieder los. Das ist eine gute Nachricht für alle. (TE)

Nightbeat Love

VISHNU Was für eine spannende Mischung: Die lyrische Schwere eines Nick Cave, die depressive Energie der Doors gepaart mit einem unbeschwerten Teil

Rock´n´Roll und sogar der sphärischen Theatralik der New Wave. Was unbestritten zu einem fiesen Crescendo dadaistischer Nonsenskunst führen könnte, haben VISHNU aus Norwegen zur Meisterschaft gebracht und in ein massentaugliches Gewand gekleidet. Auf „Nightbeat Love“ werfen die Musiker natürlich nicht alles zusammen, sondern lassen das Reduzierte wie das Pompöse, das Depressive wie das Ermutigende gleichberechtigt nebeneinander zu seinem Recht kommen und schaffen damit wiederum etwas originär Einzigartiges. Denn durch die gesamte Platte weht der Geist des Rock‘n‘Roll und zerrt das Theater damit raus auf die Straße. Das klappt nicht durchgängig gleichbleibend spannend, aber dieses Album wird so schnell nicht langweilig. Im Gegenteil, es wächst an seiner Aufgabe, die Klammer um Dinge zu schlagen, die eigentlich nicht zu vereinen sind. (TE)

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HAARiGE GESTALTEN FotograFie UnsErE lEsEr

Es war kalt, es war dunkel, es war Weihnachten und es war Urlaubszeit. Gute Ausreden hätte es genug gegeben, sich nicht mit den Bärten unserer Poeten abzulichten. Aber BLANK-Leser sind eben hart im Nehmen, immer bereit für Unkonventionelles – oder verzweifelt auf der Suche nach dem passenden Werkzeug für ihren exakten Style. Deshalb sind viele von euch unserem Aufruf im letzten Heft gefolgt und haben sich in enge, kalte Automaten gequetscht – nüchtern, trunken, mit festem Vorsatz oder spontan. Heraus gekommen sind viele haarige Schnappschüsse zwischen Kunst und Klischee. Fünf Gewinner konnten wir küren und haben bei der Auswahl nicht nur das ästhetische Moment beurteilt, sondern auch die Geschichte, die dahinter steht. Verzweiflung x Look = Gewinn, so lautete unsere Formel.

Der erste Platz freut sich über ein tolles Braun cruZer Package (bestehend aus „cruZer face“, „cruZer body“ und „cruZer precision“). An die restlichen Gewinner verteilen wir je einen „Braun cruZer precision“.

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die Gewinner Platz 1: Torsten Es war so kalt, dass ich mir gewünscht hätte, der bart wäre echt gewesen. schön zottelig und fast bis an den bauchnabel. das hätte wenigstens für einen warmen hals gesorgt. stattdessen halte ich jetzt durch bis zum sommer, denn eigentlich trage ich meinen gesichtsschmuck gerne kurz und akkurat geshaved. da friert man auch gerne mal ein bisschen. wie auch immer, würde mich wahnsinnig über kompetente hilfe (Personelle oder technische? – anm. d.red.) beim bartstutzen freuen. Platz 2: Tom „das klassische szenario: morgens um drei raus in die kälte und irgendwie zu aufgedreht und bereit für die komischen ideen. der genau richtige Zeitpunkt also, die sache mit den bärten durchzuziehen. ich freue mich natürlich sehr, dass ich gewonnen habe und widme den sieg brüderlich meiner crew, die mit dabei war. Und unser gruppenphoto wollt ihr ganz bestimmt nicht sehen, denn dafür gibt es keine Jugendfreigabe.“ Platz 3: claudi „mein freund ist haarig und eitel, aber so verdammt schüchtern. deshalb habe ich die Verantwortung übernommen und finde, dass mir ein bart auch gar nicht so schlecht steht. wenn mein Einsatz belohnt werden sollte, könnte Er sich dann auch endlich mal wieder vor eine kamera trauen.“ Platz 4: Jana „Es ist zwar kein besonders inspiriertes Photo - ich gebe es zu – aber es handelt sich vielmehr um einen hilferuf als um kunst: denn meine schwiegermutter hat so viele haare auf den Zähnen, dass ich dringend einen rasierer brauche. bitte behandelt diese anfrage diskret, meine Tarnung darf nicht auffliegen.“ Platz 5: daniel „ihr seht, der nachwuchs steht bereit und „moustascht“ sich schon mal warm. Qualitätsprodukte haben ja eine ewig lange lebensdauer, ich würde die geräte also schon mal die nächsten 15 Jahre für den kleinen einem dauertest unterziehen, bevor ich sie reinen gewissens in seine hände lege.“ alle infos zu den braun cruZer Produkten findet ihr hier: www.braun.com/cruZer inspiration für einen neuen bartstyle findet ihr hier: www.shaveyourstyle.com

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Internalise Fotografie Jennifer Endom Styling Natasha Maidment Make-Up Michelle Webb Haare John Mullan Model Nikole @ FM Ausstattung We Are Handsome, Rachel Freire, David Longshaw, Aminaka Wilmont, Jane Bowler, Agent Provocateur www.jenniferendom.de

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Lena Hoschek’s style is a nostalgic return to the female silhouette of the 1940s and 1950s, fusing traditional tailoring with her own passion for opulent, exquisite fabrics, floral prints and folklore from all over the world. The sexy retro look of her collections is marked by a careful attention to detail and always given a progressive finish, which is the expression of her love for Rock’n Roll and Heavy Metal. This summer, Lena Hoschek found her inspiration in the Dias de los Muertos – the Mexican custom to celebrate a fiesta with the dead. Ay caramba!

Official Stores Berlin Weinmeisterstraße 8 10178 Berlin Mitte

Vienna Guttenberggasse 17 1070 Wien World Wide Store www.lenahoschek.com

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Graz Joanneumring 3 8010 Graz


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sol dress /lime, shades /acapulco lh s029, hidalgo belt


Lisboa Gedicht & Fotografie Roman Libbertz


Wilde Hummelstürme über Vasco da Gama, sich spiegelnde Mosaike im Wasser, mit Sonnenreflexen, die in Baumkronen spielen, und deinem elektrischen Rasseln zwischen den Hügeln, bis hin zum Tejo, weiter als der fünfundzwanzigste April, oh Lissabon, du große Schönheit, dein Anblick lässt die Erde beben.












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Um nichts

vorweg-

zunehmen, aber … Fotografie Richard Whitelaw Text Roman Libbertz

Bücher haben bei vielen meiner Freunde den Ruf, langweilig und einschläfernd zu sein. Umständliche Sätze, endlose Beschreibungen anstatt fesselnder Geschichten. Das muss verflucht noch mal nicht sein! Ein Ansatzpunkt. Durch den Bezug zum Autor oder die ­Hintergründe, warum dieser oder jener Roman geschrieben wurde, kann Verborgenes sichtbar und ein Buch zu mehr als einem Buch werden. Kinderleicht. Mir geht es jedenfalls so. Hier ein weiterer Versuch, ein Buch für dich lebendig zu machen. Diesmal: DBC Pierre

D

a las ich, dass der große Werner Herzog eines der letzten Vorhaben von Bernd Eichinger in Angriff nehmen will. Kurzerhand kaufte ich mir also diesen „Jesus von Texas“ vielleicht ein wenig um der Zeit voraus zu sein, aber vor allem um herauszufinden was diese zwei Männer so bewegt haben musste. Das Buch so merkte ich schnell lebt von seinem Stil, von den schnellen unvorhersehbaren Wendungen und von seinem großen Witz, doch vor allem pulsiert es.

Nie zuvor befand ich mich in der Situation, dass mein Kumpel eben 16 Menschen erschossen, sich anschließend selbst hingerichtet hatte und die gesamte Öffentlichkeit es irgendwie auch mir in die Schuhe schieben wollte. Ein unglaublicher Ritt, der mich selbstverständlich dazu brachte mit DBC Pierre in Kontakt zu treten, aber natürlich nicht um etwas vorwegzunehmen.

Pierre, dein Leben ist… „unglaublich wunderbar, schön wäre nur wenn ich das auch so sehen könnte.“

Pierre, Amerika für dich das Land… „in dem Werte konstant zerstört wurden, was dazu führte das es hochwertig ist, wenn einem etwas von wert über den Weg läuft.“

Früher hätte er seine Eltern gerne gegen die seines Kumpels eingetauscht und hätte viel für einen sprechenden Papageien gegeben.

Früher trank Pierre gerne weißen Rum, heute ist es mehr Tequila.

Er liebt Matjes, Zeremonien, Fahrlässigkeit und die Sonne. Pierre, wenn du schreibst… „schlage ich mich mit einer Armee von Ratten rum, jede einzelne eine hyper-aktive Idee.“

Pierre, bei schlechtem Wetter… „arbeite ich oder ich arbeite, mit dem Rattenzirkus.“

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In dreißig Jahren würde er sich am liebsten als ein sehen, alt und befriedigt. Er würde gerne in diesem Cafe, mit dessen Kellernerin mit der er zusammen ist, sitzen und 3auf den ersten Heroindealer seines Lebens warten. Pierre, dein erstes gesprochenes Wort war… „gnfzs“. Für ihn sind alle Traumvorstellungen im Leben zu unbeständig. Vorher abschätzen zu können, wie es aussieht, wenn ein Traum Wirklichkeit wird, das sei seiner Meinung nach das neue Traumvorstellen. Pierre, welche Bücher beein­ flussten dich… „‚On the road‘, ‚Papillon‘, ‚Duluth‘, ‚Die Blechtrommel‘ und ‚Extraordinary Popular Delusions and the Madness of Crowns‘.“ „Auch Zwerge haben klein angefangen“, „Paper moon“ oder „Einer flog übers Kuckucksnest“ sind Filme, die er sich immer wieder ansehen kann. Pierre, du hast Angst… „vor mir selbst.“ Beim Autofahren überkommt ihn das Gefühl von Freiheit. Pierre, deine Henkersmahlzeit wäre… „Steak, sehr roh“

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LITERATUR

Rückblickend sieht er sich selbst vor 30 Jahren wortgewandter als heute. Pierre, Kritiker… „liebe ich, denn sind sie noch mehr von sich selbst eingenommen als ich.“

haben. Ich bin nur der Barkeeper.“ Bitte lesen sie dieses Buch, denn es ist Wahnsinn.

Gerne tanzt er zu südamerikanischen Rhythmen, aber auch jede andere Musikrichtung ist ihm recht. Pierre, wenn du ein Buch auf eine einsame Insel mitnehmen könntest, wäre das… „‚Gegen den Strich‘ von Huysmans.“ Beim Reisen gelingt es ihm oft ,sein eigenes Ich zurückzulassen und sich in eigenen Neuen auszuprobieren. Pierre, dich selbst würdest du beschreiben… „fehlerhaft mit Luft nach oben.“ Seine Lieblingsstadt ist Mexiko City und nach Grönland würde er nur ungern reisen. Pierre, mit Stolz erfüllt dich… „dass es in Europa keine Todesstrafe gibt.“ Und zum Schluss vielleicht noch etwas, das Du schon im­ mer in einem Interview sagen wolltest: „Sie müssen den falschen Pierre

Meine vier Lieblingssätze im Buch: „Das Leben ist einfach wenn ich ­wütend bin.“ „Ich bin immer noch am Überlegen, wie ich das eigentlich finden soll, dieses Syndrom, daß naheliegende Menschen nicht über naheliegende Themen reden.“ „Menschliche Bedürfnisse, die sich vermischen – das ist es, was die Welt antreibt.“ „Ich bin so verliebt in sie, ich kann mir nicht mal ihr Höschen vorstellen.


„er ist wieder da“

Timur Vermes Wir haben es schon wieder getan. Der selbe Typ, die selbe Masche nur 80 Jahre später. Adolf Hitler, der Gröfaz, ist wieder zurück und setzt mal wieder an, das deutsche Volk zu verführen. Und er wäre nicht der Demagoge und Bauernfänger, der er war, wenn ihm das nicht gelingen würde. Timur Vermes hat mit „Er ist wieder da“ einen Roman geschrieben, in dem er den Führer auf eine durch und durch zynische, egoistische Mediengesellschaft treffen lässt, die ihm schneller zu Füßen liegt als man es hoffen sollte. Der Hitler von Vermes ist dem historischen – nunja – Vorbild ähnlicher, als die vielen schriftstellerischen Versuche, die ihn bereits ins Jetzt transformiert haben. Er ist der Analyst, der Bohrer, der Opportunist und der chancenfinder. Der Sender, der Blender. Und deshalb findet er seinen Weg von einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte ins deutsche Fernsehen und die Herzen des Volkes. Das Buch ist in seiner Versuchsanordnung so bizarr, so voller Humor und gleichzeitig so gnadenlos reflexiv, dass einem das Lachen immer wieder im Halse stecken bleibt. Wieder

eines dieser Bücher, das so harmlos daher kommt und nach rund 400 wunderbar lakonisch, witzig und fesselnd erzählten Seiten so viele Fragen offen lässt. Handelt es sich um eine Satire? Wenn ja, worauf? Auf unsere Mediengesellschaft? Die Gefahren und die ständige Möglichkeit, von ihren Protagonisten verführt zu werden? Dieses Buch lässt Angst zurück. Wohlige zwar, aber eben Angst. Und Zweifel an der eigenen Unfehlbarkeit. Denn die Wiederauferstehung des (Ver-) Führers zur unantastbaren Figur verläuft nicht so grotesk wunderhaft, wie man es sich für das eigene „Sowas wie damals wäre doch heute gar nicht mehr möglich“Gefühl gewünscht hätte. „Er ist wieder da“ funktioniert auf so vielen Ebenen meisterhaft, dass es eines der wichtigsten Stücke Literatur der letzten Zeit ist. (TE)

Die verlorenen spuren

Kate Morton Der „Diana“-Verlag ist der Fachverlag für Romane von Frauen für Frauen, die Schinken erscheinen in atemberaubenden Auflagen und blockieren die Bestsellerlisten für Wochen. in den Büchern geht es eigentlich immer um uralte Familiengeheimnisse, die die Gegenwart noch im Schwitzkasten halten. Und alles ist eingefasst in die immer gleichen Umschläge: Erdfarben in weich, stattliches

Anwesen. Das könnte man jetzt ignorieren und denen überlassen, die es möglicherweise zurecht lieben. Es gibt nur ein Problem: inzwischen reiht sich in unserem Bücherschrank Herrenhaus an Herrenhaus und die gängigen „Diana“-Adjektive „verborgen“, „verloren“ und „verwunschen“ bestimmen ein ganzes Regalfach. Denn meine Freundin, belesen und kulturell beflissen, liebt diese Bücher auch. ich kann mich dem Phänomen also nicht mehr entziehen, seit Regalmeter für Regalmeter mit „einzigartigen Welten, in denen die Vergangenheit die Gegenwart nicht loslässt“ befüllt wird. Das Zitat stammt vom Umschlag des aktuellen Bestsellers – „Die verlorenen Spuren“. Kate Morton, die Autorin, ist in unserem Haushalt seit mehreren Monaten Thema: Die Ankündigung der Neuerscheinung elektrisierte meine Freundin in einem Maße, in dem ich das nicht mehr schaffe. Schönen Dank. Aus Ärger darüber habe ich es ihr zur Strafe weggelesen. Einfach so. in einem Rutsch und in wenigen Tagen. Denn was ich las, gefiel mir. Es fesselt und es ist so geschickt arrangiert, dass selbst der kritische Leser alleine aus Trotz keinen geeigneten Punkt zum Aussteigen findet. Es geht wie immer um ein Geheimnis, um ein Verbrechen und um diesen einen Moment in der Kindheit, der alles veränderte. ich kann es nicht zugeben, nein, aber ich fange an, sie zu verstehen. (TE)

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Back to

Blood Fotografie Roman Libbertz

Tom Wolfe ist der amerikanische Chronist schlechthin. Er beobachtet, ihm entgeht kein Detail und er schreibt auf. Tom Wolfe legt seinen Finger exakt auf die Wunden der amerikanischen Gesellschaft. Hier der Versuch einige Episoden von Wolfe‘s nächsten Bavourstück „Back to blood“, einer realen Satire über das Gemeinschaftsgefühl einer stolzen Nation, in Bildern auszudrücken.

A million thanks to Salah Izzedin.














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Reise Boris Guschlbauer

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Urbane Kultur, elektronische Tanzkultur yuppi Buge

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Contributors Text & Reportagen Elmar Bracht (www.dasbiestberlin.blogspot.com) Till Erdenberger (tillerdenberger.wordpress.com) Johannes Finke Boris Guschlbauer (ichwilleineriesenbockwurst mitsenfundzwarsofort.de) Roman Libbertz (romanlibbertz.blogspot.com) Teresa Bücker Till Wilhelm Fotografie Roman Libbertz Jennifer Endom Richard Whitelaw Pierre Kostineak Erik Weiss Monika Finicky


HEFT ZWEI Liebeslyrik Roman Libbertz Bin ich schรถn? Das Elixier Johannes Finke Zug Um zug Pas De Deux

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HEFT ZWEI

Bin ich schön? von Roman Libbertz Meine Seele schlägt gegen ihre Wände, in Verheißung von Dir, mit dessen Augen ich sehen, das Universum bestaunen will, ohne färbende Gedanken, ohne Unruhe, ohne Getriebenheit, dass ich einmal nicht von diesem Feuer gepackt werde, dass es mich vor dem Wahnsinn rettet, jedes Mal nachdem sich meine Lider öffnen, und wir zusammen endlich die menschlichste aller Ängste besiegen, nicht geliebt zu werden.

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HEFT ZWEI

Das Elixier von Roman Libbertz Graue Welt, nicht grauenhaft, Schweiß auf den Händen, Synapsenbretter zersplittern, und das vernachlässigte Herz entkrampft. Sauerstoff, nicht sauer, endlich atmen, Augen scheuen das Licht nicht, und jede Sekunde embryonal. Begegnungen, nicht gegen, ein Kuss hält die Erde an. Seelen tanzen, und Gedanken verlieren alle Kraft. Das Innere, nicht in sich gekehrt, in himmelhohen Sphären, Rolltreppen des Gefühls hinauf, und nahe zu Gott, wir, die Liebenden.

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HEFT ZWEI

Zug Um zug von Johannes Finke Von einem Viertel in ein anderes, im Rahmen bleibend, nicht in die Pastatur, doch weg aus was sie einst Mitte-Zentrum nennen werden, zusammen getrieben von Liebe und immer wieder die Liebe, Sex und Geld und die nächste U-Bahn-Station. Nichts menschliches ist mir fremd, argue zementiert, ob wir wollen oder auch nicht, wir gehn trifizieren jetzt in die Tiefen urbaner Unzulänglichkeit, keiner kennt sie so wie wir, gebündelt, vereint, beim Hängen von Kunst, einträchtig, eine Flasche Sancerre, Rosé deine Haare, in diesem Licht, dein Lächeln und dann eine dieser so leicht anmutenden Fingerübungen von Chilly Gonzales in großzügiger Zimmerlautstärke und wir sind da und der Schmerz lässt langsam nach.

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HEFT ZWEI

Pas de deux von Johannes Finke Du bist wie Ulrike, gemalt von Richter, die Unschärfe entblößt Deine Gewalt, urteilsfrei, ein Stein ist ein Stein ist ein Wurf, ein Argument; dein Begehren ist ein Berg und ich halte Wache an der Talstation, keine Teilzeit, ein Vollzeitjob, ein unbedingtes Muss, eine Notwendigkeit, schlicht. Du bist wie ein Abend mit Christoph, wild und wirr und anarchisch, ein Skript aus Tränen, Blut und Benzin, leicht entflammbar, zerstörend und so echt, dass es weh tut, dass es schmerzt, dass für einen Augenblick die Luft weg bleibt, lang genug; ein Schelm der Böses dabei denkt. Du bist wie eine Nacht unter Feinden, abverlangt wird alles und mehr, das Know-How muss auf den Tisch, in die Mitte, ins Zentrum; dort hatten wir ein Testament hinterlegt, fein säuberlich gelistet, die Bedingungen. Und es ging nie um Kapitulation, es ging immer nur um den Sieg. Du bist wie ich, so ähnlich, sich annähernd, in der Mitte treffend oder am Rand, ganz egal; Du sprengst den Raum, fortwährend, immer wieder neu und es macht Dir Spaß, Du kriegst nie genug davon und das ist gut so; Widerstand darf banal sein, die Liebe manchmal auch, unbedingt.

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präsentiert

sind wieder da!

T JETrZ all übe h erhältlic

Als CD, CD/DVD, Vinyl, Download und in Special Fan Box! Auf Tour im November! 98 I BLANK

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