PLUS 09 vom 15/09/16

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TITEL

Unsere Etsch, geheimnisvolle Lebensader SÜDTIROLS SÜDEN - (wjw) Flüsse sind Lebensadern, geheimnisvoll und unberechenbar zugleich. Unseren Teil des Landes hat die Etsch maßgeblich geprägt. Angefangen von den ersten Regulierungsarbeiten Mitte des 18. Jahrhunderts unter Kaiserin Maria Theresia bis heute, wo seit 1. Jänner 2000 das Land Südtirol die volle Zuständigkeit über die öffentlichen Gewässer erringen konnte.

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„Die Etsch entspringt zu oberst auf Malser Hayd am Reschen neben der gemainen Landstraßen in ainer Wiesen, ist ein ziemlich groß und lichtes Brünnlein, rinnt allda durch drei große Seen“ (von Marx Sittich von Wolkenstein, um 1600) Auf 1550 Meter ü.d.M. entspringt die Etsch, der Hauptfluss Südtirols und mit seinen 415 Kilometern Länge der zweitgrößte Fluss Italiens. Namhafte Autoren und Schriftsteller bezeichneten den aus dem Langtauferer Tal kommenden Karlinbach als Etschursprung; dieser mündete vor der Seestauung in den Graunersee. Auch der aus dem Rojental kommende Pitzbach könnte Anspruch auf den Etschursprung nehmen. Den eindeutigen Etschursprung hat dann schlussendlich der bekannte Autor „Marx Sittich von Wolkenstein“ mit dem oben angeführten Zitat festgelegt. Die Etsch ist erst ab Andrian bei Bozen schiffbar gewesen. Als Etschhafen für größere Lastkräne und Holzflöße diente Branzoll südlich von Bozen. Die mehrfach vermerkten Behauptungen, dass Holzflößereien aus dem Vinschgau im größeren Ausmaß in Richtung Venedig stattgefunden haben, sind sehr mit Vorsicht zu behandeln, da

die Etsch erst im letzten Drittel des 19. Jh. von Glurns abwärts großzügig reguliert wurde. Seit dem Bau der Brennereisenbahn (1867) ist die Schifffahrt auf der Etsch zwischen Bozen und Verona - trotz gleichzeitiger Flussregulierung - so gut wie erloschen und hat nur mehr nahe dem Mündungsgebiet (südlich von Chioggia bei Venedig) Bedeutung. Dort muss die Etsch durch kostspielige Uferschutzbauten gebändigt werden, da ihr Bett teilweise höher liegt als das Land zu beiden Seiten des Flusses. Trotz aller Schutzmaßnahmen kommt es dort fast alljährlich zu Überschwemmungen. Auch der 10 km lange Tunnel, der einen Teil des Etschhochwassers von Mori aus in den Gardasee leitet (Mündung nahe Torbole), hat die Uferübertretungen kaum gedämmt. (Quelle: Kurt Ziernhöld Juli 2005)

DIE ETSCH BEIM LAND Seit der Übernahme der Zuständigkeit über die Etsch durch das Land Südtirol haben sich verschiedene Landesämter intensiver mit dem „Lebensraum Etsch“ beschäftigt. „Lebensraum Etsch“ nannte sich dann auch ein Projekt, an dem die Abteilung Wasserschutzbauten, die Abteilung Natur

und Landschaft der Autonomen Provinz Bozen sowie das Naturmuseum Südtirol von 2002 bis 2004 gemeinsam arbeiteten. Ziel dieses Projektes war zum einen, den bislang unzureichend bekannten Lebensraum entlang des Flusses zu erforschen. Zum anderen wollte man untersuchen, wie sich die von der Abteilung Wasserschutzbauten regelmäßig durchgeführten Pflege- und Instandhaltungsarbeiten wie etwa die Entnahme von Feinsand oder das Mähen der Dammwiesen auf Flora und Fauna entlang der Etsch auswirken.

ETSCHUFER: WERTVOLLE LEBENSRÄUME Trotz Regulierung und jährlicher Pflege- und Instandhaltungsarbeiten auf dem rund 60 Kilometer langen, regulierten Flussabschnitt der Etsch zwischen Meran und Salurn sind dies ökologisch wertvolle Lebensräume, die vielen Pflanzen- und Tierarten als Rückzugsgebiete dienen. Experten aus dem In- und Ausland führten an verschiedenen Standorten an der Etsch Erhebungen der Flora und Fauna durch. Dabei wurden Vegetation, Schmetterlinge, Heuschrecken, Ameisen, Laufkäfer, Kurzflügelkäfer, Spinnen, Weberknechte, Hornmilben,

Foto: LPA

ETSCH-URSPRUNG

Durch Flussaufweitungen - im Bild die Etsch nach den Arbeiten der Agentur für Bevölkerungsschutz - wird die natürliche Artenvielfalt gefördert und neuer Lebensraum für Fauna und Flora geschaffen.

Kleinsäuger, Fledermäuse, Fische und Vögel untersucht. Bei der Auswahl der Standorte wurden möglichst viele verschiedene Habitate, die an der Etsch noch vorkommen, berücksichtigt. Die erhaltenen Daten wurden in die Datenbank des Naturmuseums Südtirol eingetragen und stellen heute einen wichtigen Beitrag zur floristi-


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