Real World Data: Wie Daten die Gesundheitsversorgung verbessern können

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Wie Daten die Gesundheitsversorgung verbessern können

Beispiel 3: Real World Data in epidemiologischen Fragestellungen (Nutzung von Daten aus Prävention) I. Kurzbeschreibung Real World Data werfen in einem digitalen Studiensetting – etwa über Telemonitoring – neben der Frage der technischen Lösung datenschutzrelevante Themenkomplexe auf. Die Corona-Warn-App, welche die Verfolgung von Annäherungen über Smartphones ermöglicht, um Kontakte bei Virusträgern über Expositionsrisiken zu informieren, ist ein Beispiel für die Abwägung zwischen Datenschutz und Zweckbestimmung. Die Zusammenarbeit einer Vielzahl von Experten aus Wissenschaft, Politik und Industrie trug zum Gelingen des Projekts bei. Es zeigte sich, dass durch öffentlichen Diskurs die Akzeptanz der WarnApp erhöht und die Nutzung in relevantem Ausmaß gefördert wird. Die Freiwilligkeit der Nutzung stellte eine maßgebliche Voraussetzung für das Projekt dar. Real World Data können in epidemiologischen Fragestellungen einen entscheidenden Beitrag zu einer schnelleren Risiko-Nutzen-Abschätzung liefern. Die z. B. durch eine App freiwillig und selbstbestimmt übermittelten und gesammelten Daten können für eine erste Bewertung von Hypothesen nützlich sein und erste Hinweise über medizinische Zusammenhänge liefern. Ein standardisierter Aufbau von Registern reduziert Kosten und ermöglicht Synergien in Erhebung, Validierung und Prozessgüte. Ziel ist eine Real-World-Data-Erfassung in enger europäischer Zusammenarbeit, um die sich aus den Umfragen ergebenden Erkenntnisse sowohl länderübergreifend zu analysieren als auch gemeinsam zu nutzen. So soll das Know-how innerhalb der EU effizient und zielgerichtet – z. B. zum Zweck einer verbesserten länderübergreifenden Reaktionsfähigkeit im Krisenfall – gebündelt werden. Es braucht eine interoperabel gestaltete IT-Struktur, die internationale und insbesondere europäische Standards für technische Normen sowie gemeinsame Datenstrukturen und Dokumentationswege anwendet. Unter Berücksichtigung der in der EU geltenden Werte, Normen und Gesetze kann eine europaweite Lösung nach DSGVO erfolgen.

II. Innovationshindernisse und Empfehlungen an die Politik Grenzüberschreitende Datenauswertungen im gemeinsamen europäischen Gesundheitsdatenraum sind eine Voraussetzung für Innovationen durch die Nutzung von Real World Data. Politische Priorität muss jetzt der Aufbau eines European Health Data Space (EHDS) haben. Beantwortet werden muss die Frage nach einer zentralen oder dezentralen Speicherung der Daten. Voraussetzung ist in jedem Fall die Anschlussfähigkeit des deutschen Forschungsdatenzentrums an einen europäischen Datenraum. Notwendig sind darüber hinaus Vorgaben für den Einsatz von KI und die Möglichkeit, Forschungsanstrengungen zu validierten Best Practice-Ansätzen im Zusammenhang mit Real World Data zu intensivieren. Das Beispiel verdeutlicht, wie wichtig eine gesellschaftliche Diskussion zu öffentlichen und privaten Forschungs- und Lösungsansätzen ist. Nur so gelingt es, Vertrauen und Verständnis für die Datennutzung in der Bevölkerung zu stärken, um einen breiten Konsens, der gesellschaftlichen Rückhalt besitzt, zu erreichen. Transparenz darüber, wer welche Daten wofür verwendet, schafft Vertrauen.

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