Woche 45e

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WOCHE NR. 45 DONNERSTAG, 5. NOVEMBER 2015

WÜRENLOS

Design im

stetigen Wandel

CAROLIN FREI

Martin Wetzel in seinem umgebauten Bauernhaus, wo er Gäste empfängt.

Foto: bär

Würenloser Wein im Blut Weil die Rebenflächen immer knapper werden, hat das Winzerpaar Dorothe und Martin Wetzel ein zweites Standbein gesucht und in der Erlebnisgastronomie gefunden. MELANIE BÄR

Die Faszination für den Weinbau bekam Martin Wetzel sozusagen in die Wiege gelegt. Er und seine fünf Geschwister halfen schon als Kind im elterlichen Rebberg und der Trotte in Ennetbaden mit. Die Freude blieb, sodass drei der sechs Brüder die Ausbildung zum Winzer absolvierten. «Es ist die Kombination von Natur, Technik und selbstständigem Arbeiten, die mir so gut gefällt», erzählt Martin Wetzel mit einem Strahlen in den Augen. Der jüngste Bruder hat den elterlichen Betrieb in Ennetbaden übernommen, einer bildete sich zum Kellermeister weiter und ist in Gebenstorf und Villigen tätig und Martin Wetzel pachtete in Würenlos Reben. VOR SECHS JAHREN konnte er und

seine Frau einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb an der Büntenstrasse in Würenlos kaufen.

Weil die Rebenflächen knapp waren, dachten Wetzels über ein zweites Standbein nach. Da immer wieder Anfragen für Familien- und Geschäftsfeiern, Hochzeitsapéros oder Rebbergbesichtigungen kamen, sah man in der Erlebnisgastronomie die Möglichkeit eines weiteren Erwerbzweigs. «Etwas, was Jahrzehnte vorher noch auf kein Interesse gestossen war, wurde plötzlich gefragt.» Wetzels renovierten das alte Haus, in dem bis Ende der 70erJahre ein Bauernbetrieb mit Kühen und Landwirtschaft geführt wurde und bauten es für ihre Bedürfnisse um. Wo einst das Knechtenzimmer war, werden heute in einem Ausstellungsraum Gäste zum Apéro empfangen. Nur noch die alten Holzbalken erinnern an das frühere Haus. Hinter einem Kiesplatz mit Blick auf Würenlos bietet ein Saal Platz für 60 Personen. «Darin werden die Gäste bewirtet.» WEIL SICH DIE WINZER weiterhin auf ihr Kerngeschäft, die Weinproduktion, konzentrieren wollen, arbeiten sie mit Cateringfirmen zusammen, die das Essen liefern. Hauptpartner ist die Würenloser Schwab-Beck GmbH. Mit dem gelernten Koch Martin Schwab hat man einen Fachmann ins Boot geholt und bietet auch Spezialitäten wie beispielsweise das Winzerfondue an. «Die Bouillon wird mit

Rotwein ergänzt», so Wetzel. Mittlerweile findet durchschnittlich einmal wöchentlich ein Essen oder Apéro auf dem Hof statt. Rund ein Viertel des Umsatzes wird durch Erlebnisgastronomie erzielt. Das sei ein gutes Gleichgewicht zwischen der Arbeit mit den Gästen und den Reben. «Ich schätze es, über den Wein zu sprechen und zu zeigen, wo die Reben wachsen.» Gleichzeitig geniesse er die Arbeit allein im Rebberg. «Beim Rebenschneiden habe ich meinen eigenen Rhythmus und kann gedankenversunken in Ruhe arbeiten.» WAS IST DAS ERFOLGSREZEPT? «Die Gäste schätzen es, vom Winzerpaar persönlich Einblick in die Arbeit im Rebberg zu bekommen», glaubt Wetzel. Wenn immer möglich stellt er ihnen nicht nur die fertigen Weine vor, sondern nimmt sie mitsamt des Apéros mit in den Rebberg. «Wenn ich dann vor dem Rebstock stehe und ihnen den Wein ausschenke, der aus dieser Traubensorte stammt, dann kommt es ab und zu zum Aha-Erlebnis.» Sehr zur Freude des Winzers, der von seiner Frau und ab und zu von den beiden Söhnen unterstützt wird. Die Freude am Weinbau wurde zwar auch ihnen in die Wiege gelegt, im Gegensatz zum Vater und Grossvater ist sie jedoch ein Hobby geblieben.

«Ich habe Werner Zemp und seine Frau auf einer Reise in Cornwall kennen gelernt», sagt Margret Haefeli vom Kulturkreis Würenlos. Sie und die anderen Reiseteilnehmer seien von den Erzählungen des Designers Werner Zemp so fasziniert gewesen, dass sie ihn nun zu einem Vortrag eingeladen habe. Sehr zur Freude der zahlreich erschienen Gäste, die sich die Erzählungen des Schweizer Designers nicht entgehen lassen wollten. Erst rollte Werner Zemp die Meilensteine der Designgeschichte auf, die ihren Ursprung im Handwerk hat. «Denn schon damals drängte sich beispielsweise die Frage auf «Wie soll ein Stuhlbein aussehen?». Das Bein bekam eine Form und wurde – weil das andere Menschen auch so wollten – in grösserem Rahmen in Manufakturen produziert. Auch die Technik Eisenguss brachte die Designgeschichte einen grossen Schritt vorwärts, ermöglichte sie doch den Bau von grossen Hallen. Mit dem Beginn der Industrialisierung waren dann Architekten und Künstler gefragt, um dem Produkt eine Form zu geben. «Die ersten Autos sahen aus wie Pferdekutschen», sagt Zemp und betont, dass dies nicht weiter erstaunlich sei. Man habe die Form von dem abgeleitet, was man bereits kannte. HEUTE UNTERSCHEIDE man ver-

schiedene Gestaltungsleitsätze. Bei «form follows function» stehen die Technik und das passende Material im Vordergrund. Ganz anders bei «form follows emotion» oder «form follows fun». Dort stünden «Emotionen wecken» bzw. «sich durch Originalität von anderen Produkten abheben» im Zentrum. Relativ neu sei das «service design», das sich an Dienstleistungen richte. Dann wagte Zemp einen Ausblick in die Zukunft. Die Menschheit sei eine

SPIELGEMEINSCHAFT WÜRENLOS–NEUENHOF SPIELGEMEINSCHAFT WÜRENLOS– gete 2015 die letzte ihrer Art sein NEUENHOF ist musikalisch und ku- wird. Ein Grund mehr, diesen An-

linarisch überzeugend. Die Spielgemeinschaft Würenlos-Neuenhof führt auch dieses Jahr wieder die traditionelle Metzgete durch. Am 8. November werden die Gäste im Gmeinds-Chäller Würenlos von 11 bis 16 Uhr mit Blutwürsten, Leberwürsten, Rippli und Bratwürsten verwöhnt. Erstmalig werden die Gäste nicht nur kulinarisch, sondern auch musikalisch verwöhnt werden. Die extra für diesen Anlass ins Leben gerufene Kleinformation «Wurscht-Musig» wird die Gäste um 11.30 Uhr, 13.15 und 14.30 Uhr klanglich unterhalten. Da sich die Spielgemeinschaft Würenlos–Neuenhof voraussichtlich nach den Jahreskonzerten im Frühling 2016 aufgrund mangelnder Mitglieder auflösen wird, ist es möglich, dass die Musig-Metz-

Der Kulturkreis Würenlos lud zum Vortrag Design im Wandel der Zeit von Werner Zemp. Das Thema interessierte, war das Foyer im Oberstufenschulhaus Feld doch zum Bersten voll.

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lass nicht zu verpassen. Die Spielgemeinschaft Würenlos–Neuenhof hat dieses Jahr aber auch musikalisch einen letzten Höhepunkt zu bieten: Das Konzert wird am Freitag, 20. November, um 20 Uhr in der katholischen Kirche in Neuenhof, und am Sonntag, 22. November, um 17 Uhr in der katholischen Kirche Würenlos aufgeführt.

Metzgete im Gmeinds-Chäller.

zVg

LIEDERFEST VON 4 CHÖREN

Designer Werner Zemp erklärt, wie ein Produkt seine Form bekommt. Beschleunigungsgesellschaft, die irgendwann mit einer Datenbrille auf der Nase und intelligenter Kleidung (etwa mit Heizung und Licht) unterwegs sei. Auch ein Internet der Dinge, bei dem alles miteinander vernetzt sei, stehe in den Startlöchern. So erfahre ein Autofahrer etwa, wo ein Parkplatz frei ist. Neue Möglichkeiten eröffne auch der 3D-Drucker, mit dem sich unter anderem ein kaputtes Teil fürs Auto bequem zu Hause ausdrucken lasse. «Der Konsument wird zum Prosument.» Also zu einem Menschen, der selber produziert. Ein Megatrend sei zu-

Foto: cfr

Am Sonntag, 25. Oktober, fand in der katholischen Kirche Würenlos das 2. Konzert der 4 Chöre statt. Mit dem gemeinsam vorgetragenen «Lied an die Freude» von L.v. Beethoven begann das diesjährige Konzert. Unter der Leitung von Erika Riedo und Klavierbegleitung von Wilma Neumann erfreute der Männerchor Spreitenbach/Sängerbund Würenlos mit Gastsängern die Anwesenden mit verschiedenen Schlagern wie etwa «Griechischer Wein». Anschliessend sang der Trachtenchor Spreitenbach, dirigiert von Rosmarie Heer, Schweizer Volkslieder, unter anderem «Wie mache’s de die Trachtelüüt». Als Nächstes lauschte das Publikum den rhythmischen Liedern

des Gospelchors Hasel Killwangen-Spreitenbach. Yvan Neumann führte den Chor sicher und mit kraftvoller Stimme durch sein Programm. David Kober unterstützte am Klavier. Der Coro ACRIS gab «Quando caliente el sol», «tanti auguri» und weitere italienische und spanische Schlagerlieder zum Besten. Es war ein Augen- und Ohrenschmaus der besonderen Art. Rund 80 Sängerinnen und Sänger trugen das Schlusslied aus Verdi’s Nabucco «Va pensiero» vor. Der riesige Applaus und die grosszügige Kollekte entschädigten alle für das gute Gelingen und die vielen Proben. Als Zugabe erklang «So ein Tag, so wunderschön wie heute...». (ek)

dem – teilen anstelle kaufen, schloss er seinen Vortrag. VON DER ANSCHLIESSENDEN Fragerunde wurde rege Gebrauch gemacht. Unter anderem wollten die Besucher wissen, was er nebst dem «Abfallhai» alles kreiert habe und welche Talente ein Designer haben müsse. «Ich werde Produkte künftig bewusster anschauen, denn sie entstehen nicht einfach so. Ein Prozess steht dahinter», sagt Nicole Markwalder aus Würenlos. Ihre Kollegin Catia Albiez ergänzt: «Design ist komplex. Ohne Leidenschaft geht gar nichts.» Die 4 Chöre gaben ihr Können zum Besten.

Foto: zVg


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