6. Oktober 2011, 50. Jahrgang, Nr. 40
PP 5432 Neuenhof
«Ich ziehe damit die Konsequenzen»
FRAGEN AN
Der Spreitenbacher Ammann Josef Bütler tritt per Ende Februar 2012 zurück. MELANIE BÄR
Monika Spörri, Helferin bei der Traubenlese. Monika Spörri hilft in den Wettinger Weinbergen bei der Traubenernte. Was gefällt Ihnen an dieser Arbeit?
Mir gefällt es, in der Natur zu arbeiten, draussen zu sein. Ich habe das Gefühl, dass die Reben einem Kraft geben. Das finde ich schön. Gibt es Aspekte, die Sie eher als anstrengend oder mühsam empfinden?
Nein, eigentlich keine. Trinken Sie diesen Wein auch selber?
Nein, gar nicht. Mir bekommt die Säure nicht. Braucht man eine Einführung, bevor man Trauben ernten kann? Nein,
das ist ganz simpel: Wenn es braune Beeren hätte, würde man die abzupfen. Faule Stellen oder noch rote, unreife Beeren auch. Oder Essigbeeren, die von Wespen angestochen worden sind, würde man auch rausschneiden. Die Trauben sind dieses Jahr aber wirklich schön, wir mussten selten so wenig «verläse». (ska)
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Sie haben aufgrund verschiedener verbaler Drohungen gegen Sie und Ihre Familie den Rücktritt als Gemeindeammann per Ende Februar 2012 bekannt gegeben. Was ist passiert? Josef Bütler: Ich äusserte mich in einem Interview, das im August im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt in Pfäffikon im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde, positiv über die Gemeinde Spreitenbach. Ich habe dabei erwähnt, dass der hohe Ausländeranteil zwar nicht nur Freude bringe, in der Schule aber eine gute Integration herrsche und man sich in Spreitenbach in erster Linie als Spreitenbacher fühle. Meine Aussagen scheinen einigen Personen missfallen zu haben. Seit diesem Medienauftritt bekamen meine Familie und ich vermehrt bedrohende Telefonanrufe, denen jeglicher Anstand fehlte. Diese Personen leben aber nicht in Spreitenbach. Der Druck gegen meine Familie und ihre Verunsicherung und Angst wurde so stark, dass ich mich entschieden habe, Konsequenzen zu ziehen und mein Amt niederzulegen. Ich bin in erster Linie Ehemann und Vater. Ich will meine Familie schützen, ich bin es ihr schuldig.
Josef Bütler Vater von drei Kindern (18 / 15 / 13) gab den Rücktritt als Gemeindeammann bekannt. Foto: Archiv/wal Anrufer bezeichnete sich als aus- schwierigsten Entscheidungen, die ich je treffen musste. wärtiger Eidgenosse.
Was sind die Reaktionen aus dem politischen und privaten Umfeld auf Ihren Rücktritt? Meine Mailbox quillt über mit Reaktionen von Leuten, die ebenfalls ihren Haben Sie nicht Angst, dass die Tä- Frust zu den Vorfällen äussern. ter damit ihr Ziel erreicht haben? Ich weiss es nicht. Es geht mir Ziehen Sie sich ganz aus der Politik nicht um Sieg und Niederlage, zurück? Nein, dafür ist mein Intersondern darum, meine Verant- esse und meine Freude zu gross. wortung meiner Familie gegen- Zudem habe ich wertvolle Erfahrungen in der Politik gesammelt. über wahrzunehmen. Wie meine politische Zukunft Wie fühlen Sie sich jetzt? Ohn- aussehen wird, weiss ich nicht. mächtig, leer und frustriert. Ich Ebenso wenig, wie meine beruflibin gerne Politiker und habe das che Zukunft ab 1. März aussieht. Amt des Gemeindeammanns Rücktrittsschreiben, ParteimitteiWissen Sie, wer hinter den Anrufen wirklich gerne ausgeübt. Dieses steht? Nein. Einer der anonymen niederzulegen, ist eine meiner lung, Leserbriefe Seite 18/19. Haben Sie polizeiliche Schritte eingeleitet? Nein. Das wäre für meine Familie eine weitere Belastung, die ich nicht eingehen will.