LAUFENTAL Z WINGEN
RÖSCHENZ
Röschenz investiert in die Schule Der Gemeinderat von Röschenz geniesst das Vertrauen seiner Bevölkerung. Zur Budgetgemeindeversammlung erschienen nur wenige Stimmberechtigte. Bea Asper Somit habe quasi jeder Anwesender rund eine halbe Million Franken bewilligt, meinte Finanzchef Remo Oser. Die Erfolgsrechnung rechnet für das 2022 mit einem Aufwandüberschuss von 295 806 Franken. Bisher sei es immer besser gekommen als angenommen, relativierte Christian Mamie von der RPK. Die Finanzprüfer sehen keinen Grund, Massnahmen zu verlangen. Auch seitens der Versammlung gab es keinen Einwand. Das Budget 2022 wurde einstimmig verabschiedet. Oser meinte, dass man den Steuerfuss bei 54 Prozent der Staatssteuer belassen und ein oder zwei weitere Jahresabschlüsse abwarten sollte, bevor eine Steuererhöhung aktuell werden könnte. Dank der bedachten Ausgabenpolitik stehe die Gemeinde Röschenz finanziell solide da — und könne den geplanten Investitionen zuversichtlich entgegenblicken. Gemäss Finanzplan sind in den nächsten fünf Jahren Vorhaben geplant, die rund 15 Millionen Franken kosten und deren Abschreibungen grössere Auswirkungen auf die Erfolgsrechnung haben. Sie seien nur mittels Steuererhöhung nachhaltig finanzierbar, heisst es in den Erläuterungen. Auf dem Programm stehen die Sanierung des Primarschulgebäudes inklusive der technischen Anlagen sowie die Sanierung von Aula und Turnhalle. Zudem ist der Bau einer zweiten Turnhalle geplant. Die entsprechenden Planungsarbeiten seien in vollem Gang. Im Verlauf des nächsten Jahres soll die Bevölkerung über die bis dann entwickelte Variante informiert werden, sagte Oser. Der Finanzplan sieht zudem die Sanierung von Garderoben und Bistro des Fussballclubs und die Erneuerung der Werkleitungen in der Oberdorfstras-
7
Donnerstag, 25. November 2021 Nr. 47
se vor — dies zusammen mit der vorgesehenen Strassensanierung durch den Kanton Basel-Landschaft. Zur Kreisschule Röschenz-Roggenburg sagte Oser, dass die Mehrkosten für die sechste Klasse derzeit über den Finanzausgleich des Kantons laufen (Aufgabenverschiebungen). Für den Kindergarten wurde neu ein Zusatzpensum einer Lehrperson einberechnet, da infolge hoher Kinderzahl eine dritte Kindergartenklasse nötig wird. Für die Führung einer zusätzlichen Kindergartenklasse müsste noch Schulmobiliar (zum Beispiel Kinderstühle) angeschafft werden. Durch die Gleichbehandlung der Röschenzer und Roggenburger Schulkinder im Rahmen der gemeinsamen Kreisschule Röschenz-Roggenburg werden die SchülerTransportkosten gemeinsam getragen. Der Schüler-Transportbus soll das ganze Jahr über fahren, deshalb falle der Betrag höher aus als im Vorjahr, führte Oser aus. Ebenfalls ins Budget aufgenommen wurden die Kosten für ein Skilager, in der Hoffnung, dass dieses wieder stattfinden kann. Beim Mittagstisch geht man ebenfalls davon aus, dass dieser trotz CoronaMassnahmen durchgeführt werden kann und mehr Anmeldungen hat als im Vorjahr.
In neuem Gewand
Stramm stehen in Rot-Schwarz: Die BBKZ mit neuem Dirigenten und neuer Uniform.
Die Brass Band Konkordia Zwingen präsentierte am Wochenende nicht nur ihren neuen Dirigenten, sondern auch ihre neue Uniform. Eine Doppelsechs auf hohem Niveau. Martin Staub
Grosse Investitionen: Röschenz plant neben der Sanierung des Schulhauses den Bau einer zweiten Turnhalle. FOTO: SCHULEROESCHENZ.CH
Bereits das Eröffnungsstück der 30-köpfigen Band kündigte — zwar noch im alten, fast 30-jährigen edlen Grau — ein neues Zeitalter an: «A New Age» von Armin Kofler. Der Einstand von Reto Borer als neuer musikalischer Leiter war somit bereits im Trockenen. Gewählt wurde der Laufentaler, der bereits einige Erfolge mit regionalen Musikvereinen auf seinem Konto hat, bereits im Sommer 2020. Auch die Neuuniformierung war in jenem Jahr geplant. Die Gründe für die Verschiebung zu erwähnen, erübrigt
sich. «Im Juni dieses Jahres konnten wir mit Proben beginnen», erklärte Borer, und das Resultat durften die zahlreichen Gäste an zwei Abenden im Gemeindesaal Zwingen live miterleben. Ein doppelter Erfolg in musikalischer und in modischer Hinsicht. Das Zepter, respektive das Mikrofon für die Moderation, nahm die Präsidentin gleich selbst in die Hand. Cornetistin Bianca SchnellStrauss begrüsste das Publikum und führte durch die 13 Nummern, die eine gut verdauliche Mischung aus traditioneller Unterhaltungsmusik («Music of the Night», «Big Spender» ...) über Klassiker («French Can Can», «Unter dem Doppeladler» ...) bis zu zeitgenössischem Funk alles enthielt. Als besondere Highlights erwiesen sich die Stücke «Celtic Force» von Mario Bürki — hier durften verschiedene Interpreten mit atemberaubenden Soli brillieren — und passend zum Anlass «New Fashion», das Dirigent Reto Borer in den 1990er-Jahren für seinen damaligen Verein komponiert hatte. Dass diese festli-
FOTO: MARTIN STAUB
chen Tonfolgen perfekt zur Neuuniformierung passten, zeigte sich nach der Pause, nachdem der vorher geschlossene Vorhang gelüftet wurde: In edles Anthrazit gehüllt, eröffneten die rund 30 Frauen und Männer mit der «Olympic Fanfare And Theme» den zweiten Teil im neuen Stoff, der wohl für die nächsten zwanzig Jahre die BBKZ durch Höhen und Tiefen begleiten soll, wie Erwin Borer, während der dreijährigen Evaluation «Uniformenpräsident», verkündete. Für Oliver Häberlis Beschreibung des gelungenen Kombis stellte sich der Bassposaunist Colin Tresch als Model zur Verfügung. Der Vertreter des Herstellers Schuler Manufaktur in Rothenthurm stellte die Feinheiten des neuen Repräsentationsteils exakt und mit Humor vor. Danach ging es weiter mit Musik und die Zwingner Musikantinnen und Musikanten liefen im neuen Kleid zur Hochform auf, was schliesslich in zwei Zugaben mit enthusiastischen Klatschrhythmen des Publikums gipfelte.
L AUFEN
«Komm aus der Opferrolle heraus und wehre dich» Loredana Galeoto wurde von ihrem Mann brutal niedergestochen. Mit dem Erzählen ihrer Geschichte möchte sie heute, am «Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen», auf das Tabuthema aufmerksam machen. Gaby Walther Loredana Galeoto strahlt bewundernswert viel Lebensenergie, Freude und Kraft aus. Selbstverständlich ist dies nicht. Vor drei Jahren, am 27. Dezember 2018, wurde sie von ihrem damaligen Ehemann in einer Boutique in Laufen mit einem Messer niedergestochen. Seither ist die Laufnerin im Rollstuhl. Vor drei Wochen verurteilte das Baselbieter Strafgericht den Italiener wegen versuchten Mordes zu 15 Jahren Zuchthaus und 12 Jahren Landesverweis. Nun wendet sich Loredana Galeoto ans Wochenblatt. Sie möchte mit ihrer Geschichte anderen Frauen und auch Männern, die Gewalt in der Partnerschaft erleben, Mut machen: «Macht die Augen auf. Lasst Euch nicht schlecht behandeln und unterdrücken. Opfert nicht euer Leben für solche Menschen. Wehrt Euch, kämpft, holt Hilfe.» Ihre eigene Leidensgeschichte hat lange gedauert. 27 Jahre war Loredana Galeoto verheiratet. Anfangs seien sie sehr verliebt gewesen. Doch nach dem ersten Kind folgte bald die erste Ohrfeige. Immer öfters musste sie vom Ehemann Gewalt und Drohungen hinnehmen. Dabei managte sie fast alles allein. Sie arbeitete in der Pflege und schaute abends auf die beiden
Kämpft für ein gutes Leben: Loredana Galeeoto wurde vor drei Jahren von ihrem damaligen Ehemann in Laufen mit einem Messer niedergestochen. Seitdem ist sie gelähmt. Sie möchte Opfer von häuslicher Gewalt dazu ermutigen, sich trotz Angst FOTO: FOTOSTUDIO AMADEO ESTERIORE zu wehren. Mädchen. Der Mann ging selten länger einer Arbeit nach und auch zuhause war kein Verlass auf ihn. Zweimal zeigte Lo-
redana ihn bei der Polizei an. Doch seine Drohungen waren so massiv, dass sie die Anzeigen zurückzog. «Ich hatte Angst um
meine Kinder. Was sollten sie machen, wenn ihre Mutter tot und der Vater im Gefängnis ist? Aus diesem Grund blieb ich bei ihm und liess alles zu. Ich wusste, dass ich ihn verlassen werde, sobald meine Töchter erwachsen sind», schildert die 50-Jährige die damalige Situation. Im Juli 2018 spitzte sich die Situation zu. Der Mann sperrte seine Ehefrau in der Wohnung ein und nahm ihr Natel, Schlüssel und Kreditkarte weg. Mit Hilfe der Töchter gelang ihr nachts die Flucht und am Morgen erstattete sie Anzeige bei der Polizei. Der Mann wurde in die Psychiatrie in Liestal eingeliefert. Während des eineinhalbmonatigen Aufenthalts floh er zweimal. Beim zweiten Mal wurde er nicht mehr inhaftiert. Er wurde als gesund erklärt. «Inzwischen war ich nach Röschenz gezogen und obwohl er sich mir nicht nähern durfte, stalkte er mich. Er tauchte ständig überall auf. Ich lebte die ganze Zeit unter extremer Angst. Ich wusste, er hört nicht auf, bis er mich umgebracht hat», erzählt Loredana Galeoto. Die Angst wurde so gross, dass sie zu einem Kollegen zog und niemanden die Adresse verriet. Die 18-jährige Tochter blieb allein in der Wohnung zurück. «Ich gab ihr Geld, rief sie täglich an und sorgte aus der Ferne für sie.» Wegen der Tochter kehrte die Mutter vor Weihnachten zurück nach Röschenz. Am 26. verbrachten sie gemeinsam einen schönen Tag. Am 27. wurde Loredana Galeoto niedergestochen. Hätte das Drama verhindert werden können? Solange kein Verbrechen passiert, kann die Polizei wenig unternehmen. Sie kann bei einer Anzeige den Mann für 24 Stunden in Gewahrsam nehmen und ihm verbieten, sich der Frau zu nähern. «Die Polizei riet mir, ins Frauenhaus zu gehen. Doch ich konnte mich doch nicht für den Rest des Lebens dort verstecken.» Loredana wünscht sich
mehr Hilfe für die Opfer. Nicht nur vonseiten der Polizei. Auch im Bekanntenkreis hätten die Leute weggeschaut oder Angst gehabt, ihr zu helfen. «Gewalt gegen Frauen wird in der Schweiz und weltweit zu oft verharmlost und tabuisiert. Ich möchte mit dem Erzählen meiner Geschichte mithelfen, etwas daran zu ändern», so Loredana Galeoto. Sie spricht vor allem die Opfer an. «Wir sind auch Menschen. Komm aus der Opferrolle heraus. Es ist nicht deine Schuld. Nimm dein Leben in den Griff. Wehre dich, sage nein. Wir leben nur einmal», betont sie noch einmal. Sie selbst geniesst das Leben wieder und hat sich noch nie so frei gefühlt. Während fast eines Jahres war sie in der Reha. Dort lernte sie einen neuen Partner kennen. Inzwischen lebt sie in Laufen in einer rollstuhlgängigen Wohnung, kann den Haushalt allein erledigen und kämpft um jeden gesundheitlichen Fortschritt.
16 Tage gegen Gewalt an Frauen
Im Schnitt wird in der Schweiz jede zweite Woche eine Frau durch ihren Partner getötet. Die Dachorganisation der Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein zeigt in einer repräsentativen Studie auf, dass 42 Prozent der befragten Frauen in der Schweiz schon Gewalt in einer Paarbeziehung erlebt haben. Häusliche Gewalt ist somit ein gesellschaftliches Problem. Die Kampagne «16 Days of Activism Against Gender Violence», welche 1991 vom Women‘s Global Leadership ins Leben gerufen wurde, leistet mit vielfältigen Veranstaltungen einen Beitrag dazu, genauer hinzuschauen und geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen. Die 16 Tage beginnen stets am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Abschluss ist am Tag der Menschenrechte am 10. Dezember.