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Megatrends und die Kirche
Megatrends bestimmen die Gegenwart und die Zukunft. Einer davon ist die Abkehr von den Landeskirchen. Die Reformierte Kirchgemeinde Wettingen-Neuenhof verfolgt daher eine Zukunftsstrategie. In dieser enthalten ist auch ein neues Kirchgemeindehaus per Immobilienstrategie.
Rinaldo Feusi
Die Abkehr aus den Landeskirchen trifft auch das Limmattal. Das reformierte Kirchgemeindehaus in Wettingen wurde 1969 erbaut. Das in Neuenhof während der Fünfziger Das Neuenhofer ist seit Sommer 2022 geschlossen und jenes in Wettingen ist schlicht zu gross. Die Räume sind teuer zu heizen, bleiben wenig bis ungenutzt Obschon sich Nutzungen finden lassen würden, leisteten diese keinen substanziellen Beitrag an den Unterhalt Es ist Zeit, einen Schritt nach vorne zu gehen Zusammen mit der Architheke AG ist geplant, ein kleineres Kirchgemeindehaus zu bauen. Das Sigristenhaus und der Garten vor dem Pfarrhaus sollen verschwinden, der Aussenbereich neugestaltet werden Doch erst muss dem Projek- tierungskredit zugestimmt werden und in einem zweiten Schritt dem Baukredit. Wenn alle am selben Strang ziehen, sollte das neue Kirchgemeindehaus an Ostern 2026 fertig sein. Pfarrer Lutz Fischer-Lamprecht ist zuversichtlich: «Seit 2014 informieren wir laufend über die Mitgliederentwicklung und die finanziellen Folgen. Wir konnten so Verständnis für die schwierige Situation schaffen, in der die Kirchgemeinde steckt.»
Demografischer Wandel und sinkendes Interesse Leere Kirchenbänke: Auch die Reformierte Kirchgemeinde WettingenNeuenhof spürt die Megatrends schon länger «Seit den 1970er Jahren verliert die Kirche an Mitgliedern», berichtet der Pfarrer Aber nicht nur Austritte belasten die Kirchgemeinde Der demografische Wandel und die wechselnden Interessen spielen ihre Rolle. Ebenfalls gibt es heute Freikirchen für die Hardliner Zudem kann die reformierte Kirche weniger von der Zuwanderung profitieren Letztere hielt die katholische Kirche in der Schweiz länger über Wasser als die reformierte «Die Katholiken profitierten von Einwanderern aus südlichen Ländern», erklärt der höchste Reformierte im Kanton. «Und diese sind in der Regel katholisch.» Doch auch die jungen Italiener, Portugiesen oder Spanier füllen die Kirchenbänke nicht mehr Zudem hat die Schweiz auch eine hohe Zuwanderung aus Ländern, die nicht christlich sind oder aus anderen säkularisierten Ländern oder – wie in Deutschland – Landesteilen stammen. Der deutsche Osten beispielsweise ist grossmehrheitlich atheistisch. Dort sagen über 70 Prozent der unter 28-Jährigen, nicht an einen Gott zu glauben.
Keine Sorgen vererben
Die Strategie sei gemäss Fischer-Lamprecht keine Gegenwartsbewältigung. Obschon sie sich direkt auf die heutige Situation auswirkt, geht es darum, der nächsten Generation keine Sorgen zu vererben. So steht in der Immobilienstrategie nicht nur ein neues Zuhause in Wettingen, sondern auch der Umgang mit dem Kirchgemeindegelände in Neuenhof Das Wettinger Kirchgemeindehaus mag zu gross sein, doch das Neuenhofer sei nicht mehr tragbar Die Balken an der Westfassade sind durchgefault Dort ist eine Umzonung beantragt, die eine Wohnüberbauung ermöglichen soll. «Solche Prozesse brauchen aber Zeit», so Fischer-Lamprecht. Der Planungskredit für das neue Kirchgemeindehaus in Wettingen wird an einer ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung zur Abstimmung gebracht. Wann diese stattfinden wird, kommuniziert die reformierte Kirchenpflege.
Natürlich ist es vermessen zu erwarten, dass der Gemeinderat dem Einwohnerrat nach dem Volksnein im November ein komplett neues Budget vorlegt Dafür fehlte schlicht und einfach die Zeit Nichtsdestotrotz hätte die Fraktion FDP Wettingen vom Gemeinderat schon erwartet, dass er etwas mehr leistet, als einfach nur an den Schätzzahlen zu schrauben. Dieses Vorgehen erscheint der Fraktion mutlos Das Volk hat zum Budget Nein gesagt In der Konsequenz müsste nun aufgezeigt werden, wie das Budget durch eine konsequente Verzichtsplanung oder im schlimmsten Fall mit einem Leistungsabbau ausgeglichen werden kann.
Die Fraktion respektiert den Volksentscheid und stimmt dem vom Gemeinderat beantragten Budget mit einem Steuerfuss von 95% zu Der Antrag der Fiko, den Steuerfuss auf 96 % zu erhöhen, ist aus Sicht der Fraktion weder Fisch noch Vogel. Es löst die strukturellen Probleme von Wettingen nicht und erinnert eher an eine Salamitaktik als an einen fundierten Entscheid in eine andere Richtung. Mit der Zustimmung zum Antrag des Gemeinderates will die Fraktion auch die Hoheit über die Gemeindefinanzen in den eigenen Händen halten und diese nicht dem Regierungsrat übergeben
Auch wenn die Fraktion heute «Ja» zum Budget sagt, hält sie dennoch weiter an ihren mittel- und langfristigen Finanzzielen fest Es sind dies: Erhöhung des Selbstfinanzierungsgrads, ausgeglichene Budgetzahlen und Reduktion des Schuldenberges.
Bei künftigen Investitionen wird die Fraktion in Zukunft darauf hinarbeiten, dass diese mit objektbezogenen Vorfinanzierungen verknüpft werden Zudem wird die Fraktion weiterhin genau hinschauen und konsequent priorisieren, wenn es um Investitionen geht.
Wenn es so weitergeht, droht das sinkende Schiff der Wettinger Finanzen wirklich unterzugehen Anstelle von Schuldenabbau oder höherer Selbstfinanzierung nehmen die Schulden mit dem vorliegenden Budget zu. Ganz nach dem Motto: «Nach mir die Sintflut».
An der Sitzung vom 26. Januar wird Markus Zoller als Einwohnerrat der Mitte-Fraktion vereidigt Markus Zoller ist Vizepräsident der Ortspartei Die Mitte CVP Wettingen und Mitglied der Planungskommission Während der letzten Legislatur war er bereits Mitglied des Einwohnerrats, landete bei den letzten Wahlen auf dem ersten Ersatzplatz und rückt jetzt für Thomas Benz nach.
Neu besetzt wird nach dem Rücktritt von Thomas Benz auch dessen Sitz in der Finanzkommission. Die Mitte-Fraktion schlägt als neues Mitglied der Finanzkommission für den Rest der Amtsperiode 2022–2025 Simona Nicodet vor Für ihren frei werdenden Sitz in der Geschäftsprüfungskommission kandidiert Marie-Christine Andres Schürch. Die beiden Mitte-CVP-Einwohnerrätinnen werden an der Ratssitzung vom 26. Januar zur Wahl vorgeschlagen. Die Mitte-Fraktion dankt den beiden Frauen für ihre Bereitschaft, den zusätzlichen Kommissionsaufwand auf sich zu nehmen und sich mit vollem Einsatz für Wettingen zu engagieren.
Das Postulat von Heinrich Müller für sicheres Velofahren auch an Kreiseln, Kreuzungen und Querungen wird von der Mitte-Fraktion einstimmig unterstützt. Das Velowegkonzept muss unbedingt angegangen und zeitnah umgesetzt werden Die Mitte-Fraktion begrüsst auch das Postulat zur Hitzeminderung Es ist sinnvoll, bei künftigen Vorhaben dem Aspekt der Hitzeminderung vermehrt Beachtung zu schenken.
Im vergangenen November lehnte die Wettinger Stimmbevölkerung das Budget 2023 ab Das neu ausgearbeitete Budget wird an der kommenden Sitzung dem Einwohnerrat vorgelegt Eine Mehrheit der MitteFraktion stimmt dem Antrag der Finanzkommission zu, die ein Budget mit einem Steuerfuss von 96 Prozent und damit ein ausgeglichenes Ergebnis vorschlägt. Nachdem zwei wichtige Ziele – Schulden abzubauen und die Selbstfinanzierung zu steigern – mit dem Budget 2023 nicht erreicht werden, soll wenigstens das Minimalziel, ein ausgeglichenes Budget, umgesetzt werden. Nach wie vor hält die Mitte-Fraktion eine Steuererhöhung für unumgänglich.
Die Fraktion SVP ist enttäuscht, dass der Wettinger Gemeinderat nach dem klaren Nein in der Volksabstimmung Ende November 2022 für die Neuauflage des Budgets keine Einsparungen vorgenommen hat Es ist klar, dass man in wenigen Wochen kein gänzlich überarbeitetes Budget erwarten darf; aber ein, zwei Sparmassnahmen in Bereichen, die «einschenken» – das wäre nach Einschätzung der SVP-Fraktion schon möglich gewesen.
Die Fraktion SVP hält dem Gemeinderat aber zu Gute, dass er den Volkswillen beachtet und ein Budget mit einem unveränderten Steuerfuss von 95% vorlegt. Der Gemeinderat weist in seiner Argumentation für einen gleichbleibenden Steuerfuss nach, dass eine Steuerfusserhöhung unnötig ist. Die Fraktion SVP wird dem Antrag des Gemeinderats deshalb zustimmen.
Überhaupt kein Verständnis hat die SVP-Fraktion dagegen für den seltsamen Antrag der Finanzkommission (Fiko), die den Steuerfuss um ein Prozent erhöhen will Die Mehrheit der Fiko missachtet damit den Willen des Volkes, das eine Steuerfusserhöhung sehr deutlich abgelehnt hat Warum stellt die Fiko diesen sonderbaren Antrag? Will sie damit das Budget 2023 bewusst sabotieren, um eine Entscheidung des Regierungsrates zu erzwingen?
Für die kommenden Jahre erwartet die Fraktion SVP vom Gemeindeund vom Einwohnerrat endlich eine konsequente Finanzpolitik, basierend auf einer Verzichtsplanung sowie einer Priorisierung der Ausgaben nach dem Grundsatz, das Notwendige vom Wünschbaren zu trennen.
Mit der Ablehnung der SVP-Motion über die Leistungsbeurteilung seiner Mitglieder untermauert der Wettinger Gemeinderat leider ein weiteres Mal seine verstaubte Haltung zu Innovationen Statt die Motion zum Anlass zu nehmen, über eine zeitgemässe Leistungsbeurteilung nachzudenken, verdammt der Gemeinderat mit teilweise abenteuerlichen Argumenten ein ernsthaftes, in der heutigen Gesellschaft allgegenwärtiges Anliegen (die Leistungsbeurteilung von Führungskräften durch Mitarbeitende) in Bausch und Bogen. Es ist eine verpasste Chance. Schade.
SP/WettiGrüen setzt sich weiterhin dafür ein, dass die finanzielle Talfahrt in Wettingen gestoppt wird Wer das Budget realistisch und umfassend betrachtet, muss einsehen: An einer Steuerfusserhöhung führt kein Schleichweg vorbei. Das viel beschworene Sparpotenzial könnte nur mit konkreten Anträgen und Mehrheiten im Einwohnerrat ausgeschöpft werden. An der letzten, 6-stündigen Budgetsitzung wurden ein paar Kürzungsvorschläge gutgeheissen, viele andere nicht Die möglichen Kürzungen schenken nicht wirklich ein, aber sie schmälern die Leistungen der Gemeinde und tun der Bevölkerung direkt oder indirekt weh.
Die Finanzkommission möchte die Beiträge für Kultur nochmals um 24 000 Franken senken Dieser Budgetposten wurde in den vergangenen Jahren bereits kontinuierlich abgebaut Welche Vereine würde es dieses Mal treffen? Die Fraktion wehrt sich entschieden gegen den Abbau in einem Bereich, auf den Wettingen stolz sein kann und in dem sich unzählige Freiwillige für die Allgemeinheit und den Zusammenhalt der Bevölkerung einsetzen
Die Faktenlage ist eigentlich klar: Seit über 20 Jahren wurden in Wettingen an Einwohnerratssitzungen und Abstimmungen laufend Ausgaben bewilligt (nicht bloss für das Tägi!). Die Rechnungen wurden jedoch nicht mit Einnahmen durch einen erhöhten Steuerfusses bezahlt, sondern es wurden laufend Schulden angehäuft Die Fraktion SP/WettiGrüen beantragt, die Neuauflage des Budgets 2023 zurückzuweisen, alles andere wäre schlicht verantwortungslos Der Antrag der FiKo, den Steuerfuss um ein Prozent zu erhöhen, zeigt, dass höchstens noch laue Kompromisse möglich sind. Ein bisschen Steuerfuss, ein bisschen Kürzen ohne Schmerzen, reichen tut es trotzdem nicht. Es kann für Wettingen deblockierend wirken, wenn der Kanton den Steuerfuss vorgeben muss.
Erfreulich ist, dass der Gemeinderat die beiden Postulate von Heiri Müller (SP) entgegennehmen will. Es sollen geeignete Mittel ergriffen werden, um das Velofahren in Wettingen sicherer zu machen. Zudem soll der Gemeinderat Massnahmen zur Hitzeminderung an exponierten Stellen vorschlagen.
Die Fraktion der GLP begrüsst, dass der Gemeinderat ein Budget ohne Steuerfusserhöhung vorlegt und so dem Volkswillen teilweise gerecht wird. Für die GLP ist klar, dass das Budget nicht durch den Regierungsrat, sondern vom Einwohnerrat und von der Stimmbevölkerung in Wettingen erfolgreich beschlossen werden muss. Weiter spricht sich die GLP gegen den Antrag der Finanzkommission aus, den Steuerfuss um 1% zu erhöhen Die GLP unterstützt somit das Budget des Gemeinderats Nichtsdestotrotz vertritt die GLP weiterhin die Ansicht, dass mit einer verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch mehr Steuereinnahmen generiert und so die Gemeindefinanzen verbessert werden könnten. Der Gemeinderat hat das Potenzial aber nach wie vor verkannt.
Nach der Ablehnung des Budgets 2023 stehen unterschiedliche Informationen bezüglich Absagen und Verschiebungen von Veranstaltungen im Raum. Die Art der Kommunikation, insbesondere im Schulbereich, wirft Fragen auf, die die GLP geklärt haben möchte, und hat deshalb eine dringliche Interpellation eingereicht.
Die Forderung der Fraktion der SVP, die Leistung der Mitglieder des Gemeinderats besser zu überprüfen, ist zwar nachvollziehbar, aber widerspricht unserem politischen System Ausserdem wären die Leistungskriterien auch wegen des Kollegialitätsprinzips kaum messbar und insbesondere können Leistungen nicht berücksichtigt werden, deren Effekt erst nach einer Legislaturperiode zum Tragen kommen könnten Darum lehnt die Fraktion der GLP diese Motion ab.
Dass «der rote Faden an der Kreuzung nicht abreissen» darf, das ist auch die Meinung der GLP Somit spricht sie sich auch für die Entgegennahme dieses Postulats aus.
Die Entgegennahme des Postulats zu Hitzeminderung unterstützt die Fraktion der GLP Das gleiche Anliegen brachte die GLP bereits 2018 bei den Plänen des neuen Bahnhofsareal ein, wobei sie noch auf taube Ohren stiessen. Darum freut es die GLP, dass das Anliegen beim Gemeinderat endlich Gehör findet, wenn auch fünf Jahre zu spät.