Lenzburger Bezirks-Anzeiger

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LENZBURGER WOCHE

DONNERSTAG, 3. DEZEMBER 2020

Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzende Gemeinden.

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Nach Jahren intensiver Recherche: Doris Eichenberger freut sich, dass die Biografie ihrer Mutter nun gedruckt vorliegt.

Diagnose – moralisch defekt Möriken-Wildegg Doris Eichenberger hat nach der Pensionierung begonnen, das Leben ihrer leiblichen Mutter zu erforschen, die Stationen eines wirren Lebens zu ergründen. Aus einer Fülle von Dokumenten und Befragungen ist eine Biografie entstanden. ■

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Foto: Carolin Frei

Keine Wunschmutter

CAROLIN FREI

I

ch wusste nicht viel über meine leibliche Mutter, sah sie erstmals, als ich im Kindergartenalter war, und nachher vielleicht noch dreimal», sagt Doris Eichenberger, die nach der Geburt von der Mutter getrennt wurde. Und das, was die heute 69-Jährige von Verwandten über ihre Mutter zu hören bekam, waren vor allem Schreckensbilder und Gerüchte. Pauline Schwarz, geboren 1918, war fünfmal verheiratet, gebar fünf Kinder von vier verschiedenen Ehemännern. Und weil sie immer wieder mal einen Diebstahl oder Betrug verübte, stand sie 14-mal vor Gericht und verbrachte beinahe zehn Jahre hinter Gittern. Einige davon in der Justizvollzugsanstalt Lenz-

uns Wir freuen h auf euc !

burg. Und nicht nur dort. Sie wurde zudem in den psychiatrischen Einrichtungen Burghölzli, Rosegg und in Königsfelden behandelt – wo man ihr die Diagnose «moralisch defekt» aufdrückte. Vier ihrer fünf Kinder wurden ihr sofort nach der Geburt weggenommen und fremdplatziert. Eines davon war Doris Eichenberger, die nach ein paar Übergangspflegeorten von der Schwester ihres leiblichen Vaters und deren Mann adoptiert wurde. «Ich hatte es gut dort», sagt sie.

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Ihre leibliche Mutter hingegen traf sie aber nur viermal – und das passte so für sie. «Eine solche Person wünscht man sich nicht wirklich als Mutter», sagt Eichenberger. Und doch hat es ihr keine Ruhe gelassen, diesen Schreckensbildern und Gerüchten, die ihr immer wieder zu Ohren kamen, nach ihrer Pensionierung nachzugehen. Bei Gemeinden, im Stadt-, Staatsund Bundesarchiv sowie mit Zeitzeugen hat sie alles an Dokumenten und Informationen zusammengetragen, was es über Pauline Schwarz zu finden gab. Die Recherche gestaltete sich alles andere als einfach, wechselte Pauline doch häufig den Wohnort und den Familiennamen. Gewohnt und gearbeitet hat sie unter an-

derem in Auenstein, Lenzburg, Niederlenz, Veltheim und Wildegg. Doris Eichenberger sammelte in acht Bundesordnern Material. Material, das sie auf Empfehlung des Archivs St. Gallen der Autorin Lisbeth Herger zur weiteren Recherche und zur Verfassung einer Biografie überliess. Die Aufarbeitung all der Daten war intensiv, die Zusammenarbeit zwischen Eichenberger und Herger ebenfalls. Nach vier Jahren ist sie nun da – die Biografie der 1982 verstorbenen Pauline Schwarz. «Meine Gefühle meiner Mutter gegenüber waren nie wirklich freundlich. Doch als ich all die Facetten aus ihrem Leben gebündelt im Buch nachgelesen hatte, empfand ich Mitleid mit meiner Mutter. Einer Frau, die es auch nicht immer einfach hatte.» Die Namen der Protagonisten im Buch sind anonymisiert. Zum Schutz der Verwandten. Ein Bruder und eine Schwester von Doris Eichenberger sind bereits gestorben, ein Bruder möchte keinen Kontakt. Ihre älteste Schwester hat sie vor vielen Jahren ausfindig gemacht. Die beiden verstehen sich sehr gut, teilen sich seit Jahren eine Wohnung in Möriken. Ihre Schwester hat mit Pauline Schwarz längst Frieden geschlossen, Doris Eichenberger dank der Aufarbeitung ihrer Lebensgeschichte nun auch.

Vergangene Woche feierten wir den Geburtstag meiner Schwiegermutter. An sich wäre das nicht erwähnenswert, wäre da nicht der Fakt, dass sie Melanie Solloso bereits vor acht Jahren gestorben ist und wir ihren Geburtstag auf dem Friedhof gefeiert haben. In den Philippinen ist nicht nur am Totengedenktag die ganze Familie mit Speisen und Getränken auf dem Friedhof präsent, sondern auch an den Geburtstagen der Verstorbenen und nicht zu vergessen an Allerheiligen. Aus Platzgründen wird oft sogar auf den Gräbern der Verstorbenen gepicknickt. Daran findet hier niemand etwas Anstössiges. Der Tod ist in den Philippinen ins Leben eingebunden: Totenzüge fahren offen durch die Stadt und davor werden die Toten zu Hause für einige Tage aufgebahrt. An den Abenden wird gemeinsam gebetet und Totenwache gehalten. Der philippinische Brauch, dass die Geburtstage der Toten weiterhin in der Gemeinschaft gefeiert werden, gefällt mir besonders gut. Man erinnert sich nicht nur in stiller Trauer für sich, man gedenkt gemeinsam und in aller Öffentlichkeit. Diese offene Trauer in der Gemeinschaft, neben der erstaunlicherweise ganz viel Fröhlichkeit Platz hat, hat etwas zutiefst Versöhnliches. Es ist ein bisschen, als wären die Verstorbenen hier gar nie wirklich ganz weg. Und im Grunde genommen sind sie das dem hiesigen kulturellen Gedankengut zufolge auch nicht. Denn obwohl die grosse Mehrheit der Philippinos römisch-katholisch ist, ist indigenes Gedankengut mit dem Glauben vielerorts tief verwoben. Die Ahnen wachen hier über einem. Ein Nachtfalter beispielsweise sehen viele als einen Geist eines Verwandten. Der Zufall wollte es so, dass uns just am Geburtstag der Schwiegermutter ein besonders schönes Exemplar beim Znacht besuchte. Und wie käme ich dazu, meine Kinder zu belehren, wenn sie freudig rufen: «Schau Mama, Oma ist da!» Ein schöner Gedanke! Melanie Solloso, Siargao Island, Philippinen

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