Nr. 21 21. Jahrgang Donnerstag, 23. Mai 2019
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Region Liestal
Eine emotionale GV: Bei KMU Liestal standen Verabschiedungen und Wahlen an.
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Region Gelterkinden
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Die dreitägige Gewerbeschau Mega in Sissach war ein voller Erfolg.
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Am Maimarkt in Reigoldswil herrschte am Wochenende emsiges Markttreiben. Seite 15
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Biergeschichte – hautnah erzählt
Kolumne
Maifrucht: Zitrone
Gelterkinden Tag der offenen Tür im Bierchäller OTTO GRAF
Was vor sechs Jahren in Gelterkinden nur noch Geschichtsbewussten und der älteren Generation im Gedächtnis haftete – der Bierchäller in der «Weielen» am Waldrand an der Kantonsstrasse nach Rünenberg, – ist mittlerweile zum Begriff im Dorf geworden. Am Samstag öffnete der von Caspar Baader präsidierte Verein «Bierchäller» sowohl das Eingangsportal des Stollens als auch die Pforten des nur einen Steinwurf entfernten Museums im «Pulverhüsli», das der Armee einst als Munitionsdepot diente. «Wir zeigen, was es in der Vergangenheit brauchte, um das Bier lagern und geniessbar halten zu können. Zudem wollen wir die Geschichte des Gelterkinder Farnsburger-Biers ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken», sagte Baader. So hat der Verein, der mittlerweile 250 Mitglieder zählt, eine kulturhistorische Stätte geschaffen, die das Wissen und das Handwerk vor über hundert Jahren lebendig erhält. An den Wänden hängen Sägen sowie riesige Eishaken, mit denen das Natureis aus den heutigen Naturschutzweihern zwischen Gelterkinden und Rickenbach, aber auch aus dem Klöntalersee zum Kühlen des Biers gewonnen wurde. Damit das Eis in der warmen Jahreszeit nicht wegschmolz, lagerten es die Brauereien in eigens gegrabenen Kavernen. Zahlreiche Fotografien, schriftliche Dokumente und Requisiten vermitteln einen authentischen Blick in die Vergangenheit der Braukunst. Als besonderen Event durften die Besucherinnen und Besucher mit einem originalen Brandstempel «Farnsburg A.G.», mit dem einst die Bierfässer gekennzeichnet wurden, ein Rüstbrettli oder Speckbrettli brennen. Das Brenneisen, auf
Renaissance nach 100 Jahren Das Eisdepot «in der Weielen» entstand um 1850 und wurde im Volksmund
Das Portal zum Gelterkinder Bierchäller.
Exponate verschiedenster Art dokumentieren die Gelterkinder Biergeschichte.
Michael (l.) und Caspar Baader brennen Speckbrettli. einem Estrich in Rünenberg entdeckt, wäre ums Haar im Alteisen gelandet. Auf ähnliche Art fanden Bierflaschen und -fässer sowie weitere Gegenstände den Eingang ins Museum. Zu sehen sind auch viele Exponate, die der Stiftung Ortssammlung Gelterkinden oder Privatpersonen gehören. Und laufend kommen neue Objekte dazu, die irgendwo beim Entrümpeln zum Vorschein kommen.
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«Bierchäller» genannt, wohl deshalb, weil dort die Bierbrauer ein und aus gingen und das Volk annahm, dass diese Leute mit Bier hantierten. Mit dem Aufkommen der Eismaschinen verlor der Gelterkinder Bierchäller seine Bedeutung. In den 1930er-Jahren baute die Armee das «Pulverhüsli», wobei der Baustellenaushub der Einfachheit halber in den leerstehenden Bierchäller gekippt wurde. Die Brauerei wurde 1862 durch das «biertrinkende Publikum» an der Marktgasse 8, heute Gemeindeverwaltung, eingeweiht und erhielt nach verschiedenen Besitzerwechseln und
FOTOS: O. GRAF
turbulenten Zeiten 1896 den Namen «Brauerei Farnsburg». 1903 wurde diese an die Brauerei zum Warteck in Basel verkauft und die Braustätte in Gelterkinden 1907 aufgegeben. Ein gutes Jahrhundert später, 2017, erfolgte die Renaissance in Sissach unter dem Namen Brauerei Farnsburg AG. Der Werdegang des Bierchällers mit dem Museum ist auf der Homepage detailliert festgehalten. Interessierte können sich bei einem Vorstandsmitglied gerne für einen Besichtigungstermin anmelden. Näheres unter www.bierchaeller.ch
Eigentlich ist die Zitrone keine typische Maifrucht, weil sie bei uns das ganze Jahr erhältlich ist. Aber ihr leuchtendes Gelb und ihre erfrischende Wirkung passen gut zum Frühling. Die wohl aus Asien stammende Zedrat-Zitrone wurde von den Hebräern und Griechen schon in den ersten Jahrhunderten nach der Zeitenwende angebaut. Die Zitrone der Art citrus limon kam mit den Mauren nach Europa, erst nach Andalusien und im 8. Jahrhundert nach Sizilien. Limone im Italienischen und lemon im Englischen leiten sich denn auch vom arabischen limun ab. Dieser Stamm kommt auch in Limonade vor. Ursprünglich meinte das Wort nur Zitronenwasser. Nördlich der Alpen lernte man die Zitrone nicht vor dem 12. Jahrhundert kennen. Im Mittelalter war die Verwendung in der Küche noch auf den Süden Europas beschränkt. Selbst am Hofe von König Heinrich VIII. war die Frucht als Würze für Fisch oder Geflügel eine Neuheit. In der Renaissance verfügten reiche italienische Familien über Sammlungen von Zitruspflanzen. In der Küche spielte die Zitrone im 16. Jahrhundert noch eine kleine Rolle. Im Barock galt die Zitrone als Symbol der Unsterblichkeit und wurde wegen ihres Duftes und Geschmacks beliebt. Zu knusprig gebratenem Wild sollten «Pommerantzen, Citronen, Oliven und dergleichen» gereicht werden. Im 17. Jahrhundert beobachteten Ärzte, dass der Verzehr von Zitronen schnell zur Genesung beim gefürchteten Skorbut führte. Da Vitamine unbekannt waren, schrieb man die Wirkung der Säure zu. Zitronen wurden durch Limetten ersetzt, weil diese saurer waren als jene. LimetFortsetzung auf Seite 2