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Donnerstag, 4. Februar 2016

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PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 5, 117. Jahrgang Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden

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Lebenswerk

Glockengeläut

Vor 35 Jahren eröffnete Richard Dietiker seine Arztpraxis in Niederlenz. Jetzt, mit 68 Jahren, hat er einen Nachfolger gefunden und geht in Pension.

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Das Glockengeläut bei den reformierten Kirchen ist nicht einheitlich geregelt. Ein kleiner Exkurs durch die Glockentöne in der Region.

Auf dem Weg zum Jockey www.hp-frey.ch

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Salzkorn Vor(fahren)urteile

Die 25-jährige Celina Weber aus Schafisheim reitet, seit sie fünf Jahre alt ist. Nun ist sie auf dem besten Weg, ihren Traum zu verwirklichen und sich Jockey nennen zu dürfen. Pia Weber

C

elina Weber ist in Afrika, in Tansania, aufgewachsen. Ihre Familie besass zwei Pferde. «Da ist man natürlich geritten», erklärt sie. Und zwar im Garten der Kaffeefarm, auf welcher die Familie gewohnt hat. Die Gärten haben dort aber ganz andere Ausmasse als hierzulande. Mit 11 Jahren ist Celina Weber mit ihrer Familie in die Schweiz gekommen und ist da weiter in ihrer Freizeit geritten. In Schafisheim bei Dagmar Wernli, der Besitzerin von zwei Rennpferden, konnte sie am Wochenende reiten. Da kam sie zum ersten Mal mit Rennpferden in Berührung. Sie besuchte in Aarau auch Pferderennen, kam da aber noch überhaupt nicht auf die Idee, Rennen zu reiten. Im Gegenteil. «Das würde ich im Leben nie tun», hat sie das erste Mal gedacht. Allein schon in diesem Tempo zu reiten, konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen. «Da hätte ich zu grosse Angst», dachte sie. Nun ist es doch ganz anders gekommen. Seit fünf Jahren im Rennstall Vor fünf Jahren begann sie in einem Rennstall in Dielsdorf zu arbeiten. Ihre Aufgaben bestanden in Stallarbeit und Reiten. 2011 hat sie die Amateurlizenz gemacht. Die Lizenzprüfung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Wenn diese bestanden ist, müssen noch mindestens sechs unbeanstandete Prüfungsritte absolviert werden, bevor die definitive Lizenz erteilt wird. Die Ausbildung zum Berufs-Pferderennreiter/-rennreiterin dauert danach drei Jahre. Seit knapp einem Monat arbeitet sie nun im Horse Park in Dielsdorf, ihre Trainer dort sind Josef Stadelmann und

Celina Weber hat bereits 13 Siege feiern können. Rita Seeholzer. Fünf Tage in der Woche reitet sie von 7 bis 12 Uhr. Zusammen mit einer Kollegin und einem Kollegen müssen alle 14 Pferde im Stall trainiert werden. Das heisst fünf Stunden lang satteln, aufsteigen, in die Bahn reiten, aufwärmen, Trab, Galopp, Schritt, absteigen, absatteln, kleine Kaffeepause, das nächste Pferd. Genügend Bewegung, möchte man meinen, aber weit gefehlt. Dreimal in der Woche besucht sie das «Crossfit» in Aarau und trainiert dort vor allem Ausdauer und Kraft, und zweimal pro Woche schwimmt sie im Schwimmclub Aarefisch in Aarau. Zusätzlich hat sie zurzeit auch noch einen Brotberuf, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie arbeitet drei- bis viermal pro Woche von 15 bis 19 Uhr beim Rüebliland Beck in Wohlen. Auf dem Weg zum Jockey «Das ist sehr intensiv», erklärt sie, aber ihr Beruf sei auch ihr Hobby. Am Wochenende hat sie frei, aber in der Saison finden dann die Rennen statt, und sie ist viel mit der Fegentri (Fédération Internationale de Gentlemen-Rider et Cavalières) unterwegs. Zehn Reiterinnen und Reiter aus zehn verschiedenen Ländern messen sich in dieser Amateur-WM an

Fotos. zvg

24 Rennen auf der ganzen Welt. Sie werden von ihren Landesverbänden nominiert. Nach 50 Siegen als Berufsrennreiter in Klasse-A-Rennen darf man sich Jockey nennen. Celina Weber hat bis jetzt in 120 Rennen insgesamt 13-mal gesiegt, das heisst, sie hat schon über ein Viertel geschafft. Vier Stürze musste sie bisher in Kauf nehmen. Einer davon war ziemlich schwer, aber zum Glück ohne Folgen für das Pferd und nur mit einigen Prellungen für sie selbst. «Das gehört einfach dazu», meint sie. Und ihr Ziel, sich Jockey nennen zu dürfen, rückt immer näher.

Celina Weber

Adam hätte es vermutlich bereits zu Eva gesagt, wenn sie denn einmal jung gewesen wären: «Die heutige Jugend ist fauler, bequemer und schlaffer, als wir es waren.» Solche Peter Buri Klage gehört seit der Paradiesvertreibung zu den Konstanten der Menschheitsgeschichte. Eine alte Leier, immer wieder von neuem gedreht. Zu meiner Jugendzeit waren es Comic-Heftchen, Schallplatten und Schwarz-Weiss-Fernseher, die uns der landläufigen Meinung nach zu Passivität, Abkapselung und körperlicher Untätigkeit verführten. Bei meinen Kindern führten Videorecorder, Gameboy und PC die «Stubenhocker-Sündenliste» an, heute sind es Smartphones, Tablets, 4K-Home-Cinema-Systeme oder VirtualReality-Brillen. Kulturpessimisten befürchten, dass die totale Digitalisierung des Lebens auch eine totale Virtualisierung und Individualisierung der Freizeitaktivitäten zur Folge hat – vor allem bei der Jugend. Dass diese Schreckensvision glücklicherweise noch keine Realität ist, zeigte sich kürzlich an jenem Sonntagnachmittag im Januar, als der Winter endlich doch noch zu uns kam. Beim Wanderjoggen zwischen Lenzburg, Egliswil und Ammerswil war ein «Ameisenphänomen» zu beobachten: Überall dort, wo die weisse Landschaft steil genug war, krabbelte, wimmelte und wuselte ein fröhliches Durcheinander. Heerscharen von Kindern und Jugendlichen zogen mit ihren Holzschlitten, Kunststoff-Bobs, Plastiksitztellern oder sonstigen Rutschunterlagen hangaufwärts und sausten im Karacho wieder nach unten. Immer wieder, unermüdlich. Glücklicherweise reichen auch im heutigen Zeitalter noch ein paar Zentimeter Schnee und die Aussicht auf ein Gemeinschaftserlebnis, um die Jugend hinter dem Ofen hervor in die Natur zu locken. Das macht Hoffnung – und das ausgeleierte Vor(fahren)urteil über die Schlaffheit der heutigen Jugend schnell zu Schnee von gestern. Peter Buri, Lenzburg


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