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Donnerstag, 15. Januar 2015

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Lenzburger Woche

PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 3, 116. Jahrgang Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden

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Schützennachwuchs

Ehrungen

Beim Final des «Aargauer Zähni» belegte der Lenzburger Nachwuchs ausgezeichnete Ränge. Genugtuung für Werner Nyffeler und Karl Neuhaus.

Neben einem Ausblick auf die kommenden Aufgaben wurden am Neujahrsapéro in Seon zahlreiche Sportler geehrt.

Zum Wohl! Oder doch nicht.

Vorsätze sind für die Katz

Die Festtage waren für Leute mit Suchtproblemen eine grosse Herausforderung. Die Berater der Suchtberatung Lenzburg bereiteten Betroffene bereits im Vorfeld gezielt darauf vor. Melanie Solloso

D

er angeheiterte Gastgeber muntert Ernst W. auf: «Nimm doch ein Gläschen, nur zum Anstossen, schliesslich ist nur einmal Silvester.» «Ich bleibe beim Orangensaft», kommt die Antwort des Gefragten, ohne Umschweife und ohne zu zögern. Viele Male hat er sich auf dieses Szenario mental vorbereitet. «Kopfkino», nennt es der 32-jährige Ernst W. Seit mehr als einem Jahr trinkt er keinen Alkohol mehr; das auch dank der Suchtberatung Lenzburg. Extremsituationen an Festtagen Im ersten Halbjahr 2014 hat die Suchtberatung Lenzburg 50 Telefon- und Onlineberatungen durchgeführt und insgesamt 611 Beratungsgespräche. Auch während der Festtage war die Suchtberatung im Einsatz. Mehr Beratungsanfragen oder Beratungsgespräche gab es bei der Suchtberatung Lenzburg während oder nach den Feiertagen aber nicht. Wahrscheinlich auch deshalb, weil die Suchtberatungsstelle ihre Klienten intensiv auf die Festtage vorbereitet hat. Vorsehen ist bei Suchtproblemen angezeigt, nicht Nachsehen. «Betroffene geraten über die Feiertage rasch in Extremsituationen», sagt Jürg Kehrli, Stellenleiter ags, Suchtberatung Lenzburg. «Wer Festlichkeiten einfach so auf sich zukommen lässt, der scheitert garantiert.» Deshalb munterten die Beraterinnen und Berater ihre Klienten bereits vor den Festtagen dazu auf, sich zu fragen, wie sie reagieren möchten, wenn Alkohol ausgeschenkt wird. Auch im Angebot standen Anlässe ohne Alkohol, die beispielsweise das Blaue Kreuz organisierte. Ernst W. meisterte die Festtagszeit «grad so knapp» und

Salzkorn

Über die Festtage haben viele mehr getrunken als gewohnt. Plagt einen danach (Anda) ein schlechtes Gewissen, sollte man genauer hinsehen. ist froh, dass mit dem neuen Jahr wieder der Alltag eingekehrt ist. An seine Zeit mit dem Alkohol erinnert er sich noch gut. Es begann mit einem Bier nach der Arbeit, das musste sein. Und irgendwann «war es halt dann nicht mehr nur ein Bier, sondern eine ganze Flasche Wein». Alarmzeichen: schlechtes Gewissen Konstante Dosiersteigerung und der Drang zu trinken, auch dann, wenn dies negative Konsequenzen nach sich zieht – wie beispielsweise eine Scheidung oder der Verlust von Freunden –, sind Anzeichen für eine mögliche Alkoholsucht. Wer also über Silvester mal ein bisschen zu tief ins Glas geschaut hat oder täglich ein Glas Wein trinkt, muss sich noch keine Gedanken über ein Suchtproblem machen. Wenn einen jedoch betreffend dem Trinkverhalten ein schlechtes Gewissen plagt oder man sich vielleicht sogar als Neujahrsvorsatz «weniger trinken» gefasst hat, dann sollte man laut Kehrli etwas genauer hinschauen. Aufschluss über ein mögliches Suchtproblem gibt laut Suchtberatung die Beantwortung

folgender drei Fragen: «Habe ich betreffend meinem Trinkverhalten bereits Feedback aus meinem Umfeld erhalten?», «Ist ein Versuch, nicht zu trinken, gescheitert?» und «Habe ich ein schlechtes Gewissen nach dem Trinken?» Kann man alle Fragen mit Ja beantworten, sollte man sich mit dem Thema näher auseinandersetzen. «In die Sucht führen viele Wege», sagt der Stellenleiter. Als Faustregel gelte zwar: Zwei Standardgläser alkoholische Getränke pro Tag sind unbedenklich, ausschlaggebend für eine Sucht ist jedoch die Motivation. «Wer trinkt, um Probleme besser lösen zu können oder um sich zu entspannen, ist bereits in einer Einbahnstrasse.» Aufschluss über ein mögliches Alkoholproblem geben auch diverse anonyme Alkoholtests online. Auch Ernst W. hatte einen solchen gemacht, nachdem ihm über die Festtage 2012 bewusst wurde, dass er «keinen guten Umgang mit Alkohol» hat. Danach meldete er sich für ein Beratungsgespräch bei der Suchtberatung Lenzburg an. Ganz zur Erleichterung seiner Frau.

Für was soll man sich gute Neujahrsvorsätze machen, wenn man sie dann doch nicht einhalten kann? Neujahrsvorsätze sind für die Katz. Dies jedenfalls musste ich auch Melanie Solloso dieses Jahr wieder ernüchternd feststellen. Mein Vorsatz für 2015, am Morgen etwas früher aufzustehen, um den Tag etwas entspannter angehen zu können, zerplatzte bereits am zweiten Arbeitsmorgen wie eine Seifenblase. Zu kuschelig war das Bett und zu oft war der Schlaf durch unsere zwei kleinen Nachtgeister unterbrochen worden. Der Wecker wurde vorerst gesznoozed, mit dem Resultat, dass, wie auch im alten Jahr, am Morgen alles im Schnellzugstempo erledigt wurde. «Stressig, aber machbar», sagte ich mir und legte den guten Vorsatz ad acta. Vielleicht nächstes Jahr . . . Meinem zweiten guten Vorsatz, «mich von den Kindern nicht mehr um den Finger wickeln zu lassen», erging es nicht besser: «Es gibt nur ein Schoggimüsli», ermahnte ich meine Tochter kurz nach Neujahr, bevor ich ihr die Süssigkeit in die Hand drückte. Mit grossen Augen nickte sie und tapste mit Kuschelkatze unter dem Arm davon. Meine kleine Grosse, die mit ihren drei Jahren instinktiv weiss, dass ich überhaupt kein Multitask-Talent bin, versteht es dann, ein wenig später just in dem Augenblick das zweite Mal nach einem Schoggimüsli zu verlangen, in dem ich am Telefon in ein Gespräch vertieft bin. Gedankenverloren reiche ich ihr das Gewünschte und realisiere meinen eigenen Regelbruch erst, als die Tochter triumphierend mit Schoggimüsli in der Hand und Kuschelkatze unter dem Arm davontigert. «Für die Katz, diese Vorsätze!» der etwas ernüchternde Gedankenblitz, und ich nehme mir vor, mir im nächsten Jahr nichts vorzunehmen. Melanie Solloso, Redaktorin LBA melanie.solloso@azmedien.ch


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