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Forum

Freitag, 1. Juni 2012

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ämtler kantonsräte meinen

Hans Läubli (Grüne, Affoltern)

Kulturlandinitiative und Autobahnzubringer Wenn es um grundsätzliche Stellungnahmen geht, zaubern Politikerinnen und Politiker gern schöne Parolen aus dem Hut wie, «die Umwelt schützen, Landschaft und das Kulturland erhalten, Zersiedelung verhindern...». Wird es konkret, vergessen sie ihre schönen Parolen schnell und beugen sich den Wirtschafts- und Partikularinteressen. So auch die Kantonsräte aus unserem Bezirk und ihre Bezirksparteien. Mit der Unterstützung des unnötigen Autobahnzubringers Ottenbach/Obfelden nehmen sie in Kauf, dass sich die Zersiedelung beidseits der Reuss weiter ausdehnt, im Bundesinventar aufge-

führtes Landschafts- und Naturschutzgebiet zerstört, Kulturland hektarenweise zubetoniert und der Auto- und Schwerverkehr weiter zunehmen wird. Einmal mehr, sind die Grünen die einzige politische Kraft in unserem Bezirk, die sich dieser Fehlplanung entgegenstellt. Die Befürworter des Autobahnzubringers begründen dessen Notwendigkeit mit dem zu erwartenden Mehrverkehr. Dieser entsteht vor allem, wenn in Gebieten gebaut wird, die durch den öffentlichen Verkehr schlecht, oder gar nicht erschlossen sind. Hier beisst sich die Katze in den eigenen Schwanz. Mit dem Bau weiterer Strassen wird der Anfahrts-

weg für Autos nach Zürich noch schneller und somit der Anreiz, sein Häuschen ins Grüne zu bauen attraktiver. Die Preise für das Bauland in unserem Bezirk, aber auch im angrenzenden Freiamt steigen rasant. Landbesitzer, die viel Geld sehen wollen, reiben sich die Hände und fordern zusammen mit Gemeindevertreten im Rahmen der Revision des kantonalen Richtplanes Einzonungen. Die Bauern haben das Nachsehen.

ratmeter. Nicht nur werden wir dadurch von immer mehr Verkehr überrollt, sondern auch unsere Ernährungssouveränität nimmt permanent ab. In den heute eingezonten Gebieten haben wir im Kanton Zürich potenzielle Wohnbaureserven für eine Million Menschen zusätzlich. Der Bedarf an neuem Wohnraum muss und kann innerhalb der bestehenden Bauzonen erstellt werden. Die Zersiedlung muss gestoppt werden.

In den letzten 25 Jahren wurden im Kanton Zürich rund 60 km² Kulturland in Siedlungsfläche umgewandelt. Pro Minute waren das rund 4,5 Quad-

«Keine direkt an die Stadt Zürich grenzende Region hat noch den Charakter eines derart naturnahen, ländlichen Raumes – mit einer Lebens- und

Schutz der Reusslandschaft ist nötig Regelmässig wird geschrieben, dass das Flachmoor Bibelaas kein richtiges Moor mehr sei. Einerlei ob diese Aussage richtig oder falsch ist, das Naturschutzgebiet an der Reuss weist eine hohe Vielfalt an Tieren und Pflanzen auf die geschützt werden soll. Die Begleit- und Aufwertungsmassnahmen bringen dem Gebiet zwar einen Nutzen, der Schaden durch den Mehrverkehr und die neue Strasse ist jedoch enorm. Dass Aufwertungen in Naturschutzgebieten auch ohne neue Strassen möglich sind, hat der Kanton Aargau auf der anderen gegenüberliegenden Seite der Reuss und der Kanton Zürich zum Beispiel bei den Thurauen bewiesen.

Beim Flachmoor Bibelaas überlagern sich vier Schutzgebiete von nationaler Bedeutung. Einerseits das erwähnte Flachmoor, andererseits haben wir jedoch auch das Landschaftsschutzgebiet «Reusstal» (BLN 1305), das Auenschutzgebiet «Still Rüss-Rickenbach» (Objekt Nr. 92) und das Amphibienlaichgebiet «Ried Gmeinmatt» (IANB ZH 680). Das Ried mit dem Flurnamen «Gemeinmatt» macht nur den nördlichen Teil des heute schon durch die bestehende Strasse zerschnittenen Schutzgebietes aus. Auch das Bibelaas liegt gemäss «Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung» im Schutzgebiet. Dass im Kanton Zürich

Das Kirchfeld zum Dorfzentrum machen Die kantonale Baudirektion und die Zürcher Planungsgruppe Knonaueramt seien für ein Dorfzentrum. Angeführt vom Gemeinderat und der Migros, soll dies in Toussen entstehen. Doch Toussen kann nie ein Dorfzentrum sein. Das Kirchfeld ist die Dorfmitte, somit Zentrum, und die anderen Dorfteile sind rundherum angeordnet. Das Kirchfeld war schon zur Gründerzeit mit dem Bau der Kirche und dem Gemeindehaus als Dorfmitte gegeben. Rund um dieses Zentrum haben sich angesiedelt: die zentrale Schulanlage, der Sing- und Gemeindesaal für verschiedene Anlässe, die Bibliothek, die Mehrzweckhalle Zendenfrei, das Möbel- und Teppichhaus Kurt, das Treuhandbüro von Ah, die Garage Schoch, ein Damensalon, die Raiffeisenbank, das Kirchgemeinde- und Pfarrhaus, eine Tierarztpraxis, ein Radio- und TV-Geschäft, eine Bäckerei-Konditorei mit Café, ein Kinderhort und ein Kindergarten. Nur der

innere Zirkel in diesem Dorfkern liegt brach, und nur eine Initialzündung kann diesen aus dem Dornröschenschlaf aufwecken. Heute ist das Land vom unteren Schulhauszugang bis zur Schmittenstrasse und anderseitig von der Räschstrasse bis zum Gemeindehaus im Besitz der Gemeinde. Hier gehört die Zentrumsüberbauung hin und nicht nach Toussen. Was will der Gemeinderat sonst mit diesem Brachland an bester Lage? Durch eine Überbauung könnte die Gemeinde Schulden und Kapitalzinsen reduzieren und den Steuerfuss zurücknehmen. Das ist die wirkliche Chance, die nicht so schnell wieder kommt. Ich sehe nur eine Lösung: beide Vorlagen an der Gemeindeversammlung ablehnen, um Dummes zu verhindern und dem Gemeinderat den Auftrag zu geben, die Planung in das Kirchfeld zu verlegen. Werner Müller, Obfelden

Handlungsbedarf bezüglich der Schutzgebiete besteht, ist eine unbestrittene Tatsache. So bemängelten die Organisationen «Pro Natura Zürich» und «ZVS/BirdLife Zürich» schon im Jahre 2009 in einer gemeinsamen Medienmitteilung folgendes: «Volle 15 Jahre her ist ein Entscheid des Regierungsrats in Sachen Naturschutzverordnung Reusstal. 1994 hiess es aufgrund eines Rekurses von Pro Natura Zürich und ZVS/BirdLife Zürich darin, dass «sämtliche Naturschutzumgebungszonen um die geschützten Naturschutzkernflächen zu überprüfen und allfällig zu vergrössern beziehungsweise erstmals festzusetzen» seien. Die Baudirektion hat bis heute die-

sen Entscheid in keiner Weise umgesetzt; sie hat noch nicht einmal mit den Arbeiten dafür begonnen. Noch immer sind die wertvollen Moorbiotope völlig ungenügend gegen seitliche Einflüsse abgeschirmt.» Der Kanton hat also einen Auftrag, den er unabhängig einer neuen Strasse wahrnehmen muss. Wenn die Strasse gebaut wird, macht es Sinn, diese Arbeiten zu kombinieren. Wenn der Autobahnzubringer aber, wie ich hoffe, nicht gebaut wird, hat der Kanton eine Aufgabe, die er endlich in Angriff nehmen soll. Adrian Halter, Präsident «erholen statt überholen», Ottenbach

Schilderwald statt Eigenverantwortung Jetzt ist es also auch in unserem Bezirkshauptort so weit: Unser Dorf wird flächendeckend mit Tempo-30-Schildern zugepflastert: Das Studium der ganzseitigen Dokumentation im «Anzeiger» zeigt elf Zonen und nicht weniger als 80 (achtzig!) Strassen oder Strassenteile, für die in Zukunft Tempo 30 gilt.

Wirrwarr auf den Strassen Wir können also damit rechnen, dass nach Einführung der Verordnung mehrere Dutzende, wenn nicht Hunderte «30»- und «Ende-30»-Schilder samt den dazugehörenden massiven Betonsockeln und wirr auf den Strassen verteiltem sonstigem «Tempo-30Zubehör» unser Dorf verschönern werden. Interessanterweise sind ja die geplanten «baulichen Massnahmen» nicht aufgeführt und müssen auf dem Tiefbauamt eingesehen werden! Gele-

genheit dazu bietet sich bis am 25. Juni! Gegen ein vernünftiges Tempo auf Quartierstrassen ist nichts einzuwenden: Die allermeisten Autofahrer sind sich bewusst, dass «Höchstgeschwindigkeit 50» auf Quartierstrassen je nach Situation «30» oder «40» bedeutet. Die Minderheit, die das nicht beachtet, wird sich leider auch von den neuen Schildern nicht bremsen lassen. Leider wird also einmal mehr ein Stück Eigenverantwortung durch einen Schilderwald ersetzt. Und zum Schluss eine Quizfrage an unsere Verkehrsplaner: Wie weiss ich, welches Tempo ab dem Schild «Ende 30» gilt? Da gibts nämlich 30er-Zonen, die in eine 50er übergehen, solche, die in eine 60er übergehen, und ein paar wenige, wo nach dem «Ende 30» Schild Tempo 80 gilt! Matthias Werner, Affoltern

Spitex im Knonauer Amt sehr an einer Zusammenarbeit mit dem Spital interessiert Stellungnahme der drei SpitexVereine im Bezirk Affoltern zum Artikel «der medizinische Versorgungsauftrag im Knonauer Amt aus Sicht der Behandelnden». «Anzeiger» vom 25. Mai. Für die Spitex ist eine engmaschige Vernetzung mit Spital, Akut-, Langzeitpflege und ambulant tätigen Diensten ausserordentlich wichtig. Die gute Zusammenarbeit wurde in den vergangenen Jahren aufgebaut und hat sich auf

allen Ebenen bewährt. Die breit angelegten Möglichkeiten der ganzheitlichen Betreuung sind ein grosses Plus für alle Kundinnen und Kunden, welche medizinische Dienstleistungen beanspruchen. Die Zusammenarbeit zwischen Stationär und Ambulant wird in den nächsten Jahren an Bedeutung weiter zunehmen. Die drei Spitex Organisationen im Knonauer Amt befinden sich zurzeit im Zusammenführungsprozess per 1. Januar 2013. Es ist ein erklärtes Ziel,

die Zusammenarbeit mit dem Spital Affoltern, den Ärzten, Therapeuten und den zuweisenden Organisationen zu verstärken. So tragen wir von unserer Seite dazu bei, dass die ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung im Knonauer Amt weiterhin gesichert bleibt. Dies soll im Rahmen einer ganzheitlichen, kompletten und qualitativ hochstehenden medizinischen Grundversorgung erfolgen. Wir streben dabei stets eine individuelle ambulante Pflege an. Die Spitex ist ein

wichtiger Dienstleister der Gesundheitsversorgung im Säuliamt. Wir sind darum an einer gemeinsam gestalteten Zukunft und einer wirkungsvollen Zusammenarbeit mit «unserem» Spital sehr interessiert. Die Organisationen bieten dazu jederzeit Hand. Für die drei Spitex Organisationen: Spitex Affoltern/Aeugst/Hedingen, Spitex Knonaueramt Nord-West, Spitex Oberamt, Verena Bieri, Geschäftsleiterin Spitex Knonaueramt Nord-West

Wohnqualität in dieser Ausprägung. Die Region will diese Qualitäten, die ihr Kapital sind, erhalten und fördern. Das Knonauer Amt will Vorbild sein, für ein ländliches Gebiet im Ballungsraum.» Dieser Leitsatz stammt von der Website der «Standortförderung Knonauer Amt». Sorgen Sie dafür, dass er nicht schöne Parole bleibt. Setzen Sie um, was Politiker versprechen und nicht einhalten. Stimmen Sie am Sonntag, 17. Juni 2012, Ja zur Kulturlandinitiative (Kantonale Initiative zum Erhalt der landwirtschaftlich und ökologisch wertvollen Flächen).

FDP des Bezirks unterstützt Golfplatzprojekt Der Vorstand der FDP-Bezirkspartei hat an seiner Sitzung vom 22. Mai 2012 beschlossen, das Projekt eines Golfplatzes Oberamt zu unterstützen. Auf dem Gebiet der Gemeinden Baar, Hausen und Kappel soll auf einer Fläche von 83 ha ein öffentliches Naherholungsgebiet mit einem 18-Loch-Golfplatz (PAR 70/72) mit Driving-Range und Übungsanlagen, einer Golfschule, einem Clubhaus mit öffentlichem Restaurant, einem kleinen Werkhof sowie Parkplätzen entstehen. Die bestehenden Wanderwege werden mit einem Wegnetz ergänzt. Nach der Auffassung des FDP-Bezirkspartei-Vorstandes ist der Bedarf nach einem Golfplatz und einem öffentlichen Naherholungsgebiet ausgewiesen. Der Golfplatz erfüllt alle rechtlichen und planerischen Vorgaben, ist mit den regionalen Zielen vereinbart und kann umweltverträglich realisiert werden. Olivier Hofmann, Präsident FDP-Bezirkspartei, Hausen

Gewerbefreiheit: Nein zur Initiative in Obfelden Ja zur Gestaltungsplanpflicht, sagt die FDP. Zur Gemeindeversammlung vom 4. Juni. An der kommenden Gemeindeversammlung vom 4. Juni 2012 wird über eine Initiative abgestimmt, welche verhindern will, dass ein Laden mit mehr als 400 m² Verkaufsfläche auf dem Postareal entstehen kann. Wir stehen für die Gewerbefreiheit ein und lehnen daher die Initiative ab. Damit kleinere, gewünschte Läden überhaupt existieren können, braucht es einen Grossverteiler, welcher Kunden anzieht. Dass kleine Läden in unserem Dorf kaum eine Überlebenschance haben, haben wir in den letzten Jahren zur Genüge erfahren. Auch die Landi hat ihren Volg Laden in Unterlunnern leider vor Jahren geschlossen. Der Vorstand der FDP Obfelden unterstützt den Gegenvorschlag des Gemeinderates zur Initiative, auf dem Areal eine Gestaltungsplanpflicht festzusetzen. Wir sind der Meinung, dass auf diese Weise am besten auf die Bedürfnisse der Wohnbevölkerung eingegangen werden kann. Vorstand FDP Obfelden


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