2016 03 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verk채uferanteil

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Frohe Ostern NIEDECKEN

Im Interview zur BAP-Jubil채umstour

HUHN UND EI

Glanz und Elend der Gefl체gelwirtschaft

HUNGERHILFE

Care- und Cralog-Pakete starteten vor 70 Jahren


4 Notizblock 6 Angespitzt 7 Ostern ohne Ei?

Undenkbar. Aber wie kommen 1.000 Milliarden Eier pro Jahr zustande? Glanz und Elend der Geflügelwirtschaft.

11 Was war »Cralog«?

Die US-Hilfe für das hungernde Deutschland startete vor genau 70 Jahren.

14 »Verdamp lang her«

Wolfgang Niedecken wird 65 und kommt mit BAP auf Tournee auch nach Hannover.

18 Wer war eigentlich …? 19

Starthilfe ins Leben

Von der Schwangerschaft bis zum ersten Geburtstag: Familienhebammen leisten Beistand in Not.

22 Aus der Szene 23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben

von Asphalt-Verkäufer Ioan

26 Meine Worte

Texte aus der Asphalt-Schreibwerkstatt

28 Rund um Asphalt 29 Impressum 30 Auf Eiersuche

Das Asphalt-Oster-Suchrätsel

32 Die Lesebühne

Ninia LaGrande: Frau Rammstedt

34 Buchtipps 35 März-Tipps 38 Ihr Engagement

Titelfoto: Szasz-Fabian Jozsef/Fotolia

39 Silbenrätsel

Das Asphalt-Prinzip

Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


meine Großeltern haben davon erzählt, meine Eltern auch: Wie es war, als in der schlechten Zeit nach dem Krieg ein Care-Paket kam. Unverhofft, völlig überraschend. Wie kann das sein, dass ein Sieger die Besiegten mit Schokolade, aber auch mit Kraftbrühe, mit Speck, Margarine und Vollmilchpulver beschenkt? Die Feinde, die gerade noch auf einen geschossen haben? Das heißt doch: Der Sieger will, dass es dem Besiegten wieder besser geht. Was ist das für eine Philosophie? Vielleicht steckte auch politisches Kalkül dahinter, wer weiß. Aber es hat geholfen. Es hat geholfen, dass damals Hunderttausende in unserem Land über den kalten Winter kamen. Es hat geholfen, eine Perspektive zu eröffnen. Bis dahin, dass »die anderen«, über die man jahrelang nur Schlechtes gehört hat, gar nicht so schlecht sind. Vor 70 Jahren begann diese Aktion, die selbst die nächste Generation noch kennt. Es liegt nahe, Parallelen zu ziehen. Wir sind verunsichert, wir haben Fragen: Wie sind die Menschen, die zu uns kommen? Sind es »Besiegte«, schließlich mussten sie fliehen – aber wer sind die »Sieger«? Wir? Was mich beeindruckt: Die Initiatoren damals, davon ist in diesem Heft aus Anlass des Jahrestages der Care-Pakete und der unbekannteren, aber viel größeren CRALOG-Aktion zu lesen, mussten sich gegen Widerstände durchsetzen. Nach dem Motto: »Ihr könnt das Land der Täter nicht doch noch beschenken.« Trotzdem wurde es gemacht. Ist das ein Anstoß für heute? Altbekannte Verhaltens­ muster auf den Kopf zu stellen, aus »Besiegten« »Beschenkte« zu machen? Eine Überlegung ist es auf alle Fälle wert. Auch in der aktuellen Debatte, die uns alle im Land beschäftigt. Zumal unser Menschenbild, das christlich geprägt ist, zumal unsere Tradition davon weiß, dass es immer wieder unerwartete »Siege« über etwas Absolutes, scheinbar Endgültiges geben kann. An Ostern ist davon die Rede. Wir brauchen das. Die Menschen, die zu uns kommen, brauchen das. Mir bleibt, Ihnen in diesem Osterheft gute Anstöße und Lektüre zu wünschen.

Ihr

Rainer Müller-Brandes · Diakoniepastor und Mitherausgeber von Asphalt

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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Foto: Jochen Lübke/dpa

Notizblock

Bürger gegen Schlick Borkum. Die Niederlande wollen ihren Aushub aus der Ems zur Vertiefung der Fahrrinne im Nord­ westen der Ostfriesischen Insel Borkum entsorgen. Ein entsprechender Antrag liegt dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz vor. Die Niederlande wollen damit schwerbeladenen Kohleschiffen die Nutzung der Ems ermöglichen, um so das Kraftwerk in Eemshaven erreichen zu können. Dagegen machen Naturschützer und Anwohner Front. Sie kritisieren vor allem, dass die Gegend, in der die 2,3 Millionen Kubikmeter Schlick verklappt werden sollen, in einem Naturschutzgebiet liegt. Die Entsorgung auf hoher See sei sehr viel sinnvoller, wenn auch vermutlich teurer. Das Landesamt will nun die Auswirkungen des Vorhabens prüfen lassen. ME

Beträume weiter umstritten Teure Rückholung Salzgitter. Die Rückholung von rund 126.000 Fässern mit schwach- und mittelradioaktivem Müll aus dem Atommülllager Asse im Kreis Wolfenbüttel könnte etwa zehn Milliarden Euro kosten. Das hat das Bundesumweltministerium berechnet. Derzeit kostet die Sanierung der Asse den Bund jeden Tag rund 300.000 Euro und Experten gehen davon aus, dass das gesamte Vorhaben mehrere Jahrzehnte dauern wird. Unklar ist jedoch nach wie vor, wo der geborgene Atommüll aus der Asse gelagert werden soll. Aus dem benachbarten Salzgitter kommt massiver Gegenwind gegen die Idee, den Müll im alten Bergwerk Schacht Konrad unterzubringen. Allerdings könnte laut Bundesamt für Strahlenschutz die Asse-Sanierung auch positive Effekte auf die Region haben: Nach aktuellen Berechnungen werden darüber etwa 1.700 Jobs gesichert. In dem inzwischen einsturzgefährdetem Bergwerk wurde in den sechziger und siebziger Jahren vor allem der strahlende Müll aus Atomkraftwerken gelagert. Mittlerweile ist die Asse von Wasser­e inbrücken bedroht und daher erscheint die sichere Lagerung von Atommüll nicht mehr gewährleistet. ME

Hannover. Als »intransparent« und »wenig durchdacht« hat die CDU/FDP-Opposition im Landtag die Verhandlungen des Landes mit großen musli-mischen Verbänden zum Abschluss eines Staatsvertrages kritisiert. Wie die anderen Glaubensrichtungen w ünschen auch Muslime ein solches Abkommen. Darin geht es um muslimische Feiertage, Seelsorge, Islam im Unterricht oder auch Mitsprache in Rundfunkräten. Nicht zuletzt f ließen dann auch Steuermittel. Besonders umstritten ist die Absicht, in Schulen Beträume zu ermöglichen, damit sehr gläubige muslimische Schüler ihr Mittagsgebet verrichten können. Nach selbst in der SPD-Fraktion wahrnehmbarem Murren sollen die Beträume künftig religionsübergreifend »Raum der Stille« heißen. Für die CDU stellte der stell­ vertretende Fraktionschef Jörg Hillmer klar: »Es ist befremdlich, dass der Begriff ›Integration‹ im aktuellen Vertragsentwurf mit den Verbänden DITIB und Schura nicht auftaucht. Für mich und meine Fraktion ist klar: Es darf keine Pseudo-Integration in Hinterhof-Moscheen geben, in denen die Kinder der Flüchtlinge nach Schulschluss kein Wort Deutsch mehr sprechen.« Der Entwurf für den Staatsvertrag wird jetzt noch einmal geprüft. Ein Abschluss ist für Mitte des Jahres vorgesehen. MAC


»Bessere Schule«

Hannover/Oldenburg. Mehr als 30 so genannte Bürgerwehren gibt es bereits in Niedersachsen oder sind in Gründung. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums in der jüngsten Sitzung des Landtags hervor. Die meisten derartigen Zusammenschlüsse gibt es demnach im Raum Braunschweig (9) Oldenburg (7) und Hannover (6). »Was unsere Polizeiarbeit wirklich unterstützt, sind aufmerksame Bürgerinnen und Bürger, die verdächtige Feststellungen melden. Bürgerwehren hingegen braucht niemand!«, so Minister Boris Pistorius. Die rechtsextremistischen Straftaten in Niedersachsen haben unterdessen im vierten Quartal 2015 mit 489 Delikten einen neuen Höchststand erreicht. MAC

Hannover. Seit Ende Januar sammelt die Volksinitiative »Wir für bessere Schule« Unterschriften, damit sich der Landtag im Jahr 2017 mit Forderungen der Initiative auseinandersetzen muss. Unter anderem soll nach dem Willen der Initiative die Unterrichtsversorgung bei mindestens 103 Prozent liegen, die Förderschule ab der ersten Klasse wieder eingeführt werden und die maximale Anfahrtszeit zur Schule bei 45 Minuten liegen. Laut Kultusministerium seien alle Forderungen längst Realität und geklärt. Die genannten Streitpunkte sind bereits mehrfach im Landtag behandelt worden und Dauerthema zwischen Regierung und Opposition. Allerdings bescheinigte die vor kurzem vorgestellte Untersuchung zur Unterrichtsversorg ung in Niedersachsen tatsächlich lediglich einen Wert von 99,5 Prozent. Kultusministerin Frauke Heiligenstadt begründete das mit dem Zustrom von Flüchtlingskindern. www. volksinitiative-niedersachsen.de ME

Kleiner Waffenschein: Starke Nachfrage

Zahlenspiegel: Kriminalstatistik

Hannover. In Niedersachsen wurden seit Dezember rund 1.100 neue Genehmigungen für den kleinen Waffenschein erteilt. Das sind so viele, wie 2015 sonst im Schnitt im halben Jahr. Das geht aus Zahlen des Niedersächsischen Innenministeriums hervor. Insgesamt hätten demnach 27.500 Niedersachsen eine entsprechende Berechtigung. In der Region Hannover hat sich die Zahl der Anträge gegenüber 2015 sogar verfünffacht. Um den kleinen Waffenschein zu erhalten, müssen die Bewerber mindestens 18 Jahre alt sein. ME

16.575 Mal wurde im Jahr 2015 in Niedersachsen laut Innenministerium in eine Wohnung eingebrochen – plus 13 % gegenüber dem Vorjahr. Rund 40 % der Wohnungseinbrüche wurden abgebro­

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chen, vermutlich auf Grund eines Schutzsystems gegen Einbruch. Insgesamt stieg die Zahl der Straftaten nur leicht um 2,8 %, um

15.740 Fälle auf insgesamt 568.470.

Ebenfalls gestiegen ist auch die Zahl der auf­ geklärten Fälle: 61,1 %. Vorjahr 60,61 %.

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»Bürgerwehren« im Fokus

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Angespitzt

Der im Januar leider verstorbene Roger Willemsen war Querdenker und Welterklärer. Und er war ein früher Fan des Asphalt-Magazins! Für die Ausgabe April 1997 gab er Asphalt ein vierseitiges Interview über Armut, Fernsehen, Redeverbote. Damit nicht genug. Im November desselben Jahres war er bereit, auf Plakaten zu erscheinen, die zugunsten von Asphalt kostenfrei auf Litfasssäulen in ganz Hannover geklebt wurden. Darauf blickt er die Passanten ernsthaft und ein bisschen verschmitzt an und hält dabei je ein Magazin rechts und links von seinem Gesicht (Durchblick!). Dazu der Slogan: »Wenige Lichtblicke im Blätter­ wald«. Grund der Plakat-Aktion: Herausgeber und Geschäfts­

»Durchblick, Lichtblick, Weitblick«

führung machten sich Sorgen um die Asphalt-Auflage. Sie war von phänomenalen 50.000 im Jahr des Starts (1994/95) bis Anfang 1997 um 20 Prozent gesunken. Später verlor sich der Kontakt von Roger Willemsen zum AsphaltMagazin und vom Asphalt-Magazin zu Roger Willemsen. Aber er blieb Querdenker und Welterklärer. Dem Fernsehen kehrte er irgendwann den Rücken, er schrieb lieber. Wichtigster Nachlass ist wohl sein letztes Buch, »Das hohe Haus«: Ein Jahr lang beob­ achtete und beschrieb er jedes Plenum des Bundestages. Er frag­ te sich, ist die Demokratie heruntergekommen, genug geschätzt, akut in Gefahr? Eine spannende Lektüre, gerade für das Jahr 2016 mit seinen vielen Wahlen. Knapp 19 Jahre nach der Plakat-Aktion zugunsten von Asphalt – wir bedanken uns noch einmal bei Roger Willemsen und empfehlen seine weitblickenden Gedanken. Renate Schwarzbauer


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Foto: Ulrich Baumgarten/Picture-Alliance

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TurbohühNer und Brüder Ostern steht im Zeichen des Eis. Ohne das bunte Symbol für Fruchtbarkeit und Auferstehung ist das Fest undenkbar. Das passt, natürliche Hühner legen jetzt am fleißigsten. Doch die Agrarindustrie würde sogar Ostern im Winter möglich machen – mit neuen Hybridhühnern. Die Megaställe moderner Hochleistungstiere sind so beleuchtet und geheizt, dass ihre Eierproduktion auch in der dunklen Jahreszeit nicht ins Stocken kommt. Bis zu 330 Eier im Jahr schafft eine Turbohenne, danach ist sie so ausgemergelt, dass sie nicht einmal mehr zum Suppenhuhn taugt. Ihren Brüdern geht es noch schneller an den Kragen: Sie überleben nicht einmal den ersten Tag ihres Kükenlebens, sondern werden mit

Kohlendioxid vergast oder lebendig in einer Art Fleischwolf zerschreddert. Ausfindig gemacht werden die männlichen Küken durch »Sexing«, die Geschlechtsbestimmung und Selektierung der Eintagsküken – meist durch Mitarbeiter aus dem asiatischen Raum. Allein in Niedersachsen werden jährlich rund 27 Millionen männliche Küken zu Tierfutter verarbeitet. Bundesweit sollen es 40 bis 50 Millionen sein. Weil sie keine


Foto: Ingo Bartussek/Fotolia

Eier legen, aber auch schlecht Fleisch ansetzen, sind sie ökonomisch wertlos – das süße Kuschelküken auf der Osterkarte ist eine Mogelpackung. Die Massentötung soll bald gestoppt werden. »Niedersachsen will in drei bis fünf Jahren das Töten männlicher Eintagsküken aus Legehennenlinien beenden«, erklärt Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne). Und fordert aktuell den Bund auf, ein Enddatum vor 2020 rechtsverbindlich ins Tierschutzgesetz zu schreiben. Aussichten? Noch unklar. Das Küken-Dilemma begann mit der Spezialisierung: »Einerseits der Eier wegen, welche diese Vögel legen. Andererseits: weil man dann und wann einen Braten essen kann«, hatte noch Wilhelm Buschs Witwe Bolte ihre drei Hühner und einen Hahn gehalten. Nach ihrer Devise scharrte in den Fünfziger Jahren noch auf vielen Bauernhöfen und auch im Garten vieler Selbstversorger das anspruchslose Gef lügel vor sich hin. Dann kam aus Amerika die Erkenntnis, dass gezielte Zucht die Eierproduzentinnen ebenso wie die Masthähnchen zu unvergleichbar höheren Erträgen bringen konnte. Seit Jahrhunderten bewährte regionale Rassen wie Welsumer, Kreienköppe, Wyandotten, Bielefelder und Totleger verloren an Bedeutung. Inzwischen beherrschen drei bis vier große Konzerne weltweit die Zucht von Legehennen, allen voran die Cuxhavener Firma Lohmann. 1932 hervorgegangen aus der »Deutschen Fischmehl« beschäftigt sich das Unternehmen mit – so die Firmenwerbung – »wettbewerbsfähigen Tieren« für jede Haltungsform. Die Küken, die der weltweite Marktführer produziert, sind genetisch Hybrid­ hühner und können deshalb nicht nachgezüchtet werden, ohne ihre guten Eigenschaften in der nächsten Generation zu verlieren. Die Bauern müssen Jahr für Jahr neue Junghennen kaufen. Die Hühner sind entweder weiß oder braun und kommen mit allen heute üblichen Ha ltungsformen – Boden-, Freiland- und Kleingruppenhaltung sowie ökologischer Haltung – gut zurecht. Zumindest ein Jahr lang. Dabei kann ein Huhn wesentlich älter wer-

den: »Das Bankivahuhn, eine Urform unseres Haushuhns, kann 15 Jahre alt werden«, erläutert Michael Marahrens, stellvertretender Leiter des Instituts für Tierschutz und Tierhaltung in Celle. Tatsächlich sind auch Haushühner bekannt, die das biblische Alter von 22 Jahren erreicht haben, wenn sie dann auch nicht mehr legen. Doch das Gnadenbrot für altgewordene Hühnchen kann sich ein Vollerwerbslandwirt nicht leisten: Eine Henne wird in der Regel eine Legeperiode nicht überleben. Für 80 Prozent von ihnen ist das Leben nach Information von Lydia Hartmann vom Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschafft in Berlin eng getaktet: Legereife nach 20 Wochen, Schlachtreife nach 75 Wochen. Die anderen Legehennen dürfen noch bis zum Alter von 100 Wochen weiterleben. Ein Masthähnchen ist nach 42 Tagen, kaum geschlechtsreif, schlachtreif.

Pro Kopf pro Jahr 145 Eier Die Bedingungen beantworten nur die Nachfrage: In den vergangenen fünfzig Jahren hat sich der weltweite Hunger auf Hühnerfleisch mehr als vervierfacht. Pro Kopf werden jedes Jahr rund 11 Kilogramm Hühnerfleisch verzehrt, wozu 45 Milliarden Hühner nötig sind. Pro Kopf pro Jahr werden zudem etwa 145 Hühnereier verzehrt, insgesamt müssen somit jedes Jahr weltweit 1.000 Milliarden Eier »produziert« werden. Mittlerweile züchten herkömmliche wie auch Biobetriebe wieder verstärkt Zwiehühner, Hühner, die sowohl für das Eierlegen als auch für die Fleischproduktion geeignet sind. Die Rasse »Les Bleues« ist so eine gelungene Kreuzung mit Hühnern aus der französischen Region Bresse. Sie haben blaue Beine. Und die Domäne Mechtildshausen, ein hessischer Biolandbetrieb, arbeitet mit alten genetischem Material aus Beständen der staatseigenen Zucht der DDR. Zweinutzungshühner sind keine Erfindung der Neuzeit, doch bis in die Fünfziger und Sechziger Jahre hinein wurden ihnen die Eier nicht vorgezählt. Die Hühner von damals legten einfach, oder sie landeten im Topf. Die heute übliche frühe Auslese nach Geschlecht konnten die Halter erst mit der Züchtung des Bielefelder Kennhuhns treffen: Der Züchter Gerd Roth präsentierte die neue Rasse, bei der Hahnen- und Hennenküken unterschiedliche Federn haben, 1976 erstmals in Hannover.


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Drei Cent zur Rettung der Brüder Erst vor 4.000 bis 5.000 Jahren ließen sich die ersten Hühner domestizieren – nach dem Motto »ab und zu ein Ei gegen regelmäßige Krumen von eurem Tisch«. Davor mussten die Menschen die Eier mühevoll von Möwen und anderen Wildvögeln plündern. Seit sich die Gefährlichkeit der cholesterinhaltigen Eier in Nichts aufgelöst hat, hat die Beliebtheit noch zugenommen. Nach neuesten Untersuchungen an den Universitäten von Arizona, Kansas und Cleveland könnte sogar der Verzehr von täglich 20 Eiern zu besseren Cholesterinwerten führen. Manche Verbraucher wären nach Umfragen durchaus bereit, zwei bis drei Cent mehr für ein Ei zu bezahlen, wenn sie wüssten, dass die ungeliebten männlichen Küken so vor einem allzu frühen Tod bewahrt würden. Projekte wie »Bruderhähnchen« oder »Hänsel und Gretel« zielen auf diese häufig urbane Klientel. Die männlichen Brüder der Legehennen (die ja auch im Biostall arbeiten) dürfen einige Wochen länger als handelsübliche Masthähnchen leben und es sich sogar auf der grünen Wiese gut gehen lassen. Viele dieser Verbraucher schätzen ihr dunkleres Muskelfleisch und die nicht so monströse Brust. Doch für die Unmengen an nicht gewollten Männchen in den Legefabriken haben Wissen-

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Foto: S. Szameitat

Allen Rassen gemein ist, dass sie natürlichweise eine Eierpause einlegen. Und zwischen November und Februar herzlich wenig bis gar nichts legen. Deshalb kommen übrigens alle traditionellen Weihnachtsgebäckrezepte ohne Eier aus. Eine Henne, die sich im Winter Küken anschaffen würde, hätte in den Augen ihrer Artgenossinnen einen Piep. Moderne Ställe sind dagegen sommers wie winters so ausgeklügelt beleuchtet und gewärmt, dass die Eierproduzentinnen vom Wechsel der Jahreszeiten nichts mitbekommen. Denn der Naturzustand ist für die moderne Agrarindustrie nicht hinnehmbar. »Bei einem üblichen Huhn darf man bloß mit 170 bis 190 Eiern pro Jahr rechnen, der Rest Energie geht in den Fleischansatz«, so Marahrens. Die Verbraucher wollen aber kontinuierlich versorgt werden. Rund 17 Milliarden Eier werden jährlich allein in Deutschland verbraucht, die Hälfte davon in privaten Haushalten. Denn Eier liefern Fett, die Vitamine A, D, E und K, dazu B-Vitamine sowie Mineralstoffe wie Kalzium und Eisen.

schaftler noch eine andere Lösung parat: eine Ein Huhn im Garten Selektion vor dem Schlüpfen. »Dass es männ­ kann auch schonmal liche, also nicht marktfähige Küken gibt, lässt sich 15 Jahre alt werden. nicht verhindern«, erklärt der Celler Forscher Marahrens. »Aber ein Gentest am dritten oder vierten Be­brütungstag ermöglicht die Geschlechtsbestimmung bereits im Ei. Die Methode funktioniert bereits mit großer Treffsicherheit, jetzt müsste sie bloß flächendeckend in die Praxis umgesetzt werden.« Bislang ist die Methode viel zu teuer. Die mehrheitlich sparsamen deutschen Verbraucher wollen preiswerte Lebensmittel. Dabei können sie sich nicht beklagen, Eier sind billig wie nie zuvor: Um 1960 konnte man sich für eine Arbeitsstunde gerade einmal fünf Eier kaufen, heute sind es rund 75. Sabine Szameitat


Patrouille im Garten Das Ei vom eigenen Huhn liegt im Trend. Nicht nur auf dem Land. Immer mehr Hühnerfreunde wollen ihren Kindern zeigen, woher das Frühstücksei kommt und gönnen ihrem Nachwuchs und sich selbst ein Stück Landleben – in der Stadt. Als Bonus gibt es das erhebende Gefühl, mit den übriggebliebenen Spaghetti vom Mittagessen im Hühnerhof wie ein König empfangen, mit Eiern und – nicht zuletzt – der freundlichen Gesell-

schaft des unterhaltsamen Federviehs belohnt zu werden. Lebens- und Futtermittelskandale – Stichwort »Dioxin im Ei«und Fernsehberichte über die Haltungsbedingungen von Legehennen geben oft den Ausschlag. Gartenhühnerhalter wissen, was ihre Tier zu fressen bekommen. Sie brüten im Brutapparat Eier aus oder beobachten mit Vergnügen eine Glucke, die nach drei Wochen Brüten ihre Küken an das Hühnerleben heranführt. Hühner sind etwas für die Seele. Hobbygärtner schätzen darüber hinaus die Mithilfe der gemütlich staksenden Gartenpatrouille, die auf ihren Kontrollgängen Nacktschneckeneier wie Kaviar vertilgt.

Bücher und Volkshochschulkurse sowie Internetseiten wie www.huehner-info.de bereiten auf die Hühnerhaltung vor, daneben helfen Geflügelzüchtervereine beim Einstieg. Auch ein kleiner Bestand von bis zu zehn Hennen und einem Hahn muss bei der Tierseuchenkasse angemeldet und regelmäßig geimpft werden. Das Hühnerhaus – unentbehrlich für die Nachtruhe ohne Besuch von Marder und Fuchs – kann samt Stange, Klappe und Hühnerleiter aus einem umgebauten Baumarkt-Gartenhäuschen bestehen. Daneben werden aber immer häufiger dem Trend folgend im Landhandel und im Internet neue schicke Hühnerpavillons angeboten. Ein eingezäunter Auslauf mit Sandbad und etwas Regenschutz muss ein, zusätzlich genießen die Mistscharrer auch den Freigang durch den Garten und auf den Komposthaufen – sicherheitshalber unter Aufsicht. »Die Fläche richtet sich nach der Größe der Hühner. Zwerghühner benötigen von allem nur die Hälfte«, erklärt der Chef der hannoverschen Rasse­ geflügelzüchter, Egon Dopmann. 8.000 Mitglieder zählt sein Verband. Dafür können einige Vertreter der Langkräherrassen oft besonderes Durchhaltevermögen bei Krähwettbewerben entwickeln. »Manche Hähne bringen es auf 30 bis 50 Sekunden«, erklärt Dopmann. Behäbigere Rassen wie Orpington, Bielefelder oder Sussex sind ruhiger. Doch ganz lässt sich ein richtiger Hahn den Schnabel nicht verbieten. Der Verein »Provieh – Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung« rät in seiner Broschüre »Bauernhahn statt Turbohuhn« dazu, sich vor der Anschaffung von Hühnern mit der direkten Nachbarschaft abzustimmen, besonders in städtischen Wohngebieten. Über krähende Hähne in Wohngebieten gebe es eine Fülle gerichtlicher Entscheidungen, erläutert der Ratgeber, teilweise mit regelrechten Stundenplänen, wann ein Hahn krähen darf. Als Faustregel gilt: In der Zeit von 19 Uhr am Abend bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr soll kein Weckruf erschallen. Lärmempfindliche Nachbarn freuen sich über den inzwischen entwickelten schalldichten Stall. Der Clou: ein automatischer Türöffner am Hühnerhaus, der per Zeitschaltuhr (oder Lichtsensor) gesteuert wird und die Hühner erst hinaus lässt, wenn der Hahnenschrei nicht stört. Einige mobile Hühnersalons sind bereits serienmäßig damit ausgestattet. Im Winter profitiert das Federvieh von der Dämmung. Notfalls geht es aber auch ohne Hahn. Die Hühner legen auch unbefruchtete Eier. Küken schlüpfen allerdings nicht daraus. Text und Foto: Sabine Szameitat


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Foto: Picture-Alliance/dpa-Bildarchiv

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Hungerhilfe Was Care-Pakete waren, weiß man auch heute noch. Kaum noch bekannt dagegen ist Cralog: das andere amerikanische Hilfsprogramm. Es startete vor genau 70 Jahren im Frühjahr 1946, viel größer als Care. Tausende Menschen bewahrte es vor dem Hungertod. Wenn man »Cralog« googelt, bekommt man an manchen Tagen ausbeutende NS-Ernährungsstruktur brach 1945 zusammen. die unsinnige Antwort: »Meinten Sie Catalog«? Eine bun- Hinzu kamen ab 1945 schlechte heimische Ernten, Winter mit desdeutsche Briefmarke ging dagegen 1963 davon aus, dass wochenlang zweistelligen Minusgraden sowie fehlende Transjedermann Cralog kannte, und dankte sogar an erster Stelle portkapazitäten, da auch Schiffe, Eisenbahnen und Lastwagen Cralog und dann erst Care (siehe S.13). Was war die historische im Krieg verschlissen worden waren. Den alliierten Befreiern fiel schon bei Kriegsende im Mai Leistung von Cralog? Zum Verständnis muss man sich die Mangeljahre nach 1945 auf, dass die Bevölkerung wenig zu Essen hatte. Unter dem Ende der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges vor dem Schock der immer scheußlicheren Entdeckungen über Augen halten. In ganz Deutschland, das zu dieser Zeit unter der die Gräuel der Nationalsozialisten herrschte aber zunächst Kontrolle der Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich die Haltung: Wir helfen allen Hungernden in Europa, nur und Sowjetunion stand, herrschte Hunger. Hunger bis zum nicht diesen Deutschen, dem Volk der Täter. Doch schon bald Verhungern. Die NS-Machthaber hatten während des Krieges änderte sich die Meinung. Erstens, weil die Besatzungsmächte immer wieder Ernteauf kommen aus den eroberten Gebie- vor Ort erkannten, dass vor allem die vor Hunger starben, die ten beschlagnahmt und nach Deutschland geschafft. Diese keine Schuld trugen: Babys, Kinder, zurückkehrende KZ-Opfer,


Hochbetagte, Behinderte. Zweitens, weil US-Präsident Harry S. Truman gab im Winter 1946/47 den Auftrag zu einer man die Bevölkerung nicht in die Arme »Hunger-Erkundung« im eiskalten Deutschland: Herbert C. Hoover, der der Sozialisten treiben wollte – in zahl- von 1929 bis 1933 selbst US-Präsident gewesen war und sich danach vor reichen Städten, z.B. in Braunschweig, allem karitativ betätigte, bereiste Städte und Dörfer unter der Perspektive gab es schon Hungeraufstände gegen die von Hunger und Sterben. Die erschütternden Berichte Hoovers trugen mit westlichen Kontrollmächte. dazu bei, dass Cralog seine Arbeit, die Anfang 1946 begonnen hatte, weiDer Spiegel, A n fa ng 1947 m it terleisten durfte. Das Kunstwort CRALOG ist zusammengesetzt aus den britischer Lizenz in Hannover gegrün- englischen Worten »Council of Relief Agencies Licensed for Operation in det, schreibt gleich in einer seiner ers- Germany« und bedeutet: Deutsche Organisationen, die die amerikaniten Ausgaben: »›Lieber wieder satte sche Lizenz zur Hilfe im hungernden Deutschland erhalten hatten, durfNazischweine, als hungernde und frie- ten sich zu einem gemeinsamen Rat zusammenschließen. Wichtigste Mitrende Demokraten‹: Das ist die klassi- glieder waren Caritas, Innere Mission, Rotes Kreuz und Arbeiterwohlfahrt. sche Formulierung, die ein amerikani- Anders als bei Care (s. Kasten) waren die Cralog-Pakte keine persönlichen scher Berichterstatter als Volksmeinung Gaben von Familie zu Familie. aus Frankfurt nach New York kabelt.« Cra log funktionierte so: In ganz A merika gab es mehrfach Weiter heißt es im Spiegel: »Die Erfrie- »canning-days« und »friendship-trains«. Dabei sammelten Ehrenamt­ rungen nehmen zu. Manche kommen liche, die zumeist einer Kirche oder Gewerkschaft angehörten, in Haushalund bitten den Arzt – in einem Falle für ten Lebensmittel in Dosen (cans). Und es fuhren Züge durch fast alle US500 Mark – um eine Spritze, ›die sie von Staaten und was immer für einen Überseetransport geeignet war, konnte dem Elend erlöst‹«. 1.000 Kalorien waren dort abgegeben werden. Darunter waren dann auch wärmende Kleidung das Äußerste, was der Durchschnittbür- und Decken sowie lebensrettende Medizin (insgesamt fast 30 Millioger pro Tag an Nahrungsmitteln bekam, nen Ampullen Insulin). Ein andermal dann mehrere tausend Rinder. An oft aber auch nur 600 bis 800 oder gar Bord von »friendship-ships« wurde alles nach Bremen transportiert. Das keine. Stundenlanges Anstehen für Brot Foto auf Seite 11 zeigt einen deutschen Güterzug, der im März 1948 mit oder Kartoffeln war an vielen Tagen ver- 3.000 Tonnen Cralog-Lebensmittel und Bekleidung des US-Frachters gebens. »Gretna Victory« beladen wurde. Die Besatzungsmacht überließ mit der Ankunft in Bremen alle Waren den deutschen Wohltätigkeitsorganisationen (und ihren vielen EhrenamtAnzeige lichen), die für den Weitertransport in alle deutschen Regionen zuständig waren. Unverhandelbare Kriterien: Verteilung an die Bedürftigsten ohne Unsere Mieter wohnen Ansehen von Geschlecht, Religion, ethnische Zugehörigkeit, außerdem striktes Verbot der Selbstbereicherung. Cralog lieferte mehr als 15 Jahre lang Hilfsgüter im doppelten Wert von Care, in der Menge sogar viermal soviel (insgesamt 323.000 Tonnen bis 1964). Die Cralog-Lieferungen gingen vor allem an Alten- und Behindertenheime, an die Kindergarten- und Schulspeisung, Durchgangslager für Flüchtlinge, Kranken- und Waisenhäuser und trugen tatsächlich dazu bei, die größte Not gerade der Schwächsten zu lindern. Von den 40 Millionen Einwohnern im Deutschland der 40er und 50er Jahre waren mindestens 20 Prozent Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten, zeitweilig und in einzelnen Regionen bis zu 50 Prozent. In Niedersachsen bildeten Wir haben mehr als 13.000 Wohnungen in die Flüchtlinge (ca. 1,8 Millionen) mehr als ein Viertel der Bevölkerung Hannover – und begeisterte Mieter. Denn viele unserer Objekte sind dank Gartenanlagen und (6,6 Millionen). guter Verkehrsanbindung besonders familienRenate Schwarzbauer freundlich. Und dabei noch top modernisiert. In allen Größen und vielen Stadtgebieten.

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Foto: Wikimedia Commons

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Bundesdeutsche Briefmarke von 1963. Cralog war das größere Hilfs­ programm, Care ist besser bekannt.

Und was war Care? Care (»Cooperative for American Remittances to Europe«), gegründet im November 1945 von 22 Organisationen in den USA, darunter die Quäker, die Mennoniten, die Heilsarmee, die Gewerkschaften. Bis März 1947 schenkte zunächst die US-Army 2,8 Millionen vom Pazifikkrieg übriggebliebene Verpflegungsrationen: Die USA hatten sich dort auf längere Kämpfe eingestellt, die Atombomben auf Japan kürzten den Krieg dann aber auf schreckliche Weise ab. Im November 1949 lobte Bundeskanzler Adenauer, dass gerade das fünfmillionste Paket in Deutschland ausgehändigt wurde. Ab 1947 sammelte Care in den USA Gelder für genormte Pakete mit Konserven (Fleisch, Milchpulver), Fett, Zucker, Mehl, Schokolade, Seife und Zigaretten sowie für andere Pakettypen mit Kleidung, Schuhen oder Werkzeug. Die Besonderheit von Care: Es waren immer Gaben von Person zu Person. Amerikanische Familien gaben sich als Absender zu erkennen und schickten die Pakte an die Privatadresse von Menschen, die sie von früher kannten oder die ihnen von Bekannten empfohlen wurden. So entstand auf Empfängerseite persönliche Dankbarkeit, auf amerikanischer Seite das Gefühl, direkt zu helfen, sowie die Hoffnung, die Deutschen durch das Vorbild humanen Handelns zu guten Demokraten zu erziehen (»Reeducation«) und von den Kommunisten fernzuhalten. Den amerikanischen Absender kostete ein Paket ca. 15 Dollar, inklusive Fracht und Auslieferung. Care summierte sich bis in die 60er Jahre auf über 80.000 Tonnen Hilfsgüter in 8 Millionen Paketen. SCH


Foto: Eventpress Hoensch/Picture-Alliance

»Verdamp lang her« Wolfgang Niedecken wird 65 Jahre alt und feiert das 40. Bandjubiläum von BAP mit dem neuen Album »Lebenslänglich«. Zurzeit bereitet er sich auf die erste Tournee mit der runderneuerten BAP vor: Am 19. Mai treten sie in Hannover auf. Herr Niedecken, als junger Mann waren Sie zornig, singen Sie im Song »Alles relativ«. Sind Sie es noch immer?

2012 wurde Ihnen das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen – für Ihr humanitäres Engagement für ehe­ Kommt drauf an, was gerade los ist. Aber ich spring nicht mehr malige Kindersoldaten in Afrika. Wie kamen Sie dazu, so schnell auf den Tisch wie früher. Mit 64 hat man schon eini- unmittelbar Nächstenliebe zu praktizieren? ges erlebt, aber ich kann schon noch sehr zornig sein. Zum Beispiel bei unverschämten Ungerechtigkeiten, bei Ignoranz.

Ich bin nach Nord-Uganda geraten zu der Zeit, als dort Bürgerkrieg wütete, und ich sah, was dort mit den Kindersolda-


Katar abhängig macht und Putin wieder einbindet. Es ist weltpolitisch eine sehr schwierige und komplizierte Situation. Auch die israelische Politik ist einem Friedensprozess nicht gerade förderlich.

In »Vision vun Europa« besingen Sie das Flücht­ lingsdrama. »Grenzen dicht machen«, lau­ tet die allgegenwärtige Devise in Europa. Nur Können Sie die zornigen jungen Muslime verstehen, die noch innerhalb eines »Mini-Schengen« sollte es weiterhin offene Grenzen geben, meint zum voller Hass gegen die westliche Welt sind? Also, ich verstehe das, aber ich verzeihe es nicht. Das ist ein Beispiel die niederländische Regierung. Und großer Unterschied. Gerade junge Menschen haben hochtra- außen herum ein Bollwerk von Flüchtlings-Auf­ bende Ideale im Kopf, und die können furchtbar missbraucht fangzonen. Verrät Europa seine Ideale? werden. Diese jungen Männer im Nahen Osten werden mani- Vor allem die osteuropäischen Länder müssen lerpuliert. Aber es gibt auch eine altersbedingte Abenteuer- nen, dass Europa nicht nur eine Zugewinn-, sonlust und sowas wie Revolutions-Chic. Auch damit lassen sich dern vor allem eine Solidargemeinschaft ist. Wenn manche auf Wege führen, die unmenschlich sind. Aber wenn wir die Solidargemeinschaftswerte nicht aufrecht ich an meine eigene Entwicklung zurückdenke: Wie viele lau- erhalten, können wir uns ganz Europa sowieso von fen immer noch mit einem Che-Guevara-T-Shirt rum, obwohl der Backe putzen. Abschotten geht nicht mehr, wir schon lange ersichtlich ist, dass Guevara es in der Kubakrise leben im 21. Jahrhundert in der Zeit des Internets auf einen Atomkrieg ankommen lassen wollte. Wir sind alle und der Globalisierung. Alle Informationen können manipulierbar. weltweit überall empfangen werden, und selbst die Menschen in Pakistan wissen mittlerweile, wie es in Deutschland aussieht und welche Lebensqualität Wie schützen Sie sich davor? Ich versuche, mich ständig zu informieren. Als ich dieser man hier hat. Deswegen drängen sie nach Europa, zornige junge Mann war, habe ich meinem Vater Vorwürfe denn auch sie wollen ihr Leben verbessern. Man gemacht, wie er sich zur Nazizeit verhalten hat. Da war ich muss einfach viel globaler denken und lokal hanselbstgerecht, aber die Jugend darf das sein. Irgendwann stellte deln. Wir müssen unsere anerzogenen Werte hochich mir natürlich die Frage, wie ich mich denn verhalten hätte, halten – die Nächstenliebe und die Empathie. Wenn wenn ich im Nationalsozialismus eine Familie zu ernähren das nur beim Krippenspiel oder beim St. Martinszug gehabt hätte. Hätte ich mich angepasst oder nicht? Das geht stattfindet, dann können wir uns das auch sparen. nur, wenn man sich selbst immer wieder hinterfragt. Heute tut mir vieles leid, was ich meinem Vater damals an den Kopf Wird Angela Merkel sich mit ihrer Willkom­ geworfen habe. menspolitik durchsetzen können? Manchmal habe ich den Eindruck, Seehofer und Was kann jeder einzelne von uns gegen blinden Hass tun? Merkel spielen das Spiel Good Cop/Bad Cop. Das Jetzt ist es soweit, dass der Terror bei uns vor der Tür steht. Wir große Ziel ist natürlich, den extrem rechten Parteien können ihn nicht mehr wegzappen. Wir dürfen vor allen Din- keinen Zulauf zu verschaffen. Vielleicht ist dieses gen nicht verallgemeinern und Leute damit einbeziehen, die Spiel sogar okay. Denn es darf rechts von der CSU mit dem Terror gar nichts zu tun haben. Die Muslime leiden keine Partei mehr geben, die in irgendeiner Form am meisten unter diesen Wahnsinnigen. Es wäre ganz bitter, relevant ist. Deswegen ist es mir dann doch lieber, die Flüchtlinge für diesen Extremismus auch noch schuldig wenn die von Rechtsaußen wenigstens alle in der zu erklären. Dann ginge nämlich die Saat des Islamischen CSU aufgefangen werden. Staates auf. Wir müssen uns dringend ehrlich machen, was Saudi-Arabien und Katar betrifft. Aus diesen Ländern wird der Richten Sie Ihr Leben auf terroristische Be­­ Islamische Staat in erster Linie finanziert. Aber man kann die drohung aus? Isis nicht einfach bombardieren, denn jeder Kollateralschaden Am Tag nach dem Massaker in Paris hätte ich ungern führt dem IS weitere Verblendete zu. Bodentruppen sind schon auf einer Bühne gestanden. Eine Woche später sah in Vietnam, in Afghanistan und im Irak gescheitert. Es geht nur, ich mir in Köln die Premiere des Musicals »Bodywenn man sich nicht mehr vom Handel mit Saudi-Arabien und guard« an. Ich habe mich in dem Raum nicht wohl-

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ten passiert, wenn sie bei einem Gefecht übrig bleiben. Das ist furchtbar: Sie sind von ihren Familien verstoßen und wissen nicht, wie sie weiterleben sollen. Diese Bilder haben mich verfolgt. Ich habe in jedem dieser traumatisierten Kids meine Söhne oder meine Töchter gesehen. Diese Kindersoldaten mussten zum Teil Familienangehörige umbringen, damit ihr Weg zurück verstellt ist. Das ist so unfassbar bitter!

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gefühlt, und dann wurde auf der Bühne auch noch geschossen! Es war beklemmend. Trotzdem will ich mich davon nicht über Gebühr einschüchtern lassen. Dann hätten die Terroristen ja ihr Ziel erreicht, und das gönne ich denen nicht. Der Spruch »Angst ist ein schlechter Ratgeber« stimmt aber auch nicht. Sie kann einen dazu bringen, dass man vorsichtig ist.

Konzerte unter Polizeischutz – könnten Sie sich das vorstellen? Das will ich mir lieber nicht vorstellen. Erst mal gucken, wie sich das alles entwickelt. Wir müssen in jeder Hinsicht flexibel bleiben.

Ihre Band heißt jetzt wieder »Niedeckens BAP«, wie vor 40 Jahren. Zurück zu den Wurzeln?

brauche. Aber das habe ich auch gern verdrängt. Es hat sich schon irgendwie gefügt. Nach dem Studium fing ich wieder an, Musik zu machen, und arbeitete eine Zeit lang als freier Maler. Wenn ich kein Geld mehr hatte, war ich für den WDR als Aushilfsgrafiker tätig. Mein Existenzminimum habe ich mir immer irgendwie verdient. Ich wusste, meine Lebensqualität kommt aus dem, was ich tue, und nicht aus dem Geld, dass ich mit einem Scheißjob verdienen würde. Für mich gibt es nichts Schöneres, als mich hinzusetzen und ein Lied zu schreiben, mir ein Cover oder eine Setlist auszudenken. Diesen wunderschönen Beruf darf ich jetzt seit 40 Jahren ausüben. Wahnsinn!

In diesem Album singen Sie erstmals auch hochdeutsche Strophen. Die Texte habe ich zunächst alle auf Kölsch geschrieben. Und dann gab es Stellen, die irgendwie merkwürdig klangen und bei denen ich mich wie ein Mundartpfleger fühlte. Aber dafür ist BAP nicht angetreten, das ist eher ein Nebeneffekt. Als ich diese Zeilen dann auf Hochdeutsch sang, war da plötzlich ein Fluss drin. Früher war es genau andersrum: Da hatte ich bei Hochdeutsch oft das Gefühl, dass es gestelzt klingt. Es ist schön, dass wir viele Kölner Bands dazu gebracht haben, auch auf Kölsch zu singen. So dauert es ein bisschen länger, bis diese Sprache ausstirbt, denn aussterben wird sie auf jeden Fall, die Menschen haben im sozialen Alltag kaum noch die Möglichkeit, Dialekt zu sprechen.

Eher auf zu neuen Ufern. Wir haben jetzt eine flexible Besetzung und sind nicht mehr verpflichtet, immer in der gleichen Konstellation auftreten zu müssen. Den marokkanischen PercussionSpieler Rhani Krija hätte ich gern immer dabei, aber er ist auch schon mal auf Welttournee mit Sting, Al di Meola oder Dominic Miller. Auch Anne de Wolff und Ulle Rode sind viel unterwegs mit Bosse, Roger Cicero, Calexico und anderen. Und unser Schlagzeuger Sönke Reich ist mit seinen 32 Jahren der erste, der jünger ist als die Band selbst. Unglaublich, wo der alles spielt. Um dieser Tatsache Rechnung zu BAP gilt als eine der ersten, wenn nicht gar die erste west­ tragen, musste die Band wieder Niedeckens BAP liche Rockband, die in den 80ern in China aufgetreten ist. heißen. Wir sind nicht mehr die Gruppe, die in ihrer Vor uns waren nur Modern Talking da, aber die zähle ich Stammkneipe rumsitzt und überlegt, wo sie denn jetzt mal nicht zu den Rock’n’Roll-Bands. Es waren insgesamt morgen spielen könnte. Wir müssen alle gucken, acht Konzerte: Drei in Peking vor jeweils 18.000 Leuten, drei dass wir unsere Familien von dem ernähren können, in Shanghai und zwei in Kanton. Je mehr wir nach Süden was wir tun – und dafür müssen wir flexibel sein. kamen, desto temperamentvoller ging es ab. In Kanton, also Guangzhou, unmittelbar neben Hongkong kannten sie schon Für den Beruf des Künstlers braucht man eine die Beatles und die Stones. Vor den einzelnen Shows wurde überdurchschnittlich hohe Risikobereitschaft dem Publikum gesagt, dass es nicht aufstehen durfte, dass das und Flexibilität. Hatten Sie diese Eigenschaften Klatschen nur für eine bestimmte Zeit zugelassen wäre und es gab auch keine Zugabe. Das gehörte sich damals in China nicht. schon immer? Ja. Aber es gehört auch eine gewisse Naivität dazu. Deswegen war es auch die einzige Tour, bei der wir »Verdamp Ich war jedenfalls unendlich glücklich, endlich kein lang her« nicht gespielt haben. Mathe, Latein oder Physik mehr lernen zu müssen und auf die Kunsthochschule gehen zu dürfen, wo Und jetzt gibt es sogar ein Lied, das die Geschichte Ihres ich malen konnte. Die acht Semester bis zum Exa- größten Hits erzählt. Es heißt »Et ess lang her«. men waren pure Freude. Das habe ich auch meinen Ich habe endlich mal erzählen können, was mich dazu gebracht Kindern vererbt. hat, dieses Lied zu schreiben. Denn die meisten wissen ja nicht, wovon »Verdamp lang her« handelt. Geschrieben haben ich es Rosenmontag 1981 in Morlitzwinden zwischen Nürnberg Hatten Sie jemals Existenzängste? Natürlich habe ich mich manchmal gefragt, wie ich und Rothenburg o.d. Tauber. Wir sind dort hingefahren, um jemals das Geld verdienen will, das ich zum Leben vor dem Karneval zu fliehen. Damals hatte ich noch meine


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Foto: Wikimedia Commons

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Kasten-Ente. Mein Vater war im September 1980 gestorben und ich war seitdem immer nur unterwegs. In Morlitzwinden hatte ich dann endlich die Zeit gefunden, mal dieses Lied zu schreiben, um mich wirklich von meinem Vater zu verabschieden.

War Ihnen sofort bewusst, dass es Hitpotenzial hatte? Nein. Es wäre fast noch nicht mal auf dem Album »für usszeschnigge« gelandet. Denn es hatte anfangs keinen Refrain und nur eine rudimentäre Akkordfolge. Als wir nach den Proben die Anlage abbauen wollten, fragte ich die anderen, was wir denn nun mit dem Lied für meinen Vater machen würden. Der Major war schon deutlich genervt und spielte dann eine Mischung aus »Under My Thumb« und einem Police-Lick. Und den simplen Refrain sang er auch gleich dazu. Plötzlich hörten alle mit dem Abbauen auf und wir fingen an, den Song doch noch zu probieren.

Wie waren die Reaktionen? Obwohl es nicht die Single war, hat ein Radiomann vom WDR das Ding in seiner »Schlagerrallye« laufen lassen. Und auf einmal spielten es alle. Ein absoluter Zufall!

Ihr Vater wurde 76. Sie werden am 30. März 65. Macht das Alter Sie gelassener? Ja. Aber auch melancholischer. Es gibt einfach Sachen, an denen man sich abarbeiten kann, wie man will, ohne etwas zu erreichen. Ich will aber nicht als Frustrierter enden! Unser Album ist wie ein Vexierbild: auf der einen Seite sehr melancholisch, auf

der anderen auch sehr kraft- und humor- BAP mit Niedecken voll. Ich bin einfach eine melancholische open air in Aachen Frohnatur. Ohne meinen Humor könnte 1980. BAP kommt ich wahrscheinlich einiges nicht mehr von »de Bapp«, der ertragen. Gottlob bin ich nie zum Zyni- Papa, wie Niedecken ker geworden. In »Absurdistan« heißt es schon früh genannt sinngemäß, zynisch und cool zu sein ist wurde. keine Lösung.

Herrscht bei Ihnen vier Jahre nach Ihrem Schlaganfall wieder business as usual oder haben Sie an Ihrem Leben dauerhaft etwas geändert? Ich habe schon einiges geändert, es gab ganz klar eine Zäsur. Wenn so eine Sache nicht passiert, könnte es sein, dass man die Endlichkeit des Lebens vergisst. Aber das war deutlich. In dem halben Jahr in der Reha wurde mir bewusst, dass ich keine Zeit mehr zu verplempern habe. Manche Leute hatten vielleicht ein bisschen Schwierigkeiten damit, dass da nach dem Schlaganfall plötzlich ein anderer Wolfgang Niedecken war. Ich bin entschlussfreudiger geworden. Interview: Olaf Neumann


wer war eigentlich …

… Franz Sacher? Kuchenerfinder mit 16 Jahren.

schmächtigen Prinzipal. Wenn er aber doch öfter mal genascht hat, dann zumindest nicht zu seinem Schaden: Franz Sacher war 91 Jahre alt, als er 1907 starb. Als junger Mann hatte er nach der Lehre einige Jahre Berufserfahrung gesammelt, bevor er sich selbstständig machte und zunächst in Pressburg, der heutigen slowakischen Hauptstadt Bratislava, und danach eine Zeit lang auf Donauschiffen zwischen Wien und Budapest arbeitete. 1848 eröffnete Franz Sacher in Wien einen Feinkostladen mit Weinhandlung. Erst jetzt wurde die Schokoladentorte ein Verkaufsschlager. Sachers Sohn Eduard verfeinerte während seiner Ausbildung beim k.u.k. Hofzuckerbäcker Demel die Rezeptur der sagenhaften Torte seines Vaters. Fortan wurde die Sachertorte nicht nur im Haus Sacher selbst, sondern auch als »Original Sacher-Torte« bei Demel und später auch in dem von Eduard 1876 gegründeten Hotel Sacher angeboten. Ab 1938 stritten die Nachkommmen der beiden führenden Wiener Konditoreien um die richtige Zubereitungsart. Nach jahrelangem juristischem Tauziehen wurde 1963 im Zuge einer außergerichtlichen Einigung der Titel »Original Sacher-Torte« schließlich dem Haus Sacher zugesprochen. Die Demels nennen ihre Torte seither »Demel’s Sachertorte«. Derzeit werden allein im Hotel Sacher jährlich aus 1,2 Millionen Eiern, 80 Tonnen Zucker, 70 Tonnen Schokolade, 37 Tonnen Marillenmarmelade, 25 Tonnen Butter und 30 Tonnen Mehl rund 360.000 Torten hergestellt. Eine Mitarbeiterin ist alleine damit beschäftigt, bis zu 7.500 Eier täglich aufzu­ schlagen. Sabine Szameitat Fotos: Wikimedia Commons

Der beste Glücklichmacher in allen Lebenslagen ist unumstritten Schokolade. Noch besser wirkt jedoch Schokoladentorte. Das muss sich auch vor bald 200 Jahren Konditorlehrling Franz Sacher gesagt haben, als er die wohl berühmteste Torte der Welt erfand und damit andauernden Ruhm auf dem Feld der Konditoren-Ehre erntete. Der gerade 16-Jährige bekam seine große Chance, als Fürst Klemens Wenzel Lothar Nepomuk von Metternich 1832 seine Hof küche beauftragte, zur Hochzeit eines befreundeten Malers ein besonderes Dessert zu kreieren. »Dass er mir aber keine Schand’ macht, heut Abend!« soll der Fürst zu seinem Chefkoch gesagt haben. Doch der Meister wurde krank – oder er wollte sich vielleicht auch vor der Verantwortung drücken –, und die Aufgabe blieb am Lehrling hängen. Der rührte einen Biskuitteig mit Schokolade an, backte ihn kunstgerecht aus, und bestrich ihn mit Aprikosenkonfitüre, die in Österreich Marillenkonfitüre genannt wird. Überzogen wurde die Torte mit einer dicken Kuvertüreschicht, die später den herrlich knackenden Kontrapunkt zum flaumigen Biskuit bildete. Die Kalorienbombe aus Butter, Eiern, Zucker, Konfitüre und Schokolade durchschlägt jedes Diätprogramm. Vielleicht war diese Rezeptur mitverantwortlich dafür, dass in der Heimat von Wiener Schnitzel und Schmarrn die »Wiener Naht« erfunden wurde, eine spezielle Naht für Kleider, die üppige Formen schlanker aussehen lassen soll. Franz Sacher kann selbst nicht so viel von seiner gehaltvollen Torte gegessen haben – Fotos von ihm zeigen einen eher


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Starthilfe ins Leben Von der Schwangerschaft bis zum ersten Geburtstag: Familienhebammen leisten Babys überforderter Eltern unbürokratisch Beistand in Notsituationen. Kurz nach zehn Uhr klingelt Familienhebamme Sindy Kutscher auch allein fehlende Windeln und kein Milchpulver mehr im am Eingang des Mehrfamilienhauses. Drückt den Knopf der Haus können Probleme sein, die Unterstützung verlangen. frisch gebackenen Familie, um die kleine Lucy zu besuchen. Von pastellfarbener Babywelt-Idylle ist der Alltag der Klienten Ein bisschen zu spät, aber die zuvor besuchte Mutter hatte oft weit entfernt, wenn die Familienhebamme ihren Einsatz dringende Fragen zu klären. Dringende Fragen an Familien- beginnt. Es endet auch nicht jeder Einsatz mit rosigen Babies hebammen haben es meist dermaßen in sich, dass sie wirk- und zufriedenen Müttern, aber es werden immer Perspektiven lich sehr, sehr dringend sind. Aufschub ist selten möglich. Eine gefunden, die vorher undenkbar schienen. Auch im kurzen Leben der fünf Monate alten Lucy mussten kalte, dunkle Wohnung wegen abgeklemmten Stroms etwa, oder ein vor der Tür stehendes Zwangsräumungskommando, schon eilige Entscheidungen getroffen werden, doch inzwi-


Beim Hausbesuch wird viel notiert, um die Entwicklung von Kind und Eltern beurteilen zu können.

schen läuft alles in ruhigeren Bahnen. Der Säugling entwickelt sich prächtig und beide Eltern sind liebevoll und zugewandt. Es gibt keine gesundheitlichen Probleme, kein Suchtverhalten und die Mutter ist nicht alleinerziehend. Aber die Rahmenbedingungen waren anfangs sehr ungünstig und überforderten die Eltern. Aktuell zweimal wöchentlich besucht die Familienhebamme die betreute Familie in ihrem Haushalt, nach der Entbindung kam sie sogar täglich. Bezahlen muss die junge Familie dafür nichts, die Leistung rechnet Kutscher selbst über das Jugendamt ab.

Präventive Arbeit Normalerweise betreuen Hebammen junge Mütter bis zum Ende des Wochenbetts in allen Fragen rund um Schwangerschaft und Baby, Familienhebammen hingegen bieten bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes umfassende Unterstützung. Sie helfen bei Unsicherheiten im Umgang mit dem Säugling, wirken auf Suchtentwöhnungen hin, organisieren eine sichere, babygerechte Unterkunft, begleiten Behördenkontakte und geben Tipps für einen positiven Umgang mit dem Säugling.

Verschiedene sogenannte Melder achten in der Region Hannover auf Risikosituationen und melden den Bedarf für eine Familienhebamme so früh wie möglich an das Team von Elisabeth Schwarz bei der Region. Die Teamleiterin der Jugendhilfe vernetzt die Akteure im Netzwerk »Frühe Hilfen«, dem auch die Familienhebammen angehören. »Gegenüber den Hebammen gibt es viel weniger Hemmungen, als gegenüber anderen Helfern wie dem Jugendamt«, lobt Elisabeth Schwarz das extrem niedrigschwellige Angebot: Keine Anträge, keine Kosten, Kooperation auf freiwilliger Basis und Hilfe statt Sanktionen machen die Einsätze möglich. Behutsam werden anschließend je nach Lage der Dinge Kontakte zu Ärzten oder Psychologen, der Schuldnerberatung, dem Jugendamt oder dem Arbeitsamt hergestellt. Auch Frauen mit gewalttätigen Partnern oder kranke Alleinstehende mit mehreren Kindern oder aus sozial schwierigen Milieus sind Zielgruppe der frühen Hilfe. In Niedersachsen organisiert jede Kommune den Einsatz der Familienhebammen unterschiedlich. In Oldenburg etwa wird jede Familie mit Neugeborenem besucht, wenn das Kind rund zehn Wochen alt ist, und erhält als Geschenk einen Babyschlafsack. Das Oldenburger Gesundheitsamt als Koordinator erreicht rund 80 Prozent aller Familien. Wo Hilfe erforderlich erscheint, wird sie angeboten. Die Mütter entscheiden sich dann dafür oder dagegen. Neben den Fachleuten, die frühzeitig erkennen, dass eine frühe Hilfe erforderlich ist, melden sich auch Verwandte von Schwangeren oder die Mutter selbst, wenn sie den Eindruck haben, dass die Unterstützung erforderlich ist. Vor vier Jahren erst legten in Niedersachsen die bundesweit ersten 21 Familienhebammen eine staatlich anerkannte Prüfung ab. Inzwischen haben sich in Kooperation mit der Stiftung »Eine Chance für Kinder« landesweit mehr als 250 Hebammen berufsbegleitend weiterqualifiziert, ein flächendeckender Einsatz ist aber dennoch noch nicht gegeben. Neben sehr unterschiedlichen Strukturen in den verschiedenen Kommunen des Landes reicht die Zahl der Familienhebammen nicht aus, zumal viele diese anspruchsvolle Tätigkeit nicht in Vollzeit ausüben. Das Konzept gibt es schon länger: In Oldenburg kümmern sich festangestellte Familienhebammen schon seit über 30 Jahren um junge Mütter. Professionalisiert und als Begriff geschützt wurde die Ausbildung dann auf Bestre­ bungen von Professor Adolf Windorfer aus Hannover. Seine Stiftung »Eine Chance für Kinder« trieb die Entwicklung des Kinderschutz-Präventionsprogramms maßgeblich voran. Nach einer sechsjährigen Pilotphase vor 15 Jahren wurde dieser Bereich der sogenannten »aufsuchende Hilfe« fest in das niedersächsische Hilfesystem aufgenommen. Seit 2012 ist der Einsatz und die Vernetzung von Familienhebammen durch


Lucy auf gutem Weg Bei Lucy, die sich mit ihren kleinen Ärmchen schon hochstemmen kann und bald zu krabbeln beginnt, geht es um angenehmere Themen. »Gemüsegläs- lesen sein: Geburtsgewicht verdoppelt und altersge- Kind mit Zukunft chen schmecken ihr? Wieviel isst die Kleine pro rechte Entwicklung. dank Hebamme Sindy Mahlzeit?« Sindy Kutscher fragt und notiert, die Einen Einsatz bewerten die Familienhebammen Kutscher. Lucy ist Eltern berichten und das fröhliche Baby verfolgt als positiv abgeschlossen, wenn nach dem ersten mit ihren Eltern auf den Trubel im Wohnzimmer neugierig. »Probiert Geburtstag des Kindes eine Übergabe an weiterfüh- einem guten Weg. als nächstes eine Sorte mit Fleisch, immer nur eine rende Erziehungshilfen gelungen ist. Das wird auch kleine Menge erwärmen, der Rest bleibt im Kühl- bei Lucy und ihren Eltern ziemlich sicher der Fall schrank frisch bis zur nächsten Mahlzeit«, gibt die sein. Nach einem holprigen Start ins FamilienleFamilienhebamme auch gleich einen Spartipp. ben haben die drei dank der anfangs in erheblichem Klingt nicht belehrend, sondern ist für Lucys Eltern Umfang geleisteten Unterstützung von Familieneine echte Hilfe. Lucy ist ihr erstes Kind, wie die hebamme Sindy Kutscher inzwischen beste Ausmeisten Eltern heutzutage hatten sie vor dem ersten sichten, ihre Zukunft als Familie gut zu meistern. Weitere infos unter www.kinderschutz-niederBaby kaum Erfahrung mit diesen Themen. Wieviel trinkt das Kind, wie schläft es, läuft die Rückbil- sachsen.de und www.eine-chance-fuer-kinder.de dungsgymnastik, wer ist Ansprechpartner von der Text und Fotos: Carmen Eickhoff Familienhilfe, klappt alles mit dem Jobcenter? Anzeige Locker plaudern die Eltern mit der Familienhebamme, während die ganz nebenbei das Baby auf dem Sofa im Wohnzimmer untersucht und in einer Muss man hören: Hertzliches Hannover Hängewaage aus buntem Stoff wiegt. das Wohnungslosen-Magazin. Jeder Besuch wird in weiß-blau gestreiften Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr. Dokumentationsbögen erfasst, besprochene Themen und gemessene Daten des Kindes werden ... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de notiert. Über diesen Hausbesuch wird später zu

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das neue Kinderschutzgesetz des Bundes in ganz Deutschland festgeschrieben. Die ungewohnte Situation mit einem Baby und die erhebliche Verantwortung kann auch die liebevollsten Eltern überfordern, wenn Problemlösungskompetenzen nur unzureichend vorhanden sind. »Schnell sind dann Fristen beim Jobcenter versäumt und als Folge bleiben die gewährten Leistungen aus«, zeichnet Familienhebamme Sindy Kutscher typische Probleme ihrer Familien nach. Ein Klassiker der Alltagsaufgaben von Familienhebammen: Der Vermieter ist über die ausbleibenden Zahlungen verärgert und kündigt, die junge Familie ist eingeschüchtert und zu überfordert, um selbst zu handeln, das Handy bleibt unbezahlt auch stumm und eine negative Spirale beginnt sich rasant zu drehen. Kutscher und ihre Kolleginnen telefonieren in solchen Momenten viel, schlichten und vermitteln auch nach Feierabend und am Wochenende, ­helfen den Eltern beim Ausfüllen von Formularen und suchen kompetente Ansprechpartner.

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Aus der Szene

Fast alle öffentliche Toiletten bald kostenlos

Café S eröffnet neue Standorte und erweitert Programm

Alle 53 öffentlichen Toilettenanlagen in Hannover sind in einer neuen Broschüre aufgelistet mit Standort, Öffnungszeiten, behindertengerechter Ausstattung oder Wickelmöglichkeiten. Fast alle Toiletten können ab dem 1. Juli 2016 kostenfrei benutzt werden. Ausgenommen sind: Lister Platz, Kröpcke, Marktkirche und Herrenhäuser Allee (Sommer). Der Besuch kostet dort 50 Cent, weil eine Reinigungskraft angestellt ist. Bis Juli werden die Anlagen auch saniert. Alle Toiletten werden mindestens einmal am Tag gereinigt. NutzerInnen, die eine Beschädigung oder Verschmutzung vorfinden, können sich an das Service-Team unter Telefon 05151 – 961 12 93 wenden. Die Broschüre liegt kostenfrei aus in den Bürgerämtern der Stadt und am Tourismustresen im Rathaus. Download auch im Internet unter www.Stadtentwässerung-Hannover.de (Stichwort: öffentliche Toiletten). SCH

Aufklärung über die Rechte von Arbeitslosen und Begleitung zum Amt, um Beistand zu geben: Seit über fünf Jahren bietet eine Gruppe fachlich kompetenter Menschen unter dem Namen »Café S« in Hannover ehrenamtlich Hilfe für Betroffene an (Asphalt berichtete). In Reaktion auf den Bedarf auch von Flüchtlingen hat Café S jetzt seine Standorte erweitert. »Seit Februar haben wir unsere Türen als unabhängige Erwerblosen- und Flüchtlingsberatung in Selbsthilfe geöffnet«, sagt Jochen Peiler, einer der Mitbegründer. Wie bisher bietet Café S Sozialberatung in der Königstraße 6 in Hannover (donnerstags 15 bis 18 Uhr) und in der Petit-Couronne-Straße 30 in Ahlem an (montags und mittwochs von 11 bis 14 Uhr). Peiler: »Wir freuen uns, dass jetzt neue Kontaktcafés hinzukommen.« Im Februar eröffnete Café S Linden, am Lindener Markt 1. Montags von 13 bis 19 Uhr gibt es dort neben der Beratung Kaffee, Tee, Snacks, PC, Drucker und WLAN - nicht-kommerziell und kostenfrei. Für die Flüchtlinge arbeitet Café S mit arabischsprechenden Übersetzern zusammen. Am 9. März eröffnet ein weiteres Café S in Ahlem: Wunstorfer Landstraße 49, mittwochs von 15 bis 18 Uhr. Unter 0511 – 33 65 35 56 leistet Café S montags bis freitags von 16 bis 18 Uhr Telefonberatung. Träger aller Cafés ist Transition Town Hannover (www.tthannover.de). SCH

gesucht – gefunden Verkäufer Reinhard: Um meine Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch zu aktualisieren und zu verbessern, wäre mir sehr damit gedient, die entsprechende Software auf einem Laptop oder Computer abspielen zu können. Wenn Sie einen Laptop oder Computer entbehren können, vielen Dank im Voraus. Thanks! Merci! Muchas gracias! Mille grazie! [V-Nr. 2073] Kontakt: 0176 – 35 87 90 76. Verkäuferin Cordula: Suche Rollator mit stabilen Bremsen. Suche außerdem Wollreste Stärke 3 ½ bis 4, einen Flachbildschirm und ein Laptop. [V-Nr. 1683] Kontakt: 0177 – 894 63 32. Verkäuferin Heidi: Suche immer noch dringend eine kleine Wohnung für mich und meinen Hund für sofort. Miete wird vom Amt bezahlt, dadurch habe ich keine Mietschulden. Freue mich sehr auf Ihren Anruf. [V-Nr. 1786] Kontakt: 0179 – 377 75 92. Verkäufer Reinhold: Ich suche Arbeit als Hausmeister oder in der Gartenpflege, Laubenrenovierung (Hecken- und Baum-

schnitt) oder Maler. Außerdem suche ich eine gut erhaltene Mofa/Roller 25 km/h. Welcher Mechaniker kann bei einem Viertaktrasenmäher die Zündung einstellen und bei einer Zweitaktheckenschere den Seilzug einstellen bzw. reparieren oder hat Gebrauchte abzugeben? [V-Nr. 137] Kontakt: 0175 – 802 22 23. Verkäufer Frank: Ich suche Zinn und wünsche all meinen Kunden schöne Ostern. Vielen Dank für das entgegengebrachte Vertrauen und die Treue. [V-Nr. 2041] Kontakt: 0151 – 41 62 44 79. Verkäuferin Elke: Ich suche Woll- und Stoffreste zum Nähen und für meinen dreijährigen Enkelsohn Spielzeug und Anziehsachen für den Sommer ab Gr. 110. [V-Nr. 2083] Kontakt: 0176 – 54238232. Verkäuferin Anna: Suche dringend, möglichst sofort, eine 1-2 Wohnung, bis 50 qm. Miete bis 372 € + Heizung. Möglichst in Hannover. Vielen Dank im Voraus. [V-Nr. 2217] Kontakt: 0176 – 31 22 64 19.


Eigentlich, ja eigentlich dachte ich, zu dem Thema Asyl­ suchende sei inzwischen alles gesagt. Wäre es wohl auch, gäbe es nicht Frauke Petry und Beatrix von Storch. Schusswaffengebrauch an der Grenze empfiehlt die Petry und von Storch ergänzt: »notfalls auch auf Frauen und Kinder«, Erstere ist die Parteichefin, die andere EU-Abge­ ordnete der AfD. Dass das an Widerwärtigkeit nicht mehr zu überbieten ist, bedarf keiner Worte. Diese Menschen gab es immer und wird sie auch immer geben. Dass sich aber eine ganze Partei auf die Seite dieser beiden Frauen stellt, und folglich auch all diejenigen, die diese Partei wählen, hätte ich in Deutschland nicht wieder für möglich gehalten. Mörder wurden diejenigen genannt, die an der inner­ deutschen Grenze Menschen erschossen. Und das wollen tatsächlich die AfD und ihre Sympathisanten in diesem Land erleben, oder was sonst verstehen sie unter »Schusswaffengebrauch«? Warum geht kein Aufschrei der Empörung durch die AfD, warum dürfen zwei Frauen eine derartige Meinung vertreten, ohne aus der Partei ausge­ schlossen zu werden? Mir wird wirklich speiübel, wenn ich nur daran denke, was in den Köpfen dieser Leute vor sich geht. Petry hat zwar ihren Fehler eingesehen, aber dadurch kann ihre Äußerung nicht mehr aus der Welt geschafft werden. Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden…

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»Ich sehe mein Leben hier als Neustart« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Ioan (32). Ioan, du kommst gebürtig aus Rumänien, seit wann bist du schon in Deutschland?

Hast du denn aus Rumänien Andenken mitgenommen, die dir etwas bedeuten?

Seit etwa eineinhalb Jahren, 2014 war das, als ich hierher kam. Zu dieser Zeit bin ich auch gleich bei Asphalt gelandet. Da sah ich, wie jemand in Hannover die Zeitung verkaufte und den hab ich dann einfach gefragt. Tja, hat geklappt, jetzt verkaufe ich auch Asphalt, und zwar richtig gerne.

Nein, ich habe aus Rumänien gar nichts mitgenommen. Kein Foto, nichts. Ich habe da auch einfach keine richtig guten Erinnerungen daran. Rumänien ist halt meine Vergangenheit, die hinter mir liegt.

Vermisst du deine Heimat nicht? Du sprichst ja auch verhältnismäßig gut deutsch, wo hast du das gelernt? Echt nur durch das Reden hier mit den Menschen. Ich habe das nie in der Schule oder so gelernt. Überhaupt mit den Leuten, die ich so kennen gelernt habe beim Verkaufen von Asphalt, da habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Die Menschen interessieren sich für mich, fragen alles mögliche, wo ich herkomme, was ich sonst so mache, was ich für Probleme habe, selbst wenn ich einmal nicht da war, hat gleich einer gefragt: »Mensch, Ioan, wo warst du denn dann und dann … Warst du krank?« Das ist schon toll.

Du genießt das Verkaufen also? Tja, ich möchte was tun für mein Geld. Ich könnte mir zum Beispiel nicht vorstellen, die Leute einfach nur anzubetteln, ohne Gegenleistung, das wäre kein gutes Leben.

Was ist ein gutes Leben aus deiner Sicht? Ja, was ist ein gutes Leben? Dazu gehört für mich weniger sowas wie Geld, das ist für mich nicht das wichtigste. Ich denke, meine Familie ist mir wichtig, die zu haben, das bedeutet für mich ein gutes Leben zu haben.

Hast du ein gutes Leben? Naja, ich habe meine tolle Familie, aber auch viele Probleme. Klar, ich komme finanziell über die Runden hier, aber zum Zurücklegen bleibt nichts übrig. Gesundheitlich ist auch nicht alles problemlos: Meine Kinder haben beide Rheuma und ich hab’s mit dem Rücken. Insofern kann mein Leben auch noch besser werden.

Deine Familie, wer ist das alles? Ich habe natürlich in Rumänien noch Angehörige und auch einen Bruder hier in Hannover, aber im Wesentlichen meine ich mit Familie meine Frau, meinen 12-jährigen Sohn und meine 8-jährige Tochter. Tolle Kinder. Mein Sohn ist richtig gut im Fußballspielen. Aus dem könnte echt noch was werden.

Nein, nicht wirklich. Als Deutscher wird man sich das kaum vorstellen können, aber in Rumänien ist vieles viel ärmlicher, als man es hier kennt. Wenn es zum Beispiel geregnet hat, dann versank man auf der Straße in meinem Dorf bis zu den Knien im Matsch. Dort ist das nicht alles so asphaltiert wie hier.

Du sagst »Rumänien ist deine Vergangenheit«, was ist deine Zukunft? Naja, zunächst einmal sehe ich mein Leben hier in Deutschland als Neustart, auch für meine Frau und meine beiden Kinder. Hier kann ich immerhin alles bezahlen, was anliegt, Miete, Essen und so weiter. Rauchen, Trinken, mach ich ja alles nicht. In Rumänien verdient man am Tag vielleicht zehn Euro, da kommt man nicht weit mit. Da hatte ich keine Chance, keine Zukunft. Geld sparen zum Beispiel für das kaputte Haus ist da gar nicht drin. Da habe ich hier in Deutschland schon mehr Chance. Auch meine Kinder können hier richtig zur Schule gehen, richtig was lernen.

Was hat es mit dem kaputten Haus auf sich? Ich habe in Rumänien ein Haus, das allerdings nicht bewohnbar ist. Alles kaputt, kein Wasser, kein Strom und da muss viel dran gemacht werden, bevor da jemand wieder leben kann.

Wenn du jetzt zum Beispiel zehn Jahre weiter denkst, wo siehst du dich dann? Eventuell mit meiner Frau wieder in Rumänien beim Renovieren unseres Hauses dort. Danach kommen wir dann wieder hierher. Viel wichtiger ist für mich, wo meine Kinder dann sind. Da hoffe ich, dass beide Karriere in Deutschland machen. Wenn ich jetzt wirklich Wünsche äußern darf, dann hoffe ich, dass mein Sohn Fußball bei einem Profiverein spielt und meine Tochter Rechtsanwältin ist oder so, wenn Gott will. Interview und Foto: Mark Eickhorst


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Asphalt-Verkäufer Ioan verkauft vor dem Aldi-Markt in Großburgwedel.


Meine Worte Texte aus der Asphalt-Schreibwerkstatt

Europa Europa ist gewachsen aus vielen Ländern die  alle miteinander  Frieden schlossen

Was heißt »Teilhabe am sozialen Leben«?

Foto: Milosh Kojadinovich/123rf

Gedicht (Elfchen) von Asphalt-Verkäufer Wolfgang Seeger.

Gibt es ein Badeverbot für  sozial Benach­ teili gte? Ist Asphalt nicht eine Einrichtung für Personen in besonderer Lage? Sind Asphalt-Verkäufer nicht auch Personen, die am sozialen Leben teilhaben dürfen? Haben wir nicht auch ein Recht auf Freizeitvergnügen oder haben wir nur Pflichten? Warum erteilt mir eine Asphalt-Kundin Badeverbot in einem öffent­ lichen Schwimmbad?

Wie kommt sie darauf? Fragen von Asphalt-Verkäufer Hasso Diedrich.

Endlich bin ich für einen Tag Millionär – oh, wie ist das schön! Ich bleibe trotzdem der Mensch, der ich vorher war. Für den einen Tag habe ich so viele Dinge, die mir am Herzen liegen, um die Million auszugeben. Wie zum Beispiel Spenden an soziale Projekte. Die Rettung von Tieren. Patenschaften für Kinder in der Dritten Welt.

Stunden? Der zweite Tag ist

dann wieder Realität – um zu träumen, was wäre, wenn ich die Million immer noch hätte … So bin ich  wieder

normal  und muss mir darüber

keine Gedanken mehr machen. Obwohl ich noch so viel Gutes hätte tun können. Los, gebt mir die Million noch  einen

1. dass meine Kinder und alle, die ich lieb habe, gesund und glücklich sind und friedlich auf unserer Erde leben können.

Endlich glücklich sein. Doch was sind schon  24

Ich wünschte,

zweiten Tag!

Antwort von Asphalt-Verkäufer Thomas Abramov auf die Frage: Was würdest du tun, wenn du einen Tag Millionär/in wärst?

2. dass ich finanziell immer gut da stehe und mir

keine Gedanken machen muss. 3. dass ich in meiner Wohnung bleiben und sie schön gestalten kann, so dass ich mich darin wohlfühle.

Asphalt-Verkäuferin Angela Thiem hatte drei Wünsche frei.


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Hansi war schuld

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Foto: darren415/Fotolia

Mitten in der Pampa, zwischen Peine, Pattensen und Paris lebte Irmchen in einem sehr alten Haus mit großem Garten. Nach dem Tod ihres Gatten wurden der Garten und Hansi ihre große Liebe. Sie baute jetzt eigenes Gemüse an und auch den knackigen Salat, den Hansi so gerne mochte. Hansi war ein blau-weißer Wellensittich, der endlich wieder Leben in die Bude brachte. Eines Abends im späten Herbst, es war schon fast duster, schellte es an Irmchens Tür und sie fragte sich, wer denn um diese Zeit noch etwas von ihr wollte. Sie erhob sich vom Küchentisch, als es nochmal eindringlich klingelte. »Ja, ja«, rief sie, »eine alte Frau ist doch kein D-Zug.« Sie öffnete die Haustür, und beim Anblick zweier Herren, die schwarze Jacken mit dem dicken Aufdruck »Polizei« trugen, erschrak Irmchen fast zu Tode. Der Blonde der beiden fuchtelte ihr mit einem Ausweis vor der Nase herum, und der Dicke rief »Polizei«, wobei er die rechte Hand an seiner Waffe positionierte. »Sind Sie Frau Müller, Frau Irmgard Müller?« »Ja«, sagte Irmchen mit zittriger Stimme. Der Blonde: »Sehr geehrte Frau Müller, uns ist gewahr geworden, dass Sie in Ihrem Garten etwas anbauen, was gegen das Betäubungsmittelgesetz verstößt.« »Wie? Was? Ich? Im Garten habe ich die Reste der Kartoffelernte und den Grünkohl, über den noch der Frost muss.« »Frau Müller, bitte folgen Sie uns zur Beweisaufnahme in Ihren Garten.« Mit Taschenlampen zogen sie los, es brauchte nur wenige Schritte und alle drei standen vor einem großen Busch Grünpflanzen, der seltsam süßlich roch. »So, Frau Müller, und was ist das? Das ist Cannabis«, sagte der Blonde, »und diese Pflanzen fallen unter das Betäu­ bungsmittelgesetz.« Irmchen verstand die Welt nicht mehr und sagte leicht verwirrt: »Ich habe diese Pflanzen hier nicht angebaut, die sind hier einfach so gewachsen. Und weil ich sie schön fand, habe ich sie im Frühling nicht umgemacht.« Der Dicke meinte nun: »Alles klar, Frau Müller, lassen Sie uns in Ihr Haus gehen, da klären wir den weiteren Verlauf.« In der Küche angekommen, entdeckten die Dorfsheriffs einen verwaisten Vogelbauer auf dem Küchenschrank. Der Blonde fragte Irmchen, ob sie einen Vogel habe. »Also bitte, die Herren! Das ist der Käfig von Hansi, der letzten Winter über Nacht einfach tot von der Stange gefallen ist. Ich hatte ihm gerade noch neues Spielzeug und das gute Futter mit den Jod-S-11-Körnchen gekauft.« »Was haben Sie dann mit dem Vogelfutter gemacht?«, fragten die Wachmänner.

»Ich habe das Futter im Winter in den Garten gestreut, damit die armen Piepmätze auch was zu futtern haben.« Die Polizeibeamten fingen laut an zu lachen und kriegten sich gar nicht wieder ein. »Jetzt ist es aber gut!«, schrie Irmchen. »Können Sie mich bitte mal aufklären, oder ist das hier die versteckte Kamera?« »Nein, nein, Frau Müller. Sie haben die Drogen nicht bewusst angebaut, die Samen für diese Pflanzen waren in dem Futter von Hansi. Also sind nicht Sie daran schuld, sondern Hansi, weil er nicht mehr aufgegessen hat!« Geschichte von Asphalt-Verkäufer Thomas M. Weniger.

Seit September 2015 gibt es die regelmäßige kreative Schreibwerkstatt für AsphaltVerkäuferinnen und  -Verkäufer. In spielerischen Schreibübungen entstehen hier authentische Texte, von denen immer wieder einige im AsphaltMagazin veröffentlicht werden. Die Schreibwerkstatt wird unterstützt von der Stiftung Sparda-Bank Hannover.



Richtig fein Essengehen war Ende Januar angesagt: »Pro Beruf« hatte Asphalt in ihr Ausbildungsrestaurant »Café Nanas« im Haus der Jugend Hannover zum exquisiten Essen eingeladen. Die »Pro Beruf GmbH« ist eine gemeinnützige Einrichtung für arbeitsbezogene Jugendsozialarbeit. Rund 40 Gäste folgten der Einladung und konnten es sich richtig gut gehen lassen, denn was da auf den Teller kam, war ausgesprochen lecker: Unter anderem gab es Königsberger Klopse. Dabei fühlten sich viele wie in einem Luxusrestaurant. Zu Beginn stellte die Küchencrew nicht nur sich, sondern auch die Gerichte vor – halt wie in der gehobenen Küche üblich. Nur eine Sache war anders, als in den Sterne-Restaurants dieser Welt: Das Essen war kostenlos. Großartig! Im Café Nanas im Haus der Jugend der »Pro Beruf GmbH« werden junge Leute im Bereich Gastronomie geschult. Dabei sind die Abläufe und der Betrieb bezüglich Service und Küche vergleichbar mit regulären Restaurants. Das Café Nanas hat Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. ME

Foto: C. Ahring

Wie im Luxusrestaurant …

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Schlemmen auf hohem Niveau

Bewerbungen willkommen! Protestsong-Contest am Freitag, den 13. Mai im Pavillon Hannover: Die Bewerbungsfrist läuft noch bis 31. März 2016. Das Asphalt-Magazin und die Hanns-Lilje-Stiftung freuen sich über alle Bands und Einzelpersonen, die für den Contest einen Song einreichen (auf Deutsch oder in einer Muttersprache der MusikerInnen). Motto – angelehnt an ein Wort aus der Bibel: »Lebendig. Kräftig. Scharf.« Alle Informationen zur Bewerbung sind zu finden unter www.asphalt-magazin.de. Für die Jury konnten wir wie schon beim ersten Contest 2014 Soulsängerin Tokunbo Akinro gewinnen. Außerdem dabei: Gitarrist Christoph Stein-Schneider, zwei Asphalt-Verkäufer sowie Reent Stade, Asphalt-Geschäftsführer, und Christoph Dahling-Sander, Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung. Als besondere musikalische Gäste haben die Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder zugesagt, die erfolgreich als SingerSongwriter unterwegs sind. Nach der Vorauswahl durch die Jury bis Mitte April treten am 13. Mai die besten acht Bands/Einzelmusiker öffentlich auf. Nun wählt das Publikum! Die Preisgelder stellt die Hanns-LiljeStiftung (www.hanns-lilje-stiftung.de), für den Sieger gibt’s 500 Euro, für die Zweitplatzierten 200 Euro und für den 3. Platz 100 Euro. Karten für unseren Contest-Abend gibt es ab Mitte April beim Pavillon. Sie kosten 8 Euro, ermäßigt 4 Euro. SCH

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Rund um Asphalt

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Ein außergewöhnlicher Stadtrundgang – von ExpertInnen der Straße geführt! Nächster Termin: 18. März 2016, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstraße 3, 30161 Hannover. Bitte anmelden: 0511 – 30 12 69-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen vereinbaren bitte gesonderte Termine! Auf Nachfrage auch in englischer Sprache!


Eieiei

Fröhliche Eiersuche bei Familie Osterhase: Viele bunte Ostereier sind in unserem Suchbild zu finden. Uns interessieren aber nur die ganz seltenen …

Foto: Picture-Alliance/dieKLEINERT.de

Wie viele gelbe Eier mit roten Punkten sind in unserem Bild versteckt?


Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes

Gründungsherausgeber: Walter Lampe

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Redaktion: Volker Macke (Leitung), Mark Eickhorst, Jeanette Kießling, Renate Schwarzbauer

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Geschäftsführer: Reent Stade

Unsere Gewinne für Sie! Haben Sie alle gelben Eier mit roten Punkten gefunden? Unter allen Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir fünf Mal »Rezepte & Bräuche zum Osterfest« von der Häschenschule. Auf 20 ausgestanzten Kärtchen in Hasenform werden hier traditionelle Rezepte und Bräuche rund um die Osterzeit vorgestellt – richtig hübsch, zum Verschenken oder Selberbehalten!

Fotografin: Karin Powser

Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: C. Eickhoff, N. LaGrande, O. Neumann, K. Powser, B. Pütter, L. Stegner, W. Stelljes, S. Szameitat, K. Zempel-Bley

Anzeigen: Heike Meyer

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer

Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1

Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Herstellung: eindruck, Hannover

Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg

Druckauflage: 25.000 Ø

Senden Sie Ihre Lösung bitte bis 31. März 2016 per Mail oder per Post an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30167 Hannover, gewinne@asphalt-magazin.de. (Vergessen Sie Ihre Absender-Adresse nicht!) Wir wünschen Ihnen viel Glück und ein schönes Osterfest!

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Impressum

Asphalt erscheint monatlich.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 18. Februar 2016

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde.

Gesellschafter:

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger


Die Lesebühne – Kurzgeschichte in Asphalt

Frau Rammstedt N e uli c h

stand Frau Rammstedt an der Straßenecke, an der vor zehn Jahren eine Frau auf dem Fahrrad umgefahren wurde. Frau Rammstedt kannte die Frau gar nicht und hatte von dem Unfall auch nur in der Zeitung gelesen. Trotzdem war sie noch am gleichen Tag, als der Artikel erschienen war, an die Ecke spaziert und hatte dort einen Blumenstrauß abgelegt. Frau Rammstedt war nicht die erste, die an der Straßenecke um die ihr unbekannte Frau trauerte. Vor ihr mussten schon andere Menschen dagewesen sein, die kleine Abschiedsbriefe und ebenfalls Blumen niedergelegt hatten. Frau Rammstedt las sich alle Briefe durch. Die Verfasser mussten Menschen gewesen sein, die die Frau kannten. Sie schrieben sehr emotionale und private Worte. Frau Ramm­ stedt sog die Sätze ein. Danach fühlte sie sich schon ein bisschen besser. Es war nämlich so, dass Frau Rammstedt sich manchmal durstig fühlte. Aber dann half kein Wasser und kein Kaffee. Frau Rammstedt halfen nur Gefühle. Aber wo sollte Frau Rammstedt Gefühle herbekommen? Man geht ja nicht einfach in den Supermarkt

von Ninia LaGrande

und kauft sich ein paar Gefühle ein. Ab und zu denkt Frau Rammstedt, dass das eine schöne Lösung wäre. Ein Gefühlssupermarkt. Sie würde dann so einmal die Woche dorthin spazieren und ihre Gefühlsreserven auffüllen. Es würde in dem Supermarkt natürlich nicht nur positive Gefühle geben. Manchmal brauchte man auch negative Gefühle, um die positiven überhaupt wieder schätzen zu können. Frau Rammstedt mochte Gefühle. Aber sie hatte niemanden, mit dem sie diese Gefühle austauschen konnte. Deshalb las Frau Rammstedt so gern. Sie las gern die Zeitung, vor allem die Anzeigen. Die Todesanzeigen, die Heiratsannoncen, die Geburtsanzeigen, die Gratulationen zur Einschulung, Silberhochzeit oder zum 50. Geburtstag. Die schönsten Anzeigen schnitt Frau Rammstedt aus und klebte sie in ein Album. An manchen Tagen, immer dann, wenn es in der Zeitung nichts besonders Gefühliges zu verkünden gab, immer dann kochte Frau Rammstedt sich einen Kaffee und nahm sich das Album zur Hand. Sie blätterte es durch und versank in die schwarzauf-vergilbtem-Zeitungspapier festgehaltenen Gefühle. Eine Weile hatte Frau Rammstedt versucht, Freunde zu finden. Sie wusste, dass aus zufälligen Begegnungen manchmal richtig dicke Freundschaften wachsen konnte. Da sie selten zufällig jemandem begegnete, stellte sie einen Klappstuhl hin-


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Foto: Julija Sapic /123rf

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gesammelt und zuhause ihr Album damit verziert. Manchmal ging Frau Rammstedt auch zu den Beerdigungen völlig fremder Leute, nur um im Anschluss die Angehörigen zu umarmen und ihnen zuzuflüstern, wie leid ihr das alles täte. Wenn sie in solchen Momenten zurückumarmt wurde, dann war Frau Rammstedt eine ganze Woche lang richtig glücklich. Zuhause kochte Frau Rammstedt sich dann wieder einen Kaffee, las ihr Album und wartete auf weitere Ereignisse.

Ninia Binias alias Ninia LaGrande, geboren 1983, lebt als Moderatorin, Autorin und Poetry-Slammerin in Hannover. Seit 2015 moderiert sie ihre eigenen Style-Fernsehformate bei RTL. Für Aktion Mensch ist sie Testimonial der neuen Glücksloskampagne. Im August 2014 ist ihr Erzählband »Und ganz, ganz viele Doofe!« im Blaulicht-Verlag erschienen. Seit 2008 bloggt sie unter ninialagrande.de. Außerdem ist sie ein gefragter Gast bei Konferenzen und Podiumsdiskussionen zu den Themen Feminismus, Inklusion und Social Media.

Alexandra Reszczynski

ter ihre Haustür und lauschte tagelang dem Geschehen im Treppenhaus. Immer, wenn sie hörte, wie gerade jemand die Treppe rauf oder runter ging, öffnete sie mit einer gefüllten Mülltüte wie zufällig ihre Tür und rief: »Ach, Frau Bodendecker!« Oder: »Ach, Herr Ponsken!« Je nachdem, wer ihr nun gerade begegnete. Frau Bodendecker oder Herr Ponsken oder eben jemand anders waren immer sehr kurz angebunden, weil sie selbst den Müll wegbringen oder einkaufen oder zu einem Arzttermin mussten und so ergaben sich nur ganz kurze Gespräche, die in Frau Rammstedt noch nicht einmal die Oberfläche eines Gefühls ankratzten. Deshalb ließ Frau Rammstedt diese Maßnahme sein und verlegte sich lieber auf öffentlich angekündigte Gefühlsversammlungen. So spazierte sie ab und zu an eben jener Straßenecke vorbei, an der die Frau auf dem Fahrrad gestorben war. Oder sie stellte sich einen Tag lang in die Nähe des Standesamtes und beobachtete mit respektvollem Abstand all die glücklichen Paare, die aus der Tür traten und sich gratulieren ließen. Einmal hat Frau Rammstedt nach einer Trauung einige Blütenblätter ein-


Buchtipps Der blinde Fleck Als arabischer Israeli hatte sich der junge Ahmad Mansour selbst als Jugendlicher einem radikalen Islam verschrieben, erst nach dem Abitur gelang ihm der Absprung. Als ­Psychologe in Deutschland ist er seit 2004 ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen die Missionierung Jugendlicher durch Salafisten. In »Generation Allah« spart Mansour nicht an harter Kritik, sowohl an einem traditionellen Islam, dem die Abgrenzung zu den Radikalen nicht gelingt, als auch an einer deutschen Politik. Verharmlosung wechsle in blinden Aktionismus. Stattdessen brauche es eine flächendeckende und vor allem auf Langfristigkeit angelegte Präventionsarbeit. »Im Augenblick sind die Salafisten die besseren Sozialarbeiter«, schreibt er. Mansours Befunde sind unangenehm, seine Forderungen an Politik, Schule und Islamverbände weitreichend. Mansour argumentiert aus der päd­ago­ gischen Praxis heraus, anhand von Biografien Jugendlicher, konkret und konstruktiv. BP Ahmad Mansour | Generation Allah | S. Fischer Verlag | 19,99 Euro

Warten. Und Heimweh. »Das ist die wahre Geschichte von Rahaf, die ist jetzt zehn Jahre alt. Und von ihrem Bruder Hassan, der ist jetzt neun.« So beginnt Kirsten Boies Kinderbuch über eine Flucht aus Syrien. Rahaf lebt mit ihrer Familie im syrischen Homs, als erst die Flugzeuge und dann die Panzer kommen. Die Eltern entschließen sich zur gefährlichen Flucht mit Schleusern von Ägypten aus über das Mittelmeer. Nach Deutschland. Dann Erstaufnahmeeinrichtung und Wohncontainer. Die Ängste, das Heimweh, die Sprachlosigkeit und die Hoffnung – all das vermag Kirsten Boie in ihrem ganz eigenen Ton aus der Sicht eines zehnjährigen Mädchens zu vermitteln. Kein überbordender Optimismus, keine rosarote Brille. Stattdessen eine empathische Verstehenshilfe nicht nur für Grundschulkinder. Auf deutsch und arabisch, samt einem kleinen Sprachführer. Für den Einsatz im Unterricht gibt es auch eine animierte Boardstory für Beamer oder Smartboard. BP Kirsten Boie | Bestimmt wird alles gut | Klett Kinderbuch | 9,95 Euro

Die Sache mit den Dingen Das Institut für Zeitgenossenschaft ist ein Kunstkollektiv, ein Thinktank, dessen Hauptziel die »Entdeckung und Erforschung des Gegenteils von Verwaltung« ist. Erstaunlich gut angezogene Retter von Ironie und Subversion irgendwo zwischen Medienkunstseminar und Münchhauseniade. Jetzt hat das IfZ einen repräsentativen Katalog der »100 wichtigsten Dinge« publiziert. Menschen wie Sophie Hunger, Daniel Kehlmann oder Leo Fischer erklären Gegenstände wie Öffner, Podest oder Folie und schreiben so mit am »bislang wichtigsten Beitrag der Weltwissenschaftsgemeinschaft zur Lage der Dinge«. Man stelle sich eine schöne Wohnung vor, und dort liegt das Buch wie ein Monolith. Es ist perfekt zum Blättern. Die Texte sind kurz bis mittellang, und es gibt schnell was zu staunen. BP Institut für Zeitgenossenschaft | Die 100 wichtigsten Dinge | Hatje Cantz | 20 Euro


Ausstellung

7. Hamelner Tanztheatertage

The Art of John Lennon

Die 7. Tanztheatertage in Hameln eröffnen am 6. März mit einer großen Benefiz-Gala zugunsten der Deutschen Tanzstiftung. Internationale Solisten diverser Compagnien, darunter aus Hagen, Bremerhaven, Gießen und Bielefeld, zeigen unter der Leitung von Ricardo Fernando die Höhepunkte aus ihren aktuellen Programmen. Am 8. März führt die tschechische Tanz­ compagnie 420People die Stücke »Sacrebleu« (Foto) und »Small Hour« auf. Am 11. März zeigt die Jon Lehrer Dance Company aus den USA Modern Jazz Dance mit Break-Dance- und Akrobatik-Elementen. Um 15 Uhr findet zudem ein Workshop für Tanzbegeisterte mit Vorkenntnissen mit John Lehrer statt. 6.3. bis 11.3., 20 Uhr, Rathausplatz 5, Hameln. Eintritt: 15 bis 29 Euro, ermäßigt 7,50 bis 14,50 Euro.

Die Sonderausstellung widmet sich den weniger bekannten Seiten und Talenten des Musikers John Lennon, der in den 60er und 70er Jahren mit der Band »The Beatles« Weltruhm erlangte. Im Fokus steht dabei insbesondere der Zeichner John Lennon. Eine große Auswahl an Karikaturen, Cartoons und Lithographien, aber auch Fotos, originale Kleidungsstücke und wichtige Teile seiner Musikkarriere geben einen Einblick in das Leben und die Weltsicht eines der facettenreichsten Künstlers des 20. Jahrhunderts. Nach Auflösung der Beatles hatte Lennon auch als Solokünstler lange Jahre großen Erfolg. Zudem nutzte er seine Popularität, um sich für politische Themen stark zu machen. 24.3. bis 5.6., dienstags bis freitags und sonntags 14 bis 19.30 Uhr, Theatermuseum, Prinzenstraße 9 (im Schauspielhaus), Hannover. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Foto: Pavel Hejny

Theater

Menschliche Mangas im Foto Cosplay (jap.: kosupure) ist die möglichst originalgetreue Nachbildung und Nachstellung von Mangaund Anime-Figuren aus Comic oder Film. Cosplayer fertigen hierfür aufwändige Kostüme an und verwenden viel Zeit für Make Up und die passenden Frisuren. Die Szene trifft sich hierzulande auf AnimeConventions während der Buchmessen in Leipzig und Frankfurt oder in Düsseldorf. Auch in Hannover finden regelmäßig Cosplayer-Treffen im Stadtpark statt. Bei diesen Veranstaltungen spielen manche Gruppen Sketche oder zitieren passende Monologe zum entsprechenden Charakter. Tianran Lin lebt und arbeitet seit 2014 in Tokio und fotografierte dort auf einem der jährlich stattfindenden Cosplay-Treffen. Dieter Wolf besucht seit 2006 Cosplay-Treffen auf der Leipziger Buchmesse. 4.3 bis 2.5., montags bis freitags 10 bis 22 Uhr. Galerie im Keller, Freizeitheim Linden, Windheimstraße 4, Hannover. Eintritt frei.

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Kulturtipps

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! Gewinne

Musik Verbotene Frauenstimmen Das Kulturzentrum Pavillon präsentiert im März ein außergewöhnliches Konzertereignis – und Sie können mit etwas Glück dabei sein! »No Land’s Song« heißt der preisgekrönte Dokumentarfilm des iranischen Regisseurs Ayat Najafi, in dem er das Zustandekommen eines verbotenen Konzerts in der City Opera of Teheran begleitet: Das Singen vor Publikum ist Solo-Künstlerinnen im Iran nämlich seit der Islamischen Revolution verboten. Die junge Komponistin Sara Najafi widersetzte sich der Zensur und organisierte dieses Konzert mutiger Frauen. In diesem März nun findet hier in Hannover einen Tag nach dem iranischen Frühlings- und Neujahrs-Fest Nouruz das einzige öffentliche Konzert der Sängerinnen und Musiker aus dem Film statt. Wunderschöne Melodien voller Kraft und Stärke werden zu hören sein, die zeigen, dass die Musik ein Geschenk für jeden Menschen ist – unabhängig von Kultur und Geschlecht. (Der Film »No Land’s Song« wird begleitend im März in den Raschplatzkinos gezeigt.) Kartenvorverkauf: www.pavillon-hannover.de Asphalt verlost 5 x 2 Karten für dieses einzigartige Konzert im Pavillon. Rufen Sie uns an! Unter 0511 – 30 12 69-18 gewinnen am Donnerstag, den 17. März, um 12 Uhr die ersten fünf Anrufer. Viel Glück! 21.3., 19.30 Uhr, Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4, Hannover. Eintritt: 12 bis 24 Euro, für Flüchtlinge 5 Euro.

Nashville Pussy Ende März kommen die US-amerikanischen Hard-Rocker Nashville Pussy aus Georgia mit ihrem aktuellen Album »Up The Dosage« nach Hannover. Das Quartett um Ehepaar Blaine Cartwright (Gesang und Gitarre) und Ausnahmegitarristin Ruyter Suys existiert seit Mitte der 90er Jahre. Ihnen zur Seite stehen Schlagzeuger Jeremy Thompson und – seit zwei Jahren – Bassistin Bonnie ­Buitrago. Mit ihrem Song »Fried Chicken And Coffee« wurden die Musiker 1999 sogar für einen Grammy nominiert. Bekannt sind Nashville Pussy vor allem für ihre schweißtreibenden Shows, die auch den letzten Tanzlegastheniker vom Hocker reißen. 29.3., 19 Uhr, Lux, Schwarzer Bär 2, Hannover. Eintritt: 18 Euro zzgl. Gebühren.

Verschiedenes Film-Doku über Schulzeit-Erinnerungen Ausgrenzung und Verfolgung von Sinti und Roma sind eine Grundkonstante der europäischen Geschichte. Diese Ausgrenzung hat viele Facetten. Ein Bereich dafür ist die Bildung: Studien belegen, dass gerade hier Sinti und Roma vergleichsweise schlecht abschneiden. Schüler aus Hannover und Wroclaw (Breslau, Polen) fragten nach Schulerfahrungen bei Sinti und Roma über drei Generationen. Hatten und haben sie wirklich gleiche Möglichkeiten und Chancen? Wie stellen sich die Schulen dieser Frage? Die Antworten aus beiden Städten vergleichen die Schüler und beziehen sie auf eige­ne Schulerfahrungen. Entstanden ist daraus eine einstündige Dokumentation. 13.3., 15 Uhr, Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, Hannover. Eintritt frei.


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Musical Blues Brothers – Rhythm & Blues Show Jake Blues ist gerade aus dem Knast entlassen, da haben er und sein Bruder Elwood wieder ein fettes Problem an der Backe: Das Waisenhaus, in dem die Brüder von Nonnen großgezogen wurden steht kurz vor dem Bankrott. Die fehlenden 5.000 Dollar könnten die beiden Hobbygauner problemlos auftreiben, aber die Nonnen wollen kein kriminell beschafftes Geld. Der Plan: »Im Auftrag des Herrn« die alten Bandmitglieder zusammentrommeln und die Massen noch einmal mit den Mega-Blues-Hits »Everybody Needs Somebody«, »Soul Man« und »Jailhouse Rock« zum Beben bringen. Die Inszenierung des Theaters für Niedersachsen wartet mit einer Besonderheit auf: Denn Jake Blues, gespielt von Alexander Prosek, bekommt mit Elwood-Darstellerin Judith Bloch eine Schwester an die Seite gestellt. 8.3., 19.30 Uhr, Kurt-Hirschfeld-Forum, Burgdorfer Str. 16, Lehrte. Eintritt 15 bis 23 Euro. Vorverkauf im Fachdienst Kultur, Buchhandlung Böhnert, Bücherstube Veenhuis, Telefon: 05132 –  830 07-16.

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

März 2016 Freitag, 4.3. ZELIA FONSECA Eintritt: 20 Euro, ermäßigt 15 Euro Montag, 7.3.

Familie Osterspaziergang und Wasserspiele Am Ostersonntag laden die Herrenhäuser Gärten zum Spaziergang mit Osterhasen, Gratis-Führungen, Kutschfahrten, Hubsteiger und Kinderaktionen in den Großen Garten ein. Die Besucheraktionen finden von 10 bis 17 Uhr statt und sind im Garteneintritt enthalten. An diesem Tag werden zudem erstmals in diesem Jahr die Wasserspiele wieder gezeigt (von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr). Auch der Info-Pavillon öffnet wieder von 9 bis 18 Uhr. 27.3., 9 bis 18 Uhr, Großer Garten, Herrenhäuser Str. 4, Hannover. Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4,50 Euro. Kinder bis 12 Jahre Eintritt frei.

Bilderbuchkino Auch im März bieten viele Stadtteilbibliotheken wöchentlich das beliebte Bilderbuchkino für Kinder ab drei Jahren an – und das zum Teil auch zweisprachig. So können sprachbegabte und mehrsprachig aufwachsende Kids beispielsweise am 7. März in der Oststadtbibliothek ein deutsch-spanisches Bilderbuchkino erleben. Während die lustigen Geschichten vorgelesen werden, können sich die kleinen Zuhörer und Zuhörerinnen die passenden Abbildungen auf einer großen Leinwand anschauen. Anschließend gibt es eine Bastelaktion. Montags 16 Uhr, Oststadtbibliothek, Lister Meile 4 und Nordstadt­ bibliothek, Engelbosteler Damm 57, Hannover. Eintritt frei.

WALLACE RONEY GROUP Eintritt: 20 Euro, keine Ermäßigung Freitag, 11.3. SHAKURA S‘AIDA Karten: 20 Euro, ermäßigt 15 Euro Dienstag, 15.3. WOLFGANG HAFFNER ALLSTAR QUARTETT feat. Ulf Wakenius Eintritt: 20 Euro, keine Ermäßigung Freitag, 18.3. JEFF CASCARO BAND „The Soul Singer“ Eintritt: 20 Euro, ermäßigt 15 Euro Sonnabend, 19.3. GERRY BROWN GROUP Eintritt: 20 Euro, ermäßigt 15 Euro Donnerstag, 31.3. FREDERIK KÖSTER „Die Verwandlung – Tension/Release“ Eintritt: 20 Euro, ermäßigt 15 Euro

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

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ihr engagement

Ja, ich unterstütze das Asphalt-Projekt!

Machen Sie mit!

Ich übernehme eine Patenschaft für das Straßenmagazin, indem ich es mit

An jedem letzten Dienstag im Monat trifft sich die Runde der Ehren­­amtlichen in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstal­tungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäufe­ rin­n en und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen – und ich freue mich, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten!

dieser Summe fördere:

Euro

einmalig

monatlich

vierteljährlich

halbjährlich

Dieser Betrag soll zur Deckung der laufenden Kosten und zum weiteren Ausbau des Projekts verwendet werden.

Ich bitte Sie, den Betrag von meinem Konto abzubuchen*:

IBAN: BIC:

Ich überweise den Betrag regelmäßig auf Ihr untenstehendes Konto.

Bitte Spendenquittung zustellen

Name/Vorname:

Das nächste Treffen ist am Dienstag, 29. März 2016, um 17 Uhr.

Straße/Hausnr.: PLZ/Ort:

Rufen Sie mich einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-26.

E-Mail (falls vorh.): Ort, Datum Einfach per Post oder Fax an: Redaktion Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Fax: 0511 – 30 12 69-15

Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE35520604100000602230 BIC: GENODEF1EK1 Gläubiger-ID: DE32ZZZ00000959499

* SEPA-Lastschriftmandat: Ich/Wir ermächtigen die Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebs­g esellschaft mbH Zahlungen von unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs­d atum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/ unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

Herzlichst, Ihr Reent Stade, AsphaltGeschäftsführer

Asphalt dankt: H. Wolter, H. Roettger, L. Reibold-Spruth, U. Jaeger H. + D. Tegtmeier, W. Rakebrandt-Giere, T. Wiesenberg, E. + V. Leinemann, D. Bierotte, H. Ohrmann, W. + C. Schlawitz, K. Pape, R. Stamm, W. Meyer, I. Heinecke, G. + W. Bruch, A. Schrader, U. Kassebeer, W. Prochnow, I. + J. Klang, H.-J. Pilz, I. + P. Sprenger, K. Reuter, K. Jaensch, H. + J. Mauerhof, E. + I. Hornburg, N. + I. Khaffaf, H. Walker, R. Drenkhahn, I. Wuensche, G. Scholz, M. Boehm, I. Martin, B. Patzak, C. Ebeling, B. Ledvinka, K. Mathias, M. Zymara, B. Juengling, R. Koenig, C. Hochfeldt, S. Tegtmeyer, Ingenieurbüro Franke, K. Woeckner, A. Meyer, M. + G. Regel, H. Falbrede, L. Reck, M. Otto, I. Muschong, L. Bruemmer, R. Hartz, G. Laeger, G. Schmidt, C. Schroeter, P. Issberner, B. Wattenberg, U. Spichal, H. Eggers, I. Boecker, H. Schaumann, V. Dagtekin, D. Harks, R. + E. Mueller, M. Fischer, E. Berndt, C. Herbart, K. Siemer, R. Hornung, B. + F. Gruenberg, L. Zimmer, H. Hutfless, U. + W. Ocker, H. + B. Osburg, M. Mackelden, U. Rehaag, M. Staeps, V. Busch, R. Stoebener, R. Schulze, E. Looks, E. + U. Hansen, L. Maruhn, A. + A. Himstedt, H. Kalthoff, A. Behrens, A. Guette, Decius Fachbuchhandlung GmbH, G. Koermendy, D. Hoeft, I. Drewitz-Sziedat, F. Schober, W. + K.-H. Albrecht, R.-M. Pawlowsky, M. Bartels, H. Feierabend, N. v. Scherpenberg, J. Bock, G. Hanke, Dr. U. + Prof. J. Sander, H. Rath, W. Hildebrandt, B. Kuehn, M. Fricke, M. Apitz, E. Braeuer, H. + H. v. Dreising, W. Holze, R. Aehnlich, I. + S. Lehmann, K.-H. Heidrich, H. Klotzke, Verkäuferausweise G. + M. Malitius, L. + E. Schulz, U. Millauer, H. Krapoll, P. Halm, Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei Ver­käuferInnen B. Ziemer, S. Drechsler-Neumann, E.U. Haverkamp, M. Wetzel, mit gültigem Aus­weis! H. + K. Sturm, E. v. d. Heide, H.-J. Makarowski sowie allen Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Hellblau anonymen Spendern und allen Asphalt-Patinnen und -Paten.


Aus den nachfolgenden Silben sind 17 Wörter zu bilden, deren erste und sechste Buchstaben (Achtung: ch = 1 Buchstabe) – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Spruch von Johannes Kepler ergeben: ab – ar – auf – be – be – be – beit – bir – blas – del – der – druck – eil – er – ere – ge – ge – gen – glau – halt – heim – helf – im – in – la – lieb – mit – ne – ney – nor – pa – phi – ra – rei – rie – schaft – se – sen – sen – sekt – stieg – ter – trag – un – un – wa – wer – zweit

1. Nordseeinsel 2. Alimente 3. sehr schnelles Fahren 4. fischähnliche Wassersäugetiere 5. Kerbtier 6. Bleich werden 7. Flirt

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir viermal das von Oliver Rohrbeck gelesene Hörbuch »Magisterium – der Weg ins Labyrinth«. Der zwölfjährige Außenseiter Callum hat es nicht leicht: Er hat ein lahmes Bein, ein loses Mundwerk, zu viel Grips und ist der Sohn einer Magierfamilie. Das erste Jahr im Magisterium von Schulmeister Rufus stellt den jungen Zauberlehrling vor große Herausforderungen. Dreimal haben wir den Roman »Greenwash Inc.« von Karl Wolfgang Flender für Sie: Die Geschichte einer Karriere in der lügenbehafteten Greenwash-Welt, in der es darum geht, für vertraueneinflößende Imagekampagnen, Fairtrade-Zertifikate oder gute PR-Storys aus Textilfabriken über Leichen zu gehen. Der Roman für alle, die glauben, sie könnten mit Slow-Food und Biokonsum die Welt verbessern. Dreimal gibt es auch den neuen Ratgeber von Thomas Drexel: »Lowest Budget – Neue Häuser unter 185.000 Euro«. Einer der meistgelesenen Architekturbuchautoren zeigt hier rund 20 attraktive und kostengünstige Gebäude, die wohnlich gestaltet den zur Verfügung stehenden Raum optimal nutzen. Das alles um zu zeigen: Mit Klugheit und durchdachtem Konzept kann ein Hausbau durchaus erschwinglich sein. Die Lösung des Februar-Rätsels lautete: Geduld ist ein Pflaster für alle Wunden. Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de Einsendeschluss: 31. März 2016. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht!

8. afrikanische Antilopenart 9. dringende Bestellung 10. Ersatz 11. Einsiedler 12. Reserve-Auto 13. tiefe Skepsis 14. Gebirge Tschechiens 15. Reklameposter 16. letzter Teil einer Bergwanderung 17. häusliche Tätigkeit

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Silbenrätsel

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