2021 07 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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WASSER BALD LUXUS? WALD UND FELDER

RECHT UND ORDNUNG

JANINE WISSLER

Bund sieht Wasser für Alle in Gefahr.

Hannover lässt »Platten« von Obdachlosen räumen.

Straßenzeitungen befragen die Spitzenkandidatin von Die Linke.


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Notizblock

10 Obdachlosenplatten geräumt

6 H2O-Not Der Klimawandel hört nicht auf, wenn man ihn nur fest genug leugnet. Weniger Regen, mehr Wärme, mehr Verdunstung: Das bedroht Wälder wie Felder. Die Faktenlage.

Asphalt-LeserInnen reagieren empört auf Vertreibung an Karstadt-Arkaden.

19 Meine Worte Texte aus der Asphalt-Schreibwerkstatt

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Das Beste aus zwei Welten Berta wird ein neues Angebot für wohnungslose Frauen. Im Gleichstellungsausschuss der Stadt Hannover wurde das Projekt jetzt vorgestellt.

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Aus der Szene

23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben von Asphalt-VerkäuferIn Simone und Micha

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Dr. Axel von der Ohe ist Ordnungsde­ zernent der Landeshauptstadt Hannover. In seinen Zuständigkeits­bereich fiel auch die Räumung der Karstadt-Arkaden. Im Interview.

Piquardts Genuss des Einfachen Der bekannte hannoversche Gastronom ist Autor, Olivenbauer und Kochanimator. Jetzt kocht er für Asphalt.

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Klimakrise: soziale Krise Die BBC bringt einen Dokumentarfilm über die Aktivistin Greta Thunberg raus. Mit den Straßenzeitungen der Welt hat sie vorab gesprochen.

34 Buchtipps 35 Spieletipps 36 Kulturtipps 38 Silbenrätsel

Titelbild: Eplisterra/iStock.com

12 Räumen ist auch Scheitern

Rund um Asphalt/Impressum

Das Asphalt-Prinzip

15 Wissler will kämpfen

Im September wird gewählt. Die Straßenzeitungen Deutschlands begleiten den Wahlkampf zur Bundestagswahl. Es geht um Arbeit, Armut, Wohnen und Geld. Dieses Mal Janine Wissler von Die Linke.

Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung. Spenden Sie bitte an: Asphalt gGmbH bei der Evangelische Bank eG, IBAN: DE35 5206 0410 0000 6022 30, BIC: GENODEF1EK1.


Waldsterben und sinkende Pegel in Talsperren und Flüssen, mancherorts in Niedersachsen versiegen die Trinkwasserförderbrunnen. Und im Osten ist es sowieso längst tief trocken. Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat jetzt einen ehrgeizigen Plan vorgestellt. Sie nennt ihn etwas pathetisch die Nationale Wasserstrategie. Doch der Hintergrund ist ernst. Der Kern: Ohne eine Kraftanstrengung heute könnte in 30 bis 50 Jahren Wasser nicht mehr für jede und jeden sauber und bezahlbar [!] sein. Wasser ist wie Wohnen Teil der Daseinsvorsorge. Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Wassernutzung irgendwann zum Luxus würde. Lesen Sie unsere Titelgeschichte über trockene Wälder und Felder, weniger Wasser und Schulzes Strategie. Passend zur Titelgeschichte haben wir mit Greta Thunberg gesprochen. Die Ikone der F4F-Bewegung ist sich sicher: Die Klimakrise wird gleichzeitig eine soziale Krise werden. Sie, liebe LeserInnen waren jüngst empört. Geradezu fassungslos angesichts einer Aktion der Stadt an den ungenutzten Karstadt-Arkaden. Ordnungskräfte hatten dort mit Ansage Obdachlose geräumt. Viele von Ihnen folgen uns auf unseren Social-Media-Kanälen und Newslettern und haben das dort quasi live verfolgt. Jede Menge Zuschriften haben wir prompt von Ihnen zu der Tat erhalten. Damit präpariert, haben wir den Verantwortlichen der Landeshauptstadt, Ordnungsdezernent Axel von der Ohe, um Antworten auf sich aufdrängende Fragen gebeten. Die Antworten sind Ansichten. Die Kernfrage, die nur wir alle gemeinsam beantworten können: Wieviel – vielleicht manchmal auch irritierendes – Minderheitsverhalten kann oder will die Mehrheitsgesellschaft dulden?

Eine spannende Lektüre wünscht

Volker Macke · Redaktionsleiter

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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Foto: V. Macke

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Vereint für Klimaschutz Hannover. 100 Tage vor der Bundestagswahl haben »Fridays for Future« erneut auf den Straßen und Plätzen mehr Tempo beim Klimaschutz angemahnt. In rund 25 deutschen Städten gab es Demonstrationen und Kundgebungen. In Niedersachsen in Hannover, Braunschweig und Lüneburg. Auch die Gewerkschaft ver.di, kirchliche Initiativen und Sportvereine hatten zur Teilnahme aufgerufen. »Große Veränderungen müssen wir zusammen angehen. Gemeinsam gestalten wir Zukunft und beenden Ungerechtigkeiten«, so Fridays for Future-Sprecher Ole Horn. Die Demonstranten wollten nach eigenen Angaben ein Zeichen setzen, dass eine 1,5-Grad konforme Klimapolitik sozial gerecht gestaltet werden muss und auch kann. »Klimapolitik darf uns sozial nicht spalten. Deshalb brauchen wir ehrgeizige Klimaziele und ein sozial gerechtes Klimageld«, erklärte der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke. Rund 500 DemonstrantInnen auf dem Opernplatz in Hannover forderten angesichts eines bisherigen Temperaturanstiegs von 1,2 Grad Celsius die Politik auf, endlich die Reißleine zu ziehen. Und nicht länger über Drei- oder Vier-Grad-Ziele zu diskutieren. Franka Wacker, Sprecherin der Ortsgruppe Hannover, stellte klar: »2021 ist für uns ein entscheidendes Jahr. Im September ist Bundestagswahl, das ist zugleich unsere letzte Chance, um ein 1,5-Grad-Ziel zu wählen, wir wollen uns nicht nochmal vier Jahre lang im Kreis drehen.« MAC/EPD

Geld für die Zentren Hannover. Mit 117 Millionen Euro will das Land den Umbau der Innenstädte unterstützen. Insbesondere die Citys seien nach herben Einbußen in der Corona-Pandemie besonders herausgefordert. Multifunktionale Plätze für Konzerte, Spiel und Grün könnten zukunftsfähig sein, warb Regionalentwicklungsministerin Birgit Honé (SPD). Für Innovationen in Sachen Logistik des Warenflusses warb Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). Bis zu 1,5 Millionen Euro könne jede Kommune aus der Finanzspritze erhalten, hieß es bei der Vorstellung des Projektes. Die Grünen halten die Maßnahme für zu kurz gegriffen. »Das ist im Wesentlichen nur die Umsetzung eines vorhandenen EU-Programms aus Corona-Geldern. Das ist zu wenig«, so der regionalentwicklungspolitische Sprecher Christian Meyer. Nötig sei die Initiierung und Förderung von mehr Co-Working-Spaces, attraktives Wohnen, flächensparende Aufstockung von Häusern und Geschäften, weniger Autoverkehr und mehr schattenspendendes Grün, Hitzeresilienz und Klimaneutralität. MAC

Mobiles Schlachten Hannover. Die niedersächsische Landesregierung möchte die hofnahe Schlachtung von Nutztieren in fahrbaren Schlachtanhängern fördern. »Auf den Transport der Tiere kann bei dieser neuen Form der Schlachtung verzichtet werden«, sagte Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU). »Es ist uns wichtig, diesen tierschutzgerechten Schritt zu ermöglichen.« Das Ministerium erwartet, dass auch das Europäische Parlament im Juli das EURecht entsprechend anpasst. Dann sei es erlaubt, Rinder, Schweine und Pferde in mobilen Anlagen zu schlachten. Diese Form der Schlachtung sei jedoch aufwendiger. Die Milch- und Fleischprodukte der so getöteten Tiere seien daher wesentlich teurer. Man habe es daher mit einer »Nische im obersten Preissegment« zu tun, sagte die Ministerin. EPD


ZAHLENSPIEGEL »EXTREMISTEN«

Havliza will Härte

Hannover. 65 Spielhallen in Niedersachsen müssen schließen, 275 bekommen eine Frist gesetzt. Das ist das Ergebnis einer Änderung des Niedersächsischen Glücksspielgesetzes. Grund dafür sind die im neuen Glücksspielstaatsvertrag 2021 vorgesehenen Mindestabstände sowie das Verbot von Mehrfachspielhallen innerhalb eines Gebäudekomplexes. Demnach müssen Betriebe, die den Abstand von 500 Metern Luftlinie untereinander oder zu Schulen nicht einhalten könnten, aufgeben. »Spielhallen im Bestand, die den Mindestabstand zur nächsten Spielstätte nicht einhalten und sogenannte Mehrfachkomplexe« sollen bis Ende Januar 2022 weiter machen dürfen, so der CDU-Landtagsabgeordnete Rainer Fredermann. Dabei gehe es vor allem um die Sicherung von Arbeitsplätzen in den Hallen. »Wir wollen nicht, dass 800 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze verlieren. An der Stelle sind wir gerne bereit für sieben Monate ein Gesetz zu beschließen, das unter Umständen verfassungsrechtlich bedenklich ist, aber die Arbeitsplätze von 800 Menschen sichert«, so Fredermann. MAC

Hannover. Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza (CDU) plädiert für einen härteren Kurs im Kampf gegen Judenhass. »Antisemitische Hass-Delikte sollen nach meinen rechtspolitischen Vorstellungen künftig leichter verfolgt werden können«, sagte sie Mitte Juni im Landtag. »Unser Bestreben ist eine Null-Toleranz-Strategie.« Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, begrüßte die Vorschläge der Ministerin. »Es kann nicht sein, dass die ganze Welt im Netz Videos mit antisemitischen Beleidigungen abrufen kann, aber unsere Staatsanwaltschaften nichts tun können, weil ein Strafantrag fehlt«, sagte Havliza. Ein solcher Antrag sei bislang die unabdingbare Voraussetzung dafür, dass StaatsanwältInnen Beleidigungsdelikte verfolgen könnten: »Hier wollen wir neue Impulse setzen.« Ermittlungsverfahren dürften nicht aus Opportunitätsgründen eingestellt werden. Der jüdische Verbandschef Fürst hält die angestrebten Veränderungen für überfällig. »Es ist an der Zeit, dass das umgesetzt wird und dass die Parlamentarier bemerken, dass hier Nachholbedarf besteht.« EPD

Laut Verfassungsschutzbericht gab es im Jahr 2020 1.750

Rechtsextremisten in Niedersachsen. 590 mehr als im Vorjahr. Autonome und sonstige Linksextremisten gab es im Jahr 2020 790. Ein Plus von 10

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gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Salafisten und Islamisten stagniere bei 900 Personen. Die Anzahl politisch motivierter Straftaten sank von 3.683 im Jahr 2019 auf 3.286 im Jahr 2020. Minus

11 %. Beim Nds. Verfassungsschutz sind rund 340 MitarbeiterInnen fest angestellt.

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Spielhallen bedroht

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Foto: Harzwasserwerke

H2O-NOT

Der Klimawandel hört nicht auf, wenn man ihn nur fest genug leugnet. Weniger Regen, mehr Wärme, mehr Verdunstung, das sind Fakten. Das bedroht Wälder wie Felder. Und: »Für die Zukunft ist es nicht selbstverständlich, dass es überall Wasser im Überfluss gibt«, warnte jetzt Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Es hatte doch so viel geregnet im nasskalten Winter und auch noch im April und Mai. Mindestens so viel, dass nach den heißen Sommern der letzten Jahre wieder alles gut sein müsste. Mag man denken. Die gemessene Wahrheit: Der Boden ist vielerorts tief trocken. Die Bäume sind krank. Die Wasserversorgung mancherorts in Gefahr. Aktuell beantragen Bauern im Osten des Landes und im Osten der Republik reihenweise Bohrungen von Beregnungsbrunnen für ihre Felder. Das ruft die Trinkwasserversorger auf den Plan. Denn bereits jetzt sinken die Pegelstände bei rund jedem vierten offiziellen Grundwasserbrunnen in Niedersachsen. Wasser-Verteilungskämpfe sind das Szenario der Zukunft.

Für den Oberboden, der insbesondere für die Landwirtschaft wichtig ist, ließen sich aus der Situation im April und Mai für den diesjährigen Sommer nur bedingt Prognosen erstellen, sagen ExpertInnen. Immerhin: Kann gut gehen, muss es aber nicht. Entspannung brachten die Regenmengen des Frühjahrs für flachwurzelnde Pflanzen in jedem Fall. »Schon kurzzeitige Perioden mit überdurchschnittlich hohem Niederschlag könnten selbst bei trockenen Böden eine schnelle Dürreentspannung bringen«, sagt Prof. Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ zur aktuellen Situation in Niedersachsen. Doch in großen Teilen Ostdeutschlands waren schon Mitte Juni die Pflanzen auf Äckern und in


Trockenzone in der Tiefe Im Unterscheid zum Oberboden ist für den Gesamtboden eine Vorhersage mit größerer Sicherheit möglich – und damit auch die Vorhersage für die Forstwirtschaft und teils für die Trinkwasserversorgung im Land. Gemessen wird in rund zwei Metern Tiefe. Dort, wo schon im Juni wegen der ausbleibenden Niederschläge der vergangenen Jahre die Böden extreme und außergewöhnliche Trockenheit aufwiesen, halte die tiefgehende Dürre höchstwahrscheinlich auch den Sommer über an, so das UFZ. »Das betrifft vor allem die Gebiete zwischen Lüneburg und Harz«, so Professor Borchardt. Im langjährigen Vergleich seien die Böden dort desaströs trockengefallen. Das, was in den vergangenen fünf Jahren passiert ist, »gab es in Deutschland in dem Umfang sicher seit dem Jahr 1951 und sehr wahrscheinlich in den letzten 255 Jahren nicht«, so Professor Borchardt.

Das Sterben der Wälder Manche Baumart hält den jüngsten Veränderungen nicht mehr stand. Fichten – noch machen sie rund 25 Prozent des gesamten Waldbestands in Deutschland aus – wird es über kurz oder lang in Deutschland kaum noch geben, Trockenheit und Borkenkäfer lassen Fichten derzeit reihenweise sterben. Zudem ächzen ganze Buchenwälder unter der langanhaltenden Trockenheit, Eschen sterben vermehrt, weil die Trockenheit sie extrem anfällig für Pilze macht. Und Kastanien sammeln – das wird es bald nur noch in Erzählungen geben. Dass diese Entwicklung nicht plötzlich kam, sondern sich seit Jahren abzeichnete, konnten wissenschaftliche Bodenzustandserhebungen im Wald zeigen. »Die Perioden mit Trockenstress haben deutlich zugenommen«, sagt Nicole Wellbrock vom renommierten Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde. Sie und ihre Teams bewerten zudem regelmäßig im Juli und August Kronenaufbau, Laub und Nadeln der Bäume in immer wieder gleichen

Wälder sind nötig zur Grundwasserneubildung. Doch wenn von oben zu wenig Wasser kommt und von unten zu viel entnommen wird, sterben sie.

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Arealen in allen Bundesländern. Daraus entsteht ein bundesweiter Waldzustandsbericht. Der jüngste aus dem Frühjahr 2021 sagt: Dem Wald ging es seit Beginn der Messungen im Jahr 1984 noch nie so schlecht wie heute: »Die mittlere Kronenverlichtung ist im Durchschnitt aller Baumarten mit 26,5 Prozent so hoch wie noch nie. Nur noch 21 Prozent aller Bäume weisen keine Kronenverlichtungen auf«, heißt es dort. Für die Forstund Stadtgrünbetriebe vor Ort heißt das mehr Kontrolle, mehr Fällen und Ersetzen. Mit anderen, mit klimastabileren Arten. In Hannovers Stadtwäldern beispielsweise werden Buchen seit vier Jahren nur noch gefällt, aber nicht mehr nachgepflanzt. Im Straßenraum werden sterbende Eschen mit Linden und Eichen ersetzt. Vier Faktoren sind für Parkbäume und Wälder entscheidend: die Niederschlagsmenge, die wasserführenden Schichten, die Verdunstung vom Boden und die Verdunstung durch den Baum selbst. Alle vier Faktoren bedingen einander. Fällt gleichviel Niederschlag, sind die Temperaturen aber höher, verdunstet mehr. Verfügbar ist also weniger. Fällt wenig Niederschlag und die Temperaturen steigen gleichzeitig, wird es kritisch. Für den Baum und den ganzen Wald. Eingerollte oder braune Blätter, Nadelabwurf und Astbruch sind deutliche An-

Foto: Picture-Alliance/zb/Reinhard Kaufhold

Gärten im Trockenstress (siehe Grafik S. 8). Bauern beantragen nach drei Jahren extremer Trockenheit vermehrt Beregnungsbrunnen. Längst nicht jedem Antrag kann behördenseitig stattgegeben werden.

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Dürremonitor Gesamtboden ca. 1.8 m

außergewöhnliche Dürre extreme Dürre schwere Dürre Grafik: UFZ

Dürremonitor Oberboden bis 25 cm

Pflanzenverfügbares Wasser bis 25 cm

moderate Dürre ungewöhnlich trocken nFK=nutzbare Feldkapazität, der von Pflanzen über Wurzeln aus dem Boden aufnehmbare Wasservorrat.

zeichen für Trockenstress der Bäume. Und graben andere NutzerInnen zu viel Wasser aus grundwasserführenden Schichten ab, droht die Austrocknung von unten.

Sparvorgaben nicht ausgeschlossen »Die Ergebnisse des UFZ bestätigen, was sich an den Talsperren und im Grundwasser schon länger abzeichnet: Die Trockenheit ist weiterhin vorhanden und bleibt für uns auch eine dauerhafte Herausforderung«, sagt Christoph Donner, Technischer Geschäftsführer der Harzwasserwerke. Vor allem aus den Talsperren des Harzes versorgt der größte Trinkwasseranbieter Niedersachsens rund zwei Millionen Menschen zwischen Harz und Bremen – ein Viertel der Bevölkerung des Landes. Die Talsperren der Harzwasserwerke waren Anfang Juni durchschnittlich nur zu 65 Prozent gefüllt. Der langjährige Vergleichswert der letzten 30 Jahre beträgt 77 Prozent zum gleichen Zeitpunkt. Das hat Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung im Sommer. Warnhinweise für den Sommer seien nicht ausgeschlos-

0 %nFK, Welkepunkt < 30 %nFK, Trockenstress < 50 %nFK, beginnender Trockenstress

sen. »Wir sehen jetzt, dass der Klimawandel viel schneller eingetreten ist, als die Forscher es damals vorausgesagt haben«, so der Harzwasserwerkechef. Entsprechend schnell müsse jetzt gehandelt werden. In den kommenden 30, spätestens in den nächsten 80 Jahren müssten die Talsperren vergrößert werden. Allein für die im Nordwestharz gelegene Granetalsperre, die Wasser der Innerste, der Grane und der Oker staut, ist eine Aufstockung der Staumauer um 15 Meter im Gespräch. Damit könnten die Niederschläge von immer häufiger auftretenden Extremwetterlagen besser genutzt werden, so Donner. Denn – was viele Menschen nicht wüssten: Talsperren müssen nicht nur den Trinkwasserbedarf der Menschen bedienen, auch die Flüsse Aller, Oker und Leine werden mit Talsperrenwasser aus regenreichen Monaten in Hitzesommern aufgefüllt, damit sie nicht trockenfallen. Insgesamt plant Donner die Verbreiterung der Stauseen um rund 50 Prozent. Auch beim Grundwasser ist der Stand in Niedersachsen mittlerweile besorgniserregend. 68 Prozent der Trinkwasserförderbrunnen zeigen einen über lange Jahre gleichbleibenden Pegelstand. Bei neun Prozent der Brunnen steigt er. Aber bei 23


Hannover ist sicher Ein Großteil des Wassers für Hannover stammt aus dem Fuhrberger Feld nordöstlich von Hannover. Aus 30 Metern Tiefe fördern hier die Stadtwerke das, was hinterher aus dem Hahn strömt. Zwar hätten »die Trockenjahre der letzten Jahre in vielen Regionen Deutschlands zu einem Absinken der Grundwasserstände geführt«, die Versorgung in Hannover sei aber »weiterhin langfristig gesichert«, so ein Sprecher der hannoverschen Stadtwerke. Selbst in extremen Sommern mit entsprechend verstärkter Nachfrage, etwa für die verstärkte Bewässerung von Gärten, Bäumen, Grünflächen, könne Wasser im Raum Hannover aus Hochbehältern zugeschossen werden. Doch schon an den Grenzen der Stadt könnte es jederzeit wieder kritisch werden. Meldungen von Wassernot und von Bürgermeistern ausgesprochene Gartensprengverbote aus Barsinghausen, Garbsen, Neustadt und auch aus Braunschweig machten in den vergangenen Sommern Schlagzeilen. Mancherorts sind deren Trinkwasserbrunnen deutlich weiter oben an der Oberfläche als die tiefen Brunnen des Fuhrberger Feldes.

Foto: Martin Keiler/iStock.com

»Nationale Wasserstrategie« soll helfen »Spätestens seit den drei Hitze- und Dürrejahren 2018, 2019 und 2020 ist klar, dass die Wassermengen zwar kurz- und mittelfristig noch für die Trinkwasserversorgung ausreichen, aber dass die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft, die Binnenschifffahrt und die Energiewirtschaft bereits heute von gravierenden Einschränkungen betroffen sind und hohe ökonomische Schäden zu verzeichnen haben«, sagt Prof. Dietrich Borchardt, der am UFZ den Themenbereich Wasserressourcen und Umwelt leitet. Einer der ExpertInnen, der mit dem Bundesumweltministerium eine »Nationale Wasserstrategie« entwickelt hat. Eine Analyse der Herausforderungen der Wasserwirtschaft in Deutschland bis zum Jahr 2050. Im Zentrum steht die Daseinsvorsorge: Sichere, bezahlbare und leistungsfähige Wasserversorgung und

»Der Klimawandel stellt alte Gewissheiten zusehends in Frage. Drei Dürrejahre in Folge haben gezeigt, dass Deutschlands Wasserreichtum keine Selbstverständlichkeit mehr ist«, sagt Bundesumweltministerin Svenja Schulze.

Abwasserentsorgung für alle, sei das Top-Ziel der Strategie, so Umweltministerin Svenja Schulze. »Denn beim Wasser steht Deutschland vor enormen Herausforderungen. Der Klimawandel stellt alte Gewissheiten zusehends in Frage. Drei Dürrejahre in Folge haben gezeigt, dass Deutschlands Wasserreichtum keine Selbstverständlichkeit mehr ist.« Und wenn Ressourcen knapper werden, kommt es zu Nutzungskonflikten. Ganz real an Talsperren und Grundwasserbrunnen. Daher steht ein weiteres Thema für Schulze ganz vorn: In einem Beteiligungsprozess von Bund und Ländern sollen binnen Jahresfrist Empfehlungen und Kriterien entstehen, wer im Fall von regionaler Wasserknappheit vorrangig Wasser nutzen darf. Es brauche eine nationale »Wassernutzungshierarchie«, so die Ministerin. Die Zeit drängt offenbar. 57 einzelne Maßnahmen sollen bereits in den nächsten zehn Jahren angegangen werden: Darunter der Bau von Wasserfernleitungen von wasserreichen in wasserarme Bundesländer, die Umstrukturierung der Abwassertarife nach dem Verursacherprinzip, ein wassersensibler Umbau der Städte, Renaturierung von Flächen, Aufbau von Laubwäldern und natürlicher Wasserreservoirs. Allein der Bund stellt jetzt eine Milliarde Euro bereit. Volker Macke

In Deutschland ist ein Drittel der Landesfläche mit Wald bedeckt. Die häufigsten Baum­arten sind Fichten (25 Prozent) und Kiefern (23 Prozent). Erst dann folgen Laubbäume wie Buchen (16 Prozent) und Eichen (11 Prozent). Insgesamt sind nur noch 21 Prozent aller Bäume gesund.

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Foto: Picture-Alliance/SZ Photo/Jürgen Heinrich

Prozent der Brunnen sinkt er kontinuierlich. Längst haben wissenschaftliche Gutachten ergeben: Fördert Wasserwerke oder Landwirtschaft zu viel Wasser, führt das zu fallenden Grundwasserganglinien und in Folge zur Absenkung des Grundwasserspiegels.

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Fotos: U. Kahle

Karstadt in Hannover steht leer, die Arkaden davor sind sicher und trocken. Bester Ort, um »Platte zu machen«. Doch Mischa, Vladek und Romina, Mona, Alexandru und Pia wohnen nicht mehr hier. Die Stadt ließ durch Polizei und Ordnungsdienst räumen. Mit Ansage und sichtbar unsicher. Auf Asphalts Facebookseite brach ein Sturm der Entrüstung los. Hier eine kleine Auswahl an Lesermeinungen.

Sie tun doch keinem was. Pfuiteufel. Was manche Menschen sich dabei denken, sich [davon] gestört zu fühlen. Bine Schostok

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das ist den Verantwortlichen in Hannover egal. Joditha Jütte

Gerade in der jetzigen Zeit, wo die Ärmeren noch stärker durch das Raster fallen, sollte doch Solidarität gefragt sein. Das Pro­ blem wird doch damit nicht aus der Welt geschafft, indem man die Menschen verjagt. Es wird doch nur wieder verlagert und verstärkt. Patrick Koch

Warum? Die waren friedlich und nett. Und dreckig haben sie auch nichts gemacht. Wenn die Stadt ein sauberes Erscheinungsbild haben will, wie wäre es dann mal, dass sie mehr Leute einstellen, die alle drei Tage die Mülleimer am Maschsee und Bushaltestellen leeren. Das ist relevanter. Michaela Wildgrube

Unglaublich! Diana Koch


Evelin Matz

Ich bin sprachlos. Einfach unglaublich diese Aktion.

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Ich kann unseren Oberbürgermeister Onay nicht verstehen. Brüstet sich mit Obdachlosenunterkünften und jetzt das. Wie passt das zusammen?

Cordula Friedriszik

10 11 Mich erschüttert dieses Verhalten bis ins Mark. Gerade die Situation der osteuropäischen EU-BürgerInnen ist pervers, wenn man bedenkt, dass sie ›gut genug‹ sind, um über Subunternehmer im Billiglohnsektor zu arbeiten, dann aber kein Anrecht auf Schutz haben. Nathalie Ru

Nein, Obdachlose möchte man nicht sein. Sie passen nicht ins moderne Deutschland. Und Wohnungsbau sieht so aus, dass immer mehr Luxus-Tempel gebaut werden, die keine Sau bezahlen kann. Es werden noch viele dazu kommen. Andrea Ehrke Grupe

Das macht mich sprachlos. Irgendwo müssen sie ja hin. Da war wenigstens etwas Schutz. Und natürlich müsste man dafür sorgen, dass sie auch eine Toilette haben. Ursula Paasche

Also bitte, ich bin da so oft lang gegangen. Ein nettes guten Morgen kam. Kein Betteln. Suse Habibati

Ich bin echt wütend. Monika Neumann

Ohne Worte. Die Spitzen-Gesellschaft im Rathaus ist nur eine beschämende Truppe, die nur solche Maßnahmen in der Hand hat. Susan Danisch


JEDE RÄUMUNG IST AUCH EIN SCHEITERN Dr. Axel von der Ohe ist als Ordnungsdezernent der Landeshauptstadt Hannover verantwortlich für Sicherheit und Ordnung in der Stadt. In seinen Zuständigkeits­ bereich fiel auch die Räumung der Karstadt-Arkaden. Herr von der Ohe, das Vorgehen der Stadt gegen die Obdachlosen unter den Karstadt-Arkaden hat bei unseren Lesern und Leserinnen viel Kritik ausgelöst. Können Sie die Empörung wenigstens teilweise nachvollziehen? Ich kann das nachvollziehen. Das ist ja auch erst einmal ein gutes Zeichen von Mitmenschlichkeit, von Solidarität. Das zeichnet unsere Stadt auch aus. Aber ich wünsche mir, dass man auch mal die Perspektive derjenigen einnimmt, die den

Job haben, dort für Ordnung zu sorgen, um so zu einer fairen Beurteilung zu kommen.

Versuchen wir es: Was war denn der konkrete Anlass für die Räumung? Viele mögen das nicht hören, aber wir haben eine Verordnung zur Sicherheit und Ordnung in der Stadt und die sagt: Lagern und Übernachten im öffentlichen Raum ist nicht zulässig. An-


zu werden. Wir haben das nach dem Amtsantritt der neuen Sozialdezernentin Frau Bruns besprochen und waren uns sehr einig, dass auch die städtische Sozialarbeit künftig nicht nur im Vorfeld involviert ist, sondern auch bei einer anstehenden Räumung. Es kann nicht sein, dass wir von Dritten erwarten, dass sie das begleiten, selber aber nur aus Ferne beobachten.

Gibt es vor einer Räumung noch eine letzte Abstimmung mit dem Sozialdezernat oder sagt das Ordnungsdezernat irgendwann: Jetzt reicht es, wir räumen? Nein, so läuft das nicht. In solchen Fällen, wenn also alle Bemühungen nichts gebracht haben, erfolgt auch immer eine gemeinsame Bewertung. Es wird auch sehr genau geschaut,

Wie können wir uns das vorstellen? Ein Ladeninhaber beschwert sich und Sie rücken aus und räumen? Nein, das reicht nicht. Da gibt es immer einen langen Vorlauf. Jede Räumung ist auch der gescheiterte Versuch, über andere Wege zur Wiederherstellung von Sicherheit und Ordnung zu kommen. Bevor das passiert sprechen die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes mehrfach mit den Leuten und zeigen ihnen Alternativen auf für den Tagesaufenthalt, zum Übernachten und im Notfall statten die Kollegen und Kolleginnen die Leute auch mit Fahrkarten aus. Wenn das nicht funktioniert, zieht man die Straßensozialarbeit hinzu. Es ist ja so, dass dort mitunter bessere Zugänge existieren und manchmal auch eine höhere Bereitschaft besteht, sich informieren und helfen zu lassen, wenn erst einmal keine Uniform auftaucht. Erst wenn das nichts bringt, wird eine Räumung unvermeidlich und selbst die wird vorher angekündigt, damit sich alle darauf einstellen können.

Es heißt, die Straßensozialarbeiter der Stadt seien nicht bereit gewesen, bei der Räumung der Arkaden mitzuwirken. Die städtische Straßensozialarbeit hat lange die Einschätzung gehabt, dass man sehr genau abwägen muss, ob man möglicherweise Zugänge, mühsam aufgebautes Vertrauen verliert. Das ist der Grund, weshalb die städtische Sozialarbeit lange Zeit sehr skeptisch war, selbst in derartige Vorgänge involviert

welche Leute haben wir da? Sind sie krank? Haben sie möglicherweise eine psychische Erkrankung? Das nehmen wir schon sehr ernst. Wenn uns die Straßensozialarbeit etwa sagt, eine Person stehe unmittelbar vor der Vermittlung in eine Wohnung, dann wird auch für die verbleibenden sieben bis zehn Tage darauf Rücksicht genommen. Ebenso wenn sich eine Person in akuter sozialpsychiatrischer Notlage befindet. Ich möchte aber auch, dass wir die Prozesse in Zukunft deutlich zügiger handhaben. Wir wollen Rücksicht nehmen, aber wir müssen auch sehen, solche Probleme werden im allgemeinen auch größer, je länger sie andauern. Ein einzelnes Zelt irgendwo mag vielleicht noch nicht sonderlich störend wirken, aber dann steht irgendwann ein zweites, drittes, viertes da.

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fang des Jahres hatten wir eine besondere Situation mit dem Lockdown, wir hatten das leer stehende Karstadthaus und einen kalten Winter mit sehr schwierigen Lebensbedingungen für die Obdachlosen, mit eingeschränkten Angeboten infolge der Corona-Maßnahmen. Deshalb haben wir auch in den Wintermonaten diese Regeln mit viel Augenmaß ausgelegt und auch ein stückweit toleriert. Nun hoffen wir alle miteinander, dass sich das Leben jetzt langsam normalisiert. Das bedeutet dann auch, dass Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum wieder zunehmen und auch Beschwerden wieder zunehmen. Ein Ort wie die Karstadt-Arkaden ist schlichtweg nicht darauf angelegt, dass dort eine Gruppe von Menschen über einen längeren Zeitraum lebt. Das führt zu Begleiterscheinungen, die vielleicht natürlich sind, aber nicht in den öffentlichen Raum gehören, wie die Verunreinigung mit Fäkalien. Und solche Beschwerden müssen wir auch ernst nehmen.

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Es ist bekannt, dass viele Osteuropäer keine Leistungsansprüche haben, dass man ihnen deshalb auch keine Angebote machen kann. Die Reaktion der Kommunen ist da oft die Vertreibung. Können Sie sich da nicht etwas Kreativeres einfallen lassen? Es würde nicht viel ändern, wenn wir uns an der Stelle was einfallen lassen würden, weil es einfach diesen bundes- und europarechtlichen Rahmen gibt. Und wir müssen nicht drum herumreden, dass diese Regeln nicht gut sind und dass sie nicht den kommunalen Anforderungen gerecht werden und schon gar nicht den Menschen, um die es da geht. Wir haben keine Möglichkeit, diesen Menschen eine Perspektive zur Aufnahme in das Unterstützungssystem zu geben. Was wir derzeit machen, ist Symp­ tombehandlung, die löst überhaupt kein Problem. Aber das kann aus meiner Sicht auch nicht bedeuten, dass wir sagen, dann kümmern wir uns nicht, wenn diese Probleme akut werden. Wir greifen ja nicht ein, weil jemand obdachlos ist oder aus einem bestimmten Land kommt, sondern wir greifen ein bei einem bestimmten Verhalten. Einfach gesagt: Wer sich an die Regeln hält, bekommt auch keinen Ärger mit dem Ordnungsdienst, ganz egal, woher er kommt.

Was für Obdachlose schwierig ist. Aber noch einmal zur Karstadt-Räumung: Wissen Sie, was aus diesen Menschen und ihrem Hab und Gut geworden ist? Nein. Über den konkreten Verbleib der Menschen haben wir keine Informationen. Ihnen werden Angebote gemacht. Ob sie die am Ende annehmen können oder wollen, liegt an ihnen. Wenn Sie nach dem Hab und Gut der Menschen fragen, dann gilt: Die meisten nehmen ihre Sachen mit, manche nicht. Wenn diese Menschen ihre Habseligkeiten aufgeben, dann wird noch einmal geschaut, ob z. B. Wertsachen drin sind, womöglich Ausweise. Und in bestimmten Fällen sind wir auch in der Lage die Habseligkeiten der Menschen für einen Übergangszeitraum zu verwahren. Im Fall der Räumung bei den Karstadt-Arkaden wird auch so verfahren.

Wie soll es weitergehen? Wer in der City vertrieben wird, zieht vom Bahnhof zum Raschplatz oder über den Andreas-Hermes-Platz bis zum Weißekreuzplatz, der gerade wieder in die Schlagzeilen geraten ist. Wird dort als nächstes geräumt? Es gibt da in der Tat einige problematische Entwicklungen hinter dem Bahnhof, die auch mit dem Lockdown zusammenhängen und den damit verbundenen Einschränkungen der Hilfseinrichtungen. Allein mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen werden wir diese Probleme nicht in den Griff bekommen. Für das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen ist es wichtig, wenn wir Präsenz zeigen. Aber eine dauerhafte Verbesserung der Situation kriegen wir nur hin, wenn wir für die Leute eine passende Angebotslandschaft haben und wir müssen auch schauen, wie viele Angebote verträgt ein Quartier? Auf der einen Seite brauchen wir zentral gelegene, gut erreichbare Angebote wie etwa einen Mecki 2.0, andererseits aber auch ein Stück weit Dezentralisierung, um die Nutzergruppen etwas zu entzerren.

Herr von der Ohe, was sagt der Ordnungsdezernent: Müssen wir grundsätzlich den Anblick von Obdachlosigkeit in der Stadt ertragen? Absolut. Ich persönlich glaube, alles andere ist unrealistisch. In Städten wie Hannover wird es immer Menschen geben, die auch bei bestausgebauten Angeboten nicht erreichbar sind. Aber auch diese Menschen gehören zu unserer Stadt. Wir müssen jeden Tag aufs Neue versuchen, möglichst vielen von ihnen Perspektiven zu eröffnen. Aber trotzdem wird es immer einen bestimmten Anteil Obdachlose geben. Ja, das müssen wir auch ertragen.

Danke für das Gespräch. Interview: Ulrich Matthias/Fotos: Thomas Deutschmann


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WISSLER WILL KÄMPFEN Im September wird gewählt. Die Straßenzeitungen Deutschlands begleiten den Wahlkampf zur Bundestagswahl. Es geht um Arbeit, Armut, Wohnen und Geld. Wir fühlen den SpitzenpolitikerInnen der demokratischen Parteien auf den Zahn. Nach Habeck, Scholz, Lindner und Laschet heute Janine Wissler von Die Linke. Frau Wissler, als Spitzenkandidatin einer Partei, die für soziale Gerechtigkeit stehen will: Was würden Sie für obdachlose Menschen tun, wenn Sie in die Regierung kämen? An erster Stelle müssen wir Wohnungen vermitteln. Wir setzen uns außerdem dafür ein, dass Menschen ohne Krankenversicherung medizinisch behandelt werden. Das hat für mich Priorität: Housing First und die medizinische Versorgung, und zwar jetzt. Denn durch die Corona-Krise hat sich die Lage obdachloser Menschen noch zugespitzt.

Wenn das Wahlergebnis für Rot-Rot-Grün reicht, könnten Sie Vizekanzlerin werden. Doch die Linke legt die Latte für eine Regierungsbeteiligung hoch: Sie fordert eine Auflösung der Nato und ein Ende der Bundeswehr-Kampfeinsätze im Ausland. Weshalb sollten Menschen Sie wählen, wenn sie sich nicht darauf verlassen können, dass Sie Verantwortung übernehmen würden? Regieren ist kein Wert an sich. Wir wollen wirklich etwas durchsetzen. Wenn es Mehrheiten gibt für eine gerechtere Steuer-


politik, für Umverteilung, für bezahlbare Mieten und gut entlohnte Pflegekräfte, sind wir natürlich bereit, in eine Regierung einzutreten. Für ein »Weiter so« sind wir nicht zu haben.

Solo-Selbständigen gab es dagegen absurde bürokratische Begründungen, wegen derer man ihnen angeblich nicht helfen kann.

Anders gefragt: Glauben Sie, dass potenzielle WählerInnen Verständnis dafür haben, wenn Sie rote Linien für eine Regierungsbeteiligung ausgerechnet in der Außenpolitik ziehen?

Was ist mit den ArbeitsmigrantInnen, von denen nicht wenige auf unseren Straßen stranden: Unter welchen Bedingungen sollten ausländische EU-BürgerInnen in den Genuss des von der Linken visionierten Sozialstaats kommen, der jeder und jedem eine Mindestsicherung von 1200 Euro bietet?

Die Linke ist konsequent als Friedenspartei, aber die Auflösung der Nato ist keine Entscheidung, die eine deutsche Bundesregierung alleine treffen kann. Sie kann aber den Rüstungsetat senken, der seit 2014 um 35 Prozent gestiegen ist – sogar im Corona-Jahr noch um 8,4 Prozent. Wir sind gegen das Nato-Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Rüstung auszugeben. Statt in Waffen wollen wir in Soziales, in Bildung und Klimaschutz investieren. Sicher muss man Kompromisse eingehen, aber die müssen in die richtige Richtung gehen. Schwache gegeneinander auszuspielen, etwa das Asylrecht zu verschärfen, um dafür an anderer Stelle soziale Verbesserungen Hier haben rumäzu erreichen, geht für uns nicht. Wir nische Bauarbeiter brauchen internationale Solidarität mit für 1,02 Euro pro Kriegsflüchtlingen, wie mir kürzlich bei Stunde gearbeitet. einem Besuch im Geflüchtetenlager auf Lesbos wieder sehr bewusst wurde.

Linke Politiker – von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) bis zu US-Präsident Joe Biden – wollen eine globale Mindestbesteuerung für Konzerne einführen. Europas Steueroasen – Luxemburg, Irland – sträuben sich dagegen. Wie wichtig ist Ihnen dieses Ziel? Sehr wichtig! Unterschiedliche Steuersätze und Steuerdumping sind ein riesiges Problem, denn dadurch können Konzerne Staaten so gegeneinander ausspielen, dass die öffentliche Hand am Ende immer verliert. Auch die Besteuerung von Vermögen muss harmonisiert werden. Sie ist in den USA übrigens deutlich höher als hier.

Thüringens linker Ministerpräsident Bodo Ramelow hat gerade die Partei ermahnt, nicht nur über eine Vermögenssteuer zu reden, sondern sich für diejenigen einzusetzen, die durch die Corona-Krise zu verarmen drohen. Hat er Recht? Wir weisen immer wieder auf die Situation hin, dass einige wenige durch die Pandemie reicher geworden sind, und sehr viele ärmer. Viele wissen nicht, wie sie die Miete nach Monaten in Kurzarbeit noch bezahlen sollen, Menschen in der Gastronomie, Minijobber, die ihre Jobs verloren haben, Selbständige ohne Perspektive. Die Lufthansa hat neun Milliarden Euro bekommen, auch für die TUI gab es Milliardenhilfen – bei den

Die Situation osteuropäischer ArbeitsmigrantInnen ist vielerorts dramatisch. Wir fordern, dass es Boardinghäuser mit Einzelzimmern geben muss zur Unterbringung von Saisonkräften, und natürlich: soziale Absicherung und Schutz. Viele arbeiten ohne Krankenversicherung. Das ist Wahnsinn. ErntehelferInnen dürfen in Normalzeiten 70 Tage ohne Sozialversicherung arbeiten, das hat die Bundesregierung – unter Verweis auf die Corona-Krise – auf mehr als 100 Tage ausgeweitet. Dabei ist es gerade in einer Pandemie und bei harter körperlicher Arbeit mit hohem Verletzungsrisiko nicht hinnehmbar, ohne Krankenversicherung zu arbeiten. Gewerkschafter von der IG BAU berichten von Menschen, die hier wochenlang arbeiten, und dann wegen einer medizinischen Behandlung verschuldet nach Hause fahren. Hier in Wiesbaden haben rumänische Bauarbeiter für 1,02 Euro pro Stunde gearbeitet. In Hessen, nicht in Katar! Und oft zahlen Saisonkräfte und WanderarbeiterInnen für ein Bett im Sechsbettzimmer den gleichen Quadratmeterpreis wie in einem Penthouse in Berlin-Friedrichshain, was ihnen vom Lohn abgezogen wird. Das ist Ausbeutung pur.

Was muss passieren? Wer hier arbeitet, muss ab dem ersten Tag sozialversichert sein. Das ist auch wichtig für die Rentenansprüche, sowie dafür, dass das allgemeine Lohnniveau nicht sinkt.

Um dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu begegnen, wollen Sie Immobilienkonzerne sogar enteignen. Was würde das bringen? Wir unterstützen das Berliner Volksbegehren »Deutsche Wohnen, Vonovia & Co enteignen«. Es geht uns nicht um gemeinnützige Wohnungsgesellschaften, auch nicht um private Eigentümer, sondern um riesige, börsennotierte Immobilienkonzerne. Wohnungen sind nicht dafür da, Rendite zu erzielen. Vonovia


Es sei denn, die Stadt will Profite abschöpfen ... ... kommunale Wohnungsgesellschaften sollten kein Geld an den städtischen Haushalt abführen müssen, sondern bezahlbare Wohnungen schaffen.

Sie würden Berlins gescheiterten Mietendeckel gern in ganz Deutschland einführen. In der Hauptstadt sind zuletzt weniger Neuvermietungen zustande gekommen als zuvor; Wohnungsbauprojekte liegen auf Eis. Könnte ein Mietenstopp in Ballungszentren womöglich zu weniger statt zu mehr Wohnraum führen? Das glaube ich nicht. Als Mittel gegen Wohnungsknappheit wird immer »Bauen, Bauen, Bauen« angepriesen. Nur kann das nicht funktionieren, wenn wir ständig bezahlbare Wohnungen verlieren; es ist auch klimapolitisch nicht klug. Fakt ist: Alle zwölf Minuten fällt eine Sozialwohnung aus der Sozialbindung. Diese Wohnungen sind ja nicht weg, sondern werden so teuer, dass man sie sich nicht mehr leisten kann. Wir müssen also etwas tun im Gebäudebestand! Da ist zum Beispiel die Rentnerin, die seit 40 Jahren in der Familien-Fünfzimmerwohnung wohnt, und jetzt alleine lebt. Sie hätte gern eine barrierefreie Zweizimmerwohnung, kann sie sich aber nicht leisten, weil ihre Miete sich verdreifachen würde. Wieso ermöglichen wir ihr keinen Wohnungstausch mit dem jungen Paar, das das zweite Kind erwartet?

Und was bringt da der Mietendeckel?

hat im letzten Jahr 2.045 Euro pro Wohnung an seine Aktionäre ausgeschüttet, das heißt, jeder Vonovia-Mieter zahlt rein rechnerisch jeden Monat 170 Euro an die Aktionäre. Diese Konzerne vernichten eher Wohnraum als dass sie neuen schaffen: Sie kaufen Wohnungen auf, sanieren sie teilweise und vermieten sie teurer weiter. Die öffentliche Hand muss wieder mehr Einfluss auf Wohnungen bekommen.

Wieso glauben Sie, dass deutsche Kommunen gute Vermieter wären? In Berlin hat sich die Verwaltung schon bei Großunterkünften für Geflüchtete so über den Tisch ziehen lassen wie das Bundesgesundheitsministerium bei Masken. Das stimmt leider! Kommunale Wohnungsgesellschaften sind vielerorts Teil des Problems und nicht der Lösung, weil sie

Er ist ein Instrument, um eine Verschnaufpause auf dem überhitzten Markt zu gewinnen; Berlin hat ihn als »Akt der Notwehr« bezeichnet. Nur darf so einen Deckel laut Bundesverfassungsgericht eben nur der Bund verhängen. Dass in Berlin wenig gebaut worden ist, lag nicht am Mietendeckel, der galt ja gar nicht für Neubau, sondern unter anderem an der Steigerung der Bodenpreise durch Spekulation.

Ihre Partei will auch die Grundstückspreise deckeln. Würde das nicht Schadenersatzforderungen der Eigentümer nach sich ziehen? Nicht, wenn der Staat Bodenspekulationsgewinne besteuert.

Ihre Partei will sogar vor den Grünen Deutschlands CO2-Neutralität erreichen, nämlich 2035, Sie fordern eine »Energierevolution«. Also: dicke Pullis statt Heizen? Wir werden das 1,5-Grad-Klimaziel verfehlen ohne ein Um-

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selbst hochpreisig bauen. Aber immerhin haben sie eine Satzung und den Auftrag, für das Gemeinwohl zu handeln. Bei der Aktiengesellschaft ist das nicht der Fall, die müssen Rendite abwerfen für die Investoren – im Gegensatz zur kommunalen Wohnungsgesellschaft, die anders agieren könnten.

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steuern. Selbst wenn alle beschlossenen CO2-Einsparziele umgesetzt würden, kämen wir laut neusten Berechnungen auf eine Erwärmung von 2,4 Grad. Deutschland muss Bahnland werden, mit einem attraktiven, günstigen ÖPNV, auch im ländlichen Raum. Nach der Corona-Krise soll niemand mehr von Frankfurt nach Stuttgart fliegen! Auch die Liberalisierung der Logistik treibt irre Blüten. Wir brauchen keinen Wettbewerb bei Paketdiensten mit der Folge, dass mehrere Zusteller in dieselbe Straße fahren. Wir brauchen ein anderes Wirtschaften und einen sozialen Ausgleich. Die Kosten für den Klimaschutz dürfen nicht denen aufgebürdet werden, die ohnehin wenig haben, sondern den Verursachern. Ein sozial-ökologischer Umbau kann die Lebensqualität steigern, und führt eben nicht zu dem, was Sie an die Wand malen: dass wir frieren müssen.

Der Grüne Anton Hofreiter ist dafür verhöhnt worden, dass er gesagt hat, dass Einfamilienhäuser pro Kopf mehr Energie verbrauchen als Mehrfamilienhäuser. Auch alte, unsanierte Wohnungen sind für den Klimaschutz Gift, dafür aber billig. Wie wollen Sie die soziale Frage mit der ökologischen versöhnen? Die energetische Sanierung muss vorangehen, aber über Förderprogramme statt über Mietsteigerungen. Klimaschutz darf nicht zu Lasten derer gehen, deren CO2-Fußabdruck am geringsten ist, weil sie am wenigsten haben. Sonst zahlen Leute für eine Party, auf der sie gar nicht waren.

Und wie würden Sie die mit dem größeren Fußabdruck zum Verzicht bewegen: mit Verboten? Die Frage ist, was man als erstes macht: Verbietet man erst den Autoverkehr in der Innenstadt oder macht man Bus und Bahn attraktiver und schafft damit Alternativen? Wenn die Menschen bequem zum Nulltarif in die City fahren können, mit Bahnhöfen, die so gepflegt sind wie Flughäfen, kann man Städte autofrei machen. Dann geht es nicht um Verzicht, sondern um einen Gewinn an Lebensqualität. Die Städte stehen voll mit parkenden Autos. Was würden wir an Platz gewinnen, für Grünanlagen, für Ateliers, aber auch für Wohnungen, denken Sie nur an die Parkhäuser. Pendler stünden nicht im Stau, und die Luft wäre viel besser.

Bei der letzten Bundestagswahl verlor Ihre Partei 400.000 Zweitstimmen gegenüber 2013 an die AfD. In Sachsen-Anhalt hat sich dieser Trend jetzt fortgesetzt. Wie wollen Sie diese WählerInnen zurückgewinnen? Die AfD ist überall da stark, wo sie ihre Themen auf die Agenda setzen konnten – dort, wo die Unionsparteien rechte Themen besetzen. Wir als Linke müssen deutlich machen, dass wir in Opposition stehen zu den herrschenden Verhältnissen: zur sozialen Ungerechtigkeit, zur ungleichen Verteilung von Reich-

tum. Die AfD ist eine zutiefst rassistische Partei, die keine Antworten auf diese Probleme hat.

Viele PolitikerInnen sind von Rechtsradikalen angegriffen worden, vor zwei Jahren ist der Kassler Regierungspräsident Walter Lübcke sogar ermordet worden. Sie haben anonyme Drohbriefe von einem »NSU 2.0« erhalten. Was muss passieren? Die Gefahr von Rechts betrifft alltäglich vor allem nicht prominente Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Religionszugehörigkeit oder schlicht ihres Namens angefeindet werden. Auch wenn im Fall NSU 2.0 ein Verdächtiger festgenommen worden ist: Wir wissen noch nicht, ob der Mann zu einem Netzwerk gehört hat. Nach den Attentaten in Kassel oder Hanau gab es einen öffentlichen Aufschrei, die Innenminister rüsten verbal auf – aber an die Strukturen dahinter geht niemand. Reflexhaft ist die Rede von »Einzeltaten«, von »Einzeltätern«. Dabei muss man die rechte Szene entwaffnen, Haftbefehle auch vollstrecken, die Zivilgesellschaft stärken.

Was machen Sie, wenn Ihre Partei nicht die Fünfprozenthürde schafft? Wir schaffen sie! Wir sind die Partei des Straßenwahlkampfes, der Kundgebungen – all das fehlte uns während der Pandemie. Aber wir kämpfen um Direktmandate und stehen in den Umfragen bei sechs bis acht Prozent: Wir kommen wieder in den Bundestag. Interview: Annette Bruhns/Fotos: Lena Uphoff


Kein schöner Land - in dieser Zeit ... Noch nie in meinem Leben fühlte ich mich so umsorgt und von

erlegten Schutzmaßnahmen. Mit diesen täglich aufgefrischten

den Menschen so beachtet wie in der heutigen Zeit. Möge es

Erkenntnissen bat ich auch meine drei Kinder ausdrücklich

ewiglich so bleiben.

darum, von Besuchen abzusehen. Das musste letztlich auch zu

Ja, man achtet jetzt endlich auch streng darauf, ob auch ich den

meinem Geburtstag dringend verhindert werden, denn es galt

gehörigen Abstand einhalte und ob meine Maske auch richtig

ja aktuell die Regel, dass nur eine haushaltsferne Person zu Be-

sitzt. Schließlich könnte ich doch derjenige sein, ohne es über-

such kommen darf. Drei Kinder, das geht nun mal gar nicht.

haupt zu ahnen, der für meine Umwelt ansteckend und tod-

Da ist jeder Nachbar angehalten, sofort die Polizei zu rufen,

bringend krank ist, ohne dabei tückischerweise selbst Symp­

wenn eine Wohnung zu illegalen Treffen missbraucht wird.

tome zu zeigen. Aber kein Problem, selbst wenn ich einmal

Vorsichtshalber bat ich auch darum, möglichst alle Anrufe an

wieder mein Fieberthermometer verlegt habe, so habe ich doch

mich einzustellen. Jedesmal nach dem Telefonieren das Tele-

die Möglichkeit, mich zu einem Testzentrum zu begeben, um

fon zu desinfizieren, das wurde mir langsam zu lästig und auch

dort zu gucken, was einer dieser PCR-Tests gerade über mich

das Desinfektionsmittel ist mir inzwischen ausgegangen.

befindet. Sollte dabei gerade keine Quarantäne-Anordnung an-

Mittlerweile habe ich einen Gemütszustand erreicht, der mich

fallen, so kann ich zusätzlich bei gelegentlichen Spaziergängen

demenzartig die Nachteile des Alleinseins und der Einsamkeit

über den Friedhof auch so nebenbei mal nachsehen, ob ich

vergessen lässt. Dummerweise gehe ich manchmal ins Internet

schon gestorben und gar beerdigt bin.

mit dem Nachteil, dort hin und wieder mit Verschwörungsthe-

Spazieren in Begleitung geht derzeit aber nur eingeschränkt,

orien belästigt zu werden, die von einem Angriff auf die Demo-

denn ich gehöre zu der vulnerablen Gruppe, muss mich vor

kratie und von Zensur und von drohenden Abschaltungen ihrer

jeglichem Kontakt mit anderen Menschen bewahren, um da-

Kanäle faseln. Zum Glück werden diese frechen Meinungsäu-

bei überwiegend auch die anderen Menschen vor mir zu schüt-

ßerungen aber immer recht schnell gesperrt, abgeschaltet, so

zen. Um mich in den sommerlichen Spätabendstunden nicht

sie dann doch eine gefährlich große Reichweite erreichen. Sol-

draußen zu verirren, habe ich mir große Zettel an meine Woh-

len diese »Nestbeschmutzer« doch ins Ausland gehen.

nungstür und auch an den Wecker geheftet. Das hilft mir, die Ausgangs-Erlaubnis-Regeln nicht zu verletzen.

Asphalt-Verkäufer Heinz-Dieter Grube

Trotz gelegentlicher Atemschwierigkeiten trage ich auch brav und ganztägig einen Mund-Nasenschutz. Ich habe es mittler-

Illustration: Robert Kneschke/fotolia.com

weile und dank ein wenig Übung geschafft, meine Mahlzeiten, dabei auch die Getränke, an meinem Mundschutz vorbei in den Mund zu mogeln. Dabei habe ich durchaus hin und wieder ein schlechtes Gewissen, so ich meine Atemluft ungefiltert in den Raum oder gar ins Freie abgebe. Ein Hungerstreik ist zum Glück bisher noch nicht verordnet worden. Die amtlichen Meldungen führe ich mir täglich mehrfach zu Gemüte. Die werden in allen Medien gleichermaßen dramatisch dargestellt, so bekomme ich stets meinen Angstmodus bestätigt und vernachlässige somit nicht versehentlich die auf-

Im Rahmen des Projekts Schreibwerkstatt können Asphalt-VerkäuferInnen kreativ Texte produzieren, spielerisch Ausdrucksweise und Wortschatz pflegen und insgesamt ihre sprachlichen und literarischen Kompetenzen verbessern. Und eigentlich soll die Asphalt-Schreibwerkstatt eine Präsenzveranstaltung sein. Seit Corona ist das nicht mehr möglich.

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Meine Worte

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Foto: picture alliance/SvenSimon | FrankHoermann/SVEN SIMON

MIT DER CLOUD NACH HAUSE Berta wird ein neues Angebot für wohnungslose Frauen: ein realer und ein virtueller Ort. Im Gleichstellungsausschuss der Stadt Hannover wurde das Projekt jetzt vorgestellt. Das Projekt Berta ermöglicht erstes Wohnen für rund 20 Frauen sowie eine offene Beratungs- und Anlaufstelle für von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen. »Berta ist ein Garten, ein Haus, ein Tagescafé, ein Ort für allein reisende Frauen, ein Wohnort, ein sicherer Ort in unserer Stadt«, sagt Projektleiterin Melanie Schlöndorf von der Johann Jobst Wagenerschen Stiftung, der Trägerin des Projekts. Gemeinsam mit ihrer ehrenamtlichen Mitstreiterin Ulla Konrath hat sie die Idee zu Berta nach nieder-

ländischem Vorbild entwickelt. Das Besondere daran: Neben diesem physischen Zufluchtsort wird das Projekt Berta auch einen virtuellen Raum eröffnen. Die Bedürfnisse wohnungsloser Frauen gleichen zunächst denen männlicher Wohnungsloser, gehen aber auch darüber hinaus. Frauen sind auf der Straße besonders gefährdet. Viele von ihnen haben zudem schon Gewalt- und Missbrauchserfahrungen machen müssen und leiden daher besonders unter der


Namenspatronin des Projekts ist Berta Lungstras, die sich schon vor gut 150 Jahren für bessere Lebensverhältnisse von Mädchen und Frauen eingesetzt hat.

soll, ihre Beratungen und Hilfen in ihrem eigenen Tempo selbst zu planen und zu steuern. »Sie sollen über ihren Wachstumsprozess selbst bestimmen«, so Schlöndorf. Für das Projekt Berta gab es im Ausschuss viel Zustimmung: »Mit seinen beiden Bausteinen – dem realen Ort einerseits und dem digitalen Ort andererseits – ist Berta ein herausragendes Projekt, das sich gut in die bereits bestehenden Projekte für obdachlose Frauen einfügt. Obdachlose Frauen sind eine besonders verletzliche Gruppe und ich bin mir sicher, dass Berta ihnen eine gute Unterstützung sein wird«, sagt Friederike Kämpfe, Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt. Wenn alles nach Plan verläuft und das Land Niedersachsen die Entwicklung der App fördert, kann Berta in rund zwei Jahren an den Start gehen. Derzeit arbeitet Schlöndorf bereits mit einer Gruppe von zehn betroffenen Frauen an einem Prototyp, um die konkreten Bedarfe zu erarbeiten. Diese Pilotphase wird aus dem Gleichstellungsetat der LHH sowie dem Fond für Digitales der Region Hannover gefördert. Für die Weiterentwicklung der App hofft Berta noch auf viele Kooperationen. Ulrich Matthias Anzeige

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Schutzlosigkeit als Obdachlose. Andere bleiben unerträglich lange in toxischen Beziehungen, weil sie fürchten, auf der Straße zu landen. Die Corona-Pandemie habe noch einmal vor Augen geführt, wie hoch der Bedarf eigentlich sei und wie individuell Hilfe sein müsse, so Schlöndorf. Hinter Berta stünde die Idee, einmal ganz grundlegend und konzeptionell neu anzufangen. »Oft bleiben uns die Menschen, die betroffen sind, ja verborgen, sie sind quasi unsichtbar. In Berta wollen wir einen Ort kreieren, wo sie sein dürfen, wie sie sind, und wo sie ihren eigenen Boden selbstbestimmt »Oft bleiben uns finden können. Es kann sein, dass sie nur einen sicheren die Menschen, die Platz zum Ausruhen brauchen, betroffen sind, die Toilette benutzen und vielja verborgen.« leicht auch nur ihre WasserflaMelanie Schlöndorf sche füllen wollen. Vielleicht wollen sie aber auch ins Cafe, sich aufwärmen, mit der Sozialarbeiterin quatschen oder andere Frauen treffen. Vielleicht möchten sie ein Bad nehmen oder nach medizinischer Versorgung fragen. Einige wollen vielleicht nur ein Schließfach für ihre Sachen benutzen, um mal zum Amt gehen zu können, andere brauchen ein Postfach oder Hilfe bei Fragen mit Anträgen.« Das alles solle in Berta einfach und unkompliziert möglich sein. Ein Angebot, das natürlich erst einmal bei der entsprechenden Klientel bekannt werden muss. Gerade während der Pandemie ergaben sich jedoch besondere Schwierigkeiten, die Frauen überhaupt zu erreichen. Abhilfe soll mit einem virtuellen Raum geschaffen werden, dem zweiten Standbein von Berta. Die App, die den Nutzerinnen kostenlos für das Smartphone zur Verfügung gestellt werden wird, soll nicht nur reine Servicefunktionen, sondern auch eine starke interaktive Komponente beinhalten. Neben den klassischen Orientierungsfunktionen (wohin wende ich mich in welchen Fällen?), kann auch ein digitales Schließfach in der Cloud eingerichtet werden, in dem die wohnungslosen Frauen ihre wichtigen Dokumente abspeichern. Besonders wichtig ist den Initiatorinnen aber auch der selbstbestimmte Ansatz, der es den Nutzerinnen erlauben

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AUS DER SZENE Anzeige

Neues Frauenhaus in Planung Hannover. Die Region Hannover bekommt ein weiteres, viertes, Frauenschutzhaus. Mit der Arbeiterwohlfahrt sei ein Träger für das neue Frauenhaus gefunden worden, teilte die Regionsverwaltung jetzt mit. Eine passende Immobilie zur Anmietung scheint gefunden. »Aufgrund der benötigten Vorlaufzeit (Umbaumaßnahmen in der Bestandsimmobilie, Personalakquise)« könne allerdings noch kein konkreter Starttermin für das Vorhaben genannt werden. Das neue Frauenhaus ist laut Verwaltung »als nicht anonymes, aber gesichertes Haus« geplant, damit die Frauen und ihre Kinder dort normale Sozialkontakte pflegen könnten. Unterdessen hat das so genannte FH 24, die Rund-um-die-Uhr-Notanlaufstelle für von Gewalt betroffene Frauen im März sein neues, endgültiges Domizil bezogen. Die im Februar 2020 offiziell eröffnete Hilfe war zunächst in einer Übergangsimmobilie mit reduzierter Platzzahl untergebracht. Jetzt hat die Einrichtung ihren endgültigen Standort in einer neu erbauten Wohnanlage in zentraler Lage in der Landeshauptstadt, ausgestattet mit barrierefreien Räumen, bezogen. Die Aufnahmekapazität des Hauses beträgt maximal 20 Frauen mit Kindern. MAC

Preiswürdig: Sport mit Obdachlosen Hannover. Die Initiative Herzschläger von Torge-Christian Wittke aus Hannover hat einen bundesweiten Gesundheitswettbewerb der Krankenkasse DAK in der Kategorie »Gesichter für ein gesundes Leben« gewonnen. Mit seinem Projekt engagiert sich Wittke für Obdachlose, wie die DAK am Mittwoch mitteilte. Der Verein Herzschläger habe Menschen ohne Obdach in Bewegung gebracht. Durch die Kooperation mit der ebenfalls in Hannover ansässigen Johann Jobst Wagenerschen Stiftung würden Menschen in wirtschaftlicher Not und Menschen ohne Wohnraum zusammen trainiert. Jury-Mitglied Andreas Storm sagte, das Projekt kümmere sich beispielhaft um die Gesundheit von Menschen am Rande der Gesellschaft. Gerade in der Pandemie bestehe die Gefahr, dass wohnungslose Menschen vergessen würden. Herzschläger biete einen Trainingsparcours für obdachlose Menschen, um ihr Immunsystem und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. »Ich möchte gerne mit den Menschen draußen trainieren, damit das Immunsystem gestärkt wird«, erklärte Wittke. Geld sei bei dem Projekt keine Barriere zum Mitmachen. Durch den Sport könnten gerade bei Menschen in wirtschaftlicher Not Kontaktängste abgebaut und Selbstbewusstsein getankt werden. EPD

Hannover 96 ist ständiger Schirmherr des CSD Am Wochenende des 22. und 23. Mai fand in Hannover der Christopher Street Day (CSD) statt. Bereits zum 5. Mal konnte sich Hannover 96 stolzer Schirmherr der lauten und bunten Bewegung für eine offene und bunte Gesellschaft nennen. Auf seinen sozialen Netzwerken informierte 96plus über die Durchführung des diesjährigen CSD und teilte einen Livestream der Veranstaltung, damit jede und jeder dabei sein konnte. Unter Einhaltung der geltenden Hygienemaßnahmen besuchten etwa 1.200 Menschen den Schützenplatz mit Fahrrädern, Rollschuhen, Scooter und Inlinern. So wurde im Rahmen einer Fahrrad-Demo durch die Straßen Hannovers und getreu dem diesjährigen Motto „loud and proud“ ein starkes Zeichen für eine bunte Gesellschaft gesetzt. Wir von Hannover 96 sind stolz, den CSD in Form unserer ständigen Schirmherrschaft zu unterstützen. Wir werden weiterhin für Vielfalt einstehen und gegen Diskriminierung in jeglicher Form vorgehen!


Heute will ich einmal etwas in eigener Sache sagen, was mir nicht so ganz leicht fällt. Wie viele in meiner Umgebung wissen, habe ich im Mund Krebs gehabt und daher ein relativ großes Loch im Gaumen. Seit über zehn Jahren muss ich mich künstlich ernähren. Gäbe es so etwas nicht, wäre ich schon lange tot. Das ließ sich leider nicht verbergen. Wegen Corona jetzt eine Schutzmaske tragen zu müssen, hat sich für mich jedoch als so vorteilhaft erwiesen, dass ich sie jetzt ewig tragen werde, auch wenn die Corona-Krise vorbei ist. Im Winter schützt sie mich vor Kälte und im Sommer kann ich meine zahnlose Mundpartie damit gut verbergen. Vor allem wenn ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren muss, sind die Schutzmasken für mich eine Bereicherung. Des Öfteren bin ich schon von Kindern wegen meiner Zahnlosigkeit ausgelacht und verspottet worden. Im Freien kann ich sie ja abnehmen, denn da kümmern sich die lieben Mitmenschen um ihre eigenen Sachen. Trotz alledem: in voller Zufriedenheit und Lebensfreude

Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden …

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»BLEIBEN WIE WIR SIND« Aus dem Leben: im Gespräch mit Asphalt-VerkäuferIn Simone (54) und Micha (44). Hallo Simone, hallo Micha, ihr habt gerade ein wirklich großes Ereignis gefeiert. Wie war es denn? Simone: Ja, wir haben geheiratet. Am 9.6. um 10:40 Uhr im Standesamt in Hannover. Mit unseren engsten Angehörigen. Und einige Asphalter haben dann vor dem Standesamt Spalier gestanden. Das war wirklich toll. Bis auf einen kräftigen Schauer am Nachmittag, hatten wir auch richtig schönes Wetter. Alles war super. Micha hatte für die Hochzeit einen ganz tollen Anzug geschenkt bekommen, und ich richtig schöne Brautschuhe. Ohne Asphalt wäre das so nicht möglich gewesen. Deshalb möchten wir uns bei allen bedanken, die uns so toll unterstützt haben.

Gibt es einen Grund, warum ausgerechnet am 9.6.? Micha: Da waren wir genau zwei Jahre zusammen. Das heißt, es ist auch unser Jahrestag. Deshalb wollten wir unbedingt diesen Termin haben. Und, als ob es so sein sollte: Als wir im Standesamt angefragt hatten, war nur noch ein Temin an diesem Tag frei. Das war für uns das Zeichen, dass es genau das Richtige ist. Simone: Und, wir sind ja auch 96 Fans – 9.6.! Es passt also alles.

wo es bei mir bum gemacht hat. Das ist auch heute noch so. Er bringt mich viel zum Lachen. Man kann ja nicht immer Tränen lachen, dazu braucht man das entsprechende Gegenüber. Aber, was wir beide zusammen schon Tränen gelacht haben, das ist wirklich der Wahnsinn. Natürlich gibt es auch Momente, wo es nicht so klappt. Aber meistens kriegt er das ganz gut hin, dass ich wieder einen ordentlichen Lachkrampf erleide. Das macht einfach Spaß. Das ist schön.

Micha, wie hat Simone dein Interesse geweckt? Micha: Nicht über den Hund. (lacht) Nicht, dass der Hund nicht interessant ist. Aber, es war von Anfang an so, dass ich Simone sympathisch fand. Eigentlich war ich damals in so einer Phase meines Lebens, wo ich gar keine Frau mehr wollte, und war mir deshalb auch nicht so sicher. Und ich hatte damals auch gesagt, dass ich nicht nochmal heiraten will. Ich war ja schon mal verheiratet. Aber irgendwie habe ich bei Simone gemerkt, dass es sich richtig anfühlt. Selbst unsere Hunde haben das gemerkt.

Eure Hunde? Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Simone: Ich habe mal stundenweise in Ricklingen beim Bäcker gearbeitet. Da hat sich Micha draußen mit einer Bekannten hingesetzt. Naja, und eigentlich ist mir dann sein Hund als erstes ins Auge geschossen.

Nicht Micha, der Hund hatte zunächst dein Herz erobert? Simone: Der Hund, jawoll. Es saß ja eine Frau bei Micha am Tisch. Deshalb bin ich damals davon ausgegangen, der ist besetzt. Da gibt es nichts. Geliebäugelt hatte ich aber schon. Wir hatten dann hin und wieder mal ein paar Worte gewechselt, weil: ich hatte einen Hund, er hatte einen Hund. Naja, irgendwann hat er mich dann gefragt, ob ich Hundefutter gebrauchen könnte. Wir haben dann Telefonnummern getauscht und uns zum Hundefutter abholen verabredet. Und irgendwann hats dann gefunkt. Dann hat er mich auf ein Gläschen Wein eingeladen. Dabei trinkt er gar keinen Wein (lacht).

Also ging bei euch der Weg nicht über die Schwiegermutter, sondern über die Hunde. Simone: Über die Hunde, genau. Er hat halt ganz außergewöhnliche Augen, Michas Hund Mailo. So ganz hellbraune Augen. Das war für mich ein ganz außergewöhnlicher Hund. Naja, dann fängt man eben an, sich über den Hund zu unterhalten und irgendwann hat Micha mir dann gesagt, dass er nicht vergeben ist. Somit war dann klar, er ist Single.

Micha: Ja. Als wir uns kennengelernt haben, mochten sich die beiden überhaupt nicht. Die haben sich so angegiftet, dass wir teilweise auf der anderen Straßenseite gehen mussten. Irgendwann haben wir die Hunde dann aber einfach mal ohne Leine laufen lassen. Wir hatten zwar kein gutes Gefühl dabei, aber, als ob sie in diesem Moment gedacht hätten, okay, wir müssen uns jetzt mal ein bisschen für euch zusammenreißen, sind sie sogar nebeneinander her gelaufen. Als hätten sie uns sagen wollen, wir tun euch den Gefallen. Und heute, da können die beiden gar nicht mehr ohne einander. Simone: Die haben uns damals ihr okay gegeben. Ihr dürft zusammen sein, wir vertragen uns. Und wir, wir waren glücklich.

Was schätzt du an Simone, Micha? Micha: Sie hört mir zu. Sie ist immer für mich da, auch wenn es mir mal schlecht geht. Das ist ganz wichtig. Und, Simone bringt mich zum Lachen. Sie ist die Frau meines Lebens. Es macht mich glücklich, dass sie meinen Namen trägt. Simone ist schon was ganz Besonderes, das war schon vom ersten Tag so, als ich damals nach Ricklingen gezogen bin und wir uns nur hin und wieder gesehen hatten. Ich mochte sie von Anfang an.

Ihr wart beide schon mal verheiratet. Was müsst ihr machen, damit eure Ehe dieses Mal hält?

Und was ist dir an Micha als erstes aufgefallen?

Beide: Dann müssen wir so bleiben, wie wir sind. Simone: Wichtig ist, dass wir miteinander reden. Das ist das A und O. Immer reden. Egal, was einen bedrückt. Und wenn wir kein Gespräch mehr finden, dann müssen wir an uns arbeiten.

Simone: Sein Lächeln. Sein Lächeln und sein Blick. Das war das,

Interview und Fotos: Grit Biele


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Michael verkauft Asphalt in Wettbergen bei der Bäckerei Raute und samstags auf dem Wochenmarkt in Langenhagen (CCL und Markt). Simone verkauft Asphalt in Wettbergen bei REWE, Auf dem Sohlorte 1, und bei NP an der Kirche.


RUND UM ASPHALT

Gesuch & Gruß Verkäufer Klaus: Ich suche ein gebrauchtes Smartphone und einen Mini-Backofen. [V-Nr. 1418/Hannover] Kontakt: 0152 – 29775598.

Verkäuferausweise Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei Verkäufer­Innen mit gültigem Ausweis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover und Göttingen/Kassel): Rosa

Impressum Herausgeber: Matthias Brodowy, Dr. Margot Käßmann, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke, Katharina Sterzer (Stellv.) Redaktion: Volker Macke (Leitung), Grit Biele, Ute Kahle, Ulrich Matthias Gestaltung: Maren Tewes Kolumnistin: Karin Powser Freie Autoren in dieser Ausgabe: A. Bruhns, B. Pütter, T. Rosenbohm, W. Stelljes Anzeigen: Heike Meyer Verwaltung: Heike Meyer

Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Sophia Erfkämper, Ute Kahle, Kai Niemann Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Vertrieb Göttingen: Telefon 0551 – 531 14 62 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1

redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de goettingen@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Online: www.asphalt-magazin.de www.facebook.com/AsphaltMagazin/ www.instagram.com/asphaltmagazin/ Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 26.500 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 19. Juni 2021 Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung

nur, wenn Porto beigelegt wurde. Adressen werden nur intern verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Unsere vollständige Datenschutzerklärung finden Sie auf www.asphalt-magazin.de/impressum. Alternativ liegt diese zur Ansicht oder Mitnahme in unserer Geschäftsstelle aus. Gesellschafter:

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

Foto: gradyreese/iStock.com

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Rollerfahrer aufgepasst: Spezial-Training im ADAC Fahrsicherheitszentrum Schon gemerkt? Die Straßen sind deutlich voller geworden, denn immer mehr Menschen sind jetzt wieder unterwegs. Bei vollen Straßen und dichtem Verkehr sind auch viele Menschen mit einem Motorroller unterwegs. Doch fühlt man sich auf diesen Zweirädern wirklich sicher?

sik und -technik, richtige Blickführung und Lenkverhalten, Kurven fahren, langsames Fahren und Wenden und natürlich das Bremsen aus verschiedenen Geschwindigkeiten. Noch dazu gibt es wertvolle Tipps und Tricks zum sicheren Fahren von den Experten.

Training mit Asphaltverkäufern Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgt jetzt ein spezielles Training nur für Rollerfahrer. Mit dabei sind auch zwei Asphalt-Verkäufer. Der Kurs findet am Donnerstag, 29. Juli 2021 von 17 – 20 Uhr auf dem Gelände des ADAC Fahr­ sicherheitszentrums in Laatzen, Her­ mann-Fulle-Str. 10 statt und kostet € 69 pro Person auf dem eigenen Roller. Jetzt heißt es schnell sein, denn die Plätze sind limitiert!

Sicherheit wird auch mit Blick auf das Hygienekonzept großgeschrieben: Für alle Trainings ist durch die Nutzung des eigenen Rollers garantiert, dass Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. Nach der Anmeldung am Empfang findet das komplette Training draußen bzw. auf dem eigenen Fahrzeug statt.

Das exklusive After-Work-Training hat einiges zu bieten: Erst ein bisschen Theorie und dann viel Praxis auf dem eigenen Roller. Auf dem Programm stehen Fahrphy-

Anmeldungen nimmt das ADAC-Fahr­ sicherheitszentrum unter 05102 93060 mit dem Stichwort „Roller“ entgegen. Anmeldeschluss ist der 23. Juli 2021.


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200 Geschenke

Foto: T. Eichler

Süße Momente – die hat der Verein serve the city Hannover unseren Asphalt-VerkäuferInnen jetzt beschert. Denn, serve the city-Geschäftsführerin Linda Wehle hat für unsere AsphalterInnen kleine Naschereien vorbeigebracht und stellvertretend an Vertriebsleiter Thomas Eichler übergeben. »Wir wollten den Asphalt-VerkäuferInnen damit eine kleine Freude machen und unsere Wertschätzung und Anerkennung ihnen gegenüber zum Ausdruck bringen«, begründet Linda Wehle die süßen Geschenke. 15 Freiwillige haben dafür den gesamten Mai fleißig gebastelt. 200 bunte Schächtelchen. Alle handgefertigt, jedes ein Unikat. Und in jedes dieser Unikate kamen drei Ferrero Küsschen. Finanziell unterstützt wurde serve the city bei ihrem Schachtel-Pralinen-Projekt von der Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung. Wir sagen genüsslich Danke. GB

Neue Taschen für Asphalt(er) Sie sind blau-weiß, bestehen aus knapp 20 Einzelteilen und sind aus robustem Oxford-Stoff gefertigt – nigelnagelneue Taschen für unsere Asphalt-Verkäufer und -Verkäuferinnen. Zugeschnitten, gesteckt, geheftet und genäht von zwölf Näherinnen der Hannoverschen Werkstätten, einer Werkstatt für behinderte Menschen. 200 Verkäufertaschen sind es insgesamt geworden, von denen Eva Maria Schaefer, Leiterin Projekt- und Förderarbeit der Bürgerstiftung Hannover, jetzt symbolisch eine an Asphalt-Geschäftsführer Georg Rinke und Verkäufer-Sprecher Martin Panitz (re.) übergeben hat. »Mein Dank geht an die Hannoverschen Werkstätten, die trotz der Auswirkungen der Pandemie auf die Beschäftigungsmöglichkeiten ihrer Mitarbeiter die Taschen zügig genäht hat. Außerdem möchte ich mich bei der Bürgerstiftung Hannover bedanken, die mit ihrer Spende gleich zwei soziale Einrichtungen in der Stadt unterstützt und dieses Taschenprojekt erst möglich gemacht hat«, freut sich der Asphalt-Geschäftsführer. GB

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»Mehr als lesenswert« Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover

»Eine Aufgabe, die wertgeschätzt wird, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zurück in ein selbst­ bestimmtes Erwerbsleben, in der Mitte unserer Gesellschaft. Asphalt bietet vielen Menschen in Hannover diese Chance zur Selbsthilfe und verdient unsere Anerkennung. Asphalt ist aber nicht nur die Aufgabe, der Blick und das nette Wort für die VerkäuferInnen: Es ist ein Magazin, das sich zu lesen lohnt.«

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regelmäßige seine Arbeit ohne … dass Asphalt e finanziert? chliche Zuschüss öffentliche und kir enerlösen sind aufs- und Anzeig Neben den Verk Förderer die rer Freunde und die Spenden unse ierung. nz zur Gesamtfina wichtigste Stütze ende: indung für Ihre Sp Unsere Bankverb Asphalt-Magazin 30 0410 0000 6022 IBAN: DE35 5206 EK1 BIC: GENODEF1 nk Evangelische Ba ck: Perspektiven Verwendungszwe

… mehr als eine gute Zeitung!

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JÜRGEN PIQUARDTS GENUSS DES EINFACHEN

»vielfältig«

Foto: MediaProduction/iStock.com

Von Natur aus sind die Menschen fast gleich, erst die Gewohnheiten entfernen sie voneinander - Konfuzius Immer wieder behauptete Unwahrheiten werden nicht zu Wahrheiten, sondern, was schlimmer ist, zu Gewohnheiten - ? Unseren Gewohnheiten wird der Kolumnentitel nicht gerecht. Es gäbe aber gute Gründe, die Reihenfolge zu ändern. Also nicht: Obst und Gemüse sondern Gemüse und Obst. Nicht: Körper, Geist und Seele, sondern Seele, Körper und Geist. Die Reihenfolge signalisiert, fast immer, eine Rangfolge. Ganz aktuell ist zu hoffen, dass positiv wieder einen positiven Inhalt bekommt. Und negativ den diesem Eigenschaftswort zugedachten: Sprache als gegenwärtig fast einziges Kommunikationsmittel hat es nicht leicht. Es gehört viel Seele dazu, mit ihrer Hilfe die »Botschaften« der Mitmenschen zu erahnen. Das haben wir in den letzten Monaten leidvoll erfahren müssen. Wo sind die Gesichter? Das Lächeln? Masken wollen wir ja – ganz eigentlich – im Laufe des Lebens loswerden; und nicht kulturell dauerhaft manifestieren. Alles Weitere zum Thema stichwortartig: I Gemüse und Obst – welche Vielfalt im Sommer. Und welch‘ positive Begleitungen: Freudespendend! Phantasieanregend! Kostensparend! Umweltschonend! Gesundheitsfördernd! Regional! All das kann ganzheitlich zusammenkommen. Auf! Auf! Zu den Bauernmärkten. Zu den Wochenmärkten. Und dann zum freudvollen Agieren in der Küche. II Gesundheitsabdruck: Beim Gemüse ist das gesunde Bittere oft noch nicht weggezüchtet. Obst ist süß. Und das Süße wird immer raffinierter »herbeigezüchtet«. Und zieht anderes Süße nach sich. Nicht nur unsere Zähne leiden darunter. Kurzschluss-Fazit: Gemüsevorrang! Beziehen wir die Fasern/Ballaststoffe in den »Abdruck« ein, wird der Kurzschluss noch schlüssiger.

olfgang Foto: W

Der bekannte hannoversche Gastronom lebt in der Provence, ist Autor, Olivenbauer und Kochanimator. Seine Gerichte: regional und saisonal. Jetzt kocht er für Asphalt. Ein Gericht zu jeder Jahreszeit.

Becker

SOMMERLICHES GEMÜSE & OBST

III Ökologischer Fußabdruck: Gemüse brauchen die Hälfte der Obstanbaufläche. Noch ein zweites Plus: Die meisten Gemüse benötigen weniger virulentes (»verbraucherunsichtbares«) Wasser als die meisten Obstsorten. Aber nun zur Solidarität der beiden, unsere, ganz sicher, die Zukunft bestimmenden Lebensmittel: 1 kg Rindfleisch braucht 15.000! Liter »Erzeugungswasser«, übertroffen in der Wasserverbrauchsrangliste nur von Kakao- und Kaffeebohnen. Fast alle Gemüse- und Obstsorten sind zukunftsfroh stimmende Wasserkonsumenten: 140 kg Tomaten, oder 20 kg Äpfel könnte jede, jeder unter dem so wichtigen »Wasserblickwinkel« verspeisen, wenn wir unseren durchschnittlichen Konsumberg tierischer Nahrungsmittel von ca. 140 kg jährlich um 1 kg Rindfleisch oder 3 kg Schweinefleisch verringern würden. Gar nicht positiv genug zu erträumen, welche wunderbaren Folgen weitere Steigerungen unseres Verzehrs von nicht tierischen Nahrungsmitteln auf den Wasserhaushalt der Erde hätten: Massentierhaltung und Tierqual, Regenwaldvernichtung und aggressiv-negative »kosmische« Strahlungen, chronische Krankheiten, Artenausrottung … würden geringer werden und im Idealfall irgendwann einmal gar nicht mehr da sein. Wir wären von Schuldgefühlen und Angst befreit. Tun wir was dafür. Ändern wir unsere Gewohnheiten. Ganz schnell, schnell oder langsamer – immer führt es in eine heilere Zukunft. IV Seelenabdruck: Schon unter III aufdringlich-liebevoll »angetreten.« Ergänzend: Unsere ganzheitlich agierenden Immunsysteme könnten sich auf andere »Arbeitsfelder« als die der krankmachenden Verdrängungen konzentrieren. Unvorstellbar wie sich Freiheit und Glück entwickeln würden. Ändern wir unsere Gewohnheiten: Viel, viel mehr Gemüse. Und genauso viel Obst wie bisher, oder auch mehr. Aber immer mehr Gemüse als Obst – was sagt Albert Einstein dazu: Machen wir es so einfach wie möglich. Aber nicht einfacher. Guten, natürlichen Hunger!


AUS REGIO R SAISON ZUTATEN DE Zutaten: grüne Bohnen Birnen (im Gewichtsverhältnis 3-Gemüse : 1-Obst) Räuchertofu Knoblauch Kartoffeln Gemüsebrühe Speisestärke Olivenöl (oder Ihr regionales Lieblingsöl) Salz

Prozedere:

Tipp:

Pellkartoffeln, Bohnen und Birnen im Dämpftopf garen – Reihenfolge im Dämpftopf: Kartoffeln, ca. 10 Minuten später die Bohnen im zweiten Einsatz, ca. 5 Minuten später die Birnen im dritten Einsatz | Räuchertofu grob würfeln und mit dem Öl kräftig anbräunen; gepressten Knoblauch in der Endphase hinzugeben | die erhitzte Gemüsebrühe mit der Stärke leicht »andicken« | Anrichten des Gerichts: Kartoffeln, Bohnen und Birne auf dem Teller anrichten, die »Sauce« darüber gießen, die gebratenen Tofuwürfel hinzugeben, alles mit dem Olivenöl »beträufeln«; gegebenenfalls salzen.

I: Ab Mitte Juli gibt es in Niedersachsen niedersächsische grüne Bohnen, die ersten Birnen könnten dann auch schon reif sein. August und September sind aber die Hochzeiten für dies leckere Mittagessen. II: Sollten Sie zu LiebhaberInnen dieser einfachen Speise werden: auch die Herbst- und Winterbirnen sind geeignet. Und: Die grünen Bohnen würden dann durch »über Nacht« eingeweichte weiße Bohnenkerne ersetzt. III: Das kann ein sehr geselliges Mittagsmahl sein, also: Laden Sie FreundInnen dazu ein.

Küchenutensilien: Dämpftopf oder einen Dämpfeinsatz für den vorhandenen Kochtopf, Knob­lauchpresse, Bratpfanne

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Foto: Elena Veselova/shutterstock.com

u f o T d n u n e n r i Bohnen , B NALEN

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Foto: Picture-Alliance/dpa / Kay Nietfeld

KLIMAKRISE: SOZIALE KRISE Greta Thunberg, Aushängeschild der Umweltbewegung. Die britische BBC bringt einen viel beachteten Dokumentarfilm über die viel geschätzte und bisweilen auch verhasste Aktivistin raus. Mit den Straßenzeitungen der Welt hat sie vorab gesprochen.


Stiller Sitzstreik mit Schild wie hier 2019 in Davos: So wurde Greta Thunberg weltberühmt.

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mit verschiedenen Leuten spricht und mehrere Perspektiven einholt, erkennt man das große Ganze.« In der Serie ist Thunberg auf ihrer einjährigen Weltreise zu sehen, BBC-Reporter begleiteten sie bei Veranstaltungen wie der UN-Klimakonferenz 25 und wie sie WissenschaftlerInnen, AktivistInnen und Experten wie Sir David Attenborough trifft. Hat mehr von der Welt zu sehen in ihr ein größeres Bedürfnis ausgelöst, sie zu retten? »Ich glaube nicht, dass man die Welt sehen muss, um sie schützen zu wollen. Aber es war ein fantastisches Erlebnis, sie sehen zu können. Es wird immer so geredet, als täten wir nichts, bis es im eigenen Garten brennt, aber das stimmt nicht. Wenn wir uns ansehen, was alles von der Klimakrise ausgelöst wird, wie beispielsweise die Waldbrände im Westen Nordamerikas, da gibt es klare Beweise, dass Verbindungen zur Klimakrise bestehen. Das heißt aber leider nicht, dass sich die Menschen, die dort leben, ändern. Ich möchte das Bewusstsein schärfen und sagen: Das sagt die Wissenschaft. Ihr solltet auf die Wissenschaft hören und entsprechend handeln. Viele sehen die Klimakrise als etwas, das uns erst in Zukunft betreffen wird. Und natürlich stimmt das. Aber wir vergessen, dass unzählige Menschen bereits heute an den Konsequenzen leiden und sterben. Die Klimakrise betrifft uns also jetzt schon. Es wird uns nicht möglich sein, alle ihre Folgen zu verhindern – dafür ist es schon zu spät –, aber es ist nie zu spät, um unser Möglichstes zu tun. Jeder noch so kleine Beitrag ist wichtig, und es ist noch Zeit, um die schlimmsten Folgen zu verhindern.«

Foto: REUTERS/Arnd Wiegmann

Im August 2018 setzte Greta Thunberg ein Zeichen. Ein kleiner Trotzakt eines 15-jährigen schwedischen Mädchens wurde zu einem großen globalen Sprung nach vorne für die Umweltbewegung. Durch eine einfache Geste der Ablehnung – Schule schwänzen, Bildung verweigern, stattdessen schweigend auf dem Platz vor dem schwedischen Parlament sitzen und ein selbstgemachtes Plakat mit der Aufschrift »Schulstreik für das Klima« hochhalten – hat Thunberg Schulkinder auf der ganzen Welt zum Handeln angeregt. Zu ihr gesellten sich Hunderttausende junger Menschen, für viele ihre ersten aktivistischen Schritte. Sie wollten das Versagen einer ganzen Generation von PolitikerInnen nicht länger tolerieren, die angesichts der Klimakrise nicht schnell genug handelten. »Es ist einfach immer mehr ausgeufert«, sagt Thunberg über Zoom aus ihrem Zuhause in Stockholm. »Einerseits fühlt es sich an, als wäre es gestern gewesen. Andererseits scheint es zehn Jahre her zu sein. Es war außergewöhnlich und schwer zu verstehen, dass diese Dinge passiert sind. Aber jetzt habe ich es fast geschafft.« Heute ist Thunberg eine der bekanntesten Menschen auf der Erde. Weniger als vier Monate nach ihrem Solo-Protest sprach sie auf der COP 24, der jährlichen UN-Klimakonferenz, in Katowice, Polen, und auf der darauffolgenden Konferenz in Madrid ein Jahr später. Sie war nur eine der 29.000 Delegierten, war kleiner und jünger – aber ihre Stimme hatte die größte Tragweite aller Anwesenden. »Daran habe ich mich noch nicht gewöhnt«, sagt Thunberg, die im Januar 18 Jahre alt wurde. »Ich war bis dahin immer ein Mensch, der sich eher nicht äußerte und dem man nicht wirklich zuhörte. Mit anderen Leuten habe ich mich immer schwergetan. Also zuerst nahezu unsichtbar zu sein und dann zu einem Menschen zu werden, dem die Leute tatsächlich zuhören, ist eine große Veränderung.« Thunberg gehe es nicht um ihre eigene Performance, versichert sie. Sie wolle die Stimmen aus der Wissenschaft in den Vordergrund rücken, die uns zum raschen, entschiedenen Handeln auffordern. »Aus diesem Grund wollte ich das machen. Ich wollte mehr als effekthaschende Schlagzeilen, die Aufmerksamkeit erregen, sondern stattdessen Inhalte betonen. Wenn es also funktioniert, wenn ich meine Bekanntheit der Wissenschaft oder Leuten leihe, die wirklich gehört werden müssen, dann war das der Hauptzweck dieser Serie. Wenn man

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Foto: Daniele COSSU/shutterstock.com

Foto: Picture-Alliance/gbrci/Geisler-Fotopress

Binnen weniger Jahre wurde aus dem sitzstreikenden Mädchen die Ikone der weltweit größten sozialen Bewegung …

… auch in Deutschland kämpft Thunberg immer wieder mit Tausenden Fridays-for-Future-AktivistInnen wie hier im Frühjahr 2020.

Auf die Frage, was verändert werden sollte und ob eine alltägliche Lebensstiländerung – in Bezug auf Ernährung und Reisen – oder die Technik der CO2-Abscheidung vielleicht die bessere Waffe gegen die Krise ist, ist Thunberg pragmatisch: Was auch immer funktioniert. »Wir tendieren dazu, nur einzelne Probleme zu betrachten: ›Wir müssen dieses tun und nicht jenes‹. Aber das können wir uns nicht mehr leisten. Wir können nicht die ganze Zeit darüber streiten, was am besten wirkt, wenn wir dann keine Zeit mehr haben, diese Dinge überhaupt zu tun. Wir müssen jetzt alles tun, was uns möglich ist. Wir müssen holistisch und langfristig denken und alle möglichen Lösungen implementieren, anstatt sie nur miteinander zu vergleichen. Denn das raubt nur Zeit.« Das Einzige, was Hoffnung erzeugt, sei das Handeln selbst, sagt Thunberg. Mehrfach betont sie diese Haltung auch in der Dokumentation. »Wenn wir nur herumsitzen und nichts tun, fühlen wir uns oft hoffnungslos. Aber sobald wir etwas unternehmen, gibt es Hoffnung. Nach dieser Einstellung möchte ich leben. Stellen wir uns nur vor, wir würden tatsächlich etwas tun – wer weiß,


– weil es oft Menschen in Armut sind, die zuerst betroffen sind, und die wenigsten Alternativen haben? »Natürlich. All diese Themen sind miteinander verbunden. Ein Klimaaktivist oder Umweltaktivist zu sein bedeutet nicht, dass man Bäume und Blumen liebt. Natürlich ist uns das auch wichtig, aber was wir der Natur antun, tut die Natur uns an, und deshalb engagieren wir uns. Die Klimakrise ist eine soziale Krise. Sie betrifft vor allem die ohnehin schon verwundbarsten Menschen. Ohne das zu bedenken, ohne das zu berücksichtigen, werden wir die Klimakrise nicht lösen können. Normalerweise sage ich, dass ich mich aus der Politik heraushalte. Aber manches geht über die so genannte Tagespolitik hinaus, wie die Menschenrechte. Das ist nicht Politik, jedenfalls nicht für mich. Das gehört einfach zum gesunden Menschenverstand.« Adrian Lobb | Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von INSP.ngo/The Big Issue UK/bigissue.com Die Fernsehdokumenation gibt es im Internet unter www.bbc.co.uk/programmes/p099f58d Anzeige

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So erreichen Sie uns: https://amnesty-hannover.de Gruppe Oststadt-List Amnesty International Bezirk Hannover Fraunhoferstr. 15 · 30163 Hannover E: info@amnesty-hannover.de T: 0511-66 72 63 · F: 0511-39 29 09 Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft DE23 3702 0500 0008 0901 00 Stichwort 1475

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wohin uns das führen könnte. Wir wissen nicht, welche soziale Trendwende wir einleiten könnten. Weil wir es noch nie getan haben. Eine so große Herausforderung wie die Klimakrise gab es noch nie. Wir wissen also nicht, was passieren könnte, wenn wir handelten – und auch das macht Hoffnung.« Thunberg räumt ein, dass selbst ihre immer größer werdende Kampagne bisher nicht die nötigen Veränderungen bewirken konnte. Daher jetzt die viel beachtete BBC-Dokumentation. Was erwartet Thunberg von den Medien – sollen sie über wissenschaftliche Erkenntnisse berichten, Menschen an die Bewegung anschließen, skeptischen Stimmen besser keine Plattform bieten? »Alle diese Dinge. Aber vor allem muss die Klimakrise als Krise behandelt werden. Zurzeit berichten die Medien über Klimawandel, Klimaprobleme und Symptome der Klimakrise wie schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel und Waldbrände. Aber das ist nicht die Klimakrise. Das sind nur die Symptome. Bei der Klimakrise geht es vor allem um Zeit und die Menge an CO2 in der Atmosphäre. Wir sollten uns nicht auf vage, hypothetische Zukunftsszenarien konzentrieren, sondern darauf, was wir jetzt tun müssen. Es als Krise behandeln – und wenn das vage klingt, denken wir mal an die Corona-Pandemie. Haben wir die als Krise behandelt? Ja. Das zeigt, dass die Medien in der Lage sind, etwas als Krise zu behandeln und ihr Verhalten anzupassen. Solange die Klimakrise nicht in den Hauptnachrichten ist, entsteht der Eindruck, dass sie möglicherweise nicht so wichtig ist. Ich meine nicht, dass es mehr Artikel über die Klimakrise braucht, sondern dass sie in alle Nachrichten einbezogen werden sollte. Wenn ein Politiker etwa den Bau einer neuen Straße ankündigt, sollten wir fragen – aha, und was bedeutet das für das Klima? Denn die Klimakrise ist so wichtig.« Wohin es Thunberg als nächstes zieht, steht noch nicht fest. Zwei Jahre muss sie noch zur Schule gehen, danach steht ein Studium an einer Universität an. Was und wo ist noch unklar. Der Klimaaktivismus aber bleibe wohl ihre Priorität Nummer Eins. »Ich will einfach sagen können, dass ich alles getan habe, was ich konnte. Danach strebe ich, das sagen zu können. Aber wenn ich mir vorstelle, was mein älteres Ich zu mir sagen würde, wäre es wohl, dass ich auf mich achten und das Leben genießen soll. Man muss auch Pausen machen. Also versuche ich auch, das zu tun.« Thunberg hat nicht viele Interviews gegeben, um ihre neue Dokumentation zu bewerben. Sie setzt ihre Bekanntheit ein, um die Klimawissenschaft ins Scheinwerferlicht zu rücken, und indem sie den Straßenzeitungen ein Interview gibt, thematisiert und stützt sie ebenso das Armutsproblem der Welt. Betrachtet sie diese beiden Themen als miteinander verwoben

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BUCHTIPPS Abliefern Petra fährt Zug. Brigitte braucht Komfort. Verena liegt in der Sonne. Laura telefoniert. Lisa geht joggen. Tina geht zum Imbiss. Barbara ist einsam. Sie heißen wie Frauenzeitschriften, die Protagonistinnen des zweiten Romans der Schriftstellerin und Filmemacherin Jovana Reisinger. Und es ist ja auch eine Frauenzeitschriftenwelt, insofern dort das Regelset der Rolle Frau und die Ansprüche festgehalten werden. Und wenn frau kann, performt sie angemessen. Von den internalisierten Choreografien über das sichtbar Lächeln und unsichtbar Menstruieren bis zum Umgang mit der unterschwelligen und dann plötzlich auch sehr manifesten Gewalt. Wie in ihrer Videokunst dekonstruiert Jovana Reisinger die Objektivierungen, die Zurichtungen in Patriarchat und Neoliberalismus, und wer nun glaubt, ihr Roman sei eigentlich eins dieser dröge-akademischen Manifeste, liegt falsch. Spitzenreiterinnen ist wunderbar beobachtet, durchzogen von solidarischer Wärme und pulsierender Wut gleichermaßen, und das mit einem schneidenden Humor, der einfach Spaß macht. BP Jovana Reisinger | Spitzenreiterinnen | Verbrecher | 264 S. | 22 Euro

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Die Journalistin Julia Friedrichs begann ihre Karriere mit einer Bewerbung bei der Unternehmensberatung McKinsey. Statt mit einem Einstiegsgehalt von 60.000 Euro plus Dienstwagen Teil der Beratungsbranche zu werden, schrieb sie darüber. Seitdem interessieren sie die Reichen und Mächtigen – und die, die es niemals werden. Ihr neues Buch widmet sich den Millionen, die es nicht mehr »zu etwas bringen werden«, die nichts sparen und für die sich Aufstiegsversprechen nicht erfüllen. Es geht um rund die Hälfte der Menschen, die in Deutschland arbeiten. Vielen geht es kaufkraftbereinigt schlechter als ihren Eltern. Die neue »working class« hat mit der alten »Arbeiterklasse« der Industrialisierungsepoche gemein, dass sie arbeitet, um Geld für den Monat zu haben. Kein Eigentum, keine Aktiendepots, keine Rücklagen, nichts zu erben. Was das arbeitende Prekariat von seinen malochenden VorgängerInnen trennt, ist die fehlende Aussicht auf »Organisierung«. In der fragmentierten Dienstleistungsgesellschaft haben die Musiklehrerin Alexandra und der U-Bahn-Reiniger Sait dann doch nicht mehr gemeinsam als die Erfahrung, dass was vor 30 Jahren zum Leben reichte, das heute eben nicht mehr tut. BP Julia Friedrich | Working Class – Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können | Berlin Verlag | 320 S. | 22 Euro


Inspektor Nase Wer Denkweisen und Logik versteht, ist bei diesem kooperativen Logikspiel im Vorteil. Inspektor Nase bietet den Spielern fünf Karten mit möglichen Hinweisen zu einem Kriminalfall an. Dann würfelt er seine Bilderwürfel und legt einen passenden Würfel als Hinweis dazu. Nun ist es an den Mitspielern, gemeinsam zu raten und durch ein Ausschlussverfahren den passenden Hinweis zu erkennen. Eine Knobelei, die über fünf Runden geht, und nur gemeinsam zum Erfolgt führt. Was sich Inspektor Nase bei manchen Hinweisen allerdings gedacht hat, führt zu wilden Spekulationen. Ein tolles Teambuilding-Game für junge Spieler und dank wechselnder Rollen immer ein Teamerfolg zum Abschluss. Inspektor Nase, NSV-Verlag, Kooperativspiel für 2 bis 5 Spie­ler ab 7 Jahren, ab 7,99 Euro Getestet von Ute Kahle

Rock the Bock Ein sehr vergnügliches Spiel, das in der ersten Runde mit zehn Würfeln beginnt und immer mehr zu einer Herausforderung wird, denn die Würfel werden mit den Runden immer weniger. Um zu gewinnen müssen die Spieler Rehe in ihrer eigenen Farbe würfeln und auf ihren Punktezetteln notieren. Das einzige Problem ist, um sie zu erhalten braucht es Böcke und Geißen … ein Dilemma. Alle Spieler versuchen nun mit unterschiedlichen Taktiken ihre Rehe zu schützen und gleichzeitig die Herde der Mitspieler durch gewürfelte Wölfe zu minimieren, denn wer am Ende die meisten Rehe hat, ist der Sieger des Spiels. Dabei entscheidet nicht nur Taktik und Strategie, sondern auch der Mut zum Risiko über den Ausgang, denn nicht immer werden Wölfe gewürfelt und auch die Reh-Herde ist manches Mal eher klein. Rock the Bock, moses.Verlag, Roll & Write-Spiel für 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren, ab 9,95 Euro

Kniffliges für Asphalt-LeserInnen Gehirnjoggen ist genau das Richtige. Ob in den Ferien, auf Reisen oder doch wieder in einem Lockdown: Rätseln macht Freude und hält nachweislich jung. Wer täglich ein Kreuzworträtsel löst, hat ein zehn Jahre jüngeres Gehirn als Menschen ohne Rätsellust. Haben Forscher in einer großen Studie herausgefunden. Grund genug zuzugreifen! Das »Asphalt-Rätsel« mit Kreuzwörtern, Futoshiki und Sudoku, großem Verkäufer-Bilderschütteln und vielen lustigen Rätseln für Kinder zum Denken und Malen. 44 Seiten stark. Für 3 Euro. Ab dem 16. Juli bei allen Asphaltern.

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SPIELETIPPS

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KULTURTIPPS Musik

Tilmann Wiesel, Bastian Bruns, Marc Figge und Oliver Lustig – zusammen sind sie KopfDichtung. Musikalisch lokalisiert im Jazz-Pop lässt die Band aus Hannover poetische Bilder entstehen, die Interpretationen und Assoziationen im Kopf anregen – »… die Weichen sind nicht aus Stahl – der Weg verläuft wie Farben im Wind«. Die »Worthülsenfrucht« oder der »Glücksflitzer« erzählen Geschichten mit Tiefgang und musikalischem Facettenreichtum von Gitarre, Percussion, Trompete bis Glockenspiel. Inhaltsstarke Texte über einfache Alltagssituationen, Einstellungen und Umstellungen kommen musikalisch leichtfüßig auf die Bühne. Nicht verkopft, sondern mit Köpfchen. Freitag, 09. Juli, 18 Uhr, Garten von Britta und Manuel Hoge, Weidenkamp 5, Hemmingen, Anmeldung unter 0511 – 60 83 13 oder per E-Mail an brittahoge.mut@gmail.com, Eintritt frei, um eine kleine Künstlerspende wird gebeten.

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BALD SWINGT ES WIEDER

Foto: Dorit Schulze

Klang des Sommers

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Gewinnsp

Asphalt verlost 4 x 2 Karten für eine Sommernacht im Gartentheater

Sommernächte im Gartentheater Das historische Gartentheater erstrahlt in diesem Jahr in neuem Glanz, denn die Spielstätte der Sommernächte wurde in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Damit bietet es einmal mehr eine wundervolle Kulisse für einen Sommer, in dem Kultur wieder genossen werden kann. Vom 30. Juli bis zum 29. August bringt das vielfältige Musikprogramm der »Sommernächte im Gartentheater« neben spannenden Singer-Songwritern auch Jazz, Blues und Swing auf die Bühne. Mit dabei: Das Taschengrammophon. Das Repertoire des Quintetts um den Sänger und Flötisten Gerald Pursche umfasst Lieder aus den Goldenen Zwanzigern sowie Tonfilmschlager der 30er und 40er Jahre. Bei Salon-, Jazz- und Swingmusik laden die Musiker zu einer Zeitreise im Gartentheater ein und lassen dabei so manche, in Vergessenheit geratene kleine Musikalie wieder aufleben. Für dieses besondere Sommernachtserlebnis können Sie mit Asphalt 4 x 2 Karten gewinnen. Beantworten Sie uns einfach folgende Frage: Aus wie vielen Künstlern besteht die Band »Das Taschengrammophon«? Schicken Sie uns eine Postkarte oder eine E-Mail mit Ihrer Antwort und dem Kennwort »Gartentheater« an: Asphalt-Magazin, Hallerstr. 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover oder gewinne@asphalt-magazin.de und gewinnen Sie mit etwas Glück die begehrten Tickets. Einsendeschluss ist der 26. Juli. Sonntag, 01. August, 18 Uhr, Gartentheater Herrenhausen, Herrenhäuser Straße 4, Hannover, Tickets gibt’s über die Vorverkaufskasse im Künstlerhaus oder über www.eventim. de, Eintritt 10 Euro, erm. 7 Euro.


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Ausstellung

Insgesamt 146 Werke der Epoche Napoleons I. stehen im Mittelpunkt dieser Ausstellung. Die kleinen und vorwiegend zu persönlichem Gebrauch bestimmten Bildnisse aus der »goldenen Zeit« der Miniaturmalerei erstaunen durch ihr hohes künstlerisches Niveau und ihr handwerkliches Raffinement. Anders als im theatralisch überhöhten Porträt des Absolutismus sind hier erstmals realistisch und »modern« erscheinende Menschen dargestellt – eine Galerie von Frauen, Männern und Kindern aus einer politisch bewegten und von Kriegen dominierten Zeit. Dienstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr, Bomann-Museum Celle, Schlossplatz 1, Celle, Eintritt 8 Euro, erm. 5 Euro.

Foto: Hakase/iStock.com

Miniaturen aus der Zeit Napoleons

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Sonstiges Grashalm, Klangholz und Co.

Lesung Kurzes Buch über Tobias Er wuchs in Niedersachsen auf und lebt in Berlin. Er spielt gerne Tischtennis und will das Gute. Auf einer Reise nach Belgrad verliebt er sich in einen namens Tobias und bekehrt sich zu Gott. Er wird Zeuge, wie Menschen zu Hasen werden, sich Liebe in Hass verwandelt und ein Flugzeug in den Alpen verbrennt. In »Kurzes Buch über Tobias« beschreibt Jakob Nolte in achtundvierzig Kapiteln das Leben des Schriftstellers, Pfarrers und Televangelisten Tobias Becker. In Beckers Welt ist alles unausweichlich miteinander verwoben: Familie, Glauben, Subjekt und Gewalt. Dienstag, 13. Juli, 19.30 Uhr, Literaturhaus Hannover, Sophienstraße 2, Eintritt 12 Euro, erm. 6 Euro.

Die Natur ist voller Klänge. Hier das Zwitschern der Vögel, dort das Rauschen der Blätter in den Bäumen. Und irgendwo plätschert ein Bach. Unter dem Titel »Grashalme, Klangholz und Co.« können Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren mit ihren Eltern ausprobieren, wie sie der Natur ihre ganz eigene Musik entlocken können. Naturpädagogin Elke Bohn vom Naturpark Steinhuder Meer und Musikpädagogin Katharina Hülsmann gehen mit den Familien auf Klangtour. Wichtig: Sonnenschutz, wetterangepasste Kleidung, ggf. Wechselsachen und Essen und Getränke für die Pause nicht vergessen! Bei Bedarf Sitzkissen und Mund-Nasen-Bedeckung mitbringen. Samstag, 17. Juli, 14.30 bis 17.30 Uhr, Badeinsel Steinhude, Lindenhoopsweg, Wunstorf-Steinhude, verbindliche Anmeldungen telefonisch unter 0511 – 616 26 123 oder per E-Mail an elke.bohn@region-hannover.de, Teilnahme für Erwachsene 3 Euro, Kinder 1,50 Euro.

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SILBENRÄTSEL Aus den nachfolgenden Silben sind 17 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben (Achtung: ch = 1 Buchstabe) – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Spruch von Ludwig Marcus aus »Der Spruch des Tages – Radio Niedersachsen Band 6« ergeben: as – burg – cum – di – dis – er – erb – flam – hol – hor – il – kai – la – land – land – li – loc – me – mer – min – mo – moos – mor – neh – nen – neu – neu – ney – ori – pen – qui – reh – reich – se – si – si – sie – stein – ster – steu – taet – ten – ter – torf – un – wel – werk – west

1. unbekanntes Gebiet

2. Leiter eines Betriebes

3. Stadt in Niedersachsen

4. Stadtteil von London

5. Hülsenfrucht

6. Chemiker, Nobelpreis 1950

7. Zahlungsunfähigkeit

Unter den EinsenderInnen der richtigen Lösung verlosen wir fünfmal das Buch »Nur Mut! – Die Kraft der Besonnenheit in Zeiten der Krise« von Margot Käßmann. Für alle, die sich in Zeiten der Corona-Pandemie aber auch angesichts anderer Herausforderungen nach Mut und Besonnenheit sehnen, die der Angst, Verzweiflung und aufkommenden Panik entgegenwirken wollen. Dreimal gibt es den spannenden Thriller »Alle kleinen Tiere« von Anne Goldmann zu gewinnen. Rita fürchtet sich vor Hunden. Ela fürchtet ihre Alpträume. Marisa fürchtet alles Mögliche, am meisten ein Leben ohne Liebe. Und Tom fürchtet sich davor, erneut am Pranger zu landen. Vier Menschen, die nicht ganz ins Räderwerk passen, getrieben von Sehnsucht, ertasten sich ihren Weg – bis sie die Bugwelle skrupelloser Akteure erfasst. Insgesamt fünfmal können Sie einen Gutschein im Wert von je 15 Euro von der Textilreinigung SEIDEL aus Garbsen gewinnen. Keine Lust auf schmutzige Wäsche? Einfach abholen, reinigen und liefern lassen. Das geht ganz bequem unter www.online-textilreinigung.de. Kein Schlangestehen, keine Öffnungszeiten beachten.

8. christliche Sekte in USA

Die Lösung des Juni-Rätsels lautet: Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten.

15. italienische Stadt nahe Perugia

Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 31. Juli 2021. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

9. junge Hunde

10. frz. Kriegsbanner (12. bis 15. Jahrhundert)

11. Zierstrauch aus Ostasien

12. herrschaftlicher Diener

13. Teil einer Datenverarbeitungsanlage

14. Pflanze in feuchter Landschaft

16. früherer Name für Australien

17. amerikanischer Filmproduzent


und unterstützen Sie mit Ihrer Spende.

Online-Spenden unter www.asphalt-magazin.de Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE35 5206 0410 0000 6022 30 · BIC: GENODEF1EK1 Weitere Informationen auch unter 0511 – 30 12 69-0

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Das Fahrgastfernsehen. · Goethestraße 13 A · 30169 Hannover · (0511) 366 99 99 · redaktion@fahrgastfernsehen.de


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