2019 12 Asphalt

Page 1

2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

12 19 25 JAHR

E

FROHES FEST MIT GESCHICK

MIT HALTUNG

MIT HERZ

Einzigartig in der Welt: Torfkrippen aus dem Saterland.

Begegnung gegen Hass: Margot Käßmann im Interview.

Seeliger denn Nehmen: Was Asphalter zu geben haben.


4

Notizblock

6

Angespitzt

7

Kaffee mit Käßmann Ex-Bischöfin Margot Käßmann über Angriffe auf Juden, Luthers Antisemitismus, Kultur, Nation und hoffnungsvolle Zeichen.

11

Wer war eigentlich … Martin McGuinness

12 Am Ende der Welt Nirgendwo ist der Klimawandel spürbarer als in Longyearbyen, der nördlichsten Stadt der Welt, auf Spitzbergen. Ein Bericht.

15 Mit Ecki für Obdachlose Ecki Stieg, der schillernde Radiomann und Musikjournalist, moderiert seit sieben Jahren »Die!!! Weihnachtsfeier«.

16 Christus aus Torf Karl-Heinz Brinkmann, ein Hobby-Künstler aus dem Saterland, fertigt Weihnachtskrippen aus Torf. Ein Werkstattbesuch.

19

Aus der Szene

20 Hip-Hop für Obdach Ein Song über Obdachlosigkeit, der Augen öffnen soll.

22

Aus der Szene

23 Das muss mal gesagt werden 24 Rund um Asphalt/Zoorätsel 26 Aus dem Leben von Asphalt-Verkäufer Heiko

28 Rund um Asphalt/Impressum 30 Geben Der Abschluss unserer Jubiläumsreihe, in der AsphalterInnen uns Einblicke in ihre Lebens­ realität und Gefühlswelt gewährt haben.

34 Buchtipps 35 Dezember-Tipps

Titelbild: Jenny Sturm/stock.adobe.com

38 Silbenrätsel 39

Brodowys Momentaufnahme

Das Asphalt-Prinzip Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung. Spenden Sie bitte an: Asphalt gGmbH bei der Evangelische Bank eG, IBAN: DE35 5206 0410 0000 6022 30, BIC: GENODEF1EK1


Foto: Markus Lampe

schön, dass Sie dieses Heft in Ihren Händen halten. Sie geben unseren Verkäuferinnen und Verkäufern damit etwas weiter, was gut tut: Anerkennung für das lange Stehen beim Verkauf, Anerkennung für einen hoffentlich aus Ihrer Sicht guten Inhalt. Aber auch unsere Verkäuferinnen und Verkäufer geben etwas weiter: Im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen sie andere, denen es schlecht geht. Durch Liebe, durch Zuwendung – sie spendieren Menschen, die auf der Straße sitzen, auch gerne mal einen Kaffee. Statements von unseren Verkäuferinnen und Verkäufern zum Thema »Geben« können Sie passend in dieser Weihnachtsausgabe lesen. Wir alle schauen ja in diesem Monat auf den Heiligen Abend. Am 24.12. werden dann an ungezählten Orten, vielleicht auch bei Ihnen, Krippen stehen. Aus Holz, Stroh oder aus Papier, auch aus Baumwurzeln gibt es Krippen. Aber eine Darstellung der Geburt Christi aus Torf, dazu noch handgeschnitzt, das kannte ich noch nicht. Ein Torfkrippenbauer aus dem Saterland erzählt dazu mehr. Eigentlich ist so eine Krippe ja alles andere als romantisch – sie steht vielmehr für das Unbehaustsein – vielleicht ja auch im übertragenen Sinne. Sie steht für eine Notlösung, gemütlich ist das nicht. Die Krippe war für die junge Familie ja nur der Notnagel, denn »sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge«. Realität für viele Menschen bis heute – auch bei uns. Sich in dieser Welt einen Platz zu ergattern gelingt nicht immer. Gerade solche Menschen nicht aus den Augen zu verlieren, darum geht es an Weihnachten. Und so werden wir am Heiligen Abend auch gemeinsam feiern. Mit hundert und mehr Menschen im Saal unseres Diakonischen Werkes, darunter viele Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer. Viele Ehrenamtliche helfen mit, sie zu finden ist wunderbarer Weise überhaupt kein Problem. Das sind schöne, das sind gesegnete Stunden. Die ich auch Ihnen im Namen des gesamten Asphalt-Teams von Herzen wünsche. Fröhliche Weihnachten!

Ihr

Rainer Müller-Brandes · Diakoniepastor und Mitherausgeber von Asphalt

ASPHALT 12/19

Liebe Leserin, lieber Leser,

2 3


Foto: Lucas Bäuml/dpa

NOTIZBLOCK

AG gegen Kinderarmut Hannover. Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) hat baldige Verbesserungen im Kampf gegen Kinderarmut angekündigt. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe unter Federführung von Niedersachsen erarbeite aktuell Wege zu einer eigenen Kindergrundsicherung jenseits von Hartz IV. Dabei gehe es um die Zusammenführung von SGB-II-Leistungen, Kindergeld, Kinderzuschlag und Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket. Zudem erwarte sie nach dem jüngsten Bundesverfassungsgerichtsurteil zu Hartz IV, »dass die verschärften Sanktionsregelungen für unter 25-Jährige endlich abgeschafft werden. Unser oberstes Ziel muss es sein, die jungen Menschen bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt zu unterstützen.« MAC

Jeder 5. Niedersachse hat einen Migra-

tionshintergrund. Laut Landesamt Bäcker gegen Bons

also 22,1 % der Landesbevölkerung. Bundesdurchschnitt: 25,5 %. Bremen 35,1 %, Thüringen 7,3 %. Rund 2/3 der

ZAHLENSPIEGEL »ZUGEWANDERT«

Hannover. Mit Blockschrift und Backwerk haben rund 60 Bäckereibetriebe vor dem Niedersächsischen Landtag gegen aus ihrer Sicht zu viel Bürokratie demonstriert. Denn ab Januar 2020 sollen auch kleinste Bäckereien dazu verpflichtet werden, ihren Kunden Kassenbons auszudrucken. Die Landesregierung will damit verhindern, dass Einnahmen am Fiskus vorbeigeschleust werden können. Für die organisierten Bäcker der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Nach EEG-Umlage, Lebensmittelkontrollgebühr, Kennzeichnungspflicht, DSGVO und Verpackungsgesetz drohe mit der neuen Kassenverordnung »das nächste Bürokratiemonster«, warnt Landesinnungsmeister Dietmar Baalk. »Warum sollen wir ab 2020 jeden Kassenbon auf umweltschädlichem Thermopapier ausdrucken, auch wenn der Kunde ihn gar nicht will? Ist das das richtige Signal für mehr Umweltbewusstsein?« Rund fünf Milliarden Bons seien allein in seiner Branche zu erwarten. »Viele Kollegen, die auf Märkten ihre frische Ware verkaufen, werden aufgeben müssen, weil sie gar keine elektronischen Kassen mitführen. So schaufelt die Politik mit ihrer nicht enden wollenden Paragrafenflut das Grab für Tausende ehrbarer Handwerks-Existenzen.« Den Protest gibt es künftig auch für Kunden zu lesen. Die Bäckerinnung hat ihn auf insgesamt 1,2 Millionen Brötchentüten drucken lassen, um sie in rund 450 teilnehmenden Betrieben in Niedersachsen samt Backwerk an Mann und Frau zu bringen. MAC

für Statistik genau 1,73 Mio. Personen,

Personen mit Migrationshintergrund sind

selbst zugewandert. Das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt der Einreise lag bei 24,2

Jahren. 724.000 Personen kamen aus Europa, davon mehr als die Hälfte (56,0 %) aus EU-Staaten. Weitere 303.000 Zugewanderte stammen aus dem Nahen und Mittleren Osten. Motive für die Zuwanderung waren in 40,6 % der Fälle eine Familienzusammenführung, gefolgt von Flucht (16,7 %) und der Suche nach Arbeit (15,6 %). Zur Ausbildung kamen 3,3 %.


ASPHALT 12/19

Hannover. Das so genannte »Con­ tainern«, die Nahrungssuche im Müll von Supermärkten, soll weiterhin strafbar bleiben. Das hat die rot-schwarze Landesregierung beschlossen, einen Antrag der Grünen zur Straffreistellung im Landesparlament abgelehnt. Die Grünen hatten gefordert, sich für ein Gesetz stark zu machen, dass es, ähnlich wie in Frankreich, Supermärkten verbietet, noch zum Verzehr geeignete Lebensmittel wegzuwerfen. Zudem sollte das Strafgesetz so geändert werden, dass »zukünftig die Aneignung entsorgter Lebensmittel von der Strafverfolgung ausgenommen wird«. Außerdem sollten FoodsharingInitiativen, wie im Stadtstaat Hamburg bereits umgesetzt, organisatorisch und finanziell unterstützt werden. Lebensmittelverschwendung sei zwar schlimm und beschämend, so CDU und SPD, es gebe bei der geforderten Freigabe vom »Containern« aber zu viele lebensmittelrechtliche Standards, die einzuhalten seien. MAC

Anzeige

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Soltau, Hoya, Celle, Neustadt, Springe und Obernkirchen.

Foto: Karin Powser

Keine Gnade für Arme

Vor 25 Jahren – Wie alles begann

BEIM PRÄSIDENTEN

25 JAHR

Wie groß ist die Not? Was muss getan werden, um Obdachlosigkeit zu verhindern? Und »auf welche Weise kann den Obdachlosen eine dauerhafte Perspektive für eine menschenwürdige Existenz eröffnet werden?«, fragt Horst Milde im Dezember 1994 in einer Presseeinladung. Horst Milde ist Präsident des Niedersächsischen Landtags. Und hat Asphalt um eine Ausstellung im hohen Haus gebeten. Im Lichthof des Leineschlosses haben die Asphalt-Macher rund um Walter Lampe und Rolf Höpfner Schautafeln, Fotos und Best-Practice-Beispiele aufgebaut. Der Plenarsaal füllt sich. Am 7. Dezember um 10.32 Uhr eröffnet Milde die Landtagssitzung. Auf der Regierungsbank lauschen Schröder, Glogowski, Alm-Merk, Griefahn, Wernstedt und andere, was ihr Präsident da neben den Formalia ankündigt: »Außerdem möchte ich gern ihre Aufmerksamkeit auf eine Ausstellung lenken, die im Foyer stattfindet. Zum Thema Obdachlosigkeit. Dort liegt die Zeitung »Asphalt« aus. Ich wäre sehr glücklich, wenn gerade in dieser Zeit jede und jeder Abgeordnete wenigstens eine Zeitung kaufen würden.« »(Beifall.)«, heißt es in Klammern hinterher im Stenografischen Bericht der Sitzung. Und Milde ergänzt seine Herzensangelegenheit: »Das würde unserem Haus gut anstehen. Bitte, vergessen Sie das in der Routine des parlamentarischen Geschäftes nicht. Ihr erster Gang – noch vor dem Gang zum Büffet – sollte zu der Ausstellung führen.« Asphalt ist die Straßenzeitung für Niedersachsen geworden. Als hätte man auf sie gewartet. Damals vor 25 Jahren. Hier endet unsere kleine Rückschaureihe aus unserem ersten Jahr.

E

4 5


ANGESPITZT – DIE GLOSSE

Vor 30 Jahren fielen die Grenzen. Die Scorpions besangen den Wind des Wandels, der durch Europa wehte, während das Leben diejenigen bestrafte, die zu spät kamen. Danach sollten blühende Landschaften entstehen, jenseits der alten Grenze. Das Ergebnis fiel dank Treuhand jedoch eher grenzwertig aus. Seitdem entdeckt der Ossi für sich den Wert von Grenzen wieder neu. Grenzwerte stinken den niedersächsischen Bauern zurzeit gewaltig. Geradezu ausgegrenzt fühlen sie sich. Die Landwirtschaft überdünge die Felder, die Nitratbelastung sei zu hoch. Über den Grenzwerten.

»GRENZWERTIG«

Das schädige die Gesundheit, sagt die EU. Und weshalb? Nur weil die Städter Wasser aus der Leitung saufen. Das macht auf dem Land kein Mensch. Irgendwo muss die Gülle schließlich hin! Das findet auch die Landesregierung und hat beschlossen, Messgeräte, deren Ergebnisse den Bauern stinken, neu zu justieren. Der Grenz­ werte wegen. Und wir können wieder riechen, woher der Wind weht. Ulrich Matthias

Anzeige

Kabarett und gutes Essen Kleinkunst und Kultur 06.12. Lisa & Laura Goldfarb

www.tak-hannover.de

01.12. Die Tom Waits-Revue 05.12. Jens Neutag 06.12. Lisa & Laura Goldfarb 07.12. Jess Jochimsen 08.12. Volkmar Staub 11.-14.12. Crunchy X-mas

18.12. Thilo Seibel 19.12. Saskia Kästner & Rave 21.12. Johannes Kirchberg 31.12. Silvester mit Axel Pätz Das neue Programm 2020 ist da!


ASPHALT 12/19

KAFFEE MIT KÄSSMANN

6 Foto: Peter Steffen/dpa/Picture-Alliance

7

»SEID NEUGIERIG« Sie ist eine Instanz. Gilt als eine der 20 wichtigsten Intellektuellen Deutschlands. Und sie ist Herausgeberin von Asphalt. Ex-Bischöfin Margot Käßmann über Angriffe auf Juden, Luthers Antisemitismus, Kultur, Nation und hoffnungsvolle Zeichen. Unser Kaffeehausgespräch. Liebe Margot Käßmann, wenn Menschen mit Kerzen Synagogen umringen, wie jüngst in Hannover: Ist das ein gutes Zeichen oder ein schlechtes Zeichen? Zunächst ein gutes. Weil es deutlich macht, dass sich eine Mehrheit der Deutschen nicht zu einer antisemitischen Ideologie verführen lässt, wie es in den Zwanziger und Dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts der Fall war. Und Symbole wie Kerzen sollten nicht unterschätzt werden. Hatte doch der ehemalige Vorsitzende des DDR-Ministerrates, Horst Sindermann, damals nach der friedlichen Revolution 1989 in der DDR

gesagt: »Mit allem haben wir gerechnet, nur nicht mit Kerzen und Gebeten.« Andererseits ist es ein schlechtes Zeichen, dass Menschen jüdischen Glaubens wieder Angst haben müssen in Deutschland. Dass ein Neonazi geplant hat, Gläubige beim Gottesdienst in ihrer Synagoge zu erschießen, hätte ich, ehrlich gesagt, nicht für möglich gehalten.

Eine neue Studie besagt, dass mittlerweile jeder vierte Deutsche antisemitisch denkt. Ich fürchte, dass es diesen latenten Antisemitismus immer gab,


eine Konfession, die eindeutig antisemitische Wurzeln hat, heute überhaupt auf Augenhöhe einen interreligiösen Dialog führen?

Foto: Bildagentur-online/Picture-Alliance

Das kann sie nur mit einem Schuldbekenntnis. Die EKD-Synode hat sich im November 2015 klar und einstimmig von Luthers Judenfeindschaft distanziert. Wir sind eine lernende Institution. Das ist mir wichtig. Heute ist glasklar: Wer Juden angreift, greift Menschen jeder Religion an. Das war leider nicht immer so. Anlässlich einer Predigt in Eisenach habe ich jüngst nochmal die Geschichte des dortigen ‚Entjudungsinstituts‘ verfolgt. Vor 80 Jahren sollte dieses Institut die evangelische Kirche an die nationalsozialistische Rassenideologie anpassen. Da wurde tatsächlich versucht, unser Gesangbuch antisemitisch zu redigieren, die Bibel sollte von hebräischen Textstellen sozusagen gereinigt werden. Da haben Theologen versucht, aus dem Nichts einen arischen Jesus zu erschaffen.

Martin Luther empfahl später die Zerstörung von Synagogen, das Verbot jüdischer Gottesdienste, Enteignung und Vertreibung.

weil schlicht nach 1945 nicht plötzlich alles anders war. Vorurteile sitzen tief und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Und jetzt werden offenbar wieder Dinge sagbar, die lange nur gedacht wurden. Ich bin aber hoffnungsvoll, weil ich denke, dass die Kirchen heute gelernt haben, dass wir die jüngeren Geschwister des jüdischen Glaubens sind. Jesus war Jude. Das ist nicht hinterfragbar.

Du selbst warst für die EKD zum Jubiläum der Reformation 2017 Lutherbotschafterin. Kann

Der Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann schreibt nun gar, Luthers späte Schrift »Von den Juden und ihren Lügen« sei sowas wie die »literarische ‚Endlösung der Judenfrage’«. Luther empfahl darin die Zerstörung der Synagogen, das Verbot jüdischer Gottesdienste, Enteignung, Arbeitszwang, die Vertreibung der jüdischen Gemeinden ... Kaufmanns Verdienst ist es, dass er den Antijudaismus Luthers bis hin zu den antisemitischen Spuren Luthers sehr klar herausgearbeitet hat. Das fand ich wirklich hilfreich. Es führt auch kein Weg daran vorbei zu erkennen, dass die Nationalsozialisten diese Schrift Luthers von 1543 dazu benutzt haben, um den Mord an den Juden zu rechtfertigen. Und auch Streicher [der Publizist des Naziblattes »Stürmer«; Red.] beruft sich in seinem Nürnberger Prozess explizit auf diese Schrift, wenn er sagt, eigentlich müsse Luther an seiner Stelle auf der Anklagebank sitzen. Also, das ist eine Geschichte, die ich nur mit Schrecken und Scham ansehen kann und da gibt es auch keine Entschuldigung in der Art, dass dafür ein allgemeiner antisemitischer Zeitgeist verantwortlich gemacht werden könnte.

Vor diesem Hintergrund: Wenn Michael Fürst, der Präsident des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden, anlässlich der Einführung des Reformationstages als neuen Feiertag in Niedersachsen von einer »Belastung und einem Affront« für das christlich-jüdische Verhältnis spricht, was macht das mit Dir? Eine Belastung wäre es, wenn der Reformationstag eine Glorifizierung der Reformation sein sollte, wenn wir sagten, das war das Beste, was Deutschland je passiert ist. Darum geht es aber eben gerade nicht. Ich denke, der Reformationstag kann dazu genutzt werden, um gerade auch über den Antijudaismus Luthers zu sprechen. Das haben wir während des Jubiläums-


Juden sind eine zahlenmäßig kleine Minderheit in Hannover. Wenn sich nun, wie kürzlich am 8. November geschehen, Christen symbolhaft schützend um Synagogen versammeln, schwingt da nicht sogar etwas Paternalistisches mit? Dialog ist nur Dialog, wenn er auf Augenhöhe passiert. Und wir müssen unbedingt akzeptieren, wenn manche jüdische Gemeinden sagen, dass ihnen das Engagement mancher Christen einfach auch irgendwann zu viel ist, weil sie das von der Größe her schlicht nicht leisten können …

Motto: Wir schützen jetzt mal unsere Juden …

Foto: V. Macke

Das wäre herablassend. Da müssen wir natürlich aufpassen. Jüdinnen und Juden in Deutschland können für sich selbst eintreten. Aber das was hier geschieht, ist Solidarität. Das ist etwas anderes. Ehrliche Solidarität ist nie Paternalismus.

Es gibt Stimmen in der jüdischen Community, die sagen, der Deutschen Lieblingsjuden seien Herr und Frau Stolperstein und ihre Kinder. Denn diese widersprächen nicht, lägen am Boden und gäben den Deutschen das gute Gefühl, dass diese ihre Vergangenheit so toll bewältigen würden.

Das sehe ich anders. Stolpersteine lassen mich stehen bleiben in dem Viertel, in dem ich wohne. Wir brauchen Da versuche ich nachzuspüren, was es heißt, dass hier Menschen Begegnungsräume. verschleppt wurden in die KZs aus Auf allen Ebenen. dieser Straße. Du stolperst an diesen Punkten über Geschichte, die auch deine Geschichte ist. Da wird so glasklar, dass es Nachbarinnen und Nachbarn waren, die damals verschleppt wurden und dass sich damals niemand schützend mit Kerzen um sie geschart hatte. In der Straße, in der ich in Berlin-Charlotten-

burg wohnte, gibt es viele solcher Steine. An einem 9. November hatte abends jemand an jedem dieser Steine eine Kerze und eine Rose platziert. Die von Kerzenschein erleuchtete Straße hat mich damals sehr berührt.

Vielleicht ist die Kritik auch nicht so gemeint, dass die Stolpersteine etwas Schlechtes seien. Vielleicht geht es vielmehr darum, dass das Interesse an den toten Juden größer ist als an den heute lebenden. Das kommt sehr darauf an, ob man sich kennt. Ob wir miteinander in Kontakt kommen, ob wir neugierig auf die anderen bleiben. Gespräche mit einem anderen Glauben musst du suchen. Denn wenn du dich immer nur in deinem eigenen Glauben bestätigst, wird es ja langweilig. Die Grundbedingung eines solchen Dialogs ist, dass ich toleriere, dass ich also ertrage, dass andere Menschen eine andere Wahrheit über Gott gefunden haben oder gut ohne Gott leben können. Das ist unter den Liberalen in allen Religionen kein Problem. Fundamentalisten jeglicher Art können im Grunde nicht miteinander reden, weil sie in der Wahrheitsfrage immer meinen, den anderen bekehren zu müssen. Fundamentalisten betonen das Trennende.

Andere Kultur, andere Bräuche, eventuell gar eine andere Sprache, das rüttelt offenbar bei immer mehr Menschen an ihren Vorstellungen einer gemeinsamen deutschen Nation. Das ist ein Kern des Problems. Bestes Beispiel: Diese junge Frau, die zur Darstellerin des Nürnberger Christkindls gewählt wurde. Mit dunklen Locken. Der Vater stammt aus Indien. Unter anderem aus Reihen der örtlichen AfD kam genau dazu rassistische Kritik. So eine dürfe nicht das Christkind spielen. Wie absurd. Wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Jesus schwarze Haare hatte. Da stellt sich auch die Frage: Wie definiere ich Deutschsein? Deutschsein bedeutet für mich, dass ich hier in einem Land lebe, in dem wir diese Grundauffassungen von Freiheit, von Demokratie, von Menschenrechten teilen und leben wollen. Ich habe im Berliner Gorki-Theater einmal die Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan gehört. Sie sagte, wir brauchen eine postmigrantische Definition von Deutschsein. Das hat mir imponiert. Wir können das nicht mehr allein an der Abstammung, an dem vermeintlich ›Biodeutschen‹ festmachen.

ASPHALT 12/19

jahres zum Beispiel mit dem Berliner Rabbiner Walter Homolka in Wittenberg gemacht. Und auch mit Aiman Mazyek, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime ging es um die Reforma­ tion und das Verhältnis zu Muslimen. Die Reformation war eine Bildungsbewegung, die Deutschland verändert hat. Das ist ihr Verdienst. Wenn wir es positiv zu Ende denken, dann hat eben diese Bildungsbewegung dazu geführt, dass wir uns kritisch mit unserer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen können.

8 9


Wenn Frau Foroutan sagt, wir bräuchten eine Neudefinition, dann heißt das, dass wir sie noch nicht haben. Wie finden wir die? Vielleicht gibt es noch viel zu wenige öffentliche Personen, die positive Bilder vom Deutschsein jenseits der Herkunft vermitteln. Um es mit [dem Kriminologen; Red.] Christian Pfeiffer zu sagen: Wir brauchen eine Kultur, in der es normal wird, dass Achmed bei Franz zum Geburtstag eingeladen wird und umgekehrt. Also: haben wir private Kontakte? Wie oft begegnen wir uns bewusst und offen im Alltag?

Ist ein Oberbürgermeister Onay also die richtige Person zur richtigen Zeit? Ja, das ist sicherlich gut, weil es ein Zeichen für eine neue Normalität ist. Dafür, dass Menschen aus der zweiten, dritten oder gar vierten Generation hier jetzt schlicht Deutsche sind. Kein gutes Zeichen ist, dass niemand in der Bundesregierung einen Migrationshintergrund hat. Da gibt es dringend Nachholbedarf. Ich sage damit nicht, dass alle Migranten Engel seien. Natürlich gibt es Probleme, beispielsweise mit den so genannten Clans. Aber die gibt es auch in anderen Bevölkerungsgruppen, wenn ich etwa an glatzköpfige Pöbler mit Springerstiefeln denke. Es ist sicherlich nicht gut, dass beispielsweise die Türkei einen so großen Einfluss darauf hat, was in vielen Moscheen gepredigt wird. An der Stelle müssen wir in der Sache streiten und uns für Menschen wie Mouhanad Khorchide [Islamwissenschaftler und Religionspädagoge, Universität Münster; Red.] stark machen, die hier vor Ort Imame ausbilden wollen. Eine Erneuerung des Islam muss natürlich aus dem Islam selbst heraus entstehen. Wir können aber helfen, indem wir die liberalen Kräfte in den Religionen ermutigen.

ist auch offenkundig, dass die Lebenssituation vieler Palästinenser dramatisch ist. Aber dass die palästinensische Hamas keine Friedensbewegung ist, das ist auch klar. Von außen zu urteilen ist außerordentlich schwierig. Ein Beispiel: Als ich 2009 in Israel war, arbeiteten dort 800 jugendliche Freiwillige aus Deutschland, die einerseits in Israel, andererseits in Palästina eingesetzt waren. Wenn du mit denen gesprochen hast, waren die einen total pro Palästinenser und die anderen total pro Israel. Wir hatten versucht, die Jugendlichen nach ihrem Einsatz in der Auswertung zusammen zu bringen, was schwierig war, weil die Fronten vehement waren. Und da zeigt sich wieder: Wir brauchen Begegnungsräume jenseits der Scheidelinien. Auf allen Ebenen.

Vielen Dank für dieses Gespräch. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern von Asphalt frohe und gesegnete Weihnachtstage. Interview: Volker Macke

Anzeige

Im jüdischen Staat Israel sind liberale Kräfte in der Defensive. Ist Kritik an der Politik des Staates Israel, an der dortigen Politik erlaubt? Oder ist es vielleicht auch häufig so, dass dieses eigenartig brennende Negativ-Interesse an Israel, diese Israelkritik bis hin zu Boykottaufrufen verklausulierter Antisemitismus ist? Das ist ein sehr komplexes Thema. Eindeutig ist für mich: Wir Deutsche müssen aus unserer Vergangenheit heraus dankbar dafür sein, dass es den Staat Israel gibt. Wer den autobiografischen Roman von Amos Oz »Eine Geschichte von Liebe und Finsternis«, dieses Dokument der Geburtsstunde des Staates Israel, gelesen hat, der kann das nicht anders sehen. Die Bewunderung dafür, was da unter widrigen Bedingungen als demokratischer Rechtsstaat inmitten eines feindlichen Umfelds aufgebaut wurde, die ist für mich ganz groß. Das Existenzrecht Israels kann niemand mit Verstand infrage stellen. Gleichzeitig ist die Regierung Netanjahu aus liberaler Sicht eine Regierung, die zu kritisieren ist. Das machen auch liberale Israelis. Und es

Das Fahrgastfernsehen. · Goethestraße 13 A · 30169 Hannover · (0511) 366 99 99 · redaktion@fahrgastfernsehen.de


Foto: AP Images/Picture-Alliance

… MARTIN MCGUINNESS Und so kam es auch. McGuinness Die Grenze zwischen der Republik wurde für die Sinn Féin zum Chef­ Irland und dem von London aus unterhändler der Friedenshandregierten Nordirland ist eine grülungen in den 1990er Jahren. Fast ne Grenze. Jeden Tag überqueren zehn Jahre nach dem sogenannten Zehntausende die Grenze, pendeln Karfreitagsabkommen von 1998 zur Arbeit, besuchen Familie oder bildete McGuinness mit dem progehen einfach mit dem Hund Gassi. testantischen Kirchengründer und Wer heute entlang der irischen Politiker Ian Paisley, dem seinerzeiGrenze reist, der trifft auf Mentigen Führer der Democratic Unioschen, die fürchten, dass mit dem nist Party (DUP), eine AllparteienBrexit die alten Wunden wieder regierung, der sie gemeinsam als aufreißen, wenn aus dieser grünen Regierungschefs vorstanden. Vom Grenze eine Außengrenze der EU Terroristen zum Friedensbringer, wird – die Wunden der Troubles, so wird der Lebensweg von Martin des Bürgerkriegs auf der irischen McGuinness oft beschrieben. Insel. Über die genaue historische Einer, der mittendrin steckte im Einordnung des Wirkens von MarBürgerkrieg und später bei dessen tin McGuinness wird noch gestritBeendigung half, war Martin Mcten. Es geht dabei um Fragen, ab Guinness. McGuinness wurde 1950 wann er ernsthaft mit den Briten geboren. Er wuchs in armen Verim Geheimen verhandelt hat, ob hältnissen auf, in den Bogside Slums die ihn gar durch Wahlfälschung von Londonderry, der Stadt, die alle irischen Republikaner immer nur Derry nennen, weil der Na- erst an die politische Macht gebracht haben, als er Anfang der menszusatz die überklare Verbindung zum verhassten London 1980er Jahre für die Sinn Fein, dem politischen Flügel der IRA, zeigt. Die Stadt gilt als Kern der Bewegung. McGuinness, der ins Parlament einzog. Ganz sicher war McGuinness ein Mann der Kompromisse. Mann mit dem lockigen roten Haar, war immer vorne mit dabei, erst mit Steinen, später auch mit anderen Waffen. Gleichzeitig McGuinness schmiedete mit dem ihm lange verhassten Paisley eine enge Partnerschaft, im Jahr 2012 konnte er sich besser artikulieren als die schüttelte er die Hand der britischen meisten anderen »Lads«, er war schneller, Königin Elisabeth, die für ihn als irischselbstbewusster – Mitstreiter sahen in ihm Vom IRA-Kämpfer republikanischen Kämpfer eigentlich ein einen geborenen Anführer. Mit 21 Jahren zum Friedensbringer. Synonym für die britische Besatzung darsoll er schon den Posten eines IRA-Komstellte. mandanten innegehabt haben. Trotz aller Wendungen: Martin McGuinness hatte nie ZweiMcGuinness selbst hat lediglich zugegeben, dass er eine wichtige Rolle spielte bei der »Battle of the Bogside«, der gro- fel daran, was er wollte, was sein Lebensziel war – ein Ende der ßen Eskalation am 12. August 1969, als eine protestantische Pa- britischen Herrschaft in Nordirland. Das sollte er nicht mehr rade vorbei an einem katholischen Wohnviertel in Derry/Lon- erleben, McGuinness trat im Januar 2017 von seinem Amt als donderry den Nordirlandkonflikt eskalieren ließ. Beim Mord Deputy First Minister Nordirlands zurück. Zwei Monate später an 18 Soldaten in Warrenpoint 1979, dem größten »Erfolg« der starb er in seiner Heimatstadt Derry im Alter von 66 Jahren. Die IRA gegen die britische Armee, trug Martin McGuinness wohl Entscheidung für den Brexit nannte er kurz vor seinem Tod ein die Gesamtverantwortung für die IRA. In einem Interview sagte »Desaster« und eine echte Gefahr für den Frieden. Die MehrMcGuinness einmal: »Manchmal sind die Menschen am besten heit der Menschen in Nordirland hatte für den Verbleib in der geeignet, einen Konflikt zu beenden, die Teil dieses Konflikts EU gestimmt. sind.« Gerd Schild

ASPHALT 12/19

WER WAR EIGENTLICH …

10 11


AM ENDE DER WELT

Nirgendwo ist der Klimawandel spürbarer als in Longyearbyen, der nördlichsten Stadt der Welt, auf Spitzbergen. Während sich die Eisberge im wärmer werdenden Wasser auflösen, bedrohen Erdrutsche und der tauende Dauerfrostboden ganze Gemeinden. Eisberge treiben wie zum Scheitern verurteilte Inseln am kleinen Boot vorbei, während es sich durch einen Fjord bewegt, der mit dem Matsch eines schmelzenden Gletschers gefüllt ist. Gelegentlich, wenn das sich erwärmende Wasser den Boden eines der Eisberge auflöst, wird er kopflastig und macht einen Salto, als würde er spielen, anstatt zu sterben. Der Wahlenberg-Gletscher über dem Fjord kalbt auf natürliche Weise und stürzt die Eisberge ins Wasser. Aber hier geschieht es mit zunehmender Geschwindigkeit aufgrund des sich erwärmenden Meereswassers, sagt Kim Holmen, der internationale Direktor des Norwegischen Polarinstituts.

Holmen, der einen Wollhut mit einem pinkfarbenen Bommel gegen die Kälte eines arktischen Sommertages trägt, lebt seit drei Jahrzehnten im nordnorwegischen Archipel von Svalbard. Er beschreibt die Veränderungen als »tiefgreifend, groß und schnell«. »Wir verlieren das Svalbard, das wir kennen. Wir verlieren die Arktis, wie wir sie kennen, aufgrund des Klimawandels«, sagt er inmitten des ständigen Knisterns und Rieselns des sich auflösenden Eises. »Dies ist eine Vorwarnung vor allen Nöten und Problemen, die sich auf dem Planeten ausbreiten werden.« Laut eines Berichts des norwegischen Zentrums für Klimadienste vom Februar sind die durchschnittlichen Jahrestempe-


Die Svalbard Kirche in Longyearbyen gilt als nördlichste Kirche der Welt.

Der Pastor ist erst seit dem Sommer hier, aber in dieser kurzen Zeit hat er bereits von den Ängsten der Menschen vor den Auswirkungen eines sich schnell ändernden Klimas erfahren. Ein solcher Effekt ist das Auftauen des Permafrosts unter seinen Füßen auf dem Friedhof, den er »einen Ort der Erinnerung, einen Ort des Gedenkens« nennt. »Während der Permafrost auftaut, neigen die im Boden befindlichen Dinge dazu, hochgezogen zu werden«, sagt Smedsroed sachlich, als er in der Nähe der Gräber auf dem Boden sitzt. »Das passiert mehr oder weniger die ganze Zeit, also werden wir eventuell sehen, dass die Toten buchstäblich auftauchen, die Särge.« Es ist die Rede davon, den Friedhof zu verlegen, nachdem ein Erdrutsch ihn im Oktober 2016 fast ausgelöscht hatte. Knapp drei Jahre später bilden Felsplatten einen Einschnitt in die Landschaft direkt hinter den Gräbern. »Wegen des Klimawandels und der Veränderung des Grund und Bodens könnten einige der Gräber, die wir hinter uns sehen, tatsächlich auf die Straße rutschen«, sagt Smedsroed, dessen graues Haar zu dem Wollpullover unter seinem weißen Kragen passt. »Oder das nächste, was wir sehen könnten, ist, dass sie alle von dem

Der Wahlenberg Gletscher in Oscar II Land auf Spitzbergen im August 2019.

ASPHALT 12/19

raturen in Svalbard seit 1970 um vier Grad Celsius gestiegen, während die Wintertemperaturen um mehr als sieben Grad gestiegen sind. Der Bericht »Climate in Svalbard 2100« warnt auch davor, dass die jährliche mittlere Lufttemperatur in Svalbard bis zum Ende dieses Jahrhunderts um sieben bis zehn Grad Celsius ansteigen wird. Das ist keine gute Nachricht für die Hauptstadt von Svalbard, Longyearbyen. Mit etwas mehr als 2.000 »Wir verlieren Einwohnern ist es die nördlichste Stadt der das Svalbard, Welt. Es ist auch die das wir kennen. sich am schnellsten Wir verlieren die Erwärmende. Arktis, wie wir Auf einem Hügel sie kennen.« über Longyearbyen, einem kargen FriedKim Holmen hof, der selbst an einem sonnigen Tag im August verletzlich zu sein scheint, hängen Reihen einfacher weißer Holzkreuze. Ivar Smedsroed ist der Sommervikar in der Svalbard Church, einem roten Holzgebäude mit weißer Verzierung und einem mit Wetterfahnen gekrönten Glockenturm. In dem lutherischen Gotteshaus, das als nördlichste Kirche der Welt gilt, zeigt Glasmalerei die schneebedeckten Berge in Pastelltönen.

12 13


nächsten großen Erdrutsch bedeckt werden, der den Hügel herunterkommt.« Das Tauen von Permafrost ist nicht nur ein Problem für die Toten. Es hat auch den derzeitigen Einwohnern von Longyearbyen Probleme bereitet. Die Häuser im Tal stehen auf kleinen hölzernen Stelzen anstatt auf tiefen Fundamenten. Eine Aufweichung des Bodens kann zu Einstürzen, Erdrutschen und Lawinen führen, und die Häuser hier sind ihnen nicht gewachsen. Am 19. Dezember 2015 tötete eine Lawine einen Mann und ein Kind in ihren Häusern. »Es war mitten in der Nacht, und niemand wusste, was kommen würde«, sagt Anna Boegh, eine Einwohnerin, in der Nähe der Stelle, an der einst die Häuser standen. »Dies wurde für ein »Er beschrieb unglaublich ungewöhnliches Ereignis gehalwie die Gletscher ten, aber zwei Jahre später, im Jahr 2017, gab schmolzen und es eine weitere Lawine, sagt ihr Partner Erik Holmund. In dieser Lawine starb niemand, wie sich die natüraber mehrere Häuser wurden weggefegt. liche Umgebung Erosion bedroht die Häuser hier auch. Vor veränderte.« drei Jahren, als der Winter näher rückte, fieWieslaw Sawicki len 13 Meter Küste über Nacht ab und Christiane Hübners Hütte lag gefährlich nahe am Fjord. Hübner, ihre dreiköpfige Familie und ihre Husky-Hunde verließen das Haus. »Es war ein Weckruf, da es sehr schnell ging«, sagt sie. Sie kehrten im folgenden Frühjahr zurück und mussten die Hütte 80 Meter vom Ufer entfernt verlegen. Der Boden unter Svalbard hat sich an anderer Stelle als tödlich erwiesen. Wieslaw Sawickis Sohn Michal arbeitete als Geophysiker an der polnischen Polarforschungsstation in Horn­ sund auf der Südseite von Svalbard. Er starb zusammen mit der polnischen Wissenschaftlerin und Meteorologin Anna Górska, als sie im Mai von einem Berg fielen. Der 44-jährige Michal, ein erfahrener Bergsteiger, Wissenschaftler und Entdecker, war bei seinem fünften Einsatz für das Institut in der Arktis. Das 1957 gegründete Institut forscht das Anzeige

ganze Jahr über und ist die nördlichste dauerhaft polnische wissenschaftliche Einrichtung. »Leider gab es ein riesiges Schneegesims, das so aussah, als sei es Teil des Berggipfels«, sagt Sawicki, der im vergangenen Monat Longyearbyen besuchte, um sich mit dem Gouverneur des Archipels zu treffen. »Es brach mit ihnen zusammen; sie fielen beide in den Abgrund.« Er spricht darüber, wie Michal Briefe nach Polen schickte, in denen er die Schönheit von Svalbard beschrieb. »Er beschrieb die Veränderungen, die sich hier abspielten: wie die Gletscher schmolzen, wie man bei jedem Aufenthalt einen Temperaturanstieg sah und wie sich die natürliche Umgebung veränderte«, fügt er unter Tränen hinzu. Das Gespenst des Klimawandels lauert auf der Hundefarm von Audun Salte auf. Der Norweger besitzt Svalbard Husky mit seiner Frau Mia. Als die Hunde auf dem Hof Salte sehen, springen sie aufgeregt auf und hoffen, dass sie zum Laufen kommen. Im Sommer ziehen die Hunde ohne Schnee auf dem Boden auf Rädern Schlitten über die holprige Schotterstraße und rasseln an den wenigen Autos auf der Insel vorbei. Salte befürchtet, dass der Klimawandel zum Aussterben allen Lebens auf der Erde führen könnte. Ein Mann, der gerne seine Hunde küsst und mit ihnen tanzt – er hat 110 von ihnen –, er macht sich am meisten Sorgen um die Nichtmenschen auf dem Planeten. »Wenn der Klimawandel das Ende der Menschheit sein sollte, ist mir das wirklich egal, aber wenn der Klimawandel das Ende einer Tierart ist, die nichts zur Beschleunigung dieses Prozesses beigetragen hat, dann reagiere ich darauf.« Mit einem Nicken auf seine Hunde deutend, sagt er: »Es ist einfach unfair gegenüber jedem, der kein Mitspracherecht hat, was passiert – den Hunden, Robben oder Eisbären oder Vögeln in der Luft. Deshalb ist es unfair und deshalb sollten wir etwas tun.« Er vergleicht den Klimawandel mit einem Unfall, auf den wir starren und nicht wegschauen können, und uns glücklich schätzen, dass wir nicht das Opfer waren: »Wenn die Leute auf der Autobahn langsamer werden, um sich einen Autounfall anzusehen, das ist der Klimawandel, weil alle langsamer werden, um sich den Unfall anzusehen, aber nicht erkennen, dass wir tatsächlich der Autounfall sind.« Text: Alex Fraser, Fotos: REUTERS/Hannah McKay Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Swetlana Filimonov. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Reuters/INSP.ngo


Foto: privat

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es«, soll Erich Kästner gesagt haben. Ecki Stieg sagt es jedenfalls auch. Der schillernde Radiomann und Musikjournalist tut es seit sieben Jahren. Bei der großen Obdachlosensause »Die!!! Weihnachtsfeier«. In diesem Jahr am 15. Dezember, wie immer im Hannover Congress Centrum. Wie immer für die Ärmsten der Armen und ihre Kinder. Warum er es tut? »Ich hatte damals selbst gerade eine persönliche Krise hinter mir. Genau als die durchgestanden war, kam im Jahr 2013 die Anfrage, ob ich mithelfen würde.« »Die!!! Weihnachtsfeier« war gerade ein Jahr alt geworden. »Aus einem Gefühl der Demut hatte ich sofort ja gesagt.« Und es nie bereut. Bei dem großen Festessen mit den Furys alias »Die beschissenen Sechs«, mit Anca und Ossy, mit Robby Ballhause sowie dem Duo »Plug and Play« ist Ecki Stieg im Grunde nur einer von vielen. Nur weil er es gut kann, steht er vorn und moderiert das Programm. 150 Ehrenamtliche bringt das Fest mittlerweile zusammen. Aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen. An die 1.000 Bedürftige samt 400 arme Kinder nutzen die einzigarti-

ge vorweihnachtliche Auszeit von der Tristesse der Armut. Für die gibt es neben den Konzerten der Stars Geschenke, Kleidung, Spielzeug, Spiel, Spaß und gute Haarschnitte durch ehrenamtliche FriseurInnen. Und gutes Essen. Gekocht und serviert vom Serviceteam des HCC. Ebenfalls ehrenamtlich. Diesmal gibt es geschmorte Entenkeule mit Rotkohl und Klößen. Deftig muss es sein und reichhaltig. »Unsereins hat meist nur Appetit beim Essen, aber zu dieser Weihnachtsfeier kommen Leute, die richtig Hunger haben, die mehrfach Nachschlag fordern, das erlebt man sonst nicht und das macht nachdenklich«, erzählt Stieg im Studiogespräch mit Radio Hannover. »Am Anfang hatte auch ich Berührungsängste. Ich wusste ja nicht, was mich da erwartet. Auch die Stars, die da auftreten, Mary Roos zum Beispiel, hatten beim ersten Mal immer richtig Lampenfieber.« Denn dieses Publikum, eine Mischung aus rauer Herzlichkeit, latentem Unglücklichsein und großer Dankbarkeit, gibt es sonst so nirgendwo. Doerthe Hanssen/Volker Macke/ StreetLIVE* Die Organisatoren suchen noch Geschenke für die Bedürftigen. Gesammelt wird unter anderem beim Geschenkeflashmob am Lindener Markt. Am Sonntag, 08.12.2019, um 15 Uhr. Mit Bühne und Musik. Was gebraucht wird? Drogerieartikel wie Zahnbürsten, Deo, Zahnpasta, Duschgel, Seife, Teelichter, Einwegfeuerzeuge oder Thermobecher. Tiernahrung in Originalverpackung, warme Jacken, Isomatten, Schlafsäcke, Schals und ähnliches. Mehr unter www.weihnachtsfeier-fuer-hannover.de *StreetLIVE ist eine Kooperation von und

ASPHALT 12/19

MIT ECKI FÜR OBDACHLOSE

14 15


CHRISTUS AUS TORF


Es staubt. Aus einem Overall lugt das Gesicht von Karl-Heinz Brinkmann, torfgeschwärzt. An seiner linken Hand trägt er einen schnittfesten Handschuh. Denn ganz ungefährlich ist die Torfschnitzerei nicht: »Eine Hand ist immer an der Klinge.« Und wieder ist ein Schaf fertig, Schafe dürfen bei keiner Weihnachtskrippe fehlen. Im Zentrum des Geschehens steht jedoch immer die Krippe selbst, herausgearbeitet aus drei zusammengeleimten Torfsoden. Von Oktober bis kurz vor Weihnachten herrscht Hochbetrieb in der kleinen Werkstatt. Brinkmann schnitzt geradezu im Akkord. Ein Fulltimejob, unterbrochen nur von der Mittags- und der Kaffeepause. Mit seiner Frau hat er ein Abkommen geschlossen: Damit er den ganzen Staub nicht in die Wohnung schleppt, zieht er den Overall bei jeder Pause aus. Die ersten Krippen aus dem ungewöhnlichen Naturmaterial hat der 65-Jährige vor sieben Jahren gefertigt. Inzwischen hat er Routine. Für eine Krippe mit Stammpersonal – Maria und Josef beugen sich über das Jesuskind, Ochs und Esel beobachten die Szenerie – benötigt Brinkmann etwa 13 Stunden. Meist kommen noch weitere Akteure hinzu, die Engel beispielsweise. Oft stellt Brinkmann auch ein paar Bäume dazu. Und auf Wunsch ein kleines Lagerfeuer mit Mini-LED-Leuchte. Dutzende von Krippen sind so entstanden. Ungewöhnlich ist vor allem der Rohstoff. Weihnachtskrippen aus Holz, Stroh oder auch Papier stehen in vielen Kirchen und Haushalten. Auch aus Baumwurzeln wurden bereits Krippen gefertigt. Aber eine Darstellung der Geburt Christi aus Torf, noch dazu handgeschnitzt – das ist echtes Neuland. Bis heute hat der Rentner ein Monopol auf diesem Gebiet. »Das A und O ist der richtige Torf«, sagt Brinkmann. Weißtorf muss es sein, am besten leicht »holzig« und mindestens 2.000 Jahre alt, also etwa entstanden zu jener Zeit, in der Jesus geboren wurde. »Von zehn Soden kann ich vielleicht ein oder zwei gebrauchen.« Mal sind zu viele Fasern drin, mal läuft eine Ader quer durch den Soden – dann droht der Torf beim Schnitzen zu brechen. Am besten ist feinfaseriger Torf, der ist schön fest. Davon gab es gerade in diesem Jahr eine ganze Menge. »Je trockener der

Sommer, desto härter der Torf.« Meist klopft Brinkmann kurz gegen den Soden. Klingt er richtig schön trocken, wie weiches Holz, dann nimmt er ihn mit. In der heimischen Werkstatt fräst er mit einer Elektrokettensäge die Oberflächen glatt und klebt dann drei Soden mit Holzleim zusammen. Aus diesem Klotz sägt er am nächsten Tag die grobe Krippenform heraus. Dann zeichnet er auf der Vorderfront Maria und Josef und Ochs und Esel vor. »Und dann schnitze ich los.« Mit Skalpell, Stecheisen und Stechbeitel höhlt er den Torf aus. Nach und nach entsteht so das bekannte Relief. Am Ende greift er »Das A und O ist zum Feinschleifer – für letzte Korrekturen der richtige Torf.« am Bart von Josef oder am Ohr des Esels. Karl-Heinz Brinkmann Die Idee zur Krippenproduktion hatte der Bruder, der als Prokurist in einem Torfbetrieb arbeitet und ein originelles Weihnachtsgeschenk für seine Kunden suchte, »mal was anderes als Pralinen oder Wein«. 2012 konnte er die ersten Krippen in einer repräsentativen Holzkiste überreichen. Ein erster Zeitungsbericht erschien. Das Fernsehen zog nach. »Hallo Niedersachsen« strahlte einen Bericht über Brinkmann aus, zwei Tage vor Heiligabend. 2017 war er dann zum ersten Mal mit einer Torfkrippe auf dem

Wer mal einen Blick in der Werkstatt von Karl-Heinz Brinkmann werfen möchte, sollte vorher anrufen: Telefon 04498/2319.

ASPHALT 12/19

Weihnachtskrippen werden geschnitzt, gefilzt oder gebrannt, aus Glas, Holz oder auch Pappmaschee hergestellt. Aber nur einer macht sie aus Torf: KarlHeinz Brinkmann, ein Hobby-Künstler aus dem Saterland. Ein Werkstattbesuch.

16 17


Krippen-Geschichte Die figürliche Darstellung des Weihnachtsgeschehens hat eine lange Tradition. Jahrhundertelang beschränkte sich diese Darstellung auf das Jesuskind in der Krippe, flankiert von Ochs und Esel. Nach und nach kamen weitere Akteure hinzu. Seit dem Mittelalter sind Maria und – etwas später – Josef überliefert. Die Hirten und Weisen aus dem Morgenland komplettieren das Geschehen. Für den historischen Ursprung der Weihnachtskrippe gibt es keine gesicherten Nachweise. Häufig wird Franz von Assisi genannt, der 1223 mit lebenden Personen und Tieren versucht haben soll, den Gläubigen die Weihnachtsgeschichte aus dem Evangelium nach Lukas nahezubringen. Als erste Krippe im heutigen Sinne gilt eine 1562 von Prager Jesuiten arrangierte Weihnachtsdarstellung.

»Kölner Krippenweg« vertreten, bei dem, so Oberbürgermeisterin Henriette Reker, »internationale Krippenkunst auf höchstem Niveau« präsentiert wurde. Nach und nach wurden auch Sammler auf ihn aufmerksam. Er hat seine Krippen schon per Post nach Stuttgart geschickt. Und auch in der Schweiz steht bereits eine Krippe made in Ramsloh, Saterland, auf halber Strecke zwischen Papenburg und Oldenburg. Brinkmann fertigt auch Skulpturen ohne biblischen Bezug. Für eine lokalen Ausstellung mit dem schlichten Titel »Torf« hat er im vergangenen Jahr die Skulptur »Moorsoldaten« beigesteuert, eine etwa 40 Zentimeter hohe, vierköpfige Gruppe von Männern, in mehr oder weniger gebeugter Haltung, den Spaten geschultert. Das KZ Börgermoor, in dem in der NS-Zeit das Lied von den »Moorsoldaten« entstand, war ja nicht weit weg, sagt Brinkmann. Und zum 250-jährigen Bestehen von Rhauderfehn hat er einen Torfstecher geschnitzt. Der steht jetzt im Rathaus. Das Kerngeschäft aber ist und bleibt die Krippe. Und schon jetzt ist klar: Das nächste Weihnachten kommt bestimmt. Text und Fotos: Wolfgang Stelljes

Anzeige

a m n e s t y a f t e r wo r k Schreiben Sie für die Menschenrechte – gegen Verfolgung, Gewalt und Folter

Ihren Höhepunkt fand die Krippen-Kunst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Neapel: Monumentale Szenen bildeten hier das Zentrum eines bunten Jahrmarkts. Manche Krippe glich einer überdimensionalen Puppenstube. In Mitteleuropa beschränkte man sich dagegen meist auf die deutlich kleinere Stuben-Variante. Aufgebaut wird die Krippe zum Weihnachtsfest. Traditionsbewusste Protestanten bauen sie spätestens am Sonntag nach Epiphanias wieder ab, also noch in der ersten Januarhälfte. Für manche Katholiken endet die Weihnachtszeit dagegen erst mit dem Fest der Darstellung des Herrn am 2. Februar. Konfessionsübergreifend steht seit dem 19. Jahrhundert mehr und mehr der Christbaum im Mittelpunkt der Weihnachtsfeier. Die Krippe hat aber nach wie vor in vielen Familien ihren festen Platz.

Gemeinsam für die Menschenrechte Sie können helfen: Wir laden Sie herzlich ein, uns montags zu besuchen. Lassen Sie Ihren Tag mit einer guten Tat bei Kaffee, Tee und Gebäck ausklingen, indem Sie sich mit Faxen, Petitionen oder Briefen gegen Menschenrechtsverletzungen in aller Welt einsetzen. Öffnungszeiten: Montag 18 bis 19 Uhr after work cafe Dienstag 11 bis 12 Uhr, Donnerstag 18.30 bis 19.30 Uhr amnesty Bezirksbüro Hannover Fraunhoferstraße 15 · 30163 Hannover Telefon: 0511 66 72 63 · Fax: 0511 39 29 09 · www.ai-hannover.de Spenden an: IBAN: DE23370205000008090100 · BIC: BFSWDE33XXX Verwendungszweck: 1475


Bundesweite Selbstorganisation Wohnungsloser gründet Verein

Hannover. Ein Haus für Wohnungslose. Mit dem Neubau am Karl-Imhoff-Weg 9 B in Hannover-Vahrenwald will die Stiftung »Ein Zuhause« das angestrebte Pilotprojekt zu Housing First nun Stein werden lassen. Housing First ist ein innovatives Konzept (Asphalt berichtete mehrfach), das auf das oft übliche Stufenverfahren (die Wohnungslosen erst zur Wohnfähigkeit zu trainieren) verzichtet und ihnen unmittelbar den Einzug in die eigenen vier Wände ermöglicht. Dort soll dann ein individuelles Betreuungskonzept greifen. Nunmehr wurde ein Erbbaupachtvertrag mit der Stadt Hannover ausgehandelt.

n

O-To

Asphalt-Verkäufer Hasso Diedrich: Diepholz. Auf dem letzten Koordinierungstreffen vom 7. bis 10. Oktober in Freistatt bei Diepholz haben sich rund 30 Personen getroffen. Am Dienstag den 8. Oktober stand das Thema der Vereinsgründung auf dem Plan. Wir mussten jedoch schnell feststellen, dass eine Klärung der Frage in der dafür vorgesehenen Zeit nicht zu schaffen war. So wurde die Satzung erst am Mittwoch Mittag fertig. Der neue Verein heißt: »Selbstvertretung Wohnungsloser Menschen e. V.«. In den Vorstand wurden gewählt (von links nach rechts): Hanne-Lore (Lüneburg), Lutz (Herzogsägmühle), Corina (Pforzheim), Uwe (Lüneburg), Karsten (Mainz), Uli (Herzogsägmühle) und Regina (Wien, Österreich).

AUFKURS!: Hilfe für junge Menschen Hannover. Unter 25 Jahre alt und ohne Job und Perspektiven? AUFKURS! verspricht Hilfe in sozialen Problemlagen und möchte zur Orientierung der Betroffenen beitragen. Sie wieder auf Kurs bringen. Das Angebot steht unter der Trägerschaft von juniver Jugendberufshilfe, Werkstatt-Schule und Diakonischem Werk Hannover mit den Abteilungen »Die Leine-Lotsen« und »SINA«. In der Calenberger Str. 22, 30169 Hannover können u. a. Postfächer eröffnet werden, es gibt Duschen und Internet. Mo 9 – 13 Uhr, Di 11 – 18 Uhr, Mi 09 – 13 Uhr, Do 11 – 18 Uhr, Fr 11 – 14 Uhr. UM

»Der Vertrag ist abgestimmt und könnte unterschrieben werden, es fehlt nur noch die Genehmigung des Bauantrags durch das Bauamt«, sagt Wohnungsbauexperte Eckart Güldenberg, der Sprecher der Stiftung. Gestellt wurde der Antrag bereits Anfang Juli, seitdem warten die Initiatoren auf grünes Licht der Stadtverwaltung. Dennoch hoffe man, Ende November noch die Bestätigung zu erhalten, so Güldenberg. Wenn alles klar gehe, werde im Januar oder Februar die Baugrube ausgehoben, regulärer Baubeginn wäre der März 2020. Den Zuschlag erhält die Firma Gundlach, vom Land Niedersachsen erhofft sich die Stiftung die wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojekts. Nach zwei Jahren Laufzeit soll Bilanz gezogen werden, ob Housing First auch hält, was das Konzept verspricht: Nützlicher für die Betroffenen und gleichzeitig günstiger für die öffentliche Hand zu sein. UM

ASPHALT 12/19

Housing First rückt näher

Foto: V. Macke

Foto: Hasso Diedrich

AUS DER SZENE

18 19


Foto: Philipp Halbrock

Pause beim Video-Dreh zum Song aus zwei Blickwinkeln: dem eines Obdachlosen und dem eines »normalen« Passanten. Unter anderem geschrieben, gerappt und produziert von den Helden der Szene: Sick, Helge, B.Art, Malte, Dine und Benjar (v.l.n.r.).

Songtext – Auszug Hook: Alle taubstumm und blind – keiner sieht diesen Mann, eingewickelt in Lumpen, dahinten auf’m Asphalt. Genau wie dieses Kind – jeder sieht es ihm an, ein gepichelt mit Hunden, da hingen auf’m Asphalt. Und es ist nasskalt auf Deutschlands Asphalt. Oder was glaubt ihr, warum verkaufen Menschen Asphalt? Die Hoffnung stirbt zuletzt, doch ich seh nur Ignoranz. Oder bist du Mensch und hilfst ganz einfach, weil du’s kannst? Part 1: Es ist nicht einfach, wenn man in kein Fach der soliden Gesellschaft reinpasst. Doch wem erzähl‘ ich das?! Labile, liebe vorheuchelnde Maschinen, die sich rein aus Routine, dem Geist der Weihnacht ergeben – jedes Jahr, zur selben Zeit? Doch im Herzen nur wenig Platz. Eigentlich juckt mich nicht was du mit deinem Leben machst. Ich hab‘s

doch auch verlernt. War zu lange auf den Straßen unterwegs. Wenige legen, zugegen, noch Wert auf ihren Nächsten. Der Grund warum mir Scharen von Bürdenträgern auf meinem Weg begegnen. Jeder für sich erzählt Geschichten, die die Welt bewegen. No time to listen – aber lass sie reden. Jeder einzelne lebt in anderen Sphären. Du kennst das Spiel – meide die, denen du nicht vertraust. Genau deshalb möchte ich dich ein‘ Tag lang sehen, in der Haut eines Obdachlosen. Und halte zwischen all dem Elend stets den Kopf nach oben, huh. Hook … Part 2: Das Leben auf dem Asphalt – mal ganz heiß und mal ganz kalt. Ein Leben zwischen Depressionen so wie lautem Anschrein.

Nach außen hin machen sie einen kaputten Anschein. Doch im Endeffekt wissen sie, dass nix außer die Angst bleibt. Angst vor morgen, manche sterben vor den Sorgen. Jeden Tag derselbe Stress um den Stoff zu besorgen. Es sind nicht nur die Gesichter, die sich langsam verformen. Entweder fällst du tief oder wirst gleich rein geboren. 25 Jahre Asphalt – kauf das Magazin. Jeder Mensch hat auf dieser Welt eine Chance verdient. Manche nutzen sie, andere haben sie verspielt. Der eine hier geht arbeiten, der andere muss dealn. Der Weg ist das Ziel, du darfst niemals aufgeben. Kämpf für dich alleine und lebe dein Leben! Wir haben nur das eine, weißt du was ich meine? Lieber gestern als morgen – jedem das seine. …


Arbeitstitel: Obdachlosigkeit im Advent. Aufgabe: Versetz dich in die Lage eines Obdachlosen und schreibe deine Gedanken auf. Produkt: Ein Song. Ein Song, der Augen öffnen soll. Die Idee zu diesem Projekt hatte Malte Entorf. Schon als Kind musste der heute 40-Jährige selbst schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Hatte als knapp 14-Jähriger bereits erste Kontakte zu Hannovers Obdachlosen- und Drogenszene, dort am Kröpcke und in der Passerelle in den 90ern. Als Jugendlicher lebte er dann selbst einige Monate auf der Straße. Hat am eigenen Leib erfahren wie es ist, kein Dach über dem Kopf zu haben und in der Kälte schlafen zu müssen. Doch er hatte oft Glück: »Es gab damals immer wieder Menschen, die mich aufgenommen haben. Die mir geholfen haben, nicht abzustürzen. Wären die nicht gewesen, keine Ahnung, was aus mir dann geworden wäre«, erzählt der Hip-Hop-Fan nachdenklich. Von diesem Glück will Malte heute etwas zurückgeben. Will auch helfen. Will Obdachlose unterstützen und ihnen eine Stimme geben. Im Tunnel zwischen ZOB und Saturn kam ihm dann die Idee. »Als ich dort einige Obdachlose in ihren Schlafsäcken rumliegen sah, fiel mir ein, dass bald wieder Adventszeit ist. Dass dann die Menschen wie jedes Jahr zu dieser Zeit wieder öfter mal zwei Euro in den Hut schmeißen. Doch das hat mich innerlich sauer gemacht, denn Obdachlose gibt es doch nicht nur im Advent. Es gibt sie immer und überall. Auch die restlichen elf Monate des Jahres. Und auch da brauchen sie die Zuwendung«, betont Malte sichtlich aufgeregt. Von diesen Gedanken inspiriert fing er an, ein paar Zeilen zu schreiben. Zeilen über Obdachlose, über die Adventszeit und auch über Asphalt. »Ich kenne den Wert dieser Zeitung. Ich weiß, wie Asphalt den Menschen die Würde zurückgibt. Wie sie durch den Verkauf der Zeitung Geld verdienen können und nicht betteln müssen.

Deshalb wollte ich auch darüber etwas schreiben.« Acht Zeilen waren es am Anfang. Und der Zuspruch war groß. So groß, dass aus den Zeilen ein Lied entstehen sollte. Dafür mobilisierte Malte weitere Mitstreiter. Seinen besten Freund und Rapper B.Art. Dann noch Dine (Nadine) von push it Hannover, einer Musikplattform für Hip-Hop- und Rap-Künstler aus Hannover und Sick, Gewinner des Grimme Online Awards 2015 und Bestseller-Autor des Buches »Shore, Stein, Papier«. Er gab schließlich den authentischen Teil im Song. Mit Kinetic 9 reiste sogar noch ein Rapper aus Amerika an. Auch er, wie alle anderen, mit eigenen Textzeilen im Gepäck. Die Produktion des Songs samt aller Tonstudioarbeiten hat Maltes »Produzenten-Held« Brisk Fingaz übernommen, ein in der Szene bekannter und mit goldenen Schallplatten dekorierter Hip-Hop-Produzent aus Hannover. Allerdings konnte der gebürtige Hildesheimer seine Dienste nicht ganz kostenlos anbieten. »Wir haben von Brisk einen Freundschaftspreis bekommen. Das war aber kein Problem für mich, denn das Projekt ist mir jeden Cent wert«, schwärmt der Initiator. Die Fertigstellung des Songs ist für den 1. Advent geplant. »Qualität geht aber vor Einhalten des Termins. Deshalb könnte es vielleicht auch der 2. Advent werden. Wichtig ist, dass er aber auf jeden Fall im Advent rauskommt, denn das ist die richtige Zeit für unsere Message«, bemerkt Malte. Zu hören gibt es den Song dann über den YouTube-Kanal von Push it Hannover. Und ein passendes Video wird es dazu auch geben. Asphalt-LeserInnen finden den Link dazu dann auf www.asphalt-magazin.de. Grit Biele

Anzeige

ASPHALT 12/19

HIP-HOP FÜR OBDACH

20 21


AUS DER SZENE

NICHT ALLEIN UNTERM BAUM Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbände sowie Beratungs- und Hilfestellen laden an Heiligabend und zwischen den Jahren ein. Offene Angebote für Wohnungslose Kontaktladen »Mecki« Raschplatz 8c 22.12.: 9-13 Uhr (Adventsfeier) 27.12.: 8-12 Uhr 28.12.: 8-10 Uhr 30.12.: 8-11 Uhr 02.01.: 8-11 Uhr Arbeitsgemeinschaft Resohelp – Hilfe für Haftentlassene Hagenstraße 36 23.12.: 9-11 Uhr 27.12.: 9-11 Uhr 30.12.: 9-11 Uhr 02.01.: 9-11 Uhr Zentrale Beratungsstelle Berliner Allee 8 23.12.: 9-11 Uhr 27.12.: 9-11 Uhr 30.12.: 9-11 Uhr 02.01.: 9-11 Uhr Szenia – Tagestreff für Frauen Volgersweg 8 23.12.: 9-14 Uhr 24.12.: 10-13 Uhr 27.12.: 9-14 Uhr 30.12.: 9-14 Uhr 02.01.: 9-14 Uhr Treffpunkt Kötnerholzweg Kötnerholzweg 9 24.12.: 11-14 Uhr 27.-28.12.: 9-14 Uhr 02.01.: 9-14 Uhr

Tagesaufenthalt Nordbahnhof Schulenburger Landstraße 34 23.12.: 12.30-17.30 Uhr 25.12.: 10-14 Uhr 29.12.: 10-14 Uhr 30.12.: 12.30-17.30 Uhr 02.01.: 12.30-17.30 Uhr Tagestreffpunkt »DüK« Berliner Allee 8 23.12.: 8.30-14 Uhr 24.12.: 9-12 Uhr 27.12.: 8.30-14 Uhr 30.12.: 8.30-12 Uhr 02.01.: 8.30-14 Uhr »Saftladen« Podbielskistr. 136 23.12.: 10-17 Uhr 27.12.: 10-14 Uhr 30.12.: 10-17 Uhr 02.01.: 10-16 Uhr Caritas Leibnizufer 13-15 23.12.: 8.30-13 Uhr 27.12.: 8.30-13 Uhr 30.12.: 8.30-13 Uhr 02.01.: 8.30-13 Uhr »Kompass« Lister Meile 2 23.12.: 11-14/16-19 Uhr 27.12.: 11-14/16-19 Uhr 28.12.-29.12.: 11-17 Uhr 30.12.: 11-14/16-19 Uhr 02.01.: 11-14/16-19 Uhr

Weihnachtsstuben am 24.12. Lister Johannesund MatthäusKirchengemeinde Gemeindezentrum Wöhlerstraße 13 (List) 15-20.30 Uhr Kirchengemeinde Vahrenwald Vahrenwalder Straße 109 (Vahrenwald) 18.30-21 Uhr Titus-Kirchen­ gemeinde Weimarer Allee 60 (Vahrenheide) 19-22 Uhr medi terra Seniorenzentrum Hilde-Schneider-Allee 6 (Südstadt) 13-17.30 Uhr Johanniter »Wohncafe« Pfarrlandstraße 5 (Linden-Nord) 15-19 Uhr Ev.-luth. Kirchengemeinde Linden-Nord Bethlehemplatz 1 (Linden-Nord) 15-20 Uhr Lindener Tisch e.V. Dunkelberggang 7 (Linden) 12.30-15 Uhr

Stadtteilladen Stöcken Ithstraße 8 (Stöcken) Anmeldung bis 18.12. 15-17 Uhr Kommunaler Seniorenservice Hannover Nachbarschaftstreff »Wohnen UmZu Ostland eG« Donaustr. 2 (Döhren) 15-18 Uhr Multikulturelle Gemeinde Bethanien/ Ev.-luth. Auferstehungskirchengemeinde Gemeindehaus Helmstedter Str. 59 (Döhren) 16.30-23.00 Uhr Privatinitiative in Firma Gundlach Seniorenwohnanlage Friedrich Otto Warburghof 1 (Groß-Buchholz) 16-21 Uhr Kommunaler Seniorenservice Hannover Begegnungsstätte für Senioren Rodewaldstr. 17 (Kleefeld) 14-16 Uhr

Misburger Begegnungsstätte (BGST) Waldstr. 9 14-16 Uhr Diakonisches Werk Haus der Diakonie (Mitte) Burgstraße 8/10 15-18 Uhr Ka:punkt Grupenstraße 8 (Mitte) 18-20.30 Uhr ab 20 Uhr Andacht SOS Bistro Neues Land e.V. Steintorfeldstr. 4 A (Mitte) 17-21 Uhr Drogenkontaktcafé Neues Land e.V. Bauwagen (Mitte, unter Raschplatzbrücke) 13-16 Uhr Ev.-luth. St. NicolaiKirchengemeinde St. Nicolai-Kirche, Sutelstraße 20 (Bothfeld) 15-18 Uhr


ASPHALT 12/19

Das muss mal gesagt werden … Alle Jahre wieder … ... läutet der Dezember die Weihnachtszeit ein – die besinnliche Weihnachtszeit, würde ich gern schreiben, in der Hoffnung, dass es wirklich besinnliche Tage sind, an denen Sie sich alle auf das bevorstehende Fest freuen. ... freue ich mich, dass ich zum Jahresende auf »meiner blauen Seite« allen meinen Leserinnen und Lesern danken kann für ihre Treue und für ihren Zuspruch auf meine Kolumne. ... freue ich mich, dass ich die Gelegenheit habe, auf »meiner blauen Seite« all den vielen treuen Leserinnen und Lesern des Asphalt-Magazins ein wundervolles, geruhsames Weihnachtsfest zu wünschen. Ohne sie hätte Asphalt niemals so erfolgreich werden können. ... freue ich mich darüber, dass die sozialen Weihnachtsstuben auch den immer mehr werdenden Obdachlosen ein schönes Weihnachtserlebnis mit Essen und Geschenken bescheren. Sentimentalität hat bei mir keinen Platz und so werde ich den Heiligen Abend – so wie in jedem Jahr – hübsch zu Hause verbringen und mich für die Weihnachtsfeiertage mit Lektüre eindecken. Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

22 23


RUND UM ASPHALT

Asphalt verlost 10 x 2 Karten für den Zoo Hannover

Geburtstagsgäste spenden für Asphalt Keine Geburtstagsgeschenke, dafür eine Geldspende für Menschen in Not – das war der größte Wunsch von Hermann G. zu seinem 80sten Geburtstag am 1. November. Dieser Bitte sind die über 90 Geburtstagsgäste, darunter Freunde, Kameraden aus Kindertagen, Familie, Sportfreunde und ehemalige Geschäftskollegen, auch gern nachgekommen und spendeten zusammen knapp 1.850 Euro. Um die Summe rund zu machen, stockte Hermann G. die Summe noch auf. Insgesamt 2.000 Euro hatte der Jubilar so im Gepäck, als er den Spendenscheck jetzt an Asphalt-Vertriebsleiter Thomas Eichler übergab. »Ich unterhalte mich öfter mit Asphalt-Verkäufern. Dass die Menschen durch dieses Projekt eine zweite Chance in ihrem Leben bekommen und ihnen so eine Perspektive gegeben wird, finde ich richtig toll«, betont Hermann G. Das gesamte Asphalt-Team sagt herzlich Danke und wünscht dem Jubilar noch alles Gute nachträglich. GB

25 Jahre Asphalt-Celler Lokalnachrichten Am 5. November 1994 erschien in Celle zum ersten Mal die Asphalt-Beilage »Asphalt-Celler Lokalnachrichten«. Grund genug für die Celler Kollegen, gemeinsam mit den Asphalt-VerkäuferInnen vor Ort, dieses 25-jährige Jubiläum gebührend im Ristorante Primavera in Celle zu feiern. In fröhlicher, geselliger Runde wurden Erfahrungen ausgetauscht, über die Anfänge von Asphalt gesprochen und so manch kleine Anekdote erzählt. Dazu gab es leckeres italienisches Essen. »Gerade für den Lokalpatriotismus ist es sehr wichtig und gut, diese Nachrichten-Beilage im Heft zu haben«, betont Asphalt-Vertriebsleiter Thomas Eichler. GB

Lichterketten, Leuchtgirlanden und Leuchtsterne, illuminierte Eiszapfenvorhänge und tierische Leuchtfiguren tauchen den Winter-Zoo noch bis zum 4. Februar 2020 in ein stimmungsvolles Licht. Zwischen den festlich beleuchteten Fachwerkhäusern lädt die große Open-Air-Eislaufbahn zum Dahingleiten oder zu Sprints in gekonnter Kufentechnik ein. Gruppengaudi garantiert heißt es auf vier Bahnen beim Eisstockschießen und Curling (Reservierung erforderlich!), während zwei große Kinderkarussells Kindheitsträume wecken. Für kleine Winterfreunde ist der Abenteuerspielplatz »Die Brodelburg« hell erleuchtet, um Rutschen, Klettergerüste und Trampolins auch nach der Dämmerung erobern zu können. Mit goldbraun gebackenen Waffeln, Apfelstrudel und regionalen Spezialitäten verführt der Winter-Markt zum Verweilen. Durchgefrorene können sich bei heißem Kakao, Glühwein und Punsch wieder aufwärmen.

iel

Gewinnsp

Foto: Zoo Hannover

Foto: G. Biele

Winter-Wunderland im Erlebnis-Zoo

Mit Asphalt könne Sie zwei Tagestickets für den Zoo Hannover gewinnen! Beantworten Sie uns einfach folgende Frage: Wie heißt der Abenteuerspielplatz im Erlebnis-Zoo Hannover? Schicken Sie uns eine Postkarte, eine E-Mail oder ein Fax mit Ihrer Antwort und dem Stichwort »Zoo« bis zum 31. Dezember 2019 an: Asphalt-Redaktion, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover, gewinne@asphalt-magazin.de, Fax 0511 – 30126915. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Die Lösung unseres letzten Zoo-Rätsels lautet: »8. August«.


ASPHALT 12/19 Foto: Marita Bünger

24

Asphalt zu Gast beim CJD Die Reihen waren dicht geschlossen in der Turnhalle des Christlichen Jugenddorfes (CJD) in Elze bei Hildesheim. Vor gut 300 SchülerInnen, Lehrkräften und Sozialarbeitern stellte sich Asphalt vor. Asphalt-Mitherausgeberin Margot Käßmann musste zunächst viele Fragen der Schüler zu ihrem Werdegang beantworten, während Redakteur Ulrich Matthias zur journalistischen Arbeit bei Asphalt, aber auch zur Sozial- und Wohnungsbaupolitik Rede und Antwort stand. Einer der Höhepunkte war die Lebensgeschichte des Asphalt-Verkäufers Thomas, der mit der Schilderung seiner früheren Obdachlosigkeit und seiner Selbstrettung durch den Asphaltverkauf das Publikum in seinen Bann zog. Ludger Kamphaus, Sozialpsychologe im Internat des CJD zeigte sich äußerst angetan von der Präsentation: »Man hat den Schülern schon bei der Vorbereitung angemerkt, wie wichtig es für sie ist, dabei zu sein. Und so wie die Veranstaltung gelaufen ist, gehörte sie sicherlich zu einer der besten, die je bei uns stattgefunden haben. Viele Schüler und Schülerinnen waren tief beeindruckt, wie Thomas seine Biografie erzählt hat. Das hat uns allen viel Stoff zum Nachdenken gegeben«. Beeindruckend war auch das souveräne Auftreten der Schüler und Schülerinnen, die für die inhaltliche Planung und Moderation des Events Verantwortung übernahmen. Dafür auch von uns große Anerkennung und herzlichen Dank. RED

Verkäuferausweise Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei VerkäuferInnen mit gültigem Ausweis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Grün

5500 Teilnehmer beim 96plus-Laternenumzug Bunte Laternen, fröhliche Gesänge und lachende Kinder: Beim großen 96plus-Laternenumzug sind rund 5500 Menschen, davon 2700 Kinder, vom Opernplatz bis in die HDI Arena marschiert, wo zum Abschluss gemeinsam gesungen wurde. Dabei ist wieder eine stolze Summe für den guten Zweck zusammengekommen, denn 96plus-Hauptpartner Clarios spendet für jedes teilnehmende Kind zwei Euro die je zur Hälfte an die Clinic Clowns Hannover e.V und das Projekt „Balu und Du“ gehen. Die Projekte freuen sich somit über jeweils 2700 Euro. Eröffnet wurde der Umzug von Hannovers erster Stadträtin Sabine Tegtmeyer-Dette, 96-Botschafter Christian Schulz, den 96-Profis Josip Elez und Jannes Horn, Clarios Geschäftsführer Dr. Christian Rosenkranz und den beiden Staatstheater-Intendantinnen Sonja Anders und Laura Berman. „Ich kenne den Laternenumzug ja schon seit den Anfängen 2011 und bin begeistert, dass diese tolle Veranstaltung mittlerweile der größte Laternenumzug Deutschlands ist“, so Christian Schulz.

25


»MEHR MITEINANDER« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Heiko (50). Hallo Heiko, du bist morgens immer einer der ersten Verkäufer im Asphalt-Vertrieb. Bist du ein Morgenmensch? Ja. Ich bin immer so früh wach. Heute seit halb fünf. Ich bin Bäcker von Beruf.

Wie lange verkaufst du schon Asphalt? Zehn Jahre so, schon ne Weile. Jeden Tag, von morgens bis abends. Nicht: mal ne Stunde, mal zwei Stunden – so brauche ich mich nicht hinstellen, denn dann nehme ich den Job nicht ernst. Ich mag das Kommunikative. Man kann viel lernen, wenn man sich mit verschiedenen Leuten unterhält. Nicht nur in der eigenen kleinen Welt leben – die kann man ruhig erweitern. Von der gesellschaftlichen Entwicklung bin ich aber echt enttäuscht. Es ist alles so flach geworden, da sind keine Hügel mehr. Ich bin jeden Tag mittendrin und beobachte das die ganze Zeit. Ich würde mir wieder mehr Miteinander wünschen, dass alle wieder mehr nach links und rechts gucken und nicht nur im eigenen Fahrwasser schwimmen.

hört, weil meine Mutter dann deshalb gestorben ist. Aber von den scheiß Drogen bin ich nicht weggekommen.

Starker Alkoholkonsum bringt oft Gewalt mit sich. Wie war das in eurer Familie? Mein Vater hat uns nie geschlagen, meine Mutter auch nicht. Wenn was war, dann haben wir drüber gesprochen, aber bei mir hat er mit 13 aufgegeben. Leider! Hätte er mal nicht machen sollen, aber ich konnte es verstehen … Ich habe immer nur das Gegenteil von dem gemacht, was er gesagt hat. Dabei hatte er eigentlich immer recht. Ich habe viel Scheiße gebaut als Jugendlicher, wollte dazugehören. Mir hat einfach was gefehlt. In der Schule habe ich mich auch nie angestrengt. Mein Vater hat dann irgendwann nur noch das Nötigste gemacht.

Du sprichst von »uns«. Hast du Geschwister? Schwester und Bruder. Ich habe zu beiden keinen Kontakt.

Und sonst? Sind da noch andere Verwandte? Und vor deiner Zeit bei Asphalt hast du als Bäcker gearbeitet? Erst habe ich Fahrzeugbauer gelernt. Aber ich kam mit dem Chef nicht gut klar. Der hat abends noch den Müll nach Schrauben und Muttern durchwühlt. Und Bäcker wollte ich schon immer werden. Das habe ich dann auch noch gelernt. Irgendwann habe ich aber eine Mehlallergie gekriegt. Schade … ich habe den Beruf ganz gerne gemacht.

Wie ging es weiter? Ich hatte immer wieder Arbeit, aber nichts Beständiges. Ich kann nicht zuhause rumsitzen, ich muss was zu tun haben. Ne Zeit lang war ich auch im Sicherheitsdienst. Nach drei Monaten war ich da Schichtführer – nicht durch Ellenbogen, sondern durch Leistung, aber nach einem halben Jahr mussten die sich personell verkleinern. Asphalt kannte ich schon, als ich noch gearbeitet habe. Und dann bin ich irgendwann einfach hierher. Ich muss irgendwas zu tun haben, das geht nicht anders.

Wie bist du aufgewachsen? Bei meinen Eltern, zum Schluss bei meinem Vater. Das war eine gute Zeit. Mein Vater war auch Fahrzeugbauer. Der hat nur gearbeitet. Manchmal sieben Tage die Woche. Ich kannte ihn gar nicht anders. 53 Jahre hat er da gearbeitet, wo ich dann auch gelernt habe. Und dann hat er noch einen Zweitjob gehabt 25 Jahre. Meine Mutter war überfordert. Die hat nur gesoffen. Sie ist nur 46 Jahre alt geworden. Mein Vater hat auch viel gesoffen, aber trotzdem immer gearbeitet. Wer saufen kann, kann auch arbeiten. Er ist mit 70 gestorben. Ich habe früher auch getrunken, uns wurde das so vorgelebt, aber mit 18 habe ich aufge-

Von der Familie meines Vaters sind nicht mehr viele da. Die Familie meiner Mutter ist ne reine Hetz-Familie. Darauf habe ich keinen Bock. Die zerfleischen sich gegenseitig. Das sind Menschen, die ich nicht um mich haben muss.

Schade ... Wie ist deine Wohnsituation? Seit 2000 bin ich wohnungslos. Ich war damals lange im Krankenhaus. Und dann sind angebliche Kumpels von mir in meine Wohnung und haben alles auseinandergekloppt – und mir wurde gekündigt. Ich hatte zwar noch mal eine Wohnung, musste aber wieder länger ins Krankenhaus. Die habe ich dann auch verloren. Seitdem habe ich keinen festen Wohnsitz mehr. Ich bin im Männerwohnheim, mit zwei anderen auf einem Zimmer. Wir kennen uns schon lange, können uns vertrauen. Da wird auch nicht geklaut. Mich stört aber, dass sie so viel saufen. Das ist anstrengend: den ganzen Tag den Trubel an meinem Verkaufsplatz – und dann abends auch noch das. Das ist ne richtige Belastung. Ich komme nicht mal nachts zur Ruhe.

Also ist es dein Ziel, wieder eine eigene Wohnung zu haben? Türlich! Abends nach Hause kommen, Tür abschließen, Ruhe haben – wer will das nicht? Die eigenen vier Wände: in Ruhe lesen, Sportschau gucken, nur das machen, was man selbst will.

Wenn du drei Wünsche frei hättest … Meine Schwester wiedersehen. Eine Wohnung. Und irgendwann mal in Ruhe und ohne Schmerzen sterben – ich will nicht leiden und von keinem abhängig sein. Interview und Foto: Svea Kohl


ASPHALT 12/19

26 27

Heiko verkauft Asphalt in der Innenstadt von Hannover, in der Großen Packhofstraße vor Edeka.


RUND UM ASPHALT

Foto: G. Rinke

Ins Kino mit und für Asphalt

Ehre für Karin Powser Mehr als 25 Jahre ist es her, dass Asphalt-Fotografin Karin Powser mit ihrer Kamera erstmals das Leben und den Alltag obdachloser Menschen auf der Straße festgehalten hat. 2015, etwas mehr als 20 Jahre später, hat sie einige dieser Orte, an denen damals wie heute Menschen ohne festen Wohnsitz leben und ihren Alltag zu bestreiten versuchen, nochmals aufgesucht und erneut fotografiert. Aus diesen Arbeiten ist ihre Fotoausstellung »Keine Gnade auf der Straße« entstanden, die auf Einladung von »Wohnwege Nienburg« im November im und am Sozialkaufhaus Fundus in Nienburg zu sehen war. Zur Eröffnung der Ausstellung haben unter anderem die Landtagsabgeordneten Frank Schmädeke (CDU) und Helge Limburg (Grüne) ihre Wertschätzung übermittelt. Limburg (re. im Bild): »Karin Powsers Bilder sind beeindruckend. Klar ist, dass wir mehr gegen Wohnungslosigkeit unternehmen müssen. Niedersachsen braucht zum Beispiel endlich eine Landeswohnungsbaugesellschaft.« GB

Freitag der 13. im Apollo-Kino: Asphalt präsentiert »Ein ganz gewöhnlicher Held«. Eine Kältewelle hat die Stadt Cincinnati fest im Griff. Bibliotheksmitarbeiter Stuart (Emilio Estevez) und seine Kollegin Myra (Jena Malone) kümmern sich um die vielen Obdachlosen, die Tag für Tag Zuflucht in der warmen Bibliothek suchen. Diese schätzen die Möglichkeit, sich hier auszutauschen, das Internet zu nutzen oder einfach zu lesen. Als die Minusgrade lebensbedrohlich werden und sich keine andere Unterkunft bietet, beschließt eine Gruppe von Obdachlosen um Jackson (Michael Kenneth Williams), am Abend in der Bibliothek Zuflucht zu suchen. Polizei rückt an. Ihr Verhandlungsführer: Bill Ramstead (Alec Baldwin). Unter dem Einfluss des ehrgeizigen Staatsanwalts Josh Davis (Christian Slater) und der Reporterin Rebecca Parks (Gabrielle Union) spitzt sich die Situation zu. Ein Film zur Zeit. Freitag, 13. Dezember 2019, 17 Uhr Apollo-Kino Hannover, Limmerstraße 50 Eintritt frei, um Spenden (Minimum 5 Euro) wird herzlich gebeten. Popcorn und Getränke wie sonst auch an der Kinokasse. Danke Apollo.

er 13., Freitag, d -Tag der

Impressum Herausgeber: Matthias Brodowy, Dr. Margot Käßmann, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Gesellschafter: Diakonisches Werk Hannover, H.I.o.B. e.V. Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Grit Biele, Svea Kohl, Ulrich Matthias Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser Gestaltung: Maren Tewes Freie Autoren in dieser Ausgabe: D. Hanssen, B. Pütter, G. Schild, W. Stelljes, K. Zempel-Bley

Anzeigen: Heike Meyer Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter) Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15

Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 22.500 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 25. November 2019

Für unaufgefordert eingesandte Manus­kripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Adressen werden nur intern verwendet und nicht an Dritte weiter­ gegeben. Unsere vollständige Datenschutzerklärung finden Sie auf www.asphalt-magazin.de/impressum. Alternativ liegt diese zur Ansicht oder Mitnahme in unserer Geschäftsstelle aus.


Verkäufer Thomas: Suche eine 1-2 Zimmerwohnung, 30-50 m2 in Hannover und Region. 360-400 € warm. Bin gepflegt, sauber, ehrlich und freundlich sowie hilfsbereit. Habe keine Mietschulden und gute Referenzen! Bitte kein Miet­wucher! Vielen Dank im Voraus! [V-Nr. 2214] Kontakt: 0159 – 05111783. Verkäufer Klaus: Ich wünsche all meinen Kunden Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr. Falls jemand ein Tablet abzugeben hätte, würde ich mich sehr freuen. [V-Nr. 1418] Kontakt: 0152 – 29775598. Verkäufer Fred: Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2020. Am 15.12.2019 habe ich mein 25-jähriges Jubiläum bei Asphalt. Muss aber leider mitteilen, dass ich wahrscheinlich 2020 aus gesundheitlichen Gründen leider bei Asphalt aufhören werde. Ihr Verkäufer Fred beim Edeka in Ricklingen. [V-Nr. 332] Verkäufer Hasso: An all meine lieben Kunden in Garbsen und Neustadt am Rübenberge recht herzliche Weihnachtsgrüße und ein wunderschönes Neues Jahr 2020. Danke! [V-Nr. 1881] Verkäufer Thomas: Hallo Langenhagen und Ledeburg. Euch allen ein schönes Fest und kommt gut ins Neue Jahr! Ein Dank an euch alle für die zahlreiche Unterstützung. Bleibt gesund und bis auf weiteres im Jahr 2020. Danke. Falls noch jemand ein Smartphone hätte, wäre schön. [V-Nr. 1909] Kontakt: 0152 – 55438452. Verkäuferin Vera: Ich wünsche meinen Kunden ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr! Standort Rewe – Kopernikusstraße. [V-Nr. 2224] Verkäufer Michael: Ich wünsche allen meinen Kunden ein schönes Weihnachtsfest sowie ein gesundes und glückliches Neues Jahr 2020! Vielen Dank für Ihre Treue. Ihr Verkäufer Michael mit Mailo. [V-Nr. 2309] Verkäuferin Simone: Ich wünsche all meinen lieben Kunden ein besinnliches Weihnachtsfest und viel Glück und vor allem Gesundheit für das Neue Jahr! Ihre treue Asphaltverkäuferin Simone mit Shanti. [V-Nr. 2334] Verkäufer Jörg: Ich wünsche meinen Kunden in Mittelfelde und Sarstedt ein Frohes Weihnachtsfest! [V-Nr. 2117] Verkäufer Michael: Ich wünsche allen Käufern des Straßenmagazins Asphalt ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles erdenklich Gute im Neuen Jahr! Mit freundlichen Grüßen, Micha. [V-Nr. 1115]

»Nahe am Menschen« Christoph Sure, Geschäftsführer Kulturzentrum Pavillon

»Gut recherchiert, spannend geschrieben, nahe am Menschen und vor allem Themen, die in den etablierten Medien außen vor bleiben. Asphalt mischt sich ein und bezieht Stellung. Dass dabei die Kultur immer eine wichtige Rolle spielt, freut mich sehr. Weiter so!«

on … Wussten Sie sch

it ohne seine soziale Arbe … dass Asphalt e finanziert? ss hü sc Zu chliche öffentliche und kir enerlösen sind aufs- und Anzeig Neben den Verk Förderer die rer Freunde und die Spenden unse ierung. nz zur Gesamtfina wichtigste Stütze ende: indung für Ihre Sp Unsere Bankverb Asphalt-Magazin 30 0410 0000 6022 IBAN: DE35 5206 EK1 BIC: GENODEF1 nk Evangelische Ba ck: Sozialarbeit Verwendungszwe

… mehr als eine gute Zeitung!

ASPHALT 12/19

Foto: Thomas Langreder

gesucht – gefunden

28 29


»

Geben ... ist das neue Haben! Wir Verkäufer durften in vier Jahreszeiten unsere Gedanken zu wichtigen Themen des Lebens ergründen – danke dafür! Wir haben zu den Themen Armut, Reichtum, Nehmen und jetzt Geben alles gegeben. Ich bedanke mich für die tolle Zusammenarbeit mit Redaktion, Vertrieb und allen Verkäufern, die unser Magazin tapfer hochhalten. Nicht zu vergessen auch unsere neuen Mitherausgeber, Frau Dr. Margot Käßmann und Herr Matthias Brodowy, die ihre Zeit geben, um unser Magazin noch besser in der Gesellschaft zu präsentieren. Aber das Allerwichtigste sind unsere Leser und ihre Freude auf jedes neue Magazin. Sie geben uns allen die Möglichkeit, etwas Gutes zu tun! Ein offenes Ohr oder ein herzliches Lächeln zu geben, kann mehr wert sein als materielle Dinge. Nun darf ich schon viereinhalb Jahre hinter dem Asphalt-Magazin stehen und ich gebe alles, was ich kann, mit jeder Faser meines Herzens. Das Asphalt-Magazin hat mir den Arsch gerettet und mir die Chance gegeben, die ganz schlechten Zeiten in meinem Leben hinter mir zu lassen. So wünsche ich allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2020.«

Thomas (49) verkauft seit vier Jahren Asphalt.

25 JAHR

E

GEBEN

Unsere VerkäuferInnen haben sich das ganze Jahr über Gedanken zu großen Begriffen gemacht. Was läge näher, als im Weihnachtsmonat nach »Geben« zu fragen? Der Abschluss unserer Jubiläumsreihe, die nur entstehen konnte, weil sieben AsphalterInnen uns Einblicke in ihre Lebensrealität und Gefühlswelt gewährt haben. en. Diesmal: Geb


Inge-Lore (69) verkauft seit zwölf Jahren Asphalt.

»

Es gab Zeiten, in denen habe ich Asphalt auf dem Markt verkauft. Da spielten auch immer Kinder. Sie kannten mich und wussten, dass ich mir da mit dem Zeitungsverkauf was dazuverdiene. Die kamen dann immer zu mir und haben mich gegrüßt: »Onkel Karl-Heinz, Onkel Karl-Heinz!« Ich habe sie oft auf eine Bockwurst eingeladen. Ich habe ihnen gern was gegeben. Heute ist das alles anders – Geben und Nehmen geht jetzt nicht mehr so einfach hin und her. Kinder sprechen mich heute auch nicht mehr an. Nette Menschen gibt es heute zwar auch noch, aber ich beobachte schon, dass jeder immer mehr für sich ist. Wenn ich heute Asphalt verkaufe, betteln mich viele Leute an. Ich antworte dann immer: »Ich gebe dir was, aber nur, wenn ich dir auch was zu essen davon hole«, damit sie sich nicht weiß der Teufel was davon kaufen. Ich helfe den Leuten gern, wenn es ihnen nicht gut geht, aber dann will ich ihnen auch wirklich helfen und nicht am Ende schaden.«

Karle (79) verkauft seit 25 Jahren Asphalt.

Umfrage und Fotos: Svea Kohl

ASPHALT 12/19

»

Ein verstorbener Freund von mir nannte mich früher Sterntaler, weil mir Geben so viel Freude bereitet. Ich gebe, was gebraucht wird. Beim Asphalt-Verkauf und auch sonst: Hilfe, Verständnis, Zeit, Ruhe, Mitgefühl, Offenheit, Vertrauen, Verlässlichkeit und Sicherheit. Eigenschaften, die richtig prima sind für eine Asphalt-Verkäuferin. Bei drei Kindern und sechs Enkeln versteht das jeder. Um den ältesten Enkel bei der Einrichtung der ersten eigenen Wohnung zu unterstützen, da braucht es schon auch Geld. Das konnte ich mir zum Glück durch den Asphalt-Verkauf zusammensparen. Davon in den Urlaub zu fahren, macht Spaß, aber meinem lieben Enkel durch den Kauf dringend nötiger Küchengroßgeräte zu helfen, macht mich glücklicher.«

30 31


»

Nimmt man nur, fühlt man sich so klein. Es ist viel besser, für alle, wenn man auch geben kann! Ich gebe gerne, mache gerne anderen eine Freude. Mir wurde und wird schließlich auch viel geholfen. Wenn jemand zum Beispiel nichts zu essen hat, dann gebe ich ihm was, damit er sich was kaufen kann. Natürlich kann ich auch nicht jedem etwas geben: Ich muss ja das bisschen Geld, das ich habe, auch verdienen. Und ich möchte auch nicht, dass sich der, dem ich dann was gebe, davon Alkohol kauft. Das hilft ihm nämlich nicht. Ich weiß, wie schädlich Alkohol ist. Braucht er aber Essen, gebe ich gern. Das kommt dann auch von Herzen. Jeder kann auf der Straße landen in der heutigen Zeit. Ich war auch kurz davor. Das hätte ich früher nicht gedacht. Man sollte sich selbst deshalb nie so hochhängen, dass man denkt, das könnte einem nicht passieren.«

Klaus (61) verkauft seit sechs Jahren Asphalt.

»

Ich male in meiner Freizeit und verschenke manchmal auch Bilder von mir. Einem Kunden habe ich eins geschenkt und auch meiner Ärztin. Beide sind immer gut zu mir und so mache ich ihnen gerne eine Freude. Geben und Nehmen stehen ja meist irgendwie im Zusammenhang. Es gibt aber auch immer wieder Beziehungen, in denen es ganz schön unausgewogen wird. Ich gebe nicht mehr gerne, wenn ich anfange, mich ausgenutzt zu fühlen. Grundsätzlich finde ich aber, dass Geben zufrieden macht. Am meisten gegeben habe ich damals, als ich meinen Sohn bekommen habe. Mutterliebe zu geben, seinem Kind gegenüber fürsorglich zu sein, ist das Geben, das mir am allerleichtesten fiel. Ich habe dafür auch nichts erwartet. Selbstloses Geben war das – keine Schwierigkeit, keine Überwindung. Das ist absolut natürlich. Mit jedem Entwicklungsschritt hat er mir dann aber doch wieder etwas zurückgegeben. Am Ende läuft es also doch wieder darauf hinaus, dass Geben und Nehmen in einem starken Verhältnis zueinanderstehen und natürlicherweise immer beides vorhanden ist oder sein sollte.«

Tina (62) verkauft seit dreizehn Jahren Asphalt.


Michael (42) verkauft seit einem Jahr Asphalt.

iligten ojekt allen Bete Und weil das Pr es im ht reitet hat, ge so viel Freude be « lz und eiter – mit »Sto nächsten Jahr w «. ass« und »Liebe »Vorurteil«, »H

»

Geben kann man viel: zum Beispiel Freundlichkeit, Lob und Anerkennung, Liebe, Stärke und Unterstützung. Ich gebe oder schenke Menschen gerne Liebe. Ich mache keine Unterschiede zwischen Menschen, für mich sind alle gleich. Man kann sagen: Meine Nationalität ist Mensch. Es ist mir egal welche Herkunft, welches Alter, welche Haarfarbe: Für mich entscheidet, ob er oder sie ein Mensch mit gutem Herzen ist. Immer füreinander da zu sein – in guten und vor allem in schlechten Zeiten – ist sehr wichtig für mich. Für meine Kinder und meine beste Freundin bin ich immer da. Andersherum sie auch für mich. Das ist das wertvollste Geschenk, das man sich gegenseitig machen kann.«

Natalie (49) verkauft seit fünf Jahren Asphalt.

ASPHALT 12/19

»

Geben zu können, macht mich glücklich! Besonders wichtig ist es mir, meiner Mutter etwas geben zu können. Wir hatten lange schlechten bis gar keinen Kontakt. Erst, als ich vor ein paar Jahren in eine schlimme Krise geriet, hat sich unser Verhältnis wieder gebessert. Sie hat mir da rausgeholfen. Ich bereue heute vieles, was ich früher nicht für sie getan habe. Das will ich unbedingt anders und wiedergutmachen. Ich bin für sie da und versuche ihr durch kleine Gesten oder Überraschungen den Alltag zu verschönern. Mal bringe ich ihr einen Blumenstrauß mit, mal gehe ich für sie einkaufen oder lade sie zum Essen ein. Dank des Asphalt-Verkaufs kann ich mir das auch leisten. Das macht mich glücklich, weil ich ihr etwas geben kann, vor allem mache ich damit aber sie glücklich!«

32 33


BUCHTIPPS Pluralität In der Realität der Einwanderungsgesellschaft ist die Grenzziehung zwischen »Migranten« und »Einheimischen« bestenfalls wenig hilfreich. Shermin Langhoff, Intendantin des Gorki-Theaters, hat 2008 den Begriff des »Postmigrantischen« geprägt, um begrifflich zu fassen, dass Diversität längst nicht mehr an eigene Migrationserfahrung gebunden ist, und dass viele »von hier« heute einfach anders aussehen und vielleicht andere Fragen und Forderungen an ihre Gesellschaft haben. Die Berliner Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan arbeitet seit einigen Jahren daran, diesen Begriff in der Wissenschaft zu verankern und damit die Fixierung auf Migration als »Mutter aller Probleme« (Seehofer) zu lösen. Ursache der großen Gereiztheit, die längst auch die deutsche Gesellschaft erfasst habe, sei vielmehr die Aushandlung und Anerkennung von Gleichheit – das zentrale Versprechen der Demokratien. Dass MigrantInnen und ihre Nachkommen dieses grundgesetzlich verbriefte Recht einfordern, erinnere die Gesellschaft schmerzhaft an die Lücke zwischen Norm und Realität. Foroutans Studie eröffnet in der Verbindung von kritischer Migrationsforschung mit empirischer Sozialforschung neue Perspektiven. BP Naika Foroutan | Die postmigrantische Gesellschaft. | Transcript | 19,99 Euro

Anzeige

Frieden und Freiheit

WohnGlück Mit Hannoverherz & Immobilienverstand begleiten wir Sie in eine lebens- & liebenswerte Zukunft.

hanova.de

Said Boluri wird am Vorabend der iranischen Revolution in Maschhad geboren. Seine Eltern geraten nach dem Übergang zur Islamischen Republik zunehmend in Konflikt mit dem Mullah-Regime. Der Vater kann von der Front des Iran-Irak-Kriegs fliehen, seine Mutter überlebt die Inhaftierung zur Zeit der Massenhinrichtungen 1988. Nach ihrer Freilassung gelingt es dem Vater, die Familie über die türkische Grenze nach Deutschland zu holen. Said Boluri durchsteht das deutsche Asyl- und das Schulsystem und die Folgen der rassistischen Mobilisierung der frühen 1990er. Er erkämpft sich das Abitur, studiert und arbeitet heute in Duisburg mit Jugendlichen. Boluri gelingt es, mit Kinderblick das Aufwachsen unter dem Regime, das seine Eltern verfolgt, zu beschreiben, das Staunen des 12-Jährigen über ein absurd-unverständliches Deutschland einzufangen und sich einen kritischen Blick auf die neue Heimat zu erhalten. Anrührend, mal düster und zuweilen richtig komisch ist das. Lernen kann man, dass es Einzelne sind, Mentoren, die eine Zuwanderungsbiografie gelingen lassen – und, aktuelles Thema, dass die Mörder und Folterer der 80er und 90er heute keine Dialogpartner sein können. BP Said Boluri | Der Himmel über der Grenze | Eckhaus | 14,80 Euro


iel

Gewinnsp

Für Kinder

Bühne

Ein Glücksstern für Lukas

Asphalt verlost 2  x  2 Karten für Abrahams »Märchen im Grand Hotel«

»Märchen im Grand Hotel« Auf der Suche nach dem perfekten, neuen Drehbuch reist die amerikanische Filmproduzententochter Marylou nach Cannes. Im Grande Hotel an der französischen Riviera trifft sie auf die aus ihrem Land vertriebene und finanziell ruinierte spanische Infantin Isabella. Die schwärmerische Liebe des tollpatschigen Zimmerkellners Albert zu Isabella sorgt für den notwendigen, authentischen Liebeskonflikt in Marylous Drehbuch. Doch erst als sich Albert in den europäischen Hochadel einkauft, um Isabella heiraten zu können, hat Marylou auch ihr ersehntes Happy End. Mit seinem Mix aus Operette, Walzer, Tango, Charleston und Jazz hat der Komponist Paul Abraham schon ganz Europa erobert. Foto: Kerstin Schomburg

Lesung & Basteln: Schon seit Tagen bemerkt der Junge Lukas aus Bethlehem einen immer heller strahlenden Stern am Nachthimmel. Vielleicht ist es ja sein ganz persönlicher Glücksstern, denkt Lukas. In einem Traum führt ihn sein Glücksstern hinaus in die kalte Nacht auf ein Feld zu einem Stall vor den Toren der Stadt. Alles scheint vertraut. Dann wacht Lukas auf. Passend zum Inhalt der Geschichte basteln die Kinder im Anschluss an die Lesung gemeinsam wunderschöne Glückssterne. Diese Veranstaltung vom Kulturtreff Plantage und der Schulbibliothek Badenstedt ist für Kinder ab fünf Jahren. Donnerstag, 12. Dezember, 16.15 Uhr, Stadt- und Schulbibliothek Badenstedt, Plantagenstraße 22, Hannover, Anmeldung erforderlich unter 0511 – 16846564, Eintritt frei.

Zauberhaftes Lichterfest Die Tage werden kürzer. Tausende Lichter erleuchten in der Dunkelheit die Stadt. Ganz besonders hell wird es beim Lichterfest im Kulturtreff Hainholz. Bei zauberhafter Lichtinstallation gibt es Spannendes und Besinnliches zum Advent für Groß und Klein. Akrobatik, Tanz und Musik sorgen für jede Menge Spaß. Und natürlich gibt es auch wieder leckere Waffeln und Stände mit Selbstgemachtem. Zum Abschluss erwartet die Besucher eine spektakuläre Feuershow. Samstag, 14. Dezember, 17 bis 19 Uhr, Kulturtreff Hainholz, Voltmerstraße 36, Hannover, Eintritt frei.

ASPHALT 12/19

KULTURTIPPS

Für diese Lustspieloperette können Sie mit Asphalt 2 x 2 Karten für die Vorstellung am 23. Dezember um 19 Uhr gewinnen. Rufen Sie uns dafür am 18. Dezember zwischen 12 und 13 Uhr unter der Telefonnummer 0511 – 301269-18 an und beantworten folgende Frage: Aus welchem Land stammt Marylou? Die ersten zwei Anrufer mit der richtigen Antwort dürfen sich über die Tickets freuen. Montag, 23. Dezember, 19 Uhr Einführung, 19.30 Uhr Beginn, (weitere Termine unter www.staatstheater-hannover. de), Opernhaus Hannover, Opernplatz 1, Hannover, Eintritt ab 21 bis 65 Euro, mit AktivPass 5 Euro.

34 35


Lesung »Doktor Marigolds Rezepte«

Konzert

Foto: Jo Titze

Ein fahrender Händler adoptiert nach manchen Schicksalsschlägen die kleine verwahrloste und taubstumme Sophie und zieht sie liebevoll auf. Fortan begleitet sie Doktor Marigold bei seinen Reisen auf dem Karren. Als Sophie sich verliebt, muss Marigold eine schwierige Entscheidung treffen. Heiko Postma hat die Weihnachten 1865 erschienene Geschichte von Charles Dickens neu übersetzt und präsentiert diese nun bei Apfelpunsch und Lebkuchen. Dienstag, 17. Dezember, 19.30 Uhr, Literaturhaus Hannover, Sophienstraße 2, Hannover, Eintritt 12 Euro, erm. 6 Euro.

iel

Gewinnsp

Mig-Pop & Comedy

Asphalt verlost 3 x 2 Karten für »Orpheus und Eurydike«

Shanaya, die Singing Kids und Schüssel-Schorse begeistern in der Kreuzkirche ihr Publikum mit Mig-Pop, einem Best of Musical-Hits und Comedy mitten aus dem Leben. Dazu stellt der Pop-Art-Künstler Della den neuen Hannover-Beutel »respect« vor. Schirmherr dieses außergewöhnlichen Konzertes ist der SPD-Landtagsabgeordnete Alptekin Kirci. Die Erlöse des Abends gehen an die medizinische Versorgung Wohnungsloser des Diakonischen Werks Hannover. Freitag, 06. Dezember, 19.30 Uhr, Kreuzkirche Hannover, Kreuzkirchhof 3, Hannover, Karten gibt es im Diakonischen Werk Hannover (Burgstraße 10) und im fairKauf (Limburgstraße 1), Eintritt 15 Euro, erm. 9 Euro.

»Orpheus und Eurydike«

Kinofeeling a cappella Seit mehr als zehn Jahren stehen sie gemeinsam auf der Bühne. Mit »A whole new World« präsentieren str8voices nun ihr brandneues CD-Programm. Neben Klassikern aus Bond-Filmen und Herr der Ringe gibt es auch Songs aus Kill Bill und Disney-Filmen zu hören. Als Special Guest verzaubert der Bonner Jazzchor unter der Leitung von Erik Sohn mit seinem unverwechselbaren Sound das Publikum. Samstag, 07. Dezember, 19 Uhr, Christuskirche Hannover, Conrad-Wilhelm-Platz 1, Hannover, Eintritt 18 Euro, erm. 13 Euro zzgl. VVK-Gebühr.

Das traditionelle Silvesterkonzert der Hannoverschen Hofkapelle steht in diesem Jahr ganz im Zeichen von »Orpheus und Eurydike«. Zuerst erklingt die Vertonung von Georg Philipp Telemann, 1726 uraufgeführt in Hamburg. In der berührenden Liebesgeschichte geht es um Orasia, die Orpheus liebt, der wiederum jedoch Eurydike liebt. Aus Eifersucht lässt Orasia Eurydike durch einen Schlangenbiss vergiften, die in Orpheus Armen stirbt. Der zweite Teil des Silvesterkonzertes ist der wohl berühmtesten Vertonung des Liebespaares gewidmet und stammt aus der Feder von Christoph Willibald Gluck: Orpheus beweint bitterlich Eurydikes Tod. Amor, der ein Einsehen hat, gewährt Orpheus unter einer Bedingung Eurydike zu den Lebenden zurückzuholen: er darf sich im Totenreich nicht nach ihr umdrehen. Doch es kommt anders. Für diese hinreißende Liebesgeschichte können Sie mit Asphalt 3 x 2 Karten gewinnen. Beantworten Sie einfach folgende Frage: Wodurch stirbt Eurydike? Schicken uns eine Postkarte, eine E-Mail oder ein Fax mit Ihrer Antwort und dem Stichwort »Silvesterkonzert« bis zum 23. Dezember 2019 an: Asphalt-Redaktion, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover, info@ asphalt-magazin.de, Fax 0511 – 30126915. Dienstag, 31. Dezember, 17 Uhr, Galerie Herrenhausen, Herrenhäuser Gärten, Herrenhäuser Straße 3a, Hannover, Eintritt 20 bis 50 Euro, erm. 15 bis 45 Euro.


ASPHALT 12/19

Anzeige

Sonstiges Weihnachtlicher Basar Handgemachte Kerzen frisch aus der Therapie-Werkstatt der christlichen Drogenhilfe-Einrichtung »Neues Land« in Amelith, weihnachtliche Deko-Artikel und Naschereien für das Fest, aber auch Bücher, Schallplatten, CD’s, Schmuck, Spielwaren, eine große Auswahl an Wandbildern und vieles mehr bietet die Heilsarmee auf ihrem diesjährigen Second-Hand-Weihnachtsbasar. Und auch der Bekleidungs-Flohmarkt lädt wieder zum Stöbern ein. Kaffee, Kuchen und kleine Snacks bieten eine willkommene Stärkung für zwischendurch. Samstag, 07. Dezember, 10 bis 16 Uhr, Räume der Heils­ armee, Am Marstall 25, Hannover, Eintritt frei.

Klimaschutz ist Menschenschutz Am 10. Dezember 1948 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Seit 14 Jahren nehmen der Rat der Reli­ gionen und Amnesty International Hannover diesen Tag zum Anlass, mit einem Forum auf Menschenrechtsverletzungen weltweit hinzuweisen. In diesem Jahr wird Jessica Böhner, Vorstandsmitglied von Amnesty International Deutschland, in ihrem Vortrag näher auf das Thema »Klimaschutz ist Menschenschutz« eingehen. Ein Thema, so aktuell wie nie. Ein kleiner Imbiss lädt im Anschluss zu zwanglosen Gesprächen und zum Meinungsaustausch ein. Dienstag, 10. Dezember, 19 Uhr, Haus der Religion, Böhmer­ straße 8, Hannover, Eintritt frei.

Gut und Gerecht Wie wird offizielle Politik gemacht? Welche Schwierigkeiten gibt es dabei? Wie können sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen und wie kann Politik besser und gerechter werden? Diesen und weiteren Fragen von Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz Niedersachsen, stellt sich die ehemalige niedersächsische Sozialministerin und LAK-Botschafterin Cornelia Rundt bei der nächsten Ausgabe der Politik-Talk-Reihe von Caritas, LAK und Asphalt im ka:punkt. Wie immer ist auch das Publikum wieder herzlich zum Nachhaken und Mitdiskutieren eingeladen. Zur Stärkung gibt es Kaffee und Kuchen kostenlos. Donnerstag, 12. Dezember, 16 bis 17 Uhr, Treffpunkt ka:punkt, Grupenstraße 4, Hannover, Eintritt frei.

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover · Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

DEZEMBER 2019 Montag, 02. Dezember Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert KLAUS SPENCKER TRIO „Crossing Borders” Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Donnerstag, 05. Dezember LISA WULFF QUARTET Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Freitag, 06. Dezember E.J. STRICKLAND QUINTET „Warriors for Peace” Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Mittwoch, 11. Dezember Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert CÉLINE RUDOLPH „Pearls“ Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Freitag, 13. Dezember STEPHAN ABEL/PHILIPP KACZA „Tribute to the Godfather of Hard Bop – Horace Silver” Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Donnerstag, 19. Dezember & Freitag, 20. Dezember B.B. & THE BLUES SHACKS „Ladies and Gangsters, it’s Bluestime” Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

36 37


SILBENRÄTSEL Aus den nachfolgenden Silben sind 17 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – ein Sprichwort aus dem Buddhismus ergeben: alas – ber – bu – da – dau – druf – eind – er – feld – gal – ge – gen – gen – he – ho – hu – iko – ka – kad – knall – knie – lenk – ler – likt – mo – mor – ne – ne – ne – neu – no – no – not – ohr – on – oxy – pol – ran – re – re – te – ten – ti – ti – ur – ven – wehr – wied – zar – zel

1. wichtiger Körperteil für die Beweglichkeit

2. Stadt in Thüringen

3. König von Babylon im 5. Jh. v. Chr.

4. Ein Ortsteil einer Stadt im Harz

5. Stadt in Holland

6. Reaktion auf einen Angriff

7. Fluss in Mittelitalien Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir viermal das Kindersachbuch »Dünnes Eis – Was braucht die Welt, damit sie hält?« von Anne Jankéliowitch und Yann Arthus-Bertrand. Mit einer Mischung aus Satellitenbildern und Fotos, kurzen Texten, sprechenden Zahlen und Piktogrammen werden 16 Umweltthemen wie Abholzung des Regenwalds, Wasserressourcen, steigende Meeresspiegel oder der Kampf ums Öl erklärt. Ebenfalls viermal gibt es das Buch »Schreiben, Knappwurst, abends Gäste« von Henning Rischbieter zu gewinnen. Der leidenschaftliche Theaterkritiker erzählt lakonisch und pointiert und lässt seine Leser teilhaben an der Geschichte des bundesdeutschen Theaterlebens und seiner Protagonisten. Als Mitbegründer und Herausgeber der renommierten Zeitschrift »Theater heute« hat er die Aufführungspraxis tätig begleitet und mitgeprägt. Insgesamt dreimal können Sie das Buch »Lütten Klein – Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft« gewinnen. Steffen Mau wächst in den 70er Jahren im Rostocker Viertel Lütten Klein auf. 30 Jahre nach 1989 zieht er Bilanz. Er spricht mit Weggezogenen und Dagebliebenen. Wie veränderte sich die Sozialstruktur, wie die Mentalitäten? Was sind die Ursachen für Unzufriedenheit und politische Entfremdung in den neuen Ländern? Die Lösung des November-Rätsels lautet: Nur wer sich entfaltet bewirkt Gutes. Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 31. Dezember 2019. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

8. Überbleibsel

9. US-amerikanischer Bundesstaat

10. Hauptstadt des Iran

11. Heiligenbild

12. Vorgang des Verbindens mit Sauerstoff

13. alleiniges Recht zur Herausgabe von Geldscheinen

14. Ursprung der Welt

15. Kreisstadt im Regierungsbezirk Koblenz

16. Wettererscheinung

17. Vorgetäuschte Heiterkeit


ASPHALT 12/19

n f u a t n Mome

Media Foto: Ja

s y w o Brod ahme »Schlürfen! Schlürfen!« Ich stelle mir gerade vor, wie ich in einem sehr feinen Restaurant säße und schlürfte eine Tasse Kaffee nach Herzenslust und in maximaler Lautstärke. Ich bin mir nicht sicher, ob das bei jedem gut ankäme. In diesem Fall musste ich aber schlürfen. Und zwar für Sie! Denn ich wollte ja, dass wir die leckerste Sorte aussuchen, die schließlich unser Asphalt-Kaffee werden sollte. Aber alles auf Anfang: Andreas Berndt von der Hannoverschen Kaffeemanufaktur hat uns angeboten, einen »Asphalt-Kaffee« zu verkaufen, von dessen Erlös drei Euro pro Packung an unser Magazin gehen sollten. Eine großartige Idee, zu der wir natürlich sofort Ja gesagt haben. Nun ist Kaffee aber nicht gleich Kaffee. Es gibt nicht nur die unterschiedlichsten Sorten, Herkunftsländer und Röstverfahren, letztlich ist es immer gut, eine Mischung aus verschiedenen Kaffeesorten zusammenzustellen, einen Blend. Denn ein sortenreiner Kaffee ist zwar was für Kenner, aber nicht unbedingt etwas für alle. Außerdem gibt es die unterschiedlichsten Brühverfahren: Gefiltert, im Vollautomaten, im Siebträger oder in der Stempelkanne … Es kann passieren, dass eine Kaffeesorte gefiltert wunderbar, aber aus einem Vollautomaten eher säuerlich schmeckt. Alles Dinge, die man also beachten muss, wenn man eine neue Sorte kreiert. Nachdem dies alles in der Manufaktur abgestimmt war, kamen wir ins Spiel. Unser Asphalt-Team, bereichert um den eigentlich nur teetrinkenden Ministerpräsidenten Stephan Weil, trat zum Test an. Wir ließen die verschiedenen Sorten schlürfend an den Geschmacksnerven vorbeiziehen und waren einhellig einer Meinung. Ich nehme es also auch auf meine Kaffeekappe: Der Asphalt-Kaffee schmeckt! Und ist bei der Hannoverschen Kaffee­manufaktur erhältlich. Übrigens auch ein nettes Weihnachtsgeschenk …

38 39

Matthias Brodowy/Kabarettist und Asphalt-Mitherausgeber

GENIESSEN, SCHENKEN, GUTES TUN: DER ASPHALT-BLEND Ein Kaffee wie das Heft: sozial, lecker, würzig-intensiv. Mit leichter Zartbitter-Note und einem Hauch von Grapefruit. Jetzt im Handel bei der Hannoverschen Kaffeemanufaktur. Für 7,90 Euro pro 250 g Packung, je 3 Euro davon gehen direkt an Asphalt. Erhältlich in Hannover-Limmer in der Wunstorfer Straße 33, in Hannover-City im »Choko & Co«, Ernst-August-Platz 5 (Kaufhof/Passerelle) und im Werksverkauf in (Hannover-) Burg­dorf, Dorfstraße 17. Außerdem ganz einfach im Online-Shop auf www.hannoversche-kaffeemanufaktur.de zu bestellen. Change the City, Start with Coffee.


Hallo

einfach! Nur noch 3 Tarifzonen fĂźr alle Fahrkarten NEU AB 2020

einfach.gvh.de


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.