2014 12 Asphalt

Page 1

Ka le m nd it er 20 15

1,60 € davon

80 Cent Verkäuferanteil

Dezember 2014

Auf der Flucht

Hilfe in Hannover: Medizin für Papierlose Hürde der Hoffnung: am Grenzzaun Europas Kämpferisch: EU-Lobby gegen Obdachlosigkeit Salonfähig: private Wohnzimmerkonzerte im Trend


Der Bundespräsident

Berlin, im November 2014

Grußwort für die Weihnachtsausgaben der sozialen Straßenzeitungen in Deutschland

Liebe Leserinnen und Leser, vielen Dank, dass Sie diese Zeitung aufgeschlagen haben. Wer ein solches Blatt kauft, der interessiert sich nicht nur für die Themen, die darin aufgegriffen werden, sondern auch für die Menschen dahinter – Menschen, die vielleicht jenseits d ­ essen leben, was wir Wohlstand nennen. Und wer eine ­solche Zeitung kauft, der gibt mehr als Almosen. Straßenzeitungen sind für mich ein gutes Beispiel für Hilfe zur Selbsthilfe. Der Augenblick, in dem auf einem Bahnhofsvorplatz oder an einer Bushaltestelle eine Straßen­zeitung den Besitzer wechselt, ist zwar meistens nur ein kurzer, aber doch ein wichtiger Moment der Solidarität. Weil darin mitschwingt: Es ist mir nicht egal, wie es Ihnen geht. Ich will etwas dazu beitragen, dass Sie den Schritt in ein anderes, ein selbstbestimmteres Leben schaffen können. Selten ist sofort erkennbar, wer genau mit dem Stapel Zeitungen vor uns steht. Vielleicht ein Mann, der durch eine Lebenskrise aus der Bahn geworfen wurde? Oder eine Asylbewerberin, die aus ihrer Heimat flüchten musste und sich eine neue Existenz aufbauen will? Oder ein Jugendlicher, der nach ein paar Monaten auf der Straße versucht, sein Leben zu verändern? Straßenzeitungen geben auch solchen Geschichten Raum und lenken unseren Blick auf das, was viele Menschen gern ausblenden würden: Armut, gesellschaftliche Isolation, Obdachlosigkeit. In der Weihnachtszeit wird dieser Teil der Realität oft besonders bedrückend empfunden – von denjenigen, die ihn hautnah erleben, und von allen, die nicht einfach wegsehen wollen. Ich bin der Redaktion deshalb sehr dankbar, dass sie mir in der Dezember-Ausgabe einige Zeilen einräumt, um zu sagen: Zusammenhalt entsteht, wenn wir uns bewusst dafür entscheiden. Dann, wenn wir andere nicht verurteilen, sondern das Gespräch suchen. Dann, wenn Unterstützung angenommen wird, weil sie nicht bevormunden will, sondern beflügeln. Hilfe zur Selbsthilfe ist kein neues Konzept, aber wer einmal erlebt hat, wie es gelingen kann, das Vertrauen eines Menschen in die eigenen Fähigkeiten zu bestärken, der weiß: Der Kauf einer Straßenzeitung lohnt jedes Mal aufs Neue. Ihnen allen – ob Sie dieses Blatt geschrieben, verkauft oder erworben haben – wünsche ich einen friedlichen Jahresausklang, Gesundheit und Glück.

Ihr


Asphalt 12/2014

3

Titelthemen... Hilfe in Hannover Die Stadt stößt bei der Unterbringung von Flüchtlingen an ihre Grenzen.____________________________________________ 6 Hürde der Hoffnung Der millionenteure Zaun bei Melilla ist die Grenze zwischen der ärmsten und der reichsten Welt. Eine Frontreportage. ________ 9 Kämpferisch Kleine Lobby mit großem Ziel: Wie die Organisation Feantsa für ein Europa ohne Obdachlosigkeit streitet. __________________ 26 Salonfähig Persönliche Atmosphäre, gemütliche Stimmung im kleinen Kreis: Wohnzimmerkonzerte sind im Trend. _________________________ 28

...und mehr Notizblock ________________________________________________ 4 Angespitzt: Pepper_________________________________________ 5

gewinne!

Unser Weihnachts-Rätsel: Knobeln Sie mit! ____________________ 12 Serie: Wer war eigentlich … Steve Biko?_ _______________________ 15 Dezember-Tipps __________________________________________ 16 Kultur im Fokus ___________________________________________ 18

gewinne!

Karten für den Zoo/Briefe an uns _ __________________________ 19 Aus der Szene ____________________________________________ 20 Aus dem Leben: Asphalt-Verkäuferin Heidi erzählt. _____________ 25 Asphalt intern/Impressum _________________________________ 30

gewinne!

Ka le m nd it er 20 15

Silbenrätsel/Cartoon _______________________________________ 31

1,60 € davon

80 Cent Verkäuferanteil

Titelbild: 123rf/Chris Melchior

Dezember 2014

Auf der Flucht

Liebe Leserinnen und Leser, »Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten.« Maria und Josef fürchten um ihr Leben und das des Kindes, sie fliehen vor dem Kindermörder Herodes. Das Christentum beginnt: mit einer Fluchtgeschichte. Vor Kurzem war ich im Gespräch mit den Sudanesen, die in Hannover seit Monaten auf einem Platz zelten, um auf ­ihre Situation aufmerksam zu machen. Sie mussten aus ihrem Land fliehen, weil sie um ihr Leben fürchteten. Ich ­bekomme das nicht zusammen: meine Einkaufstour durch die Geschäfte und die Kälte in den Zelten. Was kann ich tun? Was kann eine Stadt, was kann unser Land tun? Weihnachten soll, kann und muss stattfinden, überhaupt ­keine Frage. Ich finde es schön, meine Familie findet es schön. Vielleicht ziehen wir in der Adventszeit aber einmal gemeinsam durch so eine Zeltstadt. Um zu sehen, zu spüren, wie es anderen geht. Um uns erinnern zu lassen, dass die Situation dieser Menschen deutlich näher »am Original« ist als unsere Feier. Und eine Stadt, ein Land? Was kann man da tun? Für gute Unterbringungsmöglichkeiten sorgen. Auch wenn es schwierig ist. Für eine schnelle Bearbeitung der Anträge eintreten, damit die Menschen wissen, wie es für sie weitergeht. Auch Arbeitsmöglichkeiten für die vielen Flüchtlinge, Arbeitsmöglichkeiten, die allen dienen, dürfen aus meiner Sicht kein Tabu mehr sein. Selbst wenn sie erst einmal schlecht bezahlt sind. Denn die Menschen bekommen dadurch einen Fuß in die Tür, sie kommen an. (Nichts anderes heißt »Advent«: ankommen.) Mehr dazu in dieser Weihnachts-Ausgabe. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und d ­ anke Ihnen für alle Unterstützung in diesem zu Ende gehenden Jahr! Ihr

Hilfe in Hannover: Medizin für Papierlose Hürde der Hoffnung: am Grenzzaun Europas Kämpferisch: EU-Lobby gegen Obdachlosigkeit Salonfähig: private Wohnzimmerkonzerte im Trend

Rainer Müller-Brandes Asphalt-Herausgeber und Diakoniepastor


4

Asphalt 12/2014

Notizblock

Hannover. 6.000 Demonstranten und 5.000 Polizisten haben in Hannover dafür gesorgt, dass eine rassistische Kundgebung von so genannten »Hooligans gegen Salafisten« glimpflich ablief und nicht, wie wenige Wochen zuvor in Köln, im Chaos endete. Viel politische Prominenz aus Stadt, Land, Bund und Kirche, darunter Bundestagsvize­ präsidentin Claudia Roth, hatte zunächst an der Goseriede gemeinsam mit rund 1.500 Menschen für ein Hannover »bunt statt braun« demonstriert. Ein anschließen­ der Demonstrationszug von Linken, Auto­ nomen, Gewerkschaftern, Migrantenver­bän­den und Parteien durch Hannovers Altstadt endete in Sichtweite der von Hun­dert­schaf­

Foto: V. Macke

6.000 gegen Chaos und Vereinfachung

ten der Polizei am Busbahnhof in Schach gehaltenen rund 2.500 Hooligans. Am Rande kam es zu einem ernsten Zwischen­ fall mit zwei schwerverletzten Hooligans. Davon abgesehen lobten Oberbürgermeister Stefan Schostok und die Polizei die Beson­

nenheit und Friedfertigkeit des Gegenpro­ testes. »Ein tolles Signal der Stadtgesell­ schaft«, so Schostok. Weitere Kundgebun­ gen in Hannover und Wilhelmshaven haben die der rechten Szene verbundenen Hooli­ gans dennoch bereits angekündigt. mac

Haude, Landesvorsitzender der Grünen Nie­ dersachsen. Unter anderem soll zukünftig Hannover. Scharf kritisieren die Grünen die eine Wissenschaftskommission Erprobun­ neuen Pläne zum Umgang mit Fracking in gen der umstrittenen Fördermethode auf der Erdgasförderung. »Bereits die im Som­ den Weg bringen können. Jan Haude: »Wer mer präsentierten Vorhaben der Großen Klimaschutz und eine nachhaltige Siche­ Koalition haben für Fracking zahlreiche rung unserer Energieversorgung ernst Schlupflöcher gelassen. Diese wurden jetzt nimmt, muss eher den Umbau der Energie­ zu großen Hintertüren erweitert«, sagt Jan wende forcieren.« Die Grünen, die in Nie­ dersachsen mitregieren, fordern, dass Nie­ Anzeige dersachsen als Ergdasförderland Nummer Eins in Deutschland den eigenen landespo­ litischen Spielraum nutzt, um Fracking grundsätzlich zu verbieten. Hintergrund: Die Förderung von Schiefergasvorhaben mittels Fracking gefährdet laut Umweltbun­ desamt Grundwasservorkommen. Landes­ wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hatte sich zuletzt eindeutig für Fracking als För­ dermethode in Niedersachsen ausgespro­ chen. mac

rinnen von Beratungsstellen und Berufsver­ bänden für Prostituierte, Polizei, kommu­ nale Spitzenverbände sowie Land­tags­abgeord­nete. »Wir müssen dem Men­schenhandel begegnen und Frauen vor Gewalt und Aus­ beutung schützen«, erklärte Rundt. Ziel sei es, konkrete Schritte zu beschließen, mit denen die Situation von Prostituierten sowie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden könnten. Zudem soll untersucht werden, inwiefern kriminelle Vereinigungen die Prostitution steuern und welche Rolle Rockerbanden bei der Prostitu­ tion spielen. Die innenpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Angelika Jahns, forderte dass »die Anmeldung von Bordellen und entsprechenden Einrichtungen klarer regle­ mentiert werden« müsse. Die Einfüh­ rung eines Mindestalters von 21 Jahren für Prosti­ t uierte wäre aus Sicht der CDUInnenpoli­ t i­ kerin zudem ein erster Schritt,

Gas oder Wasser

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Hoya, Celle, Neustadt, Rinteln, Springe, Bückeburg und Obernkirchen.

Mädchenhandel ­bekämpfen Hannover. Mit einem »Runden Tisch Prosti­ tution« will Niedersachsens Sozialministe­ rin Cornelia Rundt »Menschenhandel bekämpfen und die Diskussion über Prosti­ tution versachlichen«. Mit dabei: Vertrete­

Zitat des Monats »Die Bürgerkriegsflüchtlinge von heute sind unsere Nachbarn von morgen.« Ministerpräsident Stephan Weil zum ­rasanten Wachstum der Flüchtlingszahlen.


Notizblock Asphalt 12/2014

Zahlenspiegel

diesmal: geldwerte Köpfe

Das verfügbare Einkommen in Niedersachsen ist im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 % gestiegen und umfasst rund 156 Milliarden Euro. Nach Angaben des Landesamtes für Statistik standen pro Kopf durchschnittlich 20.094 Euro zur Verfügung – 433 Euro mehr als im Jahr 2011. Das höchste verfügbare Pro-Kopf-Einkommen hatte der Landkreis Harburg mit 24.387 Euro, gefolgt vom Landkreis Verden mit 23.155 Euro. Im Landkreis Oldenburg sind es 21.461, in Hannover 20.253 und Braunschweig 20.181 Euro pro Person. Das geringste Einkommen haben die Menschen aus Leer: 17.151 Euro. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte errechnet sich aus dem Einkommen aus Erwerbstätigkeit, dem Vermögen sowie den monetären Sozialleistungen. Die Armutsgefährdungsquote lag im Jahr 2013 in Niedersachsen bei 15,8 %. 0,6 Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor. DEL

um den Menschenhandel gerade aus Osteu­ ropa einzudämmen. »Es ist leider noch an der Tagesordnung, dass junge, mitunter minderjährige Mädchen unter falschen Ver­ sprechungen nach Deutschland gelockt werden und in der Zwangsprostitution lan­ den.« mac

Kreuze beim Kaffee

Bremen. Mit Wahlkabinen in Einkaufszent­ ren will die regierende SPD in Bremen dem Rückgang der Wahlbeteiligung an der Weser entgegenwirken. Im Mai 2015 wird in Bre­ men eine neue Bürgerschaft gewählt. Die Wahlbeteiligung lag zuletzt bei 55 Prozent. Mit der Ausweitung der Wahltage auch auf Wochentage und neuen Wahllokalen auch Hannover. Ein grundsätzliches Verbot der in Einkaufszentren soll der Bremer Senat Verschleierung von Frauen hat die Frauen versuchen, dem Bürger das Wählen so nah Union Niedersachsen gefordert. Die Frauen­ wie möglich zu bringen, so die SPD. mac organisation der CDU will die komplette Gesichtsverschleierung mittels Burka und Nikab aus dem öffentlichen Raum verban­ nen. Vergleichbare Regelungen gebe es bereits in Frankreich, Spanien, Belgien und den Niederlanden. »In unserer Kultur ist es Hannover. Eltern- und Schülerverbände üblich, seinem Gegenüber in ein offenes haben gefordert, die Arbeitszeiten von Leh­ Gesicht zu sehen und dies muss in der rern zur Versachlichung der Diskussion um Öffentlichkeit für alle Menschen gelten«, so Mehrbelastung zu kontrollieren. Ministerin die Vorsitzende der Frauen Union Nieder­ Frauke Heiligenstadt (SPD) hat den Vorstoß sachsen, Ute Krüger-Pöppelwiehe. »Der mit dem Hinweis auf die »pädagogische Gesichtsschleier ist auch ein Symbol der Gestaltungsfreiheit« der Lehrer abgelehnt. Unterdrückung von Frauen und es ist eine Das kritisiert die FDP. »Was will die Ministe­ gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Frauen rin verheimlichen?«, so der bildungspoliti­ vor Unterdrückung zu schützen.« Dass sich sche Sprecher Björn Försterling. Eigentlich Menschen gegenseitig ins Gesicht sehen war bereits vor einem Jahr eine entspre­ können, sei nicht nur aus Gründen der Iden­ chende Erhebung geplant. »Rot-Grün infor­ tifizierbarkeit unverzichtbar. Es sei auch miert nicht offen über die aktuellen Daten«, erste Voraussetzung für zivilisierte Kommu­ so Försterling. Hintergrund: Die Lehrerge­ nikation und demokratischen Diskurs. werkschaft Erziehung und Wissenschaft Zuletzt hatte sich Hannovers ehemalige (GEW) hatte jüngst eine Studie vorgestellt, Landesbischöfin Margot Käßmann gegen die Lehrern eine Wochenarbeitszeit von die Verschleierung ausgesprochen. del rund 50 Stunden bescheinigt. mac

CDU gegen Burka

Lehrers Leistung ­messen?

Sich in Gemeinschaft zu Hause fühlen Pflegeheim Badenstedt Eichenfeldstr. 20, 30455 Hannover Tel.: 05 11/49 98-0, Fax 49 98-200

Hausgemeinschaften Waldeseck Burgwedelerstr. 32, 30657 Hannover Tel.: 05 11/9 05 96-0, Fax 9 05 96 31

Das Diakonische Werk – Stadtverband Hannover e.V.

Angespitzt

Pepper Pepper ist fleißig. Pepper ist höflich. Pepper ist entschlossen, jeden Tag mehr Kaffee und Kaffeemaschinen zu verkaufen. Die Kunden mögen Pep­ per: Er ist zierlich von Statur und hat schöne schwarze Augen. Er gehört kei­ ner Gewerkschaft an und erklärt mit endloser Geduld, warum sein Kaffee und seine Kaffeemaschinen die Besten sind, gerade jetzt zu Weihnachten. Die Leute lächeln und kaufen und kaufen. Andererseits ist Pepper strohdumm. Er hat keine Ahnung, was Kaffee überhaupt ist, hat noch nie welchen getrunken. »Arabica«, »Espresso« und »Kaffeekapseln« kann er fehlerfrei aus­ sprechen, begleitet von einem niedli­ chen Augenaufschlag. Im selben Ton­ fall könnte er aber auch »Ausbeutung«, »Erpressung« und »Kannibalismus« daherplappern. Pepper ist ein Ver­ kaufsroboter. In Tokio – wo Weih­ nachten inzwischen genau wie bei uns als glitzerndes Massen- und Kassen­ phänomen gefeiert wird. Der reichste Mann Japans, Masayoshi Son, ließ Pepper von der französischen TüftlerFirma Aldebaran entwickeln, die er vor wenigen Jahren seinem Geschäfts­ imperium einverleibt hat. Jetzt verkau­ fen 1.000 Peppers in Tokio Kaffee und Kaffeemaschinen von Nestlé (einer Firma, die noch nicht im Besitz von Son ist, das Geld dazu hätte er aber). Ab Februar soll Pepper regulär käuf­ lich sein in Japan, später weltweit, man spricht von unter 1.500 Euro. Son kündigt an, Pepper könne bald viele Dienstleistungen zu Dumpingpreisen übernehmen: Behördenflure putzen, Krankenhausessen verteilen, Kinder belustigen – sagenhafte Möglichkeiten der Lohnersparnis. Wenn aber immer mehr Menschen durch Dienstleistungs-Pepper arbeits­ los werden, wer soll dann eigentlich die Waren kaufen, die Verkäufer-Pep­ per so niedlich anbietet? Renate Schwarzbauer

5


6

Asphalt 12/2014

Wohin?

Hannover hat ein Unterbringungsproblem: Immer mehr Flüchtlinge brauchen eine ­menschenwürdige Bleibe in der Landeshauptstadt. 1.500 zusätzlich im kommenden Jahr.

Hannover-Ahlem, Bürgerversammlung, ein neues Flüchtlingswohnheim soll gebaut werden. Ein weiteres – Hannover braucht Wohnraum für die rasant steigende Zahl von Asylbewerbern. Willkommenskultur und Ängste mischen sich quer durchs Publikum, als die Stadtplaner den Neubau »Am Bahn­ damm« vorstellen: »Der Wert unserer Eigen­ tumswohnungen geht verloren.«, ruft ein Anlieger aufgebracht. Ein anderer fürch­ tet: »Die Kriminalität wird steigen! Dabei haben wir doch schon so viele Flüchtlinge in d ­ iesem Stadtteil.« Auch der Verlust »eines schönen Stücks Natur« ist Thema der Info­ veranstaltung Mitte November. Eine Info­ veranstaltung wie viele in den vergangenen Monaten quer durch Hannover. Mit Hilfsbe­ reitschaft, Vorfreude, aber auch Unsicher­ heiten wie zuletzt in Bothfeld, Ricklingen, der Südstadt oder Isernhagen. 2016 soll der

Neubau in Ahlem stehen: drei Geschosse, Einzelzimmer, Gemeinschaftsküchen. Das alte Schulzentrum in Ahlem – erst vor drei Monaten als Wohnheim in Betrieb genom­ men – ist bereits »ausgebucht«. Fast 200 meist junge Männer aus Syrien, Irak, Sudan und dem M ­ aghreb warten hier auf ihre Chance auf ein neues Leben, nur etwa zehn Prozent der Bewohner sind Frauen. Ein Unterstützerkreis hat bereits viel Nützliches vorbeigebracht. ­ »Seitens der Bevölkerung haben wir viele positive Rückmeldungen, die Spendenbereitschaft ist gerade bei den Sachspenden enorm hoch«, sagt ­Franziska Fricke, Leiterin der vom DRK getragenen Unterkunft an der Petit-Couronne-Straße. Bis zu 50 Menschen kommen pro Woche mit der Hoffnung auf Bleiben nach Hannover. 1.500, so rechnet man bei der Stadtverwal­ tung, werden in den nächsten zwölf Mona­

ten zusätzlich unterzubringen sein. In ganz Niedersachsen wurden von Januar bis Sep­ tember 2014 genau 11.092 Asyl-Erstanträge und 2.042 Folgeanträge verzeichnet. Ein Zuwachs von 56,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum allein bei den Erstan­ trägen. Laut Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) werden mit Ablauf dieses Jahres insgesamt mehr als 20.000 Anträge in Niedersachsen gestellt worden sein. Im Vergleich: 2013 waren es knapp 12.000 Asylanträge. Bisher sind die meisten Flüchtlinge, die auf Hannover verteilt wurden, in 14 Gemein­ schaftsunterkünften untergebracht. Rund 800 Menschen leben dort. Daneben gibt es drei Wohnprojekte mit insgesamt 160 Plät­ zen – 140 davon sind besetzt. Und in rund 160 stadteigenen oder angemieteten Woh­ nungen leben aktuell 420 Zufluchtsuchende.

Helfen kann jeder Frau Bergmann, in Ahlem herrscht bei einigen Anwohnern Unmut über den zusätzlichen Bau einer Flüchtlingsunterkunft – wie gehen Sie damit um? Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass es wichtig ist, auch den kritischen Stimmen einen Raum zu geben, denn dahinter stecken ja auch die Sorgen der Menschen. Unser Verein wird regelmä­ ßig von Bezirks- und Integrationsräten zu Informationsveranstaltungen eingela­ den, um dort den Bürgerinnen und Bür­ gern von unserer Arbeit mit den Flüchtlin­ gen zu erzählen. Vereinzelte Widerstände gibt es am Anfang immer wieder mal, aber die positiven Stimmen überwiegen ganz klar. Gerade in Ahlem beispielsweise hat sich rund um das ehemalige Schul­ zentrum außergewöhnlich schnell ein sehr aktiver Nachbarschaftskreis gegrün­ det, der vor Ort die Flüchtlinge praktisch unterstützt.

Bis zu 50 Flüchtlinge treffen wöchentlich in Hannover ein – die Stadt scheitert in der Unterkunftsfrage an ihren selbst gesteckten Zielen, wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein? Bisher hatte die Stadt das wirklich gute Konzept, nicht mehr als 50 Flüchtlinge in einer Unterkunft unterzubringen. Dass sie das angesichts dieser steigenden Zahlen im Moment nicht einhalten kann, ist völ­ lig nachvollziehbar. Aber die Unterbrin­ gung in Notunterkünften kann und darf nur eine temporäre Lösung sein. Diese Situation ist für alle eine große Heraus­ forderung, da tut es gut zu erleben, mit welcher Empathie die Bevölkerung den Flüchtlingen begegnet, die es bis nach Hannover geschafft haben. Worin sieht der Unterstützerkreis seine Hauptaufgabe, und was können die Bürgerinnen und Bürger tun, um zu helfen?

Renée Bergmann, Unterstützerkreis ­Flüchtlings­unter­künfte Hannover

Besonders liegt uns die Deutschförderung am Herzen, weil es einfach kein Ankom­ men in unserer Gesellschaft gibt, wenn man die Sprache nicht beherrscht. Wir för­ dern die Gründung von Nachbarschafts­ kreisen, vermitteln Patenschaften und unterstützen bei der Suche nach Ausbil­ dungs- und Praktikumsplätzen. Wir brau­ chen vor allem Leute, die bereit sind, vor Ort zu unterstützen, wie beispielsweise in der Begleitung der Flüchtlinge bei Arztoder Behördengängen. Das schaffen die Heimleitungen nicht mehr allein. Aber ob nun Zeit-, Sach- oder Geldspenden – hel­ fen kann jeder.


7

Foto: M. Delacor

Asphalt 12/2014

Schule als Flüchtlingsunterkunft: Junge Männer vereint in der Hoffnung auf ein besseres Leben – sie kommen aus Syrien, Irak, Sudan, Kosovo und Marokko.

Kommen 1.500 Menschen im nächsten Jahr hinzu, müsste die Stadt eigentlich 30 wei­ tere Unterkünfte bauen. Denn eine von der rot-grünen Ratsmehrheit vereinbarte Min­ deststandardregelung sieht vor, dass die Unterkünfte nicht mehr als 50 Menschen beherbergen dürfen. So sollen Lagerkoller und größere Konflikte in den Einrichtungen vermieden werden. Doch die Wirklichkeit hat die Politik, wie am Ahlemer Petit-Cou­ ronne-Weg zu sehen, längst eingeholt. »Wir wollen uns an die verabredete Größe der Einrichtungen nicht sklavisch halten müs­ sen«, sagte denn auch SPD-Fraktionschefin Christine Kast­n ing jüngst auf einer Partei­ veranstaltung ganz offen zum Thema. Doch auch wenn die Höchstbelegungszahl ange­ hoben wird, könnte es für die Stadt eng wer­ den. Zwar stehen zwei weitere Unterkünfte kurz vor der Fertigstellung und vier könnten noch im kommenden Jahr hinzu kommen. Platz für zusätzliche 1.500 Menschen wür­ den die Unterkünfte aber nicht bieten. »Not­ falls müssen wir mit der Anmietung von Hotelzimmern und weiteren Wohnungen reagieren«, so Kastning. Die gerade erst vor wenigen Monaten beschlossenen Standards in der Not schlei­ fen: Das sieht der Flüchtlingsrat Niedersach­ sen kritisch. Noch hält der Dachverband der

Flüchtlings- und Wohlfahrtsverbände das hannoversche Konzept zur Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen für »vor­ bildlich«. »Jetzt von der Höchstzahl 50 pro Unterkunft abzurücken, ist problematisch«, sagt Verbandssprecher Sigmar Walbrecht. »Ein Konzept, das nicht umgesetzt wird, ist sein Papier nicht wert«. Damit sichergestellt werde, dass Unterkunft und Betreuung auch bei dem jetzt rasant steigenden Zuzug von Asylbewerbern ihr Niveau halten, fordert der Flüchtlingsrat deshalb vom Land einen Heim-TÜV – eine Landesprüfbehörde, die den Zustand der Flüchtlingsheime auch in der Fläche beob­ achtet. »So etwas gibt es bereits in Sachsen, und gerade weil im ländlichen Niedersach­ sen die Qualität der Unterbringung schon jetzt zu wünschen übrig lässt, wäre das ein gutes Instrument«, so Walbrecht. Zusätz­ lich halten die Experten des Verbandes eine neutrale Ombudsstelle bei der Stadt für sinnvoll: »Damit die Menschen vertrauens­ voll Beschwerden und Hinweise loswerden können.« Immerhin hätten die Flüchtlinge Behörden in ihrem bisherigen Leben meist als Bedrohung für Leib und Leben erlebt, so Walbrecht. Ideen, die ankommen. »Wir wol­ len uns nicht von Notsituation zu Notsitu­ ation hangeln, sondern konstruktiv daran

arbeiten, Teilhabe auch für diese NochnichtBürger und -Bürgerinnen zu ermöglichen«, sagte Oberbürgermeister Stefan Schostok dazu. Dass dafür mehr Geld von Land und Bund nötig ist, betonte Bezirksbürgermeis­ ter Michael Sandow auf der SPD-Veranstal­ tung. Weder Kastning noch ­Schostok wider­ sprachen. Volker Macke /Miriam Delacor

Ungleich verteilt Die meisten Flüchtlinge im Vergleich zur Bevölkerung beherbergt der Bezirk ­Misburg-Anderten: 233 Flüchtlinge bei 32.529 Einwohnern. Die wenigsten der Stadtbezirk Hannover-Nord: 16 Flüchtlinge bei 30.996 Einwohnern. In AhlemBadenstedt-Daven­stedt sind bisher 181 Zufluchtsuchende bei rund 32.725 Einwohnern untergebracht. Bothfeld-Vahrenheide beherbergt da­gegen nur 42 Flüchtlinge bei 48.250 Einwohnern. Herrenhausen-Stöcken gibt 177 Flücht­lingen Obdach bei 35.900 Einwohnern, in Linden-Limmer leben nur 62 Flüchtlinge bei 44.950 Einwohnern.


8

Asphalt 12/2014

Anonymer Krankenschein?

Diakonisches Werk und Malteser Migranten Medizin helfen Menschen, deren Aufenthaltsstatus ungeklärt ist – den sogenannten »Papierlosen«. Bremer Modell vorbildlich. ders auch schwangeren Frauen. »Durch meine Sprachkenntnisse komme ich bei der Migranten Medizin mit den Menschen ins Gespräch und biete ihnen an, ihren Status und ihre Rechte gemeinsam zu klären.« Oft sind ihre Klienten verzweifelt, wie lange es dauern kann, bis ein Urteil über ihr Bleibe­ recht fällt. Das Diakonische Werk befürwortet gemein­ sam mit anderen Institutionen der Migran­ tenhilfe den »anonymen Krankenschein«. Sonja Marek: »Es muss aus h ­umanitären Gründen eine unbürokratische Regelung der Krankenfürsorge für die Papierlosen geben.« Denn es dürfe nicht sein, dass Mütter, Väter und Kinder, die als Flüchtlinge ohnehin kör­ perlich und seelisch belastet sind, aufgrund eines fehlenden Krankenscheins schwer erkranken oder gar sterben. Als vorbildlich gilt das 2005 in Bremen eingeführte Modell: Es gibt unter ärztlicher Schweigepflicht ano­ nymisierte Krankenscheine aus ohne die Gefahr des Verrats an die Ausländerbehör­ den. So ist auch gewährleistet, dass schwere Infektionskrankheiten gebannt werden, bevor sie Einzelpersonen und weite Bevölke­ rungskreise gefährden. Das Modell gilt seit 2012 auch in Hamburg, die Grünen brachten ähnliche Vorschläge 2014 in den niedersäch­ sischen Landtag ein. Eine Erprobungsphase in Hannover und Göttingen könnte 2015 beginnen – falls die beiden Städte akzeptie­ ren. Weitergehender Vorschlag der AIDSHilfe: ein nationaler Gesundheitsfonds zur Krankheiten warten nicht, bis der Versicherungsstatus eines Menschen geklärt ist. nachhaltigen medizinischen Versorgung der Kirchenasyl untergekommen? Minderjährig den Land zu klären und geltend zu machen, Papierlosen, den Krankenversicherungen, und unbegleitet aus einem Nicht-EU-Land? aber auch die notwendigen Pflichten zu pharmazeutische Industrie und Kommunen Allein in Hannover beläuft sich die Zahl der erfüllen. Wir leisten Soforthilfe in Not und gemeinsam tragen. Renate Schwarzbauer Menschen mit prekärem oder völlig unge­ vermitteln zwischen den papierlosen Men­ klärtem Status auf mehrere Tausend, bun­ schen und den deutschen Behörden, Gerich­ – Informationen zu »DiaMiPa« des Diakonidesweit auf mindestens eine halbe Million. ten, der Polizei, den Sozial- und Arbeitsäm­ schen Werkes unter www.diakonischesViele von ihnen haben keine Krankenversi­ tern.« werk-hannover.de oder Tel. 0511 – 3687-161. cherung und wagen sich nicht zum Arzt aus Häufig knüpft Visitación Aceiunta Castel­ – Die Malteser Migranten Medizin ist in Angst vor Abschiebung. Sie leiden, obwohl lanos den ersten Kontakt zu ihren Klienten 13 deutschen Städten aktiv (Niedersachsen: ihre Krankheiten heilbar wären. bei der Malteser Migranten Medizin Han­ Hannover und Osnabrück). Unter www. »Jedes Schicksal ist eine neue Geschichte«, nover. Diese darf mit gesetzlicher Erlaubnis malteser-migranten-medizin.de auch mehr sagt Sonja Marek. Sie leitet beim Diakoni­ Hilfesuchenden unabhängig von ihrem Auf­ zum »TraumaNetzwerk«, das bei der Suche schen Werk die Abteilung »pro migration« enthaltsstatus medizinische Erstuntersu­ nach Therapeuten und Dolmetschern für und begegnet dort vielen Menschen ohne chung und Notfallversorgung geben, beson­ traumatisierte Flüchtlinge hilft. geregelte medizinische Versorgung: »Der­ zeit ändert sich die gesetzliche Lage stän­ dig.« Wer mit Migranten arbeitet, muss sich immer auch die neuesten juristischen Fak­ ten aneignen: Wem stehen welche Rechte und Leistungen zu? »Das raubt uns manch­ mal Zeit, die wir den Hilfesuchenden lie­ ber direkt zuwenden würden.« Visitación Aceiunto Castellanos ist Sozialarbeiterin ­ beim Projekt »DiaMiPa« des Diakonischen Werkes (»Diakonische Migrationsarbeit für Personen mit ungeklärtem Aufenthalts­ status«). Sie berichtet: »Bei DiaMiPa unter­ stützen wir Migranten, ihre Rechte im frem­ Foto: Picture-Alliance/dpa

Gebrochener Arm, Hepatitis, Mandelent­ zün­ dung, Magen-Darm-Virus, Schwanger­ schafts­ vergiftung: In medizinischen Lehr­ büchern werden wirksame Therapien beschrieben für solche Krankheiten und Verletzungen. In der Realität aber hängt die Aussicht auf Heilung wesentlich davon ab, welchen Status der erkrankte Mensch hat. Ist er deutscher Staatsangehöriger? Aus­ länder mit Niederlassungsrecht? EU-Bür­ ger? Anerkannter Asylbewerber, abgelehn­ ter Asylbewerber, geduldeter Asylbewerber, Asylbewerber vor der Abschiebung? Papier­ los, illegal, der Abschiebung entzogen, im


Foto: REUTERS/Rafael Marchante

Asphalt 12/2014

9

Melilla, Spanien in Afrika: Ein Polizist ­kontrolliert die 12 Kilometer Zaun zwischen der reichsten und der ärmsten Welt.

Europas blutiger Zaun

Hauptmann Gallego kämpft gegen die Anstürme von afrikanischen Migranten im spanischen Melilla. Ibrahim aus Kamerun hat es über den millionenteuren Grenzzaun geschafft. Zwei Menschen und ein Tag am südlichsten Rand Europas. Als er Ibrahim sah, verzog Hauptmann Gallego das Gesicht. Er war sichtlich ent­ ­ täuscht. Gestern hatte er uns den Zaun rauf und runter chauffiert, seinen Zaun, und uns alles erklärt: Wie sie kommen, warum sie nicht kommen dürfen, und dass das alles ein »fettes Problem« sei. Er war stets freund­ lich geblieben. Und jetzt spazierten wir am Tisch draußen vor dem Casino Militar von Melilla vorbei, wo Gallego sein Bier trank, und hatten Ibrahim im Schlepptau. »Der da ist über den Zaun gekommen?«, sagte der Hauptmann, und es war eher eine Feststel­ lung als eine Frage. Ich nickte. Es war klar, dass die Unterhaltung damit beendet war. Am Tag zuvor hatte Gallego uns im Jeep der Guardia Civil durch Melilla gefahren, von ganz unten am Meer bis ganz hoch zum Zaun. 20 Jahre war Gallego bei der Guardia Civil im nordspanischen San Sebastian, wo er gegen die Militanten der baskischen ETA

kämpfte. »Es gibt Morddrohungen gegen mich«, sagte er. Darum will er nicht, dass sein Gesicht fotografiert wird. Vor fünf Jah­ ren wurde Gallego nach Melilla versetzt, an den südlichsten Rand Europas. Wenn im spanischen Fernsehen der Wet­ terbericht kommt, sieht man Melilla nicht. Es liegt so weit unten auf der Karte, dass es von dem Balken verdeckt wird, über den die Börsenkurse flimmern. Was nicht wei­ ter schlimm ist, meist scheint ohnehin die Sonne. Melilla ist, zusammen mit dem wei­ ter westlich gelegenen Ceuta, europäisches Territorium auf dem afrikanischen Konti­ nent. Ein Ort, wie ihn ein fieser Drehbuch­ autor nicht besser hätte erfinden können: die Landgrenze zwischen den Ärmsten und den Reichsten der Welt. Deshalb der Zaun: Seit in den letzten zehn Jahren immer mehr junge Männer aus Ländern südlich der Sahara versuchen, über Melilla nach Europa

zu gelangen, hat die EU die zwölf Kilome­ ter Grenze für Millionen Euro aufgerüstet. Mittlerweile stehen da drei Zäune, sechs Meter der höchste, bewehrt mit rasiermes­ serscharfem Stacheldraht. Gallego war fünf Jahre lang Chef des Zauns. Jetzt, mit über 55, ist er seit Kurzem Reservist und kümmert sich um die Sorgen der Bevölkerung. Und um Journalisten. »Der Draht mit den Klin­ gen ist gut sichtbar«, sagte Gallego. »Wer da raufklettert, weiss, worauf er sich einlässt.« Ibrahim, 28, aus Kamerun, wusste, worauf er sich einließ, als er in der Nacht vom 27. auf den 28. am Zaun stand. Ibrahims sanfte Stimme bricht, wenn er von jener Nacht erzählt: »Es war mein dritter Versuch, aber so nahe an den Zaun hatte ich es zuvor nicht geschafft. Wir waren Hunderte, und alle wollten dasselbe: einfach nur da rüber.« Fortsetzung auf der nächsten Seite


10 Asphalt 12/2014

Die Wucht des Schwarms Ein Jahr verging, Ibrahim versuchte es mehrmals von Tanger aus über das Was­ ser und ertrank dabei zweimal fast im Mit­ telmeer. Zurück im Wald war Ibrahim dann bei einem der grössten Anstürme dabei, den Melilla je erlebt hat. »Wir waren etwa 800 Leute, vor allem Malier und Kameru­ ner, und wir waren gut vorbereitet. Mit uns waren vier Frauen, eine davon schwanger«, erzählte er. »Nach Mitternacht brachen wir auf. Vom Wald waren es etwa zwölf Kilome­ ter bis zum Zaun. Wir marschierten meh­ rere Stunden über Ziegenpfade durch kleine Nadelwälder. In einer Senke warteten wir, den Zaun etwa einen Kilometer vor uns. Dann, gegen 4.30 Uhr, kam der Helikopter. Die Guardia Civil hatte uns entdeckt. Das hieß, dass auch die Marokkaner bereits auf dem Weg sein mussten.« Gallego steuerte den Jeep am Zaun ent­ lang. Er und seine Männer, sagte er, seien das Erste, was »el Negro«, der Schwarze, von Europa sehe. »Aber ihn sehen wir schon lange vorher.« Jeder Sektor des Zaunes, A1 bis A79, ist totalüberwacht, alle zehn Meter gibt es Infrarotkameras und Flutlichter, Geräuschsensoren und Bewegungsmelder. Der Helikopter der Guardia Civil, der auf dem kleinen Flughafen von Melilla steht, ist mit einer Wärmebildkamera bestückt, genauso wie einige Fahrzeuge. Damit lässt sich jede Bewegung im Gelände auch in stockdunkler Nacht auf Kilometer entfernt entdecken. Oft stürmen die jungen Män­ ner aus Afrika die Grenze zu Hunderten, die rohe Wucht des Schwarmes ist ihre einzige Chance gegen die technische Übermacht. »In letzter Zeit sind sie immer besser organi­ siert, fast schon militärisch«, sagte Gallego. »Viele von uns waren schon mehrmals am Zaun«, erzählt Ibrahim weiter. »Manche haben ihn auch schon bezwungen, wur­

den dann aber von der Guardia Civil wie­ der nach Marokko abgeschoben. Das ist ein Vorteil, denn diese Brüder kennen das Ter­ rain. Sie wissen, wo man am besten angreift und wie man auf der anderen Seite ins Lager kommt. Nur weil du es auf europäischen Boden geschafft hast, bist du noch nicht in Sicherheit. Sicher bist du erst im Campo. Wir hatten eine Taktik entwickelt: Einige stoßen mit langen Haken den Stacheldraht am ers­ ten Zaun hoch, damit die anderen darunter hindurch können.« Jedes Mal, wenn sie wieder stürmen, schaf­ fen es einige, manchmal viele. Mit Ibrahim gelangten in jener Nacht 500 Menschen auf europäischen Boden. Jedes Mal bleiben aber auch Schwerverletzte zurück, werden von den Grenzschützern der Forces Auxiliaires auf der marokkanischen Seite zusammen­ geschlagen und mit Steinen beworfen, fal­ len vom Zaun oder ziehen sich tiefe Schnitt­ wunden zu. Manchmal wird auch scharf geschossen. In den letzten zwei Jahren sind mehr als 50 Menschen am Zaun von Melilla Drei Minuten für drei Zäune: Wer nach Europa will, gestorben. Gallego. Über die Methoden der Kollegen Europa oder tot von der anderen Seite will er nicht urteilen, »Als der Helikopter kam, bekam ich Angst. Marokko sei ein souveräner Staat, »sie tun, Aber ich wusste, dass dies der Moment war: was sie für richtig halten«. jetzt oder nie. Seit zwei Jahren war ich unter­ Ibrahim begann zu klettern. »Oben auf wegs, und in der nächsten Stunde könnte ich dem ersten Zaun spürte ich einen dump­ tot sein oder drüben, in Europa. Ich rannte fen Schmerz am Hinterkopf. Ein Stein hatte los, etwa eine Viertelstunde lang.« Dann mich getroffen, geworfen von einem marok­ stand Ibrahim am Zaun. »Da wird gedrängt, kanischen Soldaten. Ich spürte, wie mir das gezogen, geschrien, Leute klettern überei­ Blut in den Nacken floss, aber ich konnte nander, stoßen vorwärts. Alleine schafft es mich halten. Die Füße wurden eiskalt. Aber keiner, aber es können auch nicht alle rüber.« du machst einfach weiter. Du darfst nicht Hauptmann Gallego lenkte den grün-weiß zurückschauen, sonst bekommst du Angst. lackierten Jeep in die Sicherheitszone Pina­ Da gibt es nichts, was dir helfen könnte.« res de Rostrogordo und parkte, unten im Am dritten Zaun, der letzten Hürde, merk­ letzten Sektor, A79, wo der Zaun endet und ten sie, dass sich etwas verändert hatte. »Da die Grenze jäh ins Mittelmeer abfällt. Er war plötzlich ein sehr feines Geflecht ange­ lehnte sich an die Brüstung über der Klippe. bracht über dem Maschendrahtzaun, den Von seinem Gurt baumelte die kleine Beretta wir schon kannten. So fein, dass unsere Fin­ mit weißem Kunstperlmuttgriff. Durch ger und Zehen keinen Halt fanden. Das Pro­ das Gewirr von Maschendraht war auf der blem ist, dass du für diese ganze Aktion nur anderen Seite ein marokkanischer Soldat drei Minuten hast. Du musst drüben sein, zu sehen, eine vermummte Gestalt in der bevor sich genügend Guardia Civil an der bereits brütenden Vormittagssonne. Hin Stelle versammeln können, wo du runter­ und wieder zog er an einer Zigarette. Gal­ kommst.« Geschafft. lego winkte ihm zu, aber der Gruss blieb Hauptmann Gallego stellte den Wagen im unerwidert. »Wenn wir sie kommen sehen, Hof des Hauptquartiers der Guardia Civil geben wir den Marokkanern Bescheid«, sagt ab. Oben, gleich einen Stock über seinem Foto: REUTERS/Jesus Blasco de Avellaneda

Ein Jahr und acht Monate zuvor hatte seine Reise begonnen. Mit dem Zug von der Hauptstadt Yaoundé aus. Fünf Monate spä­ ter war er einer von Tausenden, die sich im marokkanischen Wald von Gourougou auf die letzte Etappe vorbereiteten: Der Zaun, nur wenige Kilometer entfernt, war das letzte Hindernis. Doch je näher er Europa kam, desto langsamer ging es vorwärts.


Asphalt 12/2014 11

große Lösung. »Es bringt nichts, wenn man dem Afrikaner einen Fisch schenkt«, sagte er dann noch. »Man muss ihm das Fischen beibringen.« Aber das sei nicht sein Job. »Der Zaun ist der Zaun, und unsere Aufgabe ist der Schutz der Grenze.«

Ohne Asyl nach Spanien

muss todesmutig und körperlich in Bestform sein.

Büro, befindet sich »die Zentrale«. In einem fensterlosen Raum saßen vier Uniformierte vor Monitoren. In der Zentrale läuft alles zusammen, was die Kameras und Bewe­ gungsmelder am Zaun registrieren. Melil­ las Augen und Ohren sind 24 Stunden am Tag weit geöffnet. Wie viel das alles kostet, ist nicht genau bekannt. 2005 gab die spa­ nische Regierung 33 Millionen Euro aus, um den dritten Zaun zu bauen. 700 Beamte, davon 300 nur für den Schutz des Zauns, hat allein die Guardia Civil in Melilla stati­ oniert. Hinzu kommen die Policia Nacional und die Grenzpolizei. Trotzdem kommen immer mehr Menschen über den Zaun, die­ ses Jahr laut den Behörden schon mehr als 5.500. Schon fast zweieinhalb Mal so viele wie 2013. »Warum setzt man den Zaun nicht unter Strom?« fragte ich. »Das geht nicht«, sagte der Hauptmann ruhig. »Europa dreht ja schon durch, wenn wir Stacheldraht anbringen wollen oder Wasserwerfer ein­ setzen.« Also baut man weiter am Zaun: Im April beschloss Madrid wieder einmal 1,3 Millionen Euro für den Zaun, im Juni wei­ tere 1,5. Und auch Brüssel hat erst diesen Sommer 10 Millionen Euro Soforthilfe für Ceuta und Melilla überwiesen.

Melilla ist Garnisonsstadt. In den Hotels an der Plaza de las Culturas checken jeden Tag uniformierte Männer mit großen schwarzen Taschen ein und aus: Guardia Civil, Policia Nacional, Luftwaffe, Marine. Sie sitzen mor­ gens in den Cafés beim Frühstück, und nach der Siesta sind auffällig viele durchtrai­ nierte Tätowierte mit Bürstenschnitten und rasierten Beinen unterwegs. Die Parkplätze an der Gasse zwischen den Hotels Anfora und Rusadir nehmen Streifenwagen und Mannschaftstransporter mit vergitterten Fenstern in Beschlag. Wenn sich am Zaun etwas tut und die Zentrale der Guardia Civil Alarm schlägt, dann klatschen hier die Blau­ lichter an die Fassaden und jaulen die Sire­ nen durch die Nacht. Hauptmann Gallego führte uns zurück in den Hof, wo eine Gruppe von Guardia-CivilBeamten gerade eine neue Wärmebild­ kamera auf einem Kastenwagen montierte.« »El honor, nuestra principal divisa« – Die Ehre ist unser oberstes Ideal, steht da ein­ gemeißelt auf einem Steinblock neben dem Pförtnerhäuschen. Und über dem Eingang: »Todo por la patria«, alles für das Vaterland. Das alles, meinte Gallego zum Abschied, sei ein großes Drama, und es brauche eine

Oben, wo der Zaun sich von der Straße löst, um sich um den Golfplatz von Melilla zu ziehen, liegt das Auffanglager. CETI nen­ nen es die Spanier, Campo de Estancia Tem­ poral de Inmigrantes. Für die rund 1.400 Menschen, die hier leben, ist es schlicht das Campo. Ibrahim ist jetzt seit drei Mona­ ten im Lager. »Das Leben hier besteht aus Essen und Schlafen. Ganz anders als im Wald. Dort konnten wir uns manchmal vier Wochen oder länger nicht waschen. Man konnte froh sein, wenn es einmal am Tag etwas zu essen gab. Seit ich im Campo bin, habe ich sechs Kilo zugenommen.« Doch das Lager ist nur Zwischenziel. Das erste Wort, das man hier lernt: »Salida«, Abreise. Wer ankommt, will weiter auf’s Festland, wo es hoffentlich Arbeit gibt. Niemand beantragt in Melilla Asyl, wo das Verfah­ ren ­m indestens drei Jahre dauert. Ein büro­ kratisches Paradox: Um nach Spanien zu ­kommen, müssen die Migranten ein Doku­ ment unterschreiben, in dem sie sich bereit erklären, Spanien freiwillig zu verlassen. Es ist, als ob sie gleich im Voraus auf alle Rechte verzichten. Dann werden sie aufs Festland gebracht. Immer dienstags und mittwochs ist Salida. Dann hängen Aufseher im Campo die Listen auf. »Wenn du deinen Namen am Brett siehst, kannst du packen. Um elf Uhr abends geht das Schiff nach Malaga«, erklärt Ibrahim. Nach fünf Jahren in Spa­ nien erhält man eine Aufenthaltsbewilli­ gung. Bis dahin sind Flüchtlinge Freiwild. Ist wieder einmal ein Abschiebungsflug nach Kamerun organisiert, sammelt die Polizei in den großen Städten der iberischen Halbinsel Kameruner ein, bis der Flug voll ist. Doch solange sie sich im Süden aufhal­ ten, lässt man sie weitgehend in Ruhe. Denn dort werden sie in den großen Treibhäusern gebraucht, Gurken und Tomaten ernten für eine Hand voll Euro am Tag – für die Super­ märkte in Deutschland. Amir Ali/street news service


12 Asphalt 12/2014

Weihnachtsknobelei Schon Albert Einstein hatte seine wahre Freude an sogenannten Logicals, also Rätseln, die durch logische Schlüsse gelöst werden können. Unser Rätsel spielt in der Weihnachtsgasse 33, in diesem Haus gibt es vier Wohnungen, zu jeder Wohnung gehört ein Kind. Es ist Heiligabend und die Geschenke werden verteilt …

Knobeln Sie mit!

1. Annika Melcher bekommt von ihren Eltern etwas geschenkt – und zwar genau das, was sie sich gewünscht hat. 2. Tim hat sich ein Computerspiel gewünscht, bekommt aber schon wieder selbstgestrickte Socken und ist ein bisschen enttäuscht. 3. Frau Kerner schenkt ihrer Tochter ein Fahrrad. 4. Anton wohnt in Wohnung 2. 5. In Wohnung 3 verbrennt die Weihnachtsgans, aber das tut hier nichts zur Sache. 6. Paula wohnt in Wohnung 4. 7. Herr Simmel ist regelmäßiger Asphalt-Leser und verschenkt zu Weihnachten ein Buch. Er wohnt nicht in Wohnung 3. 8. Über das Puppenhaus freut sich das Kind in Wohnung 1. 9. Oma Prisewill strickt eben gerne.

Unsere Frage: Welches Geschenk bekommt Anton?


Asphalt 12/2014 13

Wenn Sie unsere Rätselfrage beanworten können, dann schicken Sie uns die Lösung ­unter dem Stichwort »Weihnachtsknobelei« einfach per Post, Fax oder E-Mail an: Asphalt-Magazin Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Fax: 0511 – 30 12 69-15 gewinne@asphalt-magazin.de Unter allen Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir dreimal das Tee-Set für die besonders gemütliche Stimmung – mit zwei Teegläsern, Untersetzern, Löffeln und winterlichem Früchtetee.

Viel Glück!

Anzeige

JODEXNIS® - Versicherungsmakler GmbH*

www.

.de

Sorgen Sie selbst für Ihren Schutz!

DAS WICHTIGSTE ZUERST! Absolut werbefrei, übersichtlich und himmlisch einfach.

**

Jetzt NEU! Die richtige APP für Sie! Tageweise Unfall-Versicherungsschutz, ganz spontan und situationsabhängig auch von unterwegs abschließen.

* Erfahrung seit 1952. Mit ein paar Clicks gehört diese Erfahrung Ihnen. Kostenlos! ** ClickVers versichert Sie, wenn Sie Versicherungsschutz brauchen. Sie entscheiden durch unser Angebot. Garantie: Ihre Adresse wird nicht für sogenannte Online-Leads weiter gegeben! JODEXNIS Versicherungsmakler GmbH · Postfach 346 · 30003 Hannover · Tel.: 0511 35 39 85-60 & -80 AnzJODEXNIS_2.indd 1

31.10.14 15:16


Das Fahrgastfernsehen. · Goethestraße 13 A · 30169 Hannover · (0511) 366 99 99 · redaktion@fahrgastfernsehen.de


Biografisches Asphalt 12/2014 15

Wer war eigentlich …

Foto: Picture Alliance/Everett Collection

… Steve Biko? Williams Town nicht mehr verlassen und sich mit höchstens einer Person in einem Raum aufhalten. Betrat ein dritter Mensch den Raum, musste Biko gehen – oder er machte sich strafbar. Seine Worte durften nicht zitiert werden. Doch Biko versuchte immer wieder, den Behörden ihr Unrecht vorzuführen. Er versteckte sich nicht, sondern redete, reiste und sagte denen, die ihn immer wieder verhafteten, dass sie unrecht handelten, im Auftrag eines unrechtmäßigen Regimes. Am 18. August 1977 wurde Biko außer­ halb von King Williams Town festgenom­ men. Biko wusste, dass dieses Regime, das schon so viele getötet hatte, auch ihn nicht verschonen würde. Er schlug zurück, Biko galt als brillanter Theoretiker und wenn er geschlagen wurde, damit die Wär­ Redner, aber auch als warmherziger und ter nicht ihr Programm, die vorgegebene mutiger Mann. Hätte er das Ende der Form der Folter, durchsetzen konnten. Apartheid erlebt, er hätte dieses neue Süd­ afrika prägen können und stünde heute vielleicht in einer Reihe mit Er wollte ihnen zeigen, dass sie Marionet­ten sind. Er schlug ihnen Nelson Mandela und Bischof Desmond Tutu. Noch als Medizin­ sogar vor, ihn zu fesseln. »Wenn Sie zulassen, dass ich reagiere«, student gründete Steve Biko 1969 die »Südafrikanische Studenten­ sagte er zu den Wärtern, dann würde er das natürlich tun. »Und ich befürchte, dass Sie mich dabei organisation« (SASO) und wurde töten müssen, selbst wenn es so Anführer einer Bewegung, die nicht Ihre Absicht ist.« »Black Consciousness« einfor­ dert, also das schwarze Bewusst­ 1980 schrieb Peter Gabriel zum sein. Im ­rassisti­schen Südafri­ka hatte das Regime die Apartheid zur Staatsdoktrin gemacht, die Gedenken den Song »Biko« und sang: »You can blow out our c­ andle, getrennte Entwicklung von schwarzer und weißer Bevölkerung. Im but you can’t blow out our fire.« (Ihr könnt unsere Kerze auspusten, Alltag hieß dies: Unterdrückung der schwarzen Mehrheit im Land. aber nicht unser Feuer.) Der Mord an Biko brachte das ApartheidDie Black-Consciousness-Bewegung füllte das Vakuum, das seit Regime weiter in die internationale Isolation. Die Politik änderte dem Verbot der Bürgerrechtsbewegungen ANC von Nelson Mandela das nicht, nicht zuletzt, weil trotz eines Embargos etwa auch deut­ sche Firmen weiter gute Geschäfte mit Südafrika machten. Statt die und dem PAC von Robert Sobukwe im Jahr 1960 entstanden war. Schuldigen am Tode Bikos vor Gericht zu stellen, ging das Regime In einem Aufsatz im Jahr 1973 blickte Biko in die Zukunft: »Wir hart gegen Freunde und Wegbereiter Bikos vor. Auch sie wurden sind aufgebrochen, um nach Humanität zu suchen.« Mit der Zeit, unter einen Bann gestellt und sollten mundtot gemacht werden. Steve Bikos Worte von einem in einer wohl fernen Zeit, werde einheitlichen Südafrika blieben man in der Lage sein, »Südafrika – »Steve Biko. Schrei nach Freiheit«, Donald Woods, Goldmann bis zum Ende der Apartheid ver­ die größte nur mögliche Gabe – »Steve Biko: Ich schreibe, was mir passt«, Marianne Schulz-Rubach boten. zu geben: ein menschliche­ (Hrsg.), Oberbaum Am 16. Dezember ist in Süd­ res Antlitz«. Biko schrieb diese – »Biko«, Peter Gabriel, vom Album »Peter Gabriel 3«, auch auf afri­ ka »Day of Reconciliation«, Sätze in dem Jahr, in dem ihm in Deutsch erschienen der Tag der Versöhnung, ein Form eines Banns strenge Res­ – »Schrei nach Freiheit«, Kinofilm von Sir Richard Attenborough, nationaler Feiertag. triktionen auferlegt wurden: Er DVD (KSM-Klassiker) 14,95 Euro durfte seine Heimatstadt King Gerd Schild Am 11. September 1977 legte Stephen Bantu »Steve« Biko mehr als 1.000 Kilo­ meter von Porth Elisabeth nach ­Pretoria zurück – in einem Polizeitransporter, nackt, seit vier Tagen im Koma, mit schwe­ ren Kopfverletzungen. Einen Tag später stellte man den Tod des südafrikanischen Bürgerrechtlers fest, der nur 30 Jahre alt werden sollte. Die Behörden gaben als offizielle Todesursache an: Folge eines ­ Hungerstreiks. Der zuständige Minister James Kruger sagte zum Tod Bikos den noch heute legendären Satz in Afrikaans: »Dit laat my koud« – zu Deutsch: Das lässt mich kalt.

Stolzer Kämpfer gegen die Apartheid


16 Asphalt 12/2014

Unsere Dezember-Tipps

Verschiedenes

Kinder

Weihnachtsbräuche

Mitmach-Ausstellung

Beim stimmungsvollen Stattreisen-Spaziergang »Oh du fröhliche …« durch das vorweihnachtliche Hannover hören Sie Erzählungen von alten Bräuchen und Traditionen und erfahren mit allen Sinnen, was seit Jahrhunderten den besonderen Reiz der Adventszeit ausmacht.

In der Mitmach-Ausstellung »Ich sehe was – was siehst du?« ist nichts so, wie es zunächst scheint, wenn das Wechselspiel von Kunst und Wissenschaft dargestellt wird: Aus einem scheinbar abstrakten Bild wird ein Smiley, eine Feder zeichnet wie von Geisterhand Bilder in den Sand (auf dem Foto geht der zehnjährige Johannes der Sache auf den Grund). Optische Täuschungen, natursimulierende Formen, springende Kugeln … Es gibt viel zu entdecken in der Ausstellung für Kinder ab fünf Jahre. Dabei können sie Kunst experimentell betrachten und Wissenschaft sinnlich-emotional erleben und in der offenen Werkstatt sonntags eigene fantastische Kreisel oder fließende Sandbilder herstellen.

2., 3., 5., 7., 9., 10., 12., 14., 16., 19., 21.12., 17 Uhr (Dauer ca. 1,5 Std.), Treffpunkt Historisches Museum, Burgstraße (Endpunkt Altes Rathaus), Hannover. Kosten: 8 Euro.

9.11. bis 1.3.15, montags bis freitags 9 bis 17 Uhr, sonntags 11 bis 17 Uhr, Kindermuseum Zinnober, Badenstedter Straße 48, Hannover. Eintritt: 5 Euro, Kinder ab drei Jahren 4 Euro. Kinder mit HannoverAktiv-Pass Eintritt frei.

Lichtaktion 200 Fenster im Erdgeschoss und im 1. Stock aller Häuser rund um den südstädtischen HeinrichHeine-Platz werden von innen mit Kunst-Transparentbildern aus verschiedenen durchsichtigen Materialien erleuchtet und bestrahlen so den Platz. Zur Eröffnung der Lichtaktion gibt es am 7. Dezember Glühwein und Musik.

versität Erlangen-Nürnberg), der in seinem Vortrag zum Thema »Das Friedenspotenzial der Religionsfreiheit« die weltweite Problematik verdeutlichen wird. Anschließend besteht die Möglichkeit zu zwanglosen Gesprächen und Austausch.

7. bis 21.12., täglich 18 bis 20 Uhr. 10.12., 19 Uhr, Haus der Heinrich-Heine-Platz, Hannover. Eintritt frei.

Religionsfreiheit Beim 2. Hannöverschen Forum zum Tag der Menschenrechte machen Amnesty Bezirk Hannover und das Haus der Religionen auf wiederkehrende Verstöße gegen Religionsfreiheit und Menschenrechte aufmerksam. Mit Hamideh Mohagheghi vom Rat der Religionen, Martin Roger vom Vorstand Amnesty International und dem Theologen, Historiker und Philosophen Prof. Dr. Heiner Bielefeldt (Uni-

Religionen, Böhmerstraße 8, Hannover. Eintritt frei.

Besondere Zeichenschule Bei Dr. Sketchys Anti Art School trifft Zeichenkurs auf Kabarett: Zeichenbegeisterten stehen atemberaubende Persönlichkeiten Modell, posieren und performen, diesmal Champagne Sparkles aus Berlin. Dr. Sketchy ist Spaß mit schrägen Zeichenwettbewerben und unglaublichen Modellen in extravaganten Kostümen – in loungiger Atmo-

Musik

sphäre, mit einem guten Drink in der Hand und zu stimmiger Musik wird so eine außergewöhnliche Kunstform betrieben. Tuten und Phrasen Zeichen- und Maluntensilien In der Reihe »Tuten & Phrasen« bitte selbst mitbringen! kommt diesmal der Hamburger Singer/Songwriter Lukas Droese 14.12., 18 Uhr, KulturPalastLinden, Deisterstraße 24, Hannover. zum Wohnzimmerkonzert mit Eintritt: 12 Euro, erm. 9 Euro. Talkshow in die kestnergesellschaft. Mit Gitarre in der Hand Seniorentanz und der Loopstation unter dem Einmal im Monat schwofen Fuß, mit Wurzeln im amerikajunggebliebene Alte beim Seni- nischen und deutschen Pop und orentanz mit Live-Musik, gesel- beeinflusst von Soul und Hip ligem Beisammensein, Kaffee Hop verortet er sich fernab der und Kuchen und Programm. Im klassischen Liedermacher und Dezember ist das natürlich die steht doch in der Tradition ihrer alljährliche beschwingte Weih- größten Vertreter. nachtsfeier mit Kerzenschein 12.12., 20 Uhr, kestnergesellschaft, und Weihnachtsgebäck. Jeder ist Goseriede 11, Hannover. Eintritt frei. herzlich willkommen!

17.12., 14 Uhr, Kultur- und Kommunikationszentrum Pavillon, Lister Meile 4, Hannover. Eintritt: 4,50 Euro (inkl. Kaffee und Kuchen).

Alte Musik Das Institut für Alte Musik der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover stellt


Unsere Dezember-Tipps Asphalt 12/2014 17

Anzeige

mit ihrem umfangreichen Zubehör nicht mehr aus Kinderzimmern wegzudenken. Die Ausstellung zeigt liebevoll und detailreich zusammengestellte Themenwelten: Ritterturniere, Märchenszenen, Zirkus, ägyptische Landschaften  … Es darf nicht nur entdeckt und be­­ staunt, sondern auch gespielt werden! Außerdem beschäftigt sich Dr. Kathrin Panne am 11.12. um 15.30 Uhr unter dem Titel »Man ist nicht als Frau geboren, man wird es« mit dem Frauenbild bei Playmobil; am 14.12. und am 21.12. startet um jeweils 11.30 Uhr die Führung »Von Drachenrittern und Feenprinzessinnen«.

sich mit »Alter Musik zur Monatsmitte« vor – mit dem Original-Hammerflügel von Louis Dulcken von 1780 – 1790. Louis Dulcken, der 1761 in Amsterdam geboren wurde, entstammte einer traditionsreichen Instrumentenbauerfamilie und galt als der beste Cembalobauer seiner Zeit.

15.12., 19.30 Uhr, Kammer­ musiksaal Plathnerstraße 35, Hannover. Eintritt frei.

Ausstellung Alles brannte

und liefert so einen Beitrag zur grenzüberschreitenden Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit in Deutschland, Polen, der Russischen Föderation und Litauen. Sowohl Königsberg als auch Hannover gehörten zu Preußen, beide hatten Synagogen im Stil des Historismus, die während der Novemberpogrome 1938 zerstört wurden. Der umfangreiche, zweisprachige (deutsch-russisch) Ausstellungskatalog kann in der Ausstellung erworben werden.

6.11. bis 16.12., montags und mittwochs 14 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags 10 bis 12 Uhr, Liberale Jüdische Gemeinde Hannover, Fuhsestraße 6, Hannover. Eintritt frei.

Die Ausstellung »Alles brannte. Ostpreußen und Hannover – Playmobilzwei preußische Provinzen im November 1938« vergleicht erst- Spielgeschichte(n) mals die jüdische Geschichte Seit mittlerweile 40 Jahren sind in zwei deutschen Regionen die Spielfiguren von Playmobil

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

Dezember 2014 Montag, 1.12. AL DI MEOLA ausverkauft

6.12. bis 12.4. 15, dienstags bis

Dienstag, 2.12.

sonntags 10 bis 17 Uhr (24., 25. und 31.12. geschlossen, 26.12. 11 bis 17 Uhr), Bomann-Museum Celle, Schloßplatz 7, Celle. Eintritt: 5 Euro, Kinder bis 14 Jahre und Schüler Eintritt frei, freitags Eintritt frei.

AL DI MEOLA ausverkauft

Kinder

Sonnabend, 13.12.

Feuer im Großen Garten

Montag, 15.12.

Bei der Feuerrallye im Großen Garten machen sich kleine Abenteurer mit Rätseln, Aktionen und Geschichten von Lili & Claudius im (dunklen) Großen Garten etwa 90 Minuten lang auf die Suche – bis zum feurigen und wärmenden Abschluss. Auch im Januar und Februar.

19.12., 18.30 Uhr, Großer Garten, Herrenhäuser Straße 4, Hannover. Kosten: 7,50 Euro zzgl. Garten­ eintritt (Gesamtkarte 6 Euro, erm. 4,50 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei). Anmeldung unter Telefon 0511 – 228 14 71 oder per E-Mail info@lili-claudius.de.

Freitag, 5.12. BLACKPOINT JAZZMEN

TREVOR RICHARDS & PATT KLIPP

CHRISTOPH BUSSE QUARTETT Donnerstag, 18.12. B.B. & THE BLUES SHACKS Freitag, 19.12. B.B. & THE BLUES SHACKS nur noch VVK

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr


18 Asphalt 12/2014

Kultur im Fokus

Traum: Clown Die Clownsgruppe 50plus bringt nichts Geringeres als das Leben auf die Bühne – ein Mal auch zugunsten von Asphalt. ergänzt: »Der Spagat besteht darin, die Themen so rüberzubringen, dass man auch darüber lachen kann.« Ulrike Lüke-Rosendahl gibt auf der Bühne die Rosa Rasanta: »Rosa wollte ich immer schon heißen, es ist für mich der Inbegriff von Einfältigkeit und ich empfinde es als sehr entlastend, Im Jahr 2005 bot die erste staateinfältig sein zu dürfen.« Pure lich anerkannte BerufsfachFreude empfindet sie am Blödschule für Clowns in Deutschsinn machen, am wieder Kind land, das TuT (Schule für Tanz, sein dürfen. Und auch ihre MitClown und Theater) in Hanstreiter empfinden mit dem nover, eine Clownausbildung Clownsein Leichtigkeit. Es ist für die Generation 50 plus an. einfacher, Sachen direkt anzuNach absolvierter, anderthalb- Rote Nasen im Gesicht und das Lachen in den Augen: das Clownsensemble sprechen und Distanzen zu jähriger Ausbildung beschlossen 50 plus (ganz rechts stehend: Karli und Rosa Rasanta). unterschreiten, wenn man eine die AbsolventInnen zusammen zu bleiben, sich weiterzubilden und auf Tournee zu gehen. »Mitt- rote Nase im Gesicht hat. »Deshalb hat mir die Arbeit mit behinderlerweile ist aus 50 plus eigentlich schon 60 plus geworden«, scherzt ten Menschen immer am meisten Freude gemacht, weil die in der Ekkehard Rieger, der als Clown den etwas trotteligen, aber liebens- Lage sind, Distanz zu durch­brechen«, sagt Ekkehard Rieger alias werten und menschenfreundlichen Karli spielt. Immerhin feiern Clown Karli, »der Zugang zu Menschen ist mir seitdem viel leichter die etwas betagteren Clowns mit ihren roten Nasen Anfang Februar geworden.« Das bedeutet allerdings nicht, dass man übergriffig ein kleines Jubiläum: ihren 50. Auftritt! Dann heißt es im Braun- werden darf. Clowns müssen hier sehr feinfühlig sein, mahnen Rieschweiger Schloss: Bühne frei für Betty Quer, Else Säuberle, Flotte, ger und Lüke-Rosendahl unisono. Und bei aller Leichtigkeit darf eines nicht vergessen werden: »Es kommt zwar so leicht daher, aber Karli, Poppin, Priscilla, Ronaldo, Rosa Rasanta, Willy und Wilma. Doch zuvor stehen Mitte Januar drei Bühnen-Shows in Hanno- Clown zu sein, ist harte Arbeit.« Und lachende Menschen deren Entver auf dem Programm. Die letzte dieser drei Vorstellungen ist lohnung – wenn auch im neuen Jahr bei den Auftritten der Clowns eine Benefiz-Veranstaltung zugunsten von Asphalt – da darf in der 50plus wieder von ganzem Herzen gelacht wird, dann sind sie Hinter­buehne an der Hildesheimer Straße wieder ausgiebig gelacht zufrieden. Lorenz Varga werden. In Einzel- und Gruppennummern bringen die zehn clownesken Unikate nichts Geringeres als das Leben auf die Bühne. Und das besteht viel aus Alltag, in dem sich das Publikum selbst erkenHannover: Die Hinterbuehne, Hildesheimer Straße 39 a, nen und wiederfinden kann. Doch das Leben ist leider nicht immer Karten­elefon: 0511 – 350 60 70 lustig. »Einige Nummern sind, wenn man hinter das Lachen schaut, Freitag, 16. Januar 20.00 Uhr, Samstag, 17. Januar 20.00 Uhr, sehr tragisch«, sagt Ekkehard Rieger und Ulrike Lüke-Rosendahl Sonntag, 18. Januar 17.00 Uhr (Benefiz für Asphalt), Eintritt: 15 Euro/erm. 10 Euro Foto: Susanne Stiller

»Träume sind wichtig, vor allem wenn sie in Erfüllung gehen«, sagt Ulrike Lüke-Rosendahl. Sie ist Mitglied des TuT-Clown­ ensembles 50plus und hat sich zusammen mit ihren Mitstreitern einen Traum erfüllt: Clown sein.

Auftritte der Clowns 50plus

Anzeige

Braunschweig: Roter Saal im Schloss, Karten bei Konzertkasse Bartels, Schlosspassage 1, 0531 – 12 57 12 Freitag, 6. Februar 19.30 Uhr, Samstag, 7. Februar 19.30 Uhr, Sonntag, 8. Februar 17.00 Uhr Bremen, Theaterhaus Schnürschuh, Buntentorsteinweg 145, Kartentelefon: 0421 – 36 36 36, Samstag, 28. Februar 20.00 Uhr, Sonntag, 1. März 16.00 Uhr Mehr Infos unter www.clowns50plus.de


Asphalt 12/2014 19

Briefe an uns Oktober 2014

Mehr Wert

Prekär und einsam: auf der Suche nach Pfand Klamme Klasse: Hannover fehlen 88 Millionen Lustiges Pendant: der Ig-Nobelpreis für Skurriles Immer im Einsatz: Jan-Josef Liefers hat viel zu tun

Zur Kolumne von Karin Powser in der Oktober-Ausgabe

Schmerzensgeld steht Polizei zu Als treue Asphalt-Leserin freue ich mich normalerweise auf die Kolummne »Das muss mal gesagt werden«. Aber dieses Mal stieg mir beim Lesen »die Zornesröte ins Gesicht«, so wie Ihnen, Frau Powser, laut Ihrer Aussage beim Lesen von Artikeln, in denen steht, dass »wieder ein Polizeibeamter für irgendeine Bagatelle entschädigt werden will«. Ich kenne die Artikel, auf die Sie sich beziehen, nicht, aber Ihre Wortwahl führt beim Leser zu dem Eindruck, dass Polizisten immer wieder für Lächerlichkeiten Schmerzensgeld fordern. Was soll das? Wenn jemand sich bei seiner Fest-

Neuigkeiten aus dem Zoo

nahme wehrt, d.h. körperliche Gewalt gegen die ausführenden Beamten einsetzt, und diese verletzt, ist es angemessen, dass dafür anschließend Schmerzensgeld gezahlt wird. Polizisten repräsentieren unser Rechtssystem und haben einen Anspruch auf respektvolle Behandlung und körperliche Unversehrtheit. Viel zu oft werden sie unangemessen beschimpft oder sogar körperlich angegriffen. Das ist keine Bagatelle. Sie, Frau Powser, schildern Misshandlung durch Polizeibeamte und fragen, wo Ihr Schmerzensgeld vom Land Niedersachsen bleibt. Ich weiß nicht, ob Sie die geschil­ derten Vorgänge zur Anzeige gebracht haben – dies hätte zumindest Folgen für die Personalakten der betroffenen Beamten gehabt – oder was Sie sonst unternommen haben. Für die Infragestellung der Schmerzensgeldzahlungen an Polizeibeamte hat Ihre Schilderung aber auch gar keine Bedeutung. Von Ihnen erlittenes Unrecht rechtfertigt nicht Unrecht gegen Polizeibeamte. Eine solch undifferenzierte Stellungnahme hätte ich von Ihnen nicht erwartet. Sie hat meiner Ansicht nach in einer Zeitung wie Asphalt nichts verloren. Sigrid Radtke, Nordstemmen

gewinne!

Zauberhaftes Winterland Vom 28. November bis zum 16. Februar präsentiert sich der Erlebnis-Zoo Hannover wieder als Rundumwinterzauberpaket für die ganze Familie. Mit Schlittschuhbahn unter freiem Himmel, Rodelrampen, Wintermarkt mit kulinarischen Köstlichkeiten, Kunsthandwerk und regionalen Spezialitäten, Eislaufschule, Weihnachtsmann, Eisdisco und Karneval on Ice! Auf dem stimmungsvollen neuen Wintermarkt mit Kunsthandwerk und Köstlichkeiten duftet es verführerisch nach Glühwein und Kakao, Schmalzkuchen, Grünkohl-Eintopf, deftigen Kartoffelpuffern, knusprigen Waffeln, leckerem Schafskäse im Fladenbrot – das gastronomische Angebot lässt keine Wünsche offen.

1,60 €

davon 80 Cent Verkäuferanteil

November 2014

Klobale Not

Milliarden Menschen leben ohne sanitäre Anlagen Selbstmord auf Schienen: Trauma für Lokführer Straßenkinder-Kongress: Autonomie prekär Superstar mit Tiefgang: Chris de Burgh

Zur Asphalt-Aktion »Mehr Wert statt Mehrweg« in der November-Ausgabe

Wühlen im Müll Man kann den vielen mehr oder weniger Prominenten in Ihrem Heft nur Recht geben: Es ist eine Schande, dass hier bei uns Armut so üblich geworden zu sein scheint, dass das Wühlen im Müll der Anderen kaum noch jemanden stört. Gut, dass Asphalt das so eigenwillig und halt unbequem thematisiert hat. Man kann nur hoffen, dass sich viele entschließen können, das FlaschenSammeln gegen Asphalt-Verkaufen einzutauschen. Ob das so ist? Leider haben Sie uns darüber nicht aufgeklärt. Dion Drakovitch, Hannover Anm. d. Red.: Die Aktion lief Ende September an. Bis Redaktionsschluss (19.11.) haben sich 14 neue Verkäufer bei uns gemeldet.

Mit Asphalt in den Zoo!

Jeden zweiten Monat 10 x 2 Tageskarten zu gewinnen. Zur Verfügung gestellt vom Erlebnis-Zoo Hannover

Der Eintritt in den Winter-Zoo ist ab 16 Uhr Die Lösung unseres letzten Zoo-Rätsels frei! lautete: In Nordafrika. Sie haben die Chance, zwei Tagestickets für den Zoo Hannover zu gewinnen! Beantworten Sie uns einfach folgende Frage: Welches Schuhwerk braucht man, um im Winter-Zoo die Bahn unter freiem Himmel nutzen zu können? Viel Glück! Schicken Sie uns eine Postkarte, eine E-Mail oder

ein Fax mit Ihrer Antwort und dem Stichwort

»Zoo« bis zum 31. Dezember 2014 an: AsphaltRedaktion, Hallerstraße 3 (Hofgebäude),

30161 Hannover, gewinne@asphalt-magazin.de, Fax: 0511 – 30 12 69-15.

Foto: Zoo Hannover

1,60 €

davon 80 Cent Verkäuferanteil


20 Asphalt 12/2014

Aus der Szene

Weihnachten nicht allein Damit niemand allein bleiben muss: Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbände sowie Beratungs- und Hilfestellen öffnen an Heiligabend und an den Feiertagen ihre Türen.

Kontaktladen »Mecki« Raschplatz 8c Heiligabend: 8 – 12 Uhr Essenausgabe Leibnizufer 13 – 15 Heiligabend: 11 – 13 Uhr Beratungsstelle Hagenstraße 36 Heiligabend: 9 – 11 Uhr

Szenia – Tagestreff für Frauen Burgstraße 12 Heilgabend: 9 – 11 Uhr Treffpunkt Kötnerholzweg Kötnerholzweg 9 Heiligabend: 11 – 14 Uhr Tagesaufenthalt Nordbahnhof Engelbosteler Damm 113 25.12.: 14 – 18 Uhr Tagestreffpunkt »DüK« Lavesstraße 72 26.12.: 11 – 15 Uhr

Anzeige

DAS FACHKRANKENHAUS FÜR DIE SEELE

Wir sind ein seit über 150 Jahren privat geführtes psychiatrisches und psychosomatisches Fachkrankenhaus. Unser Stammhaus liegt in Ilten am östlichen Rand von Hannover. Sie finden uns mehrfach in Hannover, Celle und Lehrte.

„Für mehr Toleranz und Miteinander!“ Carsten Linke, Sporttherapeut im Klinikum Wahrendorff

Unsere Behandlungs- und Leistungsbereiche: • Allgemeinpsychiatrie • Transkulturelle Psychiatrie (speziell für Menschen mit ausländischen Wurzeln) • Seelische Gesundheit im Alter (Gerontopsychiatrie) • Station für Jugendliche und junge Erwachsene • Suchtmedizin • Psychosomatische Medizin (Schwerpunkte: Depression und Burnout) • Traumazentrum • Tagesklinik für Männer Wir behandeln je nach Wunsch des Patienten und Schwere der Erkrankung im Krankenhaus, in unseren Tageskliniken (werktags 8-17.00 Uhr) oder ambulant in den psychiatrischen Institutsambulanzen. Unsere Wahlleistungsstation bietet besondere Serviceleistungen. Seelisch und geistig behinderte Menschen finden in unseren Heimbereichen vielfältige Wohn- und Lebensperspektiven. Wir haben den Anspruch, unsere Leistungen in besonders guter Qualität zu erbringen. Wir legen großen Wert auf Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter und bieten mehr als 100 Ausbildungsplätze.

KLINIKUM WAHRENDORFF Rudolf-Wahrendorff-Straße 22, 31319 Sehnde, Tel. 05132 90-0 E-Mail: info@wahrendorff.de, www.wahrendorff.de

Foto: 123rf/Vajclav Mach

Offene Angebote für Wohnungslose

Arbeitsgemeinschaft Resohelp – Kirchengemeinde Vahrenwald Hilfe für Haftentlassene Vahrenwalder Straße 109 Hagenstraße 36 (Vahrenwald) 17 – 21 Uhr Heiligabend (Notdienst): 9 – 11 Uhr Lister Johannes- und Matthäus-Kirchengemeinde Weihnachtsstuben Gemeindezentrum Wöhlerstraße 13 (List) am 24.12. 15 – 20.30 Uhr Diakonisches Werk Kirchengemeinde Linden-Nord Haus der Diakonie (Mitte) Bethlehemkirche Burgstraße 8/10 Bethlehemplatz 1 (Linden-Nord) 15 – 18 Uhr 15 – 17 und 18 – 20 Uhr Ka:punkt Johanniter Grupenstraße 8 (Mitte) Pfarrlandstraße 5 (Linden-Nord) 18 – 20.30 Uhr 15 – 19 Uhr Die Heilsarmee AWO Am Marstall 25 (Mitte) Ernst-Korte-Haus 19 – 22 Uhr Posthornstraße 27 (LindenMitte) Titus-Kirchengemeinde Weimarer Allee 60 (Vahrenheide) 14 – 19 Uhr 19 – 22 Uhr Soziales Netzwerk Stöcken Ithstraße 8 (Stöcken) DRK-Altenzentrum 16 – 18 Uhr Elkartallee 6 (Südstadt) 15 – 17.30 Uhr


Aus der Szene Asphalt 12/2014 21

Szenia hat mehr Zeit

Szenia ist seit 1987 eine bekannte und viel gefragte Einrichtung in Hannover. »Wir schicken keine einzige Frau, die zu uns kommt, wieder weg. Ob Deutsche, EU-Bürgerin, Papierlose oder Asylbewerberin«, sagt Petra Tengler, Geschäftsführerin von Szenia. Die Besucherinnen, pro Jahr rund 700, sind wohnungslos oder akut von Wohnungslosigkeit bedroht. Einige schlafen auf der Straße und kommen direkt vom Plattemachen zu Szenia, bei anderen ist das Mietverhältnis akut gefährdet. Sie alle haben dringende Fragen zu Schulden, familiären Problemen, finanziellen Notlagen, Aufenthaltsrecht, Krankenversicherung, prekären Mietverhältnissen, Wohnungssuche. Sozial­ pädagogin Yvonne Brivio: »Wohnungsnot nimmt seit einiger Zeit wieder stark zu. Wir stießen an die Grenzen dessen, was wir an Hilfe leisten konnten, zumal es ja in ganz Niedersachsen keine weitere Anlaufstelle ausschließlich für wohnungslose Frauen gibt. Darum ist es wirklich gut, dass wir seit Oktober unseren Tagesaufenthalt um eine Beratungsstelle erweitern können.« In Arbeitsstunden ausgedrückt klingt die Neuerung eher bescheiden: Das Land Nieder­sachsen bewilligte eine halbe Stelle Sozialarbeit für die Beratungsstelle, und längerfristige Betreuungen können separat abgerechnet werden. Für die Alltagsarbeit und die Effektivität der Hilfe bedeutet dies allerdings viel. »In unserem Tagestreff bekommen die Frauen wie bisher Essen und Trinken zum Selbstkostenpreis, sie können duschen, Wäsche waschen, Internet und Schließfächer nutzen, eine Postadresse einrichten, Schreibarbeiten erledigen, Kontakt zu anderen Frauen aufbauen und auch eine Erstberatung erhalten. Wenn wir aber sehen, dass bei einigen Frauen hoher Beratungsbedarf besteht, weil ihre Notlage besonders komplex ist, können wir jetzt an das neue Angebot verweisen.« Häufig gehe es dann neben der materiellen Existenzsicherung auch um psychosoziale Krisenintervention, eventuell verbunden mit der Vermittlung psychologischer Hilfen: Fast alle Frauen in

Foto: M. Delacor

Wohnungsnot: Der einzige Tagesaufenthalt in ganz Niedersachsen nur für Frauen kann seine Hilfe um eine Beratungsstelle erweitern. Wohnungsmangel bleibt akut.

Rund 700 Frauen in Wohnungsnot finden pro Jahr Hilfe bei Petra Tengler (re.) und Yvonne Brivio.

Wohnungsnot haben in der Herkunftsfamilie, der Partnerschaft oder dem Bekanntenkreis Gewalterfahrungen und weitere traumatische Erlebnisse gehabt. Szenia ist in der Burgstraße untergebracht, im ältesten noch erhaltenen Haus Hannovers. An den Kosten für Renovierung und Einrichtung der neuen Beratungsstelle beteiligte sich die Thea-Messing-Stiftung, die auf eine verstorbene hannoversche Bürgerin zurückgeht: Sie hatte in ihrem Testament bestimmt, dass ihr Nachlass ausschließlich zur Unterstützung obdachloser Frauen und Mädchen verwendet werden solle. Auch die Stiftung des Ärztepaares Ricarda und Udo Niedergerke gab einen Zuschuss, ebenso die Gleichstellungsstelle der Stadt und der Bezirksrat Mitte. Träger von Szenia ist die »Selbsthilfe für Wohnungslose – SeWo«, die auch den Tagestreff »Nordbahnhof«, den täglich bis zu 150 wohnungslose Männer und Frauen aufsuchen, betreibt, sowie den »Saftladen« für wohnungslose trockene Alkoholiker. Wie viele andere Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe weisen auch die Mitarbeiterinnen von Szenia auf den akuten Wohnungs-

mangel in der Stadt Hannover hin: Wirklich effektiv könne Wohnungslosenhilfe nur sein, wenn es auch genügend Wohnraum gebe, in den stabilisierte Frauen und Männer vermittelt werden können. Yvonne Brivio: »In diesem Segment herrscht in Hannover seit Jahren Unterversorgung: Es fehlen rund 4.000 bezahlbare, kleine Wohnungen, deren Energiekosten nicht zu hoch sind.« Renate Schwarzbauer Szenia, Beratungsstelle für Frauen in existenziellen Notlagen und Wohnungsnot, Burgstrasse 12, 30159 Hannover. Telefon 0511 – 760 01 00, E-Mail: szenia-bs@ sewo-online.de. Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch 9 – 12 Uhr, Dienstag 14 – 16 Uhr und nach Vereinbarung. Anzeige

Arbeitsunfall? Sozialamt? Rente? Schwerbehinderung?

Pflegestufe?

Lassen Sie sich beraten!

Rechtsanwältin Andrea Nordmann Fachanwältin für Arbeitsrecht Lavesstraße 4/5 · 30159 Hannover Telefon: 0511.300 33 580 · nordmann.recht@t-online.de Gerne auch mit Beratungshilfeschein


22 Asphalt 12/2014

Aus der Szene

Warmes Essen und Hilfe Isabelle Nowak darf die 26. Wintersaison der Ökumenischen Essenausgabe Hannover eröffnen: Sie ist die neue Leiterin und freut sich sehr über diese Aufgabe: »Es ist eine beeindruckende Einrichtung, die Nachfrage ist groß. Viele Ehrenamtliche machen mit. An zwei Tagen in der Woche liefert uns wieder Cord Kelle vom Jägerhof in Langenhagen die kompletten Mahlzeiten.« 1988 gegründet, ist die Ökumenische Essenausgabe aus den Angeboten der Winterhilfe in Hannover nicht mehr wegzudenken: »Im vergangenen Winter kamen täglich rund 150 Be­­ sucherinnen und Besucher«, sagt Gottfried Schöne von der Zentralen Beratungsstelle des Diakonischen Werkes. »Sie leben

an der Armutsgrenze, sind obdachlos oder akut von Wohnungslosigkeit bedroht. Gegen Monatsende steigen die Besucherzahlen noch einmal an, vielen Menschen geht vor dem Letzten das Geld aus. Wichtig ist uns, dass wir es nicht bei der warmen Mahlzeit belassen, sondern stets offen sind für ein Gespräch mit den Besuchern und sie auf Wunsch an Einrichtungen zur Beratung, persönlichen Unterstützung und Versorgung vermitteln.« Die Essenausgabe wird gemeinschaftlich von Diakonie, Caritas und Ev.-reformierter Kirche getragen. An vier Tagen bereitet die Zentralküche des Friederikenstifts das Essen, zweimal pro Woche kocht und liefert Cord Kelle

ehrenamtlich. Er hat in Hannover den Verein »Kochen für Ob­­ dachlose« ge­­ gründet, dem sich weitere Restaurants, Firmen und Köche jederzeit anschließen können – auch für das Kochen an einzelnen, ausgewählten Tagen. Isabelle Nowak: »Die Unterstüzung für die Ökumenische Essenausgabe ist groß in Hannovers Bevölkerung –   ein tolles Zeichen!« Langfristig gesucht werden noch männliche Ehrenamtliche, die sich bei der Ausgabe des Essens engagieren Isabelle Nowak, Leiterin der möchten. sch Ökumenischen Essenausgabe. Ökumenische Essenausgabe: ge­­öff­­net 1. De­­zem­­ber – 15. März, Montag – Samstag, 11 – 13 Uhr, Leibnizufer 13 – 15 (Räume der Caritas), Telefon 0511 – 126 00 10 68,

Foto: S. Wendt

An rund 150 bedürftige Männer und Frauen gibt die Ökumenische Essenausgabe jetzt wieder täglich Mittagessen aus. »Kochen für Obdachlose« spendet Mahlzeiten.

E-Mail: essenausgabe@ zbs-hannover.de. »Kochen für Obdachlose«: Informationen unter www.kfo-verein-hannover.de.

Hinschauen Gegen den Kältetod auf der Straße: Bürgerinnen und Bürger können helfen.

Foto: Picture-Alliance/dpa

Gerade in den Wintermonaten sind die Menschen, die auf der Straße leben, besonders gefährdet. Rund 300 Obdachlose gibt es derzeit in Hannover. Zwar sinke bei Minusgraden die Zahl

Ein Anruf kann Leben retten – die Notrufnummer: 0511 – 990 40 15.

derer, die die Nacht auf der Straße verbringen, »aber schon 20 Menschen sind dramatisch. Wir sind jedoch sehr erleichtert, dass sich unsere Arbeit durch die geänderten Rahmenbedingungen qualitativ so verbessern konnte«, sagt Gottfried Schöne, Leiter der Zentralen Beratungsstelle für Personen in besonderen sozia­ len Schwierigkeiten (ZBS). Bereits im zweiten Jahr finanziert die Stadt Hannover die Straßensozialarbeit über den Winter hinaus ganzjährig. »Für uns bedeutet das, dass wir das ganze Jahr Kontakt hindurch halten können und nicht jedes Mal wieder im Oktober mühsam Vertrauen herstellen müssen.«

Wie auch in den vergangenen Jahren sind vier Sozialarbeiter vom Diakonischen Werk und der Selbsthilfe für Wohnungslose (SeWo) in Hannover unterwegs, um die vom Frost bedrohten Obdachlosen zu begleiten, Über ­­n achtungsmöglichkeiten zu vermitteln und zu beraten. Der Anrufbeantworter ihrer Notrufnummer 0511 – 990 40 15 wird täglich abgehört, und es wird so schnell wie möglich auf die Hinweise der Bevölkerung rea­ g iert. In akuten Notfällen sollte der Rettungsdienst unter 112 gerufen werden. Auch der Kältebus der Johanniter unterstützt die Winterhilfe wieder: Er fährt verschiedene

Stellen in Hannover an, verteilt Suppe und Kaffee sowie Schlafsäcke und warme Kleidung. Diese wird noch dringend benötigt: Wer Winter­ bekleidung, Müt­­zen, Schals, Schlafsäcke und vor allem Un­­ terwäsche abzugeben hat, kann sich an die ZBS in der Hagenstraße 36 wenden. Spendenabgaben: Mo 9 – 18 Uhr, Di – Do 9 – 13.30 Uhr und Fr 9  –  12.30 Uhr, Telefon: 0511 – 99 04 00 (in Einzelfällen können die Spenden auch abgeholt werden). sw Winternotrufnummer (AB): 0511 – 990 40 15, E-Mail: winternotfallhilfe@zbs-hannover.de, im akuten Notfall: 112


Aus der Szene Asphalt 12/2014 23

Weihnachten für alle In diesem Jahr erwarten die Veranstalter der Weihnachtsfeier für Bedürftige rund 600 erwachsene Gäste in der Glashalle des hannoverschen Congress Centrums (HCC). Ein Fest für Augen, Ohren und leeren Magen: Am Sonntag, den dritten Advent, wartet ein Drei-GängeMenü begleitet von Unter­­hal­­ tung, Comedy und Musik. Unter anderem dabei: die Wohn­ raumhelden, Rainer Schumann, Ecki Stieg, Matthias Brodowy, Thommi Baake und die AsphaltProtestsonggewinner Michel und Rabea mit ihrem Song

»Wem gehört die Welt«. Für er­­­ war­­tete 350 arme Kinder gibt es in der benachbarten Niedersachsenhalle Kinderschminken, die Zauberkünste von Cody Stone und den Weihnachtsmann mit Geschenken. Ex-FurySchlagzeuger Rainer Schumann ist von Anfang an mit Begeisterung dabei. Auch in diesem Jahr ist er zuversichtlich: »Das wird ein richtig geiler Tag – für alle!«. del

Foto: M. Delacor

Dritte Feier für Obdachlose und Bedürftige aus Hannover im HCC.

Weitere Infos zur Feier gibt es unter: www.weihnachts- Engagiert: Matthias Brodowy, Ecki Stieg, Cody Stone und Rainer Schumann feier-fuer-hannover.de. (v.l.n.r.).

Anzeige

Obdachlosigkeit wird jünger Wohnungslosenhilfe schlägt Alarm. Immer mehr junge Menschen in sozialen Schwierigkeiten und mit psychischen Erkran­­ kun­ gen nutzen die Anlaufstellen für Obdachlose und Bedürftige, warnte der Geschäftsführer der Zentralen Beratungsstelle Niedersachsens (ZBN), Ulrich Friedrich, anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der ZBN. »Diese Entwicklung beobachten wir mit Sorge«, so Friedrich. Der niedersächsische Ministerpäsident Stephan Weil forderte in einem Grußwort: »Der Kampf gegen Teilhabearmut und für möglichst frühe Bildung und Qualifizierung der Menschen muss im Mittelpunkt stehen.« Dafür sei ein gemeinsamer Kraftakt von Bund, Land und Kommunen nötig. Zurzeit bieten 137 Beratungs­stellen, Tages­­woh­

nun­gen, Übernachtungsstellen und weitere Einrichtungen in Niedersachsen Menschen ohne Obdach Hilfe an. Die Hilfean­ gebote für Wohnungslose werden von Wohlfahrtsverbänden, insbesondere Caritas und Diakonie, getragen, die im Auftrag des Landes Niedersachsen tätig sind. Zuletzt meldete auch das Sozialministerium erhöhte Zahlen jugendlicher Obdachloser. »Kinder und Jugendliche machen so schon früh die Er­fahrung, ausgegrenzt zu werden. Ordnungsbehörde, Jugendhilfe und Sozialdienste in den Kommunen müssen eng zu­­ sammenarbeiten, um Familien schnellstmöglich wieder aus der Perspektivlosigkeit zu holen«, so Ministerin Cornelia Rundt. del


24 Asphalt 12/2014

Aus der Szene

Das muss mal gesagt werden

Die Vorweihnachtszeit und das bevorstehende neue Jahr sind Anlässe zum Besinnen; zum Besinnen auf Gewesenes, zum Besinnen auf das, was die Zukunft bringen kann/wird. Denke ich an meine Vergangenheit, möchte ich vielen Menschen Danke sagen, danken, dass sie mir in schwierigen Zeiten geholfen haben und auch immer noch helfen. Danken meinem »Fan-Club«, danken Inge und Rolf vom Alten Bahnhof Anderten und dem ganzen Team, ebenso wie dem Team von Asphalt, die auch immer wieder Rücksicht auf meine Krankheit nehmen, danken den vielen Begegnungen auf der Straße, die mir Mut machen und mir helfen, mich von dem Krebs nicht unterkriegen zu lassen, sondern zu kämpfen und meinen Alltag zu meistern. Ohne all diese Menschen hätte ich schon längst mein Leben weggeworfen. Und ich möchte anderen Menschen wünschen, dass auch sie an Mitmenschen geraten, die ihnen in schlimmen Zeiten zur Seite stehen. Allen LeserInnen dieser Zeitung wünsche ich eine schöne Vorweihnachtszeit und ein geruhsames Weihnachtsfest. Karin Powser Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

gesucht – gefunden Verkäufer Andreas, Nr. 1903: Ich wünsche allen meinen Kunden schöne Weihnachten und ein gesundes neues Jahr 2015. Kontakt: 01520 – 102 96 02.

Verkäuferin Cora, Nr. 410: Suche dringend einen Bodenstaubsauger, hohe Wattzahl. Kontakt: 0176 – 25341608. Verkäufer Jörg, Nr. 2117: Ich wünsche ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2015!

Verkäuferin Cordula, Nr. 1683: Suche mit zwei kleinen Hunden eine Wohnung (50 m2), möglichst Erdgeschoss; Miete wird vom Amt übernommen. Außerdem einen Rollator und einen Laptop mit 4 GB RAM. Kontakt: 0163 – 926 07 62.

Verkäufer Hasso, Nr. 1881: Ich suche einen 25er oder 50er Motorroller. Fahrbereit. Kontakt: 01578 – 701 89 37.

Verkäufer Thomas, Nr. 1909: Ein schönes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2015 wünsche ich euch allen. Suche kleine Wohnung, sowie 25er bis 50er Motorroller. Danke fürs Jahr 2014. Kontakt: 0151 – 26 87 64 63.

Verkäufer Fred, Nr. 332: Ich wünsche all meinen Kunden ein schönes Weihnachtsfest, sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr. Besonders denen, die mir jetzt schon 20 Jahre treu geblieben sind. Kontakt: 0511 – 234 76 62.

Verkäufer Reinhold, Nr. 137: Suche Arbeit als Hausmeister, Gärtner oder Maler. Habe lange Erfahrung! Außerdem suche ich einen Benzinrasenmäher und eine Stereoanlage mit CD-Laufwerk. Kontakt: 0175 – 802 22 23.

Verkäufer Adel, Nr. 237: Suche Zimmer in Altbauwohnung. Kontakt: 0171 – 623 62 10.

Verkäuferin Bianca, Nr. 743: Allen meinen Kunden aus Langenhagen und vom Moltkeplatz wünsche ich eine schöne Advents-und Weihnachtszeit. Ein großes »Dankeschön«. Kontakt: 01575 – 796 93 33. Verkäufer Mario, Nr. 1970: Suche Gefrierschrank oder kleine Truhe. Außerdem einen Laptop oder PC – gern auch älter. Kontakt: 01573 – 389 69 26. Verkäuferin Heidi, Nr. 1786: Ich wünsche all meinen treuen Asphalt-Kunden und -Kundinnen eine schöne Adventszeit, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Danke für alle Nettigkeiten. Kontakt: 0179 – 377 75 92. Verkäufer Klaus, Nr.: 1955: Suche eine 1-Zimmerwohnung mit Bad, Küche, gerne Balkon, max. 50 m2, 364 Euro warm. Keine Provision. Außerdem ein altes Handy. Kontakt: 0511 – 30 12 69 20.

Verkäuferin Eileen, Nr. 2116: Ich wünsche ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2015. Ihre Asphalterin aus Rethen. Kontakt: 0151 – 26 21 63 92. Verkäufer Olaf, Nr. 1612: Suche 1- bis 2-Zimmerwohnung im Raum Hannover. Sofort oder später. Kontakt: 01575 – 180 04 70. Verkäufer Bernd, Nr. 156: Suche ein 28er Damenfahrrad, bitte nur Hameln und Umgebung. Kontakt: 0157 – 51 27 43 05. Wenn Sie Kleidung oder Kleinelektrogeräte kostenlos abgeben möchten, wenden Sie sich bitte an den Asphalt-Vertrieb unter 0511 – 30 12 69-20. (Abgabe nur nach vorheriger Absprache möglich!) Unter www.asphalt-magazin.de finden Sie außerdem verschiedene Anlaufstellen in unserem Verbreitungsgebiet.


Rund um Asphalt Asphalt 12/2014 25

»Motte macht mir Spaß« Aus dem Leben: Asphalt-Verkäuferin Heidi erzählt.

Meine Pflegemutter habe ich in diesem Sommer zum ersten Mal nach 13 Jahren in Freiburg besucht. In vier Stunden war ich da – mit ICE und für 30 Euro eine Strecke. Ich erinnere mich an eine frühere Fahrt, da war ich im normalen Zug aber mit Umsteigen zehn Stunden unterwegs. Eine Woche war ich in meiner alten Heimat, wo ich bei meiner großen Schwester geschlafen habe. Sie hat’s geschafft, ist anständige Krankenschwester geworden, hat ein Haus und drei Töchter – so wie wir es waren. Meine kleine Schwester ist diesen April gestorben. Das ist vor allem für meine Pflegemutter hart. Sie hat seitdem keine wirkliche Lebensfreude mehr, ich mache mir Sorgen. Das war ganz wichtig, dass ich sie besucht habe, nächstes Jahr will ich unbedingt wieder hin und sie sehen. Die-

ses ganze Jahr war schlimm. Erst der Tod meiner Schwester, dann meine starken Depressionen und jetzt kürzlich habe ich die Kündigung für meine Wohnung in Limmer bekommen, in der ich seit zehn Jahren wohne. Ende Mai muss ich da raus sein. Wegen Motte. ›Nach zehn so schönen Jahren mit solch einer angenehmen Mieterin bringen Sie so’n Klopfer und nehmen einen Hund zu sich, ohne mich vorher zu fragen‹, hat mein Vermieter zu mir gesagt. Ja, ich weiß, ich hätte vielleicht vorher mit ihm reden sollen, aber wahrscheinlich hätte er es nicht erlaubt. Ich habe mir schon so lange einen Hund gewünscht. Und dann kam Motte ganz plötzlich zu mir. Ein Bekannter hat sie mir aus einem Wurf mitgebracht. Und sie ist einfach geblieben. Und ich gebe sie nicht mehr her, ich gebe doch nicht mein Kind ab. Motte macht mir Spaß. Auch wenn ich schlecht gelaunt bin, schafft sie es, mich aufzuheitern. Und sie treibt mich an, bringt mich dazu, rauszugehen. Ich hatte früher schon mal eine Hündin, die genauso hieß wie meine Pflegemutter: Hanna. Als ich damals in Goslar in den Knast kam, musste sie ins Tierheim. Das war am härtesten für mich. In Goslar habe ich auf der Straße gelebt, in Hannover davor auch. Mit 24 bin ich aus Freiburg mit meinem damaligen Freund nach Heidelberg gegangen – und auch schon auf der Straße gelandet. Vorher hatte ich gearbeitet und in meiner eigenen Wohnung gewohnt, bis ich halt abgehauen bin. Neun Jahre war ich dann mit einem Mann zusammen. Bis er fremdging und ich weg aus der gemeinsamen Wohnung und aus der Stadt musste. So kam ich nach Goslar. Dort irgendwann fing es an mit den Drogen, da war ich 30. Dann zwei Jahre Gefängnis und Entzug. Heute bin ich 50 und schon lange drogenfrei, seit zehn Jahren bei Asphalt dabei und wohne ebensolange in meiner kleinen Wohnung. Die hatte ich damals auch über Asphalt bekommen. Für das nächste Jahr habe ich drei Wünsche: Dass es besser wird als das letzte. Dass ich meine Pflegemutter Hanna noch einmal sehe. Und dass ich eine neue Wohnung finde.«

Foto: K. Powser

»Mein Weihnachten früher – daran kann ich mich noch erinnern: Das war so richtig mit Baum, singen, meine Pflegemutter hat uns die Weihnachtsgeschichte vorgelesen, danach durften wir die Päckchen auspacken. Zu essen gab es immer Herings-Kartoffelsalat mit Roter Bete und Wienerle. Und abends sind wir in die Kirche gegangen. Das ist lange her. Ich mache mir nichts mehr aus Weihnachten, ich bleibe an dem Abend zu Hause mit meiner Hündin Motte und bin froh, wenn es vorbei ist. Das ist immer eine Zeit, die nicht so einfach für mich ist. Aber meine Pflegemutter schickt mir jedes Jahr ein Päckchen mit selbst gebackenen Keksen. Und zu meinem Geburtstag – drei Wochen vor Weihnachten, am 3. Dezember – kommt auch immer Post von ihr und sie ruft mich an. Meine Pflegemutter ist jetzt 84 und wohnt bei Freiburg. Dort bin ich auch aufgewachsen. Zusammen mit meinen Schwestern Carola und Brigitte und anderen Kindern habe ich im SOS-Kinderdorf gelebt. Carola war ein halbes Jahr, ich anderthalb und Brigitte fünfeinhalb Jahre alt, als wir dort hinkamen. Warum wir weg von unseren Eltern mussten, weiß ich eigentlich nicht. Meine Mutter kenne ich nicht, nur einmal habe ich sie kurz getroffen, als ich 33 und gerade mit einem Freund in Berlin war. Ihre Nummer hatte ich von meiner großen Schwester bekommen. Zur Begrüßung hat sie mir die Hand geschüttelt und zum Abschied 50 Mark gegeben. Das war alles sehr herzlos. Mein Vater war schon gestorben, als ich anfing, mich dafür zu interessieren, ihn kennenzulernen.

Heidi verkauft dienstags, mittwochs, freitags und samstags in der Sedanstraße/Lister Meile vor »Edeka«. Aufgezeichnet von Sonja Wendt


26 Asphalt 12/2014

Kleine Lobby – großes Ziel Allein im Kampf gegen Obdachlosigkeit in Europa: das Netzwerk Feantsa.

Foto: M. Delacor

Lange Schlangen vor Essensausgaben in Malaga, Porto, Bukarest, Bettelverbot in Budapest, Campierverbot in Wien – nur Facetten von Obdachlosigkeit in Europa. Die Zahl der Armen zwischen Atlantik und Ägäis steigt rasant: 125 Millionen Menschen sind europaweit von Armut bedroht – 11 Millionen mehr als vor einem Jahr. Ein Fünftel sind Kinder. Rund 1,1 Millionen Menschen leben auf dem reichsten Kontinent der Welt aktuell gänzlich ohne ein Dach über dem Kopf, so Feantsa, das organisatorische Dach der nationalen Wohnungslosenhilfen. Dass es in Zeiten der chronifizierten Finanzkrise weniger und nicht noch mehr werden, dafür streitet die kleine Armen-Lobby im Gewirr der professionellen Meinungsbildner in Brüssel. Im Zentrum der Europäischen Union wird die Politik von rund 20.000 Lobbyisten beeinflusst. Sie beraten Politiker, Kommissare und Verwaltungsfachleute. Diese so genannten Berater werden von Unternehmen wie Siemens, Bayer, Daimler oder auch der Deutschen Telekom finanziert. Spitzenreiter Siemens gibt laut Lobbycontrol.de etwa 4,36 Millionen Euro für Lobbyisten aus.

Feantsa-Sprecherin Suzannah Young.

Pro Jahr. Die zehn Top-Unternehmen, ge­­ reiht nach den höchsten Ausgaben, geben insgesamt rund 24 Millionen Euro aus, um Politik für Unternehmerbedürfnisse zu sensibilisieren. Gehört zu werden benötigt viel Kraft – sich gegen Interessensvertreter von wirtschaftstarken Unternehmen durchzusetzen, verlangt von der Nonprofit-Organisation Feantsa entsprechend ständige Präsenz. »Es ist natürlich einfacher, seine Ziele mit finanziellen Mitteln zu bestreiten«, sagt Suzannah Young freundlich. Sie ist eine von elf Aufrechten im kleinen Feantsa-Büro mitten in der grauen Innenstadt Brüssels, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Dachverbands. Es ist der einzige Verband, der speziell die Obdach- und Wohnungslosen gegenüber der Brüsseler Politik vertritt, ein bisschen David gegen den Goliath der Industrielobbyisten. Seit seiner Gründung im Jahre 1989 kämpft Feantsa »für ein Europa ohne Wohnungslose«. Doch der Weg zum Erfolg ist steinig. Nur ein Beispiel, Frankreich: Hier ist die Zahl der Obdachlosen seit 2001 um 50 Prozent gestiegen, davon ein Viertel Berufstätige. Insgesamt sind das 142.000 Menschen. Trotz aller Bemühungen der Europäischen Union bleibt die Zahl der Arbeitslosen laut einer aktuellen Bloomberg-Studie seit April 2013 konstant bei 12,1 Prozent. Gerade in europäischen Ländern mit keiner oder unzureichender Sozialversicherung werden aus Arbeitslosen Arme und aus Armen können Obdachlose werden. »Unter Berufung auf ihre Leitprinzipien der Solidarität und Partnerschaft ruft die EU im Jahr 2010 dazu auf, die Ursachen von Armut direkt und effektiv zu bekämpfen und damit allen Bürgern eine volle und aktive Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen«, heißt es noch auf der Internetseite des »Europäischen Jahres« 2010. Die dringend nötige Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung sollte in den Fokus der öffentlichen Wahrneh-

mung gestellt werden, die Bankenrettung legte da schnell ihr Handtuch drüber. Und die Armutsquoten stiegen weiter. Dennoch: Feantsa arbeitet eng mit der Europäischen Kommission zusammen, um diesen kritischen Zustand zu verändern. »Wir sind hoch motiviert und haben Kontakte in aller Welt. Seitdem wir online sind, finden wir noch mehr Gehör als zuvor. Sogar in Kanada und den Vereinten Staaten.« Jährlich bringt Feantsa ein Magazin heraus, welches sich mit Aktionen, Daten und Fakten rund ums Thema beschäftigt. Mit politischen Konferenzen versucht die Armenlobby so viele Menschen wie möglich mit dem Thema zu konfrontieren. »Sich mit Experten auseinanderzusetzen und mit anderen Interessierten in Kontakt zu treten, ist sehr wichtig«, sagt Suzannah Young. Die letzte Konferenz fand im Oktober in Bergamo, Italien, statt. Rund 450 Praktiker und Aktivisten aus EU-Mitgliedsstaaten diskutierten dort Erfahrungen und innovative Ansätze im Umgang mit Obdachlosigkeit. Veränderung macht Hoffnung: Mit der Wahl von Jean-Claude Juncker zum neuen Präsi­ denten der Europäischen Kommission re­­giert ein neues Team die Belange von 507 Millionen Europäern. »Armut hat Priorität«, postulierte jüngst Marianne Thyssen, die neue Kommissarin für Beschäftigung, Soziales und Arbeitskräftemobilität. »Das ist natürlich sehr positiv, aber nicht das Ende der Obdachlosigkeit«, erwidert Suzannah Young. Der erste Kontakt zur JunckerRiege ist bereits geknüpft, Feantsa hat sich einen guten Expertenruf erarbeitet. »Wir haben bisher achtzig Prozent unserer Finanzierung von der Europäischen Kommission erhalten, den restlichen Anteil bekommen wir von Spenden und Teilnahmebeiträgen von Veranstaltungen, die wir organisieren«, sagt Young. Bisher hat Feantsa als Netzwerkkopf vor allem Projekte anderer, nationaler, Organisationen unterstützt, um diesen Gewicht zu


Foto: REUTERS/Bodgan Cristel

Asphalt 12/2014 27

Anstehen für Essen: Obdachlose Rumänen warten vor der britischen Botschaft in Bukarest auf eine warme Mahlzeit.

Mit Öffentlichkeitskampagnen wie der im Jahr 2012 initiierten Aktion »Poverty is not a crime« machte Feantsa spektakulär die um sich greifende Kriminalisierung von Obdachlosigkeit zum Thema. Hintergrund: Immer mehr Länder haben den Aufenthalt von Obdachlosen in touristisch relevanten Gebieten oder gleich ganzen Innenstädten unter Strafe gestellt. In Ungarn wird Obdachlossein gar mit Gefängnis bestraft. Miriam Delacor

Der Dachverband FEANTSA

(franz.: Fédération Européenne d’Associations Nationales Travaillant avec les Sans-Abri) ist die europaweite Dachorganisation von Wohnungslosen- und Wohnungslosenhilfeverbänden, darunter die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) mit Mit­gliedern wie Caritas, Diakonie Paritätischer und AWO. Mit 150 Mitgliederorganisationen in 30 euröpaischen Ländern, legt Feantsa ihren Fokus speziell auf Wohnungslosigkeit auf europäischer Ebene. Mit Kampagnen und Hintergrundgesprächen kämpfen sie für ein Europa ohne Obdachlose. Mehr Informationen zu Feantsa auf www.feantsa.org

Anzeige

Unsere Mieter wohnen

VOLL ENTSPANNT

Wir haben mehr als 13.000 Wohnungen in Hannover – und begeisterte Mieter. Zum Beispiel, weil wir bei Bedarf sofort zur Stelle sind. Unsere Objekte sind top modernisiert, attraktiv und energiesparend. Für Singles, Paare, Familien und Senioren. In allen Größen und vielen Stadtgebieten.

www.gbh-hannover.de

creativteam.com

verleihen, doch »das verändert sich gerade, wir wollen in Zukunft auch eigene Projekte vorstellen«, so die Aktivistin. Feantsa arbeitet eng mit Universitäten zusammen, um durch Studien und Statistiken dem Thema Gehör zu verleihen. Daten und Fakten sind unerlässlich. Zum Beispiel Deutschland: Nach Aussage der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe lag die Zahl der Obdachlosen in Deutschland im Jahre 2012 bei 284.000 und klettert bis 2016 auf pro­ gnostizierte 380.000.


28 Asphalt 12/2014

Hausmusik 2.0

Über soziale Netzwerke im Internet finden Musiker und Musikliebhaber für Konzerte zusammen, die dann ganz intim und analog im privaten Wohnzimmer erklingen. Zu Besuch bei einem Sofakonzert in der hannoverschen Südstadt.

Foto: N. Jukschat

Schon von weitem sticht das Haus mit dem urig-verwilderten Vorgarten und den zahlreichen, am Holzzaun lehnenden Fahrrädern ins Auge. »Bitte nicht klingeln, der Schlüssel steckt« steht auf einem handgeschriebenen Zettel, der etwas schief am Türrahmen hängt. Beim Öffnen dringt dem Besucher ein buntes Stimmengewirr aus Englisch und Deutsch entgegen. Durch einen dunklen Flur geht es in einen in warmes Licht getauchten Raum, der aussieht, als wäre hier vor 50 Jahren die Zeit stehen geblieben. Es ist das Wohnzimmer von Bettina und ihrem Vater Peter. An diesem Abend verwandelt es sich in eine Bühne für die Münchner Band »Young Chinese Dogs« und wird von einem bunten Publikum gefüllt. Viele der rund 30 Gäste haben über Internetplattformen von dem Konzert erfahren und sind nicht zum ersten Mal hier. »Die meisten kenne ich inzwischen«, sagt auch die Gastgeberin, die von allen hier nur Betti genannt wird. »Leuten, die ich noch nie persönlich getroffen habe, schreibe ich vorher eine Nachricht. Erst bei einer vertrauenswürdigen Antwort und einem klarem Profil gebe ich meine Adresse heraus. Dann

Stehlampe und Cocktailsessel: Gemütliche

Atmosphäre ist beim Sofakonzert inklusive.

aber auch bedenkenlos«, erklärt Bettina, die noch nie Probleme mit ihren Gästen hatte: »keine Verwüstungen im Haus, keine Ausfälle, keine Prügeleien oder sonst was. Da bin ich auch ganz froh.« Es ist bereits das elfte Konzert, das sie in ihrem hannoverschen Wohnzimmer organisiert. Nachdem die 28-Jährige immer mal wieder verschiedene Wohnzimmerkonzerte besucht hatte, kam sie vor etwa eineinhalb Jahren auf die Idee, dass sie so etwas ja auch selbst einmal organisieren könnte. Weil es so gut klappte, wurde daraus schnell ein Selbstläufer.

Persönlich & individuell Wohnzimmerkonzerte, auch Sofakonzerte genannt, liegen im Trend. Wie Urban Gardening oder auch die Do-it-yourself-Bewegung befriedigen sie ein Bedürfnis nach besonderen Erfahrungen und Individualität jenseits des kapitalistischen Mainstreams. Mehr als ein bisschen Platz für Band und Gäste sowie ein wenig Mut und Offenheit braucht es nicht. Denn über Plattformen im Internet wie Sofaconcerts.org, Couchsurfing oder auch Facebook können sich fremde Menschen zu Hauskonzerten verabreden und Musikbegeisterte leicht die Musiker für Konzerte im eigenen Heim finden. In Hannover gibt es solche Konzerte mehrmals pro Monat. Mal ganz klein und sehr privat, mal etwas größer und offener. Meist treten eher unbekannte Bands und SingerSongwriter oder junge Talente auf. Diesmal hat sich mit »Young Chinese Dogs« bestehend aus Birte Hanusrichter, Oliver Anders Hendriksson und Nick Reitmeyer allerdings eine schon recht etablierte Band angekündigt – vergangenes Jahr wurden die FolkPop-Musiker von der Süddeutschen Zeitung zur Band des Jahres gekürt. Im Frühjahr tourten sie durch Deutschlands Clubs, jetzt besuchen sie verschiedene Wohnzimmer der Nation. Für die drei Künstler ist das

so etwas wie Abenteuerurlaub. »Leute, die sich eine Band und manchmal auch ganz viele fremde Menschen in ihr Wohnzimmer holen, sind auf jeden Fall spannend. Wir haben schon so unterschiedliche Typen kennengelernt und alle hatten eine unglaublich interessante Lebensgeschichte und Art zu leben – in Kommunen, Groß- und Kleinfamilien, WGs oder wie hier, Papa mit Tochter«, erklärt Bandmitglied Birte den Reiz dieser Konzerte. Das sieht auch ihr BandKollege Oliver so: »Und jedes Haus und jedes Wohnzimmer sieht komplett anders aus.« Diesmal haben die drei »Young Chinese Dogs« ihre Instrumente vor dicht gedrängt stehenden, bunt aus dem ganzen Haus zusammengesammelten Sitzgelegenheiten aufgebaut. Neben einem alten Cocktailsessel thront auf der breiten Fensterbank ein aufgeklappter Lederkoffer mit ihren Platten und CDs. Davor lehnt eine Akustikgitarre, weiter links stehen ein Kinderklavier, ein Akkordeon und ganz zentral ein Mikrofon. Mittendrin liegt lang ausgestreckt und träge der Hund »Muh«. Er gehört zum Inventar der Gastgeberin. Die huscht derweil geschäftig zwischen den nun immer zahlreicher erscheinenden Gästen umher. Noch tummeln sich die meisten in der Küche direkt nebenan.

Ganz nah Dort ist der große Esstisch mit verschiedensten Speisen gedeckt: gefüllte Tomaten, Blätterteigplätzchen, Linsensalat, Apfeltaschen, Brownies. Immer wieder schaut ein neues Gesicht herein und eine weitere Schüssel mit Salat oder Selbstgebackenem landet auf dem Tisch. Das gehört zum Prinzip der Wohnzimmerkonzerte: Jeder bringt etwas für ein gemeinsames Abendessen und zum Snacken zwischendurch mit. Schon beim Essen kommen Besucher und Musiker ins Gespräch. Gegen 20 Uhr sind


Foto: Privat

alle satt und die Gäste ziemlich neugierig auf die Musik. Birte tritt ans Mikro, die beiden Bandkollegen platzieren sich links und rechts von ihr. »Hätten wir gewusst, dass es hier so tolles Essen gibt, hätten wir die letzten zwei Tage gefastet. Der Resonanzraum im Körper ist jetzt bei uns allen etwas eng geworden, aber im Laufe des Konzerts wird’s schon wieder besser«, verspricht Birte zur Begrüßung. Dann erklingen die ersten Töne. Einige Besucher versinken entspannt etwas tiefer in ihrem Sessel, bei anderen beginnen Kopf und Füße im Takt zu wippen. Die Band bekommt jede Regung im Publikum genau mit. Ein riesiger Kontrast zu großen Konzerten, findet Birte: »Wenn etwas schief geht, oder wenn irgendwas Unvorhergesehenes passiert, dann hast du halt die Reaktion direkt vor der Nase. Und natürlich auch andersrum: Wenn da jemand vor dir sitzt und dich breit angrinst, dann kann dich das schon mal aus dem Konzept bringen.« Und prompt ergeht es ihrem Bandkollegen Nick so, der bei dem Song »This town is killing me« den Text vergisst und Birte damit zu einem Lachanfall bringt, von dem sich das Publikum schnell anstecken lässt. Tapfer spielen die drei den Titel zu Ende und ernten von einem jungen Mann aus der ersten Reihe direkt einen heiteren Kommentar: »Nächstes Mal möchte ich aber von den Brownies auch was abhaben.« Kollektives Gelächter. Nick kontert: »Der Song ist übrigens die zweite Single von diesem wunderbaren Album, den haben wir auch nur zum fünfzigmilliardensten Mal gespielt.« Immer wieder entspinnen sich zwischen den Stücken solche Dialoge. Diese Intimität und Nähe machen den Reiz der Wohnzimmerkonzerte aus. Es ist eine Begegnung zwischen Publikum und Band auf Augenhöhe. »Die Atmosphäre ist super, nicht so verkrampft«, findet Jenny, die an diesem Abend schon zum zweiten Mal bei Betti zu

Asphalt 12/2014 29

Auf der Wohnzimmerbühne: Beim Sofakonzert in der Südstadt kamen sich die Band »Young Chinese Dogs« und das Publikum näher.

Gast ist. Von den »Young Chinese Dogs« ist sie total begeistert: »Ich mag die Musik sehr gerne, die sind dazu auch noch megasympathisch.« Der Abend verfliegt. Schon spielt die Band den letzten offiziellen Song. Wohnzimmerkonzerte sind in der Regel gegen 22 Uhr vorbei – aus Rücksicht auf die Nachbarn. Durch die Reihen wandert derweil der obligatorische Hut, in dem für die Band gesammelt wird. Viele Fünf- und Zehn-

Euro-Scheine landen darin. Dann kommen doch noch drei Zugaben. Als auch die letzte gespielt ist, sind alle zufrieden und gelöst. Bei Bier oder Wein lassen Band, Gäste und Betti den Abend gemeinsam ausklingen. Und dazwischen liegt immer noch Hund »Muh« auf seinem Stammplatz im Wohnzimmer und schläft. So, als wäre nichts gewesen. Nadine Jukschat


30 Asphalt 12/2014

Ihr Engagement | Impressum

Ja, ich unterstütze das Asphalt-Projekt!

Impressum

Ich übernehme ­eine Patenschaft für das Straßenmagazin, indem ich es mit dieser Summe fördere:

Euro

[  ] einmalig [  ] vierteljährlich [  ] monatlich [  ] halbjährlich

Dieser Betrag soll zur Deckung der laufenden Kosten und zum weiteren Ausbau des Projektes ­verwendet werden. [  ] Ich bitte Sie, den Betrag von meinem Konto abzubuchen*: IBAN: BIC: [  ] Ich überweise den Betrag regelmäßig auf Ihr unten genanntes Konto. [  ] Bitte Spendenquittung zustellen Name/Vorname: Straße/Hausnr.: PLZ/Ort:

Gründungsherausgeber: Walter Lampe

Ort, Datum/Unterschrift: Spendenkonto: Ev. Kreditgenossenschaft IBAN: DE35520604100000602230 BIC: GENODEF1EK1 Gläubiger-ID: DE32ZZZ00000959499

* SEPA-Lastschriftmandat: Ich/Wir ermächtigen die Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Zahlungen von unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs­ datum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/ unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

Geschäftsführer: Reent Stade

Gesellschafter: Diakonisches Werk Hannover e.V. und H.I.o.B. e.V.

Spendenkonto: Evangelische Kreditgenossenschaft e.G. IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1

Redaktion: Jeanette Kießling (V.i.S.d.P. dieser Ausgabe), Volker Macke, Renate Schwarzbauer, Sonja Wendt

Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de

Freie MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: ­ A. Ali, M. Delacor, Greser & Lenz, N. Jukschat, K. Powser, N. Puscz, G. Schild, L. Varga

Redaktion Celle: Ulrich Rennpferdt

Fotografin: Karin Powser

E-Mail (falls vorh.):

Einfach per Post oder Fax an: Redaktion Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Fax: 0511  –  30 12 69-15

Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes

Asphalt Vertrieb & Verlag gGmbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15

Redaktion Nord-West: Hanne Holi Herstellung: eindruck, Hannover Druck: v. Stern’sche Druckerei, ­Lüneburg

Anzeigen: Heike Meyer

Druckauflage: 35.000

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer

Asphalt erscheint monatlich.

Archiv: Dr. Waltraud Lübbe Vertrieb & Soziale Arbeit: Helmut Jochens (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 19.11.2014 Für un­auf­gefor­dert ­ein­ge­sandte Manu­­­skripte, ­Bilder und Bücher über­nehmen wir keine Gewähr. ­Rück­sendung nur, wenn Porto beigelegt wurde.

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

Asphalt dankt: W. + S. Mode, G. Adam, H. Biesemeier, Fam. Tristram, K.-H. Klitzke, R. Winkler, U Bohne, Fam. Feldmann-Abelmann, M. Weiberg, E. Heeren, B. Steinhaus, C. Hahner, Kath. Hochschulgemeinde Hannover, H. Rüter, H.-J. Berger, J. Grosser, R. Gellermann-Vogt, K. Rollier, D. Pelka-Boehne, K. Müller, R. Kraas, C. Kahle, E. + N. Rehbach, J. Bodmann, Fam. Rohowski, Fam. Haselboeck, H. Grundmann, S. Zehler, U. Köster, P. Hain, L. Vajuso, Fam. Hildebrandt-Söngen, H. Schäfer, H. Liesenberg, H. Schmidt-Alpers, R. Militz, E. Agbevide, ZPD Nds., G. Seidel, H. Neumann, C. Tiedemann, G. Grobe-Horneber, V. + N. Cermak, O. + I. Lorenz, G. + R. Kohl, G. Feger-Dupuis, C. Wascher, H. Tristram, A. Wollschläger, J. Schan, B. Jahn, Fam. Schrewe, R. Tallarek, E. + G. Stellpflug, H. Matthies, Ev.-luth. Marktkirchengemeinde, D. Hacker, Ev. Hilfsverein Albertinum, Ev.-luth. Auferstehungskirchen­ gemeinde, Verein Umsonstladen Bad Nenndorf, Hannover Concerts GmbH & Co., L. Riechers, G. Bernardo, I. Uhde, C. Hacke, S. Strombeck, H.-J. Schreiber, A. Eikemeier, R. Mueller, D. Hintze, K. Kranefuss, H. Kothe, H. Behnsen, H. Kuck, R. Wittram, H. Quasten, K. Faul, C. Ahlers, I. Ochs, D. Tetzlaff, S. Brenner, I. Fischer, R. + E. Kleineidam, V. + D. Ruppel, B. + H. Strickmann, H.-L. + F. Bertram, R. Hollweg, J.-W. Vogt, H. Grams, G. Algermissen, B. Seelaff, W. Neumann, W. Friedrich, E. + B. Labenski, M. Vogel, H. + I. Hesch, H. Hermann, H. Schaumann, K. Ravens, L. Breunung, G. Mensing, I. Nordhoff, B. + B. Dobke, O. Ernst, W. Berhold, W. + U. Kreutzmann, U. Wolf-Peltzer, U. Tinnemann, W. Knackmuss, W. + B. Niemann, E. Schulze, I. Semmler, R. Stamm, D. + E. Markowsky, H.-P. Fuchs, Kernbahc GmbH, T. Debertin, B. Plass, U. + U. Thies, R. Ansorge, M. + Prof. Dr. H. Reichmann, I. + Dr. G. Kliniksiek, A. + J. Schlieker, H. Schaefers-Winckler, A. Bode, I. Herzberg, P. Grobe, R. Hohmann, G. Behrens, M. Teuber, J. Heise, J. + Donneweg, H. + U. Hartmann, M. + A. Thiemig, A. Meyer, E. Mueller-Boeschen, L. Brettschneider, U. Wehking, R. Bolduan, M. Kehrbach, G. Ahlbrecht, G. + C. Hulsch, C. Wirsching, O. Hantel, R. Engelmann, H. Grundmann, H. Woeckner, E. Buechsel, C. Rohl, D. Sladek, H. + A. Sproetge, I. Herms, E. Braeuer, L. Schuette, G. Borkenhagen, C. Rapp, S. Bein, H. Eggers sowie allen anonymen Spendern und allen Patinnen und Paten.

Verkäuferausweise Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei Ver­käuferInnen mit gültigem Aus­weis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Hellblau

Der soziale Stadtrundgang Normalerweise findet unser offener sozialer Stadtrundgang immer am letzten Freitag im Monat statt – im Dezember wegen der Weihnachtsfeiertage aber nicht. Wir freuen uns, wenn wir Sie ab Januar 2015 wieder dazu begrüßen dürfen!


Silbenrätsel Asphalt 12/2014 31

Silbenrätsel Aus den nachfolgenden Silben sind 16 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Spruch von Cicero ergeben:

Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstrasse 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. be – büh – bung – ca – chris – deln – der – E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. dorn – ein – fahrt – gen – ha – he – in – irr – Bitte vergessen Sie Ihren Absender nicht! le – lett – los – ne – nie – re – rie – ro – ru – Einsendeschluss: 31. Dezember 2014 sand – se – sel – sinn – so – tee – ten – trag – treu – tru – tum – un – wer – ze Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir dreimal das Buch »Wasser. Ursprung des Lebens«. Wasser ist Leben. Und Leben ist Wasser. Genauso wie der 1. zweifaches Organ im menschl. Körper globale Wasserkreislauf das Leben auf der Erde ermöglicht, so sichert das Wasser auch in unserem Körper alle lebenswichtigen 2. Reise mit Abwegen Stoffwechselvorgänge. Bestsellerautorin Michaela Merten stellt die besten Anwen3. berühmter Opernsänger dungen für Gesundheit und Wohlbefinden vor – inklusive Wasserapotheke.

Ebenfalls dreimal haben wir den Feinschmecker »Alles über Olivenöl« für Sie – mit vielen Infos, Geschichten und Tipps rund um das Olivenöl: Neben 50 einfach nachzukochenden mediterranen Rezepten werden die besten 120 Olivenöle der neuen Ernte sowie die Wirkung von Olivenöl auf die körperliche Gesundheit vorgestellt. Außerdem: Reportagen, Einkaufstipps und Interviews rund ums Thema. »Alt werden ist das Schönste und Dümmste, was einem passieren kann«. Was uns das Alter nimmt und was es uns schenkt – »Jetzt endlich, spätestens jetzt, geht es um Intensität und nicht um das Mehr« sagt der Soziologe Reimer Gronemeyer in seinem persönlichsten Buch, mit dem er die Leserinnen und Leser dazu einlädt, einen ganz eigenen Umgang mit der großen Aufgabe Alter zu finden. Die Lösung des November-Rätsels lautet: Glück lässt sich finden, behalten ist die Kunst.

4. Gestalt aus der Nibelungensage

5. gelbe Blume

6. heilkräftige Baumfrucht

7. Teil der Bettwäsche

Greser & Lenz, Titanic

8. unvernünftig

9. ins Schleudern kommen

10. immergrüner Nadelbaum

11. illoyal

12. ein Gemüse

13. eine Religion

14. notwendig in der Autowerkstatt

15. Reklame

16. Vermerk z.B. im Klassenbuch

PS: Auch mit den Buchstaben des Asphalt-Magazins erhältlich.


Wir bringen Hannover zum Leuchten. Mit Sicherheit gut versorgt: enercity ist f端r Sie da. www.enercity.de

e v i t i s Po e

i g r e n Evon ier! h


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.