2014 11 Asphalt

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November 2014

Klobale Not

Milliarden Menschen leben ohne sanitäre Anlagen Selbstmord auf Schienen: Trauma für Lokführer Straßenkinder-Kongress: Autonomie prekär Superstar mit Tiefgang: Chris de Burgh


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Asphalt 11/2014

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Titelthemen... Klobale Not Milliarden Menschen leben ohne sanitäre Anlagen. Das hat für manche sogar tödliche Folgen. Ein Hintergrundbericht zum UN-Welttoilettentag. ___________________________________ 6 Autonomie prekär: Straßenkids 750 Kinder sind obdachlos in Niedersachsen, 20.000 deutschlandweit. Erstmals haben sich Straßenkinder zu einem selbst ­organisierten Kongress getroffen. _ __________________________ 20 Superstar mit Tiefgang 40 Jahre Karriere, 45 Millionen verkaufte Platten, ein neues Album: Chris de Burgh im Interview._________________ 24 Selbstmord auf Schienen Die Angst fährt mit: Bahnsuizide sind für Lokführer oft schwere traumatische Erlebnisse. Jährlich werfen sich bis zu 1.000 Menschen in Selbstmordabsicht vor einen Zug. ___________ 27

...und mehr Notizblock ________________________________________________ 4 Angespitzt: Kluge Erkenntnis _ _______________________________ 5 Die Bedürfnisfrage: Jede zweite öffentliche Toilette in Hannover kostet Eintritt. _____________________________________________ 5 Mehr Wert statt Mehrweg: Prominente unterstützen die Asphalt-Kampagne zum Thema Flaschensammeln. _____________ 10 Ein tolles Fest! Asphalt feierte Jubiläum _ ______________________ 12 Serie: Wer war eigentlich … Mary Anning? _ ____________________ 15 November-Tipps __________________________________________ 16

gewinne!

Kultur im Fokus ___________________________________________ 18 Aus der Szene ____________________________________________ 19 Rund um Asphalt _ ________________________________________ 22 Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Uwe erzählt. _______________ 23 Asphalt intern/Impressum _________________________________ 30

gewinne!

Silbenrätsel/Cartoon _______________________________________ 31

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Titelfoto: Photocase

November 2014

Klobale Not

Milliarden Menschen leben ohne sanitäre Anlagen Selbstmord auf Schienen: Trauma für Lokführer Straßenkinder-Kongress: Autonomie prekär Superstar mit Tiefgang: Chris de Burgh

Liebe Leserinnen und Leser, in der vorliegenden Ausgabe finden Sie einen Rückblick auf die Jubiläumsfeier zum 20. Geburtstag von Asphalt. Die ­Feier war für mich außerordentlich beeindruckend, weil mir in den drei Jahren meiner Tätigkeit für Asphalt nicht immer vor ­Augen war, welch großen Rückhalt unsere Straßenzeitung nicht nur in Hannover hat. Quer durch die Gesellschaft, von Politik, Kultur, Sport, Sozialbereich wie auch Geschäftswelt bis hin zu vielen privaten, zumeist stillen Unterstützerinnen und Unterstützern, hat es eine Vielzahl von Glückwünschen und Hilfestellungen gegeben. Dafür von dieser Stelle aus nochmals vielen herzlichen Dank! Gleichzeitig damit aber auch vielen Dank an den Gründungsherausgeber W ­ alter Lampe und die im Lauf von 20 Jahren zahlreichen Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die mit ihrem Mut und ihrem Engagement Asphalt erst zu dem gemacht haben, was es heute ist: Ein im Interesse der Verkäuferinnen und Verkäufer parteiergreifendes und, wenn notwendig, streitbares monatliches Magazin, das sich in Politik und Gesellschaft einmischt. Wir wissen, dass es neben dem großen ehrenamtlichen Engagement vor allem die Leserinnen und Leser von Asphalt sind, die unser Projekt tragen. Insofern richten sich die vielen Glückwünsche zum Jubiläum auch an Sie, an die Leserschaft von Asphalt. Angesichts der öffentlichen Wertschätzungen fühlt sich auch das Asphalt-Team mit Vertrieb und Journalismus bestätigt und für die weitere Arbeit zusätzlich motiviert. So hat die in dieser Asphalt-Ausgabe erneut thematisierte Flaschensammler-Kampagne zum Ziel, noch mehr zukünftige Asphalt-­ Verkäuferinnen und Verkäufer zu erreichen. Darüber hinaus gibt es erste Überlegungen, die Zeitung zu modernisieren, sie attraktiver zu machen. Dass dies nicht auf Kosten der sozialen, politischen und kulturellen Relevanz der Asphalt-Inhalte gehen wird, kann ich Ihnen hier versprechen.

Heiko Geiling


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Notizblock

Hannover. Gut 300 Menschen haben in Hannover für »Wohnraum für Alle« demonstriert. Tanzend zu lauter Musik zog der bunte Demonstrationszug nächtens durch die beiden Stadtteile Nordstadt und Linden. Zum Protest aufgerufen hatten der AStA der Universität, der Mieterladen, die Kampagne Ahoi sowie die Ver.di-Gewerkschaftsjugend. »Mietpreissteigerungen und soziale Verdrängungen sind im gesamten Stadtgebiet Hannover zu verzeichnen. Besonders betrof­fen sind Viertel mit einer lebendigen Kulturlandschaft wie Linden und die Nordstadt, wo unsanierte Gebäude verhältnismäßig günstig erworben werden können und nach Sanierung gewinnbringend als Eigentumswohnungen verkauft oder zu höheren Preisen neu vermietet werden«, so ein Sprecher der Demo. Für Menschen mit

Salz im Fluss

Hannover/Hann. Münden. Die Weser bleibt ein Salzwasserfluss. Das hat das Land Hessen entschieden. Anders als bisher zugesagt, soll die Salzeinleitung in die Weser aus den Kaligebieten im Werratal nicht bereits 2021 Anzeige

Foto: Tobias Kleinschmidt

Tanzdemo für ­Wohnraum

geringem Einkommen, die bislang in großer Zahl in diesen Vierteln wohnten, bliebe dann kein Platz mehr, hieß es. Zum ohnehin immer knapper werdenden Wohnraum in Hannover kommt jetzt eine steigende Zahl von Studierenden. 25.500 sind aktuell allein an der Uni eingeschrieben, so viele wie zuletzt vor zehn Jahren. Hinzu kommen 15.000 Studierende an den Hochschulen. Das Studentenwerk Hannover schlug jüngst

ebenfalls Alarm. Wohnheimplätze seien längst belegt. Der Markt reiche »bei Weitem nicht«. Hannover sei mit einer Unterbringungsquote in Wohnheimen von sieben ­Prozent aller Studierenden Schlusslicht in Niedersachsen, so Eberhard Hoffmann, Geschäftsführer des Studentenwerks. Nur einen Tag nach der Demonstration kam es in Linden erneut zu einer Hausbesetzung. Die Polizei räumte noch in der Nacht. mac

hen dem Land 2014 insgesamt rund 50 Mil­lionen Euro an Bundesmitteln zu. In gleicher Weise müsste sich das Land an der Städtebauförderung beteiligen. Tatsächlich sind die Mittel des Landes auf 11,3 Mio. Euro zusammengekürzt worden. Dies bedeute, dass insgesamt 80 Millionen Euro für die Städtebauförderung verloren gehen. Besonders betroffen von den Kürzungen seien die Städte und Gemeinden im ländlichen Raum, so der Präsident des Städte- und Gemeindebundes, Marco Trips. Während die Vorhaben in dem Programmteil »Soziale Stadt«, das überwiegend den großen Städten zu Gute kommt, vollständig finanziert werden, Hannover. Der Niedersächsische Städte- sei in den anderen Programmen kräftig und Gemeindebund (NSGB) lehnt die vom gekürzt worden, kritisiert der NSGB. mac Land verkündeten Kürzungen bei der Städtebauförderung entschieden ab. Er fordert Landesregierung und Landtag auf, die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel für 2014 voll gegenzufinanzieren. Ohne es nach »Wir wissen, dass Hannover unter außen hin deutlich zu dokumentieren, habe jungen, qualifizierten Menschen das Niedersächsische Sozialministerium im im Vergleich zu anderen Städten Jahr 2014 die Fördermittel für die Städteals weniger attraktiv gilt.« bauförderung »drastisch zusammengestriUlf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der chen«, so der Gemeindebund. Laut BundesRegion Hannover. vereinbarung zur Städtebauförderung ste-

enden, sondern erst 2075. Jetziger Stand. Niedersachsens Umweltminister S ­ tefan Wenzel nannte den Beschluss der südlichen Nachbarn »überraschend«. Der zwischenzeitlich angedachte Bau von Salzwasserpipelines durch Niedersachsen bis zur Küste, den viele Bürgerinitiativen zugunsten von mehr Leben im Fluss seit Langem fordern, ist offenbar auch vom Tisch. Zu teuer. Gleichwohl soll ein Stufenplan die Salzgehalte reduzieren, hieß es seitens der Länder. mac

Städtebau gekürzt

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Hoya, Celle, Neustadt, Rinteln, Springe, Bückeburg und Obernkirchen.

Zitat des Monats


Notizblock

Zahlenspiegel

diesmal: unterwegs

In den letzten 10 Jahren sind die Preise rund ums Auto um mehr als 20% gestiegen. Das Plus ist laut Statistischem Bundesamt auch auf die Spritpreise zurückzuführen. Superbenzin erhöhte sich zwischen August 2004 und August 2014 um 30%, Diesel wurde um gut 40 % teurer. Mit einer Steigerung um etwa 42% seit Herbst 2004 legten die Preise im öffentlichen Personennahverkehr am stärksten zu. Der Preis für Bahntickets erhöhte sich in diesem Zeitraum um etwa 37%. Die Preise für Fahrräder kletterten um nur 10 %. Die Verbraucherpreise insgesamt kletterten in Deutschland in den letzten 10 Jahren um 17%. mac

Stromsperren ­verhindern Bremen. Mit der Einrichtung eines Härtefonds wollen die regierenden Bremer Grünen der wachsenden Zahl von Wasser- und Stromsperren die Spitze nehmen. Im Jahr 2013 waren rund 6.500 zahlungsunfähige oder -unwillige Menschen betroffen. Die allermeisten beziehen Transferleistungen und sind mehrfach verschuldet. Nach hannoverschen Vorbild soll der Fonds Menschen mit geringem Einkommen künftig davor bewahren, plötzlich im Dunkeln und auf dem Trockenen zu sitzen. Der 150.000 Euro umfassende Fonds wird vollständig von der Stadtwerke AG finanziert. Anhand eines Kriterienkatalogs entscheidet der Fonds-Verein, ob ein sozialer Härtefall vorliegt. Als solche gelten Kunden, die hochbetagt oder gesundheitlich eingeschränkt sind. Ebenso zählen Familien und Allein­ erziehende mit kleinen Kindern dazu. »Strom und Wasser gehören zur Grundversorgung. Es ist unmenschlich, wenn Familien mit kleinen Kindern der Wasserhahn abgedreht oder der Strom gesperrt wird. Der Anstieg der Stromsperren zeigt deutlich, dass wir dringend weitere Maßnahmen brauchen, um Stromsperren soweit wie irgend möglich zu verhindern. Der Energieversorger hat auch eine soziale Verantwortung«, betont die sozialpolitische Sprecherin Susanne Wendland. Der Bremer Energielieferer SWB ist skeptisch, denn die

Stromsperre sei immer das »Mittel der letzten Wahl«. SWB hat aber Prüfung zugesichert. mac

200 mal Milde

Hannover. Ein Jahr nach Umbau der so genannten Härtefallkommission für Flüchtlingsnotfälle ziehen Politik und Verbände positive Bilanz: Das spezielle Gremium aus Vertretern von Politik, Kirchen und Sozial­ verbänden hat von September 2013 bis August dieses Jahres 114 mögliche Härtefälle beraten. 100 dieser Eingaben hat die Kommission positiv beurteilt und sie daraufhin mit dem Ziel, eine Aufenthaltserlaubnis zu erteilen, an das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport gerichtet. Profitiert haben 200 Menschen, davon 68 Einzelpersonen, fünf Ehepaare und 27 Familien mit insgesamt 73 Kindern. Sie waren nach geltendem Recht ausreisepflichtig. In den letzten Jahren ist die Zahl der Anträge auf Bleiberecht von Asylbewerbern gestiegen: 2012 waren es noch 437, in den vergangenen 12 Monaten 804 Anträge insgesamt. Innenminister Boris Pistorius ist zuversichtlich: »Die Arbeit der Härtefallkommission hat deutlich von den Neuregelungen der Landesregierung profitiert. Es gibt dadurch mehr Chancen auf ein dauerhaftes Bleiberecht hier in Niedersachsen.« Der Flüchtlingsrat Niedersachsen lobt die »positive Tendenz« in der Flüchtlingspolitik. del

Sich in Gemeinschaft zu Hause fühlen Pflegeheim Badenstedt Eichenfeldstr. 20, 30455 Hannover Tel.: 05 11/49 98-0, Fax 49 98-200

Hausgemeinschaften Waldeseck Burgwedelerstr. 32, 30657 Hannover Tel.: 05 11/9 05 96-0, Fax 9 05 96 31

Das Diakonische Werk – Stadtverband Hannover e.V.

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Angespitzt

Klima adé Dass der G8-Beschluss zum Klimaschutz kein Erfolg für das Klima sein wird, wusste Greenpeace schon im Jahr 2005. Klimaschutz ist ab sofort ohnehin nebensächlich. Britische Forscher haben nämlich herausgefunden, dass Autofahren gesünder ist als zu Fuß zu gehen. Dank geschlossener Fenster und Klima­a nlage kommt der Mensch nicht mit der belasteten Umwelt in Kontakt und atmet etwa 10.000 Feinstaubteilchen pro Kubikzentimeter weniger ein als beim Verteten der Füße. Fahrradfahren ist ganz gefährlich, da liegt die Feinstaubbelastung bei 80.000 Teilchen pro Kubikzentimeter Luft! Um die Bürger endlich wirksam vor Herz- und Lungenkrankheiten durch Umweltbelastung zu schützen, erhält jetzt jeder mit dem nächsten Steuerbescheid einen ultramodernen PKW mit Doppeldüsenklimaanlage und nicht zu öffnenden Fenstern. Fahrrad- und Fußwege werden komplett abgeschafft, Einbahnstraßen sind doppelt befahrbar und Parks werden asphaltiert. Kein Weg darf zu Fuß gegangen werden – alles zum Wohle der Menschheit. Mit »Drive In«-Schaltern liegt ein Fastfood-Restaurant schon seit Jahren im Trend, nun macht sich diese kluge Idee bezahlt. In allen Innenstädten gibt es ab sofort »Drive Ins« für sämt­liche Geschäfte. Das Schleppen der Einkaufstüten wird also auch kein Problem mehr sein. Führerscheine gibt es ab 9,99 Euro an allen großen Tankstellen mit Kaffeeautomat. Zu guter Letzt werden noch die Umweltzonen abgeschafft, das wäre sonst wirklich ungeschickt. Miriam Delacor

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Klobale Not

Am 19. November ist Welttoilettentag der Vereinten Nationen. Mehr als drei Milliarden ­Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Die Folge: Kindersterblichkeit, Vergewaltigungen, schwerste ­Krankheiten. Häusliche Toiletten könnten so ein guter Schutz sein. Immer wieder berichten westliche Medien von Gewaltverbrechen an Frauen in Indien. Als Ursachen werden Frauenhass, mangelnde Strafverfolgung und diskriminierende Hierarchien im indischen Kastenwesen ausgemacht. Das ist richtig. Was wenig Beachtung findet: Ermöglicht werden diese Gräueltaten in hohem Maße durch das Fehlen von Toiletten. Nach Berechnungen von Unicef mangelt es allein in Indien an sanitären Anlagen für mindestens 50 Prozent der Bevölkerung, also für rund 600 Millionen Menschen. Besonders betroffen: Menschen in ärmeren ländlichen Regionen und in den städtischen Slums. Gezwungenermaßen geht man in

Dörfern auf die Felder und in Städten auf Brachland und Müllkippen, um die Notdurft zu verrichten – Tag für Tag gerade für Frauen und Mädchen eine hochgefährliche Situation. Selbst wenn sie in Gemeinschaft gehen, sind sie nicht geschützt. Vor wenigen Wochen erzeugte wieder ein Verbrechen Angst und Schrecken im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, der für seine Brutalität und Korruption berüchtigt ist. Zwei 14 und 15 Jahre alte Mädchen gingen wie üblich nach Einbruch der Dämmerung auf einen Acker, um sich zu erleichtern, und wurden dort von einer Männergruppe überfallen, vergewaltigt, an einem Baum erhängt. Die Polizei reagierte zunächst nicht, da es sich bei der Familie um Dalit, Unberührbare,

handelte. Erst nach dem Aufschrei des ganzen Dorfes, auch im Internet, wurden die Täter doch verhaftet. Narendra Modi, seit Mai dieses Jahres neuer Ministerpräsident Indiens, rief sofort nach seiner Ernennung die Kampagne »Clean India« ins Leben. Sie soll bewirken, dass bis 2019 mindestens 120 Millionen Toiletten neu installiert werden. Allerdings gab es ähnliche Kampagnen mehrfach in den letzten Jahrzehnten. Geschehen ist letztlich nicht viel, die Gelder versickerten in korrupten Kanälen. Immerhin: Den »Welttoilettengipfel« (»world toilet summit«), ein Treffen von Gesundheitspolitikern, Ärzten und Nichtregierungsorganisationen aus der ganzen Welt, das seit 2001 jedes Jahr stattfindet, hat Narendra Modi

Welttoilettentag, Welttoilettenorganisation, Welttoilettengipfel: Dass man heute, ohne schief angeschaut zu werden, über diese Thematik sprechen kann, ist auch einem Mann zu verdanken, der anfangs viel Häme einstecken musste: Jack Sim, 53 (Foto), wohlhabender Unternehmer aus Singapur. Mit 40 Jahren leitete der Selfmademan 16 eigene Firmen. Ende der 90er Jahre rüttelte ihn ein Zeitungsartikel auf, der die miserable sanitäre Austattung seines Landes anprangerte. Als Kind hatte er selbst ungeschützt im Freien seinen Stuhlgang erledigen müssen. Nun betrachtete er das Problem aus der Sicht des erwachsenen Mannes, der die armen und krankmachenden Verhältnisse hinter sich gelassen hatte. Er beschloss, seinen Teil zu einer Verbesserung beizutragen, und stieß zunächst auf Mauern von Ablehnung, Scham und Spott. Unbeirrt gründete er dennoch eine nationale Organisation in Singapur und dann 2001 die Welttoilettenorganisation. 13 Mal fand bisher der von ihm initiierte jährliche »Welttoilettengipfel« statt, stets in großen Städten der am meisten betroffenen Länder. Sim gab die eigene unternehmerische Tätigkeit auf und widmet sich heute

Foto: Picture-Alliance/dpa/Arne Dedert

Jack Sim, der Initiator des Welttoilettentages ausschließlich der Verbesserung der globalen Sanitärsituation. Auf allen Kontinenten wirbt er Spenden ein und hält aufklärende Vorträge. 2013 übernahmen die Vereinten Nationen Sims Welttoilettentag in ihren eigenen Kalender. In einem Interview sagte er: »Man kann kein sauberes Wasser haben, wenn die Menschen weiterhin ihr Bedürfnis im Fluss verrichten. Man kann das Leben der Armen nicht verbessern, wenn sie aufgrund mangelnder Hygiene weiter krank werden. Frauen sind nicht sicher, wenn sie im Gebüsch auf die Toilette gehen müssen. Man kann Mädchen keine Bildung ermöglichen, wenn sie einmal pro Monat aus Scham für eine Woche nicht in die Schule gehen, weil sie in der Schule keinen Ort haben, um während ihrer Periode ihre Binde zu wechseln.« Sein Hauptvorschlag zur Verbesserung: »Eine Marktlösung ist das nachhaltigste Modell. Man sollte Geld in ein Training ­stecken, in dem Menschen lernen, Toiletten herzustellen, und Frauen vor Ort erfahren, wie sie Toiletten auf Provisionsbasis verkaufen. Dadurch richten sie Arbeitsplätze ein, fördern Unternehmertum und bieten richtige Hygienelösungen an.«


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Foto: Picture-Alliance/dpa/Carola Frentzen

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Kinder in einem Slum in Nairobi, Kenia. Täglich sterben weltweit 18.000 Kinder unter fünf Jahren, mindestens 4.000 von ihnen an Durchfallerkrankungen

durch fäkal verschmutztes Wasser und Essen.

für diesen 19. November nach Delhi einge­ laden. Im Jahr 2000 legten die Vereinten Nationen in ihren acht Milenniumszielen, die der verbesserten Ernährung, Gesundheit und Bildung der gesamten Erdbevölkerung dienen sollen, unter Punkt 7c fest: »bis 2015 Halbie-

rung der Anzahl der Menschen, die keinen Zugang haben zu sicheren sanitären Anlagen«. Seitdem hat sich die Situation leicht verbessert – von unter 60 Prozent der Weltbevölkerung mit Zugang auf etwa 65 Prozent. Das Milleniumsziel liegt allerdings bei 77 Prozent, es wird absehbar verfehlt. Auf-

Mehr über die Rolle von Toiletten www.hrw.org (die Website von Human Rights Watch) www.opendefecation.org (eindrückliche UN-Seite zur schutzlosen Erledigung der Notdurft im Freien. 1,5 Milliarden Menschen sind dazu gezwungen.) www.oxfam.de (Oxfam hat u. a. mobile Toiletten für Flüchtlingscamps entwickelt) http://terra-preta.de (hochwertige Erde unter anderem aus ­gereinigten menschlichen F­ äkalien, die ohne jeden Dünger auskommt) www.unwater.org (UN-Seite zu allen Aspekten des Wassers weltweit. Sie betont z. B. den Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der aktuellen Ebola-Epidemie und den sanitären Verhältnissen in den betroffenen Ländern.) www.washnet.de (Zusammenschluss von 18 deutschen Nichtregierungsorganisationen, WA-S-H bedeutet: Wasser – Sanitärversorgung – Hygiene) www.worldtoilet.org (die Website der von Jack Sim gegründeten Organisation) www.wsup.com (die Website der gewinnorientierten Organisation Water & Sanitation for the Urban Poor)

grund der Brutalität gegen Frauen ist derzeit vor allem Indien ins Blickfeld geraten. Doch auch in vielen anderen Ländern Asiens, Afrikas und Südamerikas fehlen Toiletten. Der Mangel bewirkt einen schleichenden, stillen Tod. »Als einziges Säugetier auf der Welt verbindet der Mensch den Nährstoffkreislauf mit dem Wasserkreislauf«, erläutert Sven Riesbeck von der Organisation Non Water Sanitation, die ihren Sitz in Berlin hat und sich mit praktikablen Modellen der sanitären Versorgung für Entwicklungsländer befasst. Beide Kreisläufe werden durch das ständige Einsickern von Fäkalien schwer beeinträchtigt. Non Water Sanitation hat eine Liste der häufigsten Krankheiten aufgestellt, die erst durch die fäkale Verschmutzung aufgrund mangelnder Toiletten ihre tödliche Kraft entwickeln können: Cholera, Hepatitis A, Polio, Bilharziose, Typhus und andere Salmonelleninfektionen gehören dazu. Jeden Tag sterben weltweit 18.000 Kinder unter fünf Jahren, etwa 4.000 von ihnen an Durchfallerkrankungen. Der Tod minFortsetzung auf der nächsten Seite


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destens jedes fünften Kindes steht in unmittelbarem Zusammenhang mit fäkal verschmutztem Wasser und Essen. Sanitäre Armut ist in besonderem Maße ein Problem der Megastädte. Millionen Toiletten fehlen in den immer weiter anwachsenden Slums, beispielsweise von Islamabad (Pakistan), Lagos (Nigeria), Dhaka (Bangladesch), Jakarta (Indonesien). In diesen Armenbezirken ohne Gesundheitsversorgung und sanitäre Struktur leben derzeit rund eine Milliarde Menschen, der Zuwachs beträgt jährlich mindestens sechs Millionen. Harare etwa, die sich ständig vergrößernde Hauptstadt Simbabwes mit derzeit drei Millionen Einwohnern, erlebte 2008 eine verheerende Cholera-Epidemie. Human Rights Watch dokumentierte zum Welttoilettentag 2013, dass sich seitdem nicht viel geändert hat. Tiseke Kasambala, Direktorin für Subsahara-Afrika bei Human Rights Watch, sagt: »In vielen Gemeinden gibt es kein ­Wasser zum Trinken oder Baden, Abwasser fließt durch die Straßen. Durchfall und Typhus grassieren, und es besteht die Gefahr einer erneuten Cholera-Epidemie. Bewohner schildern, dass ungeklärtes Abwasser aus gebrochenen Rohren in ihre Häuser und die Straßen eindringt, wo Kinder häufig spielen. Der Mangel an Wasser und funktionierenden Haustoiletten oder

Foto: Picture-Alliance/Blickwinkel

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Einfaches Klo – für westliche Verhältnisse. Aber

es garantiert Rückzug, Schutz und Hygiene: ­unschätzbare Vorteile.

öffentlichen Latrinen lässt den Menschen häufig keine andere Wahl, als ihre Notdurft im Freien zu verrichten.« Die Situation in Simbabwe habe sich seit den 80er Jahren kontinuierlich verschlechtert. Immer-

Regionale Hilfeprojekte aus Deutschland Ingenieure ohne Grenzen: Die gemeinnützige Hilfsorganisation leistet seit 2003 Entwicklungszusammenarbeit und löst akute Probleme in den Bereichen ­Wasser-, Sanitär- und Energieversorgung sowie Brückenbau. Aktuelle Projekte: Toiletten für eine Grundschule in Ebendi/Kamerun und ein landwirtschaftliches Gebiet in Kagera/Tansania. Installiert werden »Trenntoiletten«, bei denen die menschlichen Exkremente thermisch hygienisiert und so ohne Nachteile in der Landwirtschaft verwendet werden können. www.ingenieure-ohne-grenzen.org (mit Hinweisen auf aktuelle Vorträge der Ortsgruppe Hannover)

Non Water Sanitation: Ziel des Vereins ist es, in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern nachhaltige Trockensysteme zu installieren, die jede Vermischung von Wasser in Flüssen, Seen, Grundwasser und Leitungen mit Urin und Fäkalien vermeiden, also auf Spülung verzichten. Aktuelle Projekte für ein Dorf und eine Schule in Indien. Der Verein betont, dass das Wasser-Klosett-System kein zukunftsfähiges Modell für die bisher sanitär unterversorgten Regionen der Welt ist und auf Dauer aus ökologischen Gründen auch in der nördlichen Halbkugel durch Trockensysteme ersetzt werden muss. www.nonwatersanitation.de

hin stimmte die Regierung 2010 für eine Resolution der UN-Generalversammlung, die das Recht auf sanitäre Versorgung festlegt, und gerade hat Simbabwe ein Millionen-Darlehen von China angenommen zur Verbesserung des Wassersystems, chinesische Ingenieure werden dazu ins Land kommen. China selbst hat den Anteil der eigenen Bevölkerung, der Zugang zu Toiletten hat, in den letzten 20 Jahren von 24 auf 64 Prozent gesteigert. Welche Lösungen gibt es? Zahlreiche Hilfsorganisationen, wie zum Beispiel Ingenieure ohne Grenzen oder Non Water Sanitation, werden in kleineren, überschaubaren Regionen tätig (siehe Kasten Seite 7). Jack Sim (siehe Kasten Seite 6) setzt auf ein marktwirtschaftliches Modell, das mit Hilfe einer Anschubfinanzierung Bewohner befähigt, als Kleinunternehmer den Bau, die Installation, den Betrieb und die Sauberhaltung einfacher Toiletten zu managen. Der WWF geht einen deutlichen Schritt weiter. Er hat zusammen mit den gewinnorientierten Großunternehmen Thames Water und Unilever die Organisation WUSP gegründet: Water & Sanitation for the Urban Poor. Erklärtes Ziel: Verbesserung der sanitären Situation vor Ort plus Gewinn für kapitalorientierte Firmen und Investoren. Aufgelistet werden zwar konkrete Hilfsprojekte beispielsweise in Madagaskar und Bangladesch, das großgeschriebene Motto auf einer der Internetseiten von WUSP lautet allerdings: »Dive in, the water’s profitable« (»Tauchen Sie ein, Wasser ist gewinnbringend«). Deutlich wird daran, dass die Toilettensituation eng verbunden ist mit dem weltweiten Kampf um sauberes Wasser als ökologische Ressource und menschliches Grundrecht, aber eben auch als Mittel der Kapitalschöpfung und Monopolisierung. Derzeit erarbeitet eine Projektgruppe der Vereinten Nationen neue Millenniumsziele (»Post-2015-Development«), gerade auch mit Blick auf Ziel 7c, das bislang die schlechteste Umsetzungsquote aufweist. Bekanntestes deutsches Mitglied dieser Projektgruppe: der ehemalige IWF-Direktor und Bundespräsident Horst Köhler. Renate Schwarzbauer


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Die Bedürfnisfrage

Der freie Zugang zu einer Toilette ist ein Menschenrecht. Eigentlich. Nun hat Deutschland einen hohen Standard in der Versorgung mit Toiletten. Doch einen freien Zugang, den hat auch hier längst nicht jeder. Ein Blick unter die Deckel von Hannover.

In 23 Anlagen gelangt man kostenlos, bei 29 müssen Besucher 50 Cent Gebühren bezahlen – pro Gang. Gerade für Wohnungslose und andere Menschen in prekären Lebensumständen ist das viel Geld. Einige der kostenlosen Anlagen sind durchgehend geöffnet. Dazu zählen die Toiletten unter der Raschplatzhochstraße und am Großen Kollonnenweg sowie die Pissoirs in der Ludwigstraße (Ecke Celler Straße), am Grenzweg und am Marstall. Die meisten Anlagen sind aber nicht jederzeit offen, manche schließen im Winter schon um 16 Uhr. An manchen Orten der Stadt wird schon seit Jahren über fehlende öffentliche Toiletten geklagt. Für den Platz vor dem Opernhaus bestellte die Stadt schließlich ein 90.000 Euro teures, modernes WC. Es folgte ein mitunter bizarrer Streit, wo das Häuschen denn nun stehen solle, damit es das Stadtbild nicht verschandele. Seit mehr als drei Jahren wartet das Häuschen nun auf dem Gelände der Stadtentwässerung in Herrenhausen auf seinen Einsatz. In den kommenden Monaten soll es nach Angaben von Stadtsprecher Dennis Dix auf den Küchengartenplatz in Linden gestellt werden. Dies ist, neben dem Opernplatz und Meiers Garten in Misburg, einer von sieben Plätzen, für die der Rat eine öffentliche Toilettenanlage gefordert hatte. Bei der Oper wird es wohl noch etwas dauern. Zwar hatte kürzlich die Börse angedeutet, ein Häuschen vor ihrem Gebäude

unweit des Opernplatzes zu akzeptieren. Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht. »Die Gespräche mit den Beteiligten laufen«, sagt Dix.

Notdurft kein Notfall Was kann man machen, wenn keine öffentliche Toilette in der Nähe ist? Ein Recht auf die kostenlose Toilettenbenutzung in Gaststätten oder Restaurants gibt es nur für Gäste. Der Inhaber eines Gewerbes hat das Hausrecht, und kann die Benutzung der Toiletten für Nicht-Gäste erlauben – oder versagen. Wer die Benutzung der Toilette verweigert, der macht sich nicht strafbar. Zwar könnte nach § 323c des Strafgesetzbuches unterlassene Hilfeleistung geahndet werden, doch Notdurft gilt nicht als Notfall. Das Projekt »Die nette Toilette« will die Situation für Menschen in Not verbessern und hat gleichzeitig die meist klamme Finanzlage der Städte im Blick. Wer auch nicht zahlende Kunden in seine Toilette lässt, der bekommt einen Zuschuss – meist zwischen 40 und 100 Euro im Monat. Das ist deutlich weniger, als die Stadt für Reinigung und Wartung der eigenen öffentlichen Toiletten ausgibt. Und sie spart obendrein die Anschaffungskosten. »Die nette Toilette« gibt es momentan in mehr als 200 Städten in Deutschland, der Schweiz und Österreich. In Hannover machen bisher nur vier Betriebe mit. In Linden und Limmer. Peter Staude zum Beispiel. Auch an seinem »Café Nur wenige Bedürfnisanstalten sind jederzeit frei Les Ersatz« klebt ein Sticker der Aktion zugänglich. Und einige nur für Männer. »nette Toilette«. Staude hat eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht, sagt er. Seine Anzeige Gäste finden die Aktion gut, und mit den Arbeitsunfall? Sozialamt? Toilettengästen gebe es auch keine größeren Schwerbehinderung? Pflegestufe? Probleme. »Ich würde weitermachen«, sagt Staude. Er hofft, dass die Initiative auch im Lassen Sie sich beraten! Rechtsanwältin Andrea Nordmann neuen Jahr weiterläuft. Die Stadt wertet das Fachanwältin für Arbeitsrecht Projekt jetzt aus. Eine Fortsetzung sei denk- Lavesstraße 4/5 · 30159 Hannover Telefon: 0511.300 33 580 · nordmann.recht@t-online.de bar, aber noch nicht entschieden. Gerne auch mit Beratungshilfeschein Gerd Schild Foto: Miriam Delacor

In der Landeshauptstadt Hannover gibt es 52 öffentliche Toilettenanlagen. Der Betrieb der Anlagen wurde im Jahr 1999 für 15 Jahre an das Unternehmen Ströer extern vergeben. Ströer finanziert das über Werbe­ tafeln, Benutzungsgebühren und Pachtgelder für Kioske, die zu den Anlagen gehören. Bald muss über einen neuen so genannten ­»Toilettenvertrag« entschieden werden. Die Verwaltung schlägt vor, den alten zu ver­ längern.

Rente?


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Fotos: V. Macke (11), S. Wendt (2)

Mehr Wert statt Mehrweg

Christoph Stein-Schneider, Musiker. »Pfand ist

Simone Beer, Geschäftsführerin Kultur­palast:

»Mehr Wert statt Mehrweg« – so der Titel der Asphalt-Kampagne zum Thema Flaschensammeln. Rasant wächst die Zahl der armen Menschen, die Pfandflaschen sammeln. Allein in Hannover verdienen 1.000 Menschen in Hannover mit der »Trittin-Rente«, wie das Wühlen im Müll in der Szene genannt wird, ein paar Cents hinzu. Neben Zuverdienst suchen die Menschen laut einer neuen wissenschaftlichen Studie eine Aufgabe, Anerkennung und Gemeinschaft. Asphalt hat sich selbst deshalb als Alternative angeboten. Jenseits von Müll und Scham. Und Hannover aufgerufen, die Kampagne zu unterstützen. Mit kleinen Anhängern um Pfandflaschen, die Sammler auf Asphalt als vielleicht bessere Alternative aufmerksam machen. Viele haben mitgemacht. Einige haben wir abgelichtet. Danke, Hannover!

Michael Höntsch, Landtagsabgeordneter (SPD):

eine sehr vernünftige Angelegenheit: Weniger

»So viele Menschen, für die Flaschenpfand

»Ich unterstütze diese Aktion, weil mich die

menschlichen Überlebens aber denkbar ungeeig-

Zeitungen verkaufen zu müssen ist natürlich

sachsen umtreibt. Asphalt legt seit vielen Jahren

Scherben und ökologisch wertvoll. Als Grundlage net. Da gibt es Besseres: Rentenerhöhung und

Grundeinkommen. Bis dahin Asphalt.«

echt viel Geld ist. Das ist furchtbar. Asphalt-

auch nicht super, aber immerhin deutlich besser.«

zunehmende Armut in Hannover und Nieder-

den Finger in die Wunde und liegt damit immer richtig! «


Asphalt 11/2014 11

Almut Maldfeld, Geschäftsführerin Freiwilligen­

Jan Michel Rüge und Rabea Bollmann, Sieger des

zentrum: »Flaschensammeln ist ein Armuts­

»unbequem«-Protestsong-Contests: »Wir finden

kommen muss auch anders gehen.«

schen Unterstützung und Selbstvertrauen gibt!«

zeugnis für die Gesellschaft. Über die Runden

Mansha Friedrich, Strickkünstlerin: »In unserem

die Aktion ausgezeichnet, weil Asphalt den Men-

Silke Merzhäuser, Dramaturgin, werkgruppe2:

Reinhold Fahlbusch, Sozialprojektentwickler,

Fairkauf: »Flaschen sammeln? Ja, immer noch

besser als betteln. Aber wer Asphalt verkauft,

muss sich nicht bücken.«

Oliver Förste, Ratsfraktionschef (Linke): »Hanno-

­System finde ich es schon schlimm genug, dass

»Wenn ich wählen müsste zwischen im-Müll-

Grund finde ich die Flaschensammler-Aktion von

wie ich mich entscheide. Wie kann man mit

dringend etwas gegen tun. Flaschensammeln ist

Katrin Langensiepen, Ratspolitikerin (Grüne):

Gil Köbberling, Geschäftsführerin Freundeskreis

Wir brauchen einen Mindestlohn und eine

Flaschen sammeln müssen, ist ein wirklich

so viele Menschen durchrutschen. Aus dem

­Asphalt extrem sinnvoll und unterstützenswert.«

Johannes Weigelt, Dichter, Lesebühne Nachtbar-

rumwühlen und Asphalt-verkaufen, wüßte ich,

­Würde in Armut leben?«

den: »Pfandflaschen gehören neben den Müll­

»Armut kann uns alle treffen, besonders ­Frauen.

muss, sondern auch, damit man den Asphalt-­

Mindestrente, um Armut einzudämmen, damit

eimer! Nicht nur, damit niemand im Müll wühlen Kragen sieht! Flaschensammeln ist okay, aber

besser ist, wenn man auch eine Alternative hat.«

es nicht noch mehr Flaschensammler werden ­müssen.«

ver steht bei der sozialen Spaltung bundesweit

an dritter Stelle – Osten inklusive. Da ­müssen wir ganz sicher keine echte Lösung.«

Hannover e.V.: »Dass immer mehr Menschen

­besorgniserregender Trend. Asphalt bietet da

eine nachhaltige Alternative. Darum unterstütze ich die Kampagne.«


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Ein tolles Fest Asphalt feierte Jubiläum – und ganz viele feierten mit.

Stargast Stoppok sang und fand’s »sehr schön mit euch!«

sche Asphalt viele Käuferinnen und Käufer, damit noch möglichst vielen Verkäuferinnen und Verkäufern geholfen werden kann.« Martin Kind, Präsident von Hannover 96, wünschte Asphalt ebenfalls alles Gute, legte aber noch eins drauf: Er spendete spontan 150 Freikarten für ein 96-Heimspiel für die gesamte Asphalt-Mannschaft! Kultfußballer Dieter Schatzschneider kennt beide Seiten des Lebens: »Heute geht es mir gut, aber aufgewachsen bin ich in schwierigeren Verhält- Vor 20 Jahren noch Ministerialrat: Minister­präsi­ nissen, ich hätte auch auf der anderen Seite dent Stephan Weil kennt Asphalt von Beginn an.

Fotos: Andreas Fuchs (1), Karin Powser (1), Harald Koch (4)

»Richtig gut!«, bilanzierte Diakonie-Pastor und Asphalt-Herausgeber Rainer MüllerBrandes am nächsten Tag, »Bunt, kreativ, toll und abwechslungsreich. So viele verschiedene Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen kamen zusammen – das schafft nur Asphalt!« Gefeiert wurde am 25. September, und zwar aus gutem Grund: 20 Jahre Asphalt, 20 Jahre soziales Straßenmagazin als Hilfe zur Selbsthilfe für bislang über 2.000 Bedürftige in Hannover und ganz Niedersachsen. Die wichtigsten Menschen waren deshalb auch an diesem Jubiläumstag die AsphaltVerkäuferinnen und -Verkäufer. Um 11 Uhr fing der Tag für sie besonders lecker an: mit einem großen Frühstücksbuffet im Foyer des Kulturzentrums Pavillon. Da saß man bis zum frühen Nachmittag fröhlich beieinander, genoss knusprige Brötchen und frisches Rührei und tauschte Geschichten aus 20 Jahren Asphalt aus. Mit dabei: viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die Asphalt seit Jahren begleiten und für die Verkäufer immer ein offenes Ohr haben. Um 19 Uhr startete die große Abendveranstaltung: mit hochkarätigen Talk-Runden, mit musikalischem Rahmenprogramm und Stargast Stoppok, mit dem ersten AsphaltProtestsong-Contest und äußerst sympathischen Gewinnern (siehe Seite 14). Viele Gäste hatten gute Wünsche für das soziale Straßenmagazin dabei, so auch Nieder­sachsens Ministerpräsident Stephan Weil: »Ich wün-

Wie fühlt sich Armut an? Hanna Legatis sprach mit Walter Lampe, Günter Stedtler und Asphalt-­ Vertriebsleiter Helmut Jochens (von links).

landen können. Für mich zählt das Miteinander in der Gesellschaft – Leute, die sich an der Parkbank treffen, genauso wie die Reichen gegenüber. Deshalb ist Asphalt so wichtig!« Auch Hannovers erster Bürgermeister ­Thomas Hermann, die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe Doris SchröderKöpf, Asphalt-Gründungsherausgeber Walter Lampe und -Verkäufer Günter Stedtler betrachteten das Thema »Armut« gemeinsam mit Asphalt-Herausgeberin Hanna

Legatis, die als Moderatorin durch die TalkRunden führte. Stadtsuperintendent Hans-Martin Heine­ mann und Kinderbuchautor Ingo Siegner lobten neben der sozialen Komponente von Asphalt vor allem den Inhalt des Magazins: »Sehr gute journalistische Qualität«, sagte Siegner. Und Heinemann: »Asphalt fällt innerhalb der Zeitungslandschaft journalistisch vor allem durch gepflegte Intelligenz auf. Und durch Themen, die sonst nirgendwo stehen.«


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Danke!

Asphalt dankt den vielen Helferinnen und Helfern rund um die Organisation unseres Jubiläums und ganz besonders: ◆

Knusprige Brötchen, frisches Rührei: Für die Asphalt-VerkäuferInnen gab es am Jubiläumstag ein ­leckeres Frühstücksbuffet.

»Das Sich-ausgeschlossen-fühlen ist wahr-

Stein-Schneider trifft Schatzschneider: Der

­Schröder-Köpf, hier mit Hans-Martin Heinemann.

Foyer.

scheinlich das Schlimmste an der Armut«: Doris

Nach dem Talk der erste Asphalt-Protestsong-Contest. Motto: »unbequem«. 35 Bands oder Einzelkünstler waren unserem Aufruf gefolgt und hatten ihre Beiträge eingereicht. Die Jury aus den Musikern Tokunbo Akinro, Heiner Lürig, den Asphalt-Verkäufern Jörg Wolter und Thomas Abramov und -Redakteurin Renate Schwarzbauer wählte sechs Finalisten aus, die alle nacheinander bei der Asphalt-Jubiläumsfeier auftraten: das deutsch-senegalesische Musikerprojekt Die Fakteen, Liedermacher und Bildhauer Wilfried Behre, Schülerin Klarissa Oppermann, die Band Der engste Kreis, das offene Musikprojekt Die Blumen und das Duo Michel und Rabea. Danach war das begeisterte Publikum an der Reihe: Die Eintrittskarten der rund 450 Gäste, unter ihnen auch die niedersächsische Sozialministerin ­ Cornelia Rundt und Erwin Jordan, Sozialdezernent der Region, galten als Stimmzettel.

Musiker und die Fußballlegende im Pavillon-

»Also, ich überbrücke jetzt mal die Zeit hier …«, scherzte der Stargast des Abends, Liedermacher Stoppok – während seines Auftritts wurden die Stimmen ausgezählt. Stoppok schnappte sich eine Gitarre, setzte sich hin und sang vom Alltag ohne Sorgen, vom Verschieben lästiger Pflichten und von spezialisierten Spezialisten – die Zuschauer jubelten. Stoppoks Fazit: »Sehr schön mit euch!« Die Siegerehrung des Song-Contests bildete den Abschluss des Abends: Das Duo Michel und Rabea, das zum ersten Mal gemeinsam auftrat, machte mit der ernsten Ballade »Wem gehört die Welt« das Rennen und durfte die handgefertigte Trophäe und den Scheck über das gestiftete Preisgeld von 500 Euro entgegennehmen. Aber mal ehrlich: Gewinner waren alle, die an diesem Tag mit Asphalt gefeiert haben! Jeanette Kiessling

den Asphalt-Ehrenamtlichen Tina ­Caspari, Sebastian Feesche, Andreas und Renate Fuchs, Barbara Gerth, Ulrich Oestmann, Evelin Scheiben, Hartmut Scholz, Helga Schufft, Klaus Schwörer, Stefan Winkler, die vor, ­hinter und neben der Bühne, im Foyer und an der Abendkasse für uns ­unersetzlich waren den Asphalt-VerkäuferInnen Inge-Lore, Claus, Jan, Reinhold, Marcus, Wolfgang für das Einsammeln und Auszählen der Stimmzettel, Günter, der als Gesprächsgast auf der Bühne einen Einblick in den Alltag eines Asphalt-Verkäufers gab und Jörg und Thomas, die unsere Song-Contest-Jury bereichert haben Tokunbo Akinro und Heiner Lürig, die in der Song-Contest-Jury unter den vielen Einsendungen eine fachkundige Auswahl getroffen haben Stefan Heinze vom Diakonischen Werk Hannover, der an allen Ecken und Enden wertvoll war Carmen Fuggiss, Latchezar Pravtchev und Alexander Schories für eine stimmgewaltige, klassische Ouvertüre Hanna Legatis und Stefan Flüeck für die tolle Moderation des Jubiläumsabends Stoppok, der als Stargast des Abends der Star des Abends war Christof Stein-Schneider, Gerrit Wissendorf und Thomas »Krösus« König für ihre professionelle Bühnenerfahrung, die sie uns an diesem Abend zur Verfügung gestellt haben Jürgen Witt für die künstlerische Gestaltung der ersten Asphalt-Song-Contest-­ Trophäe den MitarbeiterInnen des Kulturzentrums Pavillon für ihre tatkräftige Unterstützung der Verlagsgesellschaft Madsack, vor allem Bianca Schmitz und Michael ­Willems, für die zwölfseitige Beilage über Asphalt in der HAZ und NP am 22. September

sowie allen anderen Menschen, die zum Gelingen unserer Jubliläumsfeierlichkeiten beigetragen haben!


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Ein leises Lied gewinnt Es war das ruhigste Stück des Abends: Mit ihrem Lied »Wem gehört die Welt« haben Michel (Gitarre und Gesang) und Rabea (Cello und Gesang) das über 400-köpfige Publikum berührt. Ein gutes Beispiel dafür, dass auch sanfter Protest ankommt. »Das ist eben meine Art des Widerstands: Schreien würde gar nicht zu mir passen«, sagt Michel über den Song, den er eigens für den Contest schrieb. Die Idee dazu kam dem 26-Jährigen bereits im Sommer, beim Halbfinalspiel der Fußball-WM Brasilien gegen Deutschland. »Alle fanden das Spiel, vor allem die ›Niederlage‹ Brasiliens und den ›Sieg‹ Deutschlands so wichtig«, erinnert er sich, »in der Pause berichteten die Nachrichten über den Nahost-Konflikt – als wenn der nicht viel bedeutungsschwerer ist als Fußball!« Als Michel das Plakat des Protestsong-Contests von Asphalt entdeckte, nahm sein Lied immer mehr Gestalt an. »Ich wollte über eine Beziehung schreiben, die sowohl zwischen zwei Staaten als auch zwischen zwei Menschen geschehen kann«, erklärt Michel, »ohne Lösungsansatz, denn den gibt es nicht. Es gibt kein richtig oder falsch.« Wem gehört die Welt, dir oder mir? Soll ich kämpfen für mein Land, wenn ich dich dabei verlier? Wer von uns hat Recht und wer liegt verkehrt? Wenn’s mit uns zu Ende geht, ist das doch alles nichts mehr wert. Vor Publikum aufzutreten, war für beide Künstler keine neue Erfahrung: Rabea ist Mitglied in der hannoverschen vierköpfigen Frauenband »Sopha«, deren CD ­»Golden Water« im März diesen Jahres ihr Debüt mit mehreren Liveauftritten wie etwa in den Lindener Clubs »Feinkost Lampe« und dem »Kulturpalast« feierte. Auch Michel hat schon reichlich Bühnenpraxis sammeln können: Er ist seit über zwei Jahren Schlagzeuger in der Band »Atmosphäre«, die ebenfalls eine CD veröffentlicht hat. »Lindenpop« heißt das deutschsprachige Album der fünf

Foto: Harald Koch

Sechs Finalisten wetteiferten beim ersten Protestsong-Contest von Asphalt im Pavillon um den Sieg. Am Ende überzeugten Rabea Bollmann und Jan Michel Rüge das Publikum. Glückwunsch!

Michel und Rabea gewannen mit »Wem gehört die Welt?« den ersten Asphalt-Protest-Song-Contest.

Musiker, die unter anderem im Juni auf der »Fête de la Musique« in der Innenstadt vor großem Publikum spielten. Musik begleitet Rabea und Michel schon seit ihrer Kindheit. Rabea, deren Eltern eine Musikschule in Holzminden haben, entdeckte mit sechs Jahren das Cello für sich – und blieb dabei. Michels Musikalität führte von der Blockflöte über das Klavier bis hin zur Gitarre und schließlich zum Schlagzeug. Auch kennengelernt haben sich die beiden über ihre Leidenschaft zur Musik: Rabea und Michel begannen 2008 gleichzeitig ihr Studium in Hannover – Mathe und Musik auf Lehramt. »Das ist eine eher seltene Kombination«, gibt Rabea zu. »Die beiden Fächer ergänzen sich aber super«, fügt Michel hinzu, der sich – genau wie seine Kommilitonin Rabea – wünscht, nach seinem Studium eine Stelle als Lehrer zu finden. »Aber vielleicht gar nicht unbedingt in Vollzeit«, sagt Rabea, die sich nicht vorstellen mag, ihrer Musik einmal nicht mehr so viel Zeit widmen zu können. Auch Michel will unbedingt weiter Musik machen – »nicht nur als Hobby am Wochenende«. Schon früher stand er mit Rabea gemeinsam auf der Bühne,

»aber nicht als Duo, das war eine Premiere!« Sehr überrascht seien sie gewesen, als ihre Namen bei der Siegerverkündung fielen. Das war eine schöne Bestätigung, sagen beide. Gegönnt hätten sie es auch den anderen fünf Contest-Finalisten, mit denen es hinter der Bühne zu spontanen Musikeinlagen gekommen sei. »Das war ein tolles Gefühl backstage, es gab kein Konkurrenz­ empfinden, sondern ganz viel Solidarität untereinander«, beschreibt Michel die Stimmung unter den Musikern, deren unterschiedliche Beiträge für eine gute Mischung an dem Abend sorgten. Die Siegertrophäe – die »Asphalt-Gitarre« von Bildhauer ­Jürgen Witt – hat Michel bei sich zu Hause aufgestellt, von den 500 Euro Preisgeld wollen Rabea und Michel mit den Freunden feiern, die den »Song mitgeprägt haben«, ­ der Rest wird geteilt. Und der nächste Auftritt steht auch schon fest: Am 14. Dezember spielen Michel und Rabea ihren GewinnerSong vor 600 Gästen: bei der Veranstaltung »Die!!! Weihnachtsfeier« im Hannoverschen Congress Centrum. Sonja Wendt Zu hören gibt’s das Gewinner-Lied »Wem gehört die Welt« unter asphalt-magazin.de


Biografisches

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Wer war eigentlich … Foto: Wikicommons

… Mary Anning? mal verlassen, für eine Reise nach London. Was Mary Anning interessierte, das waren Fossilien, Artefakte aus einer Zeit vor etwa 200 Millionen Jahren, als die Region D ­ orset noch unter Wasser lag. Wer die Forscherin treffen, sich mit ihr unterhalten wollte, der musste sie in Lyme Regis in Dorset besuchen. William Buckland, führender Geologe und Paläontologe der Universität Oxford, war einer ihrer Kollegen und Freunde und kam häufig vorbei. Mary Anning, im Mai 1799 geboren, wuchs Ein Portrait aus dem Jahr 1842 zeigt Mary in einer sehr armen Familie in der Grafschaft Anning in einem grünen Kleid mit ihrem Dorset im Südwesten Englands auf. Von den treuen Begleiter Clay, ihrem Hund. Ihn ließ neun Kindern ihrer Eltern überlebten nur sie die Ausgrabungsstelle bewachen, wähMary und ihr Bruder Joseph das Kindesalter. rend sie den Abtransport der Fundstücke Eine überlieferte Geschichte deutet an, dass Mary Anning mit einem gewissen Glück ins Leben gestartet war: organisierte. Sie trägt einen Basthut auf dem Kopf und den spitzen Als Baby lag sie auf dem Arm einer Frau, als neben ihr der Blitz ein- Hammer in der Hand, den ihr Vater selbst fertigte und der heute im Museum in Lyme Regis ausgeschlug. Die Frau und zwei weistellt ist. tere Menschen starben, Mary Anning blieb unverletzt. Mary Anning erlebte noch, Die junge Mary sammelte am wie im Jahr 1841 der Forscher Strand Muscheln und Steine, um ein paar Pence zum Familieneinkommen beizusteuern. Ihr Richard Owen den Begriff des Dinosauriers (für »schreckliche Vater Richard, ein Tischler, hatte ihr gezeigt, wie man sie findet und Echse«) prägte. Sechs Jahre ­später starb sie an Brustkrebs. Zu dieser ­säubert. Im Jahr 1810 fiel der tuberkulosekranke Vater von einer Zeit machte sich Charles Darwin erste Gedanken über die EntsteKlippe und starb. Von da an war die zehnjährige Mary jeden Tag am hung der Arten. Die Funde Mary Annings haben ihm das Verständnis des Lebens auf der Erde leichter gemacht. Strand, schaute, grub, sammelte und verkaufte.

Als Mary Anning ihren ersten fossilen Knochen entdeckte, da nannte man diese Fundstücke noch »Drachenzähne«. Die meisten Menschen dachten, dass die Welt nur ein paar tausend Jahre alt wäre. Und dass der Schöpfer in sechs Tagen alle Arten so auf die Erde gestellt hätte, wie sie dort Anfang des 19. Jahrhunderts eben standen. Mary Anning sollte helfen, dieses Verständnis zu ändern.

Entdeckerin mit Leidenschaft

Mary Anning war nicht nur eine Frau, die zufällig ein paar Fossilien entdeckte. Sie war eine für diese Zeit überaus respektierte Forscherin. Sie war das erste Ehrenmitglied des Museums von Dorset. Eine britische Wissenschaftseinrichtung zahlte ihr ab Ende der 1830er Jahre eine Pension, damit sie sich ausschließlich der Forschung widmen konnte. Die Geological Society of London gedachte Annings nach deren Tod – das ist vor allem deshalb außergewöhnlich, weil die Society erst ab 1904 Frauen aufnahm. Mary Anning In den folgenden Jahren wurde die junge Entdeckerin langsam zu war zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten, gilt jedoch heute als eine der wichtigsten Figuren der einer Berühmtheit. Sie fand den frühen Paläontologie. Und ein Plesiosaurus, den Seedrachen, Sally M. Walker: Mary Anning – Fossile Hunter berühmter englischer Zungenund weitere komplett erhaltene (Englisches Jugendbuch) brecher wird vermutlich immer Tiere aus der Urzeit. Sie finan- Tracy Chevalier: Zwei bemerkenswerte Frauen (Roman, basierend auf an sie erinnern: »She sells seazierte ihre Forschungen durch dem Leben der Fossiliensammlerinnen Mary Anning und Elizabeth shells on the sea-shore…« (»Sie den Verkauf von Fossilien, auch Philpot), Knaus-Verlag verkauft Meeresmuscheln am an Museen und reiche Samm- Patricia Pierce: Jurassic Mary (bislang nur auf Englisch) Meeresstrand …«) Gerd Schild ler. Ihre Heimat hat sie nur einEin Jahr nach dem Tod des Vaters entdeckten Mary und Joseph ein Schädelstück, das aus einem Felsen ragte. Unweit der Klippe, an der ihr Vater verunglückt war. Mary hatte ihren kleinen Hammer dabei und legte den Schädel behutsam frei. Sie arbeitete weiter und ein ganzes Skelett kam zum Vorschein. Mary dachte zunächst an ein Krokodil, aber: Sie hatte gerade den ersten vollständig erhaltenen Ichthyosaurus, einen Fischsaurier, gefunden.


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Unsere November-Tipps

Musik Vox Homana feiert

Ausstellung Gesichter des ­Christentums Das Christentum ist vielfäl­ tig – sowohl kulturell als auch konfessionell. Die Wanderaus­ stellung »Gesichter des Chris­ tentums« zeigt das anhand von Porträts verschiedener Chris­ ten, die in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Sie machen immerhin rund 70 Prozent aller Migranten aus, die nach Niedersachsen kom­ men. Zusätzliches Rahmenpro­ gramm: der Eröffnungsgottes­ dienst (9.11., 15 Uhr), ein Vortrag über Religion und Integration von Prof. Peter Antes (11.11., 19.30 Uhr), eine musikalische Weltreise mit Fritz Baltruweit und Band (17.11., 19.30 Uhr), eine Podiumsdiskussion zum Thema »Ankommen – Wie Inte­ gration gelingen kann« (24.11., 19.30 Uhr) und eine märchen­ hafte (Erzähl-)Weltreise (2.12., 19.30 Uhr).

9.11. bis 4.12., montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 16 Uhr, Lister Matthäuskirche, Wöhlerstraße 13, Hannover. Eintritt frei (auch Rahmenprogramm).

Kinder Aktuelle Kunst sehen In einer einstündigen Führung entdecken Kinder zwischen vier und zwölf Jahren die aktuel­ len Ausstellungen der kestner­

Vox Homana, der Schwule Männerchor Hannover, feiert sein 25-jähriges Bestehen und spannt dabei einen musikalischen Bogen von der Musik der Romantik über Schlager der 30er und 50er Jahre bis hin zu aktuellen Pop- und Musicalstücken. Die als Gäste eingeladenen Leipziger Tollkirschen zeigen ihre aktu­ elle Show »Qu(e)er durch Zeit und Raum«, eine Zeitreise durch alle Epochen und musikalischen Genres. Je mehr Zuschauer mitfeiern, desto schöner wird es.

15.11., 20 Uhr (Einlass 19.30 Uhr), Fritz-Haake-Saal, Freizeitheim Ricklingen, Ricklinger Stadtweg 1, Hannover. Eintritt: 12 Euro, erm. 8 Euro. Kartenvorbestellungen unter Tel. 0511 – 16 84 95 95.

gesellschaft: von Heimo Zober­ nig zeigt die Ausstellung Schlüs­ selwerke seines skulpturalen Schaffens seit den 1980er Jah­ ren und neue abstrakte Bilder, unter dem Titel »Küsse am Nach­ mittag« präsentiert die kestner­ gesellschaft eine umfassende Einzelausstellung des Leipzi­ ger Malers Jochen Plogsties, der Kopien bekannter Werke (wie der Mona Lisa) kopiert und in den Prozess seiner eigenen Pro­ duktion integriert.

Zwerg«. Dazu gibt es Musik und Titel »toutes les nuits« verrät, das Waffeln. einige französische Werke im Mittelpunkt stehen. Lassen Sie 30.11., 17 Uhr (Einlass 16 Uhr), sich überraschen! Feinkost Lampe, Eleonorenstr. 18 (im Hinterhof), Hannover. ­Eintritt: Erwachsene 6 Euro, Kinder bis 12 Jahre 3 Euro.

Musik Musik der Gegenwart

26.11., 20 Uhr, Friedenskirche, Schackstraße 4, Hannover. Eintritt frei, Spenden werden gern angenommen.

Verschiedenes

Das SonARTrio führt mit einem Flotte Maschen selber 27.11., 15 Uhr, kestnergesellschaft, moderierten Konzertabend in die Klangwelten der Gegenwart machen Goseriede 11, Hannover. Eintritt: 7 Euro, erm. 5 Euro, Kinder bis ein – von Tango über dekons­ In Gesellschaft stricken, Tipps 14 Jahre Eintritt frei. truktivistische Ansätze bis zu austauschen oder es ganz neu Aleatorik und neuer Tonalität. lernen – montags mit fachkun­ Frerk, du Zwerg diger Anleitung auf dem roten 13.11., 20 Uhr, Stadtbibliothek »Frerk, du Zwerg« nennen die Hannover, Hildesheimer Straße 12, Sofa. Achtung: Material mitbrin­ gen! Und dann einfach vorbei­ Kinder den kleinen, nicht beson­ Hannover. Eintritt: 5 Euro. kommen, wann es passt. ders starken Frerk, der in sei­ nem Kopf aber wilde Gedan­ 3., 10., 17. und 24.11., A-capella ken, bunte Wörter und Aben­ 14.30 Uhr bis 16 Uhr, ka:punkt, Grupenstraße 8, Hannover. teuer hat. Für große und kleine »toutes les nuits« Menschen, die Lust auf gute Das vocalensemble klangreich Teilnahme kostenlos. Geschichten und Abenteuer bietet ein abwechslungsreiches haben, liest Finn-Ole Heinrich Programm mit geistlicher und Lachen ist gesund aus seiner mit dem Deutschen weltlicher A-capella-Musik in Dass Lachen gesund ist, selbst Jugendliteraturpreis ausgezeich­ verschiedenen Sprachen und aus wenn man keinen Grund dafür neten Geschichte »Frerk, du unterschiedlichen Epochen. Der hat, hat die Wissenschaft längst


Unsere November-Tipps

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Anzeige

Kleidertausch-Rausch

bewiesen. Und weil Lachen auch ansteckend ist, geht es in der Gruppe leichter. Am ersten Mitt­ woch jeden Monats können sich Lachwillige zum Lachyoga im Freizeitheim Lister Turm tref­ fen. Lachen Sie sich gesund und glücklich!

5.11., 18.15 bis 19.15 Uhr, ­ reizeitheim Lister Turm, F Walderseestraße 100, Hannover. Teilnahme kostenlos (bequeme Kleidung und ein Getränk mit­ bringen).

November der ­Wissenschaft Zum vierten Mal präsentie­ ren beim »November der Wis­ senschaft« die verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen in der Landeshauptstadt ihre Ergeb­ nisse und Fragestellungen für Nicht-Wissenschaftler. Vom 13. bis 29. November gibt es Wis­ senschaft für alle Sinne und alle Altersgruppen, zum Zuhören, Ansehen, Mitmachen, Auspro­ bieren. Im umfangreichen Pro­ gramm stehen beispielsweise Umweltphilosophie, Geschichte, Bionik, Provenienzforschung,

Rela­t ivitätstheorie, Wissen­ schaftsfrühstück, Antibio­tika in der Tierhaltung, Musikpsycho­ logie, Schwarze Löcher, Krieg in der Musik, Weltraummüll… Viel zu entdecken, im Internet unter www.november-der-wis­ senschaft.de, das ge-druckte Programmheft liegt an vielen öffentlichen Orten aus.

Frauen bejammern oft, dass sie – trotz vollem Kleiderschrank – »nichts anzuziehen« haben. Da will die KleidertauschParty »Tausch-Rausch« helfen. Saube­re, gebügelte und tragbare Kleidung und Taschen mitbrin­ gen (bitte nur Frauenkleidung, keine Unterwäsche und Schuhe) und zum Tausch freigeben, dafür gibt es (maximal acht) Tauschmarken, mit denen dann neue Teile eingetauscht werden können. Kleidung, die am Ende übrig bleibt, wird an karitative Einrichtungen gespendet. Tau­ schen ist wie Shoppen, nur ohne schlechtes Gewissen.

30.11., Abgabe ab 13 Uhr, Beginn 15 Uhr, Warenannahme, Kulturzentrum Faust, Zur Bettfedernfabrik 3, Hannover. Eintritt: 3 Euro.

13. bis 29.11., verschiedene Zeiten, verschiedene Orte, Hannover. Eintritt: unterschiedlich, oft frei.

Advent im ­Garten Zwischen tropischen Pflanzen aus aller Welt, bis zu 800 blü­ henden Orchideen und farben­ prächtigen Weihnachtssternen im Schauhaus des Berggartens können Gartenbesucher am ers­ ten Adventswochenende Kaf­ fee und Kuchen genießen. Die­ ses Jahr können keine Pflanzen gekauft werden! Trotzdem ein besonderes Vergnügen.

29. und 30.11., 11 bis 18 Uhr, Berggarten-Schauhäuser, Herrenhäuser Straße 4, Hannover. Eintritt: 3,50 Euro für Besucher ab 12 Jahren, Kinder unter 12 Jahren frei.

»Charley’s Tante« für Asphalt Sie ist ein Mann und nicht jeder merkt’s. Ausgerechnet sie/er soll darüber wachen, dass sich zwei junge Paare anständig beneh­ men, und ist doch selbst kein Kind von Traurigkeit. Urauf­ führung dieser heiteren Komö­ die war 1892, das viktorianische England bog sich vor Lachen. Diesen zeitlosen Schwank von Brandon Thomas bringt die Deister-Freilichtbühne Barsing­ hausen zugunsten von Asphalt jetzt in Misburg auf die Bretter.

2.11., 16 Uhr, Bürgerhaus Misburg, Seckbruchstraße 20, Hannover. Eintritt frei, Spenden willkommen.

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

November 2014 Sonnabend, 1.11. TINGVALL TRIO Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Montag, 3.11. JACK DEJOHNETTE TRIO Eintritt: 25 Euro, keine Erm. Donnerstag, 6.11. TERENCE BLANCHARD E-COLLECTIVE Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Sonnabend, 15.11. NINA ATTAL Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Mittwoch, 19.11. ROY HARGROVE QUINTET Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro Sonnabend, 22.11. CARO JOSEE & Band Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro Freitag, 28.11. CECILE VERNY QUARTET Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr


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Kultur im Fokus

Die Stimme von Ultravox Musiker Midge Ure kommt nach Hannover. Foto: Kwiecinski

dessen Projekt Visage den ElekEr gilt als die Stimme der Newtropop-Hit »Fade To Grey«. Und Wave-Band Ultravox und darf als John Foxx etwa gleichzeisich »Officer of the British tig die Gruppe Ultravox verließ, Empire« nennen: Midge Ure stieg Midge Ure 1979 auch dort sang bei der britischen Popein und wurde zu einer treibengruppe seit 1979 die großen Hits den Kraft, wenn es um die optiwie »The Voice« und »Vienna«. sche Umsetzung der Musik ging. Und er war neben Bob Geldof Midge Ure: »Für Ultravox spielMit-Initiator des »Band-Aidten Bühnenbilder und Videos Trusts« und der »Live-Aid«-Koneine große Rolle. Allerdings zerte. Außerdem spielte der kostete das viel Geld. Um für schottische Musiker zeitweilig den Titel ›Vienna‹ einen Clip zu bei den Rockbands Rich Kids und finanzieren, nahmen wir einen Thin Lizzy, und er mischte bei der Kredit in Höhe von 17.000 Pfund Avantgarde Gruppe Visage mit. auf!« Am 13. November startet Midge Musiker Midge Ure (links) und Musikjournalist Uli Kniep trafen sich im Der Einsatz sollte sich auszahUre seine Deutschlandtournee NDR-Hörfunkstudio. len: »Vienna« wurde zum größim Pavillon Hannover. Der erste große Erfolg für Midge Ure war Fluch und Segen zugleich: ten Erfolg für Ultravox. Neben der Musik tat sich 1984 dann ein weiMit der Popgruppe Slik landete der Musiker zwar unerwartet 1977 teres Betätigungsfeld für Midge Ure auf: auf Platz 1 der englischen Hitparade, doch »Forever And Ever« sollte Zusammen mit Bob Geldof rief er den »Band Aid Trust« ins Leben und schrieb den Evergreen »Do They Know It’s Christmas«. Im noch nicht den ewigen Ruhm mit sich bringen. Midge Ure: »Die Band wurde als ein Pendant zu den Bay City Rollers Sommer 1985 fand das erste »Live Aid«- Festival statt, im Jahre 2005 folgte das globale »Live 8« Konzert. Inzwischen wurde Midge Ure wahrgenommen. Als Musiker wurden wir nicht ernst genommen.« Die Anerkennung als versierter Gitarrist wurde ihm wenig später wegen seines sozialen Engagements mit dem Titel »Officer of the zuteil, als ihn sein Kumpel Phil Lynott kurzfristig bei Thin Lizzy British Empire« ausgezeichnet. Midge Ure: »1985 haben wir zum Spenden für die Opfer des Hunanheuerte. Midge Ure: »Die Band war gerade in Amerika unterwegs, als Gary gers in Afrika aufgerufen. 2005 sind wir die Politiker beim G8-Gipfel Moore ausstieg. Phil rief mich an, und ich flog spontan rüber. in Gleneagles direkt angegangen, um den Schuldenerlass für die so 48 Stunden nach dem Anruf stand ich in New Orleans auf der Bühne genannte 3. Welt durchzusetzen.« »Make Poverty History« hieß das Motto 2005, und angesichts der und spielte mit Thin Lizzy ›The Boys Are Back In Town‹.« Midge Ures eigene musikalische Vorstellungen gingen allerdings in politischen Lage wäre es durchaus denkbar, im kommenden Jahr eine andere Richtung: Zusammen mit Steve Strange schrieb er für ein weiteres Event zum 30. Jahrestag von Live Aid auf den Weg zu bringen. Uli Kniep ist seit über 25 Jahren Musikjournalist. Radio ffn, der Midge Ure: »Es geht nicht darum, die Events von 1985 und 2005 TV-Musiksender vh-1 und Radio 21 gehören zu seinen Stationen als zu toppen. Aber wir sollten die Leute immer wieder an den Anlass Redakteur und Moderator. Aktuell moderiert er regelmäßig den erinnern – nicht nur alljährlich vor Weihnachten. Aber Bob Geldof »Nachtclub« auf NDR Info und hält als Dozent Seminare an Hoch­ und ich sind nicht mehr die Jüngsten. Deshalb weiß ich im Augenschulen und im Auftrag der Niedersächsischen Landesmedienanstalt. blick noch nicht, was man im nächsten Jahr tun kann.« Im November wird der umtriebige Musiker zunächst zu seiner Anzeige Tournee aufbrechen und dabei einige Titel seines neuen Albums »Fragile« vorstellen. Tickets kosten ab 28,50 Euro. Uli Kniep

gewinne!

Tickets gewinnen! Für das Solo Konzert von Midge Ure am 13. November im Pavillon Hannover verlost Asphalt 5 x 2 Tickets. Anruf genügt: 0511 – 301269-18. Ganz leicht zu merken: Am 11.11.2014 um 11 Uhr warten wir am Telefon auf Sie!


Aus der Szene

gesucht – gefunden Verkäufer Wolfgang, Nr. 1829: Suche Kleidung für meinen Enkelsohn, vier Wochen alt. Kontakt: 0163-7687617. Verkäufer Reinhold, Nr. 137: Suche Arbeit als Hausmeister, Gärtner, Maler oder Fußbodenverleger. Außerdem einen funktionstüchtigen Benzinrasenmäher. Kontakt: 0175 – 802 22 23. Verkäufer Hasso, Nr.1881: Suche einen 50er Motorroller. Kontakt: 01578 – 701 89 37. Verkäufer Thomas, Nr. 1909: Suche kleine Wohnung, Miete bis 400 Euro warm. Außerdem einen Laptop und eine Spielkonsole. Danke. Kontakt: 0151 – 26 87 64 63. Verkäufer Stefan, Nr. 2193: Ich suche eine kleine Wohnung in Hannover, auch Umland. Übernahme der Miete und Mietsicherheit durch das Jobcenter. Kontakt: 0162 – 628 49 98. Verkäufer Klaus, Nr. 1624: Suche bezahlbare Wohnung in Linden oder Vahrenwald. Kontakt: 0152 – 18 62 51 51 und 0511 – 30 12 69-20. Verkäuferin Cordula, Nr. 1683: Suche HDTV-Fernsehgerät. Kontakt: 0163 – 926 07 62. Wenn Sie Kleidung oder Kleinelektrogeräte kostenlos abgeben möchten, wenden Sie sich bitte an den Asphalt-Vertrieb unter 0511 – 30 12 69-20. (Abgabe nur nach vorheriger Absprache möglich!) Unter www.asphalt-magazin.de finden Sie außerdem verschiedene Anlaufstellen in unserem Verbreitungsgebiet.

Das muss mal gesagt werden Als grau und trübe gilt der November, und es gibt Menschen, die ihn als den schlimmsten Monat des Jahres bezeichnen, zumal auch Feste wie Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag oder Totensonntag nicht gerade fröhlich klingen. Aber stimmt das auch? Ich bin viel mit meinem Pudel King unterwegs und habe wundervolle Eindrücke auch im November erleben können. Wie viel Spaß macht es doch meinem Pudel und mir, wenn wir uns den Weg durchs raschelnde, bunte Laub bahnen. Auch die Bäume leuchten noch teilweise in bunten Farben. Und was für eine herrliche Stimmung liegt in der Luft, wenn morgens der Nebel über den Feldern aufsteigt und im Hintergrund der Wald nur verschwommen zu erahnen ist! Wenn ich dann warm angezogen unterwegs war, freue ich mich auf meine gemütliche Wohnung, wo ich entspannt ein interessantes Buch lese oder am Computer meine Fotos bearbeite. Und wenn ich aus dem Fenster schaue, eingekuschelt in eine warme Decke, genieße ich die Stille meines Zuhauses, bin dankbar, dass ich nicht mehr wie viele Jahre meines Lebens auf der Straße leben muss. Nein, für mich ist der November wirklich kein schrecklicher Monat, ich kann ihm viele positive Seiten abgewinnen. Karin Powser Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover.

Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Erleben Sie die Straße neu und lernen Sie spezielle Anlauf­stellen kennen: Wo sind die Schlafplätze von obdachlosen Menschen? Wo duschen oder essen sie? Wo gibt es Konflikte? Ein außergewöhnlicher Stadtrundgang – von ExpertInnen der Straße geführt!

Jetzt auch immer am letzten Freitag im Monat! Nächster Termin: 28. November, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstraße 3, 30161 Hannover.

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Bitte melden Sie sich telefonisch an: 0511 – 30 12 69-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen (Studierende, Schulklassen, Vereine etc.) vereinbaren bitte gesonderte Termine! Übrigens: Unseren sozialen Stadtrundgang gibt es auf Nachfrage auch in englischer Sprache!


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Autonomie prekär: Straßenkids Rund 50 Kinder sind in Hannover obdachlos. 750 in Niedersachsen. Und es werden mehr. Der Trend gilt bundesweit. Etwa 20.000 Jugendliche leben in Deutschland auf der Straße. In Berlin kamen jetzt 120 Jugendliche zu einem ersten selbstorganisierten Straßenkinder­ kongress zusammen. Zum Diskutieren, Reflektieren und Mahnen: »Seht ihr uns?« haben die Definitionshoheit. Noch. Mit ihrem allerersten Bundeskongress erheben Straßenkinder erstmals selbst hörbar ihre Stimme. Mit ein wenig organisatorischer Hilfe durch den Verein «Karuna«. Die Sozialarbeiter des Berliner Kinderhilfsvereins waren laut Kongress-Pressesprecher Lukas, der seit kurzem in einem betreuten Wohnprojekt in Hamburg lebt, zwar die Initiatoren des Kongresses. Später aber hielten sie sich immer mehr im Hintergrund, überließen die Organisation den jungen Menschen und übernahmen die Aufgaben der Kommunikation »mit dem Gesetz«, das nur

mit ihnen und nicht mit den Jugendlichen spricht, erzählt der Sechszehnjährige, der mit seinem schwarzen Kapuzenpulli mit einem rot durchgekreuzten Hakenkreuz und schwarz-rot gestreifter Hose unter den anderen Jugendlichen kaum auffällt. Viele der Jugendlichen sind irgendwie anders, das eint sie. Weil sie aber unterschiedlichen »Szenen« mit unterschiedlicher politischer Ausrichtung angehören, mussten die Sozialarbeiter schon auch das eine oder andere Mal schlichtend eingreifen, erzählt Lukas ganz frei. »Authentisch sein« wird großgeschrieben auf der Straße.

Fotos (3): Thomas Grabka

»Jedes Kind hat ein Recht auf ein gutes Aufwachsen«, schrieb Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) in einem Grußwort an die 120 zum Kongress versammelten Straßenkinder. »Das, was so viele von euch erlebt haben, macht mich traurig und betroffen.« Empathie ist gut für Kinder. Immer. Doch wie helfen, ohne zu bevormunden? Denn eins, das mögen viele nicht, bei aller Not: Nicht ernst genommen zu werden. Bis jetzt wurde – wenn überhaupt – über diese Kinder und Jugendlichen gesprochen. Jugendämter und Schulen, auch Medien,

Workshop-Titel auf Schildern: 120 Straßenkinder diskutierten ihr Leben.


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120 von 20.000 Straßenkindern – das klingt erst einmal nicht viel. Aber für Lukas ein Erfolg. Denn schon die Mobilisierung sei nicht einfach gewesen. Manche der Straßenkinder haben zwar durch die Wohnprojekte Zugang zu Medien wie andere Kids in ihrem Alter auch. Viele aber wurden durch direkte Gespräche auf der Straße, durch Plakate und durch auf Feuerzeugen aufgebrachte Werbung angesprochen. Die jüngste Teilnehmerin war 13, die Älteste schon beinahe 30, sie hat mitgemacht, um ihre Erfahrungen zu teilen und vor den schlimmsten Fehlern, die man auf der Straße machen kann, zu warnen – Geschwisterverhältnisse auf Zeit.

Traumata teilen In Workshops arbeiteten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen an Themen ihres Alltags: »Das Jobcenter und ich«, »Ausbildung und ich«, »Gelderwerb und Grundeinkommen« »Fundamentale Systemkritik« lauteten Titel der einzelnen Diskussionsforen an den drei Tagen Ende September am Rande von Berlin. Das gemeinsame Ziel: Es sollten Forderungen an die Politik formuliert werden und somit den Problemen der Kinder und Jugendlichen Gehör verschafft werden. Aus ihrem Leben auf der Straße, aber auch aus Überlegungen zu den möglichen Ursachen ihrer heutigen Situation war die Aufteilung in Workshops gewachsen. Beim Workshop »Wie ich auf der Straße gelandet bin« teilten die jungen Leute ihre zum großen Teil traumatischen Erfahrungen miteinander. Ihre Hintergründe sind sehr unterschiedlich. Manche haben den Halt in ihrer Familie durch die Scheidung der Eltern verloren, so wie Lukas. Andere

flüchteten vor häuslicher Gewalt, Missbrauch und Suchtproblemen der Eltern auf die Straße. Der Erfahrungsaustausch über das erlebte Leid gibt Zuversicht in einer Welt aus emotionaler Kälte. »Pädagogisch wertvoll«, sagen sie Kinder selbst. Der »Schule und Ich«-Workshop ging über den persönlichen Erfahrungsaustausch hinaus stark auf überindividuelle Ursachen des Scheiterns, auf Leistungsdruck und gesellschaftliche Exklusionmechanismen ein: Wenn die Jugendlichen mit dem vorgegebenen Tempo nicht mitkommen und Versagensängste entwickeln, dabei aber im Elternhaus keine Unterstützung und kein Gehör, sondern nur Gleichgültigkeit erfahren, fühlen sich viele wie verraten. Sie suchen dann woanders Halt. Ganz konkret wird von den Jugendlichen gefordert, dass die Mitarbeiter der Jobcenter weitergebildet werden sollten, um den Problemen der Straßenkinder verständnisvoller begegnen zu können. Das Zeitfenster für einen (Neu-)Einstieg in Ausbildung soll erweitert werden, so dass Menschen mit anderem Lern- und Lebenstempo nicht endgültig aus dem System herauskatapultiert werden.

Manche nicht erreichbar 756 obdachlose Kinder hat Sozialministerin Cornelia Rundt jüngst in Niedersachsen gezählt. Mehr als jeder Sechste Obdachlose ist mittlerweile unter 18. Die Zahlen steigen jährlich um rund fünf Prozent. Die

Stadt Hannover bestätigt das. Die Straßensozialarbeiter der Landeshauptstadt haben mit einer wechselnden Szene von im Schnitt 50 Jugendlichen in der City zu tun. Die Definition ist eindeutig: »Unter Straßenkids versteht der Jugendschutz Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren, die nicht nur ihren Lebensmittelpunkt auf die Straße gelegt haben, sondern die auch eine längere Zeit obdachlos sind. Das heißt sie wissen über einen kurzen oder längeren Zeitraum am Tage nicht, wo sie in derselben Nacht schlafen können«, so eine Sprecherin. Unklar bleiben in rund der Hälfte der Fälle die Gründe für das Leben auf der Straße, nur rund 30 der Kinder erreichen die Fachleute. Viele der Straßenkinder wollen mit »Offiziellen«, mit »dem Gesetz«, so gar nichts tun haben. Die anderen nutzen die Dienste der Sozialarbeiter zur Beratung, Krisenintervention oder auch nur, um mal wieder eine Dusche zu sehen. Nur mühsam gelingt es den Straßensozialarbeitern Vertrauen zu gewinnen. Wie sollte es auch anders sein? Einheitlich ist das Bild ohnehin nicht. Zwar gebe es die klassische Straßenpunkszene nach wie vor. Rund ein Drittel der Kinder zählen sich selbst dazu. Neu sind Jugendliche aus den osteuropäischen EU-Ländern sowie Jugendliche die selbst zur Emoszene zählen. Teil einer Gruppe zu sein ist für die Haltlosen wichtig. »Sehnsucht nach Familie« so das Fazit vom ersten Straßenkinderkongress in Berlin. Ein weiterer soll folgen. Anna Gomer/ Volker Macke


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Rund um Asphalt

Weihnachtsbasar für Asphalt Jedes Jahr größer und schöner: Der Weihnachtsmarkt mit Herz. und Gebäck, Liköre und Öle, Filzarbeiten, Adventsgestecke, Genähtes, feinen Schmuck und die guten selbstgestrickten Socken. Alles Unikate, alles liebevoll angefertigt. Eine Tasse Kaffee oder Tee zwischendurch? Dazu ein leckeres Stück selbstgebackenen Kuchen oder Torte vom großen Buffet? Die

Foto: Ulrich Ahrensmeier

Er wird jedes Jahr größer und schöner, stimmungsvoller und erfolgreicher: Der Weihnachtsmarkt mit Herz in der Kreuzkirche Hannovers. Zugunsten von Asphalt verkaufen über 50 kreative Ehrenamtliche ihre handwerklichen Arbeiten und ihre köstlichen Leckereien: Es gibt Marmeladen

vorweihnachtliche Stimmung der Kreuzkirche in der Altstadt lädt zum Besinnen und Verweilen ein. Die Erlöse des Weihnachtsbasars kommen nun bereits zum neunten Mal Asphalt zu Gute – und damit den vielen bedürftigen Menschen, die durch Asphalt Unterstützung, Anerkennung und Gemeinschaft erfahren. Herzlichen Dank vorweg an das Diakonische Werk Hannover für die Organisation des Basars und natürlich allen so engagiert daran Beteiligten! Wer sich kurzfristig noch dazu entscheiden möchte, am Basar teilzunehmen, wer bis Ende November noch Weihnachtliches oder Künstlerisches gestalten, fruchtige Marmeladen kochen oder leckeren Kuchen backen will, der melde sich bitte bei Susanne Kujawa-Ahrensmeier im Diakonischen Werk Hannover unter 0511 – 3687-150. KIE Weihnachtsmarkt mit Herz – zugunsten von Asphalt Freitag, 28. November 2014 13 bis 18 Uhr Kreuzkirche, Altstadt Hannover

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Immer ein bisschen zerzaust, meistens mit Kapuze auf dem Kopf, ungemein sympathisch und verdammt gut am Mikrofon: So haben viele Fernsehzuschauer den Sänger Christian Durstewitz noch im Kopf, der es 2010 ins Finale der Casting-Show »Unser Star für Oslo« schaffte. Lena MeyerLandrut machte damals das Rennen, aber »Dursti«, wie er schon in der Sendung genannt wurde, blieb trotzdem weiter dabei: Er komponierte und textete eigene Songs, die er in Stefan Raabs Show »TV Total« präsentieren durfte. Jetzt tritt der hochmusikalische Sohn eines Opernsängers in Hannover auf – und zwar zugunsten von Asphalt! Um uns noch zum 20-jährigen Jubiläum zu

gratulieren tritt der 25-jährige Dursti völlig ohne Gage auf, die Eintrittsgelder gehen in voller Höhe an Asphalt. Wir bedanken uns für diese Benefiz-Idee und freuen uns auf einen tollen Abend im Anderter Bahnhof! KIE

Christian Durstewitz, »Let me sing« – Benefizkonzert zugunsten von Asphalt Freitag, 14. November 2014 Alter Bahnhof Anderten, An der Bahn 2, 30559 Hannover Eintritt: 12 Euro (VVK im Alten Bahnhof), 15 Euro (Abendkasse). www.alter-bahnhof-anderten.de


Rund um Asphalt

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»Jeder Tag zählt« Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Uwe erzählt.

Foto: K. Powser

»Im September habe ich zweimal Jubiläum gefeiert: Einmal 20 Jahre Asphalt und mein Einjähriges. Am 18. September war ich ein Jahr nüchtern. Darauf bin ich stolz. Viele meiner Kunden haben mir auch schon gesagt, dass man mir ansieht, dass ich nicht mehr trinke und dass ich viel jünger aussehe. Das fühlt sich gut an, mein Leben hat sich verändert. Aus meinen Erfahrungen mit den Anonymen Alkoholikern habe ich den Satz ›ich bin heute nüchtern‹ übernommen: Ich plane nicht mehr so weit voraus, ich lebe heute, jeder Tag zählt. Meine Hauptanlaufstelle ist und bleibt der Saftladen in der Podbi­ elskistraße. Das ist eine alkoholfreie Tageseinrichtung. Wenn ich Zeit habe und gesund bin, gehe ich dreimal in der Woche dorthin. Den Laden kenne ich seit 1987, und ich bin da bekannt. Ich bin ja schon lange im Geschäft mit dem Alkohol. Mein Vater war auch Alkoholiker. Wenn er getrunken hatte, wurde er meiner Mutter gegenüber oft gewalttätig. Ich habe eher selten was abgekriegt; wenn ich meine Zahnspange mal nicht drin hatte, gab’s ’ne Schelle. Daran kann ich mich noch erinnern. Irgendwann kam die Scheidung, da war ich 13 Jahre alt. Ich habe meinen Vater alle vier Wochen besucht, aber eigentlich war er dann immer angetrunken. 1975 ist er gestorben: Genau an seinem 50.  Geburtstag ist er erschlagen worden. Im Suff. Meine damalige Verlobte Monika hatte ihn gerade noch kennengelernt. Sie ist jetzt meine Ex-Frau, mit der ich zwei Söhne habe: Marco und Daniel. Beide habe ich seit 1990 nicht mehr gesehen, Monika und ich haben uns 1987 scheiden lassen. Ich habe immer gern und viel Alkohol getrunken, den Übergang zur Sucht habe ich gar nicht bemerkt. Ich hatte damals einen Bombenjob bei der Müllabfuhr, bis mein alter Chef, der mich sonst immer gedeckt hatte, wenn ich mal nicht zur Arbeit kam, an einer Lungenentzündung gestorben ist. Dann war ich plötzlich meinen Job los … Meinen letzten Entzug habe ich zu Hause gemacht. Zwei Tage auf dem Sofa ging es mir richtig schlecht, bis ich mich wieder vor die Tür gewagt habe. Nach einer Woche hatte ich es geschafft. Das war eine schlimme Zeit, ein Bier oder ein Schnaps hät-

ten sicherlich geholfen, aber das wollte ich nicht. Allein, wie ich mich immer geschämt und gehofft habe, dass niemand meine Fahne riecht. Jetzt kann ich wieder in den Spiegel schauen. Letztes Jahr im Dezember habe ich angefangen, ins Fitnessstudio zu gehen. Früher war ich da sehr aktiv, habe dann 18 Jahre lang pausiert, weil’s so teuer war. Aber jetzt leiste ich mir das Studio vom AsphaltVerdienst und von den Plasmaspenden. Seit einiger Zeit spende ich Plasma. Für eine Spende kriege ich 17 Euro. Das ist ’ne gute Sache – man selbst tut Gutes, und für sein Portemonnaie auch. Meinen Führerschein will ich mir nächstes Jahr unbedingt wiederholen. Einen Fahrerjob bekomme ich zwar nicht mehr, aber ich will diesen Schein allein für mich haben. Es passiert gerade viel in meinem Leben: Zuletzt habe ich mit anderen Verkäufern zusammen bei einem Film von der »Kirche im NDR« mitgemacht – da spiele ich den Asphalt-Verkäufer ›Klaus‹. Eine tolle Erfahrung für mich, gemerkt habe ich aber auch, dass schauspielern ganz schön anstrengend ist! Vier Sätze fand ich schon genug, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, ein ganzes Drehbuch auswendig lernen zu müssen! Aber es hat mir viel Spaß gemacht. Und das, obwohl ich eigentlich schlechte Laune habe. Am 26. November werde ich 60. Ich höre gerade ganz viel Musik aus den 70ern und 80ern und wenn ich denke, wie lange diese Zeiten schon vorbei sind, werde ich ganz traurig. Die 40 war schon schlimm, dann die 50 – ein halbes Jahrhundert – und nun 60! Was bleibt mir noch? Es geht jetzt Richtung Erde. Wenn ich Glück habe, erreiche ich die 70. Mein größter Wunsch ist es, meine Söhne wieder zu sehen. Und vielleicht treffe ich ja noch einmal eine Frau. Eine Beziehung könnte ich mir vorstellen, mit einer Frau zusammenzuziehen aber nicht. Ich genieße das Alleinwohnen einfach zu sehr, ich brauche niemandem zu sagen, wo ich hingehe und wann ich wiederkomme. Ich kann die Tür zumachen, wann immer mir danach ist, und selbst entscheiden, wann ich sie wieder öffne – dieses Stück Freiheit gebe ich nicht mehr her.« Uwe verkauft täglich außer sonntags vor dem Biomarkt »denn’s« auf dem Engelbosteler Damm sowie jeden zweiten Sonntag vor der Christuskirche. Aufgezeichnet von Sonja Wendt


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»Ich war ziemlich einsam« 66 Jahre Leben, 40 Jahre Karriere, 45 Millionen verkaufte Platten, ein neues Album: Weltstar Chris de Burgh. Mr. de Burgh, nach 40-jähriger Karriere – wie motivieren Sie sich noch, neue Songs zu schreiben? Das Schreiben ist für mich ein ganz natürlicher Vorgang. Meine Ideen bekomme ich durch Dinge, die mich bewegen, verärgern, irritieren oder quälen. Stellen Sie sich einfach einen Garten vor. Der Ackerboden ist gelockert und die Vögel lassen gelegentlich etwas fallen, so dass die Pflanzen anfangen zu wachsen. Und ich gieße sie regelmäßig mit Wasser. Zu dem Song »The Keeper Of The Keys« ließ ich mich von der jungen pakistanischen Friedensnobelpreisträgerin Malala inspirieren, die für die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen kämpft und deshalb von einem Radikalen in den Kopf geschossen wurde. Der Song handelt von »heiligen« Männern, die Frauen kontrollieren und Mädchen den Schulbesuch verbieten wollen. Das passiert in islamischen Staaten und im Mittleren Osten, wo Männer religiöse Schriften zum Nachteil der Frau auslegen. Ich schreibe lieber gleichnishafte Texte als Geschichten. In »The Keeper Of The Keys« höre ich einer Frau zu, die im Gefäng-

nis sitzt und sich sehnlich wünscht, frei zu sein. Trotzdem möchte ich klarstellen, dass ich gläubige Menschen respektiere.

Sie haben einen Song über Richard Löwenherz geschrieben. Welche Beziehung haben Sie zu dem Kreuzritter und englischen König? Einer der ersten Könige von Jerusalem war mein Vorfahr Baldwin de Burgh und unser Familienwappen ist ein gol-

er sich Baldwin de Burgh zu und zeichnete auf dessen Schild mit dem blutigen Finger ein Kreuz. Er sagte: »Dies soll fortan das Wappen deiner Familie sein!«

Haben Sie deshalb ein Stück über ihn geschrieben? Nein. Aber der Umstand, dass ich früher in einem Schloss aufwuchs, war von Vorteil, als ich den Song schrieb. Wir hatten zwar nicht viel Geld, aber immerhin ein Schloss. Nicht

Chris de Burgh (66) heißt eigentlich Christopher John Davison und wurde als Diplomatensohn in Argentinien geboren. Nach mehreren Jahren im Ausland kam er mit sechs Jahren auf das irische Familienschloss Bargy Castle. Er lernte Klavier und Gitarre, zog solo und mit kleiner Band durch die Gegend. Mit 24 Jahren erhielt er seinen ersten Plattenvertrag und nahm als Künstlernamen den Familiennamen seiner Mutter an. Zu seinen größten Hits gehören die Songs »Lady in Red«, »Don’t Pay the Ferryman« und »High on Emotion«. Chris de Burgh ist seit 1978 mit seiner Frau Diane verheiratet, die beiden haben zwei Söhne und Tochter Rosanna, die 2003 zur »Miss World« gekürt wurde. Am 21. April 2015 tritt Chris de Burgh im Rahmen seiner nächsten Deutschlandtournee in Hannover (Kuppelsaal) auf. dener Schild mit einem roten Kreuz. Und das kam so: Vor den Mauern von Jerusalem tunkte Richard Löwenherz einst seinen Finger in das Blut eines getöteten Sarazenen. Dann wendete

viele Menschen können das von sich behaupten. Ich überlegte, wie ich das in einen Song verpacken könnte. Und plötzlich kam mir die Idee mit dem Geist von Richard Löwenherz,

der durch die Korridore wandert und sich wünscht, zurückzukommen. Aus heutiger Sicht ist es schwer zu verstehen, warum der Glaube an Gott für die Menschen im 12.  Jahrhundert so wichtig war, aber damals wurden Christen verfolgt. Ein Christ, der exkommuniziert wurde, hat sich aus Verzweiflung umgebracht. Die Kunst drehte sich für Jahrhunderte fast nur um religiöse Dinge. Heute sehen wir uns wieder mit einer ähnlichen Situation konfrontiert.

Welche Geschichte hat das Schloss Ihrer Familie – Bargy Castle – im Südosten Irlands? Es ist 800 Jahre alt und wechselte im Laufe der Jahrhunderte immer wieder den Besitzer. Mein Großvater hat es 1960 gekauft und zu einem Hotel umgebaut. Am letzten Wochenende war ich dort und schaute hinauf zum Turm. Die Männer, die diese Steine einst aufeinandergesetzt haben, waren im Prinzip wie Sie und ich. Sie haben Zement hergestellt aus Wasser, Sand, Pflanzen und tierischem Blut. Und dieser Zement hält unser Schloss seit nunmehr 800 Jahren zusammen.

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Foto: Picture-Alliance/dpa

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Gitarre, Mikro, starker Ausdruck: Chris de Burgh will mit seiner Musik die Menschen berühren.

Interessieren Sie sich als Spross eines irisch-normannischen Adels­­ geschlechts zwangsläufig für Geschichte? Sehr sogar. Ich habe in Dublin englische, französische und europäische Geschichte studiert. Ich wurde kürzlich gefragt, wie ich den Fall der Berliner Mauer erinnere. Was ich nie vergessen werde, ist die Körpersprache der Menschen aus dem Osten. Sie hatte sich nämlich sehr verändert, nachdem sie einige Monate im Westen waren. Ich fand es großartig, dass ich diesen besonderen Moment in der Geschichte miterleben durfte.

aufgetreten, mein Ältester übrigens auch. Es war für mich sehr emotional, meine Tochter in die Hände einer anderen Person zu geben.

Hat sie kirchlich geheiratet? Nein, hat sie nicht. Ich selbst wurde als Protestant in einem vorwiegend katholischen Land geboren. Ich habe meine Kinder so erzogen, dass sie hinsichtlich ihrer Religion selbst eine Wahl treffen sollten. Die Katholische Kirche hat mit ihren Skandalen viele Gläubige vergrault. Ich persönlich mag keine organisierte Religion, deshalb sehe ich auch nicht ein, Kirchensteuer zu zahlen. Aber meine Kinder sollen Kürzlich hat Ihre Tochter Rosanna darüber selbst entscheiden. Also geheiratet. Haben Sie während heirateten meine Tochter und ihr Mann im Rahmen einer Humader Zeremonie gesungen? Nein, aber gelesen. Erst bei der nistischen Feier. Es war eine sehr Party bin ich mit meinen Songs persönliche Zeremonie.

Ihre neue CD »The Hands Of Man« ist wie eine LP in zwei Seiten aufgeteilt, die da heißen: Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Worin unterscheiden sich die beiden Seiten? In gar nichts. Es ist einfach nur eine Hommage an die gute alte Vinylplatte. Daher auch die dynamischen Wechsel bei der Songabfolge. Ganz wichtig sind die Pausen zwischen den Stücken, sie dürfen weder zu lang noch zu kurz sein. Ich spiele dreistündige Shows und achte dabei besonders auf die Dramaturgie. Die Aufmerksamkeitsspanne der meisten Menschen liegt zwischen 12 und 15 Minuten. Deswegen sehe ich immer zu, dass auf meinen Alben nach 15 Minuten ein erster Höhepunkt passiert, dann kann der Hörer kurz durchatmen. Dasselbe mache ich am Ende.

Der Titelsong »The Hands Of Man« bezieht sich sowohl auf das Gute als auch auf das Schlechte, das die Menschheit vollbringt. Studieren Sie gern das menschliche Verhalten? Nicht mehr als Sie, denke ich. Hätten wir nicht unsere Hände, wäre die Geschichte der Menschheit völlig anders verlaufen. Dann könnten wir weder schreiben noch ein Glas halten; sämtliche Gebrauchsgegenstände hätten anders gestaltet werden müssen. Auf der anderen Seite können diese Hände wunderschöne Dinge entwerfen: Kathedralen, Wolkenkratzer oder Raumschiffe, die Menschen auf den Mond schicken. Aber auch Waffen, um zu töten. Ich habe mich gefragt, warum hätte es nicht ausschließlich bei Fortsetzung auf der nächsten Seite


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Woher kommen Ihre Melodien? Hören Sie gern klassische Musik? Ich bewundere Mozart und Beethoven, aber ich würde nicht sagen, dass sie mich direkt beeinflussen, auch wenn ich oft mit Orchestern arbeite. Kürzlich hörte ich mir Pachelbels Kanon an; er hat viele moderne Songschreiber inspiriert. Ich frage Anzeige

mich: Wie hat Mozart seine Kompositionen geschrieben? Ich war in Leipzig in der Kirche, wo Bach die Orgel gespielt hat. Ich habe geweint, denn Bach hat wie kein anderer die Musik verändert. Ich frage mich: Wie erklärt sich sein Genie?

Foto: Lanz Unlimited

positiven Dingen bleiben können? Auf dem Cover sind meine Hände zu sehen, die Lücke dazwischen bildet ein Herz. Die Hände empfangen und geben. Im Titelstück singe ich ein paar Zeilen über Jesus. Seine Wunden sind die Wunden der Liebe. Ich finde Jesus‘ Geschichte faszinierend, gleichwohl ich keiner Kirche angehöre.

Argentinien, Nigeria, Zaire, Irland sind die Stationen Ihres bisherigen Lebens. Wie haben Sie als ewiger Vagabund zu einer eigenen Identität gefunden? Ich glaube, Reisen sind die beste Ausbildung, die man bekommen kann. Denn man entwickelt Respekt vor anderen Kulturen, Religionen und Hautfarben. Ich selbst lebte als Kind auch in Südafrika und Argentinien, und meine Kinder sind ebenfalls viel Über 40 Jahre im Geschäft, seit »Lady in Red« ein Weltstar: Chris de Burgh. auf Reisen. Einer meiner Söhne ist gerade in Paris, der andere in London und meine Tochter hält sich in Spanien auf. Ich selbst fliege regelmäßig in den Libanon und habe schon oft in Beirut gespielt. Ich liebe die Musik von dort, aber mich faszinieren auch traditionelle chinesische Klänge.

dazu sagen kann, ist: Wir sind eine sehr enge Familie. Wir sind immer traurig, wenn wir getrennt sind. Wir machen gemeinsam Urlaub so oft es geht. Obwohl ich immer sehr beschäftig war, legte ich großen Wert auf die Erziehung meiner Kinder. In der Zeit zwischen meinen Tourneen war ich rund um die Uhr Sie leben heute in Irland. Fühlen für sie da, ich brachte sie zur Schule, holte sie wieder ab und Sie sich irisch? Nein, das tue ich überhaupt hörte mir ihre Sorgen an. Das nicht. Ich habe einen irischen hatte auch damit zu tun, dass Vater und eine englische Mut- ich selbst ziemlich einsam war. ter, aber ich fühle mich eher als Meine Eltern schickten mich Weltbürger. Ich bin eine interna- aufs Internat, manchmal sah ich tionale Person, ich habe etwas sie monatelang nicht. Ich war als von Kanada, Skandinavien und Kind nicht sehr glücklich. sogar Russland mitgenommen. Russland wird gegenwärtig Was bedeutet Ihnen Erfolg heute? unterschätzt, die meisten hal- Erfolg ist für mich, wenn Leute ten es für ein großes, böses Land. sich meine Platte anhören und Dabei war es jahrhundertelang meine Songs sie zum Lachen das mächtigste Land auf diesem oder Weinen oder zum NachPlaneten. Die Museen in Mos- denken bringen. Wenn ihnen im kau und St. Petersburg sind fan- Angesicht ihrer Großeltern klar tastisch. All das sauge ich auf. wird, dass auch sie eines Tages alt sein werden und dass auch Als Künstler sind Sie sehr erfolg- ein alter Mensch irgendwann mal barfuß über eine Wiese reich. Als Vater auch? Dazu müssten Sie meine Kin- gerannt ist. der befragen. Alles, was ich Interview: Olaf Neumann


Foto: S. Szameitat

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Die Angst fährt mit
 Ein traumatisches Erlebnis: Lokführer, die mit einem Bahnsuizid konfrontiert wurden, leiden oft jahrelang unter Ohnmachtsgefühlen und Verzweiflung. Ralf Mai hat bisher mehr Glück gehabt als vieler seiner Kollegen. Seit einem Vierteljahrhundert arbeitet er nun als Lokführer – ohne schwere Unfälle. Dabei erlebt jeder Lokführer nach der Statistik zwei bis drei Mal in seiner Berufslaufbahn, dass sich jemand in Selbstmordabsicht vor den Zug wirft. Jährlich 800 bis 1.000 Menschen nehmen sich auf Bahngleisen das Leben. Für die betroffenen Lokführer bedeutet dieses Erlebnis allzu oft das Ende ihrer Berufslaufbahn. 
Ralf Mai hat zwar noch nie einen Menschen überfahren, aber bereits zehn Beinahe-Unfälle erlebt. Er erinnert sich genau an das letzte Mal im Mai dieses Jahres, als ein verzweifelter Mensch seinen Zug als einzigen Ausweg sah. »Ich fuhr auf der Strecke nach Hameln und war in Höhe von Empelde, da stand er: zehn Meter vor mir auf dem Gleis, den Rücken mir zugewandt«, berichtet er. »Ich habe gebremst, gesan-

det, also den Sandstreuer benutzt, damit die Räder auf den Schienen besser greifen. Und gehupt. Das hat ihn wohl zur Besinnung gebracht. Er hat sich umgedreht und ist nach links weggegangen.« Danach kam der Schock. »Man erstarrt. Du sitzt da und bist nur geschockt, schlackerst am ganzen Körper. Die Fahrgäste, die alles mit­ bekommen hatten, hielten sich den Mund zu vor Schreck«, erinnert sich Mai. »Ich habe dann die Transportleitung angerufen, später ist der Zugbegleiter zu mir gekommen. In Völksen habe ich den Zug übergeben und mich von Hameln aus auf Kosten der Bahn im Taxi nach Hause fahren lassen.« Er hätte sich nach dem Schreck auch an Ort und Stelle ablösen lassen können, aber daran hätte er in dem Moment gar nicht gedacht, sondern einfach weiter funktioniert. Danach ließ er sich zwei Wochen krankschreiben. Auf Anraten der Fach-

leute beim Psychologischen Dienst beschäftigte er sich in dieser Zeit mit seinen Hobbys, einfach mit den Dingen, die ihm Freude machen: Gartenarbeit und Fahrradfahren. »Als ich wieder zum Dienst angetreten bin, habe ich verlangt, dass mich der Teamleiter auf der ersten Fahrt begleitet«, erzählt Mai. Er sei sich unsicher gewesen, wie er an der Stelle reagiere, an der »es passiert ist.«

Das Erlebte verarbeiten

 Diese Unsicherheit und das Schockgefühl sind typische Folgen einer solchen Erfahrung. »Lokführer können in dieser Situation eine erhöhte Schreckhaftigkeit an sich wahrnehmen. Manchmal geht das so weit, dass sie schon beim Anblick ihrer Lok oder den Schienen anfangen zu zittern oder Fortsetzung auf der nächsten Seite


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Schweißausbrüche bekommen«, erklärt Dr. Gerd Reimann von der Gideon Gesellschaft in Potsdam. Der klinische Diplompsychologe behandelt traumatisierte Bankangestellte, Hausmeister in Hochhäusern und alle, die im Beruf mit schockierenden Erlebnissen konfrontiert waren. »Die körperlichen und seelischen Symptome sind normal. Wir haben Angst, dass es jederzeit

wieder passieren kann, davor will uns das Gehirn schützen und uns dazu bringen, die Situation zu vermeiden«, so Reimann. Bis zu vier oder sechs Wochen lassen er und seine Mitarbeiter diesen Selbstschutz gelten. In der ersten Zeit nach dem Ereignis handele es sich noch nicht um eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTB). Wenn die Symptome allerdings über diesen Zeitraum

Am 10. November jährt sich der Todestag von Robert Enke zum fünften Mal. Der Hannover96-Torwart nahm sich mit 32 Jahren am Bahnübergang im niedersächsischen Eilvese das Leben. Sein Suizid löste allerorts tiefe Bestürzung aus, erst nach Enkes Tod wurde bekannt, dass er unter Depressionen litt und seit 2003 mehrfach in psychiatrischer Behandlung war. Anfang 2010 gründeten der Deutsche Fußball-Bund, der Liga­verband und der Bundesligist Hannover 96 die Robert-Enke-Stiftung, die sich für die Enttabuisierung von Depressionskrankheiten einsetzt und Projekte, Maßnahmen und Einrichtungen unterstützt, die darüber aufklären und forschen. In Kooperation mit dem Landesmuseum veranstaltet die Stiftung die Ausstellung »ROBERT gedENKEn – unser Freund und Torwart« sowie zwei Podiumsdiskussionen.

Foto: Andy Spyra

»ROBERT gedENKEn« 7. – 11. November, Niedersächsisches Landesmuseum, Willy-Brandt-Allee 5, Hannover. 9  – 17 Uhr, Sa und So 9 – 18 Uhr. Eintritt frei. Weitere Informationen und Anmeldung zu den Podiumsdiskussionen unter www.robert-enke-stiftung.de

Robert Enke im März 2009 beim Asphalt-Interview.

hinaus anhalten, brauchen die Betroffenen eindeutig professionelle psychotherapeutische Hilfe. Unter Reitern zählt das Motto: »Wenn man vom Pferd heruntergefallen ist, muss man sofort wieder aufsteigen.« Das gilt auch für die Bankkassiererin, die wieder an die Kasse, und den Lokführer, der wieder in den Führerstand muss. »Die Frage ist daher immer: Wie schnell bringen wir den Reiter wieder aufs Pferd?«, denn aus Erfahrung weiß Dr. Reimann: »Wenn man nämlich der anfänglichen Vermeidungsstrategie zu lange nachgibt, marschiert man schnurstracks in die Krankheit.« Das Gehirn könne durchaus lernen, dass nicht jeder Arbeitstag mit einem Suizid ende. »Es ist eine Grat­ wanderung: Wir müssen den richtigen Augenblick für den Beginn einer Therapie abpassen.«

Gespräche helfen Manchmal könne die notfallpsychologische Behandlung direkt nach dem Ereignis starten, manchmal erst Wochen später. Dann reichen meist fünf bis sieben Gespräche von ein bis drei Stunden Dauer. »Da geht es dann um das Gefühl der Hilflosigkeit, dass die schwere Maschine nicht mehr zum Halten zu bringen war, darum, dass man die Zeit zurückdrehen möchte«, erklärt der DiplomPsychologe. Neben den fallweise gar auftretenden Schuldgefühlen überwältigen den betroffenen Lokführer oft Verzweiflung und Wut auf denjenigen, der ihn in diese Situation gebracht hat. Manchen gelingt es aber auch, Frieden mit dem Erlebten zu schließen. Die Kosten für diese Gespräche werden nicht zwingend übernommen, erst nach der Diagnose »Posttraumatische Belastungsstörung« zahlen die Krankenkassen. »Die Unterstützungssysteme bezahlen nur die Behandlung von Krankheiten, nicht die Vorbeugung«, kritisiert Reimann, »dabei kann gerade die notfallpsychologische Krisenintervention langwierige Therapien unnötig werden lassen!« Etwa 15 Prozent der betroffenen Lokführer können ihren Beruf nicht


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Foto: Picture-Alliance/ZB

mehr ausüben, schätzt Reimann, die meisten schaffen es früher oder später wieder zurück in den Führerstand. »Manche brauchen eine Kur, andere sitzen nach drei, vier Tagen wieder auf der Lok«, hat auch Sven Hitz erfahren, der als Betriebsratsmitglied bei der Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft seine Kollegen berät. Wer es noch nie erlebt habe, dass ein Mensch vor ihm auf den Schienen liegt, verdränge die Möglichkeit, dass es ihn treffen könne. »Manche Kollegen denken, wenn sie nicht über ihre Ängste reden, verschwindet die Panik von allein«, sagt Hitz. »Jeder hofft, dass es Jährlich 800 bis 1.000 Menschen werfen sich in Selbstmordabsicht vor den Zug – nicht alle betroffeihn nicht erwischt. Darauf vorbereiten kann nen Lokführer können nach solch einem Erlebnis wieder zurück in den Führerstand.
 

 
 man sich nicht.«
 
 
 er. Besonders schwer bei einem »Personen- Köneke als Bahnhofsvorsteher nebenamt400 Meter Bremsweg 
 schaden«, wie es beschwichtigend für die lich Bahnpolizeibeamter. In seinem BerufsBundesbahnamtswart Heinz Köneke ist seit Fahrgäste im Zug heißt, sei die Ohnmacht leben hat er viel Schreckliches erlebt. »Beim 14 Jahren im Ruhestand. Auch heute noch des Lokführers. »Ein Schnellzug braucht 27. Suizid habe ich aufgehört zu zählen«, so erinnert er sich an ein Erlebnis, das weit bei einer Geschwindigkeit von 140 Stunden- Köneke. Irgendwie habe er das aber immer zurück liegt, ihn aber besonders belastet hat. kilometern mindestens 400 Meter, um bei wegstecken können. Es sei etwas anderes, »Ich war zwei oder drei Wochen Bahnhofs- einer Notbremsung zum Halten zu kommen, ob man für die Beseitigung der Unfallfolgen vorsteher, da kam die Nachricht, dass ein schnellere Züge haben einen entsprechend zuständig oder als Lokführer persönlich am Lokführer jemanden totgefahren habe.« Bei längeren Bremsweg«, erklärt Köneke. Heute Unfall beteiligt ist. den Ermittlungen stellte sich heraus, dass regeln Notfallmanager der Bahn, was nach Köneke die Frau persönlich kannte. »Ich einem Unfall oder Suizid zu tun ist und 
Ralf Mai wird noch eine Weile brauchen, bis sollte dem Witwer die Nachricht überbrin- richten sich dabei nach den Weisungen der er das Erlebnis verkraftet hat. »Das vergisst gen, aber ich habe mich gedrückt«, erzählt Polizei und Staatsanwaltschaft. Früher war du nicht, du denkst, es passiert immer wieder.« Noch verkrampft er regelmäßig, wenn er die Stelle auf seiner Strecke passiert, an der der Mann gestanden hat, um sich von seinem Zug überfahren zu lassen. »Auch Fast jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen verfährt anders mit Lokführern, die einen Unfall wenn es nicht zum Suizid gekommen ist: Es oder einen Suizid erlebt haben. »Einige lassen den Kollegen umgehend ablösen und einem ist so, als ob du ihn richtig unter die Räder Arzt vorstellen, andere wollen ihn erst befragen, manche lassen ihn von einem Taxi nach gekriegt hättest. Das bleibt.« Hause fahren«, berichtet Martin Fischer. Er ist Sozialreferent und Mitglied der Geschäftsführung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und gehört dem vor einem Jahr Sabine Szameitat
 gegründeten Arbeitskreis »Belastende Ereignisse bearbeiten« (BEB) an, ebenso wie weitere sieben Mitarbeiter im Fahrdienst von der Deutschen Bahn AG und nichtbundeseigenen Eisenbahnunternehmen. »Unsere Aufgabe ist es, bundeseinheitliche Verfahrensweisen Anzeige festzu­legen«, erklärt Fischer. Vor allem sollen betroffenen Kollegen Lohneinbußen bei Wer kümmert sich morgen um Ihre Wohnung oder Ihr Haus? dauerhafter Dienstunfähigkeit erspart bleiben. Erst im Frühling diesen Jahres haben sich die Deutsche Bahn und die GDL darauf geeinigt, dass Lokführer, die aufgrund einer Traumatisierung nicht mehr fahren können, weiterhin ihr volles Gehalt bekommen. Diejenigen, die langfristig aus dem Fahrdienst ausscheiden, können wählen, ob sie in anderer Funktion bei der Bahn bleiben oder mit einer Abfindung gehen wollen. citymanager.de - Immobilienservice ☎︎ 05 11 / 16 91 95 22 service@citymanager.de

Tarifvertrag schützt Traumatisierte


30 Asphalt 11/2014

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Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Gesellschafter: Diakonisches Werk Hannover e.V. und H.I.o.B. e.V. Redaktion: Jeanette Kießling (V.i.S.d.P. dieser Ausgabe), Volker Macke, Renate Schwarzbauer, Sonja Wendt

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Verkäuferausweise


Silbenrätsel

Asphalt 11/2014 31

Silbenrätsel ärz – ast – bank – bün – chem – ci – da – den – der – der – du – en – er – fin – gel – grau – ho – i – in – in – ku – last – len – leu – lohn – na – nan – ne – ne – ne - nest – neu – nitz – schaft – sek – si – si – si -stadt – stadt – ster – te – te – ten – ten – tier – tu – tung – über – ver – wal

1. Schweizer Kanton

2. Menschen

3. sich schneller als ein anderer fortbewegen

4. Kinofan

5. geometrische Figur

6. Kreatur als Gepäckträger

7. Berufsverband

8. Himmelskörper (Pl.)

9. ägyptische Halbinsel

10. Republik in Nordafrika

11. Rathaus

12. englisch: Eingeweihter

13. Kreisstadt in Sachsen

14. Belohnung eines ehrlichen Entdeckers

15. artenreichste Tierklasse

Die Lösung des Oktober-Rätsels lautet: Jeder will lange leben, aber keiner will alt sein.

Greser & Lenz, FAZ

Aus den nachfolgenden Silben sind 19 Wörter zu bilden, deren erste und fünfte Buchstaben (Achtung: ch = 1 Buchstabe) – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Spruch ergeben:

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir viermal das Buch »Sie kennen dich! Sie haben dich! Sie steuern dich!« von Markus Morgenroth. Die Datenspionage der NSA trifft vor allem Staaten und Politiker – die Datenschnüffelei unzähliger Unter16. südamerikanischer Strauß nehmen betrifft uns alle. Der Datenanalytiker beleuchtet in seinem Buch die Macht der 17. Informationssammlung Datensammler und das Ausmaß der Überwachung. Dreimal haben wir den außerge­ wöhnlichen Reiseführer »Best Of Bretagne« 18. Vorname Hemingways für Sie. Die Bretagne: authentisch, herb, wildromantisch. Hier fühlen sich Liebhaber 19. Name zahlreicher Städte rauer Küstenlandschaften und uralter französischer Legenden wohl. Die besten Tipps Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. der Frankreich-Experten von »Michelin« zu Kunst, Kultur und Lebensgefühl – aufs Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres WunschWesentliche konzentriert. Ebenfalls dreigewinnes) bitte an: mal liegt das Hörspiel »Die Schule der WeihAsphalt-Magazin, Hallerstrasse 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. nachtsmänner« von Karlheinz Koinegg für Sie bereit. Diese Schule ist keine gewöhnliE-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. che: Hier wird die Weihnachtsmann-Elite Bitte vergessen Sie Ihren Absender nicht! ausgebildet – schneidig, schnurrbärtig und Einsendeschluss: 30. November 2014 schneetauglich. Die Auswahl ist streng. Wieso aber ausgerechnet der kleine Waisenjunge »Mücke« in diese winterliche Welt gerät, ist nur das erste Mysterium dieser wundersamen Geschichte … Ab 8 Jahren.



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