2014 10 Asphalt

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Oktober 2014

Mehr Wert

Prekär und einsam: auf der Suche nach Pfand Klamme Kasse: Hannover fehlen 88 Millionen Lustiges Pendant: der Ig-Nobelpreis für Skurriles Immer im Einsatz: Jan Josef Liefers hat viel zu tun


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Titelthemen... 88 Millionen zu wenig Hannover muss sparen. Auch im Sozialbereich. Oberbürgermeister Stefan Schostok kündigt ­Konsolidierungs­programm an und hält am Dialogprojekt »Mein Hannover 2030« fest. _________________ 6 Lustiges Pendant Die Wissenschaft ist trocken und humorlos? Weit gefehlt: Der Ig-Nobelpreis für Skurriles kommt lustig und kurios daher – trotz fundierter Forschung. __________________ 8 Cents im Müll Pfandflaschensammler: Sinnbild für wachsende Armut und Einsamkeit in Deutschland. Katrin, Ingrid und Klaus sind drei von 300 in Hannover. Und die Wissenschaft wird aufmerksam. _ ________________ 15 Vernarrt in die Nacht Im Interview: Der Schauspieler und Musiker Jan Josef Liefers über seine Musik, die Vorteile von Schlaflosigkeit, den Syrien-Krieg und politisches Versagen. __________________________________ 26

...und mehr Notizblock ____________________________________________ 4 Angespitzt: Asphalt-Werte _ _____________________________ 5 Solidarische Landwirtschaft: geteilte Ernte – doppelte Freude _12 Serie: Wer war eigentlich … Hans Fallada? _________________ 14 Oktober-Tipps ________________________________________ 18 Kultur im Fokus _______________________________________ 20 Rund um Asphalt _ ____________________________________ 21 Aus dem Leben: Asphalt-Verkäuferin Angelika erzählt. _ _____ 23 Aus der Szene ________________________________________ 25

gewinne!

Karten für den Zoo ____________________________________ 29 Asphalt intern/Impressum _____________________________ 30

gewinne!

Silbenrätsel/Cartoon __________________________________ 31

Liebe Leserinnen und Leser, das passt: würdig altern, glaubwürdig sein, Menschenwürde. Aber Würde und Armut – wie geht das? Selbst mit einer ge­ wissen Sprachgewandtheit ist das nicht zusammen zu brin­ gen. Sollte Ihnen jemand von einem Wohnungslosen erzäh­ len, der sich »seinen Stolz bewahrt« habe, obwohl er jede Nacht woanders unterkommen muss, oder von einer Arbeits­ losen, die seit zehn Jahren keinen Job mehr kriegt, aber »auf­ recht durchs Leben« gehe, ist das romantisierender Kitsch. Solche Erzählungen sind schlicht nicht wahr. Armut macht nicht stolz, sie zermürbt und greift das Selbstwertgefühl an. Bei manchen sofort, bei anderen etwas später. Woran das liegt, wissen Sie: weil bei uns der Wert eines Menschen über seinen gesellschaftlichen Status definiert wird. Je glänzender das Image seines Jobs, je besser seine Bezahlung, umso höher steigt sein Ansehen. Noch nie – das thematisieren wir bei Asphalt seit einiger Zeit auf unterschiedliche Weise immer wieder – waren Reichtum und Besitz in Deutschland so un­ gleich verteilt wie heute. Aber diese Tatsache ruft nicht etwa Empörung hervor. Im Gegenteil: Sie scheint eher den Wunsch anzufachen, Teil jener upper class zu werden. Jedenfalls bei vielen. Kein Wunder, dass deshalb eine große Zahl von Frauen und Männern verschweigt, wie schlecht es ihnen geht. Sie versuchen zu verstecken, dass sie sich längst in einer Abwärts­ spirale befinden. 40 Prozent der Menschen, die in Deutsch­ land ein Anrecht auf soziale Unterstützung hätten, vom Staat, nehmen dieses Recht gar nicht in Anspruch. Manche weil sie nicht wissen, was ihnen zusteht. Aber die meisten, weil sie sich schämen. Sie schämen sich dafür, arm zu sein. Und Scham ist das Gegenteil von Stolz, von Würde. Wir wol­ len in dieser Ausgabe der verborgenen Armut auf die Spur kommen, am Beispiel der Flaschensammler. Verbunden mit ein paar Hinweisen, wie Sie aktiv werden können. Denn dass sich so viele Menschen schämen, arm zu sein, ist ein erbärm­ liches Zeugnis für uns alle, die wir nicht arm sind. Herzlich Ihre

Titelfoto: Christian Wyrwa

Hanna Legatis, Asphalt-Herausgeberin


Asphalt 10/2014 Notizblock

Foto: V. Macke

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Protest für Bleiberecht

Hannover. Rund 200 Menschen haben gemeinsam mit den Flüchtlingen vom Weiße­ k reuzplatz für eine Aufenthaltsgewährung aus humanitären Gründen demonstriert. Die Sudanesen halten den zentralen Platz hinter dem Hauptbahnhof seit vier Monaten besetzt, um gegen eine drohende Abschiebung in die Bürgerkriege ihrer Heimatländer Sudan und Südsudan zu kämpfen. Die meisten Asylanträge der Besetzer hatten vor den Verwaltungsgerichten Niedersachsens bisher keine Chance, daher pochen sie nun auf eine Aufenthaltsgewährung aus humanitären Gründen. »Paragraf 23 Aufenthaltsgesetz gibt dem Land Niedersachsen die Möglichkeit dazu, das sollen die anwenden«, so ein Sprecher der Demonstranten. Die Lage im Protest-

Ini will Grün retten

Bremen. »Bauen auf Grünflächen? Nein, Danke.« Das fordert ein Bündnis von rund 20 »Initiativen für Bremen« (IFB) und hat dafür ein Volksbegehren gestartet. Damit sollen Parks, Friedhöfe und Kleingärten,

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camp spitze sich zu: »Der Winter kommt, und wir werden nicht aufgeben. Aber wir brauchen in unseren Zelten Heizungen, Decken und etwas, was gegen den kalten Boden schützt.« Von den Anwohnern des Platzes wurde der Protest bisher weitgehend

wohlwollend toleriert, von einigen gar mit Sach- und Lebensmittelspenden unterstützt. Der Verband Haus- und Grundeigentum Hannover« fordert ungeachtet dessen, den Protest jetzt ordnungsrechtlich zu beenden. mac

Hochwasser- und Naturschutzgebiete vor Bebauung geschützt werden. Konkret listet das Bündnis rund 200 Flächen auf, die von Wohnungsbau frei gehalten werden sollen. Hintergrund ist der angespannte Wohnungsmarkt der Hansestadt – bis zum Jahr 2020 will Bremens rot-grüne Mehrheit 14.000 neue Wohnungen bauen lassen. Die bisher ausgewiesenen Flächen aber ­hätten nur Platz für 4.800 Wohnungen, so ein Bündnissprecher. Viele Grünflächen seien deshalb in Gefahr, betoniert zu werden. Innerhalb von drei Monaten sind nun rund 21.000 Unterschriften nötig, damit es zu einem Volksentscheid zum Thema »Häuser oder Grünflächen« kommen kann. mac

folgter Juden bereichert hatte. Nun hat die Rathausmehrheit von SPD und Grünen reagiert und den Platz auf Vorschlag der FDP nach der aus Hannover-Linden stammenden weltberühmten jüdischen Philo­ sophin Hannah Arendt benannt. mac

Ahrendt statt Kopf Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Hoya, Celle, Neustadt, Rinteln, Springe, Bückeburg und Obernkirchen.

Hannover. Das Land Niedersachsen distanziert sich von seinem ersten Gründungs­ vater Hinrich-Wilhelm Kopf. Der SPD-Politiker war von 1946 bis 1955 und 1959 bis 1961 Ministerpräsident des Landes. Daher war der Platz vor dem Landtag bisher nach ihm benannt. Eine Göttinger Historikerin allerdings kratzte am Ruhm des Granden als sie herausfand, dass Kopf sich zur NS-Zeit als »kleines Rädchen im Getriebe der NSVernichtungsmaschinerie« auf Kosten ver-

Mehr junge ­Obdachlose Hannover. Jeder sechste Obdachlose in ­ iedersachsen ist minderjährig. Und die N absoluten Zahlen steigen. Das hat Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) mitgeteilt. Jeweils zum Jahresende wird landesweit gezählt und verglichen. Demnach waren zum Stichtag 31. Dezember

Zitat des Monats »Wir müssen die Deutungs­hoheit über Dinge zurückgewinnen, die die Menschen angehen: Familie, Freundschaft, Pflege, Bildung, soziale Hilfen haben mit Markt nichts zu tun.« Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.


Notizblock Asphalt 10/2014

Angespitzt

Zahlenspiegel

Asphalt-Werte diesmal: in der Krippe

Die Eltern in Deutschland hatten im März 2014 für ihre unter dreijährigen Kinder in Kindertageseinrichtungen durchschnittlich eine Betreuungszeit von fast 38 Wochenstunden vereinbart. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden für 16% der unter Dreijährigen Betreuungszeiten bis zu 25 Stunden, für 28% mehr als 25 bis 35 Stunden und für 56 % mehr als 35 Stunden pro Woche vertraglich vereinbart. Die längste durchschnittliche Betreuungszeit vereinbarten die Eltern im Saarland mit über 45 Wochenstunden, die kürzeste in Bayern mit 31,5 Wochenstunden. mac

4.346 Menschen in reinen Obdachlosen­ unterkünften untergebracht, ein Anstieg um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. »Besonders bedenklich ist der hohe Anteil von Minderjährigen«, so Rundt. »Kinder und Jugendliche machen so schon früh die Erfahrung, ausgegrenzt zu werden. Ordnungsbehörde, Jugendhilfe und Sozial­ ­ dienste in den Kommunen müssen eng zusammenarbeiten, um Familien schnellstmöglich wieder aus der Perspektivlosigkeit zu holen.« Insgesamt waren am Stichtag 756 Minderjährige untergebracht. Problematisch auch: Der Anteil der Menschen, die länger als ein halbes Jahr in einer Not­ unterkunft leben, beträgt 73 Prozent. »Das kann und darf nicht das Ziel sein«, so Rundt. mac

Geld für Soziale Stadt

Hannover. Im Jahr 2015 will das Land Niedersachsen Wohnungsbau mit 47,6 Millio­ nen Euro fördern. Mit den Mitteln von Bund und Kommunen stehen damit insgesamt 142,8 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist das Ergebnis einer Kabinettsklausur zum Thema. »Das sind deutlich mehr Mittel als noch 2014«, sagt Marco Brunotte, Sprecher für Wohnungs- und Städtebau der SPDFraktion im Niedersächsischen Landtag. »Die beabsichtigte Aufstockung ist ein wichtiger Erfolg und zeigt die Bedeutung der Städtebauförderung für Niedersachsen.« Die volkswirtschaftlichen Effekte seien enorm: Ein Euro Förderung ziehe bis zu acht Euro an privaten Investitionen nach sich.

Aufträge für lokales Handwerk und Bau­ indu­strie sowie eine Wertschöpfung, die in den Städten und Gemeinden bleibe. Einen besonderen Schwerpunkt will das Land beim Programm »Soziale Stadt« setzen. »Benachteiligte Quartiere sowohl im ländlichen als auch im städtischen Raum sollen somit stabilisiert und aufgewertet werden«, so der SPD-Bauexperte. Rund 14 Millionen Euro sollen dafür bereit gestellt werden. mac

Beratung gegen ­Islamismus Hannover. Weil die Zahl junger Islamisten in Niedersachsen stetig zunimmt, will das Land mit mehr Aufklärung für Eltern, Lehrer und Schüler dagegen halten. Eine mit jährlich einer halben Million Euro ausgestattete »Antiradikalisierungsstelle« soll dafür ans Sozialministerium angegliedert werden. Laut Verfassungsschutz gibt es derzeit 330 so genannte radikale Salafisten, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Jeder Fünfte ist Konvertit, also Deutscher, der zum Islam übergetreten ist. Als Hochburgen des Salafismus gelten Hannover, Braunschweig und Osnabrück. Bisher sind rund 20 junge Islamisten aus Niedersachsen mit Ziel Syrien/Irak ausgereist, »wobei das genaue Ziel und die Aktivitäten vor Ort jedoch nicht eindeutig dem Islamischen Staat (IS) zuzurechnen sind«, so Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). mac

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Eine große deutsche Tageszeitung brachte kürzlich die schöne Überschrift: »Rendite durch Asphalt«. Was haben wir uns da gefreut! Endlich würden wir dicke Investoren a ­nlocken können. Wir würden Traumzinsen garantieren für alle Hedge-, P ­ ensions-, Schiffs- und Fonduefonds, die an unser Magazin glauben. Gingen wir bisher davon aus, dass unsere Rendite eher in Werten wie Würde, Hoffnung, Wissen und einem bescheidenen Verkaufseinkommen für die Verkäufer besteht – so wurde uns jetzt klar: Da ist mehr drin. Mit etwas Kalkulations­ geschick könnten wir es bis zur »Börse im Ersten« bringen. Doch wie schnell platzte unsere Gedankenblase! Es ist ja ganz anders. Wirtschaftsminister Gabriel will nicht »Asphalt« verkaufen, sondern Asphalt. Also dieses schwarze, plattgedampfte Straßenzeug, das überall in Deutschland Löcher hat und wegbröckelt. ­ Gabriel hat kapituliert. Er geht davon aus, dass die öffentliche Hand niemals mehr genug Geld haben wird (irgendwer besteuert Gewinne kaum noch, wer war das nochmal?), um ihren Asphalt zu reparieren. Aber die dicken Investoren, die Hedge-, Pensions-, Schiffs- und Fonduefonds, die wüssten doch zur Zeit gar nicht, wohin mit ihren Milliardenvermögen, und die könnten sich doch mal unter Gewinnaspekten die Übernahme des Straßenbelags ansehen. Flugs hat Gabriel auch eine Kommission eingesetzt, leicht überfüllt mit Vorstandsvorsitzenden aus dem investierenden Gewerbe. Möglicher Idealfall: Eine frisch (mit Steuergeld) gerettete Bank könnte den Cityring rund um die Frankfurter Türme bewirtschaften und dafür »Rendite durch Asphalt« einstreichen. Was Gabriel noch verschweigt: Diese Rendite wird der ein­ fache Steuerzahler berappen – und man wird es die »Danke-für-dieseStraße-Steuer« nennen. Renate Schwarzbauer

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88 Millionen zu wenig

Hannover muss sparen. Auch im Sozialbereich. Oberbürgermeister Stefan Schostok kündigt ­Konsolidierungsprogramm an und hält am Dialogprojekt »Mein Hannover 2030« fest. »Die Straßenbeleuchtung muss nicht aus- Ausgewählte Maßnahmen zum HSK IX geschaltet werden« versichert Hannovers Mehr-Ertrag Minder-AufOberbürgermeister Stefan Schostok noch. Nr. Titel Beschreibung in Euro wand in Euro Viel mehr Gutes aber konnte der OB bei der 2 Eintrittspreise Bäder Erhöhung Eintrittspreise zum 1.1.2017 243.873 Vorstellung des neuen städtischen Haus7 Absenkung SachaufMinimierung auf in Anspruch genom100.000 halts jüngst nicht mitteilen. Die Finanzlage wand Stadtbezirksräte mene Mittel der Vorjahre der Stadt ist schlechter als zunächst ange58 Erhöhung Kita-ElternEinführung einer 10. Stufe und pro1.400.000 nommen. Zu geringe Einnahmen und einige beiträge zentuale Erhöhung aller Beiträge teils unerwartet hohe Ausgaben stehen 59 Reduzierung ZuwenForderungsreduzierung der Jugend400.000 ungünstig im Verhältnis. dung an Stadtjugendring verbandsarbeit des Stadtjugendrings Erstmals beispielsweise übersteigen die 66 Erhöhung SporthallenDie Betriebskostenzuschüsse für 500.000 Personalkosten der Stadt die Einnahmen mieten schulische Sporthallen werden erhöht aus der wichtigsten Steuer, der Gewerbe77 Reduzierung der Halbierung der Nebenleistungsver50.000 steuer, um 17 Millionen Euro. Ein deutliches Beteiligung an der pflichtung an die Klimaschutzagentur ­Signal. Und erstmals hat Hannover so viele Klimaschutzagentur zum 1.7.2016 Flüchtlinge und Asylbewerber unterzubrin79 Reduzierung Förderung Fördermittel für Programm Kraft350.000 gen, dass sich allein die reinen Wohn- und Kraft-Wärme-Kopplung Wärme-Kopplung werden halbiert Unterhaltskosten gegenüber 2013 verdop87 Rhythmus Autofreier Veranstaltung wird nur noch alle 50.000 pelt haben und jetzt auf 27 Millionen Euro Sonntag zwei Jahre durchgeführt taxiert werden. Die hohen Personalkosten sind – abgesehen von Lohnsteigerungen – hausgemacht, politik beschlossen. Die F ­ lüchtlingszahlen Am Ende zählt ohnehin das, was der Käm192 neue Stellen wurden erst in den vergan- sind kommunal unbeeinflussbar einer merer der Landeshauptstadt unterm Strich genen Monaten seitens der rot-grünen Rats- neuen Weltunordnung geschuldet. stehen hat: Insgesamt übersteigen die Ausgaben im kommenden Jahr die Einnahmen um 88 Millionen Euro.

Reden hilft Denkbar schlechte Startbedingungen für das große Dialogprojekt »Mein Hannover 2030«: Oberbürgermeister Schostok will mitreden ­lassen. Alle Hannoveraner. Gerade jene, die bisher nicht professionell ­vernetzt oder organisiert sind. Das ehrgeizige Projekt zu Themen wie Stadtentwicklung, Bauen, Bildung, Inklusion und Teilhabe kostet selbst 1,2 Millionen Euro und kann doch, so scheint es jetzt, kaum neue Impulse setzen. Außer vielleicht dort wo Entwicklung kein Geld kostet. Das aber ist gewöhnlich überschaubar wenig. Schon fordern einige, den Prozess zu beenden, bevor er richtig gestartet ist. Das aber wäre eine vertane Chance. Mit den vielen jetzt bis 2016 anstehenden öffentlichen Foren und Treffen könnten sich die Sichtweisen auch der Stadtspitze ändern. Im Interview mit Asphalt im September hatte der OB Steuererhöhungen kategorisch ausgeschlossen. Man wird nicht böse sein dürfen, wenn er sich bei andauernder Haushaltsschieflage und nach vielen Dialogen davon distanziert. Volker Macke

Ein weiteres Konsolidierungsprogramm bis zum Jahr 2017 ist die Folge. Der erste Schritt umfasst Einsparungen in Höhe von 34 Millionen Euro. Und es geht weiter: »Wir gehen davon aus, dass auch diese Summe tatsächlich nicht ausreicht, um dem Defizit entgegen zu wirken«, so Schostok. Heißt: Noch mehr Einsparungen als die jetzt vorgeschlagenen in Zukunft. Im Einzelnen sieht das aktuelle neunte Haushaltssicherungskonzept (HSK IX) – neben höheren Gewinnabschöpfungen bei den kommunalen Unternehmen wie Stadtwerke und Sparkasse – Streichungen beispielsweise bei der Jugendverbandsarbeit, beim Rathauspersonal und beim Klimaschutz vor. Und höhere Beiträge und Gebüh-


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Noch dürfen in Hannover die Straßenlampen an bleiben. Trotz angespanntem Haushalt.

ren soll es bei der Kinderbetreuung, den Eintrittspreisen für Schwimmbäder und bei den Sporthallenmieten für Vereine geben. Das Sozialdezernat muss im Vergleich der sechs Dezernate in der Summe übrigens am meisten zur Konsolidierung des Haushalts aufbringen. Beispielsweise bei der Jugendberufshilfe: Von bisher 1,72 Millionen müs-

Entwicklung von Personalkosten und ­Gewerbesteuer (in Mio. Euro) 600 Millionen Euro 575

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Gewerbesteuer

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Personalkosten 471

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2013 Ist

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2015 Plan

sen 88.000 gespart werden. Beispielsweise beim Programm »Alkohol auf öffentlichen Plätzen«: Anstelle von bisher 115.000 sollen im kommenden Jahr für das Sozialprogramm nur 75.000 zur Verfügung stehen. Beispielsweise bei der Unterstützung der Jugendverbände: anstelle von 956.000 in 2014 in Zukunft nur noch 556.000, das ist dramatisch für die Jugendverbände. Ursprünglich waren noch weitere Einschnitte geplant. Aus einer internen Drucksache der Stadt geht hervor, dass beispielsweise auch die Leistungen für den Hannover-Aktiv-Pass, jenen Ausweis, der den Ärmsten kostenlose bis günstige Eintritte in Bäder, Theater und Sportvereine ermöglicht, gekürzt werden sollten. Um 400.000 Euro. Im endgültigen Bericht der Verwaltung ist der Vorschlag nicht mehr enthalten. Der Entwurf zeigt aber, was im Sozialbereich an Sparmaßnahmen noch kommen kann, wenn die Entwicklung so weiter geht. Und dass das so sein wird, davon ist Stadtkämmerer Marc Hansmann überzeugt: »Unsere Finanzplanung offenbart, dass nun mindestens vier magere Jahre kommen«, teilte er dem Rat der Stadt mit. »Bis 2018 wächst das Defizit auf 140 Millionen Euro. Kein Zweifel, die fetten Jahre sind vorbei.«

29.9.2014 Start von www.onlinedialog2030.de 29.9.2014 17 Uhr: Auftaktveranstaltung zum Bürgerdialog »Mein Hannover 2030«, Schauspielhaus. 20.10.2014 19 Uhr: »Mein Hannover 2030«-Podiums­ diskussion zu Daseinsvorsorge, Kultur- und Stadtentwicklung, Kulturzentrum Pavillon.

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Ordnungsgemäß wird der Haushalt 2015 nebst HSK IX nun von den Ratsausschüssen bis Mitte Dezember diskutiert, um dann abgestimmt zu werden. Große Veränderungen sind nicht zu erwarten. Und doch: »Der Haushalt der Landeshauptstadt hat ein Volumen von zwei Milliarden Euro. Wie wir dieses Geld einsetzen, muss öffentlich ­d iskutiert werden. Gerade dann, wenn es nicht ausreicht«, wirbt Oberbürgermeister Schostok für mehr Einmischen der Hannoveraner. Bis zum Jahr 2016 soll nun in Bürgerdialog-Veranstaltungen die Zukunft von Hannover diskutiert werden. Auch die finanzielle. Volker Macke


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Erst lachen, dann denken

Bevor im Oktober die Nobel-Komitees bekanntgeben, wer in diesem Jahr die wohl begehrtesten Auszeichnungen der Welt erhält, wurden am 18. September in der renommierten Harvard-Universität die Ig-Nobelpreise verliehen. Wer glaubt, dass Wissenschaft trocken und langweilig ist, wird dabei alljährlich eines Besseren belehrt. Mit dem Ig-Nobelpreis honoriert die Zeitschrift »Annals of improbable Research (AIR)« – auf Deutsch: Jahrbücher der un­g laub­l ichen Forschung – seit 1991 wissenschaftliche Leistungen, die Menschen erst zum Lachen, dann zum Nachdenken anregen. Wer beispielsweise Frösche schweben lässt, im Selbstversuch testet, ob man Arthritis in den Händen bekommt, wenn man 60 Jahre lang täglich mit den Fingern knackt, oder nachweist, dass man in Schleim genauso schnell schwimmt wie in Wasser, der hat gute Chancen.

Foto: Kees Moeliker

deutschen Mitglied des Ig-Komitees, eine Legende. Ignatz, der angebliche Neffe des Nobelpreisstifters Alfred Nobel soll zwar herausgefunden haben, dass zwei Sprudel­ wasserblasen im Wasserglas nie den gleichen Weg nehmen. Doch das »Ig« vor »Nobel« steht vielmehr für das englische Wort »ignoble«, was »unwürdig«, »schmachvoll« oder »schändlich« bedeutet. Als Schan­de gilt dieser internationale Preis aber schon lange nicht mehr. Die Auszeichnungen werden sogar oft von echten Nobelpreisträgern überreicht. Der Physiker Sir Andre Geim erhielt beide: Weil er die Schwerkraft ausheDass der Ig-Nobelpreis zu Ehren von Ignatz belte, indem er einen Frosch magnetisierte Nobel ins Leben gerufen wurde, ist nach und schweben ließ, bekam er im Jahr 2000 Aussagen von Dr. Mark Benecke, dem den Ig-Nobelpreis. Zehn Jahre später wurde

Die Ig-Nobelpreisträger erhalten kein Geld, sondern nur eine mehr oder weniger geschmackvolle

­Trophäe und eine Urkunde – die allerdings unterzeichnet von einem echten Nobelpreisträger.

ihm zusammen mit Konstantin Novoselov der echte Nobelpreis für Physik verliehen – für die Erforschung des Graphens.

Kein Unsinn Auch wenn vieles skurril oder verrückt anmutet: Wissenschaftlicher Unsinn sind die meisten Projekte keineswegs. Hinter lustig klingenden Titeln stecken meist f undierte Untersuchungen, deren Ergeb­ nisse in der Regel in Fachzeitschriften veröffentlicht werden. Mancher Wissenschaftler erklärt mit ungewöhnlichen Experimenten an ganz alltäglichen Dingen naturwissenschaftliche Phänomene. So lassen sich die Erkenntnisse aus der Untersuchung, warum Spaghetti nie in zwei Teile brechen, auch auf andere spaghettiförmige Gegenstände übertragen – etwa auf schlanke Hochhäuser oder auf Türme. Bei einigen Ideen kann einem das Lachen allerdings im Halse stecken bleiben: So erhielt beispielsweise das Wright-Laboratorium der US Air Force 2007 den Ig-Nobelpreis für Frieden, weil es Forschungen über eine chemische Waffe – die so genannte »gay bomb« – anregte, die gegnerische Truppen schwul machen sollte. Charl Fourie und Michelle Wong aus Südafrika erfanden eine Alarmanlage für Autos, bestehend aus Erkennungsschalter und Flammenwerfer und wurden mit dem Ig-Nobelfriedenspreis 1999 »belohnt«. Eigenbewerbungen sind möglich, allerdings nur selten erfolgreich. Anders als beim Nobelpreis kann jedermann Kandidaten und Leistungen vorschlagen, die, so die Statuten, neu sind und nicht wiederholt werden können. An Ideen mangelt es nicht. Jedes


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Foto: Mike Benveniste/AIR/dpa

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Ein bisschen schräg geht es schon zu, bei der Verleihung der Ig-Nobelpreise. Aber: Oft haben die hier ausgezeichneten Kuriositäten einen ernsten Hintergrund.

von der Jacobs University Bremen und Jozsef Gal von der Loránd-Eötvös-Universität in Ungarn 2005 den Ig-Nobelpreis für Flüssigkeitsdynamik: Sie berechneten, welcher Druck entsteht, wenn Pinguine koten. Der Test, welche Knochen gekochter Spitzmäuse sich im menschlichen Verdauungstrakt auflösen, wenn man sie unzerkaut herunterschlingt, war der Jury im vergangenen Jahr einen Ig-Nobelpreis für Archäologie wert. Den Ig-Nobelpreis für Linguistik gab’s 2007 für den Nachweis, dass Ratten nicht Längst Kult unterscheiden können, ob Menschen japaZehn Ig-Nobelpreise werden alljährlich ver- nisch oder holländisch rückwärts sprechen geben. Bei der Wahl der Preiskategorien können (Juan Manuel Toro, Josep B. Trobasind die Mitglieder des Ig-Nobelkomitees lon und Núria Sebastián-Gallés, Universität wesentlich freier als ihre Kolleginnen und Barcelona). Kollegen vom Nobelpreis: Stimmt die Leistung, schaffen sie eine passende Kategorie. Die Namen der Preisträger bleiben immer So erhielten Victor Benno Meyer-Rochow bis zum Tag der Preisverleihung geheim.

Jahr gehen rund 9.000 neue Vorschläge bei der Jury ein – hinzu kommen nicht berücksichtigte Vorschläge aus den vergangenen Jahren. Das Ig-Komitee, dem anerkannte Wissenschaftler, Ig-Nobelpreisträger, Fachjournalisten und Sportler angehören, trifft eine Vorauswahl und überprüft die Leistungen. Am Tag der Entscheidung verstärkt dann traditionell ein zufällig vorbeikommender Passant das Komitee und entscheidet mit.

Eine Liste mit Nominierten gibt es nicht – zum einen, weil es so viele sind, zum ­a nderen weil die Jury die Auserwählten in der Regel vorab kontaktiert: »Meist geben wir den Kandidaten die Gelegenheit, den Preis abzulehnen«, erklärt Marc Abrahams, Initia­ tor des Ig-Nobelpreises, Vorsitzender des Ig-Komitees und Herausgeber der Zeitschrift »AIR«. Tatsächlich lehnen aber nur sehr wenige der Auserwählten den Ig-Nobelpreis ab, auch wenn es – anders als beim richtigen Nobelpreis – dafür kein Geld gibt. Im Gegenteil: Die Preisträger müssen sogar die Reise zur Preisverleihung selbst finanzieren. Die findet schon seit Jahren vor etwa 1.100 Zuschauern im ehrwürdigen Sanders Theatre der Harvard Universität statt. Die Fortsetzung auf der nächsten Seite


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Veranstaltung ist längst Kult: Sie wird online auf der Website www.improbable.com übertragen – jedes Jahr feiern überall in der Welt Menschen auf Partys mit. Ein Highlight der Veranstaltung sind die 24/7 LECTURES: Renommierte Wissenschaftler erklären ihr Forschungsgebiet zunächst in 24 Sekunden und fassen es dann in sieben Worten so zusammen, dass es jeder verstehen kann. Nobelpreisträgerin Carol Greiner stellte sich der Herausforderung: Sie erklärte den

Begriff Telomer, das sind die aus DNA und aufsteher. Eine japanische ForschungsProteinen bestehenden Enden von Chromo- gruppe erhielt den Ig-Nobelpreis für Physik für ihre Untersuchungen der Reibungskraft somen. zwischen Schuh und Bananenschale und Über einen Ig-Nobelpreis freuten sich in zwischen Bananenschale und Boden. Und d iesem Jahr unter anderem die Psycholo- die Auszeichnung für Biologie ging an eine ­ gen Peter K. Jonason, Amy Jones und Minna deutsch-tschechische Forscherriege, die Lyons aus den USA, Australien und England herausfand, dass Hunde sich bevorzugt in für ihre gesammelten Hinweise darauf, dass Nord-Süd-Richtung aufstellen, wenn sie ihr Spätaufsteher selbstverliebter, manipula- Geschäft verrichten. tiver und psychopathischer sind als FrühEva Walitzek-Schmidtko

»BHs und Bier«

Seit 13 Jahren werden die Ig-Nobelpreise verliehen. Eine kleine Auswahl der bisherigen Gewinner: Literarische Glanz-Leistungen

Die Ig-Jury verlieh den Ig-Nobel-Literaturpreis 1993 an die Autoren der medizinischen Studie »An International Rando­ mized Trial Comparing Four Thrombo­ lytic Strategies for Acute Myocardial Infarction«. Das im September 1993 im New England Journal of Medicine veröffentlichte Forschungspapier hat es in sich: Es ist nur neun Seiten lang, hat aber hundertmal mehr Autoren als Seiten – vier Haupt- und 972 Co-Autoren teilten sich die Auszeichnung. Fast ebenso umfangreich wie das Forschungspapier ist eine Anleitung, die 1999 den Literatur-Ig-Nobelpreis erhielt: Auf sechs Seiten erklärt die British Standards Institution in der Norm BS-6008, wie man eine Tasse Tee korrekt aufbrüht. Die Leistung von Yuri Struchkow vom Institut für organische Verbindungen in Moskau erschien der Jury ebenfalls literaturpreiswürdig: Er veröffentlichte in nur neun Jahren 948 wissenschaftliche Arbeiten, das heißt er brauchte für jede Arbeit durchschnittlich 3,9 Tage.

Ig-Nobelpreis für ihre Erfindung: Sie entwickelte den »Emergency Bra«, der im Notfall als Atemschutzmaske dienen kann. Was auf den ersten Blick skurril klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Die Ärztin behandelte nach der Reaktorkata­strophe von Tschernobyl zahlreiche Kinder, die ungeschützt radioaktiven Staub eingeatmet hatten. Mit dem Emergency Bra wären Frauen künftig in ähnlichen Fällen gerüstet, eine Gasmaske hat kaum jemand ständig dabei. Die Körbchen des BHs haben die Form einer Gesichtsmaske, flexible Einlagen sorgen für eine optimale Passform in der Nasen- und Nasenrückenregion, die Schulterbänder werden zu Kopfbändern

umfunktioniert. Der BH kann Partikel aus der Luft filtern, die beispielsweise bei Feuer oder Explosionen entstehen. Und weil ein BH zwei Körbchen hat, rettet die Trägerin möglicherweise nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das eines anderen Menschen.

Bierernst

Foto: Annals of Improbable Research, Alexey Eliseev

Eigentlich wissen passionierte Biertrinker es schon lange, aber Prof. Arnd Leike hat es wissenschaftlich bewiesen und exakt berechnet und dafür im Jahr 2002 – als erster Deutscher überhaupt – einen Ig-Nobelpreis erhalten. Der Physiker wies nach, dass Bierschaum den Gesetzen des exponentiellen Zerfalls unterliegt. Das heißt: Die Höhe der Schaumkrone nimmt zunächst schnell, dann immer langsamer ab, bis sie schließlich, zum Leidwesen der Biertrinker, ganz verschwunden ist. Der Physikprofessor aus Mün­ chen testete verschiedene Biersorten, ermittelte verschieyxdene Zerfalls­ kon­ stanten und stellte fest, dass auch in puncto Schaumzerfall Bier nicht gleich Bier ist: Es gibt signifikante Unterschiede zwiNotfall-BH schen verschiedenen SorEin BH kann Leben retten – Elena Bodnar demonstriert an den Nobelpreisträgern Wolfgang Ketterle (li.), ten. davon ist Elena Bodnar über- ­Orhan Pamuk and Paul Krugman (re.), wie sich der »Emergency Bra« zur Atemzeugt und erhielt 2009 den schutzmaske umfunktionieren lässt. Eva Walitzek-Schmidtko



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Geteilte Ernte – doppelte Freude Sie bekommen frische, regionale Lebensmittel, gestalten einen Bauernhof, erhalten die ­Artenvielfalt – und sie müssen nur wenig dafür tun: Solidarische Landwirtschaft nennt sich das. Über 60 Betriebe in Deutschland arbeiten so. Und es werden immer mehr: 60 weitere sind bereits in Gründung. Freitagnachmittags wird eine unscheinbare Garage in Bothfeld zum Einkaufsziel für Leute aus dem Stadtteil. »Mitlandwirte« des Adolphshofs in Lehrte-Hämelerwald öffnen mit ihrem eigenen Schlüssel das Garagentor und holen sich Radieschen, Salat und Kartoffeln, Brot und Käse von »ihrem Bauernhof« aus dem Depot. Die Ernteanteilseigner unterstützen mit ihrem Ernte-Abo die Solidarische Landwirtschaft Adolphshof. Insgesamt acht Depots gibt es im Stadtgebiet, in Langenhagen, auf dem Hof und in Peine. Seit Mai 2013 wird nach dem Vorbild der amerikanischen Community Supported Agriculture (CSA), der japanischen Teikei und der französischen AMAP geteilt, was der Adolphshof hergibt. In den USA machen das schon fast 4.000 Gemeinschaften. Wer bislang seine Öko-Lebensmittel im Bioladen gekauft hat oder sich eine Abokiste

ins Haus schicken ließ, muss umdenken. Jedem Mitglied einer Depotgemeinschaft steht nämlich exakt das gleiche Warenangebot zu wie den anderen: »Ein Ernteanteil entspricht zwei bis drei Kilo Gemüse, einem Brot, sechs Eiern, 450 Gramm Fleisch und Wurst sowie sieben Litern Milch, auch in Form von Käse und Quark. Damit ist der Grundbedarf eines Erwachsenen gedeckt«, erklärt Sabine Adam. Sie ist Betriebsleiterin des Adolphshofs, der dem Verein Gemeinnützige Landbau-Forschungs-Gesellschaft Hämelerwald gehört. Ein Mitglied dieser Unterstützer- und Versorgungsgemeinschaft verpflichtet sich für ein Jahr und bezahlt 174 Euro monatlich. Wer nur vegane Lebensmittel haben möchte, zahlt 139 Euro monatlich. Es lassen sich auch halbe Anteile buchen. »Wir werden manchmal gefragt, ob das nicht sehr teuer

Lecker, frisch, regional und jede Woche eine Überraschung: die wöchentliche Ration für Anteilseigner.

sei«, erklärt Werner Könecke, der mit seiner Frau Ruth das Depot mit seinen 16½ Ernte­ anteilen verwaltet. »Aber wir haben ausgerechnet, dass wir genau zwischen den Preisen eines Demeter-Hofladens und denen im Großhandel liegen.« Das Prinzip ist so: »Ein Hektar kann vier erwachsene Menschen ernähren. Folglich könnten wir auf dem Adolphshof mit unseren 130 Hektar rund 500 Menschen ernähren«, stellt Sabine Adam fest. Deshalb übernimmt jeder Mitlandwirt ein Fünfhundertstel der Kosten und erhält dafür ein Fünfhundertstel des Ertrags.

Ganz nah dran am Erzeuger Verteilt wird, was geerntet wird. Bei einer schlechten Kartoffelernte gibt es nur wenig Kartoffeln, dafür kann es auf der anderen Seite aber Weißkohl im Überfluss geben. Das erinnert an das Prinzip »Gegessen wird, was auf den Tisch kommt«. Da ist es manchmal schwierig, den Speiseplan an das Angebot anzupassen, das tags zuvor per Mail angekündigt wird. Reine Lautenschlager mag das: »Ich finde es spannend, mir überlegen zu müssen, was ich mit dem Inhalt der Kiste anfange.« Den Fenchel, für den sie anfangs keine Idee hatte, will sie mit Reis und Gemüse zubereiten. Der Ernteanteil vom Adolphshof reicht für Ruth und Werner Könecke nicht aus, sie kaufen auch im Naturkostladen ein. »Aber diese Waren kommen von überall her, auch aus dem Ausland«, wendet der 64-Jährige ein. »Wir wollen lieber regionale Produkte ohne lange Anfahrtswege.« Außerdem tobe auch in der Biobranche ein harter Preiskampf. »Dumpingpreise sind mittlerweile an der Tagesordnung, und der Konkurrenzdruck gefährdet Tierschutz- und Anbaustandards und sogar die Existenz der Biobauern.«


Fotos: S. Szameitat

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Adolphshof-Mitarbeiterin Marie-Luise Meissner hat nicht nur beim Gemüse-Pikieren im Gewächshaus gut lachen – dank Solidarischer Landwirtschaft hat der Hof eine stabile wirtschaftliche Basis.

Seit mehr als 25 Jahren leben der pensionierte Beamte und seine Frau, eine ehemalige Krankenschwester, ökologisch. »Uns ist klar geworden, dass wir mit der konventionellen Landwirtschaft Böden und Grundwasser kaputt machen.«

die Vollversammlung. »Wir haben Finanzwirte unter uns, die prüfen, ob der ermittelte Monatsbeitrag korrekt ist, und wir bestimmen auch, ob Produkte neu aufgenommen werden sollen.« So sind die Milchziegen auf den Hof gekommen. Die Mitlandwirte hatten Appetit auf Ziegenkäse.

Für ihre Ideale opfern die beiden viel Zeit: Zusammen mit Anderen organisieren sie jeden Freitag die Verteilung, schneiden den gelieferten Käse in Portionen und legen ihn für die anderen in den Kühlschrank. Selbstverwaltung gehört zur Solidarischen Landwirtschaft dazu. Bei der Verteilung in Eigenregie spielen unsinnige Hygienestandards keine Rolle – ein großer Vorteil: In welche Kartons oder Tüten die Depotmitglieder ihre Waren packen, ist ihnen überlassen. Überflüssige Verpackungen fallen weg. Die Mitbestimmung kostet Zeit, schafft aber auch Kontakte. »Viermal jährlich treffen wir uns mit den anderen vom Depot zum Kennenlernen und Meinungsaustausch beispielsweise über Änderungen und Mängel«, erklärt Werner Könecke. Einmal im Jahr tagt

Vielfalt ist teurer Wer will, macht Arbeitseinsätze auf dem Hof und hilft beim Ziehen eines Wildzauns, beim Streichen des Hofladens oder beim Aufstellen eines Gewächshauses. Die Kinder können den Geruch von Kühen und Ziegen schnuppern und neu geborene Zicklein sehen. Als der Adolphshof 1952 auf biologische Landwirtschaft umstellte, waren die Höfe ringsum noch bunt. Heute verspricht nur Spezialisierung Profit, leisten sich höchstens noch Bilderbuch-Bauernhöfe Hühner, Schweine und Kühe zugleich. »Wir sind vielfältig und wollen es bleiben, aber Vielfalt verursacht höhere Kosten«, erläutert Sabine Adam.

Die Idee sei, dass Kunden und Bauern gemeinsam eine bäuerliche Landwirtschaft erhalten können und sich gemeinsam für einen Hof verantwortlich fühlen. Dazu gehöre, auch das Risiko – etwa durch Hagel und Missernten – zu teilen. »Bodenspekulation lässt die Pachtpreise steigen, der Anbau von Energiepflanzen beschleunigt den Prozess«, erklärt die Landwirtin und Agraringenieurin. »Durch die Solidarische Landwirtschaft auf bislang einem Viertel unserer Anbauflächen haben wir ein stabiles Fundament.« Landwirtschaft sei nicht Privatsache, sondern ein gesellschaftliches Thema. »Unsere Bewirtschaftungsform garantiert ein gesundes Bodenleben und schützt das Grundwasser, dank der Fruchtfolge wachsen vielerlei Wildkräuter«, erklärt die Betriebsleiterin. In diesem einen Jahr sind die Nutzpflanzen bereits vielfältiger geworden: Mit der Gärtnerei ist ein neuer Betriebszweig hinzugekommen. Auf zwei Hektar wird jetzt auf Wunsch der Mitlandwirte Gemüse angebaut. Sabine Szameitat


14 Asphalt 10/2014 Biografisches

Wer war eigentlich …

Das Leben des Rudolf Ditzen alias Hans ­Fallada enthielt alles, was eine bewegende Biografie benötigt: Mordanklagen, Gefängnis, Affären, Selbstmordversuche, Drogen und Depressionen. Dazu mit Kleiner Mann – was nun? einen Weltbestseller, der seinen Verleger Ernst Rowohlt vor der Pleite bewahrte. Dennoch stand bei Hans Fallada lange Zeit eine andere Frage im Vordergrund: Wie verhält sich ein Schriftsteller in Nazi-Deutschland? Bereits 1924 gab er selbst darauf die prophetische Antwort: »Ich muss leben. Stärkere mögen Helden und Märtyrer sein, ich habe nur das Talent zu einem kleinen Feigling.« Schriftstellerisch ging das so weit, dass er 1934 für seinen herausragenden Gefängnisroman Wer einmal aus dem Blechnapf frisst ein unsäglich anbiederndes Vorwort schrieb, das Thomas Mann zu folgendem Tagebucheintrag veranlasste: »Um in Deutschland möglich zu sein, muss ein Buch seine menschenfreundliche Gesinnung in einer Einleitung verleugnen und in den Boden treten.« Auch dem 1937 erschienenen Droschkenkutscher-Roman Der eiserne Gustav gab Fallada einen regimekonformen Schluss. Für Hans Fallada war es beruflich eine Zeit der Aufs und Abs. Mal galt er als unerwünschter Schriftsteller, wurde denunziert und kurzzeitig von der Gestapo verhaftet, dann wieder wurde er von Goebbels protegiert und unternahm gar als Sonderführer des Reichsarbeitsdienstes Fahrten nach Frankreich. Nichtsdesto­ t rotz blieb er menschlich an­stän­d ig, half Bedrängten soweit er konnte. Als die Sowjetarmee 1945 in Mecklenburg einmarschierte, machte man ihn in seiner Wahl­heimat Feldberg zum Bürgermeister, der auch das Entnazifizierungsprogramm zu überwachen hatte. Darüber hinaus hatte er genug mit sich selbst zu tun …

Foto: Picture-Alliance/dpa

… Hans Fallada? higkeit fallengelassen. Ein knappes Jahr vor Beginn des Krieges, den er größtenteils aufgrund seiner Untauglichkeit mit Tätigkeiten in der Landwirtschaft verbrachte, wurde Ditzen entlassen. Bereits 1917 war er erneut Insasse – diesmal in einer Suchtklinik: Morphium und Alkohol. Nach der Entlassung bewilligte ihm der Vater ein »schriftstellerisches Versuchsjahr«. Doch die Unterstützung war an die Bedingung geknüpft, unter anderem Namen zu publizieren. So entstand Hans Fallada. Nach Selbstaussagen ist er den Märchen der Gebrüder Grimm entlehnt und setzt sich aus Hans im Glück sowie dem Pferd Falada aus der Gänsemagd zusammen, jenes Pferd, das auch dann noch fortfährt, die Wahrheit zu verkünden, als ihm bereits der Kopf abgeschlagen war.

Leben konnte Fallada noch nicht von der Schriftstellerei und so verbrachte er die nächsten Jahre mit häufig wechselnden Stellen in der Landwirtschaft. Nicht immer reichte das Geld für seine Sucht. 1926 wurde er wegen Unterschlagung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Nach der Entlassung folgten seine besten Jahre: Die Sucht schien geheilt, die Heirat mit »Suse« Issel gab ihm den nötigen Rückhalt, und Anfang der 30er Jahre stellten sich die ersten schriftstellerischen Erfolge ein. Von dem Geld konnte sich die Familie ein bäuerliches Anwesen in Mecklenburg leisten. Doch die alten Geister kehrten zurück. Alkohol und Untreue zermürbten die Ehe, die 1944 geschieden wurde. Es war das Jahr, in dem Fallada die junge Ursula Losch kennen und lieben lernt. Es war aber auch das Jahr seiner zweiten Mordanklage. In einem Streit mit seiner geschiedenen Frau hatte sich ein Schuss gelöst – Fallada wurde in eine Heilanstalt eingeliefert. Nach der Entlassung heiratete er die ebenfalls drogenabhänGeboren 1893 in Greifswald als Sohn eines späteren Reichsge- gige Ursula. Die letzten zwei Jahre bis zu seinem Tod 1947 waren richtsrates verbrachte Rudolf Ditzen seine Kinder- und Ju­ gend­ gekennzeichnet durch unzählige Klinikaufenthalte, nicht selten zeit in Berlin, Leipzig und dem thüringischen Rudol­stadt. In Ber- gemeinsam mit seiner jungen Frau. lin wurde er zum Mobbing-Opfer, in Leipzig machte er sich durch obszöne Briefe unmöglich und in Rudolstadt endete sein Aufent- Die Veröffentlichung seines letzten Werks Jeder stirbt für sich allein halt mit der Einweisung in eine geschlossene Anstalt. Zuvor hatte erlebte Hans Fallada nicht mehr. Dieser Roman über den Widerer in einem als Duell fingierten Doppelselbstmordversuch seinen stand gegen den Nationalsozialismus erlebt seit einigen Jahren eine Freund Hanns Dietrich von Necker erschossen. Die Mordanklage, Renaissance und avanciert als Buch, als Film und auf der Bühne es sollte nicht die letzte bleiben, wurde wegen Unzurechnungsfä- zum internationalen Bestseller. Lorenz Varga

Ein Schriftsteller im Auf und Ab


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Cents im Müll

Foto: Picture-Alliance/Julian Stratenschulte dpa

Pfandflaschensammler: Sinnbild für wachsende Armut und Einsamkeit in Deutschland. Katrin, Ingrid und Klaus sind drei von 300 in Hannover. Und die Wissenschaft wird aufmerksam.

Schmale Lichtkegel durchschneiden das abendliche Dunkel im Park. Für Sekunden nur. Dann ist es wieder finster unter den großen alten Bäumen. Wenige Minuten später steht der Schein der Taschenlampe an anderer Stelle auf den Sockel einer Holzbank gerichtet. Am Ende lauer Spätsommerabende, wenn die Party im Park vorbei und die Picknickdecken eingerollt sind, beginnt für Katrin* die Suche. Mit Lampe, Rucksack und ihren beiden Mischlingshunden macht sich die 50-Jährige dann auf den Weg von Bank zu Bank, von Mülleimer zu Mülleimer. Immer auf der Suche nach Flaschen und Dosen. 8, 15 oder 25 Cent sind die Fund­stücke wert, die andere neben Grillresten und Hundekotbeuteln zurück gelassen

haben. Wenn Katrin Glück hat, stehen die Pfandgebinde, wie der Fachmann sie nennt, neben den Abfallbehältern. Aber auch tief hineinzugreifen macht Katrin wenig aus – jahrelange Übung. Pfand auf Mehrwegflaschen gibt es schon lange in Deutschland. Vor zehn Jahren kam das Pflichtpfand auf Einweggetränkever­ packungen hinzu. Und spätestens als 2006 die EU zudem dafür sorgte, dass Supermärkte nicht nur die bei ihnen gekauften, sondern alle leeren Einwegflaschen zurücknehmen müssen, war ein neuer Markt eröffnet. Und hat binnen weniger Jahre eine ganz neue Facette prekärer Einkommenssicherung ent­stehen lassen. Allein in Han-

nover sammeln geschätzt 1.000 Menschen gelegent­lich Flaschen, rund 300 sind regelmäßig unterwegs. Wie Katrin, die mehrmals die Woche »allein der Hunde wegen« auf Tour ist. ­Katrin ist arm, krank, arbeitslos und zierlich. Und fühlt sich allein. »Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner«, ist ihr Credo. Am ganzen Hartz-IV-System lässt sie kein gutes Haar: »Die ganze verwaltete Armut hier: alles nur damit sie keiner sieht und ­keiner aufmuckt. Die Leute sollen endlich mal ihre Hirnpforten auf machen, damit die das mal klar kriegen, da hilft niemand ­n iemandem«, ätzt sie. Wütend hört sich das an, vielleicht auch eher bitter. Fortsetzung auf der nächsten Seite


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»Die Bierflaschen von den ganzen Jugendlichen hier sind eigentlich das Schlechteste, das Glas ist schwer und das Pfand dafür mickrig«, sagt Katrin und streckt ihren schmalen Rücken unter der Last. »25 Flaschen machen gerade mal zwei Euro.« Cola- und Wassertrinker sind ihr die liebsten, schon allein deshalb, weil sie seit einigen Jahren das exzessive Trinken selbst aufgegeben hat. Aber auch weil die großen Einwegflaschen leicht sind, gut zu erkennen und pro Stück immerhin 25 Cent einbringen. Findet sie davon mehrere, ist der Tag für sie ein guter Tag. Bis zu acht Euro kratzt sie dann aus dem Müll anderer Leute zusammen. »Leider sind solche Tage selten.« Die acht Euro allein aus Bierflaschen zusammen zu bringen sei illusorisch. Schon allein wegen des Gewichts. Beinahe 30 Kilo hätte die schmale Katrin dann zu schultern.

Heterogene Gruppe Katrin sammelt nicht für sich. Das ist ihr wichtig zu betonen. Ihre Hunde sind ­Katrin »Familie, meine Geschwister.« Sind sie krank – und das sind sie in letzter Zeit aufgrund ihres Alters häufiger – dann sucht Katrin intensiver, dann werden die Touren ausgeweitet. Stundenlang kann sie unterwegs sein, wenn ein neues Medikament für die Leber bezahlt oder die anstehende OP finanziert werden muss. »Wir sind Überlebenskünstler, irgendwie geht es immer«, sagt sie trotzig. Sebastian Moser hat Menschen wie Katrin wissenschaftlich untersucht. Als erster und bisher einziger in Deutschland. Der Soziologe vom Centre Max Weber der Université Lyon hat jüngst eine Arbeit vorgelegt, die sich mit den Motiven und gesellschaftlichen Hintergründen der enorm wachsenden Gruppe von Flaschensammlern beschäftigt. »Erkundungen einer urbanen Sozialfigur« nennt er das im Untertitel. Und hat bei ­ seinen Studien ganz unterschiedliche Typen von Pfandsammlern gefunden. Eine sehr heterogene Gruppe, »die weit über die Grenzen des Obdachlosenmilieus hinaus« geht. Doch ein Grund eint sie zunächst alle: In erster Linie gibt es handfeste ökonomische Gründe, die die Menschen zu den Müll­ eimern, Partywiesen und Bänken in Fußgängerzonen treibt. Als wäre es geplant gewesen: Genau mit Einführung des neuen

Pfandsystems in Deutschland im Jahr 2006 ist nach Jahren des Rückgangs die Armutsquote laut Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes wieder kontinuierlich angestiegen. Von gesamtgesellschaftlich 14 Prozent im Jahr 2006 auf 15,2 Prozent im Jahr 2012. Bei Alleinerziehenden von 37 auf 42 Prozent und bei der Gruppe der Arbeitslosen von 49 auf 59 Prozent. Bundesdeutsche Durchschnittswerte – für den Norden Deutschlands sehen die Quoten noch einmal teils deutlich problematischer aus.

Pudding oder Kuchen Ingrid* hat eine kleine Rente. Wenn die Seniorin, die ihr Alter nicht verrät, früh morgens mit ihrem kleinen Einkaufstrolley die Meile hinter Hannovers Bahnhof entlang zieht, dann möchte man kaum glauben, dass diese Frau nebenbei – fast unmerklich – in die Mülleimer linst. Bluse, Mantel, Halstuch, Brosche, Haare: alles akkurat. Allein den Schuhen merkt man deutlich ihre Jahre an. Ingrid ist »nicht arm«, sagt sie ganz bestimmt. »Man muss halt sparsam sein.« Dass sie trotzdem die eine oder andere Flasche mitnimmt, die am Wegesrand herrenlos wartet, widerspreche dem nicht, findet sie. Die paar Euro, die ihr der Pfandautomat später in der Lister Passage für ihre Fundstücke ausspuckt, reichten für »gelegentlich

Pudding und Kuchen«, das zumindest ginge sonst nicht. Außerdem, und viel wichtiger: »Man hat eine Aufgabe.« Eine Aufgabe hat sich auch Klaus* aus dem Flaschensammeln geschnitzt. Die zumindest in der warmen Jahreszeit vielen herrenlosen Flaschen neben dem Veranstaltungsgelände »Faust« in Hannover-Linden schon tagsüber einzusammeln, genauestens zu sortieren und mit dem Fahrrad oder Einkaufswagen täglich der Wiederverwertung zuzuführen, das ist mehr als ein bisschen Zubrot für ihn. »Das ist Arbeit«, sagt der Langzeitarbeitslose. Von Verantwortung spricht er. Von Ordnung und Sauberkeit. Ob ihm das denn nichts ausmacht, sich damit für alle sichtbar offen zu seiner Armut zu bekennen? »Nie drüber nachgedacht«, versichert er und lehnt sich hinten am Biergarten im Stuhl zurück. Hier ist sein Reich, hier ist Klaus jemand: Man kennt ihn als den Mann, der aufräumt.

Auf Suche nach Nähe Die Sozialforschung sei viel zu sehr fokussiert auf die rein materielle Armut der Armen, findet denn auch Soziologe Moser. In Ländern ohne soziale Grundsicherungssysteme stehe das gewiss zu Recht im Vordergrund. In Deutschland aber verdienten die Effekte der relativen Armut wie gesellschaftlicher


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dest wie ein Tage­löhner für die erbrachte Dienstleistung entlohnt. Viele entwickelten dabei ein regelrechtes Pfandsammlerethos. »Diese Menschen zeigen in den Innenstädten jeden Tag, dass sie arbeiten wollen, dass sie es freiwillig machen, nicht unter Zwang, dass sie sich ihre Arbeit sogar selber suchen. Und vor allem, vor dem Hintergrund von »Drecks­a rbeit«, dass sie sich für nichts zu schade sind«, sagt Moser.

Fotos (2): Christian Wyrwa

Klaus könnte sich in solchen Beschreibungen gewiss gut wiederfinden. Doch bald ist Schluss für den Mann mit dem ausgeprägten Ordnungssinn. Jüngst habe er beschlossen, »den Job« über kurz oder lang an den Nagel zu hängen. Das Geld aus den Pfandautomaten hat er gespart und mit 65 gehe man normal ja auch »in Rente«. Andere können sich jetzt die Hände schmutzig machen. Genug Nachwuchs gibt es längst im Sammlermilieu. Die guten Plätze in Hannover sind schon umkämpft, und jeder Fußballfan kann es samstags sehen: Die Nachbarschaft von Großveranstaltungen ist längst professionell aufgeteilt. Doch auch im Park »gibt’s Konkurrenz, ganz klar«, sagt auch Katrin. »Ganz normal im Kapital.« Volker Macke

Flaschen sammeln für mehr Geld und Teilhabe.

und kultureller Ausschluss, Einsamkeit und Gefühle von Nutzlosigkeit besondere Beachtung. »Pfandsammeln vermag das Gefühl von Einsamkeit beiseite zu schieben, indem ein kompensatorisches Objekt gefunden wird, das Nähe zu anderen Menschen zulässt«, sagt Moser. Und in einer Gesell-

schaft, die Erwerbs­ losig­ keit als unnormalen Zustand klassifiziert, könne Pfandsammeln ein Gefühl von Wertigkeit vermitteln. Immerhin mache man sich auch als Flaschensammler regelmäßig auf zur Arbeitsstelle Park oder Platz, sammle mit Akribie und werde am Ende am Automaten zumin- *Namen von der Redaktion geändert.

Mitmachen! Mit Flaschen werben! Zubrot, Struktur, eine Aufgabe und Anerkennung. Was Flaschensammler suchen, kann Asphalt bieten. Jenseits von Müll. Auf Augenhöhe. Ein Geschäft, sauber, ordentlich und mit Perspektive. Daher wollen wir Flaschensammler auf Asphalt aufmerksam machen und den Heftverkauf als Alternative oder zusätzliche Möglichkeit anbieten. Mit den kleinen Flaschenanhängern, die hier nebenstehend einem Großteil der aktuellen Auflage des Magazins eingeheftet sind. Bitte helfen Sie uns dabei, liebe Leserinnen und Leser! Die Pappschildchen einfach austrennen, umhängen, rausstellen. So wie Hannovers Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes,

Foto: Andreas Fuchs

Mehr Wert statt Mehrweg: Die neue Asphalt-Kampagne bietet Flaschensammlern Chancen. Helfen Sie mit, liebe Leserinnen und Leser – stellen Sie markierte Flaschen raus! der bereits mit gutem Beispiel voran geht (Foto). Sie tun damit zweierlei, liebe Leser: Den Menschen, die auf Pfandsammeln angewiesen sind, ein paar zusätz­ liche Cents schenken und gleichzeitig ­aufmerksam machen auf Asphalt als eine verlässliche Alternative. Sie sind sich nicht sicher, ob das Rausstellen einiger Flaschen rechtlich in Ordnung ist? Wir haben vorher selbstverständlich bei der Stadt nachgehakt. Alles okay, versichern Sozial- und Ordnungsdezernat. Also lassen Sie uns die Kraft der AsphaltFamilie nutzen. Gemeinsam für mehr Gemeinsinn. Volker Macke


18 Asphalt 10/2014 Unsere Oktober-Tipps

Verschiedenes Gedenkstätte Ahlem Die Gedenkstätte Ahlem ist ein zentraler Lern- und Erinnerungsort und will (nicht nur in den eigenen Räumen) erinnern, informieren und aufklären. Die Veranstaltungen im Oktober: Uwe-Karsten Heye liest aus seinem Buch »Die Benjamins« (12.) – der Denker Walter Benjamin verübte 1940 auf der Flucht vor den Nazis Selbstmord, sein Bruder starb im KZ, seine Schwester im Exil, seine Schwägerin Hilde wurde in der frühen DDR Justizministerin. Außerdem: Der Vortrag »Feuerrauch. Die Vernichtung des griechischen Dorfes Lyngiádes am 3. Oktober 1943« von Prof. Christoph U. Schminck-Gustavus (16.) über erschütternde Verbrechen und ihre juristische Verleugnung. Und: Der Vortrag »Flucht und Asyl im 20. und frühen 21. Jahrhundert« von Prof. Jochen Oltmer (23.), der wesentliche Parameter der Diskussion um die Aufnahme von Zwangsmigranten herausarbeiten will.

12.10., 17 Uhr, Gedenkstätte Ahlem, Heisterberg Allee 10, Hannover.

16. und 23.10., 19 Uhr, Haus der Region, Hildesheimer Straße 18, Hannover. Eintritt: frei.

Kreuzfahrt durch die Region Das Buch »WasserLieben« er­­ zählt persönliche Geschichten von Menschen aus der Region Hannover und ihren Beziehungen zum Wasser, darunter die Landessuperintendentin,

Musik Jazzwoche Hannover Zum 23. Mal präsentiert die Jazzwoche Hannover ein Spektrum des zeitgenössischen Jazz, das die regionale Szene mit in- und ausländischen KünstlerInnen verbindet. Von Solisten über große Bands bis hin zu einem Kinderkonzert reicht das Angebot (das ganze Programm unter www.jmi-hannover.de), zum Beispiel: Fette Hupe Hannover plays »History of Distance« (18., 20 Uhr, Freizeitheim Lister Turm, 15 Euro, erm. 12 Euro), Jazz-Kinoabend (21., 20.30 Uhr, Kino im Sprengel, 5 Euro), Session Nachtprogramm »Neues vom Emmichplatz« mit Jazz-Studierenden der Musikhochschule (20., 21., 22., 23., ab 22 Uhr, Kulturpalast Linden, Eintritt frei(willig)), Nils Wograms Vertigo Trombone Quartet (Foto, 22., 20 Uhr, städtische Galerie Kubus, 15 Euro, erm. 12 Euro), Vladyslav Sendecki Piano Solo (24., 20 Uhr, Bechstein Centrum Hannover, 10 Euro, erm. 5 Euro), Kinderkonzert »Soundcheck« für Kinder zwischen vier und acht Jahren und ihre Eltern (25., 15 bis 15.45 Uhr, Klecks Theater Hannover, 4 Euro pro Familie).

18. bis 26.10, verschiedene Zeiten, verschiedene Orte, Hannover. Eintritt: unterschiedlich.

der Wellenforscher, die Ruderweltmeisterin, der Insel-Vogt, die Feuerwehrfrau. Die Autorin Maria Eilers liest bei dieser Kreuzfahrt durch die Region Hannover über die Gefahren, den Nutzen und die Faszination des Wassers.

Die große Weltliteratur hat sich dieses Themas oft angenommen – wenn man Everdings Klamaukkunst glaubt. Sarkastisches, komödiantisches und psychedelisch inszeniertes Text­ theater mit Trutz Horn am Piano.

Freunde auf dem Dachboden … Das interak­ t ive Konzert für einen Sprecher und einen Pianisten ist für Kinder ab sechs Jahren, und einige – von der Comeniusschule Hannover – machen sogar selber mit.

19.10., 18 Uhr, Gemeinde am

29.10., 20.30 Uhr, Kulturpalast

Döhrener Turm, Hildesheimer Straße 179, Hannover. Eintritt frei.

Linden, Deisterstraße 24, Hannover. Eintritt: 6 Euro.

musiksaal, Plathnerstraße 35, Hannover. Eintritt frei.

Musikalisches Textcabaret Der lyrisch-sardonische Sprachwandler Ben Everding widmet sich in seinem zweiten kulturparodistischen Bühnenprogramm unter dem Titel »Wir müssen die Mühle unseres Vaters verkaufen« der Mühle, anhand von vermeintlich vergessenen Texten und Liedern von Goethe über Brecht bis hin zu Kafka.

Familien Perlenprinzessin und Plastikpiraten Die Perlenprinzessin und ihre Freunde (sieben Plastikpiraten und ein Stoffhund) haben es gut im Kinderzimmer – bis ein neues Spielzeug kommt: ein Computer. Bald landen die

12.10., 11.30 Uhr, Kammer­

Märchen, Musik und Mundiges Aller guten Dinge sind drei – das findet auch die WerkstattGalerie Calenberg und präsentiert die Erzählerin Sybilla Pütz als »Ohrenweide«. Sie entführt ihre Zuhörer in die phantastische Welt der Mythen und Märchen und fasziniert damit kleine (ab 5 Jahren) und große Leute mit Geschichten aus aller Welt. Dazu gibt es schöne


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land strahlen Lebensfreude und Kreativität aus – obwohl oder gerade weil die Künstler infolge einer Erkrankung an Kinder­ lähmung schwer- oder schwerstbehindert sind. Ursprünglich als einmalige Ausstellung geplant, verfügt die Wanderausstellung »polio kreativ« inzwischen über mehr als 100 Exponate, und an jedem weiteren Ausstellungsort werden weitere Künstler gewonnen, die Bilder zur Verfügung stellen.

1.10. bis 26.11., täglich 10 bis 21 Uhr, Kunstgang der Medizini­ schen Hochschule, Carl-NeubergStraße 1, Hannover. Eintritt frei

Kunst im Bildungsverein Musik und kleine Leckereien. zu einer glanzvollen Posse auf, Genuss mit allen Sinnen! bis von einem zivilisierten Um­­ 19. und 26.10., 16 Uhr, Werkstatt- gang zwischen den Eltern keine Galerie Calenberg, Komman­­­dan­tur­ Rede mehr sein kann. ­weg 7, Hannover. Eintritt: Erwach­ Eines der er­­folgreichsten Theasene 10 Euro, Kinder 5 Euro, Familie terstücke der letzten Jahrzehnte, (zwei Erwachsene + zwei Kinder) hier inszeniert vom Theater 22 Euro. Gruppen auf Anfrage. Vinolentia.

Theater Der Gott des Gemetzels

11.10., Stadtteil-Zentrum Nord­ stadt, Klaus-Müller-Kilian-Weg 2; 18.10. SofaLoft, Jordanstraße 26; 24. und 25.10., die hinter­ buehne, Hildesheimer Straße 1; 1.11. Faust/Warenannahme, Zur Bettfedernfabrik 3, Hannover. Beginn: jeweils 20 Uhr, Eintritt: 10, erm. 8 Euro. Reservierungen unter Tel. 01578 – 190 07 73.

Zwei elfjährige Jungs geraten in Streit. Die Folge: Bruno Houillé hat ausgeschlagene Zähne und fassungslose Eltern. Zur Aussprache laden die Houillés die Eltern des anderen Jungen zu sich nach Hause ein … Was als kleiner Konflikt zwischen Kindern begann, bauscht polio kreativ sich in Yasmina Rezas Stück mit Die farbenfrohen Werke von viel psychologischem Feingefühl Künstlern aus ganz Deutsch-

Ausstellung

Gleich drei Ausstellungen bietet der Bildungsverein noch bis zum 19.12. – allerdings auch an drei Orten. Unter dem Titel »Lust auf mehr!!!« stellen zwölf Künst­ lerinnen des »malwerks hannover« ihre Bilder im Listholze aus. Fotos zum Thema »Aussortiert« zeigt die Fotogruppe Blende 30451 in der Wedekindstraße. Und »Gefühle« übersetzt Georg Trivisas in grafische Arbeiten – zu sehen in der Vik­ toriastraße.

1.10. bis 19.12., montags bis donnerstags 8.30 bis 22 Uhr, frei­ tags 8 bis 14 Uhr, Bildungsverein, Am Listholze 31, Hannover.

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

Oktober 2014 Mittwoch, 1.10. OXANA VOYTENKO & BAND Diplomkonzert Jazzgesang und Komposition. Eintritt: 10 Euro, keine Erm. Sonnabend, 4.10. TERRENCE NGASSA & DEBORAH WOODSON Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Freitag, 10.10. ULITA KNAUS CD-Release „The Moon On My Doorstep“ Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro Sonnabend, 11.10. BILLY COBHAM Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Donnerstag, 16.10. Martin Weiss Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro Ort: Wohnungsgenossenschaft Gartenheim, Hildesheimer Str. 142 Montag, 20.10. AKI TAKASE „AKI & THE GOOD BOYS“ NDR Info Live-Recording Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro Freitag, 24.10. MIKE STERN FEAT. B. FRANCES­CHINI, C. M. DOKY, K. CARLOCK Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Sonnabend, 25.10. NICE BRAZIL FEAT. TONY LAKATOS CD-Release „Pra Voce“ Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro

1.10. bis 19.12., montags bis

Mittwoch, 29.10. JASON MORAN & BANDWAGON Karten: 20 Euro, keine Erm.

donnerstags 8.30 bis 22 Uhr, freitags 8.30 bis 14 Uhr, Bildungs­ verein, Wedekindstraße 14, Hannover.

Freitag, 31.10. JOHN NEMETH Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro

1.10. bis 19.12., montags bis donnerstags 8 bis 22 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr, Bildungsverein, Viktoriastraße 1, Hannover. Eintritt frei.

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr


20 Asphalt 10/2014 Kultur im Fokus

Jugend spielt In Hannover: 25. Bundestreffen der Theaterjugendclubs.

Foto: Schauspiel Hannover

Mit dabei ist auch das Stell­ Über 150 Jugendliche, ein werk Weimar. Deren Bear­ Dutzend Workshops sowie beitung von Kabale und sieben ausgewählte und zum Liebe erhielt den Thüringer Teil prämierte Inszenierun­ Theaterpreis 2014. Aus Ber­ gen – so könnte man das lin kommen 13 junge Frauen Bundestreffen der Theater­ vom Maxim-Gorki-Theater. jugendclubs zusammenfas­ In der Produktion Kritische sen. Fünf Tage lang herrscht Masse stellen sie schonungs­ Ende Oktober reges Treiben los Fragen an ihren Körper im Ballhof. Das diesjährige und die Gesellschaft. Der Treffen in Hannover ist ein letztjährige Ausrichter des ganz besonderes, denn es ist Festivals, das Staatstheater das 25. seiner Art. 1990 erst­ Oldenburg, ist mit Die endlimals ausgerichtet, möchte che Geschichte vertreten. Ein das Festival zeigen, was junges Mädchen erhält die Jugendclubarbeit an Thea­ Diagnose, dass es bald ster­ tern alles leisten kann. Und Die Theatergruppe Balljugend 6 aus Hannover ist mit dem Stück Venus und ben muss. Zudem gibt es vom das ist wesentlich mehr, als Adonis beim Festival dabei. Jungen Schauspiel Stuttgart dieser nüchterne Blick auf die Fakten verrät. Janny Fuchs, Dramaturgin am Schauspiel Han­ die bildgewaltige Inszenierung Kohlhaas’ Kinder. Wie gehen diese nover und Organisatorin des Festivals, betont den Gemeinschafts­ mit den Gewalttaten des Vaters um? Und was ist Gerechtigkeit? sinn jugendlicher Theaterarbeit: »Theater ist ja auch so ein bisschen Tiefgründige Fragen, die auch das Schauspiel Frankfurt verfolgt: wie Familie. Man erarbeitet zusammen etwas, hat eine gemein­ Das Prokekt All inklusive ist das Ergebnis einer gemeinsamen same Vision und dann den Erfolg, dass man das Ganze auf der Theaterarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung, das der Bühne umgesetzt hat. Das ist ein extrem großes Gefühl, da ist noch Frage nach den Wurzeln von Gemeinschaft nachgeht. Schließlich ist auch die Balljugend 6 aus Hannover dabei: Ihr poetisches und nicht einmal das Publikum drin.« Das gibt’s als Bonus obendrauf. körperlich intensives Venus und Adonis unter der Leitung von Katja Jugendclubs sind mittlerweile an vielen städtischen Theatern ein­ Gaudard wurde vom Publikum ausgewählt. gerichtet. Organisiert sind diese sehr unterschiedlich. Doch in der Neben den Aufführungen gibt es für die Jugendlichen etliche Work­ Regel erarbeiten Jugendliche während der Spielzeit unter Anlei­ shops. Das reicht von chorischem Theater, Bühnenkampf und nor­ tung eine Aufführung. Allein in Hannover gab es in der letzten The­ malem Schauspiel bis hin zum Thema Schreiben oder der Frage­ atersaison sechs Jugendclubs: Balljugend 1 bis 6. Für die Auswahl­ stellung: Wie verwende ich Video im Theater? Die Workshops jury war es nicht leicht, bundesweit die besten Inszenierungen her­ Video & Theater und Wie geht’s weiter?, bei dem der Frage nachge­ auszusuchen. Geschafft hat es das Theater Bremen mit dem Stück gangen wird, wie aus einer Improvisation ein Textbuch entsteht, Kindersoldaten. Die Akteure haben sich dafür mit den Erfahrungen sind auch für Außenstehende offen. Wichtig ist es den Veranstal­ tern, dass sich viel ausgetauscht und diskutiert wird. Und dafür echter Kindersoldaten auseinandergesetzt. gilt laut Janny Fuchs: »Das Haus ist fünf Tage offen und wer vorbei­ Anzeige kommen möchte, kommt vorbei! Das Schönste wäre am Ende, wenn die Leute nach Hause fahren und traurig sind, dass es vorbei ist.« Lorenz Varga Gesucht werden noch Festivalpaten, die Schlafmöglichkeiten für Jugendliche zur Verfügung stellen und dafür an den Workshops teilnehmen dürfen. Bundestreffen der Jugendclubs an Theatern, 23. – 27. Oktober im Ballhof. Infos unter www.staatstheater-hannover.de


Rund um Asphalt Asphalt 10/2014 21

Kein Trost, nirgends

Einzige Aufführung am 19. Oktober: Schuberts Liederzyklus »Die Winterreise«, einfühlsam verbunden mit Stimmen von hannoverschen Wohnungslosen. Der Erlös geht an Hilfeeinrichtungen, auch an Asphalt.

Rente?

Foto: WikiCommons

Am bekanntesten aus Schuberts Zyklus ist wohl das Lied »Der Lin­ Arbeitsunfall? Sozialamt? denbaum«: »Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum«. Schwerbehinderung? Pflegestufe? Den meisten Menschen ist aber nur die heitere erste Strophe in Lassen Sie sich beraten! Erinnerung: »Ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Rechtsanwältin Andrea Nordmann Traum«. Das Lied endet jedoch tieftraurig, denn im Winter geht der Fachanwältin für Arbeitsrecht einsame Wanderer fort aus der kalten Stadt seiner verlorenen Liebe, Lavesstraße 4/5 · 30159 Hannover am kahlen Lindenbaum vorbei, der ihm keinen Trost mehr gibt. Telefon: 0511.300 33 580 · nordmann.recht@t-online.de Gerne auch mit Beratungshilfeschein Alle 24 Lieder aus dem Jahr 1827 nach Texten von Wilhelm Müller sind herzzerreißend melancholisch, kennen weder Hoffnung noch Wärme. »Die Winterreise gehört zu den meistgespielten Werken der klassischen Musik«, sagt Regisseur Stefan Weiller. »Ich wollte ihre Bekanntheit und ihr tiefes menschliches Mitempfinden für die Ein­ samen und Verlassenen nutzen, um auf die Lage von Obdachlosen aufmerksam zu machen.« In Zeilen wie »Bin matt zum Niedersin­ ken, bin tödlich schwer verletzt« (aus dem Lied »Das Wirtshaus« – gemeint ist damit der Friedhof), erkennen sich wohl alle wieder, die einmal ihre Heimat und ihr Dach überm Kopf verloren haben. Seit 2009 verwirklichte Stefan Weiller seine Idee schon in 20 deut­ schen Städten. »Begonnen hat alles in Wiesbaden, das Prinzip ist bis heute gleich geblieben: Wir führen die ›Winterreise‹ original und vollständig auf. Und verbinden sie mit Stimmen von Wohnungs­ losen«. Diese Stimmen sammelt er in jeder Stadt neu, dazu bedarf es langer Vorarbeiten. In Hannover sprach er schon vor Monaten mit Besuchern des Kontaktladens Mecki, der ab sieben Uhr mor­ gens für Obdachlose geöffnet hat, der Hilfeeinrichtung »Dach überm Kopf« und auch mit Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäu­ fern. Alle diese Gespräche waren vertraulich, die Personen sind bei der Aufführung nicht zu identifizieren. Zwei bekannte Schauspieler, Leslie Malton und Felix von Manteuffel, haben es ehrenamtlich übernommen, den Einsamen und Ausgegrenzten am Abend in der Marktkirche ihre Stimme zu verleihen. Eindrücklich begegnen sich über die Distanz von fast 200 Jahren hinweg der ausgestoßene, verzweifelte Wanderer des 19. Jahrhunderts und die Wohnungs­ Wintereinsamkeit, so kalt wie in Schuberts Lied »Rast«: C.D. Friedrich, Sonderfall: losen des 21. Jahrhunderts. Renate Schwarzbauer »Verschneite Hütte«, 1827. »Hannoversche Winterreise«: Berichte wohnungsloser Menschen verbunden mit dem vollständigen Liederzyklus von Franz Schubert. Sonntag, 19. Oktober 2014, 18 Uhr (nicht: 19 Uhr!), Marktkirche Hannover. Sprecher: Leslie Malton, Felix von Manteuffel, Sologesang: Achim Kleinlein, Christina Schmid, Dirk Schneider, Klavier: Hedayet Djeddikar, Orgel/Cembalo: Eva-Maria Hodel, Chor: Compagnia Vocale Kassel. Regie: Stefan Weiller. Ca. 105 Minuten, keine Pause. Eintritt frei, freiwillige Spenden für »Dach überm Kopf«, Kontakt­ laden Mecki und Asphalt. www.deutsche-winterreise.de.

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22 Asphalt 10/2014 Rund um Asphalt

»Charley’s Tante«, der große Erfolg der Deister-Bühne, wird im November zugunsten von Asphalt aufgeführt.

Bekannt durch den Eurovision Song Contest.

Dieser Autor war kein blasser Stuben­ ­ sen. Nur eines nicht, das unverwüstliche: schreiber. Brandon Thomas (1850 – 1914) »Charley’s Tante«. Darin hat Brandon kam herum in der Welt, als Werftarbeiter, Thomas ein gängiges Komödienprinzip Schiffszimmermann, Maschinenbau-Inge­ handwerklich perfekt umgesetzt: Zu Beginn nieur. 1870 zog es ihn nach London, und wird ein wirksamer Kniff gesetzt, der von dort verfiel er mit Haut und Haaren dem der Alltagswelt des Durchschnittsmenschen Theater: stand als Schauspieler auf der reichlich abweicht. Im weiteren Verlauf des Bühne, verfasste eigene Theaterstücke. Abends weiß dann immer der Zuschauer Sämtliche seiner Werke sind heute verges­ mehr als die eine Bühnenfigur, die wiede­ rum mehr weiß als die andere Bühnenfigur, die wiederum … Der Komödien-Kniff bei Charley’s Tante: Sie ist ein Mann und nicht jeder merkt’s. Ausgerechnet sie/er soll darü­ ber wachen, dass sich zwei junge Paare anständig benehmen, und ist doch selbst kein Kind von Traurigkeit. Uraufführung war 1892, das viktorianische England bog sich vor Lachen. Nun ist seitdem mehr als ein Jahrhundert vergangen – ein als Frau verkleideter Mann muss heute schon einen gepflegten Bart tra­ gen, graziös singen und eine politisch kor­ rekte Botschaft verbreiten, um überhaupt noch beachtet zu werden. Oder aber eine leidenschaftliche Darsteller-Truppe wie die Deister-Freilichtbühne Barsinghausen sagt: Das Grundgerüst dieses Verkleidungs- und Verwechslungsschwanks funktioniert nach wie vor wunderbar, wir müssen lediglich einige Passagen modernisieren. Der Erfolg gibt ihnen recht: »Charley’s Tante« ist eine der bestbesuchten Inszenierungen der Deis­ ter-Bühne in den vergangenen zehn Jah­ ren. Die Freilichtsaison ist jetzt zwar vorbei, aber es gibt doch noch eine letzte Auffüh­ rung (wetterfest in Misburg im Saal): eine Benefiz-Vorstellung für Asphalt! Die Tante ist ein Mann! Und zwar: Harry Karasch von der Deister-Freilichbühne. Renate Schwarzbauer

Er stand 2010 ein wenig im Schatten von Lena Meyer-Landrut: Sie gewann den deutschen Vorentscheid »Unser Star für Oslo« und dann auch den ESC. Christian Durstewitz wurde Dritter des Vorent­ scheids. Stefan Raab förderte den hochmu­ sikalischen Sohn eines Operntenors wei­ ter und machte ihm Mut, eigene Songs zu schreiben. Mit einer Fülle selbstkomponier­ ter Musikstücke wird er im November im Alten Bahnhof Anderten auftreten. Dabei verzichtet er auf Gage, der Erlös des Abends geht an Asphalt! Renate Schwarzbauer

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»Charley’s Tante«, Komödie von Brandon Thomas. Benefiz-Theater der Deister-Freilichtbühne Barsinghausen zugunsten von Asphalt. Regie: Renate Rochell. Ort: Bürgerhaus Misburg, Seckbruchstrasse 20, 30629 Hannover. Sonntag, 2. November, 16 Uhr. Eintritt frei, Spenden willkommen.

Christian Durstewitz, »Let me sing«, Benefizkonzert zugunsten von Asphalt. Freitag, 14. November, 20 Uhr. Alter Bahnhof Anderten, An der Bahn 2, 30559 Hannover. Eintritt: 12 Euro (VVK im Alten Bahnhof), 15 Euro (Abendkasse). www.Alter-BahnhofAnderten.de.

Foto: privat

Foto: Freilichtbühne

Klassische Komödie

Durstewitz für Asphalt


Rund um Asphalt Asphalt 10/2014 23

»Maria und das Neue Rathaus« Aus dem Leben: Asphalt-Verkäuferin Angelika erzählt.

Foto: K. Powser

»Menschenmengen kann ich nicht gut ertragen, an manchen gern zu meiner Oma gezogen, aber meine Geschwister wohnten Tagen ist meine Panik stärker als an anderen, aber so insgesamt schon eine Zeit lang, als meine Mutter weg war, bei ihr. Und drei fühle ich mich unter zu vielen Menschen nicht wohl. Eigentlich Kinder waren ihr wohl zu viel. Meine Oma ist gestorben als ich ist das komisch, weil ich früher über mich immer gesagt hätte, dass 22 wurde. Ein Jahr später hatte ich zum ersten Mal eine eigene ich den Kontakt zu anderen brauche. Aber in den letzten Jahren kleine Wohnung in Celle, mein eigenes Reich. Lange bin ich dort habe ich so viel Schlechtes erlebt, ich glaube, ich habe einfach kein allerdings nicht wohnen geblieben. Vertrauen mehr. 1999, also vor 15 Jahren, bin ich nach Hannover gekom­ Bei Asphalt bin ich seit diesem Sommer. Ein Verkäufer, men. Ich wollte hier neu anfangen. Aber so ganz wohl fühle den ich vom Treffpunkt Nordbahnhof kenne, hatte mir ich mich hier auch nicht. Meine Wohnung in Vahrenwald den Rat gegeben, es doch einmal bei Asphalt zu probie­ ist zwar rollstuhlgerecht und vom Balkon aus kann ich ren. Und jetzt bin ich hier. An meinem Verkaufsplatz am manchmal das Feuerwerk in den Herrenhäuser Gärten Kröpcke ist zwar auch meist viel los, aber ich sitze dort sehen, aber im Haus wohnen ziemlich gewalttätige mit meinem Rollstuhl eher am Rand, das geht ganz Leute. Manchmal habe ich Angst, den Müll raus­ gut. Außerdem ist es dort unten trocken und zubringen. Ich bin auch schon auf der Suche warm. Ich muss ziemlich auf meine Gesundheit nach einer neuen Wohnung, habe aber noch achten, eine Grippe kann ich mir nicht leisten, keine gefunden. Ich habe auch eine gesetz­ weil mein Körper das nicht gut verkraftet. Seit liche Betreuerin, die sehr nett ist und 2002 bin ich auf den Rollstuhl angewiesen. mir viel hilft. Das ist schön. Gerade haben Mit 16 Jahren hatte ich schon meine erste wir uns dazu entschieden, dass sie mich Operation an der Kniescheibe, es folgten noch die nächsten fünf Jahre begleiten Operationen an der Hüfte, an den Beinen wird. und wieder an der Kniescheibe. 30 Opera­ tionen in 30 Jahren. Heute bin ich 45 und Vor einiger Zeit habe ich angefangen meine Wirbelsäule ist ziemlich kaputt. zu zeichnen und zu malen. Das kann Oft habe ich taube Beine und Füße, ich gut und das macht mir Spaß. Am das Gehen fällt mir immer schwe­ liebsten male ich Maria und Rathäu­ rer, nur ganz kurze Strecken schaffe ser und was mir sonst so in den Sinn ich noch. Meine Mutter hat mir mal erklärt, kommt. Ich zeichne meistens vor und dass ich früher als Kind spastische Lähmun­ male dann mit Acrylfarben aus – zum Bei­ gen hatte und davon ganz schief war, sodass spiel das Neue Rathaus Hannover: das die ganzen Operationen notwendig waren. habe ich schon oft auf Leinwand gemalt, Meine Mutter ist 2006 gestorben, mei­ vor zwei Jahren haben mir die Presse­ nen Vater kannte ich nicht, aber er ist auch leute aus dem Rathaus sogar ein Bild schon tot. Meine zwei älteren Geschwis­ abgekauft, weil es ihnen so gut gefallen ter arbeiten beide bei einer Versicherung – hat. Eine Ausstellung in der Grundschule meine Schwester in Hamburg, mein Bru­ Glücksberger Weg hatte ich auch schon der hier in Hannover. Zu ihm habe ich auch mal. Aber im Moment habe ich das Malen noch öfter Kontakt. Ich hatte früher immer erst einmal auf Eis gelegt, ich kann mich das Gefühl, dass meine Geschwister die immer besser nur auf eine Sache voll kon­ Schlauen waren, die alles können. Und zentrieren. Und das ist gerade Asphalt.« ich irgendwie anders war. Zumindest hat meine Mutter das auch immer gesagt. Als Angelika verkauft wochentags am ich 15 Jahre alt war, kam ich in eine Jugend­ Kröpcke auf der unteren Ebene vor dem psychatrie in Hildesheim, später habe ich in Kartenautomaten. einer diakonischen Einrichtung, dem Haus Jungborn, in Hildesheim gelebt. Ich wäre auch Aufgezeichnet von Sonja Wendt


24 Asphalt 10/2014 Rund um Asphalt

Ende August starteten unsere Asphalt-Ver­ käuferinnen und -Verkäufer früh am Mor­ gen Richtung Norden: Mit dem Zug ging es in die Hansestadt Hamburg, wo ein Besuch bei den Straßenzeitungs-Kollegen »Hinz & Kunzt« sowie eine Stadt- und Hafenrund­ fahrt auf dem Plan stand. Ermöglicht haben diesen Tagesausflug inklusive Fahrt und Verpflegung einige Spenderinnen und Spen­ der: Besonders danken wir unserem Leser Günther Just, der mit seiner Spende den Impuls zur gemeinsamen Unternehmung aller Verkäuferinnen und Verkäufer gab, sowie der Künstlerin Gabriele Wicke. Sie initiierte im vergangenen Jahr ein Kunst­ projekt mit Asphalt-Verkäufern, aus dem ein Kalender entstand. Die Verkaufserlöse flossen zu 100 Prozent in die VerkäuferKasse. Vielen Dank! Asphalt-Verkäufer Hans-Dieter (HaDe) war in Hamburg dabei und hat seine Erlebnisse aufgeschrieben: Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen … (nicht, dass wir Asphalt-Verkäufer gar niemals etwas zu erzählen hätten – ganz im Gegenteil. Denn das macht einen großen Teil des Charmes von Straßenzeitungen aus, dass sich Kunden mit uns Straßenzeitungsverkäufern oft und mitunter ausgiebig unterhalten.) Mit allem »Schickimicki« und 33 Personen starteten wir am letzten Mittwoch im August mit Niedersachsentickets auf unsere »große Fahrt«. Unser erstes Ziel war ein gemeinsamer Besuch der Räumlichkeiten des Hamburger Straßenmagazins »Hinz & Kunzt«,

Foto: Inge-Lore Rackisch

Ausflug nach Hamburg

»Wie echte Touris«: Die Stadtrundfahrt führte die Asphalt-Verkäufer durch Hamburg.

das zwei Monate zuvor 20jähriges Jubiläum hatte. Ein jeder von uns erhielt ein Exemplar der aktuellen Ausgabe, selbstverständlich hatten auch einige von uns im Gegenzug den Gastgebern Asphalt-Exemplare abzugeben. Es gab genug Zeit für uns von Asphalt, sich mit den anwesenden »Hinz & Kunzt«-KollegInnen auszutauschen und den hervorragenden und kostenfreien Kaffee aus deren Supermaschine zu genießen. Bei der anschließenden Stadtrundfahrt haben wir Hamburg wie »ganz normale Touris« erleben dürfen, manchen wäre allerdings eine Stadtführung durch »gesellschaftliche Randgebiete«, wie sie Asphalt in Han-

nover anbietet, lieber gewesen, als protzige Geldversenkungs-Bauwerke des Hamburger Senates bewundern zu müssen. Teilgenommen haben wir auch an einer Hafenrundfahrt, die großen Überseeschiffe durften wir nur bestaunen, nicht mitfahren … Dann ging es zurück in die Heimat: Mit unseren Gruppentickets fuhren wir am Ende des Tages wieder zurück nach Hannover, wo wir zwar müde, aber entspannt gegen 21 Uhr eintrafen. Unseren drei Mitarbeitern aus dem Asphalt-Vertrieb ein großes Danke an sie für die Organisation und Teilnahme an unserem Ausflug! Euer HaDe

Auf dem Deister »Das war eine absolute Adventure-Tour!« Asphalt-Verkäufer Guido strahlt. War er es doch, der die Route für die Asphalt-Fahrrad­ tour geplant hatte: zum Annaturm auf dem Deister. Und so machten sich Mitte September fünf Asphalt-Verkäufer und Asphalt-Sozialarbeiter Christian Ahring auf den 45 Kilometer langen Weg. »Super Laune und ganz viel Durchhaltevermögen«   – die Teilnehmer sind sich einig, dass diese Fahrt eine ganz besondere war, die

einige Herausforderungen zu bieten hatte: Da galt es Feldwege, Schlammpfade, steile Steigungen und rasante Abfahrten zu be­ ­ wältigen. Erschöpft, aber stolz und zufrie­ den ging es am Abend mit der Bahn wieder zurück nach Hannover. »Eine turbulente Mischung aus Wanderung, Radtour und Survival-Trainig«, fasst Christian Ahring zusammen. »Wir haben uns alle immer wie­ der gegen­seitig angespornt, durchzuhalten«, sagt Guido, »ein toller Tag!« sw Geschafft: Die verdiente Pause am Annaturm.


Aus der Szene Asphalt 10/2014 25

Das muss mal gesagt werden

Wenn ich in den Tageszeitun­ gen lese, dass wieder ein Poli­ zeibeamter für irgendeine Bagatelle entschädigt werden will, dann steigt mir die Zor­ nesröte ins Gesicht! Ein Polizist forderte 700 Euro Entschädigung für einen harm­­ losen Pikser, den ein von ihm Festgenommener ihm zugefügt hatte – der selber so schwere Verletzungen hatte, dass er ins Krankenhaus musste. Ein anderer Beamter verlangt 17.000 Euro Schmerzenzgeld, weil er von einem Kollegen mit einer Waffe bedroht wurde. Wer zahlt uns ehemaligen Obdachlosen, die von der Poli­ zei geschlagen, getreten und in

unbekannten Gegenden ausge­ setzt wurden, jemals eine Ent­ schädigung? Ich selbst wurde von der Poli­ zei mit einer glühenden Ziga­ rette bedroht. Der Polizist kam immer näher an mich heran und wollte die Zigarette in mei­ nem Gesicht ausdrücken. Ich wurde an Händen und Füs­ sen gefesselt, auf den Bauch geschmissen und hinter dem Rücken mit einer Kette ver­ knotet. Ich lag einige Stunden gekrümmt in der Zelle und hatte Schmerzen. Diese Folter geschah im Polizeirevier am Waterloo-Platz. Noch einige Folterungen durch Polizei­ hände könnte ich auflisten … Nein! Ich habe nichts verges­ sen. Was damals den Obdach­ losen und mir von der Polizei angetan wurde, erlebe ich, als wäre es gestern gewesen. Wo bleibt mein Schmerzens­ geld, meine Entschädigung vom Land Niedersachsen? Das fragt sich Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Foto­ kamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

gesucht – gefunden Verkäuferin Christine, Nr. 2058: Ich suche eine Einzimmerwohnung sowie einen Super-Nintendo und Laufschuhe in Größe 38. Kontakt: 0162 – 740 30 65. Verkäufer A’del, Nr. 237: Ich suche eine elektrische Schreibmaschine, bitte. Kontakt: 0511 – 30 12 69-20. Verkäuferin Cordula, Nr. 1683: Ich suche einen kleinen Flachbildschirm mit DVBT sowie ein Klapphandy. Wäre toll. Kontakt: 0163 – 926 07 62.

Verkäufer Martin, Nr. 1836: Suche DVBT-Receiver mit Antenne und Fernbedienung. Danke. Kontakt: 0174 – 626 57 58. Verkäufer Thomas, Nr. 1909: Ich suche kleine Wohnung bis 400,- warm und einen Motor­ roller, 25 – 50 ccm. Kontakt: 0151 – 26 87 64 63.

Verkäuferin Bianca, Nr. 743: Verkäufer Olaf, Nr. 1612: Ich Ich suche Jeans, Kapuzenpulli, suche zu sofort eine Einzimmer- T-Shirts in Größe 46. Stehe dienswohnung im Stadtgebiet Hanno- tags Langenhagen-Wochenver. Kontakt: 0157 – 51 80 04 70. markt, sonst Rewe am Osttor. Danke. Kontakt: 01575 – 796 93 33. Verkäufer Klaus, Nr. 1418: Ich suche einen Monitor und Tastatur. Wenn Sie Kleidung oder KleinMuss nicht das neueste Modell elektrogeräte kostenlos abgeben sein!. Möchte einfach den Ummöchten, wenden Sie sich bitte gang mit dem PC erlernen. an den Asphalt-Vertrieb unter Danke. Kontakt: 0174 – 783 82 89. 0511 – 30 12 69-20. (Abgabe nur nach vorheriger Absprache möglich!) Verkäufer Uwe, Nr. 1865: Unter www.asphalt-magazin.de Ich suche einen Kleiderschrank, finden Sie außerdem verschiede1 Meter breit, oder 50 cm Hochne Anlaufstellen in unserem schrank. Bedanke mich. Verbreitungsgebiet. Kontakt: 0152 – 51 97 38 12.

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover.

Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Erleben Sie die Straße neu und lernen Sie spezielle Anlauf­stellen kennen: Wo sind die Schlafplätze von obdachlosen Menschen? Wo duschen oder essen sie? Wo gibt es Konflikte? Ein außergewöhnlicher Stadtrundgang – von ExpertInnen der Straße geführt!

Jetzt auch immer am letzten Freitag im Monat! Nächster Termin: 31. Oktober, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstraße 3, 30161 Hannover.

Verkäufer Jörg, Nr. 2117: Ich suche einen Computer mit Monitor, Tastatur und Maus. Kontakt: 0171 – 195 78 89.

Bitte melden Sie sich telefonisch an: 0511 – 30 12 69-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen (Studierende, Schulklassen, Vereine etc.) vereinbaren bitte gesonderte Termine! Übrigens: Unseren sozialen Stadtrundgang gibt es auf Nachfrage auch in englischer Sprache!


26 Asphalt 10/2014

Vernarrt in die Nacht

Er ist Schauspieler, Musiker, Buchautor, Regisseur und Produzent: Hinter dem Namen Jan Josef Liefers verbirgt sich weit mehr als der egozentrische Professor Boerne, den er im »Tatort« spielt. Das Allroundtalent über seine Musik, die Vorteile von Schlaflosigkeit, den Syrien-Krieg und politisches Versagen. Wie muss man sich Ihr Leben vorstellen: tagsüber Filme drehen, nachts Songs schreiben? Unser neues Album heißt »Radio Doria – Die freie Stimme der Schlaflosigkeit«. Es ist das Radio im Kopf. Nachts nicht schla­ fen zu können, nervt und kann eine Quälerei sein. Ich wollte der Schlaflosigkeit mal was Gutes abgewinnen. Die Nacht ist näm­ lich eine tolle Zeit, eigentlich schade, dass man sie komplett verpennt. Tagsüber gibt es dage­ gen viele Dinge, die man getrost hätte verpennen können.

Mich hat die Reise der Sender­ suchnadel von links nach rechts über die Radioskala fasziniert. Besonders bei Nacht tun sich da Welten auf. Auf den Kurzwel­ len weht jeden Millimeter eine neue Welt herein. Du bewegst dich keinen Zentimeter, hast aber das Gefühl, du bist durchs ganze Universum geflogen. Und: Alle Sorgen, alle Probleme, aber auch die Glücksgefühle werden nachts zehnmal so groß. Diese magische Zeit gehört einem ganz allein. Den ganzen Tag gelingt es dir, dich mit Aufgaben zuzumüllen, um die Dinge, die dich vielleicht eher beschäftigen Was fasziniert Sie an der Nacht? Ich bin vernarrt in sie. Früher sollten, zu verdrängen. Nachts habe ich oft nachts mit meinem kommen sie aber wie ein Bume­ alten Weltempfänger gespielt. rang zurück.

Foto: Picture-Alliance/dpa

Herr Liefers, Sie haben mal gesagt, dass Sie sich nach dem Gefühl der Langeweile sehnen. Haben Sie sich in diesem Jahr schon gelangweilt? Nein, das ist nach wie vor eine unerfüllte Sehnsucht. Die Zei­ ten der Langeweile liegen ziem­ lich lange zurück. Da entstan­ den aber auch immer die bes­ ten Ideen. Du lebst so in den Tag hinein und niemand will etwas von dir, obwohl du dir natür­ lich wünschst, dass alle von dir etwas wollen. Du träumst rum, beobachtest, hast Zeit zu lesen, hörst Musik. Manchmal würde ich gern einen Schnitt machen und mich mal wieder langwei­ len, aber nur, um die Batterien aufzuladen.

Besuch im Flüchtlingslager in Kilis: Vergangenes Jahr reiste Jan Josef Liefers

nach Syrien, um auf die humanitäre Notsituation im Land hinzuweisen.

Sie haben einen Hilfskonvoi nach Aleppo in Syrien begleitet. Eine Reise, die Ihr Leben verändert hat? Wir waren zu viert, ein Journa­ list, der Gründer von »Cinema for Peace«, der Gründer von »Human Plus« und ich. Und ein LKW mit Babynahrung. Es war nur ein Tag, das klingt nicht viel, aber mir ist klar gewor­ den, dass wir trotz Nachrichten keine Ahnung haben, was der Krieg für die Menschen dort wirklich konkret bedeutet. Es ist schwer, in diesem Konflikt Partei zu ergreifen, und mich interessieren nicht vordergrün­ dig politische Analysen, Strate­ gien oder Bündnisverpflichtun­

gen. Das sind Versatzstücke der Weltpolitik. Mich interessiert Politik nur insofern, als dass sie unmittelbare Konsequenzen für die Opfer dieses Krieges hat. Auch jede politische Entschei­ dung aus Deutschland hat Kon­ sequenzen. Für uns sind es ein­ fach nur Aussagen, unsere Werte, unsere Überzeugungen, aber für die Menschen dort bedeuten sie unter Umständen den Unter­ schied zwischen Leben und Tod. Das beschäftigt mich.

Auf wen sind Sie in Syrien getroffen? Auf einfache Bewohner der Stadt Aleppo. Ärzte, Lehrer, Verkäu­ fer. Gläubige Muslime, die Extre­ mismus und Scharia genauso ablehnen, wie wir. Familienvä­ ter und Mütter, die niemandem die Hand abhacken wollten, son­ dern sich wünschen, dass ihren Kindern nichts passiert. Wir sollten diesen Menschen helfen, statt sie über die Klinge sprin­ gen zu lassen, denn sie sind uns näher als die bluttriefenden Gotteskrieger, die auf Macht, Geld und mittelalterliche Zu­ ­ stände aus sind. Aber das gelingt uns nicht. Die Schreihälse an den extremen Rändern bestim­ men unser politisches Handeln, mehr als gut ist. Darüber lassen wir den friedlichen Kern dieser Gesellschaft im Stich. Das emp­ finde ich als politisches Versa­ gen, obwohl ich keine besseren Lösungen habe.


Wie gehen Sie mit all den aktuellen Nachrichten über Kriege und Konflikte um? Ich kann schlechte Nachrich­ ten vertragen, solange es auch ein paar gute gibt. Gute Nach­ richten findet man selten in der Zeitung oder im Fernsehen. Sie werden eher zwischen Men­ schen ausgetauscht, die um einen herum sind. Viel wichti­ ger als Geld ist das Gefühl, in der Welt und in der Gesellschaft erwünscht zu sein. Ich glaube, das ist dieser Weltlage geschul­ det, die Kriege rücken uns immer näher. Dabei wissen wir seit 70 Jahren nicht mehr, was es bedeutet, auch nur einen einzigen Tag in einem Krieg zu leben. Gott sei Dank! In einem ihrer neuen Lieder heißt es: »Ich habe den Krieg gesehen, er war nicht weit«. Aber dennoch bekommt man den Eindruck, dass Sie an einem »Alles-wirdgut«-Ethos festhalten? Ja klar. Nicht immer, weil ich es glaube, aber immer, weil ich es hoffe. Manchmal weiß ich gar nicht, worauf sich diese Hoff­ nung gründet, denn die Welt sieht gerade mal wieder nicht so aus, als wäre das realistisch. Mich würde interessieren, wie Politiker sich die Welt in 30, 40 Jahren vorstellen und wie wir miteinander leben werden. Sind wir dann eingemauert hier in Europa oder wird das Gegen­ teil der Fall sein? Wenn Leute in

Foto: Picture-Alliance/BREUEL-BILD

Asphalt 10/2014 27

Bedrängnis kommen, helfen wir ihnen dann oder sagen wir: ›Was geht mich das an?‹ Was müssen wir heute tun, damit die Welt in 50 Jahren so wird, wie wir sie uns vorstellen? Hangeln wir uns nur von heute auf morgen oder haben wir ein Ziel, einen Plan? Diese Frage fasziniert mich mehr, als die Diskussion um zehn Euro mehr Kindergeld pro Jahr. Wenn es hart auf hart kommt, fällt der Welt-Diploma­ tie nichts anderes ein, als wie­ der die große Keule rauszuho­ len und sie wie die Neandertaler dem Schwächeren auf den Kopf zu hauen.

Der Vater Regisseur, die Mutter Schauspielerin: Jan Josef Liefers, Jahrgang 1964, ist mit dem Rampenlicht aufgewachsen und studierte selbst an der Hochschule für Schauspielkunst in Berlin. Seit 2002 sorgt er als skurriler Gerichtsmediziner Professor Boerne zusammen mit Axel Prahl als Kommissar Frank Thiel im »Tatort« Münster für Traumquoten. Daneben ist der gebürtige Dresdner auch in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen präsent und steht als Musiker mit seiner Band »Radio Doria« und seinem neuen Album »Die freie Stimme der Schlaflosigkeit« auf der Bühne. Soziales Engagement ist dem 50-Jährigen ebenfalls ein großes Anliegen: Er unterstützt zahl­ reiche Vereine und Aktionen wie »Deine Stimme gegen Armut« oder das Berliner Kinderhospiz »Sonnenhof«, wofür er 2011 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam. Privat ist Liefers seit 2004 mit Schauspielkollegin und Musikerin Anna Loos verheiratet.

Würden Sie sagen, dass das Klar. Wenn ich alte Filme von Leben die besten Geschichten mir sehe, kriege ich schon optisch sehr deutlich um die schreibt? Manchmal. Oft ist es aber die Ohren gehauen, wie die Jahre Fantasie, die die besten Ge­ ­ vorbeigehen. Wenn ich sehe, wie schichten schreibt. Ich glaube Axel Prahl und ich in unserem nicht an Gott oder an die Schöp­ ersten Tatort aussehen, denke fung, aber wenn Sie die Ge­ ­ ich: ›Verdammte Scheiße, diese schichte der Evolution mit der zehn Jahre sieht man ganz Schöpfungsgeschichte verglei­ schön!‹ Aber das ist nur die Hülle. chen, ist letztere natürlich die In mir drin steckt noch immer tollere Story. Und klar, jede gute ein verspieltes Kind, das nicht Geschichte hat immer auch mit an Konsequenzen denkt. Wäre ich 24 Stunden am Tag ein dem richtigen Leben zu tun. immer vernünftig handelnder Gehören Sie selbst zu den »verlo- Vollzeiterwachsener, würde ich renen Kindern«, die Sie auf Ihrer durchdrehen. Die Welt ist nicht so. Interview: Olaf Neumann neuen Platte besingen?


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Kleine Könige

Foto: Zoo Hannover

Riesenfreude im Erlebnis-Zoo Hannover: Die seltenen Berberlöwen haben Nach­ wuchs – und das gleich dreifach! Am 1. Juli brachte Löwin Binta ein männ­ liches und zwei weibliche Jungtiere zur Welt. Sieben Wochen lang hütete die Löwenmama ihren Nachwuchs hinter den Kulissen. Die bei der Geburt 1,5 Kilo­

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Jeden zweiten Monat 10 x 2 Tageskarten zu gewinnen. Zur Verfügung gestellt vom Erlebnis-Zoo Hannover

gramm leichten, hilflosen Fellknäuel sind mittlerweile zu stattlichen 7 Kilo schweren und katzentypisch neugierigen Klein­löwen herangewachsen, die jetzt bei schönem Wetter den Löwencanyon am Sambesi erkunden. Alles wird angefaucht – der Baum, das Gras, der Stein. Das Motto lautet scheinbar: erst fauchen, dann genauer hin­ schauen. Im Löwengehege hält das JungtierTrio seine liebevolle Mutter auf Trab. Am liebsten würde Binta die Kleinen immer direkt neben sich wissen, aber dazu gibt es für die Geschwister einfach zu viel zu entdecken. In ihrer eigentli­ chen Heimat Nord­

afrika sind Berberlöwen in freier Wild­ bahn seit Mitte des 20. Jahrhunderts aus­ gerottet, es gibt sie nur noch in Zoos. Möchten Sie die drei kleinen Löwen im Zoo gern persönlich besuchen? Dann beantworten Sie uns einfach folgende Frage: Wo waren Berberlöwen bis Mitte des 20. Jahrhunderts beheimatet? Mit der richtigen Antwort haben Sie die Chance, zwei Tagestickets zu gewinnen. Viel Glück! Schicken Sie uns eine Postkarte, eine E-Mail oder

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30 Asphalt 10/2014 Ihr Engagement | Impressum

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Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Gesellschafter: Diakonisches Werk Hannover e.V. und H.I.o.B. e.V. Redaktion: Volker Macke (V.i.S.d.P. dieser Ausgabe), Jeanette Kießling, Renate Schwarzbauer, Sonja Wendt

Straße/Hausnr.:

Freie MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: ­ Greser & Lenz, O. Neumann, K. Powser, N. Puscz, S. Szameitat, E. Walitzek-Schmidtko, L. Varga

PLZ/Ort:

Fotografin: Karin Powser

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* SEPA-Lastschriftmandat: Ich/Wir ermächtigen die Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Zahlungen von unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs­ datum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/ unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Archiv: Dr. Waltraud Lübbe Vertrieb & Soziale Arbeit: Helmut Jochens (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Asphalt Vertrieb & Verlag gGmbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Geschäftsführer: Reent Stade Spendenkonto: Evangelische Kreditgenossenschaft e.G. IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Redaktion Celle: Ulrich Rennpferdt Redaktion Nord-West: Hanne Holi Herstellung: eindruck, Hannover Druck: v. Stern’sche Druckerei, ­Lüneburg Druckauflage: ø 25.000 Asphalt erscheint monatlich Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 20.9.2014 Für un­auf­gefor­dert ­ein­ge­sandte Manu­­­skripte, ­Bilder und Bücher über­nehmen wir keine Gewähr. ­Rück­sendung nur, wenn Porto beigelegt wurde.

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

Asphalt dankt: M. Dittert, H. Baller, A.B. Nagel, A. + J. Meyerhoff, P. + K. Goerrissen, U. Huenerjaeger, L. + J. Dassau, W. Bertling, B. + D. Heimann, L. Stadler, I.-B. Luedeck, M. + C. Pruessner, E. Scholz, H.-J. Lange, H. + L. Poehnisch, B. Dietrich-Fischer, M. + M. Staude, R. + D. Greulich, M. Stock, A. Lindemann, J. Wilhelms-Rath, W. Gwinner, R. Borchers, T. Toborg-Grund, D. Lemke, M. Seidel, D. Gruszczynski, R. Wessel, M. Matthey, E. + P. Reinfelder, F. + H. Logemann, U. Diener, J. Zabel, A. Gephart, R. + S. Mesch, H. + L. Poehnisch, A. + V. Huehne, B. Kreitz, H. Ruhnke, W. Brix, B. + R. Kamieth, D. Janschek, S. + A. Schorsch, S. Hinrichs, U. + J. Hohmann, H.-J. Reischel, F. Doelle, W. Roeschmann, I. Nase, H.-J. Richter, H.-K. + M. Schoenhagen, Grundschule Rethen, J. + M. Seitz, J. Roth, L. Zimmer, W. Ebel, Fam. Reiter, S. Laese, A. Gieseler, Fam. Bethmann, G. + B. Bachen, M. Kruse, J. + S. Pohler, G. Schildhauer, D. Jäger, H.-M. Hennig, C. Ross, U. Roschig, M. Becker, G. Haker, R. Käferig, W. Haß, M. Hermeth, Fam. Hirschfeld-Herold, G. Gude, F. Scholl, M. Hudasch, G. Mareth, K. Emiljanow, B. Ruff, H. Fleer, B. Jordan-Zöllner, H. + J. Gobels, R. Graf, C. + R. Huth, K. Münch, V. Hoffmann, B. Rossa, J. Bieniek, H. Evers, M. Wallner, SIDA e.V., A. Schultz, R. Kirstein, R. Buhren, E. + B. Labenski, J. Reiter, H.-J. Krätzig, I. Lampe, G. Vollmer, I. Thiem, I. Gossler, Fam. Weidkämpe, W. + R. Przywara, S. v. Vietinghoff, E. Oehlerking, M. Einhelliger, J. Puppel, W. Schirmacher, F. Berents, K. Tristram, H. Harmening, T. + Dr. J. Pasternack, Ev.-luth. MarkusGemeinde, Ev.-luth. Timotheus-Gemeinde, K. Muehlena, W. + S. Mode, S. + W. Fischer, D. Heinemeyer, J. Beuch, B. + I. Ahlers, V. Bauriegel, G. Dequeker, E. + H.-J. Schwarz, I. Heick, H. Hofmann, B.-K. + J. Karstens, G. Hahn-Wolf, W. Meurer, S. Remmers, B. Lauff, W. + A. Seiffert sowie allen anonymen Spendern und allen Patinnen und Paten.

Verkäuferausweise Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei Ver­käuferInnen mit gültigem Aus­weis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Hellblau


Silbenrätsel Asphalt 10/2014 31

Silbenrätsel Aus den nachfolgenden Silben sind 20 Wör­ ter zu bilden, deren erste und fünfte Buch­ 17. Erhebung im Teutoburger Wald staben – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Spruch von Jonathan Swift 18. Fahrten in unbekanntes Land ergeben:

1. Meeresbucht an der Nordsee 2. Verzicht aus Mangel 3. deutscher Maler (15./16. Jahrhundert) 4. Maronen 5. rundes Beet 6. pommersche Insel 7. Nordmeer-Insel 8. Filmkomiker im 20. Jahrhundert 9. geländegängiger PKW 10. Bauer 11. Impuls 12. besondere Auszeichnung 13. österreichischer Dichter (18./19. Jh.) 14. Mädchenname 15. gefühlskalt 16. seriös

19. Meernymphen in der griechischen Sage

20. Gebirge in Südamerika

Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstrasse 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Bitte vergessen Sie Ihren Absender nicht! Einsendeschluss: 31. Oktober 2014

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir dreimal »Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika« von Oliver Scherz: Was tut man, wenn spät­ Die Lösung des September-Rätsels lautet: Alle abends ein Elefant ans Fenster klopft? Der wollen zurück zur Natur, nur nicht zu Fuss. GRESER & LENZ, Focus

an – an – beh – bel – biel – bu – ckungs – de – de – dell – den – den – dü – edel – en – ent – ent – eri – ernst – grill – haft – i – is – ja – ka – ka – land – land – land – lau – lieb – lin – los – ne – ni – no – par – preis – re – rei – rel – rer – ro – ron – rung – sen – sen – sta – stein – trieb – ver – wirt – wol – zer

aus dem Zoo ausgebrochen ist, um seine Familie in Afrika zu besuchen, aber gar nicht weiß, wo Afrika liegt? Man packt Äpfel, Kekse und einen Globus ein und begleitet ihn auf seine Reise. Genau das tun die Kinder Joscha und Marie … Empfohlen für Kinder ab sechs Jahren. Der Jugendroman »echt« liegt dreimal für Sie bereit. Das Mitte September erschie­ nene Werk von Christoph Scheuring ist eine Geschichte über Abschiede, die Albert sam­ melt, indem er Tag für Tag am Bahnhof foto­ grafiert: Umarmungen, Trennungen, Trä­ nen. Bis er eines Tages Kati kennenlernt, die sich mit Albert zusammen auf die Suche nach der Wahrheit hinter den Bildern macht. Für Jugendliche ab 14 Jahren. Ebenfalls dreimal haben wir die CD »No rest for the wicked« für Sie. Auf seinem neuen Album widmet sich der Kanadier Dave Goodman seinen musikalischen wie auch kulturellen Wurzeln: Mit seiner Mischung aus Eigenkompositionen und Songs von Jimi Hendrix, Frederic Weatherly und Tur­ lough o’Carolan nimmt er die Zuhörer mit auf eine Reise.


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