2018 09 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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WÜRDE KOSTBAR Landtag will Beschäftigungsprogramm für Obdachlose

PLANBAR

SCHIFF(S)BAR

Wohnungsnot ist kein Schicksal: Wladimir Kaminer über Zeit zu handeln! Kreuzfahrten, Trump und Theken


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Notizblock Wird Wohnen unbezahlbar? Die Mieten steigen unaufhaltsam, trotz Mietpreisbremse. Preiswerte Wohnungen werden auch in Niedersachsen zur Mangelware.

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Politik sieht Straße Mehr Hygiene, mehr Sicherheit, mehr Hilfe zur Arbeit: Die große Koalition im Landtag will Obdach- und Wohnungslosigkeit im Land bekämpfen.

14 Ein käuflicher Mann Der Amerikaner Mike Merrill versteht sich als lebende Ich-AG. Jeder, der Interesse hat, kann sein Geld in ihn investieren und über Merrills komplettes Leben mitbestimmen.

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Kampf dem Schredder Bauteilbörsen in Hannover und Bremen bieten gebrauchte Türen, Fenster und andere Baustoffe zum Wiederverkauf an.

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Die Vergessenen Marode, schimmlig und nur mit Notbehelf für die Notdurft: Die Stadt hat die Unterkunft für Obdachlose in Hannover-Nordhafen seit Jahren vernachlässigt. Den Bewohnern stinkts.

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Aus der Szene

23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben von Asphalt-Verkäufer Bernd

26 Wer war eigentlich … Christoph Schlingensief?

27 Rund um Asphalt 30 Auf hoher See Für seine neueste Geschichtensammlung »Die Kreuzfahrer« hat Bestsellerautor Wladimir Kaminer gewohntes Terrain verlassen und sich auf Kreuzfahrt begeben.

33 Briefe an uns 34 Buchtipps

Titelfoto: Drazen Vukelic/shutterstock.com

35 September-Tipps 38 Impressum/Ihr Engagement 39 Silbenrätsel Das Asphalt-Prinzip Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


Foto: Markus Lampe

»Herr Pastor, haben Sie nicht eine Wohnung für mich?«, rief mir eine Asphaltverkäuferin zu, kaum dass wir aufeinander zugingen. »Wenn irgend möglich ebenerdig, Treppensteigen ist nicht mehr drin«. Es gibt viele gute Ideen: 20 Jahre Miete und Mieter garantieren wir in einer gemeinsamen Sozialen Wohnraumhilfe von Diakonie und Baufirmen. Knapp zweihundert Wohnungen verwalten wir da. Sie gehören nicht uns, aber wir dürfen sie vergeben. Doch noch viel mehr sind nötig. Inzwischen gibt es zwar diverse Förderprogramme von Kommunen, Region und Land. Es gibt viele Baustellen, wo Wohnungen gebaut werden – aber doch meist mit einem Mietpreis, der viele Wohnungssuchende von vornherein ausschließt. Zudem gibt es inzwischen auch airbnb – in begehrten Stadtteilen von größeren Städten wie Hannover oder Oldenburg im Wachsen begriffen. »Es kommt mehr rein, wenn ich meine Wohnung an Touristen vermiete«, sagte mir neulich ein Hauseigentümer aus einem angesagten Viertel Hannovers. Faszinierende Idee auf der einen Seite, weil man als Tourist in Kontakt mit Einheimischen kommen kann, auf der anderen Seite ein schwieriger Trend für Wohnungssuchende. Sicher nur ein Baustein eines großen Problems. Aber es kommt eben alles zusammen: Die Zahlen von Sozial-, von Belegrechtswohnungen sinken in vielen Städten. Es laufen mehr Wohnungen aus der sozialen Bindung raus, als neue hineinkommen. Wir alle hören das von Bekannten und Freunden oder erleben es selber: Kostengünstige Wohnungen in Ballungsgebieten sind sehr schwer zu finden. Ich fürchte, dass es lange dauern wird, bis wir wieder Entspannung am Wohnungsmarkt erleben dürfen. Ein guter Mix ist deshalb dringend nötig: Ein guter Mix aus Politik und Eigenverantwortung, damit es uns gelingt, einen sozialen Wohnungsmarkt zu erhalten bzw. wieder neu aufzubauen. Schließlich ist eine Bank kein Zuhause. Und von Herzen gerne würde ich in nicht allzu ferner Zukunft der Asphaltverkäuferin sagen: »Ja, lass uns mal zusammensetzen. Da wäre eine Wohnung.« Interessante Lektüre zu diesem und anderen Themen und einen schönen Spätsommer wünscht Ihnen Ihr

Rainer Müller-Brandes · Diakoniepastor und Mitherausgeber von Asphalt

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Liebe Leserin, lieber Leser,

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Foto: G. Biele

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Krankenbetten für Obdachlose Hannover. Nach 20 Jahren ist in Hannover-Misburg jetzt die zweite Krankenwohnung für Wohnungslose »Die KuRVe2« eröffnet worden, insgesamt erst die dritte derartige Einrichtung in Niedersachsen. Sie ist knapp 200 Quadratmeter groß und kann bis zu sechs erkrankte Wohnungslose gleichzeitig medizinisch versorgen. Neben der ersten Krankenwohnung will die Region Hannover das Diakonische Werk auch beim Betrieb der zweiten Krankenwohnung über eine Leistungsvereinbarung unterstützen. »In 2017 wurde für die Belegung in KuRVE1 ein Betrag von rund 142.000 Euro dafür aufgewendet«, so Andrea Hanke, Sozialdezernentin der Region Hannover (im Bild mitte). Auch Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) stellt Hilfen in Aussicht: »Das Land hat eine Million Euro für investive Maßnahmen für Wohnungslose bereitgestellt. Damit wollen wir Verbände und Kommunen unterstützen, weitere Krankenwohnungen einzurichten.« Der Vorstoß in Sachen medizinische Hilfe ist Teil einer neuen Ini­ tiative der großen Koalition zur Verbesserung der oft elenden Situation obdachloser Menschen im Land (siehe S. 11). In der Krankenwohnung werden die Bewohner nicht nur medizinisch versorgt, sie erhalten auch Unterstützung bei der Entwicklung neuer Perspektiven, aus der Wohnungslosigkeit herauszukommen. Dafür stehen ihnen eine Krankenschwester und eine Sozialarbeiterin zur Seite. GB

Mehr Schutzräume gefordert Hannover. Mehr Engagement zum Schutz geprügelter und genötigter Frauen haben die Grünen anlässlich einer Anhörung von Experten im Sozialausschuss des Landtags gefordert. Hintergrund sind regelmäßige Berichte von überfüllten Frauenhäusern. Die Gründe sind teils steigende Zugänge, teils das Problem, dass Frauen nach einem Aufenthalt in Frauenhäusern schlicht keine Wohnung finden. Aktuell werden vom Land Niedersachsen 41 Frauenhäuser gefördert. Die Belegplätze wurden in 2017 landesweit von 352 auf nunmehr 370 ausgeweitet. Nach Auskunft von Sozialministerin liege die Auslastung der einzelnen Schutzeinrichtungen »zwischen 40 und 100 Prozent«. »Es müssen dringend mehr Schutzeinrichtungen geschaffen und die Ausstattung bestehender Einrichtungen verbessert werden – auch im Hinblick auf die Versorgung von Kindern, die ebenfalls von Gewalt betroffen sind«, so die frauenpolitische Sprecherin der Grünenfraktion Imke Byl. MAC

Keine Landarztquote Hannover. »Wir werden älter und tendenziell damit häufiger krank. Junge Leute ziehen in die Städte, ältere Menschen bleiben auf dem Land wohnen«, so skizzierte Sozialministerin Carola Reimann (SPD) in der jüngsten Landtagsdebatte das Problem der medizinischen Versorgung im Flächenland Niedersachsen. Ein Mix aus freiwilligen Anreizen für Medizinstudenten, später eine Praxis auf dem Land zu übernehmen, deutlich mehr Medizinstudienplätze sowie mehr Telemedizin, also der Einsatz von Ferndiagnosen, solle die ärztliche Versorgung in ländlichen Gebieten in Zukunft sicherstellen. Auf die Einführung einer festen Landarztquote konnte sich die große Koalition aus SPD und CDU im Landtag nicht einigen. Die CDU hält das für verfassungsrechtlich problematisch. Reimann machte zudem deutlich: Wenn es an manchen Orten zu Versorgungslücken komme, dann sei ohnehin vor allem die Kassenärztliche Vereinigung (KVN) und nicht das Land verantwortlich. MAC


ZAHLENSPIEGEL »PERSPEKTIVLOS«

Dauerhaft viel Armut

Hannover/Cuxhaven. Die Elbe wird weiter ausgebaggert, um Ozeanriesen mehr Platz nach Hamburg zu bieten. Nach gerichtlichen Auseinandersetzungen und Einsprüchen von Umweltverbänden und Anrainern – zuletzt wegen einer seltenen Uferpflanze – ist die Elbvertiefung nun beschlossene Sache. Das Land Niedersachsen habe keinerlei Einspruchsmöglichkeiten mehr, betonte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD). Er hoffe, dass dies »die absolut letzte Fahrrinnenanpassung« sei. Gut die Hälfte des Weges von der Nordsee bis Hamburg soll künftig um rund zweieinhalb Meter vertieft werden. Damit sollen Containerschiffe mit einem Tiefgang bis 14,5 Meter Hamburg erreichen können. Anwohner fürchten negative Einflüsse auf den Obstanbau im alten Land und Probleme bei Sturmfluten. MAC

Hannover. »Eine Trendwende ist leider nicht in Sicht«, sagt Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen zu neuen Zahlen der Landesstatistiker zur Armutsgefährdungsquote in Niedersachsen. 2017 lag sie bei 15,8 Prozent und damit nur leicht unter dem Niveau des Höchststandes im Vorjahr (16,0 Prozent), das sind 1,24 Mio. Niedersachsen. Als armutsgefährdet gelten Einpersonenhaushalte mit weniger als 980 Euro netto pro Monat. Ein Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern muss netto mehr als 2.059 Euro haben, um nicht als armutsgefährdet zu gelten. Die gefährdeten Personengruppen seien weiterhin Alleinerziehende, Familien mit Kindern, Ältere und Menschen mit Migrationshintergrund, so Lenke. »Oft liegt das Armutsrisiko nicht daran, dass einzelne Personen ihre Lebenssituation nicht bewältigen könnten, sondern sehr häufig geraten Menschen unverschuldet durch äußere Bedingungen in Armut. Die Überwindung von Armut ist deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Parallel zur Zunahme von verfestigter Armut haben wir auf der anderen Seite auch eine Zunahme von Reichtum. In der größer werdenden Schere zwischen Armut und Reichtum liegt eine wachsende Gefahr, dass das solidarische Handeln in unserer Gesellschaft abhandenkommt«, so der Landesdiakoniechef. MAC

8 % aller Beschäftigten in Niedersachsen sind laut IAB-Betriebsspiegel in befristeten Anzeige

Arbeitsverhältnissen. Insgesamt sind 284.500 Personen betroffen. 1996 waren es noch

3,4 % und absolut 122.000 Beschäftigte. 2002: 151.000, 2008: 229.000. Knapp 50 % aller Neueinstellungen sind heute befristet. Die Branchen mit den höchsten Quoten sind das Gastgewerbe, Reinigungs- und Sicherheitsdienste sowie Erziehung und Hochschulen. Besonders kritisch: Mit 56 % hat der überwiegende Teil der Befristungen keinen betrieblichen Anlass, sondern erfolgt sachgrundlos.

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Elbe wird noch tiefer

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WIRD WOHNEN UNBEZAHLBAR? Die Mieten steigen unaufhaltsam, trotz Mietpreisbremse. Preiswerte Wohnungen werden auch in Niedersachsen zur Mangelware. Es wird zu wenig und zu teuer gebaut. Das ist besonders in den Städten zu spüren. Und Besserung ist nicht in Sicht. Deutschland ist Mieterland. In keinem anderen westeuropäischen Land (mit Ausnahme der Schweiz) ist der Anteil an Mietgegenüber Eigentumswohnungen mit rund 55 Prozent so hoch. Die Verfügbarkeit von bezahlbaren Mietwohnungen ist daher ein tragender Pfeiler der Daseinsvorsorge. Doch dieser Pfeiler ist brüchig geworden. Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) könnte die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland 2018 erstmals die Millionengrenze überschreiten. Die Wohnungsnot steigt seit Jahren trotz Wirtschaftswachstums

(auch nach Abzug der in dieser Zahl enthaltenen Flüchtlinge). Offensichtlich stimmt die Statik im System nicht mehr.

Mietsteigerungen: Kein Ende in Sicht In den deutschen Großstädten fehlen rund 1,9 Millionen bezahlbare Wohnungen, das hat eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie errechnet. Dabei gehen die Autoren davon aus, dass Mieten, die mehr als 30 Prozent des verfügbaren


Foto: chromorange/picture alliance

Ganze 95 Prozent der Neubauwohnungen im privaten Wohnungsbau sind in Deutschland für Normalverdiener nicht mehr bezahlbar.

Einkommens verschlingen, die Haushalte zumindest auf Dauer überfordern. Eine Einschätzung, die auch Vermieter- und Immobilienverbände teilen. Es sind längst nicht mehr nur Arbeitslose oder Geringverdiener, die sich vergeblich auf die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung begeben. In Städten wie München, Hamburg oder Frankfurt können sich über 40 Prozent der Einwohner ihre Wohnung eigentlich nicht mehr leisten, wie der DGB feststellt. Seit 2011 steigen die Mieten deutlich schneller als die Einkommen, wie eine Auswertung des Prognos-Instituts ergab. Es werden nicht nur zu wenig Wohnungen neu gebaut, die Neubauten können die größte Bedarfslücke gar nicht schließen. Von den derzeit privat gebauten Wohnungen seien 95 Prozent für Normalverdiener nicht mehr bezahlbar, hat das NDR-Magazin Panorama ermittelt. In den deutschen Großstädten finden laut Hans-Böckler-Stiftung »deutlich mehr als die Hälfte aller Haushalte mit geringen Einkommen schon jetzt keine leistbaren Wohnungen« mehr. Besonders prekär stelle sich die Situation für Singles dar. »Den knapp 1,8 Mio. Einpersonenhaushalten unterhalb der Armutsgrenze stehen gerade einmal 250.000 leistbare Mietwohnungen in der passenden Größe unter 45 Quadratmetern zur Verfügung«, so die Studie. Seit 2011 stiegen die Mieten in Hannover um bis zu 50 Prozent, in Wolfsburg sogar bis zu 65 Prozent. Heute müssen in Niedersachsen 44 Prozent der Haushalte mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben, die Hälfte von ihnen sogar mehr als 40 Prozent. In der Landeshauptstadt fehlen der Studie zufolge fast 50.000 Wohnungen, die meisten (36.570

Wohnungen) davon für Haushalte, die über weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens (Median) verfügen. Das ist Platz acht im Negativranking aller 77 deutschen Großstädte. Das bedeutet, dass rund 60 Prozent dieser Haushalte mit geringem Einkommen in Hannover keine bezahlbare Wohnung mehr finden. In Braunschweig fällt die Versorgungslücke nach absoluten Zahlen geringer aus, der Versorgungsgrad ist jedoch noch ein Prozent schlechter. In Oldenburg fehlen laut der Studie rund 11.000 Wohnungen, fast ausschließlich im preiswerten Segment.

Die Wohnungsbaulücke wird größer Die Bundesregierung und der Deutsche Städtetag gehen von 350.000 bis 400.000 Wohnungen aus, die jährlich in Deutschland vor allem in den Großstädten gebaut werden müssten, der DGB sogar von 450.000. Im Jahr 2016 wurden jedoch nur 240.000 neue Wohnungen fertiggestellt. Die Bedarfslücke vergrößert sich also noch. Eine Erkenntnis, die Fachleute nicht überraschen kann, die von der Politik seit den 1990er Jahren jedoch in den Wind geschlagen wurde. Damals griff die marktradikale Euphorie auf Deutschland über, derzufolge die Märkte alles regeln könnten und auch zum Vorteil aller regeln würden, wenn man sie denn nur ließe. Man ließ sie und die Auswirkungen bekommen wir heute zu spüren: zwischen 1995 und 2010 ist die Zahl der neu gebauten Wohnungen von mehr als 600.000 jährlich auf unter 160.000 zurückgegangen. »Die Politik hat in der Wohnungspolitik rein auf den Markt gesetzt und lässt über Angebot und Nachfrage den Wohnungsmarkt selbst regeln, was politisch gestaltet werden müsste. Das bedeutet steigende Mieten für fast alle und weniger Wohnraum für untere Einkommensbezieher«, sagt Matthias Günther, Vorstand des Eduard Pestel Instituts in Hannover. Das sieht auch der DGB so: »Der Markt versagt. Hier hat die Politik jahrelang weggesehen. Nur wenn Städte und Kommunen wieder in den Wohnungsbau investieren, können die Preise langfristig fallen.«

Bodenlose Spekulation Den Kommunen fehlen heute jedoch die seit den 1990er Jahren privatisierten Flächen, um preiswerten Sozialwohnungsbau zu initiieren. Bauland ist seither zum Spekulationsobjekt und zu einem entscheidenden Kostentreiber im Wohnungsbau geworden. Viele Experten fordern deshalb eine Reform des Bodenrechts und zwar ein »grundlegendes gesellschaftspolitisches Umdenken im Umgang mit Grund und Boden, um Grundstücke der Bodenspekulation zu entziehen, Bodenpreise langfristig zu


»Wohnungsbauförderung ist Armuts­bekämpfung.« Klaus-Dieter Gleitze, LAK Niedersachsen

Statt also den Preiswettbewerb durch Vergabe an den Meistbietenden noch anzuheizen, sollten die Kommunen dem Difu zufolge besser auf qualitative Faktoren setzen. Die Ausschreibung müsse »je nach Standort und Rahmenbedingungen unterschiedliche (sozialpolitische, städtebauliche, ökonomische, ökologische) Zielsetzungen« enthalten. Besonders nachhaltig sei die Vergabe von Erbbaurechten, weil der Boden so in der öffentlichen Hand bliebe.

Kein sozialer Wohnungsbau Inzwischen ist vielerorts die Markteuphorie der Ernüchterung gewichen. Deutschlandweit wurden 2017 gerade noch 1,2 Millionen Sozialwohnungen gezählt. Das sind 46.000 weniger als im Vorjahr und weniger als die Hälfte des Bestands aus der Zeit um die Jahrtausendwende. Dieser Trend ist auch in Niedersachsen spürbar, hier erfolgte in 2017 ein Rückgang auf rund

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Foto: dpa

dämpfen und Bodennutzung primär gemeinwohlorientiert, nachhaltig und sozialverträglich zu gestalten«, so das Bundesnetzwerk Gemeinwesendiakonie und Quartiers­ entwicklung der evangelischen Kirchen Deutschlands. Zudem lassen die gegenwärtigen Niedrigzinsen und steigende Mieten Investitionen in Immobilien lukrativ werden, das treibt die Preise zusätzlich. Zwischen 2008 und 2016 verdoppelten sich die durchschnittlichen Quadratmeterpreise für Bauland in Deutschland nahezu von 67 auf 128 Euro. Wohnungsbau für Geringverdiener oder gar Sozialwohnungsbau rentieren sich aber nicht auf diesen teuren Flächen. Luxuswohnungsbau dagegen schon. Und steigende Mieten erhöhen die Renditeerwartungen, was zu zusätzlichem Preisdruck auf innerstädtische Flächen führt. Das ist kein Marktversagen, aber der Markt funktioniert im Wohnungsbau nur halt nicht zum Nutzen der Allgemeinheit. Nach dem Grundgesetz wäre die Politik aufgerufen, zu handeln: »Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen« (Artikel 14, Abs. 2). Dieses Gebot wird in der Wohnungspolitik in eklatanter Weise verletzt, wenn nur noch die Märkte, nicht aber mehr die Bürger und Bürgerinnen den Maßstab bilden. Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) befürwortet als ersten Schritt die »konsequente Abkehr vom Höchstgebotsverfahren auf allen staatlichen Ebenen hin zu einer konzeptorientierten Ausschreibung« (Bodenpolitische Agenda 2020–2030).

Das Gelände der Wasserstadt Limmer in Hannover. Auf dem Areal wird hochpreisiger Wohnbau mit einem 20-Prozentanteil geförderter Wohnungen realisiert.

82.500 Wohnungen, 3.270 weniger als in 2016. Allein seit 2006 hat sich der Bestand an Sozialwohnungen im Land um 15,6 Prozent verringert. Von den verbliebenen werden zudem mehr als zwei Drittel, rund 60.000 Wohnungen, in den nächsten Jahren aus der Sozialbindung fallen. Mit dem Verkauf von Wohnungen und Flächen, aber auch mit der Abschaffung der Wohngemeinnützigkeit, haben sich die Kommunen und der Staat selbst der Möglichkeit beraubt, auf dem Wohnungsmarkt wirksam gegenzusteuern. Seit der Föderalismusreform 2006 ist der soziale Wohnungsbau Sache der Bundesländer. Für eine Übergangszeit schießt der Bund noch Gelder zu, zuletzt 1,5 Milliarden Euro in 2017. Dieses Geld reichen die meisten Länder – wie auch Niedersachen – oft nur weiter, ohne eigene Mittel bereitzustellen. Immerhin hat der Neubau an Sozialwohnungen gegenüber 2006 im letzten Jahr etwas zugelegt, bundesweit um 7 Prozent von 24.550 auf 26.231 Wohnungen. Der Mieterbund und der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband gehen dagegen von mindestens 80.000 Sozialwohnungen aus, die jährlich entstehen müssten, um den Bedarf zu decken. Auch diese Lücke wird also immer noch größer. Eine Ausnahme bildet Niedersachen, leider im negativen Sinn. Hier ging der Sozialwohnungsbau in 2017, entgegen dem Bundestrend, sogar noch um


»Nur wenn Städte und Kommunen in den Wohnungsbau investieren, können die Preise fallen.« DGB

sage und schreibe 31 Prozent zurück. Die bisherige niedersächsische Fördermethode, über zinsfreie Darlehen Anreize für Sozialwohnungsbau über den Markt zu schaffen, funktioniert in der Niedrigzinsphase kaum noch. Da ist es für private Wohnungsbaugesellschaften lohnender, die Sozialbindung zu vermeiden und im höherpreisigen Segment zu bauen. Deshalb wurden von den 800 Millionen Euro Fördermitteln seit 2017 lediglich 200 Millionen abgerufen.

Armes Niedersachsen Die Landesarmutskonferenz (LAK) fordert daher eine »Renaissance der kommunalen Wohnungsbaugesellschaften«, einen Rückkauf der in den 1990er Jahren »leichtsinnig« veräußerten Flächen für den Wohnungsbau, die kommunale Übernahme

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von Wohnungen, deren Sozialbindung ausläuft und eine massive Ausweitung des Sozialwohnungsbaus durch den Bund. »Wohnungsbauförderung ist Armutsbekämpfung«, betont Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der LAK. Der niedersächsische Bauminister Olaf Lies beabsichtigt nun, die Zuschussförderung auszubauen, um Anreize für den Mietwohnungsbau zu schaffen. »Wohnen ist Daseinsvorsorge und der Staat darf diese Verantwortung nicht ausschließlich dem freien Spiel des Marktes überlassen«, sagt auch Lies. Die Grünen haben sich bereits von der Erwartung verabschiedet, die identifizierte Bedarfslücke von rund 300.000 zusätzlichen Wohnungen in Niedersachsen bis 2035 allein durch Neubau zu schließen. Stattdessen hat die grüne Landtagsfraktion einen eigenen Gesetzentwurf eingereicht. »Mit unserem Wohnraumschutzgesetz wollen wir die Rechtsgrundlage dafür schaffen, dass Kommunen Instandhaltungsmaßnahmen und Mindeststandards durchsetzen können. Menschenwürdige Wohnverhältnisse sind ein Grundrecht«, sagt der baupolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion, Christian Meyer. Damit wollen die Grünen Verknappung von Wohnraum durch Umwidmung in Ferienwohnungen wie auf den ostfriesischen Inseln einschränken, aber auch spekulative Vernachlässigung von Wohnanlagen wie beim Wollepark in Delmenhorst erschweren. Der Gesetzentwurf könnte die Kommunen in die Lage versetzen, eine Zweckentfremdung von Wohnraum in vielen Fällen zu unterbinden. Auch die Stärkung von Mieterrechten stopft eine ärgerliche Regelungslücke. Wie auf diese Weise jedoch ein signifikanter Beitrag gegen die Wohnungsnot geschaffen werden soll, erschließt sich nicht. Ebenso wie bei den Plänen der großen Koalition in Niedersachsen soll keine Grundsanierung des einsturzgefährdeten Wohnungsbausystems erfolgen, sondern nur die Fassade aufgefrischt werden. Wenn sich die Regierung jedoch zu massiven Investitionen entschließen und die Verantwortung für den sozialen Wohnungsbau im Sinne des Grundgesetzes nicht weiter dem Markt überlassen würde, könnte die von den Grünen ebenfalls vorgeschlagene Bildung einer Landeswohnungsbaugesellschaft ein nützliches Instrument sein, um diesen zentralen Pfeiler der Daseinsvorsorge zu stabilisieren. Ulrich Matthias


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Foto: Karin Powser

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POLITIK SIEHT STRASSE Mehr Hygiene, mehr Sicherheit, mehr Hilfe zur Arbeit: Die große Koalition im Landtag will Obdach- und Wohnungslosigkeit im Land bekämpfen und hat Forderungen an die Regierung Weil gestellt. Ein Anfang. 420.000 Menschen sind in Deutschland wohnungslos. Davon leben rund 52.000 Menschen ohne jede Unterkunft auf der Straße, machen »Platte«, 33 Prozent mehr als noch vor vier Jahren – Obdachlosigkeit boomt in ganz Deutschland. Für Niedersachsen kann man von etwa 30.000 bis 40.000 Wohnungslosen und

3.000 bis 4.000 Menschen auf der Straße ausgehen. Wie viele es genau sind, weiß niemand. Die Zahlen sind Schätzungen aufgrund von Hochrechnungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW). Weder Bund noch Land führen in der Sache offizielle Statistiken. Dass immer mehr Menschen


Foto: Karin Powser

Mehr obdachlose Frauen Immer mehr Frauen sind wohnungslos, machen mittlerweile 30 Prozent der Wohnungslosen aus. Unter den unter 25-Jährigen sind es gar fast die Hälfte. Das hat jetzt auch die Politik erkannt und fordert ein eigenes Programm zur Bekämpfung weiblicher Wohnungslosigkeit. Auch wenn diese im Stadtbild noch nicht so sichtbar ist, »Vielfach suchen sich Frauen bei Bekannten oder Verwandten Hilfe«, sagt BAGW-Geschäftsführerin Werena Rosenke. Nur die wenigsten, nämlich kaum sieben Prozent, tauchten daher in offiziellen Unterkunftsstatistiken auf. »Prekärer Aufenthalt« nennt die Expertin das Gästesofa-Phänomen. Dass die Frauen in den klassischen Obdächern bisher nur wenig in Erscheinung treten, liege zudem daran, dass es »oft kaum spezielle Unterkünfte für Frauen gibt, in gemischte Unterkünfte wird aus naheliegenden Gründen kaum eine Frau einen Fuß setzen. Gleichwohl sind diese Frauen wohnungslos«, so Rosenke. Und natürlich gebe es daher immer wieder auch das: Abhängigkeitsverhältnisse bis hin zur

Prostitution für einen warmen Schlafplatz. Die SPD/ CDU-Koalition fordert jetzt knapp »die besonderen Bedarfe wohnungsloser Frauen zu berücksichtigen.« Was das sein kann, haben Hilfeverbände längst ermittelt: Obdachlose Frauen brauchen eigene Unterkünfte, sie brauchen Frauenzimmer jenseits der stationären Wohnheime für den Übergang, sie brauchen Zugang zu ihren häufig fremd untergebrachten Kindern, brauchen Beratung bei Gewalt und eigene frauenspezifische medizinische Hilfe. Eine Anhörung im Sozialausschuss der Region Hannover hat gezeigt: Da ist viel Luft nach oben. MAC

auf der Straße verelenden, ist nicht nur Fachleuten bekannt. Immer wieder sind Szenetreffpunkte Thema für Presse und Politik. Und immer wieder enden die Diskussionen in Hilflosigkeit. Das soll sich jetzt offenbar ändern.

Zurück in Arbeit Mit Einführung von Hartz IV war im Jahr 2005 die Förderung von Arbeitsprojekten für Wohnungslose eingestellt worden. Ein Fehler, wie sich bald herausstellte. Denn die Hilfeeinrichtungen, ob ambulant oder stationär, suchen händeringend nach Möglichkeiten, den Menschen den Tag zu strukturieren und ihr Selbstwertgefühl zu stärken, denn Arbeit ist Zeichen von Integration. »Doch die üblichen Arbeitsgelegenheiten nach dem SGB II sind für viele Menschen aus dem Obdachlosenmilieu kein passendes Hilfeinstrument, weil es den ganzen Sanktionsdruck gleich mit liefert«, kritisiert der Sprecher der AG Arbeit der niedersächsischen Wohnungslosenhilfe, Andreas Sonneberg. »Wenn wir erreichen wollen, dass auch jene Menschen, die Struktur und Kontinuität komplett verlernt haben, wieder in die Spur kommen, müssen wir viel niederschwelliger ansetzen, ganz ohne Sanktionen.« Jahrelanges Insistieren der Verbände zeigt nun Wirkung: Ein eigenes niederschwelliges Hilfsprojekt des Landes »für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten« fordert die Koalition jetzt in einem Entschließungsantrag von der Landesregierung. »Von Obdachlosigkeit betroffene Menschen sind oftmals einsam, ängstlich und ohne soziale Bindungen. Der Zugang zu den Regelinstrumenten des SGB II scheitert häufig schon daran, dass die Betroffenen sich nicht trauen, den Weg zum Jobcenter anzutreten. Hier wollen wir mit einem niedrigschwelligen Modellprojekt in Landesverantwortung ansetzen«, sagt SPD-Sozialpolitiker Oliver Lottke. Wann das Projekt starten soll, ob auf Sanktionen tatsächlich verzichtet werden wird und für wie viele der heute wohnungslosen Niedersachsen das Projekt hilfreich wäre, ist noch völlig offen. »Die Beratungen stehen noch ganz am Anfang«, so Mitinitiator Volker Meyer (CDU).

Zurück nach Hause »In den Tagestreffs, Essenausgaben oder medizinischen Straßenambulanzen kommen rund die Hälfte der Klienten ursprünglich aus anderen EU-Ländern«, sagt BAGW-Geschäftsführerin Werena Rosenke. Diese Gestrandeten, meist Menschen, die mal als Saisonarbeitskräfte auf den Feldern oder in der niedersächsischen Fleischindustrie nach Deutschland kamen und gescheitert sind, haben meist keinerlei Anrecht auf Förderung irgendeiner Art. Nicht einmal die Sozialarbeiter im


Volker Macke

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Foto: Andreas Düllick

jüngst gegründeten Kompass, dem Trinkraum am hannoverschen Raschplatz, können ihnen wirklich helfen. Und so fordert die Koalition nun von der Landesregierung, sich gegenüber der EU »dafür einzusetzen, Verfahren und Absicherungen zu schaffen, damit EU-Ausländer, die in Deutschland in der Obdachlosigkeit leben, zügig nach Hause zurückkehren können.« Damit sie dort nicht abermals verelenden, müsse es aber vor Ort eine Grundsicherung und Widereingliederungshilfen ins dortige Berufsleben geben, betonen die Initiatoren des Antrags Oliver Lottke (SPD) und Volker Meyer (CDU). Wie realistisch das ist, bleibt abzuwarten. Die Hilfsverbände halten zumindest die Forderung nach zügiger Ausreise für kritisch, weil die beabsichtigte Einschränkung des Freizügigkeitsrechts den »Grundprinzipien der EU widerspricht«. Obdachlosigkeit dürfe nicht zur zwangsweisen Ausreise führen, warnt beispielsweise die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege.

Duschen hinter Bahnhöfen Ohne Wasser keine Würde: Saubere Toiletten, heiße Duschen, das ist Ausdruck von Zivilisation. Und ermöglicht Zivilisiertheit. Das Gegenteil sind Urin- und Notdurftecken hinter Büschen und Bäumen. Viele Obdachlose, vor allem die, die aus anderen Ländern in Niedersachsens Städten stranden, haben bisher kaum Möglichkeiten zur täglichen kostenlosen Hygiene. Im Gegenteil: Allein einfache öffentliche Toiletten werden vielerorts in den Städten verhindert – berühmt wurde vor fünf Jahren der Konflikt um ein Klohäuschen, das für die Szene eigentlich an der Oper in Hannover aufgestellt werden sollte und durch Einsprüche von Oper, Börse und Co verhindert wurde. Nun plant die große Koalition aus SPD und CDU im Landtag den Bau von sogenannten Hygienecentern in den größeren Städten des Landes. Vorbild ist Berlin: Dort wurde vor drei Jahren das erste derartige Center am Bahnhof Zoo in Betrieb genommen. Mit Toiletten, Duschen, Behinderten-WC, Waschmaschine, Trockner und erster Hilfe. 300.000 Euro kostete die Anschaffung. Rund 200 Obdachlose befreien sich dort seitdem täglich vom Schmutz der Straße. Nach jeder Badbenutzung wird gereinigt, betont der Betreiber, die Berliner Bahnhofsmission. Das kostet Zeit und Geld für ständig präsente Reinigungskräfte. Entsprechend zahlt der Berliner Senat jährliche Betriebskosten allein für das eine Hygienecenter in Höhe von 150.000 Euro, damit 365 Tage im Jahr den Obdachlosen ihre Würde bleiben kann. In Hannover könnte am Raschplatz in der Nähe vom »Mecki«-Laden ein solches Center entstehen. »Die Szene trifft sich hier ohnehin«, sagt Diakoniechef Rainer Müller-Brandes. Doch der Laden ist klein, auf nur acht Quadratmetern ist im »Mecki« Platz für kostenlose medizinische Betreuung. »Wir holen unter diesen beengten Bedingungen das Beste raus, doch es bleibt handgestrickt. Ein neues Hygienecenter mit Platz für die dringend nötige medizinische Versorgung der Obdachlosen wäre ein großer Gewinn.« Wer die Kosten übernehmen soll – das Land oder die Kommunen selbst? Darüber schweigt sich die Landtagskoalition noch aus. MAC


DIESER MANN IST KÄUFLICH Der Amerikaner Mike Merrill versteht sich als lebende Ich-AG. Jeder, der Interesse hat, kann sein Geld in den smarten Sonderling investieren – und im Gegenzug über Merrills komplettes Leben mitbestimmen. Kaffee oder Tee? Wenn Mike Merrill streng wäre, müsste er jetzt erst einmal seine Aktionäre fragen. Nicht wegen des Preises – in den Hipster-Cafés von Los Angeles sind fünf Dollar pro Pappbecher ganz normal. Sondern wegen des Prinzips: Merrill lässt fremde Menschen über fast jede Entscheidung seines Lebens abstimmen. Der 40-jährige Amerikaner hat sich selbst zur Ak-

tiengesellschaft gemacht, eine menschliche Ich-AG, die nach den gleichen Prinzipen funktioniert wie die Wall Street. Meistens jedenfalls. Merrill wirkt keineswegs so verrückt, wie es seine Lebensweise nahelegt. Durchtrainierter Oberkörper, akkurat gescheitelte, graumelierte Haare. Seine Umgangsformen sind höflich,


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seine Zähne so weiß wie das Hemd, das er trägt. »An einem Samstagmorgen würde ich so eigentlich nicht rumlaufen«, sagt er zur Begrüßung. »Aber ich repräsentiere schließlich eine Firma.« Was Merrill über den Kapitalismus weiß, hat er sich selbst beigebracht. Auf dem College war er nie, dafür bei der US-Army, stationiert in Heidelberg. Heute arbeitet er als Projektmanager in einer Werbeagentur. »Nicht auf der kreativen Seite«, ergänzt er, »ich hab’s eher mit Zahlen.« Die seien schließlich »der Maßstab, an dem sich unsere Welt orientiert.« Im Jahr 2008, auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise, gründete er seine Ich-AG, genannt: KMikeyM. »Ich wollte etwas Cooles machen«, sagt Merrill, »und ich wollte die Leute für ihre Teilnahme belohnen.« Für die Aktionäre kommt die Belohnung in Form von Mitbestimmung daher. Eine Dividende schüttet »Mikey« nicht aus, das Produkt ist er selbst. Vegetarier oder Fleischesser? Republikaner oder Demokrat? Yoga oder Fitness-Studio? Alles Dinge, über die Merrill seine Anteilseigner schon hat abstimmen lassen. Er selbst legt die Fragen fest, was ihm eine gewisse Kontrolle ermöglicht. Ob die Mehrheit am Ende mit Ja oder Nein abstimmt, lässt sich aber nie mit Gewissheit vorhersagen. Als Merrill nach Hawaii reisen wollte, machten ihm die Investoren einen Strich durch die Rechnung. Zu teuer, entschied die Mehrheit. Stattdessen ging es nach Mexiko. Als es mit seiner Ex-Freundin ernst wur»Warum gebe de, wurde über eine Sterilisierung debattiert. ich mein Leben »Zum Glück kam es anders«, sagt Merrill und in die Hände lacht. Am Ende ging die Beziehung trotzdem fremder Leute?« in die Brüche. »An meinem Beziehungsvertrag lag’s nicht«, betont Merrill, denn den Mike Merrill hatten die Aktionäre angeordnet. »Darin stand auch, dass unser gemeinsamer Hund zu 51 Prozent meiner Freundin gehört.« Immerhin: Dank des vereinbarten Besuchsrechts darf er den Vierbeiner heute immer noch ausführen. Gesteuert wird Merrills Leben über eine Internetplattform. Alle Diskussionen sind öffentlich, alle Entscheidungen transparent. »Viele halten mich für verrückt«, sagt Merrill, der sich selbst als Künstler versteht. »Warum gebe ich mein Leben in die Hände fremder Leute? Warum tue ich mir das an? Gegenfrage: Warum denn nicht?« Etwas wirklich Gemeines habe noch niemand gefordert; immerhin hätten Aktionäre stets das Wohl ihres Investments im Sinn. »Das Blödeste«, sagt Merrill, »war bis jetzt der Intervall-Schlaf.« Anderthalb Monate durfte er nur drei Stunden pro Nacht schlafen, ergänzt durch einen 30-minütigen Mittagsschlaf. »Ich sah aus wie ein Zombie.« Ob »KMikeyM« nur eine Kunstfigur ist (oder doch ein ernster Spaß), darüber sind sich selbst die Investoren nicht immer einig. Als Mike Merrill im Mai 2017 von Portland nach Los Angeles zog, hatte er zuvor nicht um Erlaubnis gefragt – ein

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Mike darf manchmal auch seinen eigenen Hund sehen, dank eines Beziehungsvertrags, den ihm seine Investoren verordnet haben.

Affront. »Meine Zustimmungsrate sank auf 34 Prozent«, sagt er nachdenklich. Für ihn, der jeden Morgen nach dem Aufstehen seinen eigenen Aktienkurs checkt, war das ein Schock. »Ich fühlte mich richtig schlecht. Gleichzeitig habe ich mich gefragt: Wofür machst du das eigentlich?« Lange währten die Zweifel allerdings nicht. Kaum war er in L.A. angekommen, postete Merrill die nächsten Fragen. Was sollte er zuerst für die neue Wohnung kaufen: eine Matratze oder einen Schrank? Sollte er sich mit Journalisten treffen, um den eigenen Marktwert zu steigern? Auch über das Interview zu diesem Artikel wurde abgestimmt. Schnell schoss der Kurs wieder nach oben, von fünf Dollar pro Aktie über sechs Dollar. Sogar Merrills neuer Chef kaufte einige Anteile. »Ein großer Vertrauensbeweis«, meint Merrill. Obwohl die Vorstellung schon manchmal komisch sei – »mein Boss weiß alles von mir.« Was, wenn Mike von Mikey irgendwann einfach genug hat? Wenn er nicht länger »Mister Ferngesteuert« sein will oder die realen Dollar seiner Geldgeber einfach verprasst? »Gemein wäre das schon«, sagt Merrill, »aber nicht verboten.« Immerhin weist er auf seiner Website ausdrücklich darauf hin, dass er keine sichere Anlageform darstellt. »Also ich würde keinem Fremden einfach so 2.000 Dollar überweisen«, sagt Merrill und grinst. »Aber ich bin ja auch kein Investor.« Text und Fotos: Steve Przybilla


Foto: dpa

KAMPF DEM SCHREDDER Noch gut und günstig: Bauteilbörsen in Hannover und Bremen erhalten gebrauchte Türen, Fenster und andere Baustoffe zum Wiederverkauf. Ein großer Lagerraum, voll mit gebrauchten Baumaterialien. Immer dienstags können sich in der Bauteilbörse Hannover Interessierte auf die Suche nach passenden Teilen für ihre Altbauwohnung oder ihr sanierungsbedürftiges Haus begeben. Ein Paar sucht eine schmale Holztür für sein Gartenhaus. »Die Graue mit dem Oberlicht gefällt mir gut«, sagt die Frau. »Das Glas ist für mich nicht zwingend. In die graue Tür müssen wir

zu viel Arbeit reinstecken. Nehmen wir lieber die hier«, entgegnet ihr Mann und weist auf eine abgebeizte Holztür aus den 40er Jahren. »Andy, so schlecht ist die Graue doch gar nicht, außerdem ist der Briefschlitz richtig schön. Die passt genau zu unserem Gartenhaus«, argumentiert die Frau – ihr Mann gibt sich geschlagen, die graue Tür wird für 20 Euro gekauft. Für ein Zehntel des Preises, den eine durchschnittliche Neue kostet.


Türen aus alter Zeit Die Preise variieren: Eine Tür aus den 70er Jahren mit dem Zwischenstoff Pappe gibt es schon für fünf Euro, eine sehr gut erhaltene, mehr als 100 Jahre alte Vollholztür kann dagegen rund 2.000 Euro kosten. Überschüsse der Börse fließen in soziale Projekte des Trägervereins. Neben rund 150 Türen finden sich im 300 Quadratmeter großen Lager auf dem Gelände des Jugendzentrums Glocksee 50 Fenster, ein Dutzend Waschbecken und viele Glasbausteine. Zudem bietet die Bauteilbörse Restholz aus Tischlereien an, mit dem man selber Möbel bauen kann. Manchmal bekommt die Bauteilbörse ganze Häuser zum Ausschlachten angeboten. »Ich würde mir sehr wünschen, dass wir das verwerten könnten, doch dafür sind unsere Flächen viel zu klein«, sagt Geschäftsführer Gert Schmidt, einer von zehn ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern. In seiner Kartei stehen 80 Interessenten, die regelmäßig darüber informiert wer-

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den, wo und wann bei Umbauten und Abbrüchen in Hannover und Umgebung z. B. wiederverwendbare Steine und Dachziegel anfallen. Schmidt will künftig stärker auf hochwertige gebrauchte Bauteile setzen. »Außerdem wollen wir bei uns ökologische Baustoffe zeigen und Interessenten beraten. Dafür hoffen wir auf eine Kooperation mit Herstellern. Letztlich aber brauchen wir dringend ein sehr viel größeres Lager und feste Mitarbeiter für einen professionellen Betrieb«, sagt Schmidt. Das Bauwesen ist in Deutschland mit jährlich mehr als 200 Millionen Tonnen laut Bundesumwelt­ amt der größte Abfallproduzent. Nach Berechnungen des Bauteilnetzes können durch eine Bauteilbörse, die pro Jahr rund 2.500 gebrauchte Objekte verkauft, 140 Tonnen Bauabfälle vermieden werden. Bauteilbörsen konnten durch zwölf Rückbauprojekte, bei denen in den letzten Jahren intakte Baustoffe vor einem Abriss bzw. einer Sanierung ausgebaut und später wiederverwendet wurden, insgesamt 144.000 Kilo Rohstoffe, 29.000 Kilo CO²-Emissionen und 151.000 Kilowattstunden Energie einsparen. »Aus ökologischen Gründen melden sich aber die wenigsten bei uns. Viele suchen gezielt nach historischen Teilen aus der Zeit, als ihr Haus gebaut wurde. Und viele Anbieter finden es einfach schade, wenn nach einem Abbruch schöne alte Türen

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Nicht nur der Umwelt zuliebe wünscht sich Gert Schmidt von der Bauteilbörse Hannover dringend größere Lagerräume.

Foto: J. Göres

»Ich finde es gut, dass das Recycling hier gefördert wird. Im Handel würden wir so eine Tür nicht mehr bekommen, außerdem ist die Wiederverwertung im Sinne der Umwelt«, sagt die Architektin. Dann begibt sie sich in den Regalen auf die Suche nach einem schönen Waschbecken – doch alle sind zu groß. Alte Baustoffe sollen nicht auf der Deponie landen oder zu einem minderwertigen Recyclingprodukt geschreddert werden – das ist die Idee der Bauteilbörsen. Sie bauen die nach einer Sanierung oder einem Abriss nicht mehr benötigten Materialien aus und transportieren sie kostenlos ab, bereiten sie auf und verkaufen sie weiter. Von 2006 bis 2009 lief die Bauteilbörse Hannover als Jugendprojekt mit Geldern der Agentur für Arbeit. Danach war erstmal Schluss, doch seit 2015 gibt es die Bauteilbörse wieder, betrieben vom gemeinnützigen Verein Glocksee Bauhaus.


einfach auf dem Müll landen würden«, sagt Katrin Fiedler, eine von fünf Beschäftigten der Bauteilbörse Bremen. Mehr als 900 Türen finden sich in der Bauteilbörse Bremen, über die Hälfte des Umsatzes wird damit gemacht. Auch Türbeschläge sind begehrt. Bei Fenstern hält sich das Interesse dagegen in Grenzen – einfachverglaste historische Fenster verwendet man wegen der Optik vielleicht im Schuppen, aber wegen der schlechten Energiewerte nicht in der Wohnung. »Ganz neu oder ganz alt ist gefragt. Teile aus den 60er und 70er Jahren wird man nur schwierig wieder los«, sagt Fiedler. Derzeit bekommt sie mehr Sachen angeboten als nachgefragt werden: »Heute musste ich zweimal bei Waschbecken Nein sagen, weil wir davon derzeit genügend haben.«

Förderung wäre nötig Insgesamt scheint die Hochzeit der Bauteilbörsen vorbei zu sein: In den vergangenen Jahren haben Anbieter in Oldenburg, Rheda-Wiedenbrück, Gießen, Köln, Augsburg, Saarbrücken, Weißenburg und Nordhausen aufgegeben. »In den Bauteilbörsen haben mal 1.200 Menschen gearbeitet. Mit Zuschüssen der Agentur für Arbeit ist 200 Menschen der Sprung in den ersten Arbeitsmarkt gelungen. 2012 wurden diese Gelder gestrichen, danach war in vielen Bauteilbörsen leider Schluss«, sagt Ute Dechantsreiter. Die Architektin war 2001 in Bremen Mitgründerin der ersten Bauteilbörse und ist heute Geschäftsführerin des Bundesverbandes Bauteilnetz Deutschland, dem Bauteilbörsen in Bremen, Hannover, Luckenwalde, Herzogenrath und Gronau angehören.

In Gronau an der niederländischen Grenze ist die städtische gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft »Chance« Träger der Bauteilbörse. In Kooperation mit Abrissunternehmen werden nicht mehr benötige Bauteile von Mitarbeitern der Bauteilbörse aus Abbruchhäusern und Gebäudeumbauten ausgebaut – dies ist Teil der Qualifizierung zur »Fachkraft für die Bauteile-Wiederverwertung«. Fachkenntnisse sind vor allem für den Ausbau wichtig, damit es dabei nicht zu Schäden kommt. Vor allem der Ausbau von Parkett- und Dielenböden sowie von Fensterbänken, Metallkonstruktionen und Treppen gilt als schwierig. Das Problem besteht häufig zudem im Transport der schweren Teile und der sachgerechten Lagerung. Außer den Bauteilbörsen gibt es rund 30 gewerbliche Händler, die sich im Unternehmerverband Historische Baustoffe zusammengeschlossen haben. »Die interessieren sich aber nur für Baustoffe bis 1940«, sagt Dechantsreiter. Sie weiß, dass alte Bauteile nach einem Abriss oder einem Umbau nach Stoffen sortiert werden, um sie nach Möglichkeit zu recyceln. Dabei wird der größte Teil aber nur für minderwertige Produkte eingesetzt. »Wenn man alte Steine schreddert, um sie für den Straßenbau zu verwenden, dann ist das kein hochwertiges Recycling, denn es wird dafür viel Energie eingesetzt«, sagt Dechantsreiter und fordert: »Viel besser ist die Sicherung und der Wiedereinsatz von gebrauchten Baumaterialien. Diese Aufgabe sollten die städtischen Bauhöfe übernehmen, um etwas für den Klimaschutz zu tun. Im Kreislaufwirtschaftsgesetz steht die Abfallvermeidung an erster Stelle, das müsste endlich ernst genommen werden.« Joachim Göres www.bauteilboerse-hannover.de www.bauteilboerse-bremen.de www.bauteilnetz.de www.historische-baustoffe.de

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die neue saison hat begonnen

Sehen Sie Bei unS im SepTemBer: Simon pearce | johanneS kirchBerg | dagmar SchönleBer und Viele mehr j e T z T T i c k e TS S i c h e r n u n T e r w w w.Ta k - h a n n o V e r.d e T h e aT e r a m K ü c h e n g a r T e n | a m K ü c h e n g a r T e n 3 - 5 | 3 0 4 4 9 h a n n o v e r T e l .: 0511 44 55 62 | V o r V e r k a u f i m f o y e r : m o. - S a . 14.00 - 19.00 u h r


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DIE VERGESSENEN Marode, schimmelig und nur mit Notbehelf für die Notdurft: Die Stadt hat die Unterkunft für Obdachlose in der Schulenburger ganz am Rande der Stadt seit Jahren vernachlässigt. Den Bewohnern stinkts. »Man bekommt hier das Gefühl, dass man Mensch dritter Klasse ist«, sagt Andreas*. Andreas ist wohnungslos, seit Ende 2017 lebt er in der städtischen Unterkunft für obdachlose Männer in der Schulenburger Landstraße 335. Monatlich 160 Euro kostet ihn der Platz im Zweibettzimmer in der Unterkunft. »Das ist eigentlich okay«, sagt er. Viel brauche er ohnehin nicht. »Ich habe

gelernt, genügsam zu sein, aber heil und halbwegs sauber sollte es schon sein.« Ist es aber nicht. Die Wände im Treppenhaus bröckeln, in den Ecken ist es feucht, fast überall hat sich der Schimmel eingenistet. An manchen Stellen fehlen ganze Fensterflügel. Trotzdem riecht es enorm muffig. Und seit mehr als einem Jahr sind die Wasch- und Toilettenräume in den drei he-


Für Andreas klares Zeichen der Erniedrigung:

Sanierungsankündigung vom Sommer 2017. Mehr ist nicht passiert.

Sitzbänke mit Spanplatten im Hof.

Schimmelecken sind allgegenwärtig in den Häusern der Schulenburger Landstraße 335.

runtergekommenen Bauten ganz am nördlichen Stadtrand von Hannover von Amts wegen geschlossen. Die seinerzeit versprochenen Bauarbeiten sollten eigentlich Ende 2018 fertig sein. Doch bis heute hat die Stadt damit noch nicht einmal begonnen. Neuer Starttermin: »Frühestens 2019«, so eine Sprecherin. Dann aber im Rahmen einer gesamten Sanierung, betont sie. Der Betreiber, damals noch die European Homecare, hatte für den Übergang Container im Hof aufgestellt. Seit einem Jahr nun müssen die rund 100 hier untergebrachten Wohnungslosen ihre Hygiene in den paar Behelfsbauten sicherstellen. Dabei ist

auch hier mittlerweile mindestens ein Boiler undicht und die Duschen und Toiletten marode. »Eine Zumutung«, meint auch Jürgen*, der es »in den Ba­ racken« nicht mehr ausgehalten hat, mit Glück in einem anderen Wohnheim in Hannover einen Platz gefunden hat. Auch ein zwischenzeitlicher Betreiberwechsel hat die Situation in den Häusern nicht verändert. Es gibt kaum ausreichende sozialpä­ dagogische Betreuung, keine Angebote, keine Gemeinschaft. So wundert es auch nicht, dass jüngst ein Todesfall in einem der Zimmer in Haus II rund 14 Tage lang unbemerkt geblieben war. Erst der Gestank aus dem Zimmer habe wohl auf den Todesfall aufmerksam gemacht, berichtet Andreas. Mittwochs kommt die Tafel vorbei, einziges Highlight hier. »Das haben die Bewohner, manche leben da seit Jahren, selbst organisiert«, berichtet Jürgen. »Da gibt es oft gutes Gemüse, aber auf gutes Essen müssen die Bewohner dennoch verzichten.« Denn in den Küchen stehen nur zwei teils kaputte Doppelkochplatten, sonst nichts. Manche Leitungen und Steckdosen erscheinen lebensgefährlich, manche Platten brauchen eine halbe Stunde, um einen Topf Wasser zum Kochen zu bringen. »Am schlimmsten aber finde ich die Sitzbänke im Hof«, sagt Andreas. »Anderswo in der Stadt werden regelmäßig die schönsten Dinger aufgestellt. Für uns gibt es nur Spanplatten, die bei Nässe aufquellen und Splitter für den Allerwertesten bereithalten, das zeigt uns hier so richtig schön, wieviel man in Hannover von uns hält.« Volker Macke

*Namen geändert


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»Man bekommt hier das Gefühl, dass man Mensch dritter Klasse ist.« Andreas*

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Seit mehr als einem Jahr müssen die Wohnungslosen in kaum noch funktionstüchtigen Containern ihre Hygiene sichern.

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AUS DER SZENE

O-To

3. Wohnungslosencamp n

Sucht: In der Mitte der Gesellschaft

Asphalt-Verkäufer Hasso Diedrich: Das

Foto: H. Diedrich

dritte Camp des Bundes der Selbstvertretung Wohnungsloser und ehemaliger Wohnungsloser ist vorbei. Sieben Tage lang haben wir Informationen gesammelt, diskutiert und auch Spaß gehabt. Viel Arbeit haben wir in eine Stellungnahme für den Landtag gesteckt. Denn wir werden jetzt auch schon von den Politikern hier in Niedersachsen wahrgenommen und wurden für ein neues Gesetz zur Wohnungslosenhilfe nach unserer Meinung gefragt.

Es gab auch wieder viele Gesprächsrunden, bei denen über neue Regelungen zu Hartz IV informiert wurde, zum Beispiel, wie man sich gegen einen falschen Bescheid wehren kann. Kultur gab es natürlich auch, wir hörten Konzerte mit den Bands »Arrestet Amtsbrüder« und »Zeitbombe Armut«. Schließlich wurden auch wichtige Weichen für unsere zukünftige Arbeit gestellt. Die Zuwendung der »Aktion Mensch«, die bislang zur Finanzierung des Camps beigetragen hat, läuft aus. Aber wir sind uns einig, dass es weitergehen muss. Ja, es geht im Jahr 2019 erst einmal nach Herzogsägmühle in Bayern. Der Ort wurde 1894 als »Arbeiterkolonie« für heimat- und wohnungslose Männer eingerichtet und gehört heute zur Inneren Mission München. Aufgrund des 125-jährigen Jubiläums wollen wir dort im nächsten Jahr unser Sommercamp durchführen.

Hannover. Der Süchtige ist meist männlich, gebildet und verdient sein Geld im Beruf. Das ergab der erste Tätigkeitsbericht der Region Hannover für die Suchtberatung. Der Übergang vom Genuss in die Abhängigkeit ist oft fließend. Bis die Suchtfalle zuschnappt. Der Weg hinaus ist ungleich schwieriger. Suchtberatungsstellen helfen in kritischen Lebenslagen, unterstützen Betroffene, ihre Abhängigkeit zu überwinden und beraten vorbeugend. Egal, ob es sich dabei um Alkohol, Drogen, Glücksspiel oder Internet handelt. Acht anerkannte Beratungsstellen werden von der Region Hannover seit 2016 mit einer jährlichen Fördersumme in Höhe von 646.000 Euro unterstützt. Rund 1.740 Ratsuchende kontaktierten die Fachstellen im ersten Jahr mindestens zweimal. Zwei Drittel von ihnen waren männlich, die meisten zwischen 30 und 59 Jahre alt. Insgesamt lebte mehr als die Hälfte der Ratsuchenden in festen Beziehungen, 79 Prozent konnten eine abgeschlossene Berufs- oder Hochschulausbildung vorweisen, dreiviertel aller Befragten verfügte über eigenes Einkommen. »Diese Zahlen zeigen: Sucht ist kein Randgruppenproblem, sondern Sucht und Suchtgefährdung treffen immer mehr Menschen, die beruflich und privat voll verankert sind«, sagt Uwe Blanke, Drogenbeauftragter der Region Hannover. UM

Das Seniorenheim Springer Hof sucht ab sofort

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»Wann wird’s mal wieder richtig Sommer – ein Sommer wie er früher einmal war? Ja mit Sonnenschein von Juni bis September …«, sang Rudi Carrell 1975. Nun haben wir ihn, 43 Jahre später, den richtigen Sommer. Doch wie immer: Des einen Freud’ ist des anderen Leid. Ich freue mich über den schönen Sommer, auch wenn ich denke, zwischen 2 und 6 Uhr morgens könnte es der liebe Gott auch mal so richtig regnen lassen; für die Natur, für die Tiere und ein klitzekleines bisschen auch für mich! Nachts mal kühle Luft in die Wohnung lassen und mal so richtig durch­ atmen können, dann erfrischt in den neuen Tag starten: Das hätte schon was. Aber alles können wir nun mal nicht haben, also suchen wir uns nach Möglichkeit ein schattiges Plätzchen, besuchen eine Eisdiele oder erfrischen uns nach getaner Arbeit im Badesee. Viel zu schnell geht er vorbei, der richtige Sommer, die Tage werden wieder für viele Monate kühl und dunkel, dann denken wir sehnsuchtsvoll zurück an die wunderschönen warmen Tage und Nächte. Natürlich befürchte ich, dass wir dabei sind, einen Klimawandel zu verursachen. Ich nehme das Thema sehr ernst. Nichtsdestotrotz freue ich mich über einen schönen Sommer und hoffe, dass wir einfach nur eine Schönwetterperiode haben und nicht der Klimawandel seine ersten Schatten voraus wirft. Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden …

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»GLEICH GUTE LAUNE« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Bernd (59) und Natascha (36).

Hallo kleine Asphalt-Familie. Vor gut zwei Jahren habt ihr das letzte Mal aus eurem Leben erzählt: Natascha war hochschwanger. Ihr wusstet noch nicht, ob es eurem Kind gut gehen wird, weil ihr von der Schwangerschaft erst drei Monate vor der Geburt erfahren habt …

Habt ihr euch getrennt?

Natascha: Durch meine Essstörungen habe ich nicht gedacht, dass ich schwanger werden kann. Dazu kam, dass ich damals Antidepressiva genommen habe – mit Alkohol zusammen. Als wir von der Schwangerschaft erfahren haben, habe ich damit sofort aufgehört: keine Tabletten und keinen Alkohol. Bernd: Es war nicht einfach. Im Ultraschall sah zwar alles gut aus, aber der Professor meinte, dass das ein Problem werden kann mit den Antidepressiva. Bis zu Philipps Geburt war nicht klar, ob er die Schwangerschaft unbeschadet überstanden hat. Und nach der Geburt kam der Professor zu uns und hatte Tränen in den Augen. N: Zum Glück ging alles gut.

N: Ganz gut. Bernd nimmt Philipp dreimal die Woche für ein paar Stunden, damit ich auch mal putzen kann und so. Ich habe auch eine ambulante Betreuerin, mit der ich mich zweimal die Woche treffe. Einmal mit Philipp und einmal ohne ihn. Diese Treffen sind wichtig für mich. Manchmal ist das schon schwierig für mich, dass mein Leben jetzt so anders ist als früher. Obwohl ich durch Philipp nur gewonnen habe.

Du bist kleinwüchsig, Natascha … und Philipp?

Hast du Kontakt zu deinen Kindern?

N: Er hat das kaputte Gen von mir zwar geerbt, aber das trifft meist nur die zweite Generation und da Bernd normal groß ist, ist Philipp es auch.

B: Nicht so richtig. Das ist schwierig. Ich fühle mich damit auch nicht wohl. Damals durch die Gastronomie und meinen Lebenswandel habe ich ziemlich versagt.

Hast du noch mit deiner Körpergröße zu kämpfen, wie du vor zwei Jahren erzählt hast?

Dein damaliger Lebenswandel?

N: Ja. Das ist immer noch nicht schön. Aber jetzt ist Philipp da. Ich muss halt raus. In Linden sind wir aber gut akzeptiert – die kennen uns da alle. B: Linden ist gut. Zum Beispiel haben wir von meinem Kundenkreis auch viel für Philipp bekommen. Auch von dem Chef von Rewe, wo ich verkaufe. Wenn ich morgens schlechte Laune habe und komme dann zu meinem Verkaufsplatz, kriege ich gleich gute Laune.

B: Ja, wir sind getrennt, wohnen aber nur vier Minuten von ein­ ander entfernt.

Und wie läuft das so?

Ist Philipp auch dein erstes Kind, Bernd? B: Nein, ich war zweimal verheiratet und habe aus beiden Ehen Kinder, Philipp und noch eins aus einer anderen Beziehung. Die Älteste ist 28.

B: Ich bin gelernter Koch, war seit meinem 30. Lebensjahr selbstständig. Ich hatte zuerst zwei Imbisse und ein Bistro und dann eine Diskothek in der Altstadt. Das war aber schwierig so unmittelbar am Steintor. Da gab´s dann Schutzgelderpressungen, Schießereien. Dann war der Laden irgendwann kaputt. Ich habe alles verloren. Auch das Haus meiner Eltern, die für mich damit gebürgt hatten. Dann ist mein Vater an Lungenkrebs gestorben. Irgendwann habe ich resigniert. Das war zu viel.

Und wie sah dein früheres Leben aus, Natascha? Wie habt ihr euch kennengelernt? B: In der Stadt, an so einem verrückten Abend. Sie hatte Stress in einem Lokal und ich habe ihr unter die Arme gegriffen. Als wir dann zusammen waren, hat sie mich mal mit zu Asphalt genommen. Ich verkaufe seit 2013 und bin auch Stadtführer bei den sozialen Stadtrundgängen. N: Ich musste mich erst daran gewöhnen, Asphalt zu verkaufen, aber dann hat´s mir gut gefallen – mit den Stammkunden und so. Unter Leute zu kommen, tut gut. Ich überlege auch, eventuell wieder mit dem Verkaufen anzufangen, wenn Philipp in den Kindergarten kommt. Ein bisschen was dazuverdienen. So können wir dann auch mal in den Zoo. B: Wir können uns dann auch abwechseln mit Philipp. Dann hole ich ihn mal ab oder bringe ihn.

N: Ich habe Sozialpädagogik studiert, mit eins abgeschlossen, aber das Anerkennungsjahr nicht gemacht. Ich hatte dann so Probleme: Alkohol, Essstörungen, Depressionen und ein schwieriges Verhältnis zu meinen Eltern. Sie haben eine bestimmte Sicht, wie ein vernünftiges Leben auszusehen hat. Asphalt verkaufen gehört nicht dazu.

Was sind eure Wünsche für die Zukunft? B: Gesundheit und dass ich jemanden kennenlerne und nicht alleine bleibe. N: Dass es Philipp gut geht, alles harmonisch und friedlich weiterläuft. Und Philipp hat mir gesagt, er wünscht sich ein Eis. B: Ein Eis, das nie aufhört. Interview und Fotos: Svea Kohl


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Bernd verkauft Asphalt vor Rewe am Schwarzen Bär in Hannover, vor dem HCC sowie dem NDR-Funkhaus am Maschsee und im Stadion in der Nordkurve bei den Heimspielen von Hannover 96.


WER WAR EIGENTLICH …

… CHRISTOPH SCHLINGENSIEF?

Foto: dpa

»Freakstars 3000« anschauen. Als Christoph Schlingensief Schlingensief schaffte hier mit 2004 in Bayreuth den »Parsibehinderten Menschen eine fal« inszenierte, da war einigen gnadenlos gute Persiflage des Opernfreunden flau im Magen. Castingshow-Wahnsinns – und Der streitbare Regisseur selbst ganz nebenbei zeigte er, wie man beschrieb die Erwartungen so: unverkrampft und abseits aller »Alle dachten, (…) ich mache Schubladen ein Mensch unter ein Hakenkreuz aus Scheiße auf Menschen ist. Vielen Theaterdie Bühne.« Zur Verwunderung besuchern in Hannover ist sein mancher nahm er Wagner und »Quiz 3000«, diese »Wer Wird Mildas Publikum ernst. lionär«-Persiflagen aus dem Jahr Die Rezension von Schlin2002, bei denen er echte Gäste gensiefs Werk war so bunt wie seine Macht als fiese Jauch-Kasein Werk selbst. Er wurde als rikatur spüren ließ, in Gedanken »einer der letzten Moralisten« geblieben. im Theater bezeichnet. Er galt als Wie unter Strom lebte SchlinStörer, Provokateur, manchen als gensief und trug dazu die passenProvokateur um der Provokation de Struwwelfrisur. Im Jahr 2008 willen. Unstrittig ist seine Ardann die Diagnose Lungenkrebs. beitslust, sein Eifer, die Vielfalt »Ich habe es als Beleidigung empseiner Arbeit, seine gnadenlose funden, dass da plötzlich etwas Ehrlichkeit. 1960 in Oberhausen klammheimlich versucht mich geboren, drehte er schon als Juabzuschalten«, sagte er damals. gendlicher erste Filme. Bevor er Dieser kraftvolle Mensch war mit ins Genre-Kino ging, mit seiner Freundin Tilda Swinton drehte und immer wieder mit Udo Kier, der Nachricht zusammengestoßen, dass ihm die Kraft bald entweichen würde. Schlingensief machte sein Sterben zum Werk. arbeitete er auch als Aufnahmeleiter bei der »Lindenstraße«. Mit der Kamera in der Hand, später auch auf den Theater- »Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir« hieß eines bühnen, hatte Schlingensief einen feinen Blick auf die gesell­ seiner letzten Stücke, in dem er etwa übergroße Röntgenbilder seiner Lunge übermalte. Kritiker schaftlichen Realitäten. Er war schnell bemängelten, Kunst aus einer solch und manchmal derb – weswegen der krassen Einzelperspektive könne man feine Blick nicht jedem deutlich wurDer gnadenlos ehrliche Filmegar nicht mehr bewerten. Schlingende. In »Das deutsche Kettensägenmacher und Theaterregisseur sief wird gelacht haben bei diesem massaker« ließ er westdeutsche MetzAnsatz. »Kunst wird erst dann inte­ ger die fröhlichen Neu-Bundesbürger metzeln. »Sie kamen als Freunde und wurden zu Wurst«, hieß ressant, wenn wir vor irgend etwas stehen, das wir nicht gleich der Untertitel, eine böse Metapher für die Wendeverlierer, die restlos erklären können«, sagte er einmal. So wie den Tod. Sein letztes Projekt drehte sich um das Leben. Das Operndorf Schlingensief schon damals sah. Die meiste Beachtung fand er abseits der Kulturhäuser. Afrika ist ein interkulturelles Projekt in Burkina Faso. Eine Zur Bundestagswahl 1998 gründete er die Partei Chance 2000. Grundschule und eine Krankenstation sind schon gebaut, ein Er lud die Millionen Arbeitslosen zum Baden im Wolfgangsee Opernhaus als Begegnungszentrum in der Mitte soll folgen. Die ein. Das Ziel: Helmut Kohls Ferienhaus am Ufer sollte überflu- Idee: Kultur neu denken, vor Ort, mit den Menschen, für die tet werden. Den Schwachen, den Abgehängten, wollte er eine Menschen. Christoph Schlingensief starb im August 2010, kurz Stimme geben. Wer heute wissen will, wie man eigentlich mit nach der Grundsteinlegung. Menschen umgehen sollte, der kann sich Videos vom Projekt Gerd Schild


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RUND UM ASPHALT

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Foto: meravis

Grillfest: 400 kommen zum sozialen BBQ

Reichsbund-Stiftung fördert Engagement Die Reichsbund-Stiftung unterstützt jährlich Einrichtungen und Projekte, die Menschen mit Behinderungen aber auch sozial benachteiligte Menschen betreuen. Sie wird getragen vom Sozial­ verband Deutschland (SoVD) und der meravis Wohnungsbau und Immobilien GmbH. In diesem Jahr durfte sich Asphalt über eine Spende freuen. »Wir finden Asphalt wegen seines sozialen Engagement und der Hilfe für Obdachlose unterstützenswert«, begründet Peter Winter, Geschäftsführer der Reichsbund-Stiftung, die diesjährige Projektwahl. Den Scheck über 5000 Euro überreichte stellvertretend Matthias Herter, Vorstandsmitglied der Reichsbund-Stiftung und Geschäftsführer von meravis, an Asphalt-Geschäftsführer Georg Rinke. Das gesamte Team von Asphalt bedankt sich dafür recht herzlich. GB

Kollekte geht an Asphalt Beim Kirchlichen Dienst der Arbeitswelt (KDA) geht es unter anderem darum, Menschen bei der Suche nach einer guten und vor allem existenzsichernden Arbeit zu unterstützen. »Weil auch Asphalt das Ziel hat, Menschen eine Arbeit und damit Selbstwertgefühl zu geben, wollten wir dem Projekt was Gutes tun und haben die Kollekte aus dem Gottesdienst zum Tag der Arbeit genommen um diese an Asphalt zu spenden«, erklärt Waltraud Kämper, Referentin vom KDA. Wir von Asphalt sagen herzlich Danke für die Spende in Höhe von 437,67 Euro. GB

Bei strahlendem Sonnenschein fand Anfang August das 96plus-Grillfest statt. 400 Gäste, die über soziale Einrichtungen in Hannover eingeladen wurden, verbrachten einen schönen Nachmittag in der HDI Arena. Zum mittlerweile fünften Mal standen die rauchenden Tonnen des Charcoal Street BBQ e.V. im Mittelpunkt des Geschehens. Neben frisch Gegrilltem der passionierten Hobbygriller und kühlen Getränken wurden die Gäste zudem noch mit Kaffee, Kuchen und Eis vom Eiswagen versorgt. Bei entspannter Atmosphäre konnten sich die Besucher zum ersten Mal bei einem Grillfest in der HDI Arena sogar frisieren lassen. Die Mitglieder des Barber Angel Brotherhood e.V. sorgten in ihren schwarzen Kutten mit Schere, Rasierer und Fön so für ein neues Selbstwertgefühl. Auch 96plus-Hauptpartner Johnson Controls unterstützte mit zahlreichen Helferinnen und Helfern und versorgte etliche Menschen zusätzlich mit Kleidung und Aufbewahrungsbehältern für Speisen. Auch Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann besuchte das 96plus-Grillfest, mischte sich unter die Besucher und machte sich vom bunten Treiben ein Bild.

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RUND UM ASPHALT

96-Verlos

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»Steht auf, wenn ihr Rote seid« – und macht mit bei unserer Verlosung, wenn ihr 96 beim Heimspiel unterstützen wollt! Asphalt und Hannover 96 verlosen wieder ab sofort regelmäßig 2 x 2 Tickets für ausgewählte Top-Spiele der ersten Liga. Los geht’s mit dem 7. Spieltag (05. bis 07. Oktober 2018) und der Begegnung:

Hannover 96 – VfB Stuttgart Wer uns einfach eine Karte, eine E-Mail oder ein Fax mit dem Stichwort »96« schickt, der hat die Chance, zwei Karten in Block S 4 zu gewinnen! Wir drücken ganz fest die Daumen und wünschen viel Glück! Asphalt-Magazin, Hallerstr. 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; gewinne@asphalt-magazin.de oder Fax: 0511 – 30 12 69-15. Einsendeschluss ist der 24. September 2018.

Aus dem Leben von Tom Velten »Bankgeflüster 3 – Realitäten nahe gebracht / Im kalten Krieg« ist der dritte Teil einer Buchreihe von Tom Velten. In diesem biografischen Ge­schichtsbuch reist der Asphalt-Verkäufer aus Celle noch einmal zurück in seine Vergangenheit und erzählt über das Leben »Im Kalten Krieg«. Im Mittelpunkt seiner Erzählung steht ein erfolgreicher deutscher Kaffee-Röstbetrieb während der Zeit des NS-Regimes und danach. Geleitet wurde das Unternehmen mit seinen drei Niederlassungen in Halberstadt, Berlin und Halle, von Veltens Großvater Hugo Büttner. Das Buch umfasst 252 Seiten, zahlreiche historische Fotos und ist in allen Buchhandlungen und im Netz erhältlich. GB

Foto: privat

Karten für 96!

Happy Birthday, Karin! Eine Asphalt-Legende wurde 70! Mit ihren Fotoreportagen prägte Karin Powser das Gesicht des Asphalt-Magazins von Beginn an. Nun feierte sie ihren runden Geburtstag bei Inge und Rolf im schmucken Biergarten Anderter Bahnhof. Für Karin ein zweites Zuhause, »hier gehöre ich zur Familie«, sagte die Jubilarin. Mit Wirtin Inge Neumann verbindet sie eine mehr als 20-jährige Freundschaft. Zum Gratulieren kamen alte WeggefährtInnen, Freunde und KollegInnen. Ein kleines Präsent gab es natürlich auch von Asphalt. Stellvertretend für das ganze Team übermittelten Geschäftsführer Georg Rinke und Redakteur Ulrich Matthias die Glückwünsche. UM

gesucht – gefunden Verkäufer Uwe: Ich suche zum 01.11.2018 oder früher eine 2-Zimmerwohnung für mich und meinen Kater in der Südstadt für max. 388 Euro kalt. Schön wäre mit Balkon. [V-Nr. 1865] Kontakt: 0157 – 51993769. Verkäufer Thomas: Suche Motorroller 50 cm3. Er sollte fahrbereit und so günstig wie möglich sein. Danke! [V-Nr. 1909] Kontakt: 01525 – 5438452. Verkäufer Mario: Ich suche einen Laptop oder Rechner und ein Handy. [V-Nr. 1970] Kontakt: 01575 – 5433509. Verkäufer Sascha aus Celle: Ich suche ein Smartphone, möglichst großes Display, das auf SD-Karte sofort speichert. [V-Nr. 329] Kontakt: 05141 – 46578.


Nach mehrjährigem Spargelessen für die Asphalter wollte die REWE Group in diesem Jahr mal etwas anderes machen. So lud Dimitrij Herhold von der REWE Herhold oHG, in Kooperation mit den Indians aus Hannover, zum öffentlichen Sommerfest ein. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Tem-

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Sommerfest für Asphalter

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Foto: G. Biele

Foto: G. Biele

Foto: G. Biele

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Fußball verbindet »Es muss unser Ziel sein, den Menschen auf der Straße durch bezahlbaren Wohnraum wieder ein Gefühl von Zuhause und von Geborgenheit zu geben«, erklärte Sozial- und Sportdezernentin Konstanze Beckedorf (2. v. r.) während der Podiumsdiskussion bei »Straße trifft … Politik und Hannover 96«. Bei der Veranstaltung von Werkheim, dem Fanclub Rote Reihe und Asphalt konnten die Wohnungslosen auf Augenhöhe mit Politikern über fehlenden bezahlbaren Wohnraum und den Wert des Sports diskutieren. Und es wurde auch Fußball gespielt. »Auf dem Platz sind alle gleich. Wir spielen auf Augenhöhe. Man sieht, dass auch wir ganz normale Menschen sind«, sagte Asphalt-Verkäufer Thomas (l. im Bild). Carsten Linke (2. v. l.), ehemaliger Profifußballer, betonte: »Durch Sport wird das Selbstwertgefühl gesteigert und Mannschaftssport weckt zusätzlich den Teamgeist.« So gewannen die Wohnungslosen gegen den Rat der Stadt mit viel Teamgeist mit 6:4, gegen die Ü40 von Hannover 96 verloren sie mit 7:1. GB

peraturen gab es für unsere VerkäuferInnen gratis Bratwurst, Nackensteaks und Freigetränke. »Unser Ziel war es, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer mit anderen Kunden in Kontakt kommen und ihn­en Asphalt etwas näherbringen können«, so Herhold. Und es gab noch etwas oben drauf. Der Erlös aus den verkauften Bratwürsten, Steaks und Getränken geht zu 100 Prozent an Asphalt. Für die Spende von rund 700 Euro bedankt sich das gesamte Team recht herzlich! GB

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Nächster Termin: 28. September 2018, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstr. 3, 30161 Hannover. Bitte anmelden unter: 0511 – 301269-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen vereinbaren bitte gesonderte Termine!


Foto: Michael Ihle

AUF HOHER SEE Für seine neueste Geschichtensammlung »Die Kreuzfahrer« hat Bestsellerautor Wladimir Kaminer gewohntes Terrain verlassen und sich auf »die reinste Arche Noah« begeben: ein Kreuzfahrtschiff. Im Exklusivinterview erzählt er von kuriosen Begegnungen auf schwimmenden 5-Sterne-Hotels und an vermeintlich paradiesischen Orten.

Sie gehen regelmäßig als Unterhaltungsvorleser auf große Fahrt. Treffen Sie an Bord auf das typische Publikum? Nein, auf dem Schiff ist kein typisches Lesepublikum. Deswegen muss man sich als Autor viel mehr Mühe geben. Wenn man die Leute nicht gleich in der ersten Minute gefesselt hat,

ist der Abend gelaufen. Aber wenn sie Gefallen finden an meinen Werken, dann werde ich sie nicht mehr los, weil wir alle auf dem Schiff gefangen sind. Für mich ist eine Kreuzfahrt wie eine 14tägige Lesung. Und wenn ich anschließend auf eine Lesereise gehe, treffe ich überall meine Kreuzfahrer wieder.


Die Bar. In meinem Buch hebe ich die Bar im Schatten auf Deck 11 hervor. Sie ist für mich wie eine Kapitänsbrücke auf der Arche Noah. Die Welt ist eigentlich nur von der Bar aus zu genießen.

Die Seekrankheit hat schon so manchen Kreuzfahrtpassagier auf hoher See ereilt. Hilft Alkohol dagegen? Die Bar ist genau der richtige Ort, wenn das Meer unruhig ist. Alkohol macht die Seekrankheit wett. Die Alkoholisierung in Maßen gehört auf jeden Fall zu einer Kreuzfahrt dazu. Bei Aida ist es nicht so extrem wie bei anderen Anbietern, wo alles inklusive ist. Da wissen die Passagiere oft gar nicht, in welche Richtung sie fahren.

Sie schreiben, die meisten Menschen, die gerade auf dem Weg sind, gehören den zwei größten Gruppen an: Touristen und Flüchtlinge. Das zeichnet die heutige Welt aus: Das Leben wird in allen möglichen Ecken immer schwieriger, aber das Reisen immer leichter. Es gibt unglaublich viele Flüchtlinge und Touristen. Darum geht es in meinen zwei letzten Büchern.

Mit Metaphern wie »Asyltourismus« beeinflussen Politiker gerade, was Wähler denken. Warum gehen Menschen überall Hetzern und Populisten so leicht auf den Leim? Weil die Menschen, selbst wenn sie gar nicht auf Reisen gehen, sich manchmal wie Touristen fühlen. Sie schauen in ihrer Kleinstadt aus dem Fenster und erkennen ihre gewohnte Umgebung nicht wieder. Es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass viele Menschen zu Reisenden geworden sind, ohne ihre Häuser zu verlassen. Unser Gehirn spielt uns ständig tragische Szenarien einer Fortsetzung vor. Die Menschen drehen durch und denken, morgen müssen sie in eine Moschee gehen. Deswegen wählen sie die AfD. Die enttäuscht ihre Wähler aber, weil dahinter keine vernünftig denkenden Politiker stecken, sondern lauter Spinner.

Müssen wir uns an die AfD gewöhnen oder wird sie wieder von selbst verschwinden? Sie wird sich mäßigen. Wenn sie überleben will, wird sie sich auf die Mitte zubewegen müssen. Weil sie festgestellt hat, dass in Deutschland mit rechtsextremen Parolen kein Erfolg zu erzielen ist. Die Menschen sind einfach nicht extrem genug. Der Unmut ist zwar da, aber die Aggression hält sich in Grenzen. Die Deutschen haben ihre historischen Hausaufgaben sehr fleißig gemacht und sind nicht bereit, gegen irgendeinen Feind aufzumarschieren. Und schon gar nicht, wenn dieser Feind aus Frauen und kleinen Kindern mit Kopftüchern besteht. Deswegen wird die AfD sich ein anderes Thema suchen müssen. Aber momentan ist sie im Aufwind und hat gute Helfer wie Herrn Pu-

tin oder Mister Trump. Die Welt wird gerade an allen Ecken von kurzsichtigen egoistischen Arschlöchern regiert.

In Miami, wo eine Kreuzfahrt Sie hinführte, sahen Sie unzählige Obdachlose. Gab es Wohnungslosigkeit auch in der Sowjetunion? Bei uns wurden Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit per Gesetz bestraft. Das waren kriminelle Taten. Man durfte sich nicht bereichern, aber man hatte auch nicht die Freiheit, auf der Straße zu verrecken. Im Sozialismus haben die Menschen alle Lebensaufgaben dem Staat überlassen und wurden zu Marionetten.

Sie schreiben darüber, wie Gorbatschow das Trinkverhalten der russischen Bevölkerung verändern wollte. Wie erfolgreich war er damit? Ich glaube, damit kann kein Politiker erfolgreich sein. Das Trinkverhalten der Russen ist unveränderbar seit der Gründung des Landes. Als der erste russische Fürst eine Glaubensrichtung für sein Volk wählen musste und sich für das orthodoxe Christentum entschied, obwohl der Islam eine viel größere Stütze hätte sein können, sagte er den Satz: »Das Trinken ist des Russen Spaß!« Und wenn den Menschen der einzige Spaß geraubt wird, dann kann keine Macht sicher sein, dass sie weiter besteht.

Wann haben Sie das erste Mal Alkohol getrunken? Mit 14 oder 15, wie alle anderen Menschen auch. Als Kind war ich ein begeisterter Leser, der viele Bücher eigentlich viel zu früh gelesen hat. Unter anderem die Autobiografie von Konstantin Georgijewitsch Paustowski. Ich habe schon früh festgestellt, dass die Biografien von Schriftstellern oft spannender und abenteuerlicher sind als ihre Werke. Deswegen Die Welt wird gesind auch meine Geschichrade an allen Ecken ten alle autobiografisch. Ich konstruiere keine Romane, von kurzsichtigen wo die Helden sich am Anegoistischen Arschfang verlieren und am Ende löchern regiert. zusammenkommen und zwischendurch lange aus dem Fenster schauen. Sondern ich versuche, in meinem Leben und im Leben meiner Mitmenschen etwas zu erkennen, was einen gehobenen Wert hat. Letztendlich bleiben von uns ja nur die Geschichten, wenn sie interessant genug sind. Ich denke, die Kreuzfahrer sind genau solche. Eine Mischung aus Schweinerei und Empathie. Für mich ein sehr liebevolles Buch.

Wo gibt es die schönsten Sonnenuntergänge, wo ist das Paradies?

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Welches ist Ihr liebster Ort auf einem Kreuzfahrtschiff?

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Foto: Maria Krilova

Was haben Sie aus Ihren Kreuzfahrten fürs Leben gelernt? Eine Kreuzfahrt ist auf jeden Fall eine gute Lehrstunde der sozialen Kommunikation. Da treffen Menschen aufeinander, die einander sonst nie zu sehen bekommen. Ich werde nie vergessen, wie ich mit einem tauben Friedhofswärter aus Fulda, einer Frau vom Ordnungsamt und einem schwäbischen Fußballtrainer eine spanische Kleinstadt erkundet habe. Ein unglaublicher Spaß!

Die Welt ist eigentlich nur von der Bar aus zu genießen.

In Warnemünde! Die Menschen dort sind ruhig. Die Natur ist nicht zerstört. Die Häuser sind nicht zu hoch und die Temperatur ist angenehm. Ich komme aus einer solchen Gegend: Moskau.

Haben die diversen Kreuzfahrten Sie für die Probleme des Klimawandels sensibilisiert? Man muss keine langen Wege machen, um festzustellen, dass der Klimawandel existiert. Bei uns in Brandenburg findet mein Nachbar, der Biologe, jede Woche irgendwelche neuen Insektenarten aus Südamerika. Gefährliche Arten wie die Asiatische Tigermücke, die sich gerade durch Thüringen saugt. Die Menschen haben dem Planeten einen Tritt verpasst. Jetzt bekommen sie den Tritt zurück, das ist eine normale Entwicklung.

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Das Kreuzfahrtschiff spuckte Sie auch auf der beliebten griechischen Insel Santorini aus. Was hat Sie dort besonders beeindruckt? Die unglaublich vielen Plastikflaschen, die im Wind um diese Insel herumfliegen! Während die anderen Touristen in Souvenirshops abhingen, haben meine schwäbischen Freunde die großen Flaschen eingesammelt, weil sie den Anblick nicht ertragen konnten. Sie sagten zu sich: »Gott, gib uns dieses Griechenland für drei Jahre. Wir machen hier Ordnung!« Und die armen Esel! Uns wurde geraten, wir sollten die Esel besser nicht nehmen, weil viele Touristen beim Reiten runterfallen. Von den Einheimischen erfuhren wir allerdings, dass die Esel gekillt werden, wenn sie nicht gebraucht werden. Jeder Ritt rettet also einen Esel! Santorini war schon sehr hart.

Welche Botschaft hat Ihr Buch? Die Botschaft meines Buches ist, dass Touristen überhaupt nicht mehr klar kommen mit ihrer Umgebung. Sie erkennen sie gar nicht als solche, deswegen touren sie durch die Welt. Diese ist zwar überall schlecht, aber es gibt immer Hoffnung. Und am besten ist es an der Bar.

Kommt es gelegentlich vor, dass Sie an der Ungerechtigkeit der Welt verzweifeln? Das kommt nicht vor. Ich bin desillusioniert, was den Kern unserer Zivilisation betrifft, aber ich bin Optimist. Wir haben eine irre Evolution hinter uns. Trotz aller Flüchtlingsströme war die Welt noch nie so friedlich wie heute. Noch nie haben wir so gut gelebt, auch in Russland. Letztendlich wird auch die Flüchtlingswelle sehr positive Auswirkungen haben auf die Zukunft.

Kann Literatur die Welt positiv verändern? Nein. Aber das Lesen und Schreiben macht große Freude. Die Literatur ist ein Zeichen der Gesundheit einer Gesellschaft. Gute Literatur ist wie eine Freikarte für eine Weiterfahrt. Wenn Menschen keine Bücher mehr schreiben, dann können sie mit der Realität gar nichts mehr anfangen. Das wäre eine Niederlage für eine Gesellschaft. Interview: Olaf Neumann


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Zum Artikel »Wohnen zuerst« in der Mai-Ausgabe

Wohnheim einwandfrei

Das Wohnheim Wörthstraße, Hannover, ist einwandfrei. Es gibt hier nichts zu beanstanden. Hier wird von Seiten der Reinigungsfirma sieben Tage die Woche lang geputzt, sodass man ohne Bedenken auf die Toilette gehen kann und die Toilette ohne Krankheiten verlässt. Die Schlafmöglichkeiten sind sauber. Das Wohnheim ist eine Bleibe, an der man festhalten sollte. Mitarbeiter sind nach meinem Ermessen qualifizierte Fachkräfte, die Ihre Arbeit sorgfältig erledigen. Ein Bewohner, Hannover LACHEN HILFT HEILEN

KINDER

DROGEN

OBDACHLOSE

Klinikclowns machen schwere Zeiten leichter

Cannabis – ein Kraut zwischen Fluch und Segen

Pilotprojekt soll Hilfesystem revolutionieren

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Zum Artikel »Landflucht der Insekten« in der Juni-Ausgabe

Wespe statt Maja

Habe das Asphalt-Magazin wie immer mit großem Interesse durchgelesen. Dabei fiel mir auf Seite 4 auf, dass die dort abgebildeten ›Bienen‹ des BUND von der Körperfärbung her doch wohl eher Wespen sind: Bienen sind nun mal braun! (siehe auch Foto auf Seite 8) Dieser Fehler hatte mir schon früher bei den ›Biene Maja‹-Darstellungen missfallen. Hans-Peter Fuchs, Hannover STILLES LAND

VERGIFTET

VERKAUFT

Urbanes Refugium: Städte bieten Arbeitsplatz Lovemobil: Aus Rückzugsorte für Insekten dem Alltag einer Sexarbeiterin

VERSCHWIEGEN

Gedopte WM: Experte Hajo Seppelt über Betrug im Fußball

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Zum Artikel »Die Flut kommt« in der Juli-Ausgabe

Bedrohte Paradiese

Wir haben die Juli-Ausgabe von Asphalt auf Spiekeroog gelesen. Das war schon seltsam, als wir nach Langeoog rüber sahen und von der bedrohten Trinkwasserversorgung dort lasen. Die Inseln sind so ein wunderschönes Paradies; die müssen unbedingt auch für unsere Enkelkinder noch erhalten bleiben. Hoffen wir also das Beste, dass unsere Politiker sich nicht an Trump und Co orientieren, sondern standhaft das Unvermeidbare tun und den Klimawandel noch rechtzeitig stoppen. Johannes Kersting, Nienburg DIE FLUT KOMMT

SCHUTZLOS

BEISPIELLOS

AUSWEGLOS

Klimawandel bedroht Küsten: Inselbewohner klagen an

Fur(y)ioses Comeback: Kai Wingenfelder im Gespräch

Hannover Raschplatz: Sackgasse für Obdachlose

Falsche Wissenschaft Bei der ganzen Diskussion um Erderwärmung und CO2-Anstieg ärgert es mich, dass diese Tatsachen nicht genannt werden: 1. Der CO2-Anstieg und die Erderwärmung haben nichts miteinander zu tun; dass diese Faktoren gleichzeitig auftreten ist Zufall. 2. Das Abschmelzen des Nordpol-Eises und der Gletscher hat eine Zunahme der Vereisung der Antarktis am Südpol zur Folge. 3. In Ihrem Artikel fehlt Scenario 3: es besteht die Möglichkeit, dass mit der Zunahme von Süßwasser in den nördlichen Meeren der Golfstrom abreißt – mit der Folge, dass in Europa eine neue Eiszeit kommt. Die Erde ist ein lebender Organismus – und ebenso wie jeder Mensch verändert sich auch die Erde. Dazu gehören Erdbeben, Vulkanausbrüche und andere Naturphänomene. Die Erde hat das über Millionen von Jahren schon mehrmals durchgemacht, und sie wird es auch dieses Mal überleben. Wir Menschen sollten uns daher nicht so wichtig nehmen, denn im Planetenalter sind wir noch nicht einmal ein Windhauch im All. Petra Kaiser, Hannover

Verursacher zur Kasse bitten Sie titeln: »Die Flut kommt!« Die Hitze war schneller! Was sagt uns das? Dreht es wie ihr wollt, der Klimawandel ist im Gange! Und nun? Das merkwürdige daran ist ja, die Verursacher erleiden keinen Schaden. Aber den fernab Betroffenen läuft der Keller voll, die Bauern haben Ernteausfälle, Urlauber stranden wegen Flugausfällen. Ist der Gedanke so undenkbar, dass die Verursacher jetzt zur Kasse gebeten werden sollten? Ähnlich der Kaskoversicherung für Autounfälle kann doch auch zur Begleichung der Umweltschäden Geld gesammelt werden. Wenn Kohlekraftwerke, Autofahrer, Kreuzfahrtschiffe und andere Verursacher zur Kasse gebeten würden, wäre das doch nur gerecht gegenüber den Geschädigten. Ja aber, sagt Ihr dann: Welcher Aufwand! Welch Bürokratie! Welche Gerichtsbarkeit? Wer sich vor diesen Fragen drückt, darf sich nicht wundern, wenn er erlebt, wie die Katastrophen sich mehren. Bis es ihn selbst trifft. Wir können uns viel erlauben, aber eben nicht alles! Hans-Joachim Schulze, Langenhagen

Vielen Dank für Ihre Meinung! Die Redaktion behält sich vor, Briefe zur Veröffentlichung zu kürzen. Bitte vergessen Sie nicht, Ihre Absenderadresse anzugeben.

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BRIEFE AN UNS

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BUCHTIPPS Brasilianischer Sisyphos Es ist 2014, der schlimmste Sommer seit Jahrzehnten in der brasilianischen Millionenstadt Porto Alegre, die im Dreck, in Streiks, Kriminalität und Straßengewalt zu ersticken droht. In diesem Chaos treffen sich auf dem jüdischen Friedhof drei Enddreißiger wieder. Emiliano ist Journalist, Aurora Biologin, Antero leitet inzwischen eine Werbeagentur. Sie sind gekommen, um Andrei, »Duke«, der beim Joggen auf der Straße erschossen wurde, zu beerdigen. Als in den späten 1990ern das Internet noch eine Verheißung war – und nicht nur als Dotcom-Blase –, waren die vier »Orangotango«, die subversive »Speerspitze einer neuen Generation«. Ihr avantgardistisches Online-Magazin war die Zukunft – und ein Rausch aus intellektuellen Grenzüberschreitungen, Partys, Sex und Drogen. In einer Gegenwart des marktförmigen Internets von Google und Facebook ist an die Stelle des Idealismus die Leere getreten. Daniel Galera, geboren 1979, inzwischen einer der bekanntesten Schriftsteller Brasiliens, hat einen Roman der Ernüchterung geschrieben, verschwitzt und klar und gegenwärtig. Ein Roman über das Ende einer Gegenwehr. BP Daniel Galera | So enden wir | Suhrkamp | 22 Euro

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Drei Mal Frankreich

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Die Aufgeregten haben alle Recht. Vielleicht auch die, die »Das Leben des Vernon Subutex« mit Balzacs »La Comédie humaine« vergleichen. Bestimmt ist die Geschichte von Vernon, dem Plattenladenbesitzer, den das Internet um die wirtschaftliche Existenz bringt, die beste Bearbeitung des Themas Obdachlosigkeit der letzten Jahrzehnte. Aber es geht ja um viel mehr. Die Trilogie ist der französische Gesellschaftsroman der Gegenwart. Und trotz aller aggressiven Härte, trotz des Pop-Appeals und Kinothriller-Tempos ein großes Panorama: Das Gift des Islamismus und der Front National. Die Gentrifizierungsprozesse in der französischen Hauptstadt und die Armen, die die Stadt einfach ausspuckt. Zu seiner Wirkung trägt bei, dass es Virginie Despentes gelingt, auch die abseitigsten Figuren mit einer Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit zu zeichnen, die selten ist. Der dritte Teil, in dessen Zentrum das französische Trauma der Anschläge vom 13. November 2015 steht, erscheint am 7. September. Alle Teile ein Kunstwerk. BP Virginie Despentes | Das Leben des Vernon Subutex 1-3 | Kiepenheuer & Witsch | je 22 Euro


Lesung »Der Abfall der Herzen«

Foto: Iris Schmitt

In seinem neuen Roman erinnert sich Thorsten Nagelschmidt an den Sommer 1999. Er beginnt sich zu fragen, was er von jenem Jahr schon alles vergessen. Damals, als er in seiner ersten WG lebte und sich mit Nebenjobs über Wasser hielt. Damals, als ein Jahrhundert zu Ende ging und man im Regional-Express noch rauchen durfte. Plötzlich und unvorhergesehen änderte sich alles und seine Welt wandelte sich in einen Scherbenhaufen. Über Liebe, Freundschaft und Verrat geht es in Thorsten Nagelschmidts neuen Buch. Über einen letzten Sommer und die Spurensuche 16 Jahre später. Donnerstag, 13. September, 19 Uhr, Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4, Hannover, Eintritt VVK 16,30 Euro, Abendkasse 17 Euro, erm. 14 Euro.

Gun Love Das Motto des diesjährigen Literaturfestes in Niedersachsen lautet »Beziehungen«. Den passenden Roman dazu hat die mexikanisch-amerikanische Autorin Jennifer Clement geschrieben. In »Gun Love« geht es um zwei innige Verbindungen – der zwischen Tochter und Mutter und der zwischen einer Nation und ihren Schusswaffen jeglicher Art. Aus der deutschen Romanfassung von »Gun Love« liest Lisa Natalie Arnold vom Schauspiel Hannover, die Amerikanistin Ruth Mayer von der Leibniz Universität Hannover führt das Gespräch mit Jennifer Clement. Spätestens seit ihrem Roman »Gebet für die Vermissten« gehört die Präsidentin der P.E.N. International zu den wichtigsten zeitgenössischen Autorinnen Amerikas. Mittwoch, 12. September, 20 Uhr, Conti-Foyer, Conti-Campus, Königsworther Platz 1, Hannover, Eintritt: 11 Euro, VVK 7 Euro.

Ausstellung Acrylmalerei und Mixedmedia In ihren Zeichnungen und Malereien untersucht Iris Schmitt die dialektische Lücke zwischen Vorstellung und Wirklichkeit. Sie wendet sich den vermeintlichen Fehlern des Universums zu und versucht, auf sie aufmerksam zu machen. Gern baut die ehemalige Meisterschülerin absichtlich Fehler in ihre Arbeiten ein. Für Iris Schmitt ist die Welt unfertig und ihre Bilder sind es auch – real, abstrakt und unvollständig. Ihre Arbeiten sind in einer gemeinsamen Ausstellung mit Werken der Künstlerin Vanessa Kirsch zu sehen. Die Vernissage ist am Samstag, den 8. September, um 16 Uhr. Ab 10. September bis 21. Dezember, während der Trimesterzeiten, immer montags bis donnerstags, 8.30 – 22 Uhr, freitags, 8.30 – 14 Uhr, Bildungsverein (Foyer und im Flur), Viktoriastraße 1, Hannover, Eintritt frei.

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KULTURTIPPS

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Sonstiges

Foto: Nicole Brühl

Gespräch zur Wohnungsnot

Theater Dinner für Spinner Verleger Peter und seine Freunde haben ein bizarres Hobby. Regelmäßig veranstalten sie ein »Dinner für Spinner«, zu dem immer einer von ihnen einen Gast einlädt. Einziges Ziel der Freunde: amüsieren und Spaß haben auf Kosten des Gastes. Dieses Mal lädt Peter den Finanzbuchhalter Matthias ein. Weil sich der Verleger kurz vor dem Treffen einen Hexenschuss zugezogen hat, versucht Matthias zu helfen wo er kann. Doch damit löst er eine Kata­strophe nach der anderen aus. Innerhalb von nur zwei Stunden ist das Leben des Verlegers völlig auf den Kopf gestellt – seine Frau verlässt ihn, seine Geliebte sucht ebenfalls das Weite und zu allem Überfluss deckt der Finanzbeamte auch noch die gut verborgene Steuerhinterziehung auf. Donnerstag, 27. September, 19.30 Uhr, KurtHirschfeld-Forum, Burgdorfer Straße 16, Lehrte, Karten unter www.lehrte.de oder im Fachdienst Schule, Sport und Kultur oder an der Abendkasse ab 18.30 Uhr, Eintritt 15 – 23 Euro, Ermäßigung für Schüler, Studierende u. a.

»Polit-Talk« ist der Name einer neuen Gesprächs­ reihe der Landesarmutskonferenz LAK Niedersachsen in Zusammenarbeit mit Caritas und Asphalt. Jeden zweiten Donnerstag im Monat geht es im »ka:punkt« dann um die wachsende Spaltung unserer Gesellschaft zwischen Arm und Reich. Gemeinsam mit prominenten Gästen kann das Publikum über Perspektiven und Lösungen diskutieren. Den Anfang der Reihe macht der Botschafter der Landesarmutskonferenz und ehemalige sozialpolitische Sprecher der Grünen im Landtag Thomas Schremmer. Sein Thema: Was steckt hinter der Wohnungsnot? Donnerstag, 13. September, 16 – 17 Uhr, ka:punkt, Grupenstraße 8, Hannover, Eintritt frei.

Apfelfest in Celle Es gibt sie in grün, gelb oder in rot. Man kann sie zu Saft verarbeiten, als Kompott verspeisen oder einfach frisch gepflückt vom Baum essen. Unsere Äpfel sind auch beim diesjährigen Apfelfest wieder der Mittelpunkt des bunten Treibens. Rund 40 Aussteller zeigen, was man mit den Früchten alles machen kann und wie man ihre Sorte bestimmt. Schülerinnen der Fachschule Hauswirtschaft bereiten aus den Äpfeln herzhafte und süße Speisen zu und auf Kinder bis zehn Jahre wartet ein spezielles Kinderprogramm. Samstag, 22. September, ab 10 Uhr, Heilpflanzengarten Celle, Wittinger Stra­ße 76, Celle, Eintritt 1 Euro.

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Musik Abwechslungsreich und unplugged Ein Konzerterlebnis der Extraklasse verspricht der Chor der Leibniz Universität Hannover mit »Gang & Klang« im Hermannshof Völksen. Gemeinsam mit ihrem Publikum wandeln die Sängerinnen und Sänger durch den Park und singen unter hohen Bäumen, im idyllischen Steinbruch, vor dem Herrenhaus und auf der Wiese neben dem historischen Teepavillon geistliche und weltliche Stücke aus aller Welt. Die Musik erklingt, mal melodisch und sphärisch, mal eingängig und kraftvoll. Einer der Höhepunkte ist Eriks Esenvalds Stück »Stars« – mit zum Klingen gebrachten Weingläsern. Nach dem Konzert gibt es noch Köstlichkeiten vom Grill (bitte Sitzgelegenheiten mitbringen). Samstag, 15. September, 17 Uhr, Hermannshof Völksen, Röse 33, Springe, Eintritt frei.

36 Am Lindener Berge 38 30449 Hannover · Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

SEPTEMBER 2018

In Amerika ist Jared Hart fest in der Punkrock-Szene verwurzelt. Bekannt wurde der Singer-Songwriter als Frontmann von »The Scandals«, jetzt ist er auch Solo unterwegs. Mit seiner voluminösen Stimme und seiner Akustikgitarre beeindruckt der aus New Jersey stammende Musiker sein Publikum. In seinen Songs erzählt er Geschichten, die von großer Erfahrung eines jungen Herzens zeugen. Montag, 17. September, 20 Uhr, Lux, Schwarzer Bär 2, Hannover, Eintritt 13,90 Euro.

Foto: Jürgen Bindrim

Punk und Songwriter

Freitag, 14. September Saisoneröffnungskonzert PABLO HELD TRIO CD-Release „Investigations“ Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro

Für Kinder

Freitag, 21. September

Der kleine Angsthase

HMTM-Abschlusskonzert CHIARA RAIMONDI Eintritt: 10 Euro/erm. 5 Euro

Es war einmal ein kleiner Hase, der hatte vor allem und vor jedem Angst. Vor Hunden. Vor der Dunkelheit. Vor Gespenstern. Vor großen Jungen. Deshalb spielte er lieber mit dem kleinen Ulli. Doch als sich dieser in großer Gefahr befand, zeigte der kleine Angsthase, dass auch in ihm eine große Portion Mut steckt. Das Puppenspiel, frei nach Elisabeth Shaw, ist für Kinder ab drei Jahren geeignet. Dienstag, 18. und Mittwoch, 19. September, jeweils 9.30 Uhr, Theatrio – Figurentheaterhaus, Großer Kolonnenweg 5, Hannover, Eintritt 6 Euro Kinder, 8 Euro Erwachsene.

Samstag, 29. September Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert PABLO ZIEGLER Grammy Winner 2018 – Jazz Tango Eintritt: 20 Euro/keine Ermäßigung Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

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IHR ENGAGEMENT

Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Grit Biele, Svea Kohl, Ulrich Matthias Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser Gestaltung: Maren Tewes Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: J. Göres, O. Neumann, S. Przybilla, B. Pütter, G. Schild, W. Stelljes, K. Zempel-Bley Anzeigen: Heike Meyer Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter) Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 27. August 2018 Für unaufgefordert eingesandte Manus­ kripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Adressen werden nur intern verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Unsere vollständige Datenschutzerklärung finden Sie auf www.asphalt-magazin.de/impressum. Alternativ liegt diese zur Ansicht oder Mitnahme in unserer Geschäftsstelle aus. Gesellschafter:

Machen Sie mit! Die Runde der Ehrenamt­lichen trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-0. Das nächste Treffen ist am Dienstag, 25. September, um 17 Uhr.

Verkäuferausweise

Foto: hakase420/fotolia.com

Impressum

Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei VerkäuferInnen mit gültigem Ausweis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Hellblau

In eigener Sache: Ihre Daten Liebe Leserinnen und Leser, bisher fanden Sie an dieser Stelle eine wunderbare Sammlung von Namen, von Menschen, die es gut mit Asphalt und den Asphaltern meinen. Menschen, die Asphalt mit Spenden in unterschiedlicher Höhe unterstützt haben. Die Namensliste war unser Dankeschön an Sie. Und auch irgendwie ein fortlaufendes Dokument einer großen Asphalt-Familie. Gerne hätten wir das weiter so gemacht. Aber nun gibt es die neue europäische Datenschutzrichtline DSGVO. Sie setzt uns – strafbewehrt – sehr enge Grenzen für die Verarbeitung personenbezogener Daten. Wenn Sie uns Geld spenden, dann ist Ihr Name gemäß DSGVO für die Ausstellung einer Spendenquittung nötig und die Verarbeitung dafür erlaubt. Für ein öffentliches Dankeschön unsererseits aber dürfen wir den Namen ohne explizites Einverständnis nicht mehr veröffentlichen. Deshalb hier ein großes Dankeschön an Sie alle. Volker Macke Anzeige

Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin. Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr.

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de


Aus den nachfolgenden Silben sind 16 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – (Achtung: ch = 1 Buchstabe) einen Spruch ergeben:

1. Zier- und Futterpflanze

2. Sonderfall ak – aus – ben – borg – chi – cket – dea – den – eil – eis – ele – gant – ge – gue – ham – in – kae – kri – ku – land – le – le – ler – leu – lu – ly – me – mie – nah – ne – ne – nor – pi – quar – sa – schaft – schrift – stoff – streich – suess – tett – tin – tiv – wirt

3. vornehm, schick

4. Bewohner eines Landes in Südamerika

5. Geburtsort von Martin Luther

6. Nutzung von Bodenflächen

7. Stadt im Weser-Ems-Gebiet Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir dreimal das spannende Kinderbuch »Winston – Ein Kater in geheimer Mission« von Frauke Scheunemann. Als Winstons Herrchen eine neue Haushälterin einstellt, die mit ihrer Tochter in die Wohnung einzieht, ist es aus mit Winstons Ruhe: Kira und ihre Mutter haben nämlich jede Menge Probleme im Gepäck, und bevor sich der Kater versieht, steckt er mitten in einem echten Kriminalfall. Ebenfalls dreimal können Sie das Buch »Stark mit Yoga« gewinnen. In ihrem ersten Buch schreibt Cathy Hummels, die seit Jahren Yoga praktiziert, über ihre persönlichen Erfahrungen mit Yoga. Sie zeigt zusammen mit ihrer Freundin und Yoga-Lehrerin Flora Fink die besten Übungen, die zu einem starken Selbst verhelfen können, um mit den Belastungen des Alltags klar zu kommen. Insgesamt viermal gibt es das Buch »LEON Mini. Frühstück & Brunch« mit unkomplizierten, schnellen Rezepten und vielen Tipps zu gewinnen. Starten Sie gerne mit Porridge oder Müsli in den Tag? Mit pochierten Eiern oder Pfannkuchen? Lassen Sie sich mit »Fluffy Eggs« verwöhnen und probieren Sie das beste Omelette der Welt. Schließlich sollte die wichtigste Mahlzeit des Tages entsprechend genossen werden. Die Lösung des August-Rätsels lautet: Eine kleine Trommel lässt tausend Füße tanzen. Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 301269-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 30. September 2018. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

8. Mädchenname

9. chemisches Produkt zur Geschmacksverbesserung

10. Partner von Niki-de-St.-Phalle

11. Rauschgifthändler

12. Grammatik: vierter Fall

13. Musiker-Gruppe

14. englisches Nationalspiel

15. Blutkrankheit

16. eine Stufe der Stenografie

ASPHALT 09/18

SILBENRÄTSEL

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