2018 08 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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DER SCHEIN TRÜGT VERSCHWOREN

VERBORGEN

VERSTÄRKT

Alles passt ins Muster und ist doch ganz anders

Auf leichten Pfoten: Ratten helfen bei der Landminensuche

Seit 90 Jahren stehen Gitarren unter Strom – Rock sei Dank


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Notizblock Alles passt zusammen Verschwörungstheorien treffen heute auf erstaunliche Resonanz. Warum glauben so viele Menschen, dass wir z. B. von Außerirdischen beherrscht werden?

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90 Jahre E-Gitarre Sie ist das Symbol des Rock’n’Roll schlechthin. Ohne die elektrische Gitarre wäre die gesamte populäre Musik undenkbar. Vor 90 Jahren kam die erste E-Gitarre auf den Markt.

16 Minensucher Die Straßen und Felder von Kambodscha sind nach wie vor mit Landminen übersät. Jetzt werden speziell trainierte Ratten eingesetzt, um die Landminen zu erschnüffeln.

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Natürlich Gesund Natur statt Medikamente: klingt verlockend. Das finden auch zahlreiche Niedersachsen, die an einem Pilotprojekt zur Stressbewältigung im Alltag teilnehmen.

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Aus der Szene

23 Das muss mal gesagt werden 24

Staunen in der Schule Asphalt-Verkäufer Günter berichtet Schüle­ rinnen und Schülern von Scheitern, Schicksalsschlägen und vom Suff. Und vom Neustart. Ein ganz besonderer Unterricht.

26 Wer war eigentlich … Liselotte Malkowsky?

27 Rund um Asphalt 31 Zoo-Rätsel 32 Aus dem Leben von Asphalt-Verkäufer Wolfgang

34 Buchtipps 35 August-Tipps 38 Impressum/Ihr Engagement Titelfoto: Katja Gerasimova/shutterstock.com

39 Silbenrätsel

Das Asphalt-Prinzip Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


Sie doch nicht! Sie neigen nicht zu Verschwörungstheorien! Die sind Ihnen viel zu schlicht, abstruses Gemunkel. Aber ein tieferer Blick in unsere Psyche zeigt: Vor Verschwörungstheorien ist niemand gefeit. Schon eine persönliche Krise reicht, um uns dafür anfällig zu machen. Wie gerne hätten wir dann einen Schuldigen. Oder für die Tatsache, dass sich alles ständig verändert – unsere Familie, wir selbst, unsere Arbeit, unsere Kultur. Auf alles müssen wir uns stets neu einstellen. Wie anstrengend! Verschwörungstheorien entwickeln sich schleichend und sind gefährlich. Deshalb machen wir sie in diesem Heft zum Titelthema. Sie entstehen aus Angst und machen Angst, sie werden zu Propagandazwecken eingesetzt und vergiften eine offene Gesellschaft. Ein paar aktuelle Kostproben: »Muslime überschwemmen unser Land«, eine »EU-Diktatur schafft unsere deutsche Identität ab«, »politische Eliten« sind am Werk, um eine »Neue Weltordnung« zu etablieren. Wer denkt sich sowas aus – und warum? Menschen, die die Welt gern einfacher hätten, denen die Ursachen für Kriege und Migration zu komplex sind. Menschen, die verunsichert sind, die die unterschiedlichen Lebensformen in modernen Gesellschaften nicht als Vielfalt begreifen, sondern als Überforderung. Sie empfinden sich als Opfer – und Opfer brauchen Täter. Genau diese Polarität bieten Verschwörungstheorien. Es gibt sie übrigens seit Jahrhunderten in vielen Versionen. Moderne Verschwörungstheorien sind deshalb so gefährlich, weil rechtspopulistische Politikerinnen und Politiker sie in ihren Parteiprogrammen etabliert haben. Sie also aus der reinen »Spinner«-Ecke herausholen und zur Legitimation undemokratischer Gesetze und Handlungen nutzen. Der ungarische Regierungschef Victor Orbán etwa unterstellt einem jüdischen Milliardär, illegale Einwanderer ins Land zu schleusen - gegen die ein drakonisches Grenzregime errichtet wird. Der türkische Präsident Erdogan, dessen Land wirtschaftlich abwärts trudelt, gibt einer ominösen »Zinslobby« daran die Schuld. Eigenes Versagen wird mit Verschwörungstheorien überdeckt. Im deutschen Parlament schürt die AfD mit ihren »Islamisierungs«-Phobien rassistische Tendenzen in allen Kreisen unserer Gesellschaft. Attraktiv sind Verschwörungstheorien, weil sie unsere hoch differenzierte Welt grob vereinfacht zeichnen. Doch so ist sie nicht. Es gibt Zufälle, Milliarden Biografien, lose Enden, die sich nicht zu einer einzigen Geschichte verflechten lassen. Nicht alles hängt kausal voneinander ab. Wir müssen uns die Mühe machen, verschlungene Vorgänge aus­ einander zu sortieren. Damit wird die Welt nicht schwieriger, nur größer. Herzlich Ihre

Hanna Legatis · Mitherausgeberin von Asphalt

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Liebe Leserin, lieber Leser,

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Foto: U. Matthias

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Gedenken und Acht geben Hannover. Den Toten gedenken, aber den Blick auf das Heute richten. Zum zwanzigsten Mal wurde in Hannover der Internationale Gedenktag für verstorbene Drogenkonsumenten begangen. Ilona Rowek von der Selbsthilfevereinigung JES Hannover appellierte: »Gebt Acht aufeinander!« Im letzten Jahr starben in Hannover 10 Menschen an den Folgen ihrer Sucht (gegenüber sechs Drogenopfern im Vorjahr), in ganz Niedersachsen waren es 66 Drogentote, bundesweit insgesamt 1272. Eine Mauer aus bemalten Steinen ergänzte diese Zahlen um die Namen tragischer Einzelschicksale, hinter denen trauernde Angehörige und Freunde stehen. Der veranstaltende »Arbeitskreis Sucht, Drogen und AIDS« tritt für die weitere Entkriminalisierung der Drogenkonsumenten ein, sowie für eine verbesserte gesundheitliche Prävention durch die Aufstellung von Spritzenauto­ maten und mehr Unterkünfte für obdachlose Drogenabhängige. UM

Trotz Neubau: Mieten explodieren Hannover/Berlin. Wohnen wird noch teurer. 285.000 Wohnungen wurden im vergangenen Jahr fertiggestellt, 90.000 weniger, als die Große Koalition angepeilt hatte. Und derzeit sieht es nicht danach aus, als ob die Bedarfslücke bald geschlossen werden könnte. So verzeichnet das Bundesamt für Bau-, Stadt- und Raumforschung in 2017 sogar einen Rückgang an Baugenehmigungen für Wohnungen. In der Region Hannover sind 2017 immerhin mehr als 3.100 Neubauwohnungen entstanden, dafür wurden 702,1 Millionen Euro investiert. »Das klingt viel«, sagt Eckhard Stoermer vom Verbändebündnis Wohnen, »tatsächlich müsste es aber mehr sein«. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes müssen in Hannover fast 44 Prozent aller Haushalte mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens allein für die Brutto-Kaltmiete ausgeben. Die Mietpreise für mittelgroße Wohnungen seien in der niedersächsischen Landeshauptstadt in den letzten Jahren um bis zu 50 Prozent gestiegen. Schon die Durchschnittspreise für eine 60 qm-Wohnung zogen laut Mietspiegel von 2011 bis 2018 von 7,62 auf nunmehr 11,08 Euro an. »Es werden zu wenig Wohnungen neu gebaut und diese gehen zudem meist am Bedarf von Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen vorbei, da sie schlicht zu teuer vermietet werden«, sagt Dirk Machentanz, Gruppenvorsitzender »Die Linke« im Rat Hannovers. »Viele können sich die Mieten in den Städten kaum noch leisten«, bestätigt die niedersächsische Bundestagsabgeordnete der Grünen, Julia Verlinden. Während die Grünen auf eine effektivere Mietpreisbremse und einen verbesserten Kündigungsschutz setzen, fordern Linke und Piraten eine wirkungsvolle öffentliche Wohnungsbauinitiative. Dabei sehen sie die Kommunen und das Land, besonders aber auch den Bund in der Pflicht. UM

Klage gegen A 39 Hannover. Der BUND Niedersachsen hat Klage gegen den ersten Teilabschnitt der geplanten A 39 eingereicht und wird dabei vom NABU unterstützt. Die Strecke soll am Südrand der Lüneburger Heide zwischen Wolfsburg und dem Kreis Gifhorn verlaufen. »Die geplante A 39 beeinträchtigt nationale und europäische Schutzgebiete und zerstört wertvolle Lebensräume und naturnahe Gewässerläufe. Außerdem zerschneidet sie Wanderwege der sich gerade im Landkreis Gifhorn ausbreitenden Wildkatze«, sagt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. Die niedersächsische Landesregierung sieht in der A 39 einen wichtigen Lückenschluss im Verkehrsnetz. Dabei berufen sich die Planungen auch auf die Hinterlandverkehre der Seehäfen, die jedoch deutlich geringer ausfielen, als die Prognosen erwarten ließen. UM


ZAHLENSPIEGEL »IN LOHN & BROT«

Kinderehen gestoppt

Hannover. Der Paritätische Wohlfahrtsverband zeigt sich von der niedersächsischen Landesregierung enttäuscht: »Der Haushaltsentwurf der Landesregierung ist für all jene, die sich von einer Großen Koalition wirkliche Verbesserungen für das Leben der Menschen in Niedersachsen erhoffen, zu wenig ambitioniert«, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e. V. »Wir wünschen uns vom Landtag in den anstehenden Verhandlungen eine deutliche Nachjustierung für eine ausgewogene Sozialpolitik, insbesondere angesichts der hohen Steuereinnahmen und der unverhofften VW-Milliarde.« Der Paritätische vermisst außerdem dringend nötige Impulse auf anderen Feldern der Sozialpolitik. »Im Haushalt sehen wir nichts zur Unterstützung der ambulanten Pflege, keine Projekte gegen Armut und Langzeitarbeitslosigkeit, auch nichts zur besonders dringlichen Frage der Kinderarmut«, sagt Birgit Eckhardt. Auch der soziale Wohnungsbau falle hintenüber. »Das Thema kann man nicht komplett dem Bund überlassen, und die Kommunen sind mit der Schaffung bezahlbaren Wohnraums allein überfordert. Da muss das Land aktiv werden.« UM

Hannover/Berlin. Seit einem Jahr ist das Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen in Kraft. Das Mindestheiratsalter liegt seitdem bei 18 Jahren. Im Ausland geschlossene Ehen mit Minderjährigen, werden nicht mehr anerkannt. Nach einer Umfrage von Terre des femmes wurden seither deutschlandweit mindestens 245 Fälle von minderjährig Verheirateten an die zuständigen Behörden gemeldet, mindestens 51 Anträge auf Eheaufhebung wurden gestellt, acht Urteile führten dreimal zur Aufhebung der Ehe, fünfmal wurde sie dagegen bestätigt (in der Regel, weil die Braut bis zur Verhandlung volljährig wurde oder weil die Betroffenen EU-BürgerInnen waren). Für Niedersachsen wurden acht Kinderehen gemeldet, von denen zwei per Gerichtsurteil aufgehoben wurden. Prinzipiell wirkt das Gesetz also. Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von Terre des femmes, befürchtet allerdings, dass diese neuen Regelungen noch zu wenig bekannt sind: »Natürlich müssen wir dafür die minderjährig Verheirateten erst einmal ausfindig machen. Ist das aber geschehen, müssen die Behörden auch wissen was zu tun ist«, sagt Stolle. Die Recherchen von Terre des femmes hätten aber ergeben, dass gerade die Umsetzung der Regelungen noch unbefriedigend verläuft. »Wir fordern, dass Handlungsleitfäden für die zuständigen Behörden entwickelt werden, um einheitliche Standards sicherzustellen, die den Betroffenen bestmögliche Unterstützung gewährleisten«, sagt Stolle, »nur so verhindern wir, dass das Gesetz zur Makulatur verkommt.« UM

72 % der Deutschen zwischen 18 und 64 lebten in 2017 von ihrer eigenen Arbeit, berichtet das Statistische Bundesamt. Das waren 37 Millionen Personen. Im Jahr 2000 lebten nur 63 % von

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ihrer Erwerbstätigkeit, absolut 33,3 Millionen. Besonders stark gestiegen ist die Erwerbstätig-

keit der Frauen, von 52 % in 2000 auf 66 % in 2017. Geringer fiel der Anstieg bei den Männern aus: von 74 % auf 78 %. Der Anteil der Bezieher

öffentlicher Leistungen (ohne Renten) blieb mit 9 % stabil.

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Wo bleibt das Soziale?

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Foto: REUTERS/Brendan McDermid

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ALLES PASST ZUSAMMEN Verschwörungstheorien treffen heute auf erstaunliche Resonanz. Warum glauben so viele Menschen, dass wir von Außerirdischen beherrscht werden oder Deutschland eine Firma ist? Sollten wir dem überhaupt Aufmerksamkeit widmen? Und ob! Im Internet wimmelt es von »Enthüllungen« über geheime Zirkel, die angeblich die Geschicke der Welt lenken und für all die Krisen und Katastrophen verantwortlich zeichnen, die über uns Normalsterbliche hereinbrechen. Die behaupteten Verschwörungen fallen mal größer und mal kleiner aus, immer aber insistieren sie darauf, alles sei ganz anders, als es scheine: Die Mondlandung hätte gar nicht stattgefunden, sondern sei eine Hollywood-Inszenierung, die Anschläge auf das WTC in New York 2001 seien von der US-Regierung beauftragt worden, die Kondensstreifen der Flugzeuge seien in Wahrheit giftige Chemtrails, die uns fügsam machen sollen.

Dabei kann vielen Verschwörungstheoretikern (Konspirationisten) fast alles als Beweis ihrer Annahmen dienen, gerade auch Argumente, die gegen sie gerichtet sind. Selbst fehlende Beweise werden so zur Bestätigung für die Macht der Verschwörer umgedeutet. Hauptsache, es passt irgendwie ins Muster. Muster zu erkennen, ist eine der herausragenden Fähigkeiten des menschlichen Geistes, die heute trotz der enormen Leistungsfähigkeit moderner Supercomputer für die Wissenschaft unentbehrlich bleiben. In den Daten des Large Hadron Collider bei Genf etwa suchen via Internet tausende von Hob­ byforschern nach Mustern, die auf Zerfallsspuren des


Foto: REUTERS/STR New

9/11: Um die Anschläge auf das WTC in New York kreisen viele Verschwörungstheorien. Auch die offizielle Version gehört dazu.

Higgs-Bosons hinweisen, eines rätselhaften Teilchens, dessen Existenz (oder Nichtexistenz) für das Verständnis der Materie wichtig ist. Aber auch bei der Suche nach Exoplaneten oder bei der Klassifizierung von Galaxien zeigen sich Menschen bei der Mustererkennung der IT noch überlegen. Diese besondere Fähigkeit verdanken wir unserem evolutionären Werdegang. Damit wir die Kapazitäten unseres großen Hirns auch ausschöpfen können, dürfen unsere Handlungen nicht zu stark von Instinkten vorbestimmt sein. Aber in Augenblicken der Gefahr (»Da kommt ein großes, unbekanntes Tier mit großen Zähnen auf mich zu. Streicheln oder weglaufen?«) müssen wir schnell handeln. Da hilft es ungemein, Raubtiere von Pflanzenfressern unterscheiden, Fährten lesen und verschiedene Situationen miteinander vergleichen zu können. Leider führt uns diese menschliche Neigung zur Mustererkennung mitunter auch in die Irre und wir sehen Bilder und Verbindungen, wo überhaupt keine sind. Evolutionär war es trotzdem hilfreich; besser einmal zu oft weglaufen, als einmal zu wenig. Unter den Bedingungen der Zivilisation kann das jedoch seltsame Blüten treiben.

Alles ist verbunden »Das war ja zu erwarten, kaum lasse ich den Schirm zuhause, regnet es!« Hinter diesem zufälligen Zusammentreffen eine Absicht zu vermuten, ist uns nicht fremd, auch wenn die meisten von uns sich auf diese Weise nur scherzhaft äußern würden. Für einen Verschwörungstheoretiker wäre es womöglich bitterer Ernst.

Der Konspirationismus sieht schon das Zusammentreffen – räumlich oder zeitlich – zweier Ereignisse als »Beweis« für deren Verbindung an. Den Zufall kann er nicht als Erklärung akzeptieren. In seiner Vorstellung ist alles was geschieht, das Ergebnis von menschlichen Handlungen. Und diese Handlungen erwartet er als vollkommen zweckrational geplant und ausgeführt. Da hat nicht nur der Zufall keinen Platz mehr, auch altruistisches oder dummes Verhalten werden ebenso ausgeschlossen wie strukturelle Ursachen. Die Wissenschaften betrachteten Verschwörungstheoretiker deshalb lange Zeit durchweg als paranoid. Der Glaube von erwachsenen Menschen, wir würden von außerirdischen Reptilien beherrscht (s. Interview), scheint auch schwer mit einer Vorstellung von »geistiger Gesundheit« vereinbar. Aber so einfach ist es nicht. Heute ist die Forschung von der Annahme abgerückt, dass alle Verschwörungstheoretiker psychisch gestört seien. Eine »Störung« suggeriert ja eine Aweichung von der »Norm«. Nach neueren Umfragen hängen jedoch mehr als die Hälfte der US-Amerikaner einer Verschwörungstheorie an (Trump lässt grüßen). Da macht es keinen Sinn, im Hinblick auf konspirationistisches Denken von einer Abweichung zu reden.

Verschwörung von Anfang an Die Geschichte der Verschwörungstheorien reicht weit zurück. In der griechischen und römischen Antike begegnen uns Verschwörungen bereits auf Schritt und Tritt, nicht nur in den Götter- und Vorstellungswelten der Menschen, sondern auch im realen Leben. Konspirationen wie die Catilinarische Verschwörung und die Verschwörung zur Ermordung Julius Cäsars haben den Weg in unsere Schulbücher gefunden. Hier zeigt sich aber auch, dass konspirationistisches Denken und reale Verschwörungen immer gleichzeitig existiert haben. Für Cicero etwa war es vorteilhaft, an die Verschwörung des Catilina zu glauben. Es rettete ihm damals das Leben. Das Mittelalter war eher eine an Verschwörungstheorien arme Zeit. Die menschlichen Götter der Antike wichen einem allmächtigen und allwissenden christlichen Gott, der nach Ansicht der Gläubigen alles Geschehen in der Welt lenkte. Da blieb wenig Platz für konspirationistische Verdächtigungen. Das änderte sich erst wieder in der Neuzeit und vor allem mit Beginn der Aufklärung. Für Michael Butter (s. Interview) schließen sich Religiösität und Verschwörungstheorien jedoch nicht aus. Ein unrühmliches Beispiel dafür seien die Hexenverfolgungen, die im 16. Jahrhundert mörderische Progrome auslösten. Ihre Hochphase erlebten Verschwörungstheorien vom 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Anders als heute, darauf weist Butter hin, galten Verschwörungstheorien in dieser Zeit als legitime Annahmen und waren noch deutlich weiter verbreitet


The medium is the message War schon die Erfindung des Buchdrucks für die Verbreitung von Verschwörungstheorien ein Meilenstein, etablierte sich Ende des 20. Jahrhunderts mit dem Internet ein Medium, das für die Weitergabe von Verschwörungstheorien geradezu prädestiniert ist. Das Prinzip jeder konspirationistischen Theorie, nämlich das Aufzeigen von vermeintlichen Zusammenhängen, von Netzwerken, wohnt diesem Medium schon selbst inne. Auf die Spitze getrieben wird diese Übereinstimmung in den sozialen Medien. Die Algorithmen, die in Facebook und Twitter (aber auch in Verkaufsplattformen wie Amazon) zum Einsatz kommen, ahmen in mancherlei Hinsicht die menschliche Fähigkeit zur Mustererkennung nach. Sie helfen nicht nur, Menschen global zu vernetzen, sondern unterstützen auch wirkmächtig den Einschluss ihrer Nutzer in Echokammern und Filterblasen, weil sie deren Vorlieben als Muster erkennen und damit die Angebote im Web durchsieben. Internet und Social Media fördern die Verbreitung von Verschwörungstheorien, aber sie bringen sie nicht selbst hervor und machen auch niemanden, der nicht schon dafür disponiert wäre, zu einem Verschwörungstheoretiker. Damit Verschwörungstheorien heute wieder neue Bedeutung erlangen, musste sich erst eine gesellschaftliche Leerstelle auftun.

Unsichtbare Kräfte Bloß nicht die Märkte nervös machen! Das sagen uns Ökonomen und Politiker. Zur »marktkonformen Demokratie« (A. Merkel) ist es gekommen, weil die (neoliberale) Politik seit den 1980er Jahren den Ordnungsrahmen demontierte, den sie der Wirtschaft ursprünglich gesetzt hatte. Weltweit wurden seither

die Märkte dereguliert. Was sich so harmlos anhört, hat weitreichende Folgen. Märkte, die sich selbst überlassen bleiben, werden unberechenbar. Jede wirtschafts- oder finanzpolitische Entscheidung der Politik fällt so ins Ungewisse und muss von Experten vorab ausgearbeitet werden. Für demokratische Entscheidungen bleibt da kaum noch Raum. Interessanterweise weist die neoliberale Ideologie einige Muster (!) von Verschwörungstheorien auf. So leugnet sie weitgehend die Existenz von gesellschaftlichen Strukturen (unvergessen Maggy Thatcher: »There is no such thing as society«) und schreibt dem Menschen rein zweckrationale Motivationen zu. Dabei zeigt sich die (neoliberale) Ökonomie gegenüber den Erkenntnissen anderer (insbesondere Geistes-) Wissenschaften vergleichbar ignorant wie die krudesten Verschwörungstheorien. Ohne den politischen Ordnungsrahmen können Politiker allerdings gar nicht mehr bewerten, ob die Empfehlungen der Experten neutral oder interessegeleitet sind. Genauso gut könnten sie einen Schamanen oder ein Orakel befragen. Nicht anders ergeht es uns Bürgern und BürgeNicht alle Verschwörinnen. Weshalb die (unrungstheoretiker sind sichtbaren) Märkte oder die Globalisierung angebgefährlich. Doch es lich (meist schmerzliche) besteht die Gefahr Eingriffe in unsere Leder Radikalisierung. bensverhältnisse verlangen, erschließt sich uns normalerweise nicht. Der freie Markt tritt uns gegenüber, wie unseren Vorfahren die wilde Natur. Wie in den Zeiten vor dem Entstehen von Kultur und Zivilisation (Es gibt Leute, die das für einen Fortschritt halten). Und damals wie heute behelfen wir uns angesichts des großen Unbekannten mit Mythen.

Der Mythos lebt Mythen entlasten uns von einem Übermaß an Komplexität und Ungewissheit, indem sie eine Geschichte erzählen. Damit bedienen sie grundlegende menschliche Bedürfnisse: sie ordnen und veranschaulichen die Muster, sie stiften einen Sinnzusammenhang und sie scheiden zwischen gut (wir) und böse (die anderen). Unseren frühen Vorfahren leisteten sie angesichts einer bedrohlichen und unverstandenen Natur wertvolle Dienste. Das hat sich mit der Etablierung der Wissenschaften geändert. Seither verloren die Mythen entscheidend an Bedeutung. Doch Verschwörungstheorien weisen heute viele Parallelen zu Mythen auf. Ihre Renaissance bedeutet auch die Wiederkehr mythischer Figuren und Vorstellungen. Das ist auch ein Hinweis auf eine Legitimationskrise unserer demokratischen Sys-

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als heutzutage. Den Illuminaten und den Freimaurern wurden zahlreiche Verschwörungen zugeschrieben und seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend den Sozialisten und den Juden. Der nationalsozialistische Wahn von einer »jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung« führte schließlich in die unfassbaren Verbrechen des Holocaust. Nach dem Zweiten Weltkrieg galten Verschwörungstheorien vor diesem Hintergrund in den westlichen Industriestaaten als diskreditiert. Das hat sich seit der Jahrtausendwende geändert, spätestens seit 9/11. Die Stigmatisierung der Verschwörungstheorien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ließ sie in der Öffentlichkeit fast unsichtbar werden. Als am 11. September (9/11 in englischer Schreibweise) 2001 die Flugzeuge in die beiden Türme des WTC von New York flogen, zeigte sich bald, dass sich un­ sere Welt in den Jahren zuvor entscheidend verändert hatte.

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Foto: REUTERS/Tony Gentile

Was sind Verschwörungen? - Sie bestehen aus mehreren Personen, - die einen Plan verfolgen und - im Geheimen operieren

Gesellschaft »Gruppo Storico Romano« nachgespielt.

Gibt es reale Verschwörungen? Es hat sie immer gegeben. - Catilina hatte sich mit mehreren Unterstützern verschworen, um die Macht in Rom zu ergreifen. Seine Widersacher im Senat (u.a. Cicero) wollte er ermorden lassen. - Die Watergate-Affäre war dagegen eine Verschwörung von Teilen der Nixon-Regierung in den USA (1969-1974) gegen politische Gegner (v.a. die Demokratische Partei). - Die Attentäter des 20. Juli 1944 verschworen sich, um Hitler zu stürzen.

teme, der Politik und Teilen einer Wissenschaft, deren Experten dieser Politik dienen. Verschwörungstheorien sind, wie Butter schreibt, eine »kulturell verfügbare Form«, um Abstiegsängste zu artikulieren. Insofern sind sie ein Produkt der Mittelschichten, die bisher die tragende Säule der Berliner Republik darstellten. Das sollte schon ein Alarmzeichen sein. Jürgen Habermas hat gezeigt, welchen Stellenwert eine lebendige politische Öffentlichkeit für ein Funktionieren der Demokratie hat. Verschwörungstheorien schaffen sich jedoch eigene Teilöffentlichkeiten, die nicht mehr substanziell vom gesellschaftlichen Diskurs berührt werden. Konnten früher persönliche Kontakte im Umfeld noch ein oft wirksames Korrektiv bilden (»Glaubst du das wirklich?«), bleibt den konspirationistisch Denkenden heute die Flucht ins Internet, wo sie sofort Gleichgesinnte treffen und Bestätigung erfahren können. Nicht alle Verschwörungstheoretiker sind gefährlich. In den abgeschirmten Communities besteht allerdings immer die Möglichkeit der Radikalisierung. Doch die Gefahr geht nicht nur von den Verschwörungstheoretikern selbst aus, sondern auch von jenen, die sie für ihre eigene Agenda benutzen, so wie das bei Trump zu sehen war, bei der AfD, bei Victor Orban in Ungarn und vielen anderen Rechtspopulisten, aber auch bei rein kommerziellen Geschäftemachern. Was hilft? Studien haben gezeigt, dass konspirationistisches Denken durch Gegenargumente mitunter sogar bestärkt wird. Aufklärung kann wohl nur bei denen ansetzen, die bislang mit Verschwörungstheorien erst sympathisieren. Und Parteien, die Verschwörungstheorien und ihre Anhänger aus unlauteren Motiven fördern, kann man politisch bekämpfen. Immerhin.

Wie lassen sich Theorien über nicht-reale Verschwörungen identifizieren? - Fiktionale Verschwörungstheorien immunisieren sich gegen widersprechende Argumente und Fakten. Diese werden entweder umgedeutet, um sie der Theorie einzugliedern oder als »Beweis« für die Macht der Verschwörer bewertet, die solche Beweise ja konstruiert haben müssen. - Sie lassen keinen Raum für Zufälle, Missgeschicke, unreflektiertes Verhalten. - Sie haben ein eindimensionales Menschenbild. Demnach handeln Menschen immer zielgerichtet und durchdacht zum eigenen Nutzen. Unpässlichkeiten, Launen oder die schwer ergründlichen Welten des Unbewussten ignorieren sie. - Vielfach zeichnen sich Verschwörungstheorien durch ein Übermaß an »Beweisführung« aus. - Oft hinterfragen sie die behaupteten Ziele nicht auf Plausibilität. So glauben viele Menschen tatsächlich, eine Gruppe von Verschwörern habe das Mittelalter nur erfunden. Nur: wozu? - Zudem zeigt dieses Beispiel ein weiteres Indiz: der Kreis der Verschwörer müsste in diesem Fall aus Tausenden, wenn nicht Millionen Mitwissern bestehen. Was sollte sie motivieren und wie sollten sie so lange (über Jahrhunderte hinweg) unerkannt operieren können? - Heute benennen viele Verschwörungstheorien zwar zahlreiche vermutete Mitverschwörer, die eigentlichen Strippenzieher werden jedoch oft nur vage benannt (»einflussreiche Kreise«, etc.).

In den Iden des März (15.3.44 v. Chr.) schlugen die Verschwörer zu. Heute wird die Ermordung Julius Cäsars von der Römischen Historischen

Ulrich Matthias


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»NICHTS IST, WIE ES SCHEINT« Der Amerikanistik-Professor Michael Butter (40) ist einer der profiliertesten Experten für Verschwörungstheorien. Im Interview erklärt er, an welche Komplotte die meisten Menschen glauben - und warum früher trotzdem alles schlimmer war.

Professor Butter, der Titel Ihres Buches lautet »Nichts ist, wie es scheint«. Was genau ist denn anders, als es scheint? Der Titel ist doppeldeutig. Zum einen ist es eine Grundannahme von Verschwörungstheorien, dass nichts ist, wie es scheint. Zum anderen möchte ich mit gewissen Mythen aufräumen, die über Verschwörungstheorien im Umlauf sind. Vor hundert oder zweihundert Jahren waren Verschwörungstheorien fest in allen medialen, wissenschaftlichen und politischen Diskursen verankert. Es war völlig normal, daran zu glauben, auch unter amerikanischen Präsidenten.

Welche Verschwörungstheorien sind momentan am meisten verbreitet? Es gibt eine ganze Reihe von Verschwörungstheorien zum NSU-Prozess. Auch die Klassiker – die Mondlandung oder 9/11 – sind weiterhin sehr beliebt. Zwischen zehn und 20 Prozent der Bevölkerung zum Beispiel, dass sie durch Chemtrails gefügig gemacht werden.

Was sind denn Reptiloide? Das sind diejenigen, die nach Ansicht von David Icke die Welt beherrschen. Genauer gesagt: eine außerirdische Reptilien-Elite, die sich von unserer negativen Energie ernährt und für alle Konflikte der Erde verantwortlich ist. Das ist eine krude Super-Verschwörungstheorie, die im anglo-amerikanischen Raum sehr beliebt ist.

Das klingt jetzt erst mal ganz lustig. Für wie gefährlich halten Sie solche Theorien generell? Es kommt immer darauf an, wer was in welchem historischen Kontext glaubt. Sie sind vor allem dann ein Problem, wenn sie

Michael Butter (40) ist Professor für Amerikanistik

Wie werden denn solche Umfragen erhoben. Es fragt ja si­ cherlich niemand: »Glauben Sie an eine Verschwörungs­ theorie«?

an der Universität Tübingen.

Das ist ein gewisses methodisches Problem der Sozialwissenschaften. Bei einer Umfrage gibt natürlich nicht jeder gleich zu, an Reptiloide zu glauben (lacht).

rungstheorien („Compara-

Zurzeit arbeitet er an einem EU-Projekt über Verschwötive Analysis of Conspiracy Theories“).

Foto: S. Przybilla

Foto: picture alliance/APA/picturedesk.com

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einen rassistischen oder antisemitischen Gehalt haben oder sich gegen Minderheiten richten. Gerade in Deutschland wissen wir, wohin das führen kann. Der Nationalsozialismus und der Holocaust beruhen ja letztlich auf der Idee der jüdischen Weltverschwörung. Es kann aber auch gefährlich werden, wenn sich der Zorn gegen Repräsentanten der vermeintlichen Eliten richtet - so wie bei dem Reichsbürger, der einen Polizisten erschossen hat.

Bis vor einigen Jahren wurde jeder als Spinner abgetan, der behauptet hat, der amerikanische Geheimdienst überwache uns alle. Dann kam Edward Snowden.

Hat sich durch die Flüchtlingskrise die Verbreitung von Verschwörungstheorien erhöht?

Wie gut lassen sich Verschwörungstheorien zu Geld ma­ chen?

Die Theorie der »Umvolkung« ist momentan die am weitesten verbreitete im deutschsprachigen Raum. Sie geht davon aus, dass Europa gezielt islamisiert werden soll - von wem, ist meist nicht ganz klar, aber letztlich geht darin alles andere auf: Der 11. September wurde verursacht, um den Nahen Osten zu destabilisieren und 15 Jahre später die Flüchtlinge in Bewegung zu setzen. Die können sich in Europa frei bewegen, weil wir das Schengener Abkommen haben. Also ist auch der europäische Einigungsprozess ein Teil des Komplotts. Alles ist verbunden, alles wurde geplant, und nichts ist, wie es scheint.

Unfassbar gut. Man muss immer unterscheiden zwischen denjenigen, die sie verbreiten, weil sie wirklich daran glauben oder weil sie politische Interessen verfolgen. Und es gibt diejenigen, die ökonomische Interessen verfolgen. Es gibt inzwischen sehr viele Youtube-Kanäle, die schon wenige Stunden nach einem Attentat ihre Videos hochladen und damit Klicks generieren.

Das Label »Verschwörungstheoretiker« kann aber auch eine Methode sein, um missliebige Kritiker zu verun­ glimpfen. Wo ziehen Sie da die Grenze? Man muss sich genau anschauen, wie die entsprechenden Personen argumentieren. Geht es um berechtigte Kritik? Um offene Fragen? Oder gehen die Leute davon aus, dass alles irgendwie miteinander verbunden ist und nichts ist, wie es scheint.

Ja, klar, aber war das an sich schon eine Verschwörungstheorie? Der amerikanische Geheimdienst macht das, um seine ureigenen Ziele zu erfüllen, die auch durchaus bekannt sind. Bei den klassischen Verschwörungstheorien ist es wirklich schwer eine zu finden, die sich am Ende als wahr herausgestellt hat.

Existieren auch Verschwörungstheorien über Sie selbst? Ja, natürlich, ich bin immer Teil der Verschwörung. Die Leute, die mich kritisieren, werfen mir entweder vor, dass ich naiv und doof bin. Oder dass ich Teil einer gezielten Kampagne bin, um Machenschaften der »Neuen Weltordnung« zu verschleiern. Ich bekomme E-Mails, in denen ich als Satanist beschimpft werde, als Expertenhure oder intellektuelle Prostituierte.

Sie sind also gar kein Reptiloid? Doch (lacht). Deshalb sind mir die Beschimpfungen ja auch egal. Das Interview führte Steve Przybilla

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Foto: ZUMA Press/picture alliance

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90 JAHRE E-GITARRE Sie ist das Symbol des Rock’n’Roll schlechthin. Ohne die elektrische Gitarre wäre die gesamte populäre Musik nicht denkbar. Vor 90 Jahren brachte der deutschstämmige Amerikaner Henry Kay »Hank« Kuhrmeyer die erste E-Gitarre auf den Markt. Kaum ein Musikinstrument hat die Welt so nachhaltig verändert wie die elektrische Gitarre. Ihr Klang hatte die Wucht einer Kulturrevolution. Kaum zu glauben, dass bereits zu Urgroßvaters Zeiten akustische Gitarren erstmals mit elektrischer Verstärkung gespielt wurden. Neun Jahrzehnte später umgibt die E-Gitarre noch immer eine mystische Aura. Mitte des 19. Jahrhunderts suchten Instrumentenbauer nach Möglichkeiten, der zarten und leisen Akustikgitarre lautere und vielseitigere Klänge zu entlocken. 1840 gestaltete Christian Friedrich Martin (1796-1873) den hölzernen Korpus so um, dass man ihn mit Metallsaiten bespielen konnte. Dadurch er-

reichten die Instrumente des in die USA ausgewanderten Gitarrenbauers aus Markneukirchen im Erzgebirge eine viel höhere Lautstärke. Eine noch geräuschvollere Akustikgitarre – mit gewölbter Decke und nach hinten gewinkeltem Hals – konstruierte der Amerikaner Orville Gibson (1856-1918) im Jahr 1902. Er orientierte sich dabei an den Geigen von Stradivari. 1928 brachte Henry Kay »Hank« Kuhrmeyer (1894-1956) mit seiner in Chicago ansässigen Stromberg-Voisinet Company schließlich die »Stromberg Electro«-Flat-Top-Gitarre auf den Markt. Es war die erste kommerzielle elektrische Gitarre überhaupt. Trotz ihres bahnbrechenden Status‘ war die Stromberg


Mit dieser Fender Stratocaster Gitarre spielte der legendäre Jimi Hendrix 1967 auf dem Monterey

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Pop Festival.

nicht das, was man sich heute unter einer E-Gitarre vorstellt, weil sie z.B. noch keine elektromagnetischen Pickups hatte. Sie nahm die Schwingungen vom Korpus ab und nicht von den Saiten. Das funktionierte über eine Metallstange (Transducer), die den Resonanzboden mit Magneten verband, die im Instrument selbst angebracht waren. Nichtsdestotrotz waren insbesondere Chicagos Hillbilly-Radio-Performer begeistert von der Stromberg und von Kuhrmeyers Verstärkern. Hank Kuhrmeyer ließ jedoch nur wenige Exemplare anfertigen, und mit Beginn der großen Depression verschwand seine Erfindung wieder vom Markt. Erste Versuche mit elektromagnetischen Tonabnehmern präsentierte Orville Gibsons leitender Ingenieur Lloyd Loar (1886-1943) bereits im Jahr 1923. Ein von ihm entwickelter Sensor, der die Deckenschwingungen eines Saitenin­strumentes mit Massivholzkorpus aufnehmen und in ein elektrisches Signal transformieren konnte, ließ sich am Markt nicht durchsetzen. Erst 1933 brachte Loars mit der Firma Vivi-Tone solche Ton­abnehmer serienmäßig auf den Markt. Auch der Texaner George D. Beauchamp (1899-1941) war besessen von der Vorstellung einer elektrisch verstärk­ten Gitarre. Da der passiven Vergrößerung des Klangvolumens natürliche Grenzen gesetzt sind, kam er 1924 schließlich auf die Idee, die Schwingungen der Saiten seiner Steel-Gitarre direkt am Entstehungsort abzugreifen. Dazu befestigte er den

elektromagnetischen Tonabnehmer eines Plattenspielers an seinem Instrument. Um seine Innovation zu vermarkten, brauchte der Nachwuchstüftler jedoch kompetente Unterstützung. Fortan feilte er gemeinsam mit dem Schweizer Emigranten Adolph Rickenbacker (1887-1976) an einem Serienmodell. Der urige Holzklotz fing sich aufgrund seines kleinen kreisrunden Korpus‘ und den sechs Stahlsaiten den Namen »Bratpfanne« (engl.: Frying Pan) ein. 1931 entwickelte das Duo einen Tonabnehmer, der sich die Saitenschwingung von Stahlsaiten direkt zunutze machte. Damit war die erste serienmäßige elektrische Lap-Steel-Gitarre erfunden. Nach dem Vorbild der Rickenbacker Electro A-22 funktionieren auch heute noch fast alle Stromgitarren. Da Adolph Rickenbacker gute Beziehungen zur US-Unterhaltungsindustrie hatte, erklang seine »Volksgitarre« alsbald auf zahlreichen Hits von Bing Crosby (1903-1977) bis Sol Hoopii (1902-1953), dem wohl populärsten Hawaiianischen Steel-Gitarristen aller Zeiten. Nicht nur deshalb sah die Konkurrenzfirma Gibson sich gezwungen, mit einem eigenen, konventionell geformten Modell nachzuziehen. Der farbige Musiker Charlie Christian (1916-1942) wurde in der zweiten Hälfte der 1930er zum ersten Star eines völlig neuen Instruments, das mit seiner verjüngten Taille den Kurven des akustischen Vorgängers markante Konturen verlieh. Dank des elektrisch verstärkten Klangs seiner Gibson ES-150 war der junge Schwarze aus dem Orchester des weißen Bandleaders Benny Goodman (1909-1986) fortan in der Lage, auf dem altgedienten Rhythmusbrett endlich auch Soli zu spielen. Er sollte nicht der einzige Innovator bleiben. Parallel entwickelte der Blues-Musiker T-Bone Walker (1910-1975) aus Texas mit einer von Leo Fender (1909-1991) konstruierten E-Gitarre gänzlich neue Ausdrucksformen. Fender, ein ehemaliger Rundfunktechniker aus Südkalifornien, begann nach dem Krieg, E-Gitarren mit einem massiven Korpus in Serie herzustellen. Die Fender Telecaster verursachte keine Rückkopplungen mehr und war enorm widerstandsfähig. Leo Fender hatte sein »Baby« so weit vereinfacht, dass es praktisch von jedem Hobbymusiker mit einem Schraubenzieher und einem Lötkolben in alle Einzelteile zerlegt und wieder zusammengeschraubt werden konnte. Die Idee, den hohlen Korpus durch einen massiven zu ersetzen, ging ursprünglich von Les Paul


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Das Modell war von Anfang an auf Qualität ausgerichtet: Ein edler Korpus aus Schichten von Ahorn und Mahagoni, ausgeliefert in goldfarbener Lackierung. Fender reagierte prompt und präsentierte 1954 mit der Stratocaster eines der erfolgreichsten Modelle überhaupt. Hier endet praktisch die Entwicklungsgeschichte der E-Gitarre. Gleichzeitig war ihr Siegeszug als Herz einer kulturellen Revolution nicht mehr aufzuhalten. Die Medien schlugen Kapital aus dem Image des rebellischen Rock’n’Rollers mit angeklatschtem Haar, Lederjacke, Motorrad – und E-Gitarre. In ihren frühen Tagen spielten die Beatles gleich diverse Rickenbacker-Modelle. Allein John Lennon (1940-1980) besaß vier davon. Jimi Hendrix (1942-1970) war Mitte der 60er der erste, der seine Fender StraDie E-Gitarre war tocaster so spielte, als stünde er selbst unter das Herz einer kultuStrom. Les Paul hat sie rellen Revolution. alle überlebt. Das 2009 im biblischen Alter von 94 gestorbene Multitalent war nicht nur ein technischer Innovator, er war auch musikalischer Begleiter von Frank Sinatra (1915-1998), Django Reinhardt (1910-1953) und Bing Crosby (1903-1977). Heute gilt Les Paul als einer der frühen Virtuosen auf der E-Gitarre. »Seine« Gibson Les Paul wird seit über einem halben Jahrhundert ununterbrochen von Legionen von Musik-Legenden gespielt. Doch die Traditionsmarken wie Gibson, Fender, Gretsch und Rickenbacker reproduzieren sich heute eigentlich nur noch selbst. Seit der legendären Fender Stratocaster, dem neuen Symbol der aufstrebenden Jugend, hat sich auf dem Sektor der elektrischen Gitarre nichts Revolutionäres mehr ereignet. Die meisten Modelle sind Bob Dylan spielte bei seinem legendären Auftritt 1965 auf in technischer Hinsicht lediglich Variationen des dem Newport Folk Festival eine Fender Stratocaster. Hier immer gleichen Themas. Ausnahme: Ende der 70er eine Aufnahme von 2002, ebenfalls in Newport. präsentierte der US-Amerikaner Floyd Rose (geb. ca. 1945) ein bahnbrechendes Vibratosystem. Sein (1915-2009) aus. Der Wahl-New Yorker gehörte Ende der »Locking Tremolo« war eine Weiterentwicklung des 1940er Jahre zu den populärsten Gitarristen der USA. Er hatte Vintagetyps der Stratocaster. Mit einem Tremolo die Erfahrung gemacht, dass die E-Gitarre eigentlich gar kei- lässt sich die Tonhöhe stufenlos manipulieren; zunen Hohlkörper brauchte. Der sorgte ohnehin nur für störende dem ist ein Vibratoeffekt möglich. Inzwischen gibt Rückkopplungen. Paul stellte sein Know-how schließlich Gib- es sogar selbststimmende Gitarren mit kleinen Elekson zur Verfügung und so kam 1952 das berühmte Les-Paul- tromotoren in den Mechaniken. Aber so viel Elektro will dann doch k(aum)einer Modell auf den Markt. (Auf dem Foto auf S. 13 sehen wir Les Paul im Mai 2005 beim Sound Check mit einer Gibson Les Paul haben. E-Gitarre im Iridium Jazz Club in New York City.) Olaf Neumann

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MINENSUCHER


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Die gemeinnützige NGO (Nichtregierungsorganisation) Apopo erforscht, entwickelt und verbreitet Methoden für den Einsatz von Spürratten für humanitäre Zwecke.

Nach Jahrzehnten des Konflikts sind die Straßen und Felder von Kambodscha nach wie vor mit Landminen übersät. Jetzt werden speziell trainierte afrikanische Ratten eingesetzt, um die Landminen zu erschnüffeln, damit sie sicher gesprengt werden können. Sie sind die ungewöhnlichsten Helden Kambodschas: arbeiten für Nüsse und Bananen. Durch sie soll Kambodscha wieder zu einem sichereren Land werden. Riesenhamsterratten, TNT-schnüffelnde Nager, die dabei helfen, Landminen in dem südost-asiatischen Land unschädlich zu machen. Jahrzehnte des Bürgerkriegs und internationalen Konflikts haben Kambodscha ein Erbe hinterlassen. Ein Erbe, das das Land konstant an seine blutige Vergangenheit erinnert. 26 Millionen Bomben fielen während des Kriegs im benachbarten Vietnam auf das Land. Kambodscha hat den weltweit höchsten Pro-Kopf-Anteil an Menschen, denen Gliedmaßen durch Minen amputiert wurden. Millionen aktiver Streubomben und Landminen wurden bislang nicht

gefunden. Dies sollen die afrikanischen Ratten nun ändern. Die haarigen Minen-Detektoren stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, Kambodscha von den explosiven Überbleibseln des Kriegs zu befreien, und das kontaminierte Land wieder an seine Einwohner zurückzugeben. »Sie sind ein wertvolles Werkzeug in dem gesamten Versuch, diese fürchterlichen Landminen unschädlich zu machen«, sagt die Australierin Miriam Deprez. Als Teil ihres Abschlusses in Fotografie an der Griffith University reiste sie nach Kambodscha und begleitete die Riesenhamsterratten beim Aufspüren der Minen und hielt die Eindrücke in einer Fotogeschichte fest. »Das Team, mit dem wir gearbeitet haben, hatte 14 Ratten und die gleiche Anzahl an Betreuern. Diese kennen die Ratten also sehr genau und haben eine enge Beziehung zu den Tieren«, erklärt Deprez. Mit einem unerschütterlichen Geruchssinn und einem Körpergewicht, das zu gering ist, um die


Die ausgebildeten Riesenhamsterratten haben eine besondere Bindung zu ihren Trainern: Pro Ratte ist ein Betreuer im Einsatz.

Landminen auszulösen, wurden die Ratten darauf trainiert, das TNT in den Minen zu erschnüffeln. »Sie sind viel effektiver als Metalldetektoren«, so Deprez. Ein Gebiet, für das ein Mensch mit einem Metalldetektor normalerweise vier Tage braucht, um es abzuklären, schaffen die »Heldenratten« – wie sie liebevoll genannt werden – in 20 Minuten. Der Grund: Die Ratten werden im Gegensatz zur Maschine nicht von Metall-Splittern im Boden abgelenkt. Darüber hinaus können sie sogar Sprengstoffe auf Plastikbasis aufspüren. Im Dienst tragen die Nager ein Mini-Geschirr und sind an ein Maßband und eine Leine angebunden. Erschnüffelt eine Ratte Sprengstoff, signalisiert sie ihren Fund dem Betreuer, indem sie mit ihrer Pfote den Boden aufkratzt. Dann kommt der Kampfmittelräumdienst zum Einsatz und die Mine wird unschädlich gemacht. Die Ratten durchlaufen ein neunmonatiges Training und werden sehr gut betreut. Sie arbeiten nur wenige Stunden am Tag und auch nur zu den kühleren Tageszeiten. Denn: Die Nager sind nachtaktiv und dementsprechend wenig angetan von hohen Temperaturen, wie sie um die Mittags- oder Nach-

mittagszeit herrschen. »Sie arbeiten größtenteils vormittags und ihre Betreuer reiben die Ohren der Ratten mit Sonnencreme ein, damit sie nicht verbrennen. Sobald ihre Arbeit getan ist, schlafen sie für den Rest des Tages«, sagt Deprez. Eingesetzt werden die Ratten im Srey Nouy Bezirk von Siem Reap, wo das Land entlang von Straßen und Ackerflächen seit Generationen nicht sicher genutzt werden kann. Die Bedrohung dieser Überbleibsel verhindert kontinuierlich die wirtschaftliche und Kambodscha hat soziale Entwicklung in der Gegend. den weltweit Das Programm wurde bereits erfolghöchsten Pro-Kopfreich in Afrika eingesetzt, wo die Apopo seit über 20 Jahren Ratten trainiert, um Anteil an Menschen, sowohl TNT als auch Tuberkulose in denen Gliedmaßen menschlichem Speichel zu erkennen. durch Minen ampuUnd die Artgenossen des in Kambodtiert wurden. scha eingesetzten Rattentrupps können bereits auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken: »Die Ratten haben Mosambik geholfen, [in 2015] komplett landminenfrei zu werden«, erklärt Deprez. Eine Erfolgsgeschichte, die so auch Kambodscha zu wünschen ist. Mit freundl. Genehmigung von Big Issue Australia/INSP.ngo Text: Amy Hetherington/Fotos: Miriam Deprez


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Foto: Bernhard Becker

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NATÜRLICH GESUND Natur statt Medikamente: klingt verlockend. Das finden auch zahlreiche Niedersachsen, die an einem Pilotprojekt zur Stressbewältigung im Alltag teilnehmen. Es soll die wissenschaftliche These erhärten, dass mit Hilfe von Natur aktive Stressprophylaxe im betrieblichen und privaten Umfeld gelingen kann. Viele Frauen und vergleichsweise wenige Männer treffen sich in Oldenburg zum Infoabend des Pilotprojekts »Prüfung der Wirksamkeit einer achtsamkeitsbasierten Naturerlebnisinter­ vention in der beruflichen Stress-Prävention«. Silvia Braumandl von »Grenzenlos Naturseminare« erläutert das Konzept des Projekts. Alle Besucher des Infoabends haben großes Inte­r­ esse daran, ihre Beschwerden mit Hilfe der Natur loszuwerden – anstatt Pillen zu schlucken. Gemeinsam haben sie, dass sie alle mindestens zwei Jahre berufstätig sind, unter Stress leiden,

noch nicht medikamentös behandelt werden und weder Alkohol noch andere Drogen konsumieren. Genau das sind nämlich die Voraussetzungen, um an der Pilotstudie teilnehmen zu können. Dr. Helge Müller, der bis 2017 an der Universität Oldenburg gelehrt hat und inzwischen an die Universitätsklinik Bonn gewechselt ist, wo er den Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie innehat, ist Initiator des Projekts. Mit ins Boot holte er sich Silvia Braumandl. »Immer mehr Menschen fühlen sich


Foto: K. Zempel-Bley

Foto: Orhidea Briegl

durch Familie, Beruf und Freizeit überfordert und gestresst und werden im schlimmsten Fall krank«, erklärt der Mediziner. »Deshalb sollten wir dieser Entwicklung mehr Bedeutung beimessen«, findet Müller und weist darauf hin, dass es in Deutschland diesbezüglich keine optimale Versorgungslage gebe. Allerdings sei dieser Stress nicht automatisch mit einer Depression gleichzusetzen. Die könne sich einstellen, wenn sich nichts an der Situation ändere: die Symptome sich verstärken und die Betroffenen über ein paar Wochen unter schlechter Stimmung leiden, antriebs- und freudlos sind, schlecht oder kaum schlafen. Laut der Stiftung Deutsche Depressions»Die Natur liegt vor hilfe erkranken jährder Haustür, ist für lich in Deutschland 5,3 Millionen Menschen an alle zugänglich und einer behandlungsbekostet nichts.« dürftigen Depression. Silvia Braumandl Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollen die Betroffenen raus in die Natur: und zwar nicht erst dann, wenn es bereits zu spät ist, sondern präventiv. An dem Pilotprojekt nehmen insgesamt 200 Probanden in Oldenburg und 200 in Passau teil. Alle 14 Tage treffen sie sich in Kleingruppen in der Natur mit Silvia Braumandl. Das kann ein See, ein Park, ein Wald oder ein Moor sein. Wichtig ist Natur pur, die mit allen Sinnen wahrgenommen werden kann. Denn schon Ludwig van Beethoven wusste: »Blick in die schöne Natur und beruhige dein Gemüt.« Vogelgezwitscher, schwingende Äste, Sonnenstrahlen, Wind, Regen, ein Gewässer, Baumrinde, Blätter, matschiger Boden oder einfach nur der Himmel. Es geht um das Schärfen der Sinne, die gezielte Wahrnehmung von Natur und das Erlernen von Techniken und Methoden zur Entspannung. Dazu wird mentales Training angeboten, um das immer wiederkehrende negative Gedankenkarussell nachhaltig verändern zu können. Sanfte Achtsamkeits- und Körperbewegungen sowie Atemtechnik ergänzen


Katrin Zempel-Bley

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Mensch natürliche Grenzen habe und diese akzeptieren müsse. Dr. Christian Figge, Direktor der Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie in der Karl-Jaspers-Klinik in Wehnen bei Oldenburg, führt die starke Zunahme an Depressionen auf fehlende stabilisierende Werte zurück und sieht die fortschreitende Individualisierung der Gesellschaft äußerst kritisch. »Menschen sind analog und nicht digital«, stellt er klar. Deshalb sollten sie ihre realen Netze und nicht digitale Netzwerke pflegen, außerdem ihr Smartphone öfter mal aus der Hand legen, um die wirkliche Welt besser wahrnehmen zu können. Ein eigener Lebensrhythmus sowie Bewegung und Kreativität mit allen Sinnen statt Entfremdung – nicht zuletzt durch zu viel Konsum – würden maßgeblich zur Stabilität eines Menschen beitragen, davon ist der Experte überzeugt. Am Ende des Infoabends melden sich fast alle für das Pilotprojekt an. Einige Zeit später – nach Start des Projekts – sind die ersten Rückmeldungen durchweg positiv. »Die Leute fahren sich herunter, nehmen Vogelstimmen wieder wahr, den Duft nach Wald, fühlen Wind und den matschigen Boden und blicken den Wolken bewusst nach«, berichtet Silvia Braumandl. Ein Zwischenstand. Aussagekräftige Ergebnisse wird es nach Ende des Pilotprojekts geben. Sollte sich herausstellen, dass Natur uns stabilisieren und ausgleichen kann, ließen sich in der Folge Handlungsempfehlungen für die vielen Be»Menschen sind analog troffenen entwickeln. und nicht digital.« Au­ßerdem könnten Dr. Christian Figge Fach­kräfte ausgebildet werden, um gemeinsam – auch vom Betrieb aus – in die Natur zu gehen und den Stress zu bewältigen. »Eine tolle Perspektive«, findet Silvia Braumandl, denn »die Natur liegt vor der Haustür, ist für alle zugänglich und kostet nichts.« Foto: K. Zempel-Bley

das Programm. Am Ende sollen alle Probanden ein Gefühl für sich selbst entwickeln und ausgestattet sein mit Werkzeugen, die sie in ihrem Alltag einsetzen können, um Stress gar nicht erst aufkommen zu lassen oder schnell abbauen zu können. Die Teilnehmer werden zu Beginn, auf der Hälfte und zum Schluss des Projekts umfangreich anonym befragt. Helge Müller wertet die Ergebnisse anschließend aus und wird sie Ende des Jahres veröffentlichen. Dr. Bernhard Becker von der »comes Unternehmensberatung Oldenburg« koordiniert das Pilotprojekt und ist fest davon überzeugt, dass Naturseminare ein wirkungsvolles Instrument seien. Aus seiner täglichen Praxis weiß er: »Unternehmer müssen endlich hinsehen, was mit ihren Mitarbeitern los ist – vor allem auch angesichts der fortschreitenden Digitalisierung.« Längst nicht alle verkraften den digitalen Strukturwandel schadlos, in dem laut einer Umfrage des größten deutschen Marktforschungsinstituts »GfK« vor allem Manager großer Unternehmen überwiegend Chancen sehen und den sogenannten Fortschritt mitmachen, um wirtschaftlich nicht ins Hintertreffen zu geraten. Roboter, künstliche Intelligenz und vernetzte Maschinen halten unvermindert Einzug und werden ihre Spuren hinterlassen. Diese Entwicklung wird Millionen von Arbeitnehmern treffen, sagen Wissenschaftler. Geringqualifizierte ebenso wie Fachkräfte. Die Digitalisierung verändert den Arbeitsalltag grundlegend. Menschen werden zunehmend von Maschinen und Robotern ersetzt, die rund um die Uhr 365 Tage im Jahr emotionslos, gleichbleibend und ohne Krankheitsausfall arbeiten können. So lässt sich für Arbeitgeber eine Menge Geld sparen. Die für den Menschen verbleibenden Aufgaben werden anspruchsvoller sein. Nicht einig sind sich die Fachleute in der Frage, wie viele Arbeitsplätze wegfallen. Die Prognosen bis 2025 schwanken zwischen jedem zweiten und fünften Arbeitsplatz. Jetzt schon, so schätzen Experten, könnten vier von zehn beruflichen Tätigkeiten automatisiert werden. Jan Schoenmakers, auch bei der »comes Unternehmensberatung«, empfiehlt Unternehmen, ihre Mitarbeiter in diesen Prozess aktiv einzubeziehen, damit sie sich frühzeitig umstellen können. Er weist darauf hin, dass insbesondere einfache und sich wiederholende Tätigkeiten künftig von Maschinen übernommen werden würden. »Je individualisierter eine Arbeit ist, desto unentbehrlicher ist der Mensch«, macht er klar und fügt hinzu: »Wir haben immer solche Prozesse in unserer Geschichte erlebt und Wege gefunden.« Helge Müller weiß aus seinem medizinischen Alltag, wie sehr Menschen heutzutage unter der ständigen Erreichbarkeit leiden. Nach dem Feierabend abschalten: für viele Berufstätige schwer, für manche unmöglich. Auch Leistungsdruck beschert vielen einen hohen Stresspegel. »Wenn der nicht irgendwann durchbrochen wird, ist dauerhafter Negativstress sehr schädlich«, warnt der Mediziner und weist darauf hin, dass der

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AUS DER SZENE

Teilen tut Gut(es). Hannover. In Neapel ist es ein bekanntes Angebot, jetzt lernt es auch Linden kennen. Nicht für‘n Appel und‘n Ei, aber für‘n Kaffee und‘n Brötchen Gutes tun. Im Mai eröffnete »Die Teilbar« in den Lindener Backstuben »Henri«. Die Kirchenkreis­ sozialarbeit des Diakonischen Werkes Hannover und die Bäckerei Langrehr haben gemeinsam dieses neue soziale Projekt ins Leben gerufen. Man bestellt einen Kaffee oder ein Brötchen und bezahlt doppelt. Die zweite Portion geht an einen anderen Gast. Dafür wird ein Wertbon an die Teil-Bar geheftet, der von Kunden mit geringem Einkommen eingelöst werden kann. Die Teil-Bar befindet sich in den beiden »Henri«-Filialen in der Limmerstraße und am Lindener Marktplatz. UM

Draußen Hannover. Der Titel ist Programm. »Draußen« portraitiert vier Obdachlose, die sich ihren Stolz und ihre Würde erhalten haben. Matze, Elvis, Peter und Sergio werden als Persönlichkeiten vorgestellt, von denen man lernen kann. Um ihre Geschichten zu erfahren, konzentrierten sich die Filmemacherinnen auf die Dinge, die die Protagonisten bei sich tragen und baten sie, ihnen einen Blick in ihre Plastiktüten, Taschen und Einkaufswagen zu gewähren. Für die Dauer einer Nacht wurden die Schlafplätze der Obdachlosen – ausgehend von den vorhandenen Gegenständen und ihren Geschichten – verwandelt. So entstanden individuelle Kompositionen: Bühnenkulissen oder Vitrinen eines Museums. Die Hoffnung der Regisseurinnen: Aus Scham möge Stolz werden. Termine: 30. und 31. August, 2. und 3. September, jeweils um 18 Uhr im Koki Hannover. Zur Premiere am 30. August spricht Diakoniepastor und Asphalt-Mitherausgeber Rainer Müller-Brandes vor dem Filmstart eine kurze Einführung zur Situation der Wohnungslosen in der Landeshauptstadt. UM

Zwei Jahre 96plus – gemeinsam sind wir stark! Zwei Jahre 96plus, mehr als 170 großartige soziale Projekte und eine frisch zum zweijährigen Jubiläum renovierte Kids Arena in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) - das sind gute Gründe, stolz zu sein. „96plus ist eine Erfolgsstory, am Projekt in der MHH ist das schön zu erkennen“, sagte 96-Klubchef Martin Kind in der Kids Arena, die nicht nur „aufgehübscht“ wurde, sondern auch ein neues Trampolin im Außenbereich bekommen hat. „Die Kinder, die hier im Krankenhaus sind, haben es verdient, dass wir uns um sie kümmern“, sprach Kind. Philipp Beerbaum, der Direktor der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin an der MHH, bedankte sich im Namen der Kinder: „Soziales Engagement beglückt diejenigen, die dieses Glück empfangen, aber auch die, die es geben.“ Über alles, was 96plus auf die Beine stellt, können Sie sich jetzt auch auf einer eigenen Facebookseite (https://www.facebook.com/H96plus/) informieren. Reinklicken lohnt sich! Gemeinsam sind wir stark: Auf die nächsten 170 Projekte!


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Das muss mal gesagt werden … Was ist bloß mit Deutschland los? »Das muss mal gesagt werden« wurde »meine« Seite einst betitelt. Bisher hatte ich auch immer eine Idee, was ich gern sagen würde. Aber zurzeit weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Ärgere ich mich über die fußballspielenden Millionäre, die sich außerstande sehen, während der Weltmeisterschaft auch nur ein bisschen Leistung abzurufen? Ärgere ich mich über Seehofer, der glaubt, so wichtig zu sein, dass er die Regierung erpressen kann, der laut genug schreit, um auch die letzten AfD-Wähler für sich zu gewinnen? Oder ärgere ich mich über Söder, der in allen öffentlichen Häusern Kreuze anbringen lässt, aber von christlichen Werten so weit entfernt ist, wie die Sonne vom Mond? Es ist noch gar nicht lange her, da habe ich mich gefreut, in diesem Land zu leben. Ob es ein Kirchentag war, die Fußball-Weltmeisterschaft oder hier in Hannover die Expo. Überall herrschte Fröhlichkeit und Freundlichkeit. Wo ist die Herzlichkeit nur geblieben? Es kann doch nicht sein, dass schleichend so viel Gleichgültigkeit entstanden ist, so viel Hartherzigkeit. Wir sollten uns wirklich besinnen, wie glücklich wir sein können, weder Krieg noch Hunger erleben zu müssen. Es ist Sommer und die Sonne scheint. Verdammt noch mal; unsere Sorgen sind relativ klein gegenüber denen in vielen anderen Ländern dieser Erde.

Karin Powser Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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STAUNEN IN DER SCHULE Ein gar nicht schönes Leben war das damals auf der Straße. Asphalt-Verkäufer Günter berichtet Schülerinnen und Schülern von Scheitern, Schicksalsschlägen und vom Suff. Und vom Neustart. Ein ganz besonderer Unterricht. Günter war erst 14 Jahre alt, als er unter Tage schuften ging, irgendwo bei Gelsenkirchen. Das war der Anfang. Damals, vor rund 60 Jahren. Geblieben ist, dass sein Fußballerherz heute noch für Schalke schlägt. »Aber Hannover 96 ist auch ganz gut«, erzählt der langjährige Asphalt-Verkäufer immer wieder gern seinen jungen Zuhörern. Wortgewaltig. Geradeaus. Ohne

Schnörkel. Eine Geschichte von einem gescheiterten Leben. Seine eigene Geschichte. Der Asphalt-Verkäufer geht regelmäßig in Schulen. In Hannover, und bis weit in die Region. Da berichtet er von sich und von seiner Obdachlosigkeit. 20 Jahre war der Mann auf der Straße. Mit allem was man sich so vorstellt. Gebannt hören ihm


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die Schülerinnen und Schüler der Freien Evangelischen Schule in Hannover-Bothfeld, wo er diesmal zu Gast ist, zu. Authentizität macht Staunen. Das kennen Günter und sein Co-Moderator, Uli Oestmann vom Kreis der Asphalt-Ehrenamtlichen, schon. Als eingespieltes Team machen sie dort Unterricht. Eineinhalb Stunden lang gibt es Daten, Fakten und sehr persönliche Hintergründe zu Asphalt, zu Obdachlosen, zu Sucht und zur Einsamkeit auf der Straße und durch die Straße. Günter zum Beispiel hat darüber seine Familie verloren. Nicht biologisch, sie leben alle noch. Doch zu seinem Sohn hat er gar keinen Kontakt mehr, seit er ihn vor Jahrzehnten, als Kleinkind noch, das letzte Mal gesehen hat. Zu seiner Tochter hat er erst seit wenigen Monaten wieder einen Zugang, die Enkel erstmals zu Gesicht bekommen. »Das ist pure Freude aber auch nicht leicht und tut auch weh, ich weiß ja, was ich alles verbockt habe«, erzählt er in die gespannte Stille des Klassenzimmers hinein. Die kaputte Ehe, der Suff, die Straße …, Günter stehen dann die Tränen in den Augen, wenn er davon erzählt. Dafür schämt er sich nicht. So lebensnah und offen ist der Bericht, das berührt die rund 25 13-Jährigen der siebten Klasse von Frau Bartels-Krupp. Die Lehrerin hat Günter nicht das erste Mal eingeladen. Sie findet es wichtig, »dass die Schülerinnen und Schüler offene Augen bekommen für die Not anderer. Nicht nur in der »weiten« Welt, son»Wir wünschen uns, dern auch in ihrem direkten Umfeld«, dass unsere Schüler­ erläutert sie später ihre Motivation für die Einladung zum Schulbesuch. »Sie Innen offene Augen sollen den einzelnen Menschen vorurfür die Not anderer teilsfrei begegnen lernen, nicht einfach bekommen.« die Phrasen mancher Erwachsenen Frau Bartels-Krupp nachplappern, sondern diese hinterfragen lernen und zu echter Solidarität ermuntert werden.« Mit Günter funktioniert das. Weil er so selbstbewusst wie selbstkritisch ist, kaum einer Frage ausweicht, wie ihm Frau Bartels-Krupp am Ende der Stunde attestiert. Dankbar wird Günters Reden, wenn er vom Asphalt-Gründungsherausgeber, für Günter nur »der Pastor Lampe«, erzählen kann. Wie der ihn damals in Hannover auf der Straße angesprochen hat. Ihn zum Entzug überredet hat, ihm eine Wohnung organisiert hat. In Burgdorf, wo Günter heute noch wohnt. Dann gerät Günter ins Schwärmen. Berichtet von den vielen Helfern, die ihm Möbel, Lampen, Küchengeräte geschenkt hatten, damals beim Start in ein neues, in ein trockenes Leben als Asphalt-Verkäufer.

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Text und Fotos: Volker Macke

Bei Interesse an einem Besuch von Günter in den Schulen der Region Hannover und umliegenden Landkreisen wenden sich LehrerInnen bitte an Frau Birnstiel unter 0511 – 30 12 69-0.

Uli Oestmann (li.) und Asphalt-Verkäufer Günter (re.) sind beim Schulbesuch ein eingespieltes Team.


WER WAR EIGENTLICH …

(c) dpa – Report

… LISELOTTE MALKOWSKY? auf und schloss sich bald dem Der Start ins Leben, er war kein Orchester von Kurt Hohenberger leichter für Liselotte Malkowsan. ky. Das gilt sicher für viele MenIhr Plattenlabel Polydor verschen, die 1913, so kurz vor der suchte sie als deutsches Gegengroßen Katastrophe des Ersten stück zur Schwedin Zarah LeanWeltkrieges geboren wurden. der aufzubauen. Mit ihren roten Aber die Sängerin wuchs unter Locken und der dunklen Stimme ganz besonderen Umständen schien sie den Plattenmanagern auf. Das hannoversche Eheideal für eine solche Figur. paar Sebode adoptierte sie kurz Als der Versuch jedoch scheinach der Geburt. Doch als sie terte, wechselte Liselotte Malgerade erst zwei Jahre alt war, kowsky missmutig das Genre starben ihre Adoptiveltern bei und sang Schlager. Mit »Der einem Verkehrsunfall. Die kleine alte Seemann kann nachts nicht Lise­lotte zog dann von Hannoschlafen« hatte sie einen ersten ver nach Hamburg, wo sie von Erfolg, richtig in Fahrt kam ihre einer Pastorenfamilie großgezoKarriere 1954 mit dem Auftritt im gen wurde. Sie kam in die Stadt Film »Große Star-Parade«. »Das der Seemänner und das MaritiHerz von St. Pauli« führte 1956 me sollte ihr Glück bringen. dann zum Durchbruch. Statt zur In Hamburg angekommen, deutschen Leander wurde Lise­ sang Liselotte früh im Kinder­ lotte Malkowsky zur »singenden chor, später im Kirchenchor der Michaeliskirche. Als Teenagerin riss sie von Zuhause aus und Seemannsbraut«, und als solche auch in Skandinavien zum schloss sich einer Gesangsgruppe an, die auch durch die See- Star. Mit ihrem Manager und Lebensgefährten zog sie schließmannskneipen rund um den Hafen zog – es ist der erste wirkli- lich nach Dänemark. Neben der Bühne trat Liselotte Malkowsky in zahlreichen che Ausflug ins Maritime und Verruchte. Doch Liselottes Berufswahl fiel seriös aus: An der Bremer Filmen auf, darunter in einer Rolle als Sängerin in dem bekannKunstgewerbeschule begann sie eine Ausbildung zur Buchbin- ten Streifen »Auf der Reeperbahn nachts um halb eins«. derin. Bei einem Wochenendbesuch im Seebad Travemünde Liselotte Malkowsky erlebte eine durchaus tragische Karriere: Erfolg und Misserfolg wechselten sich ab. lernte sie dann den vermögenden CheImmer, wenn sie versuchte, von der Seemiker Peter Malkowsky kennen. Die beiTrotz ihrer Erfolge fahrerromantik wegzukommen, blieben den heirateten und die spätere Sängerin die Hits aus. führte in Heidelberg das Leben einer gut verarmte die Sängerin Anfang der sechziger Jahre zog sie situierten Ehefrau, zumindest bis zur balwieder nach Hannover zurück. Es folgten digen Trennung. Durch einen Zufall bekam Liselotte Malkowsky 1932 ein noch einige Aufnahmen, darunter »Sein Schiff, das heißt AmoEngagement im Münchener Simplicissimus und bald darauf re«. Trotz ihrer Erfolge verarmte die Sängerin in ihren letzten unter dem Künstlernamen Helga van Hoven einen Auftritt in Lebensjahren und wurde zudem schwer krank. An Weihnachten 1964 sang Liselotte Malkowsky im hannoder Revue »Frühlingsgefühle«. Während des Zweiten Weltkrieges wechselte sie zum Label Polydor, wo sie unter anderem den verschen Annastift noch für kranke Kinder. Nur drei Wochen Durchhalteschlager »Morgen ist ja alles wieder gut« sang. Kurz später musste sie selbst ins Krankenhaus, wo sie am 14. Februar vor Kriegsende wurde sie noch zur Arbeit in einer Glühbirnen- 1965 verstarb. Ein schlichter grauer Grabstein auf dem Stöckefabrik verpflichtet. Die Zeit nach dem Krieg verlebte Liselotte ner Friedhof verweist auf ihre letzte Ruhestätte. Malkowsky in guten Umständen, trat in amerikanischen Klubs Gerd Schild


Foto: U. Matthias

SPORT FÜR JEDERMANN

Mit Politikern auf Augenhöhe »Straße trifft Politik und Hannover 96«, lautet das Motto einer Aktion von Werkheim Hannover und dem Fanclub Rote Reihe. »Wir wollen Menschen zusammenbringen, die normalerweise nicht unbedingt viel miteinander in Kontakt kommen«, erläutert Michael Rabe vom Fanclub Rote Reihe das Ziel der Veranstaltung. Das Spiel gegeneinander im Wettkampf verbindet die unterschiedlichsten Menschen. Es fördert das Selbstbewusstsein, egal ob man gewinnt oder verliert. In diesem Fall treffen am 18. August ab 10.30 Uhr auf dem Gelände des VfR Döhren 06 Wohnungslose auf Politiker und Profifußballer von Hannover 96. Es wird aber nicht nur Fußball gespielt. Betroffene sollen vor allem Gelegenheit bekommen, gemeinsam mit Politikern und ehemaligen Profispielern auf Augenhöhe über den Wert des Sports für das eigene Leben zu diskutieren und Wertschätzung zu erfahren. Dazu stellt sich unter anderem die hannoversche Dezernentin für Soziales und Sport, Konstanze Beckedorf, den Fragen der Wohnungslosen. Weitere Gesprächspartner sind der ehemalige Profifußballer, »Fußball-Gott« und jetzige Sporttherapeut Carsten Linke, Andreas Sonnenberg von Werkheim e.V. und der Präsident von Rote Reihe e.V. Uwe Beyes. Die Paarungen der beiden Fußballspiele lauten: Wohnungslose gegen den Rat der Stadt und Wohnungslose gegen die Traditionsmannschaft von Hannover 96. Wie bereits beim Lionscup, besteht das Wohnungslosen-Team aus Asphaltern und Kickern von Werkheim. GB

Konstanze Beckedorf ist Sport- und Sozialdezernentin der Stadt Hannover

Frau Beckedorf, Sie sind am 18. August auch bei »Straße trifft Politik und Hannover 96. Was erwarten Sie sich von dieser Veranstaltung? Die Idee, die hinter dieser Veranstaltung steht, finde ich wirklich gut. Das Zusammenführen von Menschen unabhängig von ihrer sozialen Situation, ihrem kulturellen oder religiösen Hintergrund kann in dieser unkomplizierten und offenen Form nur der Sport leisten. Darin liegt aus meiner Sicht als Sportdezernentin auch seine herausragende gesellschaftliche Bedeutung, die ich mit meiner Arbeit stärken möchte. Darüber hinaus kann und wird das Turnier durch seine prominente Besetzung auch noch auf das Thema Wohnungslosigkeit und die damit verbundenen Schicksale aufmerksam machen. Ich erhoffe mir aus der Gesprächsrunde Impulse für unsere Arbeit als Stadtverwaltung.

Was tut die Stadt Hannover, um auch sozial schwachen Menschen oder Wohnungslosen die Teilhabe am öffentli­ chen Leben zu ermöglichen? Es ist ausdrückliches und erklärtes Ziel der Stadt Hannover, auch Menschen mit geringem Einkommen bzw. in prekären wirtschaftlichen Situationen Teilhabe am Sport zu ermöglichen. Nicht nur deshalb ist Hannover im Allgemeinen eine sehr bewegungsfreundlich geplante Stadt. Die Natur wird mehr und mehr als Sportraum gewonnen. Viele Wege innerhalb des Stadtgebiets sind sehr lauf- und fahrradfreundlich ausgebaut. Über den Hannover Aktivpass wird für Kinder und Jugendliche aus finanziell schwach gestellten Familien die Mitgliedschaft in Sportvereinen finanziell unterstützt.

Sind Sie selbst auch Fußball-Fan? Als Hannoveranerin fiebere ich selbstverständlich bei den Spielen von Hannover 96 mit. Generell freue ich mich aber über die Vielfalt des Sports und der Sportmöglichkeiten in unserer Stadt.

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Foto: Landeshauptstadt Hannover

RUND UM ASPHALT

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Foto: K. Powser

RUND UM ASPHALT

Foto: G. Biele

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war elf Jahre lang selbst bei Asphalt Verkäufer. » Ich Durch meinen Minijob schaffe ich es jetzt aber nicht mehr, Asphalt noch zu verkaufen. Aber ich komme trotzdem immer wieder gerne hier her.« Werner Buchna, ehemaliger Verkäufer-Sprecher

Tag der offenen Tür in der Hallerstraße mit beeindruckenden Gesprächen, deftigem Essen, interessanten Einblicken in die Arbeit der Asphalter und einem Heiratsantrag. Mit »Let me entertain you« gab die Band »Rock Saloon« pünktlich um 17.30 Uhr den Startschuss zum Tag der offenen Tür bei Asphalt. Bei strahlend blauem Himmel und Temperaturen von über 20 Grad führten Besucher, Gäste und Vertreter aus Politik interessante und angeregte Gespräche mit den Asphalt-Verkaufenden, den Ehrenamtlichen und den Mitarbeitern von Asphalt. Zur Stärkung gab es frisch gegrillte Bratwurst im Brötchen und Softgetränke – gesponsert von REWE. Freitag, der 13. – für viele eher einen Unglückstag. Nicht für den auf der Straße lebenden Jürgen. Er nutzte die Gunst der Stunde und machte seiner Freundin beim Tag der offenen Tür einen Heiratsantrag. Nachdem Sabine »Ja« gesagt hat, verriet uns die 61-Jährige: »Wir haben uns auf der Straße kennen gelernt. Naja, manchmal hat die Straße eben nicht nur Schlechtes sondern auch was Gutes.« Mit dem sozialen Stadtrundgang um 20.30 Uhr ging ein schöner, stimmungsvoller und auch romantischer »Tag der offenen Tür« zu Ende. GB


ckend, was rund um Asphalt passiert, mit wieviel Engagement den Obdachlosen Stabilisierung und Halt gegeben wird.« Andrea Hanke, Dezernentin Soziale In­frastruktur Region Hannover

Zeit, mich für soziale Einrichtungen zu engagieren und auch für Asphalt mehr zu tun.« Petra Becker, 62 Jahre

Die Fahrradwerkstatt ist ein wirklich tolles Projekt.« Thorsten Baumert, »Bündnis 90/Die Grünen« Stadtverband Hannover

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kenne die Zeitung schon seit viebin seit zwei Tagen im Ruhehabe hier heute eine Menge über » Ich » Ich » Ich len Jahren. Ich finde es sehr beeindrustand. Dadurch habe ich jetzt mehr das Asphalt-Magazin dazugelernt.

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Foto: G. Biele

Foto: G. Biele

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zweiten Bildungsweg in Berufsleben eingestiegen und wissen, wie schwer es ist, die sozialen Stufen emporzuklimmen. Daher ist es uns besonders wichtig, Menschen zu unterstützen, die es auch nicht so leicht haben.« Marco (Droesi) Drösemeyer, Bassist der Band »Rock Saloon«

Foto: K. Powser

» Einige von uns sind selbst auf dem


RUND UM ASPHALT

Casino-Nacht für Asphalt

Foto: V. Macke

Zweimal pro Jahr veranstaltet die Adolf Würth GmbH für ihre Handwerkskunden eine Hausmesse. Auf den dazugehörenden Sonderveranstaltungen sammeln die Mitarbeiter regelmäßig für einen guten Zweck. Unter dem Motto »Casino-Nacht« konnten die rund 350 Besucher in diesem Jahr an einem Roulette-Spiel teilnehmen. Die Start-Jetons dafür

Asphalt-Verkäufer müssen mobil sein. Für viele ist das Fahrrad das tägliche Fortbewegungsmittel. Doch von Hartz IV und Co sind Reparaturen und der Ersatz von Verschleißteilen kaum bezahlbar. Daher bietet Asphalter Guido (li.) seinen Kollegen in seiner Zweiradgarage auf dem Hinterhof von Asphalt Rat und Tat. Geschenkte Fahrräder möbelt er auf, kaputte macht er wieder fit. »Reifen zu ersetzen ist ne teure Suppe«´, sagt der gelernte Zweiradmechaniker. »Die sind daher bei uns immer Mangelware.« Der »Radgeber Linden«, Fachgeschäft für alles rund ums Fahrrad, hat sich der Sache deshalb angenommen. »Radgeber«-Mitarbeiter Henning Voigtländer und Ude Cieluch (v.re.) haben jetzt 30 minimal benutzte Reifen vorbeigebracht und Guido und Sozialarbeiter Christian Ahring übergeben. Stilecht mit dem Lastenrad. »Die Asphalt-Radwerkstatt ist ein tolles Selbsthilfeprojekt. Das unterstützen wir wirklich gern«, so Cieluch. Im Namen der Asphalt-Verkäufer: Herzlichen Dank. MAC

Foto: Adolf Würth GmbH & Co. KG

Reifen vom »Radgeber«

bekamen die Gäste kostenlos. Zusätzliche Chips, die die Würth GmbH einem Ehrenamtlichen des Asphalt-Magazins zur Verfügung stellte, konnten die Kunden durch individuelle Spenden erwerben. Den Spendenscheck mit einem Erlös von 365 Euro nahm Asphalt-Geschäftsführer Georg Rinke gern von Denise Weding von der Würth GmbH entgegen. Vielen Dank allen Spender und der Adolf Würth GmbH. GB

gesucht – gefunden Verkäufer Stefan: Ich suche ein günstiges Smartphone/5 Zoll oder größer. Außerdem suche ich ein günstiges gebrauchtes 10 Zoll Tablet mit Sim-Karteneinschub. Vielen Dank im Voraus! [V-Nr. 1456] Kontakt: 0152 – 16923555. Verkäufer Thomas: Wer hat günstig einen gebrauchten Roller 50 cm3 abzugeben? Danke! [V-Nr. 1909] Kontakt: 01525 – 5438452.

Verkäufer Reinhold: Suche Arbeit als Hausmeister oder in der Gartenpflege. Erfahrung vorhanden: Hecken- und Baumschnitt, Laubenrenovierung, Holzbau, Dach- und Malerarbeiten. [V-Nr. 137] Kontakt: 0175 – 8022223.


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Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Ein außergewöhnlicher Stadtrundgang – von ExpertInnen der Straße geführt!

Nächster Termin: 31. August 2018, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstr. 3, 30161 Hannover. Bitte anmelden unter: 0511 – 301269-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen vereinbaren bitte gesonderte Termine! Auf Nachfrage auch in englischer Sprache!

Asphalt verlost 10 x 2 Karten für den Zoo Hannover

Neue Artenschutz-Shows im Erlebnis-Zoo Zoo-Besucher können sich in dieser Saison auf neue Shows freuen. Und auf Elvira. »Wer ist eigentlich Elvira«, »Echt lecker!« und »Kaum zu glauben« heißen die neuen Shows rund um Elvira – die Schabe. Tierpfleger verraten, was die Tiere »echt lecker« finden und begeistern mit Fakten über die besonderen Fähigkeiten und Sinnesorgane. Sie erzählen, wie es in freier Wildbahn um die Tiere bestellt ist und erklären, was die Zoos dieser Welt tun, um die Tiere zu schützen. Auch in Yukon Bay gibt es eine neue Show: der Captain und die Hafenarbeiter gehen gemeinsam mit ihren tierischen Schützlingen zurück zum Urknall und folgen dem Verlauf der Evolution bis zum heutigen Tag. Witzig, charmant und herausfordernd wird die Entwicklung der Lebewesen und die Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen Mensch und Robbe erforscht. Mit Asphalt können Sie zwei Tagestickets für den Zoo Hannover gewinnen! Beantworten Sie uns einfach folgenden Frage: Was ist Elvira für ein Tier?

Foto: Guido

Asphalt geht bowlen Einen wundervollen Tag hatten unsere Asphalter im Juni in der Bowling World in der Osterstraße. Von den 24 Bowlingbahnen waren zwei allein für sie reserviert. Spaß, Sport aber vor allem die gesellschaftliche Teilhabe steht bei dieser Aktion im Vordergrund. Natürlich entwickeln die Asphalt-Verkaufenden auf der Bahn dann auch ein wenig Wettkampfgeist. Mit viel Schwung versuchen sie die Bowlingkugel in Richtung Pins zu rollen – möglichst viele sollen fallen. Zur Stärkung sponsert die Bowling World pro Person ein Softgetränk. Alle Beteiligten waren durchweg begeistert und freuen sich schon jetzt aufs nächste Mal. Vielen Dank an die Bowling World für diese Kooperation. GB

Foto: Zoo Hannover

An jedem letzten Freitag im Monat gibt es einen offenen Stadtrundgang, dem Sie sich anschließen können.

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Gewinnsp

Schicken Sie uns eine Postkarte, eine E-Mail oder ein Fax mit Ihrer Antwort und dem Stichwort »Zoo« bis zum 31. August 2018 an: Asphalt-Redaktion, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover, gewinne@asphalt-magazin.de, Fax 0511 – 30126915. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Die Lösung unseres letzten Zoo-Rätsel lautet: »weniger als 100«.

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»EINE GROSSE FAMILIE« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Wolfgang (68).

Hallo Wolfgang, seit zwei Jahren verkaufst du wieder Asphalt, nachdem du vorübergehend ein Lokal betrieben hast. Bist du noch traurig, dass du es nicht halten konn­ test? Schlimm war, dass es zweimal nicht geklappt hat.

Zweimal? Ich habe zwei Anläufe gemacht mit dem Gartenlokal »Zur Sonne«. Das ist das Vereinshaus der Gartenkolonie, in der ich auch einen Garten habe. Beim ersten Mal habe ich das mit meiner Gisela gemacht. Am 1.6.2011 haben wir aufgemacht und am 9.10.2012 aufgehört. Damals hatte sie ihren ersten Schlaganfall. Von da an konnte sie nicht mehr mitmachen. 2016 habe ich den zweiten Versuch mit meiner ehemaligen Asphalt-Kollegin Elke gewagt. Doch auch das hat nicht geklappt. Giselas Tochter, also meine Stieftochter, die damals schon gut zwei Jahre bei mir gewohnt hat, hat am 20.5. erfahren, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist. Von dem Tag an war ich jeden Tag im Krankenhaus, bis sie einen Monat später gestorben ist.

Mein herzliches Beileid. Danke … Jedenfalls wurde das damals alles zu viel. Und so ist es auch beim zweiten Anlauf nichts geworden. Vor zwei Jahren bin ich dann zurück zu Asphalt.

Ist sie deine Frau? Ja und nein. Ich habe ihr einen ganz großen Heiratsantrag gemacht. Mit Spielmannszug. In der Gartenkolonie beim Laubenfest. Wir hatten schon das Aufgebot bestellt, als sie erfahren hat, dass ihr Geld fehlen wird, sobald wir heiraten. Sie bekommt Witwenrente, aber nur so lange sie nicht wieder heiratet. Diese Rente kann ich leider nicht auffangen. Also haben wir das abgeblasen. Aber: Eine Feier fand trotzdem statt. Wir haben symbolisch geheiratet – am 11.11.11 in der Gartenkolonie.

Warst du vorher auch schon mal verheiratet? Fünfmal. Ich habe drei Kinder aus meiner ersten Ehe. Nach meiner dritten Scheidung wollte ich nicht mehr heiraten. Aber dann habe ich eine ganz besondere Frau kennengelernt und nachdem wir drei Jahre zusammen waren, habe ich gedacht: »Das ist die richtige Frau. Ich heirate doch noch mal!« Und das habe ich getan am 27.4.2000. Mein 50. Geburtstag. Und dann habe ich die Frau am 23.6.2000 beerdigt. Sie wollte nur einen Mittagsschlaf machen – und ist nicht wieder aufgewacht. Plötzlicher Herztod! Sie war 41, kerngesund. Das tut immer noch weh. Damals habe ich gedacht, mein Leben ist vorbei. Viermal habe ich versucht, mir das Leben zu nehmen. Beim vierten Versuch wurde ich für drei Monate in die Psychiatrie eingewiesen.

Das tut mir sehr leid. Ging es nach der Therapie bergauf? Du verkaufst seit 14 Jahren. Wie kam es damals dazu? Ich bin gelernter Tischler. Nach meinem Unfall konnte ich meinen Beruf aber nicht mehr ausüben. Also habe ich als Wachmann gearbeitet, aber meine Firma hat dann einen großen Auftrag verloren und ich wurde arbeitslos. So kam ich zu einer Putzfirma und habe als Vertretung gearbeitet: immer wieder Arbeit angemeldet, abgemeldet … Irgendwann habe ich mich mit einem großen Schild auf die Straße gesetzt, auf dem stand: »Ich will nicht betteln! Haben Sie eine Arbeit für mich, die ich nach meinen Verletzungen noch tun kann?«

Hat es was gebracht? Mich hat jemand angesprochen und mir empfohlen, zu Asphalt zu gehen. So kam ich hier her. Und das war auch gut so. Ich habe damals angefangen, zu viel zu trinken. Aus Frust. Hier und da mal ein Bier. Da wusste ich: Das ist der falsche Weg! Von dem Weg hat mich der Verkauf abgebracht. Von Anfang an bin ich hier gut aufgenommen worden. Asphalt ist eine große Familie! Alle haben sich auch so gefreut, dass ich wieder da bin. Das hat mich über diesen gescheiterten Jugendtraum vom eigenen Lokal hinweggetröstet. Gisela hat übrigens auch mal verkauft, aber das ist schon lange her.

Noch nicht so ganz. Am 10.3.2001 steige ich aus dem Bus und ein Motorradfahrer erwischt mich. Wirbelsäule gebrochen. Seit­ dem habe ich da fünf Schrauben. Als ich wach wurde und der Arzt mir erzählt hat, was passiert ist, habe ich gesagt: »Jetzt will ich weiterleben! Mein Engelchen wollte nicht, dass ich komme.«

Vier gescheiterte Ehen und eine Frau, die du beerdigen musstest. Vielleicht funktioniert es mit Gisela so gut, weil du ausnahmsweise mal nicht geheiratet hast … Kann sein. Wir sind glücklich. Ganz toll finde ich, dass Giselas große Familie mich so herzlich aufgenommen hat. Alle akzeptieren mich. Leider hatte Gisela nun schon den dritten Schlaganfall. Jetzt kann sie ihren Arm kaum noch bewegen. Auch ihre Beine machen nicht ganz das, was sie will. Deswegen habe ich ihr einen Rollstuhl besorgt, damit wir flexibel sind und auch mal weitere Strecken zurücklegen können.

Was wünschst du dir für deine Zukunft? Dass mir die Freunde, die ich bei und durch Asphalt gefunden habe, erhalten bleiben, denn ich bin allen, die ich in der Zeit und während meines Verkaufs getroffen habe, wirklich dankbar! Interview und Foto: Svea Kohl


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In Barsinghausen verkauft Wolfgang immer donnerstags und samstags auf dem Wochenmarkt, montags und dienstags vor Edeka, Freitagvormittag vor Aldi und Freitagnachmittag vor Rewe. Mittwochs ist Wolfgang immer in Letter auf dem Wochenmarkt und verkauft dort.


BUCHTIPPS 1968 war weiblich Am 13. September 1968 spricht Heike Sander als Vertreterin des Aktionsrates zur Befreiung der Frau auf dem SDS-Kongress in Frankfurt. Ihre Rede gegen die Haltung im SDS, die Unterdrückung der Frau sei als Nebenwiderspruch auch noch nach der Revolution zu bearbeiten, wird mit Ignoranz gestraft. Wütend wirft die SDS-Aktivistin Sigrid Rüger Tomaten Richtung Podium und trifft Cheftheoretiker Hans-Jürgen Krahl. Eine Schlüsselszene der sog. Studentenbewegung. Für die Londoner Historikerin Christina von Hodenberg ein Symbol für den marginalisierten Teil von »1968« – für sie eine weibliche Revolte, die sich, überlagert von den ikonischen Bildern männlicher Aktivisten, in der privaten Sphäre zutrug. Auf Grundlage eines bisher ungehobenen Quellenschatzes hat Christina von Hodenberg eine deutungsstarke Mikrogeschichte der Protestbewegung geschrieben, die an scheinbaren Gewissheiten rüttelt. Sie betont die Rolle der Provinz und widerspricht der Deutung von »1968« als Generationenkonflikt sowie als Aufbegehren gegen die Tätergeneration ihrer Eltern, das sie für eine »retrospektive Erfindung« hält. BP Christina von Hodenberg | Das andere Achtundsechzig. Gesellschaftsgeschichte einer Revolte | C.H. Beck | 24,95 Euro

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1968 heute

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Die Chiffre »1968« sei Erzählanlass, sagt der Soziologe Armin Nassehi. Seine Antwort auf die zuerst naiv wirkende Titelfrage lautet: Ja, es gab »1968«, als Ergebnis einer Öffnung von Gesellschaft, die notgedrungen »Inklusionsschübe« machte und soziale Teilhabe, Bildungschancen, Mitspracherechte einräumte. Möglich wurde diese implizit linke Evolution durch »die konsequenzfreie Rede von der explizit linken Revolution«. Zentrale Errungenschaft von »1968« sei das, was Nassehi Dauerreflexion nennt. Die »kommunikative Verflüssigung« (Habermas) in einer weniger autoritären Gesellschaft erlaubt Widersprüche und verlangt Begründungen. Die damit verbundene Dauermoralisierung, die Selbstzurechnung moralischer Überlegenheit, ist die zweite Errungenschaft, Pop als Versöhnung von Protest und Konsum die dritte. Das Paradox sei, so Nassehi, dass der Sieg von »1968« sein Ende sei. In der inklusiven Gesellschaft setzen alle Seiten auf Identitätspolitik. Statt um soziale Gerechtigkeit gehe es um Kulturalismen und identitäre Posen als Selbstbeschreibungen, so erscheine »die Signatur der gegenwärtigen Generationslage tatsächlich implizit rechts«. BP Armin Nassehi | Gab es 1968? – Eine Spurensuche | kursbuch.edi­ tion | 20 Euro


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KULTURTIPPS Für Kinder

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Foto: Mark-Eichenseher

Märchentheater Nach dem Tod des Müllers bekommen seine älteren Söhne die Mühle und den Hof. Hans, dem jüngsten Spross des Müllers, bleibt nichts – außer einem Kater. Doch dieser kleine Vierbeiner stellt sich schon bald als Glücksgriff heraus. Ausgestattet mit ein paar Stiefeln verhilft der sprechende und äußerst gerissene Kerl seinem neuen Herrn zu Schloss und Krone. Welche List der Kater dafür anwendet, zeigen Stefan Dehler und Christoph Huber von der freien Theaterformation »stille hunde« im August auf der großen Theaterbühne im Innenhof von Schloss Marienburg. Die beiden Göttinger präsentieren das berühmte Märchen »Der gestiefelte Kater« von den Gebrüdern Grimm mithilfe einer ganzen Reihe origineller Theatermittel. Sonntag, 26. August, 11 Uhr, Einlass ab 10.30 Uhr, Schloss Marienburg, Marienberg 1, Pattensen, Kartenvorverkauf im Schloss Shop und an der Tageskasse, Eintritt 6 Euro.

Ausflug

Johnny Hübner greift ein

Mit Professor Gauß auf den Deisterkamm

Gerade liegt Olga noch unter ihrer Bettdecke und liest mithilfe ihrer Taschenlampe ein Buch, da wird sie auch schon in den Schmöker hineingesogen. Plötzlich findet sie sich auf einem Piratenschiff wieder. Hier bekommt sie es mit dem fiesen Piratenkapitän Bert Braunbart zu tun. Ein klarer Fall für Geschichten-Retter Johnny Hübner. Doch ohne zusätzliche Hilfe kann auch Johnny die kleine Olga nicht retten. Deshalb ist er auf starke Unterstützung der Zuschauer angewiesen. Kann er gemeinsam mit den Nachwuchs-Geschichten-Rettern das Mädchen befreien? Montag, 6. August, bis Mittwoch, 8. August, jeweils 11 – 12.30 Uhr, Probenbühne Herrenhäuser Gärten, Alte Herrenhäuser Straße 1, Hannover, Kartenvorbestellung: 0511 – 816981, Eintritt 6 Euro, Kinder und Erzieher frei.

Sprudelnde Bäche, Sandsteinfelsen, herrliches Grün des Buchenwaldes und besondere Ausblicke gibt es auf einem Ausflug auf den Deisterkamm. Unter fachkundiger Führung durch den Kniggeschen Forst hinauf bis zum »Gauß-Stein Deister I« erfahren die Wanderlustigen Geschichten aus dem Leben des Mathematikers, Physikers und Geodäten Professor Carl-Friedrich Gauß. Zwei Darsteller zeigen auf unterhaltsame Weise, wie der königliche Landvermesser und sein Gefolge die Vermessung im Deister in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchführte. Außerdem bekommen die Teilnehmer während der rund zehn Kilometer langen Wanderung Einblicke in die Geografie und Geologie des Großen Deisters. Bei einem kleinen Picknick zwischendurch können neue Kräfte getankt werden. Sonntag, 12. August, 10.30 Uhr, Dauer: ca. 3 – 4 Stunden, (festes Schuhwerk anziehen), Treffpunkt: Auf dem Wanderparkplatz, Lindenallee 26, Wennigsen, OT Steinkrug, Anmeldung unter 05103 – 700567, Teilnahmegebühren 9 Euro.

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Musik

Unterhaltung

Keltisch-skandinavische Klänge

Comedy op Platt

Kerstin Blodig und Ian Melrose bilden gemeinsam das »Duo Kelpie«. Seit 1998 treten die beiden Sänger gemeinsam auf – anfangs noch unter dem Namen »The Celtic–Scandinavien Dream Team«. Nicht nur ihre begnadeten Stimmen und ihr Gitarrenspiel faszinieren die Zuhörer, auch durch den raffiniert arrangierten Einsatz typisch nordischer Musikinstrumente wie Bouzouki, Mandoline, Bodrhan, Low Whistle oder Seljefløyte wissen die Musiker ihr Publikum zu begeistern. Von leichtfüßig vorgetragenen Balladen über Trolle, Kelpies und andere Wassergeister bis hin zu pfiffig-fetzigen Melodien ist alles dabei. Freitag, 10. August, 20 Uhr, MOORiZ, Altes Dorf 1A, Wedemark, Eintritt 14,20 Euro, im MOORiZ 12 Euro.

Eigentlich ist der 53-Jährige ja Landwirt. Aber wahrscheinlich ist genau das der Grund, warum Bauer Wuttke alias Jens Wagner bestens weiß, wovon er spricht. Einst auf dem Bauernhof groß geworden, ist der Kultmoderator heute auf den großen norddeutschen Brettern, die die Welt bedeuten, zu Hause. Schon sein erster Auftritt 2008 mit dem Bühnenprogramm »Worüm ik noch een Fru afkren heff« war ein voller Erfolg. Jetzt will der Platt-Comedian mit seinem aktuellen Programm »Dat Leben twüschen Melktähn und Gebiss« wieder für jede Menge Spaß sorgen und die Lachmuskeln seines Publikums so richtig in Wallung bringen. Freitag, 17. August, 20 Uhr, Kulturzelt im Bürgerpark, Eingang Marienwerder­ allee 10, Seelze, Eintritt 10 Euro, im Vor­verkauf 8 Euro.

MarkusMusikWochen »Spurensuche« ist das Motto der diesjährigen MarkusMusikWochen in der Markuskirche. Hochkarätige Konzerte und thematische Gottesdienste mit spannenden Gastrednern sowie den Musikern der für den Abend geplanten Konzerte stehen auf dem Programm. Den Auftakt bilden »Die biblischen Lieder« opp.99 von Antonín Dvořák, gesungen von dem Solisten Dietmar Sander (Bariton) und begleitet von Johannes Nies am Klavier. Der ehemalige Kantor der Markuskirche, Werner Grießhammer, spielt auf der Orgel. An den darauffolgenden Sonntagen wird es Werke von Bach, Reger, Schubert und Alkan geben. Immer Sonntag: 19. August, 26. August und 2. September, jeweils 10.30 Uhr Predigt, 18 Uhr Konzert, Markuskirche, Oskar-Winter-Straße 7, Hannover, Eintritt frei.

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Muss man hören: Hertzliches Hannover Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr. ... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de

Foto: privat

das Wohnungslosen-Magazin.


Ausstellung

Foto: Polizei Berlin

Malerei und Fotoübermalungen

Der Tod des Benno Ohnesorg Was geschah am 2. Juni 1967? Es ist der Tag, an dem der Student Benno Ohnesorg im Verlauf der Demonstration gegen den Schahbesuch in Berlin erschossen wurde. Von einem Polizisten. Wie kam es aber überhaupt zu dem Schuss? In ihrem Dokumentarfilm zur 68er Revolte konzentrieren sich Klaus Gietinger und Margot Overath vor allem auf den unmittelbaren Tathergang. Bislang unbekannte Akten und Fotos sowie verschollen geglaubte Filmschnipsel werten die beiden Autoren dazu aus. Präzise rekonstruieren sie mithilfe von Augenzeugen die Ereignisse in der Berliner Krummen Straße und zeigen, was damals genau geschah. Donnerstag, 9. August, 20.30 Uhr, Kino im Sprengel, Klaus-Müller-Kilian-­Weg 2, Hannover, Eintritt frei.

In einem langwierigen Arbeitsprozess des Übereinanderschichtens von Acrylfarben wachsen Kerstin Henschels Malereien zu echten Kunstobjekten. Als Grundlage für ihre Arbeiten dienen private, in Schweden entstandene Fotografien. Einige der Bilder hat die Künstlerin nachträglich mit feinen, fast unsichtbaren Pinselstrichen nur teilweise übermalt, andere sind durch dicke, deutlich sichtbare Linien völlig bedeckt. Das Verhältnis von Farbauftrag zu Linien zu Flächen ist raffiniert ausbalanciert und weckt so Assoziationen an Erscheinungen des Lichts. Die fast surreal anmutenden Landschaftsbilder leben vom Wechselspiel zwischen Realität und Abstraktion, Täuschung und Imagination. Die Ausstellung mit den Landschaftsbildern der Künstlerin wird am Freitag, den 24. August, um 19 Uhr, von der stellvertretenden Regionspräsidentin Michaela Michalowitz eröffnet, der Kunsthistoriker Michael Stoeber übernimmt die Einführung. Samstag, 25. August, bis Mittwoch, 3. Oktober, jeweils mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr, Schloss Landestrost, Schlossstraße 1, Neustadt a. Rbge., Eintritt frei.

Straßenfest Hameln bebt »The Wishing Well« kommen aus Melbourne und verzaubern ihr Publikum mit einem unvergesslichen und tief bewegenden Gesang. Die üppigen und orchestralen Töne der Band wecken eine beeindruckende Bandbreite von Emotionen. In diesem Jahr eröffnet die Folk-Rock-Band aus Down Under am 24. August das Hamelner Pflasterfest. Auf zwei DJ-Areas und sechs Bühnen sorgen über 80 Bands für mehr als 110 Stunden Live-Musik. Drei Tage lang versetzen sie die Rattenfängerstadt in Ausnahmezustand. Ausgelassene Stimmung und handgemachte Musik stehen im Mittelpunkt. Freitag, 24. August, 17 Uhr, bis Sonntag, 26. August, 20 Uhr, Altstadt Hameln, Eintritt frei.

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Kino

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IHR ENGAGEMENT

Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Grit Biele, Svea Kohl, Ulrich Matthias Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser Gestaltung: Maren Tewes Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: O. Neumann, S. Przybilla, B. Pütter, G. Schild, W. Stelljes, K. Zempel-Bley Anzeigen: Heike Meyer Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter) Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 23. Juli 2018 Für unaufgefordert eingesandte Manus­ kripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Adressen werden nur intern verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Unsere vollständige Datenschutzerklärung finden Sie auf www.asphalt-magazin.de/impressum. Alternativ liegt diese zur Ansicht oder Mitnahme in unserer Geschäftsstelle aus. Gesellschafter:

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

Machen Sie mit! Die Runde der Ehrenamt­lichen trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-0. Das nächste Treffen ist am Dienstag, 28. August, um 17 Uhr.

Foto: hakase420/fotolia.com

Impressum

Verkäuferausweise Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei VerkäuferInnen mit gültigem Ausweis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Hellblau

In eigener Sache: Ihre Daten Liebe Leserinnen und Leser, bisher fanden Sie an dieser Stelle eine wunderbare Sammlung von Namen, von Menschen, die es gut mit Asphalt und den Asphaltern meinen. Menschen, die Asphalt in den Vormonaten mit Spenden in unterschiedlicher Höhe unterstützt haben. Teils seit vielen Jahren. Die Namensliste war unser Dankeschön an Sie. Und auch irgendwie ein fortlaufendes Dokument einer großen Asphalt-Familie. Gerne hätten wir das weiter so gemacht, denn Wertschätzung ist uns wichtig. Nun aber gibt es die neue europäische Datenschutzrichtline DSGVO. Sie setzt uns sehr enge Grenzen für die Verarbeitung personenbezogener Daten. Bei Verstößen drohen Strafen in Millionenhöhe. Eigentlich sollten die Bürger der EU vor Datenmissbrauch durch große Konzerne geschützt werden, die mit Kundendaten Handel treiben. Im Ergebnis aber gelten sie auch für uns. Wenn Sie uns Geld spenden, dann ist Ihr Name gemäß DSGVO für die Ausstellung einer Spendenquittung nötig und die Verarbeitung dafür erlaubt. Für ein öffentliches Dankeschön unsererseits aber dürfen wir den Namen ohne explizites Einverständnis nicht mehr veröffentlichen. Wir arbeiten da­ran, wie es weitergehen kann. Wichtig für Sie: So oder so haben wir Ihre Daten immer nur für den eigentlichen Zweck genutzt. Weiterverkauft niemals. Asphalt dankt ganz herzlich allen Spenderinnen und Spendern sowie allen Asphalt-Patinnen und -Paten! Volker Macke


Aus den nachfolgenden Silben sind 21 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Spruch aus Afrika ergeben: all – blu – de – dei – di – der – dung – ei – ein – en – ent – er – evi – ex – fuhr – gen – hän – inn – ill – ku – la – lan – lei – lein – lus – ma – me – mes – men – mu – nar – nen – ner – neu – on – orts – pe – ra – ra ra – sa – schei – se – se – sen – son – stadt – ta – tal – ten – ti – treu – trum – trum – zeit – zen

1. Beschluss, Urteil 2. Engadin 3. grammatisches Geschlecht 4. Stadt an der Regnitz 5. Wolken 6. nicht laut 7. Forschungsreise 8. Fernseh-Journalistin

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir drei Polyglott-Stadtführer »Lissabon zu Fuß entdecken«. 30 abwechslungsreiche Touren durch die portugiesische Hauptstadt geben überraschende Einblicke und stellen scheinbar Altbekanntes neu vor. Aktuelle Adressen zu Hotels, Restaurants, Shopping und Nightlife sowie wichtige Infos von A-Z runden den kleinen, handlichen Reiseführer ab. Viermal verlosen wir das spannende Reisetagebuch »Entlang den Gräben«. Navid Kermani ist im Auftrag des SPIEGEL von seiner Heimatstadt Köln durch den Osten Europas bis nach Isfahan, die Heimat seiner Eltern, gereist. Er hat die Trümmer zerstörter Kulturen und die Spuren alter wie neuer Verwüstungen gesehen. Vor allem hat er Menschen getroffen, die innerlich zerrissen sind. Außerdem verlosen wir dreimal das Hörbuch »Drachenreiter – Die Vulkanmission« für junge Fantasy-Fans ab 6 Jahren. FREEFAB, die Organisation zum Schutz aller Fabelwesen, hat eine neue Mission! Überall in der Welt verschwinden fantastische Geschöpfe scheinbar spurlos. Ein Kundschafterteam macht sich auf den Weg nach Island, wo es in den Tiefen eines brodelnden Vulkans eine schreckliche Entdeckung macht ... Die Lösung des Juli-Rätsels lautet: Das gelobte Land liegt immer jenseits der Berge. Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 301269-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 31. August 2018. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

9. Baldrian-Gewächs 10. Import 11. Bevollmächtigter 12. Teil eines Gartens 13. Innenstadt 14. zum Beispiel Leipzig oder Hannover 15. portugiesische Inselgruppe 16. Hauptfigur in einem Musical von A. L. Webber 17. Mädchenname 18. Mittel gegen Verstopfung 19. immer 20. Produkt eines Wasservogels 21. hoch wachsender Korbblütler

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SILBENRÄTSEL

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