2017 08 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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IN BEWEGUNG AUFTAKT

96-Manager Horst Heldt über Ziele und Verantwortung

ANSTOSS

Fußball verbindet und integriert weltweit

ABSEITS

Europa in der Krise: immer mehr Obdachlose


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Notizblock

6 Angespitzt 7

Europas heimliche Krise

Schuldenkrise, Eurokrise, Brexit: Was in Europa wirtschaftlich schiefläuft, beschäftigt die Öffentlichkeit. Eher unbeachtet wächst auf dem Kontinent eine soziale Krise.

10 Kinderehen in den USA

Die Verheiratung von Minderjährigen gilt als Menschenrechtsverletzung. Die Praxis ist nicht nur auf Entwicklungsländer beschränkt sondern auch in den USA ein Massenphänomen.

14 Integration durch Fußball

Sich ohne viele Worte verstehen, miteinander in Kontakt kommen und das Gefühl des Ankommens in der Fremde: Das erreichen afrikanische Flüchtlinge in Hongkong durch Fußball.

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Ambitionierte Ziele für 96

Hannover 96-Manager Horst Heldt über sportliche Ziele, soziale Verantwortung und den besonderen Charme des richtigen Augenblicks.

22 Aus der Szene 23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben

von Asphalt-Verkäufer Olaf

27 Rund um Asphalt 28 Zoo-Rätsel 29 Wer war eigentlich …? 30 Selbstversorger

Energie, Ernährung oder gar Währung: Es geht um Autarkie. Die Transition-TownBewegung umfasst ein vielfältiges Spektrum.

34 Buchtipps 35 August-Tipps

diesmal von Asphalt-Verkäufer Wolfgang

38 Impressum/Ihr Engagement

Titelillustration: Cigdem/Fotolia.com

39 Silbenrätsel

Das Asphalt-Prinzip

Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


der Kolumnist Axel Hacke schrieb neulich zu Recht, dass wir in Zeiten großer Unverschämtheiten lebten, uns davon jedoch nicht anstecken lassen dürften. Den schamlosen Provokateuren, Lügnern und Schummlern müsse man grundsätzlich durch zivilisiertes Verhalten widerstehen. Wer auf sudelnde Zeitgenossen gleichermaßen mit Pöbeleien reagiere, habe schon verloren, weil die Unverschämten auf dieser Ebene den anderen immer voraus seien. Aber, so Hacke: Zum zivilisierten Verhalten gehöre es auch, Provokateure, Lügner und Betrüger als solche offen zu benennen. Rohen Sozialpopulismus hat es immer gegeben, insbesondere in unruhigen Zeiten wachsender Konkurrenz und Kämpfe um gesellschaftliche Ressourcen und Teilhabe. Gegenwärtig jedoch nehmen Unverschämtheiten nicht nur im Alltag zu, sondern vor allem auch in der politischen Kultur und Öffentlichkeit. Donald Trump ist dabei nur die Spitze eines Eisbergs. So konnte sich jüngst die bis dahin unbekannte AfDPolitikerin Alice Weidel hinstellen und unter Applaus anderer Provokateure ihrer Partei das Ende der politischen Korrektheit ankündigen. Zweifellos war dies einer von vielen unverschämten Kampfrufen gegen eine demokratische und offene Gesellschaft; einer Gesellschaft, die sich insbesondere 2015 in Gestalt der »Willkommenskultur« gegenüber Flüchtlingen bewährt hatte. Während die Unverschämten bis heute versuchen, dies als »Notstandskultur« zu diffamieren, sind es vor allem die vielen zivilgesellschaftlichen Akteure, die daran festhalten, Flüchtlingshilfe und Migration als Normalität anzuerkennen und zu gestalten. Sie sind es, die damit beispielhaft in zivilisierter Weise die Bekämpfung und Einhegung der Unverschämten betreiben. Insofern verdienen sie unsere besondere Wertschätzung und Unterstützung, während die nach wie vor konzeptionslose Flüchtlingspolitik Europas die Pöbeleien der Unverschämten nur verstärkt. Dass Armut und Flüchtlinge nicht allein in Deutschland thematisiert werden, zeigen in der vorliegenden Ausgabe von Asphalt der Artikel über zunehmende Obdachlosigkeit in der Europäischen Union sowie die Geschichte über eine Fußballmannschaft afrikanischer Flüchtlinge und Migranten in Hongkong.

Ihr

Heiko Geiling · Asphalt-Mitherausgeber

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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Foto: V. Macke

NOTIZBLOCK

Erinnern und Mahnen Hannover. Mit Blumen, Kerzen, Musik und einer Mauer aus Namen haben Angehörige, Vertreter der Politik und Mitarbeiter von Hilfeeinrichtungen am hannoverschen Kröpcke der jüngsten Drogenopfer gedacht. 10 Menschen sind im vergangenen Jahr in Folge ihrer Sucht in Hannover gestorben. In Niedersachsen 65, im ersten Halbjahr 2017 bereits 33. In Hannover sechs Menschen im Alter von 21 bis 54 Jahre. Bundesweit starben im Laufe des Jahres 2016 insgesamt 1.333 Menschen, weil sie illegale Substanzen wie Heroin, Kokain oder Crack konsumiert hatten – das sind neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Anlässlich der öffentlichen Gedenkfeier Ende Juli forderte der Arbeitskreis »Sucht, Drogen und Aids Hannover«, ein Bündnis der Hilfeeinrichtungen JES Hannover, STEP und DROBS sowie der Beratungsstelle La Strada, unter anderem die Entkriminalisierung von Drogenkonsumierenden, den Ausbau der flächendeckenden Substitution samt heroingestützter Behandlung und die bedarfsgerechte Versorgung mit Drogenkonsumräumen wie etwa dem Fixpunkt in Hannover. Bürgermeisterin Regine Kramarek betonte, dass für Süchtige immer noch nicht das Recht auf freie Arztwahl verwirklicht sei. »Gerade im Ländlichen gebe es zu wenige Ärzte, »die die Behandlung und Substitution der Süchtigen übernehmen.« Eine Million Euro gibt Hannover jährlich für Beratung und Betreuung von Drogennutzern aus. MAC

Land will Hospize stärken Hannover. Niedersachsen tritt der »Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland« bei. Ziel der Charta ist es, dass jede und jeder Betroffene – unabhängig von der jeweiligen Erkrankung und Lebens­ s ituation sow ie vom Versorgungsort – qualitativ hochwertig behandelt und begleitet wird. Hospizarbeit und Palliativversorgung verdienten größte Hochachtung, sagte Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD). In Niedersachsen gibt es etwa 130 ambulante Hospizdienste und 26 stationäre Hospize mit rund 250 Plätzen. Etwa 15.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich in der Hospizarbeit. Im vergangenen Jahr hatte das Land den Verein Landesstützpunkt Hospizarbeit und Palliativ versorgung (LSHPN) auf den Weg gebracht. Der Verein fördert vor allem die Hospizarbeit und Palliativversorgung in Altenpf lege-Einrichtungen und von Menschen mit Behinderung. Im kommenden Jahr sollen Maßnahmen für Menschen mit Migrationshintergrund, Wohnungslose und Menschen im Maßregelvollzug folgen. MAC

Händler wollen Sonntage Hannover. Muss es für geöffnete Ge­­ schäfte am Sonntag konkrete Anlässe geben? Das Land findet schon und hat entsprechend das Ladenöffnungsgesetz gestaltet. »Unnötig«, findet die Industrieund Handelskammer (IHK) und hat nun mit einem entsprechenden Gutachten den Druck auf die Politik erhöht, auch anlasslos Sonntagsöffnungen zuzulassen. Es reiche als Begründung aus, dass in Zeiten des Internethandels über die Sonntagsöffnung die Innenstädte samt dortigem Einzelhandel gestärkt würden. Das sei im Sinne des Gemeinwohls. MAC


Hannover. Mehr naturnahe Wälder in Niedersachsen fordern die Umweltverbände BUND und Nabu. Zwar sei jüngst mit Zustimmung der Verbände ein sogenanntes Konsenspapier »Wälder in Niedersachsen« verabschiedet worden. Danach beabsichtigen Land, Umweltverbände und Forstwirtschaft, dass in Niedersachsen mehr naturnahe Wälder aufgebaut und ohne Kahlschläge nachhaltig bewirtschaftet werden sollen. Gleichzeitig mahnen die Verbände jedoch, dass nach wie vor Wälder aus der Luft großflächig mit Insektenvernichtungsmitteln besprüht werden und immer noch breite Schneisen zur Erschließung und zum Abtransport in die Wälder geschlagen würden. »Öffentliche Waldbesitzer wie Landesforsten, Kommunen und Stiftungen müssen hier mit gutem Beispiel vorangehen«, fordert BUND-Landesvorsitzender Heiner Baumgarten. In Niedersachsen gehören etwa ein Drittel der 1,2 Millionen Hektar Waldfläche Land und Bund. Die größten privaten Waldbesitzer sind die Familien von Bernstorff im Wendland und von der Schulenburg im Raum Wolfsburg und Gifhorn. MAC

Hannover. Internet ist Teilhabe. Gerade für Menschen ohne Geld für Café und Kultur. 400.000 zusätzliche Haushalte in Niedersachsen sollen in den kommenden Jahren schnelle Internetverbindungen erhalten, hat Niedersachsens Verbraucherschutzminister Christian Meyer (Grüne). Bis 2020 sollen alle in Niedersachsen einen Breitbandanschluss zur Verfügung haben. Seit 2015 fördert das Land den Internetausbau auch in abgelegenen Gebieten des Landes. 120 Millionen Euro Landes- und 270 Millionen Euro Bundesmittel zur Verfügung. Nach Angaben des Ministers liege Niedersachsen bei der Förderung damit bundesweit an zweiter Stelle. Die FDP kritisiert, dass nur die ländlichen Kommunen profitieren, die selbst Eigenmittel beisteuern. »Wenn wir gleichwertige Lebensverhältnisse auf dem Land wollen, dann muss auch dort gefördert werden, wo das Geld besonders knapp ist«, sagte FDP-Frak­ tionsvize Jörg Bode. MAC

Selbstkritik bei Niedersachsens Schülern:

37 %

aller befragten Jugendlichen einer Umfrage des Bildungswerks der Niedersächsischen Wirtschaft

fühlen sich »weniger gut« oder sogar »schlecht« auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Den Arbeit-

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gebervorwurf »mangelnder Ausbil­dungs­reife« halten sogar 46 % für gerecht­fertigt. 52 % sehen sich selbst zu schlecht in einer Zweit-Fremdsprache,

50 % glauben nicht an ihre eigenen EDV-Kenntnisse. Für gar »ungenügend« halten 43 % ihr wirtschaftliches Grundverständnis, 41 % ihr technisches Wissen. Hingegen halten sich 86, 87

und 88 % der Jugendlichen für jeweils teamfähig, pünktlich und selbständig. Jugendliche wünschen sich mehr Praktika (70 %) und mehr Projekt-

wochen (48 %) an Schulen.

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Hoya, Celle, Neustadt, Springe und Obernkirchen.

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Mehr Speed fürs Netz

ZAHLENSPIEGEL »JUGEND UND BERUF«

Mehr Natur im Wald

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ANGESPITZT

Endlich sind sie mal zu was nütze. Die Obdachlosen, die Hungerleider, les Misérabels. Zu Medikamententests – ohne Einwilligung! Das ist günstig, das geht fix, das ist komplikationslos. Grundrechte sind für solche Menschen ohnehin überbewertet – dachten sich vermutlich – na wer denn wohl? – die Schweizer. Genauer gesagt Novartis. Das Pharmaunternehmen (das mit dem Ritalin). Vor rund zehn Jahren, da war die Angst groß. Europaweit. H5N1 hieß damals die Bedrohung. Die Vogelgrippe drohte mit Tausenden Toten. Von Mensch zu Mensch. »Pandemie droht« stand in großen Lettern in den Titelzeilen. Ein Impfstoff musste her, vor allem schnell. Doch vor der Massenimmunisierung steht stets der Test. Auch am Menschen. Muss sein. Aber das kostet. Geld, Zeit, rechtliche Aufklärung und Absicherung. Da kann man doch schonmal auf den Gedanken kommen, an der

»POTENZIAL ALS PROBANDEN«

einen oder anderen Stelle bisher brachliegendes Einsparpotenzial zu sichern. Und das lag in Polen. In Polen hat’s viele Obdachlose, wusste man in der Schweiz. Und zack, wurden die Obdachlosen geimpft. Gegen normale Grippe. Saisonbedingt. Dachten die Obdachlosen. Erst später kam heraus, dass sie Versuchskaninchen waren. Kein Geld, keine Aufklärung. Nichts gab es für Herren – und Damen – der Straße. Hat man nicht für möglich gehalten so etwas. Mitten in Europa. Aufgedeckt, Anklage, Gericht. Die Chefs wussten von nichts. Einzig die Testpartner vor Ort waren schuld, heißt es jetzt. Klar, Chefs wissen offenbar nie von was. Hört man nicht auch schon von Crashtests? Mit Obdachlosen als Dummies. Ach, da geht’s jetzt aber mit uns durch … Volker Macke


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Foto: Picture-Alliance/Eventpress

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EUROPAS HEIMLICHE KRISE Obdachlosigkeit in Europa wird zu einem wachsenden Problem: In fast allen Ländern der EU verschlechtert sich die Lage auf den Wohnungsmärkten, fast überall steigt die Zahl der Menschen ohne Dach über dem Kopf. Die einzige Ausnahme zeigt, wie wichtig eine langfristige Strategie ist. Der Europäische Verband nationaler Organisationen der Wohnungslosenhilfe FEANTSA schlägt Alarm. Der neueste FEANTSA-Bericht stellt eine wachsende Zahl der Obdachlosen in fast allen EU-Ländern fest. »Relative Armut geht in Europa zwar zurück«, sagt FEANTSA-Direktor Freek Spinnewijn im Gespräch mit INSP, dem Internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen, »hingegen nimmt extreme Armut zu, insbesondere die Obdachlosigkeit. Und zwar sehr schnell«. Der Bericht, den FEANTSA im März zusammen mit der französischen Hilfsorganisation Fondation Abbé Pierre herausgegeben hat, trägt Zahlen und Fakten aus einer Vielzahl

von Studien aus ganz Europa zusammen und zeichnet ein besorgniserregendes Bild von der Ausgrenzung auf dem Wohnungsmarkt. Einige Beispiele: In Deutschland ist die Zahl der Obdachlosen in den letzten zwei Jahren um 35 Prozent gestiegen. In Österreich waren 2014 schon 28 Prozent mehr Menschen obdachlos gemeldet als sechs Jahre zuvor. Die britische Hauptstadt London verzeichnete von 2015 auf 2016 einen Anstieg der Obdachlosen von 7 Prozent, in Spanien stieg die Zahl in den letzten sieben Jahren um 5 Prozent, in Italien in den letzten sechs Jahren um 6 Prozent. In Dänemark ergab eine Volks-


Foto: Picture-Alliance/empics

Obdachlose in London. In der britischen Hauptstadt schlafen mehr als 8.000 Menschen auf der Straße.

zählung einen Anstieg der allgemeinen Obdachlosigkeit von 23 Prozent zwischen 2009 und 2015 sowie eine fast unglaublich hohe Zunahme der Zahl obdachloser Jugendlicher um 85 Prozent. »Wir wollen, dass die Europäische Union sich für die Rechte von Obdachlosen starkmacht«, erklärt FEANTSADirektor Spinnewijn. Obdachlosigkeit werde nicht als Verletzung der Grundrechte wa hrgenommen. Das müsse sich ändern, und Institutionen wie die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) hätten die Möglichkeit dazu.

EU-Verhältnisse Die irische EU-Parlamentarierin Marian Harkin, Mitglied des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten, teilt die Sorge: »In den letzten 15 Jahren sind die Hauspreise schneller gestiegen als die Einkommen. Die Haushalte sind überlastet«. Die ärmeren Haushalte in der EU geben 42,5 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für die Wohnkosten aus. Inzwischen sah sich das EU-Parlament veranlasst, die Mitgliedstaaten aufzurufen, das Recht auf angemessenes Wohnen zu gewährleisten.

Auch wenn das Thema in der EU auf dem Tisch ist, bleibt fraglich, was in Brüssel gegen prekäre Lebensverhältnisse auf den Straßen von Berlin, Paris oder Rom getan werden kann. Raquel Cortes Herrera ist stellvertretende Referatsleiterin der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der EU-Kommission. Sie warnt, die Kommission unter Präsident Jean Claude Juncker habe nicht die Macht, direkt Maßnahmen zu treffen, um die Zahl der Obdachlosen zu reduzieren. Sie verspricht jedoch, dass die Kommission ihren Einfluss geltend machen und die Mitgliedstaaten zum Handeln drängen werde. Man sei sich in der EU-Kommission bewusst, dass es sich um ein gesamteuropäisches Problem handle. Dieses Problem anzugehen liege zwar in der Verantwortung der einzelnen Mitgliedstaaten. »Aber die Kommission will den Mitgliedstaaten ein klares Zeichen setzen«, sagt Cortes Herrera. Brüssel werde »nicht tatenlos bleiben«. Die Botschaft: »Wir werden euch beobachten und sehen was ihr unternehmt, um dieses Pro­blem zu lösen«. Der Bericht bildet den Auftakt der FEANTSA-Kampagne »Be Fair, Europe – Stand Up for Homeless People«. Eines der Hauptziele ist, die EU dazu zu bringen, belastbare statistische Daten zu Obdachlosigkeit zu erheben. Im Moment beurteilt jede europäische Regierung Obdachlosigkeit anders. Obwohl der FEANTSA-Bericht die jeweils besten verfügbaren Daten zur Lage in den einzelnen Ländern aufnimmt, machen die Unterschiede in der Datenerfassung einen Vergleich fast unmöglich. Eurostat, das Statistische Amt der EU, erhebt beispielsweise nicht einmal Daten über Obdachlosigkeit. »Das ist ein Skandal«, sagt FEANTSA-Direktor Spinnewijn, »denn wenn die Obdachlosen nicht gezählt werden, existieren sie in der EU-Politik nicht«.

Sozialer Wohnungsbau hilft Während der FEANTSA-Bericht insgesamt ernüchternd ist, fällt ein Land aus der Reihe: Finnland reduzierte die Zahl der obdachlosen Alleinstehenden in den drei Jahren von 2013 bis 2016 um 10 Prozent. »Die Finnen haben enorm viel in den sozialen Wohnungsbau und in die Subventionierung der Betroffenen investiert«, sagt Ruth Owen, politische Koordinatorin bei FEANTSA. »Finnland ist sehr erfolgreich in der Bekämpfung von Langzeitobdachlosigkeit, weil es sich für den ›Housing First‹-Ansatz entschieden hat: Menschen werden zunächst so schnell wie möglich in Wohnungen untergebracht, und danach werden sie bei der Lösung ihrer weiteren Probleme unterstützt.« Janne Hukka, Redakteur beim finnischen Straßenmagazin »Iso Numero«, bestätigt diese Einschätzung. Auch er sieht klare Fortschritte, die zunehmende Einwanderung werde jedoch zur Herausforderung. »Bis vor Kurzem wurde das Problem der Obdachlosigkeit hauptsächlich im Rahmen des tradi-


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Quelle: FEANTSA

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8 9 Zunahme der Obdach­ losig­keit in der EU Dänemark: Luxemburg: Schweden: Frankreich: Deutschland: Belgien: Irland: England: Österreich: Litauen: Niederlande: Polen: Italien: Spanien:

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* obdachlose junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren

tionellen Sozialstaats gelöst«, sagt Hukka. Der habe besonders in Finnland eine sozial und ethnisch sehr homogene Klientel bedient. Die Personenfreizügigkeit und die Zuwanderung von Geflüchteten verändere die Situation aber. »Die aktuelle MitteRechts-Regierung verfolgt eine restriktive Einwanderungspolitik, und man muss abwarten, wie sich das auf die Situation der Obdachlosen auswirkt. NGOs und Menschenrechtsexperten in Finnland sind sich einig, dass diese Politik einen rasanten Anstieg der Zahl von undokumentierten Migranten zur Folge haben und damit eine neue Art der Obdachlosigkeit entstehen lassen wird«. Das Straßenmagazin »Iso Numero« ist selbst ein Beispiel für diese Realität: Die meisten Verkaufenden sind nicht finnisch und fallen wegen ihres Aufenthaltsstatus durch das Netz des Sozialstaates. Hukka fügt an: »Die Lage in Sachen Obdachlosigkeit hier in Finnland hängt hauptsächlich davon ab, ob sich die Politik dem neuen Status quo anpassen und Wohnungen auch für Menschen zugänglich machen wird, die nicht in den engen Rahmen der Staatsangehörigkeit fallen«. Laura Kelly Mit freundlicher Genehmigung von INSP.ngo

FEANTSA FEANTSA wurde als Europäischer Verband der Wohnungslosenhilfe 1989 gegründet und zählt mehr als 130 Organisationen aus 30 Ländern zu seinen Mitgliedern. Zu seinen Aufgaben rechnet der Verband u.a. die Bereitstellung von Daten zur Wohnungslosigkeit, um Verständnis für die Betroffenen zu wecken und den Austausch zwischen den Mitgliedsorganisationen zu fördern. Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) Die Agentur für Grundrechte berät die EU-Gremien um sicherzustellen, dass jede Maßnahme im Einklang mit den Grundrechten steht. Dabei geht es u.a. um das Recht auf Schutz vor Diskriminierung aufgrund des Alters, einer Behinderung oder der ethnischen Herkunft, das Recht auf den Schutz der personenbezogenen Daten oder das Recht auf Zugang zur Justiz. Quellen: Eur-lex.europa.eu/FRA


Foto: UNICEF/Bridal Musings

KINDEREHEN IN DEN USA Kinderehen sind nicht nur ein Phänomen afrikanischer oder asiatischer Entwicklungsländer. Auch in den USA werden jedes Jahr tausende Minderjährige verheiratet. Ein Überblick. Sherry Johnson war gerade elf Jahre alt, als sie gezwungen wurde, ihren Vergewaltiger zu heiraten, nachdem sie von ihm schwanger geworden war. Es sind Fälle wie dieser, die das USAußenministerium bislang weltweit zu Recht als Menschenrechtsverletzungen brandmarkt. Doch dieser Fall spielte nicht in einem exotischen Dritte-Welt-Land, sondern in Florida, USA. Und er ist keineswegs ein Einzelfall. Kinder- oder Frühehen werden rund um den Globus geschlossen, unabhängig von Religion und Kultur. UNICEF

spricht von jährlich 15 Millionen Mädchen und jungen Frauen, die vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet werden. Auch in den USA ist die Frühehe kein Randphänomen. Nach einer Erhebung von Unchained at Last, einer Organisation die für ein Verbot von Kinderehen streitet, wurden zwischen 2000 und 2010 in jenen 38 Staaten der USA, die überhaupt entsprechende Daten erheben, 167.000 Kinder – überwiegend Mädchen – verheiratet. Für die gesamten Vereinigten Staaten gehen Schätzungen von rund einer Viertelmillion Kinderehen


Gravierende Folgen »Schockierend«, nennt Heather Barr, Aktivistin für Frauenrechte, die Verbreitung der Kinderheirat auf allen Kontinenten, einschließlich des fortschrittlichen Nordamerikas, »wer Kinder verheiratet, fügt ihnen Schaden zu, egal ob das im Staat New York oder in der Zentralafrikanischen Republik geschieht«. Dieser Schaden entsteht an Körper und Psyche der Kinder und er verfolgt sie ihr Leben lang. Frühehen bedeuten das Ende der Kindheit. Zu frühe Schwangerschaften seien ein enormes Gesundheitsrisiko für die Mädchen, berichtet die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes. Die Müttersterblichkeit sei bei ihnen besonders hoch und häufig litten sie an sexuell übertragbaren Krankheiten. Viele Mädchen, die minderjährig verheiratet wurden, gerieten zudem oft in soziale Isolation und würden der Chance auf einen Bildungsabschluss beraubt. Hohe Schulabbrecher- und Armutsquoten sprechen da eine deutliche Sprache. Zudem erlitten diejenigen, die vor dem 18. Lebensjahr verheiratet werden, dreimal wahrscheinlicher häusliche Gewalt, als Frauen, die erst im Erwachsenenalter eine Ehe eingehen. Fairdy Reiss, Gründerin von Unchained at Last, entstammt einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde und musste selbst einer arrangierten Ehe mit einem gewalttätigen Mann entfliehen. Sie weist auf die psychischen Folgen einer Zwangsheirat hin, die nicht wenige Frauen in den Selbstmord trieben. Andere gäben sich einfach auf. »Sie wissen, sich mit einer Ehe zu arrangieren, bedeutet, in der Hochzeitsnacht vergewaltigt zu werden und danach immer wieder vergewaltigt zu werden; sie werden aus der Schule genommen und all ihre Zukunftsträume gehen verloren«, sagt Reiss. Legale Wege, diesen Kindern zu helfen, gibt es kaum. In einem Interview mit dem österreichischen Standard schilderte Reiss das Dilemma: »Wenn sie [die Mädchen] ihr Zuhause ver-

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lassen, gelten sie als Ausbrecher. Unterkünfte werden sie nicht aufnehmen. Wir können als Entführer belangt werden, wenn wir ihnen helfen. Verträge mit Kindern sind anfechtbar. Das heißt, dass sie nur schwer einen Anwalt bekommen können. Normalerweise können sie nicht in ihrem Namen gerichtlich vorgehen. Das bedeutet, dass sie keine Scheidung einreichen können oder eine einstweilige Verfügung erwirken können.«

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»Ehrbare« Familien Frühehen sind nicht nur ein Länder, sondern auch ein Religionen, Ethnien und Schichten übergreifendes Phänomen. Einer Umfrage des Tahirih Justice Center zufolge, tauchen Frühehen bzw. Zwangsheiraten sowohl in muslimischen wie christlichen (vor allem katholischen), hinduistischen und buddhistischen Kreisen auf. Fairdy Reiss dokumentierte Fälle von Zwangs- und Frühehen in der jüdisch-orthodoxen Kinderheirat in Gemeinschaft sowie unter Mormonen. Tennessee, USA, Trotz aller Unterschiede scheinen die 1937. Das Foto ist Gründe für eine Frühehe und Zwangs- 80 Jahre alt, aber heirat meist dieselben zu sein: Die Kon- das Thema ist immer trolle der weiblichen Sexualität und der noch aktuell.

Foto: Picture-Alliance/AP Images

aus; darunter Fälle von 12-Jährigen wie in Alaska, Louisiana und South Carolina. In etwa 77 Prozent der Fälle wurden die Kinder mit erheblich älteren Partnern verheiratet. Das Tahirih Justice Center, das Frauen und Mädchen Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt bietet, hat zwischen 2004 und 2013 allein im Bundesstaat Virginia fast 4.500 Heiraten von Minderjährigen gezählt. Mehr als 200 dieser Mädchen waren sogar 15 Jahre oder jünger. In einigen dieser Fälle betrug der Altersunterschied zwischen den Eheleuten sogar Jahrzehnte. In einem vergleichbaren Zeitraum (zwischen 2000 und 2010) haben im Bundesstaat New York 3.853 Minderjährige mit Zustimmung ihrer Eltern und oder eines Richters geheiratet. Zudem hat das Tahirih Justice Center im Jahr 2011 in den USA 3.000 Fälle von Zwangsehen gezählt, bei denen die Ehefrauen unter 18 Jahre alt gewesen sein sollen.


Foto: Uwe Steinert

einigen Staaten wie Massachusetts können auch 12-Jährige Mädchen verheiratet werden. Das war vor Kurzem auch in Virginia im Fall einer Schwangerschaft und mit Zustimmung der Eltern noch möglich. Im Juli 2016 wurde dort das Mindestheirats­ alter jedoch auf 18 Jahre erhöht. Prinzipiell, bis auf die Ausnahmen. In 27 US-Staaten gibt das Gesetz überhaupt keine Altersgrenze für die Eheschließung vor. Die Bindung der Ausnahmeregelungen an elterliche oder gerichtliche Zustimmung wird von Aktivistinnen heftig kritisiert. »Kinderehen sind sehr häufig angeordnet oder von den Eltern erzwungen, so dass die elterliche Zustimmung völlig bedeutungslos wird«, sagt Heather Barr. Und für die gerichtliche Zustimmung würden im Gesetz keine Kriterien angegeben, die ein Richter zu prüfen hat, bevor eine Ehe genehmigt wird.

Interventionen und Initiativen Protestaktion gegen Frühehen von Terre des Femmes vor dem Brandenburger Tor mit Vorstandsfrauen (Links).

Erhalt der Jungfräulichkeit des Mädchens sowie In den letzten Jahren gab es verschiedene Vorstöße, die Wahrung kultureller Normen und der »Fami- Kinderehen in den USA zu verbieten. Im Mai dieses lienehre«. Auf den »Reinheitsbällen« im Bible Belt Jahres unterzeichnete Gouverneur Greg Abbott in der USA geloben die Töchter ihren Vätern Jungfräu- Texas, das eine der höchsten Raten an Kinderehen lichkeit bis zur Ehe. Daneben gibt es Fälle wie den in den USA aufweist, einen Gesetzesentwurf, der der 15-jährigen Muslima, deren Familie sie zwang, 18 Jahre als gesetzliches Mindestalter für die Ehe einen 23 Jahre alten Mann zu heiraten, weil sie sich festlegt. Allerdings bleiben auch hier Ausnahmen mit einem nicht-muslimischen Mann getroffen durch Gerichtsbeschluss möglich. In New York verhatte; oder das Mädchen, das von ihrer Christenge- abschiedete der Senat ein Gesetz gegen Kinderehen, meinde in Colorado unter Druck gesetzt wurde zu das jetzt durch die Staatsversammlung genehmigt heiraten, weil sie schwanger war. werden muss. Durch dieses Gesetz würde das miniAuch ökonomische Faktoren können eine Rolle male Heiratsalter von 14 auf 17 Jahre angehoben. spielen, wenn Geld in Form von VermittlungsgeIm März wurde in New Hampshire ein Gesetzbühren oder eines Brautpreises f ließt. Manche entwurf abgelehnt, das Eheeintrittsalter auf 18 JahFrühehen werden auch geschlossen, um dem Bräu- ren zu erhöhen. Mit der Begründung, das Gesetz tigam bzw. der Braut zu ermöglichen, in die USA würde schwangeren Teenagern und jungen Milieinzuwandern. tärangehörigen schaden, beließ man das Mindestalter bei 13 Jahren. In New Jersey legte Gouverneur Chris Christie ein Veto gegen eine Gesetzesvorlage Gesetz und Ausnahmen ein, die Ehen mit unter 18-Jährigen verbieten sollte. In den meisten US-Bundesstaaten wird eine Ehe- Zur Begründung sagte er, das Gesetz würde »nicht schließung nach dem Gesetz zwar erst ab dem den Empfindungen und in einigen Fällen auch den 18. Lebensjahr erlaubt, es gibt jedoch fatale Ausnah- religiösen Bräuchen der Menschen in diesem USmeregelungen. So ist eine Heirat mit Zustimmung Bundesstaat gerecht«. Aktivistinnen wie Reiss und Barr verurteilen das der Eltern auch schon ab dem 16. Geburtstag möglich. Eine zweite Ausnahme stellt die gerichtliche Veto scharf. »Kinderehen sind keine Frage der TradiGenehmigung dar. In diesem Fall können sogar tion, es geht um Menschenrechte,« betont Barr. Minderjährige unter 16 Jahren heiraten. Die Gesetze Tharanga Yakupitiyage, IPS/INSP.ngo/ sind allerdings in jedem Bundesstaat anders. In Ulrich Matthias


Monika Michell von der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Kinder- und Zwangsehen. Über die nationale und internationale Dimension des Problems äußert sie sich im Asphalt-Interview. Foto: TERRE DES FEMMES/Uwe Steinert

Frau Michell, am 2. Juni 2017 verabschiedete der Deutsche Bundestag auch aufgrund Ihrer Kampagne das »Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen«. Warum war dieses Gesetz jetzt notwendig? Mit dem gesteigerten Flüchtlingszuzug in den letzten Jahren kamen auch immer mehr minderjährige Ehefrauen nach Deutschland, daraus hat sich ein neuer Schwerpunkt für unsere Arbeit ergeben. Es war wichtig, auch diese Menschen unter den Schutz des Gesetzes zu bekommen. Gab es diesen Schutz denn zuvor nicht? Es gab vor allem Lücken bei im Ausland geschlossenen Ehen. Wenn die als rechtmäßig anerkannt wurden, hatte das Jugendamt keinen Einfluss mehr auf die minderjährigen Ehefrauen. Als ein weiteres Problem erwies sich die Änderung des Voraustrauungsgebotes 2009, womit die standesamtliche Trauung nicht mehr zwingend einer religiösen oder sozialen Zeremonie vorausgehen musste. Dadurch entfiel aber auch die staatliche Kontrolle auf die Eheschließung. Sind Sie mit dem neuen Gesetz zufrieden? Ja, grundsätzlich sind wir sehr zufrieden. Zwar hätten wir uns gewünscht, das Voraustrauungsgebot wieder voll einzuführen, aber für Minderjährige wurde eine sehr gute Regelung getroffen. Das Gesetz sorgt jetzt für Klarheit, Ehen mit unter 18-Jährigen sind ungültig. Was passiert mit den Jugendlichen, deren Ehen nun annulliert werden? Zunächst gibt es Übergangsregelungen. Ehen mit Minderjährigen, die im Ausland geschlossen wurden, werden anerkannt, wenn die Eheleute bei Inkrafttre-

ten des Gesetzes schon 18 Jahre alt sind oder überhaupt erst als Volljährige nach Deutschland kommen. Nur Ehen mit unter-16-Jährigen werden automatisch unwirksam, die Betroffenen kommen in die Obhut des Jugendamtes. Aber die Ungültigkeit einer Ehe führt nicht gleich zur Zwangstrennung der Eheleute. Wer über 16 Jahre alt ist, kann frei eine Beziehung führen und unter Umständen auch gemeinsam untergebracht werden. Wichtig ist nur, dass die Jugend­ ä mter die Gelegenheit bekommen zu schauen, ob der Mann die Frau stützt oder gewalttätig ist? Dabei wurde auch das Aufenthalts- und Asylrecht in den Blick genommen um sicherzustellen, dass durch die Annullierung einer Ehe hier kein Nachteil für die Frauen entsteht. Sind die Jugendämter auf die Betreuung dieser Frauen und Mädchen vorbereitet? Aus unserer Sicht noch nicht ausreichend. Vor allem in den Fällen, wo eine Minderjährige von ihrem Ehemann getrennt werden muss, ist auch die Unterbringung in speziellen Einrichtungen erforderlich, da fehlt es ebenso an Plätzen, wie in den Ämtern an Personal. Ist Deutschland mit dem neuen Gesetz im inter­ nationalen Vergleich nun Vorreiter? Nein, das nun nicht, da waren andere wie die Schweiz oder die Niederlande schon schneller. Auch könnte sich die Bundesregierung international noch viel stärker engagieren. Wir haben in Europa nicht einmal verlässliche Statistiken über das Pro­ blem. Zudem gilt es in Deutschland die Lücken im § 237 StGB zu schließen, der Zwangsehen unter Strafe stellt, aber nur wenn sie rechtswirksam geschlossen wurden. Frauen die nach juristisch nicht anerkannten sozialen oder religiösen Ritualen zwangsverheiratet werden, kann man damit nicht helfen. Daher müssten auch »eheähnliche Verbindungen« in den Straftatbestand aufgenommen werden. Interview: Ulrich Matthias

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»Deutschland könnte mehr tun«

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Fotos: Bobby Yip/Reuters

IM BALLE VEREINT Fußball verbindet – weltweit. So auch in Hongkong. Sobald die überwiegend afrikanischen Flüchtlinge den Platz mitten in der chinesischen Metropole betreten, ihre einheitlichen Trikots überziehen und gegen einheimische Teams antreten, sind alle kulturellen Barrieren vergessen, denn sie sprechen eine gemeinsame Sprache – die des Balls.


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Warm machen vor dem Spiel: Der 26-jährige Doch für Flüchtlinge ist es auch in anderer Hinsicht Solomon Nyassi dribbelt zwischen Reihen von sehr schwierig, in Hongkong Fuß zu fassen, berichKegeln hindurch, übt wuchtige Schüsse gegen sei- tet Robert Tibbo, ein Anwalt, der sich auf Menschennen Torhüterkollegen. »Wenn ich Fußball spiele, bin rechte spezialisiert hat: »In Hongkong ist es gewisich so aufgeregt, so glücklich«, sagt er. Der All Black sermaßen Tradition, Asylsuchende an den Rand der FC ist Hongkongs einzige Fußballmannschaft, die Gesellschaft zu drängen und es für sie unmöglich komplett aus Asylanten und Flüchtlingen besteht. zu machen, ein Bleiberecht zu bekommen, sesshaft 14 Sie kommen aus zehn verschiedenen – hauptsäch- und Teil der Gesellschaft zu werden.« lich afrikanischen – Nationen. Durch das Spiel Trotzdem ist die Atmosphäre am Spieltag stets 15 haben sie die Möglichkeit, sich in Honkong zu gut und kameradschaftlich. »Was jemand arbeiintegrieren und Kontakte zu den Bürgern der Stadt tet oder wie er drauf ist, zählt nicht. Wir reden nur zu knüpfen. Zweimal in der Woche trifft sich die über Fußball«, so Mannschaft auf einem Fußballplatz in Hongkong Eric Lee, ein ein»Egal woher du stammst, wenn du zum Trainieren. heimischer Spieler, zusammen Fußball spielst, ist alles Der All Black FC ist das erste Projekt dieser »durch den Fußeinfach, du kannst einfach Spaß haben, Art. Für die Spieler bedeutet die Mannschaft weit ball sind wir alle zusammen rennen, springen, sogar mehr, als sich regelmäßig zum Fußballspielen zu Teil einer Familie.« zusammen auf die Nase fallen.« treffen. Sie bekommen dadurch die seltene Gelegen- Dass sich die FamiMedarf Koya heit, etwas gemeinsam zu unternehmen, Einhei- lie um ihre Mitgliemische kennenzulernen und ihren Platz in einem der kümmert, zeigt neuen Leben in Hongkong zu finden. Integration sich im fürsorglichen Miteinander. Lee verletzt durch Fußball. Die Idee dazu hatte Medarf Koya. sich beim Spiel. Zwei Mitglieder des All Black FC Er ist Fußballtrainer und selbst aus der Zentral­ sind sofort zur Stelle und tragen ihn vom Feld. afrikanischen Republik nach Hongkong einge­ Initiator Medarf Koya beschreibt, dass das wandert. Koya hat Freunde unter den Flüchtlin- Anliegen seiner Mannschaft auch darin bestehe, gen, die es schwer fanden, sich in der Gesellschaft Solidarität und Hoffnung unter den AsylsuchenHongkongs zurechtzufinden und so entstand die den zu generieren, die ansonsten einer unsicheren Idee, dass Fußball als universelle Sprache helfen Zukunft weit weg von ihrem Zuhause entgegensekönnte, diese Lücke zu schließen. »Egal woher du hen. »Bevor wir mit diesem Projekt anfingen, hatten stammst, aus Afrika, aus Europa, aus Asien, wenn die meisten Spieler nichts zu tun, keine Arbeit«, sagt du zusammen Fußball spielst, ist alles einfach, du er, »aber jetzt sind sie Teil von Etwas, dadurch faskannst einfach Spaß haben, zusammen rennen, sen sie auch wieder Hoffnung für ihre Zukunft.« springen, sogar zusammen auf die Nase fallen«, Pak Yiu/Stefanie McIntyre beschreibt Koya. Auch er trägt das gelbe Trikot des Mit freundlicher Genehmigung von Reuters/ All Black FC mit dem Aufdruck »Hearts of Lions« INSP.ngo (Löwenherzen). Drei Jahre ist es her, dass Solomon sich auf eine Anzeige Geschäftsreise nach Hongkong aufmachte. Aus Im Rahmen des Musik 21 Festivals »Ums Wort« der Heimat dann die Warnung des Vaters: Es sei zu gefährlich für Solomon, nach Gambia in WestLISTEN: VOICES! SAT & SUN afrika zurückzukehren. Also ist Solomon in Hong19|08|17 & 20|08|17 Kulturzentrum Pavillon Hannover kong geblieben als sein Visum abgelaufen war. Er beantragte Asyl. Der junge Gambier ist einer von 11.000 Asylsuchenden in der Stadt, so die Statistik der Behörden. Diese haben seit 2009 jedoch nur 52 von über 8.000 Asylanträgen positiv beschieden. Diejenigen, denen Asyl gewährt wird, erhalten FRAGEN? MITMACHEN? Essensgutscheine im Wert von 154 Dollar und weiinfo@musik21niedersachsen.de 0511-7635297-2 tere 193 Dollar Mietunterstützung – in einer der teuwww.musik21niedersachsen.de ersten Städte der Welt.


Der 26-jährige Solomon aus Gambia gibt alles fßr sein Team.


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Vor drei Jahren reiste Solomon nach Hongkong. Wegen der unsicheren politischen Lage in seinem Heimatland Gambia riet ihm sein Vater, nicht zurĂźckzukehren.

Solomon (links) wartet mit einem Mannschaftskollegen auf den Beginn des Spiels.

Nach dem Training: Der ehrenamtliche Trainer Taketomo Suzuki verabschiedet die Mitglieder des All Black FC.


Am 19. August startet Hannover 96 in die erste Bundesliga-Saison seit dem Wiederaufstieg. Wir sprachen mit 96-Sportmanager Horst Held über sportliche Ziele, soziale Verantwortung und den richtigen Zeitpunkt. Herr Heldt, hatten Sie schon Gelegenheit, Asphalt kennen- Das wird eine sehr spannende und intensive Saison für zulernen? uns. Mit hoffentlich sehr schönen Momenten, aber auch Ich kenne soziale Straßenzeitungen aus anderen Städten, wie die BISS in München. Das sind super Projekte, die den Betroffenen helfen und als Leser erfährt man viel über die Stadt und die Region.

mit Phasen, wo wir Ruhe bewahren müssen, wo wir nicht in Panik verfallen dürfen. Da müssen wir als Einheit agieren und wenn wir das hinbekommen, dann bin ich mir auch sicher, dass wir unser Ziel erreichen.

Sie haben mitten in der Saison die Nachfolge von Martin Bader angetreten. Welchen Eindruck haben Sie seither vom Verein und dem Umfeld gewonnen?

Haben Sie die Befürchtung, dass die Erwartungen in Hannover zu hoch sind?

Ich habe viel Begeisterung und Unterstützung hier erlebt. Das war schon beeindruckend zu sehen, welchen Stellenwert Hannover 96 in der Region hat, wenn einen Tag nach dem Aufstieg 50.000 Menschen zur Feier ans Rathaus strömen.

Eine Ihrer ersten Handlungen war die Entlassung des von den Fans geschätzten Trainers Daniel Stendel. Nicht der einfachste Einstand. Daniel hat zweifelsohne einen guten Job gemacht. Allerdings gehört es zu meinem Job Entscheidungen zu treffen und nicht alle sind angenehm oder für alle nachvollziehbar. Der Mannschaft hat im Laufe der Saison die Souveränität gefehlt. So ist das Gefühl gereift, dass wir in dieser Konstellation die gesteckten Ziele nicht erreichen werden. Deswegen habe ich nach vielen Eindrücken diese Entscheidung getroffen. Das war nicht schön, das war nicht angenehm, aber es gehört zum Job dazu.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die neue Saison? Wir sind jetzt ganz sicher kein Meisterschaftsfavorit mehr. Das verlangt ein anderes Auftreten als letzte Saison. Damit muss man umgehen, der Verein selber, das Umfeld, die Fans, die Medien und am Ende das Team auf dem grünen Rasen. Unser Ziel ist jedenfalls klar formuliert: Wir wollen mit dem Abstieg nichts zu tun haben.

Unter welchen Voraussetzungen kann das gelingen?

Zu unserem schönen Sport gehören auch Träumereien immer dazu. Es ist nur wichtig, dass nicht die falschen Leute träumen; die auf dem Platz sollten das definitiv nicht, genauso wenig

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DER RICHTIGE MOMENT

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Fotos: U. Matthias

ler verletzt sein wird, wie er hier zurechtkommt usw. Deshalb muss ein Kader auch breit aufgestellt sein, damit wir derartige Unwägbarkeiten auffangen können.

Gibt es da eine Philosophie Heldt? Ich halte es immer für vernünftig, einen guten Mix zu haben von jung und alt, von entwicklungsfähig und routiniert. Ich bin ein Verfechter davon, Spieler aus der eigenen Jugend einzusetzen und André Breitenreiter ist das auch. Das ist ein Weg, den 96 in Zukunft bestreiten wird. Dieser Kader jedoch, der diese Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben soll, der muss vielleicht in zwei Jahren mit einer anderen Priorität besetzt werden.

Der Spieler Horst Held wurde 1999 für 1,8 Mio. zu Eintracht Frankfurt transferiert. Was müsste man heute für einen jungen Mittelfeldspieler mit Perspektive bezahlen? Ein gutes Beispiel ist Maximilian Phillipp, ein exzellenter, junger Spieler, U21-Nationalspieler, der eine große Karriere vor sich hat; der ist jetzt für zig Mio. Euro nach Dortmund gewechselt. Dabei hat der eigentlich noch einen Entwicklungsstatus.

Sind die Summen, die heute im Fußball aufgerufen werden – vor allem in England, neuerdings auch in China – überhaupt noch vermittelbar?

Aufstiegsfeier von Hannover 96. Eine Stadt zeigt Flagge.

wie wir in der Verantwortung. Wir müssen die Situation realistisch einschätzen. Aber es geht für uns auch darum, die Euphorie mitzunehmen, wie wir sie beim Aufstieg erlebt haben. Das waren schon Emotionen pur und die gehören auch dazu.

Irgendwann wird da sicherlich eine Grenze erreicht sein. Aber in Italien oder Spanien geht man damit anders um, da erfüllen teure Mannschaften die Fans mit Stolz. Beides hat seine Berechtigung, das kritisch zu hinterfragen gehört ebenso dazu, wie der Umgang damit bei anderen Mentalitäten. Man muss jedoch – da gebe ich ihnen Recht – aufpassen, dass der Fußball in Zukunft noch der Realität verhaftet bleibt. Das ist ein schmaler Grat, den man da geht und ab und zu auf Übertreibungen aufmerksam zu machen, ist sicher sinnvoll. Am Ende gibt der Markt vieles vor. Dabei dürfen wir aber auch nicht vergessen: Fußball hat sehr viele schöne Facetten, sichert Arbeitsplätze, schafft Begeisterung, ist sehr präsent und verbindet Menschen miteinander. Und das sind nur einige Punkte.

Sie sagen, Sie wollen bei 96 künftig auf Spieler aus der eigenen Jugend setzen – welche Rolle spielt da der neue Leiter Emotionen allein werden kaum rei- des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), Michael Tarnat? chen. Es sollen noch Verstärkungen Eine große Rolle. Mit Michael Tarnat glaube ich, haben wir geholt werden. Ist ein Spieler, der 96 einen Glückstreffer gelandet. Michael hatte schon in München sofort weiterhelfen könnte, über- die Geschicke im Nachwuchscenter geleitet, er war Spieler bei haupt bezahlbar? 96, hat hier ein paar tolle Jahre verbracht, hat immer noch eine

Das ist ein komplexes Thema. Man kann nie wissen, ob ein Spieler, der für uns in Frage kommt, sich wirklich so weiterent wickelt, wie wir vermutet haben. Sie wissen vorher nicht, wie oft der Spie-

absolute Verbundenheit mit dem Verein und ist ein Experte. Daher bin ich sehr froh, dass wir ihn verpflichten konnten.

Vor ihrem Einstieg bei 96 waren Sie beim Hamburger SV als Sportmanager im Gespräch und hätten wegen nicht


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ausreichender Kompetenzen in der Nachwuchsarbeit abgesagt, hieß es. Wie werden Sie sich in Hannover arrangieren? Ich denke, der sportlich Verantwortliche muss grundsätzlich auch die Entscheidungsgewalt haben, da braucht es einen Strang der Verantwortung von oben nach unten. Wir haben jetzt in Hannover ein sehr schönes NLZ, das für mich zu den Top-Fünf der NLZ gehört, wunderschön gelegen, ein Vorzeigeareal, da kann man perfekt ausbilden. Das müssen wir nun mit Leben füllen.

Nicht alle Nachwuchsspieler werden den Sprung in den Profikader schaffen. Welche Unterstützung können sie diesen Jugendlichen geben? Da tragen wir schon eine soziale Verantwortung, wenn es für eine Profikarriere nicht reicht. Diesen Jugendlichen müssen wir auch eine Perspektive bieten. Unter anderem ist eine 2. Mannschaft da sehr sinnvoll, als Auffangbecken.

Es gibt aber auch ein Leben außerhalb des Fußballs. Klar, deshalb ist es wichtig, sich im Alter von 15 – 20 Jahren mit diesen Themen auseinandersetzen, man muss vorbereitet sein, wenn es nicht klappt. Und da muss ein Verein auch unterstützend tätig sein. Da sehe ich uns auch in der Verantwortung.

Herr Heldt, wenn wir uns in drei Jahren wieder zu einem Interview treffen, worüber werden wir dann reden? Wenn wir in drei Jahren miteinander reden, dann mit Sicherheit darüber, wie wir den Verein auf die nächste Herausforderung vorbereiten.

Die erste Champions-League-Saison von 96? Das ist vielleicht doch etwas zu weit hergeholt. Aber – man muss auch den Mut zu Visionen haben, sich ein ambitioniertes Ziel setzen, auf das man hinarbeitet. 96 sollte eine Vision haben, wo wir den Verein in fünf bis zehn Jahren sehen. Dieses Ziel kann nicht ambitioniert genug sein. Es muss erreichbar, aber es muss nicht einfach sein.

Als Manager waren Sie schon Meister und Pokalsieger. Wann holen Sie einen Titel mit 96? So etwas ergibt sich. Es gibt immer mal wieder Momente, wo sich eine Möglichkeit bietet, die man wahrnehmen muss. Auch wenn wir in unserer Situation solche Perspektiven nicht im Kopf haben sollten – wenn die Gelegenheit da ist, irgendwas mitzunehmen und zu erreichen, dann müssen wir zuschlagen. Man muss nur den richtigen Moment erkennen.

Vielen Dank für das Gespräch. Interview: Ulrich Matthias

96plus unterstützt Kinder in Mühlenberg Für die Einschulung eines Kindes wird eine ganze Menge Schulmaterial benötigt. Allein die Ausgaben für die unbedingt im Unterricht benötigten Dinge liegen schnell im dreistelligen Bereich. Für Familien oder Alleinerziehende mit einem geringen Einkommen aus Erwerbs­arbeit oder aus Sozialleistungen kann dies zu einer großen Belastung werden. Viele Kinder starten, weil das Geld nicht für alle Dinge reicht, mit einer unvollständigen Ausstattung in ihre Schullaufbahn und haben somit von Anfang an schlechtere Lernbedingungen und damit geringere Bildungschancen. Doch auf diese Startvoraussetzungen haben die Kinder keinen Einfluss. 96plus möchte die Bildungschancen der Kinder erhöhen! Deshalb haben wir im Juli aufgerufen Schulsachen für die Grundschule sowie für die Nachmittagsbetreuung des Familienzentrums im Stadtteil Mühlenberg zu spenden. Gemeinsam mit Fans, Mitarbeitern und Sponsoren wurden viele Schulsachen gesammelt, die wir nun der Grundschule und dem Familienzentrum übergeben. Wir danken allen für die Unterstützung und wünschen den Kindern einen guten Schulstart.«

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AUS DER SZENE

10 Jahre Umsonst-Laden

Hannover. Wer wenig hat, bekommt jetzt mehr: das gemeinnützige Kaufhaus Fairkauf erhöht den Rabatt bei jedem Einkauf von 10 auf 20 Prozent. Diese Ermäßigung gilt ab sofort für Inhaber des HannoverAktivPasses, der Region-S-Karte und Ehrenamtskarte sowie Asphalt-Verkäufer. Der Ausweis muss beim Bezahlen an der Kasse vorgelegt werden. UM

Hannover. Alles umsonst, aber nicht vergebens. Seit zehn Jahren bietet der Umsonst-Laden in der Marktstraße 21 in Laatzen sozial bedürftigen Eltern kostenlos Kinderbekleidung von Babygröße bis 116. Voraussetzung: Bescheinigung vom Jobcenter oder Sozialamt. Das Prinzip ist einfach: Bedürftige können sich jede Woche einen Karton Kleider mitnehmen, spätestens beim vierten Mal müssen sie jedoch auch Gebrauchtes zurückbringen. Und das funktioniert bislang gut. Längst bietet der UmsonstLaden mehr als nur Kleidung, unterstützt Mütter beim Wiedereinstieg in den Beruf oder organisiert für Neu- und Altbürger gemeinsame Spaziergänge durch Laatzen. »Das wäre ohne die ehrenamtlichen Helfer und die engagierten Kolleginnen nicht möglich«, sagt Sabine Laskowski, die seit Anfang des Jahres die Leitung der Einrichtung übernommen hat, »alle sind hier mit Herzblut dabei«. Laatzen ist eine Stadt mit überdurchschnittlicher Kinderarmut (26,5 Prozent der unter 15-Jährigen). Der Bedarf an Unterstützung ist daher groß. In den Beratungsstellen der Diakonie Hannover-Land suchten vor zehn Jahren mehrere Frauen Hilfe, die unvorbereitet Mutter wurden. So wie die 15-jährige Sonja, die 2007 mit Verdacht auf Blinddarmentzündung ins Krankenhaus kam und der zu ihrer Überraschung eine Schwangerschaft im 8. Monat diagnostiziert wurde. Für sie und andere wurde dank Spenden ein kostenloser Entbindungskoffer bereitgestellt, der zur Keimzelle des Umsonst-Ladens wurde. Heute fungiert der liebevoll eingerichtete Laden mit dem Außengelände zum Spielen und Toben auch als Begegnungsstätte. Geöffnet ist Montags, Mittwochs und Donnerstags von 10 – 14 Uhr sowie Dienstags von 14 – 17 Uhr. UM

Wohnungslose laufen für Kinder Hannover. Bereits zum zehnten Mal startet das Wohnheim Werkheim am Freitag, 25. August 2017, seinen Benefizlauf zu Gunsten eines regionalen Kinderprojekts. Die Idee dazu hatte ein ehemaliger Bewohner, der etwas von der Unterstützung zurückgeben wollte, die er selbst als Kind erfahren hat. Diesmal gehen die Erlöse an den Kinder- und Jugendtreff Kiefernpfad für die Erneuerung und Neuanschaffung von Außenspielgeräten. Der Lauf führt über 9 Etappen zu je fünf Kilometer zu Hannovers schönsten Ecken, wie: Eilenriede, Maschsee, Mittellandkanal und Leine. Start ist um 13 Uhr auf dem Werkheim Gelände, Büttnerstraße 9, Hannover. UM

Foto: U. Matthias

Mehr Prozente bei Fairkauf

Sabine Laskowski und Mitarbeiterinnen beim Sortieren von Kinderkleidern.


Fast alle von Ihnen, liebe LeserInnen meiner Kolumne, haben wohl schon einmal erleben müssen, jemand oder etwas Wert­ volles zu verlieren – sei es ein Ihnen nahstehender Mensch oder auch ein Tier. Ich mache das gerade durch, denn mein kleiner Pudel »King« musste eingeschläfert werden. Da hilft es wenig, wenn ich mir sage: wie schön, dass er nicht mehr leiden muss, wie schön, dass er vielleicht vom Hunde­ himmel auf mich runterschaut. Der Schmerz, ihn hergeben zu müssen, ist einfach riesig. Ich versuche mich damit zu trösten, dass ich jetzt viel mehr Freiheit habe, dass ich wieder Fahr­ radfahren kann (denn davon hielt der kleine Hund gar nichts), dass ich nicht mehr bei schlechtestem Wetter rausgehen muss, ja dass ich sogar ein bisschen mehr Geld zur Verfü­ gung habe, weil ich kein Hundefutter mehr kaufen und keine Tierarztrechnungen bezahlen muss, alles richtig. Doch sobald ich meine kleine Wohnung betrete, bin ich einfach nur traurig, dass er nicht mehr da ist, der »King«, mit dem ich sieben Jahre durch dick und dünn gegangen bin.

Karin Powser … kommen schon wieder die Tränen …

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden…

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»DAS HÄLT MICH HOCH!« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Olaf (48). Hallo Olaf! Ich weiß nicht, ob ich das hier wirklich machen soll …

Trink doch erstmal einen Schluck Kaffee, wir können ganz entspannt sein. Vielleicht verrätst du mir zuerst dein Alter? Ich werde 49, am 23. Dezember. Also bin ich jetzt 48. Meine Mutter ist Beamtin, die wird das vielleicht lesen.

Wie lange verkaufst du schon Asphalt? Insgesamt schon fast 16 Jahre. Zwischendurch hab ich eine Pause gemacht und jetzt bin ich schon wieder vier Jahre dabei, glaube ich. Ich hatte einen Unfall, zwei Finger sind ab, danach konnte ich meine Arbeit nicht mehr verrichten.

Was war das für ein Unfall? Das kann ich nicht erzählen – auf keinen Fall!

Kein Problem. Beginnen wir mit deiner Kindheit: Wie bist du aufgewachsen? Ich war bei Pflegeeltern. Meine Mutter hat mich abgeschoben. Und als ich 14 oder 15 war, hat sie mich wieder zu sich geholt. Dann später, als ich Geselle war, hat sie mir eine Wohnung gesucht, damit ich aus ihrer verschwinde.

Hast du deine Kindheit in guter oder in schlechter Erinnerung? Das habe ich vergessen, ehrlich gesagt.

Hast du das vergessen, weil es keine gute Zeit war? Schöne Erinnerungen behält man ja eigentlich gerne.

Jeden Tag. Damit habe ich etwas Sinnvolles zu tun und hänge nicht nur rum. Das hält mich hoch! Christian, der Sozialarbeiter im Asphalt-Vertrieb, hat mir geholfen, eine Wohnung zu finden. Da wohne ich jetzt seit zwei Jahren.

Fühlst du dich wohl dort? Ja, da wohnen ruhige Leute, ältere auch. Der Hausmeister ist gegenüber. Ab und zu brennt bei mir eine Sicherung durch, die habe ich aber jetzt ausgetauscht. Ist nicht schlecht geworden da, ich hab viel selber gemacht.

Wo hast du vorher gelebt? Da war ich im U.D.O., in der Unterkunft für drogenabhängige Obdachlose. Anderthalb Jahre. Jetzt bekomme ich Methadon. Damit gehe ich gerade runter, auf 2 Metha bin ich jetzt, von 9 auf 2 runter. Kein Beigebrauch! Das war alles eine Tragödie, bis ich da gelandet bin. Jetzt bin ich froh, dass ich meine Ruhe habe. Ich lebe alleine und bleibe auch alleine.

Hast du Kinder? Nein.

Haustiere? Ich hätte Benji gern behalten, aber den hat meine Ex-Frau mir abgenommen. Ich hab mal im Tierheim nach einem Hund gefragt: 250 Euro wollen die! Ist nicht aufzutreiben das Geld. Ich bin ja jetzt sowas wie Rentner. Musste Unterstützung beantragen, beim Sozialamt, in der ersten Etage für schwierige Fälle. Zwanzig Jahre habe ich in meinen beiden Berufen gearbeitet: Gebäudereiniger und Schlosser. Dann ging’s bergab.

Gute Frage.

Wodurch? Oder liegt es an deinem Gedächtnis? Nein, ich hab Realschulabschluss! Ich repariere Geräte selber und alles. Ich bin bestimmt nicht dumm. Aber vielleicht habe ich es verdrängt … Oder es liegt daran, dass ich mal einen Gehirntumor hatte: 3,2 mal 3,7 Zentimeter.

Durch eine Beziehung, aber darüber will ich nicht sprechen. Alles hab ich verloren, auch meinen guten Job. Dabei war ich ein beliebter Mitarbeiter, »überall einsetzbar« hat ein Kollege gesagt. Ich kann alles: Löten, Schweißen, Fernseher reparieren.

Klingt wie ein Hobby von dir. Der Tumor wurde entfernt? Du hast eine Narbe am Kopf …

Ja, das mache ich gerne. Du kennst den 12-10er von Technics?

Ja, 21 Stiche. Das war vor sechs Jahren ungefähr. Ist alles gut verlaufen. Ich war zwei Tage auf der Intensivstation hinterher.

Nein, was ist das?

Musstest du auch zur Chemotherapie?

Plattenspieler, ein richtiger Diskotheken-Plattenspieler. Hab ich auch schon repariert, funktioniert wieder einwandfrei.

Nein, der Tumor war gutartig. Der Arzt hat gesagt: »Sie haben Glück gehabt.« Eigentlich müsste ich jetzt alle halbe Jahre zur Vorsorgeuntersuchung, aber na ja. War schon ein paar Jahre nicht mehr da. Keine Zeit, sage ich immer.

Keine Zeit? Wie oft verkaufst du denn Asphalt?

Und was wünscht du dir für deine Zukunft? Kontakt zu meiner Schwester Manuela. Hab sie dreißig Jahre nicht gesehen. Sie soll sich bitte unbedingt bei mir melden, wenn sie das liest – das ist ganz wichtig für mich! Interview und Foto: Svea Kohl


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Olaf verkauft vor Edeka in der MendelssohnstraĂ&#x;e, Hannover-SĂźdstadt.


Das Fahrgastfernsehen. · Goethestraße 13 A · 30169 Hannover · (0511) 366 99 99 · redaktion@fahrgastfernsehen.de


Reformation für alle Es ist ein Fest für alle. Es ist ein Fest der Vielfalt. In der Mitte der Stadt. Unter dem Motto »Vergnügt.erlöst.befreit.Leben« lädt der Evangelischlutherische Stadtkirchenverband für Sonnabend, 26. August 2017, in Hannovers Altstadt zum Feiern ein. In und an den Kirchen der Innenstadt wird es ein ebenso interessantes wie vielfältiges und außergewöhnliches Musik- und Kulturprogramm geben. »Den ganzen Tag wird die Innenstadt pulsieren – voller Gedanken und Ideen, voller Fröhlichkeit und Freude, voller Lebendigkeit und Schwung«, heißt es in der Einladung des Stadtkirchenverbands. Rund um die Kirchen der Altstadt sollen Plätze der Begegnungen, Darstellungen und Beteiligungen, der Stärkung und des Wiedersehens entstehen. Am Ballhof wird Plattdüütsch snackt. An der Aegidienkirche kreieren Live-Künstler eine Klanginstallation. In der Neustädter Hof- und Stadtkirche stehen die Zukunft der Religion und die Auseinandersetzung um die Wahrheitsfrage in der Zivilgesellschaft zum Diskurs – unter anderem mit dem EKD-Ratsvor-

sitzenden Heinrich Bedford -Strohm, Reformationsbotschafterin Margot Käßmann sowie dem Sozialpsychologen und Harald Welzer. Am Leineufer öff­ net die Evangelische Jugend ihre Aktionswiese. Zudem gibt es jede Menge Musik: Mit dabei sind Terry Hoax, der Rapper SPAX, Lutz Krajenski, die Hannover Harmonists, Maybebob, Hagelslag, Markus Stockhausen und viele Chöre. Vorträge wollen liefern: Landtags­präsident Bernd Busemann, Ministerpräsident Stephan Weil und Landesbischof Ralf Meister. Drumherum Gebete und Marktstände – Asphalt ist selbstverständlich mit dabei. Das komplette Programm auf www.einfest­fueralle.de MAC

gesucht – gefunden Verkäufer Bernd: Suche einen kleinen Fernseher und eine Sat-Schüssel mit Receiver. Vielen Dank! [V-Nr. 2151] Kontakt: 0151 – 74 38 89 11. Verkäufer Wolfgang: Ich suche einen HD tauglichen Flachbildfernseher – gern in größerem Format. [V-Nr. 597] Kontakt: 0177 – 916 42 90. Verkäufer Reinhold: Suche Arbeit als Hausmeister oder in der Gartenpflege. Arbeitswerkzeug sowie Erfahrungen (Heckenund Baumschnitt, Holzbau, Rasenvertikutierung, Laubenrenovierung, Malerarbeiten) vorhanden. Außerdem suche ich ein gut erhaltenes Damenfahrrad und einen Fahrradanhänger. [V-Nr. 137] Kontakt: 0175 – 802 22 23. In eigener Sache: Sozialarbeiter Christian sucht für die AsphaltFahrradwerkstatt noch gut erhaltene Fahrräder zur Weitervermittlung an unsere Verkaufenden. Kontakt: 0171 – 623 62 10.

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang!

Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Ein außergewöhnlicher Stadtrundgang – von ExpertInnen der Straße geführt! Nächster Termin: 25. August 2017, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstraße 3, 30161 Hannover. Bitte anmelden: 0511 – 30 12 69-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen vereinbaren bitte gesonderte Termine! Auf Nachfrage auch in englischer Sprache!

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RUND UM ASPHALT

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ie Gewinnsp

Eiskalt erfrischt Für Eisbärin Milana ist das Ganze offensichtlich ein Riesengenuss: Sie hält ihre Eistorte ganz fest in den Pranken, bis sie alle Leckereien herausgeschleckt hat (Foto). Für die Eisbären-Eistorte nehme man einen 10-Liter-Eimer, fülle ihn zu einem Viertel mit kleingeschnittenem Fleischstückchen, Haferschleim, Fisch und Obst, fülle ihn mit Wasser und einem Hauch Lebertran. Dann wird der Behälter über Nacht in der Tiefkühlkammer gelagert und zwölf Stunden später ist der eiskalte Beschäftigungsspaß fertig. Auch andere Tiere im Erlebnis-Zoo Hannover freuen sich über den Eistorten-Sommerspaß, der Beschäftigung und Kühlsystem zugleich ist: Die verspielten Hulman-Languren zum Beispiel turnen an ihren Torten herum, fangen die abtauenden Wassertropfen und freuen sich über die kalten Köstlichkeiten, die zum Vorschein kommen. Anzeige

Zwei starke Partner eine gemeinsame Zukunft GBH und union-boden bündeln ihre Kräfte – mit Hannoverherz und Immobilienverstand.

l Foto: Zoo Hannover

Asphalt verlost 10 x 2 Karten für den Zoo Hannover!

Eigentlich ist die eisige Abkühlung nicht notwendig. Tiere können mit Hitze sehr viel besser umgehen als Menschen. Sie sind belastbarer, haben ein höchst stabiles Herz-Kreislaufsystem und sind im Ganzen viel vernünftiger: Sie ziehen sich bei Hitze in den Schatten oder ins Wasser zurück, bewegen sich nicht unnötig und trinken viel. Die Elefanten zum Beispiel stellen sich bei Hitze zudem gerne unter die immer strömende Dusche aus dem leck geschlagenen Aquädukt im Dschungelpalast. Zum Schutz gegen Sonnenstrahlen und Insekten bewerfen sie sich im Anschluss mit Sand, bis eine dicke Sandschicht auf dem Rücken haftet. Und die Flusspferde in der Afrikalandschaft Sambesi tauchen einfach ab, bis nur noch Nasen, Augen und Ohren aus dem Wasser ragen. So macht Sommer richtig Spaß! Möchten Sie einen sommerlichen Ausflug in den Zoo Hannover machen? Dann beantworten Sie doch einfach unsere Frage – mit ein wenig Glück gewinnen Sie zwei Tagestickets: In was für einem Behälter wird die Eisbären-Eistorte hergestellt? Die Lösung unseres letzten Zoo-Rätsels lautete: Donnerstag. Schicken Sie uns eine Postkarte, eine E-Mail oder ein Fax mit Ihrer Antwort und dem Stichwort »Zoo« bis zum 31. August 2017. an: Asphalt-Redaktion, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover, gewinne@asphalt-magazin.de, Fax: 0511 – 30 12 69-15. Bitte vergessen Sie Ihre Absender­ adresse nicht! Viel Glück!

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… BERNHARD SPRENGEL?

Foto: Karin Blüher

Zunächst ging’s nicht um Schokolerpaares Bernhard und Margit lade: Bernhard Sprengel, 1899 in ist er bis heute begeistert: »Das ist Hannover geboren, studierte Jura. sicher eine der besten Sammlungen Sein Studium schloss er 1920 mit der klassischen Moderne.« Sie bilde der Promotion ab. Ins Familienundas »Herzstück« des Museums, das ternehmen, die von seinem Groß­ weitere Sammlungen beherbergt. vater 1851 gegründete SchokoladenDen Namensgeber hat Reinhard fabrik B. Sprengel und Co., wollte er Spieler nicht mehr persönlich kenerst einsteigen, wenn er sein Wisnengelernt. Aber die Geschichten sen um Schokolade und Handel um den großen Mäzen, die wervertieft hatte. Die Basis legte er in den in Hannover bis heute erzählt. Hamburg in einer Ausbildung im »Man kann ihn wohl einen PatriarRohkakaohandel. Im Mai 1923 kam chen der alten Schule nennen«, sagt Bernhard Sprengel dann ins UnterSpieler. Bernhard Sprengel hielt sich nehmen. Vater August Sprengel war zum Beispiel nicht als stiller Spenstreng mit seinem Sohn, vertraute der im Hintergrund, sondern ließ aber auch auf dessen Urteil. Im sich gerne von seinem Chauffeur Jahr 1940 wurde Bernhard Sprengel zum Museum fahren und betrachder Alleininhaber. Im gleichen Jahr tete die Kunstwerke. trat er in die NSDAP ein und produDie Schokoladenfabrik Sprengel zierte in der Kriegszeit Scho-ka-kola für die Wehrmacht und erlebte nach dem Erfolg der Nachkriegszeit ihren Niedergang. »Traubenkraft«-Riegel für die SS. Mit der politischen Ideologie 1967 stieg das US-Unternehmen Nabisco ein, 1979 verkaufte der Nazis identifizierte sich Sprengel indes nicht, es ging ihm Sprengel an Stollwerck, damals hatte Sprengel noch 1.000 Mitvor allem um Kontakte und die Sicherung des Rohstoffs Kakao. arbeiter. Das Stammwerk in der Nordstadt schloss im Jahr Bernhard Sprengels große private Leidenschaft war die darauf – es wurde später durch Hausbesetzungen zu einem Kunst. Ein Schlüsselerlebnis war der Besuch der Ausstellung Ort alternativer Lebens­gestaltung. Das letzte Sprengel-Werk »Entartete Kunst« 1937 in München. Gemeinsam mit seiner in Vinnhorst schloss 2001. Vom Hersteller feiner Schokolade Frau Margit begann er anschließend, Werke der klassischen ist nur der Name geblieben, die Rechte liegen in der Schweiz. Moderne zu sammeln und pflegte Freundschaften mit Künst- Manche Beobachter glauben, dass Sprengels Sammelleidenlern wie Emil Nolde oder Marc Chaschaft zum Misserfolg führte, aber gall. ganz so war es nicht: Das UnterSchokoladenfabrikant und Die Sprengels überließen 1969 nehmen verpasste in Boomzeiten mit etwa 300 Werken einen großen Investitionen und war schlecht aufKunstsammler – »ein Patriarch Teil ihrer Sammlung der Stadt Hangestellt, als es in den 1960er Jahren der alten Schule« nover. Sie unterstützten auch den zu Preiskämpfen auf dem SchokoMuseumsbau am Maschsee. Das ladenmarkt kam. Sprengel zögerte Museum wurde im April 1984, zum 85. Geburtstags Bernhard Entscheidungen hinaus, hatte Ärger mit seinen FührungskräfSprengels, auch offiziell in Sprengel Museum Hannover umbe- ten und konnte keinen Nachfolger aufweisen: Sohn Bernhard nannt, im Volksmund hatte sich die Kurzversion von »Kunst- jun. zeigte keinerlei Interesse an der Firma. museum Hannover mit Sammlung Sprengel« längst durchgeBernhard Sprengel starb 1985, wenige Monate nachdem das setzt. Museum seinen Namen bekam. Die Geschichte der Schoko­ Heute ist dem Gründerpaar Sprengel der erste Raum des ladenfabrik gerät auch in Hannover langsam in Vergessenheit. schwarzen Anbaus gewidmet. »Die Sprengels sind präsent«, Durch das Museum aber wird der Name Sprengel noch lange sagt Museumsdirektor Reinhard Spieler heute. Die Familie präsent bleiben. engagiere sich seit vielen Jahren. Vom Sachverstand des Samm- Gerd Schild

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WER WAR EIGENTLICH …

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Fotos: Steve Przybilla

AUS EIGENER KRAFT Seit 2005 wächst weltweit die Transition-Town-Bewegung: Engagierte Bürger schließen sich in Gruppen zusammen, um in ihren Städten ein Umdenken zu erreichen. Was an über tausend Orten der Welt noch Utopie ist, hat Ungersheim geschafft: Das Dorf im Elsass versorgt sich nahezu komplett selbst. Wenn in Ungersheim die Sonne scheint, dann strahlt auch Jean-Claude Mensch. »An solchen Tagen können wir unseren Energiebedarf zu hundert Prozent decken«, sagt der Bürgermeister des Elsass-Dorfes, das über ein eigenes kommu-

nales Solarkraftwerk verfügt. Das macht ihn stolz, denn der 71-Jährige hat geschafft, wovon andere Stadtoberhäupter nur träumen: Ungersheim ist nahezu komplett energieautark. Während nur 20 Kilometer entfernt das marode Atomkraftwerk


Sein neuestes Projekt ist in der Bevölkerung trotzdem noch kein Renner: Seit 2013 gibt es in Ungersheim den »Radis« (Rettich), eine eigene lokale Währung. Die Scheine zeigen die Silhouette von Ungersheim und sind laut Jean-Claude Mensch genauso viel Wert wie ihre Euro-Pendants. »Etwa zehn Prozent unserer Händler nutzen den Radis«, sagt der Bürgermeister. »Das könnten schon noch etwas mehr werden. Aber bei solchen Projekten dauert es eben eine Weile, bis sie sich entwickeln.« Warum aber braucht ein Ort von nicht einmal 2.500 Einwohnern eine eigene Währung? »Um Anreize zu schaffen«, sagt Mensch. »Bevor sich die Leute ins Auto setzen und in einen Supermarkt fahren, der zu einem Großkonzern gehört, sollten sie lieber ihr Geld vor Ort ausgeben.« Auf diese Weise könne irgendwann ein »geschlossener Kreislauf« entstehen. »Aber wir wollen uns nicht verschließen«, sagt er entschieden, »sondern ein neues Gesellschaftsmodell ausprobieren. Dafür ist unsere Größe genau richtig.« Lässt sich die Idee der Transition Towns auch auf größere Städte übertragen? Woher kämen Energie und Nahrung? Könnte man Landwirten überhaupt vorschreiben, an wen sie ihre Ware verkaufen? Jean-Claude Mensch muss nicht lange überlegen, um diese Fragen zu beantworten. Er hat sie schon Stolz auf sein autarkes oft gehört. »Natürlich müsste man das Modell anpassen«, sagt Dorf: Bürgermeister er. »Auch wir haben schließlich längst nicht alles geschafft, Jean-Claude Mensch. sondern sind nur auf dem Weg zum Ziel.« Dann lacht er, weil Im Hintergrund: Dächer ihm noch ein anderer Gedanke zur Selbstversorgung kommt: mit Solaranlagen.

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Fessenheim für Aufregung sorgt, hat Jean-Claude Mensch ein reines Gewissen: »Wir sind eine der wenigen Kommunen, die sich gegen Fessenheim aussprechen. Aber wir meckern nicht nur. Wir tun etwas.« Im Jahre 2011 hat sich Ungersheim zur »Transition Town« erklärt. Die europaweit aktive Bewegung will in teilnehmenden Städten ein nachhaltiges Wirtschaftssystem aufbauen. Oder um es mit den Worten von Jean-Claude Mensch zu formulieren: »Wir versuchen, uns aus den Zwängen des Kapitalismus zu befreien.« Trotz solch markiger Sätze sieht Ungersheim nicht gerade aus wie ein Ort, in dem die Revolution tobt. Eher wie eines von vielen Dörfern im Elsass, die sich nach und nach von ihrer historischen Bausubstanz verabschieden. Die Kirche steht noch, aber fast überall ragen moderne, rote Dächer in den Himmel. In der Ferne brummt ein Traktor auf dem Acker. Ungersheim hat viel erreicht auf dem Weg zum Öko-Dorf. Der Schulbus: durch ein Pferde-Fuhrwerk ersetzt. Die Straßenlaternen: auf energiesparende LEDs umgerüstet. Pestizide: aus der Landwirtschaft verbannt. Die neun jüngsten Wohnhäuser wurden im Niedrigenergie-Stil gebaut, öffentliche Gebäude mit Energieausweisen versehen. In der Schulkantine kommt Gemüse auf den Tisch, das von umliegenden Feldern stammt. Wenn Jean-Claude Mensch von all diesen Projekten erzählt, sprüht er vor Energie. Er sei schon immer sehr links und grün gewesen, erzählt der 71-Jährige. Als er 1989 erstmals zum Bürgermeister gewählt wurde, galten viele seiner Ideen als utopisch. »Am Anfang musste ich kämpfen«, blickt er zurück, und auch heute teilt längst nicht jeder im Dorf seine Ideen. Doch die Mehrheit der Ungersheimer scheint einverstanden zu sein mit dem Transition-Town-Modell: Jean-Claude Mensch wurde immer wieder im Amt bestätigt.

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Wohnprojekte. Dass sich eine Stadt selbst als Transition Town bezeichnet und der Bürgermeister diese Politik aktiv vorantreibt, bleibt jedoch die Ausnahme. In Ungersheim unterdessen plant Jean-Claude Mensch neue Wege der Vermarktung: Demnächst soll in seinem Dorf ein Hof laden entstehen, in dem Touristen lokale Produkte kaufen. Und Bier. Doch damit dauert es noch ein wenig – der Malz muss erstmal wachsen. Steve Przybilla

Ungersheimer Ernte: Die erste Einrichtung, die versorgt wird, ist die ortseigene Schulkantine.

»Komplette Autarkie ist schwierig. Die Leute wollen doch auch mal Reis essen – und ich sehe hier nirgendwo ein Reisfeld.« Mit solchen Fragen setzen sich auch die deutschen TransitionGruppen auseinandersetzen. Tausende Menschen engagieren sich mittlerweile. Die Schwerpunkte unterscheiden sich je nach Region stark: Manche Gruppen konzentrieren sich auf Energiepolitik, andere auf Landwirtschaft oder alternative

Beispiele für Transition-Town-Initiativen Die Idee der Transition Towns geht auf den Briten Rob Hopkins zurück. Der von ihm erschienene Leitfaden zur Gründung neuer Initiativen steht inzwischen als deutsche Übersetzung zur Verfügung. Er kann kostenlos heruntergeladen werden unter www.transition-initiativen.de. Vier Beispiele: Hannover: Seit 2012 engagiert sich die mittlerweile große Initiative mit zahlreichen Untergruppen für den Wandel in der Stadt. Neben unterschiedlichen Veranstaltungsreihen gibt es zum Beispiel die Projekte »Kügäli« (Küchengärten Limmer), das Jugendgästehaus Wülfel (Selbstversorgung) oder gleich zweimal das »Café S« (Erwerbslosen- und Flüchtlingsberatung in Linden und Vahrenwald). Berlin: In Berlin gibt es ebenfalls mehrere Gruppen, z.B. »Wedding-Wandler« (Tauschring, Fahrrad-Projekte, solidarische

Landwirtschaft), »Transition Town Pankow« (Leihund Schenkladen, Gemeinschaftsgarten, Reste-Restaurant) oder »Kiezwandler Charlottenburg« (Kräuter-Anbau, alternative Stadtrundgänge etc.). Murg: Die Kleinstadt an der Schweizer Grenze (Landkreis Waldshut) hat verschiedene Preise erhalten, u.a. den Deutschen Lokalen Nachhaltigkeitspreis. Aktuelles Leuchtturm-Projekt der Initiative »Murg im Wandel«: ein elektrischer Bürgerbus, der von Ehrenamtlichen gefahren wird. Dresden: Auf der Plattform »Dresden im Wandel« finden sich zahlreiche Vereine zusammen, die sich der Transition-Idee verschrieben haben. Die Inhalte reichen von erneuerbaren Energien über HanfAnbau bis hin zum »Transition-Theater«.


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»Keine Abschottung, sondern Regionalisierung« Matthias Wanner (31) beschäftigt sich schon lange mit Transition Towns. Der Nachhaltigkeitsforscher arbeitet derzeit am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Von 2011 bis 2014 hat er Transition-Initiativen als Trainer beraten; von 2013 bis 2016 arbeitete er als Referent im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung (»Globale Umweltveränderung«). Herr Wanner, was ist überhaupt eine Transition Town? Das ist eine Initiative, die sich mit ökologischen und sozialen Themen auseinandersetzt. Eine TransitionInitiative versucht, die großen Probleme durch einen kulturellen Wandel zu lösen: weniger Strom und Wasser verbrauchen, sparsamer mit Ressourcen umgehen, Geräte auch mal reparieren.

Großstädten funktionieren? Das ist nicht mal bei Kleinstädten einfach. Aber es geht auch gar nicht darum, sich ein starres Ziel zu setzen. In Großstädten lassen sich die Vorhaben am besten umsetzen, indem man viele kleine Initiativen gründet – London hat 40. Man lernt seine Nachbarn kennen, fragt sich, wie das Zusammenleben in zehn Jahren aussehen soll, und wird von der Gewissheit getragen: ›Wir können etwas erreichen.‹

Gibt es auch Städte, die diese Politik ganz offiziell verfolgen – so wie Ungersheim? Die gibt es, aber es sind nur ganz wenige. Man darf Transition Towns nicht mit offiziellen Labels wie »Fair-Trade-Stadt« oder »Green City« verwechseln. Es handelt sich hier um eine zivilgesellschaftliche Bewegung, weshalb die Umsetzung je nach Stadt ganz unterschiedlich ausfällt: Manche setzten voll und ganz auf ›urbanes Gärtnern‹, andere probieren Genossenschaftsmodelle oder lokale Währungen aus. Ungersheim ist etwas Besonderes, weil der Bürgermeister aktiv mitmacht.

Wie stark wird die Bewegung in den nächsten Jahren noch wachsen? Mein Gefühl ist, dass es in vielen Gemeinden Menschen gibt, die ähnlich denken. Ob die sich nun Transition Town oder ÖkoDorf nennen, ist zweitrangig. Natürlich schlafen auch Gruppen ein, wenn sie frustriert sind, dass nicht alles gleich klappt, was sie sich vorgenommen hatten. Aber insgesamt bin ich optimistisch, weil es inzwischen viel Ansporn von offizieller Seite gibt. So wie in Ungersheim.

Welche Transition Towns sind in Deutschland besonders erfolgreich? Da fallen mir einige ein, zum Beispiel Bielefeld, Kassel, Dresden, Witzenhausen, Nürnberg, Göttingen oder Hannover. Dort gibt es einen regen Austausch zwischen den Bürgern und den Stadtverwaltungen. Auch Bonn und Greifswald sind weit vorne. Was ist die größte Hürde bei der Umsetzung einer Transition Town? Über das Anfangsstadium hinauszukommen. Die Initiativen müssen sich darüber im Klaren werden, welche Themen sie bearbeiten wollen und dazu auf eine gute Gruppendynamik achten – also eine Mischung aus Professionalität und Lockerheit. Zum Glück gibt es gute Leitfäden, die sich neue Gruppen im Internet anschauen können. Da muss man das Rad nicht jedes Mal neu erfinden. In Ungersheim wollen sich die Einwohner komplett selbst versorgen. Wie soll so etwas bei

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SOLIDARITÄT MIT ASPHALT. Die hannoverschen Gewerkschaften.


BUCHTIPPS Im neurechten Wäldchen Anfang Juni verfasste Martin Sellner, Kopf der rechtsextremen »Identitären Bewegung«, einen Text für das neurechte Blog »sezession.de«. Sellner imaginiert die politische Landschaft als geografische: Bislang lebten die »Dissidenten« im »Straflager«, getrennt von den »Politisch Korrekten«, die ein »antideutscher Schutzwall« beschirme. Zwischen beiden ein Niemandsland. Jedoch wachse dort »ein neurechtes Wäldchen, das zum Ort der Begegnung wird.« Hier träfen die, die eine »Republikflucht« wagten, auf die Werber einer völkischen Rechten und ihre Verbindungsleute bei Cicero, Achgut und Junger Freiheit. Welche Ideen, Konzepte und Strukturen in diesem »neurechten Wäldchen« Platz finden, erklärt Volker Weiß in seiner Gesamtübersicht »Die autoritäre Revolte«. Der Mythos »Abendland«, das Programm der »Konservativen Revolution«, die Verbindungen von Publikationen, Think Tanks, Pegida und AfD – Weiß leistet Aufklärungsarbeit. BP Volker Weiß · Die autoritäre Revolte. · Klett-Cotta · 20 Euro

Zwischen den Stühlen »Ich habe behinderte Bewerbungen geschrieben für Jobs, die ich nie wollte. Ich habe immer nur Dinge gemacht, auf die ich keinen Bock hatte. Ich mache nur Dinge, die mir irgendjemand befiehlt. Meinst Du, ich suche mir das selbst aus? Und jetzt …« Ich, das ist Hazat. Sie wächst auf mit einem Erdogan-Verehrer als Vater und einer unglücklichen Mutter. Ihre Freiheiten, wie die nächtlichen Skype-Gespräche mit Mehmet, muss sie sich erschleichen. Als abgeschobener Straftäter lebt der in der Türkei. In der misslungenen Partynacht ihres 18. Geburtstags kann sie die Wut nicht mehr kontrollieren. Ein junger Mann, der sie anmacht, stirbt auf den Gleisen der U-Bahn. Hazal setzt sich nach Istanbul ab, zu Mehmet, den sie nie getroffen hat. »Und jetzt …« ist sie hineingeworfen in die autokratische Türkei, ohne die ihr fremde Welt zu verstehen. Fatma Aydemir hat einen großartigen Roman geschrieben, wütend und dicht und sprachlich präzise. BP Fatma Aydemir · Ellbogen · Carl Hanser · 15,99 Euro

Nach der Flucht Wie ein Blick durchs Kaleidoskop: Streng geordnet und gleichzeitig wie zufällig, bruchstückhaft erscheinen die Texte in »Nach der Flucht«. 2 x 99 Miniaturen, Aphorismen, Mini-Dramulette hat Ilija Trojanow auf nur gut 100 Seiten versammelt. In zwei Teilen erzählen sie »Von den Verstörungen«: vom Kein-Wort-Verstehen am Tag der Einschulung, vom Fehlen jedes Zeugen der eigenen Kindheit, vom Autoritätsverlust der Eltern. Und sie erzählen »Von den Errettungen«: von der Bewegung, der Heimat als Plural. Eine Reflexion der eigenen Fluchtgeschichte. Trojanow floh als Kind mit seinen Eltern aus dem realsozialistischen Bulgarien nach Deutschland. »Eingewurzelt ins Utopische. Endlich daheim«: In Zeiten des deutschnationalen Rollbacks denkt einer der wichtigsten Schriftsteller des Landes über die Psychologie des Zurücklassens, Ankommens und Neubeginnens nach – mit den Mitteln der Poesie. Das ist klug und schön und Provokation. BP Ilija Trojanow · Nach der Flucht. · S. Fischer · 15 Euro


… diesmal persönlich zusammengestellt von Asphalt-Verkäufer Wolfgang

Eigentlich interessiere ich mich ja für alles.

Von Geschichte über Kunst bis hin zu Politik und Naturwissenschaften. Wenn es meine Zeit erlaubt, dann gehe ich auch sehr gerne zu Kulturveranstaltungen. Ich war sogar schon ein Mal in der Operette, im Titel kam mein fast vollständiger Name vor: »Im Weißen Rössl am Wolfgangsee«. Als Wolfgang Seeger musste ich natürlich irgendwann mal an den Originalschauplatz – am zehnten Hochzeitstag trank ich mit meiner Frau dort einen Kaffee!« «

»weit weg + nah dran«

Swing op de Deel

Mit Tele- und Makroobjektiv machten sich Waltraud Nehls und Jan-Hendrik Paduch auf die Suche nach Fotomotiven der Natur. Entstanden sind dokumentarische und experimentelle Arbeiten die von Basstölpel über Waldkauz bis zum Veilchen intensive Schönheit ausstrahlen und dazu anregen sollen, die Umwelt vor der eigenen Haustür als Kraft- und Inspirationsquelle wahrzunehmen. Ich liebe die Natur! Und wenn sie gut fotografiert ist, dann erst recht. Das sind wirklich beeindruckende Fotos. 4. August bis 30. Oktober, Galerie im Keller, Freizeitheim Linden, Windheimstraße 4, Hannover. Eintritt: frei.

Plattdeutsch ist altmodisch? Wer Swing op de Deel hört, kann das nicht mehr glauben. Die Band um Sängerin Roka Tjakea spielt Swing mit Swung auf Platt, frisch und ohne Volkstümlichkeit. Dazu kommt Jazziges in musikalisch neuem Gewand. Das alles Open Air im Pfarrgarten – ein Ohrenschmaus! Meine Oma aus Bergen-Hohne sprach noch richtig platt. Meine Mutter immer nur, wenn sie mit mir böse war. Auf Plattdeutsch hört sich allerdings auch der größte Ärger immer noch sympathisch an … 5. August, 19.30 Uhr, Pfarrgarten St. Martin, Martinskirchstraße 11, Seelze. Eintritt: 15 Euro.

Die Veranstaltungstipps entstehen im Rahmen der Schreibwerkstatt für Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer. Leitung: Jeanette Kießling.

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KULTURTIPPS

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Grimm und weg!

Oldtimer & Straßenbahnen

Marie und ihre Freunde finden Märchen ziemlich uncool – bis sie selber während einer Übernachtungsparty in eines hineinrutschen. Die Hexe Grimm reibt sich schon die Hände … »Grimm und weg! – Falsches Spiel im Märchenwald« ist ein buntes und unterhaltsames Familienmusical der Deister-Freilicht-Bühne, wird also »Open Air« aufgeführt in Barsinghausen. Barsinghausen – mein langjähriger Verkaufsplatz! Da gibt es so viele nette Leute. Ich war selber schon zweimal in der Deister-Freilicht-Bühne. Wenn ich mich nicht täusche, dann habe ich dort zuletzt »Charleys Tante« gesehen. Das war klasse! 6., 13. und 20. August, 16 Uhr, Deister-FreilichtBühne, Ludwig-Jahn-Straße 13, Barsinghausen. Eintritt: Erwachsene 9 bis 13 Euro/Kinder 5 bis 9 Euro.

Liebhaber von alten Fahrzeugen kommen hier gleich dreifach auf ihre Kosten: Beim Oldtimertag im Straßenbahnmuseum. Gepflegte Veteranen der Straße, PKWs oder Motorräder, treffen auf historische Bahnen aus vielen deutschen Städten. Das Ganze wird vom Üstra-Orchester musikalisch stilgerecht untermalt mit zeitgemäßen Swing-Titeln. Übrigens: Wer selber mit Oldtimer kommt, hat freien Eintritt! Da war ich schon, das ist großartig! Auf einer alten Strecke, die nicht mehr genutzt wird, kann man mit ganz alten Bahnen fahren. Und im StraßenbahnSimulator war ich sogar selber der Zugführer! 13. August, 11 bis 17 Uhr, Hannoversches Straßenbahnmuseum, Hohenfelser Straße 16, Sehnde. Eintritt: Erwachsene 7,50, erm. 6,50 Euro/Kinder 4 Euro.

»Greengrass-Music« Robby Ballhause ist Sänger und Gitarrist aus Hannover, musikalisch aber in Amerika zu Hause. Seine Mischung verschiedener Stile nennt er selbst »Green­g rass-Music«: melodische, handgemachte Songs, erfrischend unsentimal und rau, aber gleichzeitig irgendwie lieblich. Ich als alter Rock’n Roller stehe natürlich auf Gitarrenmusik. Robby Ballhause mischt noch Folk, Country und Pop zum Rock – das kann interessant werden! Das Konzert findet bei schönem Wetter im Tee­ garten statt, bei Regen im Kulturtreff. 12. August, 19 Uhr, Kulturtreff Hainholz, Voltmerstraße 36, Hannover. Eintritt: frei, um Spenden wird gebeten!

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Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin. Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr. ... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de

Maschsee-Entenrennen Das ist eher ein Event als eine Kulturveranstaltung, aber für den guten Zweck. Alles kommt dem Kampf gegen Leukämie zugute. Und das ist wirklich wichtig! Ich selber bin übrigens regelmäßiger Blutspender und habe einen Organspendeausweis. Beim NKR-Entenrennen geht es vor allem um Spaß, wie der Name »Duck-Fun(d)racing« schon andeutet. Um Spaß für die gute Sache: Das Norddeutsche Knochenmark- und Stammzell-Register sammelt dieses Jahr schon zum achten Mal für die Finanzierung von Ersttypisierungen. Für 5 Euro können Sie eine Gummiente »adoptieren« und sie lautstark anfeuern. Kommt sie als eine der ersten ins Ziel, winken tolle Gewinne. Das größte Charity-Event Hannovers, unbedingt hingehen! (Weitere Infos: www.nkr-hannover.de) 19. August, 16 Uhr, Maschsee Nordufer, Hannover. Eintritt: frei, Entenadoption 5 Euro.


Der Poetry Slam am besonderen Ort: »Hotel-Leben« ist das Thema – es geht sozusagen um das Zuhause für unterwegs und zwischendurch. Für die einen Sehnsuchts- und Wohlfühlorte, für die anderen Routineübernachtungsmöglichkeiten. Die Poetinnen und Poeten Leonie Warnke (Leipzig, Foto), Ninia LaGrande (Hannover), Fabian Navarro (Wien) und Tobias Kunze (Hannover), alle selbst oft auf Reisen, setzen sich auf der »Macht Worte!«Bühne künstlerisch damit auseinander – im Hotel selbstverständlich … Das ist für mich ein guter Anlass, noch einmal auf die Asphalt-Poetry-Sonderausgabe hinzuweisen, die es bei allen Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufern zu kaufen gibt, auch bei mir: 13 heitere, ernste, sinnliche, poetische Texte, von 13 Künstlerinnen und Künstlern extra für Asphalt zur Verfügung gestellt – ein Lesevergnügen! 24. August, 19.30 Uhr, prizeotel Hannover-City, Hamburger Allee 50, Hannover. Eintritt: 10 Euro/ermäßigt 8 Euro.

Feinkost Fest Feinkost Lampe ist als Club eigentlich in Linden zu Hause. Für das Feinkost Fest geht es allerdings nach Kirchrode: Ins Bleekhaus des Landesbildungszentrums für Blinde. Es wird ein Abend der zeitgenössischen Kompositionen zwischen klassischen Wurzeln und elektronischen Trieben. Die Künstler John Kameel Farah, Hauschka und das Szymanowski Quartett mit Pianistin Marina Baranova präsentieren ein Klangfestival für inneres Farbenrauschen – an einem Ort, an dem das Sehen wenig Bedeutung hat. Im Landesbildungszentrum für Blinde war ich übrigens früher jeden Montag. Zum ehrenamtlichen Tandemfahren. Ich fuhr vorne und hatte hintendrauf eine oder einen Sehbehinderte/n oder Blinde/n. Wir haben richtige Touren gemacht: durch Wälder und Felder oder am Kanal entlang. 25. August, 19 Uhr, Bleekhaus – Landesbildungszentrum für Blinde, Bleek­straße 22, Hannover. Eintritt: 18 Euro/Kinder bis 12 J. frei.

Nicht zu verwechseln mit dem Großen Fest im Kleinen Garten ist dieses »Große Fest im Kleingarten«. In der Schreber­ gartenkolonie Am Lindener Berge fiedelt, bläst, klingt und singt es zwischen Klassik, Jazz, Gipsy und Folk. Gärtnerinnen und Gärtner öffnen ihre Pforten, Rucola, Rosen und Radieschen wollen sich bestaunen lassen. Kaffee und Kuchen gibt’s auch dazu und abends treffen sich alle im Ernst-Winter-Kolonieheim, das sich dann in einen Tanzclub verwandelt. Da ist was los! Seit 2009 bin ich selber Schrebergärtner. Ich habe sogar für eine Zeit lang ein kleines Kolonieheim bewirtschaftet, Musik im Kleingarten finde ich eine tolle Idee! 26. August, ab 15 Uhr, Kleingartenkolonie Am Lindener Berge, Hannover. Eintritt: frei.

Jiddische Musik Anlässlich der Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen des Gedenkortes in der ehemaligen Gartenbauschule in Ahlem lädt das Finkelstein Trio zusammen mit Annika Frech zu einem Konzert ins Café Jerusalem im ehemaligen Mädchenhaus ein. Vertrautes und Fremdes, Altes und Neues, Melancholisches und Überschwängliches bieten dem Publikum die Möglichkeit, in die jiddische Welt der Tänze und Lieder einzutauchen, farbenfroh und abwechslungsreich arrangiert für Klarinette, Violine, Akkordeon und Gesang. Leider habe ich zu jiddischer Musik bislang gar keine Verbindung. Aber ich bin ja neugierig und offen. Und Sonntag, 15 Uhr passt mir hervorragend! 27. August, 15 Uhr, Haus der Hoffnung, Wunstorfer Landstraße 5, Hannover. Eintritt: frei.

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Foto: Matthias Stehr

Poetry im Hotel

Musik im Kleingarten

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IHR ENGAGEMENT

Machen Sie mit! Impressum

Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes

Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke

Redaktion: Volker Macke (Leitung), Jeanette Kießling, Svea Kohl, Ulrich Matthias

Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser

An jedem letzten Dienstag im Monat trifft sich die Runde der Ehrenamtlichen in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-0.

Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: S. Przybilla, G. Schild, B. Pütter, W. Stelljes

Das nächste Treffen ist am Dienstag, 29. August 2017, 17 Uhr.

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer

Asphalt dankt:

Anzeigen: Heike Meyer

Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1

Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Herstellung: eindruck, Hannover

Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000

Asphalt erscheint monatlich.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 21. Juli 2017

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde.

A. Kosbahn,. R. Beiermann, H. + A. Gaedtke, E. Rose, W. + G. Tschek, I. Muschong, C. Koopmann, C. Hickethier, C. Schmuecker, A. Prechel, R. Dobberahn, H. + I. Hesch, P. Erdmann, R. Brueck, G. + E. Felis, G. Langer, H. Tuerk, B. Thiele-Bode, S. Heckmann, M. + H. Schrader, H.-J. Richter, M. Wolff, G. Schlitt, W. Lindenberg, A. Blau, I. Wagemann-Steidel, G. Pinkvos, R. + S. Heiligmann, T. Hermann, C. Hennecke, J. Faupel, L. Strakosch, I. Mehrmann, I. Grethe, C. Hakim, R. Mieschner, G. + G. Buschmann, Rockparty BG, R. Mantei, R. Lange, E. + G. Frantz, H.-H. Bodmann, H. + C. Jansen, B. + R. Hofbauer, K. Steckmann, B. Wehner, W. Rust, K. Krueger, E. Wiesner-Friedrichsen, I. + S. Lehmann, H. Lukat, G. Brinkmann, P.-C. Erdmann, D. Wagenknecht, R. + Dr. H. Jauer, H. + B. Lienhop, E. + U. Hansen, R. Stamm, S. Drechsler-Neumann, D. Harks, G. + R. Grabowsky, H.-J. + E. Habben, I. + J. Brauer, U. Riskowski, H. Christiansen, I. + K.-F. Uloth, I. Woda, C. Thaeter, K. Rollier, D. Sperling, G. Schierkolk, J. + G. Kluss, F. Holtz, R. Wrede, A. Mumme, I. Scholl, S. Koertge, R. Geweke, A. Dietrich, I. Baxmann, M. Fischer, K. Faul, M. + H. Vetter, G. + G. Hillmer, M. Rosenland, H. Roettger, G. Aumer, H. Sommer, B. Hannemann, F. + S. Bertuzies, N. Derben, E. Behmann, B. Juengling, E. + M. Schwanke, A. Luettmann, A. Helm, E. + K.-H. Neumann, A. Ebeling, G. Koschnik, Cl. Toll, E. Panten, H. Wachsmuth, I. Mueller, E. Herdin, C.-D. Moericke, W. Mogk, E. + W. Saake, K.-D. Bonk, R. + M. Roever, M. + H. Papenberg, H. Schlotter, H. + A. Sproetge, I. Kleingaertner-Papastavrou, T. Tubbesing, G. + M. Malitius, A. Poppy, H. Grundmann, M. Dessauer, A. Kroeger, M. Wetzel, R. Begemann, G. Lemmnitz, I. Thiem sowie allen anonymen Spendern und allen Asphalt-Patinnen und -Paten.

Gesellschafter:

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

Verkäuferausweise

Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei Ver­käuferInnen mit gültigem Aus­weis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Rot


Aus den nachfolgenden Silben sind 15 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Spruch von Ernst von Feuchtersleben (1806 – 1848; österreichischer Essayist) ergeben: arm – bruch – cruz – der – der – die – ei – eis – er – ig – kel – kennt – lu – mal – mus – nis – nor – nor – pe – ra – recht – ree – rit – see – senk – stern – te – ter – ter – trep – um – ve – zeit

1. Schiffeigner

2. Fluss in Schleswig-Holstein

3. Änderung

4. Abschnitt der Quartärzeit

5. Schneehütte der Eskimos

6. stachliges Meerestier

7. Auf- oder Abgang mit Stufen Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir dreimal die autobiographische Erzählung »Delhi – Im Rausch des Geldes« von Rana Dasgupta. Im Dezember des Jahres 2000 zieht der Schriftsteller nach Delhi, zu der Frau, die er liebt – und landet in einem Moloch: Er trifft Milliardäre und Slumbewohner, Drogendealer und Metallhändler, Sozialarbeiter und Gurus. Und merkt, dass in der Heimat seiner Vorfahren nur eins regiert: Geld. Ebenfalls dreimal verlosen wir das Kinderbuch »Das geheime Logbuch, das magnetische Mädchen und eine brillante Erfindung«. Die spannende Geschichte von Simon van der Geest handelt von Freundschaft, Mut und dem Glauben an das Unmögliche. Was hat es mit dem Logbuch des Polarforschers auf sich? Ro, Archie und Lena entwickeln einen genialen Plan, um die Sache aufzuklären. Für Kinder ab 10 Jahren. Viermal haben wir den Thriller »Tag Vier« von Sarah Lotz für Sie. Am vierten Tag einer Kreuzfahrt durch das Paradies hält das betagte Schiff »Beautiful Dreamer« im Golf von Mexiko plötzlich an. Kein Strom, kein Funkempfang, keine Hilfe in Sicht. Als die Essensvorräte sich dem Ende neigen, spitzt sich die Situation zu. Da wird in einer Kabine eine Frauenleiche entdeckt … Die Lösung des Juli-Rätsels lautete: Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen. Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de Einsendeschluss: 31. August 2017. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

8. Stadt in Mexiko

9. Einsicht

10. Kriegerstand im Mittelalter

11. Gegenteil zu waagerecht

12. hohe Männerstimme

13. Bizeps

14. gewöhnlich

15. Männername

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SILBENRÄTSEL

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