2015 07 Asphalt

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davon 80 Cent Verkäuferanteil

Juli 2015

Strom abwärts

Die Trasse kommt, der Widerstand wächst Win-Win-WG: Tan (25) wohnt bei Cornelia (60) Abschiebung verhindert: Achmed hofft noch auf Asyl Killerdrohnen: Vollautonomes Töten noch zu stoppen?


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Titelthemen... Strom abwärts Die Megatrasse Südlink kommt. Rund um Hannover. Warum? Wo entlang? Und ist sie gefährlich? Immer mehr Bürgerinitiativen kämpfen dagegen. _ ______________ 6 Die Win-Win-WG Für Jung und Alt: Das Projekt »Wohnen für Hilfe« vermittelt kostengünstige Wohngemeinschaften zwischen Senioren und Studierenden. Das klappt!___________________________________ 10 Der humanere Krieg? Weltweit formiert sich Widerstand gegen die Entwicklung und den Einsatz von »Killerrobotern«: autonome Waffen, auf die der Mensch keinen Einfluss mehr hat._ __________________ 12 Hier geblieben! Achmed wurde nicht abgeschoben. 100 Menschen haben das verhindert. Virginia war mittendrin. Eine Solidaritätsgeschichte. _________________________________ 27

...und mehr Notizblock ________________________________________________ 4 Angespitzt: Müll abfahren! __________________________________ 5 Juli-Tipps ________________________________________________ 16 Kultur im Fokus ____________________________________________ 18 Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Thomas erzählt. _ ___________ 19 Briefe an uns _____________________________________________ 20 Rund um Asphalt/Impressum ________________________________ 21 Aus der Szene ____________________________________________ 22 Serie: Wer war eigentlich … Ferdinand Lassalle? ________________ 23 Brillen für Entwicklungsländer: Das Glück des Augenblicks _ _____ 24 Danke für Ihr Engagement _ ________________________________ 30

gewinne!

Silbenrätsel/Cartoon _______________________________________ 31

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Titelfoto: snvv/123rf

Juli 2015

Strom abwärts

Die Trasse kommt, der Widerstand wächst Win-Win-WG: Tan (25) wohnt bei Cornelia (60) Abschiebung verhindert: Achmed hofft noch auf Asyl Killerdrohnen: Vollautonomes Töten noch zu stoppen?

Liebe Leserinnen und Leser, wie wollen Sie später wohnen? »Gesund, mit Partner und selbstständig zu Hause«, sagte mir eine Mittsechzigerin. Ich hätte genauso geantwortet. Wunsch und Wirklichkeit klaffen im Alter aber meist auseinander. Zwei Säulen haben das Sys­ tem lange getragen und werden es auch weiter tun müssen: zu Hause bleiben können, weil die Familie hilft. Oder es geht ins Pflegeheim. Nur: Das Erste findet immer weniger statt, das Zweite wird immer weniger gewünscht. Und jetzt? Jetzt ist Kreativität gefragt. Wir müssen Alte(n)hilfe neu denken. Wir brauchen zeitgemäße Versorgungsstrukturen, bei denen Dienstleistung und Lebensräume gut ineinandergreifen. Für ein langes Wohnen zu Hause, aber mit intelligenter Unter­ stützung. »Wohnen für Hilfe« ist ein Beispiel, wie es auch gehen kann. Im aktuellen Heft finden Sie mehr darüber. Eine andere Dame hat jetzt einen Flüchtling mit in ihr Haus ge­ nommen. Für eine sehr günstige Miete. Ein mutiger Schritt. Egal, auf welche Weise: Irgendwie müssen wir es hinbekom­ men, unser Umfeld wieder besser mit einzubeziehen. Unser Quartier. Erste Aufbrüche dazu gibt es. Denn längst wohnt in mehr als jedem zweiten hannoverschen Haushalt (54 Pro­ zent) nur noch eine Person, in anderen Städten in Nieder­ sachsen ist es ähnlich. Auch in den Pflegeheimen bewegt sich viel. Zwischenformen werden gestaltet, (Diakonie-)Sozialstationen sind in privat bewohnten Wohnungen rund um die Uhr präsent, die Pflege­ heime werden mehr zu Treffpunkten für das Quartier. Ich kann dort mit zu Mittag essen, es gibt Programmangebote für alle – und wenn ich eines Tages selbst so weit bin, und es zu Hause trotz Unterstützung aus dem Umfeld nicht mehr geht, schaue ich mit vielen anderen in einem schönen Pflege­ heim zusammen auf einer Großbildleinwand samstags die 96-Spiele, rege mich auf und trinke ein gutes Pils dazu. Und sonntags danke ich Gott, dass es uns gelungen ist, gute Formen des Miteinanders auch im Alter zu finden. Das ist meine Hoffnung. Ihr Rainer Müller-Brandes Diakoniepastor und Asphalt-Herausgeber


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Asphalt 07/2015 Notizblock

Harburg. Mehrere tausend Menschen haben bei Ramelsloh im Landkreis Harburg gegen die Y-Trasse protestiert. Trotz Regens. Entlang einer Teilstrecke des geplanten neuen Bahnverlaufs riefen die Veranstalter zum Picknick auf, um damit zu verdeutlichen, wie ansprechend die natürliche Umgebung ist, durch die eventuell demnächst Güterzüge rattern sollen. Im sogenannten »Dialogforum Schiene« wird derzeit beraten, wie das wachsende Güterverkehrsaufkommen zwischen Hannover, Hamburg und Bremen in den kommenden Jahren bewältigt werden kann. Unter anderem gibt es Pläne, die den Bau einer Y-förmigen Strecke zwischen den drei Städten vorsieht. Bis Ende des Jahres soll entschieden werden, wie der Transport von Gütern über die Schiene zukünftig aussehen wird. me

Antibiotika im Wasser

Cloppenburg. Rund um Cloppenburg, Vechta und die Grafschaft Bentheim gilt das Grundwasser als aus Tierhaltung belastet. Bis Ende 2016 will der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Naturschutz (NLWKN) dort Wasser- und Anzeige

Foto: Ingo Wagner/dpa

Picknick gegen Y-Trasse

Bodenproben analysieren, Gülle und Gärreste von landwirtschaftlichen Betrieben untersuchen. »Tierarzneimittel gehören nicht ins Grundwasser – auch nicht in Spuren«, so Romuald Buryn vom NLWKN. »Der Verbrauch von Tierantibiotika in Niedersachsen ist alarmierend. 700 Tonnen wurden im Jahr 2012 nach Niedersachsen geliefert, das sind 40 Prozent der insgesamt in Deutschland an Tierärzte ausgelieferten Antibiotika.« Und noch schlimmer: 500 Tonnen davon gingen allein in die sieben Landkreise in der Weser-Ems-Region. Die Medikamente landen mit der Gülle im Boden und später im Grundwasser. mac

Frauke Heiligenstadt geführt, die die zu leistenden Stunden für Lehrer zuvor erhöht hatte. Als weitere Folge der Entscheidung des OVG hat die Landesregierung angekündigt, dass für das kommende Jahr das Geld für etwa 740 neue Lehrerstellen bereitgestellt werden soll. me

Streit ums Watt

Borkum. Mehrere Gemeinden in Ostfriesland wehren sich gegen ein auf holländischer Seite grenznah geplantes großes RWEKohlekraftwerk in Eemshaven. Sie fürchten massive Stickstoff- und Quecksilberbelastungen von Naturschutzgebieten und Wattenmeer. Die dortige seltene Tier- und Pflanzenwelt würde bei Inbetriebnahme nachHannover. Monatelang hatten Schüler an haltig geschädigt. Der Fall beschäftigt jetzt niedersächsischen Gymnasien auf Klassen- den obersten Gerichtshof der Niederlande in fahrten verzichten müssen, da Lehrer nach der Ankündigung von verordneter Mehr­ arbeit seit dem vergangenen Jahr Schüler­reisen boykottierten. Nachdem das Oberverwaltungsgericht Lüneburg diese »Das ist ein solcher Politik­ zu­­sätzlichen Unterrichtsstunden für Gym­­ geschwafelsprech!« na­siallehrer im Juni gekippt hat, sind KlasChristian Dürr (FDP) bei der Landtagssenfahrten nun auch wieder möglich. Die sitzung im Juni während der Aussprache Entscheidung hatte zu einer Diskussion um zum Schulgesetz. die Niedersächsische Kultusministerin

Wieder Klassenfahrten

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Zitat des Monats


Notizblock Asphalt 07/2015

Angespitzt

Zahlenspiegel

diesmal: »Herdprämie«

Männer in Niedersachsen beantragen häufiger Betreuungsgeld als im Bundesdurch­ schnitt: 6,8 Prozent. Im Bund liegt der durchschnittliche Wert bei 5,4 Prozent. Damit nutzen mit 94,6 Prozent Frauen das Angebot. Das hat das Statistische Bundesamt für das erste Quartal 2015 ermittelt. Die meisten Anträge von Vätern gab es mit 9,3 Prozent in Berlin. Dagegen lediglich 3,1 Prozent der bayrischen Männer. Im Vergleich zum vierten Quartal 2014 ist die Zahl aller Bezüge um 68.838 auf 455.321 bundesweit gestiegen. me

Den Haag. Zwar sei vom Unternehmen geprüft worden, ob die Grenzwerte für holländische Naturschutzgebiete eingehalten werden könnten, nicht aber die Belastung der geografisch viel näher liegenden Schutzgebiete im Wattenmeer bei Krummhörn und Borkum. Das Land unterstützt die Klage. Mit einem Urteil wird für Ende Juli gerechnet. mac

mann‹, wie es im Grundgesetz heißt, vom verfassungsrechtlich verbrieften Recht, Bitten und Beschwerden an den Landtag zu richten, Gebrauch machen kann.« In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sind 509 Petitionen beim Landtag in Hannover eingegangen. Hauptthemen: Windenergie, Fracking, das Besoldungsrecht von Lehrkräften sowie das Abitur nach 13 Jahren. me

Weniger Firmeninsolvenzen

Kammer warnt vor Kürzung

Hamburg/Hannover. In Niedersachsen haben laut einer Studie der Bürgel Wirtschaftsinformationen im ersten Quartal 448 Firmen Insolvenz angemeldet. Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 609 Insolvenzen. Das bedeutet einen deutlichen Rückgang von 26,4 Prozent. Niedersachsen liegt damit im bundesweiten Trend. Allerdings verzeichnen nicht alle Bundesländer eine positive Entwicklung. Hessen, Schleswig-Holstein, MecklenburgVorpommern und Bremen verzeichnen deutlich mehr Insolvenzen als im Vorjahreszeitraum. me

Bremen. Die Arbeitnehmerkammer Bremen hat SPD und Grüne anlässlich der Koalitionsgespräche vor einem zu dicken Rotstift gewarnt. Bremens Haushaltsprobleme ließen sich nicht durch weitere Kürzungen beim öffentlichen Personal lösen. »Das Land Bremen gibt schon jetzt weniger Geld pro Einwohner für die aktuell öffentlich Beschäftigten aus als der Durchschnitt der anderen Länder«, betonte der Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer, Ingo Schierenbeck. Ein fortgesetzter Abbau des Personals berge die Gefahr, dass Bremen seine öffentlichen Aufgaben nicht mehr angemessen und vergleichbar anderen Bundesländern wahrnehmen könne: »Unser Gemeinwesen und unsere Mitglieder brauchen eine stabile und verlässliche öffentliche Infrastruktur. Dazu gehören gute Schulen und Kitas, eine handlungsfähige Verwaltung, und nicht zuletzt motiviertes Personal, das seinen Aufgaben bürgernah und engagiert nachkommt.« SPD und Grüne haben im neu gewählten Senat eine Mehrheit von zwei Mandaten. Ende 2013 belief sich der Schuldenstand Bremens auf über 20 Milliarden Euro. Das entspricht einer Verschuldung von 30.615 Euro je Einwohner. mac

Mehr Petitionen

Hannover. In Niedersachsen steigt die Zahl der Petitionen, die den Landtag in Hannover erreichen. Im vergangenen Jahr zählte Landtagspräsident Bernd Busemann 2.118 Eingaben mit Bitten und Beschwerden aus der Bevölkerung. Das sind zweieinhalbmal so viele wie im Jahr 2013. Auch 2012 lag die Zahl mit 1.087 Petitionen ebenso deutlich unter der Zahl von 2014. Das steigende politische Interesse freut Landtagspräsident Bernd Busemann: »Es ist gut, dass ›Jeder-

Müll abfahren! Nun hat die Wissenschaft zweifelsfrei festgestellt, dass der Schlaf den Kopf aufräumt. Und zwar mit System. Dem glymphatischen nämlich. Das sind Abwasserkanäle, in denen kleine fleißige Männchen in orangefarbenen Overalls mit Besen und Kärcher den ganzen Gedankenmüll, der sich tagsüber zwischen den Ohren ansammelt, ausschwemmen. Und Platz machen. Für neuen Müll. So in etwa lässt sich das zusammenfassen, was die Neurowissenschaftler Lulu Xie und Maiken Nedergaard von der University of Rochester in »Science« veröffentlicht haben. Wer schlaflos bleibt, ist unkonzentriert, wirr und trifft bei Lichte besehen schon Mal schlechte Entscheidungen. Kein Wunder, stolpern die neuen Gedanken doch wegen der verkürzten Arbeitszeit der Müllabfuhr über glymphatisch relevanten Gedankenmüll von gestern. Das Hirn kann nämlich nur eins: entweder Waschen oder Wachen. Schon ein Nickerchen kann dann helfen. Blickt man dieser Tage ausgeschlafen in den Landtag, dann fällt auf: Ob schwarz, rot, gelb oder grün – unausgeschlafen sind alle. Nur der Umgang damit scheint unterschiedlich. Fällt den einen schon mal der Kopf aufs Pult, geben andere den glymphatisch behinderten Gedankenläufen Raum und Stimme. Das geht dann so: »Ich würde gerne zwei Fragen stellen, aber beginne mit der einen.«… »Ich habe auch zwei Fragen, und ich beginne mit der zweiten.« … »Meine Damen und Herren! Frage 2 war die erste Frage. Ich hoffe, ich habe den richtigen Zettel.«… »Herr Minister! Nicht die Antwort zu 1 vorlesen, sondern die zu 2!«… Usw… Dem Vernehmen nach wurden Xie und Nedergaard jüngst oben auf der Landtagstribüne gesehen. Gedankenmüllabfuhrstrategien erforschen. Ums Eck sah man übermüdete Journalisten Nickerchen machen. Volker Macke

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Fotos: C. Eickhoff-Klouvi

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Strom abwärts Er soll das Herzstück der Energiewende werden. Der Südlink – der Strom aus der Nordsee für den stromhungrigen Süden Deutschlands. 800 Kilometer lang. Mit 70 Meter hohen Masten. 2022 muss die Trasse stehen. Entlang der Strecke wehren sich Bürgerinitiativen dagegen. 14 allein um Hannover.


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Macht Angst:

Starkstrom soll rund um

Hannover über 70 Meter hohe Masten fließen.

Der kantige Landwirt, der in seiner Gegend als der bestinformierte gilt, will bislang nichts über die Riesenstromtrasse gewusst haben. »Die Presse hat doch hier überhaupt nicht informiert«, sagt er und starrt wieder auf die Präsentation »Planungsvorhaben Südlink«. Er wolle sich zunächst ein Bild machen, bleibt er zugeknöpft und verweist an drei Berufskollegen, die ebenfalls die erste Informationsveranstaltung zum Thema in Barsinghausen besuchen. Eine von mittlerweile mehreren gleichartigen Auftaktveranstaltungen einer ganzen Reihe von offziellen Beteiligungsmaßnahmen in der Region Hannover, Nienburg und Celle. Zahlreiche Bürgerinitiativen (BIs) sind das Ergebnis. Sie eint die Skepsis gegenüber der Mega-Stromtrasse, für die es bisher in ganz Deutschland noch kein Vorbild gibt. Sie haben Angst. Um die Gesundheit, die Landschaft, die Wettbewerbsfähigkeit von Landwirtschaft und Tourismus. Rund um Hannover regt sich beinahe flächendeckend Protest. Denn noch ist nicht klar, wo genau die Trasse verlaufen soll. Sicher ist: Gänzlich unbelastet kommt die Region nicht davon (siehe Karte). Die vier Landwirte hätten bislang wenig von dem bundesweiten Bauvorhaben mitbekommen, beharren sie norddeutsch einsilbig. Alle sind pfiffige Unternehmer, die mit Mastställen, Biogasanlagen und Solar auf den Hallendächern in der vorderen Liga niedersächsischer Familienbetriebe spielen. »Die Zeitung hätte uns längst informieren müssen, das ist alles neu für uns«, sagen sie. Ihre Höfe liegen bei Barsinghausen, dem letzten weißen Fleck auf der Protestlandkarte in der Region Hannover. Als Land- und Forstwirte sind sie direkt betroffen, über ihren Flächen soll die Leitung gespannt werden, auf ihrem Grund würden die Masten stehen. Hartnäckig kursieren unter ihnen Gerüchte: Bundespolitiker hätten von Beginn an ein Veto eingelegt, und sie müssten nun keine Stromtrasse in der Nähe ihres Eigentums fürchten. Es ist eine Behauptung, die alle Südlink­gegner kennen, ob sie im Westen der Region bei Garbsen wohnen, in Burgwedel im Nordosten oder südlich

Dagegen: BI-Sprecherin Mechthild Teuber-Hilbert aus Garbsen will den Südlink als Überlandleitung

verhindern.

am Deister: Bundespolitiker hätten Einfluss und würden ihn nutzen. Genährt wurden derlei Gerüchte teils durch ungeschickte Öffentlichkeitsarbeit: Dass ausgerechnet im Wahlkreis von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Trasse ungefragt unter die Erde soll, war der von Politik und Betreiber beschworenen Transparenz mindestens nicht dienlich. Einen der vier Landwirte, selbst junger Familienvater, stört die sichere Zerstörung der Landschaft mehr, als der eventuelle schädliche Einfluss auf seinen Betrieb: »Auch meine Kinder sollen unbeschwert im Wäldchen spielen und nicht unter hochgeladenen Stromleitungen Angst haben.« Gerüchte, unverrückbare Ansichten und Fakten prägen derzeit die Informationslage in der Region. »Es ist eben ein Pilotprojekt, bei dem niemand auf Erfahrungen zurückgreifen kann«, erläutert Mechthild Teuber-Hilbert von der Bürgerinitiative Horst bei Garbsen. »Wenn die Masten stehen und negative Auswirkungen auf Gesundheit oder Umwelt deutlich werden, gibt es sicher keinen Rückbau.« Deshalb engagiert sie sich, seit sie im Spätsommer letzten Jahres von den Plänen erfahren hat. Sie ist, wie viele Kritiker der Stromautobahn, unzufrieden mit dem Informationsfluss und der offenbar unzureichenden Information von Seiten des Betreibers Tennet. Das niederländische Unternehmen habe zwar zu den vorgeschriebenen Bürgerdialogen geladen,

verschleiere dort aber mehr, als relevante Informationen zu liefern, sagt sie.

Bürgerbeteiligung beginnt im Spätsommer Mit dieser Einschätzung liegen die Aktivisten offenbar zumindest nicht ganz falsch und verbuchen als Erfolg, dass die zuständige Bundesnetzagentur Anfang diesen Jahres den knapp 3.000 Seiten langen Antrag in der vorgelegten Form noch nicht angenommen hat. »Tatsächlich waren wir vor allem mit der Prüftiefe von Alternativrouten noch nicht zufrieden«, sagt Steffi Thiele, Sprecherin der Bundesnetzagentur, der Regulierungsbehörde für den Stromnetzausbau. Der künftige Südlink-Betreiber, der Konzern Tennet, muss jetzt nacharbeiten. »Wahrscheinlich im Spätsommer geht dann das offizielle Verfahren mit Veröffentlichung des Antrags los. Auf der Antragskonferenz gibt es dann Gelegenheit für Politik und Gesellschaft, Stellung zu nehmen und alternative Strecken vorzuschlagen, später gibt es noch weitere Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung.« Die BIs bereiten sich darauf jetzt vor. Noch sei westlich von Hannover die Stromtrasse mitten durch Naturschutzgebiete, über Friedhöfe und quer durch Ruheforste geplant, warnt Teuber-Hilbert. Oder sie grenze gar unangenehm dicht an WohnbeFortsetzung auf der nächsten Seite


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Walsrode bauung, was nicht nur ein optisches Problem sei. »Der Starkstrom magnetisiert die Umgebung und verbindet sich mit Düngemitteln der Landwirtschaft zu Schadstoffwolken mit unbekanntem Einfluss auf die Umwelt«, befürchtet sie. Lesen, Internetrecherche, Teilnahme an Fachkonferenzen: Teuber-Hilbert und ihre Mitstreiter brauchen jede Menge Wissen, um mitdiskutieren zu können. Starkstrom, Bundesgesetze, physikalische Phänomene und Raumordnungsverfahren, das ist jetzt ihr neues Universum. In Burgwedel arbeitet das dortige Bürgerforum schon einige Zeit konstruktiv an gleich zwei geplanten Infrastrukturprojekten mitten durch die Kommune mit: die Y-Bahntrasse und der Südlink. Die Autodidakten werden in der Lokalpoltik geschätzt. »Nicht nur dagegen sein, sondern Alternativen suchen«, beschreibt Kassenwart Lars Dorbandt den Burgwedeler Ansatz.

Schwarmstedt

Nienburg

Wedemark

Burgdorf

Bad-Nenndorf

Garbsen

Nordstemmen

Salzhemmendorf

vollständige Unterlagen

3.

Veröffentlichung und Auslegung

Antrag für Vorschlags­ trassenkorridor und Alternativen

2. BNetzA

Veröffentlichung Antrag

ÜNB

Auftragskonferenz

BNetzA

ÜNB BNetzA

4.

Grafik: Bundesnetzagentur

Hildesheim

Noch gibt es mehrere Vorschläge für die Trasse um Hannover.

Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung der ÜNB; Dialogveranstaltungen, Info-Märkte

Feststellung des Untersuchungsrahmens

Lehrte

Wennigsen

Beteiligungsmöglichkeiten und Ablauf des Verfahrens

ÜNB

Hannover Pattensen

Das gesamte Südlink-Verfahren sei in der Region Hannover bisher »extrem verwirrend« gelaufen und sorge flächendeckend für Besorgnis, gibt Regions-Umweltdezernent Axel Priebs zu. Er steht hinter dem

1.

Burgwedel

Loccum

Region will Erdkabel

Suche nach Trassenkorridor

Wietze

5. Erörterungstermin 6.

Entscheidung über die Bundesfachplanung

BNetzA

Engagement der BIs und hofft auf Erdverkabelung, wie sie die meisten BIs präferieren. »Technisch ist die Erdverkabelung auch über lange Strecken kein Problem und die Mehrkosten relativieren sich deutlich. Bundespolitisch müsste umgesteuert werden, das entsprechende Gesetz ist derzeit in der Beratung«, sagt der promovierte Raumplaner. »Sofern die Strecke größtenteils verkabelt würde, ergäben sich natürlich ganz andere Möglichkeiten der Trassenführung, zum Beispiel entlang der Bundesautobahnen und Eisenbahnen.« Ein wesentlicher Teil der bislang diskutierten Konflikte würde umgehend entfallen. Das Dilemma: Weil es bislang keine Erdkabel dieser Dimension in Deutschland gab, gibt es kein entsprechendes Gesetz. Und das annähernd zutreffende Gesetz erlaubt Erdkabel diesen Ausmaßes noch nicht. Tatsächlich gibt es bisher nur einen Prototyp für derartige Erdverkabelung bei Berlin. Der war teuer und aufwändig. »Die Kosten für eine mögliche Erdverkabelung werden am Ende über die Netzent-


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gelte auf den Stromrechnungen zu sehen sein«, sagt Netzagentur-Sprecherin Thiele. Die Kostenschätzungen differieren erheblich: Vom Sechsfachen sprechen die Betreiber, das Dreifache hält die Bundesnetzagentur für wahrscheinlich und einige BIs rech-

nen vor, dass ein Mehrkostenfaktor von 1,7 möglich sei. So oder so: Der Druck zur Einigung, zum Kompromiss entlang der Trasse ist enorm. Wenn in nur sieben Jahren, im Jahr 2022, der letzte Atomreaktor im Zuge der Energiewende abgeschaltet wird, muss

der Südlink stehen. Denn Bayern und BadenWürttemberg sind heute noch zu 60 Prozent von Atomstrom abhängig. Jede Menge neue CO2-emittierende konventionelle Kraftwerke wären die einzige Alternative. Carmen Eickhoff-Klouvi/Volker Macke

»Beweise gibt es nicht« Strahlung, Magnetfelder, Leukämie? Wie gefährlich wird die Mega-Stromtrasse sein? Asphalt hat bei Anja Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz nachgefragt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass diese Studien nur Hinweise geben. Einen Beweis, dass elektromagnetische Wechselfelder Leukämie bei Kindern auslösen können, gibt es nicht. Es sind auch keine biologischen Mechanismen bekannt, die so eine Wirkung erklären könnten. Deswegen muss an dieser Stelle weiter geforscht werden. Und neue Stromleitungen sollten immer so errichtet werden, dass dadurch keine oder nur eine geringe zusätzliche Belastung für die Bevölkerung entsteht.

Bürgerinitiativen fordern regelmäßig die sogenannte Erdverkabelung. Abgesehen von der Schönheit der Landschaft, was wären aus Sicht des Strahlenschutzes die Vorteile? Bei Erdkabeln von Wechselstromleitungen verringert sich das elektromagnetische Wechselfeld neben der Leitungstrasse mit zunehmender Entfernung schneller als bei Freileitungen. Dafür kann die Feldbelastung direkt über der Leitung höher sein als direkt unter einer Freileitung. Deswegen ist auch aus Sicht des Strahlenschutzes immer im Einzelfall anhand der Gegebenheiten vor Ort zu prüfen, ob eine Freileitung oder ein Erdkabel die bessere Lösung ist. Für die Erdverkabelung von Gleichstromleitungen gibt es noch nicht genügend Erfahrungswerte, um eine so eindeutige Aussage zu treffen. Wenn es nicht zur Erdverkabelung kommt: Wie lange darf ich mich unmittelbar unterhalb einer solchen geplanten Hochspannungsleitung gefahrlos aufhalten? An allen Orten, an denen sich Menschen dauerhaft aufhalten, müssen die jeweiligen Grenzwerte für Gleich- und Wechselstrom-

leitungen eingehalten werden. Die Grenzwerte sind so bemessen, dass sie auch bei einer dauerhaften Be­­­ lastung vor nachgewiesenen Ge­­sund ­heits­­r i­ siken schützen. Für typische 400 KilovoltWechselstromleitungen, also für die derzeit stärksten Leitungen in Deutschland, hat das BfS errechnen lassen, welche Höchstwerte die Magnetfelder direkt unter einer Leitung erreichen können. Demnach werden die Grenzwerte auch bei voller Auslastung dieser Leitungen eingehalten. Bei Gleichstromleitungen ist damit zu rechnen, dass die Magnetfelder in der Nähe dieser Leitungen in etwa der Stärke des Erdmagnetfelds entsprechen werden. Das wäre weit unterhalb des Grenzwertes.

Foto: BfS

Der Südlink ist eine bisher in diesem Ausmaß unbekannt große Gleichstromtrasse, die be­­­ stimmte Magnetfelder erzeugt. Welche Ge­­ fahren können von derlei Feldern ausgehen? Beim Südlink handelt es sich um eine Gleichstromleitung. Gleichstromleitungen erzeugen sogenannte statische Magnet­ felder. Statische Magnetfelder in der Größenordnung, wie sie bei Hochspannungsleitungen auftreten können, sind nach heutigem Wissen gesundheitlich unbedenklich. Wesentlich stärkere Magnetfelder werden zum Beispiel in Magnet­ resonanztomographen eingesetzt – als schonende Alternative zur Röntgen- oder CT-Untersuchung. Wie unterscheiden sich solche Magnetfelder von beispielsweise Röntgenstrahlen? Röntgenstrahlung durchdringt den Körper und kann dabei Körperzellen schädigen. Als Spätfolge kann Krebs entstehen. Für statische Magnetfelder ist kein Mechanismus bekannt, der solche Schäden verursachen könnte. Allerdings können Magnetfelder elektronische Implantate beeinflussen. Deswegen ist für Gleichstromleitungen ein Grenzwert festgelegt, der eine Störung von Herzschrittmachern verhindern soll. Aber es gibt doch Studien, wonach solche Magnetfelder bei Kindern Leukämie auslösen können … Es gibt keine Studien, die darauf hindeuten, dass statische Magnetfelder, wie sie von einer Gleichstromtrasse wie Südlink ausgehen, Leukämie bei Kindern auslösen könnten. Derartige Studien gibt es nur für herkömmliche Wechselstromleitungen.

Es heißt, der Starkstrom magnetisiere die Umgebung und verbinde sich mit Düngemitteln der Landwirtschaft zu Schadstoffwolken. Was ist da dran? Der von Ihnen geschilderte Effekt tritt bei Gleichstromleitungen wie dem Südlink nicht auf. Vermutet wird aber, dass die sehr starken elektrischen Felder unmittelbar an den Leiterseilen zu einer Aufladung von Luftpartikeln führen können und diese geladenen Partikel dann rascher von der Lunge aufgenommen werden können. Da viele Faktoren gleichzeitig auftreten müssen, wird das gesundheitliche Risiko insgesamt als eher gering eingeschätzt. Interview: Volker Macke


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Die WG für Jung und Alt

Das Projekt »Wohnen für Hilfe« vermittelt kostengünstige Wohngemeinschaften zwischen Senioren und Studenten. Wie gut das klappen kann, zeigt ein Beispiel aus Hannover. onen Einwohner«. Die 25-Jährige studiert Maschinenbau in Hannover. Sie hat bereits schlechte Erfahrungen in Bezug auf Wohngemeinschaften mit Gleichaltrigen gemacht: Junge Leute seien oft nicht so ordentlich und würden lieber bis vier oder fünf Uhr morgens feiern anstatt zu studieren, sagt sie. Ein früherer Nachbar habe oft so laut bis tief in die Nacht Gitarre gespielt, dass sie gar nicht habe schlafen können. »Wir sind zwar auch manchmal lange wach«, fügt Cornelia D. hinzu, »aber dabei nicht so laut.« Man merkt: Die beiden Frauen verstehen sich. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Vermittlung einer solchen Wohngemeinschaft, bestätigt Simone Keil vom Seniorenservice der Stadt Hannover, die das Projekt »Wohnen für Hilfe« in Kooperation mit dem Studentenwerk betreut: »Wir legen Wert auf eine intensive Begleitung schon im VorhinAm Esstisch sitzt eine junge Frau im schwar- ein«, sagt sie. »Es wird über alles gesprochen. zen Business-Outfit: Tan T. ist gerade von Deshalb sind unsere Wohnpartnerschaften einer Uni-Vorlesung aus Garbsen zurück. auch sehr stabil«. »Ich komme aus einer kleinen chinesischen Stadt«, erzählt sie und schiebt lächelnd In Hannover gibt es derzeit 15 organisiserte hinterher: »Loudi hat nur etwa vier Milli- WGs für Jung und Alt, auch in Göttingen, Wolfsburg und Osnabrück läuft das Projekt bereits. Die Idee dahinter: Helfen statt Miete zahlen – und zwar eine Stunde pro bewohntem Quadratmeter. Neben Hilfe im Haushalt, beim Einkaufen, im Garten oder im Umgang mit neuen Medien können das auch eine Begleitung zum Arzt oder gemeinsame Aktivitäten wie Spazierengehen sein. Hinzu kommen lediglich die anteiligen Nebenkosten. Dabei können beide Parteien vorher individuell festlegen, was sie sich wünschen und wozu sie generell bereit sind. Das kann auch etwas eher Ungewöhnliches sein. In einer Wohngemeinschaft beispielsweise, so erzählt Simone Keil, bestünde die Hauptaufgabe darin, regelmäßig den Hund auszuführen. »Ich habe vorher noch nie in einer Wohngemeinschaft gelebt. Das ist schon ein Abenteuer auf die alten Tage«, sagt Cornelia D. mit einem Schmunzeln. Seit 25 Jahren lebt die heute 60-Jährige in dem großzügig geschnittenen Reihenhaus am Rande der hannoverschen Südstadt. Zunächst mit ihrem damaligen Mann und den drei mittlerweile erwachsenen Kindern, zuletzt mehr als zehn Jahre ganz auf sich allein gestellt. Vom Flur aus gelangt man in den lichtdurchfluteten Wohnbereich mit den alten Holzdielen, dem schwarzen Konzertflügel, der gemütlichen Sofaecke und den meterhohen Bücherregalen. Durch hohe Glasfronten blickt man auf den in voller Blüte stehenden Garten: üppige Rhododenronbüsche, alter Baumbestand und viele bunte Tulpen sammeln sich hier.

Simone Keil vom Seniorenservice vermittelt

zwischen WG-Interessierten.

D. und Tan T. gilt das auch. Seit fünf Jahren leidet die inzwischen pensionierte Grundschulllehrerin an Morbus Parkinson und ist dadurch körperlich eingeschränkt. Tan T. hilft im Haushalt mit – etwa beim Aufräumen der gemeinsam genutzten Küche. Um die Wäsche ihrer Mitbewohnerin kümmert sich aber eine extra hierfür engagierte Haushaltshilfe. Neben dem gemeinsamen wöchentlichen Großeinkauf unternehmen die beiden Frauen viel miteinander, gehen zusammen spazieren, bummeln durch die Innenstadt oder besuchen Konzerte. »Wir waren schon zusammen in der Oper«, erzählt die Jüngere. »In ›Don Giovanni‹«, ergänzt die Ältere, »das war schön!«

Die Gründe, sich auf so ein Wohnmodell einzulassen, können sehr unterschiedlich sein. »Aus Sicht der Senioren ist es vor allem eine Möglichkeit, das eigenständige Leben in den eigenen vier Wänden zu erhalten und zu verlängern«, erläutert Simone Keil. Sie fühle sich einfach sicherer, wenn noch jemand im Haus sei, sagt auch Cornelia D.; ihre drei Kinder, die aus beruflichen Gründen weit weg leben, fühlten sich ebenfalls besser, wenn die Mutter nicht völlig allein sei. Tan T. hingegen wollte einerseits die deutsche Sprache, andererseits aber auch die hiesige Kultur besser kennenlernen. »Würde ich mit jemandem aus meiner Heimat zusammenwohnen, würde ich mich nur auf Chinesisch unterhalten«, erzählt sie. Mittlerweile spricht sie nahezu fließend Deutsch, obwohl sie nur etwas länger als ein Jahr in Deutschland lebt. Zudem sind bezahlbare Wohnungen für Studenten in Hannover rar gesät. Derzeit warten alleine mehr als 800 Bewerber auf einen freien Platz in einem der insgesamt 16 Wohnhäuser des Studentenwerks  – und die Nachfrage steigt stetig an. Richtig knapp wird es im Herbst, wenn das WinterAusdrücklich ausgeschlossen sind pflegeri- semester vor der Tür steht. Im vergangenen sche Tätigkeiten. Für die WG von Cornelia Jahr kamen bereits Ende August mehr als


Fotos: L. Stegner

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Wohnen für Hilfe: Die chinesische Studentin Tan T. unterstützt Cornelia D. im Haushalt. Dafür zahlt sie keine Miete.

2.500 Bewerbungen auf die rund 800 zu vergebenden Plätze. So erfüllt das Projekt »Wohnen für Hilfe« neben den persönlichen Bedürfnissen der Teilnehmer auch eine sozialpolitische Funktion: Indem es vorhandenen, aber nicht genutzten Wohnraum in der Stadt umverteilt und dazu beiträgt, dass auch junge und weniger finanzstarke Menschen uni- und zentrumsnah leben können. Von der Wohngemeinschaft profitieren so beide Parteien gleichermaßen. Cornelia D. sagt: »Ich erfahre gerade mehr über das Uni-Leben als von meinen eigenen Kindern«. Die 60-Jährige interessierte sich schon lange für China und die chinesische Kultur, wollte immer dorthin reisen. Aufgrund ihrer Erkrankung sei eine Fernreise jedoch nicht mehr möglich. Umso mehr freue es sie nun, ausgerechnet mit einer Chinesin zusammenzuwohnen. »Nun habe ich

China zu Hause«, sagt sie strahlend. Manchmal lädt Tan T. Freunde ein und bekocht alle mit traditionellen Gerichten – ihre Mitbewohnerin selbstverständlich eingeschlossen. »Und Weihnachten gab es chinesisches Fondue mit den Kindern!«, erzählt Cornelia D. begeistert. Die Studentin ergänzt: »Wobei das ja eigentlich ein traditionelles Neujahrs­ essen ist.« An dem Wohnprojekt können generell alle Studierenden teilnehmen, die sich vorstellen können, mit einer älteren Person zusammenzuleben. Erfahrungen mit Senioren sind von Vorteil, aber keine zwingende Voraussetzung. Weil die Eltern in China arbeiten mussten, ist Tan bei den Großeltern aufgewachsen – und kennt daher die Wünsche und Bedürfnisse dieser Generation. »Ich bin da ganz locker«, erzählt sie. Deshalb habe sie auch von vornherein keinerlei Tätigkeiten ausgeschlossen – obwohl das bei der

Vermittlung durchaus möglich ist. Zum Schluss zeigt die junge Frau noch auf das kunterbunte Tulpenmeer im Garten: »Die haben wir letztes Jahr zusammen gepflanzt«, erzählt sie stolz. »Da brauche ich gar nicht mehr zum Keukenhof nach Holland zu fahren – so wie all die anderen Chinesen, die nach Europa kommen.« Lisa Stegner

Kontakt für Interessierte

Landeshauptstadt Hannover Fachbereich Senioren Kommunaler Seniorenservice Simone Keil Simone.Keil@hannover-stadt.de 0511 – 16 84 49 80

Studentenwerk Hannover Abteilung Studentisches Wohnen Elke Widdel elke.widdel@studentenwerk-hannover.de 0511 – 768 80 29


Foto: Picture-Alliance/AP Photo

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US-Tarnkappendrohne X-47B auf Flugzeugträger

George W. Bush, Juli 2013. Sie ist eine Hightech-Waffe und Vorstufe zu den sogenannten »Killerdrohnen«.

Der humanere Krieg?

Kampfdrohnen sind heute gängige Kriegsinstrumente. Doch die Forschung geht weiter. »Killerroboter« sind schon relativ weit entwickelt: autonome Waffensysteme, von menschlichem Einfluss völlig unabhängig. Dagegen formiert sich jetzt internationaler Widerstand. Krieg, Angriff, Verteidigung: Waffen und andere militärische Geräte sind heute in hohem Maße elektronisch gesteuert. Die örtliche und zeitliche Verbindung von Kampf und Kämpfer, wie sie existierte, seit Menschen vor Urzeiten begannen, aufein­ ander einzuschlagen, hat sich grundlegend geändert. Kampf und Töten, Beobachtungsposten und Tötungsbefehl können jetzt tausende von Kilometern auseinanderliegen. Ein wesentlicher Schritt zu dieser

Ausweitung der Kampfzone war der Luftkrieg, wie er im Ersten Weltkrieg begann und im Zweiten Weltkrieg zu perfider Perfektion gebracht wurde. Ende des 20. Jahrhunderts setzte die Erfindung der Drohne noch einmal neue Maßstäbe. Bewaffnete Drohnen können heute Menschen töten, die sich auf der anderen Hälfte der Erde befinden, weit, weit entfernt von den Militärpersonen, welche bestimmen, wer am Leben bleiben darf und wer angeblich unbedingt

getötet werden muss. Drohnen werden in entfernte Länder auf den Weg geschickt, der Befehlshaber sitzt auf einem anderen Kontinent vor dem Bildschirm. Nach der Vormittagsschicht holt er seine Kinder von der Schule ab. Den Abtransport der Leichen, die aus seinem Angriff resultieren, beobachten dann seine Kollegen von der Nachmittagsschicht und trinken dabei Kaffee. Und die Weiterentwicklung der elektronischen Waffen steht nicht still. Die nächste


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Drohnen und ihre Nachfolger, die Killerroboter

Fortsetzung auf der nächsten Seite

Drohnen sind heute so selbstverständliche Kriegsgeräte wie im Mittelalter Schwert, Morgenstern und Katapult, zu Beginn der Neuzeit Muskete und Kanone, seit Ende des 19. Jahrhunderts das Maschinengewehr, im Ersten Weltkrieg die tödlichen Gase, im Zweiten Weltkrieg die Fliegerbomben. Bei der Benennung der Drohnen kreist die militärische Sprachphantasie vor allem um Raubtiere und mythologische Figuren: Sie heißen »Predator« (Raubtier), »Kestrel« (Falke), »Harpy« (Hyäne; Harpye), »Hawk« (Habicht), »Mastiff« (Kampfhund) »Argus« (Riese mit Augen am ganzen Körper), »Gorgon Stare« (Gorgonen = geflügelte Monster, die jeden, den sie anblicken, vor Schreck erstarren lassen), »The Reaper« (Der Schnitter Tod, siehe Grafik). Definiert sind Kampfdrohnen als unbemannte, ferngesteuerte, flugfähige Objekte mit hochauflösenden Kameras, wiederverwendbar, selbst kein Geschoss, sondern Geschosse tragend. Sie können Mitteilungen abfangen, die von Funkgeräten, Mobiltele­ fonen und ähnlichen Geräten ausgesandt wurden. Sie geben die gigantischen Mengen der von ihnen gesammelten Daten an ihre Fernlenker weiter, die vom Bildschirm aus

aufklären, töten, zerstören können, ohne selbst irgendwie gefährdet zu sein. Als Tötungs­­waffe werden Drohnen heute eingesetzt in Afghanistan, Somalia, Jemen und vor allem Pakistan, wo derzeit etwa alle vier Tage ein Luftschlag durch die CIA erfolgt.

Vollautonome Waffen (»fully autonomous weapons«) stellen eine konsequente Weiterentwicklung der Drohnen dar. In den USA, Großbritannien, Norwegen und einigen anderen Ländern werden sie derzeit entwickelt, am bekanntesten: »Taranis« (keltischer Donnergott) des britischen Rüstungskonzerns BAE. Das qualitativ Neue: Bei Angriffen, Zerstörungen und Tötungen durch diese »killer robots« ist rückblickend nicht zu klären, welches die letztverantwortliche menschliche Instanz war. Vollautonome Drohnen könnten ein Massaker aus der Luft veranstalten und Programmierer, Hersteller, kriegführende Nation und militärische Kommandeure jeweils die Verantwortung auf die anderen schieben. Gegen diese »Verantwortungs­ lücke«, die das bisherige Kriegsrecht komplett umgeht, wehrt sich nun eine internationale Allianz aus Menschenrechtsorganisationen und Robot-Ethikern. sch

Ferngesteuertes Kampfflugzeug Die General Atomics MQ-9 »Reaper« Drohne der US-Luftwaffe Max. Startgewicht: 4.760 kg

Antrieb:

Turboprop, 900 PS

Reichweite:

1.850 km

Max. Flughöhe:

15.240 m

Geschwindigkeit:

370 km/h

Flugdauer (max.):

27 Std.

Bewaffnung:

lasergesteuerte »Hellfire«-Raketen und gelenkte 200-kg-Bomben

Bedienung: ferngesteuert von 2 Soldaten

Quelle: Picture-Alliance/dpa-Grafik

Stufe werden »tödliche vollautonome Waffensysteme« sein. Sie sollen von Robot-Spezialisten in Rüstungsfirmen wie Lockheed Martin (USA) oder BAE Systems (Großbritannien) so programmiert werden, dass sie in Kampfsituationen lediglich einmal aktiviert werden müssen und dann vollständig selbst entscheiden, wohin sie fliegen, wann sie bombardieren, wen sie töten. Menschen können dann nicht mehr eingreifen, die Entscheidung der Maschine ist unumkehrbar. Man kann sie weder korrigieren noch stoppen. Befürworter wie der US-amerikanische Rüstungsspezialist Ron Arkins sagen: Das werde auch nicht nötig sein, die Programmierkünste seien heute so weit gediehen, dass diese Roboter präziser und überlegter agierten als jeder Mensch. Zumal ein Roboter keine negativen Emotionen ausleben wolle wie Rachsucht, Blutrausch oder Fremdenhass. Vollautonome Waffen, so sind die Befürworter überzeugt, seien ein Segen für die Menschheit, sie würden den Krieg präziser machen und die Zahl der zivilen Opfer reduzieren. Eine starke Reihe von Gegnern formiert sich allerdings, die dieser Aussicht auf den »Segen für die Menschheit« keinen Glauben schenken. Sie bestreiten die Möglichkeit einer »humanen« Kriegführung durch Killerroboter. Gerade weil Computerprogramme keinerlei eigenes Wissen und Gewissen haben, müsse »entscheidende menschliche Kontrolle« gewährleistet sein, um Waffengänge überwachen und abbrechen zu können. Der Appell der Gegner: »stop killer robots«. Sie fordern, die Forschung, Erprobung und Zulassung dieser Waffensysteme ganz zu verbieten. Zu den Mahnern gehören Human Rights Watch, das Internationale Rote Kreuz, Amnesty International, etliche Nobelpreisträger, ein Bündnis kirchlicher Organisationen (PAX) sowie Robot-Spezialisten und -Ethiker der Gruppe ICRAC (International Committee for Robot Arms Control). Wachgerüttelt durch diese Warnrufe haben die Vereinten Nationen im April 2015 einen großen Kongress in


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Genf veranstaltet, an dem 90 Staaten und 30 Nichtregierungsorganisationen teilnahmen. Hier prallten Pro und Contra aufeinander – in gehobener, höflicher, diplomatischer Sprache, aber in der Sache jeweils eindeutig. Einige Monate vor der Konferenz berichtete die New York Times über einen ersten Übungsversuch des US-Militärs mit dem Prototyp einer vollautonomen Drohne in South Carolina. Das Manöver hatte die konkrete Szenerie einer akuten Bedrohung auf dem Meer entworfen. Aufgabe für die

Kampfdrohne war, von den drei dort befindlichen Schiffen das einzige als feindlich definierte Schiff zu finden und zu zerstören. Die Drohne »entschied sich« bei ihrem vollauto­ nomen Angriff exakt für eines der beiden als freundlich definierten Schiffe. Aufgabe nicht erfüllt. Human Rights Watch weist in seiner Mahnschrift »Mind the Gap« (»Vorsicht, Lücke!«) auf gefährliche blinde Stellen im internationalen Recht hin: Bei den Zerstörungen durch vollautonome Waffen könnten sich Militärs und ihre Anwälte rela-

Ein Krieg, der niemals endet

»Sobald man über die Drohne und die auto­ nomen Tötungsroboter nachdenkt, erfasst eine intensive Verwirrung so elementare Vorstellungen wie Gebiet oder Ort, Tugend oder Tapferkeit, Krieg oder Konflikt. Nach klassischen Maßstäben ist die Drohne die Waffe des Feiglings. Sie beseitigt jedes Verhältnis von Wechselseitigkeit«. Der französische Ethikphilosoph Grégoire Chamayou zeigt in seinem Buch »Ferngesteuerte Gewalt«, wie radikal Drohnen und Killerroboter die bisherige Kriegsführung verändern (und zwar zu Ungunsten der Zivilbevölkerung). Es ist nicht mehr genau umrissen, was Krieg ist und was nicht. Die USA beispielsweise nehmen sich das Recht, weltweit Menschen zu töten, die sie als Terroristen definieren. Dazu muss sich die US-Armee nicht mehr auf dem Boden eines anderen Landes befinden, entschei­ dend ist die Präsenz in der Luft. Unbemannte Drohnen werden in fremden Luftraum entsandt und töten von dort aus Personen, die als verdächtig gelten. Die Doktrin der US-Regierung, so Chamayou, habe gewechselt von »gefangennehmen, Guantánomo, Folter« in »gezielt töten durch Drohnen«.

Der Drohnenlenker ist per Bildschirm nah an der Tat, tatsächlich aber sehr weit weg. Ist er Kämpfer? Jäger? Weltpolizist? Wer agiert da eigentlich? Ein Staat? Eine Armee? Ein paar autonome Metall- und Elektronikteile? Um­gekehrt: Das dauerhafte Überflogenwerden durch Drohnen bedeutet für jede Bevölkerung psychische Höchstbelastung, denn jede Drohne ist potentiell tödlich. Wann beginnt unter solchen Umständen ein Kriegszustand? Wann endet er? Gibt es überhaupt noch Zeiten wirklichen Friedens? Diese Zerfaserung und Verstetigung der Kriegsituation hat zur Folge, dass die mühsam herausgearbeiteten Menschenrechts­regeln für bewaffnete Konflikte an zentralen Punkten nicht mehr anwendbar sind. Wer kann für die Taten vollautonomer Waffen zur Verantwortung gezogen werden? Human Rights Watch gibt darum bei der Forderung nach einer kompletten Ächtung von Killer­robotern die »Martens-Klausel« zu bedenken. Sie wurde von Friedrich Martens auf der Haager Friedenskonferenz von 1899 formuliert und ist bis heute international anerkannt. Sie besagt: Wenn in bewaffneten Konflikten Situationen entstehen, die nicht durch ge­­schriebenes internationales Recht reguliert sind, müssen Gewissen, Menschlichkeit und bisheriger Brauch als Maßstäbe für Bewertungen und Entscheidungen angewendet werden. sch

Foto: Wikipedia

Russische Delegation der Haager Friedens­ konferenz 1899 (Martens: Zweiter v.l.u.).

Kann die Kriegsethik dieses altmodischen

Herrn mit Zylinder die allerneueste Generation tödlicher Drohnen stoppen?

tiv leicht auf den Rechtstatbestand des sogenannten »ungewollten Produktionsfehlers« der Drohne berufen – und damit könnte kein Täter je zur Rechenschaft gezogen, kein Opfer je entschädigt werden. Die Kampagne »stop killer robots« hat sich tief in solche rechtlichen, moralischen und technischen Konsequenzen der neuen Waffengeneration eingearbeitet. Ergebnis: blankes Entsetzen und der internationale Aufruf zur Ächtung. Schon an den heute gängigen Kampfdrohnen-Einsätzen wird massive Kritik geübt. Einzelne Drohnenlenker brechen das militärische Schweigen und geben Auskunft über den Zynismus und die Abstumpfung, die mit der »remote-controlled« (ferngelenkten) Kriegsführung einhergeht. Die autonomen Waffenroboter würden zwischen Befehl und Töten eine noch größere Distanz legen. Die Gegner setzen ihre Hoffnung darauf, dass das schier Unmögliche schon einmal gelungen ist: In den 90er Jahren hatte sich ebenfalls ein breites Bündnis gefunden, um eine neue, hocheffektive Waffenart zu ächten: die Laserblendwaffen. Das Prinzip dieser Waffen war, Menschen, die sich im Kriegsgebiet befinden, dauerhaft erblinden zu lassen. Der US-Friedensaktivistin Jody Williams gelang durch zähe Aufklärungsarbeit gemeinsam mit etlichen Nichtregierungsorganisationen, dass diese Waffen heute international geächtet sind. Für ihr zusätzliches Wirken zur Ächtung der Landminen erhielt sie dann 1997 den Friedensnobelpreis. Heute kämpft sie gegen die vollautonomen Kriegsroboter: »Wir sind Menschen, wir haben die Pflicht über unsere Zukunft zu bestimmen. Ich finde es bizarr, wenn Befürworter sagen, es werde gelingen, das perfekte Waffensystem zu schaffen, das nie einen Menschen tötet, den perfekten Krieg. Niemals werden neue Waffensysteme erfunden, in der Absicht, Menschen zu schützen. Sondern doch, um ihnen noch mehr zu schaden!« Der französische Philosoph Grégoire Chamayou beschreibt in seinem Buch »Ferngesteuerte Gewalt« einen weiteren Aspekt, der gegen die Entwicklung und den Einsatz vollautonomer Kampfdrohnen spricht: Militär- und Polizeiaufgaben werden immer


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Human Rights Watch warnt mit dieser Karikatur: Es ist unmöglich, Kriegsverbrechen von Robotern vor Gericht zu bringen, und Opfer haben keine Chance auf Wiedergutmachung.

mehr vermischt. Das Militär agiert weltweit in Polizeifunktion mithilfe von Drohnen: Verfolgen, Jagen, Auffinden, Stellen von Einzelpersonen oder Gruppen. Fragen des Menschenrechts, der Staatsgrenzen souveräner Staaten, des internationalen Strafrechts werden dabei schon heute übergangen. Denn es folgt auf diese Jagd durch die

Drohne keine Verhandlung mehr vor unabhängigen Gerichten mit der Möglichkeit der Verteidigung. Sondern die sofortige Tötung aus der Luft. Die UN-Konferenz in Genf soll im Herbst 2015 und im Frühjahr 2016 fort­ gesetzt werden. Renate Schwarzbauer

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MEGA CLEVER

– Grégoire Chamayou, Ferngesteuere Gewalt. Eine Theorie der Drohne. Passagen Verlag, Wien 2014, 286 Seiten  – Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.), High-TechKriege. Frieden und Sicherheit in Zeiten von Drohnen, Kampfrobotern und digitaler Kriegsführung. Schriften zur Demokratie, 36. Berlin 2013  – w ww.stopkillerrobots.org: Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen haben sich in dieser Kampagne zusammengeschlossen

– w ww.unog.ch: Die Seite der Vereinten Nationen in Genf. Dort eine Fülle von Material unter dem Stichwort »fully autonomous weapons«.  – w ww.hrw.org: Website von Human Rights Watch, dort Unterkapitel »Arms«.  – w ww.icrac.net: Die Website der RoboterSpezialisten, die sich gegen vollautonome Drohnen wenden. Sprecher: der US-Robo­ tiker Noel Sharkey.

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16 Asphalt 07/2015 Unsere Juli-Tipps

Musik

Kinder

Taktlos

Fest für junge Leute

Die Band Taktlos aus Hannover existiert seit über 20 Jahren und vereint musikalische Erfahrungen aus den verschiedensten Ecken des Rock, Blues, Soul, Country und Pop. Songs von Mitch Ryder, John Fogerty, Gary Moore, Otis Redding und vielen anderen stehen auf dem Programm. Das Ganze mit mehrstimmigem Gesang, dem exzellenten Saxophon von Elke Scheifele und der charismatischen Stimme von Friedhelm Gauer.

Beim »Fest für junge Leute« werden die Bühnen des »Kleinen Fests im Großen Garten« einen Nachmittag von jungen Künstlerinnen und Künstlern ab fünf Jahren bespielt, die vor allem aus der Region und ganz Niedersachsen kommen – eine Gruppe aber reist von weither an: der »Natiro Secondary School Circus« kommt aus Tansania. Ein buntes und bewegtes Programm aus Zirkus, Musik, Tanz und Theater erwartet das (nicht nur junge) Publikum. Bei Dauerregen und Sturm wird die Veranstaltung abgesagt. Also: Daumen drücken!

21.7., 16 Uhr (Einlass ab 15 Uhr) bis 19 Uhr, Großer Garten Herrenhausen, Herrenhäuser Straße 3, Hannover. Eintritt: Erwachsene 5 Euro, Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren 4 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei, mit Hannover-Aktiv-Pass jeweils die Hälfte.

11.7., 20 Uhr, Minchens Live Music Club, Hildesheimerstraße 135, Hannover. Eintritt frei.

Liederfestival Über 150 Sängerinnen und Sänger von vier Chören präsentieren Auszüge aus ihrem Programm – und engagieren sich damit für die Wohnungsnothilfe Nienburg. Dabei sind neben dem Chor des Gymnasiums Albert-Schweitzer-Schule Nienburg auch der Chor des Gymnasiums Stolzenau, der Gospelchor St. Martin Nienburg und der Chor Li(e)dschlag Nienburg. Der Erlös des Liederfestivals kommt der Beratungsstelle WohnWege zugute, die Menschen aus dem Landkreis Nienburg hilft, die von Obdachlosigkeit bedroht oder betroffen sind oder in unzumutbaren Wohnverhältnissen leben – mit ihrer Hilfe soll Wohnungslosigkeit gar nicht erst entstehen.

12.7., 17 Uhr, Nienburger Theater, Mühlentorsweg 2, Nienburg. Eintritt: 12 Euro.

Jazz am Ballhof Die Reihe »Jazz am Ballhof« bringt sommerlich entspannte Jazzkonzerte auf den schönen Platz in der hannoverschen Innenstadt. Lutz Krajenski gilt als einer der besten Organisten Deutschlands und kommt in Begleitung als »Lutz Krajenski and friends« (am 18.). Das Joe Dinkelbach Trio feat. Britta Dinkelbach bringt Swing, Be­­ bop, Balladen, Blues und Bossanova (am 25.). Dann muss nur noch das Wetter mitspielen, damit der Sommer ganz entspannt werden kann!

18. und 25.7., 11 bis 14 Uhr, Ballhofplatz, Hannover. Eintritt frei.

Rock den Dom Beim Jugendfestival »Rock den Dom« treffen Rock und Welt­ kulturerbe zusammen – das Ganze findet rund um die Hildesheimer Bischofskirche statt.

Hauptat­ t raktion sind diesmal Jupiter Jones (25.7., 20 Uhr, Einlass ab 17.30 Uhr). Auch dabei: Ich kann fliegen (24.7., 20 Uhr), Orgel rockt, Judith und Insa, Alex Amsterdam, Julian Seligmann … Vormittags gibt es statt Bühnenprogramm Workshops und Aktionen. Genaue Infor­ mationen (und Kartenverkauf!) unter www. rock-den-dom.de.

24.7., ab 18 Uhr, 25.7., ab 17.30 Uhr bis 26.7., 9 bis 12 Uhr.

Saal sich in ein Wohnzimmer verwandelt, können sich mehrere Nachwuchskünstler und -künstlerinnen aus Hannover und Region präsentieren. Ob Theater, Musik, Literatur, Film oder Bildende Kunst – zu Kaffee oder Bier gibt es ein vielseitiges Kulturprogramm.

19.7., 17 Uhr, Kleiner Saal, Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4, Hannover. Eintritt frei.

Eintritt: Freitag 5 Euro, Samstag 15 Euro, Sonntag 10 Euro, Festivalticket 20 Euro.

Kinder

Theater

Gemorphtes Tanztheater

Sofabühne frei! Wenn im hannoverschen Pavillon Sofas gerückt, Sessel verschoben und Omas Lampen aufgestellt werden und der Kleine

Das Festival Theaterformen bringt vom 2. bis 12. Juli vieles auf die verschiedenen Bühnen (Programm unter www.theaterformen.de). Für Kinder ab vier Jahren bringt Alessandro Sciar-


Foto: CircO Hannover

Unsere Juli-Tipps Asphalt 07/2015 17

der offenen Tür im Haus der Region am 19.7. vertreten.

18.7., 10 bis 16 Uhr, und 19.7., 11 bis 17 Uhr, Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, Hannover. Eintritt frei.

Marie Marcks

roni aus Italien das wortlose, aber bildreich »getanzte Selbstportät mit gemorphtem Körper« – Joseph_kids – in den Ballhof zwei. Der Tänzer ist allein mit seinem Laptop, hinter ihm eine Leinwand, vor ihm das Publikum. Was in dem 30-minütigen Programm passiert, nimmt auch aberwitzige Züge an: der Tänzer hat mal vier Arme, die Beine schlängeln in wilden Verrenkungen vor und zurück  … Das Morphing-Programm des Computers verzerrt und verfremdet die Bewegungen, auf der Leinwand entstehen komische, monströse und poetische Bilder. Über die faszinierenden Körperbilder kann man ebenso staunen wie über ihre Herstellung.

6.7., 18 Uhr, 7.7., 16 und 18 Uhr, 8.7., 11 und 18 Uhr, 9.7., 11 Uhr. Ballhof Zwei, Knochen­ hauerstraße 28, Hannover. Eintritt: 7 Euro.

Verschiedenes Trauercafé

Der stellvertretende Feuilletonleiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ausgewiesene Comic-Experte Andreas Platthaus widmet sich in seinem Vortrag (mit Katalogpräsentation) »Marie Marcks – Ästhetin des Widerstands« der vielfach ausgezeichneten jüngst verstorbenen Karikaturistin. Die aktuelle Ausstellung »Nichts gegen Männer...« (noch bis zum 11. Oktober) zeigt Karikaturen und Zeichnungen von Marie führte Lesungen ihrer Gedichte Marcks. (Elfchen) zu den Gemälden. 22.7., 18.30 Uhr, Museum Wilhelm

18. bis 25.7., montags bis freitags 10 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 18 Uhr, SofaLoft, Jordanstraße 26, Hannover. Eintritt frei.

Das Trauercafé Lichtblick ist ein offener Treffpunkt für Trauernde, die sich dort austauschen können, wie sie es mit Nicht- Offene Tür in Ahlem Trauernden vielleicht nicht kön- Die Gedenkstätte Ahlem bienen – immer am 2. Montag des tet beim »Tag der offenen Tür« Monats. an zwei Tagen allen Interessierten einen umfassenden Einblick 13.7., ab 14.30 Uhr, Diakonisches in die Ausstellungen. An beiden Werk, Haus der Diakonie, Burgstraße 10, Hannover. Eintritt frei, Tagen läuft um 11.30 Uhr der Spenden willkommen. Film »in situ« von Architecture Exposed, der die Neukonzeption der Gedenkstätte darstellt und Farbenfroh beschreibt (ca. 25 min.), jeweils für Asphalt um 14 Uhr findet eine öffentliUnter dem Titel »Lieber ein far- che Führung statt (ohne Anmelbenfrohes Bild an der Wand dung). Während der ganzen Zeit als Schwarzmalerei im Kopf« stehen Fachleute für Fragen und stellt die Künstlerin Lone Bulin Gespräche zur Verfügung. Die Acrylmalerei aus, die bei der Gedenkstätte Ahlem befindet Finissage am 25.7. zugunsten sich auf dem Gelände einer ehevon Asphalt versteigert wird! maligen jüdischen GartenbaumAußerdem gibt es täglich ge­­ schule und ist auch beim Tag

Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Georgengarten (Haltestelle Schneiderberg), Hannover. Eintritt: 6 Euro, erm. 4 Euro.

Literarisch zwischen Stühlen Anlässlich der Design-Ausstellung »Sitzen beim Papst« gibt es unter dem Titel »Die 50er und 60er Jahre – Aufbruch in die Moderne oder Sitzen zwischen den Stühlen?« eine literarische Führung. Bei dem spannenden Streifzug durch die Werke dieser Zeit hören Sie Lyrik und Prosa verschiedener Autoren, ausgewählt und vorgetragen von der Komponistin und Rezitatorin Marie Dettmer.

26.7. (und 30.8.), 15 Uhr, Museum August Kestner, Trammplatz 3, Hannover. Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro.


18 Asphalt 07/2015 Kultur im Fokus

Zuhause im Glas Kunstprojekt mit SchülerInnen: »Unter meinem Dach«

Foto: L. Varga

des Bruders, weil dessen »Hier lernt man viel über Duft an Zuhause erinnert. sein Zuhause und was wich­ tig ist«, erzählt Chanaz. Er Die gefüllten Gläser bilden geht in die 6. Klasse. Ebenso die gläsernen Wände eines wie Abdel. Der hat hier aus Holzbrettern gebauten registriert, »dass manche Hauses. So entstanden meh­ geflüchtet sind und dass rere Häuser, die jetzt in der Kunstunterricht nicht nur NORD/LB art gallery und in Malen ist, sondern auch der Aegidienkirche präsen­ andere Sachen.« Klassen­ tiert werden. Neben den kamerad Can hingegen hat Häusern werden die Schü­ gelernt, dass man für jeden ler und Schülerinnen auch Gegenstand glücklich sein Gesicht zeigen. Nicht nur muss, und Tobias reflektiert visuell, sondern auch akus­ über das Privileg seiner tisch. Während der Arbeits­ Situation: »Es gibt auch Gurkengläser voller Emotionen: jetzt als Ausstellung zu sehen. phase wurden mit den Menschen, die obdachlos sind. Ich bin froh, dass ich Eltern habe, die sich um mich kümmern Teilnehmern Interviews geführt. Diese werden als Klangkörper in der Ausstellung zu hören sein. Die Rückzugsorte, an denen die und dass ich überhaupt ein Dach über dem Kopf habe.« Zuschauer den Interviews in Ruhe lauschen können, wurden eigens Es war kein gewöhnlicher Kunstunterricht, den diese Schüler der von Studenten der Leibniz-Universität entwickelt. Zudem entsteht IGS Büssingweg da erlebten. Sie waren wie viele andere auch Teil­ ein Dokumentarfilm über das Projekt, der im Apollo-Kino gezeigt nehmer des Kunstprojekts »Unter meinem Dach …«, das die Initia­ werden wird. tive KUNST UND WARUM e.V. veranstaltet hat. In einem temporä­ ren Atelier an der Schulenburger Landstraße wurden Schüler und Künstler Edin Bajri´c selbst musste als Kind seine Heimat verlas­ Schülerinnen aus Hannover und der Region dazu angeregt, sich sen, als Kriegsflüchtling in den 90ern. Er stellt sich die Frage: »Was mit ihrem Zuhause auseinanderzusetzen. In mehreren Sitzungen ist mir geblieben aus Bosnien, als Kind, als Jugendlicher? So eine und unter Anleitung des Künstlers Edin Bajri´c gingen sie der Frage bleibende Erinnerung, von der man sagt, die war wirklich wunder­ nach, was man braucht, damit man sagen kann: »Wenn das da ist, bar, davon hätte ich gerne mehr. Ich bin aber auch glücklich, dass dann fühle ich mich zu Hause.« Inhaltlich gab es keine Vorgaben. es dieses Zuhause mal gab.« Ähnliche Erfahrungen machen nun Die Blicke sind da sehr individuell. Das können Personen, Gegen­ die rund 500 jungen Teilnehmer des Projektes. Projekt-Koordinator stände, Gerüche, Geräusche und vieles mehr sein. Allerdings gab es Christian Donner betont: »Sie lernen ihr Zuhause noch einmal ganz eine formale Einschränkung: Jeder Teilnehmer bekam zu Beginn neu zu betrachten. Die Wertigkeit wird eine andere. So wird vielen ein leeres Gurkenglas. Die Herausforderung bestand nun darin, bewusst, welchen Stellenwert eigentlich Dinge und vor allem Perso­ die bewahrenswerten Dinge aufs Kleinste anzupassen, sodass sie nen für sie haben.« Die Ergebnisse sind ab dem 10. Juli in Hannover im Glas Platz finden. Ob malen, zeichnen oder texten – Kreativität zu sehen. war gefragt. Neben Fotos von Angehörigen gibt es beispielsweise Kochrezepte, die Medaille des toten Opas, die selbstgemachte Am Samstag, den 15. August wird auch Asphalt mit der einmaligen Kette der Oma, den Brief von der alten Klasse oder auch das Deo Veranstaltung »Unter keinem Dach …« Teil des Kunstprojektes: Um 15 Uhr gibt es zunächst eine Führung durch die Ausstellung, Anzeige danach berichtet ein Asphalt-Verkäufer über sein Leben ohne Zuhause. Lorenz Varga Kunstausstellung: »Unter meinem Dach …« Kunst und Warum e.V. 10. Juli bis 6. August, Di. – So. 12.00 – 18.00 Uhr, Eintritt frei Orte: Nord/LB art gallery, Friedrichswall 10 Aegidienkirche, Ecke Breite Strasse/Osterstrasse www.kunstundwarum.de


Rund um Asphalt Asphalt 07/2015 19

»Gruß aus Kleingeisthausen« Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Thomas erzählt.

Nach dem Mauerfall ging ich nach Berlin, weil die Leute im spießigen Immensen nicht mit meiner Homosexuali­ tät klarkamen. Und dort hatte ich gute Arbeit, gutes Geld und ein gutes Leben. Durch eine Freundin kam ich dann auf die Idee, nach Irland zu gehen. Ich liebe dieses Land. Das war damals eine richtige Herzensange­ legenheit. Und Irland meinte es gut mit mir. Ich wurde dort Ober­ kellner in einem 5-Sterne-Hotel. Das war so der Moment, wo ich dachte, dass ich es echt geschafft hatte. Vom Käsebrötchen-Bräter zum Oberkellner. Doch dann kam die Weltwirtschaftskrise 2009 und die Gäste blieben bei uns aus. Für mich endete dort meine Perspek­ tive und ich ging zurück nach ›Kleingeisthausen‹. Ich dachte, dass ich mit den Referenzen und Zeugnis­ sen auf jeden Fall wieder einen Job finde, aber Pustekuchen, ohne entsprechende Ausbildung läuft nichts in Deutsch­ land. Wenigstens hatte ich dadurch mehr Zeit für meinen schwer­ kranken Lebenspartner, der mul­ tiplen Krebs hatte. Zu diesem

Zeitpunkt war er bereits schwer pflegebedürftig. Und beim Jahres­ wechsel 2013/14 wäre ich das auch fast selbst geworden: Meine Erinnerungen haben Lücken, aber ich bin fest davon überzeugt, dass in dieser Nacht in Immensen jemand versuchte, mich zu ermorden. Mit einer Eisenstange wurde auf mich eingeschlagen, bis ich fast drei Liter Blut verlor. Man hat mich dann in einem Misthaufen aufgefunden. Später in der Klinik sagten sie mir, dass nicht viel fehlte, und ich wäre dabei draufgegangen. Das Strafverfahren wurde allerdings eingestellt, weil sich der Vorfall nicht aufklären ließ. Aber die Folgen trage ich heute noch mit mir rum. Mein linker Arm ist Schrott, und ich kann daher nicht mehr in der Gastro arbeiten. Im vergangenen Jahr war es dann mit mei­ nem krebskranken Lebensgefährten so schlimm, dass er auf die Palliativstation der MHH kam. Vier Wochen lang war er da, dann verstarb er. Und zu allem Überfluss war damit auch meine Wohnung futsch, da ich vom Vermieter nur ein Aufenthaltsrecht während der Pflege hatte. Schluss, aus, da konnte und wollte ich nicht mehr. Zum Schutz vor mir selbst habe ich mich in die Geschlossene einweisen lassen. Erst dort wurde mir klar, was eigentlich mit mir los ist, wo alles seinen Anfang nahm. Das waren die gewalttäti­ gen Situationen damals in ›Kleingeisthausen‹ und die schweren Vergewaltigungen. Das alles habe ich nie verarbeiten können. Aber ich bin ein Kämpfer. Jetzt geht es wieder aufwärts. Seit März darf ich Asphalt ver­ kaufen. Nun brauche ich noch dringend eine Wohnung, denn seitdem mein Freund tot ist, habe ich keine mehr gehabt. Ich lebe in Zelten oder komme irgendwo unter. Jetzt suche ich eine feste Bleibe, gerne in Linden-Nord. Der Edeka-Markt dort, vor dem ich verkaufe, ist echt toll. Die lassen mich sogar unter ihrem Dach stehen, wenn’s regnet.«

Foto: K. Powser

»Meine Geschichte ist vermutlich so unglaublich, dass einige sie für erfunden halten, aber sie ist wahr. So wahr, dass sie mich zeit­ weise selber schockt. Und so ziemlich alles hängt irgendwie mit ›Kleingeisthausen‹ zusammen. So nenne ich meine Heimat Immen­ sen, wo ich 1970 geboren wurde. Und wo ich meine Kindheit und Jugend verbrachte. Mit einem extrem brutalen Partner meiner Mut­ ter, der sie fast totgeschlagen hätte. Ich erinnere mich, als ich noch Kind war, da waren meine Mutter und er auf dem Flur und hat­ ten Streit. Dann haute dieser Mann mit einer Bratpfanne meiner Mutter mit voller Wucht auf den Kopf und sie fiel blutüberströmt zu Boden. Ich werde nie vergessen, wie meine Schwester mich fragte, ob Mama jetzt tot sei. Das hat sich in mein Hirn eingebrannt. Nachdem er endlich nicht mehr mit uns lebte, kam ein neuer, der mich und meine Schwester schwer vergewaltigte. Das war mein erstes Trauma, das mich später in die Geschlossene brachte. Meinen wirklichen Vater habe ich zweimal getroffen – durch Zufall. Der ist Deutsch-Amerikaner und Orgelbauer. Seine besondere Vorliebe sind Leierkästen. Eigentlich ein tol­ ler Mann, aber nachdem er sich mein Leben lang nicht um mich gekümmert hat, möchte ich keinen weiteren Kontakt.

Verkäufer Thomas (44) verkauft täglich von Montag bis Samstag vormittags vor Edeka an der Limmerstraße in Linden-Nord. Aufgezeichnet von Mark Eickhorst


20 Asphalt 07/2015

Briefe an uns 1,60 €

davon 80 Cent Verkäuferanteil

Mai  2015

Nicht Mann

Nicht Frau

Intersexuelle fordern rechtliche Anerkennung Zukunft im Klassenzimmer: Lernen mit Laptop Nächstenliebe im Irak: Pater Jens gibt Zuflucht Jugend im Dorf: Brennpunkt Feuerwehr

Zum Bericht »In Gottes Namen« über Pater Petzold und das Kloster Maryam al-Adra im Nordirak von Beatrix Gramlich und Andy Spyra in der Mai-Ausgabe

Verzweifelte Flüchtlinge Danke für diesen aufrüttelnden Bericht. Das Engagement von Pater Jens Petzold für die christlichen Flüchtlinge ist bei­ spielhaft. Da dort vor Ort sowohl die finan­ ziellen als auch die räumlichen Kapa­ zitäten begrenzt sind, ist es notwendig, gesicherte Rückzugsräume für die verzwei­ felten Flüchtlinge zu finden. Die noch auf­ nahmebereiten Anrainerstaaten wie Jorda­ nien stehen selbst unter einem großen Auf­ nahmedruck. Wäre es dann nicht besser, diese auf eigenen Wunsch nach Europa aus­ zufliegen? Jürgen Grüttner, Coppenbrügge Zum Angespitzt »Bettel-Ente« von Renate Schwarzbauer in der Mai-Ausgabe über ein angebliches Bettel-Verbot in Norwegen

»Habe ich nicht nötig« Ich finde Ihren Artikel stellenweise nur ärgerlich. Ich finde Ihr uneingeschränk­ tes Eintreten, mit welchem Sie Ihre soziale Ader betonen, zu kurz gesprungen, wenn ich hier die hannoverschen Verhältnisse sehe, wie agressiv in der Innenstadt gebet­ telt wird, welche frechen Sprüche ich mir schon anhören musste, wenn mir der Pappbecher unter die Nase – natürlich ohne Erfolg – gehalten wird, kann einem jedes Mal, wenn man gezwungen ist, die Innenstadt aufzusuchen, dies sehr ver­ leiden. Diese jungen Menschen können arbeiten gehen, jeder, der möchte, findet Arbeit, jeder! Besonders agressiv bettelte immer ein Mann am Anfang der Stände­ hausstraße, der so agressiv wurde, wenn ich – natürlich – nichts gab, und manches Mal war ich drauf und dran, die Polizei zu rufen, weil ich als Bürger, der seit

seinem 14. Lebensjahr gearbeitet hat und In seinem Text spricht der Autor – der von immer noch – ehrenamtlich – arbeitet, es sich weist, ein Rassist zu sein – von »soge­ nicht nötig habe, mich anpöbeln zu lassen. nannten« Flüchtlingen, vom »sogenannten« Monika Wäldner, Hannover Welcome Festival. Offensichtlich hat er bis­ lang übersehen, dass die konkrete Nach­ richtenlage eine völlig andere ist. Wenn er sich darauf einließe, die Flüchtlinge z.B. 1,60 € nach den 8 Meter langen Kähnen zu befra­ Juni 2015 gen, auf denen sie mit ca. 70 Leuten unter­ wegs waren, bevor die italienische Marine sie retten und nach Sizilien verbringen Baden konnte, so könnte er vielleicht etwas Empa­ gehen Zu einem Leserbrief thie entwickeln. in der Juni-Ausgabe, Wilfried Jannack, Hannover der das FlüchtlingsSanierung: Hannover rettet alle Schwimmbäder Dorfleben: Weniger Bauern, größere Höfe camp am WeißeZum Interview von Sebastian Pütter und Care Leaver: Wenn Heimkinder erwachsen werden Griechenland: Zwei Jahre Straßenmagazin »Shedia« kreuzplatz kritisiert Volker Macke mit Chris Alefantis, dem Gründer der ersten griechischen Straßen­ Nicht illegal, kein Verstoß zeitung, in der Juni-Ausgabe In der Juni-Ausgabe nimmt ein Leser zum Refugee Camp am Weißekreuzplatz Stel­ Unbequem und sachlich lung. Er behauptet, das »Refugee Welcome Herr Alefantis scheint ein kluger und Festival« fördere »eine illegale Aktion, die beherzter Mann zu sein. Wohltuend unauf­ gegen Recht und Gesetz« verstoße. Dem geregt kommt er in diesen griechenfeind­ ist nicht so. Stattdessen handelt es sich lichen Zeiten zu den wesentlichen Punkten um eine politische Aktion, die auf den im großen Eurozonen-Konflikt: Verursacht § 23 des Aufenthaltsgesetzes zielt. Es wird wurde die griechische Finanzkrise von kor­ ge­ fordert, dass das Bundesinnenministe­ rupten Vorgängerregierungen mit ordent­ rium sudanesischen Staatsangehörigen eine lich Zutun aller europäischen »Freunde«. Aufenthaltserlaubnis erteilt. Die Polizei gibt Und wir haben es schon jetzt im Ansatz der Aktion in Absprache mit der Stadt den mit einer humanitären Katastrophe in dem Status einer Dauerdemonstration. Da das Land zu tun. Das geht leider in der aktuel­ Recht zu demonstrieren grundrechtlich len Diskussion allzu schnell unter. Die Zah­ geschützt ist, liegt keinesfalls ein Verstoß len, die Asphalt präsentiert, sprechen ja für gegen Recht und Gesetz vor. Von irgendei­ sich. Ich ziehe meinen Hut vor so viel Enga­ ner Förderung – wie behauptet – kann in gement und Durchhaltewillen. Wenn Herr dem Zusammenhang nicht die Rede sein. Schäuble nur halb so großzügig mit Grie­ Freiwillige Spenden sollten nicht mit För­ chenland wäre, wie er es seinerzeit bei der derung verwechselt werden. Den Flüchtlin­ Wiedervereinigung mit der korrupten und gen werden Toiletten gestellt, sogenannte bankrotten DDR war, dann bräuchte in Dixi-Klos. Wer jemals auf so einem Klo saß, Europa niemand mehr Angst vor Europa weiß, dass es komfortablere Örtchen gibt. zu haben. Bleiben auch Sie bitte weiter so Die Zelte sind gespendet und nicht von der unbequem und sachlich wie bisher. Dann Stadt gestellt. Aus der Zivilgesellschaft her­ kann man Asphalt getrost weiter empfehlen. aus gibt es erfreulich viel Solidarität, auch Tina G. Kleine, Hannover wenn der Leserbriefschreiber anderes sug­ gerieren will. Am Schluss versucht er, die eine randstän­ Leserbriefe sind in keinem Fall eine dige Gruppe gegen die andere auszuspielen – Meinungsäusserung der Redaktion. Obdachlose vs. Flüchtlinge. In diesem Kon­ Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe text berichtet er über Platzverweise gegen zu kürzen. Leserbriefe können nicht Obdachlose. Platzverweise kann nur die persönlich beantwortet werden. Polizei aussprechen. Was soll das also? davon 80 Cent Verkäuferanteil


Rund um Asphalt Asphalt 07/2015 21

Des OB’s alte Kleider

TUI holt Asphalt ins Haus

Foto: Archiv

Foto: M. Eickhorst

Foto: TUI

Da staunte unser Asphalt-Verkäufer Jens im Mai nicht schlecht, als Ab sofort gibt’s Asphalt er sich aus unserem Kleiderfundus ein schmuckes Sakko aussuchte. bei der TUI: Einmal im Perfekter Sitz, gedecktes Blau – und tolle Visitenkarten gleich Monat wird Asphalt-Ver­ dabei. Die vom Vorbesitzer nämlich, die Jens in einer Innentasche käufer Manfred die aktu­ der schicken Jacke fand: »Dr. h. c. Herbert Schmalstieg, Oberbür­ elle Ausgabe im Foyer germeister a. D.« stand darauf. Das ehemalige Stadtoberhaupt der der Karl-Wiechert-Allee 23 Landeshauptstadt engagiert sich seit Jahren schon für Asphalt für alle TUI-MitarbeiterIn­ (Foto). Vor zehn Jahren etwa stiftete Herbert Schmalstieg 110 Kra­ nen anbieten. Anfang Juni watten, deren Verkaufserlös an Asphalt ging. Auch bei unserer war die offizielle Premiere. Aktion »Prominente verkaufen Asphalt« durften wir ihn begrüßen. Manfred wurde sogar per Zwischendurch spendete Herbert Schmalstieg immer mal wie­ Lautsprecherdurchsage im der Kleidung für Asphalt-Verkäufer. Allerdings war vielen Kleider- ganzen Haus angekündigt. Erben vom Ex-OB nicht bewusst, wem die Kleidungsstücke zuvor Und die Angestellten des gehörten. Anders bei Jens, der nun weiß, dass er ein Jackett von Reiseunternehmens sorg­ einem Promi auftragen darf. ten dafür, dass sein erster Kleiderspenden sind natürlich auch weiterhin bei Asphalt willkom­ Tag ein voller Erfolg wurde: men. Die Kleidung kann nach vorheriger Absprache im Vertrieb Bereits nach einer halben von Asphalt abgegeben werden. Auch ohne Visitenkarten! me Stunde waren alle Exem­ plare ausverkauft. Nächs­ tes Mal wird Manfred noch einen Stapel Zeitungen mehr mitneh­ men. Initiiert hat diesen besonderen Verkaufsplatz Anne-Kathrin Herz, nachdem sie einmal die »Seiten gewechselt« hatte. Bei dem Pro­ jekt »Seitenwechsel« können Füh­ rungskräfte einen Tag lang den Arbeitsalltag sozialer Einrichtungen kennenlernen und kommen so mit den Problemen und Bedürfnissen von Menschen in Kontakt, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Nach ihrem Tag im Asphalt-Vertrieb hatte Anne-Kathrin Herz die Idee zu einem Verkaufsplatz bei ihrem Arbeitgeber. Dieser Gedanke kam beim Reiseveranstalter gut an – und bei uns auch! Vielen Dank. me

Impressum Anzeigen: Heike Meyer Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Archiv: Dr. Waltraud Lübbe

Redaktion: Volker Macke (Leitung, V.i.S.d.P.), Jeanette Kießling, Renate Schwarzbauer

Vertrieb & Soziale Arbeit: Helmut Jochens (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Freie MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: ­C. Eickhoff-Klouvi, M. Eickhorst, Greser & Lenz, N. Kleinwächter, K. Powser, L. Stegner, S. Szameitat, L. Varga

Asphalt Vertrieb & Verlag gGmbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15

Fotografin: Karin Powser

Geschäftsführer: Reent Stade

Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Redaktion Celle: Ulrich Rennpferdt Redaktion Nord-West: Mark Brockmann

Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 18.6.2015

Für un­auf­gefor­dert ­ein­ge­sandte Manu­­­skripte, B ­ ilder und Bücher über­nehmen wir keine Gewähr. ­Rück­sendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Gesellschafter:

Herstellung: eindruck, Hannover Druck: v. Stern’sche Druckerei, ­Lüneburg Druckauflage: ø 27.000

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger


22 Asphalt 07/2015 Aus der Szene

Das muss mal gesagt werden anonym aber öffentlich er­ ­ zählt, dass Polizisten genau das tun, worüber ich berich­ tete. Wobei ich zum Beispiel nicht »nur« außerhalb der Stadt ausgesetzt wurde, son­ dern im Schnee, und dort auch noch meine Schuhe ausziehen musste. Wo hätte ich mich beschweren sollen? Ich wurde in einer Zelle von Polizeibeamten brutal zu­­ sammengeschlagen. Hätte ich mich bei denen beschweren sollen? Ich bin einfach nur froh, dass solche Quälereien jetzt publik gemacht werden. Es hilft denen nicht mehr, die Unrecht erfahren haben – aber ich hoffe, dass andere Menschen in Zukunft diese Schikanen nicht mehr erleiden müssen. Die Polizei hat heute alle Chancen, die Übeltäter in ihren Reihen zur Rechenschaft zu ziehen und dafür zu sorgen, dass solche Übergriffe in Zu­­ kunft nicht mehr möglich sind.

Im Oktober 2014 habe ich an dieser Stelle von Übergriffen berichtet, die ich selber früher durch Polizisten erlebt habe. Die Zuschrift einer Leserin, die daraufhin meinte, mich über die hehren Ziele der Polizei aufklären zu müssen und da­­ rüber, dass ich mich schließ­ lich über das mir begangene Un­­recht beschweren könne, hat mich nicht sonderlich über­ rascht. Es war schließlich mein Alltag, dass man mir früher als Obdachlose genauso wenig geglaubt hat, wie es diese Lese­ rin heute offensichtlich tut. Umso mehr verschafft es mir Genugtuung, dass nun tat­ Skepsis bleibt dennoch bei sächlich ein Polizeibeamter Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Foto­ kamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang!

Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Erleben Sie die Straße neu und lernen Sie spezielle Anlauf­stellen kennen.

immer am letzten Freitag im Monat!

Nächster Termin: 31. Juli 2015, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstraße 3, 30161 Hannover.

Bitte melden Sie sich telefonisch an: 0511 – 30 12 69-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen vereinbaren bitte gesonderte Termine! (Unseren sozialen Stadtrundgang gibt es auch in englischer Sprache!)

Andreas Bloch * 8. Februar 1966

Unser Asphalt-Verkäufer ist im Juni leider verstorben. Wir trauern um ihn. Alle Asphalt-Verkäuferinnen, -Verkäufer und -Mitarbeiter

gesucht – gefunden Verkäuferin Nancy, Nr. 1533: Ich suche Matratze(n), entweder eine 2x2 Meter oder zwei 1 x 2 Meter. Außerdem suche ich einen Fernseher sowie ein Keyboard. Danke. Kontakt: 0157 – 32 83 81 66. Verkäufer Reinhold, Nr. 137: Ich suche Arbeit als Hausmeister, Maler oder Gartenpfleger (Hecken-, Baumschnitt, Renovierungen). Außerdem suche ich einen Fahrradanhänger sowie eine Digitalkamera. Und wer kann bei einem Viertaktrasenmäher die Zündung einstellen oder hat einen abzugeben? Kontakt: 0175 – 802 22 23. Verkäufer Jens, Nr. 2093: Es ist an der Zeit, dass ich mich herzlich bei meinen Kunden in Kleefeld, an der Markt- sowie an der Kreuzkirche bedanke. Auch für die Sachspenden. Lieben Gruß. Verkäufer Michael, Nr. 1115: Hallo, ich suche eine funktionstüchtige Schubkarre sowie ver-

schiedene Stauden wie Schwertlilien und Taglilien. Vielen Dank. Kontakt: 0177 – 496 69 54. Verkäufer Thomas, Nr. 1909: Ich suche eine kleine Wohnung, 1 – 2 Zimmer. Miete bis 364 Euro warm. Oder einen Garten mit Wohnrecht. Außerdem einen Com­puter. Kontakt: 0151 – 26 87 64 63. Verkäuferin Kordula, Nr. 1683: Ich suche für meine Gartenlaube Fenster mit den cm-Maßen (Höhe x Breite) 118 x 159, 117 x 174, 116 x 129. Danke. Kontakt: 0157 – 52 04 10 97. Wenn Sie Kleidung oder Kleinelektrogeräte kostenlos abgeben möchten, wenden Sie sich bitte an den Asphalt-Vertrieb unter 0511 – 30 12 69-20. (Abgabe nur nach vorheriger Absprache möglich!) Unter www.asphalt-magazin.de finden Sie außerdem verschie­ dene Anlaufstellen in unserem Verbreitungsgebiet.


Biografisches Asphalt 07/2015 23

Wer war eigentlich … Am 17. Mai 1863 betritt ein Mann die Bühne des Arbeitertages in Frankfurt am Main. Er ist groß, hat schwarzes Haar, Schnurr­ bart und tiefblaue Augen. Und er überzeugt. »Solange ihr nur ein Stück schlechte Wurst habt und ein Glas Bier«, ruft Ferdinand Lassalle, »merkt ihr gar nicht, dass euch etwas fehlt!« Und dann der entscheidende Satz: »Das kommt von eurer verdammten Bedürfnislosigkeit!« Die Arbeiter sind bei ihrer Ehre gepackt. Fünf Tage später grün­ det Lassalle gemeinsam mit einem Dutzend Verbündeter in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) … Ein Arbeiter war Ferdinand Lassalle aller­ dings nicht. Am 11. April 1825 wurde er in Breslau geboren. Sein Vater, ein jüdischer Sei­ denhändler, schickte ihn mit 16 Jahren nach Leipzig an das Institut für höhere kaufmännische Bildung. Doch Ferdinand strebte nach anderem. Bald schon kehrte er nach Breslau zurück und bereitete sich heimlich auf sein Examen vor: Gegen den Willen des Vaters studierte er klassische Philologie und Philosophie.

Foto: Wikimedia Commons

… Ferdinand Lassalle? hängt wurde, landete Lassalle als einer der ersten wieder im Gefängnis. Erst im Juli des nächsten Jahres kam er wie­ der auf freien Fuß. Die Revolution war zu die­ sem Zeitpunkt schon zerschlagen, Marx und Engels im Exil. Lassalle jedoch unterstützte weiterhin die revolutionären Kräfte. Der Bund der Kommunisten nahm ihn allerdings nicht auf: Seine Kontakte zur Gräfin machten ihn »zu aristokratisch«. Sein Glück, so ent­ ging er später einer erneuten Verhaftung.

In den folgenden Jahren ließ Ferdinand Lassalles revolutionärer Eifer nach, er kehrte zur Philosophie nach Berlin zurück. Erst 1862 wandte er sich wieder dem Proletariat zu. Als die bürgerlich-liberale Fortschrittspar­ tei dem Berliner Handwerksverein politische Debatten untersagen wollte, trat Lassalle auf. Er hielt eine Rede, die später als »Arbeiterprogramm« berühmt wurde. Dabei kritisierte er vor allem das Dreiklassenwahlrecht und indirekte Steuern. Das Leipziger Zentralkomitee der Arbei­ ter plante eine Vereinigung und schrieb an Lassalle: »Wir finden in Deutschland nur einen Mann, den wir an der Spitze einer so bedeutenden Bewegung sehen möchten, und dieser Mann sind Sie.« Lassalle wurde zum Präsidenten des ADAV gewählt; wegen eines Pakts mit Otto von Bismarck gründete sich aber innerhalb des Arbeitervereins bald eine Opposition gegen ihn.

Zu einem kleinen Vermögen und Ansehen kam Lassalle durch die Verteidigung der Gräfin Hatzfeld. Nach weiteren Studien im Fach Rechtswissenschaften führte er neun Jahre lang ihren Rosenkrieg gegen den Ehemann vor insgesamt 36 Gerichten. Der aufsässige Lassalle stilisierte den Prozess Ausgelaugt von kräftezehren­ zu einem Kampf gegen das über­ den Agitationsreisen zog es kommene Feudalsystem. Aus Lassalle 1864 zur Kur in die seiner Überzeugung heraus, für Schweiz. Dort verliebte er sich das Gute zu kämpfen, schreckte Lassalle auch vor Straftaten nicht zurück: Er brachte zwei Freunde in Helene von Dönniges, eine deutsche Diplomatentochter. Helene dazu, die Mätresse des Grafen zu bestehlen. Die Diebe wurden ver­ war bereits verlobt und ihre Eltern eindeutig gegen eine Verbin­ dung mit Lassalle. Lassalle, Mitglied der Breslauer Burschenschaft haftet und Lassalle der »intellektuellen Urheberschaft« bezichtigt. und in seiner Ehre gekränkt, forderte den Vater zum Duell im Die Märzrevolution 1848 erlebte Ferdinand Lassalle im Kölner Morgengrauen. Wilhelm von Dönniges, ebenfalls in einem Corps Gefängnis. Erst im August wurde er freigelassen und schloss sich organisiert, schickte einen Vertreter: den Verlobten seiner Tochter. in Düsseldorf dem revolutionären Volksbund an. Dort lernte er Der schoss und traf Lassalle tödlich in den Unterleib. Karl Marx und Friedrich Engels kennen. Beeindruckt vom »Kom­ In den kommenden Mona­ munistischen Manifest« organi­ ten zerfiel der Arbeiterverein sierte Lassalle die Steuerverwei­ – »Ferdinand Lassalle: Eine politische Biographie« von Hans Jürgen in Richtungskämpfe. Aber der gerung und die Bewaffnung der Friederici, Dietz Verlag, 1985. Grundstein war gelegt für eine Freischaren zum Kampf für die – »Ferdinand Lassalle« von Georg Brandes, Dearbooks, 1977. politische Vertretung der Arbei­ Frankfurter Nationalversamm­ – »Ferdinand Lassalle und das Selbstverständnis der Sozialdemo­ terklasse, die spätere SPD. lung. Nachdem der Belagerungs­ kratie« von Peter Brandt und Detlef Lehnert. zustand über Düsseldorf ver­ Niklas Kleinwächter

Gründervater der Sozialdemokratie


24 Asphalt 07/2015

Das Glück des Augenblicks Helmut Durst hat jahrelang in Afrika gelebt, doch damals war es ihm nicht aufgefallen. Heute sagt er: »Die Menschen dort trugen so gut wie nie eine Brille.« Inzwischen schaut der Werkzeugmacher und Geophysiker aus Steinwedel in der Region Hannover bei Fern­ sehberichten aus Afrika genau hin und findet seine Beobachtung bestätigt. Kurz- oder Weitsichtigkeit sind in armen Ländern genauso verbreitet wie in der reichen westlichen Welt. Hierzulande ist es jedoch für Erwachsene und Kinder normal, bei Sehproblemen zum Optiker oder Augenarzt zu gehen und sich die passenden Gläser zu verschaffen. In vielen Ländern der Erde ist eine Brille aber ein Privileg für reiche Städter, die 50 oder 80 Dollar dafür ausgeben können. »150 Millionen Menschen haben weltweit keinen Zugang zu einer Brille«, erklärt Wolfgang Sternheimer. »Sie können nicht richtig lernen und arbeiten, werden ausgegrenzt und sogar für zurückgeblieben gehalten.« Um an diesem Zustand etwas zu ändern, hat sich der gelernte Diplomingenieur Sternheimer aus Erlangen mit Helmut Durst ver­ abredet. Einen Nachmittag lang biegen die beiden in Steinwedel Brillen, um die Technik selbst zu lernen. Der Materialpreis beträgt einschließlich der Kunststoff­ g läser aus China einen Dollar, ver­ kauft werden sie für den Gegenwert von zwei Tageslöhnen. So können sich auch die Ärmsten der Armen eine klare Sicht auf die Welt leisten. Ganz umsonst darf das nicht sein. »Was nichts kos­ tet, kann ja nicht gut sein, diese Einschätzung teilen auch die Menschen in Afrika und Asien«, erklärt Sternheimer. Nach und nach soll sich daraus für die Menschen vor Ort ein Geschäftszweig entwickeln.

Training im Brillenbiegen am 11. Juli

Viele Ehrenamtliche arbeiten vor allem im Raum Erlangen bereits im Verein »EinDollarBrille« e.V. mit. Helmut Durst will jetzt ein norddeutsches Netz zwischen Magdeburg und Bielefeld sowie Hamburg und Göttingen aufbauen. Gesucht werden nicht nur Optiker und Augenärzte, sondern auch JuristInnen, BetriebswirtschaftlerInnen, Kaufleute, Manager und Werbefachleute. Denn es sollen nicht nur Biegemaschinen nachgebaut, sondern auch Vorträge gehalten, Werbekampagnen entworfen, betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt und die Logistik organisiert werden. Wer will und bestimmte Voraussetzungen mitbringt, kann mit dem Projekt ins Ausland gehen. Das Schnuppertraining in Steinwedel (Lehrte, Region Hannover) am 11. Juli von 9 bis 17 Uhr ist kostenlos, Anmeldung über die E-Mail-Adresse helmut.durst@onedollarglasses.org erforderlich. Weitere Informationen auf der Website des Vereins: www.eindollarbrille.de sz

Foto: S. Szameitat

Der Verein »EinDollarBrille« verlagert die klug erdachte Produktion von einfachen Brillen in Entwicklungsländer – als Sehhilfe und lokales Geschäftsmodell. Nun werden ehrenamtliche Unterstützer auch in Norddeutschland gesucht.

Biegen und klicken: Helmut Durst und Wolfgang Sternheimer (r.) beim Erlernen der Technik für die Ein-Dollar-Brille.

Preiswerte Sehhilfen gibt es in Deutschland in Drogeriemärkten und Billigdiscountern. »Wir hätten also hier einen Posten Ein-EuroBrillen aufkaufen und in arme Länder schaffen können«, erklärt Durst. »Doch wir wollen, dass die Leute die Brillen selbst machen und sich eine dauerhafte Existenz mit einem Brillenshop aufbauen können.« Also lernen Sternheimer und Durst in einem zweiwöchi­ gen Schnellkurs das Brillenbiegen erstmal selbst. Nach dem Erlan­ ger Modell des Vereins »EinDollarBrillen« werden die Brillen in den jeweiligen Ländern in Werkstätten und kleineren Einrichtungen gebogen. Für die Augen der Kunden gibt es einen Test mittels einer einfachen Sehprobentafel. Dann können die passenden Gläser in Stärken von – 6 bis + 6 Dioptrien eingebaut werden. Helmut Durst hat inzwischen soviel geübt, dass er seine Kenntnisse bei einem Schnuppertraining an engagierte Unterstützer aus dem norddeut­ schen Raum weitergeben kann (siehe Kasten). Martin Aufmuth, ein Erlanger Lehrer für Mathematik und Phy­ sik, ist Initiator des Ganzen. Vor zwei Jahren gründete er den Verein »EinDollarBrille«, der bald so viel Zeit forderte, dass er eine Auszeit vom Lehrerberuf nahm. Mehr als hundert Ehrenamtliche aus den unterschiedlichsten Berufen helfen mit, Idee und Technik im Schneeballsystem zu verbreiten. Der Prototyp der Brille bestand noch aus einem einzigen Stück Draht, heute sind die Bügel mit selbstgewickelten Spiralen am


Fotos (4): Martin Aufmuth

Asphalt 07/2015 25

Klar sehen erfreut alle, den älteren Mann in Uganda ebenso wie das

Mädchen in Malawi. Die Brillen gibt es in drei Größen.

Gestell befestigt. Die Gläser werden in das Gestell eingeklickt. Die fertige Brille wirkt fragil, kann aber tatsächlich einen Sturz oder ein versehentliches Darauftreten vertragen. Wenn wirklich etwas kaputt geht, bekommt der »Brillenshop« etwas zu tun – eine porta­ ble Maschine, an der drei Menschen gleichzeitig arbeiten können. Diese Optikerwerkstatt, die der seit seiner Jugend sozial engagierte Martin Aufmuth konstruierte, ist so einfach wie zweckmäßig: In einem 30 mal 30 Zentimeter großen Holzkasten befinden sich alle notwendigen Werkzeuge: Federstahldraht für das Gestell, bunte Perlen und farbiger Schrumpfschlauch für die Bügelenden und den Nasensteg sowie die nötigen Zangen. Der ganze Prozess erfordert handwerkliches Geschick, benötigt aber keinen Strom, auf den in vielen Teilen der Welt kein Verlass ist. Fortsetzung auf der nächsten Seite

Sehschärfe klären: Die junge Uganderin braucht selbst noch keine Brille.


26 Asphalt 07/2015

Das Herzstück von Aufmuths Erfindung ist die feinmechanische Biegeapparatur auf dem Deckel des Kastens: Über einen Biege­ hebel, ein Präzisionswerkzeug mit exakten Winkeln, lässt sich nach einer einfachen Schemazeichnung das Gestell für drei unter­ schiedliche Kopfgrößen zurechtbiegen. Gekennzeichnet sind die Maße durch Farben, sodass das Handwerk auch für Männer und Frauen geeignet ist, die nicht lesen können. Die Farbe für den Kunststoffschlauch, der über den Draht gezogen und mit einem Feuerzeug oder über offenem Feuer geschrumpft wird, können sich die Kunden selbst aussuchen. Die Herstellung einer Brille dauert weniger als eine halbe Stunde. Der Kasten selbst wird in Lehrwerkstätten gefertigt und hat – da keine Serienfertigung – mit Inhalt einen Wert von jeweils 2.500 Euro. Bislang sind 60 Biegemaschinen im Umlauf, die Hälfte davon in Deutschland. Ein-Dollar-Brillen werden bereits in neun Ländern auf drei Kontinenten der Erde getragen: Amerika (Nicara­

gua, Brasilien, Bolivien), Afrika (Malawi, Ruanda, Uganda, Benin, Burkina Faso) und Asien (Bangladesch). »In Nicaragua aber ohne Perlen, das entspricht nicht dem Geschmack der Leute«, berichtet Wolfgang Sternheimer. Mit dem Anpassen und der Fertigung der Brillen ist es nicht getan. Damit sich daraus wirklich ein lokaler Geschäftszweig entwi­

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Im und auf dem Holzkasten findet sie alle Werkzeuge und Apparaturen

für die Brillenproduktion: eine junge Frau in Ruanda.

ckeln kann, müssen die Brillenverkäufer betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse erwerben. »In einem afrikanischen Land kam eine Frau mit einem Huhn und wollte es gegen eine Brille eintau­ schen«, erzählt der Erlanger. »Der Verkäufer musste ihr dann erst klarmachen, dass sie das Huhn auf dem Markt verkaufen und mit dem Geld wiederkommen soll.« Die Helfer, die für den Verein ins Ausland gegangen sind, haben immer wieder ergreifende Erfah­ rungen gemacht. Helmut Durst hat sich mit einem jungen Mann unterhalten, der sein Studium unterbrochen hat, um ein Jahr lang in Burkina Faso das Projekt voranzubringen. »Jakob hat in der Hauptstadt Ouagadougou mehrere kleine Läden eröffnet und im ganzen Land um die 1.000 Brillen in Umlauf gebracht. Er hat mir etliche Geschichten von strahlenden Gesichtern erzählt«, erklärt Helmut Durst. »Kein Wunder: Die Menschen haben erstmals Dinge entdeckt, die sie zuvor noch nie im Leben gesehen hatten.« Ein alter Mann sei gar vor Überraschung einen Meter rückwärts gesprungen, als er sein Gegenüber erstmals klar sah. Sabine Szameitat


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Hier geblieben

Er sollte weg. Sie half ihm zu bleiben. Vorerst. Eine Geschichte von Flucht, Angst, Hoffnung, Freundschaft. Und von einem asylpolitischen Systemfehler.

Foto: V. Macke

Als die Polizei kam, um ihn zu holen, kam sie nicht durch. Das Trep­ penhaus war voller Menschen. Und die wollten nicht weichen. Die Polizei blieb besonnen, keine Gewalt. Die angekündigte Abschie­ bung des Sudanesen Achmed G. musste abgeblasen werden. Auch Virginia F. saß vor seiner Tür, mit 100 weiteren Menschen. Drei­ mal war die Polizei bisher da. Ahmed lebt immer noch in Hildes­ heim bei Hannover. Endlich, nach mehr als sechs Monaten, hat er jetzt eine Chance darauf, dass ihm überhaupt mal jemand Offiziel­ les zuhört. Denn bisher waren deutsche Behörden nicht interessiert an seinen Fluchtgründen. Ein europäisches Abkommen namens »Dublin III« verlangte seine ungeprüfte Abschiebung in das Land, in dem er erstmals EU-Boden betreten hatte. Ausgerechnet Ungarn. »Das wäre krass unmenschlich«, sagt Virginia. Vier Jahre ist es her, da begann seine Flucht: 6.000 Kilometer. Ganz spontan. Ganz allein. Ohne Vorbereitung. Achmed war gerade 18 geworden. Zu Fuß habe er sich aus der Grenzregion von Sudan/ Südsudan Richtung Ägypten aufgemacht, berichtet Achmed mit­ tels Übersetzer – auch wenn er bereits einige deutsche Wendungen

»Erdenbürger«: Virginia F., die Deutsche, und Achmed G., der Sudanese.

beherrscht. Das Gebiet im bitterarmen Süden Sudans gilt als Unru­ hezone. Muslime und Christen leben hier, sich argwöhnisch beäu­ gend, beieinander. Milizen patrouillieren. Immer wieder kommt es zu religiös und ethnisch motivierten Konflikten. 450.000 Menschen sind in dem Gebiet aktuell auf der Flucht. Der große Konflikt läuft quer durch Achmeds kleine Familie. Die Seite des Vaters sind Mus­ lime, die Mutter ist Christin – oder vielleicht war sie es. Achmed hat schon jahrelang nichts mehr von ihr gehört. Sie war damals Rich­ tung Eritrea geflohen, erinnert er sich. Danach gab es keinen Kon­ takt mehr. Als er das sagt, schluckt er hart und blickt starr gerade­ aus. Als Achmed selbst schließlich von der Familie des Vaters mit dem Tod bedroht wurde, blieb er keinen Tag länger, nahm all das Geld, was er sich mit seiner Aushilfsarbeit im kleinen Laden seines Onkels zusammengespart hatte und marschierte los gen Norden. Ägypten, Türkei, passloser Grenzübertritt nach Griechenland. Ob er Fortsetzung auf der nächsten Seite


28 Asphalt 07/2015

von Anfang an vorhatte bis nach Europa, gar nach Deutschland, zu fliehen? »Nein, überhaupt nicht«. Am Anfang dominierte das Nur-weg-hier, in Ägypten aber fand er überhaupt keine Hilfe. Entsprechend sein Irrweg. Zu Fuß irrte Achmed monatelang durch den Balkan. Von Griechenland gelangte er über Albanien, Kosovo, Serbien nach Ungarn. »Immer zu Fuß, nur zu Fuß«, erzählt er von seinen Strapazen auf der Suche nach Ankommen. Ungarn bedeu­ tete EU, Freiheit, Chancen, Hoffnung auf Arbeit und Sicherheit. Aber Ungarn »war ein Schock«. Warum?

Angeleint Das Gespräch stockt, seine Hände wühlen nervös in seinem Bart. Auch auf mehrmalige Nachfragen mittels Übersetzer im Interview antwortet Achmed nur »Probleme«. Was er dort wirklich erlebt hat, darüber schweigt er eisern. »Es wird nicht gut gewesen sein«, fährt Virginia schützend dazwischen. »Das wissen alle, die sich mit den Asylverfahren in Ungarn auskennen.« Tatsächlich hat erst Anfang Juni der Europarat – wieder mal – den Umgang Ungarns mit Asylbewerbern scharf kritisiert. Die extrem Anzeige

DAS FACHKRANKENHAUS FÜR DIE SEELE

Wir sind ein seit über 150 Jahren privat geführtes psychiatrisches und psychosomatisches Fachkrankenhaus. Unser Stammhaus liegt in Ilten am östlichen Rand von Hannover. Sie finden uns mehrfach in Hannover, Celle und Lehrte.

„Für mehr Toleranz und Miteinander!“ Carsten Linke, Sporttherapeut im Klinikum Wahrendorff

Unsere Behandlungs- und Leistungsbereiche: • Allgemeinpsychiatrie • Transkulturelle Psychiatrie (speziell für Menschen mit ausländischen Wurzeln) • Seelische Gesundheit im Alter (Gerontopsychiatrie) • Station für Jugendliche und junge Erwachsene • Suchtmedizin • Psychosomatische Medizin (Schwerpunkte: Depression und Burnout) • Traumazentrum • Tagesklinik für Männer Wir behandeln je nach Wunsch des Patienten und Schwere der Erkrankung im Krankenhaus, in unseren Tageskliniken (werktags 8-17.00 Uhr) oder ambulant in den psychiatrischen Institutsambulanzen. Unsere Wahlleistungsstation bietet besondere Serviceleistungen. Seelisch und geistig behinderte Menschen finden in unseren Heimbereichen vielfältige Wohn- und Lebensperspektiven. Wir haben den Anspruch, unsere Leistungen in besonders guter Qualität zu erbringen. Wir legen großen Wert auf Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter und bieten mehr als 100 Ausbildungsplätze.

KLINIKUM WAHRENDORFF Rudolf-Wahrendorff-Straße 22, 31319 Sehnde, Tel. 05132 90-0 E-Mail: info@wahrendorff.de, www.wahrendorff.de

rechte Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán erhöht seit etwa fünf Jahren kontinuierlich den Druck auf alle, die potenziell hilfsbedürftig sein könnten. Asylbewerber, Einwanderer, Roma und Obdachlose: Sie alle sollen möglichst gar nicht kommen oder not­ falls schnell gehen. Aktuell, so der Report der Europäischen Kom­ mission gegen Rassismus und Intoleranz (Ecri), sei ein Viertel aller Flüchtlinge in dem Land zu Hunderten in gefängnisähnlichen Lagern untergebracht, regelmäßig Gewalt und Willkür ihrer Bewa­ cher ausgesetzt. Müssen Flüchtlinge außerhalb des eigentlichen Lagers beispielsweise zur Krankenstation gebracht werden, dann wird ihnen auch schon mal eine Leine um den Hals gelegt, berichtet die Organisation Pro Asyl. Die Straßburger Wächter forderten die ungarische Regierung nun ultimativ auf, dringend für Verbesserungen zu sorgen. Für Flücht­ linge, insbesondere Familien mit Kindern, müssten sofort offene Aufnahmeeinrichtungen geschaffen werden. Zuletzt war Ungarn mehrfach wegen Verstoßes gegen die Europäische Menschen­ rechtskonvention verurteilt worden. Doch Ungarn interessiert der Protest aus Straßburg offenbar wenig. Im Gegenteil: Mit einer Gesetzes­ä nderung will Orbán noch in diesem Monat alle Flücht­ linge, die nicht über den Luftweg ins Land gelangen, zu »Eindring­ lingen« erklären lassen. Sie sollen künftig sofort abgeschoben wer­ den können. An der Grenze zum Nicht-EU-Land Serbien sollen zudem Sperranlagen mit Stacheldraht aufgebaut werden, um den Grenzübertritt für Flüchtlinge zu verhindern.

Dagegen gehalten Mit Unterstützung von Fluchthelfern gelang es Achmed nach eini­ gen Monaten im Lager, in einem Auto aus Ungarn zu fliehen. Sein letztes Geld ging dafür drauf. Seit etwa einem Jahr ist er jetzt in Deutschland. Hildesheim: Asylantrag, Eilantrag. Ablehnung ohne inhaltliche Prüfung. »Dublin III sieht eine inhaltliche Prüfung zunächst schlicht nicht vor«, erläutert Olaf Strübing vom Nieder­ sächsischen Flüchtlingsrat das europäische Abkommen, wonach immer der EU-Staat zuständig ist, den Flüchtende als erstes betre­ ten. Das Bundesamt für Migration (BAMF) prüfe zunächst nur, wel­ cher Mitgliedsstaat für die Durchführung eines Asylverfahrens zuständig ist. Dafür hilft häufig schon ein Blick in eine europäische Datenbank, in der Fingerabdrücke aller Asylbewerber gespeichert werden. Sind die Abdrücke schon mal woanders genommen wor­ den, ist dieses Land zuständig. »Ein halbes Jahr lang besteht dann in der Regel die Frist zur Rückführung in dieses zuständige Erst­ aufnahmeland, in diesem Fall Ungarn«, so Strübing. Bangen, Warten, gibt es einen Abschiebetermin? Dann die Ausreise­ ankündigung. »Das war nicht gut. Ohne Leute hast du enorm große Angst«, erzählt Achmed, der an besagtem Tag vor einigen Wochen mit fertig gepacktem Koffer auf seine Abholung wartete. Doch schon morgens um fünf machten sich mehr als hundert Hildesheimer Bürger auf den Treppenstufen des Hauses in der Jan-Pallach-Straße breit, die zu der Achmed und anderen Asylbe­ werbern zugewiesenen Wohnung führten. »Es gab keine andere Wahl. Der weitere Weg wäre klar und ungerecht gewesen«, sagt die


Foto: Gustav Pursche

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23-jährige Virginia, die den Fall Achmed G. mittlerweile fast auswendig kennt. »Ungarn sperrt die Menschen erst 60 Tage ins Gefängnis, Dublin­ haft nennt man das. Danach wird abgeschoben. Das woll­ ten wir mit unserer Aktion im Treppenhaus verhindern.« Die Polizei hätte Virginia wie alle anderen auf den Stiegen weg­ tragen müssen oder – schlim­ mer – wegprügeln. In Göttin­ gen war das vor einigen Mona­ ten geschehen. Viel Blut für eine einzige versuchte Abschie­ bung. Und ein desolates Bild für die Landesregierung. In Hildes­ heim war die Polizei jetzt gewis­ Vielfach kritisiert: Ungarn pfercht Flüchtlinge in Internierungslager – samt Gewalt und Willkür. senhafter. Die Abschiebung fiel aus. Und Achmed erlebte erstmals »Rührung und Dankbarkeit« Ein »hilfreicher Zeitvertreib«, findet Achmed und lächelt jetzt sogar in Deuschland, wie er mitteilt. »Ein gutes Gefühl.« ein wenig. Er könnte auch arbeiten, natürlich will er das, was für Aber ist Gesetz nicht Gesetz? Die Abschiebung schlicht rechtmä­ eine Frage. Aber er darf nicht. Noch nicht. Jetzt ist das Bundesamt ßig? »Ich würde für mich nicht wollen, dass man mich einem Land am Zug. Es könnte die Abschiebefrist nach Ungarn nochmal verlän­ ohne Menschenrechte ausliefert«, sagt Virginia dazu nur knapp gern. Dann müsste dagegen geklagt werden. Und wieder begänne ohne jede weitere Mimik. Die angehende Sozialarbeiterin jobbt das Warten und die Unsicherheit. Es könnte aber auch eine Aufent­ schon einige Monate neben ihrem Studium in Flüchtlingsheimen, haltsgestattung aussprechen und den Asylantrag von Achmed end­ kennt Flüchtlingsschicksale aus nächster Nähe. Zunächst wollte lich auch inhaltlich prüfen. Und ihm eine Chance geben. sie nur helfen am besagten Montagmorgen auf der Treppe. »Jetzt Wie es weitergeht, darüber haben die beiden jetzt schon x-mal aber ist es viel mehr, das ist eine richtig gute Freundschaft«, sagt die gesprochen. Aber die Angst dominiert Achmeds Leben nicht mehr. 23-Jährige. »Zuwanderung bedeutet doch vor allem so wahnsinnig Im Moment trinken sie zusammen Kaffee, wie so oft in den letz­ viel Input – für beide Seiten.« Ein großer Freundeskreis aus rund ten Wochen. Sudanesischen, im Rundkolben über Kohle gebrüht. 25 Leuten sei so in den letzten Monaten entstanden, etwa zehn Mit Gewürzen verfeinert. »Menschen wie Achmed«, sagt Virginia, Deutsche und 15 Sudanesen. »Wir lernen viel voneinander, die »brauchen in ihrer Situation andere Menschen, die einfach mal mit jeweilige Sprache zum Beispiel, was ist das für ein Gewinn …«, zum Amt gehen, die sich Zeit nehmen für gemeinsames Kochen, sprudelt es aus Virginia heraus und ihre Augen strahlen. »Manch­ Reden, Spazierengehen. Leben halt. Letztlich sind wir doch alle mal laufen wir durch die Straßen und bringen uns die Wörter für Erdenbürger«, sagt Virginia. die Dinge bei, die wir sehen. Ich lern Arabisch, Achmed Deutsch.« Volker Macke

Einig aber ungleich Die Verhältnisse für Flüchtlinge in Europa sind sehr unterschiedlich: In Italien oder Griechenland leben Flüchtlinge als Obdachlose auf der Straße. Sie müssen betteln, um ihr Überleben zu sichern. Andere Länder wie Malta, Bulgarien oder Ungarn inhaftieren neu einreisende Flüchtlinge systematisch. Wer es schafft, den Haftlagern und Elendsquartieren zu entkommen und z.B. nach Deutschland weiterflieht, muss mit der umgehenden Rückschiebung in diese Länder rechnen. Grundlage ist die Dublin-III-Verordnung. Dort wird der Reiseweg eines Flüchtlings zum maßgeblichen Zuständigkeitskriterium erhoben: Der Staat ist zuständig, in dem erstmals EU-Territorium betreten wurde. Ziel dieser Politik ist nach Auffassung von Juristenverbänden, den

Druck auf die EU-Staaten an den Außengrenzen hoch zu halten. Motto: »Wer die Grenzen nicht abriegelt und Flüchtlinge durchlässt, muss am Ende die Verantwortung für die Flüchtlinge übernehmen.« Deutschland könnte nach Art. 17 der Dublin-III-Verordnung ein Asylverfahren auch dann durchführen, wenn eigentlich ein anderer EU-Staat zuständig wäre. In Bezug auf das aktuell überforderte Griechenland macht Deutschland von diesem »Selbsteintrittsrecht« Gebrauch. In Bezug auf Ungarn nicht. Trotz der Misshandlungsberichte von dort. Das erste Dubliner Übereinkommen wurde 1990 unterzeichnet – von zwölf Mitgliedstaaten. Drei EU-Erweiterungen und zwei Überarbeitungen des Ab­­ kommens lassen heute 28 Mitgliedstaaten mit Dublin III ringen. mac


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Verkäuferausweise


Silbenrätsel Asphalt 07/2015 31

Silbenrätsel Aus den nachfolgenden Silben sind 20 Wör­ ter zu bilden, deren erste und sechste Buch­ staben (Achtung: ch = 1 Buchstabe) – jeweils von oben nach unten gelesen – ein schotti­ sches Sprichwort ergeben: ba – bee – ber – bun – chen – chi – de – den – des – eif – erd – es – fel – fi – fi – frie – ge – gel – gra – grün – heim – heit – im – in – in – ku – leb – li – li – mer – na – na – na – ne – ne – nen – of – pfle – phik – ren – ri – ror – rü – se – se – sen – spit – star – ter – ter – ter – tre – tur – um – un – us – ver – wand – welt – ze – zier

1. Global bekannter Künstler 2. Früchte im Frühsommer 3. scharfes Ende eines Metallstifts 4. Liebe zur Ursprünglichkeit 5. Bewusstseinstrübung

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir in diesem Monat dreimal das Buch »Bin gut angekommen :)«, das für alle Berufsanfänger von Interesse sein dürfte. Es enthält nämlich die wichtigsten sozialen Spielregeln für alle Azubis. Zum Beispiel: 17. Rückstand bei der Weinbereitung Wie geht man mit Kunden, Chefs und Kolle­ gen um? Wie funktioniert Small-Talk? Und 18. Künstlerische oder technische Zeichnung was bedeutet Teamarbeit? »Alles Schule!« spricht eine noch jüngere 19. Zierpflanze Zielgruppe an: Hier erlebt der Rabe Socke seinen ersten Schultag – mit schicker Schul­ tüte, netter Lehrerin und tollen neuen 20. Südfrucht Freunden. Ein bisschen Angst hat Rabe Socke schon gehabt vor seinem ersten Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Schultag, aber die ist ganz schnell vergan­ gen! Auch dreimal zu gewinnen. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres WunschEbenfalls dreimal verlosen wir die CD »New gewinnes) bitte an: Colours From Argentina« des Duos Dorado: Asphalt-Magazin, Hallerstrasse 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. äußerst harmonische Verbindungen von Jazzklängen mit südamerikanischen Rhyth­ E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. men und Melodien. Das Aufeinandertreffen Bitte vergessen Sie Ihren Absender nicht! dieser zwei Musikstile ist auch eine sehr Einsendeschluss: 31. Juli 2015 persönliche musikalische Begegnung zwi­ schen Vater und Sohn: Carlos Dorado (Gitarre) spielt zusammen mit Lucas (Vibraphon). Die Lösung des Juni-Rätsels lautete: Schritt für Schritt kommt man nach Rom.

7. französischer Ingenieur (1832 – 1923) 8. Betreuung, Obhut 9. lateinisch: Sohn 10. Spezialität aus Nürnberg 11. Teil eines Hauses 12. Asiat 13. Schreckensherrschaft 14. Weinbauort in Hessen 15. Dienstgrad beim Militär 16. Volksstamm an der Nordsee

Greser & Lenz, FAZ

6. Anteilnahme


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