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Aus der Szene

Foto: U. Matthias

Impfstart für Obdachlose

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Hannover. Der Andrang ist größer als sonst an diesem Morgen vor dem Kontaktladen Mecki am dunklen Ende der Passerelle unter der Raschplatzhochstraße. Es ist Impfstart für Obdachlose. Bevor die Türen sich für die Impfwilligen öffnen, bereitet Rettungssanitäter Stephan von Krage von den Johannitern die Impfdosen vor. Denn gleich wird es Schlag auf Schlag gehen. Gekleckert wird hier heute höchstens in der Küche, beim Impfen soll geklotzt werden. »Wir haben 250 Dosen vorrätig und sogar 400 Anmeldungen aus der Szene. Notfalls können wir aber nachbestellen«, sagt Pascal Allewelt, der Leiter des Kontaktladens. Zwei Impfstationen wurden aufgebaut im Mecki, dennoch bereitet sich das Team auf einen langen Tag vor. »Bis 18 Uhr werden wir das nicht schaffen«, ist sich Krankenschwester Franziska sicher. Vor der Tür haben die SozialarbeiterInnen mitunter zu tun, um die aufkommende Unruhe zu besänftigen. Doch obwohl eine lange Wartezeit absehbar ist, bleiben die Wartenden insgesamt erstaunlich diszipliniert. Auch Asphalt-Verkäufer Uwe hat sich eingereiht. »Das wird heute meine erste Impfung«, sagt er, »ich bin froh, wenn ich das erledigt habe«. So wie ihm scheint es vielen zu gehen. »Das Impfangebot wurde gut angenommen«, so Allewelt, allerdings habe man auch kräftig die Werbetrommel gerührt. »Viele von den Leuten hier sind chronisch krank und müssen trotz Corona immer noch in Massenunterkünften wie am Alten Flughafen hausen.« Das macht die Obdachlosen zu einer Hochrisikogruppe. Mitten in der dritten Welle kommt dieser Impftermin nicht zu früh. UM

Online-Umfrage zu Obdachlosigkeit

Hannover. Mit einer Umfrage zum Thema Wohnungslosigkeit will die Stadt Hannover »die Vielfalt der Lebenslagen von wohnungslosen Menschen noch besser verstehen, um passgenaue Unterstützungsangebote entwickeln zu können«, so Oberbürgermeister Belit Onay. Die Umfrage dauerte rund eine Woche und wurde hundertfach ausgefüllt. Mitmachen konnten nicht nur Wohnungslose sondern alle Interessierten in Hannover, betonte Sozialdezernentin Sylvia Bruns. Die Fragen im Multiple Choice-Format bezogen sich unter anderem auf beobachtete Aufenthaltsorte Wohnungsloser, eigene Erfahrungen auf der Straße, Einstellungen zur Wohnungslosenhilfe, zu Engagement und Unterstützungsmöglichkeiten. Alles anonym, freiwillig und – mehrfach ausfüllbar. Plakate und Handzettel mit QR-Codes wurden auf Deutsch, Russisch, Polnisch, Bulgarisch, Rumänisch und Englisch in der Stadt an die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe verteilt. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im letzten Sozialausschuss vor der Sommerpause im Juni vorgestellt. Die Betroffenenvereinigung »Armutstinkt« hat in einer ersten Reaktion den Tenor der Umfrage als »stigmatisierend« verurteilt, sie »reproduziere diskriminierende Vorurteile«, stelle »den wohnungslosen Menschen als Störfaktor« dar. Eine weitere Umfrage zum Thema via Bürger-Panel (3.000 rerpäsentativ ausgewählte BürgerInnen) soll im Sommer folgen. MAC

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