2018 05 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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LACHEN HILFT HEILEN KINDER

DROGEN

OBDACHLOSE

Klinikclowns machen schwere Zeiten leichter

Cannabis – ein Kraut zwischen Fluch und Segen

Pilotprojekt soll Hilfesystem revolutionieren


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Notizblock

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Wohnen zuerst Hannover hat ein Problem mit der Versorgung wohnungsloser Menschen. Ein Pilotprojekt könnte Hoffnung machen. ›Jedem seine Wohnung‹ lautet die Idee von Housing First.

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Cannabis boomt Soll Cannabis legalisiert werden? Während hier noch diskutiert wird, hat in Kanada die Freigabe von Produkten aus der Haschischpflanze einen Wirtschaftsboom ausgelöst.

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»Du sollst kiffen« Marius war 18 Jahre alt, als er begann, regelmäßig Cannabis zu rauchen. Heute, sechs Jahre später, leidet er unter einer Psychose.

18 Wer war eigentlich …? 19 Aus der Szene 20

Der Wikipedist Ein Besuch bei Bernd Schwabe vom Wikipedia-Büro Hannover.

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Aus der Szene

23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben von Asphalt-Verkäufer Kalle

26 Rund um Asphalt 28

Grau vor blau Nach dem verheerenden Tsunami im Jahr 2011 wurden entlang der Seepromenade an der Nordostküste Japans riesige Betonmauern errichtet.

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Geschenk des Lachens Was tun, wenn schwerkranken Kindern die Kraft zum Lachen fehlt? Aus dem Arbeitsalltag des Klinikclowns Antje Kilian.

34 Buchtipps 35 Mai-Tipps

Titelfoto: Peter Zurek/shutterstock.com

38 Impressum/Ihr Engagement 39 Silbenrätsel Das Asphalt-Prinzip Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


für Eltern steht das Leben still, wenn die Nachricht kommt: Euer Kind ist schwer krank. Es wird starke Einschränkungen haben und vielleicht bald sterben. Wir machen das zum Titelthema, weil darauf ein Tabu liegt. Nicht für die kleinen Patienten oder deren Mütter und Väter. Für Eltern, die kurz nach der Geburt ihres Kindes eine solche Diagnose erfahren oder deren Kind plötzlich durch einen Unfall für immer behindert ist, verändert sich von einer Sekunde auf die andere die ganze Welt. Sie werden alle Kräfte in sich wecken, um ihrem Kind zu helfen. Ein Strudel aus Hoffnung und Verzweiflung beginnt, die Grenzen ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit verdrängen sie möglichst. Und wir – Freunde, Nachbarn, Kollegen? Was tun wir, wenn eine Mutter oder ein Vater uns von einem schwerkranken Kind erzählt? Wir reagieren entsetzt, stammeln vielleicht noch ein paar Worte des Bedauerns – und wenden uns ab. Da ist es, das Tabu. Wir legen es auf unsere Wahrnehmung. Und wir finden gute Gründe dafür: die Eltern haben jetzt doch bestimmt genug zu tun, da stören wir nur, helfen können wir sowieso nicht … Können wir doch, finde ich. In Deutschland leben 23.000 Kinder und Jugendliche mit schweren Erkrankungen. Meistens brauchen sie intensive Pflege, Schmerzlinderung zum Beispiel, oder Hilfe bei Atemnot. Versorgt werden sie auf besonderen Kinderstationen oder zuhause von mobilen Palliativteams und Kinderhospizdiensten. Das ist professionelle Hilfe. Ärztinnen und Pfleger leisten sie engagiert. Aber wir, die wir nicht direkt betroffen sind, wir können auch etwas tun: mit den Betroffenen sprechen, zuhören, Anteil nehmen, sie besuchen, vielleicht an einem Krankenbett sitzen, wenn wir uns das zutrauen, streicheln, in den Arm nehmen und Geschichten erzählen, die zum Träumen verführen und zum Lachen bringen. Denn eines erfahren schwerkranke oder sterbende Kinder und ihre Angehörigen häufig: Einsamkeit. Freunde und Mitschüler bleiben weg, Beziehungen zerbrechen. Dabei haben die jungen Patienten die gleichen Ängste wie Erwachsene. Vor Schmerzen, vor Leiden und davor, allein gelassen zu werden. Also lassen Sie uns phantasievoll sein. Ein Tabu durchbrechen – damit das, was das Leben für schwerkranke und sterbende Kinder und Jugendliche bedeutet, nicht zu einem zweiten oder dritten Sterben wird, weil wir sie nicht wahrnehmen wollen. Herzlich Ihre

Hanna Legatis · Mitherausgeberin von Asphalt

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Liebe Leserin, lieber Leser,

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NOTIZBLOCK

Schlag gegen Zuhälter

Schlag gegen Neonazis

Hannover/Oldenburg. Mit mehr als 1.500 Beamten ist die Polizei bundesweit gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution und gefälschte Visa vorgegangen. Auch in Niedersachsen wurden Bordelle und Büros durchsucht: in Hannover, Goslar, Göttingen, Oldenburg, Wolfsburg, Bad Pyrmont, Delmenhorst und Bad Nenndorf. Offenbar mögen deutsche Männer aktuell besonders gern Frauen und Transsexuelle aus Thailand. Die meisten Opfer stammen von dort. 100 Menschen wurden festgenommen, die Hauptbeschuldigten sind eine 59 Jahre alte Frau aus Thailand und ihr deutscher Lebensgefährte. MAC

Celle/Nordheim. Wegen des Verdachts der Gründung einer rechtsterroristischen Vereinigung wurden im April Wohnungen in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein durchsucht. Ziel der »Nordadler« genannten Gruppierung soll es laut Bundesanwaltschaft gewesen sein, »dem Nationalsozialismus in Deutschland zum Wiedererstarken zu verhelfen«. Festnahmen gab es zunächst nicht. Die Männer hatten Waffen, Munition sowie Materialien zum Bau von Brand- und Sprengvorrichtungen gesammelt. Anschläge auf Andersdenkende seien das Ziel gewesen. Mit den weiteren Ermittlungen ist das Landeskriminalamt Niedersachsen beauftragt. Die Vereinigung »Nordadler« ist laut Bundesanwaltschaft Anfang 2017 gegründet worden. MAC

Guter, schlechter und zu viel Müll

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Hannover. In Niedersachsen wird Plastikmüll nicht regelgerecht genug getrennt. Das hat der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) jetzt beklagt. Jedes zweite Müllteil ist demnach ein so genannter Fehlwurf. Anders als in ländlichen Gebieten werden gerade in großen Städten wie Hannover beispielsweise Gummiente oder Joghurtbehälter nicht sach- und fachgerecht behandelt. Das eine ist zwar Kunststoff aber keine Verpackung. Und das andere besteht aus Becher und Deckelfolie, die voneinander zu trennen seien. Ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen (die meisten Müllentsorger sind städtische Firmen) machte auch die zunehmende Migration als Grund für mangelnde Trennbereitschaft verantwortlich. Das deutsche System sei für Ausländer schwer zu verstehen. Indes werden selbst von sachgerecht gesammelten Plastikabfällen ohnehin nur knapp die Hälfte wirklich wiederverwertet. Die andere Hälfte wird verbrannt. MAC

Zukunft für Flohmärkte Hannover. Mit einer Änderung des Feiertagsgesetzes wollen CDU und SPD im niedersächsischen Landtag den Städten bei der Genehmigung von wahren Flohmärkten am Sonntag helfen. Hintergrund ist ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg, dass im vergangenen Jahr einem Flohmarktbetreiber seinen Markt untersagt hatte. Denn gemäß Feiertagsgesetz seien Märkte sonntags nur dann genehmigungsfähig, wenn das wirtschaftliche Interesse deutlich nicht im Vordergrund stehe. Viele Kommunen genehmigten danach landesweit kaum noch Flohmärkte. Das soll sich jetzt wieder ändern. Im Grunde gewerbliche »getarnte Verkaufsschauen«, so der SPD-Politiker Bernd Lynack seien auch künftig nicht erwünscht. Die Genehmigung von echten Stöbermärkten aber soll alsbald rechtssicher sein. MAC


Vater, Mutter, Kind

Hannover. Was früher Tierschutz war, soll künftig Nutztierhaltungsstrategie heißen. Die neue Ehrlichkeit in Bezug auf die politische Bewertung der Haltungsbedingungen von Huhn, Schwein und Rind in Niedersachsen hat Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) beschlossen. Wichtigste Neuerung: Künftig soll eine »Arbeitsgruppe Folgenabschätzung und Machbarkeit« ergründen, inwieweit Tierschutz in der Agrarindustrie wie beispielsweise größere Ställe, Verzicht auf Schnabel- oder Schwanzkürzungen überhaupt wirtschaftlich ist. Die Auswirkungen müssten, so die Ministerin, für die Bauern überschaubar bleiben. Dabei sind rund 60 Prozent der Niedersachsen für mehr Tierschutz in den Ställen der Mastbetriebe. MAC

Hannover. Gegen alte Rollenbilder und für mehr Gleichstellung von Mann und Frau auch in der Familie hat sich Sozialministerin Carola Reimann (SPD) ausgesprochen. Anlass war ein Antrag der AfD-Fraktion, ein Landeserziehungsgeld von monatlich 500 Euro einzuführen. Auszuzahlen an Frauen, die ihre Kinder nach der Elternzeit zuhause erziehen. Dies »würde den Zugang zu frühkindlicher Bildung verschlechtern und Anreize schaffen, die Erwerbstätigkeit insbesondere von Frauen zu verringern. Es entspringt damit einem rückwärtsgewandten Denkmodell und lässt sich mit einer modernen und zukunftsorientierten Frauen- und Familienpolitik nicht vereinen«, so die Ministerin. MAC

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Tierisch ehrlich

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ZAHLENSPIEGEL »GRUND UND STEUER«

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1.415 Mio. Euro betrug 2017 das Aufkommen der Grundsteuer in Niedersachsen. So das Landesamt für Statistik Davon 1.344 Mio. für bebaute Grundstücke.

Je Einwohner also 169 Euro. Damit betrug der Anteil der Grundsteuer B an den kommunalen Einzahlungen 5,5 %. Wegen Änderungen im Hebesatz ein Anstieg um

27 % innerhalb von 10 Jahren. Die höchsten pro-Kopf Einnahmen aus der Grundsteuer B erzielten 2017 Baltrum

(623 Euro),

Spiekeroog (341 Euro) und das Nordseebad Wangerooge (330 Euro). Die geringsten pro-Kopf Einnahmen verbuchten Osterheide (26 Euro) und Freistatt

(53 Euro).

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ANGESPITZT

Klein macht schlau. In kleinen Gruppen lernt es sich besser als im Großverband und kleine Kinder lernen schneller als große. Man kann gar nicht früh genug anfangen. Als wir kleine Kinder waren, sammelten wir einmal voller Neugier Spinnen unterschiedlichster Arten und sperrten sie in ein Einmachglas. Zwei Tage später war nur noch eine einzige, fette Spinne übrig. Wir ahnten den Zusammenhang … Der Deutsche Bauernverband ahnt nichts. Sagt er zumindest. »Wachse oder weiche« ist das Motto des Verbandes seit 70 Jahren. Mehr Schweine, mehr Dünger, mehr Gülle und mehr Gift. Alles alternativlos, man kennt das. Gesund für Mensch und Tier ist das nicht. Auch nicht für die deutschen Kleinbauern. Die sitzen im selben Glas … – Pardon! – Verband wie die Großbauern. Seit 1950 mussten 80 Prozent der kleinen Bauern ihre Höfe verkaufen. Gut für die immer größeren Großbauern, schlecht für alle

»BAUERNREGEL«

anderen.

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Eine neue Studie der Uni Tübingen zeigt, dass wir unsere hohen Einkommen in Mitteleuropa den vielen kleinen, freien Bauern von vor über hundert Jahren verdanken. Die waren nämlich gebildeter als die abhängigen Tagelöhner auf den Groß­ ländereien anderswo. Dieses Gefälle von einst präge heute noch die Wirtschaften. Unsere Bauernregel für heute: Wird der Bauer viel zu groß, ziehen wir ein schlechtes Los. Ulrich Matthias


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Startbild Foto: K. Duewehl

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WOHNEN ZUERST

500 Menschen »auf Platte«, 1.200 in Unterkünften, weitere 2.000 in Wohnheimen oder untergekommen bei Freunden: Hannover hat ein Problem mit der Versorgung wohnungsloser Menschen. Ein Pilotprojekt, im Rat der Stadt beschlossen, könnte Hoffnung machen. ›Jedem seine Wohnung‹ lautet die Idee von Housing First. Wie soll das gehen? Der Tag, als er zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder einen Wohnungsschlüssel in der Hand hielt, war »ganz ungewohnt, gar nicht zu fassen«, sagt Markus. »Große Freude, Bock auf neues Leben, aber auch Angst vor dem Alleinsein«, schwangen da in ihm hin und her. Das mit der Angst hat sich etwas gelegt. Seit wenigen Wochen lebt der 49-Jährige in Golsheim, einem eher edlen Bezirk von Düsseldorf. Auf 30 etwas in die Jahre gekommenen Quadratmetern unterm Dach. In Düsseldorf wird Menschen von der Straße von einer privaten Initiative das angeboten, was in Hannover jetzt eventuell offizielle Linie werden könnte: Ein eigenes Dach überm Kopf ohne jede Bedingung. Möglichst für jeden von der Straße. Für immer. Einen entsprechenden Praxistest hat der Rat in Hannover jüngst der Verwaltung in Auftrag gegeben. Am Ende könnte eine bundesweit vorbildliche hannoversche Hilfestruktur stehen. Oder ein Feigenblatt. Zunächst soll nur klein geplant werden. »Pilotpro-

jekt«, das heißt ein anderes Angebot temporär als Solitär in einer nicht homogenen Hilfelandschaft. Doch wenn es gut geht, die Player sich mehr vernetzen, zuständige Dezernenten das Problem begreifen und kommunale Wohnungsunternehmen endlich wieder das tun, wofür sie gegründet wurden, könnte der Vorstoß von SPD, Grünen und FDP langfristig eine deutliche Verbesserung der bisherigen Hilfestruktur für Wohnungslose bringen.

Eine Straßenzeitung als Vermieter 48 Wohnungen hat Asphalts Schwester in Düsseldorf, die Straßenzeitung fifty-fifty, bereits gekauft. 200 sollen es werden. Einzig zu dem Zweck, sie obdachlosen Menschen anzubieten. Damit diese weg kommen von der Unsicherheit der Straße, von


Foto: V. Macke

der Angst in den Unterkünften und weg von den gesundheitlichen Gefahren in Kälte und Nässe Tag für Tag. Markus und Vanessa – sie seit 15 Jahren ohne Bleibe – hatten sich auf der Straße kennen gelernt, waren lange Zeit in den Parks und Plätzen der Stadt nur gute Freunde, sind seit einiger Zeit Liebespaar und wohnen jetzt seit kurzem Tür an Tür. In zwei kleinen noch sehr spärlich eingerichteten Wohnungen. Die Miete, 350 Euro warm, zahlt das Jobcenter, die Wohnungen hat fifty-fifty aus Spenden und Versteigerungen gespendeter Kunstwerke finanziert, je rund 80.000 Euro haben die Räume mit den beinahe bodentiefen Schrägen gekostet. Ein Heim allemal. Die vielen Jahre auf der Straße haben die beiden hart und schnodderig gemacht, ungeduldig, fahrig und misstrauisch. Über die wenigen

Foto: V. Macke

Stuhl, Tisch, Dachschräge, der obdachlose Markus in seinem Zuhause.

Glück ist, einen Schlüssel zu haben: Vanessa ist im Housing First-Programm von fifty-fifty untergekommen.

Erlebnisse in den städtischen Unterkünften wollen sie schweigen, um »nicht hochzugehen«. »Klein, fein, mein«, sagt Vanessa zu ihrer neuen Bleibe unterm Dach. Ihren Wohnungsschlüssel trägt sie immer am Hosenbund. Wie einen kleinen Schatz. Und gönnt sich auf der Matratze vom Sperrmüll ein Bier.

Privatsphäre als Schlüssel Jetzt da sie wieder die Tür schließen können, Privatsphäre haben, einfach mal abschalten können, wollen die beiden einstigen Obdachlosen den eigenen Weg wiederfinden. Schuldnerberatung, Suchtberatung, das wollen die beiden jetzt ernsthaft

Die Idee aus Amerika »Housing First fordert heraus«, sagt sein Erfinder Sam Tsemberis von der Columbia Universität in New York. »Es fordert Gemeinden heraus, ihre Auffassungen, Werte und sozialen Normen im Umgang mit Obdachlosen zu überprüfen.« Denn Housing first sei das Gegenteil von Housing ready (wohnfähig). Bisher ist es in Deutschland üblich, Menschen aus der Obdachlosigkeit zu helfen, indem man sie langsam wieder an ein bürgerliches Leben heranführt. Von der Straße ins Obdach, von da in ein Wohnheim, später vielleicht in eine eigene Wohnung. Im stationären Wohnheim werden sie sozialarbeiterisch quasi rund um die Uhr betreut und damit stabilisiert. Alles gemäß dem Grundsatz »Fördern und Fordern«. Der neue Ansatz aus den USA bricht mit der Vorstellung der Mitwirkungspflicht. Er stellt eine eigene Wohnung sofort zur Verfügung. Als Ausgangspunkt, nicht als Endziel der Wohnungslosenhilfe. Und das ohne jegliche Vorbedingungen an den Obdachlosen. Sozialarbeit und Therapie folgen – als Angebot, nicht als Voraussetzung für soziale Wohltaten. Die fünf Grundprinzipien der Idee sind: 1. Wohnen ist ein Menschenrecht. 2. Sucht als Kompensation akzeptieren. 3. Trennung von Wohnen und Betreuen. 4. Flexible personenzentriete Hilfe. 5. Mitwirkung nur ohne Druck und Zwang. Größere wissenschaftliche Vergleichsstudien aus Kanada und Frankreich belegen die Tauglichkeit des neuen Ansatzes als effizientes Instrument für die dauerhafte soziale Inklusion, das dauerhafte Stabilisieren vorher obdachloser Menschen.


Hannover soll jetzt liefern »Wir wollen weg vom Leistungsprinzip, weg von der Idee, dass man sich erst beweisen muss, bevor man irgendeinen Wohnraum mit Privatsphäre bekommt«, sagt Katrin Langensiepen, sozialpolitische Sprecherin der Grünen im Rat, die sich innerhalb der hannoverschen Ampelkoalition für den Auftrag an die Verwaltung besonders stark gemacht hatte. Ein wesentlicher Aspekt von Housing First sei es, dass es die Dimension der sozialen Gerechtigkeit mit einbezieht. »Housing First bietet das Wohnen als Menschenrecht an, nicht als Belohnung für Abstinenz oder die Einwilligung in eine psychiatrische Behandlung«, so Langensiepen. Offenkundig würden mit den bisherigen Hilfen nicht alle Obdachlosen erreicht, oder sie kämen wie beim Drehtüreffekt nach einiger Zeit in Obdach oder Wohnheim wieder auf der Straße an. Ob das neue Projekt am Ende hilfreicher sei, solle jetzt von Stadt und Region zumindest geprüft werden, so Langensiepen. Konkret sollen Wohnungen für Obdachlose quer über die Stadt verteilt bereitgestellt werden. Ohne jede Bedingung. Sorge vor einer Verlagerung der Verelendung von der Straße hinter verschlossene Wohnungstüren hat Langensiepen nicht. »Mit ordentlichen sozialarbeiterischen Angeboten kann es nur besser werden.«

Die Sicht der Praktiker Soziale Betreuung für ehemals Obdachlose bietet schon jetzt die soziale Wohnraumhilfe SWH. Das gemeinsame Projekt vom Diakonischen Werk, den beiden Baugesellschaften Gundlach und Selge sowie den Bewährungshelfern von aktiv e.V. unterhält

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über die Stadt verteilt 180 Wohnungen. Allesamt bewohnt von Menschen »in besonderen sozialen Schwierigkeiten«, wie das in Fachkreisen heißt. Ordentlich mit Mietvertrag und allem Drum und Dran. 2019 sollen 65 weitere Wohnungen hinzukommen, sagt SWH-Geschäftsführer Jürgen Schabram. Es komme durchaus vor, dass die SWH Menschen direkt weg von der Straße in eine ihrer Wohnungen aufnimmt. Bisher allerdings wählen auch die Mitarbeiter von der SWH ihre Mieter nach Eignung aus. »Besonders entscheidend ist bei uns bisher nicht, woher die Leute kommen, sondern ob sie auf die freie Wohnung passen.« Und zudem hat die soziale Wohnraumhilfe aktuell viel zu wenig sozialpädagogische und therapeutische Angebote, um einen Housing first-Ansatz realisieren zu können. »Wenn man Housing First wirklich will, braucht man viel unterschiedliches Personal, psychosoziale Betreuung beispielsweise, auch Fachkräfte für Drogensucht«, sagt Schabram. Andreas Sonnenberg leitet in Vahrenwald das »Werkheim«, Hannovers größtes stationäres Wohnheim für wohnungslose Männer. Mit Rund-um-dieUhr-Betreuung an 365 Tagen im Jahr. Rund 250 Menschen wohnen dort, 165 im Übergangswohnheim mit Aussicht auf Stabilisierung und später die eigene Wohnung. »Die Menschenwürde ist Dazu kommen rund 50 Plätze in einigen Unterkünften in der Langzeithilfe und rund nicht erreicht.« 35 im ambulanten betreuten Jürgen Schabram, Leiter der Sozialen Bereich. »Da wo das HauptbeWohnraumhilfe SWH. treuungsziel das Wohnen ist, kann Housing First ein ordentlicher Ansatz sein«, sagt er. »Wir haben in der Szene aber auch Menschen, die massive psychische Probleme und aggressives Suchtverhalten haben. Manche wären allein in einer eigenen Wohnung definitiv überfordert, und eventuell dann auch ihr Umfeld«, sagt der Experte. »Für diese Menschen ist die einzige Alternative zum Wohnheim, auf der Straße zu verelenden.« (Fortsetzung nächste Seite) Foto: Diakonie Hannover

angehen. Mit Hilfe der Sozialarbeiter von fifty-fifty. Zu fünft sind diese bei dem Straßenmagazin zuständig für die 48 Bewohner zuständig. »Wir agieren dabei ziemlich unabhängig von den Behörden«, sagt Sozialarbeiterin Julia von Lindern, tätig in der Straßensozialarbeit, wo sie die Obdachlosen vom neuen Housing First überzeugen wollen und auch gerade auch als Anbieter von Wohnungen für Obdachlose. Das bedeute Freiheit aber auch große Unsicherheit. Nach Hannover blickt sie deshalb sehr gespannt. Denn als offizielles Verwaltungshandeln gibt es Housing First deutschlandweit bisher nicht.

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Foto: L. Roepke

Housing First, wie die Politikerin Langensiepen das macht, gegen das bisherige Modell der Betreuung im Wohnheim zu diskutieren, gehe am eigentlichen Problem in Hannover weit vorbei, finden beide Praktiker. Das eigentliche Problem heiße Obdach, die Notunterkünfte der Stadt. Teils vergeben an private Anbieter, die möglichst billig und mit schlechter Personalausstattung den staatlichen Auftrag erfüllen: ein Dach überm Kopf. Aber eben auch nicht mehr. Viele Obdach»Man sollte sich keine lose schlafen lieber Illusionen machen, dass draußen, weil es in Housing First billig zu den Vielbettzimmern haben ist.« rau, unsicher und unhygienisch zugeht. Andreas Sonnenberg, Leiter vom Werkheim. »In vielen Notunterkünften der Stadt ist die Menschenwürde nicht erreicht«, kritisiert SWH-Chef Schabram deutlich. Schon allein deshalb findet er den Vorstoß der Ratskoalition »spannend«. Und macht ein Angebot: Die Stadt bietet rund 100 Wohnungen, zur Hälfte über die Stadt verstreut, die anderen in größeren Häusern. Menschen von der Straße werden in

Manche hannoversche Unterkunft ist nicht mehr als eine Baracke.

zwei Gruppen auf die Wohnungen und Häuser aufgeteilt, die Hälfte von ihnen zuvor nach Wohneignung wie bei der SWH bisher überprüft, eine andere Gruppe ohne jede Vorbedingung. Dann wird gewohnt, betreut, beraten. Am Ende hat man Erfahrungen, Daten und Kosten. »Man sollte sich da aber keine Illusionen machen«, sagt Sonnenberg. »Die nötige therapeutische und sozialarbeiterische Betreuung von auch mehrfach gehandicapten Personen kostet Geld.«

Und die Wohnungen? 100 Wohnungen auf einen Schlag für ein solches Projekt? Schon das wirkt angesichts der aktuellen Wohnungsnot in der Landeshauptstadt kaum machbar. Mittelfristig 4.000 Wohnungslose in Hannover in Wohnungen unterbringen zu wollen, wirkt da geradezu verrückt. Droht die Idee des Housing First also an der Immobiliensituation in Hannover zu scheitern? Müssen Obdachlose sich damit abfinden, dass die Stadt gar nicht mehr bieten kann als Container, Baracken und marode Komplexe am Autobahnrand? »Wenn man politisch Housing First will, dann muss man auch einfach mal den eigenen Laden zum Beitrag zwingen«, sagt Schabram im Hinblick auf die städtische Wohnungsbaugesellschaft hannova dazu. Rund 13.000 Wohnungen hat sie aktuell im Bestand. Um die Jahrtausendwende waren es noch 4.000 mehr. Ob da Platz ist für Menschen wie Markus und Vanessa? Volker Macke


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Foto: REUTERS/Chris Wattie

CANNABIS BOOMT Soll Cannabis legalisiert werden? Während in Deutschland noch fleißig diskutiert wird, hat in Kanada die Freigabe von Produkten aus der Haschischpflanze (Marihuana) einen Wirtschaftsboom ausgelöst. Doch gerade zu den Nebenwirkungen langfristigen Cannabiskonsums sind noch viele Fragen offen. Der erste von zwei sehr unterschied­lichen Blicken auf ein kontroverses Thema. Der Cannabismarkt wächst rasant und kanadische Firmen nehmen hier eine führende Position ein. Seit 2001 ist Cannabis in dem nordamerikanischen Land für medizinische Zwecke freigegeben worden. Damit wurde der Auftakt für eine Branche gegeben, die sich mittlerweile anschickt, den herkömmlichen Pharmaunternehmen Konkurrenz zu machen. Im Juli dieses

Jahres soll in Kanada auch die Freigabe für den Freizeit-Konsum erfolgen. Diese Aussicht hat die Zahl der Lizenzen für den Anbau und Verkauf von Marihuana noch einmal kräftig nach oben schnellen lassen. Von den inzwischen mehr als 70 Firmen, die in dem Bereich tätig sind, ist gut die Hälfte erst seit 2017 an den Start gegangen.


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Foto: creativefamily/fotolia.com

Eine von ihnen ist Canopy Growth, ein börsennotiertes Unternehmen mit einem Wert von 5,3 Mrd. Canadische Dollar und mittlerweile einer der weltgrößten Hersteller des medizinischen Marihuanas. Zum Portfolio des kanadischen Unternehmens zählen patentierte und staatlich anerkannte Medikamente auf Cannabinoidbasis vor allem zur Behandlung von Angststörungen und chronischen Schmerzen bis zur Multiplen Sklerose und zur pädiatrischen Epilepsie. Dabei wird auch viel in Überzeugungsarbeit investiert, um Ärzte und Versicherer von den Pillen, Inhalatoren, Flüssigkeiten und Cremes zu überzeugen. Offenbar mit Erfolg: Marihuana ist auf dem Weg, als Schulmedizin akzeptiert zu werden. »Es gibt für Patente und Produkte auf Cannabinoidbasis einen Goldrausch und er beschleunigt sich,« sagt Marc Wayne, Vorstandsvorsitzender von Canopy Health, einer Tochterfirma von Canopy Growth, in einem Interview. Sowohl die entspannten Regelungen in Kanada als auch die ausgereifte Marihuana-Industrie und der freie Kapitalverkehr bieten den Firmen die einmalige Gelegenheit, sich ohne die gesetzlichen und politischen Risiken zu entwickeln, von denen Cannabis-Firmen in den USA und anderswo betroffen sind. Die kanadische Regierung unterstützt die Branche und finanziert sogar die Forschung und die klinischen Studien, »Es gibt für Patente die für die Durchsetzung des mediziund Produkte auf nischen Cannabis erforderlich sind. Cannabinoidbasis Produziert wird längst nicht mehr nur einen Goldrausch.« für den Binnenmarkt. Zusammen mit (Marc Wayne, Vorstandsvorsitden Niederlanden ist Kanada auch zender von Canopy Health) eine von nur zwei Nationen, die gegenwärtig Marihuana exportiert. Die Firmen profitieren nun auch direkt von den kürzlichen erfolgten Legalisierungen des medizinischen Marihuanas in mehr als 20 weiteren Ländern. Die Marktforscher der Brightfield Group haben letztes Jahr prognostiziert, dass sich der globale medizinische Cannabismarkt bis 2021 auf 31,4 Mrd. Dollar vervierfachen wird. Begünstigt wird der Anstieg, weil das Angebot des heutigen kanadischen medizinischen Marihuanamarktes sich nur wenig von dem des Freizeitkonsummarkts unterscheidet; es gibt im Wesentlichen die rauchbare Pflanze und in letzter Zeit auch die Ölextrakte. Canopy Health und andere Unternehmen bemühen sich nun um neue Darreichungsformen mit verschiedenen Gehalten von Cannabinoid. Dabei geht es um bessere Dosier- und Applikationssysteme, wie Tabletten mit schneller Freisetzung oder langer Wirkung oder auch Dosier-Inhalatoren oder darum, Cannabinoide mit anderen Stoffen zu kombinieren, um die Wirksamkeit zu erhöhen. Kanada hat im Jahr 2015 mit der Genehmigung des Verkaufs von Cannabinoidextrakten den Weg für eine ernsthafte medizinische Forschung geebnet, was

12 zur Isolation von Cannabisbestandteilen geführt hat, die eine Grundlage für höher entwickelte Medikamente bilden könnten. Das Forschungs- und Investitionstempo hat sich letztes Jahr mit den neuen gesetzlichen Regelungen zur Legalisierung des Freizeitkonsums beschleunigt. Aktienemissionen von kanadischen Marihuanafirmen haben sich im Jahr 2017 auf fast eine Milliarde Dollar verdreifacht. Canopy Health habe letztes Jahr 16 Millionen Canadische Dollar (10,25 Millionen Euro) aufgenommen, um medizinische Studien zusammen mit anderen Institutionen und Forschern zu finanzieren, berichtet Wayne. Sie haben 27 Patente für die Behandlung der Schlaflosigkeit angemeldet und arbeiten nun an Arzneimitteln für die Behandlung von Angststörungen. Die Firma erwartet bis ungefähr 2020 ihre erste behördliche Genehmigung für die neuen Präparate. Mit einem Marktwert von sechs Milliarden Dollar ist der Zusammenschluss der Firma CanniMed mit Aurora Cannabis der weltgrößte Hersteller von Marihuana. CanniMed hat auch mit Universitäten wie der Universität McGill in Montreal und der Universität von Manitoba gearbeitet, um Forschungen zur Behandlung von Symptomen der Multiplen Sklerose, Osteoarthritis und pädiatrischer Epilepsie zu betreiben. »Kanadische Firmen setzen sich an die Spitze, weil wir mehr Handlungsfreiheit haben und weil wir es uns jetzt auch leisten können«, sagt der Vorstandsvorsitzender Brent Zettl.

Wie überzeugt man Ärzte? Obwohl einige medizinische Nutzungen von Marihuana schon lange existieren, zum Beispiel zur Behandlung von Nausea (Übelkeit) oder dem Glaukom, wird in Kanada nur wenig Forschung betrieben, die das Gesundheitswesen von seinem medizinischen Wert überzeugen könnte. Marihuana wird Patienten normalerweise nur dann verschrieben, wenn sie darum bitten, und es ist ein offenes Geheimnis, dass

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»medizinisches” Marihuana oft in der Freizeit konsumiert wird. »Heutzutage ist die medizinische Cannabiswelt sehr patientengeführt«, sagt Avtar Dhillon, Vorstandsvorsitzender von Emerald Health Therapeutics und Arzt. »Ich identifiziere mich mit Ärzten, die mehr Beweise für den Nutzen fordern.« Emerald werde bald mit klinischen Studien zum Einsatz von Cannabis bei der Schmerzbehandlung anfangen, sagt er. »Wir müssen noch viel über diese Pflanze lernen, und die Forschung hilft, ihre medizinische Vorteile zu quantifizieren und zu beweisen«, sagt Jason Zandberg, ein Forschungsanalyst bei PI Financial.

Über die Wirksamkeit und die Risiken der Vorschreibung von Marihuana wird immer noch heftig debattiert. Nach einer im Jahr 2014 ausgeführten Studie des U.S. National Institutes for Health gehören zu den möglichen Gefahren: Suchterkrankung bei Langzeitanwendung, verminderte kognitive Funktion, Angst, Depression und Lungenkrebs. »Cannabis hat keinen strengen pharmazeutischen Regulationsprozess von Health Canada durchlaufen,« sagt der Präsident des Canadian Medical Association Laurent Marcoux. »Ärzte kennen weder die geeignete Dosierung und die potentiellen Nebenwirkungen von Cannabis, noch wie es mit anderen Medikamenten zusammenwirkt.« Das Unternehmen Emblem, das im August 2016 von Health Canada die Zulassung zum Verkauf des medizinischen Marihuanas erhalten hat, wird im Laufe der nächsten zwei Jahre 3,2 Millionen Dollar ausgeben, um die besten Cannabinoidsorten zur Schmerzbehandlung und zur Reduzierung der Opioidabhängigkeit zu finden. Der Chef der pharmazeutischen Abteilung der Firma, John Stewart, war vorher Vorstandsvorsitzender der Firma Purdue Pharma für die USA und Kanada, die OxyContin geschafft hat, ein Schmerzmittel, das weithin als Hauptbeitragender zur nordamerikanischen Opioidkrise angesehen wird. Laut Stewart brauche die »Ärzte kennen weder die Firma mehr Daten. »Wir wissen noch nicht, wie man eine Cannabistherapie bei einem geeignete Dosierung noch Patienten einleiten könnte, der seine Opioiddie potentiellen Neben­ behandlung abbrechen, aber seine Schmerzwirkungen von Cannabis.« behandlung unbedingt weiterführen möch(Laurent Marcoux, Präsident des te«. Firmen, die sich mit medizinischem Canadian Medical Association) Marihuana beschäftigen, haben einen außergewöhnlichen Vorteil, weil sie ein legales aber größtenteils unreguliertes Medikament weiterverkaufen können, wodurch sie die Forschung von vollständig regulierten Produkten finanzieren, die »enormes Potential« auf dem Pharmamarkt haben könnten, sagt der Vorstandsvorsitzende von MedReleaf Neil Closner. »Wir dürfen ein Produkt verkaufen, das von vielen als ein möglicher Ersatz für viele pharmazeutische Produkte angesehen wird,« sagte er. »Wir sind aber nicht verpflichtet, dem traditionellen Genehmigungsprozess von Health Canada für dieses Produkt zu folgen.« Nichola Saminather Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Reuters/INSP.ngo

Foto: creativefamily/fotolia.com

Wenig Forschung, große Diskussion


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Symbolfoto: Syda Productions/Fotolia

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»DU SOLLST KIFFEN« Marius war 18 Jahre alt, als er begann, regelmäßig Cannabis zu rauchen. Heute, sechs Jahre später, leidet er unter einer Psychose. Wenn Marius* Entscheidungen trifft, tut er dies selten allein. Seitdem er an einer drogeninduzierten Psychose erkrankte, flüstern ihm die Stimmen zu, was er zu tun und zu lassen hat. Den ersten Joint rauchte Marius mit 16 Jahren. Gemeinsam mit einem Kumpel in seinem Zimmer. Nach einem 20-minütigen Lachanfall endete der Rausch über der Toilette. Damals dachte Marius: »Junge, das machst du nie wieder.« Doch im jugend-

lichen Leichtsinn änderte er seine Meinung. Für Marius war Cannabis der nächste Schritt nach dem Alkohol. Er begann mit 18 Jahren regelmäßig zu kiffen. »Ich wollte etwas Unerlaubtes machen und bin so wieder auf das Kiffen gekommen. Irgendwann bin ich in den großen Pausen mit einigen Klassenkameraden mitgegangen und habe schon in der Schule gekifft. Ich war über das Belohnungssystem hinaus, das Kiffen wurde zum


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Symbolfoto: Sabphoto/fotolia.com

täglichen Ritual«, erinnert sich Marius. Es ist nur Gras, kein Chemiezeug, sagten alle. Völlig harmlos. Doch als Marius sein Leben nicht mehr in den Griff bekam, wurde es problematisch. 2012, kurz vor dem Abitur, schmiss er die Schule ohne berufliche Aussichten. Er war an einem Punkt, an dem das Kiffen allem vorgezogen wurde. »Kiffen ist irgendwann pyramidentechnisch gesehen die Spitze«, sagt er. Die Hemmungen, andere Drogen zu nehmen, sanken. Er nahm auch ein bisschen Speed zwischendurch, MDMA, eine Form von Ecstasy, oder Kokain. Aber nichts davon fesselte ihn so wie Cannabis, »Du siehst auf einmal erzählt Marius: »Das Suchtpotenzial war bei Sachen und denkst: Das Alkohol oder harten kann nicht echt sein.« Drogen für mich nie besonders groß. Weil ein Kater dich total fertig macht. Beim Kiffen war das anders, du bist high, kommst runter und denkst, es ist alles normal. Aber irgendwann war es bei mir nicht mehr normal – und das war der Punkt, an dem ich Angst bekommen habe.«

Er begann, Stimmen zu hören und Wesen zu sehen, die sonst niemand sah. »Du siehst auf einmal Sachen und denkst: Das kann nicht echt sein. Und dann hörst du auch noch, wie aus diesen Wesen Worte heraus kommen und denkst: Scheiße, hoffentlich ist das nicht echt und wenn das echt ist, warte damit, bis ich gestorben bin.« Nüchtern berichtet Marius, er hätte den Teufel gesehen. Immer wieder. Er glaubt, die Wesen haben ihn aufgesucht, weil sie der Meinung sind, Marius hätte etwas Furchtbares getan. Die Stimmen begannen, sein Leben zu kontrollieren: »Sie sagten mir: Du sollst kiffen, rauchen und saufen! Sie meinten, ich sei faul. Irgendwann wurden es Befehle, und es ging nur noch darum, dass ich das bekomme, was ich will – auch wenn ich Leute dafür betrügen muss. Ich habe versucht, diese Befehle zu verweigern. Aber irgendwann war mir alles egal.« Marius erlebte Todesängste. Auch sein Körper spielte ihm Streiche, er bekam Schüttelfrost und Taubheitsgefühle. Und das, obwohl der 24-Jährige körperlich in guter Verfassung war. Marius ist sich sicher, dass immer noch irreale Dinge passieren. Er ärgert sich über den Leichtsinn seiner Jugend. Er appelliert: »Jeder, der sich so etwas nicht wünscht, der sollte keine Drogen nehmen. Denn wenn du die


Saskia Ratzmann

*Name von der Redaktion geändert

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»GUTE PROGNOSE«

16 Foto: Rudi Ott

Drogen nimmst, musst du damit rechnen, dass die Realität, die auch für andere gilt, aufgebrochen werden kann. Das kann schwere Konsequenzen haben, bis zum Tod.« Nur ungern erzählt er von den Stimmen und Wesen. Die Angst, seine Familie und Freunde könnten dieselben Dinge sehen wie er, sei zu groß. Sein Vater lieferte ihn ins Krankenhaus ein, nachdem er merkte, dass Marius mit seinem Alltag nicht mehr zurechtkam. Es folgten drei Monate Klinik und ein Jahr Suchttherapie. Eine anstrengende Zeit, die aber geholfen habe, meint Marius. In der Behandlung wurde ihm beigebracht, seine Gedanken zu ordnen. Inzwischen hat er auch verschiedene Medikamente ausprobiert, die für ihn alle nicht das gewünschte Ergebnis brachten. Daher nimmt er nun keine mehr. Die Stimmen und Wesen sind immer noch präsent. Über die Psychose hat Marius zum Glauben gefunden. »Das gibt mir das Gefühl, dass alles gut wird. Wenn du mit den Drogengeschichten und den damit verbundenen Stimmen beschäftigt bist, brauchst du einen Glauben. Du kannst die Dinge alleine nicht mehr regeln.« Nur selten redet Marius über seine Psychose. »Leiden ist nur etwas für Leute, die es sich erlauben können«, sagt er schmunzelnd. Er hat sich daran gewöhnt, dass die Stimmen und Wesen ihn begleiten. Die Ziele von Marius sind bescheiden. Er möchte einfach zurück ins Leben finden. Wenn wenigstens eine Etappe erreicht wäre, so ist er sich sicher, sollten die anderen nicht mehr lange auf sich warten lassen. »Ich finde mich nie mit Dingen ab. Ich versuche das zu regeln, was mein tiefstes Inneres selbst will. Eine Wohnung, einen Job, eine Freundin am besten. Einfach ein normales Leben wie jeder andere auch. So möchte ich leben. Und darüber streite ich mich auch mit den Stimmen, wenn es sein muss.«

Prof. Dr. Thomas Hillemacher ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Klinikum Nürnberg, Universitäts­ klinik der Paracelsus Medizinischen Privat­ universität.

Wieso sind Cannabis-Abhängige gefährdet, eine Psychose zu entwickeln? Es gibt eine Phase in der Gehirnentwicklung, in der man prädestiniert dafür ist, eine Psychose zu bekommen. Das ist etwa die Zeit zwischen 14 und 24 Jahren. Wenn es in dieser Altersgruppe zu einem erhöhten Drogenkonsum kommt, sorgt dies für eine Störung in der Gehirnentwicklung und das Risiko, eine Psychose zu entwickeln, steigt. Dies gilt auch bei anderen Substanzen. Cannabis ist deswegen im Fokus, weil es im Verhältnis zu anderen Drogen viel konsumiert wird.

Wie lässt sich eine Psychose erklären und durch welche Symptome zeichnet sie sich aus? Es gibt verschiedene Formen von Psychosen. Sie zeichnen sich jedoch alle durch eine Stoffwechselstörung im Gehirn aus. Typisch sind Störungen im Bereich des Denkens und der Wahrnehmung. Die Betroffenen haben Wahnvorstellungen, fühlen sich verfolgt oder bedroht. Dies ist abhängig von der Art der Psychose.

Wie werden psychische Erkrankungen aufgrund einer Drogenabhängigkeit behandelt? Auf der einen Seite behandelt man die Suchterkrankung und parallel behandelt man die Psychose. Dabei kommen Medikamente und andere Therapieverfahren zum Einsatz.

Wie stehen die Chancen für die Erkrankten nach der Therapie wieder ein »normales« Leben führen zu können? Der Verlauf der verschiedenen Psychosen ist unterschiedlich. Heilung ist dabei ein großes Wort. Für Zuckerkranke beispielsweise gibt es keine Heilung, aber man kann sie sehr gut behandeln. Und das kann man bei Psychosen auch. Es gibt Psychosen, die im weiteren Leben nie wieder auftreten. Die drogeninduzierten Psychosen haben eine gute Prognose, wenn der Patient bereit ist, keine Drogen mehr zu konsumieren.

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WER WAR EIGENTLICH …

… CARL VON OSSIETZKY?

Foto: dpa-Bildarchiv

Ohne Zweifel war er einer der links angesiedelt, schrieben wichtigsten Publizisten der ohne Chance auf Veränderung Weimarer Republik: ein glänan. Viele von ihnen mussten zender Stilist, ein unerbittliunter den Nazis ins Exil gehen, cher Kritiker der oft fatalen Ossietzky lehnte das ab. »Es Umstände, die er vorfand, und ist unbequemer für sie, wenn gegen die er sich ein Leben lang ich bleibe«, habe er trotz umwehrte. Er wollte Demokratie fassender Vorbereitungen für und erlebte: sie war nicht vorsein Verlassen des Landes gehanden. Er wollte freie Meisagt, so berichtete später Erich nungsäußerung und fiel denKästner. jenigen zum Opfer, die lange Carl von Ossietzky war, entvor 1933 die Diktatur anstrebgegen anderslautenden Beten. Er ging freiwillig unschulhauptungen in unserer Zeit, dig ins Gefängnis und blieb in niemals Kommunist. Passt Deutschland, obwohl er sich in überhaupt ein Etikett zu diesem Lebensgefahr befand. Vom GeJournalisten? Tatsächlich war er fängnis kam er ins KZ Sonnenwohl am ehesten Humanist mit burg bei Küstrin, später ins KZ starken pazifistischen Anteilen. Esterwegen im Emsland. BruUnd er arbeitete zu jedem Zeittale Folterungen in beiden Lapunkt gegen erneutes Erstarken gern setzten ihm dermaßen zu, der alten Mächte. Schon 1921 dass er 1934 mit einer schweren benannte er mit klaren Worten offenen Lungentuberkulose ins das Dilemma der Weimarer ReStaatsgefängnis der Polizei in Berlin verlegt wurde. Im selben publik: »Heute sind die Royalisten mächtig in allen öffentlichen Jahr begann eine Kampagne außerhalb Deutschlands mit dem Institutionen, in Reichswehr und Bürokratie, in Kirche und Ziel, Ossietzky den Friedensnobelpreis zu verleihen. Am 23. Schule. Die Republik befindet sich in schwächlicher Defensi­ve November 1936 erhielt der Schwerkranke ihn, durfte aber nicht ..., verraten von ihrem Verwaltungsapparat, im Stich gelassen zur Verleihung ausreisen. Am 4. Mai 1938 starb Carl von Os- von den größten Teilen des Bürgertums, das bereits wieder die sietzky im Krankenhaus Nordend in Berlin an den Folgen der alten Götter anbetet. Rücksichtslos werden Staatsform und VerKZ-Haft. fassung verächtlich gemacht.« Er war – wie die meisten oder vielOssietzky und andere standen auf leicht alle Autoren, der von ihm seit verlorenem Posten. Als er 1932 in der »Es ist unbequemer für sie, 1927 presserechtlich verantworteten »Weltbühne« einen Artikel mit dem wenn ich bleibe.« Zeitschrift »Weltbühne« – ein »RepuTitel »Das Ende der Pressefreiheit« blikaner ohne Republik«. Die bis heute veröffentlichte (es herrschte bereits auftauchende Behauptung, Weimar wäre eine »Republik ohne die »Notverordnung«), beklagte er: »Heute kann jedes Blatt auf Republikaner« gewesen, ist deshalb falsch. Es gab ernsthafte Wochen und Monate verboten werden.« Noch genauer aber Demokraten, die unmittelbar nach dem verlorenen Krieg neue führte er aus: »Die deutsche Linkspresse befindet sich in einer Strukturen forderten (Demokratisierung der Behörden, des Mi- ungeheuren Krise« - eben weil die Zensur sie bedrohte. Für die litärs und so weiter), aber auf verlorenem Posten standen, weil Rechtspresse galt das nicht. die alten Mächte, schon unter dem Kaiser an allen Machthebeln Nicht zuletzt diese Art staatlichen Vorgehens führte zur ihren Einfluss behielten. Die Autoren der »Weltbühne« (bei- Nazi-Diktatur, der neben so vielen anderen auch Carl von spielsweise Ernst Toller, Erich Kästner, Kurt Hiller, Kurt Tuchols- Ossietzky vor genau 80 Jahren zum Opfer fiel. ky, Siegfried Jacobsohn), zwischen linksliberal und eindeutig Ulrich Tietze


CDU: mehr Sicherheit für Obdachlose Hannover. Die CDU Ratsfraktion möchte die Akzeptanz städtischer Obdachlosenunterkünfte erhöhen und fordert die Verwaltung auf, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten. Ansatzpunkte sehen die Christdemokraten unter anderem in einer verbesserten Sicherheitslage in den Einrichtungen. »Es kann nicht sein, dass die städtischen Unterkünfte nicht genutzt werden und die Obdachlosen bei Minustemperaturen unter der Brücke schlafen«, sagt CDU-Ratsherr Hans-Georg Hellmann. Dieser Zustand sei menschenunwürdig, doch werde sich daran »solange nichts ändern, wie die Leute Angst um Leib und Leben, um Hab und Gut haben«. Die CDU fordert daher keine Aufstockung der Kapazitäten, sondern mehr Sicherheitspersonal in den Unterkünften und abschließbare Schränke. Für Menschen, die ihre gesamte Habe bei sich tragen müssen, kein unwesentlicher Punkt. »Die Anzahl der Plätze ist nicht das größte Problem«, meint Hellmann, notfalls könne man auf die leerstehenden Flüchtlingsheime zurückgreifen. Ein Patent­rezept gebe es aber nicht, »man kann nicht den Letzten überreden, von der Straße zu gehen«. Im Sozialausschuss wurde der Antrag von der Ampelkoalition abgelehnt. Weitere Beratungen sollen jedoch folgen. UM

Kälteopfer? Linke fordert politische Wende Hannover. Gab es ein weiteres Kälteopfer in Hannover? Die Ratsfraktion der Linken ist alarmiert und fordert eine radikale Umkehr bei der Unterbringung von Obdachlosen. Notwendig seien Einzelbettzimmer in den Unterkünften und eine Kapazitätserweiterung durch Übernahme leerer Flüchtlingswohnheime. Aktueller Anlass für den Vorstoß ist der erst jetzt bekannt gewordene Fall einer obdachlosen Frau, der Anfang des Jahres beide Unterschenkel amputiert werden mussten. Unter Sozialarbeitern wird die Frau hinter vorgehaltener Hand als »Kälteopfer« bezeichnet. Die Stadt Hannover bestätigt zwar den Vorfall, führt aber »andere gesundheitliche Ursachen« für die Amputation an, »Erfrierungen waren nicht der Grund dafür«, betont Ulrike Serbent, die Pressesprecherin des Oberbürgermeisters gegenüber Asphalt. Auf die Frage nach möglichen Konsequenzen aus diesem Fall gibt die Stadt keine Auskunft. Im Sozialausschuss des Rates wurde nun bekannt, dass die hilflose Obdachlose zuvor im Hauptbahnhof Schutz gesucht hatte, vom Sicherheitspersonal jedoch aufgefordert worden war, den Bereich zu verlassen. Offenbar schreckte das spätere Opfer trotz klirrender Kälte davor zurück, eine der städtischen Unterkünfte aufzusuchen. Das berichtete Erna Heise, eine ebenfalls Obdachlose, nun im Ausschuss. Auch sie meidet die Notaufnahmen, befürchtet in den Vierbettzimmern vergewaltigt und ausgeraubt zu werden. Veli Yildirim, Ratsherr und sozialpolitischer Sprecher der Ratsgruppe Linke und Piraten sieht das Verhalten des Sicherheitspersonals kritisch: »Eine offenkundig hilflose Frau in die Kälte zu schicken, darf nicht unhinterfragt bleiben«. Der Fall sei auch die Folge einer »verfehlten Sozialpolitik«. Daher fordert die Fraktion der Linken im Rat nun Einbettzimmer und mehr Kapazitäten in den Unterkünften auch durch Einbeziehung von leerstehenden Flüchtlingsheimen, »um obdachlosen Bürgerinnen und Bürgern die Angst zu nehmen, in einer Unterkunft zu übernachten, und auch kurzfristig die Situation für die Obdachlosen zu verbessern«, so Dirk Machentanz, Fraktionsvorsitzender der linken Ratsfraktion. UM

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Foto: M. Kempter

AUS DER SZENE

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DER WIKIPEDIST Brockhaus, Brehm und Bestimmungsbuch, das war früher mal. Auf der Suche nach gesammeltem Wissen bedienen sich heute viele im Internet: »Mal gucken was Wikipedia dazu sagt.« Besonders reichhaltig fällt die Ernte bei Hannovers Berühmtheiten, Gebäuden und Institutionen aus. Das liegt an Bernd Schwabe vom Wikipedia-Büro Hannover. Seit 2010 stöbert der gelernte Bürokaufmann ehrenamtlich alles irgendwie Wissenswerte aus Hannover und der Region auf, recherchiert und dokumentiert und macht es für die Allgemeinheit nutzbar. Er hat sich bereits mit der Saline Neuhall beschäftigt, die bis Mitte der 1960er Jahre in Davenstedt betrieben wurde, und mit der Train-Kaserne in der Sandstraße, die 1865 an den Gleisen der Königlich Hannöverschen Staatseisen-

bahnen errichtet wurde, mit dem Bunker am Welfenplatz von 1940 und mit dem Samthaus Louis Schmidt auf der Leineinsel, das bald nach seiner Gründung 1856 international »als einziges Spezial-Sammet-Versandhaus Deutschlands« galt. Für geschichtsinteressierte Hannover-Fans ist Wikipedia eine Fundgrube. »Zu Hannover gibt es mehr Beiträge als zum ganzen übrigen Deutschland zusammen«, berichtet Bernd


Vertrauen und Relevanz Die Regel fördert Glaubwürdigkeit und Bekanntheit. »Die Wikipedia Foundation ist 2003 gegründet worden, und jetzt ist die Adresse eine der zehn meistbesuchten weltweit «, sagt er. »Das Ziel ist, Wissen allen Menschen zugänglich zu machen.« Deshalb ärgert es ihn, wenn Museen die Kunstwerke, die sie aus Steuergeldern angeschafft haben, für sich behalten wollen. »Sie pochen auf das Urheberrecht, wenn es beispielsweise um den Abdruck einer Lithografie geht, dabei erlischt das 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers.« Wikipedia dagegen stelle Dokumente in hoher Auflösung der Allgemeinheit zur Verfügung. »Es ist ein Zaubermittel, wie es das in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben hat. Zugleich ist es ein Jahrhundertwerk, weil es nie fertig wird, da immer neue Erkenntnisse eingebaut werden können«, schwärmt er.

Doch das ist nicht so einfach, auch dank Neid und Missgunst anderer Nutzer: Erst kürzlich hatte ein Nachkomme des hannoverschen Bahnhofsbuchhändlers Theodor Schulze – unsichtbar für Besucher der Seite – einen Beitrag mit seinen Lebensdaten eingestellt. Doch schon nach wenigen Minuten verlangte ein anderer anonymer Wikipedia-Nutzer die sofortige Löschung – wegen Irrelevanz. »Ich habe dem Antrag auf Löschung widersprochen, nachdem ich zu dem Vorfahren weitere Informationen in Erfahrung gebracht und veröffentlicht hatte. Immerhin hat er nicht nur in Hannover, sondern auch in anderen Städten Bahnhofsbuchhandlungen betrieben«, berichtet Schwabe.

Sogar Platz für Aluhüte Zwar kann sich jeder, der will, als Mitarbeiter registrieren lassen und sein Puzzlesteinchen in den Wissensschatz einfügen, doch es gibt wirksame Korrektive. Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den ehrenamtlichen Autoren entscheidet ein gewählter, ebenfalls ehrenamtlich arbeitender Administrator. Das System gewinnt durch diese Mechanismen an Zuverlässigkeit. »Ich würde trotzdem nicht eine Präsentation, beispielsweise zum Thema 1968, eins zu eins von Wikipedia überneh»Ich würde trotzdem men, sondern an eine der Quellen gehen, dafür geben wir sie ja nie nur aus Wikipedia an«, rät Schwabe. zitieren sondern auch Der Wahrheitsgehalt der Beiandere Quellen nutzen.« träge werde jedoch nicht überprüft. So werden bei Wikipedia weder Ufos noch Telepathieschutz per Aluminiumhut oder Chemtrails verschwiegen – Kondensstreifen am Himmel, die nach einer Verschwörungstheorie Chemikalien versprühen und Menschen beeinflussen sollen. Schließlich seien aber auch schon immer Bücher geschrieben worden, in denen später widerlegte Behauptungen aufgestellt wurden. Und bei Wikipedia gebe es stets die kritische Auseinandersetzung frei Haus dazu. Bernd Schwabe lässt sich von seiner Faszina­tion für die »größte Erfindung in der Geschichte der Menschheit« nicht abbringen. Unbeirrt sitzt er in seinem Büro an der Goseriede und rettet Stück für Stück das Erbe der Menschheit in Form der hannoverschen Geschichte vor dem Vergessen. »Aber ich kann nicht alles allein machen«, meint er. »Nur wenige hundert ehrenamtliche Mitarbeiter im deutschen Sprachraum, meist Männer, liefern überhaupt regelmäßig Beiträge. Vor allem brauchen wir mehr Frauen, damit das Dominanzgebaren aufhört.« Text und Foto: Sabine Szameitat

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Schwabe stolz. Der hannoversche »Wikipedianer« allein ist für mehr als 2.500 Beiträge verantwortlich. Sein Thema ist die Stadt, in der er geboren ist – in der Landesfrauenklinik. Kein Wunder, dass er auch ihr einen Beitrag im Online-Lexikon gibt. Bernd Schwabe, der sein Erkennungszeichen, eine weiße Schlägermütze, auch bei der Arbeit nicht absetzt, steckt Herzblut in das Projekt. Jede Minute seiner Freizeit wälzt der 57-Jährige in seinem Büro in den Räumen des Freundeskreises Hannover eines der 1.000 dicken Werke über verschiedenste Aspekte der Stadtgeschichte oder sichtet historische Fotos. Manche Postkarten muss er kaufen, aber manchmal stellen ihm auch Angehörige ganze Alben zur Verfügung. Zuweilen kommen Menschen vorbei, die historische Dokumente bringen, wie neulich einen gestickten Welfen-Wimpel. Kürzlich ist Schwabe ein Fotoalbum mit Fotografien zum Thema Straßenbahn in die Hände gefallen, ein besonderer Schatz, weil darin Fahrzeuge und Menschen, aber auch Straßensituationen aus vergangenen Zeiten dokumentiert sind. Wikipedia speist sich aus verschiedenen Quellen, Dokumente sind wichtig, um in die Wissensbank aufgenommen zu werden: Nur was durch schriftliche Zeugnisse oder Fotos belegt ist, bekommt einen Eintrag. »Erst die Publikation, dann die Widerspiegelung im Internet«, da bleibt Schwabe fest.

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AUS DER SZENE

VOM KNAST IN HARTZ IV Gefängnis und dann? Manche Resozialisierung endete bislang schon am Anstaltstor. Kein Job, keine Wohnung, keine Unterstützung. Damit soll nun Schluss sein. Jedenfalls verspricht das eine neue Kooperation des Jobcenters Hannover mit zwei Justizvollzugsanstalten (JVA).

Foto: picture alliance / dpa

Bislang standen die meisten Inhaftierten nach dem Gefängnis vor dem Nichts, so wie Michael Förster: »Sie haben mich bei der Entlassung einfach vor die Tür gestellt«, sagt Förster, der in Wirklichkeit anders heißt, »ich war überhaupt nicht auf die Freiheit vorbereitet«. Nach einer mehrjährigen Haftstrafe hat er mit etwas Glück eine Wohnung, aber keine Arbeit gefunden. Ein Problem, das er mit vielen Haftentlassenen teilt. Deshalb sei es wichtig, »dass der Lebensunterhalt nach der Entlassung sichergestellt ist, bis die Betroffenen eine Arbeit haben, von der sie leben können«, sagt Michael Stier, Mitglied der Geschäftsführung Jobcenter Region Hannover. In der neuen Kooperation mit den JVAs in Sehnde und Hannover soll dies gewährleistet werden. Der Gedanke hinter der Kooperation ist so einfach wie naheliegend: Resozialisierung kann nur gelingen, wenn die ehemaligen Strafgefangenen eine Perspektive haben, ihr Leben zu gestalten. Die Aussicht auf Arbeit und Wohnung ist dafür ganz wesentlich. »Es ist inzwischen wissenschaftlich anerkannt, dass Rückfallquoten gesenkt werden können, wenn es gelingt, die Gefangenen nach der Haft in

Arbeit oder Ausbildung zu vermitteln und darin zu halten«, sagt Hans-Peter Griepenburg, Referatsleiter für Vollzugsgestaltung im Niedersächsischen Ministerium für Justiz. Schon jetzt beraten Mitarbeiter des Jobcenters Insassen, die kurz vor der Haftentlassung stehen, über Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und Förderangebote. Künftig werden in den Justizvollzugsanstalten Sprechstunden angeboten, in denen finanzielle Fragen geklärt werden. Haftinsassen, die kurz vor der Entlassung stehen, können hier bereits einen Antrag auf Arbeitslosengeld II stellen. Damit sind Miete, Krankenversicherung und Lebensunterhalt nach der Entlassung nahtlos geregelt. UM

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a m n e s t y a f t e r wo r k Schreiben Sie für die Menschenrechte – gegen Verfolgung, Gewalt und Folter

Gemeinsam für die Menschenrechte Sie können helfen: Wir laden Sie herzlich ein, uns montags zu besuchen. Lassen Sie Ihren Tag mit einer guten Tat bei Kaffee, Tee und Gebäck ausklingen, indem Sie sich mit Faxen, Petitionen oder Briefen gegen Menschenrechtsverletzungen in aller Welt einsetzen. Öffnungszeiten: Montag 18 bis 19 Uhr after work cafe Dienstag 11 bis 12 Uhr, Donnerstag 18.30 bis 19.30 Uhr amnesty Bezirksbüro Hannover Fraunhoferstraße 15 · 30163 Hannover Telefon: 0511 66 72 63 · Fax: 0511 39 29 09 · www.ai-hannover.de Spenden an: IBAN: DE23370205000008090100 · BIC: BFSWDE33XXX Verwendungszweck: 1475

»Blick durch ein Fenster der JVA Sehnde bei Hannover«.


Ja, der Herr Bundesgesundheitsminister Spahn! Im ersten Moment habe ich mich sehr geärgert über seine Äußerung »Hartz-IV-Empfänger sind nicht arm«. Bei näherer Betrachtung fällt aber auf, dass Spahn nicht der einzige ist, der einen Kommentar zu einem Thema abgibt, von dem er nicht die geringste Ahnung hat. Aber abgesehen davon – etwas Gutes hat seine Äußerung tatsächlich bewirkt: Die Empörung über seine Worte hat derart viele aufgebracht, dass sie sich endlich einmal zur Wehr setzen und nicht nur in die Ecke der Gesellschaft gedrängt fühlen. Überall ist in diesem reichen Land die Not so groß, dass sich die PoltikerInnen doch eigentlich schämen müssten, so lange über all diese Probleme hinweg sehen gesehen zu haben. Seien es Flüchtige, die Umwelt, die Tierhaltung, die Alten- und Pflegeheime, die Krankenhäuser und vieles mehr. Nichts ist neu, über alles wird schon lange, lange diskutiert, aber es geschah nicht. Und ich bin mal neugierig, wann etwas geschieht. Heute wird gejammert, dass es nicht genügend Personal gibt, um die Löcher zu stopfen. Als wenn all diese Probleme plötzlich über uns hereingebrochen wären! Nun soll‘s die neue Groko richten, aber so wie sie startet bin ich skeptisch, dass die neue besser als die alte ist.

Karin Powser Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden …

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»BIS ES NICHT MEHR GEHT« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Kalle (77).

Hallo Kalle, fast jeden Tag kommst du mit deinem Wägelchen zum Asphalt-Vertrieb, um neue Zeitungen zu holen. Du verkaufst recht oft, oder? Klar, muss ich auch. Ich habe zwar immer gearbeitet, mir ging es auch immer gut, aber ich habe nur wenig in die Rentenkasse eingezahlt. Und so sieht es jetzt auch aus. Nach Abzug aller Kosten habe ich gerade mal 90 Euro – für Essen, Kleidung und was sonst noch so anfällt. Aber ich mache das nicht nur wegen dem Geld, ich verkaufe gern Asphalt. Meine Kunden sind wie meine Verwandtschaft. Die umarmen mich und freuen sich, mich zu sehen. Das macht Spaß. Ich mache das so lange weiter, bis es nicht mehr geht … Ich würde ja auch noch mehr arbeiten, so ein oder zwei Stellen, aber mich will keiner mehr, die sagen immer, dass ich zu alt bin (lacht).

Zu Interview warst du ja noch nie bei uns, obwohl du schon lange Asphalt verkaufst … Ja, 15 Jahre schon. Eigentlich sogar noch länger, aber ich habe fünf Jahre ausgesetzt, weil meine Partnerin krank war. In der Zeit konnte ich nicht verkaufen, weil ich sie gepflegt habe. Sie hatte Krebs – in der Leber. 2009 ist sie verstorben. Am Ende ging es dann ganz schnell. Erst nach ihrem Tod habe ich wieder angefangen mit dem Verkaufen.

DDR so Mode. Der Kommunismus kam und dann hieß es: Die Landwirtschaft gehört uns. Du kannst noch zwei Schweine und einen Stall behalten. Und wenn du das nicht willst – zwei Jahre Haft. Viele Bauern haben gesessen. Ich auch. Zweieinhalb Jahre. Aber wegen Republikflucht. Da haben sie mir dann wieder und wieder erzählt, wie toll der Staat ist. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll und habe so getan, als wenn ich´s verstanden hätte. Ich habe unterschrieben, dass ich für den Staat bin und mitmache (lacht). Deshalb haben sie mir dann ein halbes Jahr geschenkt. Als ich da wieder rauskam, bin ich direkt los, um endlich abzuhauen.

Wie bist du denn geflüchtet? Über die Werra bin ich geschwommen. Also: Ich bin vom Knast zu meiner Mutter, habe meine Papiere geholt, die in eine Plastiktüte gepackt, ihr gesagt, dass sie nicht verraten darf, dass ich da gewesen bin und los. In die Rhön rein. Habe mich bei einer Grenzbrücke im Wald versteckt. Zum Glück hatten die keine Hunde dabei, sonst hätten die mich gerochen. Dunkel und kalt war es. Das war im Oktober. Als Wachablösung war, bin ich schnell rein ins Wasser … über den Fluss. Die haben auch immer geleuchtet. Irgendwas haben die mitbekommen, aber mich nicht entdeckt. Dann schnell raus und weiter. Ohhh … tolle Häuser hatten die da, nicht wie bei uns, die ollen Dinger.

Das tut mir sehr leid! Wie lange wart ihr ein Paar? Wir waren 17 Jahre zusammen. Ich habe sie in Hannover kennengelernt. Damals habe ich noch in Linden gewohnt, jetzt wohne ich in der List. Sie saß auf einer Bank und ich habe mich einfach dazugesetzt. Sie hat mich nach Feuer gefragt. Damals habe ich noch geraucht … und so sind wir ins Gespräch gekommen. Sie hat gefragt, ob wir uns am nächsten Tag wiedersehen. So fing das an … Feuer habe ich auch heute immer noch dabei.

Hannoveraner bist du aber nicht. Dein Dialekt verrät das. Da hast du recht. Ich komme aus der Nähe von Erfurt. In Hannover bin ich seit 1987.

Ach, noch vor dem Mauerfall! Bist du geflüchtet? Ja, aber die alten Geschichten will doch keiner hören!

Doch, das sind die spannendsten Geschichten. Dann lass uns früher einsteigen. Wie war dein Leben in der DDR? Drüben habe ich als Melker in der LPG gearbeitet. Ich habe Tiere geliebt. Der Mist war nur, dass du dich da nicht hocharbeiten konntest, wenn du Erich nicht geliebt hast. Ich habe da auch nur gearbeitet, weil sie meine Familie enteignet haben. Wir hatten früher unseren eigenen landwirtschaftlichen Betrieb, aber die DDR hat uns den weggenommen. Das war ja in der

Und wie ging´s dann weiter? Ich bin weiter nach Kassel. Habe eine Frau auf der Straße gefragt, an wen ich mich wenden kann und sie sagte: »Gehen sie mal zum Oberbürgermeister.« Habe ich gemacht. Er hat mich herzlich begrüßt und mir sogar 300 Westmark gegeben. Toll! Bin ins nächste Café und habe erst mal Kaffee und Torte bestellt. Und dann stand die Armee auf einmal vor mir. Der Bürgermeister hatte meine Flucht gemeldet, musste er. Die haben mich gleich mitgenommen – verhaftet. Dann habe ich da ein Zimmer gekriegt und die haben mich zwei Monate durchleuchtet: ob ich ein Spion bin. Aber die waren schon alle nett, haben auch nur ihre Arbeit gemacht. Danach kam ich ins Aufnahmelager nach Gießen, für ein halbes Jahr. Da haben sie mir empfohlen, Richtung Norden zu gehen. Hannover haben die mir vorgeschlagen. Naja, und so kam ich dann hier her. Bin auch gut aufgenommen worden. Ich habe gleich eine Wohnung gekriegt. Das war schon alles gut. Mir gefällt es in Hannover.

Was wünschst du dir für deine Zukunft? Einen Kleingarten. Den konnte ich mir bisher nie leisten. Dann könnte ich mein eigenes Gemüse anbauen. Ich komme ja aus der Landwirtschaft und das fehlt mir. Interview und Fotos: Svea Kohl


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Kalle verkauft Asphalt vor Saturn am Ernst-August-Platz, vor der Ernst-August-Galerie in der Kurt-SchumacherStraße und vor McDonald´s in der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade. Täglich, außer sonn­tags.


RUND UM ASPHALT

Das könnte ein verdammt spannendes Saison-Finale werden! Die Recken, genauer gesagt der TSV Hannover-Burg­ dorf, bewegen sich schon die ganze Saison über im oberen Tabellendrittel der Handball-Bundesliga und haben das Final Four im Deutschen Handballpokal erreicht. Vielleicht läuft es sogar noch auf die Teilnahme an internationalen Wettbewerben hinaus – der Europapokal könnte grüßen. Auf jeden Fall ist ein toller Saisonabschluss zu erwarten! Wer beim letzten Heimspiel der Saison dabei sein möchte (die Uhrzeit für den Anpfiff wird sich zwischen 12.30 Uhr und 15 Uhr noch entscheiden), hat hier die Möglichkeit, Karten zu gewinnen – und zwar ganz besondere: Asphalt und die Diakonie in Niedersachsen verlosen 2 x 2 Karten für den VIP-Bereich in der TUI-Arena am 27. Mai 2018

TSV Hannover-Burgdorf : SC DHfK Leipzig Im VIP-Bereich ist nicht nur die Sicht auf das Spiel besonders gut – es gibt auch ein kostenloses Buffet und kostenlose Getränke… Also, rufen Sie uns an und zwar am 17. Mai 2018 um 16 Uhr: Unter 0511 301269-0 gewinnen die ersten beiden Anrufer jeweils zwei Karten. Viel Glück! Die Diakonie in Niedersachsen stellt als Sozialpartner der Recken nicht nur die VIP-Karten für die Verlosung zur Verfügung, sondern lädt außerdem handballinteressierte Asphalt-Verkaufende ein, dieses Spitzenspiel auf den Rängen zu verfolgen. Herzlichen Dank!

Foto: Sebastian Sellhorst

Als VIP zu den Recken!

Die wahren social medias Straßenzeitungstreffen in Hannover: Rund 50 Redakteure und Vertriebsexperten von Kiel bis Graz waren der Einladung von Asphalt gefolgt, im April Herausforderungen und neue Strategien für soziale Straßenzeitungen zu debattieren. Die 19 vertretenen Magazine mit einer Auflage von gut 350.000 Heften helfen Monat für Monat mehreren tausend Notleidenden. »Um das zu erreichen, haben wir hohe Ansprüche an unsere journalistische Arbeit, Kernkompetenz wird dabei immer der sozialpolitische Blick bleiben«, erklärte Volker Macke, einer der Sprecher der deutschsprachigen Straßenzeitungen. Wachsende Armut und Wohnungsnot erinnerten stark an die Situation zu Beginn der Straßenzeitungsgründungen in den Neunzigern, so Co-Sprecher Bastian Pütter aus Dortmund. Daher seien diese »social medias« unverzichtbar. RED

Wir trauern um unseren langjährigen Verkäufer aus Oldenburg

Foto: Picture-Alliance/Eibner-Pressefoto

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Gewinnsp

Heinz Friedrich Dietl *09.05.1943

†07.04.2018

Das gesamte Asphalt-Team mit allen MitarbeiterInnen und VerkäuferInnen.


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Spektakulär!

Foto: Karin Powser

Wenn das helle Licht erlischt und Jaspar Libuda einzig in warmes Orange getaucht seinem Instrument die ersten Töne entlockt, dann darf sich das Publikum hingeben. Einfach die Augen schließen, und die Musik auf sich wirken lassen. Mit einem einzigen Kontrabass schaffte der Künstler aus Berlin es, die Kreuzkirche mit fast orchestralem Klang zu füllen. Es war Freitag, der 13. – der besondere Asphalt-Tag, und dieser Abend war eine ganz besondere Veranstaltung. Organisiert wurde alles von einem langjährigen Asphalt-Leser: Dr. Stefan Engel, Fan von Asphalt und von Libuda, brachte beide zusammen. Die Kreuzkirche war bis auf den letzten Platz besetzt, auch mit politischer Lokalprominenz: Kulturdezernent Harald Härke und Sozialdezernentin Konstanze Beckedorf ließen sich den musikalischen Genuss nicht entgehen. Wir danken dem Künstler, dem Organisator, der Kreuzkirchengemeinde und vor allem allen Zuhörerinnen und Zuhörern, die Asphalt ihre Verbundenheit ausgedrückt haben! KIE

Es wird scharf … Am 9. und 10. Juni geht das »Chili & Barbecue Festival« im Fössebad in Hannover Linden in die fünfte Runde. Unter dem Motto »Kochen, essen, Gutes tun« planen Klaus Schüring, Betreiber des Blogs »Schürings Chili«, und die Organisatoren des Festivals in diesem Jahr ein »Chili Cook – Off«. Fünf Teams bereiten ihre ganz persönliche »Chili con Carne«-Variante zu. Die Chilis werden von Publikum und Fachjury verkostet, dabei eingenommene Spenden fließen zu 100 Prozent an Asphalt. Eine Aktion, über die wir uns besonders freuen! Noch sind Töpfe frei: Einfach ein paar knackige Sätze an cookoff@chili-bbq-festival.de, warum Ihr Chili das Zeug zum Gewinner-Chili hat. An die Töpfe, fertig, los! SKO

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Erfolgreiche Kooperation mit Asphalt verlängert Seit gut einem Jahr lesen Sie nun an dieser Stelle Berichte über 96plus und unsere Projekte. Wir freuen uns, dass wir Ihnen auch zukünftig im Asphalt-Magazin davon berichten dürfen. Denn kurz vor Ostern konnten Asphalt und 96plus ihre erfolgreiche Kooperation verlängern. Zur Feier der Verlängerung überraschten 96-Mitarbeiter die Verkaufenden mit Schoko-Osterhasen in der AsphaltZentrale und wünschten Ihnen ein schönes Osterfest. Neben den Berichten hier im Magazin findet die Kooperation auf verschie­ denen Ebenen statt. Seit dieser Saison können Sie das aktuelle Heft auch bei Asphalt-Verkäufern in der HDI Arena beziehen und zwar bei jedem Heimspiel. Und wir haben noch viel mehr gemeinsam vor. Nur so viel vorab verraten: In den kommenden Wochen wird’s sportlich zugehen. Wir freuen uns auf 24 tolle neue Ausgaben und hoffentlich noch viel mehr.


GRAU VOR BLAU Nach dem verheerenden Tsunami im Jahr 2011 wurden entlang der Seepromenade an der Nordostküste Japans riesige Betonmauern errichtet. Gewöhnungsbedürftig für diejenigen, die jetzt im Schatten des Flutwellenschutzes leben.


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Fotos: Kim Kyung-Hoon/Reuters

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Am 11. März 2011 war der japanische Fischer Atsu­ shi Fujita wie üblich bei der Arbeit an der Küste. Kurz danach traf eine riesige, schwarze Flutwelle auf seine Heimatstadt. Fast 2.000 Menschen kamen ums Leben. Atsushi Fujita überlebte. Sieben Jahre später hat der Fischer – wie viele tausend andere Bewohner – sein Leben an Japans Nordostküste wiederaufgebaut. Im Schatten riesiger Schutzmauern. Diese sollen die Bevölkerung nach Meinung von Experten vor Tsunamis schützen. Denn: Auch in Zukunft sind haushohe Flutwellen in Japan unausweichlich, da das Inselreich in einem seismisch stark aktiven Gebiet liegt. Die neue, zwölfeinhalb Meter hohe Betonmauer ersetzt den vorherigen, vier Meter hohen Wellenbrecher, der bei der Katastrophe 2011 fortgespült wurde. Eine Mauer, zwölfeinhalb Meter hoch: für die Menschen, die in unmittelbarer Nähe der grauen Wand leben, ein bedrückendes Gefühl. »Man fühlt sich wie im Gefängnis, obwohl wir doch nichts verbrochen haben«, beschreibt der 52-jährige Fischer. Das Erdbeben und die daraus resultierende Flutwelle, die in manchen Gebieten bis zu 30 Meter in der Höhe erreichte, forderten fast 18.500 Menschenleben. In der Folge kam es im Atomkraftwerk von Fukushima zum Super-GAU. Seit dem Unglück haben einige Städte Neubauten in flachem Gelände nahe der Küste verboten und Bewohner solcher Gebiete wurden auf höher gelegenes Land umgesiedelt. Andere Gemeinden wie Rikuzentakata haben das Land an der Küste um mehrere Meter erhöht, bevor dort neue Gebäude errichtet wurden.

395 Kilometer Mauer Fast überall jedoch wurden neue Mauern zur See hin gebaut, als Ersatz für Wellenbrecher und Dämme, die dem Tsunami nicht standhalten konnten. Die


Safety first: Flutwellenschutz geht vor Meerblick.

Um den Blick auf´s Meer nicht gänzlich zu verbauen, haben einige Mauerabschnitte kleine Fenster.

Kosten für die Schutzmauern – Gesamtlänge 395 Kilometer – belaufen sich auf 1,35 Trillionen Yen. Das entspricht 10,3 Milliarden Euro. »Diese Seemauern werden Tsunamis stoppen und verhindern, dass das dahinterliegende Land überschwemmt wird«, sagt der Wissenschaftler Hiroyasu Kawai vom Hafen- und Flughafen-Forschungsinstitut in Yokosuka, in der Nähe von Tokyo. »Selbst, wenn die Flutwelle höher als die Mauer sein sollte, wird diese doch Überschwemmungen verzögern und so mehr Zeit für Evakuierungsmaßnahmen schaffen.« »Man fühlt Ursprünglich gab es seitens der Ansich wie im wohner viel Zuspruch für die hohen Gefängnis, Betonmauern, aber mit der Zeit haben obwohl wir kritische Stimmen zugenommen. Viedoch nichts le fühlen sich nur unzureichend in den Planungsprozess eingebunden und sind verbrochen der Ansicht, dass der Mauerbau zu viel haben.« Geld verschlingt. Dadurch würden die Atsushi Fujita finanziellen Mittel an anderer Stelle fehlen: beim Bau neuer Häuser und Wohnungen. Hinzu kommt, dass viele Gemeinden Neubauten erst erlauben, wenn die Konstruktion der riesigen Schutzmauer in ihrem Gebiet abgeschlossen ist. Kritische Stimmen werden auch laut, wenn es um den Tourismus in der Küstenregion geht. »Vor ungefähr 50 Jahren sind wir mit unseren Kindern hierhergekommen und konnten mit dem Auto die wunderschöne Küste und Buchten entlangfahren«, erinnert sich Rieko Iijima, ein Urlauber aus dem Landesinneren, der in einem Austernrestaurant gegenüber der Mauer isst. »Jetzt ist davon nichts mehr

übrig.« Katsuhiro Hatekeyama hat eine Bed & Breakfast-Pension. Nach der Zerstörung durch die Flutwelle hat er sie an gleicher Stelle wiederaufgebaut. Er hat keine Probleme mit der zwölfeinhalb Meter hohen Schutzmauer: »Ich kann nicht behaupten, dass die Mauer niedriger sein müsste oder dass wir sie gar nicht nötig haben. Nur wegen der Mauer konnte ich meine Pension wiederaufbauen und habe wieder ein Einkommen.«

Fenster mit Meerblick Weiter südlich, in der Stadt Kesennuma, hat ein Teil der Mauer Fenster. Auch diese ziehen Kritik auf sich. »Das ist eine Parodie«, sagt Yuichiro Ito, der seinen jüngeren Bruder und auch sein Haus beim Tsunami verloren hat. »Das ist eine Maßnahme, um uns zu beschwichtigen, weil wir die Mauer von Anfang an nicht wollten.« Viele Küstenbewohner haben Schwierigkeiten, sich an die graue Wand aus Beton zu gewöhnen. »Jeder hier an der Küste hat mit dem Meer gelebt, seit Generationen«, meint Sotaro Usui, Chef eines Betriebes, der Thunfisch vertreibt. »Die Mauer trennt uns vom Meer – das ist unerträglich.« Fischer Fujita gibt noch einen anderen Aspekt zu bedenken und sagt, dass die durch den Tsunami bedingte Umwälzung des Meeresbodens und das Wegspülen der oberen Schicht Schlick, die Austernzucht in der Gegend besser laufe. Die Seemauern aber könnten künftig den natürlichen Fluss von Wasser vom Land ins Meer behindern und so die Austernproduktion schädigen. Soweit das Stimmungsbild zur zwölfeinhalb Meter hohen Betonmauer, dem 395 Kilometer langen Flutwellenschutz entlang der Nordostküste Japans, sieben Jahre nach der Naturkatastrophe. Kim Kyung-Hoon und Megumi Lim Mit freundlicher Genehmigung von Reuters/INSP.ngo


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Foto: Kiên Hoâng Lé

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GESCHENK DES LACHENS Was tun, wenn schwerkranken Kindern die Kraft zum Lachen fehlt? Angehörige und Pflegepersonal sind in solchen Situationen oft überfordert. Dabei kann Lachen so hilfreich sein. Aus dem Arbeitsalltag von Klinikclowns. Krampfhaft zuckt Timos Oberkörper vor und zurück. Kreischend und wimmernd versucht sich der 9-jährige Junge vor seinen eigenen Schlägen zu wehren. Timo hat Epilepsie und ist in diesen Momenten machtlos über sich und seinen Körper. Solche Situationen gehören in der Kurzzeitpflegeeinrichtung für Kinder

und junge Menschen mit Beeinträchtigung zur Tagesordnung. Dort, im hannoverschen Kinderkrankenhaus auf der Bult, versucht man Kindern wie Timo zu helfen. Dass zu dieser Hilfe auch ein Lachen gehören könnte, würden in diesem Augenblick wohl nur wenige vermuten. Antje Kilian gehört dazu.


Fotos: Karthiga Manivannan

Antje Kilian alias »Socke« ist einer von 14 Clowns des Vereins Clinic Clowns Hannover. »Es ist wichtig nicht den Mut zu verlieren«, sagt die 41-Jährige.

Sie trägt eine dicke Clownsnase, ein schwarz-rotes Ringelhemd und eine braune Latzhose. Unter ihrer roten Wollmütze verstecken sich ihre kurzen dunkelbraunen Haare, die ihr bis zu den Ohren reichen. Ihre hellblauen Augen glänzen freundlich. Kilian hat sich Sommersprossen aufgemalt und ihre Wangen und Lippen rot geschminkt. Als Klinikclown »Socke« tastet sich die 41-Jährige an die Situation heran. Sie nähert sich Timo, der mittlerweile auf dem Spielboden sitzt und erschöpft seinen Kopf gesenkt hat. Sie mustert den Jungen eine Weile, lässt ihm Zeit. Die Idee der Klinikclowns stammt von dem Leiter des New Yorker »Big Apple Circus« Michael Christensen. 1985 trat Christensen als Clown in einer New Yorker Kinderklinik auf. Der Zuspruch, der ihm zuteil wurde, motivierte ihn die »Clown Care Unit« zu »Ein Mensch braucht gründen. Seine Idee verbreitete sich das Gefühl, mehr und fand in den Niederlanden, Belals eine wandelnde gien, Österreich, der Schweiz und in Krankheit zu sein.« Deutschland Anklang. In Deutschland gibt es mittlerweile circa 30 Clowns-Vereine, darunter der 2001 gegründete Verein Clinic Clowns Hannover. Kilian arbeitet seit 2010 als einer der 14 Clowns aus dem spendenfinanzierten Verein. Jeden Mittwoch besucht sie mit ihrem Team das Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover.

Einige der Klinikclowns haben zuvor Bühnenluft geschnuppert. Weil ihr der Kontakt zu den Kindern viel bedeutet, hat sich Kilian jedoch gegen die Bühnenclownerie entschieden, wo der Schwerpunkt auf der Programm-Präsentation und nicht auf der Begegnung liegt. Mit den »echten und großen« Problemen des Clownslebens lenken die geschulten Spaßvögel die Patienten ab. Vor allem freuen die Kinder sich darauf, den Clowns bei ihren »Schwierigkeiten« zu helfen. Mit der Hilfe der kleinen Patienten findet der Clown z.B. dann doch die Tür, um ins Patientenzimmer zu kommen. In solchen Momenten fühlen sich die Kleinen groß und schöpfen daraus Kraft. Doch auch Kilian muss als Clowns-Frau stark sein. Im Umgang mit Timo zeigt sich eine der großen Herausforderungen ihrer Tätigkeit: Die Umstände annehmen, egal, wie sie kommen. »Es ist wichtig nicht den Mut zu verlieren, falls der erste Kontakt schwierig ist. Besonders wenn es den Kindern schlecht geht, ist es wichtig, positiv zu bleiben. Das Leid auszuhalten. Das muss man lernen und das gehört zum Beruf«, erklärt Kilian. Sie streicht Timo behutsam über die Beine, sie flüstert ihm liebevolle Worte zu und hält seine Hand. Die Geduld wird belohnt. Der kleine Junge beruhigt sich. Zumindest kurz. Dann klopft er mit der Hand an seine Schläfe und beginnt zu wimmern. In solchen Augenblicken stoßen auch Klinikclowns an ihre Grenzen. In einem schwierigen Moment wie diesem geben die anderen Clowns Antje Kilian Rückhalt. Aber auch gemeinsame Erinnerungen teilen sie. Wie an das Schmetterlingskind. Das Mädchen wurde so genannt, da ihre Haut verletzlich und porös wie Schmetterlingsflügel war. »Es war total berührend zu sehen, wie viel Kontakt sich über die Jahre aufgebaut hat. Wir sind immer wieder auf Abenteuerreise gegangen. Da passiert so viel. Es tut weh, dass sie von uns gegangen ist«, erzählt die freiberufliche Theaterpädagogin. Eine besondere Verbindung scheint »Socke« zu Marie zu haben. Das 10-jährige Mädchen ruht in einem übergroßen Gitterbett, was in dieser Form normalerweise für Kleinkinder gedacht ist. Ihre Arme liegen gekreuzt über dem Kopf. Die Handflächen zeigen nach außen. Der Mund ist weit offen. Die Beine presst das Kind eng zusammen. Sie schaut nahezu regungslos an die Zimmerdecke. Nur die Augen bewegen sich, fortwährend, nach vorne, nach links. »Oh, du hast aber warme Hände«, spricht sie das Mädchen an, sucht Blickkontakt und berührt


Clinic Clowns Hannover, ebenso wie

Foto: Kiên Hoâng Lé

Clown Nick auf unserem Einstiegsbild.

Marie behutsam an ihren Armen. Marie betrachtet die Decke und ihre braunen Augen schnellen nach links. Eine gute ärztliche Versorgung sei wichtig, betont Antje Kilian. Ein Mensch brauche aber auch das Gefühl, dass er mehr als eine wandelnde Krankheit sei. Nicht selten fehle den Ärzten die Zeit, um die Patienten näher kennenzulernen. Das führe dazu, dass einige sich vernachlässigt fühlen. Clowns wie »Socke« fangen diese Menschen auf. Damit entlasten sie das medizinische Personal. Um Anschluss bei den jungen Patienten zu finden, muss man die Situation kreativ umdeuten, erklärt Kilian. Das wecke bei den Kindern das Interesse. Ein Stationszimmer mit Jungs, die beschäftigt auf ihre Laptops starren, könne so zu einer Geheimdienst-Schaltzentrale werden. Je ernster die Kinder, desto alberner die Clowns? Könnte man sich denken. Doch so einfach ist es nicht. In ihrem Beruf ist viel Sensibilität gefordert. Besonders die Abwechslung im Umgang mit den Kindern liebt Antje Kilian. Spontan Kontakt herzustellen, ist für sie das Spannendste. »Jede Situation ist eine Herausforderung«, sagt die 41-Jährige. An starre Regeln hat sie sich dabei nicht zu halten. Bei ihrem Beruf ist es nicht wichtig, wie viel Zeit sie in eine Situation investiert. Was zählt, ist dem Kind eine Freude zu bereiten, dann empfindet sie ihre Arbeit als Geschenk. Mittlerweile tupft sie mit ihren Fingern auf Maries Armen – sie spielt Käfer – wozu sie rhythmisch »Dididi« singt. Antje Kilian traut sich die Arme des Mädchens zu halten und zum Lied ein wenig mit ihr zu schunkeln. Marie schaut den Clown an. Und beginnt prustend zu lachen. Auch »Socke« strahlt, das Lachen von Marie ist ihre schönste Belohnung. Karthiga Manivannan

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Auch Clown Lotta gehört zu den

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BUCHTIPPS Schotten dicht In der Folge der sogenannten »Flüchtlingskrise« 2015/16 erfasste Europa eine Demokratie-, Repräsentations-, und Medienkrise, begleitet von einer des Anstands und der grundlegenden Übereinkünfte gesellschaftlichen Zusammenlebens. Flüchtlinge sind an diesen jeweiligen Teilkrisen übrigens nicht beteiligt. Das, was den Flüchtling zum Flüchtling macht, die Flucht, ist längst eine Fußnote der medialen Berichterstattung. Wir sind mit der eigenen Verrohung beschäftigt und dank Mittellage, Frontex und der Zäune im Osten vorerst Entronnene – dankbar, nicht erinnert zu werden, dass Menschen unvermindert fliehen, auch wenn in Deutschland nicht freundlich gewunken wird. Insofern ist die Entscheidung des Herner Krimiautors Jan Zweyer, die Festung Europa zum Spielort seines neuen Romans zu machen, eine Zumutung und vielleicht nicht die beste ökonomische Entscheidung. Sein um wenige Jahre in die Zukunft gedrehter, schlüssig und spannend erzählter Krimiplot um das europäische Grenzregime verstört vor allem dort, wo den Lesern bewusst wird, dass wir von der dystopischen Zukunftsvision der Transitlager und Stromzäune kaum einen Fußbreit entfernt sind. Jan Zweyer | Starkstrom | Grafit | 12 Euro

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Vergiftetes Land Fünf Jahre lang bereiste die renommierte Soziologin Arlie Russell Hochschild den Süden der USA. In Louisiana, ökologisch verwüstet von einer alles vergiftenden Öl- und Gasindustrie und den Folgen des Klimawandels, Schlusslicht bei Bildung und Gesundheitsversorgung, am Leben gehalten durch 44 Prozent Bundesmittel, führte sie Interview um Interview, um dem großen Paradox auf die Spur zu kommen: Wie kann es sein, dass die zornigen weißen Frauen und Männer des Südens so offensichtlich gegen ihre eigenen Interessen handeln – und wählen? Woher kommt der Hass auf einen Staat, der fast nur als Geldgeber auftritt? Wieso schlägt man sich auf die Seite von Großkonzernen, die die eigene Existenzgrundlage zerstören? Auf 400 Seiten, immer wieder fesselnd wie eine gute Reportage, kommt Hochschild rechtsextremen Tea-Party-Aktivistinnen und Trump-Fans irritierend nah. Sie beschreibt freundliche, humorvolle Menschen, die alles, nur kein Opfer sein wollen, und doch eine »Tiefengeschichte« teilen: das Gefühl, dass sich in der Warteschlage Richtung amerikanischer Traum Schwarze, Frauen, Einwanderer, Flüchtlinge vor sie schieben. Und dagegen – nicht für etwas – wählen sie Trump. BP Arlie Russell Hochschild | Fremd in ihrem Land. Eine Reise ins Herz der amerikanischen Rechten | Campus | 29,95 Euro


Konzerte Serenade zum Muttertag

Im Mai wird die erfolgreiche Reihe der Konzerte um die Mittagszeit in der Städtischen Galerie Kubus fortgesetzt: Das Saygun-Quartet aus Izmir, Türkei, spielt Werke von Smetana und Adnan Saygun. Die Sieger der »International Ulvi Yücelen Chamber Music Competition« blicken schon auf eine beträchtliche Anzahl von Konzerten zurück und studieren nun in Hannover in der Klasse von Prof. Oliver Wille. Wer mag, kann an einer Führung zur derzeitigen Kubus-Ausstellung »Karl Möllers Gesichtsfelder - Malerei und Skulptur (1988 bis 2017)« teilnehmen und/ oder ein leckeres belegtes Brötchen genießen, das im Eintrittspreis enthalten ist. Kubus-Lunch-Concerts sind eine Reihe der Nordstadt-Konzerte e.V. in Kooperation mit dem Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover. 9. Mai, 12.12 Uhr, Galerie Kubus, Theodor-Lessing-Platz 2, Hannover. Eintritt: 6,- Euro/ mit Hannover Aktiv-Pass 4,- Euro

Wie wär‘s mit einem fast königlichen Ausflug am Muttertag? Vielleicht auch als Geschenk ... Wenn das Wetter mitspielt, dürfte das ein herrlicher Nachmittag werden: Das Hausorchester S.K.H. des Prinzen von Hannover spielt ein Serenadenkonzert zum Muttertag vor dem Schloss Marienburg. Unter der Leitung von Musikdirektor Ernst Müller erklingen Märsche und Melodien aus Oper, Operette und Musical. Die Sitzmöglichkeiten sind begrenzt, das Mitbringen einer Sitzgelegenheit ist deshalb gestattet. Das Konzert dauert rund zwei Stunden. Sonntag, 13. Mai 2018, 15 Uhr, Schloss Marienburg, Marienberg 1, Pattensen. Eintritt: frei

Foto: Kulturbüro Hannover

Kubus-Lunch-Concert

Ausstellung Fluchtlinien In seinen eindrücklichen fotografischen Porträts erzählt der Fotograf Günter Lietzmann die Geschichten von mehr als 20 Menschen, die aus unterschiedlichen Regionen der Welt geflohen sind und nun in Hannover leben. In persönlichen Texten berichten die Porträtierten aus ihren Biografien: Von der Situation im jeweiligen Herkunftsland, ihrem Weg nach Europa bis zum Ankommen hier in der Stadt. Günter Lietzmann möchte mit seiner Ausstellung auf aktuelle Missstände in der europäischen Asylpolitik aufmerksam machen und die Perspektive von Menschen, die fliehen mussten, in den Mittelpunkt rücken. Seine Ausstellung wandert durch Kulturzentren und Schulen in ganz Deutschland. Vernissage ist am 16. Mai um 19 Uhr mit mehrsprachiger Lesung und Gesprächen. 16. Mai bis 13. Juli, Flüchtlingsbüro kargah, Faust-Gelände, Zur Bettfedernfabrik 1, Hannover (Mo, Di und Do: 17.30 Uhr bis 21.00 Uhr & Fr: 13 bis 18 Uhr geöffnet). Eintritt: frei

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KULTURTIPPS

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Für Kinder Foto: dpa/picture-alliance

Literatur

»Anderland« Der Untertitel von Ingo Zamperonis neuem Buch »Anderland« lautet: »Die USA unter Trump – ein Schadensbericht«. Der ehemalige ARD-Washington-Korrespondent und heutige Tagesthemen-Moderator ist ausgewiesener USA-Experte und stellte schon sein erstes Buch »Fremdes Land Amerika« im Literarischen Salon vor. Das damals begonnene Gespräch mit HAZ-Chefredakteur Hendrik Brandt wird jetzt fortgeführt, mit einem Blick zurück und einem Blick in die Zukunft: Welche Folgen wird diese Präsidentschaft langfristig haben? Können uns die USA noch fremder werden? Können sie sich von Trump erholen? Können wir das? (Kartenreservierung und VVK: Buchhandlung Decius, Markstraße 52, Hannover, Telefon 0511 36476-10.) 15. Mai, 20 Uhr, Literarischer Salon der Leibniz Universität Hannover, Conti-Foyer, Königsworther Platz 1, Hannover. Eintritt: 10 Euro/erm. 6 Euro

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Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin. Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr. ... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de

Säen, blühen, ernten Gärtnern ist in! Und deshalb kann man gar nicht früh genug damit anfangen: Im Naturfreundegarten in Hannovers Südstadt gibt es im Mai praktische Hinweise rund um das Gärtnern – für Kinder und ihre Eltern oder auch Großeltern. Von der Anlage eines Beetes und der Bodenpflege über Aussaat und Anpflanzung bis hin zur Ernte und Verarbeitung. Bitte eigene Verpflegung und wetterfeste Kleidung mitbringen! Die Veranstaltung ist Teil des Programms »Hannover FAIRFÜHRT - Kulturelle Vielfalt und Nachhaltig Leben«. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich beim Agenda21- und Nachhaltigkeitsbüro unter Telefon 0511 168-49838 oder 168-45078! Noch mehr Infos über nachhaltiges Leben in Hannover unter www.hannover-nachhaltigkeit.de. 16. Mai, 9 bis 15 Uhr, Naturfreundegarten Südstadt, Garten Nr. 95, Kolonie Waldesgrün e.V., Lenzbergweg, Hannover. Teilnahme: kostenlos

Wirbelwind und leichte Brise Musik braucht keine Sprache – und wer vielleicht noch nicht richtig sprechen kann, ist deshalb hier genau richtig: Bereits die Jüngsten begeistern sich für Musik, lauschen Melodien, wiegen sich im Rhythmus. Dieses interaktive Konzert für Kinder von 0 bis 3 Jahren bietet Kleinen und Großen einen ganz besonderen Hörgenuss. Also, Ohren und Augen auf! Dieses Projekt entsteht in Zusammenarbeit der Musikschule Hannover mit der kulturellen Kinder- und Jugendbildung. Bitte unbedingt vorher anmelden – Karten gibt es in der Stadtbibliothek Linden und im Service der Musikschule. 26. Mai, 11 Uhr, Alice-Salomon-Schule, Kirchröder Str. 13, Hannover; 27. Mai, 11 und 14 Uhr, Lindener Rathaus, Lindener Marktplatz 1, Hannover Eintritt: 6 Euro (für ein Kind+Erw.)/mit HannoverAktivPass 1 Euro


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Vortrag In 80 Tagen... Monika Sonneck und Wim Duijnisveld sind nicht etwa um den Maschsee geradelt, sondern um die Ostsee! Insgesamt 11 Wochen waren die beiden unterwegs, am Ende standen über 3.000 Kilometer auf dem Tacho. Jeden Tag machten sie Fotos, so dass die langsame Veränderung der herrlichen Ostseelandschaft beim Betrachten sichtbar wird. Jeweils mehrere Tage lang besuchten sie Städte wie Danzig, Kaliningrad, Riga, Tallin, Helsinki, Stockholm und Kopenhagen und wechselten so immer wieder zwischen Großstadt und Natur. »In 80 Tagen um die Ostsee - Bericht von einer Sommer-Radreise« heißt dieser Abend mit ausgewählten Fotos und kuriosen Erinnerungen. 29. Mai, 19 Uhr, Kulturtreff Plantage, Plantagenstr. 22, Hannover Eintritt: frei – um Spenden wird gebeten

Sonstiges Lernen in der Begegnung Johannes Lähnemann ist einer der bedeutendsten Vertreter des interreligiösen Dialogs in Deutschland. Bis zu seiner Emeritierung 2007 war er Professor für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Mit seinem Buch »Lernen in der Begegnung« erschließt er sein lebenslanges Engagement aus neuer Perspektive – aus seiner persönlichen Motivation heraus. Als einer der ersten unter seinen Kollegen hat er sich dafür eingesetzt, nicht-christliche Religionen im Unterricht zu behandeln. Im Gespräch mit Annedore BeelteAltwig vom Haus der Religionen stellt er sein neues Buch vor und wird das Zusammenleben der Religionen heute unter die Lupe nehmen. 17. Mai, 19 Uhr, Haus der Religionen, Böhmerstr. 8, Hannover. Eintritt frei

Gemeinsam kämpfen Unter dem Motto »Hartz-IV-Sanktionen abschaffen« trifft sich die Initiative »Gnadenlos gerecht« mit anderen Erwerbslosengruppen und Mitgliedern der Linken aus Linden/Limmer zu einer großen Diskussionsveranstaltung im Freizeitheim Linden (großer Saal). Geplant sind Kurzvorträge und Workshops mit Betroffenen und Experten u. a. von der bundesweiten Organisation »Sanktionsfrei« aus Berlin. Ziele der Veranstaltung sind ein intensiver Erfahrungsaustausch und Perspektiven einer solidarischen Hilfe/Rechtsberatung aufzuzeigen. 16. Mai, 18 Uhr, Freizeitheim Linden, Windheimstr. 4, Hannover Teilnahme kostenlos

36 Am Lindener Berge 38 30449 Hannover · Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

MAI 2018 Montag, 07. Mai CRAIG TABORN QUARTET Daylight Ghosts Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Mittwoch, 09. Mai ENERCITY SWINGING HANNOVER 2018 Jazzball HCC – Hannover Congress Center Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Donnerstag, 10. Mai ENERCITY SWINGING HANNOVER 2018 Open Air – Trammplatz Eintritt: frei Samstag, 19. Mai Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert SON DEL NENE Musica Cubana – Latin Grammy Winner Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Donnerstag, 24. Mai Jazz Club by Gartenheim präsentiert JOSCHO STEPHAN TRIO & RICHARD SMITH Acoustic Guitar Night Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Freitag, 25. Mai Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert ROBIN MCKELLE CD-Release „Melodic Canvas“ Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

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IHR ENGAGEMENT

Machen Sie mit! Impressum Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Jeanette Kießling, Svea Kohl, Ulrich Matthias Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser Gestaltung: Maren Tewes

Die Runde der Ehrenamt­lichen trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-0. Das nächste Treffen ist am Dienstag, 29. Mai, um 17 Uhr. Foto: hakase420/fotolia.com

Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: K. Manivannan, S. Ratzmann, S. Szameitat, W. Stelljes, U. Tietze K. Zempel-Bley Anzeigen: Heike Meyer Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter) Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 23. April 2018 Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Gesellschafter:

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Asphalt dankt: Haus kirchlicher Dienste, M. Brockmann, M. Bettges-Bauer, B. Hoffmann, B. Witte, O. Schlichting-Seidel, F. Seidel, H.-D. Roch, B. Karpenstein, H. Wegener, D. Reuter-Spanier, L. Bruemmer, I. Grethe, B. Ossenkop, E.+ V. Leinemann, H. Prein, A.+ B. Schmidt, M.+ A. Henze, R. Zeller, P. Halm, J.-C.+ A. Heinbockel, Al. Ebeling, H.+ H. Dannenberg, G. Staschen, G. Schlitt, H.+ U. Gappa, W.+ g. Tschek, K.+ H. Born, F. Mueller-Machens, H. Dorka, S. Bendel, E. Wick, M. Busch, M.+ W. Sandomeer, C. Mennecke, K. Kranefuß, I.+ Dr. G. Kliniksiek, K.-H. Eichbaum, U. Wolf-Peltzer, A.+ W. Fleck, Haus & Grund, K. Socolov, E. Tenge, S. Huebner-Rehaag, H. Schlotter, R.+ P. Wuerz, H. Gueldenbeck, E.+ D. Hellmann, H.+ J. Lyda, R.+ H.-G. Klaus, G.+ W. Bruch, G. Wende, P. Hagenbach, W.+ A. Gunia, K.-P. Thiele, Rockparty BG R. Schwenk, Fam. Doering Barakat, B. Eltermann-Toelke, H. Chattelin, I. Helbrecht, S. Jekat, M. Dzambasevic, H.J.+ G. Gandras, H. Wagner, R.+ K. Stoebener, J. Wieduwilt, Kernbach GmbH, F.-H. Ahrens, W. Schaer, U. Frevert, R. Steinhoff, W. Rust, J.+ P. Walkewitz, E.+ D. Becker, T. Schultze-Florey, B. Mozer, H.+ O. Thomas, J.+ W. Schraeder, J.+ E. Henneberg, J.+ M. Scholz, K. Gallmeister, I. Thiem, J.+ R. Kuehne, K. Uter, N.+ I. Rapp, G. Schoenfeld, M. Gewecke, H.-M. Sturhahn, M.+ G. Stuenkel, D.+ E. Frommhage, B.+ J. Hagemeister, E.+ M. Talke, M. Knoener, E. Diessel, G. Haenichen, E.-M. Stakemann, I. Gorris, A. Schawohl, D.+ L. Huehnerbein, J.+ U. Mindermann, A. Kattmann, G. Constabel, A. Kroeger, H. Deeken, G. Wangerin, K. Roddewig, I. Daniel, M.-L.+ J.H. Meyer, Ramin GmbH, K. Schiller, S. Hoppe, J. Mensing-Schraven, A. Wolfram, K. Bronnn, O. Schmidt, S.+ G. Langsteiner, H. Seegers, G. Schmidt, H. Schaefer, J. Heise, G. Pinkvos, A. Behrens, A. Bode, G. Suckow, R.+ H. Martens, E. Schwarz, A. Mueller, H. Melchinger, V. Dagtekin, A. Mander, E. Persin, G.+ E. John, I. Hanke, K.-D. Scheppokat, B. v. Paschkewitsch, T. Hermann, J. Toennis, W. Maack, E.+ M. Schwanke, J. Schwietering, G. Scholz, H. Thurau, H. Dralle, G.+ G. Buschmann, D.+ M. Lechner, S. Mohlfeld, E. Vogel, B. Charles, S. Gruber, G. Bernardo, D.+ T. Kempe, M. Fabrizius, I. Herms, H. Weihrauch, W. Griesse, L.+ M. Prudlo, R.+ W. Rauschke, J. Wehnke, M. Irle, E.+ J. Klomp, G.+ M. Kramer, G. Seestaedt, A. Luettmann, T.+ N. Randzio, K. Kuehnemund, I. Koerber, N. Ertner, C.-D. Gruber sowie allen anonymen Spendern und allen Asphalt-Patinnen und -Paten.


Aus den nachfolgenden Silben sind 18 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – ein Zitat von Theodore Roosevelt ergeben: auf – auf – bast – ben – bord – che – da – del – drei – eh – fe – in – ka – kom – kü – ma – mer – nen – no – not – oba – pflicht – rad – re – rum – schlag – sei – sel – ser – sichts – so – som – stet – ta – tan – tan – tau – tee – un – un – uni – wald – was – weit – welt – wo

1. Nadelbäume

2. alle Stimmen im Einklang

3. überall

4. früherer Präsident der USA

5. Kinderfahrzeug

6. ohne Ausdauer

7. Kombüse

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir viermal das Buch »Der Cyborg und das Krokodil«. Ob Handy, Waschmaschine oder Auto: Ein Leben ohne Technik können wir uns gar nicht mehr vorstellen. Sie hilft, sie macht Spaß – und treibt uns manchmal zur Weißglut ... Der ZEIT-Redakteur Gero von Randow liefert ein geistreiches Porträt unseres Lebens im Takt der Technik. Insgesamt dreimal verlosen wir »Twinking«, das Erstlingswerk von James Hiller – eine Dystopie. Fünf Jugendliche im Jahr 2081 erleben die Ankunft eines Raumschiffes, größer als die Erde selbst, und finden sich alsbald auf Arsibo in einer anderen Galaxie wieder. Twinking ist mehr als science-fiction: Geschichte, Parabel, Analogie zur biblischen Vertreibung aus dem Paradies. Nicht komisch. Den spannenden Thriller »Red Sparrow« von Jason Matthews gibt es dreimal zu gewinnen. Der aufstrebende CIA-Agent Nathaniel Nash trifft in Moskau MARBLE, ein hochrangiges Mitglied des russischen Geheimdienstes und wichtigsten Informanten der Amerikaner. Als plötzlich Schergen der Gegenseite auftauchen, gelingt es Nash, seiner Quelle unerkannt zur Flucht zu verhelfen. Doch mit der Aktion gefährdet er die gesamte Operation ...

8. von Wasser umgebenes Land

Die Lösung des April-Rätsels lautete: Betrachte nicht den Krug, sondern dessen Inhalt.

15. veraltet für Schande

Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 301269-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 31. Mai 2018. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

9. eine Jahreszeit

10. Flüssigkeit für ein bestimmtes Getränk

11. germanischer Kriegsgott

12. Eltern haften für ihre Kinder

13. Frühlingspflanze

14. deshalb

16. unterirdische Stätten

17. Vorgang bei bestimmten Ballspielen

18. christliche Amtshandlung bei Lebensgefahr

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SILBENRÄTSEL

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