2016 05 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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ARMUT FÜR ALLE AKTUELLE ZAHLEN Die Gefahr wächst, in Not zu geraten.

AUFSCHREI

Frauenhäuser sind immer voll belegt.

AN DIE ARBEIT

Neue Sozialdezernentin im Asphalt-Gespräch.


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Notizblock

6 Angespitzt 7

Eine Welle der Armut kommt

Ulrich Schneider, Sprecher des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, über den Anstieg von Armut und Reichtum in Deutschland.

12 Schutz vor häuslicher Gewalt

Frauenhäuser sind so stark frequentiert wie seit den 90er Jahren nicht mehr. Drei Leiterinnen sprechen über die aktuelle Situation.

15 Wer war eigentlich …? 16 Briefe an uns 18 Aus der Szene 19

Kein Igel

Die Neue im Sozialen: Interview mit Hannovers frisch gewählter Sozialdezernentin Konstanze Beckedorf. Bei Asphalts Stadt­ rundgang hat sie sich zuvor kundig gemacht.

22 Aus der Szene 23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben

von Asphalt-Verkäufer René

26 Rund um Asphalt 27 Impressum 29 Vertrauliche Geburt:

Zwei Jahre nach Einführung des Gesetzes

32 Die Lesebühne

Katja Merx: Mit Kafka auf der Meilenbank

34 Buchtipps 35 Mai-Tipps 38 Ihr Engagement

Titelfoto: suze/photocase.de

39 Silbenrätsel

Das Asphalt-Prinzip

Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


in unserem großen Asphalt-Team hat sich Unruhe breit gemacht. Unter den Verkäuferinnen und Verkäufern wird heftig diskutiert – über die Geflüchteten. Nehmen die ihnen das bisschen weg, was ihnen eigentlich zustünde, billige Wohnungen, Termine bei der Sozialberatung, Kleiderspenden? Vorurteile werden deutlich, durch nichts bewiesen, aber sie kon­ struieren eine gefährliche Konkurrenz der Armut. Dazu passt, dass konservative Medien die Wohnungslosenhilfe bereits »kurz vor dem Kollaps« sehen, oder bei der Essensausgabe der gemeinnützigen Tafeln eine »Basarmentalität« beobachten, die Menschen aus arabischen Ländern mitgebracht hätten. Rechte Politiker reiben sich die Hände, ein Verteilungskampf unter den Armen treibt ihnen Stimmen zu. Zumal längst auch Bürger Abstiegsängste beschwören, die keineswegs zu den Armen gehören, sondern die in der satten Mitte unseres Wirtschaftssystems leben. Dem Gemisch aus Falschinformationen, Propaganda und Fremdenhass setzen wir unser Titelthema entgegen: Armut in Deutschland und die Ursachen. Dieses Land ist reich – aber tief gespalten. In den letzten Jahren hat es sich zu einem der ungleichsten Länder unter den Industrie­ nationen entwickelt. Seit der Wiedervereinigung wurde die soziale Kluft immer gravierender. Da gibt es einerseits einhundert Milliardäre und eine Million Millionäre in Deutschland, andererseits müssen 40 Prozent der alleinerziehenden Mütter Hartz IV beziehen und knapp eine Million Senioren verteilen Werbung, schleppen Kisten, reinigen Toiletten, weil ihre winzige Rente nicht reicht. Konjunktur für Luxusvillen und Containerdörfer. Sozialer Wohnungsbau fand lange Zeit kaum statt. Jetzt, weil die Geflüchteten Wohnungen brauchen, kommt Bewegung in die Branche. Nehmen wir das als Chance. Zuwanderer sind nicht der Grund für die Armut. Armut gab es schon vorher. Sie wurde von Politikern oder ihren Wirtschaftsexperten gern weg gerechnet. Jetzt wird sie sichtbarer, weil mehr Menschen Unterstützung brauchen. Das ist die Gelegenheit, in unserem wohlhabenden Land an die Armutsbekämpfung zu gehen. Armutskonkurrenz beseitigt die Not nicht, sie verschlimmert sie. Ihre

Hanna Legatis · Mitherausgeberin von Asphalt

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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Foto: Picture-Alliance/blickwinkel/McPHOTO

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Autarkie im Jahr 2050 Hannover. In gut 30 Jahren soll Niedersachsen seine Energieversorgung komplett aus heimischen erneuerbaren Quellen sicherstellen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Umweltminister Stefan Wenzel im April vorgestellt hat. »In Paris hat die Weltgemeinschaft die Ziele für den Klimaschutz gesetzt. Jetzt geht es um das Wie«, sagte Wenzel. »Dabei soll der ökonomisch und ökologisch effizienteste Weg gegangen werden. Wichtig ist, dass das Zieldreieck von Umweltschutz, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit eingehalten wird. Mit dem Gutachten zeigen wir, wie Niedersachsen die Beschlüsse des Weltklimagipfels umsetzen kann. Die Aufgabe ist sehr anspruchsvoll, aber machbar.« Laut Professor Martin Faulstich vom Umwelttechnik-Institut Clausthal werde Strom im Jahr 2050 durch die Energiewende nicht teurer sein. MAC

Adebar ist wieder da Verden/Cuxhaven. Weißstörche kommen zurück. Nicht nur zur Stippvisite. Immer mehr nisten in Niedersachsen – und zwar rekordverdächtig viele. Vor 30 Jahren galten sie als beinahe ausgestorben, jetzt sind laut Naturschutzbund Niedersachsen wieder hunderte Paare zwischen Ems und Elbe gezählt worden. Im Landkreis Cuxhaven rund 100 Paare, 130 in der Wesermarsch. Insgesamt haben die NABU-Mitarbeiter im Jahr 2015 772 Weißstorchpaare, darunter etliche Neuansiedler, in Niedersachsen und Bremen registriert. Diese zogen genau 1.497 Jungstörche groß. »Damit wurde das gute Ergebnis von 2014 mit 1.137 flüggen Jungen um 32 Prozent übertroffen. Das ist das beste Resultat seit 44 Jahren«, erklärte Hans-Jürgen Behrmann von der LAG Weißstorchschutz im NABU Niedersachsen. Störche brauchen Feuchtgebiete, in denen sie Nahrung für ihren Nachwuchs finden. Durch intensive Landwirtschaft, die Trockenlegung von Äckern und Wiesen und Überdüngung ist der Lebensraum für Weißstörche zuletzt knapp geworden. Wiedervernässung und Bruthilfen haben den einst traurigen Trend jetzt offenbar umgekehrt. MAC

Für freie Strände Wilhelmshaven. Die Strandrebellen geben nicht auf: Jasmin Roos und Janto Just aus Wilhelmshaven und Schortens wollen für den freien Zugang zum Nordseestrand im Wangerland jetzt vor das Bundesver waltungsgericht (BVer wG) ziehen. Das Oberver waltungsgericht Lüneburg (OVG) hatte im Januar entschieden, dass Ein heim ische kein natürliches Recht auf freien Zugang zu den von der Wangerland Touristik GmbH gepachteten Stränden haben. Das private kommerzielle Interesse des Pächters sei höher zu bewerten als die Interessen der Einheimischen. Der Strand darf weiterhin abgesperrt werden. Das OVG hatte zugleich die Revision seines Urteils nicht zugelassen. Dagegen haben Just und Roos jetzt Beschwerde beim BVerwG eingereicht. MAC


Hilfe gegen Islamisten

Hannover. Landesbischof Ralf Meister hat sich für einen sehr baldigen Abschluss der umstrittenen Staatsverträge mit den großen muslimischen Verbänden in Niedersachsen ausgesprochen. Im Niedersächsischen Landtag war es Anfang April erneut zu Kritik am geplanten Vertragsabschluss gekommen. Dabei geht es neben religiösen Feiertagen um ein even­t uell nicht ausreichendes Bekenntnis der Verbände zur Gleich­ berechtigung der Geschlechter und um das Für und Wider von Gebetsräumen in Schulen. Der Vertrag war eigentlich schon für den vergangenen Winter vorgesehen. Nun werden die Unterschriften für Sommer geplant. Meister sagt nun: »Die Erfahrungen in vielen Gemeinden unserer Landeskirche und im Haus der Religionen zeigen, dass interreligiöse Begegnungen und Dialoge gelingen, wenn sie sensibel und respektvoll geprägt sind. Wir brauchen Verträge, die mit einer breiten Mehrheit die islamischen Gemeinschaften anerkennen und sich mit ihnen über Rechte und Pflichten in unserem Staat verständigen.« MAC

Hannover. Ein Jahr Beratungsstelle gegen NeoSalafismus – die Bilanz: Seit Mai 2015 hat das vierköpfige Team des vom Land finanzierten Vereins »beRATen« 74 Fälle bearbeitet. Das waren 74 verhinderte Ausreisen in die ISIS-Terrorcamps. »Uns allen ist bewusst, dass der Salafismus die derzeit dynamischste islamistische Bewegung weltweit ist«, so Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt. »Die Attraktivität der radikalen und zum Teil auch gewaltbereiten Ideologie des Neo-Salafismus ist kein rein religiöses, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem, dem wir entschlossen und frühzeitig entgegentreten müssen.« Die meisten Hinweise auf eine Radikalisierung der Jugendlichen kamen von Familienangehörigen selbst. Daneben von Schulen und der Jugendhilfe. »Es gab auch viele Anfragen und großes Interesse aus der muslimischen Community bezüglich der Beratungsstelle, weil das Thema in den Jugendgruppen reges Interesse findet und noch nicht überall eine Sensibilisierung stattfinden konnte«, sagt Vereinsvorsitzende Emine O uz. Das Sozialministerium stellt im Jahr 2016 rund 500.000 Euro zur Verfügung. MAC

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Niedersachse ist ehren­amtlich tätig. Genau 3,24 Mio. Menschen im Land. So eine Studie des Bundesfamilienministeriums. Innerhalb

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von 5 Jahren ist die Quote im Land von 40,8 % auf 46,2 % gestiegen. Bundesdurchschnitt: 40%. Von den 3,24 Mio. arbeiten in Sportvereinen 16,3 %, in Schulen und Kitas 9,1 % und im Sozial-

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Bischof für Muslimverträge

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ANGESPITZT

Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Lernfähigkeit und Gesundheit von Schülerinnen und Schülern sich schlagartig bessern würden, ließe man die Kleinen morgens nur länger schlafen. Ja, Potzteufel! Manchmal ist man doch verblüfft, zu welch bahnbrechenden Erkenntnissen Wissenschaft fähig ist. Doch damit noch nicht einmal genug. In der ehrwürdigen Harvard-University in Boston/USA ist man jetzt noch einen Schritt erkenntnisreicher: Tests und Klausuren fallen immer dann besser aus, wenn Kinder vorher eine längere Pause hatten, heißt es von dort. Deren Tipp: Der inneren Uhr von Kindern Zeit geben, Konzentration durch Regeneration fördern, dann klappt’s auch mit den Noten. Und was hören wir ob dieser nagelneuen, ja geradezu revolutionären Erkenntnisse seitens des Niedersächsischen Kultusministeriums – der heiligen Stätte schulpolitischer Visionen? Nichts! Außer einem Runderlass. Darin lässt uns die nimmermüde Kämpferin für gesunde Bildung wissen: Der Unterrichtsbeginn solle »in der Regel nicht vor 7.30 Uhr liegen«. Ja hätte sie doch nur länger

»KLUG MIT SCHLAF«

geschlafen. Niedersachsens Interimsministerpräsident David McAllister war da schon mal weiter. Als halber Brite wollte er vor Jahren dem Vorbild von der Insel folgen und forderte – leider halb im Scherz – 9 Uhr als Schulbeginn. Doch mit McAllister hat sich auch schnell die Debatte um unser wichtigstes Gut wieder hingelegt und noch mal umgedreht. Mal sehen, wann sie wieder aufsteht.

Volker Macke


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Foto: Picture-Alliance/blickwinkel/McPhoto

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LAWINE DER ARMUT Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, über Armut in Niedersachsen und Deutschland. Und über notwendige Schritte, um die Lage der Armen zu verbessern. Wie zeigt sich Armut für Sie ganz konkret in Deutschland?

gen, kommen nicht mehr raus, weil sie einfach kein Geld dafür Wir sehen jetzt noch mehr Flaschensammler, noch mehr Bett- haben. Um mitzuhalten im täglichen Leben. Diese verborgene ler als früher. Wir sehen in Berlin am Landesamt für Gesund- Armut hat deutlich zugenommen. heit und Soziales Menschen, die unbestritten arm sind und hier sind ohne wirklich sichere Perspektive. Andererseits ist Viele Politiker wie Arbeitsministerin Andrea Nahles, aber die Armut – wie in den vergangenen Jahren auch schon – nicht auch einige Journalisten sind der Meinung, dass es in überall sofort ersichtlich. Viele Menschen, die arm, aber nicht Deutschland gar keine richtige Armut gibt, sondern dass obdachlos sind, die sieht man nicht, die leben zurückgezo- es einzig eine Frage der richtigen Definition sei.


Das ist der offensichtliche Versuch, der aber immer läuft, wenn es um Armut geht, von politisch Verantwortlichen, aber auch der sehr reichen Menschen, Armut klein zu schreiben, so dass sie handbar wird und kein besonderes Problem darstellt. Klar ist, wer über Armut in Deutschland spricht, der stellt erstens den Politikern ein Armutszeugnis aus und zweitens fordert er das Teilen ein. Das richtet sich gegen diejenigen, die sehr viel haben, und daher diese Allianz von Wirtschaftsliberalen, Neoliberalen und auch manchem Politiker gegen die Skandalisierung von Armut.

Der Spiegel-Redakteur Guido Kleinhubbert hat den Armutsbericht des Paritätischen extrem kontrovers kommentiert und sich zu der Aussage verstiegen, Sie würden den »Blues vom armen Deutschland singen«. Dazu fällt mir gar nichts mehr ein, der Mann hat jegliches Niveau verloren.

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a m n e s t y a f t e r wo r k Schreiben Sie für die Menschenrechte – gegen Verfolgung, Gewalt und Folter

In Ihrem Buch »Kampf um die Armut« sagen Sie, dass Ihnen der Umgang mit den Armen bereits in der Sprache auffällt. Ja. Das ist schon so, dass wir im neoliberalen Lager sehr kunstfertige Wortverdreher haben. Das läuft schon jahrelang so. Da wird über Sprache ganz subtil versucht, Politik zu machen. Menschen, die gütig sind und für andere etwas Gütiges einfordern, werden als Gutmenschen lächerlich gemacht, als Menschen, die nicht mehr in die Zeit passen. Aus Menschen, die über Alternativen zum Ökonomismus nachdenken, werden Bedenkenträger, Querulanten, Störer gemacht. Und wenn man bedenkt, dass ihnen gelungen ist, aus der Gerechtigkeitsdebatte eine Neiddebatte zu machen, dann muss man sagen, diese Menschen haben ihr Handwerk gelernt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich auch den Armutsbegriff vorknöpfen und sagen, es gibt doch eigentlich gar nicht so viel Armut wie behauptet oder Armut ist nicht schon dann da, wenn Menschen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens haben, sondern Armut beginnt erst dann, wenn echtes Elend auftritt. Damit versuchen sie, die harten Wirklichkeiten zu kaschieren.

Arbeitslosigkeit macht arm … Ja, mehr als die Hälfte der Arbeitslosen lebt in Armut. Unsere sozialen Sicherungssysteme sind offenbar nicht mehr in der Lage, diese Menschen wenigstens noch am Rand der Mitte dieser Gesellschaft zu halten. Das ist die Auswirkung der Abschaffung der Arbeitslosenhilfe, der Verkürzung des Bezugs von Arbeitslosengeld I und von Hartz IV.

Überschuldet, arm und krank?

Gemeinsam für die Menschenrechte Sie können helfen: Wir laden Sie herzlich ein, uns montags zu besuchen. Lassen Sie Ihren Tag mit einer guten Tat bei Kaffee, Tee und Gebäck ausklingen, indem Sie sich mit Faxen, Petitionen oder Briefen gegen Menschenrechtsverletzungen in aller Welt einsetzen. Öffnungszeiten: Montag 18 bis 19 Uhr after work cafe Dienstag 11 bis 12 Uhr, Donnerstag 18.30 bis 19.30 Uhr amnesty Bezirksbüro Hannover Fraunhoferstraße 15 · 30163 Hannover Telefon: 0511 66 72 63 · Fax: 0511 39 29 09 · www.ai-hannover.de Spenden an: IBAN: DE23370205000008090100 · BIC: BFSWDE33XXX Verwendungszweck: 1475

Wir haben heute rund zehn Prozent überschuldete, geschäftsfähige Menschen. Überschuldet bedeutet, dass es mittelfristig keine Perspektive dafür gibt, wann sie ihre Verpflichtungen überhaupt wieder bedienen können. Zu diesem riesigen Schuldenstand hat kurioserweise eine Änderung in der gesetzlichen Krankenversicherung beigetragen, die eigentlich gut gemeint war: Jeder sollte krankenversichert sein, und zwar, ob er es weiß oder nicht. Diese Krankenversicherungspf licht wurde 2007 beschlossen. Wenn jemand glaubt, er sei gar nicht krankenversichert, muss aber zum Arzt und stellt dann fest, er war vielleicht schon drei Jahre lang versichert, da häufen sich dann Schulden an. Solange er diese Schulden nicht abbezahlt hat, erhält er auch


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keine vollwertige ärztliche Betreuung. Das ist ein Hannover hat traditionell sehr viel Armut, hat sich aber in der echter Teufelskreis. Insbesondere kleine Selbststän- Armutsquote auch erstmals wieder verbessert, liegt jetzt mit dige, die einen Kiosk oder Laden betreiben oder als 19,6 wieder unter 20 Prozent, das muss man erst einmal positiv registrieren. Es gibt in Niedersachsen einige Artefakte, wie in Dienstleister arbeiten, sind davon betroffen. Göttingen zum Beispiel. Typische Studenten-Städte haben eine höhere Armut, weil Studenten nun mal weniger Geld haben als Reiches Deutschland – arme Kinder … Bei Kindern gibt es eine bundesweite Hartz-IV- andere Gruppen. Die treiben dann schon mal die Armutsquote Quote von über 15 Prozent. In Gelsenkirchen bei- nach oben. spielsweise leben sogar 40 Prozent aller Kinder im Hartz-IV-Bezug! Die anhaltend hohe Kinderarmut Wie sieht die Arbeit des Paritätischen zur Bekämpfung des in einem der reichsten Länder der Welt ist beschä- Armutsproblems aus? mend. Die Lebenswelten klaffen schon in Kindheit Wir verwenden sehr viel Mühe darauf, die Öffentlichkeit aufund Jugend ganz enorm auseinander. Die einen zuklären. Wenn in der Öffentlichkeit nicht die Meinung vorkönnen nicht mal auf die Klassenfahrt mitfahren, herrscht, wir wollen diese Armut nicht, wir wollen alle Menweil da fünf Euro fehlen, die anderen veranstalten schen mitnehmen, dann wird auch die Politik nicht reagieren. Abiturbälle, da kostet die Eintrittskarte 60 Euro pro Deshalb ist Öffentlichkeitsarbeit so wichtig. Wir müssen die Nase und mehr. Diese Schere bekommt man selten Menschen erreichen. Nur dann macht es auch Sinn, politische geschlossen, da darf man sich nichts vormachen. Arbeit im Sinne von klassischer Lobbyarbeit zu machen, die Durch Fleiß allein kann man sich heute in Deutsch- dann häufig im Detail läuft, zum Beispiel bei der Frage, wie land keinen Wohlstand, geschweige denn Reichtum kann man Einfluss auf Rentenreformen oder die Erhöhung der mehr erarbeiten.

Es gibt keine Gruppe, in der die Armut seit 2005 schneller zugenommen hat, als die der Rentner, nämlich um 46 Prozent! Das ist zehn Mal schneller als beim Rest der Bevölkerung. Erstmals seit 2005 haben Rentner auch eine höhere Armutsquote als der Durchschnitt. In den nächsten Jahren kommen immer mehr Menschen ins Rentenalter, die langzeitarbeitslos oder mehrfach arbeitslos oder im Niedriglohnsektor tätig waren und deshalb keine ausreichende Rente erhalten werden. Deshalb wird diese Zahl mindestens im gleichen Tempo weiter wachsen, wenn nicht sogar noch schneller. Wir müssen deshalb ohne zu übertreiben von einer Lawine der Altersarmut sprechen, die auf uns zurollt.

Bremen ist der unrühmliche Spitzenreiter in Sachen Armut mit einer Quote von 24,1 Prozent. Wie Bremen betrifft das viele Städte mit einem Speckgürtel. Viele Menschen arbeiten in Bremen, wohnen aber im Umland, wo man günstig leben kann, und zahlen dort auch ihre Steuern. Bremen hat aber auch enorme Strukturprobleme als Werftenstadt, die längst nicht überwunden sind. Alles zusammen führt dann zu dieser hohen Armutsquote.

Wie sieht es in Hannover aus?

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Fakten zur Armut Ulrich Schneider (Foto) ist seit 1999 Hauptgeschäfts­f ührer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, des Dachverbandes für rund 10.000 Mit­ gliedsorganisationen aus dem sozialen Bereich. Der Armutsbericht 2016 des Paritätischen beleuchtet auf 115 Seiten Fakten zur Armutslage in Deutschland. Demnach waren 12,5 Millionen Menschen in Deutschland im Jahr 2014 arm. Das sind 15,4 Prozent der gesamten Bevölkerung, bei Kindern und Jugendlichen waren es sogar rund 19 Prozent. Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens hat. Spitzenreiter war das Bundesland Bremen, das mit einer Armutsquote von 24,1 Prozent deutlich über dem bundesdeutschen Schnitt liegt. Aber auch in Niedersachsen ist die Situation sehr ernst, dort betrug die Quote 15,8 Prozent; in der Landeshauptstadt Hannover gar 19,6 Prozent (Region Osnabrück 14,8 Prozent, Landkreise Goslar und Göttingen 19,2 Prozent). Millionen von Menschen werden dadurch ausgegrenzt und in Subkulturen abgedrängt. Kostenloser Download aller Armutsberichte des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes unter www. der-paritaetische.de. AD Foto: Paritätischer

Wird Altersarmut ein Massenphänomen?

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Hartz-IV-Sätze nehmen, auch auf die Abschaffung der unsinnigen Sanktionspolitik bei Hartz IV oder die Wiedereinführung der einmaligen Leistungen in Hartz IV? Lobbyarbeit muss sich also anders als die Öffentlichkeitsarbeit mit dem Kleingedruckten auseinandersetzen.

Wie könnte man Armut wirksam bekämpfen? Wir brauchen öffentlich geförderte Beschäftigung. Wir können nicht länger eine Million Langzeitarbeitslose, die Alleinerziehenden und ihre Kinder im Regen stehen lassen. Wir brauchen dringend eine auskömmliche Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze und der Grundsicherung im Alter und insgesamt ein sanktionsfreies System der Grundsicherung. Wir benötigen ein Bildungssystem, das alle Menschen mitnimmt, mit gleichen Chancen für alle Kinder. Es geht aber auch um Teilhabe generell. Wir brauchen kostenfreie soziale und kulturelle Angebote angefangen vom Schwimmbad, über Jugend­zentren, Bibliotheken bis hin zu Musikschulen, wo Kinder aus armen Familien gratis das bekommen, was sie brauchen. Deutschland kann sich das sehr wohl leisten, wir müssen es nur machen! Voraussetzung dafür ist eine andere Steuerpolitik. Wir müssen die Kommunen deutlich stärken. Wir kommen, wenn wir eine offensive Sozialpolitik betreiben wollen, an der Einführung einer Vermögenssteuer, einer gerechteren Erbschaftssteuer und einer stärkeren Besteuerung sehr hoher Einkommen nicht vorbei.

Gibt es eine Zusammenarbeit in der Armutsbekämpfung, beispielsweise mit der Nationalen Armutskonferenz oder anderen potenziellen Bündnispartnern? Ja, wir haben unseren Armutsbericht erstmalig mit mehreren Partnern – dem Kinderschutzbund, dem Kinderhilfswerk, mit Pro Asyl, mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) – erstellt und herausgegeben. Das signalisiert auch: Ja, wir sind viele in Deutschland! Wir werden gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund am 7./8. Juli in Berlin den ersten Armutskongress unter dem Motto »Zeit zu(m) Handeln!« veranstalten, dazu kommen bislang 20 bundesweite Organisationen. Mit dem DGB hatten wir übrigens zehn Jahre lang auf diesem Feld nicht mehr zusammengearbeitet, es ist schön, dass das wieder geht. Dass der DGB so offensiv beim ersten Armutskongress einsteigt, ist ein ganz starkes Statement.

Wie wird sich die Armut in Deutschland in den nächsten Jahren entwickeln, wenn nicht gegengesteuert wird? Dann wird diese Gesellschaft noch weiter auseinanderklaffen. Dann werden ganze Landstriche veröden. Dann werden wir immer mehr Kommunen haben, die nicht einmal mehr die notwendige Infrastruktur anbieten können. Dann werden wir das Problem haben, wie wir die momentan rund 365.000 Kinder der Flüchtlinge in den Kommunen so integriert bekommen, dass es für alle passt. Es liegt an uns, wie sich die Armut entwickelt. Wir müssen jetzt gegensteuern. Wir müssen vor den Bundestagswahlen 2017 sehr aktiv werden. Wir brauchen eine Politik der Umverteilung! Interview: Andreas Düllick

Foto: Westend-Verlag

Das aktuelle Buch zu diesem Thema Ulrich Schneider ist auch Herausgeber eines Buches mit dem Titel »Kampf um die Armut« (Verlag Westend, 205 Seiten, 14,99 Euro). Darin kommen er selbst und vier weitere Kenner und Kritiker der Armutslagen in Deutschland zu Wort. Friedhelm Hengsbach, Jesuit und emeritierter Professor für Christliche Gesellschaftsethik, beschreibt die verheerenden Verlusterfahrungen, die mit Armut einhergehen: Mangel an sozialer Teilhabe, Bildung, Medizin zum Beispiel. Er zeigt auch, dass die wahren Zahlen der Arbeitslosigkeit in Deutschland nach wie vor geschönt werden. Und fordert, dass der immer wieder verschobene 5. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung eindeutiger als die vorhergehenden Berichte den immensen Reichtum und die damit einhergehende Macht einer kleinen Bevölkerungsgruppe darstellen müsse. Rudolf Martens, Leiter der Paritätischen Forschungsstelle sowie Mitglied der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, analysiert, warum die Zahl der Tafeln für Arme weiterhin steigt. Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge schreibt über »relative Armut«, also die Formen von Armut in unserem sehr reichen Land. Stefan Sell, Professor für Volkswirtschaftslehre, betont, dass die Armutsforschung in den letzten Jahrzehnten wichtige Erkenntnisse gewonnen hat – ein Großteil der öffentlichen Diskussion aber mit Absicht bei der Feststellung hängen geblieben sei, dass es in Deutschland doch gar keine Armut mehr gebe. Ulrich Schneider bringt zahlreiche Beispiele, wie der Begriff »Armut« in den vergangenen Jahren im öffentlichen Diskurs um- und sogar wegdefiniert wurde. SCH


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Gemalt im Frauenhaus

SCHUTZ FÜR FRAUEN

Die drei Frauenhäuser in Stadt und Region Hannover können zusammen rund 100 Frauen und Kinder aufnehmen. Wie schon einmal, Anfang der 90er Jahre, sind jetzt wieder alle Plätze ständig belegt. Gewalt gegen Frauen ist ein akutes Thema. Und Wohnungsnot. »Wir sind immer voll belegt. Das gibt es nicht mehr, wie es früher mal war, dass das Haus in einigen Phasen etwas weniger belegt ist. Seit zwei Jahren sind wir durchgehend voll.« So fasst Dorit Rexhausen die Lage zusammen. Sie leitet das Frauenund Kinderschutzhaus Hannover, das 1978 gegründet wurde. Ute Vesper stimmt ihr zu. Sie ist die Leiterin des Frauenhauses der AWO in der Region Hannover, das seit 21 Jahren besteht. Und auch Afsaneh Zandi bestätigt diese Erfahrung. Sie ist Sprecherin des Autonomen Frauenhauses, des ältesten Frauenhauses in Hannover (gegründet 1977). Die drei Fachfrauen sagen: »Die Lage in den Frauenhäusern ist ein Abbild der

Gesellschaft in der Vielfalt der Kulturen. Wir wissen, unsere Frauen kommen aus allen Schichten der Gesellschaft. Genauso findet auch in allen Kulturen Gewalt gegen Frauen statt.« Und die Zahl der Frauen, die Schutz suchen müssen in den Frauenhäusern, steigt. Die Zahl der Wohnungen aber, die sie für ein neues Leben finden könnten, sinkt. Genauer gesagt: geht derzeit gegen Null. Frauen flüchten meist erst nach schweren Misshandlungen ins Frauenhaus. Bei einer ersten Gewalttat hoffen sie noch, der Mann könne sich ändern, es handle sich bei der Tat um eine absolute Ausnahme. Die Erfahrung zeigt aber: Auf erste


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Gewalttaten folgen weitere, schlimmere, auch vor den Augen Polizei nicht die Tür öffnen, wenn der Mann es verder Kinder. Afsaneh Zandi: »Manchmal kommen Frauen zu wehrt. Sie hat dann keine Chance, an ihre Sachen uns direkt aus dem Krankenhaus, wo sie wegen starker Verlet- zu kommen. Die Unversehrtheit der Wohnung ist in zungen behandelt wurden.« Im Frauenhaus finden sie Schutz, diesem Fall der höhere Wert gegenüber dem Recht Hilfe, eine neue Perspektive, auch mit ihren Kindern. Dorit der Frau auf ihre Papiere und persönlichen Dinge. Rexhausen: »Viele Frauen sind erleichtert, weil wir die Ersten Afsaneh Zandi: »Da sind noch einige Lücken im sind, die ihnen zuhören – und glauben. Wir glauben ihnen, Gewaltschutgesetz!« dass sie sich in Lebensgefahr befinden.« Wichtig für ein neues In vielen Fällen wäre die beste Lösung, wenn Leben wäre im Anschluss an die Zeit im Frauenhaus eine Woh- die Frau eine neue, bezahlbare Wohnung in einem nung, die günstig genug ist, dass sie zunächst von der Sozial­ anderen Stadtteil fände. Aber, so Ute Vesper: »Die behörde bezahlt wird, bis die Frau wieder an ihren Arbeitsplatz Frauen stehen bei der Wohnungssuche in Konkurgehen kann oder eine Arbeitsstelle gefunden hat. renz mit anderen Personen auf dem WohnungsIm Rückblick war das Jahr 2002 ein wichtiger Einschnitt in markt, die finanziell meist auch nicht gut gestellt der Arbeit der Frauenhäuser: Das Gewaltschutzgesetz trat in sind: Haftentlassene, Wohnungslose, psychisch Deutschland in Kraft. Es besagt in seinem Kern: Der gewalt- Belastete, Studentinnen und Studenten. Da ist ein tätige Mann muss gehen. Die Polizei kann ein Näherungs- Riesen-Engpass in der Wohnungsversorgung, der verbot gegen ihn aussprechen, das heißt, er muss die gemein- allerdings absehbar war.« same Wohnung verlassen, die Schlüssel abgeben. Dies je nach Wie viele andere soziale Einrichtungen mahnSchwere des Falles für zehn Tage oder, mit Beschluss des Amts- ten auch die Frauenhäuser schon vor Jahren, dass gerichts, auch bis zu einem halben Jahr. die kommunalen Belegrechte an SozialwohnunAnfang der 90er Jahre war durch viele Paare und Familien, gen auslaufen. Sie drängten darauf, dass die Belegdie aus den östlichen Bundesländern nach der Maueröffnung rechte erneuert und auch mehr Wohnungen gebaut in den Westen kamen, prozentual auch der Bedarf an Plätzen werden müssten, weil sonst Wohnungsnot drohe. in Frauenhäusern gestiegen. Und der Bedarf an Wohnungen für Frauen, die sich von ihren gewalttätigen Männern getrennt hatten. »Hannover reagierte damals auf unseren Hinweis Deutschland zögert mit einer eigenen Stelle, die alleinerziehenden Müttern bei Istanbul-Konvention: Dieses Vertragswerk des der Wohnungssuche half. Das brachte Erleichterung, wurde Europa­rates von 2014 gilt als Meilenstein im Schutz aber nach zwei Jahren wieder eingestellt«, erinnert sich für Frauen vor häuslicher Gewalt. Viele Staaten sind Dorit Rexhausen. Darum war das Gewaltschutzgesetz von bereits beigetreten, die Bundesrepublik zögert 2002 ein qualitativer Sprung in der Hilfe für die Frauen: Das noch. Die Konvention verlangt koordinierte MaßAnrecht auf das Wohnen in der bisherigen Wohnung liegt seitnahmen bei Schutz- und Unterstützungsangeboten dem beim Opfer, egal, wem die Wohnung gehört oder wer als sowie im Straf-, Zivil- und Ausländerrecht. Die StaaHaupt­m ieter eingetragen ist. ten werden verpflichtet, »Mit der Polizei machen wir jetzt gute Erfahrungen. Das – barrierefreie Schutzhäuser zu gewährleisten, die Schutzrecht, das die Frauen als Gewaltopfer haben, ist bei der auch die Situation von Frauen mit Behinderungen Polizei inzwischen auf allen Ebenen akzeptiert und wird aktiv oder Geflüchteten ohne Papiere berücksichtigen, umgesetzt. Das war in den ersten Jahrzehnten nach Gründung – die Leiden von Kindern als Zeugen häuslicher der Frauenhäuser noch ganz anders«, so Dorit Rexhausen. Ein Gewalt, die Auswirkungen miterlebter Gewalt auf kritischer Punkt in den Hilfeabläufen ist stets, wenn eine Frau das Kindeswohl sowie die Kollision von Gewaltdem gewalttätigen Partner entronnen und im Frauenhaus schutz und Umgangsrechten aktiv zu beachten, angekommen ist. Dann ist rechtlich meist noch nicht alles – bei jeder Entscheidung der Familiengerichte geregelt, aber sie muss noch einmal notwendig in die gemeinüber das Sorge- und Umgangsrecht die häusliche same Wohnung zurück, um Dokumente, Ausweise und perGewalt zu berücksichtigen sowie sicherzustellen, sönliche Dinge, auch für die Kinder, zu holen. Dabei wird sie dass die Rechte und die Sicherheit der Frauen und nun immer von Mitarbeiterinnen des Frauenhauses und von der Kinder nicht gefährdet werden. der Polizei begleitet. In die Wohnung hinein darf sie zu diesem Frauenhäuser und andere Institutionen, die Frauen Zeitpunkt allerdings nur, wenn sie so geistesgegenwärtig war, helfen, mahnen dringend an, dass Deutschland die bei der Flucht ihre Schlüssel mitzunehmen. Ist der Mann der Istanbul-Konvention ratifiziert. SCH Hauptmieter und hat die Frau keinen Schlüssel, darf ihr die

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Genau dies ist nun eingetreten. Dorit Rexhausen: »Wir freuen uns dennoch, dass Erwin Jordan, Sozialdezernent der Region Hannover, uns im vergangenen Jahr noch einmal angehört hat. Es wird nun ein Arbeitskreis gegründet, um Wege zu finden, mehr Wohnraum zu schaffen, auch für unsere Frauen. Das Frauenhaus soll ja eigentlich eine vorübergehende Phase sein, eine Zwischenstation. Durch die Wohnungsnot wird aber das Frauenhaus immer mehr zum Lebensmittelpunkt, zu einer längeren Wohnphase. Also dringender Appell: mehr Wohnungen, damit die Frauen zügig hier herauskommen.« Erwin Jordan nannte im April 2016 auf einer Pressekonferenz zum Mietniveau in der Region Hannover eine aktuelle Zahl: »Es fehlen derzeit in Hannover und der Region 2.000 Wohnungen pro Jahr im günstigen Mietpreissektor.« Folge dieser Unterversorgung: Frauen, die stabilisiert sind, können nicht aus dem Frauenhaus ausziehen, weil sie keine Wohnung finden, gerade auch Mütter mit mehreren Kindern. Und Frauen, die dringend einen Platz im Frauenhaus bräuchten, können nicht einziehen. »Noch wissen wir uns zu helfen«, sagen die Leiterinnen. »Wir haben ein Netzwerk der Frauenhäuser in

Foto: R. Schwarzbauer

Kontakt Frauenhäuser Stadt Hannover: Autonomes Frauenhaus, Plätze für 36 Frauen und Kinder, Telefon 0511 – 66 44 77, Internet: www.frauenhaus-hannover.org Frauen- und Kinderschutzhaus, Plätze für 33 Frauen und Kinder, Telefon 0511-698646, Internet: www.frauenschutzhaushannover.de Region Hannover: Frauenhaus der AWO für die Region Hannover, Plätze für 27 Frauen und Kinder, Telefon 0511 – 22 11 02, Internet: www. por tale.awo - hannover.de/bera tung - betreuung /frauen / frauenhaus Niedersachsen: Die Kontaktdaten zu den rund 40 Frauenhäusern sind zu finden unter Internet: www.soziales.niedersachsen.de

Engagierte Leiterinnen: Dorit Rexhausen, Afsaneh Zandi, Ute Vesper (v.l.)

Niedersachsen geschaffen, das sind rund 40 Häuser, und darüber hinaus in den angrenzenden Bundesländern. Aber der Wohnungsmangel ist einfach eklatant. Lange können wir uns nicht mehr gegenseitig aushelfen. Es wird einfach zu wenig gebaut im günstigeren Sektor. Es gibt zwar eine rege Bautätigkeit, aber alles viel zu teuer für unsere Frauen.« Nicht nur beim Wohnraum, auch bei weiteren Problemen schlagen die Frauenhäuser Alarm: – Häufig wird von den Gerichten entschieden, dass der Vater die Kinder an der Haustür abholen und sogar über Nacht behalten kann, obwohl die Frau eine Schutzanweisung hat. Sie ist gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden mit Rippenbruch und anderen Verletzungen. Es ist bescheinigt, dass er gewalttätig ist, und dennoch kann er die Kinder sehen. Die Frauenhäuser wünschen sich eine gute Vernetzung mit den Jugendämtern und Verständnis dafür, dass Männer, die Gewalt anwenden, eine genaue Überprüfung bekommen müssen. Rexhausen: »Die Kinder haben vieles mitbekommen. Und dann müssen sie zu dem Misshandler, weil er das Besuchsrecht hat. Der Appell geht an die Richterinnen und Richter, die Anwältinnen und Anwälte, hier sehr sensibel zu entscheiden.« – Die Kostenträger müssten Geld bereit stellen für dringend notwendige Renovierungen. Alle Häuser sind mehrere Jahrzehnte intensiv bewohnt und bräuchten eine Grunderneuerung. Positives Beispiel: Stadt und Region Hannover sowie der Förder verein ermöglichten dem Autonomen Frauenhaus einen Anbau mit sechs Plätzen, indem nun erstmals auch Frauen und Kinder, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, unterkommen. – Es bedarf einer höheren Anzahl an Therapeutinnen. Derzeit gibt es insbesondere zu wenige Traumatherapeutinnen, und Traumatherapie wird nicht einmal von den Krankenkassen bezahlt. – Für nachhaltige Hilfe wäre ambulante Nachsorge ein wichtiger Baustein. Wenn Frauen das Frauenhaus verlassen haben und wieder selbstständig wohnen, haben sie oft noch stundenweise Beratungsbedarf. Dorit Rexhausen: »Es wäre seht gut, wenn Sozialarbeiterinnen die Frauen und ihre Kinder noch für einige Zeit zu Hause besuchen könnten. Die bestehenden Stellen reichen dafür aber nicht aus.« Renate Schwarzbauer


Foto: Picture-Alliance/dpa

… FALCO? Wiener Schmä h, mehrsprachiger Sprechgesa ng und t heat ra lische Posen: Als der Österreicher Johann »Hans« Hölzel Anfang der 1980er Jahre als Kunstfigur Falco die europäi­schen und später auch die US-amerikanischen Charts stürmte, sprengte er nicht nur die Grenzen der sprachlichen Monotonie, sondern für viele auch die des guten Geschmacks. Denn der optische Traum aller Schwiegermütter – vornehm in Wellen zurückgegeltes Kurzhaar, perfekt sitzender Smoking, tiefe Wangengrübchen und haselnussbraune Augen – sang lieber über die dunkle Seite seiner Heimatstadt Wien, über Lasterhöhlen, Koks und leichte Mädchen. Vielmehr: Er rappte. Und das auch noch, zumindest teilweise, auf Deutsch! Damals ein Novum im deutschsprachigen Musikraum, in dem Markus ganz viel Spaß, Nicole ein bisschen Frieden und Gottlieb Wendehals einfach nur sein GummiHuhn lieb haben will. Doch dem kometenhaften Aufstieg des österreichischen Weltstars folgte schnell der bodenlose Sturz in die Tiefe.

trat. Und obwohl sich die Radiosender reihenweise lange weigerten, die aus ihrer Sicht drogenverherr­lichenden und für ihren Geschmack viel zu »wienerischen« Lieder des Musikers zu spielen, verkauften sich seine Songs – allen voran Chartbreaker »Der Kommissar« – wie geschnitten Brot. Der Titel »Rock Me Amadeus« katapultierte Falco 1985 dann nicht nur an die Spitze der europäischen, sondern auch auf Platz Nr. 1 der US-amerikanischen Bill­b oard-Charts. Eine bis heute unerreicht gebliebene Leistung, die den innerlich von Selbstzweifeln zerfleischten Musiker jedoch in tiefste Trübsal stürzte. Sein lapidarer Kommentar: »Jetzt ist’s aus! Das schaff’ ich nie wieder!« Während alle Welt den Erfolg des Deutsch-Rappers feierte, ertränkte dieser seine Sorgen zuerst in Rotwein, dann in Whisky, dazu Kokain und andere Betäubungsmittel. Auch in der Liebe scheitert er fort und fort. Das heiß geliebte Töchterchen entpuppte sich 1993 nach einem Test als Kuckuckskind. Die Angst, früher oder später auch auf der Bühne, dem letzten Rückzugsort seiner gepeinigten Seele, zu scheitern, wuchs ins Unermessliche. Ein Arzt musste vor Auftritten sein Blut »Alles klar, Herr Kommissar?« waschen, sein Produzent ihn beim Einsingen im Studio buchAls einziges überlebendes Kind einer Drillings-Schwanger- stäblich am Kragen festhalten, weil er aufgrund seines Alkoschaft wuchs Hans Hölzel im piefigen Wien der Nachkriegszeit holspiegels nicht mehr selbstständig zu stehen vermochte. Die auf, ohne den Vater, der die Familie verließ. Bereits im Alter Angst verfolgte ihn bis in den Norden der Dominikanischen von fünf Jahren bescheinigte die Wiener Musikakademie dem Republik, in den Hans Hölzel schließlich seinen Wohnsitz kleinen Hans bei einem Klaviervorspiel ein absolutes Gehör. verlegte, um den Geistern, die er mit Falco rief, seinem alles Trotzdem ging er beruflich seiner Mutter zuliebe zunächst in überstrahlenden, exzentrischen, ausschweifenden Über-Ich, die kaufmännische Richtung, die Ausbildung zum Bürokauf- endlich zu entkommen. Vergeblich. Am 6. Februar 1998, kurz vor seinem 41. Geburtstag, lenkte mann brach er aber bald ab. Es folgten erste musikalische Gehversuche als Bassist der er das Steuer seines Geländewagens ein letztes Mal vom Parkvon ihm mitgegründeten Band Umspannwerk. Entdeckt wurde platz der »Turist Disco«, kollidierte wenige Sekunden später mit der Erfinder der Kunstfigur Falco schließlich – und ausgerech- einem Bus und starb noch an Ort und Stelle. net – auf einer Benefiz-Veranstaltung namens »Selbsthilfe Lisa Stegner gegen Sucht«, bei der er während einer Bandpause als Solist auf»Too Young To Die: Falco. Sterben, um zu leben.«, TV-Dokumentation von Jobst Knigge, ZDF (2014). »Falco war mein Vater«,Katharina B. Vitkovic, Wirtschaftsverlag Ueberreuter (2008). »Falco. Die Wahrheit. Wie es wirklich war – sein Manager erzählt«, Horst Bork, Schwarzkopf & Schwarzkopf (2009)

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WER WAR EIGENTLICH …

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BRIEFE AN UNS

2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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Zum Leserbrief in der JanuarAusgabe, der fordert, Wohnungslose in Dörfern und Vorstädten anzusiedeln

Auch keine Lösung NACHLASSENDE WIRKUNG

Ich lebe freiwillig in einem Dorf mit 240 Einwohnern, mittendrin die stark befahrene Bundesstraße, hinter unserem Küchenfenster die Schnellstrecke mit unentwegtem Hin und Her, die nächste Station, bei der alle zwei Stunden ein Zug hält, ist mit einem Öffi gar nicht erreichbar. Unsere Kreisstadt erreichen wir mit einer Öffi-Verbindung nur einmal am Tag. Die jungen Leute (20 – 60!) sind tagsüber zur Arbeit, gehen morgens spätestens halb sechs zum Auto, nehmen bis zu zwei Stunden Fahrweg auf sich. Zum Einkaufen für das Allernötigste gibt es noch einen Bus, zweimal in der Woche. Und nun komme man bloß nicht auf die Idee, einen Facharzt zu benötigen. Ich lebe gern in diesem Dorf, habe gute Kontakte zu all denen, die aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind oder rausgedrängt wurden. Die anderen sieht man fast nie! Ich stelle mir vor, ich sei ein ehemals Wohnungsloser und sollte wegen der (gar nicht mal so) geringen Mieten hier eine Wohnung zugewiesen bekommen. Das ist wie die Beerdigung eines Lebenden! Christel Prüßner, Dersenow ANTIBIOTIKA

Warum die Wundermittel bald am Ende sind.

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† Bruder Martin hat uns verlassen. Der Gott der Liebe segne Euch!

HITLERS BUCH

Serdar Somuncu über den Umgang mit »Mein Kampf«.

HIER ANGEKOMMEN Bilder einer syrischen Familie in Sicherheit.

Zur Meldung über die Abschaffung der Wertmarke S

Den Statistiker feuern Voller Überraschung las ich den Artikel bezüglich der Abschaffung der sogenannten Wertmarke. Dass diese von »sozial benachteiligten Nutzern« als Schikane empfunden wurde, trifft es allerdings nicht im Mindesten. Die Begründung, die exakte Anzahl der Nutzer des Sozialtarifs ermitteln zu wollen, ist in meinen Augen eine tumbe Verschleierung dessen, was sie wirklich war: Bereicherung auf Kosten der sozial Schwachen. Wenn 31.000 Menschen 2015 pro Monat eine Wertmarke erstanden haben, macht das nach meiner Rechnung 1.488.000 Euro – also knapp 1,5 Mio Euro! Die Wertmarke existiert aber bereits seit 2009, wie Sie schreiben. Legen wir die genannten Nutzerzahlen zugrunde, kommen wir auf die stattliche Summe von 10.416.000 Euro – also knapp 10,5 Millionen Euro! Abgesehen davon, dass ich einen Statistiker, der sieben Jahre für eine Erhebung benötigt, augenblicklich feuern würde – wo ist dieses Geld? Susanne Ehrhardt, Hannover

Zur Kolumne von Karin Powser in der Februar-Ausgabe

Das muss nicht gesagt werden So gern ich Asphalt eigentlich lese, ist mir ein Kommentar negativ aufgefallen: Im Februar beschäftigt sich Karin Powser mit dem Thema Flüchtlinge und sexuelle Übergriffe. Mich stimmt das traurig und wütend zugleich, denn sie warnt einerseits vor Aufwind für AfD und Pegida, um andererseits genau dieselben Themen selbst zu nennen und wie ich finde mit ihrer Wortwahl unglücklich zu instrumentalisieren. »Im eigenen Land nicht mehr sicher sein« ist AfD-Vokabular, der Name der Kommentarspalte »Das muss mal gesagt werden« begegnet einem auch häufig im Zusammenhang mit den Kommentaren besorgter Bürger im Netz. Den Schwenk von den Flüchtlingen auf einen Trainer vor Gericht kann ich auch nicht nachvollziehen, ich kann hier die Intention dieses Kommentars nicht mehr verstehen – möchte Frau Powser hier darauf hinaus, dass es auch unter Deut-


Zur Meldung »Teure Rück­ holung« in der März-Ausgabe

Märchen von der Asse Warum müssen die in der Asse eingelagerten schwach- und mittelradioaktiven Abfälle zurückgeholt werden? Diese Frage stellt sich, weil die Intensität der Strahlung der eingelagerten Materialien deutlich geringer ist als die natürliche radioaktive Strahlung des Deckgebirges der Asse (umgebendes Gestein und Salzlager). Die Tatsache, dass von den eingelagerten leicht- und mittelradioaktiven Materialien nie eine Gefahr ausgehen wird, ist seit Jahrzehnten bekannt. Dennoch warten nun auch Sie wieder mit einer derart einseitigen Betrachtung zur Asse auf. Ich empfehle die Lektüre des Buches »Das Märchen von der Asse und anderen Endlagern« des Strahlenphysikers Hermann Hinsch. Auch der Strahlenphysiker Lutz Niemann berichtete über die diversen Fehlinformationen in Sachen Asse und den realen Gefahren durch atomare Strahlung. Den Personenkreisen, für die Sie sich in lobenswerter Weise in Asphalt einsetzen, könnte mit einem Bruchteil des Geldes für die überflüssige Asse-Räumung wirksam geholfen werden. Erich Grantzau, Velber

Zum Titelthema »Turbohühner und Brüder« von Sabine Szameitat

Armutszeugnis In Deutschland wurden laut der Wochenzeitung »Die Zeit« im Jahr 2015 so viele männliche Küken getötet wie noch nie: 48 Millionen! Das ist unerträglich. Noch unerträglicher aber ist der Gedanke, dass offenbar immer noch zu wenig Menschen bereit sind, diesem Agrarwahnsinn ein Ende zu bereiten. Laut

Ihrem Bericht im März wäre das ja schon mit 3 Cent Aufschlag pro Ei zu machen. Bei den von Ihnen angegebenen 148 Eiern pro Jahr pro Kopf wären das gerade einmal Mehrausgaben von 5 Euro. Welch ein Armutszeugnis, dass darüber überhaupt noch diskutiert werden muss. Christina Gabriele Kleine, Langenhagen

Zur Kolumne von Karin Powser

Aus der Seele gesprochen Sie haben mir mit Ihrem Artikel aus der Seele gesprochen! Ich frage mich schon lange, ob die sogenannten »Protestwähler« im Geschichtsunterricht gefehlt haben, als es um das Ende der Weimarer Republik ging. Auch damals haben die »Protestwähler« mit ihrer Stimme die Nazis an die Macht gebracht. Wenn man die Prozente der AfD im Osten sieht, kann einem wirklich angst und bange werden! Joachim Sewig, Hannover

Zum Artikel »Vom Zauber der Musik« in der April-Ausgabe von Volker Macke

Monotone Berieselung Mit Interesse habe ich Ihren Bericht über die Straßenmusiker gelesen. Für mich stellen sie eine Bereicherung des Stadtlebens dar. Es würde ohne sie etwas fehlen. Die Idee eines »Castings« für die Musiker ist natürlich Unsinn. Gerade die Unvollkommenheit der Straßenmusik hat ja ihren Charme. Gleichwohl haben Sie in dem Artikel einen wesentlichen Aspekt unterschlagen: Verkäuferinnen und Verkäufer beklagen sich oft über die teilweise monotone und stundenlange Berieselung ein und derselben Musik vor ihrem Geschäft. Dieser Standpunkt ist verständlich und sollte in der Diskussion nicht unter den Tisch fallen. Es gilt, einen vernünftigen Kompromiss zu finden, der die unterschiedlichen Interessen berücksichtigt. Das sollte möglich sein. Norbert Wertheim, Hannover Vielen Dank für Ihre Meinung! Die Redaktion behält sich vor, Briefe zur Veröffentlichung zu kürzen.

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schen Gewalttaten gibt? Grundsätzlich glaube ich, dass das »mal gesagt werden kann« (und ich finde es nicht gut), aber sicherlich so nicht gesagt werden muss, und dieser Kommentar allgemein einen unentschlossenen Eindruck macht zu einem Thema, wo es weiß Gott genug Meinungsäußerungen gibt. Imke Meißner, Hannover

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AUS DER SZENE

Dringend gebraucht (I): Ehrenamtliche Ärztinnen und Ärzte Die Krankenschwester im Kontaktladen »Mecki« für Wohnungslose hat alle Hände voll zu tun. Der Kontaktladen in Hannover öffnet jeden Vormittag (außer sonntags) ab acht Uhr und wird von über 100 Obdachlosen täglich aufgesucht. Viele von ihnen benötigen dringend medizinische Versorgung: Sie haben zum Beispiel offene Wunden, Erkrankungen der Atemwege, chronische Entzündungen oder leiden an den Folgen einer Sucht. Einmal pro Woche wird eine ärzt­ liche Sprechstunde angeboten. Denn das Leben auf der Straße macht krank! Die medizinische Versorgung im Kontakladen sucht nun engagierte Verstärkung. »Wir freuen uns, wenn Ärztinnen und Ärzte ehrenamtlich ein Kontingent ihrer Zeit und ihres Wissens zur Verfügung stellen«, sagt Nadine Haandrikman-Lampen, Leiterin der Zentralen Beratungsstelle des Diakonischen Werkes: »Die medizinische Versorgung im Kontakladen ist ab sofort als Instituts-Ambulanz anerkannt, alle Behandlungen können wir mit den Krankenkassen abrechnen.« Gesucht werden Ärztinnen und Ärzte, ebenso Krankenschwestern und -pfleger mit Schwerpunkt im hausärztlichen Bereich. Haandrikman-Lampen: »Pro Einsatztag sollten drei bis fünf Stunden eingeplant werden. Wichtig ist langfristiges Interesse, damit ein Vertrauenverhältnis zu den wohnungslosen Patienten entstehen kann.« Gern gesehen sind auch Mediziner, die sich im Ruhestand engagieren wollen, oder Studentinnen und Studenten der höheren Semester. Dem ersten Einsatz gehen mehrere Gespräche und ein Hospitationstag voraus. Erste Auskunft für alle an diesem medizinischen Ehrenamt Interessierten unter Telefon 0511 – 990 40 31, Bewerbungen bitte per Mail an Nadine Haandrikman-Lampen: leitung@zbs-hannover.de. SCH

Dringend gebraucht (II): mehr Beratung

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Unsere Mieter wohnen

Wir haben mehr als 13.000 Wohnungen in Hannover – und begeisterte Mieter. Zum Beispiel durch Wohnen+ für Senioren und Menschen mit Handicap. Unsere Mieter freuen sich über das Wohncafé, gemeinsame Aktivitäten und weitere Serviceleistungen.

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EXTRA FLEXIBEL

»Flüchtlinge kommen nun auch zu uns, die zusätzliche Nachfrage ist groß, wir brauchen dringend Verstärkung«: Nadine HaandrikmanLampen. Leiterin der Zentralen Beratungsstelle in Hannover für Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten, hat jetzt den Antrag auf eine »Integrationsberatungsstelle« auf den Weg gebracht. »Wir haben drei Gruppen von Hilfesuchenden derzeit bei uns im Haus: 1. die deutschen Obdachlosen, 2. die osteuropäischen Wohnungslosen, z.B. aus Polen, Bulgarien, Rumänien oder dem Baltikum, 3. in steigender Zahl wohnungslose Flüchtlinge.« Die beiden letzteren Gruppen haben andere Rechte als die erste. Während deutschen Wohnungslosen eine gesetzlich genau geregelte Hilfe und Beratung zusteht, ist dies bei Osteuropäern und Flüchtlingen nicht immer gegeben. »Es ist wichtig«, so Haandrikman-Lampen, »dass wir bei allen nicht-deutschen Wohnungslosen früh klären, wie ihr Rechtsstatus ist.« So haben z.B. Ausländer, die eine Zeit lang hier in Deutschland gearbeitet haben, durchaus Anspruch auf Leistungen nach den Hartz-IV-Gesetzen. »Das muss aber am besten schon im Erst­gespräch geklärt werden, auch, um den Menschen nicht falsche Hoffnungen zu machen.« Die ZBS, die zum Diakonischen Werk Hannover gehört, hat nun einen Antrag beim Land Niedersachsen gestellt auf eine Sozialarbeits- und eine Verwaltungsstelle für die passgenau Beratung von nicht-deutschen Wohnungslosen. Haandrikman-Lampen: »Wenn wir keine Entlastung erhalten, können wir absehbar unseren Auftrag nicht mehr richtig er ­f üllen.« SCH


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KEIN IGEL Konstanze Beckedorf heißt die neue Sozialdezernentin von Hannover. Kurz nach Amtsantritt hat sie sich mit Asphalt zum Sozialen Stadtrundgang und anschließend zum Gespräch getroffen. Über Arme, Obdachlose, Integration und Altern im Quartier. Frau Beckedorf, 600 Menschen sind in Hannover aktuell Container von der Organisation Neues Land. Wir haben obdachlos. Können Sie als Stadt Obdachlosigkeit verhin- sie uns eben gemeinsam angesehen. Beide Standorte werden immer wieder infrage gestellt, aus planerischen Gründern? Wir dürfen es als Stadt nicht unversucht lassen, die Menschen, den und seitens der lokalen Wirtschaft. Ordnungs- und die – aus welchen, auch persönlichen Gründen immer – auf Planungsdezernat sind damit beschäftigt. Nicht aber das der Straße leben, zu erreichen und alles zu unternehmen, um Sozialdezernat. Komisch, oder? Obdachlosigkeit zu minimieren. Doch vollständig werden wir das vermutlich nicht schaffen, auch nicht mit einem entsprechenden Wohnungs- und Unterkunftsangebot. Es werden immer einige dabei sein, die so leben wollen.

Zentrales Refugium für Gestrandete ist der »Meckiladen« am Raschplatz. Dicht dran unter der Hochstraße ist der

Zu Vergangenem kann ich nichts sagen. Aber ich habe nicht vor, mich in meinem Dezernat einzuigeln und nur die Dinge in den eigenen Fachbereichen zu bedenken. Wir werden auf andere Dezernate zugehen, wo die Sichtweise der anderen für unsere Arbeit sinnvoll erscheint. Und wir werden uns dort einbringen, wo uns unsere Sicht hilfreich für andere erscheint. Dieses Bewusstsein ist auch an anderen Stellen im Haus vorhanden.


Thema Flüchtlinge: Wie viele sind eigentlich in Hannover und wie viele sind noch zu erwarten?

Fotos: Andreas Fuchs

Aktuell haben wir etwa 4.800 Flüchtlinge untergebracht. Bis zu 10.000 Menschen werden es womöglich insgesamt in diesem Jahr werden. Wir wissen natürlich nicht genau, wie sich der Zustrom entwickeln wird. Aktuell kommen etwas weniger Asylsuchende. Das gibt uns etwas Gelegenheit zum Durchatmen. Wir nutzen sie vor allem zum Strukturieren, nachdem wir im letzten Jahr zunächst einmal dafür gesorgt haben, zugewanderte Menschen vor Obdachlosigkeit zu bewahren.

Sie haben bei unserem Stadtrundgang den Containerbau des Café Connection in der Nähe des Amtsgerichts erlebt. Wie hat Ihnen dieser Anlaufpunkt für Drogenabhängige gefallen? Er wird ja bald durch einen Neubau ersetzt. In unmittelbarer Nähe. Der »Fixpunkt« an der Hamburger Allee wurde bereits geräumt und verlegt. Beide Einrichtungen zusammen werden künftig als »Stellwerk« eine gemeinsame Anlaufstelle für suchtkranke Menschen aus der offenen Szene sein.

Dann ist der jetzige Fixpunkt 2.0 am Amts­gericht nur eine Übergangslösung? Definitiv. Wir haben im Moment zwar Klärungsbedarf beim Tiefbau für das »Stellwerk«, sind aber zuversichtlich, dass wir im Herbst die Eröffnung des neuen Hauses in der Augustenstraße gemeinsam mit dem Träger Step gGmbH feiern können.

Pünktlich zu Ihrem Amtsantritt wurden dem »Nordbahnhof« am Engelbosteler Damm die Räume gekündigt. Neben dem »Mecki« ist dieser Tagestreff zentral für Obdachlose in Hannover. Sogar sonntags bietet er rund 200 Obdachlosen Unterstützung und Wärme. Es wäre für die Szene dramatisch, wenn der Träger SeWo, weil er allein keine Ersatzräume finden kann, den Betrieb einstellen müsste. Können Sie helfen, Frau Beckedorf? Der Hilferuf ist bei uns im Haus schon angekommen. Leider können wir bisher keine Lösung bieten. Mir ist bewusst, dass der »Nordbahnhof« im Hilfesystem extrem wichtig ist. Wir sind daher noch nicht am Ende mit der Suche nach neuen Räumlichkeiten.

Sie sind für deren Integration zuständig. Gleichzeitig für Obdachlose. Nun heißt es bei dem Armen immer öfter: »Warum kriegen die mehr als wir?« Die Standards für Flüchtlingsunterkünfte seien höher als für Obdachlosenunterkünfte. Das stimmt nun sicher nicht. Zum Teil sind Flüchtlinge in Turnhallen oder in einem alten Baumarkt zu Hunderten unterbracht. Das vom Rat beschlossene Drei-Säulen-Prinzip, nach dem Flüchtlinge in nur kleinteiligen Räumen in kleineren Gruppen unterzubringen seien, ist von der Wirklichkeit ja überholt worden. Wobei das Ziel natürlich bleibt, die Menschen aus den großen Sammelunterkünften letztlich in Wohnungen unterzubringen …

Wie wollen Sie das bei immer weniger Belegrechtswohnungen in der Stadt schaffen? Vom Jahr 2000 auf 2015 ist die Zahl von über 30.000 auf 19.000 geschrumpft. In Hannover brauchen wir in den kommenden Jahren deutlich mehr Wohnraum und zwar für alle Bevölkerungsschichten. Ich warne davor, die Flüchtlingsfrage mit Wohnungsnot kausal zu verbinden. Die Wohnungsknappheit hat sich lange davor angekündigt und wurde daher auch als Handlungsbedarf vorher erkannt. So legt die Stadt momentan zum Beispiel mit dem Wohnkonzept 2025 im Dialog mit der Wohnungswirtschaft die Grundlagen, preiswerten Wohnraum zu schaffen und zu sichern.

Sie haben ganz neu in Ihr Dezernat den Bereich Sport übernommen. Was sind dort Ihre drängenden Aufgaben? Zum Beispiel die Inklusion: Im Moment bereiten wir uns auf die Special Olympics Deutschland vor,


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die im Juni in Hannover stattfinden. Dafür werben Abschlüsse, kommen aber doch nicht in den Arbeitsmarkt. Das wir, auch damit möglichst viele Zuschauerinnen muss sich ändern. Als Stadt gehen wir selbst voran und erfülund Zuschauer in die Sportstätten kommen, um len vorgegebene Quoten sogar über. In der freien Wirtschaft ist die Sportlerinnen und Sportler anzufeuern. Mit das noch nicht immer so. Nun gilt es zu werben und Kontakte den großartigen Leistungen, die die Menschen mit zu knüpfen. Mit meiner Kollegin Sabine Tegtmeyer-Dette beigeistiger oder Mehrfachbehinderung zeigen, sind spielsweise, die hier für die Wirtschaftsförderung zuständig die Spiele ein ganz wichtiges Beispiel aktiver Inklu- ist. Zudem ist stärkere Zusammenarbeit mit dem Jobcenter sion. Für die Sportangebote selbst sind ja in erster geplant. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen. Es wird Linie die rund 150 Vereine im Stadtgebiet zustän- nicht schnell große Erfolgszahlen geben. Es geht darum, die dig. Wir schaffen dafür – aber auch für den unor- Zahl derer, die trotz qualifizierter Abschlüsse keinen Arbeitsganisierten Sport, der heute eine immer größere platz haben, zu reduzieren. Jede vermittelte Stelle ist dann ein Rolle spielt – Rahmenbedingen durch Sportstätten. Erfolg an sich. Wenn zum Beispiel die Bäder umfangreich saniert werden, kommt das Vereinsmitgliedern zugute, Sie haben sich zudem eine »Alter(n)sgerechte Quartiers­ aber auch allen anderen Menschen. Ein Stichwort entwicklung« auf die Fahne geschrieben. Was bedeutet das? für den Aspekt der Integration durch Sport und In ganz Hannover wird sich die Altersstruktur verändern. Mehr für die aktive Teilhabe auch armer Menschen am Ältere, weniger Jüngere. Das ist in einer Universitätsstadt wie Vereins- und Sportangebot ist der HannoverAk- Hannover weniger dramatisch als in anderen Städten. Aber es tivPass, durch den Kinder und Jugendliche Ermä- wird so kommen. Alter(n)sgerechte Entwicklung meint, dass ßigungen für den Mitgliedsbeitrag im Sportver- wir es im Rahmen von Stadtentwicklung schaffen müssen, eine ein, bei Schwimmkursen und Eintrittsgeldern in In ­f rastruktur vorzuhalten, die Seniorinnen und Senioren ein Schwimmbädern erhalten. Leben dort ermöglicht, wo sie immer schon gelebt haben. Alter(n) sgerecht statt altersgerecht haben wir es genannt, weil wir gute Dessen Budget allerdings manchmal schon Rahmenbedingungen für alle Generationen einschließlich der weit vor Jahresende aufgebraucht ist. Klingt ein Älteren brauchen. Gleichwohl steht die wachsende Zahl der Älteren im Fokus. Fußläufig erreichbare Einkaufsmöglichkeibisschen nach Finanzierungsproblem. Ein »Problem«, das zwei Seiten hat: Einerseits freuen ten, Pflegestützpunkte, Nachbarschaftstreffs, all das ist damit wir uns natürlich sehr darüber, dass der HAP so gut gemeint. Um Einsamkeit und Isolation im Alter zu vermeiden. genutzt wird, andererseits haben wir nur begrenzt zur Verfügung stehende Mittel. Die Zahl der Berech- Das hört sich nach Wunschprogramm an. tigten für einen HAP ist auf über 100.000 Menschen Durchaus nicht. Noch sind unsere Einflussmöglichkeiten als angestiegen, dementsprechend ist die Inanspruch- Kommune zwar zu gering. Doch das Pflegestärkungsgesetz III nahme gestiegen, die mehr Geld kostet. Wir müs- wird uns neue Möglichkeiten geben. Aber auch bisher können sen in den nächsten Monaten schauen, wie dieses wir mit Instrumenten wie dem Programm »Soziale Stadt« steuerfolgreiche Instrument auch in der Zukunft die ernd in eine Quartiersentwicklung eingreifen. Das alles geht Teilhabe möglichst vieler Menschen in Hannover aber nur im Zusammenhang mit den Menschen vor Ort. Daher ermöglicht. Es wäre z.B. großartig, wenn sich noch ist mir die Unterstützung von Initiativen und die Zusammen­ mehr Betriebe und Unternehmen am Hannover­ arbeit mit dem Seniorenbeirat der Stadt ganz wichtig. AktivPass beteiligen würden. Mit fairKauf, SEA LIFE, Hannover 96, den Recken und Hannover Indians Ich danke für das Gespräch. konnten wir schon Förderer gewinnen, die Ermäßi- Und ich danke dem Asphalt-Verkäufer für die wunderbare, gungen anbieten, ohne dass die Stadt einen finan- kenntnisreiche Stadtführung. ziellen Ausgleich zahlen muss. Ein schönes Zeichen Interview: Volker Macke für soziales Engagement und Verbundenheit mit unserer Stadt, das gern noch andere setzen dürften. Konstanze Beckedorf (55), aufgewachsen in Hannover. Jura-StuIm Rat haben Sie betont, Sie wollten Arbeitgeber dium in Passau und Hannover, ab 1989 Justitiarin Stadtverwaltung ermuntern, mehr Behinderte einzustellen. Wie? Lüneburg, seit 2006 Erste Gemeinderätin Wedemark, seit März 2016 Sozialdezernentin in Hannover. Einst CDU-Mitglied, jetzt Zunächst einmal das Problem: Viele Menschen mit parteilos. In zweiter Ehe verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Behinderungen haben gute berufsqualifizierende

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AUS DER SZENE

»Social Lunch« in Hannover

Auf einer Länge von rund 20 Metern hat der PennyMarkt in der Sallstraße in Hannover vor dem Geschäft Fahrradständer aufstellen lassen. An dieser Stelle haben zuvor Obdachlose ihr Lager aufgeschlagen. Darauf hin haben die Grünen in der Südstadt/Bult im Stadtbezirksrat Mitte März eine Anfrage nach den Hintergründen gestellt. Die Antwort der Verwaltung: Der Supermarkt hat ohne Genehmigung im öffentlichen Raum die Ständer aufstellen lassen. Überraschend aber die Konsequenz: Die dort ebenfalls befindlichen stadteigenen Ständer sollten entfernt werden, damit der Gehweg an der Stelle breit genug bleibt. Die von Penny aufgestellten Ständer sollten lediglich durch sicherere ersetzt werden. Die Begründung laut Verwaltung: »damit dort nicht wieder eine Situation entsteht wie vor der Errichtung«, ohne das weiter auszuführen. Nach einem Ortstermin Mitte April scheint aber ein Kompromiss gefunden worden zu sein: Die von Penny installierten Ständer werden wieder abmontiert und die von der Stadt ergänzt. Eine Lösung, mit der auch die Grünen leben können. ME

Rund 130 Bedürftige sind Mitte April der Einladung des Restaurants »Ständige Vertretung« in Hannover und der Caritas nachgekommen, umsonst Essen zu gehen und es sich gut gehen zu lassen. Auf der Menükarte standen unter anderem Curry wurst mit Pommes und Schnitzel. Eine willkommene Abwechslung für die Besucher, die für einen Gang in ein Restaurant häufig nicht genug Geld haben. Für Geschäftsführer Matthias Wenkel von der »Ständigen Vertretung« mehr als nur eine Geste: »Solidarität mit den Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ist gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig.« Bei der Aktion »Social Lunch« laden hannoversche Gastronomen Wohnungslose und Menschen in Not zu einem kostenlosen Essen ein. Vergleichbare Aktionen gab es in der Vergangenheit in dem spanischen Restaurant Besitos, das bereits zweimal Bedürftige zum kostenlosen Essen eingeladen hat. Mitorganisatorin Ramona Pold vom Caritasverband Hannover hofft darauf, dass aus dem »Social Lunch« ein Trend werden könnte. ME

Foto: M. Eickhorst

Fahrradständer gegen Obdachlose?

Lindener Tisch Nach dem Trubel der letzten Monate beim Lindener Tisch e.V. in Hannover normalisiert sich die Situation nach und nach. Allerdings fehlen dem Verein Geld und Lebensmittel, mit denen wie zuvor wieder ein zweiter Termin für die Lebensmittelausgabe gestemmt werden kann. Nach eigenen Aussagen kommt es an dem einzigen Termin am Donnerstag zwischen 14 und 16 Uhr bereits zu Engpässen. Dagegen gibt es wie gewohnt an allen Wochentagen ein warmes Mittagessen für einen Euro. Auch Frühstück für 50 Cent ist Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag ab 8.30 Uhr im Angebot. Wer die Tafel im Dunkelberggang in Linden-Mitte unterstützen möchte, findet alle nötigen Informationen im Internet auf der Seite: www.lindener-tisch.de ME


Natürlich bewegt mich das Schicksal der Flüchtlinge nach wie vor, aber auch das Thema Pressefreiheit lässt mich im Moment nicht los. Wie erbärmlich ist es doch von einem Politiker, wie zum Beispiel Erdogan, wenn er in seinem Land Andersdenkende einsperren lässt. Aber wenn er dann noch versucht, die Pressefreiheit in unserem Land zu unterbinden, ist das schon mehr als dreist. Noch erstaunlicher ist es allerdings, wenn dieser Mensch begehrt, dass sein Land in die EU aufgenommen wird. Und richtig absurd wird es, wenn sich die EU in der Flüchtlingspolitik so wenig einigen kann, dass mit einem Mann wie Erdogan Verträge geschlossen werden müssen. Seine Versuche, sich in unsere Pressefreiheit einzumischen, könnten jetzt auch noch Erfolg haben! Meine Güte, Erdogan, lass es gut sein, kümmere dich um deine Angelegenheiten und lass die Andersdenkenden endlich frei! Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden…

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»ICH WAR FAST ÜBERALL AUF DER WELT« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer René (69). René, warum verkaufst du Asphalt? Weil ich einfach zu wenig Geld zum Leben habe. Alters­a rmut nennt man das wohl. Ich habe viel gearbeitet in meinem Leben, vor allem als Lkw-Fahrer, Allerdings war ich da Subunternehmer, für den keine Rente eingezahlt wurde. Tja, und mit Asphalt kann ich mir etwas dazu verdienen.

Wo bist du Lkw gefahren? Ach, überall. Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien …

So weit rumgekommen? Ja, ich war fast überall auf der Welt, außer in China und in Neuseeland. Da kam ich damals nicht rein, weil da gerade eine Epidemie grassierte, und China war einfach zu schwierig. Als junger Mann war ich in Bayern bei BMW, da habe ich immer ein halbes Jahr gearbeitet und ein halbes Jahr die Welt erkundet.

»Fast überall auf der Welt gewesen zu sein« – das können ja die Wenigsten von sich behaupten … Ja, es ergab sich irgendwie immer. Korea zum Beispiel: Da war ich hin, weil mein ehemaliger Taekwondo-Meister jetzt dort lebt. Der hatte mir das damals als Jugendlicher beigebracht. Bin mittlerweile übrigens auch Meister darin. Naja, und daher habe ich ihn halt besucht. Mein Sohn hat es auch ins Ausland gezogen. Nach China. Macht da richtig Geld. Der hat auch dieses Talent für Sprachen wie ich.

Wie viele Sprachen sprichst du? Viele. Aber so richtig Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Italienisch muss ich aber noch verbessern, da bin ich gerade dabei. Das ist auch immer ganz witzig: Ich habe an meinem Platz, wo ich Asphalt verkaufe, einige Leute, mit denen ich in ihrer Landessprache spreche. Mit einer Frau wechsele ich immer in Spanisch ein paar Worte, mit einer anderen rede ich auf Französisch, dann gibt es da noch einen Kerl, der kommt aus London und wir sprechen englisch mit­ einander. Nur italienisch spricht da keiner mit mir. Aber das reicht schon für so manche verwunderte Blicke, wenn ich mich so international mit den Leuten unterhalte.

Du warst ja auch lange Zeit in Frankreich … Ja, 19 Jahre. Das kam damals dadurch, dass mein Sohn von der Schule her französisch sprach und das gefiel mir so gut, dass ich das auch wollte. Zu der Zeit wohnte ich noch in

Hamburg, und ich hatte mir vorgenommen, auch Französisch lernen zu wollen. Wo konnte man das besser als direkt in Frankreich selbst?! Da hatte ich dann den Plan, von Saar­ brücken nach Paris zu laufen.

Zu laufen? Ja, zu Fuß, nur ganz zwischendurch mal getrampt. Wollte einfach ’ne körperliche Herausforderung. Auf jeden Fall konnte ich dann nach kurzer Zeit Französisch so gut, dass kaum einer glaubte, dass ich das erst in Frankreich gelernt hatte. Ich bekam dann dort allerdings 1999 Probleme mit meinem linken Bein. Da haben sie festgestellt, dass meine Aorta nur noch sieben Prozent offen war – wegen negativen Cholesterins. Haben sie dann operiert: zwölf Zentimeter Aorta rausgeschnitten und durch ein Plastikstück ersetzt. Jetzt ist aber alles wieder gut. Nur danach musste ich nach Deutschland zurück, weil es in Frankreich keinen Reha-Platz für mich gab. Ich hatte mich eigentlich dort sehr wohl gefühlt. Aus der Zeit kommt übrigens auch mein Spitzname »René« her. Eigentlich heiße ich nämlich Reinhard.

Wie ging es dann weiter für dich? Naja, ich machte meine Reha in Deutschland, etwa ein halbes Jahr dauerte das damals in Köln, und dann zog es mich wieder in die Welt. Ich bin dann wieder Lkw gefahren. Diesmal in Spanien, wo ich immer nach Italien rüberfuhr. Ich habe dann aber auch andere Jobs gemacht: Insgesamt habe ich rückblickend sechs Jobs, sage ich immer: Lkw-Fahrer, diplomierter Krankenpf leger, Schwimmbadmeister, Bauarbeiter, Taekwondo-Meister und natürlich Übersetzer.

Und wie geht’s dir heute? Mir geht’s gut. Ich habe zwar wenig Geld und gehöre wohl zu denen, die echt an Altersarmut leiden, aber davon lass ich mich nicht unterkriegen. Auch wenn ich zurückblicke auf die vielen Jahre, da möchte ich echt nichts von missen. Ich würde das alles nochmal genauso machen, wie ich es gemacht habe. Auch wenn ich danach wieder nur so eine kleine Rente hätte wie jetzt. Aber dafür kann ich von mir sagen, dass ich die Welt gesehen habe, was viele nicht mal annähernd können. Und ich habe einen großen Sprachschatz, an dem ich immer weiter arbeite, weil es mir Spaß macht. Interview und Fotos: Mark Eickhorst


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Asphalt-Verkäufer René steht vor REWE in der Rühmkorffstraße in Hannover-List.


RUND UM ASPHALT

Protestsong-Contest: Die Finalisten stehen fest

er 13., Freitag, d    -Tag       r e d

Freitag, den 13. Mai, geht’s nun endlich los: der zweite Protestsong-Contest vom Asphalt-Magazin zusammen mit der Hanns-Lilje-Stiftung unter dem Motto: »Lebendig.Kräftig.Scharf.« Es ist eine alte Tradition von uns, dass wir Freitag, den 13., als Glückstag feiern, und so soll es auch Mitte Mai sein. 29 Bands und Einzelkünstler haben in diesem Jahr bei unserem Protestsong-Contest mitgemacht und sich bei uns beworben. Und die Jury hat die Vorauswahl der Finalisten für den Abend getroffen. Mit dabei sind in diesem Jahr: Seelhorst – Du lachst Jammerlappen – Sing es laut Germaid – Systemflüchtling Das maskierte Wunder – Ausgewildert Comets of Doom – Märchenland Proyektor – Leiharbeit Roger Gierschmann – Die Wahrheit ist bitter Maria Büchner – Feuerwehrfrau Michel – Wir gehören zusammen

Zur Jury zählen in diesem Jahr Soul-Sängerin Tokunbo Akinro, Gitarrist Christof Stein-Schneider, die musikbegeisterten Asphalt-Verkäufer Elke Hoffmann und Wolfgang Seeger sowie AsphaltGeschäftsführer Reent Stade und Christoph DahlingSander, Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung.

SPECIAL GUESTS: WINGENFELDER

ALS TRIO

Freitag,

ProtestsongContest

13.5.2016

19 Uhr | Pavillon in Hannover

Mit freundlicher Unterstützung von

Die letztendlichen drei Gewinner des Song-Contests werden am Abend durch das Publikum gewählt. Durch den Protestsong-Contest führt Moderator Stefan Flüeck. Am Abend selbst wird es auch prominente Gäste geben: Die beiden Brüder Wingenfelder werden als Trio auftreten. Wer dabei der dritte Musiker sein wird, wird erst bei der Veranstaltung zu sehen sein. Bereits vor zwei Jahren hatten wir zu unserem 20. Geburtstag einen Protestsong-Contest veranstaltet. Sowohl die Künstler, als auch die Gäste und wir selbst haben seinerzeit einen großartigen Abend verbracht. Wir freuen uns auf euch und eine tolle Veranstaltung. ME

Prominente Gäste: Wingenfelder

Freitag, 13. Mai, Pavillon Hannover, 19 Uhr Abendkasse: 8 Euro (4 Euro ermäßigt), Vorverkauf: 9,80 Euro (5,40 Euro ermäßigt). Karten erhältlich im Kulturzentrum Pavillon und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen


Foto: V. Macke

Was den so genannten Mainstreammedien die großen Kongresse, das ist den Straßenzeitungen ihr jährliches AustauschTreffen in Nürnberg. Vor Ort versorgt vom »Strassenkreuzer«, inhaltlich vorbereitet von »Asphalt« und »bodo« aus Dortmund hatten sich Ende März rund 40 Vertreter von 20 deutschsprachigen Straßenzeitungen unter der alten Burg getroffen. Von Kiel bis Basel und von Köln bis Wien gibt es etwa 35 soziale Straßenzeitungen in Deutschland, Schweiz und Österreich. Alle unterschiedlich in Qualität und Design, alle einig in dem Ansatz, Armen und Obdachlosen über den Straßenverkauf zu mehr Stabilität im Alltag und einem kleinen Zubrot zu verhelfen. Zwei Tage lang wurden die besten und innovativsten Ansätze diskutiert, wie Verkäufer besser unterstützt und der Vertrieb professionell und gleichzeitig am einzelnen Hilfebedürftigen orientiert organisiert werden kann. Und wie den neuen Armen mit rechtlich anderem Status als der heimische Wohnungslose, Asylbewerbern etwa, geholfen werden kann. Aus gescheiterten Versuchen aus der einen Stadt kann man ebenso lernen wie von ganz durchschlagenden Erfolgen anderswo. Denn Straßenzeitungen kommen ohne wirtschaftliche Konkurrenz aus. Das ist einzigartig in der Medienlandschaft. Seit 1995 macht ein ganz besonderes Abkommen diesen offenen und ehrlichen Austausch möglich. In Loccum hinterm Steinhuder Meer wurde damals – unter anderem auf Betreiben von Asphalt – verabredet, dass sich die damals 21 anwesenden Straßenzeitungen gegenseitig »Gebietsschutz« einräumen, also nicht dort verkaufen, wo eine andere Straßenzeitung von vor Ort schon tätig ist. Und dass man sich gegenseitig unterstützt, so gut es eben angesichts knapper Ressourcen geht. Der Geist von Loccum umweht auch die Treffen von heute. Und so wissen wir von über Crowdfunding finanzierten Buchprojekten, von einer baldigen Internetseite für soziale Stadtrundgänge weltweit, von besonderer Unterstützung von Roma oder auch von wunderbaren Tischgesprächen von Schriftstellern mit Verkäufern. Kann gut sein, dass auch Asphalt-Leser davon irgendwann profitieren werden. Denn Straßenzeitungen sind solidarisch. Wie ihre Leser mit ihren Verkäufern. MAC

Impressum

Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes

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Der Geist von Loccum

Gründungsherausgeber: Walter Lampe

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Redaktion: Volker Macke (Leitung), Mark Eickhorst, Jeanette Kießling, Renate Schwarzbauer

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Geschäftsführer: Reent Stade

Fotografin: Karin Powser

Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: A. Düllick, C. Eickhoff, K. Merx, K. Powser, B. Pütter, L. Stegner, W. Stelljes Anzeigen: Heike Meyer

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer

Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1

Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Herstellung: eindruck, Hannover

Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000

Asphalt erscheint monatlich.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 21. April 2016

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde.

Gesellschafter:

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger


RUND UM ASPHALT

gesucht – gefunden Verkäuferin Natalie: Ich suche eine Küchengardine mit Küchenmotiven, einen Reiskocher mit Anleitung und einen Flachbildfernseher. [V-Nr. 2170] Kontakt: 0178 – 99 84 58. Verkäuferin Nancy: Hallo liebe Leute! Ich suche einen großen Fernseher. Und evtl. einen Laptop oder Tablet. Liebe Grüße, Nancy. [V-Nr. 1533] Kontakt: 0179 – 178 53 24. Verkäufer Jörg: Wir suchen eine Garderobe. Herzlichen Dank. Ihr Verkäufer Jörg. [V-Nr. 2117] Kontakt: 0171 – 195 78 89. Verkäufer Torsten: Suche dringend funktionsfähiges Fahrrad, gerne auch Damen-Fahrrad. Außerdem würde ich mich über Angelzubehör und Spiele für Playstation II freuen. [V-Nr. 2194] Kontakt: 0152 – 57 66 03 93. Verkäuferin Heidi: Suche dringend kleine Wohnung bis 372 Euro inklusive Nebenkosten + Gas und Strom. Mit Hund sollte es keine Probleme geben. Über einen Anruf von Ihnen würde ich mich sehr freuen. [V-Nr. 1786] Kontakt: 0179 – 377 75 92.

Verkäufer Reinhold: Ich suche Arbeit als Hausmeister oder in der Gartenpflege, Laubenrenovierung (Hecken- und Baumschnitt, vertikutieren) oder Maler. Außerdem suche ich ein guterhaltenes Mofa/ Roller. [V-Nr. 137] Kontakt: 0175 – 802 22 23. Verkäufer Thomas: Wer hat für mich einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen sowie eine Kommode? Wenn es geht mit Transport. Danke. [V-Nr. 1909] Kontakt: 0152 – 55 43 84 52. Verkäufer Mario: Suche Einbauküchen-Waschmaschine (Toplader) und einen Laptop. [V-Nr. 1970] Kontakt: 0157 – 55 43 35 09. Verkäuferin Cordula: Suche Wollreste Stärke 3, einen Rollator mit Rückenlehne und einen Laptop. [V-Nr. 1683] Kontakt: 0177 – 749 29 54.

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover.

Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Erleben Sie die Straße neu und lernen Sie spezielle Anlauf­s tellen kennen: Wo sind die Schlafplätze von obdachlosen Menschen? Wo duschen oder essen sie? Wo gibt es Konflikte? Ein außergewöhnlicher Stadtrundgang – von ExpertInnen der Straße geführt!

IMMER AM LETZTEN FREITAG IM MONAT! Nächster Termin: 27. Mai 2016, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstraße 3, 30161 Hannover. Bitte melden Sie sich telefonisch an: 0511 – 30 12 69-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen (Studierende, Schulklassen, Vereine etc.) vereinbaren bitte gesonderte Termine! Übrigens: Unseren sozialen Stadtrundgang gibt es auf Nachfrage auch in englischer Sprache!


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Foto: Fotolia/candy 1812

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IM VERTRAUEN GEBOREN Seit zwei Jahren gibt es die Möglichkeit zur vertraulichen Geburt. Wie läuft das ab? Wer nimmt das Gesetz in Anspruch? Wie viele Kinder wurden in dieser Zeit vertraulich geboren?

Schwanger, und niemand darf es erfahren? Eine schwierige Situation, und ohne vertrauenswürdige Hilfe kaum zu schaffen. Vor zwei Jahren wurde ein Gesetz verabschiedet, welches Hilfen für Schwangere zur »vertraulichen Geburt« fördert. Sie soll Müttern, Kindern und medizinischem Personal Schutz bieten, wenn ein Kind geboren wird, dessen Mutter anonym bleiben will.

»Es gibt Lebenssituationen, in denen es einer Frau nicht zuzumuten ist, eine Geburt in ihrem Lebenslauf öffentlich zu machen«, sagt Ulf Gronau, Leiter der Pro-Familia-Beratungsstelle in Hannover. Etwa zehn Beratungen speziell zur vertraulichen Geburt habe er seit Inkrafttreten des Gesetzes vor zwei Jahren durchgeführt, ungefähr die Hälfte der Frauen habe sich im Anschluss für eine vertrauliche Geburt entschieden.


Fotos (2): C. Eickhoff

und auch auf kompetente Nachsorge. In der niedersächsischen Landeshauptstadt passierte das seit Inkrafttreten des Gesetzes neun Mal, berichtet Pressesprecherin Konstanze Kalmus. Fünf Kinder kamen in Adoptionspflege, vier leben jedoch wieder bei den leiblichen Eltern. Nur wenige Adoptionspflegeeltern trauen sich zu, ein vertraulich geborenes Baby aufzunehmen, da während der einjährigen Adoptionspflegezeit eine Aufhebung durch die leibliche Mutter möglich ist.

Straffreiheit für alle Beteiligten

Der Weg zum Baby­­ körbchen an der Rück­­seite des Friederikenstifts in Hannover ist gut ausgeschildert. Wurde ein Baby dort hineingelegt, ist das auf einem Monitor im Kreißsaal zu sehen.

Die andere Hälfte habe nach der Beratung noch andere Wege gefunden, sich mit der ungewollten Schwangerschaft zu arrangieren. Frauen, die sich für eine vertrauliche Geburt entschieden, kämen aus allen gesellschaftlichen und sozialen Schichten und empfänden diese Möglichkeit als einzig gangbaren Weg, berichtet Gronau. »Die Frauen handeln sehr verantwortungsvoll, wenn sie sich dafür entscheiden, ihr Kind anonym zu gebären und es somit zu Adoptiveltern zu geben«, sagt Koordinatiorin Judith Rohde vom Netzwerk Notruf Mirjam in Hannover. Bei Judith Rohde laufen in der Landeshauptstadt alle Fäden zusammen: Sie berät und vermittelt zw ischen Schwangeren, Müttern, Krankenhäusern wie dem Friederikenstift mit seinem Babykörbchen, Adoptionsvermittlungsstellen oder Sozial- und Jugendamt und Schwangerenberatungsstellen, was an Hilfen möglich ist. Entscheidet sich eine Schwangere für die vertrauliche Geburt, hat sie Anspruch auf eine normale Vorsorge wä hrend der rest lichen Schwangerschaft, auf eine Entbindung im Kreißsaal

Die gesamte Entbindung verläuft anonym, unter einem von der Mutter gewählten Decknamen. Hebammen, Ärzte, Schwestern oder Psychologen kennen sie nur unter Pseudonym und sind darüber unterrichtet, dass es sich um eine vertrauliche Geburt handelt. »Diese Abläufe sind inzwischen meist gut eingespielt«, erlebt Ulf Gronau von Pro Familia die Etablierung des Gesetzes in Praxen und Kreißsälen. Die persönlichen Daten werden nach dem Entschluss der Mutter versiegelt in einem Umschlag an das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben übergeben, wo ausschließlich das betroffene Kind ab seinem 16. Geburtstag diesen Umschlag anfordern kann. Sobald eine Schwangere signalisiere, dass sie eine vertrauliche Geburt wünsche, werden in jeder Arztpraxis oder Beratungsstelle entsprechende Maßnahmen in die Wege geleitet: Die Frau wird aufgeklärt, legt ihre Identität offen und füllt einen Herkunftsbogen aus, der anschließend versiegelt wird. Das Angebot der Babykörbchen sei extrem niedrigschwellig im Vergleich zur herkömmlichen Adoptionsfreigabe, zu der sich werdende Mütter ebenfalls nach wie vor jederzeit freiwillig entschließen können. Auch hier kann die Mutter auf einer komplett anonymen Adoptionsfreigabe bestehen, sich aber auch für eine offene Adoption entscheiden. In ihren Daten bei der Krankenkasse erscheint die Entbindung dann aber ebenso wie im Standesamt des Entbindungsorts. Die vertrauliche Geburt hat für alle Beteiligten einen sicheren Rahmen geschaffen, in dem sie straffrei agieren können. Mütter, die ihre Babies unter falschem Namen in Krankenhäusern entbinden und nach der Geburt untertauchen, begehen strafrechtliche Vergehen. Die darauf folgenden Ermittlungen kriminalisieren die Mutter, die sich in einer Notlage befindet und in diesem Moment besonders auf Hilfe und Unterstützung angewiesen wäre. Die den Frauen durch das Gesetz inzwischen zustehende gesundheitliche Vorsorge kann lebensrettend sein, nicht jede heimliche Hausentbindung endet glimpf lich und das Kind landet später in einem Babykörbchen. Außerdem haben die Frauen bei einer betreuten und geplanten Entbindung die Möglichkeit, dem Kind wertvolle Informationen über ihren


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eigenen Gesundheitszustand weiterzugeben, wenn sie auch sonst anonym bleiben. Die Kosten der vertraulichen Geburt trägt der Bund, damit taucht auch in den Versicherungsunterlagen der Frau die Entbindung nicht auf. Wie kommt eine Frau dazu, ein Neugeborenes wegzugeben und keinen weiteren Einfluss auf das Leben des Kindes nehmen zu wollen? Judith Rohde nennt als Klassiker, dass eine Schwangerschaft verdrängt wurde und die plötzliche Geburt die Frau in ihrem normalen Alltag überfordert. Wenn ein Kind oder ein weiteres Kind nicht in das Lebenskonzept passt, wird die Schwangerschaft so lange verdrängt, bis sie unübersehbar ist. Im siebten oder achten Monat der Schwangerschaft trauen Frauen sich oft nicht mehr zum Arzt, weil sie Vorwürfe befürchten. Wurde das Kind bei einem Seitensprung gezeugt oder wenn die Mutter beispielsweise als Sex-Arbeiterin tätig ist, passe ein Kind auch oft nicht in das derzeitige Leben. Und auch die unentdeckte Schwangerschaft gibt es, bei der aufgrund der Leibesfülle oder weil das Insgesamt legten seit der Installation im Jahr 2001 Ulf Gronau, Leiter der Ungeborene sich optisch klein macht, nichts auf die 13 Mütter ihre Kinder ins Körbchen des Friederiken- Beratungsstelle Pro Schwangerschaft hinweist, bis die Geburtswehen stifts. Seit Einführung der vertraulichen Geburt im Familia, berät über einsetzen. Jahr 2014 bis heute war es nur noch ein Kind. Baby- die Möglichkeiten der körbchen bilden nach wie vor eine sinnvolle Alter- vertraulichen Geburt. native für Mütter, die ihr Kind weder behalten noch Ein Wort genügt unter eigenem Namen abgeben können oder wollen. Bundesweit wurden seit der Einführung des Wird eine Frau von den Wehen überrascht, entbindet ihr Kind alleine und kann oder will es Gesetzes 166 vertrauliche Geburten registriert. In nicht behalten, sucht sie nach den Erfahrungen zehn Fällen wurde das Verfahren der vertraulichen von Judith Rohde immer noch eher ein Babykörb- Geburt durch die spätere Aufgabe der Anonymichen als sich in den Prozess der vertraulichen tät seitens der Mutter rückgängig gemacht, so ein Geburt zu begeben. »Möglich ist das aber zu jedem Sprecher des Bundesfamilienministeriums. Babyklappen werden bundesweit auf freiwilliZeitpunkt der Geburt«, betont sie, auch noch bei direkter Einlieferung in den Kreißsaal – ein Wort ger Basis betrieben, die Ministerien erheben keine zur Hebamme genügt, und das auch noch nach Statistik. Das Niedersächsische Familienministerium geht von derzeit fünf Babyklappen im Land der Entbindung. »Wenn die Babys in der Klappe liegen, bekom- aus. men sie manchmal eine kleine Beigabe wie einen Carmen Eickhoff Schnuller«, berichtet Judith Rohde über bisherige Erfahrungen mit den etablierteren Babykörbchen. Das bleibt bis auf die Decken und die Kleidung der Kinder der einzige Hinweis zur Herkunft, das Kind kann nicht erfahren, woher es stammt. Das bedeutet eine erhebliche Belastung für die Betroffenen. Alle Informationen über die vertrauliche Geburt sind im InterDoch: Die Mutter bleibt auch dabei straffrei, im net unter folgendem Link zu finden: www.geburt-vertraulich.de. Gegensatz zur Aussetzung eines Kindes etwa vor Eine Liste (freiwillige Basis) mit Babyklappen nach Bundes­ einer Krankenhaustür oder beim Zurücklassen auf ländern ist hier abrufbar: www.sternipark.de der Wöchnerinnenstation.

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DIE LESEBÜHNE – POETEN IN ASPHALT

Mit Kafka auf der Meilenbank von Katja Merx

N E U L I C H

»Hör ma’ warum beginnst du deine Geschichten eigentlich immer mit ›Neulich…‹ und betonst dabei so komisch das ›Neu…‹ im Wort? Das geht mir auf den Keks, mein Freund!«, unterbricht Burki barsch seinen Kumpel Brian. Beide sitzen seit dem frühen Morgen auf einer Parkbank, die eigentlich gar keine Parkbank ist, sondern Meilenbank heißen müsste, denn sie steht mitten auf der Flaniermeile ihres Lieblingsstadtteils. Beide gönnen sich schon zu früher Stunde ein Fläschchen Bier. Ist ja schließlich Montag und Montag ist Schontag, so sagt Burki jedenfalls immer. »Ach, jetzt bin ich wieder schuld, oder was?« »Ja, Schuld! Schuld sind immer die anderen, oder was? So bist du doch gestrickt, mein Freund.« Burki lacht, während er Brian kräftig auf die Schulter haut. Zur Versöhnung sozusagen. »Und, Brian, jetzt verrat mir doch mal, warum du dir schon am Morgen einen Halben genehmigst. Nehmen wir doch mal kein Blatt vor den Mund. Warum trinkst du?« Im Grunde genommen hätte sich Burki diese Frage sparen können, denn die beiden Männer kennen die Antwort bereits. Gelangweilt entgeg-

net Brian: »Die Gesellschaft ist schuld.« Und Burki nickt mit einem wissenden Ausdruck im Gesicht. »Aha! Da haben wir’s. Schuld sind immer die anderen. Du bist nur das Opfer einer gemeinen gesamtgesellschaftlichen Intrige, die dir das Leben schwer machen will. ›Der Grundsatz, nach dem ich entscheide, ist: Die Schuld ist immer zweifellos.‹ Kafka. In der Strafkolonie. Irgendeine brutale Story. Das war kein Zuckerschlecken damals.« Brian starrt bedröppelt auf sein Bier, als die Hohe Priesterin vorbeischlendert und sich lautstark mit den Stimmen, die nur sie hören kann, streitet. »Was ist mit der eigentlich nich’ richtig?«, will Brian wissen und beobachtet fasziniert die sich in Rage redende Frau mit den bunten Flipflops. »Die spirituellen Punks sind schuld. Die lassen ihr keine Ruhe.« »Schöner Scheiß.« »Jepp.« Eine ganze Weile sitzen sie nur so da und schauen dem Treiben auf der Straße zu. Die Menschen an der Haltestelle warten auf die Bahn, die sie zu ihrer täglichen Verpflichtung bringt. Ein sich endlos wiederholendes Ritual, das Burki und Brian gerne mit dem Spruch »Und ewig grüßt das Murmeltier« quittieren und sich dabei köstlich amüsieren. »Wem geht’s hier eigentlich schlechter?«, lachen sie dann und prosten sich zu. Dass ihr Lachen an manchen Tagen bitterer klingt als sonst, würden sie nie zugeben.


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Foto: M. Eickhorst

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für deinen eigenen Allerwertesten. So sieht das nämlich aus.« »Aha. Und warum sitzt DU dann hier mit mir rum?«, überrascht Brian seinen Freund mit einer Gegenfrage. Nach kurzem Zögern antwortet der: »›Alles, was nicht Literatur ist, langweilt mich.‹ Kafka. Ein schlauer Mann!« Womit mal wieder der Schuldige gefunden wäre.

Katja Merx, 1973 geboren, im Harz aufgewachsen, in Hannover das Schreiben entdeckt: überwiegend Kurzgeschichten, wenig (Un-)Lyrisches, gerne schwarzhumorig. Mitbegründerin der Lesebühne »Zuckerwort und Peitsche« und Dazugestoßene der Lesebühne »OraL«. Schreibt fürs örtliche Magazin »Stadtkind« und macht Musik mit der Band »beatbar«

Foto: Bettina Fischer

»Hör ma’ …«, nimmt Burk i den Faden ihres Gesprächs wieder auf, »glaubst du wirklich diesen ganzen Mist mit der Schuld?« »Wie jetzt?«, fragt Brian. »Na, dass du trinkst, weil die Gesellschaft schuld ist?« »Naja, meine Frau is’ auch schuld …« »Ich bitte dich, Brian!« »Ja, wer hat mich denn rausgeworfen aus der gemeinsamen Wohnung, bitteschön! Elke!« Burki schnippt einen Fussel von seiner Hose. »Ma’ ehrlich, sie hat dich rausgeworfen, weil du getrunken hast …« »Und daran is’ die Gesellschaft schuld. Und meine Frau.« Leicht ist es nicht, mit Brian zu diskutieren, aber Burki gibt nicht auf. »Aber hör ma’ …« »Ich möchte jetzt nicht.« »Pass auf, mein Freund, die Sache ist doch die: ›Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.‹ Kafka. Keine Ahnung, wann er das gesagt hat.« Ein genervtes Stöhnen ist neben Burki zu vernehmen. »Aber ich weiß, warum er das gesagt hat!«, lässt Burki seinen Kumpel wissen, obwohl ihm der längst den Rücken zugedreht hat. »Kafka meint, du sollst mal deinen Hintern in Bewegung setzen. Du bist ein Macher, mein Freund. Du bist Entscheidungsträger. Du trägst Verantwortung


BUCHTIPPS Drinnen und Draußen Robert Lucas Sanatanas kennt die Straße, mehr als zehn Jahre war er selbst draußen. Für »Obdachlos« hat er die porträtiert, die er dort traf: Schorsch, der über seine Geburt sagt: »Die Welt war schon nicht betretbar, als ich hier ankam.« Rita, die sich als Prostituierte auf Obdachlose spezialisiert hat. Karsten, der – ohne festen Wohnsitz und Papiere – berufsmäßig klaut. Oder Petrus, der Bettler, der Manfred heißt, aber auf seinem Klapphocker an der Litfaßsäule »eine Instanz« ist, und Yelly mit der Behinderung, die Flaschen sammelt und auf einem Dachboden schläft. Ihnen gibt Sanatanas eine Stimme, ohne die eigene zu verlieren: Es ist ein eigensinniger, geradezu bärbeißiger Sound, breitbeinig, mitleidslos ehrlich und doch voller Empathie. Als Schlusssatz ein Auftrag: »Und, wenn Sie gestatten, Sie von Drinnen und auch Ihr von Draußen: Habt gefälligst nicht alle so einen elenden Schiss voreinander.« BP Robert Sanatanas · Obdachlos. 25 Porträts vom Leben auf der Straße · Herder · 24,99 Euro

Das Recht auf Stadt In den vergangenen Jahren ist das »Recht auf Stadt« Schlagwort urbaner Protestbewegungen weltweit geworden. In Istanbul wie in Detroit genauso wie in Berlin oder Hamburg artikuliert sich das Recht auf Nichtausschluss. Und damit die Vision einer Stadtentwicklung jenseits der Verwertungsmaschine der »unternehmerischen Stadt«. Zurück geht diese Forderung auf den französischen Soziologen Henri Lefebvre und seinen Text »Le droit à la ville« von 1968, in dem er »Das Recht auf die Stadt« als kollektive Wieder­ aneignung des städtischen Raums durch die (auch räumlich) an den Rand Gedrängten beschreibt. Verrückterweise lag Lefebvres Text bis Anfang März nicht auf Deutsch vor. Die Edition Nautilus füllt nun diese Lücke – und mehr als das: Mit »Von Wegen. Überlegungen zur freien Stadt der Zukunft« des Hamburger Aktivisten Niels Boeing liefert der Verlag eine mitreißende Einstiegshilfe in die Fragen der »Recht auf Stadt«-Bewegung. BP Henri Lefebvre · Das Recht auf Stadt · Nautilus Flugschrift · 18 Euro

Mit dem Bulli ans Meer Dieser Goosen-Sound mit dieser leisen Komik, der immer leicht stoffeligen Herzlichkeit und dem Respekt für Helden, die nun wirklich keine sind. Toll. Irgendwie auch diese melancholische Wärme, die genau weiß, dass früher nicht alles besser war, jetzt jetzt ist, aber dass Geschichten über früher die besseren sind. Vor allem aber die Konsequenz, mit der Frank Goosen (geb. 1966) mit dieser Erzählhaltung eine Chronik seiner Generation anlegt, beginnend mit »liegen lernen«, der Geschichte einer Bochumer Liebe in Zeiten der Kohl-Ära und nun angelangt kurz vor dem Fünfzigsten von Autor wie Protagonist. Letzterer, Förster, ebenfalls Schriftsteller, sieht sich – knietief im Sumpf einer Schreibblockade – hineingeworfen in einen Road Trip in einem VW-Bulli, voll mit so skurrilen wie glaubwürdigen Typen. Normale Leute, young at heart, ’ne gute Geschichte und immerhin ein Schlussbild mit Tanzkapelle Schmidt, Twilight-Hamster, Melancholie und Ostsee. BP Frank Goosen · Förster, mein Förster · Kiepenheuer & Witsch · 19,99 Euro


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KULTURTIPPS Ausstellung

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Hans Fallada – Familienbilder

Diese Ausstellung zeigt Werke des Kunst- und Kulturprojektes »Grenzenlos«: Teilnehmer des Projektes sind Flüchtlinge aus dem Wohnheim Südtstadt-Bult sowie Schülerinnen und Schüler der International School, die seit Januar einmal wöchentlich im Atelier der Künstlerin Gabriele Wicke zusammenkommen, um dort gemeinsam künstlerisch tätig zu sein. Dokumentarisch begleitet hat diese Treffen der syrische Fotograf Nader Ismail, dessen Bilder ebenfalls zu sehen sein werden. Am 20. Mai um 20 Uhr findet die Vernissage statt. Die Finissage am 29. Mai um 18 Uhr wird musikalisch von »Four Nations« begleitet. 21., 22. und 28.5., 15 bis 17.30 Uhr, Turm 2 – G. Wicke, Gewerbe­park Alter Schlachthof, Röpkestraße 12, Hannover. Eintritt frei.

Über das Privatleben des Schriftstellers Hans Fallada (1893 – 1947) ist bislang nur Lückenhaftes und zum Teil auch Falsches bekannt. In der bisher umfangreichsten Sammlung über die familiären Wurzeln und Prägungen des Schriftstellers sind Briefe, Texte und Fotos aus der Familie sowie Dossiers zu Themen aus seinem Leben zu sehen. Die Ausstellung nimmt mit Szenenfotos, Filmausschnitten, Bühnenbildmodellen und Hintergrundinformationen außerdem Bezug auf die hannoverschen Fallada-Inszenierungen »Bauern, Bonzen, Bomben« (2011) und »Wolf unter Wölfen« (2016). Bis 5.6., dienstags bis freitags und sonntags 14 bis 19.30 Uhr, Theater­ museum, Prinzenstraße 9 (im Schauspielhaus), Hannover. Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro.

Botschaften12 Die Abschlussausstellung der Studierenden des Fachbereichs Bachelor Design der Fachakademie Dr. Buhmann widmet sich der Frage: »Welche Werte hast Du?«. Präsentiert werden Grafiken, Objekte und Installationen, die sich mit Qualitäten, Werten und wichtigen gesellschaftlichen Fragestellungen beschäftigen. Der Name Botschaften12 verweist auf die zwölf Apostel. In Anlehnung daran werden die Wertekonzepte von berühmten Persönlichkeiten wie Malala Yousafzai, Martin Luther King, Ai Weiwei oder Frida Kahlo in der Ausstellung thematisiert. Für eine Woche soll so in der gleichnamigen Apostelkirche ein Ort geschaffen werden, an dem sich Besucher mit eigenen Werten, Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen können. Eröffnet wird die Ausstellung mit einem Gottesdienst und Live-Musik am 29. Mai um 10 Uhr. 29.5. bis 5.6., 15 bis 19 Uhr, Apostelkirche, Gretchenstraße 55, Hannover. Eintritt frei.

Foto: Hans Fallada Archiv

»Grenzenlos«: Kunst von Schülern und Flüchtlingen

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Bühne

Marc Weide zaubert

Fabian – Der Gang vor die Hunde

Foto: Jochen Quast

Im hektischen Berlin der 1930er Jahre schlägt sich der frisch promovierte Germanist Jacob Fabian mit Gelegenheitsjobs durch. Gemeinsam mit seinem Freund Labude durchstreift er das Berliner Nachtleben und lernt dabei die Juristin Cornelia kennen, die davon träumt, Filmstar zu werden. Sie verlieben sich ineinander, aber das Glück ist nur von kurzer Dauer: Als Fabian entlassen wird und Cornelia tatsächlich Karriere im Filmgeschäft macht, verlässt sie ihn. Dennoch lässt Fabian nicht ab von seiner immer aussichtsloser werdenden Suche nach Sinn und Moral. Das Theater für Niedersachsen führt eine eigene Bühnenfassung unter Verwendung des erst 2013 veröffentlichten Originalmanuskripts von Erich Kästners messerscharfer Satire »Fabian. Die Geschichte eines Moralisten« auf. 22.5., 18 Uhr, Theater Hameln, Rathausplatz 5, Hameln. Eintritt: 15 bis 29 Euro, Schüler und Studenten je nach Verfügbarkeit 5 Euro AK.

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Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin. Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr. ... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de

Las Vegas gilt als Mekka der Magie. Der Traum eines jeden Zauberers ist es, hier seine eigene Show zu haben. Nur Marc Weide scheint das etwas anders zu sehen – seine Show heißt »Las Vegas kann mich mal«. Er verzichtet auf große Requisiten und sucht mit magischer Anziehungskraft den persönlichen Kontakt zum Publikum. SAT. 1 nennt ihn bereits »Einen der besten Zauberer Deutschlands« und die WAZ schreibt »Ganz großes Kino!«. Machen Sie sich also auf etwas gefasst – vor allem, weil Marc Weide weiß: Er wird leicht unterschätzt! 6.5., 20 Uhr, die hinterbuehne, Hildesheimer Straße 39 a, Hannover. Eintritt: 15/erm. 10 Euro

Kinder Märchenoper: Der gestiefelte Kater Jean ist der jüngste von drei Brüdern und bekommt nach dem Tod des Vaters von drei Erbstücken das vermeintlich nutzloseste. Der Älteste nimmt die Mühle, der Mittlere den Esel, und Jean muss mit dem Kater vorlieb nehmen. Und dann will das Tier als allererstes auch noch Jeans Stiefel haben … Aber wie so oft im Märchen ist auch hier der Jüngste ein Glückspilz, und der gestiefelte Kater verschafft ihm mit List und Tücke einen Adelstitel, schöne Kleider, ein Schloss und schließlich die Prinzessin zur Frau. Die Junge Oper zeigt das Werk des russischen Komponisten César Cui in einer märchenhaften Kammer­ orchester-Fassung. 4.5. und 9.5., 10.30 Uhr und 12 Uhr, 8.5., 15 Uhr, 27.5., 10.30 Uhr, 31.5., 18 Uhr, Ballhof Zwei, Knochenhauerstraße 28, Hannover. Eintritt: 17,50 Euro.


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Wilde Tiere in der Stadt Auf zum Abenteuer in die Eilenriede! Da sind nicht nur Menschen und Hunde unterwegs, sondern auch viele wilde Tiere. Ihr begebt Euch gemeinsam auf die Suche, und damit ihr die Tiere und Spuren auch findet, spielt ihr Spiele, die eure Sinne schärfen. Ihr erfahrt, welche Tiere es in unserem hannoverschen Stadtwald gibt, und wie sie leben. Vielleicht könnt ihr manche Spuren sogar mit nach Hause nehmen … Für Kinder ab 7 Jahren, Anmeldung bitte unter Telefon 168-42402. 24.5., 16 Uhr, Freizeitheim Lister Turm, Walderseestraße 100, Hannover. Kosten: 5 Euro (mit HannoverAktivPass frei)

Verschiedenes 30. Hannoverscher Selbsthilfetag Zum 30. Mal richtet die Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle im Selbsthilfebereich (KIBIS) den Hannoverschen Selbsthilfetag aus. Zwischen Kröpcke und Platz der Weltausstellung finden Besucher rund 90 Stände von in der Selbsthilfe engagierten Gruppen, Vereinen, Verbänden und Initiativen aus allen erdenklichen Themenbereichen. Auch Asphalt ist als Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekt in diesem Jahr wieder dabei. An verschiedenen Stationen (Rauschbrillen-Parcours, Dunkel-/Simulationsbrille, Fühlbox und Fühlstraße) können Neugierige ausprobieren, wie sich Betroffene fühlen. Außerdem gibt es einen Rollstuhl- und Rollatorcheck. Dazu treten die Cover-Band hART TIMES und die beiden Tanzgruppen Lebenshilfe und U Dance Hannover auf. Anlässlich des runden Geburtstags ist zusätzlich vom 4. bis 29. Mai die Wanderausstellung »Selbsthilfe zeigt Gesicht« im Neuen Rathaus zu sehen, in die sich Aktive aus der Selbsthilfe, dem Gesundheits- und Sozialwesen einbringen. 21.5., 10 bis 16 Uhr, Kröpcke, Hannover. Eintritt frei.

Sneaker-Messe Auf Hannovers erster Sneaker-Messe »Mesh & Laces« können sich Sportschuh-Fans auf Kult-Shops wie Overkill (Berlin), Titelhelden (Hamburg), Glückstreter (Bremen) und Soule (Hannover) freuen. Jede Menge private Anbieter aus ganz Deutschland sorgen zudem mit Sneakers aus ihrem eigenen Repertoire für eine bunte Mischung auf den Tischen. Wer anschließend eine kleine Pause einlegen möchte, kann auf dem Faust-Gelände herzhaftes Essen und kühle Getränke genießen und im idyllischen Bier­ garten Sonne tanken. 28.5., 12 bis 18 Uhr, 60er-Jahre Halle/Mephisto, Kulturzentrum Faust, Zur Bettfedernfabrik 3, Hannover. Eintritt frei.

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

Mai 2016 Mittwoch, 4.5. JAZZBANDBALL HCC-Kuppelsaal, Einlass 18 Uhr Eintritt: 25 Euro, ermäßigt 20 Euro Donnerstag, 5.5. ENERCITY SWINGING HANNOVER Open Air Trammplatz 10 – 17.30 Uhr Eintritt frei Sonnabend, 7.5. AKI TAKASE & NEW BLUES Eintritt: 20 Euro, keine Ermäßigung Dienstag, 10.5. BILLY HART QUARTET Eintritt: 20 Euro, ermäßigt 15 Euro Sonnabend, 14.5. SIMON PHILLIPS & PROTOCOL Eintritt: 20 Euro, keine Ermäßigung Donnerstag, 19.5. Benefizkonzert der Niedergerke Stiftung Eintritt: 25 Euro, keine Ermäßigung Freitag, 20.5. MARKUS STOCKHAUSEN & FLORIAN WEBER Eintritt: 20 Euro, ermäßigt 15 Euro Sonnabend, 21.5. SAN GLASER & BAND Freitag, 27.5. ALBIE DONNELLY’S SUPERCHARGE Eintritt: 20 Euro, keine Ermäßigung

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

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IHR ENGAGEMENT

Ja, ich unterstütze das Asphalt-Projekt!

Machen Sie mit!

Ich übernehme eine Patenschaft für das Straßenmagazin, indem ich es mit

An jedem letzten Dienstag im Monat trifft sich die Runde der Ehren­­amtlichen in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstal­tungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäufe­ rin­n en und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen – und ich freue mich, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten!

dieser Summe fördere:

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monatlich

vierteljährlich

halbjährlich

Dieser Betrag soll zur Deckung der laufenden Kosten und zum weiteren Ausbau des Projekts verwendet werden.

Ich bitte Sie, den Betrag von meinem Konto abzubuchen*:

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Ich überweise den Betrag regelmäßig auf Ihr untenstehendes Konto.

Bitte Spendenquittung zustellen

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Das nächste Treffen ist am Dienstag, 31. Mai 2016, um 17 Uhr.

Straße/Hausnr.: PLZ/Ort:

Rufen Sie mich einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-26.

E-Mail (falls vorh.): Ort, Datum Einfach per Post oder Fax an: Redaktion Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Fax: 0511 – 30 12 69-15

Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE35520604100000602230 BIC: GENODEF1EK1 Gläubiger-ID: DE32ZZZ00000959499

* SEPA-Lastschriftmandat: Ich/Wir ermächtigen die Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebs­g esellschaft mbH Zahlungen von unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs­d atum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/ unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

Herzlichst, Ihr Reent Stade, AsphaltGeschäftsführer

Asphalt dankt: S. Remmers, E. Volker, C. Peil, D. Hannes, H. + R. Likefett, O.-G. Holze-Staeblein, B. Ermerling, M. Dayen, C. Deissner, W. Moede, D. Birck-Baroness von Bistram, I. Hinze, A. Firus, A. Schrewe, W. + A. Seifert, I. Strugalla, F.-J. Guester, B. Lauff, K. + M. Behnsen, R. + H. Flohr, J. Streibel, U. Neumann, W. + B. Niemann, K.-U. Hoff, L. Wagner, U. Jelitko-Furch, H. Zorko, K. + U. Dahms, M. Hartig, W. + S. Neumann, Dr. I. + Dr. W. Lukatis, W. Hansen, E. Toth, C. + S. Graetsch, A. + S. Buckschewski, F. Stemwedel, S. Prasse, R. Gramann, S. Holtz, R. Hohmann, B. Thiel, S. Klingelhoefer, A. + S. Wolynski, W. Heilgermann, W. Schuldig, A. Toenjes, J. Schulz, G. Brakemeier, F. Sojka, W. Rims, H. Baller, A. B. Nagel, H. G. Ronald, G. Glaevecke, M.-E. Krecke, L. Stadler, W. Beismann, U. Habermann, L. Mey, M. Ehlers, T. Hoermann, G. Haucke, H. + L. Poehnisch, B. Dietrich-Fischer, E. Scholz, D. Doerschel, R. + D. Greulich, D. Gruszynski, R. Wessel, A. Lindemann, B. + R. Timmermann, J. Wilhelms-Rath, W. Gwinner, T. Toborg-Grund, Dr. U. Frhr. v. Stackelberg, J. Zabel, A. Mayer, M. Stock, E. + P. Reinfelder, F. + H. Logemann, U. Diener, M. Matthey, R. + S. Mesch, D. Schreiber, B. Kreitz, A. Huendorf-Richter, A. + V. Huehne, B. + R. Kamieth, W. Brix, D. Janschek, H. Ruhnke, S. + A. Schorsch, S. Schneider, W. Roeschmann, S. + D. Pavel, A. Hanken-Bonin, H.-J. Reischel, F. Doelle, U. Juretzki, S. Hinrichs, C. Hiller, C. Hinke, D. Lemke, H. Zielinski, M. Mahler, C. Wiegand, K. Lindenberg, W. Lindenberg, K. + U. Dahms, U. Urban, W. Beismann, M. Cern, Verkäuferausweise H. + R. G. Fenner, E. + R. Gebler, T. Kruse, P. Beckmann, Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei Ver­käuferInnen H. + G. Loewensen, M. Kolde, W. Kubasch, C. Oheim, mit gültigem Aus­weis! A. + H. Lange-Kaluza, B.-H.Christiansen sowie allen anonymen Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Hellblau Spendern und allen Asphalt-Patinnen und -Paten.


Aus den nachfolgenden Silben sind 16 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben– jeweils von oben nach unten gelesen – ein Sprichwort ergeben: arm – bin – buch – chan – chen – de – de – dra – ent – er – ge – ho – ida – koch – kur – le – le – mal – mar – mo – mu – ne – ne – neb – nor – ra – ren – rich – richt – schu – son – ten – ter – ter – trum – un – un – zen

1. Stern im Sternbild Schwan 2. Nachlassempfängerin

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3. Stadt in Schleswig-Holstein (oder Fluss in Frankreich)

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4. Körperteil 5. üblich 6. Linie zwischen zwei Punkten

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir fünfmal das unterhaltsame Hörbuch »Der Sommer, als wir den Esel zähmten« (ab 9 J.). Familie Hummel ist very busy – Karriereeltern eben, drei Superkinder, ein randvolles Freizeitprogramm, alles bestens organisiert. Bis Tochter Flöhchen einen schlimmen Wutanfall bekommt und allen klar wird: Etwas muss sich ändern. Die Familie bucht eine gemeinsame Wanderwoche mit einem Esel – und das stellt ihr Leben gründlich auf den Kopf. Dreimal erfahren Sie »Die ganze Wahrheit über Gluten«, wenn Sie dieses Buch gewinnen. Es enthält fundierte Kenntnisse über Zöliakie, Glutensensitivität und Weizenallergie. Wer darf was essen? Was ist beim Einkaufen und in Restaurants wichtig? Sollten wir vielleicht alle auf Gluten verzichten? Ein Ratgeber für Betroffene, deren Angehörige und Fachleute von Prof. Dr. Alessio Fasano. Passend zur beginnenden Gartensaison haben wir ebenfalls dreimal das Buch »Beetgestaltung nach Farben« für Sie. Neben Pflanzplänen und informativen Pflanzenportraits finden Sie viele informative Tipps – auch für schattige und feuchte Schmuddelecken. Alles nach Lieblingsfarben und Jahreszeiten sortiert, damit Ihr Garten nicht nur im Sommer farbenfroh leuchtet, sondern das ganze Jahr über. Die Lösung des April-Rätsels lautete: Wer die Einsamkeit fürchtet, sollte nicht heiraten. Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de Einsendeschluss: 31. Mai 2016. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht!

ASPHALT 05/16

SILBENRÄTSEL

7. Primaten 8. Lehrstunde 9. Bezahlen 10. Französisch: Gesangstück 11. Teil eines Badeortes 12. Bildungsinstitut 13. Staat der USA 14. Disney-Animationsfilm (»Findet …«) 15. Tiergestalt der Mythologie 16. Rezeptesammlung


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