2015 05 Asphalt

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1,60 €

davon 80 Cent Verkäuferanteil

Mai  2015

Nicht Mann

Nicht Frau

Intersexuelle fordern rechtliche Anerkennung Zukunft im Klassenzimmer: Lernen mit Laptop Nächstenliebe im Irak: Pater Jens gibt Zuflucht Jugend im Dorf: Brennpunkt Feuerwehr


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Asphalt 05/2015

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Titelthemen... Nicht Mann, nicht Frau Vanja aus Gehrden ist intersexuell und hat die Forderung nach einer »Dritten Option« bis vor den Bundesgerichtshof gebracht. _______________________ 6 Zukunft im Klassenzimmer Für immer mehr Schülerinnen und Schüler ist der Laptop ein alltägliches Unterrichtsmittel. _ _______________ 11 Nächstenliebe im Irak Pater Jens aus Deutschland hatte zunächst andere Pläne. Jetzt gibt er syrischen Flüchtlingen ein Zuhause.________________ 25 Jugend im Dorf Mancherorts ist die freiwillige Feuerwehr der einzige Treff, an dem Jugendliche noch willkommen sind._ __________________ 28

...und mehr Notizblock ________________________________________________ 4 Angespitzt: Die Bettel-Ente__________________________________ 5 Serie: Wer war eigentlich … Gustav Nagel?_ ___________________ 10 Zelten: Der günstige Urlaub ist wieder beliebt.__________________ 14 Mai-Tipps ________________________________________________ 16 Kultur im Fokus ____________________________________________ 18 Aus der Szene ____________________________________________ 19 Rund um Asphalt/Impressum _______________________________ 20 Briefe an uns_ ____________________________________________ 22 Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Marius erzählt______________ 23 Praktische Hilfe: Sprachkurse für junge Migranten _ ____________ 24 Danke für Ihr Engagement _ ________________________________ 30

gewinne!

Silbenrätsel/Cartoon _______________________________________ 31

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Mai  2015

Titelfoto: Tosca Weijers/123rf.com

Zum Titel

Nicht Mann

Nicht Frau

Intersexuelle fordern rechtliche Anerkennung Zukunft im Klassenzimmer: Lernen mit Laptop Nächstenliebe im Irak: Pater Jens gibt Zuflucht Jugend im Dorf: Brennpunkt Feuerwehr

Intersexualität kommt in der Natur häufig vor: Regenwürmer zum Beispiel oder man­ che Schneckenarten sind Hermaphroditen, also weder eindeutig weiblich noch ein­ deutig männlich. Im Pflanzenreich gar ist Intersexualität der Normalfall: Die weitaus meisten Pflanzen vereinen in ihren Blüten die Merkmale beider Geschlechter. Unsere Tulpe auf dem Titel ist ein bisschen wie Vanja – nicht Mann, nicht Frau und doch beides. Lesen Sie unsere Titelgeschichte!

Liebe Leserinnen und Leser, unser Titelthema rührt an einen Bereich, der mit tief­grei­ fenden Tabus belegt ist: unsere sexuelle Identität. Lange waren wir davon überzeugt, dass die Menschheit aus zwei Geschlechtern besteht, aus Frauen und Männern. Ein »Dazwischen«, ein »Von-Allem-Etwas« gab es nicht. Und wenn doch, verurteilten wir es als falsch, als eine bedauerli­ che Störung, die um-operiert oder mit einer Hormontherapie behandelt werden musste. »Stopp!« sagen nun die Menschen, die beides sind – genetisch und von ihren Geschlechtsorganen her: Intersexuelle. Sie fordern Akzeptanz, um ihre individuelle, ganz eigene Geschlechtsidentität entwickeln zu können. Sie ringen darum, dass Intersexualität nicht länger als Krankheit ausgelöscht wird. Sondern, dass wir alle dafür Sprache und Umgangsformen finden. Damit tun sie etwas für jede Frau und jeden Mann. Sie brechen nämlich das enge Schema auf, in dem wir nur weiblich oder männlich gefühlt und gedacht haben. Moderne Forschungen belegen es längst: Viele Frauen tragen männliche und viele Männer weibliche Anteile in sich. Biologisch! Nicht nur in ihren Verhaltensweisen. Das eröffnet doch spannende Perspektiven. Auf Identitäten der Vielfalt, auf fröhliche Überschreitungen der Geschlechtergrenzen. Und es verdeutlicht wieder einmal: Zu Mädchen und Jungen wer­ den wir in erster Linie erzogen – um in der Folge dann all die seelischen Dramen zu erleiden, die auftreten, wenn wir die Geschlechterrolle nicht erfüllen. Wenn ein Mann glaubt, kein »echter Mann« zu sein, weil er verunsichert ist, immer wieder auf der Suche nach Lebenskonzepten. Oder wenn eine Frau sich als nicht »weiblich« genug empfindet, an ihrer Attrakti­ vität zweifelt. Veränderungen gibt es, aufmüpfigere Frauen und zartere Männer. Aber die Rollenerwartungen sind nach wie vor tief in uns eingegraben, so tief, dass sie unser Selbst­ wertgefühl maßgeblich beeinflussen. Ich plädiere hier nicht für eine Angleichung der Geschlechter, bloß nicht! Was wäre das für eine langweilige Zukunft ohne gegenseitige erotische Anziehung! Nein, ich möchte vielmehr dazu ermuntern, einer eindimensionalen Identität als Mann oder Frau jede Menge Facetten hinzuzufügen. Intersexuelle können uns da noch viel beibringen.

Hanna legatis, Asphalt-Herausgeberin


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Asphalt 05/2015 Notizblock

Hildesheim. Flüchtlinge können sich an den Universitäten Hildesheim und Lüneburg ab sofort als Studenten einschreiben. Ein bisher einmaliges Angebot zur Integration in Niedersachsen. Die ersten 15 haben sich im Hörsaal in Hildesheim (Foto) von einer Kommilitonin informieren lassen. Die meisten hatten ein Studium bereits begonnen oder standen gar kurz vor dem Abschluss, als sie fliehen mussten. Darunter Ingenieure und eine Informatikerin aus Syrien, ein Politikstudent aus Sudan, ein angehender Arzt, ein Modedesigner, eine Informatik-Studentin aus Afghanistan. Hintergrund: »Diese Menschen sollten nicht die Bindung zur Uni verlieren. Sie sind in einem neuen Land, viele sind orientierungslos, abgeschottet. Wir wollen sie unterstützen, dass sie wieder Fuß fassen«, so Daoud Naso vom Verband Asyl e.V., mit dem

Minister für Miteinander

Hannover/Cloppenburg. Gegen die massive Ausbeutung in der Fleischindustrie hofft das Land auf einen Schulterschluss mit Gewerkschaften und Spitzenverbänden. Denn das Mindestlohngesetz habe nicht zur Anzeige

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Hoya, Celle, Neustadt, Rinteln, Springe, Bückeburg und Obernkirchen.

Foto: Holger Hollemann/dpa

Globale Gasthörer

die Uni Hildesheim zusammenarbeitet. Für alle wichtig: Deutschkurse, die aktuell von Studierenden und engagierten Dozenten organisiert wurden. Jeder Flüchtling erhält einen in Deutschland gebürtigen Paten unter den Studierenden, um im fremden Unisystem nicht unterzugehen. Wer das Programm bezahlt? »Wir sind im Gespräch mit dem Niedersächsischen Wissenschafts-

ministerium, was die Finanzierung angeht, sie begrüßen die Initiative. Momentan finanziert das die Universität Hildesheim aber aus Bordmitteln und dem Engagement der Studierenden und Professoren, es gibt noch keine Projektstelle«, sagt Unisprecherin Isa Lange. Die Universität Hannover prüft, ob sie dem Hildesheimer Beispiel folgen will. mac

erhofften Reduzierung von unsicheren Werkverträgen geführt. Die Zustände vor Ort seien teils unwürdig. Sub- und Subsubunternehmen sorgten immer noch für Lohndumping in großem Stil. Von rund 20.000 derart Beschäftigten spricht die Gewerkschaft für Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Meist kämen diese Beschäftigten aus Polen, Rumänien und Tschechien. In nur drei Jahren will Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) den Anteil dieser Beschäftigten mittels Vereinbarung mit den Unternehmen auf 20 Prozent senken. Noch liege er bei 80 Prozent. Die NGG fordert sogar nur fünf Prozent. Der Verband für Ernährungswirtschaft stimmt bisher nur im Grundsatz zu, eine Quote aber lehnt er bisher ab. mac

aus betreut werden. Egal ob bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, bei finanziellen Angelegenheiten oder bei Fragen zur Wohnung. Die Linke in der Bremer Bürgerschaft protestierte bei der Eröffnung der JBA mit Transparenten und Misthaufen vor der Tür. »Wir wollen keine ›Jugend-Jobcenter‹, die Daten über einzelne Jugendliche zwischen Schule und Jobcenter austauschen«, begründete die Linken-Sprecherin Doris Achelwilm die Aktion. Bisher fehlt für den Datenabgleich zwar noch die Grundlage. Das Bildungsressort aber prüft bereits eine Änderung des Schulgesetzes. Ob die Zahl der Sanktionen für Jugendliche unter 25 Jahren durch die Zusammenarbeit der Behörden noch zunehmen wird, ist ungewiss. Die Linke befürchtet zumindest,

Jobcenter für Jugendliche Bremen. Mit einer Jugendberufsagentur (JBA) wollen die Agentur für Arbeit und das Land Bremen für nach eigenem Bekunden passgenaue Förderung von Jugendlichen sorgen. Schulabgänger und Schulschwänzer sollen künftig von dieser zentralen Stelle

Zitat des Monats »Dass sich allein durch Einsperren kriminelle Karrieren stoppen lassen, halte ich für eher zweifelhaft.« Niedersachsens Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) zur rasant steigenden Anzahl so genannter Warnschuss­arreste für Jugendliche.


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Angespitzt

Zahlenspiegel

diesmal: im Netz

Der Ausstattungsgrad niedersächsischer Haushalte mit Mobiltelefonen ist zwischen 2008 und 2013 von 87 % auf 93 % gestiegen. Nur Kühlschränke (100 %), sowie Fernsehgeräte (96 %) sind nach Angaben des Landesamts für Statistik (LSN) in noch mehr Privathaushalten vorhanden. Der Anteil der Haushalte mit Internetanschluss erhöhte sich von 65 % auf 82 %, bei Flachbildfernsehern gab es eine Erhöhung von 16 % auf 69 % und auch mobile PCs wie Laptops, Netbooks oder Tablet-PCs konnten von 32 % auf 66 % zulegen. mac dass der Druck auf Jugendliche, Arbeit egal welcher Art anzunehmen, steigen wird. Von »sanftem Druck« und »Hausbesuchen« ist in der Kooperationsvereinbarung tatsächlich die Rede. Und Fachleute im Bereich der Sozialarbeit beklagen schon jetzt eine sehr rigide Sanktionspraxis der Jobcenter bei Jugend­lichen bis zur beinahe vollständigen Streichung der Bezüge. In der Region Hannover soll die erste Jugendberufsagentur im Juli 2015 in Garbsen an den Start gehen. mac

Niedersachsen«, so Manfred Hülsmann vom Verband der kommunalen Unternehmen Niedersachsen/Bremen und Chef der Stadtwerke Osnabrück. Gegenüber dem letzten Bericht seien die Mengen deutlich gestiegen. Fast 60 Millionen Tonnen an Dünger und Gülle wurden 2014 auf die Äcker des Landes verteilt. Allein von 2013 auf 2014 nahm der Gülleeinsatz um umgerechnet 100.000 LKWLadungen zu. Der Grund: Die zunehmende Massentierhaltung mit entsprechenden Aus­ scheidungen der Tiere. »Für den Schutz ­­ unserer Gewässer brauchen wir endlich ein Gesetz, das den Schutz unserer wichtigsten Ressource in den Mittelpunkt stellt«, so Hannover/Bremen. Bremen und Nieder- Hülsmann. mac sachsen wollen die zeitweilig schwächelnde Offshore-Branche fördern. Das haben Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Bremens Bürgermeister Jens Hannover. Mit einer »Beratungsstelle zur Böhrnsen beschlossen. Mit vereinfachten Prävention neosalafistischer RadikalisieVerfahren könnten Windparks vor der Küste rung« in Hannover will das Land in Zusamschneller und verlässlicher geplant und menarbeit mit den muslimischen Dachverumgesetzt werden. Zum Jahreswechsel bänden der zunehmenden Tendenz zur 2014/2015 waren in der deutschen Nord- Gewaltbereitschaft junger Muslime begegund Ostsee bereits über 1.000 Megawatt Off- nen. Zwei Beraterinnen und ein Berater solshore-Windenergieleistung angeschlossen. len von Hannover aus Eltern und AngehöriBis Ende 2015 wird mit 3.000 MW gerechnet. gen von in den Extremismus abgleitenden 2.000 MW Grundlast – also die Leistung von Jugendlichen landesweit zur Seite stehen. zwei Atomkraftwerken – werde damit im Die Kosten für das Projekt in Höhe von Jahr 2015 neu ans Netz gehen. mac 500.000 Euro trägt das Sozialministerium. Nicht genug, findet die Opposition. Mit der neuen Präventionsstelle versuche die Landesregierung »eine Entwicklung einzufangen, über die sie schon lange die Kontrolle verloren habe«, so die innenpolitische SpreHannover/Osnabrück. Die kommunalen cherin der CDU-Landtagsfraktion, Angelika Wasserwerke warnen vor Verunreinigungen Jahns. »Mit nur drei Mitarbeitern wird sich des Grundwassers in Niedersachsen. Der kaum ein effektives Beratungsangebot jüngste Nährstoffbericht des Landwirt- umsetzen lassen.« Zudem sei die große Entschaftsministeriums vom März 2015 zeige fernung der Beratungsstelle zu den Schwer»die prekäre Lage im Hinblick auf die Ver- punkten der salafistischen Szene in Braunbringung von Dünger und Gärresten in schweig und Wolfsburg ungünstig. mac

Mehr Wind

Berater gegen Salafisten

Wasserwerke fordern Wasserschutz

Bettel-Ente Betteln verbieten? Betteln dulden? Bettler in den Knast schicken? Und Passanten, die Bettlern ein Almosen geben, gleich hinterher? Im Sommer 2014 gab man sich in Norwegen den ganz großen Ruck. Die Politik beschloss: Ja, ja, ja! Betteln sollte in Norwegen verboten sein, und zwar allüberall und mit drakonischen Strafen: Geldbußen, Gefängnis, Berufsverbot für jeden Zuwiderhandler. Beginn der Gesetzeswirkung nicht sofort 2014, sondern erst 2015, denn kleinere de­­mokratische Formalien mussten noch durchgewunken werden. Sofort 2014 reagierte allerdings die europäische Presse. Vorhersehbar. Die meisten Blätter und Blogs waren, sagen wir mal, professionell erschüttert. Norwegen will das Betteln verbieten? Na, sowas! Jedes Medium mit einem Nachrichtenticker oder einem Skandinavien-Korrespondenten oder beidem berichtete schwerst empört über das norwegische Bettel-Verbots-Vorhaben. Nun waren aber die kleineren demokratischen Formalien offenbar doch nicht so klein. Jedenfalls musste Norwegens Parlament im Februar 2015 noch einmal abstimmen – und das Bettelverbot bekam keine Mehrheit. Das Gros der Bevölkerung war sowieso dagegen gewesen und hatte dies wieder und wieder kund getan. Fazit: Betteln bleibt in Norwegen weiterhin erlaubt. Diese Nachricht fand nun allerdings überhaupt keinen Widerhall in den europäischen Medien. Im Netz ist die Falschmeldung vom Bettel-Verbot weiterhin an vorderster Stelle zu finden. So gut wie nirgends wurde gewürdigt, dass ein Staat sich besonnen hat und von einer Maßnahme gegen die Ärmsten Abstand nahm – auf Druck der Bevölkerung. Only bad news are good news? Offenbar immer noch gang und gäbe, dieser platte Pressegrundsatz aus dem letzten Jahrhundert. Renate Schwarzbauer

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»Ich bin nicht einfach Mann oder Frau« Intersexualität: Vanja aus Gehrden bei Hannover hat die Diskussion um eine dritte Geschlechts­ option bis vor den Bundesgerichtshof gebracht. Wer Vanja auf der Straße begegnet, nimmt eher einen Mann war. Vanja ist 25 Jahre alt, hat kurze Haare und ein bisschen Bart, doch im Pass und in der Geburtsurkunde steht ein »W« –  für »weiblich«. Vanja ist intersexuell und weder eindeu-

tig männlich noch weiblich. In ihm*ihr steckt etwas von beiden Geschlechtern. Doch Intersexualität ist in deutschen Gesetzen nicht vorgesehen, und genau das will Vanja ändern. Angefangen hat alles im Sommer 2014, als Vanja im Standesamt

Gehrden den Eintrag »weiblich« in seiner*ihrer Geburts­u rkunde in »inter/divers« ändern lassen wollte. Die Behörde weigerte sich und gab den Antrag zur Entscheidung an das Amtsgericht Hannover. Das lehnte ab. Auch das Oberlandesgericht

Celle hat Vanjas Beschwerde zurückgewiesen. Doch mittlerweile ist er*sie mit dem Fall bis zum Bundesgerichtshof vorgedrungen. Asphalt hat mit Vanja gesprochen. Der Termin für den Urteilsspruch steht noch nicht fest.


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Vanja, warum sagen Sie nicht einfach: »Steht halt ›weiblich‹ im Pass, ich weiß es ja besser«? Warum gehen Sie mit dieser Frage bis vor den Bundesgerichts­ hof? Natürlich denke ich, dass die beste Lösung wäre, wenn es irgendwann gar keinen Ge­­ schlechtseintrag mehr geben muss, weil Geschlecht allgemein weniger wichtig ist. Aber ich bin damit konfrontiert, wenn ich irgendwelche offiziellen Formulare ausfüllen muss, dass ich irgendwas angeben soll. Solange es diese Erwartung gibt, dass ich in irgendeine Kategorie passen muss, dann will ich wenigstens eine Kategorie haben, die besser zu mir passt. Bei mir ist es so, dass ich eher männlich wirke, mein Pass aber sagt, dass ich weiblich sei.

lich fehlt die nicht, sondern es ist nur was anderes, als das, was ihr mir anbietet. Auch gerade aus der Anti-Diskriminierungs-Perspektive heraus und um Intersexualität sichtbar zu machen, ist es wichtig, dass da nicht einfach nichts steht, sondern dass es benannt wird. Allerdings ist diese Neuregelung eine Vorschrift, das heißt, eine Mussund keine Kann-Bestimmung. Sie gilt ausschließlich für intergeschlechtliche Personen, was wiederum zu einem Zwangs­ outing führt. Dazu gibt’s ein längeres Statement auf unserer Kampagnen-Homepage: DritteOption.de.

Mit Ihrem Gang vor den Bun­ desgerichtshof haben Sie Inter­ sexualität in die Öffentlichkeit gebracht, Sie selbst bleiben aber eher im Hintergrund. Warum? Es ist einfach keine persönliche Angelegenheit, sondern eine gesellschaftliche Frage, die viel mehr Leute als nur mich betrifft.

Bei Facebook können Sie mittler­ weile bei der Anmeldung neben »männlich« und »weiblich« aus 60 weiteren Begriffen wählen, darunter auch »intersexuell«. Das finde ich auf jeden Fall positiv. Inwieweit sehen Sie in Deutsch­ land überhaupt die sprachliche Nun gibt es ja bereits seit 2013 Möglichkeit gegeben, mit mehr eine Neuregelung des Personen­ als zwei menschlichen Geschlech­ standsgesetzes, wonach der Ein­ tern umzugehen? trag zum Geschlecht bei Neuge­ Ich glaube, da gibt es viel Nachborenen frei bleiben kann. Dar­ holbedarf. Es gibt Leute, die aus hat das Oberlandesgericht das geschlechtslose Pronomen Celle ja für Sie abgeleitet, dass »Xier« vorgeschlagen haben Sie Ihren Eintrag zumindest strei­ oder dieses »X« als Endung. Das chen lassen können. Warum ist sind so erste Ideen, die sind aber noch nicht weit verbreitet. das noch nicht genug? Das ist überhaupt schon mal Sprache ist ja immer Spiegel der ein erster Erfolg der Kampagne. Gesellschaft, und dementspreEs ist aber trotzdem ein bisschen chend hoffe ich einfach, wenn komisch, wenn da alle ande- es da im Allgemeinen mehr ren irgendwas stehen haben Auseinandersetzung mit dem und ich nicht. Dass halt meine Thema Geschlecht gibt und ein Geschlechtsangabe dort einfach bisschen mehr Sichtbarkeit für fehlt. Da denke ich mir, eigent- Leute, die nicht einfach Mann

oder Frau sind, dann werden sich auch andere Formen von Pronomen etablieren.

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Ich finde so ein »Guten Tag« schon mal ziemlich gut. Es gibt einige Sprachen, die da schon weiter sind. Solange sich in Wie möchten Sie in offiziellen Deutschland noch nicht andere Briefen angesprochen werden? Pronomen durchsetzen, finde »Sehr geehrte Dame«, »Sehr ich schon ganz gut, zu versuchen, geehrter Herr« funktioniert ja Fortsetzung auf der nächsten Seite nicht bei Ihnen.

Stichwort: Intersexualität

Verlässliche Zahlen gibt es nicht: Geschätzt sind bis zu 120.000 Men­ schen in Deutschland intersexuell. Das bedeutet, sie sind genetisch, körperlich oder hormonell nicht eindeutig dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zuzuordnen. Vermutlich kommt jedes 5.000. Kind ohne diese Eindeutigkeit auf die Welt. »Intersexuell« ist also keine Bezeichnung, die Auskunft darüber gibt, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat – gehört damit nicht zur glei­ chen Begriffs-Kategorie wie »homosexuell« oder »heterosexuell«. Auch ist Intersexualität nicht zu verwechseln mit Transsexualität, bei der Menschen unzufrieden mit ihrem biologischen Geschlecht sind und sich im falschen Körper fühlen. Auf Deutsch ist es schwierig, intersexuelle Menschen korrekt anzu­ sprechen. In der deutschen Sprache fehlt ein geschlechtsneutrales Personalpronomen. Im Gegensatz beispielsweise zu Schweden: Im April 2015 hat das skandinavische Land das geschlechtsneutrale Personalpronomen »hen« in das Standardwörterbuch der schwedi­ schen Sprache aufgenommen. Damit kann nun eine Person bezeich­ net werden, die weder eindeutig weiblich noch männlich ist. »Hen« ist dabei nicht zu verwechseln mit dem deutschen »es«, also einer säch­ lichen Bezeichnung, für die es im Schwedischen das Wort »det« gibt. In einigen anderen Ländern, zum Beispiel Neuseeland und Australien, ist es seit einiger Zeit möglich, einen Geschlechtseintrag zu wählen, der weder »männlich« noch »weiblich« ist.


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dass man möglichst an vielen Stellen einfach vermeidet, Leute geschlechtlich zuzuordnen.

von anderen unterscheidet und was mir auch eher wie ein Defizit vorkam. Ich hatte den Eindruck, dass es gar nicht darum Sie wurden als weiblich angese­ geht, dass ich geschlechtlich hen, als Sie auf die Welt kamen. anders bin, sondern eher das Haben Sie sich als Kind auch als Gefühl, dass ich eigentlich irgendwie weiblich sein sollte, weiblich empfunden? aber mir dazu was fehlt. Nein.

Als was haben Sie sich denn emp­ funden? Naja, ich hatte ja noch nicht wirklich einen Begriff dafür. Es war eher ein Gefühl, dass ausschließlich weiblich nicht stimmte. Erst mit der Diagnose in Ihrer Pubertät wurde klar, dass Sie intersexuell sind. Wie war es für Sie, das zu hören? Ich hatte schon ein Gefühl, dass da irgendwas ist, was mich

Woran haben Sie in ihrer Kindheit festgemacht, dass Sie anders sind als andere? Naja, zum Beispiel, wer mit wem spielt. Da gibt es diese Phase, wo die vermeintlichen Jungs sagen: »Mädchen sind blöd« und umgekehrt, und wo sich ganz viel auftrennt. Da habe ich einfach gemerkt, dass ich irgendwie weder in die Mädchen- noch in die Jungsgruppe reingepasst habe und dass mich das, was die Mädchen

Statt »M« oder »W« oder einer Freistelle will Vanja die Worte »inter/divers«

so gemacht haben, von dem ja erwartet wurde, dass ich mich dahin orientieren würde, nicht so sehr interessiert hat. Aber auch die Jungen waren anders als ich und wollten mich nicht dabei haben.

Gibt es Sachen, die Sie auf Grund ihres eigenen Geschlechtsver­ ständnisses machen oder vermei­ den? Ja, seitdem ich gemerkt habe, dass ich eher als männlich wahrgenommen werde, war es

Aktuelle Situation und Diskussion Bisher wurden intersexuelle Säuglinge häufig durch eine Operation auf ein Geschlecht festgelegt. Das wird von vielen intersexuellen Menschen kritisiert. Sie fordern, dass Intersexuelle selbst darüber ent­ scheiden können und sollen, welches Geschlecht sie haben, sobald sie alt genug dafür sind. Das sei in der Regel nur möglich, wenn nicht nach der Geburt durch eine Operation und spätere Hormongabe durch Außenstehende ein Geschlecht fremdbestimmt werde. Widersprechen das fremdbestimmte Geschlecht und die damit einhergehende Soziali­ sation dem Selbstverständnis dieses intersexuellen Menschen, so dro­ hen laut dem »Verein Intersexueller Menschen« schwere Depressionen bis hin zu Suizidversuchen. Diesen Zusammenhang hat auch der Deut­ sche Ethikrat in einer Stellungnahme 2012 bestätigt. Er hat in der Folge sogar einen Entschädigungsfonds für Betroffene ins Spiel gebracht, die auf Grund eines solchen medizinischen Eingriffs in der Kindheit heute darunter zu leiden haben. Demnach erfüllen medizinische Eingriffe, selbst wenn sie eine heilende Wirkung haben, einen Strafbestand, wenn keine wirksame Einwilligung (z.B. durch die Eltern) in den Eingriff vor­ liegt. Vor allem geht es dabei nach der geltenden Rechtssprechung um die körperliche Unversehrtheit. In den vergangenen Jahren hat sich in Deutschland bereits einiges geän­ dert. So ist es seit 2008 in Deutschland erlaubt, Kindern geschlechts­ neutrale Vornamen zu geben, zum Beispiel Kim, Jona, Nick, Ricky, Dana. Im November 2013 wurde das Personenstandsgesetz insoweit geändert,

dass in der Geburtsurkunde bei nicht eindeutig weiblichen oder männ­ lichen Säuglingen kein Eintrag »weiblich« oder »männlich« erfolgen muss. Die Änderung ist auf die Empfehlung des Deutschen Ethikrates zurückzuführen. Allerdings fand der Vorschlag des Deutschen Ethikra­ tes, neben »männlich« und »weiblich« auch ein »anderes« im Personen­ standsgesetz einzuführen, keine Beachtung. Genau darum geht es im aktuellen Fall, den Vanja zusammen mit der Initiative »Dritte Option« derzeit vor den Bundesgerichtshof gebracht hat. Vanja möchte in den Unterlagen den Eintrag für das Geschlecht in »inter/divers« ändern lassen. Das Amtsgericht Hannover-Gehrden und das Oberlandesgericht Celle haben zuvor diese Option abgelehnt. Die Richter verwiesen darauf, dass die Voraussetzungen für die Einträge »inter« oder »divers« gesetzlich nicht gegeben seien. In diesem Zug stellte das OLG Celle zudem fest, dass Vanja ihren Eintrag »weiblich« zumindest streichen lassen könne. Sollte der Bundesgerichtshof Vanja Recht geben, so würde faktisch eine weitere Geschlechtskategorie neben »männlich« und »weiblich« rechtskräftig. Wann das Urteil erge­ hen wird, ist derzeit völlig offen. Informationen zum Thema im Netz: www.dritte-option.de www.intersexuelle-menschen.net/ www.ethikrat.org/dateien/pdf/stellungnahme-intersexualitaet.pdf


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Fotos: M. Eickhorst

getrennt. Das ist nicht immer total schlimm, aber es bleibt das Gefühl, dass es da eigentlich nicht den Platz für mich gibt, den ich mir wünschen würde.

für ihre Dokumente einklagen.

wichtig für mich, dass ich nicht in ein Klischee reinrutsche. Ich hatte dann Lust, auch mal die bunteren Sachen zu haben oder mir die Nägel zu lackieren, so Kleinigkeiten, die ein bisschen rausfallen. Manchmal ist das auch andersrum, wenn ich nicht so gut drauf bin und weiß, dass es eventuell anstrengend werden könnte, wenn ich auffalle.

Wo haben Sie durch Ihre Inter­ sexualität Probleme im Alltag? Das sind ganz einfache Sachen. Jedes Formular erwartet, dass ich irgendwie männlich oder weiblich ankreuze. Natürlich kann es auch schon zu Verwirrungen führen, wenn in meinen offiziellen Dokumenten »weiblich« steht, aber die Leute mich nicht unbedingt als weiblich wahrnehmen. Oder beim Sport, in welche Umkleide gehe ich, oder auf welche Toilette, diese ganz klassischen Beispiele. Es kann manchmal schon anstrengend sein, beim Einkaufen in die Herren- oder Frauenabteilung zu gehen, die vermeintlich nicht zu einem passt. Es ist einfach vieles nach Geschlechtern

Lange Zeit wurden Säuglinge, bei denen das Geschlecht nicht eindeutig war, so operiert, dass es eindeutiger wurde. Teilweise passiert das auch heute noch. Viele Intersexuelle sind dagegen. Warum? Ich denke, dass es einfach nicht geht, dass Eingriffe in den Körper gemacht werden, die ohne Zustimmung passieren. Ein Kind ist ja noch viel zu klein, um dem zuzustimmen. Es ist ja fast nie so bei den Formen der Intersexualität, dass es wirklich gesundheitsbedrohlich ist, so dass da irgendwas passieren muss. Es gibt nicht viele Studien dazu. Aber alles, was es dazu an Studien gibt, sagt ganz klar, dass diese Eingriffe mehr schaden als nutzen, weil sie das Gefühl für den eigenen Körper verändern. Natürlich sollen Leute die Möglichkeiten haben, irgendwas an ihrem Körper zu verändern, aber bitte nur dann, wenn sie es selber entscheiden können und wenn sie das selbst wollen. Nun gibt es aber auch Stimmen, die sagen, dass ein Kind wissen muss, welches Geschlecht es hat, um im Alltag klarzukommen. Natürlich wird im Alltag eine Zuordnung männlich/weiblich erwartet, aber Kinder sollten wissen, was für ein Geschlecht sie wirklich haben, und es sollten ihnen vielfältige Optionen angeboten werden. Das ist nicht in jedem Fall männlich oder weiblich, sondern kann auch intergeschlechtlich

sein. Ich denke, wenn es dann im sozialen Raum für die Kinder schwierig ist klarzukommen, dann müsste sich auf lange Sicht eben der soziale Raum so verändern, dass es einfacher wird für Kinder, intergeschlechtlich zu leben. Irgendwie ist es doch absurd zu versuchen, die Realität an irgendein komisches Konstrukt von Geschlecht anzupassen, was irgendwann entwickelt wurde, anstatt darüber nachzudenken, dieses Konstrukt der Realität anzupassen.

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Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Ich wünsche mir, dass es irgendwann normal ist, dass Menschen unterschiedliche Formen von Geschlechtern haben und leben. Dass auch in der Medizin unterschiedliche Formen von Geschlecht nicht mehr als Krankheit betrachtet werden und dass weniger versucht wird, Leute in männliche oder weibliche Normen zu pressen. Ja, das wäre mein Wunsch. Mark Eickhorst

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10 Asphalt 05/2015 Biografisches

Wer war eigentlich …

… »gustaf nagel«? Foto: Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)

christlichen Glauben, lebte vom Geld seines Vormundes, von Almosen und dem Verkauf von Ansichtskarten. Durch seine spektakuläre Wanderung wurde Nagel in ganz Deutschland zur Sensation. Die Einstellung vieler Bürger schlug in Sympathie um und Nagels Heimkehr nach Arendsee wurde für ihn zu einem Triumphzug. Noch größeren Ruhm erfuhr er nach weiteren acht Jahren der Pilgerwanderschaft durch Deutschland, Frankreich und Belgien. Von der MitGustav Nagel wurde am 28. März 1874 in gift seiner zweiten Ehefrau kaufte Nagel dem kleinen Städtchen Werben an der Elbe, sich ein Wassergrundstück am Arendsee im Norden von Sachsen-Anhalt, geboren. und baute eine Bade- und Tempelanlage auf. Er war das achte Kind einer GastwirtsfamiBesonders seine penisförmigen Säulen und lie. Vier seiner Geschwister sind kurz nach an­rüchigen Lotusblüten erregten sehr viel der Geburt verstorben. Der kleine GusAufsehen. Nagel verkaufte von Mai bis Septav wurde zum Nesthäkchen seiner Mutter tember 1928 mehr als 10.000 Eintrittskarten. Luise, die ihn sehr religiös erzog. Sein Vater Er hielt lebensreformerische Vorträge, Carl war streng und dem Schnaps zugeneigt. wollte Großstädte abschaffen, wünschte Gustav hatte in der Schule eine schnelle sich die Schule im Freien und dass die MenAuffassungsgabe, ging anschließend in die schen auf Fleisch und Alkohol verzichteten. Lehre beim Kaufmann in Arendsee. Gustav Nagels Sonderweg begann mit einer Krankheit: Er litt Nicht nur der Pfarrer, auch die Gläubigen sollten in der Kirche sprean Nasen- und Rachenkatarrh. So schlimm, dass er seine Lehre chen dürfen. Zweimal bewarb Nagel sich mit seiner »deutsch-kristab­ brechen musste. Zahlreiche Ärzte konnten ihm nicht helfen. lichen folkspartei« sogar um ein Reichstagsmandat. 1924 erreichte er 6.448 Stimmen, was ihn zum Nagel, der obendrein als kriegswohl am meisten beachteten untauglich gemustert wurde, Außenseiter seiner Zeit machte. zog sich in eine selbst gebaute Erdhöhle zurück und begann, sich mit Naturheilkunde zu beschäftigen. Er las von den Heilerfol- Als Pazifist und Sonderling stand Nagel später unter Beobachgen des Pfarrers Kneipp aus Wörishofen, schrieb ihm einen Brief tung der Gestapo. Nagel predigte gegen die Judenverfolgung und und bekam die Empfehlung, Kaltwasserkuren zu machen. Dadurch verlangte die Entfernung von Hitlerplakaten. 1940 wurde ihm die erfuhr Nagel große Linderung, was ihn zum glühenden Verehrer Genehmigung als Wanderprediger entzogen, sein ParadiesgarKneipps werden ließ. Seine naturgemäße Lebensweise zeigte er von ten zerstört. Schließlich kam er ins KZ Dachau, von dort aus in die da an auch nach außen: Nagel ließ sich schulterlanges Haar wach- Nervenheilanstalt Uchtspringe. Er überlebte und kam frei. 1950 sen, kleidete sich nur noch mit Lendenschurz und Überwurf, ging wurde Nagel allerdings erneut für geisteskrank erklärt und nach barfuß und wurde zum Vegetarier. Überall erregte er Aufsehen, Uchtspringe eingeliefert, wo er wenig später mit 77 Jahren verstarb. den Konservativen war er stets ein Dorn im Auge. Schließlich wurde Aus seinen drei Ehen hinterließ er vier Söhne, darunter Friedrich aus erster Ehe, den er nicht anerer für verrückt erklärt und entkannt hatte. Seine Tochter Klara mündigt, erfuhr dadurch im – Eckehard Schwarz: gustaf nagel. Wanderprediger und Tempelwäch­ starb an Unterkühlung, nachAlltag allerdings keine großen ter. Der Ufer-Verlag Kirch-Polkritz. 1991. 41 Seiten. dem er selbst sie im Arend­ see Nachteile. einer Volltaufe unterzog. Gustav 1902, mit 28 Jahren, ging Gus- – Eckehard Schwarz: »ich komme zu euch in friden«. gustaf nagel. Aus dem Leben eines Wanderpredigers und Tempelwächters. Fremden­ Nagel wurde in Arendsee bestattav Nagel auf Wanderschaft verkehrsverein Arendsee und Umgebung (Hrsg.). 1997. 152 Seiten. tet. Auf seinem Grabstein steht nach Palästina, seine Begleiter in seiner Orthografie: »hir rut in waren ein Hund und ein Esel – Reno Metz, Eckehard Schwarz: gustaf nagel – der barfüßige Prophet vom Arendsee. Eine Lebens- und Wirkungsgeschichte. Beiträge zur got – gustaf nagel« aus einem Berliner Tierheim. Kulturgeschichte der Altmark. Verlag Zieten, Harry. 2001. 132 Seiten. Nagel hatte einen sehr starken Karina Hoppe Alle Substantive klein … Einfach so schreiben, wie man spricht … Nicht nur in Bezug auf die Rechtschreibung hatte »gustaf nagel« andere Vorstellungen als die meisten seiner Zeitgenossen. Auch in punkto Religion, Politik und Ernährung war der Wanderprediger und Naturmensch Karl Gustav Adolf Nagel ein Sonderling durch und durch – barfuß und mit Lendenschurz.

Wanderprediger im Lendenschurz


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Für 1.000 Euro top dabei

Die Bundesregierung erklärte Ende März, dass sie digitales Lernen in allen Fächern strategisch unterstützen wird. In Niedersachsen lernen bereits einige Zehntausend Schüler in sogenannten Laptopklassen, allerdings noch ohne Richtlinie aus dem Kultusministerium. Asphalt-Autorin Carmen Eickhoff-Klouvi hat sich den Laptop-Unterricht angesehen. das genauso Bestandteil des Unterrichts ist wie alle anderen«, erklärt Franke. »Im Dauer­einsatz ist er nicht.« Seit knapp drei Jahren ist die 9N eine Laptopklasse. Für die Projektdauer von drei Jahren von Klasse sieben bis neun kommt der Klapprechner in vielen Unterrichtsfächern täglich zum Einsatz. »Sollen wir den Cosinus-Satz oder den Sinus-Satz anwenden?« Eine Schülerin ruft quer durch das

Klassenzimmer. In der Hand hält sie einen Taschenrechner, vor ihr auf dem vollen Schreibtisch liegen der aufgeklappte Laptop und ein karierter Block. Sie benutzt alles abwechselnd. Trigonometrie. Nächste Woche ist Klassenarbeit. Auf dem Schulserver hat Jochen Franke beispielhafte Übungen zusammengestellt, die die SchüFortsetzung auf der nächsten Seite

Fotos: C. Eickhoff-Klouvi

Montagvormittag, fünfte Stunde am Hannah-Arendt-Gymnasium in Barsinghausen bei Hannover: Klassenlehrer Jochen Franke betritt den Klassenraum der 9N, Unterricht in seiner Laptopklasse. Er teilt Zettel mit Mathematik-Aufgaben aus. Zehn Minuten kratzen die 22 Schüler mit dem Stift auf dem Papier und mit dem Finger am Kopf, dann ist gemeinsame Korrekturrunde. »Der Laptop ist ein Arbeitsmittel,

Auf die Initiative von Mathematiklehrer Jochen Franke geht der Laptop-Unterricht am Hannah-Arendt-Gymnasium zurück.


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lerinnen und Schüler bis zum Ende der Doppelstunde durcharbeiten sollen. Richtlinien vom Ministerium gibt es für Lehrer Franke und seine Kolleginnen und Kollegen im Laptop-Projekt nicht. Fortbildungen, Betreuung der technischen Infrastruktur, neue Lehrmethoden: Alles kam am Hannah-Ahrendt-Gymnasium nur auf Initiative des engagierten 58-jährigen Matheund Physiklehrers zustande. Niedersächsische Schulen müssen sich individuell um pädagogischen Hintergrund und technische Ausstattung kümmern, wenn sie digitalen Unterricht anbieten möchten. Im »Netzwerk N21« haben sich zwar Wirtschaft, Schulen und Kommunen zusammengeschlossen und bilden eine Multimedia-Initiative. Erfahrungen werden gesammelt und weiteren Schulen zugänglich gemacht. Doch es ist ein Verein, die Mitgliedschaft ist freiwillig. Etwa 14.000 Schüler werden durch das »Netzwerk N21« repräsentiert, schätzt das Kultusministerium. Es lernen wohl aber bereits viel mehr Schüler digital. Eine entsprechende Statistik fehle bislang, teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Ausstattung und Betreuung werden Stück für Stück aufgebaut, immer individuell. Am Hannah-Arendt-Gymnasium gibt es in den

sechs Laptopklassen ein einziges Whiteboard: eine interaktive Tafel, die an einen Computer angeschlossen werden kann. Fünf Klassen arbeiten mit Projektionen an der weißen Wand. Als in den großen Ferien die Beamer von Einbrechern herausgebrochen wurden, schrieben die Schüler wieder monatelang an die grüne Wandtafel, ganz analog wie früher. Höhenverstellbare Stühle für optimale Schreibhaltung hat Projektleiter Franke im regulären Austauschzyklus organisiert und hofft, »dass irgendwann auch geeignete Tische ins Haus kommen«. Im Klassenzimmer der 9N wird multimedial gerechnet. Die Schüler arbeiten in Zweierteams oder in Gruppen und sind sehr lösungsorientiert. Im Team zur richtigen Lösung, das ist Standard, allein arbeitet der digitale Nachwuchs gewollt selten. Einige zeichnen die Berechnungen am Kreis mit Tangente und Sekante zuerst am Rechner, andere auf Papier, die meisten tippen intensiv auf den Taschenrechner ein. »Jeder Schüler kann in der Reihenfolge arbeiten, die ihm liegt«, wertet Lehrer Franke die Möglichkeiten analogen und digitalen Lernens. Der Laptop wird weder Handschrift noch das selbständige Denken ersetzen. Er ist ein Arbeitsgerät. Am Ende sollen, nicht nur im

Dominant, aber nicht unentwegt im Einsatz: der Laptop. Hier in Klasse 9 in Barsinghausen.

Matheunterricht, Lerneffekt und Ergebnis stimmen. In dieser Klasse zumindest tut es das offenbar häufig. An der Wand verfolgt die Klasse die ganze Stunde über Janas Weg zur Aufgabenlösung, der Beamer überträgt jeden Klick von ihr an die Wand. Dieses offene Arbeiten ist hier üblich und gewohnt, niemand geniert sich für Irrwege, von guten Ideen profitieren alle gemeinsam. Wenn Jana aber zwischendurch den Taschenrechner nutzt oder das Lineal auf dem Papier anlegt, sehen ihre Klassenkameraden nichts mehr, der Rechner fällt in den Ruhemodus und die Verbindung ist unterbrochen. Für Kea-Lani Schmidt, Achtklässlerin am Hannah-Ahrendt-Gymnasium und ebenfalls in einer Laptopklasse, ist der gleichwertige Einsatz von Buch und Rechner im Unterricht längst nichts Ungewöhnliches mehr. Sie hatte sich gemeldet, als in der sechsten Klasse die Anmeldungen für die Laptopklassen gesammelt wurden. Die Kosten für die Teilnahme müssen die Familien der Schülerinnen und Schüler allerdings selbst tragen. Trotzdem kommen inzwischen am Hannah-Arendt-Gymnasium jedes Jahr zwei Laptopklassen zustande, ihre drei Parallelklassen lernen weiterhin konventionell. Kea-Lanis Eltern schluckten beim Anschaffungspreis von mehr als 1.000 Euro für Rechner und Programme und liehen sich das Geld bei den Großeltern. Ein so teurer Rechner müsse es aber sein, sagen die beteiligten Lehrkräfte im Rückblick auf ihre Erfahrungen mit preisgünstigeren Modellen, die sich als nicht robust genug erwiesen. »Drei Jahre im Ranzen, im Bus, auf dem Fahrrad, täglicher Einsatz und viel Klappe-auf-Klappe-zu«, summiert Lehrerin Susanne Stimpfle. »Das haben andere Modelle nicht ausgehalten.« Die Schule gibt eine Sammelbestellung auf, alle Schüler bekommen identische Geräte. Das reduziert den Wartungsaufwand für Projektleiter Franke und minimiert Probleme wegen mangelnder Vereinbarkeit bei den Programmen. »Ein Euro pro Tag auf drei Jahre ist eine sinnvollere Ausgabe als eine Schachtel Zigaretten am Tag«, überzeugt Franke manche Eltern. Die Anschaffungskosten sind der limitierende Faktor, wer mitmachen möchte, muss es sich leisten können.


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Im Ranzen von Kea-Lani stecken nicht weniger Schulbücher als bei ihren Freunden in den analogen Klassen. »Es gibt noch nicht genug digitales Lehrmaterial«, hat sie von den Lehrern gehört, und lernt aus gedruckten Büchern. Hausaufgaben fallen allerdings kaum an in den Laptopklassen, selten sitzt die Schülerin auch nachmittags

noch am Rechner. Nur das Zehn-Finger-System mussten alle zu Hause üben: Schreiben ohne hinzusehen ist verlangt, sonst können sie dem Unterricht nicht folgen. Haben die Schüler noch Fragen oder müssen sie ein Referat vorbereiten, hilft der Schulserver mit hinterlegten Materialien, eingespeist von den jeweiligen Lehrkräften. Bis zum späten

Nachmittag sind die Lehrer auch per Mail erreichbar. »So richtig spannend war der Rechner nur in den ersten Wochen«, grinst Kea-Lani. Inzwischen sind andere Themen wesentlich wichtiger. Der Laptop ist eben nur ein Arbeitsgerät unter anderen in ihrem Schulranzen. Carmen Eickhoff-Klouvi

Das kommt darauf an! Dr. Birgit Ebbert ist Psychologin, Soziologin und Medienpädagogin. Sie war lange Jahre im Jugendschutz tätig. Seit 2006 ist sie freie Autorin für Ratgeber, Lernhilfen und Krimis. Außerdem schreibt sie Bücher für und mit Kindern.

Foto: Ulrich Wens

Frau Ebbert, wie sinn­ voll ist der Einsatz von Medien, beson­ ders Computern, im Schulunterricht? Das kommt drauf an! Es ist nicht wichtig, den technischen Umgang zu lernen, das können Schüler in der Regel. Medien müssen bewusst eingesetzt werden. Buch und Beamer sind in unterschiedlichen Situationen sinnvoll. Alles, was mit Natur zu tun hat, was man auch anfassen kann vor Ort, sollte vor Ort erklärt werden. Da muss es kein Film sein. In Mathe hingegen gibt es Programme, die die Bedeutung von Funktionen anschaulicher erklären können als das Mathebuch oder ein Tafelbild. Tondokumente bringen den Schülern die korrekte Aussprache in Englisch näher als viele Lehrer. Dafür reicht aber ein CD-Player. Es kommt auf das Thema und das Alter der Schüler an. Selbst in der Grundschule muss ein Compu­ ter also nicht tabu sein? Nein, es kann auch durchaus Momente geben, in denen er individuell Sinn macht. Eine Geschichte zu schreiben, sie in den Computer zu tippen, kann etwa für Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche überhaupt erst einen Zugang zum Schreiben ermöglichen. Man muss auf das Thema und die beteiligten Kinder gucken.

Im Moment setzen Lehrer Computer im Unterricht nach Gutdünken ein, es gibt keine Richtlinie, weder im Schulgesetz noch im Lehramtsstudium. Brauchen angehende Leh­ rer eine Ausbildung in Medienpädagogik? Ja. Die Frage ist dann nur, ob als eigenes Fach oder ob angehende Lehrer gleich bei einem Thema, etwa DNA in Biologie, lernen, mit welchen Medien der Lehrstoff sinnvoll vermittelt werden kann. Nicht nur immer Schulbuch und Tafelanschrieb. Die haben in manchen Bereichen eine Berechtigung, weil man sich einiges durch Texte selber erschließen muss. Aber zu Motivationszwecken, als Erklärung oder Wiederholung kann man Medien sinnvoll einsetzen. Befürworter von Laptopklassen sprechen von der Revolution des Lernens. Sieht die aktuelle Computerverliebtheit in zehn Jahren anders aus? Wird man feststellen, dass sich Lern­ inhalte doch nicht in den Köpfen verfestigt haben, trotz neuer Ansätze? Wieder: Es kommt darauf an. Wenn man alleine versucht, sich ein Thema zu erschließen, welches einem nicht liegt, dann wird man es nicht verinnerlichen. Weder mit Computer noch mit Buch. Ich glaube nicht, dass man feststellen wird, dass Schüler in Laptopklassen gar nichts gelernt haben. Wie will man das auch vergleichen? Es hängt auch vom Lehrer ab. Man kann nicht verallgemeinern: Allen helfen Laptops oder allen schaden sie.

Ein Gegenargument ist, dass starke Nut­ zung von Rechnern unsozial mache. Fatal, wenn ausgerechnet Schulunterricht die Aus­ bildung sozialer Kompetenzen bei Schülern verhindern würde. Wenn man 45 Minuten nur vor dem Rechner sitzt, kann das so sein. Wenn interagiert wird und es Chat-Diskussionen gibt, passiert das nicht. Auch herkömmlicher Unterricht hat sich verändert, ist ja heute keine in dem Sinn unsoziale Frontberieselung mehr. Haben Schüler aus Laptopklassen in unserer digitalisierten Welt nach der Schule Vorteile in Ausbildung oder Studium? Für den Arbeitsmarkt brauchen sie es nicht. Sie lernen alles, was sie brauchen, im Unternehmen. Natürlich sind sie fitter am Rechner als andere Schüler und kennen weitere Anwendungen als nur Filme schneiden für Youtube oder Textverarbeitung mit Open Office. Eine Achtklässlerin kann sogar Referendare unterrichten, weil sie fitter in der Bedie­ nung einiger Programme ist. Das ist das Tolle: Computer sind ein Bereich, in dem Kinder heute Erwachsenen etwas beibringen können. Das ist enorm wertvoll für ihre Entwicklung und ihr Selbstwertgefühl. Interview: Carmen Eickhoff-Klouvi


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Naturnah und günstig

Jugendliche und Familien schätzen inzwischen wieder die Ferien im Zelt. Das Material hat sich gegenüber früher stark gewandelt, Spinnen, Mücken und Käfer bleiben draußen. Urlaub im Zelt – das Thema kann Diskussionsrunden spalten. Die einen graust es vor Ohrenkneifern und Mäusen, die anderen denken an das beruhigende Tropfen von Sommerregen auf die Zeltplane und die Entschleunigung beim Kaffeekochen auf dem Gaskocher. Nostalgiker erinnern sich gern an tagelangen Schundlektürenkonsum im Schlafsack und zärtliche Stunden auf der Luftmatratze. Viktoria Groß vom Deutschen CampingClub, München, sagt: »Seit zehn, 15 Jahren gibt es wieder mehr Zelter, einfach deswegen, weil das Geld knapper geworden ist, besonders für Familien.« Klares Indiz für sie sind die Sonderangebote in den Bau- und Supermärkten zu Beginn der Saison. Kleinzelte für 20 und PopupZelte für 34 Euro hielten zwar keinem Wolkenbruch stand, doch zum SchönwetterSchnupper-Kampieren seien sie durchaus geeignet. »Camping im Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil ist ausgesprochen familienfreundlich, weil man sich, anders als im Hotel, ohne Zeitplan nach eigenen VorFotos: S. Szameitat

anderen großen Vorteil: Sie sind weitgehend regendicht. Die Zeltwände aus Polyester oder Nylongewebe bleiben auch ohne regelmäßiges Imprägnieren in der Badewanne dicht: Ab 1.500 Millimeter Wassersäule gilt ein Zelt heute als wasserdicht. Die Mobilbehausungen der Neuzeit sind dem allgemeinen Wunsch entsprechend geräumiger geworden: »Früher kamen Zelter mit acht bis zehn Quadratmetern aus, heute nutzen sie im Durchschnitt 20 bis 25 Quadratmeter Wohnfläche«, weiß Claus Winneknecht, Mitarbeiter eines Zeltherstellers in Baunatal bei Kassel, der seit einem Vierteljahrhundert Branchenerfahrung hat. Seit den 50er und 60er Jahren ist auch der Aufbau viel einfacher geworden. Zeltnägel und Heringe, die immer wieder geradegeklopft werden müssen, sind bei modernen Aufblaszelten nur noch in geringer Anzahl vonnöten. »Diese Zelte, die dank aufblasbarer Luftschläuche stehen, sind im Trend«, erklärt Winneknecht. »Die alten sperrigen Zeltstangen sind schon lange von Glasfiberoder Alugestängen abgelöst worden.« Die Preise fürs Zelten halten sich in Grenzen: »Im Durchschnitt übernachten Zelter günstiger als Wohnmobiler, schon weil sie meist auf den Elektroanschluss für rund fünf Euro verzichten«, sagt Eva Neureuther vom Deutschen Camping-Club. Zeltgebühren liegen je nach Saison, Urlaubsregion und Personenzahl zwischen sechs und fünfzehn Euro pro Person und Nacht. Für Wohnmobil-Urlauber geht es bei 20 Euro pro Person und Nacht überhaupt erst los. Der finanzielle Aspekt ist aber nicht nur für die Urlauber wichtig. Auch die Campingplatzbetreiber müssen rechnen. »Die Flächen für reine Zeltcamper auf den Campingplätzen werden kleiner«, stellt Martina Wischnewski aus Wunstorf fest, die seit 20 Jahren eine Fachzeitung für Campingplatzbetreiber herausgibt. Zelter seien einfach nicht so einträglich. Das UrlaubsstaAnnelie Fischbach kocht beim Camping gern einfache, sättigende Speisen: Frische Luft macht hungrig. dium »Zelten« wird denn auch, wenn die Familienfinanzen sich bessern, oft wieder Manchmal kommt ihr Vater mit – zur Freude seiner Enkelkinder. stellungen mitten in der Natur miteinander beschäftigt«, erklärt die Sprecherin des Clubs, der rund 100.000 Camper vertritt. Der Erfolg der Buchreihe »Cool Camping«, in der Zeltplätze in Deutschland und Europa vorgestellt werden, scheint ihr Recht zu geben. Die originellste Adresse allerdings, die »Tentstation« in einem stillgelegten Schwimmbad direkt hinter dem Hauptbahnhof in Berlin-Moabit, musste nach einigen Jahren schließen. Ein Investor kaufte das Gelände und will dort eine Wellnessanlage einrichten. Vor allem Jugendliche hatten dort liebend gern ihre Leichtzelte aufgeschlagen. Zelte älterer Bauart konnten Neulingen das Zeltleben nicht wirklich schmackhaft machen: Einer der Nachteile war früher das Fehlen eines wasser-, käfer- und mäusedichten Bodens. Spinnenphobiker waren nicht für das Zelt zu gewinnen, weil es überall Ritzen für Krabbelgetier gab. In die heutigen hermetisch dichten Zelte können noch nicht einmal Mücken eindringen. Und die leichten Synthetikmaterialien haben noch einen


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Jan, Enno und Cora lieben das Kokeln (unter Aufsicht) beim Zelten.

Campingplatz. Zwar lassen sie sich unnachahmlich lässig aufbauen (eben: werfen), doch beim Zusammenfummeln des spiraligen Glasfiberskeletts haben vor allem die Zuschauer zu lachen. Über das Thema kursieren mehrere Videos im Internet. Die Urlaubsphilosophie betreffend gibt es nur wenige Berührungspunkte der Zelter mit den Wohnmobilern, den Dauercampern und Wohnwagenbesitzern. Folglich sind die Gruppen auch strikt getrennt auf den Plätzen. Die einen lästern über den Papi in Shorts, der den Yorkshireterrier Gassi führt, und rümpfen die Nase über die Fäkalientransporte, die allmorgendlich vor ihrem Zelt vorbeigerollt werden. Die anderen bedauern die Habenichtse, die auf das Länderspiel im Mobilheim-Fernseher verzichten müssen und keine Hausschuhe dabei­ haben. Noch näher an die Natur heran kommen nur die Pfadfinder. Mit »Plastikzelten« und moderner Outdoorausstattung haben sie nichts im Sinn, sondern transportieren die schweren Planen für ihre Kohten, Jurten oder Kröten auf dem Rücken oder dem Gepäckträger vom einen zum anderen Lagerplatz. Am Lagerfeuer brodelt der Hordentopf mit manchmal abenteuerlichem Inhalt, geschlafen wird im Schlafsack auf Schaffellen. Das T-Shirt mit dem Aufdruck

»Wir zelten schwarz« kommt nur im Alltag zum Einsatz. Noch einige Zeit nach der Rückkehr an den heimischen Herd verbreiten die Freizeit-Nomaden den Geruch nach Abenteuer und Holzrauch. Sabine Szameitat

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verlassen: Nach Einschätzung von Martina Wischnewski laufen Zelter, die es sich leisten können, ins Caravaner- und Reisemobillager über. »Hotels und Pensionen sind für Menschen, die das Zeltleben nahe an der Natur und ohne Zeitplan schätzen gelernt haben, keine Alternative«, meint Viktoria Groß. »Eher leistet man sich mehr Komfort, beispielsweise mit einer Isomatte, die sich dem Körper anpasst. Oder man schließt einen Kompromiss mit einem Faltcaravan, einem Zelt im Anhänger.« Was beim Zelten über die Grundausstattung hinaus als notwendig erachtet wird, ist Ermessenssache. Puristen lehnen Elektrizität ab, sind aber bereit, den Spirituskocher von Anno Tobak zugunsten des schnelleren Gaskochers mit Kartuschen aufzugeben. Ob Luftmatratze oder Isomatte, darüber entscheiden Fortbewegungsart und Platz im Auto, aber auch der Rücken. Klappstuhl und -tisch ersparen etwas älteren Naturaposteln das Sitzen auf der Isomatte. Doch wie spartanisch oder luxuriös die Ausstattung auch immer sein mag: Zelten zwingt immer zum Beschränken und Improvisieren. Mehrgängige Mahlzeiten verbieten sich ebenso wie gebügelte Garderobe. Oftmals hapert es sogar am Handyempfang. »Man reduziert seine Bedürfnisse und merkt, was man alles nicht braucht«, meint Annelie Fischbach, die mit ihren drei Kindern, den Geschwistern, Eltern und Freunden mindestens einmal im Jahr ein langes Wochenende zwischen Stoffbahnen verbringt. »Dadurch, dass man eine Weile auf Zivilisationszubehör verzichtet, entspannt man sich.« An der frischen Luft schmecke das in der Hocke gekochte Essen immer besonders gut – »vor allem, wenn es auf böhmische Art, mit einem Extraschuss Olivenöl zubereitet wird, damit es für alle reicht.« Jan, Enno, Cora und die anderen Kinder schätzen am Zeltleben unter anderem das Kokeln am Lagerfeuer. Eine witzige Erfindung sind Wurfzelte. Sie machen nicht nur den Besitzern Vergnügen, sondern auch den Nachbarn auf dem


16 Asphalt 05/2015 Unsere Mai-Tipps

Kinder Natur mit allen Sinnen Sonntagsvormittags können Kinder verschiedenster Alters­ gruppen und ihre erwachsenen Begleiter im Schulbiologiezen­ trum beim umfangreichen Pro­ gramm mit allen Sinnen die Natur erleben. Beispielsweise am 3. Mai: spannende Experi­ mente für die ganze Familie, veganes Backen einfach und lecker, ein Kräuterbeet für die Fensterbank oder Meerschwein­ chen füttern und beobachten (und noch mehr). Am 10. Mai werden zum Beispiel mit Pflan­ zenextrakten gefärbte Muffins gebacken und Kinder können lernen »wie Hunde sprechen«. Am 17. Mai unter anderem im Pro­­g ramm: Vogelstimmen erkennen oder Briefumschläge aus alten Kalenderblättern bas­ teln. Und und und … Das kom­ plette Programm nicht nur für die Mai-Sonntage gibt es im Internet unter www.schulbiolo­ giezentrum.info.

3., 10., 17. und 31.5., 10.30 bis 12 Uhr (bitte pünktlich sein!), Schulbiologiezentrum, Vinn­ horster Weg 2, Hannover. Eintritt frei, um Spende wird gebeten.

Werkstatt für Kinder In der Kinder-Kulturwerkstatt können Kinder ab sechs Jahren basteln und werkeln. Am 18. Mai wird zum Beispiel in der Technik- und Elektronikwerk­ statt erfunden, gebaut, gebas­ telt und experimentiert – mit selbstgebauten Gegenständen, die in Bewegung gebracht wer­ den. In der Holzwerkstatt am 30. Mai können die Kinder unter An ­­­leitung persönliche Werk­

stücke aus leicht zu bearbeiten­ Selbsthilfetag den Hölzern herstellen. Beim 29. Hannoverschen Selbst­ hilfetag können Besucher mit 18.5., 16 Uhr, und 30.5., 14.30 Uhr, Freizeitheim Ricklingen, vielen Selbsthilfegruppen selbst Ricklinger Stadtweg 1, Hannover. ins Gespräch kommen: Über Teilnahme: 1,50 Euro, Anmeldung 80 Initiativen präsentieren sich, erforderlich unter Telefon: Asphalt ist übrigens auch dabei! 0511 – 168 4 95 96. Dazu gibt es ein buntes Büh­ nenprogramm mit Musik und Tanz, Mitmachaktionen mit Fühlstraße, Blutzuckermessung, Bastelaktionen für Kinder, Air­ brush-Tattoos und vieles mehr. Moorführungen Einfach mal vorbeigehen! Das Moor am Steinhuder Meer 9.5., 10 bis 16 Uhr, Rund um den ist – wie alle Moore – nicht nur Kröpcke, Hannover. Eintritt frei. Wasserspeicher, sondern auch ein artenreicher Lebensraum Repariercafé mit ganz speziellen Lebewe­ Ist die Hose kaputt, das Fahrrad sen wie der fleischfressenden klappert oder der Stuhl wackelt? Pflanze Sonnentau. Die und vie­ Kein Grund, für viel Geld alles les mehr gibt es bei den Führun­ neu zu kaufen – viel besser ist gen durch den Naturpark Stein­ es doch, gemeinsam mit ande­ huder Meer zu sehen. ren im Repariercafé die alten Dinge so gut wie neu herzurich­ 6., 7., 13., 20., 21., 27. und 28.5., 14 bis ca. 16.30 Uhr, Treff­ ten. Dazu gibt es Tee, Kaffee punkt Parkplatz »Neue Moorhütte«, und Hilfe zur Selbsthilfe. Es Hubertusstraße 5, Mardorf. gibt zwar Werkzeug, aber was Eintritt: Erwachsene 3 Euro, Kinder zuhause vorhanden ist, sollte bis 14 Jahre 1,50 Euro. Anmeldung erforderlich unter Tel.: 05036-889. gerne mitgebracht werden –

Verschiedenes

ebenso wie nötige Ersatzteile. Bisher werden hauptsächlich Fahrräder und Kleidung repa­ riert – aber das kann sich ja ändern.

9.5., 11 bis 16 Uhr, Trillke Gut, Hausgemeinschaftsraum, Steinbergstraße 42, Hildesheim. Eintritt frei (keine Anmeldung nötig), um Spenden wird gebeten.

Grüne Friedhöfe Das Programm »Grünes Hanno­ ver« bietet in diesem Jahr rund 200 Veranstaltungen rund um die Natur in und um Hannover – und die Teilnahme ist grund­ sätzlich kostenlos. Führungen über besondere Friedhöfe gibt es beispielsweise dreimal im Mai: am 16. um 14 Uhr geht es auf den eher unbekannten ehemali­ gen Militärfriedhof Fössefeld in Limmer, auf dem nicht nur deutsche Soldaten des 1. und 2. Weltkriegs beerdigt wurden, sondern auch Deserteure, »Wehr­­k raftzersetzer« und viele Soldaten der Alliierten. Deutlich bekannter ist der Stadtfriedhof


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Musik Flüchtlinge willkommen! Das »Refugees Welcome Festival« will Solidarität mit allen Flüchtlingen zeigen und ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Die Band S.P. Music besteht aus Sudanesen aus dem Protest-Camp am Weißekreuzplatz in Hannover und bietet einen vielfältigen Einblick in die Tradition der sudane­ sischen Musik. Bugaro Musica spielt Reggae, Soukouss, Rumba und Samba, der kongolesische Sänger Douglas N’Goma singt auf Lingala, Französisch und Englisch. Der nicaraguanische Sänger MC Keycam heizt mit Dancehallstyles, sozialkritischen Themen und kräftiger Stimme ein, der Gambianer Lyrical Emparoo besticht mit lyrischem Können. Die hannoverschen Soul Rebelz sind zur Unterstützung dabei. Die Peace Development Crew aus Hannover (Foto) bringt eine bunte Mischung aus Reggae, Dancehall, HipHop und Latin auf die Bühne. Und Natureza & Friends aus Brasilien bieten eine Capoeira-Performance. Drum herum legt Buffalo Sound (Yardie Nite) Reggae und Dancehall auf.

8.5., 20 Uhr Einlass, 21 Uhr Beginn, Musiktheater Bad, Am Großen Garten 60, Hannover (Shuttlebus ab

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

Mai 2015 Freitag, 1. Mai KIRK FLETCHER Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro Mittwoch, 6. Mai KEN VANDERMARK – HAVARD WIIK – CHAD TAYLOR Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro

Haltestelle Schaumburger Straße Linie 4/5). Eintritt: 10 Euro (2 Euro gehen an das Flüchtlingscamp am Weißekreuzplatz).

Freitag, 8. Mai DAVE WECKL ACOUSTIC BAND Eintritt: 25 Euro, erm. 20 Euro

Engesohde mit seinen interes­ santen Grabanlagen, Arkaden und Mausoleen (20. Mai, 15 Uhr). Und der historische Stadtfried­ hof Stöcken zeigt sich zur Zeit der Rhododendronblüte farben­ froh (22. Mai, 15 Uhr). Das Pro­ grammheft »Grünes Hannover« mit allen Terminen und Infor­ mationen ist kostenlos in den Regionskommunen erhältlich, in Hannover in den Stadtteil­ büchereien oder im Rathaus und als Download auf www.hanno­ ver.de (Stichwort: Grünes Han­ nover).

nelle und moderne Chormusik aus England und anderen Teilen Europas. Unter seinem jetzigen Chorleiter Andrew Lucas hat sich der Chor ein großes Ansehen erarbeitet. Die Sänger verfügen über ein breites Repertoire quer durch alle Jahrhunderte der Musikgeschichte.

Mittwoch, 13. Mai enercity swinging hannover 2015 Jazzbandball im HCC CRIS BARBER BAND; DWAYNE DOPSIE & AMANDA SHAW; MARQUESS & LOTHAR KRIST HANNOVER BIG BAND; CANDY DULFER & JOW BOWIE Eintritt 25 Euro, erm. 15 Euro

23.5., 19.30 Uhr, Basilika St. Clemens, Goethestraße 33, Hannover. Eintritt frei.

Donnerstag, 14. Mai Jazz am Himmelfahrtstag Programm wie 13. Mai Trammplatz; Eintritt: frei

16., 20. und 25.5. und viele wei­ tere Termine, verschiedene Zeiten, verschiedene Orte in der ganzen Region Hannover. Eintritt frei. Um Anmeldung wird gebeten unter Telefon: 0511 – 16 84 38 01.

Besinnung und Fahrräder

Niedergerke Stiftung, mit deren Erlös der Aufbau der AsphaltFahrradwerkstatt unterstützt wird. Mehr Informationen gibt es auf Seite 20 dieser Ausgabe.

19.5., 17 Uhr, Marktkirche, Am Markte 9, Hannover. Eintritt frei, um Spende wird gebeten.

Musik Regenzeit Unter dem Titel »Regenzeit« bringen Jacek T. Zielinski & Torsten Käseberg und weitere Gäste Jazz-Pop-Ungewöhnliches mit Gesang, Videos, Lyrik und Prosatexten auf die Bühne.

20.5., 19.30 Uhr, Café Lohengrin, Sedanstraße 35, Hannover. Eintritt freiwillig.

Die »Stunde der Besinnung und Kathedralchor Begegnung« in der Marktkir­ che Hannover am 19. Mai ist St. Albans eine Benefizveranstaltung zu Der südenglische Kathedralchor Gunsten der Ricarda und Udo St. Albans präsentiert traditio­

Beethoven Die zehn Sonaten für Violine und Klavier von Beethoven spielen Studierende der Violinund Klavierklassen der Hoch­ schule für Musik, Theater und Medien Hannover in drei Kon­ zerten: Nr. 1 – 4 am 30. Mai, am 31. um 11.30 Uhr Nr. 6 – 8 und um 15 Uhr Nr. 9 und 10. Schmankerl am 30. Mai: Prof. Oliver Wille und Prof. Markus Becker spielen die Sonate Nr. 5 »Frühling«.

30.5., 19.30 Uhr, 31.5., 11.30 Uhr und 15 Uhr, Kammermusiksaal, Plathnerstraße 35, Hannover. Eintritt frei.

Freitag, 22. Mai MYLES SANKE & BAND Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Mittwoch, 27. Mai ALLAN HARRIS Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro Sonnabend, 30. Mai OMER KLEIN TRIO Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr


18 Asphalt 05/2015 Kultur im Fokus

Macht Worte Spezial Poetry-Slam zum Linden-Jubiläum. Thema: Limmern.

Foto: Matthias Stehr/macht-worte.com

Schriftsteller, Schau­ Limmern! Ein Wort, sie­ spieler und Regisseur ben Buchstaben. Das Hartmut El Kurdi, der kommt zunächst harm­ ­ demnächst für das los daher, doch im Schauspielhaus Han­ »schönsten Stadtteil der nover arbeitet, sowie Welt« zieht es eine Lokalmatador Tobias Trennlinie, entlang de­ ­ Kunze, Mitglied der rer hitzig debattiert Lesebühne Nachtbar­­ wird. Es geht um die den sowie Moderator Limmerstraße in Lin­ des Nordstadtschnacks. den: Während die einen Komplettiert wird die das nächtliche Feiern illustre Runde durch und Flanieren genießen, Günter Müller, einen sind die anderen vom Partytourismus mäch­ der größten und tig genervt. Ein Thema bekanntesten Lokal­ also, das die Gemüter Poetry Slam: Das Publikum bestimmt, wer bei der Dichterschlacht gewinnt. lite­ raten aus Hanno­ erhitzt. Ein Thema, das ver-Linden. geradezu nach einer literarischen Umsetzung schreit. Das dachten Gelesen wird in zwei Runden, am Ende kürt das Publikum den sich die überzeugten Hannover-Fans und Wahl-Lindener Jörg Sieger des Abends. Henning Chadde bringt den Reiz solch einer Smotlacha und Henning Chadde. Sie organisieren und moderieren Poetry-Slam-Veranstaltung auf den Punkt: »Es ist eine Form von seit über zehn Jahren Hannovers größte Dichterschlacht, den Poe­ neuer Erzählkultur, die ganz viel Leben und Interaktion mitbringt, try Slam namens Macht Worte!. Im Rahmen des Stadtteilgeburtsta­ die ganz anders ist, als man sich herkömmlich eine Lesung vorstellt: ges (Linden feiert 900-jähriges Bestehen) richten die beiden am viel Lebendigkeit, viele Lacher, viele nachdenkliche Momente.« 21. Mai in der Warenannahme auf dem Faustgelände ein Macht Worte!-Spezial aus. Das Thema: Schön limmern in Linden! Geladen Macht Worte! ist mittlerweile nicht mehr nur der Heimat-Poe­ sind fünf Künstler, die Linden im Herzen tragen. Doch kommen try-Slam im Kulturzentrum Faust, sondern hat sich zum Netz­ alle aus unterschiedlichen Richtungen – von zugezogen bis altein­ werk-Label für Live-Literatur in Hannover entwickelt. Dazu gehö­ gesessen ist alles dabei. Das spiegelt sich auch in ihren Texten wider. ren ebenso die Lesebühnen Nachtbarden und Überholspurpiraten sowie die Poetry Slams Nordstadtschnack, List’ n up und eben Allen voran kommt Kersten Flenter, der trotz seiner großen schrift­ Macht Worte! selbst. Alle drei Monate findet ein Macht Worte!stellerischen Bandbreite als Lindener Heimatdichter gilt. Nicht The Finest statt. Dabei können die Sieger der drei »Stadtteil-Slams« zuletzt wegen seiner literarischen Kultfiguren Lindemann & Stro­ das Ticket für den vierteljährlichen großen Macht Worte!-Slam in ganoff, die er zusammen mit Hans-Jörg Hennecke entwickelt hat. der Oper lösen. Doch wer denkt, größer geht es nicht mehr, der hat Dazu gesellt sich der selbsternannte »Eventautor« Max Lüthke, des­ nicht mit dem Engagement von Smotlacha und Chadde gerechnet: sen satirisch-kuriose Kurzgeschichten für den jeweiligen Anlass Sie wollen 2017 die Deutschen Poetry-Slam-Meisterschaften nach maßgeschneidert sind. Ebenfalls mit von der Partie sind der Hannover holen, das größte Live-Literatur-Festival der Welt! Dann würden rund 125 Dichter eine Woche lang Hannover zur LiteraturAnzeige Hauptstadt machen. Den ein oder anderen wird man dann auf der Straße wiedererkennen, zum Beispiel beim Limmern in Linden. Lorenz Varga Macht Worte!-Spezial: »Schön limmern in Linden!« Donnerstag, 21. Mai 2015, 20 Uhr Kulturzentrum Faust, Warenannahme Eintritt: 8 Euro, erm. 6 Euro www.macht-worte.com


Aus der Szene Asphalt 05/2015 19

gesucht – gefunden Verkäuferin Cordula, Nr. 1683: Suche eine Wohnung für zwei Personen mit zwei kleinen Hunden (Erdgeschoss oder mit Fahrstuhl). Die Wohnung sollte etwa 60 m2 groß sein und max. 429 Euro kosten (warm). Miete wird vom Job­ center übernommen. Kontakt: 0157 – 52 04 10 97 Verkäufer Thomas, Nr. 1909: Ich suche einen Garten oder kleine Wohnung mit 1 bis 2 Zimmern. Miete bis 364 Euro (warm) sowie PC und TV. Kontakt: 0151 – 26 87 64 63 Verkäufer Mario, Nr. 1970: Ich suche einen Laptop oder einen Heimcomputer. Vielen Dank. Kontakt: 0157 – 33 89 69 26. Verkäufer Reinhold, Nr. 137: Ich suche Arbeit als Hausmeister, Maler oder in der Gartenpflege (Hecken, Baumschnitt, Rasenpflege, Laubenrenovierung). Außerdem suche ich

ein gut erhaltenes Fahrrad, einen Fahrradanhänger sowie eine Digitalkamera. Kontakt: 0175 – 802 22 23

Das muss mal gesagt werden derzeit zu berichten gibt. Und das ist auch gut so!

Verkäufer Andreas, Nr. 314 (Emden): Ich suche dringend eine kleine 2 Zi. Wohnung in Emden, bis 50 m2 (ALG II), zu Anfang Juli. Kontakt: 04921 – 203 43 Verkäufer Bernd, Nr. 156 (Hameln): Ich suche ein Damenfahrrad, 28 Zoll, und einen Fahrradanhänger; aus ganz Niedersachsen. Kontakt: 0157 – 51 27 43 05 Wenn Sie Kleidung oder Kleinelektrogeräte kostenlos abgeben möchten, wenden Sie sich bitte an den Asphalt-Vertrieb unter 0511 – 30 12 69-20. (Abgabe nur nach vorheriger Absprache möglich!) Unter www.asphalt-magazin.de finden Sie außerdem verschie­ dene Anlaufstellen in unserem Verbreitungsgebiet.

Dass es dieser Aprilscherz der CDU »Aufbesserung des städtischen Haushalts..., eine Mautgebühr für Fahrradfah­ rer und Fußgänger in Hanno­ ver …« auf die Tagesordnung des Bezirksrates Mitte schafft, ist wahrlich ein Witz. Dass darüber unter der Überschrift »Politische Scherzkekse« in der HAZ vom 13. April berich­ tet wird, und dass nun auch ich darüber schreibe, zeigt, wie wenig Spektakuläres es

Still und harmonisch verlau­ fen die Tage – was wollen wir mehr? Dann haben wir in die­ ser Stadt doch allen Grund, rundherum zufrieden zu sein. Ach so, etwas fehlt natür­ lich noch zum wunschlo­ sen Glück: Hannover 96 muss endlich mal wieder gewin­ nen, damit ein Verbleib in der ersten Liga gesichert wird! Aber das könnte ja auch noch klappen, wenn die anderen Vereine, die sich hinter Han­ nover 96 tummeln, ihre letz­ ten Spiele verlieren … Aber blicken wir doch erst einmal hoffnungsvoll in die Zukunft und erfreuen uns an der derzeitigen Ruhe.

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Foto­ kamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover.

Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Erleben Sie die Straße neu und lernen Sie spezielle Anlauf­stellen kennen: Wo sind die Schlafplätze von obdachlosen Menschen? Wo duschen oder essen sie? Wo gibt es Konflikte? Ein außergewöhnlicher Stadtrundgang – von ExpertInnen der Straße geführt!

Jetzt auch immer am letzten Freitag im Monat! Nächster Termin: 29. Mai 2015, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstraße 3, 30161 Hannover.

Karin Powser

Bitte melden Sie sich telefonisch an: 0511 – 30 12 69-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen (Studierende, Schulklassen, Vereine etc.) vereinbaren bitte gesonderte Termine! Übrigens: Unseren sozialen Stadtrundgang gibt es auf Nachfrage auch in englischer Sprache!


20 Asphalt 05/2015 Rund um Asphalt

Unser »Held Des Alltags« Asphalt-Ehrenamtlicher erhält Auszeichnung von Antenne Niedersachsen. Foto: J. Kießling

Ulrich Oestmann, seit Jahren engagiertes Mitglied der Asphalt-Ehrenamtlichenrunde, wurde vom Radiosender Antenne Nieder­ sachsen als »Held des Alltags« geehrt. Die Auszeichnung geht zurück auf die Initiative von Asphalt-Geschäftsführer Reent Stade, der sich damit stellvertretend bei den etwa 20 regelmäßigen ehrenamtlichen Helfern für die treue Mitarbeit bei Asphalt bedan­ ken möchte. Ulrich Oestmann ist seit mehr als zehn Jahren dabei und geht unter ande­ rem mit Asphalt-Verkäufern in Schulen, um dort mit den Schülerinnen und Schülern über die Situation der Verkäufer und das Magazin zu sprechen. Mit der Auszeichnung des Senders können sich Menschen in Nie­ dersachsen bei »Alltags-Helden« bedanken. Ein Video von der Übergabe gibt es auf der Homepage des Senders (www.antenne.com) zu sehen. me Reporterin Mareike Bohrenkämper gibt Ulrich Oestmann die Urkunde, rechts neben ihr Reent Stade.

Spanferkel-Essen im Haus der Jugend

Foto: K. Powser

Mit Profi-Equipment rückte am 25. März bereits zum zweiten Mal das Team von »Serve the City« im Haus der Jugend in Han­ nover an, um für Asphalt zu grillen. Und

zwar im ganz großen Stil: Ein komplet­ tes Spanferkel drehte sich im mobilen Ofen für ganze fünf Stunden, ehe es für volle Teller bei den begeisterten Asphalt-Verkäu­ fern sorgte. »Serve the City«, dahinter steckt die Idee, sich in der eigenen Stadt für eine bestimmte Zeit sozial zu engagieren und zu helfen, wo Hilfe nötig ist. Eines der Pro­ jekte war, wie bereits im vergangenen Jahr, das Grillen für Asphalt-VerkäuferInnen. Siegfried Grunick von der Initiative »Serve the City« möchte damit ein Zeichen setzen: »Wir wollen mit dem Grillen den AsphaltVerkäuferInnen ewas Gutes tun und einfach ›Danke‹ sagen dafür, dass sie Tag für Tag das Magazin auf der Straße verkaufen.« Etwa 48 Kilo Schweinefleisch verschwanden so zusammen mit Krautsalat und Brot in den Mündern der dankbaren Gäste. »Echt lecker und wirklich mal was anderes«, freute sich Verkäuferin Gabriele und stellte sich in die Reihe derer, die sich noch einen Nach­ schlag holten. me

Benefiz-Lesung für Asphalt Die Ricarda und Udo Niedergerke-Stiftung organisiert eine tolle Veranstaltung zu Gunsten unserer Asphalt-Fahrradwerkstatt: Unter dem Titel »Klöster in Hannover  – Eine Stunde der Besinnung und Begeg­ nung« treffen sich der ehemalige Stadt­­ ­ superintendent Hans Werner Dannowski, der aus seinem Buch über Klöster liest, die Äbtissin Rosemarie Meding vom Kloster Marienwerder, Bruder David von der Cella St. Benedikt, die Sopranistin Julia Bach­ mann und der Organist Ulfert Smidt zu einer gemeinsamen Lesung mit Musik. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei – um Spenden für Asphalt wird gebeten. Wir danken den Beteiligten und Organisatoren für diese schöne Aktion und wünschen allen Besuchern einen besinnlichen Abend! me Eine Stunde der Besinnung und der Begegnung in der Marktkirche. Lesung und Musik zu Gunsten von Asphalt. Dienstag, 19. Mai, 17 Uhr.


Rund um Asphalt Asphalt 05/2015 21

Vernetzt unterstützen

Kegeln unter der Kirche

Straßenzeitungen arbeiten stärker zusammen.

Foto: K. Powser

arbeiter in Redaktionen und Vertriebsstel­ len initiiert und ein regelmäßiger Austausch redaktioneller Beiträge organisiert werden. Besonders einige kleinere, häufig weitge­ hend ehrenamtlich geführte, Straßenzei­ tungen in mittleren und kleineren Städten könnten über diese jetzt beschlossenen Programme einen neuen Schub für etwas professionellere Hilfe zur Selbsthilfe erfah­ ren und ihren Lesern bessere journalisti­ sche Qualität bieten. Und damit letztlich denen nützen, um die es uns allen geht: den etwa 8.000 Straßenzeitungsverkäufern Elf Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäu­  – Menschen in Not mit dem festen Willen fer haben am vorletzten Montag im März sich selbst zu helfen. mac unter der Bethlehem-Kirche in Linden-Nord alles andere als eine ruhige Kugel gescho­ ben. Angeregt und organisiert von Ver­ käufer Hasso folgten sie einer Einladung von Pastorin Melanie Mordhorst-Mayer und kegelten auf der kircheneigenen Kegelbahn. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Technik lief die Kugel im Lauf des Nachmittags wirklich rund. Alles in allem ein schöner, sportlicher Nachmittag für alle beteiligten Kegel­ schwestern und -brüder, findet auch Ver­ käufer Hasso: »Herzlichen Dank im Namen der ganzen Asphalt-Kegeltruppe an die Kir­ chengemeinde Linden-Nord und Pastorin Mordhorst-Mayer für die wirklich tolle Abwechslung!« Eine Fortsetzung soll folgen, und zwar ab sofort monatlich. me Foto: Andreas Düllick

Straßenzeitungen sind anders als andere Medien, sie arbeiten nicht gegen- sondern miteinander. Und leben damit auch unter­ einander das, was sie Armen und Woh­ nungslosen bieten wollen: Solidarität. Der seit 20 Jahren gültige Anspruch macht sie einzigartig im Mediendschungel. Etwas mehr als 30 Vertreter von 15 deutschspra­ chigen Straßenmagazinen haben sich im April für zwei Tage in Nürnberg getroffen. Haben referiert und diskutiert, wie die teils sehr unterschiedlichen Zeitungen künftig noch besser zusammenarbeiten können. In den nächsten Monaten sollen Austausch­ programme für Mitarbeiterinnen und Mit­

Impressum Anzeigen: Heike Meyer Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Archiv: Dr. Waltraud Lübbe

Redaktion: Volker Macke (Leitung, V.i.S.d.P.), Jeanette Kießling, Renate Schwarzbauer

Vertrieb & Soziale Arbeit: Helmut Jochens (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Freie MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: ­C. Eickhoff-Klouvi, M. Eickhorst, Greser & Lenz, K. Hoppe, K. Powser, N. Puscz, A. Spyra, S. Szameitat, L. Varga

Asphalt Vertrieb & Verlag gGmbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15

Fotografin: Karin Powser

Geschäftsführer: Reent Stade

Spendenkonto: Evangelische Kreditgenossenschaft e.G. IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Redaktion Celle: Ulrich Rennpferdt Redaktion Nord-West: Mark Brockmann

Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 16.4.2015

Für un­auf­gefor­dert ­ein­ge­sandte Manu­­­skripte, B ­ ilder und Bücher über­nehmen wir keine Gewähr. ­Rück­sendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Gesellschafter:

Herstellung: eindruck, Hannover Druck: v. Stern’sche Druckerei, ­Lüneburg Druckauflage: ø 27.000

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger


22 Asphalt 05/2015

Briefe an uns man mal, gut recherchiert, über den hannoverschen Tellerrand. Februar 2015 Das ist etwas mehr, als eine hastige Tageszeitung bieten kann. Ich freue mich auf die nächsten Folgen. Kopfzerbrechen hat mir aber Hat Dorf Ihr »Angespitzt« über das arme Zukunft? Vögelchen Ortolan gemacht. Landleben zwischen Tatkraft und Tristesse Kinder im Syrien-Krieg: Schule in Aleppo Also, Ihren Aussagen zufolge Udo Lindenberg über Pläne, Politik und Panik Kultur am Freitag, den 13ten: Asphalt lädt ein wird das Tierchen von Gour­ mets »gemästet, in Alkohol Zur Asphalt-Serie »Dorf hat Zu­­ kunft« von Volker Macke (Beginn: ertränkt, bei Kerzenlicht mit­ samt den Knochen verschlun­ Februar-Ausgabe) und zum …« Ich frage mich: Wird »Angespitzt« von Renate Schwarz- gen  es post mortem nicht auch bauer in der Februar-Ausgabe noch gerupft? Oder verschlingt Über den Tellerrand man es mit Federn? Oder hat Applaus für die neue Serie es etwa gar keine? »Hat Dorf Zukunft?«! So schaut Inge Nordhoff, Hannover 1,60 €

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März 2015

Unvergessen

Anne Frank und das Schicksal ihrer Familie Vor 70 Jahren befreit: die Hölle Bergen-Belsen Pegida, Islamismus, Angst: ein Herausgebergespräch Anders als andere: Leben als Asperger-Autistin

Zur März-Ausgabe

Freitag, der 13. Die März-Ausgabe Ihres Maga­ zins fand ich wieder mal sehr gelungen, zumal mir bei der Lektüre die Kino-Ankündigung für den Asphalt-Freitag in die Hände fiel. Eine tolle Idee, die beiden Filme zu präsentieren! Schade, dass der nächste Frei­ tag, der 13., erst im November ist. Ich bin gespannt. Eva-Maria Puschke, Hannover

Leute mit Kinderwagen. Vor­ her sah man eigentlich kaum welche. So ist es wahrschein­ lich auch mit den Islamisten. Die einen sehen überall wel­ che, die anderen haben noch nie welche gesehen. Daher sind Zahlen so wichtig. Der Verfas­ sungsschutz – gut, dass wir ihn haben – beobachtet die Szene und zählt in Niedersachsen Anhänger des Islamismus. Es sind offenbar etwas mehr als 3.000. Ihre Frage aufgreifend, darf ich also Angst haben? Immer. Muss ich Angst haben? Eher nicht. Nichtsdestotrotz habe ich Ihr Interview mit den drei doch recht unterschiedli­ chen Herausgebern gern gelesen. Endlich mal echte, ehrliche Ant­ worten jenseits vom politisch Korrekten. Weiter so. Johannes Schreiber, Hildesheim 1,60 €

Wir sind ein seit über 150 Jahren privat geführtes psychiatrisches und psychosomatisches Fachkrankenhaus. Unser Stammhaus liegt in Ilten am östlichen Rand von Hannover. Sie finden uns mehrfach in Hannover, Celle und Lehrte.

„Für mehr Toleranz und Miteinander!“ Carsten Linke, Sporttherapeut im Klinikum Wahrendorff

Unsere Behandlungs- und Leistungsbereiche: • Allgemeinpsychiatrie • Transkulturelle Psychiatrie (speziell für Menschen mit ausländischen Wurzeln) • Seelische Gesundheit im Alter (Gerontopsychiatrie) • Station für Jugendliche und junge Erwachsene • Suchtmedizin • Psychosomatische Medizin (Schwerpunkte: Depression und Burnout) • Traumazentrum • Tagesklinik für Männer Wir behandeln je nach Wunsch des Patienten und Schwere der Erkrankung im Krankenhaus, in unseren Tageskliniken (werktags 8-17.00 Uhr) oder ambulant in den psychiatrischen Institutsambulanzen. Unsere Wahlleistungsstation bietet besondere Serviceleistungen. Seelisch und geistig behinderte Menschen finden in unseren Heimbereichen vielfältige Wohn- und Lebensperspektiven. Wir haben den Anspruch, unsere Leistungen in besonders guter Qualität zu erbringen. Wir legen großen Wert auf Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter und bieten mehr als 100 Ausbildungsplätze.

KLINIKUM WAHRENDORFF Rudolf-Wahrendorff-Straße 22, 31319 Sehnde, Tel. 05132 90-0 E-Mail: info@wahrendorff.de, www.wahrendorff.de

Zu den Artikeln über Anne Frank, ihre Stiefschwester Eva Schloss und das NS-Lager Bergen-Belsen von Renate Schwarzbauer sowie zur Umfrage von Jeanette Kießling und Sonja Wendt zur heutigen Rezeption des Tagebuchs von Anne Frank in der März-Ausgabe

Wieder unsicher

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April 2015

Schulden

Abgebrannt: 7 Millionen in Deutschland überschuldet Alltag: Ein Gerichtsvollzieher bei der Arbeit Handy und Hannover: Virtuelles Spiel, realer Raum Kunst und Kontakte: Bücher nachhaltig verwerten

Zum Artikel »Wer war eigentlich … In Zeiten, in denen Kippot-Tra­ Anna Walentynowicz?« von gen wieder unsicher wird, sage Joachim Göres in der April-Ausgabe ich der Redaktion einfach nur Falsche Zahl DANKE. Ruth Lilien, Hannover Ich bin begeisterte Leserin Ihrer Zeitung und Ihrer interessanten Zum Interview von Volker Macke Artikel. Leider ist ein Fehler mit Heiko Geiling, Hanna Legatis unterlaufen: »Als Anna Walenty­ und Rainer Müller-Brandes zum nowicz vor genau 15 Jahren, Thema »Pegida, Islamismus, am 10. April 2010, ums Leben Angst« in der März-Ausgabe kommt...« Vor 15 Jahren hatten wir das Jahr 2000! Ehrliche Antworten Ulla Matschoss, Hannover Es ist meiner Meinung nach wie Anm.d.Red.: Ja, eine Zahl war hier mit dem Kinderkriegen. Wenn falsch. Richtig ist: Anna Walentyman erst einmal darauf gepolt nowicz starb am 10. April 2010, ist, dann sieht man überall nur also vor fünf Jahren.


Rund um Asphalt Asphalt 05/2015 23

»Erst die Kinder, dann wir« Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Marius erzählt. »Eigentlich bin ich hier, um wieder zurückzukehren – nach Rumänien. Dabei kam ich erst im September 2014 nach Deutsch­ land. Ich denke, wir sind wirklich das, was man arme Leute nennt. Wie ganz viele andere auch in meiner Heimat, in einem ganz kleinen Dorf, 60 Kilometer von Bacau im Nordosten von Rumä­ nien entfernt. Wir – das sind meine Freundin und meine beiden Kinder, fünf und elf Jahre. In meinem Heimatdorf gibt es vielleicht 50 oder 60 Häuser, und alle Menschen dort sind arm. So arm, dass es dort nicht mal einen Laden gibt, wo man etwas kaufen könnte, weil sich eben kaum einer etwas dort leisten kann. Die nächste Möglichkeit einzukaufen ist da zehn Kilometer entfernt, was zu Fuß schon eine ganz schön lange Strecke ist. Wir haben dort ein Haus. Wobei – irgendwie ist es zwar ein Haus, aber es hat keine Fenster, keine Türen und nicht mal ein Dach. Wenn wir dort geschlafen haben, dann war es, als ob man auf der Straße übernach­ tet. Strom, Wasser gibt es dort auch alles nicht. Und genau das ist mein großes Ziel. Ich möchte irgend­ wann dieses Haus für uns soweit wieder hergerich­ tet haben, dass wir dort alle vernünftig leben kön­ nen. Nur – dafür brauche ich das nötige Geld. In Rumänien habe ich da kaum eine Chance. Und deswegen bin ich hier.

Ich habe beim Verkaufen auch ganz tolle Erfahrungen gemacht. Menschen sprechen mich an und interessieren sich für mich. Sie fragen mich, wo ich herkomme, wovon ich lebe und warum ich Asphalt verkaufe. Das finde ich ganz toll, in Deutschland leben tolle Menschen. Einige fragen mich aber auch, warum ich nicht arbeiten gehe? Oder sie werfen mir vor, dass ich nicht arbeiten will. Ich sage dann immer, dass ich sofort arbeiten würde, wenn mir nur jemand die Chance geben würde. Leider habe ich nie wirklich was gelernt. Diese Chance hatte ich in Rumänien nie gehabt, da meine Eltern genauso arm waren wie ich heute. Ich würde sofort arbeiten. Ich kann zum Beispiel gut malern, Gartenarbeit liegt mir oder alles so auf der Baustelle. Natürlich würde ich auch putzen – nur fehlt mir eben ein Angebot dafür. Dann hätte ich auch die Chance, etwas Geld zurück­ zulegen, um irgendwann in Rumänien das Haus flott zu bekommen und wieder zurückzukehren. Und ich könnte mit dem Geld auch meinen Kindern Wün­ sche erfüllen. Ich bin froh, dass sie viel Verständ­ nis haben, dass ich ihnen nicht so viel bieten kann. Ich würde sehr gerne, aber häufig muss ich einfach ›nein‹ sagen, wenn sie sich was wünschen. Das tut mir weh. Meine Kinder stehen für mich und meine Freundin an erster Stelle. Auch beim Essen. Wir sehen immer erst zu, dass die Kinder satt sind, und erst dann essen wir. Ich vermute, dass es vielleicht noch Jahre dauern wird, bis ich etwas Geld zusammen­ bekommen werde. Etwas Zeit habe ich ja noch, ich bin jetzt 26 Jahre. Aber ich bin insgesamt glück­ lich. Ich bin froh, dass wir zusam­ men sind, dass wir ansonsten doch gesund sind und dass die Probleme nicht noch größer sind.«

Foto: K. Powser

Allerdings kostet das Leben hier eben auch nicht wenig. Miete, Essen, da bleibt nicht wirklich viel zum Sparen übrig – wenn überhaupt. Deswe­ gen bin ich echt froh, dass ich das Asphalt-Magazin verkaufen darf. Mir war im vergangenen Jahr ein Asphalt-Verkäufer aufgefallen, wie er vor einem Supermarkt stand. Das machte mich neu­ gierig, und ich sprach ihn an, was er da eigentlich macht. Er erklärte mir, dass es halt Asphalt gibt und was dahin­ ter steckt. Also kaufte ich eine Ausgabe und suchte die Adresse im Impressum raus. Danach bin ich gleich hin zum Vertrieb und hatte das Glück, das ich verhältnismä­ ßig gut Deutsch spreche. So kam es, dass ich tatsächlich Asphalt ver­ kaufen durfte. Das ist ehrliche Arbeit und ich will auch ehrlich arbeiten. Anfänglich war es etwas schwierig, da sich der Lei­

ter des Supermarktes, wo ich als erstes verkaufte, an dem Verkauf störte, aber an einem neuen Standort war das dann alles besser.

Marius verkauft im Stadtteil Roderbruch, meist am Roder­­bruchmarkt. Aufgezeichnet von Mark Eickhorst


24 Asphalt 05/2015

Aus 47 Staaten

Die Hilfe für jugendliche Migrantinnen und Migranten beginnt mit der Sprachförderung und geht weit darüber hinaus. Foto: Stadt Hannover

Die Zeit ist nicht stehen geblieben. Die deutsche Politik hat in den letzten Jahren anerkannt, dass Deutschland Einwande­ rungsland ist. Hilfe für Migrantinnen und Migranten ist inzwischen auf allen Ebe­­­nen    – Bund, Länder und Kommunen –  gesetz­ lich verankert. So hat das BAMF (Bundes­ amt für Migration und Flüchtlinge) aus­ drücklich den Auftrag zur Integration bekommen und nicht mehr nur zur An­ ­ nahme oder Ablehnung von Asylanträgen. Und auch Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD) kümmert sich seit 2013 als Beauf­ tragte der Bundesregierung eigens um den verantwortungsvollen Umgang Deutsch­ lands mit Migration und Flüchtlingen. Unter www.jugendmigrationsdienste.de, einer Seite, die das Bundesfamilienministe­ rium verantwortet, erfährt man wiederum, dass es inzwischen in den 16 Bundeslän­ dern insgesamt 430 staatliche anerkannte und geförderte Angebote allein für jugend­ Besuch im Rathaus: Oberbürgermeister Stefan Schostok empfing junge Migrantinnen und Migranten liche Migrantinnen und Migranten gibt. zum zehnjährigen Jubiläum der Sprachferien des Diakonischen Werkes. Eines dieser Angebote in Niedersachsen brachte seine Hilfe schon früh auf den Punkt: Die Sprachferien des Diakonischen Werkes Hannover feiern in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Sozialarbeiter Frank Hülsemann erinnert sich: »Anfangs betreuten wir überwiegend russischspra­ chige Aussiedler. Es ging darum, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und sie beim Einleben hier zu begleiten. Allerdings besaßen sie ja die deutsche Staatsangehö­ rigkeit, das machte vieles einfacher.« Inzwi­ schen ist die Zusammensetzung der Teil­ nehmenden vielfältiger geworden: »Wir haben jetzt Jugendliche aus 47 Staaten welt­ weit begleitet.« Ihr Bleiberechts-Status (und der ihrer Eltern) ist höchst unterschiedlich, vom EU-Bürger mit Arbeitsrecht bis zum Kriegsflüchtling mit ungewissem rechtli­ chem Status. Oft nennen die Jungen und Mädchen beim Erzählen über ihre Herkunft nicht nur einzelne Staaten wie Afghanistan oder Ghana, sondern lange Migrations­­linien

über mehrere Kontinente und Kriegsgebiete. Frank Hülsemann und sein Kollege Frank Enge sind innerhalb der Fachabteilung »pro migration« des Diakonischen Werkes aus­ schließlich für Jugendliche zuständig. Beide betonen: »Bei unserer Arbeit lehnen wir niemanden ab. Wir stoßen lediglich an die Grenzen unserer Arbeitskapazität.« Teilnehmen können 12- bis 17-jährige Mig­ ranten, pro Gruppe etwa 15 Mädchen und Jungen. Ziel der Sprachferien, die eine Woche dauern, täglich von 9 bis 16.30 Uhr: »Grundlagen der Sprache lernen und viel mehr: Freude und Freunde finden, Ver­ trauen aufbauen, Ansprechpartner kennen­ lernen, an die man sich immer wieder wen­ den kann, Kontakt zum sehr guten Netz­ werk der Flüchtlings- und Migrationsarbeit finden, Hannover erkunden«, so die Sozial­ arbeiter, und weiter: »Wir erteilen keine Zen­ suren, man darf Fehler machen, niemand wird ausgelacht. In diesem Klima können die jungen Leute Zuversicht schöpfen, auch

wenn sie sehr schwierige Erfahrungen gemacht haben.« Die Kosten betragen dank Zuschüssen nur 20 Euro pro Person ein­ schließlich Mittagessen und Ausflügen. Für ein schmales Familienbudget immer noch eine hohe Summe, daher ist Förderung durch das Bildungs- und Teil­ habepaket möglich. »Ein bürokratisches Monster«, so Sozialarbeiter Frank Enge, »aber wir helfen beim Antrag.« Renate Schwarzbauer Sprachferien des Diakonischen Werkes, Lernort: Hannover-Kronsberg. Schulen, Wohnheime, Beratungsstellen, Kirchengemeinden und Privatpersonen können Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund an die Sprachferien des Diakonischen Werkes vermitteln. Für den ersten Kontakt genügt ein Anruf. Nächster Kursus: 3. bis 8. August 2015, dann wieder in den Herbstferien. Telefon 0511 – 563 88 47, Sticksfeld 7, 30539 Hannover, www.diakonisches-werk-hannover.de/ migration.


Asphalt 05/2015 25

In Gottes Namen

Pater Jens Petzold beherbergt im Kloster Maryam al-Adra im nordirakischen Sulaymaniyah seit acht Monaten über 200 christliche Flüchtlinge. Sie sind den Terroristen von ISIS entkommen. Enge, Glaube, Hilfsbereitschaft: ein Hoffnungsschimmer im Krieg. Sie sind vor Mörsern, Granaten und Todes­ kommandos geflohen. Haben sich durchge­ schlagen von Qaraqosh, der ehemals größ­ ten christlichen Stadt der Ninive-Ebene, ins Kurdengebiet und haben Zuflucht gefun­ den im kleinen christlichen »Kloster der Jungfrau Maria« (Deir Maryam al-Adra) in Sulaymaniyah. Außen bewachen kurdische Peschmerga das Kloster der religiösen Min­ derheit – ihrer Führung ist das Mitein­a nder der Religionen wichtig. Innen ist es eng, aber voller Hoffnung. Die gibt den Geflo­ henen ein Deutscher, Ordensbruder Jens

Petzold (53). Mit Brot, mit Zuversicht und auch Gebeten.

Zeit geben – Atem holen In der Zeit vor ISIS lebten im Irak 1,5 Milli­ onen Christen, heute sind es noch 300.000. Als die überlebenden christlichen Flücht­ linge aus Qaraqosh im August vergange­ nen Jahres bei Petzold ans eiserne Kloster­ tor klopften, waren ihre Gesichter leer, die Blicke starr, die Kinder stumm. Das Erlebte brauchte Zeit. Monate. Seit eini­ ger Zeit wird wieder gelacht hinter den Klos­

termauern. »Wir hatten zufällig auf Face­ book gesehen, dass Qaraqosh gefallen war«, erzählt Petzold. »Dann haben wir beim Bischof und in der französischen Botschaft nachgefragt, ob das stimmt, und uns auf Flüchtlinge vorbereitet.« Petzold kümmerte sich um die Unterbringung, um Lebensmit­ tel, um Trinkwasser. Die Kirche wurde kurzerhand mit Tüchern und Decken in Nischen für die Flüchtlingsfamilien unter­ teilt. Nur noch ein Teil wird seitdem für Fortsetzung auf der nächsten Seite

Nach der Flucht aus Qaraqosh: Irakische Christen feiern den Gottesdienst im Zufluchtskloster. Stets wählen die Kinder die Lieder aus.


26 Asphalt 05/2015

Pater Jens Petzold vor der Klostermauer.

Links leben, rechts beten: Teppiche und Tücher teilen den Kirchenraum,

der 200 Flüchtlingen Schutz gewährt. Von Kindern umringt: Jens Petzold.

den Gottesdienst genutzt. Und für Unter­ richt. Und für Versammlungen. Es ist eine Herausforderung, so viele Menschen auf engem Raum zu beherbergen – Menschen, die verängstigt, verzweifelt, traumatisiert sind, auch nach Monaten noch. »200 Leute haben sehr viele Bedürfnisse«, sagt Petzold. Unzählige Dinge müssen entschieden wer­ den. Es gibt Streitigkeiten. Manche wollen einfach ihr Herz ausschütten. Der Ordens­ mann ist für alle da; jeden Abend feiert er mit den Flüchtlingen Gottesdienst. Zeit geben, Atem holen. Doch in wenigen Wochen neigen sich die finanziellen Reser­ ven des Klosters dem Ende zu – Jens Petzold gibt jede Woche rund 1.300 Euro aus, um die 200 Flüchtlinge zu ernähren. Missio, ein katholisches Hilfswerk, unterstützt Petzold in seiner Arbeit, aber auch diese Mittel sind aufgrund der allgegenwärtigen Notstände im Irak begrenzt. Ungewiss scheint daher, wie lange das Kloster noch als Zufluchtsort fungieren kann.

hätte Petzold lange Zeit nie gedacht. Mit Glaube hatte er früher herzlich wenig am Hut. Er hatte eine Ausbildung als kaufmän­ nischer Angestellter absolviert und arbeitete bei der Post. Jens Petzold war 30 Jahre alt, Als Atheist auf Sinnsuche frisch verbeamtet und hätte sich beruhigt Dass er einmal als Ordensbruder traumati­ zurücklehnen können. Stattdessen packte sierten Christen im Irak helfen würde, das er den Rucksack und brach auf zu einer

Foto unten: Die vor ISIS geflohenen Kinder und

Jugendlichen improvisieren sich selbst den

Schulunterricht unter Planen im Klostergarten.

spirituellen Reise. »Ich habe mir seit dem 14., 15. Lebensjahr Fragen gestellt«, sagt er. Fragen, auf die der gebürtige Berliner in seinem atheistischen Elternhaus, das jegli­ cher Form institutionalisierter Religion mit Argwohn begegnete, keine Antwort fand. Erst nach dem Tod seiner Eltern beschäf­ tigte er sich mit Meditation und begab sich


Fotos (5): Andy Spyra/laif

Asphalt 05/2015 27

Abschied in Dankbarkeit: Eine Flüchtlingsfamilie verlässt das Kloster Richtung Jordanien.

auf die Suche. Weit größere Anziehungskraft als der christliche Glaube übte zunächst die fernöstliche Spiritualität auf ihn aus. Ein Jahr lang reiste er als Rucksacktourist in Nahost umher als er von Mar Musa erfuhr  – einem tausend Jahre alten Felsenkloster in der syrischen Wüste, das sich zum Treff­ punkt fur Sinnsucher aus aller Welt ent­ wickelt hatte. immer wieder zog es auch ihn nach Mar Musa. Irgendwann lud ihn Pater Paolo Dall’Oglio ein zu bleiben. Der Jesuit hatte eine internationale Gemein­ schaft gegründet, zu der Katholiken ebenso wie Mitglieder der christlichen Kirchen des Orients gehören. Ihre Grundpfeiler sind Gebet, Arbeit, Gastfreundschaft und der Dialog mit dem Islam. In Mar Musa, für Muslime seit Jahrhunder­ ten eine geheiligte Stätte, sollten sich die Religionen begegnen. »Ich wollte immer in ein Kloster«, sagt Petzold, »aber eigentlich

in ein buddhistisches.« Doch Mar Musa gab den Ausschlag. Auf die späte Taufe folgte das Noviziat und ein Theologie- und Philo­ sophiestudium in Rom. Dann das Gelübde, als Ordensbruder leben zu wollen. 2011 eröffnete Pater Petzold in Sulaymaniyah im Nordirak das »Kloster der Jungfrau Maria«. Wie in Syrien sollte die Gemeinschaft hier eine Begegnungsstätte für Menschen und Religionen schaffen. Doch dann kam ISIS, später IS, und damit die ganz reale Not der Flüchtlinge. Der Irak zerfällt, Christen wer­ den verfolgt, die Grausamkeiten nehmen auf allen Seiten zu.

Gepackte Koffer Hat er keine Angst? »Ich habe mich vorbe­ reitet, als klar war, dass niemand ausgerüs­ tet ist, um IS die Stirn zu bieten«, erklärt der Pater nüchtern. »Ich habe einen Koffer gepackt und genügend Dieselvorrat ange­

legt« – um im Notfall Richtung Iran fliehen zu können. Petzold lebt in einer Ausnahmesituation und sagt nur: »Man gewöhnt sich daran.« Er habe Gottvertrauen, außerdem habe sich in Sulaymaniyah eigentlich nichts verän­ dert. Kein Grund also zur Panik. Für den Ordensmann steht fest, dass er bleibt, wo er gebraucht wird. »Ich hoffe, es ist für jeden Christen selbstverständlich zu hel­ fen«, meint er. »Aber ich mache mir nicht viel vor. Viele Menschen haben das Ver­ trauen in diese Region verloren.« »Das was der Nahe Osten jetzt braucht«, sagt Petzold noch, »ist ein Gandhi. Aber nicht einen, sondern gleich fünf. Das Problem ist nur: Vier davon würden erschossen und einer entführt«. Vielleicht ist Petzold selbst sowas wie der sechste. Beatrix Gramlich/kontinente missiomagazin 3/2015/Volker Macke/ Fotos: Andy Spyra


28 Asphalt 05/2015

Jugend auf dem Land Freizeitgestaltung zwischen Dorfkirche und Ackerland

schnell ein. Alternativen im Ort gibt es ja Es ist Ostersonntag, 18 Uhr, sechs Kame­ nicht. Die Jugendlichen bei der Wehr sind zwi­ raden der Jugendfeuerwehr Bantorf bei Die Themenreihe: schen 10 und 16 Jahren alt, viele von ihnen Barsinghausen treffen sich am frisch auf­ kennen sich aus der Schule oder weil sie Nach­ geschichteten Haufen aus Grünschnitt. – Hat Dorf Zukunft? barn sind. Gleich werden die Jugendlichen mit Fackeln – Mobilität dank Ehrenamt Auf dem Waldsportplatz oberhalb von Bantorf den riesigen Stapel entzünden, unter ehr­ hat schon seit etlichen Jahren kein Jugend­ furchtsvollen Blicken des ganzen Dorfes. – Armut auf dem Land licher mehr mit einem Ball gespielt. Man­ Osterfeuer, das ist der Höhepunkt im Jahr – Jung zwischen Alten gels Nachwuchs kam keine Mannschaft mehr für die Jugendwehr und das ganze Dorf. – Dörfer ohne Bauern zusammen. In wenigen Wochen startet das Auf der Wiese hinter dem ältesten Bauern­ – Alt werden im Dorf neue Angebot des TSV Bantorf: Bogenschie­ hof, nebst schnatterndem Gänsepaar, neben – Fremde im Ort ßen auf einem Parcours durch den Wald. Die dem Café im ehemaligen Schafstall, trifft Sparte richtet sich an alle ab 7 Jahren. Früh man sich »aufm Dorf«. Am Feuer haben alle Platz, zumindest viel mehr Leute, als Weihnachten in die kleine übt sich bekanntermaßen und weitere strukturierte Alternativen Dorfkirche passen. Heute wird hier bis in den Morgen gefeiert. fehlen. Aber braucht es die? Wenn es nicht gerade Bindfäden regnet, kommen so ziemlich alle, »Wir waren immer draussen« egal, ob sie gerade erst oder gerade noch laufen können. Und das Wetter ist heute fantastisch. Christin, von allen Tine genannt, 25 Jahre alt und damit etwas Bantorf hat 1.200 Einwohner, einen evangelischen Kindergarten, älter als der Feuerwehrnachwuchs neben dem Reisighaufen, erin­ einen idyllischen Waldsportplatz und eine Pastorin, die mit ihrer nert sich an ihre Jugendzeit. »Wir waren immer draußen und haben dreiviertel Stelle auch noch für drei Nachbardörfer zuständig ist. geguckt, wer noch kommt.« Und irgendwer kam immer. »Nach Außer der Feier rund um das Osterfeuer ist nicht viel los für Jugend­ der Schule haben wir uns am Goldenen Eck getroffen oder am liche im Ort. Zuckerkuchenweg vor Borrmanns Haus. Wir haben jeden Tag neu Insgesamt zwölf Jugendliche nutzen das derzeit einzige Ange­ beschlossen, was wir unternehmen.« Ein Pferdemädchen sei sie bot für junge Menschen in ihrem Dorf: Sie sind in der Freiwilligen gewesen, sagt sie von sich. Erst ein Pflegepferd und Reitunterricht Feuerwehr. Wöchentliche Übungsdienste, Wettkämpfe, Zeltlager auf der Wiese in der Dorfmitte, später ein Pflegepferd neben dem im Sommer und bei Osterfeuer und Laternenumzug im Ort helfen, Café im Schafstall. Noch heute reitet die langhaarige Brünette dort. das ist der Job bei der Jugendwehr. Die Wiese in der Dorfmitte wurde inzwischen als Bauplatz ausge­ Ein Freund schwärmt den anderen von seinen Erlebnissen in der wiesen, niemand wird dort mehr reiten lernen, Pferde werden dort Wehr vor, ein-, zweimal schauen die vorbei und treten dann sehr nie wieder stehen. Noch etwas älter ist Markus, 42. Er war auch immer draußen in sei­ ner Freizeit auf dem Land. »Hier im Wäldchen haben wir uns viel aufgehalten«, er zeigt auf ein paar stehen gebliebene, winterkahle Eichen hinter dem Osterfeuer, neben dem Café. »Immer draußen, ganz klar«, erinnert sich Markus, »rein durften wir damals doch gar nicht!« Damals wurden Kinder auf die Straße geschickt und sollten möglichst erst um 18 Uhr mit dem Geläut der Kirchenglocken nach Hause kommen. »Aber pünktlich!« Draußen – mit dem Fahrrad die Dorfstraßen rauf und runter fahren, auf ungenutzten Flächen aus Bauschutt wackelige Unterschlüpfe bauen, auf dem Schulhof mit dem Ball bolzen, mit Hilfe der eigenen Phantasie die Umgebung zum Abenteuerspielplatz machen. »Lang­ weilig? Nein, das war überhaupt nicht langweilig!« Die Frage finden Tine und Markus offensichtlich komisch. Wie könnten Kinder und Jugendliche ihre Zeit besser verbringen als auf dem Land?

Leben auf dem Land

Die neue Dorfjugend Der Nachwuchs der Feuerwehr in Bantorf.

Vor sieben Jahren zog Naomi, 13, nach Bantorf. Ihre Mutter war im Dorf aufgewachsen und auch sie verbrachte ihre Freizeit draußen.


Fotos: C. Eickhoff-Klouvi

Jedes Jahr Highlight auf dem Dorf: das Osterfeuer.

Oberflächlich betrachtet schien das Dorfleben immer noch das gleiche zu sein. Auch Naomi würde nach der Schule draußen mit ihren neuen Freunden spielen, dachte ihre Mutter. Genau wie sie damals. Doch nicht mal zur Dorfschule sollte Naomi alleine lau­ fen. »Viel zu gefährlich«, raunten andere Eltern der Mutter zu. Die nahe Autobahn A2, die allerorts bemühte und häufig unwahre Mär von einem Autofahrer, der kürzlich Kinder mit Bonbons anlocken wollte – nein, Kinder unbeaufsichtigt frei im Dorf laufen zu lassen, das ging nicht mehr: zur Schule nur in Gruppen mit Eltern, nach­ mittags spielen nur mit Holen und Bringen. Naomis Jugend spielte sich, wie bei ihren Freunden, eher drin­ nen ab. Xbox spielen, chillen und miteinander quatschen über das Handy. Ein Treffen ist nicht mehr notwendig. Auch die Eltern schät­ zen es heute immer seltener, dass der Nachwuchs den Dreck von draußen in die Wohnung trägt. Bei Jugendfeuerwehrwart Armin gibt es noch echtes, nicht-virtu­ elles Leben. »Im Winter bowlen wir und bereiten den Adventsbasar vor, im Sommer wird für die Wettkämpfe trainiert.« Seit 1999 küm­ mert er sich in Bantorf um den Nachwuchs. Allein im vergange­ nen Jahr kam er dabei auf gut fünf Wochen Dienst für die Ortswehr. Armin weiß, was auf dem Dorf geht und was fehlt, er hat selbst große Teenager. Ein bisschen stolz klingt die ruhige Stimme des großen Mannes, wenn er berichtet, dass in den vergangenen Jahren die Jugendlichen »bis auf einen, der hatte keine Lust mehr auf Feu­ erwehr«, alle zu den Erwachsenen, den Aktiven, gewechselt sind. Inzwischen ist es 19 Uhr, das Dorf ist versammelt. Alte und Junge, Alteingesessene und neue Nachbarn aus dem Neubaugebiet, alle warten gemeinsam auf den großen Moment. Die Jugendwehr ent­ zündet unter Aufsicht das Osterfeuer. Das Dorf feiert den jährlichen Höhepunkt. Carmen Eickhoff-Klouvi

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Verkäuferausweise


Silbenrätsel Asphalt 05/2015 31

Silbenrätsel Aus den nachfolgenden Silben sind 17 Wör­ ter zu bilden, deren erste und vierte Buch­ staben (ch = 1 Buchstabe) – jeweils von oben nach unten gelesen – ein Sprichwort ergeben: ab – an – ar – be – bung – bus – de – del – den – dog – ein – er – for – fuhr – ge – gel – grae – in – ka – lauf – leer – lung – mi – na – na – ne – ne – re – schrei – se – si – sol – spie – stel – ster – stif – sy – sy – ta – thia – tung – um – venz – ver – wai

1. Kind ohne Eltern 2. Zahlungsunfähigkeit 3. Sieger im Wettkampf 4. Kopfschmerz 5. Bogengang 6. spitzes Handarbeitsgerät

Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstrasse 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 31. Mai 2015. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir viermal das erste Praxisbuch zur erfolgreichen Gartensendung im SWRFernsehen: »grünzeug – Die besten Gartentipps & Tricks«. Passend zur Saison beglei­ ten die Fernsehgärtner ihre Leser bei der täglichen Gartenpraxis in Sachen Boden­ pflege, Kompost, Aussaat, Gartenwerkzeug, Schnitt, Pflanzenschutz und Schädlings­ bekämpfung.

Ebenfalls viermal für Sie: »Die Liegenden«. In seinem Buch fragt sich Michele Serra: Was ist das für ein 18-jähriger Typ, der den ganzen Tag auf meinem Sofa liegt und aus­ schließlich online mit der Außenwelt ver­ bunden ist? Mein Sohn? Kopfhörer auf den Ohren, ein Laptop auf dem Schoß, das Handy in der einen, die TV-Fernbedienung in der anderen Hand – Michele Serra sieht als besorgter Vater eine neue Spezies heran­ wachsen: die Liegenden. Die autobiografische Erzählung »Tonspur – Wie ich die Welt von gestern verließ« ist im Juni 2014 von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Jugendbuch des Monats ausgezeichnet worden. Olaf Hintze und Susanne Krones beschreiben, welche Träume im Sommer 1989 auf den vollen Campingplätzen in Ungarn, in den überfüllten bundesdeutschen Botschaften und in den Auf­nahme­lagern in der Bundes­ republik geträumt wurden – von Menschen, die in der DDR ihre Jugend verbracht hatten. »Tonspur« ist eine Geschichte vol­ ler Sehnsucht, Literatur und Pop­ musik. Dreimal für Sie. Die Lösung des April-Rätsels lautete: Hinter dem Ofen wachsen keine Lorbeeren.

8. Verleitung zu einer Straftat 9. Licht reflektierende Fläche 10. gelb blühende Sträucher im Frühling 11. Import 12. Maschine erzeugt kein Produkt 13. französischer Komponist 14. Nebenfluss des Dnjepr 15. Begriff aus der Buchhaltung 16. Veränderung

17. mediterranes Gasthaus

Greser & Lenz, FAZ

7. große Hunderasse


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