2019 03 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

25 1994 –

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2019

JAHR

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EINER FEHLT OHNE DACH

OHNE GELD

OHNE HALT

Aus der Geschichte lernen gegen Obdachlosigkeit

Asphalt-VerkäuferInnen über die vielen Facetten von Armut

Michelle Hunziker über ihr Leben in der Sekte


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Notizblock Der Wert des Obdachs Straße tötet. Allein in Hannover haben in diesem Jahr schon vier Obdachlose ihr Leben verloren. Dabei ist der Kampf gegen Obdachlosigkeit keine Geheimwissenschaft.

10 Lebensbeichte Fünf Jahre war Michelle Hunziker in den Fängen der italienischen Sekte »Krieger des Lichts«. In ihrer Autobiografie beschreibt die Moderatorin ihren Ausstieg aus der Sekte.

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Wer war eigentlich ... Walter Kempowski?

14 Armut Der erste Teil einer Reihe, die sich mit großen Begriffen beschäftigt. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer erzählen, was sie mit diesem Wort verbinden. Diesmal: Armut.

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Ein Haus für Obdachlose Hannover bekommt ein erstes Housing-FirstProjekt, das die neu gegründete Stiftung »Ein Zuhause« jetzt vorgestellt hat. Baubeginn im Sommer. Wenn alles gut geht.

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Aus der Szene

23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben von Asphalt-Verkäufer Jörg

26 Rund um Asphalt 29 Briefe an uns 30

Kunstwelt Knast Der Kriminologe Johannes Feest möchte Gefängnisse am liebsten abschaffen. Das vierte unserer Reihe von Knast-Interviews.

34 Buchtipps 35 März-Tipps 38 Impressum/Ihr Engagement 39 Silbenrätsel

Titelbild: kruwt/iStock.com

Das Asphalt-Prinzip Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung. Spenden Sie bitte an: Asphalt gGmbH bei der Evangelische Bank eG, IBAN: DE35 5206 0410 0000 6022 30, BIC: GENODEF1EK1


»Obdachlosenlager auflösen und die Bewohner in Mietwohnungen unterbringen!« Die Forderung hat Konjunktur. Wenn die Not sichtbar wird. Vor dem Bahnhof und dahinter. Und die Perspektivlosigkeit der Obdachlosen. Und zuletzt - mehrfach - ihr Sterben auf der Straße. Deshalb wird das gefordert, heute heißt die Forderung Housing First. Doch das Zitat ist schon 50 Jahre alt und stammt aus einer Drucksache des Rates der Landeshauptstadt Hannover. Mit Versuchen gegen Obdachlosigkeit beschäftigen wir uns in der Titelgeschichte dieser Ausgabe. Dafür sind wir in die Archive eingetaucht und empfehlen die Ergebnisse mit Nachdruck zur Lektüre. Nicht nur den Verantwortlichen. Selbstverantwortung übernehmen unsere Asphalter – Männer wie Frauen. Täglich. Trotz widriger Vita. Sie verkaufen diese Zeitung, weil ihnen das hilft und ihnen das etwas (ein-)bringt. Im Jahr unseres 25-jährigen Bestehens wollen wir unsere Verkäuferinnen und Verkäufer mehr noch als sonst in den Mittelpunkt rücken. Deshalb starten wir mit dieser Ausgabe eine Reihe mit State­ments von ihnen. Komplett ungefiltert. Zum Start zum Thema Armut. Hören Sie ihnen einfach zu. Wir waren selbst überrascht. Überrascht waren wir auch von Michelle Hunziker. Ja, genau die, die hübsche Blonde an der Seite von Thomas Gottschalk seinerzeit in »Wetten dass ..?«. Offen und ehrlich, schüchtern und klar hat sie uns im Interview mit ihrer Tiefe überrascht. Zu ihrer Jugend, zu ihrer Zeit als Mitglied einer Psycho-Sekte namens »Krieger des Lichts«. Das klingt teils absurd. Aber so ist das dort. Und es sind ja nicht wenige, die irgendwelchen Gurus folgen. Hunziker lenkt den Blick dahin. Auch dieses Interview lege ich Ihnen wärmstens ans Herz. Einen schönen Start in den Frühling wünscht

Volker Macke · Redaktionsleiter

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Liebe Leserin, lieber Leser,

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NOTIZBLOCK

Foto V. Macke

Abschiebebehörde geplant Hannover. Der Flüchtlingsrat Niedersachsen hat Pläne der Landesregierung zur Verschärfung der Abschiebungspraxis kritisiert. Nach einem Projektentwurf des Innenministeriums sollen künftig nicht länger die örtlichen Ausländerbehörden der Kommunen sondern eine neue Zentrale Ausländerbehörde mit bis zu 200 Angestellten zuständig sein. Damit sollen »Verbesserungspotenziale im Rückführungsvollzug besser genutzt werden«, heißt es in dem Papier des Ministeriums. Vereinheitlichung, Optimierung, Konzentration sind die Schlagworte in dem Entwurf. Hintergrund: Die Anzahl der eingeleiteten Abschiebungen je örtlicher Ausländerbehörde ist höchst unterschiedlich. Der Flüchtlingsrat Niedersachsen lehnt die geplante Schaffung der niedersächsischen Abschiebungsbehörde ab: »Schon heute kommt es aufgrund des künstlich entfachten und sachlich nicht begründeten politischen Drucks immer wieder zu haarsträubenden Szenen, wenn Menschen nachts ohne Ankündigung zur Abschiebung abgeholt werden, obwohl schwere Krankheiten attestiert wurden und Gerichtsverfahren anhängig sind,« so Kai Weber, Geschäftsführer des Flüchtlingsrats. MAC

Hannover/Berlin. Zwölf gesicherte Fälle eines Kältetods von Obdachlosen auf den Straßen Deutschlands hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG-W) ermittelt. In sieben weiteren Fällen besteht nach Auskunft von Paul Neupert von der BAG-W zumindest der Verdacht auf einen Kältetod. Allen 18 Menschen gemeinsam ist nur das einsame Sterben auf der Straße, denn nicht immer werden Obduktionen überhaupt durchgeführt. Wie im Falle der 52-jährigen Wohnungslosen, die Mitte Februar in der Isernhagener Feldmark tot neben einem Hochsitz aufgefunden wurde. Deshalb wird dieser Tod wie auch der des 64-jährigen Obdachlosen an der hannoverschen Marktkirche lediglich als Verdachtsfälle eingestuft. Nur das Sterben des 54-Jährigen Tommi am Kröpcke (Foto) ist offiziell als Tod durch Erfrieren dokumentiert. Damit sind in diesem Winter mehr Obdachlose in Hannover zu Tode gekommen als jemals zuvor. Wie viele Menschen aktuell auf der Straße leben, ist unbekannt. Für Hannover gehen die Schätzungen der Wohnungslosenhilfe von rund 400 bis 500 Menschen aus. Für ganz Deutschland nennt die BAG-W rund 52.000 Obdachlose. Genaue Zahlen zu Wohnungs- und Obdachlosigkeit gibt es ohnehin nicht. Es existiere »keine bundesweite amtliche Statistik zum Umfang der Wohnungslosigkeit«, lautete jüngst die Antwort des Bundesbauministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion. MAC

ZAHLENSPIEGEL »SCHWACHE HERZEN«

19 Obdachlose auf der Straße gestorben

Ein schwaches, streikendes oder arrhyth-

misches Herz ist die meistdiagnostizierte Erkrankung in Niedersachsens Krankenhäusern. In 138.496 Fällen beschäftigte das Herz im Jahr 2017 die Ärzte. Darunter rund 42.000 mal eine Insuffizienz, 31.000 mal Vorhof­ flimmern, 22.000 mal ein Infarkt und je rund 21.000 mal Angina Pectoris sowie extre­ mer Bluthochdruck. Unter den TOP-20-Di­ agnosen auch ganz vorn: Lungenerkrankungen (50.000), Kopfverletzungen (22.000), Gallenstei­ ne (23.000) und Gelenkarthrosen (32.000). Laut Herzstiftung reduziert bereits 1

Stunde

Joggen pro Woche die Wahrscheinlichkeit für Herzerkrankungen um 40 %.


Norden. Die Grundwasserstände in Niedersachsen sind auf einem Tiefststand. Die bisherigen Rekord-Tiefstände der Jahre 1996 und 2015 wurden in mehr als einem Drittel der Messstellen im Land unterschritten, teilte jetzt der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit. Das Ausmaß der Grundwassertiefststände und die landesweite Ausprägung unterschieden das Jahr 2018 deutlich von früheren Trockenperioden der vergangenen 30 Jahre. Besonders trocken gefallen sind Gegenden um Osnabrück, Oldenburg-Ostfriesland und Lüneburg. Nicht nur die Menge, auch die Gewässergüte macht Sorgen. In viehstarken Gebieten seien infolge des Gülleeinsatzes »verstärkt Belastungen des Grundwassers mit Antibiotikawirk­ stoffen« aufgetreten, so NLKWN-Auf­ gabenbereichsleiterin Christel Karfu­sehr. MAC

Peilsender für Container Hannover/Borkum. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies will gefährliche Container mit Peilsendern ausstatten lassen. Eine entsprechende Initiative hat er gemeinsam mit Schleswig-Holstein in den Bundesrat eingebracht. Demnach sollen Container im Falle einer notwendigen Bergung auf See künftig schneller als bisher auffindbar sein. »Die Notwendigkeit dieser Maßnahme wurde nicht zuletzt durch die Havarie der MSC Zoe zu Beginn dieses Jahres deutlich, bei der mehrere Gefahrgutcontainer vor Borkum über Bord gegangen sind«, erläuterte der hafenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Uwe Santjer. Aktuell sollen 45 der insgesamt 342 verlorenen MSC Zoe-Container in der Nordsee geborgen werden. MAC

Vor 25 Jahren – Wie alles begann

CHARMEOFFENSIVE

25 E JAHR

Erste Gespräche: Rantasten, Beschnuppern, Gräben überbrücken. Damals im März 1994. Da sind die vier H.I.o.B.-Aktivisten von der Straße, die mit ganz spezieller Lebenserfahrung und schnoddriger Sprache. Und da sind die anderen vier, die von der Kirche, der Diakonie, gebildet und gesittet. Das passt nur bedingt. Aber die acht eint ein Ziel: Sie wollen jetzt ernst machen mit der Idee für eine neue hannoversche Zeitung, die breitenwirksam informiert, den Stimmlosen eine Stimme gibt. Und denen, die sie verkaufen sollen, neben etwas Geld in der Tasche, vor allem die Selbstachtung zurückgeben soll. »Wir müssen das Vorurteil abbauen, dass Obdachlose durchweg versoffene Penner in irgendeiner Ecke sind«, sagt H.I.o.B.-Chef Rolf Höpfner damals der einen hannoverschen Tageszeitung. »Wer die Straßenzeitung verkauft, macht damit einen ersten Schritt aus der Ohnmacht«, erläutert Diakonie-Chef Walter Lampe der anderen. Die Charmeoffensive ist Programm. Hannover soll zum einen neugierig werden auf das, was Lampe und Höpfner da planen. Und man will wissen, wie das gehen kann: einen Verlag gründen, eine Zeitung machen. Also stehen zusätzlich zu den kleinen Planungssitzungen in der Schuhstraße 4 Redaktionsbesuche bei den Großen an: Bei Bild, HAZ, NP, Wochenblatt und Fernsehsendern. »Wir wurden stets freundlich empfangen aber mehr als ›Nette Idee‹ sagten uns die meisten nicht«, erinnert sich Walter Lampe später. »Schoben dann auch gleich Skepsis hinterher: ›Schauen wir mal was in sechs Monaten ist‹, sagten viele.« … Fortsetzung in Asphalt 04/19

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Foto: Karin Powser

Extrem wenig Wasser

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Foto: Thomas Deutschmann

DER WERT DES OBDACHS Straße tötet. Wir wissen das. Allein in Hannover haben in diesem Jahr schon vier Obdachlose ihr Leben verloren. Mindestens einer von ihnen ist der Kälte zum Opfer gefallen. Dabei ist der Kampf gegen Obdachlosigkeit keine Geheimwissenschaft. Zum Beispiel Hannover: Wenn die Kälte kommt und die Menschen auf der Straße zu erfrieren drohen, werden von der Stadt eilige Notmaßnahmen zum Schutz der Obdachlosen erlassen. Als sei der Winter wieder einmal völlig überraschend gekommen. Eine langfristige Strategie zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit ist in Politik und Verwaltung bislang nicht erkennbar, schon gar kein abgestimmtes Vorgehen der Dezernate. Dabei könnte ein Blick in die eigene Geschichte der Stadt den Weg weisen.

Man mag sich das kaum vorstellen: Nach dem Krieg war die Einwohnerzahl Hannovers um mehr als die Hälfte auf unter 290.000 gesunken. Zusammen mit den nur leicht beschädigten Wohnungen hatte rein statistisch zwar jeder Hannoveraner einen Wohnraum, mit der Realität hatte dies jedoch wenig zu tun. Bis zur Währungsreform 1948 stieg die Zahl der Wohnräume auf 316.800, die Einwohnerzahl der Stadt hatte da die 400.000 jedoch bereits wieder übersprungen. Danach zog der Wohnungsbau kräftig an, aber noch 1950 lebten 37.304 Men-


Foto: Klaus Rose/Picture-Alliance

Noch in den 1950er Jahren lebten Menschen in Hannover und anderen deutschen Städten in selbstgebauten Nissenhütten.

Deshalb beschloss der Rat der Stadt Hannover im Jahr 1967, die damals noch bestehenden »Obdachlosenlager aufzulösen und die Bewohner in Miet- und Übergangswohnungen unterzubringen, die zu diesem Zweck geschaffen wurden«, wie es in der Beschlussdrucksache 1183/87 heißt. Dennoch bestanden einige dieser Lager bis in die 1970er Jahre fort. Unser Einstiegsbild auf Seite 6 zeigt das Obdachlosenlager Vinnhorst im Jahr 1971.

Verhindern statt verwalten Für die Stadt besaß der Erwerb von Belegungsrechten eine strategische Bedeutung. Diese erlauben die Einquartierung von Menschen in Mietwohnungen, die auf dem freien Markt kaum eine Chance hätten. Als Problem erwiesen sich dagegen

die Übergangswohnungen, die zu ungewollten Dauerlösungen wurden. Der Behebung von akuter Obdachlosigkeit dienten sie damit nicht, wie die Stadt 1987 in einer Bilanz feststellte. Im Gegenteil führe die dauerhafte Unterbringung in Obdachloseneinrichtungen zu einer Verfestigung unselbständigen Verhaltens und einer vom Hand-in-den-MundMentalität. Insbesondere würden Kinder, die in diesen Einrichtungen aufwachsen, in ihren Zukunfts­ chancen stark beeinträchtigt. Damals dachte man in Verhinderung von Hannover weiter: Mit Verweis auf eine Studie des Deutschen Obdachlosigkeit Städtetages (ebenfalls von ist »nicht nur ein 1987) stellte die Stadt fest: »Die Gebot der Huma­ Kosten und Folgekosten der nität, sondern Verwaltung bestehender Obauch der finanzdachlosigkeit übersteigen um ein Vielfaches die Kosten der wirtschaftlichen Verhinderung von ObdachloRationalität«. sigkeit«. Die Verhinderung von Deutscher Städtetag 1987 Obdachlosigkeit ist der Studie zufolge »nicht nur ein Gebot der Humanität, sondern auch der finanzwirtschaftlichen Rationalität. (…) Neueinweisungen in Obdachlosenunterkünfte sollten in Zukunft vermieden werden«. So weit war man also schon einmal. Auch die Stadt Hannover hielt seinerzeit die Existenz von Notunterkünften nur noch unter dem Aspekt der Gefahrenabwehr für gerechtfertigt, als Grundlage einer städtischen Strategie gegen Obdachlosigkeit kamen sie nicht mehr in Frage.

Obdachlose bauen selbst Die Ziele ihrer Strategie gegen Obdachlosigkeit formulierte die Stadt Hannover 1987 eindeutig: 1. Entstehen von Obdachlosigkeit verhindern und 2. Umwandlung bestehender Unterkünfte in Beleg­ rechtswohnungen. Eine Ausnahme sollte nur für »hartnäckige Verhaltensstörer« gelten, für die eine »Reintegration kaum möglich« erscheint. Von 1988 bis 2003 wurden in zwölf ehemaligen Obdachlosenunterkünften »durch Modernisierungen und Neubau 943 neue Mietwohnungen, vorrangig für die bislang dort lebenden obdachlosen Menschen, geschaffen«. Allein die letzte dieser Baumaßnahmen in Stöcken umfasste die Moderni-

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schen in Notunterkünften, zu denen ehemalige Kriegsgefangenenlager, Garagen, Bunker, Keller, Lauben oder selbstgebaute Nissenhütten zählten. Entscheidend war – natürlich – der Wohnungsbau: Ende 1961 standen in Hannover für mehr als 570.000 Einwohner 180.000 (komplette) Wohnungen zur Verfügung. Daraus ergab sich noch ein Fehlbedarf von 24.300 Wohnungen. Binnen vier Jahren wurden (bei einer um 20.000 Einwohner sinkenden Bevölkerungszahl) mehr als 13.000 Wohnungen neu gebaut, so dass der Fehlbestand Ende 1965 nur noch 4.487 Wohnungen betrug. Jetzt konnte der »Wiederaufbau als beendet betrachtet werden«, resümierte Waldemar R. Röhrbein, der ehemalige Direktor des Historischen Museums Hannover. Dennoch lebten immer noch Menschen in Obdachlosenlagern, ein Zustand der in einer nun deutlich reicher werdenden Gesellschaft zunehmend als Skandal empfunden wurde.

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Foto: akg/Picture-Alliance

sierung von 45 Wohneinheiten für Obdachlose zu 30 neuen Mietwohnungen zu Kosten von 2.765.383 Millionen Euro, wie der FB Planen und Stadtentwicklung, Stadterneuerung und Wohnen in seinem Jahresbericht 2002 vermeldet. Insgesamt beliefen sich die Baukosten auf 85 Millionen Euro, davon entfielen auf die Stadt Hannover 35 Millionen, auf das Land Niedersachsen 40 Millionen und auf die gemeinnützige GbH ein Rest von 10 Millionen Euro. Auf diesem Wege konnten tausende Menschen aus der Obdachlosigkeit oder prekären Wohnverhältnissen befreit werden. Und der finanzielle Clou dieser Geschichte: Bei der Versorgung von obdachlosen Menschen wurden durch diese Baumaßnahmen jährlich 1,5 Millionen Euro an Unterbringungskosten eingespart. Bemerkenswert aus heutiger Sicht erscheint auch die Beteiligung der ehemaligen Bewohner der Obdachlosenunterkünfte an den Umbaumaßnahmen. So haben von 1990 bis 1999 in

In den Jahren nach dem Krieg mussten Zehntausende in Hannover ohne Obdach zurechtkommen. Dieses Foto entstand um 1949 in einer provisorischen Obdachlosenunterkunft.

Oberricklingen, Sahlkamp und Ledeburg insgesamt 56 arbeitslose Bewohner als Bauhelfer im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder der Hilfe zur Arbeit des Fachbereichs Soziales an der Modernisierung mitgewirkt. »Neben einem gesteigerten Selbstwertgefühl und Verantwortungsbewusstsein erarbeiteten sie sich wieder höhere Leistungsansprüche, vor allem aber auch Vermittlungschancen auf dem Arbeitsmarkt«, wie die Stadt 2003 mitteilte. In Stöcken konnte bei entsprechenden Umbauten ein Bewohner dank seiner besonderen Qualifikation sogar als Bauleiter fungieren.

Aus Erfahrungen lernen? Von diesen Erfahrungen könnte die Stadt (und die Region) auch heute profitieren, aber die zuständigen Stellen schieben sich die Verantwortung gegenseitig zu. Dabei ist die Ausgangslage durchaus vergleichbar: Damals wie heute gibt es zu wenig bezahlbaren Wohnraum, aber in den Ballungsgebieten steigende Mieten und dadurch bedingte Mietschulden, die wiederum zu zunehmenden Zwangsräumungen führen. Diese Zwangsräumungen waren der häufigste Grund für entstehende Obdachlosigkeit, aber auf sie fiel selten der Blick der Öffentlichkeit. Seit den 1980er Jahren hat sich jedoch auch einiges entscheidend verändert. Nach dem Mauerfall 1989 und den EU-Osterweiterungen von 2004 und 2007 hat die Obdachlosenszene ein bunteres und internationaleres Gesicht bekommen. Gleichzeitig wurde die Wohnungsgemeinnützigkeit abgeschafft, die zuvor ein wesentlicher Hebel zur Ankurbelung des sozialen Wohnungsbaus und der Beseitigung von Obdachlosigkeit gewesen war. Da viele Städte ihren eigenen Wohnungsbestand in den 1990ern verscherbelten und die Bindung vieler Sozialwohnungen ausläuft, steigen nun Mieten wie Obdachlosenzahlen immer weiter. Der Markt wurde sich selbst überlassen und die Politik hat sich mit der Schuldenbremse selbst verstümmelt. Heute sind die Eingriffsmöglichkeiten des Staates deshalb geringer als zuvor. Das alles ist Folge politischer Entscheidungen und ließe sich auch politisch korrigieren. Dafür sind jedoch Weichenstellungen auf Landes- und Bundesebene erforderlich. Solange das nicht geschieht, bleiben die Kommunen dennoch in der Pflicht, Maßnahmen gegen die wachsende Obdachlosigkeit zu ergreifen.

Das Modell Housing First Angesichts dieser Lage mag es nicht sehr verwundern, das mit dem Modell »Housing First« ein Konzept aus den USA zunehmend Aufmerksamkeit erlangt. Schließlich war der Sozialstaat dort schon immer so marginalisiert, wie ihn die Neoliberalen


Foto: Ole Spata/dpa

Dimitar (31) aus Bulgarien und seine Freundin Alex (41) aus Ungarn essen und übernachten im Februar 2018 im Posttunnel am Hauptbahnhof Hannover.

Foto: Asphalt Archiv

Der nächste Winter kommt

Mitten in der Stadt, aber am Rande der Gesellschaft. Notunterkunft für Obdachlose in der Wörthstraße in Hannover.

auch hier gern hätten. Housing First lässt sich auch ohne das sozial- und wohnungsbaupolitische Instrumentarium starten, das uns früher noch zur Verfügung stand. Interessanterweise bestätigt das Konzept jedoch weitgehend die Erkenntnisse, die der Deutsche Städtetag bereits 1987 vorgelegt hat. Der Bezug einer eigenen (Miet-) Wohnung ist der erste Schritt in ein selbstbestimmtes Leben: erst die Wohnung, dann werden die anderen Probleme (die es bei Wohnungslosigkeit immer gibt) in Angriff genommen. Unabdingbar bei diesem Ansatz ist natürlich eine gezielte Nachbetreuung der neuen Mieter (auch das war Ende der 1980er schon bekannt). Mit Antrag vom 15.11.2017 haben die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP im Rat der Stadt Hannover die Verwaltung be-

Ein Blick auf die eigene Geschichte und Beschlusslage hätte der Stadt schnell weiterhelfen können. Langfristige Lösungen der Obdachlosigkeit sind nur möglich, wenn auch die Perspektive auf eine Wohnung geboten werden kann. Aber: Zusätzliche Angebote seien »immer auch mit zusätzlichen Kosten für die Landeshauptstadt Hannover verbunden«. Zusätzliche Kosten für die Behebung von Obdachlosigkeit? Auch wenn sich das langfristig sogar rechnen würde? Daran traute sich bei der Stadt Hannover lange niemand ran. Bei der vom Rat im Juni 2018 verabschiedeten Ausweitung der Obdachlosenunterkünfte stehen soziale und humanitäre Aspekte ohnehin im Hintergrund. Die Verwaltung sah sich außerstande, soziale Kriterien – wie von der Politik gefordert – bei der Ausschreibung zu berücksichtigen. Im Vordergrund stehen die Kosten. Da für diesen Zweck ehemalige Flüchtlingswohnheime umgewidmet und für die Unterbringung von Obdachlosen Gebühren erhoben werden, kommt es sogar zu Mehreinnahmen. Die Unterkünfte sind übrigens ausdrücklich für die »dauerhafte« Unterbringung von Obdachlosen gedacht. Offenbar hat sich jetzt auch im Rathaus herumgesprochen, dass daraus keine Lösung, sondern eine Verstetigung des Problems resultiert. Zusammen mit der Stiftung »Ein Zuhause« will sie nun doch zumindest ein Pilotprojekt zu Housing First an den Start bringen. Es wird Zeit – der nächste Winter kommt bestimmt. Ulrich Matthias

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auftragt, gemeinsam mit der Region Hannover noch im Laufe des Jahres 2018 ein Pilotprojekt nach dem Prinzip »Housing First« vorzulegen. Das ist nicht geschehen. Im Dezember 2018 hat die Ratsgruppe Linke/Piraten ein konkretes Projekt vorgeschlagen, mit dem frühere Erfahrungen aufgegriffen werden können (z.B. die Beteiligung künftiger Bewohner am Bau der Wohnungen). Der Antrag wurde am 13.12.2018 im Rat abgelehnt. Eine alternative Variante ist die Stadt zunächst schuldig geblieben. Eine Projektgruppe der Stadt hat im Oktober 2018 lediglich ein vages »Rahmenkonzept für ein zukünftiges Wohnprojekt »Wohnen und dann …« vorgelegt, das den Housing First Gedanken aufgreift, dabei aber so ahnungslos daherkommt, als sei dieser Gedanke noch nie zuvor gedacht worden. Dabei weiß auch die Verwaltung, »dass durch den angespannten Wohnungsmarkt in Hannover für Menschen mit geringem Einkommen immer weniger Chancen bestehen, eine geeignete Wohnung zu finden. In dieser Situation kann ein Abstieg in die Wohnungslosigkeit sehr schnell passieren«, wie es in einer Information an den Sozialausschuss vom 7. Februar 2018 heißt.

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Foto: Markus Wissmann/Shutterstock.com

LEBENS­BEICHTE

Fünf Jahre war Michelle Hunziker in den Fängen der italienischen Sekte »Krieger des Lichts«. In ihrer Autobiografie »Ein scheinbar perfektes Leben« beschreibt die Moderatorin ihren Ausstieg aus der Sekte. Sie sieht es als einen Aufschrei, eine Warnung vor Psycho-Sekten und eine Lebensbeichte zugleich. Frau Hunziker, Sie sind als Kind immer »die Neue« gewesen, sind mit ihren Eltern sieben Mal umgezogen. Wie war Ihr Verhältnis zu Ihren Eltern? Leider hatte mein Vater das Problem vom Alkohol. Er war Alkoholiker. Das heißt, als er nicht trank war er die beste Person der Welt und als er trank wurde er aggressiv. Für mich als Kind ist das immer wieder ein Schock gewesen. Meine arme Mutter liebte meinen Vater und hat versucht ihm zu helfen. Er war immer arbeitslos und sie hat dafür gesorgt, dass wir Essen auf den Tisch bekamen. Deshalb hatte sie auch keine Zeit, mich zu knuddeln und für mich da zu sein.

Als Sie 17 waren, ließen sich Ihre Eltern scheiden. Kurz darauf heirateten Sie Eros Ramazotti und Ihre Tochter Aurora wurde geboren. Sie waren als Model und Moderatorin erfolgreich und alles schien perfekt. Nur eine Fassade? Ja und nein. Es fehlte mir immer was. Und als mein Vater verstarb, habe ich das nicht verkraftet. Wir waren gerade erst wieder versöhnt.

Ihr Manager Francino stellte Ihnen damals Prana-Therapeutin und Sekten-Chefin Giulia Berghella (65) alias Cle-


Sie bot mir Unterstützung an, zu einer Zeit, als es mir sehr schlecht ging. Sie war sehr, sehr intelligent, so mütterlich. Sie hatte einen unglaublichen Geruch und umarmte mich immer. Ich konnte sie anfangs anrufen, wann immer ich wollte. Sie war für mich da und sie gab mir das Gefühl von totaler bedingungsloser Liebe. Und ich habe mich total in diese Person verliebt.

Ich habe mich wie ein Hund gefühlt, der in einem goldenen Käfig ist.

Hatte Clelia es zuvor geschafft, Ihrem Mann bei seinen Stimmproblemen therapeutisch zu helfen, so war es doch ihre Ausstrahlung, die sie in ihren Bann zog? Diese Frau war wie eine gefährliche Blume. Sie war hübsch, mütterlich und intelligent. Und dann hat sie angefangen, mit mir zu sprechen und ich habe ihr mein Herz aufgemacht. Sie hat angefangen, mich zu therapieren. Nachdem sie mir das Rauchen abgewöhnt hatte, hatte sie mich in der Hand.

Wie hat sie es geschafft, die Kontrolle über Sie und Ihr Leben zu bekommen? Sie setzte mich unter Druck. Ich habe mich wie ein Hund gefühlt, der in einem goldenen Käfig ist. Anzeige

Der jeden Tag Filet bekommt und gestreichelt wird. Und dann sagst du diesem Hund: »Geh raus in die Kälte. Du bist frei. Geh raus.« Und dieser Hund will nichts anderes, als wieder zurück in diesen goldenen Käfig und Filet bekommen und gestreichelt werden. Sie erzählte, mein Mann hätte mich betrogen, meine Mutter mich nie geliebt und sie war psychologisch gut vorbereitet. Heute weiß ich, sie wollte offensichtlich an mein Vermögen kommen.

Sie beschreiben in Ihrem Buch, dass Sie in der Sektenzeit versucht haben, Kontakt mit den Verstorbenen aufzunehmen. Wie konnte es dazu kommen? Ich war ja katholisch aufgewachsen und habe mit meinem Vater viel Zeit in der Kirche verbracht. Das war schön, aber nicht immer erfüllend. Ich hatte zu viele Fragen. Wie sicher viele junge Menschen, war auch ich ein bisschen böse auf Gott. Und als mein Vater dann zu schnell verstarb, nachdem wir erst ein Jahr wieder Kontakt miteinander hatten, da wollte ich zu

Beratungen für Aussteiger und Angehörige Außerhalb von Sekten gibt es viele Einrichtungen, die Aussteigern und deren Angehörigen dabei helfen, die Glaubensgemeinschaft zu verlassen. Diese Institutionen bieten Betreuung, Beratung, vorübergehende Unterbringung, Rechtsberatung, Kontakte zu Polizei, Ex-Mitgliedern und anderen Netzwerken. »Wichtig ist aber, dass der Wunsch zum Ausstieg vom Sektenmitglied selbst kommt. In den meisten Fällen geht es ja um Erwachsene und die kann man als Angehöriger gegen ihren eigenen Willen nicht einfach so rausholen«, erklärt Pastor Jürgen Schnare, Beauftragter für Weltanschauungsfragen im Haus kirchlicher Dienste Hannover. Daher richte sich die Hilfe der Beratungsstellen in erster Linie auch an die Angehörigen der Sektenmitglieder. In Niedersachsen bieten unter anderem folgende Einrichtungen Beratungen und Ausstiegshilfen an: Ev.-Luth. Landeskirche Hannover, Jürgen Schnare Archivstraße 3, 30169 Hannover, Telefon 0511 – 1241-140 und 452, schnare@kirchliche-dienste.de

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Soltau, Hoya, Celle, Neustadt, Springe und Obernkirchen.

Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Olaf Grobleben Gottorpstraße 14, 26122 Oldenburg, Telefon 0441 – 7701-180 olaf.grobleben@kirche-oldenburg.de Bistum Hildesheim, Marion Hiltermann-Schulte Neue Straße 3, 31134 Hildesheim, Telefon 05121 – 1791-552 marion.hiltermann@bistum-hildesheim.de Hilfen zum Sektenausstieg gibt es auch unter www.sekten-info-nrw.de oder www.ezw-berlin.de/html/106.php. GB

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lia vor, die Sie danach jahrelang manipulieren und finanziell ausnehmen konnte. Wie war Ihr Verhältnis zu Clelia und wie wirkte sie auf Sie?

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meinsam mit Francesca Parravicini erarbeitet. Ich habe es erzählt und Francesca hat es geschrieben. Ich hatte ganz viele Erinnerungen. Sehr detailliert. Wenn man so etwas erlebt hat, dann vergisst man es nicht so schnell. Es war ein langer Prozess. Wir haben eineinhalb Jahre daran gearbeitet.

Wie kam es, dass niemand gemerkt hat, dass Sie in den Fängen einer Sekte waren?

Foto: Andrea Delbo/Shutterstock.com

Ich musste die ganze Zeit eine Maske tragen. Ich hatte ja einen spirituellen Weg eingeschlagen, dachte ich. Ich habe so wenig darüber geredet wie möglich. Das war nicht einfach.

Hatten Sie denn selbst Zweifel an Ihrem Leben mit der Sekte? Wollten Sie nicht weg? Die Zweifel waren immer da. Aber ich konnte nicht weg, weil sie mich überzeugt hatten, dass ich sterben würde, wenn ich gehe. Und als ich dann den Mut hatte raus zu gehen, war ich mit dem Tod konfrontiert. Ich habe mir gesagt, okay, dann lieber sterben, als mit diesen Leuten noch einen Tag zu verbringen. Aber es hat Jahre gedauert, bis ich psychologisch die Kraft hatte, da raus zu kommen.

Michelle Hunziker mit ihrer Tochter Aurora Ramazotti. Ihr verdankt sie

Wie hat Ihre Familie diesen Entschluss aufgenommen?

den Ausstieg aus der Sekte.

Ich bin direkt zu meiner Mutter gegangen, hab den Kontakt wieder aufgenommen und hab mich auch mit meinem Exmann ausgesprochen. Das war einer der schönsten Tage meines Lebens. Aber ich musste das alles erst verarbeiten. Ich hatte ja keine Freunde, keine Bekannten mehr. Es gab nur die Sektenmitglieder und ihre Regeln. Aber das hat ein wenig seine Zeit gebraucht.

Gott zurückfinden. Aber leider ist die falsche Person auf mich zu gekommen und es kam zum »Channelling« (Empfang von Botschaften übernatürlicher Wesen durch eine Person, ein Medium (Anmerkung der Red.)). Sie hat mich sogar überzeugt, dass die Bibel von einem Menschen geschrieben wurde, der »gechannelt« hat und vieles mehr. Und ich habe das damals geglaubt. Ich weiß bis heute nicht, wie sie das angestellt hat, dass ich das geglaubt habe.

Wie ist Ihr Verhältnis zum Glauben heute? Zum Glück habe ich nie den Glauben an Gott verloren. Ich habe heute ein sehr relaxtes Verhältnis zu meinem Glauben und zu Gott. Das, was mir damals sehr geholfen hat, war ein Franziskanermönch, der mit mir nach den Antworten gesucht hat, die ich brauchte. Ich hatte auch psychologische Unterstützung und meine Familie. Auch die brauchte ich damals.

Wie ging es danach für Sie privat weiter? 2011 habe ich meinen zweiten Mann kennengelernt. Als ich diese zweite Chance in meinem Leben bekommen habe, wo ich wirklich das Gefühl hatte, jetzt kann ich eine Familie gründen, da habe ich sie genutzt. Jetzt bin ich wirklich glücklich.

Wie schaffen Sie es heute, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen?

Das Wichtigste in meinem Leben, und das wird, nachdem was ich erlebt habe, immer so sein, wird immer die Familie sein. Immer. Und für mich sind meine drei Mädchen alles.

Ich weiß, ich arbeite viel. Aber der Sender, für den ich in Italien arbeite, ist nur zwei Kilometer von meinem Haus entfernt. Daher habe ich das Glück, die Kinder in die Schule bringen und auch wieder abzuholen zu können. Zwischen Vier und halb Fünf geht es dann in die Redaktion zu meiner täglichen Live-Sendung. Aber mit einer 21-Jährigen, einer Vierjährigen, einer Dreijährigen, einem Mann und zwei Hunden ist das schon eine Herausforderung.

Wie ist der Schreibprozess zu Ihrem Buch abgelaufen?

Danke für das Gespräch.

Danke für die Frage. Ich bin ja keine Autorin. Ich habe es ge-

Interview: Ute Kahle

Was ist heute wichtig in Ihrem Leben?


… WALTER KEMPOWSKI dem Zeitgeist, damals, 1969. Der Durchbruch kam erst Jahre später mit »Tadellöser & Wolff«. Spätestens mit »Das Echolot« stellte sich dann auch die von Kempowski lang ersehnte literarische Anerkennung ein. Das Mammut-Projekt eines kollektiven Tagebuchs dokumentiert die Erfahrungen ganz unterschiedlicher Menschen im Zweiten Weltkrieg, man könnte auch sagen: das alltägliche Grauen. Akribisch hatte Kempowski die Alltagszeugnisse anderer Menschen gesammelt und ausgewertet. Die Tagebücher, Briefe und Fotografien füllten die Regalwände im »Haus Kreienhoop« im niedersächsischen Nartum (Landkreis Rotenburg), wo er sich mit seiner Frau Hildegard, einer Pastorentochter aus Ostfriesland, niedergelassen hatte. Das Haus ist heute Sitz der Kempowski Stiftung. Im Januar 1990 konnte Walter Kempowski zum ersten Mal auch seine Heimatstadt wieder besuchen. An der Rostocker Universität, der ältesten im Ostseeraum, erhielt er 2002 die Ehrendoktorwürde. Im selben Jahr wurde im Klosterhof neben der Universität das Kempowski-Archiv Rostock nach einer Sanierung wiedereröffnet, ein Haus, an dem der echte Kempowski-Fan nicht vorbeikommt. Es beherbergt unter anderem die elterliche Bibliothek und die »Halma-Menschen«, aus denen der kleine Walter eine ganze Armee rekrutierte. An der Wand: Arisses schön« beitspläne zu Romanen, kleine Zettelchen, auf denen Kempowski Akteure, Orte und Ereignisse notierte. »An den Wurzeln lauschen«, das war sein schriftstellerisches Credo. Tatsächlich gab es nicht viele Schriftsteller, die dieses An-den-Wurzeln-lauschen so konsequent betrieben haben, die so gegen das Vergessen angeschrieben haben wie Walter Kempowski. Er starb am 5. Oktober 2007 in Rotenburg an der Wümme. Foto: picture alliance/akg

Mit autobiografischen Romanen wie »Tadellöser & Wolff« und »Ein Kapitel für sich« machte er sich einen Namen, die Verfilmungen dieser Werke gelten als Meilensteine in der bundesrepublikanischen TV-Geschichte. Und doch blieb Walter Kempowski, der immer auch als ein wenig »schwierig« galt, lange Zeit ein Außenseiter im bundesdeutschen Literaturbetrieb. Geboren wurde der Reedersohn vor 90 Jahren, am 29. April 1929, in Rostock. Von 1938 bis 1948 lebte die Familie in der Augustenstraße Nr. 90. Das Haus, das heute noch steht, ist zentraler Ort der Handlung in den Romanen »Tadellöser & Wolff« und »Uns geht’s ja noch gold«. »Kinder, wie isses schön«, lässt Walter Kempowski seine Mutter hier sagen. Die unbeschwerte Kindheit endete 1942, mit den Bombenangriffen auf Rostock. 1946 dann das nächste einschneidende Erlebnis: Im Hausflur erfuhr Walter Kempowski von seinem Großvater, dass sein Vater wenige Tage vor Kriegsende gefallen war, bei einem Luftangriff, bei dem er vor dem Bunker eine Zigarette rauchte. Die Rostocker Jahre endeten abrupt: Am 8. März 1948 wurden Walter Kempowski und sein Bruder Robert von den Sowjets aus dem Bett heraus verhaftet. Der Vorwurf: Spionage für die Amerikaner. Das Urteil: 25 Jahre Arbeitslager. Das Strafmaß wurde später herabgesetzt. Acht Jahre lang saß Kempowski »Kinder, wie im Zuchthaus in Bautzen. 1956 wurde er entlassen und fuhr geradewegs nach Hamburg. Hier lebte seine Mutter, der gegenüber er sich bis an sein Lebensende schuldig fühlte, weil sie ebenfalls von den Sow­jets inhaftiert worden war. In Hamburg begann er auch, sein Leben und das seiner Familie zu dokumentieren. Sein literarischer Erstling trägt den Titel »Im Block«. Darin brachte Kempowski seine Hafterfahrungen zu Papier. Das Buch wurde von der Kritik gelobt, vom Publikum aber ignoriert, sehr zum Leidwesen des Schriftstellers. Es entsprach nicht

Wolfgang Stelljes

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WER WAR EIGENTLICH …

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»

Es wird oft vom Existenzminimum gesprochen. Davon, dass viele mit dem Minimum, das zur Existenz nötig ist, oder sogar mit weniger, auskommen müssen. Das ist auch bei mir so. Ich fühle mich aber gar nicht so arm. Im Vergleich zu Leuten aus richtig armen Ländern oder auch zu anderen, die mir ihre Geschichten erzählen, habe ich wirklich alles: eine Wohnung, jeden Tag was zu essen, meine Sanitäranlagen. Deswegen ist Armut für mich ein relativer Begriff. Und dann gibt es ja auch noch andere Formen von Armut – geistige oder soziale Armut. Auch davon fühle ich mich nicht betroffen. Ich habe meine Kontakte, ich kann lesen oder mich mit Handarbeiten beschäftigen. Was ich schlimm finde, ist Kinderarmut! Ich konnte meinem Sohn früher auch nicht immer Geld für das Schulessen mitgeben, für seinen Trompetenunterricht war auch nicht genug da. In diesem Zusammenhang empfand ich uns auf jeden Fall als arm. In meiner Existenz bedroht gefühlt, habe ich mich aber nur einmal in meinem Leben: als mein noch kleiner Sohn und ich aus purer Willkür des Vermieters aus unserer Wohnung geflogen sind und wir nicht schnell genug eine Neue gefunden haben. Da hatte ich große Angst, auf der Straße zu landen. Ich fühlte mich ganz unten. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ohne die Unterstützung meiner Eltern, bei denen wir unterkommen konnten, hätten wir ein großes Problem gehabt. Zum Glück ging alles gut!«

Tina (61) verkauft seit sieben Jahren Asphalt.

25 JAHR

E

ARMUT

Asphalt ist im Jubiläumsjahr. Ein guter Anlass, unsere Verkäuferinnen und Verkäufer nicht nur im täglichen Betrieb, sondern auch im Heft in den Mittelpunkt zu stellen. Der erste Teil einer Reihe, in der sich sechs AsphalterInnen mit großen Begriffen beschäftigen: Armut und Reichtum, Nehmen und Geben. ut. Diesmal: Arm


Thomas (48) verkauft seit vier Jahren Asphalt.

»

Armut gibt es auf der ganzen Welt. Es gibt Menschen, die haben nicht mal Wasser oder ein Stück Brot. Das muss man bekämpfen! Jeder Mensch muss Essen und Trinken haben. Das wünsche ich mir. Als Kind habe ich auch schlimme Armut erlebt: in Russland, wo ich aufgewachsen bin. Wir haben damals ganz wenig zu essen gehabt. Zu essen habe ich jetzt. So arm wie früher bin ich nicht mehr, aber ich habe auch nicht viel Geld: Manchmal muss ich mit jedem Cent rechnen. Dann fühle ich mich arm. Armut ist aber auch noch etwas anderes. Armut ist für mich Einsamkeit! Niemanden zu haben, das ist Armut – arm an Liebe. Diese Armut kenne ich auch. Jeder braucht aber Liebe: Liebe fördert die Gesundheit und die Glückshormone bei Menschen. Ich wünsche mir, eine Liebe zu finden, nicht einsam zu sein.«

Natalie (48) verkauft seit fünf Jahren Asphalt.

Fotos und Umfrage: Svea Kohl

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Armut ist zum Kotzen! Bittsteller zu sein auch. Um gesellschaftliche Ausgrenzung zu vermeiden, braucht es eine gepflegte Garderobe und Pflegeprodukte – das kostet alles Geld! Ich laufe seit zwei Monaten ohne Brille rum, weil ich mir keine Neue leisten kann. So arm wie jetzt war ich noch nie. Früher hatte ich einen Job, da war das alles anders. Und gerade, weil ich es anders kenne, fällt es mir immer wieder schwer, meine derzeitige Situation zu akzeptieren. Armut auszuhalten, muss man lernen! Armut kann aber auch noch so viel mehr sein: zuhause zu sitzen, weil man nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, zum Beispiel sind Konzert- oder Theaterbesuche einfach nicht drin. Am schlimmsten ist aber vielleicht die soziale Armut – keine tiefgründigen zwischenmenschlichen Beziehungen zu haben. Ganz egal welche Armut: Sie ist und bleibt zum Kotzen!«

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»

Für mich ist Armut wie ein Wortspiel: arm an Mut – wenn mir der Mut fehlt, meinem Gegenüber zu vermitteln, wie es mir geht und dass ich Hilfe brauche. Der andere kann mir nur helfen, wenn ich mich ihm öffne. Früher, in meiner Kindheit, sind wir oft nicht richtig satt geworden. Wir hatten nicht viel. Und wenn ich Hunger hatte und es nur noch Brot gab, habe ich mir eins genommen, mit Margarine bestrichen und mit Zucker, Salz oder ›Maggi‹ gegessen. Man kann auch aus wenig viel machen. Umso mehr konnte ich es genießen, wenn es wieder was Richtiges gab. Für andere war ich arm, ich habe mich aber nie so gefühlt. Für mich ist das eine geistige, eine seelische Einstellung – Kopfsache. Wenn es mir an etwas gefehlt hat oder jetzt auch fehlt, weiß ich, dass es Hilfen gibt, ich muss nur herausfinden wo. Vertrauen und Glück gehören auch dazu, aber der Mut, sich Hilfe zu suchen, lohnt sich!«

»

Für mich ist Armut, wenn man keine Wohnung hat und auf der Straße leben muss. Ich war auch zwei Jahre auf der Straße, in Frankfurt am Main, ziemlich direkt nach meiner Flucht aus dem Osten. Aber ich kann mich nicht beklagen: Ich habe in einer Tiefgarage gelebt, die war ganz gut. Ich hatte damals gar nichts, habe nur vom Betteln gelebt. Und ich wusste nie, was der Tag bringt, war total abhängig von den Leuten, davon, ob sie mir was geben. Ich habe aber auch noch eine andere Armut erlebt – früher in der DDR. Da hatte ich zwar mein Zuhause, immer was zu essen und in der LPG habe ich auch gut verdient; wenn man danach geht, ging es mir da gut. Aber: Ich konnte nicht reisen, wohin ich wollte! Ich konnte nicht kaufen, was ich wollte, weil es eben einfach nichts Gutes zu kaufen gab … und: Ich konnte schon gar nicht sagen, was ich wollte! Unfreiheit ist auch Armut.«

Karle (78) verkauft seit 25 Jahren Asphalt.

Inge-Lore (68) verkauft seit elf Jahren Asphalt.


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Geld ist nicht alles. Geld beruhigt. Natürlich muss man aber das Nötigste zum Leben haben: Das ist wichtig – auch für mich. Und ich sehe täglich, dass die Armut zunimmt. Es gibt so viele arme Rentner, die zum Beispiel Flaschen sammeln müssen, um über die Runden zu kommen, obwohl sie über dreißig Jahre gearbeitet haben! Es fehlt auch an sozialem Wohnraum. Diese hohen Mieten, die teilweise verlangt werden, kann man kaum noch bezahlen. Wenn nach Miete und Essen dann kein Geld mehr bleibt, um auch mal was zu unternehmen, wie Kino oder Essen gehen, für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, kann Armut auch sehr einsam machen. Dann wird es nämlich schwierig, soziale Kontakte zu knüpfen oder zu pflegen. Ich habe auch nicht viel Geld, aber zum Glück meinen Hund Mailo und durch ihn auch soziale Kontakte. Und seit ich Asphalt verkaufe, komme ich noch viel mehr unter Leute und in Gespräche.«

Michael (41) verkauft seit vier Monaten Asphalt.


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Grafik: Mosaik Architekten bda

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EIN HAUS FÜR OBDACHLOSE Hannover bekommt ein erstes Housing-First-Projekt. Ein Haus für 15 Obdachlose. Direkt von der Straße. Mit Mietvertrag und ambulanter Betreuung. Ohne jedwede Prüfung, ohne Eignungstest. So ist der Plan, den die neu gegründete Stiftung »Ein Zuhause« jetzt vorgestellt hat. Baubeginn im Sommer. Wenn alles gut geht. Zumindest ein Bauplatz ist jetzt gefunden, ein Gelände in Vahrenwald, in unmittelbarer Nachbarschaft zum ausgemachten »Konkurrenten« der Housing-First-Idee: Im altehrwürdigen Werkheim e.V. in der Büttnerstraße werden regelmäßig rund 220 ehemals obdachlose Männer stationär betreut, werden dort wieder »wohnfähig« gemacht, wie Sozialarbeiter das nennen. Mittels Tagesstruktur, durch psychosoziale Arbeit, mit Vollverpflegung und Einzelzimmern, teils in Wohngruppen. Mit

Taschengeld. Rund um die Uhr. Schritt für Schritt, damit die Männer irgendwann soweit sind, dass sie ihr Leben wieder »im Griff« haben. Ziel ist die eigene Wohnung. Und: diese nicht wieder zu verlieren. Als Stufenmodell wird dieser Hilfeansatz bezeichnet. Das neue Prinzip Housing-First bricht mit dem ganzen Hilfeansatz. Seine Anhänger halten das Stufenmodell für eine Drehtür, die einst obdachlosen Männer würden früher oder später wieder auf der Straße landen, heißt es.


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Foto: V. Macke

Viele der im Werkheim betreuten Männer kommen aus Notunterkünften der Stadt. Manche von ihnen schaffen es gar nicht mehr, ihre Lebenssituation, ihren Alltag ohne Hilfe zu bewältigen. Sie sind weitgehend ohne Perspektive und leben deshalb im Langzeitbereich des Werkheims. 50 der 220 Plätze stehen dafür im Werkheim zur Verfügung. Wenn »Wir wollen Obdachman Housing First ernst nimmt, dürfte losigkeit in Hannover es diesen Langzeitbelangfristig abschaffen.« reich gar nicht geben. Stiftungssprecher Denn die HousingEckart Güldenberg First-Idee besagt, dass eine eigene Wohnung mit ausreichend Anschlussbetreuung für jeden, wirklich jeden Obdachlosen von der Straße die geeignete Hilfe ist. Die soll es nun bald erstmals in Hannover geben. Zumindest für 15 der 500, die aktuell in Hannover »Platte machen«, auf der Straße leben. »Pilotprojekt« nennt das die Politik. Von der Büttnerstraße zweigt der Karl-Imhoff-Weg ab. Dort, keine 300 Meter vom Werkheim entfernt, soll dieses erste Housing-First-Objekt entstehen: 15 kleine Ein- bis Zweizimmerwohnungen für Obdachlose. Mit unbefristetem Mietvertrag. Damit Obdachlose sofort weg kommen von der Unsicherheit der Straße, von der Angst vor Gewalt und Diebstählen in den Unterkünften und weg von

Eckart Güldenberg hat das neue Projekt unter dem Motto »Wohnen für Alle« Ende Februar vor 200 ZuhörerInnen auch der Öffentlichkeit vorgestellt.

den gesundheitlichen Gefahren durch Kälte und Nässe Tag für Tag. Wenn die Menschen erstmals wieder die Tür hinter sich zu machen können, Privatsphäre haben, einfach mal abschalten können, dann würden sie den ambulanten Angeboten von Sucht- und Schuldnerberatung automatisch folgen, sind sich die Housing-First-Verfechter wie Eckart Güldenberg sicher. Der eigene Schlüssel als Schlüssel zum Ausstieg aus Sucht, Elend und Armut. Das ist die Idee, die Professor Güldenberg, Sprecher und Vorsitzender des Stiftungsrates von »Ein Zuhause«, der das Projekt federführend auf den Weg gebracht hat, antreibt. Noch ist das Housing-First-Projekt ein kleiner Solitär in einem Knäuel aus Obdachlosenunterkünften, Schlichtwohnungen und Wohnheimen in Hannover (siehe Karte). Doch aus den ersten 15 Mietwohnungen sollen dann möglichst bald 30, 50, 500 Wohnungen für Obdachlose werden. Güldenbergs Fernziel: »Obdachlosigkeit und Unterkünfte in Hannover abschaffen.« Auf 4.500 Menschen schätzt das Diakonische Werk die Zahl der Wohnungslosen in Hannover insgesamt. Davon leben rund


HERRENHAUSENSTÖCKEN

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LINDENLIMMER

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BUCHHOLZKLEEFELD

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DAVENSTEDT-

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BOTHFELDVAHRENHEIDE

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MISBURGANDERTEN

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SÜDSTADTBULT

BADENSTEDT

36 Obdachlose in Hannover untergebracht in:

RICKLINGEN

Wohnheimen

DÖHRENWÜLFEL

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Unterkünften*

KIRCHRODEBEMERODEWÜLFERODE

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Housing-First-Projekt *ohne Notschlafstellen

1500 in Unterkünften, Wohnheimen und Notschlafstellen, 500 auf der Straße und 2000, vielfach Frauen, prekär bei Bekannten oder in Ausbeutungsbeziehungen. »Das sind dicke Bretter, die wir bohren wollen«, so Güldenberg. Dass jetzt ausgerechnet Werkheim-Chef Andreas Sonnenberg bei der neuen Stiftung mit von der Partie ist, dokumentiert, wie flexibel die Stiftung die Housing-First-Idee offenbar handhaben will. Zwar werde bei der Auswahl der künftigen Bewohner für das neue Obdachlosenhaus hauptsächlich nach Bedürftigkeit und Dringlichkeit entschieden. Doch: »Schon aus wirtschaftlichen Gründen kann man auf eine Wohnfähigkeitsprüfung der Obdachlosen für dieses erste Projekt zumindest nicht hundertprozentig verzichten«, sagte er während der Pressekonferenz von Stadt und Stiftung, in der der Bauplatz, der Architektenentwurf und der wahrscheinliche Baubeginn vorgestellt wurden. Zwei Millionen Euro soll der Bau des zweieinhalbgeschossigen Gebäudes kosten. Weitestgehend finanziert über übliche

Wohnungsbaufördermittel von Land und Stadt, die notwendigen Eigenmittel von 200.000 Euro sammelt die Stiftung aktuell noch. Das städtische Grundstück im Karl-Imhoff-Weg soll der Stiftung – die noch ausstehende Zustimmung der RatspolitikerInnen vorausgesetzt – im Rahmen eines Erbpachtvertrages überlassen werden. »Ich bin sicher, dass wir mit diesem Bau die Bedürfnisse der Obdachlosen treffen werden«, so Güldenberg. »Bei dem für Hannover neuen Projekt eines Hauses, in das Wohnungslose als Mieter und Mieterinnen einziehen können, unterstützen wir die Stiftung sehr gern«, unterstrich Sozialdezernentin Konstanze Beckedorf. Unklar ist jedoch weiterhin die Finanzierung der relativ teuren sozialarbeiterischen Basis­ unterstützung – ein Sozialarbeiter pro 15 Obdachlose – und die Vernetzung der notwendigen weitergehenden Hilfen wie psychologische Betreuung und Suchtberatung. Aber Stadt und Region seien fest entschlossen, das hinzukriegen, so die Dezernentin. Volker Macke


AUS DER SZENE

Große Spende für Kontaktladen

Faltblatt informiert über Hilfen

Hannover. Hilfe, die nottut. Der Kontaktladen Mecki freut sich über eine Spende in Höhe von 15.000 Euro. Das Geld kommt von der Evangelisch-lutherischen Marktkirchengemeinde und soll die medizinische Versorgung der Wohnungslosen unterstützen. Hintergrund ist die zunehmende Zahl armer Menschen in Deutschland, die über keinen Krankenversiche-

Hannover. Nun also auch die Stadt. Nachdem Asphalt bereits im November letzten Jahres eine Übersicht über Hilfen für Wohnungslose veröffentlicht hat, bringt nun auch die Stadtverwaltung ein Faltblatt heraus, auf dem eine Reihe dieser Einrichtungen aufgeführt sind. Erhältlich ist das Faltblatt bei der Stadt oder bei Asphalt in der Hallerstraße. UM

Foto: Diakonisches Werk Hannover

Shuttle-Bus für Obdachlose

Ilona Kühl, Diakoniebeauftragte des Kirchenvorstandes der Marktkirchengemeinde, Diakoniechef Rainer Müller-Brandes, Marktkirchenpastorin Hanna Kreisel-Liebermann, Prof. Dr. Jörn Hilfrich, Kirchenvorstand der Marktkirchengemeinde.

rungsschutz verfügen. Im Kontaktladen können sie sich behandeln lassen, Geld oder Krankenschein brauchen sie dafür nicht. Jeden Tag in der Woche sind deshalb Krankenpfleger vor Ort, jeden Freitag schaut zudem ein Arzt vorbei. Doch Verbände und Medikamente kosten Geld. Geld, das von der Grundfinanzierung durch die Region nicht abgedeckt wird. Ohne Spenden geht es nicht in der Wohnungslosenhilfe, das ist im Kontaktladen Mecki auch nicht anders. Daher schaffen die 15.000 Euro eine bedeutende Grundlage für die künftige medizinische Versorgung nichtkrankenversicherter Wohnungsloser. Der Scheck wurde von Marktkirchenpastorin Hanna Kreisel-Liebermann übergeben. UM

Hannover. Stadt und Rotes Kreuz haben einen Bustransfer in die Notschlafunterkunft »Alter Flughafen« gestartet. Dort stehen Obdachlosen aktuell 150 Schlafplätze zur Verfügung. Viele der Gestrandeten vom Raschplatz konnten die entlegene Unterkunft bisher nur schlecht erreichen. Der Bus fährt zwischen 18 und 20 Uhr ab »Runde Straße« auf Höhe des Kauflandparkhauses ab. MAC

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kaufmännisch klug, sozial verantwortungsvoll 12.000 Euro Zuschuss, Mietzahlungsgarantie, keine Nachmietersuche, kein Leerstandsrisiko. 5.000 Euro zusätzlich, wenn ich modernisiere. Ich habe für 15 Jahre an die SWH vermietet!

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Manchmal, ja manchmal, da glaube ich, Till Eulenspiegel lebt auch heute noch. Wer sonst könnte sich wohl der Einführung einer »geschlechtergerechten Verwaltungssprache« widmen. Ach doch, da gibt’s noch jemanden. Die Stadt Hannover hat sich dieses dringenden Themas angenommen und hat damit bundesweit für Diskussionen gesorgt. Es gibt ja auch kaum wichtigere Themen in dieser Stadt: Die Sanierung der Straßen, die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen, vielleicht auch Sozialbauten für Obdachlose (es müssen ja keine Paläste sein, aber warmes Wasser sollte schon aus der Leitung kommen) und noch viele andere Aufgaben mehr, die mir ganz spontan einfallen würden, gelten da wohl als Lappalien? Wer in diesem Rathaus kommt nur auf derartige Ideen? Und das schon Anfang dieses Jahres, wo doch der 1. April noch weit entfernt ist? Vielleicht waren sie ja nur zu früh dran und es hat deshalb niemand gemerkt, dass es sich um einen Aprilscherz handelt? Wie auch immer, zur Karnevalszeit werden auch überall Späße gemacht und da fällt es nicht weiter auf, wenn auch über Hannover gelacht wird.

Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden …

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»WENN MICH AMORS PFEIL TRIFFT … « Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Jörg (55).

Am 10. März feierst du deinen 55. Geburtstag. Alles Gute! Unser letztes Gespräch liegt zwei Jahre zurück. Damals hat deine Frau an deinem Geburtstag für dich gekocht. Was hast du für dieses Jahr geplant?

Opa. Wir haben regelmäßig Kontakt. Sie wünscht sich, dass ich nach Berlin umziehe, aber erst mal mache ich das nicht. Ist mir auch zu groß die Stadt. Ich bleibe Asphalt treu und versuche weiter, mein Glück in Hannover zu finden.

Nichts Besonderes. So wie vor zwei Jahren wird es nicht laufen. Meine Frau und ich leben getrennt. Sie ist ausgezogen. Wir haben die Scheidung eingereicht. Ich weiß nicht genau, wie lange es noch dauert, bis wir endgültig geschieden sind.

Würdest du dein Glück auch noch mal in einer Ehe suchen?

Tut mir leid zu hören, vor allem, weil ihr vor zwei Jahren noch große gemeinsame Pläne hattet und zusammen nach Münster umziehen wolltet. Was ist daraus geworden? Willst du immer noch umziehen? Das hat sich mit der Trennung alles erledigt. Sie kommt aus Münster. Ich komme aus Einbeck. Dahin will ich aber nicht zurück. Ich bleibe erst mal in Hannover. Ein paar Monate nachdem sie aus unserer gemeinsamen Wohnung ausgezogen ist, bin ich auch in eine kleinere Wohnung umgezogen. Ich habe knapp 40 Quadratmeter – mehr brauche ich aber auch nicht. In der Wohnung fühle ich mich sehr wohl.

Erst mal ist das ausgeschlossen. Ich gehe nicht noch mal in eine Ehe, wenn ich nicht weiß, wie es klappt.

Schwierig, so etwas vorher zu wissen … Stimmt, aber ich habe mir bei jeder Ehe gewünscht, dass es die letzte ist. Also komplett und für immer ausgeschlossen ist es nicht: Wenn mich Amors Pfeil trifft, würde ich noch mal darüber nachdenken. Zurzeit fliegen seine Pfeile aber immer an mir vorbei.

Na dann: auf bessere Treffsicherheit für Amor? Nein! Zum Glück trifft er mich im Moment nicht! Die Pfeile können ruhig noch ein bisschen vorbeifliegen. So habe ich Zeit, meine Wunden zu lecken, das alles zu verarbeiten.

Schön … Mit Münster hatte unsere Trennung aber auch nichts zu tun. Es war das verflixte siebte Jahr! Wir haben es leider nicht hinbekommen mit unserer Ehe. Das ist jetzt über eineinhalb Jahre her, tut mir aber noch weh, weil ich sie immer noch liebe. Sie fehlt mir, besonders abends, wenn ich alleine bin. Aber mir geht es jetzt schon viel besser als kurz nach der Trennung. Asphalt hat mir gut durch diese Zeit geholfen: der geregelte Tagesablauf durchs Verkaufen und auch die Gespräche mit meinen Kunden – das unter Leute kommen.

Apropos Wunden. Lass uns über deine Gesundheit sprechen. Vor zwei Jahren erzähltest du von deiner gut überstandenen Krebserkrankung, die schon einige Jahre zurückliegt. Ist damit weiterhin alles in Ordnung?

Wie stehst du zu einer neuen Partnerschaft? Könntest du dir das schon vorstellen oder ist es dafür noch zu früh?

Gute Besserung dafür. »Einmal nach Paris«: Das war dein Wunsch in unserem letzten Gespräch. Konntest du ihn dir erfüllen?

Doch, das kann ich mir vorstellen! Ich bin bereit, aber nur Schritt für Schritt. Sie macht weiter, warum soll ich nicht weitermachen? Für die Zukunft würde ich mir das auf jeden Fall wünschen.

Damit ist alles gut! Ich lasse das jährlich untersuchen. Vor Weihnachten hatte ich aber Herzflimmern und musste für einen Tag ins Krankenhaus. Ich bin an meinem Verkaufsplatz einfach umgefallen, war aber noch ansprechbar. Ich kriege jetzt Medikamente. Das muss noch weiter untersucht werden.

Die letzte war nicht deine erste Ehe, oder?

Noch nicht. Ich weiß aber auch gar nicht, wie ich mich da verständigen sollte … Ich kann kein Französisch. Aber: Ich würde wirklich gern mal den Eiffelturm und auch die Gedenkstätte von Lady Diana sehen. Bei dem Tunnel, in dem sie den Unfall hatte, gibt es ja so ein Denkmal.

Das ist jetzt meine dritte Scheidung. Ich habe auch eine 32-jährige Tochter aus meiner ersten Ehe.

Bist du ein Fan von ihr?

Wohnt sie auch in Hannover?

Sie war eine Frau mit einem großen Herzen für Arme, Obdachlose und Kranke. Für alle, denen es nicht so gut geht. Tolle Frau!

Nein, in Berlin. Sie hat selbst schon Kinder. Ich bin also auch

Interview und Foto: Svea Kohl


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Jörg verkauft Asphalt in Mittelfeld in der Karlsruher Straße vor Rewe sowie in Sarstedt auf dem Wochenmarkt und in der Friedrich-Ebert-Straße vor NP.


RUND UM ASPHALT

96-Verlos

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Karten für 96! Fußballfans aufgepasst! Asphalt verlost gemeinsam mit Hannover 96 wieder 2 x 2 Karten für ein Top-Heimspiel. Diesmal für den 29. Spieltag (12. April bis 15. April):

Foto: privat

Wer uns einfach eine Karte, eine E-Mail oder ein Fax mit dem Stichwort »96« schickt, der hat die Chance, zwei Karten in Block S 4 zu gewinnen! Wir drücken ganz fest die Daumen und wünschen viel Glück! Asphalt-Magazin, Hallerstr. 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; gewinne@asphalt-magazin.de oder Fax: 0511 – 301269-15. Einsendeschluss: 31. März 2019.

Spendable Apotheken-Kunden Apothekerin Azar Baradaran liest nicht nur jeden Monat das Asphalt-Magazin, sie unterstützt das gesamte Projekt auch gerne durch Spenden. Regelmäßig in der Vorweihnachtszeit bittet sie darum ihre Kunden, für die Mitnahme der Apotheken-Rundschau 1 bis 2 Euro in den Spendentopf zu werfen. Am Ende stockt die Chefin der Galenus-Apotheke die gesammelten Einnahmen auf und macht den Spendenbetrag rund. In diesem Jahr sind so insgesamt 120 Euro für uns zusammengekommen, die Geschäftsführer Georg Rinke gern entgegengenommen hat. Das gesamte Asphalt-Team bedankt sich für die erneute Unterstützung des Projektes herzlich bei Frau Baradaran (2.v.r.), ihren freundlichen Mitarbeiterinnen und Kunden. GB

Foto: G. Biele

Hannover 96 – Borussia Mönchengladbach

Treue Forschende Seit mehr als zehn Jahren organisiert Cornelia Jürgens, Bibliothekarin am Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM), immer zum Jahreswechsel einen Bücherbasar zugunsten von Asphalt. Auch ihre Kolleginnen und Kollegen helfen dabei kräftig mit. Sie spenden Kochbücher, Krimis, Romane, Kinderbücher und vieles mehr, bestücken damit die Regale der haus­ internen Bibliothek und bieten sich die Lektüre gegenseitig ab 1 Euro zum Kauf an. Insgesamt sind so 575 Euro durch die lesebegeisterte Belegschaft in diesem Jahr zusammengekommen. In einem roten Briefumschlag hat die sozial engagierte Bibliothekarin das Geld jetzt bei Asphalt vorbeigebracht und an Vertriebsleiter Thomas Eichler übergeben. »Asphalt gehört einfach zu Hannover. Die Verkaufenden sind auf der Straße zu sehen und man kann mit ihnen reden. Dadurch hat man auch gleich einen Bezug dazu, wo die Spende hingeht«, begründet Cornelia Jürgens die Unterstützung. Dafür möchten wir uns bei allen Beteiligten recht herzlich bedanken. GB


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Foto: Frank Wilde

Schulklassen

Neue Herausgeber Margot Käßmann und Matthias Brodowy sind die neuen Herausgeber von Asphalt. Gemeinsam mit Rainer Müller-Brandes wollen die ehemalige Landesbischöfin und der Kabarettist in der Öffentlichkeit für Kauf, Lesen und Spenden werben und auch in den künftigen Asphalt-Heften auftauchen. Käßmann (60) wurde 1999 Bischöfin der Landeskirche Hannovers, später Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Reformationsbotschafterin und Herausgeberin der bundesweit erscheinenden Zeitschrift »chrismon«. Bereits vor 20 Jahren, anlässlich ihres Einführungsgottesdienstes in der hannoverschen Marktkirche, rief Käßmann zur Kollekte für Asphalt auf. Im vergangenen Jahr hat sich Käßmann in den Ruhestand verabschiedet. Seit Ende 2018 ist sie Botschafterin des Kinderhilfswerks »terre des hommes«. »Die Begegnung auf Augenhöhe als Konzept von Asphalt hat mir schon als Landesbischöfin imponiert. Sehr gern nehme ich jetzt daher die Aufgabe als Herausgeberin an.« Obdachlosigkeit sei bitter – »wenn Menschen sie trifft, nimmt ihnen das aber nicht die Würde, darum geht es!« Matthias Brodowy (46) ist Kabarettist, Musiker und Kolumnist, seit 1989 zunächst im Ensemble, seit 1997 solo auf den Bühnen der Republik unterwegs, aber in Hannover zuhause. 2009 war Matthias Brodowy Gründungsmitglied von Lesestart Hannover, einer Initiative für gleiche Bildungschancen von Kindern. Er ist Schirmherr des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes der Malteser sowie des Vereins nierenkranker Kinder. »Asphalt ist informativ und gibt Einblicke in eine Welt, die sonst nicht im journalistischen Fokus steht. Sehr wichtig finde ich, dass nicht wenige Leser mit ihren Stammverkäufern in einen guten Kontakt treten. Ich freue mich auf meine neue Tätigkeit als Herausgeber, freue mich auf Begegnungen und gute Gespräche.« MAC

Auf der S t ra ß e : Wi e i s t d as?

Immer mehr Menschen sind wohnungslos in Deutschland, mehr als 50.000 leben sogar komplett auf der Straße. Darunter auch Tausende Kinder. Wie wird man obdach­los? Was sind die Gründe? Und warum sogar Kinder? Wir erklären es euch. Wie lebt man als Obdachloser? Wo bekommt man Hilfe? Und warum sind Hunde so wichtig? Wir haben für euch Betroffene und Helfer gesprochen. Wo organisieren sich Straßenkinder? Was hat das mit dem Handy zu tun? Und was können Straßenzeitungen bewirken? Wir erzählen es euch. Asphalt Kids, ab sofort für 4 Euro auf Straßen und Plätzen. Die Hälfte davon bekommt wie immer der Verkäufer. Schulen bestellen bitte unter 0511 – 301269-0.

gesucht – gefunden Verkäufer Martin: Entzug: erfolgreich, Wohnheim: erfolgreich, nächster Schritt: eigene Wohnung. Suche 1-2-Zimmerwohnung in Hannover. B-Schein vorhanden. [V-Nr. 131] Kontakt: 0174 – 4285698. Verkäufer Klaus: Ich suche ein gut erhaltenes Smartphone. [V-Nr. 1418] Kontakt: 0152 – 29775598.

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RUND UM ASPHALT

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Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang!

Foto: Pure Desmond

Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Ein außergewöhnlicher Stadtrundgang – von ExpertInnen der Straße geführt!

Asphalt verlost 3 x 2 Karten für den Jazz Club Hannover

Musikalisches Highlight mit Pure Desmond Den grauen Wintermonaten setzt der Jazz Club eine bunte Klangwelt entgegen, die sich zwischen Hip-Hop-Jazz, GypsySwing, Tango und gefühlvoller Klaviermusik entfaltet. Ein besonderes musikalisches Bonbon erwartet Hannovers Jazzfreunde am 22. März, wenn Pure Desmond mit »Audrey« die zeitlose Eleganz des »Cool Jazz« auf die Bühne des Jazzkellers bringen. Als Mitte der 1950er Jahre in den New Yorker Columbia Studios einer der ersten Kurzfilme über Jazz produziert wurde, stand die Hollywood-Legende Audrey Hepburn leider nicht am Filmset. Wenn es damals nach den Wünschen des berühmten Cool-Jazz-Saxophonisten Paul Desmond gegangen wäre, nach dem sich die deutsche Band Pure Desmond benannte, hätte das aber ganz anders ausgesehen. Grund genug für das preisgekrönte Quartett, uns 60 Jahre später mit ihrem neuen Album »Audrey« eine Vorstellung davon zu geben, wie es hätte sein können, wenn Hepburn damals tatsächlich in der Nähe gewesen wäre. Die Klänge sind lässig walzernd, dann wieder subtil swingend oder zart und zerbrechlich – der ideale Soundtrack für Audrey. Gewinnen Sie mit Asphalt dreimal zwei Tickets für das Konzert mit Pure Desmond, am 22. März, um 20.30 Uhr, Am Lindener Berge 38 in Hannover. Rufen Sie uns dafür am 19. März zwischen 12 und 13 Uhr unter der Telefonnummer 0511 – 30126918 an und beantworten folgende Frage: Wo wurde einer der ersten Kurzfilme über Jazz produziert? Die ersten drei Anrufer mit der richtigen Antwort dürfen sich freuen.

An jedem letzten Freitag im Monat gibt es einen offenen Stadtrundgang, dem Sie sich anschließen können. Nächster Termin: 29. März 2019, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstr. 3, 30161 Hannover. Bitte anmelden unter: 0511 – 301269-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen verein­ baren bitte gesonderte Termine!

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a m n e s t y a f t e r wo r k Schreiben Sie für die Menschenrechte – gegen Verfolgung, Gewalt und Folter

Gemeinsam für die Menschenrechte Sie können helfen: Wir laden Sie herzlich ein, uns montags zu besuchen. Lassen Sie Ihren Tag mit einer guten Tat bei Kaffee, Tee und Gebäck ausklingen, indem Sie sich mit Faxen, Petitionen oder Briefen gegen Menschenrechtsverletzungen in aller Welt einsetzen. Öffnungszeiten: Montag 18 bis 19 Uhr after work cafe Dienstag 11 bis 12 Uhr, Donnerstag 18.30 bis 19.30 Uhr amnesty Bezirksbüro Hannover Fraunhoferstraße 15 · 30163 Hannover Telefon: 0511 66 72 63 · Fax: 0511 39 29 09 · www.ai-hannover.de Spenden an: IBAN: DE23370205000008090100 · BIC: BFSWDE33XXX Verwendungszweck: 1475


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BRIEFE AN UNS

Zu Asphalt 11/18 »Millionen für Wohnungen« 2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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Auch Selbsthilfeprojekte und Genossenschaften unterstützen

Mal als positives Beispiel: In Großbritannien sind günstige Wohnungen Mangelware. Weil der Staat vielerorts versagt, sind lokale Selbsthilfeprojekte wie »Canopy« entstanden. Die Kooperative in der nordenglischen Großstadt Leeds ermöglicht es seit 19 Jahren Obdachlosen und anderen Bedürftigen, verlassene Häuser selber zu renovieren und zu bewohnen. Es gab in der Region Hannover bisher offenbar keine oder unzureichende Kapazitäten zur Förderung diese Form der Hilfe zur Selbsthilfe. Angesichts der akuten oder drohenden Wohnungsnot ist es notwendig, Regionsgeld nicht nur für Wohnungsmarkt-Großinvestoren auszugeben, sondern auch für Selbsthilfeprojekte oder Genossenschaften vor Ort. Heiner Buschmann, Hannover

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JUGEND IM KNAST

VERURTEILT

VERSPROCHEN

VERARMT

Nach der Tat: Strafe als Chance?

Region Hannover: Millionen gegen Wohnungsnot

Prekäre Beschäftigung: Arbeit lohnt sich nicht

Zu Asphalt 12/18 Thema: Obdachlosigkeit 2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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Schlimm, dass zu wenig getan wird

Super, dass dieses Thema in dieser AusgaSCHÖNE BESCHERUNG be erschienen ist. Ich sehe gerade jetzt in der Winterzeit wieder mehr und mehr Obdachlose in den Straßen. Und schlimm finde ich es auch, dass immer noch viel zu wenig getan wird für diese Menschen. Leider gibt es immer noch Viele, die diese Menschen »mit Füßen treten«. Das ist mitunter das Schlimmste. Zum Glück gibt es aber auch Solche, die sich für diese Menschen einsetzen. Das kann nämlich jedem passieren. Aus welchen Gründen auch immer. Ich hoffe daher sehr, dass es immer mehr Menschen gibt, die mal ein offenes Ohr, vielleicht auch mal einen heißen Kaffee oder Tee, vielleicht mal ein belegtes Brötchen oder ein Stück Kuchen für diese Menschen übrig haben, die einfach mal für sie da sind, wenn auch nur für einen kleinen Moment. Ich selber kaufe seit langem hier in Hildesheim die Asphalt und finde jede dieser Ausgaben einfach nur Klasse. Es stehen sehr gute Berichte und Anregungen darin und ich bin immer wieder begeistert. Claudia Mittag, Bad Salzdetfurth BESINNLICH

BEDENKLICH

BEACHTLICH

Asphalt-Verkäufer erzählen ihre Weihnachtsgeschichten

Viele Obdachlose müssen im Winter draußen bleiben

Star-Geiger David Garrett brilliert in allen Genres

Vielen Dank für Ihre Meinung! Die Redaktion behält sich vor, Briefe zur Veröffentlichung zu kürzen. Bitte vergessen Sie nicht, Ihre Absenderadresse anzugeben.

PROjekt Spielplatz startet am Welfenplatz Mit dem PROjekt Spielplatz möchte 96plus die Landeshauptstadt Hannover dabei unterstützen, inklusive Spielgeräte anzuschaffen, um die Spielplätze im Stadtgebiet künftig noch mehr auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Nutzer abzustimmen. In erster Linie wird die Stadt Hannover dabei unterstützt, Spielgeräte anzuschaffen, die einen barrierefreien Zugang für alle Kinder bieten. Die Schaukel auf dem Welfenplatz ist der Auftakt für das Projekt. Weitere werden folgen. Stefan Schostok (Oberbürgermeister und 96plus-Schirmherr): „Wir als Stadt haben ein großes Interesse, dass alle teilhaben können, bei allem was wir machen. Die Barrierefreiheit muss ausgebaut werden. Wir sind 96plus sehr dankbar für diese Schaukel – das ist ein wirklich gewichtiger Beitrag.“ Martin Kind (Präsident Hannover 96): „96 gehört zu dieser Stadt. Es ist unsere Verantwortung, auch etwas für diese Stadt zu tun. Durch unsere Initiative 96plus haben wir heute gemeinsam mit Johnson Controls einen kleinen Beitrag dazu geleistet.“ 96plus wird unterstützt von seinem Hauptpartner Johnson Controls.

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Foto: Sabphoto/shutterstock.com

KUNSTWELT KNAST Der Kriminologe Johannes Feest möchte Gefängnisse am liebsten abschaffen. Ein Gespräch über Erziehung durch Zwang, Strafmündigkeit, fehlende Ehrlichkeit und die Grenzen der Resozialisierung. Das vierte unserer Reihe von Knast-Interviews. Herr Feest, tut es einem jugendlichen Intensivtäter nicht mal ganz gut, wenn er im Jugendknast einen Schuss vor den Bug bekommt? Normalerweise nicht. Es gibt natürlich Fälle, in denen Menschen hinterher sagen: Das war ein Glücksfall für mich, das hat mich gerettet. Doch das ist eher die Ausnahme, auch wenn sich viele Menschen da Illusionen hingeben. Für mich ist der Jugendstrafvollzug eine einzige Peinlichkeit.

Warum? Das hat viele Gründe. Es gibt kaum Pädagogen, die finden, dass in Gefängnissen sinnvoll und erfolgversprechend Erziehung stattfinden kann. 1923, als man das Jugendgerichtsgesetz schuf, war man da noch anderer Auffassung. Heute wissen wir, dass die Rückfallquoten von etwa 75 Prozent im Jugendvollzug deutlich höher sind als bei den Erwachsenen, wo sie bei rund 50 Prozent liegen. Und fast alle Insassen im Jugendvollzug sind


Ist das jetzt ein Plädoyer, den Jugendstrafvollzug ganz abzuschaffen? Ich bin ja ohnehin als Abschaffer der Gefängnisse verschrien. Aber auch bei den Pädagogen gibt es viele Fachleute, die so argumentieren. Die Minderheit der echten Jugendlichen gehört gar nicht in den Jugendvollzug. Und die Volljährigen gehören in den Erwachsenenvollzug. Kriminalpolitisch ist das aber kaum durchzusetzen. Dass die Heranwachsenden auch noch unter das Jugendstrafrecht fallen, gilt immer noch als großer Fortschritt. Besser wäre es, die Strafmündigkeitsgrenze von 14 auf 18 Jahre heraufzusetzen, so dass die betroffenen Minderjährigen gleich in die Zuständigkeit der Jugendhilfe fallen.

Die Idee von »Erziehung durch Zwang« ist also zum Scheitern verurteilt?

Muss man die Mehrheitsgesellschaft nicht vor diesen Menschen schützen? Für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ist erst einmal die Polizei zuständig. Und der Schutz, den man gewinnt, indem man einige einsperrt, ist ein sehr relativer. Im Einzelfall kann man so – für kurErziehung muss in ze Zeit – die Kriminalität erzieherisch geprägvielleicht reduzieren. Aber wenn man, zum Beispiel, ten Institutionen drogenabhängige Dealer ins stattfinden – und Gefängnis sperrt, ist die Gemöglichst in Freiheit. sellschaft deswegen nicht vor Wohnungseinbrüchen und anderer Beschaffungskriminalität geschützt. Vielmehr wird auf dem Markt da draußen quasi eine Stelle frei, die dann eben wer anders einnimmt.

Wer dagegen den Besitzer eines Autos niedergeschlagen und sein Auto geklaut hat, hinterlässt keine freie Stelle, anders als der Dealer. Das ist richtig. Das ist aber ein eher seltener Einzelfall, den man genauer betrachten müsste. Es ist ja immer vom Behandlungsvollzug die Rede, eine

In jüngerer Vergangenheit gab es große Debatten um straffällige minderjährige unbegleitete Geflüchtete – und viele wollten sie in geschlossenen Einrichtungen weggesperrt sehen.

Foto: J. Zier

Sie wird in der Regel nicht funktionieren. Erziehung muss in erzieherisch geprägten Institutionen stattfinden – und möglichst in Freiheit.

Heute wissen wir: Das Problem hat sich mit der Zeit selbst erledigt. Das gab es schon früher, nach der Wiedervereinigung etwa, und auch damals trat eine ähnliche Panik auf. Wenn diese Jugendlichen Straftaten begehen, wenn sie von der Polizei festgenommen werden, dann kommen sie zunächst in Gewahrsam und in Untersuchungshaft – erst danach stellt sich die Frage, ob sie der Jugendhilfe oder der Jugendstrafe übergeben werden.

Aber kann die Jugendhilfe dieser Menschen Herr werden? Die sind ja nicht den ganzen Tag lang Intensivtäter, und auch der Mörder mordet nicht den ganzen Tag. Das sind erstmal alles ganz normale Menschen. Die Jugendhilfe kann versuchen, sie davon zu überzeugen, dass sie so, wie sie es bisher im Leben gemacht haben, nicht weiterkommen. Das funktioniert am ehesten durch beispielhaftes Verhalten der Erzieher, aber auch die werden nicht in allen Fällen erfolgreich sein. Einige dieser Menschen werden weitere Straftaten begehen.

Johannes Feest, 79, Kriminologe und Rechtssoziologe, war von 1974 bis 2005 Professor für Strafverfolgung, Strafvollzug und Strafrecht an der Universität Bremen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört das Recht und die Realität der Gefängnisse. Bis 2011 leitete er das mittlerweile in Dortmund ansässige Strafvollzugsarchiv. Zuvor im Interview: Häftling Asouad (19) aus Syrien (Asphalt 11/2018), Häftling Steven (17) aus Bremerhaven (Asphalt12/2018), Wärterin Karena Bruns (Asphalt 02/2019).

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gar keine Jugendlichen im engeren Sinne – gut 90 Prozent von ihnen sind schon volljährig. Die sind nur da, weil sie noch als Heranwachsende gelten. Nach der UN-Kinderrechtskonvention, die für alle unter 18-Jährigen gilt, ist der Strafvollzug nur das letzte Mittel, das für die kürzestmögliche Dauer verhängt werden soll. Bis 2006 fehlte in Deutschland ohnehin jegliche gesetzliche Grundlage für den Jugendstrafvollzug – die musste das Bundesverfassungsgericht damals erst anmahnen.

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Foto: Benjamin Eichler

viel zu wenig haupt- und ehrenamtliche Bewährungshelfer, so dass auch deren Job nicht das bringt, was er bringen sollte – weil die Bewährungshelfer meistens zu viele Klienten haben.

Die Vollzugsbeamten sehen ihre Aufgabe auch darin, den Menschen Strukturen zu geben und Regeln beizubringen. Die meisten Gefangenen, die entlassen werden, finden in der Tat keine Struktur vor – weil sie gar keinen Arbeitsplatz bekommen. Das ist natürlich tragisch! Aber die Idee, dass der Zwang zum täglichen frühen Aufstehen dem Menschen dann auch draußen eine Struktur gibt, ist in meinen Augen wirklichkeitsfremd. Und: Man muss die Menschen auf die Arbeitslosigkeit vorbereiten! Das passiert aber nicht, weil man an der Fiktion festhält, sie auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten.

Ist die Idee der Resozialisierung also auch eine Illusion?

Am Ende werden die Leute in die Situationen entlassen, aus denen sie gekommen sind.

solche Behandlung im engeren Sinne findet im Strafvollzug aber kaum statt. Viele Insassen im Knast sind psychisch krank, der Knast kann mit ihnen aber gar nichts anfangen. Selbst die Gefängnis-Psychologen halten sich da meistens raus. Gefängnisse sind Verschiebebahnhöfe, die sich für Drogen- oder Psychotherapie gar nicht zuständig fühlen. Am Ende werden die Leute in die Situationen entlassen, aus denen sie gekommen sind. Das, was sie im Knast gelernt haben, können sie draußen aber oft gar nicht anwenden.

Was müsste stattdessen passieren? Viel gescheiter wäre es, die Menschen möglichst freiheitsnah zu behandeln. Das wäre dann auch wirklichkeitsnäher und die Jugendlichen wären mit den Schwierigkeiten des realen Lebens konfrontiert. Es ist ja auch nicht so, dass sich die Vollzugsbeamten ständig um die Erziehung oder Beziehungsarbeit mit den Jugendlichen bemühen. Für sie ist der Arbeitstag ein guter, wenn es keine besonderen Vorkommnisse gab. Es gibt jedoch

Ja. Wie soll man sich das denn vorstellen? Dafür sind die Verhältnisse im Gefängnis doch viel zu künstlich und fremdartig gegenüber der Welt da draußen. Die Leute müssten also frühzeitig raus in den Freigang. Die meisten Straffälligen sitzen aber drin, und nur wenn sie Glück haben, kriegen sie auch mal kurzzeitig Ausgang.

Da bräuchte es aber auch viel mehr Geld für Bewährungshelfer oder die Jugendhilfe. Klar. Aber das Geld wird heute im Strafvollzug verpulvert, in großen Anstalten, die viel Personal brauchen, aber wenig effektiv sind.

Apropos: Woran liegt das, dass die Rückfallquote im Jugendknast noch höher ist als im Erwachsenenvollzug? Ich bin kein Experte für den Jugendvollzug. Im Erwachsenenvollzug hat die Rückfallquote viel damit zu tun, dass die Leute aus der Straffälligkeit herauswachsen, eine Familie gründen – und diese


Und wenn diese Jugendlichen dann sagen: »Niemand hat mich in der Hand, nur ich selbst« – wie gewinnt man sie dann für die Idee des Rechtsstaates? Das ist ein echtes Erziehungsproblem! Ein Jugendheim mit Erziehern, die eine starke Persönlichkeit haben, kann da schon einen großen Unterschied machen. Sie brauchen positive Vorbilder. Und das Leben in der Freiheit kann man nur in Freiheit lernen.

Gibt es denn im Ausland positive Modelle? Es gibt einzelne herausragende Beispiele, wie man es besser machen kann. Eines davon ist die Auflösung des Jugendstraf-

vollzugs in Massachusetts. Dort gab es geschlossen Jugendhilfe-Einrichtungen, die aber im Grunde Jugendknäste waren. Das Verfahren, mit dem sie aufgelöst wurden, kommt mir immer noch vorbildlich vor: Es wurde ein Komitee gebildet, mit verschiedenen Akteuren aus der Zivilgesellschaft, das mit jedem einzelnen der Jugendlichen individuelle Pläne erarbeitet hat. Die Idee dahinter ist: Wir müssen vor all diesen Menschen nicht immer entsetzliche Angst haben, sondern versuchen, ihnen was anzubieten. Das System hat über Jahre hinweg gut funktioniert. Es ist ein Jammer, dass wir hier so etwas nie ausprobiert haben.

Die Gesellschaft entwickelt sich momentan eher in die gegenläufige Richtung. Ja. Der Abolitionismus ist und wird so schnell keine Mode. Aber bei anderen menschenrechtswidrigen Praktiken, etwa der Sklaverei, hat es auch länger gedauert, eh sie abgeschafft wurden. Interview: Jan Zier

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wiederum ist eine großartige Präventionsmaßnahme! Wenn die Verurteilten erst 18 sind, wenn sie rauskommen, ist das ein gefährliches Alter, wenn sie noch keine eigenen sozialen Bindungen haben, aber die eigene Familie sie auch nicht mehr zurücknimmt.

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BUCHTIPPS Das Phantom B. Traven. Unter dem Namen des mysteriösen Unbekannten, mit dem seine Verlage über Postfächer in Mexiko kommunizierten, wurden seit Mitte der 1920er Jahre 30 Millionen Bücher verkauft. Er war der Abenteuerschriftsteller der Weimarer Republik, und dabei einer der Arbeiterschaft, auch wenn seinen sozialdemokratischen Verlagen die durchscheinenden anarchistischen Grundhaltungen missfielen. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen höchst erfolgreiche Verfilmungen von »Das Totenschiff«, »Rebellion der Gehenkten« oder »Der Schatz der Sierra Madre« und ganze Lesergenerationen hinzu. Dabei blieb B. Traven ein Phantom. Der Literaturwissenschaftler Jan-Christoph Hauschild hat in akribischer Forschungsarbeit die mehrfachen »Verwandlungen« B. Travens offengelegt und nun eine 300-Seiten-Biografie publiziert, die es mit jedem Abenteuerroman aufnehmen kann. Hauschild folgt B. Traven ins mexikanische Exil und legt schrittweise offen, wie aus dem Gelsenkirchener Gewerkschaftssekretär Otto Feige der Schauspieler Ret Marut wurde, und aus ihm der Revolutionär, der mit Mühsam, Toller und Landauer die intellektuelle Spitze der Münchener Räterepublik bildete, bevor Noskes Reichswehr sie zusammenschoss. Marut konnte fliehen und fing neu an – als Bestsellerautor. BP Jan-Christoph Hauschild | Das Phantom. Die fünf Leben des B. Traven |Edition Tiamat | 24 Euro

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1919 Nicht, dass plötzlich alles gut war. Wirklich nicht. 1919 war auch ein Jahr des Chaos, der Gewalt und der Reaktion. Doch erfand sich Europa nach dem millionenfachen Tod und den Traumata des ersten industriellen Krieges tatsächlich neu, wie die Historikerin Birte Förster im Untertitel ihrer Monografie vorwegnimmt. Es war das Jahr des Pazifismus und der Friedensverträge, Frauen setzen ihr Wahlrecht durch, der Völkerbund wurde gegründet und die »International Labour Organization« mit dem Ziel, Arbeitsrechte international zu verankern. Es war auch das Jahr der Revolutionen in Technik, Wissenschaft und Kunst – vom Non-Stop-Atlantikflug über die Bestätigung der allgemeinen Relativitätstheorie bis zu Bauhaus und Dada. Gleichzeitig fanden sich im »institutionalisierten« Nationalismus, in der ungebrochenen Macht der antidemokratischen Eliten und im aufkommenden Faschismus schon die Anzeichen für den noch tieferen Abgrund, auf den Europa zusteuerte. Bemerkenswert, wie es Förster gelingt, das Gegeneinander von Fortschritt und Regression greifbar werden zu lassen, auch mithilfe eines vielstimmigen Chors von ZeitzeugInnen. BP Birte Förster | 1919. Ein Kontinent erfindet sich neu | Reclam Jun. | 20 Euro

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KULTURTIPPS Konzert

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Greengrass-Music

Die Springer Band »jazzami« gründete sich 2010 aus dem Wunsch heraus, alte Musik zu singen. Das Repertoire des jungen Quartetts umfasst daher eine Mischung aus amerikanischen Musicals und Jazz Standards der 20er, 30er und 40er Jahre, sowie Chansons. Ihr Motto: kreativ und offen sein, Musik und Kultur unter anderem aus Amerika darstellen, mit der Musik Geschichten erzählen und den ZuhörerInnen ein Stück Lebensfreude vermitteln. Freitag, 8. März, 20 Uhr, Wettberger Kulturgemeinschaft Katakombe, An der Kirche 25, Hannover, Kartenvorverkauf unter 0511 – 434460 oder per E-Mail an kulturkatakombe@web.de, Eintritt 13 Euro.

Im Rahmen der Reihe »… & Friends« hat der hannoversche Singer-Songwriter und Gitarrist Robby Ballhause musikalische Freunde aus unterschiedlichsten Stilrichtungen zu einem gemeinsamen Konzert eingeladen. Allesamt sind einfühlsame und vielseitige Multiinstrumentalisten mit jahrelanger Bühnenerfahrung. Damit ist das Fundament für eine Reise durch Folk, Country, Blues, Rock und Pop gelegt, die der Hannoveraner mit seinen Freunden zu einer Melange verarbeitet, die er selbst »Greengrass-Music« nennt. Freitag, 22. März, 20 Uhr, Schloss Landestrost, Schlossstraße 1, Neustadt a. Rbge., Eintritt 15 Euro, erm. 10 Euro.

Felix Klieser kam 1991 ohne Arme zur Welt, doch schon im Alter von vier Jahren sagte er zu seiner Mutter, er wolle Hornist werden. Heute ist der in Hannover lebende Klieser, der sein Instrument mit den Füßen spielt, einer der führenden Solisten des Landes. In einem Kurzkonzert präsentiert der Hornist gemeinsam mit der Pianistin Linda Leine Stücke aus seinem neuen Album. Zu hören sind Auszüge der vier Hornkonzerte von Mozart. Außerdem spricht der Musiker an diesem Abend mit Salon-Moderator Joachim Otte über die »Mission Mozart«, über sein Leben und seine Autobiografie »Fußnoten«. Montag, 18. März, 20 Uhr, Lutherkirche/Jugendkirche, An der Lutherkirche 20, Hannover, Eintritt 10 Euro, erm. 6 Euro.

Foto: L. Hübotter

Mission Mozart

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Vortrag

Lesung

Darknet: Waffen, Drogen, Whistleblower

Tanz Roter Punkt Tanz

Ein 19-Jähriger, der vom elterlichen Wohnzimmer aus knapp eine Tonne Drogen verkauft. Whistleblower, die im Schutz der Anonymität brisante Informationen übermitteln. Leute, die aus Neugier online Falschgeld kaufen. Der Journalist Stefan Mey hat sich in die Tiefen des Darknets begeben. Schnell wurde ihm klar, wie viele der kursierenden Informationen Mythen sind und wie wenig an wirklichem Wissen existiert. Es hat ihn gereizt, diesem schwer zu erkundenden Ort seine Geheimnisse zu entlocken. Dienstag, 19. März, 19 Uhr, Bildungsverein Soziales Lernen und Kommunikation e.V., Wedekindstraße 14, Hannover, Eintritt frei.

1969. Zwei Wochen im Juni unter silberblauen hannöverschen Himmeln. Hunderte, tausende Menschen auf den Straßen, Plätzen und Gleisen ihrer Stadt. Sie protestieren gegen die drastische Fahrpreiserhöhung der damals noch privaten Hannoverschen Verkehrsbetriebe ÜSTRA. Für mehr als eine Woche kam der öffentliche Nahverkehr komplett zum Erliegen. In seinem autobiografisch geprägten Roman »Tanz Roter Punkt Tanz« lässt Udo Bergmann die brodelnde Atmosphäre des Protests und die Euphorie des Aufbruchs durch seine Hauptfigur, einen jungen Kochlehrling, lebendig werden. Donnerstag, 7. März, 19.30 Uhr, Bürgerschule Stadtteilzentrum Nordstadt, Klaus-Müller-Kilian-Weg 2, Hannover, Eintritt frei. Dienstag, 19. März, 17.30 Uhr, Stadt­bibliothek Herrenhausen, Herrenhäuser Straße 52, Hannover, Eintritt frei.

Foto: Marianne Menke

Für Kinder

Die Prinzessin auf der Erbse Prinz Enno braucht dringend eine Frau. Eine richtige Prinzessin. Aber so einfach ist die Richtige nicht zu finden. Nach einer langen Suche taucht plötzlich, mitten in einem fürchterlichen Unwetter, ein Mädchen auf. Ob sie eine wirkliche Prinzessin ist, kann nur der berühmte Erbsen-Test zeigen. Putzfrau Helga Fink und Gitarrist Udo erzählen, spielen und singen dieses wunderbare Märchen so hingebungsvoll, dass sie dabei fast ihre eigentliche Arbeit vergessen. Für Kinder ab drei Jahren. Freitag, 15. März, 10.30 bis 11.15 Uhr, Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Straße 92, Hannover, Eintritt 4 Euro, Erwachsene mit HannoverAktivPass 2 Euro, Kinder mit HannoverAktivPass frei.

Bankgeflüster – Im kalten Krieg Im Mittelpunkt seines dritten Bandes der Buchreihe Bankgeflüster mit dem Untertitel »Im kalten Krieg« steht die ehemalige Büttnerruine, der Hauptsitz einer erfolgreichen Kaffee-Röste­ reikette während der Zeit des Nationalsozialismus und danach. Der Autor und Asphalt-Verkäufer Tom Velten erzählt auf 252 Seiten die außergewöhnliche Biographie seines Großvaters Hugo Büttner, der das Unternehmen mit drei Niederlassungen in Halberstadt, Halle und Berlin bis 1972 leitete. Daneben gibt er Einblicke in die Arbeitswelt der DDR. Donnerstag, 14. März, 19 Uhr, Sankt Ludwig, Bullenberg 6, Celle, Eintritt frei.

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Sonstiges Europas Sozialpolitik Die nächste Ausgabe der Polit-Talk-Reihe von Caritas und LAK im ka:punkt trägt den Titel »Soziales Europa. Wie hält die EU, was sie verspricht?«. Als Gesprächsgast stellt sich dieses Mal Katrin Langensiepen, Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen für die Europawahl den kritischen Fragen von Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz Niedersachsen. Auch das Publikum ist wie immer herzlich zum Mitdiskutieren und Nachhaken eingeladen. Zur Stärkung gibt es Kaffee und Kuchen kostenlos. Donnerstag, 14. März, 16 bis 17 Uhr, Treffpunkt ka:punkt, Grupenstraße 8, Hannover, Eintritt frei.

Großer Hof-Flohmarkt Zum dritten Mal findet in diesem Jahr der soziale Flohmarkt der christlichen Drogenhilfe-Einrichtung »Neues Land« statt. Ob Bücher oder Schallplatten, ob Sportartikel oder Haushaltswaren – es gibt jede Menge Nützliches und Schönes zu entdecken. Und einen Grund zum Feiern gibt es auch, denn die Clearingstation des Vereins feiert ihr 30-jähriges Jubiläum. Anlass genug für einen Tag der offenen Tür ab 14 Uhr im Kontaktcafé Bauwagen, in der Clearingstation und im SOS-Bistro. Zudem wird es in der Clearingstation in der Steintorfeldstraße 11 ab 16 Uhr noch eine Festveranstaltung geben. Der reguläre Flohmarkt am Marstall 25 beginnt am 23. März wieder. Freitag, 15. März, 12 bis 18 Uhr, Steintorfeldstraße 4, Hannover, Eintritt frei.

Frühlingsboten im Klosterwald Schneeglöckchen, Krokusse, Märzenbecher und Narzissen – wenn im März die Natur wieder von Neuem erwacht, strecken sie als erstes ihre Köpfe heraus – die Frühblüher. Am Kloster Loccum können Sie gemeinsam mit Elke Bohn vom Naturpark Steinhuder Meer den Wald mit allen Sinnen erkunden und sich auf die Pirsch nach den ersten Frühlingsboten begeben. Diese Tour ist besonders für Familien geeignet. Samstag, 30. März, 11 bis 12.30 Uhr, Treffpunkt: Parkplatz Ev. Akademie Loccum, Münchehäger Straße 6, Rehburg-­ Loccum, Anmeldung unter 05033 – 939-134, Kosten: Erwachsene 3 Euro, Kinder 1,50 Euro.

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MÄRZ 2019 Mittwoch, 06. März JOHANNA JUHOLA REAKTORI Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Samstag, 09. März JESSICA GALL Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Donnerstag, 14. März TIMO VOLLBRECHT FLY MAGIC Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Donnerstag, 21. März JOSCHO STEPHAN & STOCHELO ROSENBERG Jazz Club by Gartenheim Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Freitag, 22. März PURE DESMOND „Audrey“ Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Samstag, 23. März ALLISON MILLER’S BOOM TIC BOOM Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Donnerstag, 28. März AKI TAKASE JAPANIC „Thema Prima“ Eintritt: 30 Euro/erm. 20 Euro Samstag, 30. März ELMAR BRAß TRIO FEAT. TONY LAKATOS Eintritt: 25 Euro/erm. 15 Euro Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

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IHR ENGAGEMENT

Herausgeber: Matthias Brodowy, Dr. Margot Käßmann, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Grit Biele, Svea Kohl, Ulrich Matthias Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser Gestaltung: Maren Tewes Freie Autoren in dieser Ausgabe: U. Kahle, B. Pütter, W. Stelljes, K. Zempel-Bley, J. Zier Anzeigen: Heike Meyer Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter) Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 22.500 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 25. Februar 2019 Für unaufgefordert eingesandte Manus­ kripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Adressen werden nur intern verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Unsere vollständige Datenschutzerklärung finden Sie auf www.asphalt-magazin.de/impressum. Alternativ liegt diese zur Ansicht oder Mitnahme in unserer Geschäftsstelle aus. Gesellschafter:

Machen Sie mit! Die Runde der Ehrenamt­lichen trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-0. Das nächste Treffen ist am Dienstag, 26. März, um 17 Uhr.

Verkäuferausweise

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Impressum

Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei VerkäuferInnen mit gültigem Ausweis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Gelb

In eigener Sache: Ihre Daten Liebe Leserinnen und Leser, bisher fanden Sie an dieser Stelle eine wunderbare Sammlung von Namen, von Menschen, die es gut mit Asphalt und den Asphaltern meinen. Menschen, die Asphalt mit Spenden in unterschiedlicher Höhe unterstützt haben. Die Namensliste war unser Dankeschön an Sie. Und auch irgendwie ein fortlaufendes Dokument einer großen Asphalt-Familie. Gerne hätten wir das weiter so gemacht. Aber nun gibt es die neue europäische Datenschutzrichtline DSGVO. Sie setzt uns – strafbewehrt – sehr enge Grenzen für die Verarbeitung personenbezogener Daten. Wenn Sie uns Geld spenden, dann ist Ihr Name gemäß DSGVO für die Ausstellung einer Spendenquittung nötig und die Verarbeitung dafür erlaubt. Für ein öffentliches Dankeschön unsererseits aber dürfen wir den Namen ohne explizites Einverständnis nicht mehr veröffentlichen. Deshalb hier ein großes Dankeschön an Sie alle. Volker Macke Anzeige

Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin immer am 5.Freitag im Monat von 19 bis 20 Uhr

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

... auf UKW 106.5 und auf www.leinehertz.de


Aus den nachfolgenden Silben sind 17 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – eine Bauernweisheit ergeben: alp – bel – brun – cken – die – em – en – ent – er – ge – gelt – gi – graph – he – ig – idu – iro – ke – ke – lu – mer – na – na – nen – ne – pa – ra – ra – ran – scher – schre – sel – sen – som – spit – sung – tan – te – te – te – than – ze

1. Berg in Bayern

2. Flugkörper

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3. Wasserspender

39

4. Bezahlung für eine Leistung

5. Schneehütte der Eskimos

6. eine Verwandte

7. Heilung Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir dreimal das galaktische Buch »Outer Space« von Ryan Gebhart. Derek ist in Jenny verliebt. Da kommt es ihm ziemlich gelegen, dass just in diesem Moment Aliens ihren Besuch auf der Erde ankündigen. Denn angenommen, es gelingt Derek, einen interstellaren Krieg anzuzetteln und ihn dann im letzten Augenblick zu verhindern, sollte er eigentlich Jennys Herz erobern können. Insgesamt viermal können Sie den Roman »Die Welt ist ein großer Flipper« von Velibor Čolić gewinnen. Ohne Geld und ohne Freunde findet sich der Erzähler in Rennes wieder. Er spricht drei Worte Französisch: Jean, Paul und Sartre und hat bereits drei Romane veröffentlicht – in einem Land, das es nicht mehr gibt. Poetisch, tieftraurig und voller Witz erzählt Čolić von der existentiellen Erfahrung, sich seiner Heimat beraubt zu sehen und in der fremden Sprache eine neue Heimat zu finden. Ebenfalls viermal gibt es »Das Men's Health 15-Minuten-Workout-Buch – die Pocketausgabe« zu gewinnen. Es liefert vom Muskel- übers Cardio- bis zum Fettabbau-Training zahlreiche Workouts mit jeder Menge abwechslungsreicher Übungen – schnelle Resultate garantiert! Definierte Muskeln, schlanker Körper, starker Body in kürzester Zeit.

8. germanische Göttin

9. europäisches Land

10. Hauptstadt des Iran

11. Erfinder eines Motors

12. unangenehm überrascht sein

13. Prophet des Alten Testaments

14. eine Jahreszeit Die Lösung des Februar-Rätsels lautet: Man löst keine Probleme indem man sie auf Eis legt. 15. Abschnitt eines Gesetzes Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 31. März 2019. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

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16. Nebenfluss des Rheins

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