2015 03 Asphalt

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davon 80 Cent Verkäuferanteil

März 2015

Unvergessen

Anne Frank und das Schicksal ihrer Familie Vor 70 Jahren befreit: die Hölle Bergen-Belsen Pegida, Islamismus, Angst: ein Herausgebergespräch Anders als andere: Leben als Asperger-Autistin


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Asphalt 03/2015

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Titelthemen... Unvergessen Anne Frank fiel vor 70 Jahren dem NS-Terror zum Opfer. Ihr Tagebuch ist weltberühmt geworden. Heute berichtet auch ihre Stiefschwester Eva Schloss, selbst eine Verfolgte, vom Schicksal der Familie.

Liebe Leserinnen und Leser,

Vor 70 Jahren befreit Lange wurde in Niedersachsen verdrängt, dass Bergen-Belsen zu den schlimmsten Konzentrationslagern der Nationalsozialisten gehörte._ _____________________________ 6 »Erinnerungen und Wut und Tränen und Freude« Menschen aus Hannover erzählen, wie sie Anne Franks Tagebuch zum ersten Mal lasen und was es ihnen heute bedeutet. __________________________ 10 Asphalt-Herausgebergespräch Hanna Legatis, Prof. Dr. Heiko Geiling und Rainer Müller-Brandes diskutieren über Pegida, Islamismus und Ängste in der Bevölkerung. _ ___________________ 12 Ein Comic: beeindruckend und aufklärend Anders als andere: Daniela Schreiter schrieb und zeichnete einen Comic über ihr Leben als Asperger-Autistin. _______ 18

...und mehr Notizblock ________________________________________________ 4 Angespitzt: Gummiparagraf ________________________________ 5 Kultur im Fokus ____________________________________________ 15

gewinne!

März-Tipps _ _____________________________________________ 16 Frauen, Trauma und Sucht: MHH sucht Probandinnen _ _________ 22 Serie: Wer war eigentlich … Syd Barrett? ______________________ 23 Leben auf dem Land: ehrenamtliche Bürgerbusse ______________ 24 Aus der Szene ____________________________________________ 26 Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Jörg erzählt. ________________ 27 Rund um Asphalt _ ________________________________________ 27 Impressum _ _____________________________________________ 28 Danke für Ihr Engagement _ ________________________________ 30

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Titelfoto: Picture-Alliance

März 2015

Unvergessen

Anne Frank und das Schicksal ihrer Familie Vor 70 Jahren befreit: die Hölle Bergen-Belsen Pegida, Islamismus, Angst: ein Herausgebergespräch Anders als andere: Leben als Asperger-Autistin

im Zentrum dieser Asphalt-Ausgabe steht das Thema »Anne Frank und Bergen-Belsen«. Es erinnert uns an den zivilisatorischen Bruch Deutscher, die für einen bis dahin nicht denk­baren millionenfachen Völkermord verantwortlich waren. Als russische Truppen am 27. Januar 1945 das Vernichtungslager Auschwitz befreiten, offenbarte sich das unfassbare und einzigartige Ausmaß des systematisch aus­geführten Holocaust. Elf Wochen später, am 15. April 1945, befreiten britische Soldaten das vor den Toren Hannovers gelegene Konzentrationslager Bergen-Belsen. Zwischen 1941 und 1945 wurden dort mehr als 70.000 Menschen umgebracht. Die Opfer waren überwiegend Juden, zudem auch 14.000 russische Kriegsgefangene, die 1941/42 über Hunger, Seuchen und Kälte zu Tode gebracht wurden. Dass Bergen-Belsen ebenso wie viele andere ehemalige Konzentrationslager 1945 zu einem internationalen Erinnerungsort wurde, geht auf Ini­ tiativen Überlebender und Angehöriger der Opfer zurück, nicht auf Initiativen der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Die Befreiung Deutschlands von der NS-Herrschaft liegt 70 Jahre zurück, die Zahl der Zeitzeugen des Holocaust nimmt ab, und nicht selten werden aus Erinnerungen sprachliche Formeln politisch-moralischer Ansprüche des »Nie wieder«. Formeln führen meist zur Relativierung der tatsächlichen Ereignisse. Deswegen sind Erinnerungsorte wie BergenBelsen so wichtig, weil sie Gleichgültigkeit und Distanzierung verhindern können. Anschaulich macht dies auch die eindringliche und empfehlenswerte NDR-Reportage »Von Hannover nach Auschwitz«. Eine mit Jugendlichen aus unterschiedlichen Ländern besetzte Berufsschulklasse aus Hannover besucht Auschwitz. Viele hatten bis dahin nie von diesem Ort gehört. Dort angekommen wechselt ihr jugendtypisch aufgekratztes Verhalten zu tiefer Nachdenklichkeit. Ein syrischer Schüler: »Wie kann man so ein Herz haben? Wie ist das möglich? Wie kann ich mit Menschen umgehen, damit sich sowas nicht wiederholt?« Ihr

Heiko Geiling, Asphalt-Herausgeber


Asphalt 03/2015 Notizblock

Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

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Umkämpfte Strecke

Celle/Hannover. Ein Andreaskreuz sowie eine aus Strohballen gebaute Bahntrasse als Zeichen des Widerstands: Land und Bahn wollen die kritische Bevölkerung in Niedersachsen jetzt mit einem auf ein Jahr angelegten Celler Dialogforum in die Planungen zur sogenannten Y-Trasse einbinden. Die neue Schienenverbindung zwischen Hannover und Hamburg sowie Bremen soll dem zunehmenden Güterverkehr Rechnung tragen. Mehrere milliardenschwere Varianten gibt es. Man wolle »keine spezifische Variante durchsetzen«, betont Bahn-Vizechef Ulrich Bischoping. Eine Variante wäre die neu zu bauende Strecke vom Rangierbahnhof Maschen über Soltau nach Celle, ergänzt um einen Ausbau der Strecke Bremen-Soltau. Variante zwei sieht den Ausbau der bestehenden Strecke von Celle über Lüneburg nach Hamburg vor, eine dritte Mög-

Lobby für Patienten

Hannover. Nach Datenschutz- und Behindertenbeauftragten soll das Land Niedersachsen künftig auch einen Patientenbeauftragten bekommen. »Wir führen ab Sommer 2015 Patientenbeauftragte an allen KranAnzeige

lichkeit könnte eine Neubaustrecke aus dem Raum Maschen bis nach Unterlüß im Kreis Celle sein. Der Ausbau der Strecke Hannover-Bremen gilt ohnehin als ausgemacht. Baustart soll 2020 sein. Die Bürgerinitiativen (BIs) sind skeptisch: »Mit den anderen im Forum vertretenen Bürgerini­ tiativen haben wir uns auf eine Position geeinigt, nämlich: Bestandsstreckenausbau

statt Neubau von Naturzerstörungsstrecken«, so Christoph Wrogemann vom Aktionsbündnis gegen Trassenausbau. Erst am Ende der nun begonnenen Verhandlungen werde sich zeigen, ob der Dialog wirklich ein Mitspracheangebot oder »nicht doch eher eine süße Beruhigungspille für die um ihre Zukunft fürchtenden Menschen sein soll.« mac

kenhäusern und Kliniken in Niedersachsen ein. Deshalb brauchen wir auch einen Verantwortlichen auf der Ebene der Landesregierung. Nach den Taten des Serienmörders in den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst erleben wir eine große Verunsicherung bei Patienten und Angehörigen, der wir verantwortungsvoll begegnen müssen«, so Uwe Schwarz, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Der LandesPatientenbeauftragte soll als zentrale An­­ laufstation innerhalb der Landesregierung fungieren. Es gehe darum, zu informieren und die Belage und Rechte von Patienten in den Krankenhäusern zu stärken. mac

Die Ergebnisse einer im November 2014 gebildeten Arbeitsgruppe aus Umweltsowie Wirtschaftsministerium und LBEG werden dort fortlaufend aktualisiert. Hintergrund: In Niedersachsen werden Erdöl und Erdgas seit rund 150 Jahren gefördert. Seitdem wurden einfache Gruben zur Ab­ lagerung von Grabungs- oder Bohrrückständen genutzt. Bis in die 1960er-Jahre war es gängige Praxis, nahezu neben jeder Tiefbohrung eine »Bohrschlammgrube« anzulegen. Später wurden Bohrrückstände verstärkt auf zentralen Bohrschlammgruben abgelagert. Die Möglichkeiten der Entsorgung dieser Abfälle haben sich geändert, neue Bohrschlammgruben wurden laut

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Hannover/Nienburg. Zehntausende Tonnen kontaminierter Schlamm sind in Niedersachsens Boden vergraben. Wo genau, das hat jetzt das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) veröffentlicht. Bisher sind rund 130 von geschätzt 400 Bohrund Ölschlammgruben aktenkundig, vor allem bei Gifhorn, bei Hoya und Vechta. Die genauen Lagedaten können unter www. lbeg.niedersachsen.de eingesehen werden.

Zitat des Monats »Die Worte des Ministers belasten in ungewöhnlicher und überflüssiger Weise das gute Verhältnis zwischen Kirche und Staat.« Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister zur Kritik von Bundesinnen­­ minis­ter Thomas de Maizière am Kirchenasyl.


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Angespitzt

Zahlenspiegel

diesmal: Fleischesser

2014 wurden in Deutschland mehr Tiere zur Fleischerzeugung getötet als jemals zuvor. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden 8,2 Mio. Tonnen Fleisch produziert, 102.800 Tonnen mehr als 2013. Die Geflügelfleischerzeugung stieg gegenüber 2013 gar um 4,8 % auf 1,5 Mio. Tonnen. Das waren 728 Mio. Tiere, darunter 648 Mio. Hühner. Rindfleisch stieg um 1,9 %; 3,6 Mio. Rinder mussten ihr Leben lassen, 65.200 Tiere mehr als 2013. Die Zahl der geschlachteten Schweine stieg um 0,2 % auf 58,7 Mio. Tiere, plus 112.600. Außerdem wurden 874.000 Schafe, 20.500 Ziegen und 2.200 Pferde zum Fleischverzehr getötet. Laut Bundesernährungsministerium gibt es in Deutschland 1,6 Mio. Vegetarier, 2 % der Bevölkerung. mac

LBEG seit Jahren nicht mehr genehmigt. Doch die alten Gruben könnten langfristig bedrohlich sein. Der dort eingelagerte Schlamm enthält Schwermetalle, radioaktive Stoffe und Mineralölkohlenwasserstoffe. Diese Mixtur kann – wie für den Ort Steimbke bei Nienburg bereits bewiesen – ins Grundwasser gelangen. mac

Der Parteibeschluss ist Reaktion auf die Dauer­debatte über den Klassenfahrtenboykott anlässlich der jüngst beschlossenen Stundenerhöhung für Gymnasiallehrer von 23,5 auf 24,5 Wochenlehrstunden. Bisher mussten Lehrer die Fahrtkosten meist aus eigener Tasche zahlen. »Für engagierte Lehrerinnen und Lehrer dürfen Klassenfahrten kein privates Zuschussgeschäft sein«, betonte Haude jetzt. Unterdessen hat Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) die Lehrer zum Einlenken aufgerufen. Es habe zahlreiche Verbesserungen für den Oldenburg. Bisher unbekannte Täter haben Schulalltag gegeben. Die Verlängerung der Hakenkreuze auf Mauern und Torsäulen Arbeitszeit aber werde nicht zurückgenomdes Jüdischen Friedhofs in Oldenburg men. mac geschmiert. Auch zwei dort geparkte Autos wurden mit Nazisymbolen besprüht. Die Polizei hat Strafverfahren eingeleitet. Die Attacke ist der dritte Farbanschlag auf den Niederlangen/Osnabrück. Sie wollen nicht Friedhof innerhalb von vier Jahren. 2011 länger für jeden Missstand im Agrarbereich und 2013 wurde der Friedhof schon einmal an den Pranger gestellt werden. Bauern der geschändet. Im Jahr 2011 konnte ein Neo- Region Weser/Ems haben unter dem Motto nazi als Täter ermittelt und verurteilt wer- »Wir haben es satt – wir machen euch satt!« den. mac für mehr Verständnis für die wirtschaftlichen Bedingungen moderner Landwirtschaft demonstriert und Kritikerverbände zum Dialog aufgefordert. Insbesondere die katholische Hilfsorganisation Misereor, die jüngst Gentechnik und Massentierhaltung Hannover. Die Grünen fordern von der eige- kritisierte – das Emsland ist weitgehend nen Landesregierung, Lehrern künftig katholisch. »Bekommen Landwirte nur sämtliche Kosten für Klassenfahrten zu noch so viel Geld für ihr Produkt, dass sie erstatten. »Klassenfahrten haben für das die Versorgung ihrer Familien allein durch Schulleben und die pädagogische Arbeit immer größere Ställe, immer mehr Fläche eine elementare Bedeutung. Daher gilt es, und mit immer stärkerer Übernutzung endlich zeitnah eine gemeinsame Lösung natürlicher Ressourcen gewährleisten könzu finden, um den Klassenfahrtenboykott nen, dann ist unser Agrarsystem nicht an den Gymnasien zu beenden«, sagte der zukunftsfähig«, so Bauernsprecher Felix scheidende Landesvorsitzende Jan Haude. zu Löwenstein. mac

Hakenkreuze am Friedhof

Bauern sind sauer

Klassenfahrten jetzt bezahlt

Gummiparagraf Prostituierte, Sozialarbeiter, Puffbesit­ zer. Sie alle hatten sich eingemischt. Jetzt hat die große Koalition in Berlin dem Rotlichtmillieu einen neuen Stempel aufgedrückt. In Zukunft soll es mehr Sicherheit im Gewerbe geben: Kondome sind jetzt Pflicht! Immer! Ob im Bordell, an der Straße oder im Club. Beischlaf gegen Geld gibt es künftig nur noch safe, so der feste Wille von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig. Sonst drohen Bußgelder. So klar, so gut. Wer für die Anwendung zuständig ist, regelt das neue Gesetz nicht wirklich. Da bleibt die große Koaliton ebenso uneindeutig wie jede private kleine Koalition: »Wie jetzt? Ob ich welche dabei hab? Ich dachte du hast … hm, und wie machen wir es jetzt? Gar nicht? Och nö.« Geschickterweise muss man sich in Berlin allermeist um die Umsetzbarkeit eigener Gesetze nur wenig Gedanken machen. »Näheres regeln Verordnungen«, heißt es häufig im Abspann, wenn die Lichter der Bundespressekonferenz zum Thema schon wieder erloschen sind. Für das Kleingedruckte sind oft Länder zuständig. Wie also dem Herrn im Etablissement ob der nun verordneten Pelle auf die Pelle rücken? Unangekündigte Sichtkontrollen haben vermutlich etwas leicht Störendes: »Entschuldigen Sie bitte, könnten Sie mal kurz unterbrechen und … danke, vorbildlich, weitermachen!« Welcher Herr mag sich das in seiner Mittagspause ge­­ fallen lassen? Eine Unterschriftenliste am Ausgang würde den Akt unbehelligt lassen, aber den Datenschutzbeauftragten auf den Plan rufen. Und auch die Polizeigewerkschaft lehnt eine Kontrolle der Freier und der Müllbehälter im Viertel kategorisch ab. Kein Wunder, dass so viele Mitarbeiter im Sozialministerium derzeit mit hochroten Köpfen aus dem Gebäude kommen. Vom vielen Nachdenken. Volker Macke

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Annes Tagebuch und Evas Lebensgeschichte Anne Frank überstand Auschwitz und starb dennoch: Sie fiel im März 1945 dem Inferno des niedersächsischen KZs Bergen-Belsen zum Opfer – heute vor 70 Jahren. Ihre gleichaltrige Stiefschwester Eva Schloss überlebte mit »Glück, Glück, Glück« das NS-Terrorregime – und begann nach langem Schweigen über das zu berichten, worüber Anne Frank nicht mehr schreiben konnte. Anne Frank und Eva Schloss, beide Jahrgang 1929, kannten einander lange, bevor sie Stiefschwestern wurden. Als sie dann Stiefschwestern waren, 1953, lebte Anne Frank nicht mehr. Beide jungen Frauen hatten im Alter von 15 Jahren Auschwitz überlebt. Doch Anne Frank wurde noch kurz vor Kriegsende gemeinsam mit ihrer Schwester Margot nach Bergen-Belsen deportiert. Anne und Margot starben dort an einem unbekannten Tag im März 1945 an Typhus, Hunger, Kälte, Gewalt und Verzweiflung. Eva Schloss hatte mit »Glück, Glück und

nochmal Glück«, wie sie heute sagt, Auschwitz überlebt: Sowjetische Truppen befreiten sie und die wenigen anderen Überlebenden (darunter ihre Mutter und Anne Franks Vater) am 27. Januar 1945. Eva fand über die Ukraine, das Schwarze Meer und das Mittelmeer einen Weg zurück nach Amsterdam. 1953 heiratete Annes Vater die Mutter von Eva Schloss. Die Geschichte der beiden Familien kann stellvertretend stehen für den Mord an Millionen Juden im Holocaust und für das Überleben Weniger. Und für die oft verdrängte Tatsache, dass das Lager

Bergen-Belsen in Niedersachsen im letzten Jahr vor der Befreiung durch britische Truppen am 15. April 1945 dem KZ Auschwitz an Entsetzlichkeit gleichkam. Allein im Zeitraum von 1943 bis 1945 wurden dort 55.000 Juden, Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene zu Tode gepeinigt. Weitere 15.000 Menschen starben entkräftet noch nach der Befreiung. Anne Frank ist weltweit bekannt – durch ihr Tagebuch und das unermüdliche Wirken ihres Vaters Otto Frank, der als einziger aus der Familie Auschwitz überlebte.

Das Schicksal der Familie Frank

Foto: R. Schwarzbauer

Otto Frank erkannte unmittelbar nach der NS-Machtergreifung 1933 die Bedrohung für die jüdische Bevölkerung. Er verließ mit seiner Frau Edith und den Töchtern Margot (geb. 1926) und Anne (geb. 1929) sofort

Gedenkstein für Anne und Margot Frank an ihrem Todesort Bergen-Belsen.

Frankfurt am Main, wo ihre Vorfahren über Jahrhunderte gelebt hatten, und emigrierte in die Niederlande. Familie Frank fasste Fuß in Amsterdam. Otto Frank gründete eine Firma für Geliermittel, Holländisch wurde für Anne und Margot zur Muttersprache. Das Leben in der Emigration verschlechterte sich massiv, als NS-Divi­sionen am 10. Mai 1940 die Niederlande an­nektierten. Familie Frank versteckte sich ab Juli 1942 im engen Hinterhaus der Firma an der Prinsengracht. Sie nahmen weitere vier jüdische Verfolgte auf: die dreiköpfige Familie van Pels sowie Dr. Fritz Pfeffer. Nichtjüdische Angestellte der Firma Frank versorgten die Acht unter größter Gefahr mit Lebensmitteln. Anne schrieb seit Mai 1942 Tagebuch. 1944, als die niederländische Exilregierung in London dazu aufrief, Dokumente des NS-Terrors zu sammeln, um sie später als Beweismittel nutzen zu können, präzisierte sie Teile ihres Tagesbuchs zu diesem Zweck. Im August 1944 wurden die acht Versteckten verraten (von wem, konnte bis heute nicht geklärt werden) und zunächst in das Lager Westerbork verschleppt. Von dort deportierte das NS-Besatzungsregime seit 1942 jeden Dienstag bis

zu tausend Juden in Viehwaggons in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor im annektierten Polen, insgesamt aus Holland 107.000 Männer, Frauen und Kinder. Die Acht aus dem Hinterhaus wurden mit dem letzten dieser Züge am 3. September 1944 nach Auschwitz deportiert. Sieben von ihnen wurden ermordet: vernichtet durch Gas, die unmenschlichen Lebensbedingungen, auf Todesmärschen, nach der Depor­ tation in weitere Lager. Einzig Otto Frank überlebte. Anne und Margot starben an einem unbekannten Tag im März 1945 im NS-Lager Bergen-Belsen bei Celle. Otto Frank widmete sein ganzes Leben nach 1945 der Veröffentlichung des Tagebuchs seiner Tochter, der Erinnerung an das Schicksal seiner Familie und aller im Holocaust Getöteten. 1953 heiratete er die Auschwitz-Überlebende Fritzi Geiringer und wurde so Stiefvater von deren Tochter Eva (verheiratete Schloss). Bei seinem Tod 1980 vermachte Otto Frank alle Einnahmen aus dem Verkauf des Tagebuchs dem AnneFrank-Fonds in Basel, der die Erinnerungs­ arbeit bis heute weiterführt. sch


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Foto: Picture-Alliance/Heritage Images

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Fotos der Familie Frank vor 1942: Mutter Edith; Anne; Anne als Kleinkind mit ihrer Mutter; Otto Frank mit Margot und Anne; Margot; Otto Frank.

Fast alle der heute so bekannten Aufnahmen machte Otto Frank. Doch nach dem Verlust seiner Familie fotografierte er nie wieder: Seine Kamera

schenkte er nach dem Krieg seiner überlebenden Stieftochter Eva Schloss, um ihr aus einer schweren Depression herauszuhelfen.

Seine furchtlose nichtjüdische Mitarbeiterin Miep Gies, die die Franks in den zwei Jahren des Amsterdamer Verstecks unter schwierigsten Bedingungen am Leben hielt, übergab ihm nach seiner Rückkehr das Tagebuch. Sie hatte es nach der Verhaftung der Familie im Hinterhaus an der Prinsengracht gefunden und aufbewahrt. Der Überlebende Otto Frank las im Sommer 1945 zum ersten Mal die Gedanken, Ängste und Sehnsüchte seiner inzwischen ermordeten Tochter und war erschüttert: »So habe ich sie nicht gekannt.« Auch Margot, Annes ruhigere, strebsamere Schwester, die Säuglingsschwester in Palästina werden wollte, hatte Tagebuch geführt. Doch ihres ging im Terror der Verhaftung und Deportation für immer verloren. Annes Tagebuch, im Original Holländisch, ist bis heute in 70 Sprachen übersetzt, 30 Millionen Mal verkauft und 2009 zum

Unesco-Weltdokumentenerbe erklärt worden. Es gibt Anne-Frank-Gedenkstätten in Amsterdam, New York, Frankfurt, Berlin, Tokio. Alle Einnahmen aus dem sensationellen Verkauf des Tagebuchs vermachte Otto Frank mit seinem Tod dem Anne-FrankFonds in Basel. Er hält die Erinnerung an das Schicksal der Familie wach, um so mit dazu beizutragen, dass sich das Grauen des Holocaust nicht wiederholt. Eva Schloss ist weniger bekannt als Anne Frank. Doch kann sie berichten, was nach Annes Tagebuch geschah, das am 1. August 1944 abbricht. Eva Schloss beschreibt die Ereignisse heute detailliert – zur Erinnerung und Mahnung. Wie Anne wurde auch sie mit ihrere Familie in einem Amsterdamer Versteck verhaftet, in das NS-Durchgangslager Westerbork gebracht und von dort mit einem der berüchtigten Dienstagstransporte in Viehwaggons nach Auschwitz deportiert.

Dort übersteht sie wie Anne die Selektion an der Rampe: Sie wird nicht wie fast eine Million andere Deportierte in Auschwitz sofort vergast, sondern zur »Vernichtung durch Arbeit« eingeteilt. Zu Annes Stiefschwester wird Eva Schloss 1953: Annes Vater heiratete Evas Mutter, beide kannten sich aus der Zeit im Amsterdamer Exil und begegneten sich auf dem beschwerlichen Rückweg aus dem befreiten Auschwitz wieder. Sie fühlten sich verbunden durch das erlebte und überstandene Grauen im Vernichtungslager sowie den Verlust nahezu der ganzen Familie. Eva Schloss betont: »Das Leben war sehr hart für jeden, der überlebt hatte. Wie schwer war es nach dem Krieg, wenn man versucht hat, wieder ein normales Leben zu leben.« Noch für viele Jahre befand sich Europa in tiefem Chaos, Fortsetzung auf der nächsten Seite


Foto: R. Schwarzbauer

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Mahnmal zum Gedenken an die 70.000 Opfer des NS-Konzentrationslagers Bergen-Belsen.

Befreiung Bergen-Belsen Hauptgedenkfeier

April 1945: Todesmärsche

Bundespräsident Joachim Gauck, der Präsident des Jüdischen Weltkongresses Ronald Lauder, der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, Überlebende und ihre Angehörigen sprechen auf der zentralen Feier zum 70. Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Bergen-Belsen durch britische Truppen. Sonntag, 26. April, 11 Uhr, Gedenkstätte Bergen-Belsen (dort: jüdisches Mahnmal und Obelisk), 29303 Lohheide, Eintritt frei.

Eröffnung der Ausstellung »Zwischen Harz und Heide. Todesmärsche im April 1945« (bis 15. Juni). Einführung: Dr. JensChristian Wagner, Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Freitag, 24. April, 14.30 Uhr, Gedenkstätte Bergen-Belsen (Ausstellungsgebäude), Eintritt frei. www.bergen-belsen.stiftung-ng.de

Anita Lasker-Wallfisch

Sie gehörte zum Mädchenorchester von Auschwitz. Damit sie den anrückenden sowjetischen Truppen nichts berichten Celle, April 1945 Zur Erinnerung an KZ-Häftlinge, die im konnte, wurde sie (wie Anne und Margot April 1945 in Celle deutschen Massakern Frank) Ende 1944 nach Bergen-Belsen verund einem amerikanischen Bombenan- schleppt. Die Zustände in Bergen-Belsen griff zum Opfer fielen. Die SS trieb die waren bis Kriegsende verheerender als Überlebenden in Gewaltmärschen in das zu diesem Zeitpunkt in Auschwitz. KZ Bergen-Belsen. Vortrag Dr. Bernhard Möglichkeit zum Gespräch mit einer der ganz wenigen Überlebenden. Strebel, Historiker, Hannover. Mittwoch, 8. April, 19 Uhr, Celler Syna- Sonntag, 26. April, 15 Uhr, Gedenkstätte Bergen-Belsen, (Waggon an der Rampe), goge, Im Kreise 24, Eintritt frei. Eintritt frei.

Erinnerung an der Rampe

»Lichter auf den Schienen«: Die Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen erinnert da­­ ran, dass die KZ-Häftlinge, die in Viehwaggons aus anderen Lagern nach Bergen-Belsen deportiert worden waren, von der Ankunftsrampe aus einen Fußmarsch von 5 km bis zum Lager machen mussten. Viele der kranken und hungernden Gefangenen starben schon auf diesem Zwangsmarsch. Mittwoch, 15. April, 19.30 Uhr, Gedenkstätte Bergen-Belsen, (dort: Waggon auf der Rampe, ca. 5 km vom Haupteingang entfernt, Anfahrtskizze unter www.ag-bergen-belsen.de), Eintritt frei.

Überleben und Erinnerung »Jüdische Überlebende 1945 des KZ-BergenBelsen«: Vortrag Dr. Thomas Rahe, Wiss. Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Dienstag, 19. Mai, 19 Uhr, Jüdische Ge­­mein­­de Hannover, Haeckelstrasse 10, Eintritt frei.

Bußgang Hannover-Mühlenberg bis Bergen-Belsen: Seit 33 Jahren unternehmen Freiwillige einen Fußweg von 70 km am Wochenende des Palmsonntags, in Erinnerung an die Todesmärsche von KZ-Häftlingen. 27. – 29. März 2015, Teilnehmende willkommen, mehr unter www.ag-bergen-belsen.de.

und kaum jemand hatte ein offenes Ohr für das Leid und das Morden, das den Juden angetan worden war, geschweige denn gab es Trost, finanzielle oder psychologische Hilfe. Eva Schloss litt jahrelang unter einer schweren Depression. Unterstützung erhielt sie von ihrer Mutter und von Otto Frank. Er war bis zum Untertauchen ein leidenschaftlicher Fotograf gewesen, hatte seine Leica immer dabei gehabt. Das ist der Grund, warum es so viele Kinder- und frühe Jugendporträts von Anne und Margot gibt. Mit dem Gang ins Versteck 1942 bricht seine Serie von Familienporträts aber ab – wo hätte Otto Frank Aufnahmen der Verfolgten auch entwickeln lassen können? Holland half den Juden zwar in einem Maße, das sich von der Gehässigkeit, Gewalt und Schadenfreude in der deutschen und österreichischen Bevölkerung deutlich unterschied. Dennoch bestand auch in Holland beständig die Gefahr, verraten zu werden. Nach seiner Rückkehr aus Auschwitz und der Nachricht, dass seine Familie und Freunde alle getötet worden waren, zog Otto Frank einen Schlussstrich: »Ich habe keine Familie mehr, ich will keine Fotos mehr machen.« Jedoch bemerkte er die unendliche Trauer seiner Stieftochter Eva – und schenkte ihr seine Leica. Und sehr langsam fasste sie über das Fotografieren und eine fotografische Lehre, die ihr Otto Frank vermittelte, wieder Lebensmut, wenn sie auch über den Verlust ihres Vaters und ihres Bruders Heinz, die unmittelbar vor Kriegsende auf einem Todesmarsch von Auschwitz ins österreichische Lager Mauthausen getötet wurden, nie hinwegkam. Eva Schloss fragte sich in späteren Jahren oft, warum gerade sie überlebte. Entgangen ist sie unter anderem den Todesmärschen in westliche Lager, die Hitler in den letzten Kriegswochen zur Räumung der Vernichtungslager und Vertuschung der dortigen Gräuel befahl. Eva Schloss wurde nach der Befreiung des Konzentrations­lagers Auschwitz durch russische Soldaten weit nach Osten in Sicherheit gebracht. Diese Soldaten ernährten und beschützten die wenigen Überlebenden. Anne und Margot dagegen waren noch Ende 1944 von Auschwitz aus ins niedersächsische NS-Lager Bergen-Belsen deportiert worden. Zusammen mit zehntausenden


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das sich in ihre Haut fraß. Tag, Stunde und Umstände des Todes von Margot und Anne Frank konnten nicht geklärt werden. Erst jetzt, zum 70. Jahrestag der Befreiung Bergen-Belsens, wird der Film »Night will fall« der britischen Dokumentations-Gesellschaft HBO gezeigt. Er enthält schockierende Aufnahmen von der Anhäufung zehntausender Leichen auf dem Gelände aus den Tagen nach der Öffnung des Konzentrations­ lagers am 15. April 1945. An seiner Entstehung war Alfred Hitchcock als Regisseur beteiligt, doch der Film wurde Jahrzehnte zurückgehalten: Das Dokumentierte übersteigt das Maß menschlichen Vorstellungsvermögens. In den 50er Jahren wurde das Areal des ehemaligen KZs Bergen-Belsen nur auf

Die Überlebende: Eva Schloss Sie ist heute 85 Jahre alt und konnte lange nicht über den Terror reden, den sie in der NS-Zeit erlitt. Erst 40 Jahre danach war es ihr möglich, das Schweigen zu brechen. Seitdem spricht sie in Schulen und hält in vielen Staaten Vorträge als Zeitzeugin. »Meine älteste Tochter sagt: Alles, was ich mache, worüber ich mit den jungen Leuten rede, die Vorlesungen und so weiter, das ändere überhaupt nichts in der Welt. A waste of time. Aber ich glaube das nicht.« Wie Anne Frank wurde auch Eva Schloss 1944 von Amsterdam nach Auschwitz deportiert. Anders als Anne Frank überlebte sie und kann daher die Geschehnisse schildern, über die Anne der Nachwelt nichts mehr mitteilen konnte. Eva Schloss legt aber auch Wert darauf, dass sie eine eigene Persönlichkeit ist und nicht allein die überlebende Stimme von Anne Frank. Sie ist seit 63 Jahren in London verheiratet mit Zvi Schloss, das Paar hat drei Töchter. 1953 wurde sie die Stieftochter von Annes Vater Otto Frank, als dieser Evas Mutter heiratete. Eva Schloss (geb. 1929) erlebte in Wien eine behütete Kindheit bis zum Anschluss Österreichs an NS-Deutschland 1938. Ab da begannen die Judenverfolgungen mit Schikanen und Enteignungen, ab 1939 mit Gefahr für Leib und Leben. So wie Familie Frank aus Frankfurt emigrierte darum auch Evas Familie aus Wien: Holland war bereit, tausende Juden aufzunehmen. In Amsterdam lernten sich die beiden Mädchen 1939 kennen, sie waren Nachbarskinder. Als Deutschland im

Mai 1940 die Niederlande über­­fiel, wurden auch dort die Juden tödlich verfolgt. Die Familien mussten untertauchen, nach dem Sommer 1942 sahen sich Anne und Eva nie wieder. Aus Annes Familie überlebte nur der Vater, aus Evas Familie nur ihre Mutter und sie. Eva Schloss blieb im Gegensatz zu Anne Frank die letzte Deportation nach Bergen-Belsen erspart, einem der schrecklichsten Lager der späten Kriegsmonate. Eva wurde in Auschwitz von der sowjetischen Armee befreit, sie erinnert sich bis heute an die außerordentliche Hilfsbereitschaft der russischen und ukrainischen Befreier sowie die in dieser Hinsicht unrühmliche Haltung der USA und Großbritanniens bei Kriegsende, die kaum einem der überlebenden KZ-Häftlinge die Ausreise nach Palästina ermöglichten. Eva Schloss half ihrem Stiefvater Otto Frank bis zu seinem Tod 1980 beim Bekanntmachen des Schicksals und Tagebuchs seiner Tochter Anne. Inzwischen ist sie selbst zu einer viel gehörten Zeitzeugin geworden, zuletzt sprach sie bundesweit im deutschen Fernsehen am 27. Januar anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz. sch

Drängen der Überlebenden zur Gedenkstätte, die deutsche Nachkriegsgesellschaft verdrängte die Mordtaten. Später verfiel das gesamte Gelände. Erst in den 80er Jahren begann vonseiten Deutschlands ein würdigeres Gedenken, heute erfährt man in einem schlichten, klaren Memorial-Bau die Geschichte des Lagers, Schicksale werden lebendig, Häftlinge erhalten Namen und Gesicht, das Unrecht wird benannt. In einem Forschungsprojekt, dem »Book of Remembrance«, konnten bisher rund 55.000 Namen und Lebensdaten von Häftlingen identifiziert werden. Dies ist noch nicht die Hälfte derer, die in Bergen-Belsen interniert oder getötet wurden. Renate Schwarzbauer Foto: Picture-Alliance/rtn-radio tele nord

Juden wurden sie dort in den Wintermonaten vor Kriegsende interniert: Es gab kaum zu essen, kein sauberes Wasser, keine Toiletten, keine wärmenden Kleider, keine ärztliche Versorgung. Sehr, sehr wenige Menschen überlebten das »Inferno von BergenBelsen«. Die Überlebende Hannah Pick-Goslar schildert, wie sie Anfang März 1945 der typhuskranken Anne ein kleines Rotkreuz-Päckchen, das sie selbst bekommen hatte, zustecken wollte. Doch es wurde Anne entrissen. Und Janne Brandes-Brilleslijper berichtet, dass sie Anne Frank ebenfalls Anfang März 1945 an einem eiskalten Tag das letzte Mal sah: abgemagert bis auf die Knochen und nur in dünne Lappen gehüllt. Das Lagerkleid hatte sie weggeworfen, weil es mit Ungeziefer durchsetzt war,

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Zwei der eindrücklichen Bücher von Eva Schloss:

»Amsterdam, 11. Mai 1944 – Das Ende meiner Kindheit«, Eckhaus Verlag, Weimar 2015, 152 S., 19,95 Euro »After Auschwitz – A Story of Heartbreak and Survival«, Hodder & Stoughton, London 2013, 330 S., 12 Euro.


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Michaela Michalowitz Stellvertretende Regionspräsidentin, Vorstandsmitglied der Union progressiver Juden in Deutschland Anne Franks Tagebuch gab mir die Möglichkeit zu erkennen, dass dieses junge Mädchen »ein Mensch wie du und ich« war. Sie gab dem unfassbaren, unvorstellbaren, sechsmillionenfachen anonymen Grauen ein Gesicht und eine Stimme. Für mich wurde Anne Frank als Individuum sichtbar und fühlbar. Sehnsucht, Freiheitsgeist und auf die Zukunft gerichtete Hoffnung sind seit meiner Schulzeit mit dem Menschen Anne Frank untrennbar verbunden. Schade, dass das Buch immer weniger in der Schule gelesen wird.

Lars-Ole Walburg Intendant Schauspiel Hannover Zu Anne Frank fällt mir John Greens großartiger Roman Das Schicksal ist ein mieser Verräter ein. Hazel ist darin so alt wie Anne Frank, als sie ihr Tagebuch schreibt im Versteck. Und Hazel hat Krebs. Ihr Wunsch vor ihrem absehbaren Tod: Europa sehen, genauer Amsterdam. Sie nimmt ihren Freund Gus mit. Gus ist attraktiv, aber er hat nur noch ein Bein. In Amsterdam besuchen die beiden das Anne-Frank-Haus. Ich selbst war noch nie dort, aber zu lesen, wie Hazel die steilen Stiegen besteigt, das Ankommen in der Wohnstatt der Franks und Hazels Kampf, nicht bewusstlos zu werden, das führt mir die Enge und die Begrenztheit von Annes Leben geradezu plastisch vor Augen. Zwei amerikanische Behinderte in einer Gedenkstätte für die von Deutschen ermordeten Juden. Das ist ein starkes Bild. Im Gedenkraum hinter der Frankschen Wohnung sieht Hazel das Buch, in dem die Namen der 103.000 er­­ mordeten Juden aus den Niederlanden stehen. Das Buch ist auf der Seite mit Anne Franks Namen aufgeschlagen. Was sie besonders berührt ist, dass unter Annes Namen viermal Aron Frank zu lesen ist. »Vier Aron Franks, ohne Museen, ohne Hinterlassenschaft, ohne eine Öffentlichkeit, die um sie trauerte.« Gus’ Reaktion, jeden noch verbliebenen Nazi umbringen zu wollen, beantwortet Hazel mit der sehr zutreffenden Bemerkung, dass die Nazis schliesslich nicht das Monopol auf das Böse hätten. Gus gibt ihr recht und sagt etwas, das wir uns alle im Innersten unseres Menschseins zu Herzen nehmen sollten: »Das sollten wir tun, Hazel. Wir sollten uns zusammentun und als die lädierten Rächer durch die Welt reisen, Unrecht richten, die Schwachen verteidigen und die Gefährdeten schützen.«

Hanna Kreisel-Liebermann Marktkirchenpastorin Ich muss 15 Jahre alt gewesen sein, als ich den Film »Nacht und Nebel« das erste Mal gesehen habe. Verstört haben mich die grauenhaften Bilder aus den Konzen­ trationslagern der Nazis zurückgelassen. Meine Großmutter, eine kluge, belese­ ne Frau, gab mir daraufhin das »Tagebuch der Anne Frank«. Zusammen haben wir über die Geschichte Anne Franks und ihrer Familie gesprochen. Meine Großmutter lenkte mein Augenmerk darauf, dass selbst unter fast unmenschlichen Bedingungen so etwas wie Normalität möglich ist. Denn trotz furchtbarer Erfahrungen gelang es Anne Frank, so etwas wie Glück und Lebensfreude selbst noch aus kleinen Dingen zu ziehen. Ich denke, es wird daran gelegen haben, dass ihre Familie sie liebte und immer wieder stärkte. Für mich gehören die Aufzeichnungen Anne Franks zu den Büchern, die während der Schulzeit jede, jeder gelesen und besprochen haben muss. Wenn möglich sollte der Besuch des Anne-Frank-Hauses dazu gehören. Durch die Räume zu gehen bewegt noch einmal ganz besonders. Es ist ein guter Weg, dass Jugendliche mehr von dieser Zeit erfahren – aus dem Mund eines gleichaltrigen Mädchens. Pädagogisch begleitet werden sie es auf das Heute beziehen, nicht einfach als historisch abhaken können. Das ist das Vermächtnis der Anne Frank!


Foto: Picture-Alliance/dpa

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Jasmin Arbabian-Vogel Geschäftsführerin Interkultureller Sozialdienst, Organisatorin des Anti-Hagida-Bündnisses »Bunt statt Braun« Als Kind eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter bin ich in Teheran aufgewachsen. Bestandteile des Unterrichts waren natürlich persische Geschichte und persische Literatur, Europa war allenfalls von geografischer Relevanz und Ereignisse wie die Weltkriege I und II, die das kollektive Bewusstsein des Westens prägten, von untergeordneter Bedeutung. Über das Schicksal der sechs Millionen ermordeten Juden habe ich nicht viel erfahren, auch nicht über Einzelschicksale wie das der Anne Frank. Als ich 1986 mit 17 Jahren nach Deutschland migrierte und hier das Abitur wiederholen musste, kam ich das erste Mal mit diesem Thema in seiner unfassbaren Dimension in Berührung. Die Vorstellung, zu welch Verbrechen Menschen fähig sind, sprengt die Grenzen des Aushaltbaren. Aber das Schicksal der Anne Frank fesselt bis heute nicht nur aufgrund der erhal­ tenen Tagebücher des Mädchens, sondern vor allem, weil sich das Beklemmende des Versteckes, die blanke Angst, die trotz allem vorhandene Hoffnung und die Ausweglosigkeit der Situation in die eigene Vorstellungskraft frisst. Jeder kann sich vorstellen, wie es gewesen sein muss im Versteck in Amsterdam, während sich »Auschwitz« der eigenen Vorstellungskraft schier verweigert. Am Ende übrigens sind die Tagebücher des Mädchens Anne Frank vor wenigen Jahren auch ins Persische übersetzt worden und darüber freue ich mich heute sehr!

Andor Izsák Direktor a. D. des Europäischen Zentrums für jüdische Musik

Foto: P. Gauditz

Anne Franks und mein Schicksal sind sich ein kleines bisschen ähnlich – aber mit einem ganz großen Unterschied: Ich wurde am 18. Januar 1945 aus dem Budapester Ghetto befreit. Anne musste mit ihrem Leben zahlen. Sie hat die nüchternen, schrecklichen Baracken von Bergen-Belsen nie lebend verlassen. Meine erste Begegnung mit Anne Frank war eigentlich ein Schauspiel und dann später ein Hörspiel, die ich als ganz junger Mensch gesehen und gehört hatte. Mit den Erinnerungen daran habe ich mich auch in meinem späteren Leben sehr verbunden gefühlt. Ich glaube, meine Erinnerungen sind dadurch so wach geblieben, dass ich als Jugendlicher die mensch­ l iche Nähe spürte zu einem jungen deutschen Mädchen. Wenn ein junger Mensch, der lebt, konfrontiert wird mit dem Schicksal von Anne – ich glaube, das ist für ein ganzes Leben nicht nur eine Erinnerung, sondern viel, viel mehr. Wut ist dabei, Tränen sind dabei, Erinnerungen an die Familienangehörigen, die nicht zurückgekommen sind, und Freude über das glückliche Schicksal für die ganz wenigen Aus­erwählten, die den Horror des Holocaust doch überlebt haben.

Stephan Weil Niedersächsischer Ministerpräsident Ich habe das Tagebuch der Anne Frank als Jugendlicher gelesen. Nicht in der Schule, aber privat. Das Schicksal einer Gleichaltrigen geht einem dann vielleicht besonders nahe. Ich habe jedenfalls diese Lektüre niemals vergessen. Das Anne-FrankHaus in Amsterdam habe ich besucht und selbstverständlich auch die Gedenkstätte Bergen-Belsen. Die Zahlen über die Shoah mit Millionen von Toten sind im wahrsten Sinne des Wortes unfassbar. Sie sind so groß, dass Einzelschicksale dahinter zu verschwinden drohen. Die Geschichte von Anne Frank hilft beispielhaft, sich in die Gefühle der Opfer hineinzuversetzen. Redaktion: Jeanette Kiessling, Sonja Wendt


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Angst oder Dummheit?

Pegida und Salafisten: zwei Seiten einer Medaille? Die Asphalt-Herausgeber Hanna Legatis, Heiko Geiling und Rainer Müller-Brandes über Irritationen, Kulturrassismus und Religionskonflikte. Wahlerfolge für AfD jetzt auch im Westen, Hagida, Bragida und immer noch, wenn auch unter anderem Namen, Pegida: Was sind das für Menschen, wer ruft da heutzutage »Wir sind das Volk«, Herr Professor Geiling? Geiling: Wenn man genauer hinguckt, dann sind das zum kleineren Teil Prekäre und zum größeren Teil Menschen, die erwerbstätig sind, im Schnitt aber zur unteren Hälfte der Sozialstruktur zu zählen sind. Auffällig wenig Bildungsbürger sind darunter. Im Grunde ist der Slogan geschickt gewählt. 1989 bedeutete das: »Wir sind nicht SED, nicht ZK, sondern die Normalbürger.« Das jetzt zu übernehmen, war sehr trickreich. Was ist denn die Übersetzung? Was sind die denn heute nicht? Geiling: Vielleicht so: »Wir sind die Nichtrepräsentierten. Weder von Parteipolitik noch von Institutionen, also auch nicht von Kirchen oder Verbänden. Niemand versteht, was in und mit Europa passiert, und niemand erklärt uns das richtig und die Medienleute plappern alles nur nach.« Insofern sind die Demonstranten extrem selbstbezüglich, weil sie sich von allen verraten und in ihren Ängsten nicht ernst genommen fühlen. War es richtig, dass SPD-Chef Gabriel auf diese Parallelgesellschaft zugegangen ist? Geiling: Meines Erachtens ja. Legatis: Schon, natürlich. Aber, lieber Heiko Geiling, mir ist das bei Dir ein bisschen zu viel Verständnis. Ich denke, dass wir es

bei Pegida-Anhängern und der AfD vor allem mit selbstgewählter Dummheit zu tun haben. Und es ist eine Frechheit, sich in den Kontext der DDR-Bürger von 1989 stellen zu wollen. Die Pegida-Leute grenzen sich doch bewusst selbst aus, interessieren sich nicht für das Land, in dem sie leben, und nicht für die Möglichkeiten in einer Demokratie. Dieses selbstgefällige Desinteresse bleibt ja, das ist mit dem Verschwinden der Demos nicht weg. Müller-Brandes: Das erscheint mir zu kurz gegriffen. Zwar hat Hannover eindrucksvoll gezeigt, dass es die Herrschaft über die Straße hat, aber nicht über die Köpfe. Und die gewinnt man nicht mit Aus- und Abgrenzung. Legatis: Aber die lehnen doch das Reden mit allen und jedem ab, warum sollte ich denen denn dann immer wieder barmherzig hinterher rennen mit immer neuen Gesprächsangeboten? Wir leben doch alle in einer Demokratie, es gibt doch zig Möglichkeiten zum Austausch. Sie könnten doch, wenn sie nur wollten.

Haben diese Leute voller Ängste oder auch Desinteresse sich nur ideologisch verlaufen? Geht das von allein wieder weg? Geiling: Als Politikwissenschaftler sage ich: Die sind auf der Suche nach einer politischen Repräsentation. Das wird sicherlich die AfD sein. Das Tabu Rechtsextremismus hat in Deutschland bisher dafür gesorgt, dass es in Deutschland kaum Chancen für solch eine

Bewegung gab. Das Tabu aber bröckelt seit Sarrazins Buch »Deutschland schafft sich ab«, und deshalb können sich diese neuen Ängste und diese Dummheit jetzt mit den immer schon vorhandenen nationalkonservativen Ressentiments und einem latent vorhandenen Kulturrassismus mischen. Das wird problematisch werden.

Kulturrassismus heißt was? Geiling: Das ist die Festschreibung des anderen auf seine kulturelle oder auch ethnische Andersartigkeit. Also zum Beispiel: »Die Türkei hat noch nie zum Abendland gehört, und die haben keine Aufklärung gehabt, und deshalb sind die einfach anders als wir.«

25 Prozent aller Deutschen sind fremdenfeindlich. Antisemitisch sind dagegen nur elf Prozent. Hier wirkt das gesellschaftliche Tabu also noch etwas stärker als beispielsweise in Bezug auf Muslime. Müller-Brandes: Häufig fehlt in der Debatte einfach Wissen. Wenn man von der Verteidigung des Abendlandes spricht, von christlichen Werten, dann sollte man wissen: Christentum, Bibel, auch das Grundgesetz sagen etwas ganz anderes. Die Bibel durchzieht als Grundmotiv die Erfahrung von Fremdsein, von Unterwegssein. Die zehn Gebote gab es auf der Flucht in der Wüste. Das sollte man schon deutlich machen. Und gleichzeitig muss man meines Erachtens die Ängste der Pegida-Demonstranten, mithin auch der AfDWähler, ernster nehmen. Schon um nicht den Rechtsextremen dieses Feld zu überlassen. Es ist ja nun nicht zu leugnen, dass wir seit 2001, seit dem Angriff auf die Zwillingstürme in New York, eine Irritation haben. Die wird immer wieder befeuert. Zuletzt von einem einzelnen Menschen in Kopenhagen und ein paar Extremisten in Braunschweig. Diese sehr, sehr wenigen schaffen es, uns alle zu verunsichern, und wir lassen uns davon spalten in richtig und falsch, links und rechts. Warum machen wir diese Menschen, die jetzt Angst haben, mundtot mit unserer political correctness?

So etwas lesen wir aber auch im Feuilleton, zum Beispiel der ZEIT. Legatis: Das gibt es überall. Seit Jahrzehnten drehe ich in den verschiedensten Regionen Niedersachsens, und überall ist mir diese Form von latentem Rassismus begegnet. Nicht nur bei Prekären, sondern quer durch alle Schichten und Parteien. Sichtbar wird das Problem auch bei den Straftaten. Im Jahr 2014 hat sich die Zahl der rechtsextremen Angriffe auf Flüchtlingsheime und nichtdeutsch aussehende Menschen gegenüber dem Vorjahr verdreifacht. Die fremdenfeindlichen Angriffe stiegen nochmal rapide, seit Pegida auf die Straße ging. Das ist doch Ausdruck eines gesellschaftlichen Stimmungswandels. Beim Kinderarzt begegnete mir Geiling: Wissenschaftliche Un­­ eine offensichtlich salafistische tersuchungen belegen zudem: Familie, die Frau in Carsaf tief


Fotos: Harald Koch (2)

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»War das nötig?« Die Asphalt-Herausgeber Rainer Müller-Brandes, Hanna Legatis und Professor Heiko Geiling über Charlie Hebdo, Freiheiten, Dummheiten und Ängste.

verschleiert, der Mann mit langem Bart und typischer Hochwasserhose. Man konnte die allgemeine Irritation im Wartezimmer spüren. Kaum einer sprach. Eltern tuschelten mit ihren Kindern. Darf man das? Darf man Angst haben? Geiling: Klar ist: Die Menschen haben Angst. Warum? Sie schalten den Fernseher ein und jeden Tag geht irgendwo eine Bombe hoch. Nicht nur im Nahen Osten. Gefühlt knallt es überall. Die Menschen sind damit vollgeschüttet und es läuft immer auf den Islam hinaus. Das zu bewältigen, überfordert viele. Da gibt es eine nicht wahrgenommene Verantwortung von Politik und Medien. Auch in den Talkshows zum jeweiligen Knall erklärt den Menschen niemand etwas, da wird nur aufgeregt durcheinander geschrien. Also werden

die irritierten Menschen allein gelassen und kommen auf teils völlig irrationale Interpretationen der Phänomene, die ja da sind. Hier sind die gesellschaftlichen Eliten gefragt, Orientie­ rung zu bieten. Tun sie aber nicht. Legatis: Das klingt mir ein bisschen zu sehr nach Opfer. Die Ängstlichen und Irritierten sind aber keine Opfer, die können sprechen. Also warum hat niemand im Wartezimmer die offensichtlich muslimischen Menschen angesprochen, nachgefragt, vielleicht auch von der Irritation erzählt? Die haben ja höchstwahrscheinlich nicht gleich eine Bombe in der Tasche, oder? Wir leben doch nicht in einem Land voller Heckenschützen und Bomben. Nach 70 Jahren Frieden und Demokratie sollten wir schon davon

ausgehen, dass wir in Deutschland sicher sind. Und wir haben heute, im Jahr 2015, Zugang zu einer Vielzahl von Informationen, wir haben gute Bildungschancen und meist auch Verstand. Wir müssen ihn nur einschalten. Also reden wir bitte miteinander!

Vor jedem vernünftigen Diskurs sollte Chancengleichheit der Ar­­ gumente gegeben sein. Täuscht der Eindruck, dass mit zweierlei Maß gemessen wird? Geiling: Es ist sogar sehr auf­ fällig, dass bei uns mit zweierlei Maß gemessen wird. Als der norwegische, islamfeindliche Massenmörder Anders Breivik sich auf die christliche Religion berief, mussten die Kirchen sich nicht distanzieren. Niemand erwartete das ernsthaft. Es war auch nicht nötig,

weil allen klar war, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hatte. Von muslimischen Gemeinden aber wird nach jedem Schuss eine Distanzierung verlangt. Warum? Und warum gibt es beispielsweise ein innerkirchliches Gebot, ausgediente Kirchen nicht an mus­ limische Gemeinden zu verkaufen? Welche Ressentiments wirken da? Welchen Ängsten leisten die christlichen Kirchen da Vorschub? Müller-Brandes: Jede monothe­ istische Religion birgt einen Absolutheitsanspruch in sich. Das müssen wir der Fairness halber sagen. Der muslimische Prediger sagt, er habe Recht, der jüdische Rabbiner sagt, er habe Recht, und ich als Christ sage: Ich habe Recht. Bei der BewerFortsetzung auf der nächsten Seite


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tung gibt es jetzt also zwei Ebenen. Der Verstand, der mag sagen: »Nun ja, warum nicht umwidmen?« Und gleichzeitig sagt mir mein Bauch, sagt die Volksfrömmigkeit: »Dies ist die Kirche, in der ich getauft und konfirmiert wurde, bitte gebt die nicht den anderen!« Ich persönlich habe das auch beides in mir. Legatis: Gerade da sollte es doch allgemeine Aufgabe sein, von jedem Einzelnen von uns, genau dieses Gefühl der Irritation, der versteckten Ablehnung, das dem Rationalen widerspricht, zu bearbeiten. Genau das erwarten wir doch von Pegida auch. Müller-Brandes: Sie haben Recht, ja. Auf der anderen Seite aber sollten wir unsere Gefühle »Darf ich Angst vor Salafisten haben?« nicht ausblenden, damit werden wir uns selbst nicht gerecht. Und wenn es stimmt, dass Sala- lichen trifft das natürlich noch fismus der neue Punk ist, wie mehr, denn das ist das Alter, in Wenn man das nun übersetzt auf ich in der Süddeutschen gelesen dem man seine Identität ausbildie vermeintliche Bedrohung: habe, dann hilft alle Ratio nicht. det und auch seine Allmachtsfantasien entwickelt. Aber im Wie geht man an die Jugendli- Denn Punk ist reine Emotion. chen, die sich ganz offensichtlich Geiling: Da gilt das Gleiche wie Kern sind die Zugänge ähnlich. zum so genannten IS hingezo- bei Pegida. Es gibt in beiden Beide, jugendliche Salafisten gen fühlen, ran. Wo ansprechen? Fällen das Gefühl der Benach- und Pegida, setzen auf konseteiligung, das Gefühl einge- quente Abgrenzung und SelbstKopf oder Bauch? Legatis: Überall. Mit allem, was engt zu sein, das Gefühl der bezogenheit. Chancenlosigkeit. Bei Jugendwir haben. Eingeengt? Die Sharia verbietet Anzeige aber doch so vieles. Warum fühlen sich die Jugendlichen nicht dadurch noch viel mehr eingeengt? Legatis: Weil sich in der Jugend Lebensträume entwickeln und die großen Fragen aufgeworfen werden. Und an dieser Stelle, wo unsere Gesellschaft diesen Jugendlichen keine Perspektiven bietet, docken Ideologien an, egal ob Salafismus oder irgendeine andere. »Wenn du dich zu uns bekennst«, so heißt es dann, »dann bist du was wert, dann bist du ein Teil von etwas Großem. Jetzt hast du ein Ziel.«

Geiling: Das hat sich übrigens über Jahrzehnte angebahnt. Institutionen und Vereine vermögen es nicht mehr, die jungen Leute im Alltag anzusprechen. Egal ob Pfadfinder, Jungschar, Fußballverein oder Feuerwehr, diese einstigen Garanten für echte Nähebeziehungen erreichen die Jugendlichen immer weniger. Stattdessen gibt es elektronische Ersatzstoffe, die aber fade bleiben. Die Gegenbewegung sind dann die Salafisten, die die reine Echtheit versprechen.

Darf man deren Religion beleidigen? Was sagt die Journalistin? Legatis: Es gibt Satirezeitschriften, die sind für Unterhaltung da. Darin darf man mit Humor an jede Schwachstelle heran gehen. Auch an die von Religionen. In unserer freien demokratischen Gesellschaft gehört das als Teil von Lebensfreude und als Teil von Pressefreiheit einfach dazu. Müller-Brandes: Gott sei Dank gibt es die Pressefreiheit. Trotzdem wünsche und erwarte ich zumindest von intelligenter Presse, dass nicht mit der Holzhammermethode draufgehauen wird mit dem einzigen Ziel, religiös eingestellte Leser zu beleidigen. Lustig machen gehört dazu im Diskurs, aber bitte möglichst innerreligiös, innerkulturell. Wie es das im Nahen Osten ja auch hinlänglich gibt. Da werden genug ganz eigene Auseinandersetzungen mit Humor geführt. Insofern ist so manches Geschriebene überflüssig, wenn es nur dieses zum Ziel hat: Andersgläubige zu diskrimi­ nieren. Interview: Volker Macke


Kultur im Fokus Asphalt 03/2015 15

Fräulein Nina unterrichtet Im TAK gibt’s Frontale Filosophie – mit pädagogischem Auftrag.

Foto: Mena Urbitsch

Neben ihren musikalischen Manche sagen über sie: »dem Aktivitäten schrieb sie jahrelang Helge Schneider seine kleine Kolumnen für das dortige soziSchwester«. Oder sie sprechen ale Straßenmagazin bodo. In von einer weiblichen Kreisler. Hamburg hat sie mittlerweile Sie selbst mag den Grundgeist ihre eigene Kellerrevue auf dem von Schlingensief und sieht sich Kiez, mit Gästen aus den Bereials Kleinkünstlerin mit pädachen Literatur, Musik und Kabagogischem Auftrag: »Ich bin ja rett. Doch Hamburg ist nicht eigentlich Pädagogin und als Dortmund: »In Dortmund kenFräulein Nina gebe ich Unternen mich die Leute. Die wissen, richt für Erwachsene. Die Päddas ist die Nina, die macht auf agogin plant und das Fräulein der Bühne lustige Sachen, ist führt die Sachen dann künstlesonst aber eine ganz sortierte risch aus.« Person. In Hamburg sind die Die Rede ist von der in HamWege einfach länger, den Leuten burg lebenden Künstlerin Nina verstehbar zu machen, dass ich Mühlmann. Auf der Bühne ist nicht eine Verrückte bin, die sie einfach Fräulein Nina. Doch auch Kunst macht. Das führt was heißt einfach? Nina ist manchmal zu Heimweh.« In Sängerin, Kabarettistin und Hannover gab sie letztes Jahr ein Literatin. Mit einer Mischung Gastspiel bei den Nachtbarden, aus Komik und Melancholie der Lesebühne in Linden. Nun sind ihre Abende Unikate: »Die kehrt sie zurück, mit einer Shows sind nicht immer gleich. neuen CD im Gepäck: »Die absoIch reagiere auf das Publikum, lute Scheibe«. Diese sei allerauf den Ort und auf die Situa- Fräulein Nina schrieb früher für das soziale Straßenmagazin »bodo«, dings ohne Berücksichtigung tion. Das Spielerische soll auf- jetzt tritt sie auf. diverser Warn­­h inweise nicht rechterhalten bleiben.« Es gibt also immer auch einen improvisatorischen Anteil. Da Fräulein Nina hörbar: »Nur wer den Vortrag über Gefahren der CD angehört hat, seit drei Jahren alleine auftritt und die frühere Unterstützung prä- darf dann eine kaufen und besitzen. Ich muss das aus pädagogizise durchorganisierter Bühnenshows fehlt, muss das Publikum schen Gründen so machen.« Die Belehrung der etwas anderen Art schon mal in die Bresche springen und Aufgaben übernehmen. gib es am 14. April im Theater am Küchengarten. Lorenz Varga Aufs Mitmachen freut sich das Fräulein besonders: »Der schönste Moment ist bei den Shows immer, wenn alle aufstehen und mit mir Fräulein Nina – »Frontale Filosophie« zusammen als Gruppenaerobic zu dem Lied Capri Fischer tanzen.« 14. April 2015 um 20 Uhr im TAK Im TAK (Theater am Küchengarten) präsentiert sie ihr neues Pro- Eintritt: 18,50/erm. 15,50 Euro gramm Die Frontale Filosophie. Extra falsch geschrieben, aus ästhe- www.tak-hannover.de, www.fraeulein-nina.de Anzeige tischen Gründen. Das Publikum darf sich auf eine Mischung aus gelesenen Texten, Stand-Up-Comedy und Musik freuen, bei der Fräulein Nina sich selber am Flügel begleitet. Nina lebt bereits seit sieben Jahren in Hamburg, doch aufgewachsen ist sie im Pott, in Dortmund. Bereits im Kinderchor stieg sie rasch zur Leadsängerin auf, schrieb als Schülerin eigene Texte über die Kuriositäten des Alltags und machte dann mit ihrer Figur Renate Rüttenscheid erste Gehversuche auf der Bühne.


16 Asphalt 03/2015 Unsere März-Tipps

Ausstellungen

Lesung

Porträts von Romy S.

Herausforderung von Buchwitz & Stanze

In einer Sonderausstellung zeigt das Theatermuseum noch bis Mitte Mai Fotografien der Schauspielerin Romy Schneider (1938 – 1982). Die Aufnahmen stammen von den Fotografen Werner Bokelberg, Peter Brüchmann, Roger Fritz und Robert Lebeck und zeigen die berühmte Filmdiva in all ihren Facetten: als strahlender Star auf einem Filmball wie auch gänzlich ungeschminkt und privat.

Die hannoverschen »Nachtbarden« im ehrwürdigen TAK bekommen im März Schützenhilfe von Kabarettist Mirco Buchwitz und Poetry-Slammerin Rikje Stanze, die gerade gemeinsam den Roman »Arschbacken zusammenkneifen, Prinzessin!« ver­öffentlicht haben. Thema: Ina mit der großen Klappe und ordentlich Pech bei Männern kurz vorm persönlichen Scheiterns. Ton: Zwischen Bukowski und Kebekus. Ein Buch »nicht für Mädchen!«, sagen die beiden mehrfach ausgezeichneten Autoren  – für gestandene Frauen vielleicht schon eher. Die musikalische Untermalung kommt von »Hannover OneMan BluesBand« René Wermke. Der Blues-Newcomer überzeugt sowohl an der Bluesharp als auch an den Foot Drums – einem vollwertigen Schlagzeug, das ausschließlich mit den Füßen gespielt wird.

22.2. bis 10.5., 14 Uhr, Thea­termuseum Hannover, Prinzenstraße 9, Hannover. Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro.

Filigrane Zeichnungen

24.3., 20 Uhr, Theater am Küchengarten, Am Küchengarten 1 – 3, Hannover. Eintritt: 8 Euro, erm. 5 Euro.

Klassiker »Das Rumpelstilzchen« der Gebrüder Grimm aufgeführt. Bei »Kamishibai« handelt es sich um ein japanisches Papiertheater, bei dem auf einer kleinen Bühne Bilderbücher vorgeführt und vorgelesen werden. Kinder ab drei Jahren aufwärts sind herzlich willkommen.

Der studierte Grafikdesigner Welf Schiefer ka ­r i ­k ie­r t Menschen und Tiere mit spitzer Feder. Inspirieren lässt sich der Künstler dabei von seinen Beobachtungen auf der Straße. Seine Zeichnungen und Radierungen erinnern Kunstkenner an Max Ernst, George Grosz oder Horst Janssen. Im Haus der Region 3.3., 14.30 Uhr, Rimpaustraße, präsentiert der Künstler noch bis Hannover. Eintritt: frei. Ende April ausgewählte Werke, vornehmlich aus den letzten Musik zum Anfassen zwei bis drei Jahren. In der Mitmach-Ausstellung 26.2. bis 24.4., Haus der Region, können Kinder und Erwachsene Hildesheimer Straße 18, Hannover. Musik mit allen Sinnen erleben. Eintritt frei. Dabei dürfen die Besucher nicht nur gemeinsam musizieren oder tanzen, sondern auch durch Bewegung Klänge erzeugen oder Farben und Formen in Musik verwandeln. Neben In­stru­men­ ten aller Art können auch die Japanisches interaktiven Klangskulpturen Papiertheater und -tische des Musikers, Er­­ In der Fahrbibliothek am Stand- finders und Musikpädagogen ort Bult wird Anfang März Michael Bradke vor Ort ausproein »Kamishibai« zum Märchen- biert werden. Dem »Riesenfön«

Kinder

aus Flaschen etwa werden Pfeiftöne entlockt. Abgerundet wird das Angebot mit verschiedenen Workshops zum kreativen Musizieren und zur Herstellung von Schallplatten.

20.3. bis 7.6., 9 Uhr, Kindermuseum Zinnober, Badenstedter Straße 48, Hannover. Eintritt: 5 Euro, erm. 4 Euro, mit HannoverAktiv-Pass 2,50 Euro für Erwachsene, für Kinder Eintritt frei.

Comedy Janssen und Grimm Mit ihrem Programm »MUSSJA« starten die beiden HAZ-Kolumnisten und Wortakrobaten Uwe Janssen und Imre Grimm einen neuen Angriff auf die Lachmuskeln. Zu­­ schauer dürfen sich dabei auf »eine Art CrossoverBeatbox-Soul-Latin-Dance-Elektro-Hiphop-Lesungs-Comedy« freuen. Zusammen mit vier weiteren Kollegen treten die beiden

re­­gelmäßig als Kabarett-Sextett »Salon Herbert Royale« auf. Janssen kennen eingefleischte 96-Fans zudem aus seiner Rolle als »Der Platzwart«.

20.3., 20 Uhr, Wettberger Kulturgemeinschaft Katakombe, Wettberger Edelhof 3, Hannover. Eintritt: 11 Euro.

Verschiedenes Fukushima mahnt! Anlässlich des vierten Jahres­ tages der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima veran­ staltet die Regionalkonferenz »AKW Grohnde abschalten« ei­­nen In­­formationstag mit Konzert. Um 11 Uhr spricht Dr. Angelika Claußen (Ärzte gegen den Atomkrieg) zur derzeitigen Lage in Fukushima. Ab 13 Uhr findet eine Kundgebung am Küchengarten statt. Die Be­­ standsaufnahme der Atommüll-


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ter- und Chormusik Celle«. Gleich gefolgt vom kaum minder berühmten »Jungen Vokalensemble« aus Hannover, Chormusik der Extraklasse mit Stücken von Eric Whitacre, György Ligeti, Alberto Grau, Helmut Barbe. Am Samstag dann 25 Chöre und Orchester an zehn Spielorten der Stadt. Mehr unter www.tagedermusik.de.

13.3., 20 Uhr, Congress Union

Musik

AG Schacht Konrad beginnt um 14.30 Uhr. Um 16.30 Uhr berichtet der Rechtshilfefonds Atom­ erbe Grohnde e.V. über Klagen gegen das AKW Grohnde. Zum Johanna Zeul Ab­­schluss treten ab 19 Uhr unter Freche deutsche Texte und knaranderem die Bad Nenndorf Boys zende E-Gitarren sind das Marund Peace DC auf. kenzeichen von Johanna Zeul. Die Tochter des Liedermachers 14.3., 10 Uhr, Kulturzentrum Thomas Felder trat 2012 mit Faust, Zur Bettfedernfabrik 3, Hannover, Eintritt: 15 Euro ihrem Song »Sandmann« für Solidaritätsbeitrag. Sachsen-Anhalt beim »Bundesvision Song Contest« an. Rund Norusfest um das Konzertspektakel sorgt In der Nacht auf den 21. März Herr Wieland für die musikalifeiern Menschen aus dem Iran sche Beschallung der Gäste. nicht nur den Beginn des Früh- 12.3., 20 Uhr, Feinkost Lampe, lings; für sie beginnt auch ein Eleonorenstraße 18, Hannover. neues Jahr. Zu diesem Anlass Eintritt: 9 Euro. lädt der Verein Kargah alle Interessierten zum traditionellen Maybebop & Junges Neujahrsfest mit Musik und Tanz ein. Norus bedeutet über- Vokalensemble setzt »Der neue Tag« und ist die Vier Freunde, vier gewaltige wichtigste Feierlichkeit im ira- Stimmen, die ganze Hallen nisch-sprachigen Raum. füllen. Das sind »Maybebop«. Die umjubelte Vocalband vom 20.3., 20 Uhr, Kulturzentrum Countertenor bis zum Kellerbass Faust, Zur Bettfedernfabrik 3, Hannover, Eintritt: 5 Euro. eröffnet die »Tage der Orches-

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

März 2015 Montag, 2.3. TIM BERNE’S SNAKEOIL Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Freitag, 6.3.

Celle, Thaerplatz 1, Celle. Eintritt frei.

BAHAMA SOUL CLUB feat. Olvido Ruiz Eintritt: 20 Euro, keine Erm.

Chansons und Szenen

Montag, 9.3.

»La Mer« entführen ihre Zuhörer mit Cover-Versionen bekannter Seemannslieder in aller Herren Länder. Das Repertoire des Trios reicht von »Seeräuber-Jenny« aus der Dreigroschenoper über eine funkig rappende Version von »My Bonnie« und »Junge komm’ bald wieder« von Freddy Quinn bis hin zu »Amsterdam« von Jaques Brel oder dem Fado »Barco Negro« von Maria Rodrigues.

JACOB KARLZON III CD-Release „Shine“ Eintritt: 20 Euro, keine Erm.

22.3., 17 Uhr, Birkenhof Wohn­ stift Kirchrode, Kühnstraße 4, Hannover. Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro.

Musik für Harte Death-Metal- und HardcoreFans kommen bei diesem Indoor-Festival voll auf ihre Kosten. Insgesamt rocken sechs Bands aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Belgien die Bühne. Los geht es um 19 Uhr mit Indigestion, danach folgen Recount, BMF, Brawl Between Enemies (BBE), Sentenced und DCA.

28.3., 19 Uhr, Kulturfabrik Löseke, Langer Garten 1, Hildesheim. Eintritt: 10 Euro.

Freitag, 13.3. CANDYE KANE The Toughest Girl Alive Eintritt: 20/15 Euro Erm. Samstag, 14.3. HAMMOND EGGS – BACK IN THE PAN feat. Randy Brecker & Tony Lakatos Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Freitag, 20.3. STEPHAN ABEL CD-Release „The Windmills Of Your Mind“ Eintritt: 20/15 Euro Erm. Montag, 23.3. FRED WESLEY AND THE NEW JBs The Funkiest Trombone On Planet Earth Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Samstag, 28.3. THE IMPOSSIBLE GENTLEMEN Internationally Recognised Aliens Eintritt: 20/15 Euro Erm.

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr


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Welten dazwischen

Daniela Schreiter ist Comic-Zeichnerin, Autorin und Asperger-Autistin. Über ihr Leben hat sie ein Buch verfasst: »Schattenspringer – Wie es ist, anders zu sein«.

Ihr Buch wird von Betroffenen gelesen, die sich selbst wiederfinden, aber auch von Menschen, die mit Asperger-Autisten zu tun haben. Ja, es wird auch vermehrt im Schulunterricht eingesetzt. In Schulen mit Inklusionsklassen zum Beispiel, in denen auch Autisten unterrichtet werden, oder als Aufklärungs- und Schulungsmaterial für zukünftige Schulbegleiter. Welche Reaktionen bekommen Sie auf Ihren Comic?

Durchweg positive, was mich unglaublich freut. Egal ob von Autisten selbst, Angehörigen von Autisten oder Nicht-Autisten, das Feedback ist sehr groß und es ermutigt mich sehr, mich jetzt weiter durch den zweiten Teil zu kämpfen, was mir gerade viel Energie abverlangt.

der Stress Überhand nimmt. Deshalb lag ich auch gerade mit einer Mandelentzündung im Bett. Ich versuche aber trotzdem, so gut wie es geht weiter zu arbeiten. Ansonsten versuche ich, mir genügend Auszeiten zu gönnen, mit unserem Hund zu kuscheln, zu lesen, Filme zu schauen oder Videospiele zu Wie gehen Sie mit dem Stress, spielen. Für Sozialkontakt hindem Erfolg und den Erwartungen gehen reicht meine Energie zur Zeit selten. um? Ich glaube, jeder Mensch hat seine eigene Art mit Stress Es gibt viele lustige oder niedliumzugehen. Leider macht mein che Szenen in Ihrem Buch. War Körper sehr schnell dicht, wenn die Realität für Sie auch so unter-

Foto: Don S.

Frau Schreiter, schon als Kind haben Sie sich anders gefühlt. Aber erst als Sie erwachsen waren, wurde festgestellt, dass Sie Asperger-Autistin sind. Wie hat die Diagnose auf Sie gewirkt? Als Kleinkind spürte ich schon, dass ich anders als andere Kinder war, dass es sich aber um Asperger-Autismus handelte, wusste damals noch keiner. Die Diagnose habe ich Anfang 2009 bekommen. Zuerst war es wie ein Befreiungsschlag: Ich wusste nun endlich, warum ich so an­­ ders war, und vor allem, dass ich nicht der einzige Mensch auf der Erde bin, dem es so geht. Alles ergab auf einmal einen Sinn, meine Kindheit, Jugend und das frühe Erwachsenenalter wurden mit einem Schlag erklärt. Später verfiel ich in eine Art Abwehrhaltung, leugnete die Diagnose (»Ich bin doch nicht behindert!«), irgendwann habe ich es aber für mich akzeptiert. Das war dann auch gleichzeitig die Ge­­ burt meines Comics »Schattenspringer«.

haltsam oder können Sie erst im Rückblick darüber lachen? Nachträglich kann ich darüber lachen, damals war mir eher zum Heulen zumute, was ich auch sehr oft gemacht habe. Ich habe fast immer geweint, besonders, wenn ich sensorisch überreizt war. Weisen Sie manchmal andere Menschen darauf hin, dass Sie Asperger-Autistin sind? Die meisten muss ich nicht mehr darauf hinweisen, oft kennen sie schon den Comic. Sie reagieren inzwischen sehr positiv und neugierig, was mich sehr freut! Das war nicht immer so, es gab auch Menschen, die mir offen sagten, dass ihnen das Wort Autismus Angst macht und ihnen dabei ein »kalter Schauer über den Rücken läuft«. Was unterscheidet Asperger- von anderen Autisten? Per Definition unterscheidet sich Asperger von anderen Autismusformen nur dadurch, dass die Entwicklungsverzögerungen erst später Beeinträchtigungen zeigen. Im autistischen Spektrum gibt es eine Reihe von Diagnosen – die bekanntesten sind Kanner, Asperger und atypischer Autismus. Sie sind alle Teil des Spektrums und die Übergänge fließend, wie bei einem Farbspektrum. Die Art der Diagnose sagt aber nichts darüber aus, welche Probleme autistische Menschen tatsächlich im Alltag haben, auch wenn Asperger als die vermeintlich Fortsetzung auf Seite 20


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© Panini Comics

ben Sie, dass Inklusion hilfreich sein kann, um Autisten und Nicht-Autisten besser zusammen­ zubringen, oder hätten Sie sich lieber individuelle Förderung auf einer Sonderschule gewünscht? Ich halte Inklusion für richtig und wichtig, eine Sonderschule hätte mir wahrscheinlich jegliche Lust aufs Lernen verleidet. Für mich persönlich wäre sie definitiv das Falsche gewesen und ich bin sehr froh, dass ich das Abitur ablegen und später studieren konnte. Mehr Unterstützung und Verständnis seitens der Schule wäre aber für mich sehr hilfreich gewesen, allerdings hatte ich damals noch nicht die Diagnose, daher wäre es schwierig umzusetzen gewesen.

Typisch für Asperger-Autisten, von Daniela Schreiter anschaulich gezeichnet: Die ausgeprägte Sinneswahnehmung.

unauffälligere Variante gilt. Die Symptomatik ist sehr individuell, daher gibt es unter Autisten auch den Spruch: »Kennst du einen Autisten, kennst du genau EINEN Autisten.«

Viele Menschen kennen Autisten als Filmfiguren, aus »Rain Man« beispielsweise, oder den Sheldon Cooper aus »The Big Bang Theory«. Ja, aber nicht jeder Autist ist ein Genie im Umgang mit komplizierten Zahlenreihen oder Ähnlichem. Das Asperger-Syndrom wird me­­ di­­zinisch als Störung bezeichnet. Wie empfinden Sie es selbst: als Segen, als Fluch oder als Normalität? Alles zusammen, wobei es für mich in erster Linie Normalität

bedeutet, ich kenne es ja nicht anders. Im Sommer ist es für mich eher ein Fluch, da ich hier fast täglich in eine Reizüberflutung rutsche und ich selbst mit Sonnenbrille manchmal kaum etwas sehen kann. Ich genieße aber auch die vielen schönen Dinge, die mit meinem Autismus einhergehen – das versinken in Details, die intensive Beschäftigung mit Dingen, die mich interessieren. Das ist wunderschön!

downs könnte ich gut verzichten, aber ich würde auch meinen Charakter, meine Persönlichkeit verlieren. Autismus ist kein Anhängsel, es hat meine Entwicklung beeinflusst und bestimmt meine Wahrnehmung. Ohne das wäre ich jemand völlig anderes, und das fände ich ziemlich traurig. Das ist ein bisschen so, als würden Sie mich fragen, ob ich lieber ein Mann wäre. Es wäre sicher nicht schlechter, in manchen Dingen vielleicht sogar besser – gleiches Wie wäre Ihr Leben wohl ohne Gehalt im Job, keine MenstruaAsperger-Autismus? Einfacher, tion etc. –, aber ich bin trotzdem glücklicher, langweiliger, stumpf- ganz froh, eine Frau zu sein, und möchte das auch nicht ändern. sinniger? Manchmal wäre es bestimmt einfacher, da man in der Masse Sie beschreiben viele Momente, abtauchen könnte. Auch auf in denen Sie sich anders als Ihre die Overloads-, Shut- und Melt­­ Mitschüler gefühlt haben. Glau-

Würden Sie sich wünschen, dass wir in Deutschland generell toleranter und entspannter mit Andersartigkeit umgehen könnten? Ja, definitiv. Andersartigkeit, Abweichung von der Norm wird zwar manchmal gelobt und gewünscht, besonders in kreativen Berufen, aber überall anders wird sie meist als unproduktiv und störend hingestellt, das fängt schon in der Schule an. Das muss sich dringend ändern, wir alle profitieren schließlich von einer vielseitigen und bunten Gesellschaft. Hier müssen noch einige Vorurteile abgebaut werden. Hatten Sie als junges Mädchen ein ähnlich mutmachendes Buch wie »Schattenspringer«, etwa »Der kleine Prinz«, den Sie in Ihrer Bildsprache zitieren? Ja, »Der kleine Prinz« hat mir sehr gut als Kind gefallen. Besonders geprägt haben mich noch »Die kleine Hexe«


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und »Flitze Feuerzahn«: beides Außenseiterfiguren, die aber nie aufgeben und trotzdem ihren Weg gehen und dabei tolle Abenteuer erleben. Mit ihnen konnte ich mich sehr identifizieren. Die kleine Hexe war sozial ausgesondert und von den anderen Hexen

Es geht vor allem um das Erwachsensein, um die Pubertät, Liebe, Sexualität und den Weg zur Diagnose. Die Teenagerzeit ist für jeden Menschen ein starker Umbruch, die reinste Hormonparty im Körper. Bei mir war es allerdings so, dass ich

»Kennst du einen Autisten, kennst du genau EINEN Autisten.« verstoßen, weil sie andere Vorstellungen hatte, was eine Hexe ausmacht. Flitze Feuerzahn hingegen war »körperlich« anders  – ein Drache, der nur einen Feuer­ zahn und keine Flügel hatte, und daher von seinen Eltern zurückgelassen wurde. Die einzige Kinderbuchfigur mit einer Behinderung, an die ich mich erinnern kann. Beide Bücher habe ich unzählige Male gelesen und sehr geliebt.

Was erwartet die Leser in der Fortsetzung Ihres Comics?

hier noch stärker meine Andersartigkeit spürte: Während an­­ dere Mädchen für den ersten Jungen schwärmten, sich schon küssten und schminkten, fand ich das alles doof oder eklig. Auf einmal, ganz im Gegensatz zu meiner Kindheit, hatte ich den Wunsch dazuzugehören. Aber ich merkte, dass ich es einfach nicht konnte. Es lagen Welten zwischen mir und diesen anderen Teenagern. Darüber schreibe ich. Interview: Stefan Svik

Asperger-Autismus

Das Asperger-Syndrom (nach Hans Asperger, 1906 – 1980, österr. Kinderarzt) ist eine Entwicklungsstörung mit autistischen Zügen, die oft als »leichter Autismus« oder »unsichtbarer Autismus« bezeichnet wird. Es handelt sich um ein tiefgreifendes Krankheitsbild, das für die Umwelt allerdings kaum erkennbar ist. Asperger-Betroffene, die sich selbst als »Aspies« bezeichnen, verfügen über ein gutes Sprachverständnis und eine normale, oft sogar überdurchschnittliche Intelligenz, mit der sie ihre Schwierigkeiten häufig kompensieren können. Typisch für das Asperger-Syndrom sind Schwächen im Bereich der sozialen Interaktion, mangelnde Empathiefähigkeit, sensorische Überempfindlichkeit und Probleme bei der Ver­­ar­­beitung von Reizen. Positiv eingeordnet werden dagegen die starke Wahrnehmungs­ fähigkeit und Gedächtnisleistung. Kinder mit Asperger haben ausgeprägte Spezialinteressen, spielen am liebsten alleine und brauchen häufige Wiederholungen im Spiel. Das Asperger-Syndrom wird meistens erst nach dem vierten Lebensjahr entdeckt, bei einigen sogar erst im Erwachsenenalter. Statistisch gesehen sind dreimal mehr Jungen als Mädchen betroffen. Die Begriffe »Overload«, »Meltdown« und »Shutdown« bezeichnen drei typische Asperger-Situationen: Beim Overload handelt es sich um eine sensorische Überbelastung, bei der äußere Reize den Betroffenen ungefiltert erreichen und überfluten. Der Meltdown folgt häufig auf einen Overload, also auf zuviel Stress, und bezeichnet einen Wutanfall, der extrem ausfallen kann: schreien, um sich schlagen, Dinge werfen, Kopf gegen die Wand schlagen. Als Shutdown wird der völlige Rückzug bezeichnet, das Herunterfahren und Abschalten, oft in Dunkelheit und Stille. Das Asperger-Syndrom gilt als ange­ boren; als Ursache wird eine genetische Disposition vermutet sowie neurologische und biochemische Störungen der Hirnfunktionen. kie

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Frauen, Trauma und Sucht

Psychologisches Forschungsprojekt der Medizinischen Hochschule Hannover sucht Teilnehmerinnen mit traumatischen Erfahrungen und Suchtproblemen. Hilfe in Einzel- und Gruppengesprächen. fessionelle Unterstützung nach einem der beiden Ansätze, eine dritte Gruppe wird zunächst nur befragt und durchläuft das Angebot einige Monate später. Die Teilnahme ist kostenlos, jede Frau erhält nach Abschluss 170 Euro. Der Ethikrat der MHH hat Form und Inhalt der Studie anerkannt, sie wird vom Bund mit 1,8 Millionen Euro gefördert. Weitere Auskunft: Telefon 0511 – 10 54 70 59, E-Mail: cansas-studie@mh-hannover.de, Gehören zum Team der Studie: Julia Reeder, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Internet: www.cansas-studie.de. Sozialarbeiter Benedikt Hunte (Mitte) und Prof. Dr. Thomas Hillemacher, Leitender Oberarzt am MHH-Zentrum für seelische Gesundheit. sch Foto: R. Schwarzbauer

Traumatische Belastungen ha­­ ben oft zur Folge, dass Sucht­ mittel wie Medikamente eingesetzt werden. Die negativen Folgen der Suchtmittel auf Körper und Geist bewirken aber, dass sich die Probleme, die eigentlich bekämpft werden sollen, weiter verstärken. Das Forschungsprojekt vergleicht zwei bereits eta­ blierte Hilfe-Ansätze miteinander auf ihre spezielle Wirksamkeit. In kleinen Gruppen und Einzelgesprächen an der MHH erhalten Frauen von 18 bis 65 Jahren in 14 Sitzungen pro­ Anzeige

DAS FACHKRANKENHAUS FÜR DIE SEELE

Wir sind ein seit über 150 Jahren privat geführtes psychiatrisches und psychosomatisches Fachkrankenhaus. Unser Stammhaus liegt in Ilten am östlichen Rand von Hannover. Sie finden uns mehrfach in Hannover, Celle und Lehrte.

„Für mehr Toleranz und Miteinander!“ Carsten Linke, Sporttherapeut im Klinikum Wahrendorff

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Wir trauern um

Uwe Freimuth * 27. Januar 1962 † 1. Januar 2015 Uwe Freimuth hat insgesamt fünf Jahre Asphalt verkauft – zuletzt an seinem Verkaufsplatz in der Windmühlenstraße in Hannovers Innenstadt. »Andere Leute auf die schönen Dinge aufmerksam zu machen – das gehört für mich auf die Liste mit Sachen, die man im Leben getan haben sollte.« Sein Grundsatz begleitete Uwe besonders in seinem letzten Lebensabschnitt, der von schwerer Krankheit geprägt war. Im Januar diesen Jahres erlag Uwe in der Medizinischen Hochschule Hannover seiner Erkrankung. Wir werden ihn sehr vermissen. Das Asphalt-Team sowie alle Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer.


Biografisches Asphalt 03/2015 23

Wer war eigentlich …

… Syd Barrett? London, 5. Juni 1975: Die Musiker von Pink Floyd nehmen gerade ihr Album »Wish You Were Here« auf. Da kommt ein dicker, glatzköpfiger Mann ins Abbey Road Studio Nummer 3, schaut sich ein paar Geräte an. »Irgendein Typ von der Plattenfirma«, denkt David Gilmour, Sänger und Gitarrist der Band. Doch nach ein paar Minuten erkennt er den Fremden: Es ist Syd Barrett, Mitbegründer von Pink Floyd und einst der schillerndste Star Londons … Rick Wright, Nick Mason, Roger Waters und Roger Keith Barrett, den alle Syd nennen, sind Mitte der Sechziger noch als »The Pink Floyd Sound« in kleinen Clubs unterwegs. 1967 gehörten sie bereits zu den Helden des London Undergrounds, lieferten Bild und Ton für ein Leben auf LSD. Denn die Szene war »druff«, wie es Keyboarder Rick Wright einmal nannte. Die Band spielte im legendären UFO Nightclub. Am Bühnenrand, mit Jimi-Hendrix-Dauerwelle und in Tüll und Satin gehüllt: Syd Barrett. Barrett war nicht nur Frontmann, er war auch der Kopf der Band und schrieb acht der elf Songs vom Debütalbum »The Piper At The Gates Of Dawn«. Ein Poet, Künstler, liebenswerter Mensch. Ein Mann ohne Grenzen.

doch mit Garrett in Jugendtagen gegenseitig das Gitarrespielen beigebracht. Nach dem Rauswurf soll Syd Barrett bei einigen Konzerten im Publikum gestanden haben, schweigsam starrend. Sicher ist, dass er 1969 das funkelnde Soloalbum »The Madcap Laughs« herausbrachte – zu deutsch: der Tollkopf lacht. Das zweite Album »Barrett« ein Jahr später war eine Farce, Barrett war kaum bei sich. David Gilmour wollte dem Freund einen Gefallen tun und bastelte aus Fetzen und mit Gastmusikern dieses Album.

Es gab aber auch wache Momente: »Ziemlich wenig aufregende Leute«, nannte Barrett in einem seltenen Interview Anfang der Siebziger die Bandkollegen. Immer mal wieder gab es auch Gerüchte, Barrett sei hier gesichtet worden oder plane dort einen Neuanfang. Ein bisschen wie bei Elvis, nur dass Syd Barrett wirklich noch am Leben war. Ein Plattenlabel bot diesem Untoten der Rockmusik noch Anfang der Neunziger ein Vermögen – für irgendetwas, für Töne, Fragmente, ein paar Worte. Barretts Schwager sagte ab. Die Tantiemen aus den frühen Werken und die Invaliditätsrente, die er mittlerweile bezog, waren mehr als genug für das Leben, das Syd Barrett nun führte. Er wohnte mit seiner Mutter in einem Haus Eine Geschichte, die viel erzählt wird: Ein verrücktes Paar hätte in der Sackgasse St. Margaret‘s Square in Cambridge. Er trug ein­ eine Zeit lang bei Barrett gewohnt und ihm ständig LSD verab- fache Kleidung, ging einkaufen, kümmerte sich um den Garten und reicht, damit die Party weitergeht. Vielleicht waren es aber auch die sprach wenig. Manchmal kamen Fans und klingelten. Meistens Drogen, die er selbst nahm. Vermutet wurde auch das Asperger- sagte er dann, dass er nur ein Freund sei, der auf das Haus aufpasse. Syndrom oder gar eine Schizophrenie. Vielleicht war es auch der Druck, einen neuen Hit schreiben zu müssen. Eindeutig war jeden- Syd Barrett blieb zeitlebens ein Teil von Pink Floyd. Die Band falls im Jahr 1968, dass Barrett nicht mehr bei Sinnen war: Im besang sein verblassendes Funkeln, die schwarzen Löcher anstelle Studio klang kein Ton wie der zweite, auf der Bühne stand er mit von Augen, das Leben auf der dunklen Seite des Mondes, und so schrieben sie mit an der Legende eines Mannes, der erst abseits seiner Gitarre und ließ die Arme gerade herunterhängen. der Bühne Frieden fand. An einem warmen Freitagabend im Juli 2006 An einem Abend holten sie ihn ein– »Syd Barrett und Pink Floyd. Shine On You Crazy Diamond«, starb Roger Keith Barrett. Auf fach nicht mehr zum Konzert ab, Mike Watkinson, Pete Anderson, 192 Seiten, 9,95 Euro dem Totenschein stand dort, wo sagte David Gilmour, sein Ersatz– »Mr. Pink Floyd« (Roman), Michele Mari, C. Bertelsmann, man den Beruf einträgt: »Musiker mann, später. Barrett war draußen. 304 Seiten, 19,95 Euro im Ruhestand«. Gilmour plagten wohl die größten – »The Madcap Laughs«, Syd Barrett, Harvest, 13,99 Euro Schuldgefühle, denn er hatte sich Gerd Schild

Pink Floyds erster Sänger


24 Asphalt 03/2015

Menschen mobil machen

Unterwegs auf dem Land? Nicht immer einfach. Und beinahe unmöglich, gäbe es die Bürger­ busse nicht. 45 Vereine sorgen in Niedersachsen ehrenamtlich für die Fahrt von Dorf zu Dorf. Im Grunde macht er es, weil er Menschen mag. Die armen, die gehandicapten, die ganz jungen und die mit irgendeinem Spleen. »Bus fahren, das ist soziale Inte­ gration«, sagt Peter Görke. Jeden Freitagvormittag lenkt er den kleinen Bürgerbus von Winsen an der Aller durch Stadt und Dörfer am Südrand der Lüneburger Heide. Ehrenamtlich. Peter Görke ist 73. Zwei Jahre will er noch weiter machen, sagt er. Schon acht Jahre, beinahe von Anfang an, ist der ehemalige Kaufmann beim Bürgerbusverein dabei. Dort in dem hübschen Landstädtchen rund 60 Kilometer nördlich von Hannover. Aktuell 16 ehrenamtliche Fahrer und Fahrerinnen sorgen rund um Winsen dafür, dass auch die Menschen mobil bleiben, die ohne Auto leben müssen und deren Mobilitätsbedürfnisse sich für den gewerblichen Anbieter des ÖPNV in der Region, den CeBus, nicht rechnen. Die, die nur manchmal fahren, und die, die weit abseits wohnen. Die halbstündige Tour nach Meißendorf ist dafür ein Beispiel. Das an den Rändern zersiedelte 1.500-Seelen-Dorf wird nur an zwei Punkten vom CeBus angefahren und das auch nur dreimal wochen-

Die Themenreihe:

Leben auf dem Land – Hat Dorf Zukunft?

– Mobilität dank Ehrenamt – Armut auf dem Land – Jung zwischen Alten – Dörfer ohne Bauern – Alt werden im Dorf – Fremde im Ort

tags. Längst ist die letzte Drogeriefiliale geschlossen, der letzte Lebensmittelladen vernagelt. Wie so oft auf dem flachen Land. Die Alten, die in der nahen Wochenendhaussiedlung längst Dauerbewohner sind, haben ohne Bürgerbus oft keine Chance auf eine Fahrt zum Einkauf nach Winsen. Mehr als 1.500 Meter ist die offizielle CeBus-Haltestelle entfernt. Peter Görke rumpelt mit dem in Slovenien zum Niederflurbus umgebauten T5-Volkswagen auch über die schlaglochgesäumte schmale Waldzufahrt zum Wochenendhausgebiet. Sowie zu sechs weiteren Haltepunkten im Dorf. Und schließt

Julius Kriszan (77) organisiert Fahrer und Fahrpläne vom Bürgerbus in Winsen an der Aller. Ehrenamtlich.

damit viermal am Tag die große Lücke, die der offizielle ÖPNV-Versorger ungefüllt lässt.

Bares Geld gespart Mittlerweile sorgen von Achim bis Zeven 45 Bürgerbusvereine im Land komplett ehrenamtlich dafür, »die Daheimgebliebenen beweglich zu machen«, wie der Sprecher des Dachverbands Pro-BürgerBus-Niedersachsen, Karl Wolfgang Schmidt aus dem Ammerland, das nennt. Vor 15 Jahren hatte er einen der ersten Bürgerbusvereine des Landes in Weyhe mitgegründet und ist seitdem Multiplikator und Berater, wenn es um Vereinsneugründungen geht. Seit gut vier Jahren sind die örtlichen Vereine in dem Dachverband zusammengeschlossen. Dort gibt es Unterstützung beim Buskauf, bei der Sponsorensuche und bei rechtlichen Fragen. Ebenfalls alles ehrenamtlich. Und dort findet Politik den richtigen Ansprechpartner. Denn Niedersachsens ÖPNV dünnt aus. Weniger Landbewohner, mehr Individualverkehr, sinkende Einnahmen, sinkende Zuschüsse. Busunternehmen, die wirtschaftlich arbeiten müssen, können nicht jeden Winkel erschließen. Keine Chance, jedenfalls nicht bei Rahmenbedingungen, die Mobilität nicht als staatlich garantiertes Bürgerrecht führen. Aktuell gibt es für solch eine Sicht auf die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen sicherlich keine Mehrheiten in den Landesparlamenten. Im Grunde ist Niedersachsen ohnehin ein Autofahrerland. Mehr als 50 Prozent der Niedersachsen fahren regelmäßig mit dem PKW, 21 Prozent gehen meist zu Fuß, 15 Prozent fahren Fahrrad und nur sechs von Hundert Niedersachsen nutzen regelmäßig vorrangig Busse und Bahnen, so das Verkehrsministerium. Doch genau diese etwa 460.000 Men­­ schen blieben gerade in ländlichen Gegenden die Abgehängten, würden nicht seit einigen Jahren allerorten Ehrenamtliche die Nahverkehrsversorgung mitgestalten. Das weiß die Landesregierung


Fotos: V. Macke

Peter Görke ist jeden Freitag im Kleinbus für die Bürger unterwegs. Ehrenamtlich.

natürlich: »Die Bürgerbusse leisten einen bedeutenden Beitrag zur Mobilitätsverbesserung in der Fläche«, adelte jüngst Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) die Arbeit der Bürgerbus-Vereine. Und so fördert das Ministerium über die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) mit 75 Prozent Kostenübernahme die Anschaffung der Neunsitzer-Kleinbusse für die Vereine. 52 Fahrzeuge wurden so in der Zeit von 1995 bis 2013 bezuschusst, listet das Ministerium auf. Rund 90.000 Euro kostet ein auf Niederflur umgerüsteter T5, 67.500 Euro davon zahlt das Land höchstens, den Rest meist, aber nicht in jedem Fall, der Landkreis. Die Benzinkosten erwirtschaften die Vereine über den Ticketverkauf, in der Regel sind die Preise die gleichen wie die der gewerblichen Anbieter. Meist gelten die Tickets auch zum Umsteigen vom Bürger- auf den normalen Bus und umgekehrt. Personalkosten fallen bei ehrenamtlichen Fahrern nicht an, klar: Mehr als 80.000 Euro kostet die Bewirtschaftung einer gewerblichen Buslinie pro Jahr durchschnittlich    – 25.000 bei den Bürgerbus-Vereinen. Eine ehrenamtlich betriebene Linie spart also bares Geld. »Natürlich kann das Begehrlichkeiten bei klammen Landkreisen wecken nach dem Motto ›ersetzen statt ergänzen‹«,

sagt Schmidt. »So etwas haben wir sogar schon erlebt, doch wir wollen keinesfalls den Beförderungsunternehmen Konkurrenz machen und damit den angestellten Busfahrern die Arbeitsplätze gefährden« stellt Schmidt klar. »Ergänzen statt ersetzen, nur so darf und kann es gehen.«

Dankbarkeit ist Lohn Für anfallende Reparaturen sind die Bürgerbusse meist bunt beklebt. Etwa 6.000 Euro bekommt der Bürgerbusverein Winsen über die Werbeflächen in die Kasse, erläutert der Vorsitzende der Winsener Ehrenamtsfahrer Julius Kriszan. Eine kleine Spendenkasse, an der Fahrerkabine angebracht, bringt nochmal rund 800 Euro pro Jahr ein. »Die Menschen sind dankbar, dass es den Bürgerbus gibt, das merkt man nicht nur an den Spenden, das merken die Fahrer bei jeder Fahrt«, so Kriszan. Tatsächlich bekommen die Bürgerbusleute regelmäßig sogar Fanpost. Einen Teil davon haben Kriszan und seine Mitstreiter auf ihrer Internetseite veröffentlicht. »Es vergeht keine Woche ohne Dank und nette Gespräche«, sagt Fahrer Görke. So auch auf der Fahrt nach Meißendorf und zurück. »Die Fahrtzeiten liegen günstiger, und die Busse fahren öfter«, lobt Eric von Hörsten. Ob er denn

auch weiß, dass dies ein Bus mit ehrenamtlichen Fahrern ist? »Ja, das weiß hier jeder, und jeder schätzt das«, sagt der 21-jährige Meißendorfer. Auch Gaby freut sich, dass der Bus wieder da ist. Weil es kalt ist an diesem Februartag, fährt sie gleich noch die große Runde, bevor der Bus auf ihre eigent­l iche Tour nach Hause geht. Und Hartmut Berger, Rentner und auf einen Rollstuhl angewiesen, lobt die Ruhe und Geduld, die Görke aufbringt, damit der große Rollstuhl in den kleinen Bus passt. »Andere Menschen unterstützen, das Gefühl zu haben hilfreich zu sein für ihren Alltag, das ist doch die beste Motivation fürs Weitermachen.« sagt Görke, und startet zur nächsten Tour. Zwei Jahre noch, dann braucht er Nachfolger im Ehrenamt hinterm Steuer. Volker Macke Anzeige


26 Asphalt 03/2015 Aus der Szene

Das muss mal gesagt werden

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groß gezogen, in ihrem vertrauten sozia­ len Umfeld gelebt haben, wo man sich kennt, sich grüßt, zusammen gefeiert und viele Stunden gemeinsam verbracht hat. Ja, selbst an der Kasse einer Drogerie oder Lebensmittelkette, beim Bäcker, beim Schuster, beim Kiosk und wo auch immer werden freundliche Worte gewechselt, man kennt sich halt. Und wenn es sich um eine richtig gute Nachbarschaft handelt, dann hilft man sich auch. Und nun ist so ein Mensch alt geworden, der Partner oder die Partnerin ist vielleicht gestorben, die Kinder sind ausgeflogen, und was nun? Ausziehen in eine kleine Wohnung, irgendwohin, wo sämt­ liche sozialen Kontakte nicht mehr existieren? Ob der Chef der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt wohl so bereitwillig seine Wohnung verlassen würde, wie er es sich von anderen vorstellt?

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Da stehen zuerst nur wenige Zeilen in der Zeitung: Alleinstehende alte Menschen, die in großen Wohnungen leben, sollten diese eintauschen gegen kleine. Platz machen für Familien. Und für so einen Umzug könnte es auch eine finanzielle Hilfe bis 5.000 Euro geben (für die große Umzugsabschiedsparty?). Eine »glorreiche« Idee vom IG Bau-Chef Robert Feiger, die ich nicht teilen kann. Nicht ein einziges Mal habe ich bis heute gelesen, dass von Menschen die Rede ist, die ihr ganzes Leben in ihrer Wohnung Das fragt sich verbracht haben, eine Ehe geführt, Kinder Karin Powser

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Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Foto­kamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Rund um Asphalt Asphalt 03/2015 27

»Ansichtskarten aus Paris« Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Jörg erzählt. lungen, Chemotherapie und viele, viele Operationen. Es gab einen Zeitpunkt, an dem wollten mir die Ärzte aus dem Krankenhaus ein Hospizzimmer besorgen. Aber dann kam der Tag, an dem ich unglaublichen Appetit auf Pizza hatte. Da habe ich den Stecker gezogen, um mich von all den Schläuchen zu befreien, und bin raus auf den Flur. Dann habe ich mir zwei Pizzen beim Bringdienst bestellt. Die Oberschwester fand es nicht so toll, als der Pizzabote sie nach meiner Zimmernummer fragte. Der Oberarzt hat’s dann aber erlaubt und irgendwie habe ich mich von dem Zeitpunkt an hochgearbeitet. Richtig durch mit der Krankheit war ich nach zehn Jahren. Dann gilt man als geheilt. Auch wenn die Chemotherapie sichtbar bleibt: Ich darf kein Organ- oder Blutspender sein. Blut hätte ich vielleicht auch nicht mehr gespendet. Ich habe Angst vor Spritzen, aber als ich noch gesund war, habe ich das trotzdem hin und wieder gemacht. Das war vor über 25 Jahren. Heute bin ich 51 und auch stolz darauf, dass ich den Krebs besiegt habe. Ich wünsche keinem, das durchmachen zu müssen. Ich habe lange geglaubt, dass ich meinen Lebenstraum noch erfüllen muss: Einmal nach Paris und unter dem Eiffelturm stehen! Am liebsten mit meiner Frau Eileen. Wir würden Fotos machen und Ansichtskarten aus Paris verschicken – eine an Asphalt und würde ich meine zweite Ex-Frau ärgern wollen, natürlich auch eine an sie: ,Schöne Grüße aus Paris wünscht dir dein Ex-Mann’... Eileen ist meine dritte Frau. Sie ist ein ziemliches Stück jünger als ich, aber wir haben uns einfach gefunden und sind unzertrennlich: Wir denken oft das gleiche und unterhalten uns viel. Wahrscheinlich könnten wir uns eine Parisfahrt auch irgendwie leisten, aber ich weiß gar nicht, ob ich hier für drei Tage weg könnte. Ich verkaufe jeden Tag, im letzten Jahr habe ich meinen Rethener Verkaufsplatz mit meiner Frau getauscht, weil sie sehr krank ist und wir zurzeit noch in Rethen wohnen. Mein wirklicher Wunsch ans Leben: Dass wir so weiter­ leben können, wie wir es jetzt tun.«

Foto: K. Powser

»Ich mag den Winter nicht, ich bin ein Frühlingskind – am 10. März geboren. Für mich bedeutet dieser Monat: Zeit, die T-Shirts hervorzuholen, es geht auf den Sommer zu. Allerdings muss ich sagen, dass es mir manchmal passiert, dass ich auch im Dezember Kurzärmeliges trage, zum Beispiel, wenn ich zum Briefkasten gehe. Meine Frau sagt dann immer: ›Spinnst du?‹, aber mir ist halt meistens warm und ich merke die Kälte nicht. Wo ist denn überhaupt der Winter geblieben? In meiner Erinnerung als Kind gab es früher viel mehr Schnee. Wir haben auf dem Dorf gelebt, da war immer alles weiß, und ich erinnere mich an Schneespaziergänge mit meiner Oma. Bei ihr und meinem Opa bin ich aufgewachsen, bis meine Oma gestorben ist. Da war ich sieben. Mit acht Jahren bin ich in ein Heim in Braunschweig gekommen. Ich dachte ganz lange, dass meine Oma meine Mutter sei. Meine wirkliche Mutter habe ich nie richtig kennengelernt. Auch den Sohn Horst meiner Oma, meinen Vater, kannte ich nicht wirklich. Er war ein Rummeltyp. Erst hat er bei der Bahn gearbeitet, ist dann aber gefeuert worden, weil er unbedingt mit dem Rummel mitfahren wollte. Zu Weihnachten oder so kam er mal vorbei und hat sich immer wieder neu vorgestellt. Heute lebt er in einem Altenheim in Wolfenbüttel. Ab und zu denke ich an ihn, dann fahre ich hin und besuche ihn, aber dann auch wieder einige Monate lang gar nicht. Soweit ich weiß, habe ich noch zwei Brüder und fünf Schwestern, aber alle von unterschiedlichen Vätern, keine Ahnung, wo und wie die leben. Mit 16 sollte ich in ein neues Heim bei Celle. Zwei Monate habe ich es da ausgehalten, dann bin ich auf der Straße gelandet, wo ich zwei Jahre blieb. Nebenbei habe ich auf dem Rummel gearbeitet – Achterbahn, Berg- und Talbahn. Bis zu meinem 18. Geburtstag. An diesem Tag habe ich mich zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder bei meinen Tanten und Onkels gemeldet. Die haben sich gefreut, dass ich noch lebe. Sie haben mich auch später unterstützt, als ich mit 25 Jahren die Diagnose Hodenkrebs bekam. Ein Jahr zuvor hatte ich geheiratet und mit meiner damaligen Frau ein Kind bekommen. Ich weiß noch, dass meine Tante mit mir nach Göttingen gefahren ist, zu Dr. Bartels. Der hat die Sache ernst genommen und den Krebs entdeckt. Ich wurde sofort operiert. Aber dann kamen ja noch die ganzen Behand-

Jörg verkauft wochentags außer sonntags vor »NP« an der Endstation der Linie 1 in Sarstedt und freitags auf dem Sarstedter Markt. Aufgezeichnet von Sonja Wendt


28 Asphalt 03/2015 Rund um Asphalt

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Film ab!

Asphalt-Kinonachmittag am 13. März. Freitag, der 13.? Kein Grund sich zu sorgen! Am selbsternannten Asphalt-Glückstag finden immer tolle Veranstaltungen statt. Im März laden wir Sie zum Beispiel ins Kino ein und zeigen Ihnen etwas ganz Besonderes: »Once«, die irische Liebesgeschichte zwischen einem Straßenmusikanten und einer Straßenzeitungsverkäuferin. In der Dubliner Fußgängerzone lernen die beiden sich kennen und spüren schnell ihre enge Verbundenheit durch die gemeinsame Liebe zur Musik. Der Soundtrack dieses Low-Budget-Films hat es bis ganz nach oben geschafft: Das Lied »Falling Slowly« wurde 2008 mit dem Oscar für den besten Filmsong ausgezeichnet. Eine echte Leinwandperle!

Vor dem Hauptfilm präsentieren wir Ihnen außerdem einen 16-minütigen Kurzfilm: »Oh mein Gott – wo bist du?« ist ein kürzlich abgeschlossenes NDR-Filmprojekt, an dem mehrere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer teilgenommen haben. Freuen Sie sich mit uns auf einen wunderbaren Nachmittag im Apollo-Kino in Hannover-Linden. Eintritt frei! kie Freitag, 13. März 2015 · Beginn: 15 Uhr Asphalt-Kinonachmittag Apollo-Kino Limmerstrasse 50 · 30451 Hannover Eintritt frei, um Spenden für Asphalt wird gebeten.

Mit Maskottchen Harry von Leibniz kamen sie zu Asphalt. Erst die Vorhut: Rafael Schwarz, Solenne Mazaleyrat, Julia Harmeling und Gina Diesing (im Bild v.l.n.r.). Dann der ganze Trupp des lokalen Netz­a nschlusses des Erasmus Students Network (ESN). Die Studentengruppe an der Uni Hannover kümmert sich um Kontaktpflege und Unterstützung von Erasmus-Gaststudenten aus ganz Europa in Hannover. Vernunft, Moral und gegen­

seitige Unterstützung, so etwa das Credo  – das passt zu Asphalt! Unter dem Titel »Social­ Erasmus« konzipierten die Studierenden eine Themenwoche, mit Auktion für den guten Zweck: 150 Euro kamen dabei für Asphalt zusammen. Im An­­ schluss an die Spendenübergabe nahm Stoff-Harry mit allen Erasmus-Studierenden gemeinsam am sozialen Stadtrundgang von Asphalt teil. Studenten von heute  – praktisch politisch. mac

Foto: Volker Macke

Humanismus verpflichtet

Impressum Anzeigen: Heike Meyer

Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Redaktion: Volker Macke (Leitung, V.i.S.d.P.), Jeanette Kießling, Renate Schwarzbauer, Sonja Wendt

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Archiv: Dr. Waltraud Lübbe Vertrieb & Soziale Arbeit: Helmut Jochens (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Freie MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: ­Greser & Lenz, K. Powser, G. Schild, L. Stegner, S. Svik, L. Varga

Asphalt Vertrieb & Verlag gGmbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15

Fotografin: Karin Powser

Geschäftsführer: Reent Stade

Redaktionsschluss dieser Spendenkonto: Evangelische Kreditgenossenschaft e.G. Ausgabe: 19.2.2015 IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 Für un­auf­gefor­dert e ­ in­ge­sandte BIC: GENODEF1EK1 Manu­­­skripte, ­Bilder und Bücher über­nehmen wir keine Gewähr. Online: www.asphalt-magazin.de ­Rück­sendung nur, wenn Porto redaktion@asphalt-magazin.de beigelegt wurde. vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Redaktion Celle: Ulrich Rennpferdt Red. Nord-West: Mark Brockmann

Gesellschafter:

Herstellung: eindruck, Hannover Druck: v. Stern’sche Druckerei, ­Lüneburg Druckauflage: ø 27.000 Asphalt erscheint monatlich.

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger


Rund um Asphalt Asphalt 03/2015 29

»Jede Menge Senf!«

Apotheke in Aktion

Herzlichen Neulich bei Dank! Pispers

Eine tolle Spendenidee: Zwei Wochen lang verkaufte die hannoversche Galenus Apotheke im Dezember die ApothekenUmschau und sammelte damit Spenden für Asphalt. Einen Euro gaben die Oberricklinger Kunden für die sonst kostenlose Zeitschrift offensichtlich gern für den guten Zweck: Rund 160 Euro kamen zusammen, die Lisa Wallbaum, Azar Baradaran, Dr. Sakineh Broicher (v.l.n.r.) an AsphaltVertriebsmitarbeiterin Romana Bienert (2.v.l.) übergaben. sw

Humorig und bunt – das zeichnet die Vorstellungen des TuT-Clownsensembles 50plus aus, dessen zehn Mitglieder im Januar zu einem unterhaltsamen Benefizabend in die Hinterbuehne einluden. Das Publikum amüsierte sich nicht nur gut, sondern zeigte sich auch sehr spendabel: Insgesamt kamen 1.250 Euro zusammen, die die Absolventen der ersten staatlich anerkannten Berufsfachschule für Clowns in Hannover an Asphalt übergaben. Herzlichen Dank für diese tolle Unterstützung! red

Er ist der Garant für messerscharfe Ana­ lysen des politischen Geschehens – der Polit-Kabarettist Volker Pispers (Foto, 2.v.r.) stand mit seinem aktuellen Programm »Bis neulich« im ausverkauften Langenhagener Theatersaal Mimuse auf der Bühne, bevor er die Asphalt-Ehrenamtlichen Klaus Schwörer, Cordula Steinmetz und Kai Sundermeyer (Foto, v.l.n.r.) an ihrem Asphalt-Stand im Foyer herzlich begrüßte. Wir hoffen: Bis bald mal wieder, Herr Pispers! sw

Foto: Miriam Delacor

Foto: Susanne Stiller

Foto: Stephan Winkler

Foto: Helmut Jochens

Kartoffelcremesuppe mit Basilikumpesto, Grünkohl mit allem drum und dran und zum Nachtisch Kaiserschmarrn mit Vanillesauce und heißen Kirschen – Asphalt-Verkäufer Frank ist immer noch begeistert von dem »absoluten Feinschmecker-Menü«, mit dem die Auszubildenden der gemeinnützigen Jugendhilfeeinrichtung »Pro Beruf« die Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer im Januar bekochten. Bereits zum fünften Mal waren sie ins Haus der Jugend eingeladen, um sich einfach einmal ein paar Stunden verwöhnen zu lassen. Stunden, die lange nachwirken. »Neben dem reichlichen und leckeren Senf zum Grünkohl war auf jeden Fall der Nachtisch das Schönste des Abends«, schwärmt Frank noch heute. sw


30 Asphalt 03/2015 Danke für Ihr Engagement

Ja, ich unterstütze das Asphalt-Projekt! Ich übernehme ­eine Patenschaft für das Straßenmagazin, indem ich es mit dieser Summe fördere:

Euro

[  ] einmalig [  ] monatlich

[  ] vierteljährlich [  ] halbjährlich

Dieser Betrag soll zur Deckung der laufenden Kosten und zum weiteren Ausbau des Projektes ­verwendet werden. [  ] Ich bitte Sie, den Betrag von meinem Konto abzubuchen*: IBAN: BIC: [  ] Ich überweise den Betrag regelmäßig auf Ihr unten genanntes Konto. [  ] Bitte Spendenquittung zustellen Name/Vorname:

Herzlich willkommen!

An jedem letzten Dienstag im Monat trifft sich die Runde der Ehren­­amtlichen in den Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstal­tungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen.

E-Mail (falls vorh.):

Besonders für unsere Asphalt-Verkäufe­rin­nen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen – und ich freue mich, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten!

Ort, Datum/Unterschrift:

Das nächste Treffen ist am

Straße/Hausnr.: PLZ/Ort:

Einfach per Post oder Fax an: Redaktion Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Fax: 0511  –  30 12 69-15

Dienstag, den 31. März, um 17 Uhr.

Spendenkonto: Ev. Kreditgenossenschaft IBAN: DE35520604100000602230 BIC: GENODEF1EK1 Gläubiger-ID: DE32ZZZ00000959499

* SEPA-Lastschriftmandat: Ich/Wir ermächtigen die Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Zahlungen von unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs­datum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

Rufen Sie mich einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-26. Herzlichst, Ihr

Reent Stade, Asphalt-Geschäftsführer

Asphalt dankt: R. Beddiges, W. Schultze, M. Goetze, G. + R. Langer, H. Schulze, M. Wolf, U. Wahl, C. Hinz-Raeschke, R. Lange, A. Massing, A. Worthmann, A. Schneider, M. Bandt, G. Hanke, F. Wittmeier, B. Trenkner, R. + M. Zschosch, B. Rachold, m. Koller, G. Lemmnitz, D. Hueffmeier, E. Schlick, Dr. J. Duffhauss, H. Kuhn, C. Jungbluth, A. Rudolph, B. Goretzky, M. + D. Lueders, G. Dercum, F.-M. Kloas, U. Thoms, U. Stamm, A. Huendorf-Richter, M. Pfeiffer, F. + M. Krieger, E. Tenge, E. Hollander, M. Leibeguth, K.-D. Kastner, H. Kaelble, E. Herdin, R. Koehler-Oeztanil, A. + S. Haenssel, I. Woda, P. Scheroki, G. Requa, I. Wuensche, E.-M. Ertl, V. + Dr. R. Santoni, T. Beusser, M. Kruse, C. Buhmann, J.-C. Engels, I. Gast, R. + F. Piepho, H. Grobe, H.-J. Neveling, B. Hemme, K. + J. Perl, H. + H. Rodiek, B. Hellberg, W. Morgenthal, K. Warwas, D. Loleit, A. Hasert, W. Mohrhoff, E. + E. Theuerkauf, E. + G. Bock, M. Ehlers, A. Hoefert, P. Scholtissek, T. Wiesenberg, M. Ludewig, E. Frischmeyer, S. Ebeling  + M. Rossmann, G. Mosch-Gilg, H.-H. Heise, H. Zander, M. Priesner, R. Baumgart, R. + W. Koenecke, V. Spanel, H. Lohse, Adler-Apotheke, M. Hundertmark, J. + T. Mohrbacher, H. Hohberger, H. Spiwek, E. Borgdorf, A. Priesemann, I. Weinhold, R. Schuchardt, S. Neumann, R. Moslener, R. Meyer-Wehrend, R. Moeckel, U. Bellamy, W. Wolter, B. Reisinger, E. Mallast, H.-H. + L. Ringe, E. Schmidt, Dr. E. Scholz, H. Behlau-Klages, H. + H. Domm, S. Juengling, J. Barth, A. Bunning, W. Bode, Inner Wheel Club Hannover-Opernhaus, Meravis Wohnungsbau und Immobilien, AWO Ortsverband List, D. Kaniak, J. Tristram, Gundlach GmbH & Co., T. + K. Jugan, Ev.-luth. TimotheusGemeinde, I. Nienhueser, Dokom Gesellschaft für Telekommunikation, J. Wilkens, A. Herrmann, S. + W. Fischer, Ev.-luth. Titus-Gemeinde, S. Philippidis, E. Kreuzer, H. Ebert, I. Mehrmann, K. Barghop, M. Burdack, R. Kulawig, M. Hauschild, U. Blickle, R. Kaiser, A. Westermann, F. + R. Schuette, R. + U. Birkwald, W. Schenk, G. Anlauf, I. + S. Lehmann, D. Hyrschke, E. Buchholz, G. + Dr. G. Barovic, B. Kowalzik, H. Garbe, W. Ruether, G. Rotter, H. + M. Pottschull, W. Hohberger, H. Kriewald, R. + S. Heiligmann, W. Schroeer, R. + E. Jakobs, K. + C. Quisdorf, A. Blau, T. Hungermann, I. Decker-Dohme, W. + E. Michels, K.-H. Block, H. Renner, A. Grantzau, R. Srocka, J. Ingold, K. Lange, G. + M. Pelikan, C. Noeldeke, H. + A. Voigt, M. Saeverin, P. Simons, M. Staeps, I. Schwenke, H. Badstueber, G. + G. Miersch, H. Wolter, I. Pierdel, E. Rogge, H. Kehlert, H. Haake, M. Bertram, K. Piepho, E. + P. Lissner, H. + K. Schaeumer, K. Steckmann, R. Liebthal, M. Bettges-Bauer, U. Schimpf, M. Bode, M. + H. Wieczorek, C. Mennecke, E. Lindwedel, H. Melchinger, W. + H. Messow, M. Rosemeier, E. Windolph, E. Friese, M. Lancier, Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei Ver­käuferInnen M. + G. Purr, H. Oltmanns, C. Spintig, G. Pfaff, G. + H. Zobel, H. Bartels, mit gültigem Aus­weis! H. Scholz, K. Wolting, A. Datta, R. Martens, F. C. Moldenhauer, W. Leistner, A. Hoffmann, I. + Dr. G. Klinksiek, A. + I. Trebels sowie allen Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Orange anonymen Spendern und allen Asphalt-Patinnen und -Paten.

Verkäuferausweise


Silbenrätsel Asphalt 03/2015 31

Silbenrätsel Aus den nachfolgenden Silben sind 19 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben (Achtung: ch = 1 Buchstabe) – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Spruch ergeben: bas – be – bier – brau – cha – de – di – dir epi – ero – eind – en – er – gel – ger – go gramm – ho – ijs – in – korb – le – mann na – nent – on – os – rat – reich – ren – sel si – sie – sist – sonn – sonst – spa – tag – te ten – tier – um – ven – wa – zer

1. herausgehobener Wochentag

2. blauer Farbstoff

3. wüstes Durcheinander

4. Gartengerät

5. niederländische Stadt

6. Genießer

7. Hersteller eines Getränks

– – – – –

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir viermal »Früher war ich unentschlossen, jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher«: Die Zeit zwischen 20 und 30 ist die großartigste Phase im Leben? Wer das glaubt, der leidet unter einer verschobenen 16. Fluss im Rheindelta Wahrnehmung, sagt Autorin Jule Müller. Sie muss es wissen, schließlich hat sie die 17. Gegenteil zum Zenit Hindernisse zum Erwachsenwerden alle erlebt: Liebeskummer, WG-Wahnsinn, chronischen Geldmangel … 18. Fachbearbeiter Was gibt es Schöneres, als sich zur kalten Jahreszeit in südländische Gedankentrips 19. kurzes Sinngedicht zu begeben? Der neue Reiseführer »Sardinien« aus der Reihe »MERIAN momente« Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. gibt viele Anregungen für individuelle Auszeiten auf der facettenreichen Insel. Viermal Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschfür Sie. gewinnes) bitte an: Im Dezember stand er zugunsten von Asphalt-Magazin, Hallerstrasse 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. Asphalt auf der Bühne – der Musiker Christian Durstewitz bestach mit seiner E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Mischung aus rockigen und ruhigen Songs Bitte vergessen Sie Ihren Absender nicht! das gesamte Publikum (Asphalt berichtete). Einsendeschluss: 31. März 2015 Sein Abschiedsgeschenk: Drei handsignierte CDs, die wir nun an Sie verlosen! »Let Me Sing« heißt das Album des jungen Stars, der zum ersten Mal 2010 in der TV-Show »Unser Star für Oslo« auf sich aufmerksam machte. Die Lösung des FebruarRätsels lautet: Liebe ist blind, aber sie sieht von weitem.

8. Erster im Wettkampf

9. Fauna

10. gratis

11. Himmelswesen

13. Erdabtragung

14. Nagetier

15. B erechnungsgrundlage für Unterhaltskosten

Greser & Lenz, FAZ

12. Mitglied eines Orchesters


Das Fahrgastfernsehen. · Goethestraße 13 A · 30169 Hannover · (0511) 366 99 99 · redaktion@fahrgastfernsehen.de


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