2015 01 Asphalt

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Januar 2015

Fragwürdiges Jubiläum: Chronik einer Reform Butterwegges Analyse: Armut war gewollt Wachkoma: tiefer Schlaf mit offenen Augen Fühlbar: Astronomie auch für Blinde


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Titelthemen... Fragwürdiges Jubiläum Die Hartz IV genannte Arbeitsmarktreform wird zehn Jahre alt. Chronik eines Versuchs. _ ___________________ 6 Forschers Analyse Professor Christoph Butterwegge aus Köln hält die Armut im Hartz-System für gewollt. ____________________ 8 Wachkoma Die vollständige Genesung ist fast ausgeschlossen. Doch Siegfried Kotulla wachte wieder auf und macht langsame Fortschritte._ _______________________________ 13 Zum Greifen nah Die Sternwarte St. Andreasberg ermöglicht Menschen mit Einschränkungen den barriefreien Blick ins Universum. _ _____ 28

...und mehr Notizblock ________________________________________________ 4 Angespitzt: Lust auf Leben___________________________________ 5 Serie: Wer war eigentlich … Mascha Kaléko? ____________________ 12 Januar-Tipps _ ____________________________________________ 16 Geteilte Kunst: Die Artothek Hannover verleiht Bilder für zu Hause.______________ 18 Kultur im Fokus ___________________________________________ 20 Aus der Szene _____________________________________________ 21 40 Jahre Obdachlosenarbeit: Gottfried Schöne, Leiter der Zentralen Beratungsstelle, zieht kurz vorm Ruhestand Bilanz. _ __________________________ 22 Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Andy erzählt. _______________ 25 Rund um Asphalt/Impressum _______________________________ 26 Danke für Ihr Engagement _ ________________________________ 30

gewinne!

Silbenrätsel/Cartoon _______________________________________ 31

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Titelfoto: Coloures-pic/Fotolia

Januar 2015

Liebe Leserinnen und Leser, im Namen des Asphalt-Teams und der vielen Verkäuferinnen und Verkäufer unseres Magazins wünsche ich Ihnen für das neue Jahr 2015 alles Gute. Das umstrittene Thema »Zehn Jahre Hartz IV« steht im Mittelpunkt dieser Asphalt-Ausgabe. Mit der Chiffre Hartz IV verbinde ich den unter der alten rot-grünen Bundesregierung Schröder/Fischer eingeleiteten Rückbau des Sozialstaats. Hartz IV steht für einen radikalen Bruch mit der Geschichte der alten Bundesrepublik, in der gesellschaftliche Teilhabe am sozialen Wohlstand noch als erklärtes Ziel der Politik erkennbar war. Soziale Unsicherheit und Elend blieben Randerscheinungen in einer sich als Aufstiegsgesellschaft verstehenden Bundesrepublik, die sich nach 1949 mit Demokratie und zivilisatorischen Praktiken sozialer Integration vertraut gemacht hatte. Hingegen stellt sich nach zehn Jahren Hartz IV Deutschland als Abstiegs­ gesellschaft dar. Wie in den überwunden geglaubten Klassen­ gesellschaften sind bis weit in die gesellschaftliche Mitte hinein heute zunehmende Ängste wahrnehmbar, von einem auf den anderen Tag ins soziale Nichts stürzen zu können. Vor Augen steht die Drangsalierung von Hartz-IV-Beziehern sowie die faktische Proletarisierung der zu Armutslöhnen Beschäftigten in den einfachen Dienstleistungen von Supermärkten, Gebäudereinigung, Postservice und Sicherheitsdiensten. Obwohl niemand dem zynischen Motto »Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht« glaubt, sehen viele für sich keine Alternative. So entstehende Individualisierung und Konkurrenzdenken verstärken soziale Angstgefühle. Angst ist der Rohstoff gesellschaftlicher Entsolidarisierung und »roher Bürgerlichkeit« ohne Mitgefühl. Seit November letzten Jahres demonstriert diese »Bürgerschaft« auf unseren Straßen gegen alles vermeintlich Fremde. Dagegen werden wir uns 2015 gegen jede Verrohung gesellschaftlicher Verhältnisse und für eine Erneuerung des Sozialstaatprinzips und eine offene multikulturelle Gesellschaft verstärkt engagieren.

Ihr Fragwürdiges Jubiläum: Chronik einer Reform Butterwegges Analyse: Armut war gewollt Wachkoma: tiefer Schlaf mit offenen Augen Fühlbar: Astronomie auch für Blinde

Heiko Geiling, Asphalt-Herausgeber


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Notizblock

Im Verbund gegen Salafisten Hannover/Osnabrück/Bremen. Sozialministerium, islamische Verbände, Uni Osnabrück und Jugendhilfeverbände wollen künftig gemeinsam mit dem Präventionsangebot »beRATen« gegen den wachsenden Salafismus in Niedersachsen vorgehen. An­­ ge­­ sprochen werden damit vor allem die Angehörigen junger Menschen, die in einen neo-salafistischen Extremismus und Gewalt ab­­ zudriften drohen. »Statt wie zuvor die Muslime mit anlassunabhängigen Moschee­­ kon­­t rollen und Exremisten-Checklisten unter einen Generalverdacht zu stellen, setzen wir nun auf vertrauensvolle Kooperation«, sagte Ministerin Cornelia Rundt (SPD). Das neue Präventionsteam sei unabhängig: »Keiner, der wegen der Radikalisierung eines Angehörigen beunruhigt ist, muss mehr Angst haben, dass er diesen an den Verfas-

Lies für E-Autos

Hannover. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) will aus Steuergeld den Kauf von Elektroautos belohnen. Analog zur so genannten Abwrackprämie vor Anzeige

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Hoya, Celle, Neustadt, Rinteln, Springe, Bückeburg und Obernkirchen.

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

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sungsschutz ausliefert«, sagte der DITIB-Vorsitzende Yilmaz Kiliç: »Wir setzen auf Vertrauen.« Die Universität Osnabrück soll mit ihrem Institut für Islamische Theologie in dem neuen Verbund als Garant für fundierten interreligiösen Dialog stehen. Aktuell leben rund 330 Menschen in Niedersachsen als extreme Salafisten. Die Szene wirbt offen um neue Anhänger. Rund 30 Sala­­fisten las-

fünf Jahren schlägt er pauschal 5.000 Euro Belohnung aus Bundesmitteln vor, wenn man sein Benzinfahrzeug gegen ein Elektroauto eintauscht. Hinter Lies’ Vorstoß haben sich die Wirtschaftsminister aller Bundesländer geschart. Hintergrund: »Elektro-Fahrzeuge haben den Zugang zum Markt leider noch nicht gefunden«, so Lies. Aktuell seien bundesweit rund 24.000 Elek­ troautos unterwegs. Kämen über die neue Abwrackprämie 50.000 hinzu, würde das 250 Millionen aus Steuermitteln kosten. Für Lies nach eigenen Angaben lohnend: »Wir brauchen den Erfolg der E-Mobilität, und dafür müssen wir als Staat deutlich mehr investieren als bisher.« Zum Vergleich: Aktuell sind rund 42 Millionen PKWs mit Diesel- oder Benzinmotoren in Deutschland zugelassen. mac

sen sich laut Verfassungsschutz im Ausland zu Terroristen ausbilden. Unter der Hotline 0511 – 70 05 20 40 erreichen Ratsuchende qualifizierte Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration. Unterdessen hat Bremen den salafistischen »Kultur- und Familienverein« kurzerhand verboten. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD): »Der Verein hat gegen die verfassungsmäßige Ordnung verstoßen.« mac

Abi regional unbeliebt

Bremen/Hannover. Bremer Grundschüler schlagen bundesweit mit Abstand am seltensten den Weg zum Abitur ein. Das ist das Ergebnis des neuen »Chancenspiegels 2014« der Bertelsmann-Stiftung im Verbund mit den Universitäten Dortmund und Jena. Die Forscher haben beim Blick auf die Bildungschancen in Deutschland starke regionale Unterschiede festgestellt. In Bremen wechselten nur 28,9 Prozent der Kinder nach der Grundschule auf ein Gymnasium oder eine Gesamtschule mit Hochschulreife, im Bundesdurchschnitt waren es 42,9 Prozent. In Niedersachsen 42,3 Prozent. Auch im Flächenland Niedersachsen gibt es regionale Unterschiede: Regionen mit einem hohen Anteil von künftigen Abiturienten

Zitat des Monats »Sollten Städte und Gemeinden irgendwann gezwungen sein, andere Leistungen im Haushalt zu streichen, um das Geld für die Flüchtlingsunterbringung einzusetzen, könnte unsere Willkommenskultur Risse bekommen.« Ulrich Mädge, Präsident des Niedersächsischen Städtetages.


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Angespitzt

Zahlenspiegel diesmal: Lebensunterhalt 40.747 Niedersachsen erhielten Ende 2013 Hilfe zum Lebensunterhalt (HLU). Laut Landesamt für Statistik waren das 2.015 mehr als Ende 2012 – plus 5,2 % binnen eines Jahres. Unter den 40.747 waren 3.401 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (8,4 %). 2.740 Personen waren im Alter zwischen 18 und 25 (6,7 %). 25.419 waren im Alter zwischen 25 und 65 Jahren (62,4 %). 9.187 Personen älter als 65 (22,5 %). Durchschnittsalter: 49,3 Jahre. Auf 10.000 Einwohner kamen im Niedersachsen-Schnitt 52 Leistungsempfänger. In der Region Hannover erhielten 68 von 10.000 Menschen diese Hilfeleistung. In Wilhelmshaven 93, im Landkreis Göttingen 75 und in Goslar 72. Den niedrigsten Wert wies der Landkreis Cloppenburg mit 29 Hilfeempfängern pro 10.000 Einwohner auf. del

sind Hannover, Braunschweig, Göttingen, Wolfsburg, Hildesheim und Oldenburg – 60 bis 70 Prozent. Regionen mit einem besonders niedrigen Anteil an Fünftklässlern mit dem Ziel Abitur sind Cloppenburg, Celle, Vechta, Osnabrück und Dannenberg. Nur rund ein Drittel wollten hier den direkten Weg zum Abi. Unterdessen hat Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) angekündigt, in den Jahrgängen fünf bis acht ab dem Schuljahr 2015/2016 drei zusätzliche Stunden für die Berufsorientierung einrichten zu wollen. Auch die Fächer Deutsch, Mathematik sowie die beiden Fremdsprachen sollen künftig um jeweils zwei Stunden aufgestockt werden. mac

Viertes Lager für Flüchtlinge Osnabrück. Die Diakonie Niedersachsen wird im ehemaligen Bundeswehrkrankenhaus von Osnabrück die vierte Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Niedersachsen betreiben. Die ersten 150 Menschen sind bereits angekommen. Binnen weniger Monate sollen Umbauten die Kapazität für rund 600 Menschen aufstocken. Zunächst für zehn Jahre zahlt das Land als Mieter jährlich 800.000 Euro Erbbauzins an das städtische Klinikum. Anfangs war ein kompletter Kauf des einstigen Krankenhauses im Gespräch. Das ist vom Tisch. Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) sprach bei der Einrichtung einer vierten Zentralen Erstaufnahmestelle in Ergänzung der bereits bestehenden Lager Bramsche,

Friedland und Braunschweig von einem »nicht einfachen Thema«, welches aber überraschend schnell und geräuschlos umgesetzt werden konnte. Die vierte Aufnahmestelle war nötig geworden, weil der wachsende Zustrom von Flüchtlingen die drei bisherigen Lager an ihre Belastungsgrenzen gebracht hatte. Aktuell sind die drei bestehenden Aufnahmeeinrichtungen be­reits zu 50 bis 70 Prozent überbelegt. Für 2015 rechnet das Land mit 200.000 neuen Flüchtlingen. mac

Mieten steigen erheblich Hannover. In der Landeshauptstadt sind die Wohnungsmieten binnen vier Jahren teils erheblich gestiegen. Das ist das Ergebnis des neuen Mietspiegels der Region Hannover. Demnach ist in durchschnittlichen Wohnlagen – schlechte gibt es in ganz Hannover per Definition nicht – die Miete besonders für ganz kleine sowie ganz große Wohnungen um teils 20 Prozent gestiegen. Beispiel: Für Altbauten mit 85 oder mehr Quadratmetern wurden 2011 im Schnitt noch 5,10 Euro pro Quadratmeter verlangt, heute ein Euro mehr. Kleine normale Wohnungen bis 45 Quadratmeter Größe und vor 1948 erbaut, kosten heute 6,04 Euro, vor vier Jahren noch gut 50 Cent weniger. Bereits im Juli hatte Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok gesagt: »Wir brauchen Beständigkeit, und die Mietpreisbremse ist eine, die erst mal Druck aus dem Markt nehmen kann, was Verteuerung angeht.« mac

Lust auf Leben Die Geburtenraten steigen. Zwischen Ems und Elbe bekommen Frauen wieder mehr Kinder. Genau 62.879 Jungen und Mädchen in nur 12 Monaten, 1.401 mehr als im Vorjahr. Ein Kind, ein Wunschkind womöglich: Freude, Spannung, Erwarten. Bisweilen möchte man sich anstecken lassen von der Euphorie junger Eltern: »Euch ist ein Kindlein heut geboren? Halleluja«, möchte man ihnen zurufen und ihnen kleine Strampelanzüge in den Briefkasten stecken. Wäre da nicht ihr unsäglicher Beitrag zu einer Misere besonderen Ausmaßes. »Mit Geburten lässt sich kein Geld verdienen«, sagte dieser Tage die Leitung des Klinikums Hannover. Im Gegenteil sogar: »Das Management im Bereich der Geburtshilfe ist sehr aufwendig«, heißt es. »Viel Personal, immer Nachtdienst, Fachärzte...«, ist das einem Krankenhaus zumutbar? Eher nein, bedeutet eine regionale Medizinstrategie. Strategen mögen Planbarkeit, Struktur, Verlässlichkeit. Doch das wird bei den Kleinen nicht groß geschrieben. Sie kommen zu schnell, zu langsam, zu früh, zu spät, mit Kopf oder Füßen zuerst. Für Krankenhausmanager, noch dazu solche, die just erst eingetauscht wurden, ein schier unerhörter Vorgang. Und so ist das Unabwendbare beschlossen: Eine Geburtshilfestation mit Tradition wird dicht gemacht. Hätten brave Eltern doch besser keine oder – wenn es sich denn schon nicht vermeiden lässt – zumindest wenig Kinder bekommen! Das Klinikum hätte nicht so tief in roten Zahlen getaucht. Klar. Doch nun eben dies: Es werden sogar mehr Kinder geboren. Schon hört man, wie werdende Eltern von aufgebrachten Steuer-, Beitrags-, und Sonstwaszahlern pegidagleich durch die Straßen gehetzt werden. »Euer Egoismus macht unsere Krankenhäuser kaputt«, krakeelt die Meute ihnen hinterher. Lust auf Leben? Rechnet sich einfach nicht. Volker Macke

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Zehn Jahre Hartz IV

Hartz IV: umstritten schon lange vor seiner Einführung am 1. Januar 2005, umstritten bis heute. Lesen Sie auf diesen und den folgenden Seiten: eine Dokumentation, wie es zu Hartz IV kam und was seit 2005 geschah; ein Interview mit dem Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge; eine Übersicht zu dem, was Hartz-IV-Empfängern aktuell zusteht, sowie einen Ausblick zu den geplanten »Rechtsvereinfachungen«. 1975: Die wirtschaftliche Aufbauphase ter wie »Soziale Hängematte«, »Eigenverant- Stiftung, einer einflussreichen Einrichtung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg geht zu Ende. Anzeichen einer tieferen Wirtschaftskrise. Die Regierung Schmidt/ Genscher (SPD/FDP) erlässt im Dezember das »Gesetz zur Verbesserung der Haushaltsstruktur«, das unter anderem Ausgaben im Sozialbereich verringert.

wortung«, »Flexibilität«, »Mobilität«, »Wettbewerbsfähigkeit« beginnen die sozialpolitischen Debatten zu prägen. Gleichzeitig werden immer mehr Vollzeitarbeitsstellen in »geringfügige Beschäftigungen« zu 520 oder 620 DM umgewandelt. Der Arbeitsplatz wird zum »Job«, der Niedriglohnsektor weitet sich aus. Das letzte »Arbeitsförderungsreformge1980 – 82: Wirtschaftskrise. SPD und FDP setz« des Kabinetts Kohl ist in einigen Teilen uneins über die notwendigen politischen Vorläufer der Hartz-IV-Gesetze. Maßnahmen. FDP fordert weitgehende sozialpolitische Einschnitte. September 1998: Rot-grüne Koalition Schröder/Fischer. Reizthemen des Wahl9. September 1982: Dem Konzept des FDP- kampfes: hohe Arbeitslosigkeit, weitere KürWirtschaftsministers Graf Lambsdorff (»Für zungen bei Renten und Krankenversicheeine Politik zur Überwindung der Wachs- rung. Oskar Lafontaine erster Finanzministumsschwäche und zur Bekämpfung der ter im Kabinett Schröder. Arbeitslosigkeit«) folgt der Bruch der SPD/ FDP-Koalition, die seit 1969 regiert. Kanzler März 1999: Lafontaine legt alle Ämter nieSchmidt bezeichnet das Lambsdorff-Papier der, da er sich mit seiner an den Arbeitnehals »Abwendung vom demokratischen Sozi- mern und Arbeitslosen orientierten Polialstaat« und »Hinwendung zur Ellenbogen- tik nicht durchsetzen kann. Nachfolger als gesellschaft«. Finanzminister: Eichel (bis 2005), Steinbrück (bis 2009), Schäuble. 1. Oktober 1982: Misstrauensvotum gegen Schmidt. Helmut Kohl wird Kanzler einer Seit 1998: Steuerreformen zugunsten der CDU/CSU/FDP-Regierung. Bundestagswahl höheren Einkommen, der Unternehmensvom 6. März 1983 bestätigt die neue Koali- gewinne, der Erben und der Kapitalgewinne. tion. Sie besteht bis 1998. Berechnungen des gewerkschaftsnahen Institutes IMK sagen, dass dem Staat dadurch 1992: Graf Lambsdorff, 1987 wegen Steu- jährlich 50 Milliarden Euro an Einnahmen erhinterziehung verurteilt, verschärft die verloren gegangen sind. Gedanken seines früheren Papiers: »Wir müssen Schluss machen mit der Politik im September 1999: Das Schröder-BlairGeschenkkarton.« Papier bringt zwei weitere Reizworte in die Debatte. »Workfare« statt »welfare« bezeichAb Mitte der 90er Jahre: Ein neues net die Pflicht zur Gegenleistung in Form Bild wird geschaffen. Nicht wirtschaftliche von Arbeit, die alle zu leisten haben, die Strukturen, gegen die das Individuum weit- Unterstützungsgelder des Staates erhalten. gehend machtlos ist, seien Ursache der Massenarbeitslosigkeit. Vielmehr sei Arbeits­ September 1999: Der »Arbeitskreis zur losigkeit weitgehend selbstverschuldet und Reform der Arbeitslosen- und Sozialhilfe« müsse daher durch (Zwangs-)Aktivierung wird nicht beim Bundessozialministerium des Einzelnen beendet werden. Schlagwör- angesiedelt, sondern bei der Bertelsmann-

der Privatwirtschaft. Er trägt bereits Gedanken zusammen, wie sie später in den HartzGesetzen ausformuliert werden.

2000: Europäisches Gipfeltreffen in Lissabon. Beginn der Lissabon-Strategie, die für ganz Europa eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch Flexibilisierung der Arbeit, Senkung der Lohnnebenkosten und Senkung des Kündigungsschutzes vorsieht.

Oktober 2001: Hans Tietmeyer, Mitverfasser des Lambsdorff-Papiers, bis 1999 Präsident der Deutschen Bundesbank und bis 2008 Aufsichtsrat der gescheiterten Bank Hypo Real Estate, veröffentlicht den Artikel: »Dieser Sozialstaat ist unsozial. Nur mehr Freiheit schafft mehr Gerechtigkeit«.

22. Februar 2002:

Regierungs-Kommission »Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt«. Leitung: VW-Vorstand Peter Hartz. Aufgabe: Vorschläge zur Reorganisation der Bundesanstalt für Arbeit sowie zur Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. 15 Mitglieder (14 Männer, eine Frau). Darunter: Manager (u. a. DaimlerChrysler, Deutsche Bank, BASF), zwei Unternehmensberater (McKinsey, Roland Berger), zwei Gewerkschaftsfunktionäre, zwei Politiker, zwei Sozialwissenschaftler. Keine Betriebsräte, keine Arbeitslosen-Initiativen. Ursachenanalyse der Massenarbeitslosigkeit gehört nicht zu den Aufgaben der Kommission. Offizielle Arbeitslosenzahl 2002: rund vier Millionen.

16. August 2002: Hartz überreicht Kanzler Schröder den Kommissions-Bericht mit 13 »Modulen« und spricht vom »schönsten Tag für die Arbeitslosen«. Schlagworte der Kommission: »Ich-AG«, »Neue Zu­ mutbarkeit«, »Informations-, Beratungsund Betreuungskunden«, »Kundenstrom-


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Management«, »Fall­manager«, »PersonalServiceAgenturen« (= Leiharbeitsagenturen), »Klebeeffekt«, »JobFloater«, »KompetenzCenter« (bisher: Landesarbeitsamt).

2002 – 2004: Florian Gerster baut die Bun-

Sommer 2002: Rot-Grün erlässt noch vor

Foto: Picture-Alliance/dpa

desanstalt für Arbeit zu einer Dienstleistungsagentur mit privatwirtschaftlicher Führungsstruktur um. Die Quote der Langzeitarbeitslosen verbessert sich nicht.

der Bundestagswahl die Gesetze Hartz I und II. Die schwarz-gelbe Bundesratsmehrheit verschärft die Vorlagen (besonders bei den Mini-Jobs und der schlechteren Bezahlung von Zeitarbeitern gegenüber Stammbelegschaften).

Hartz-IV-Satz für Alleinstehende 2005: 345 Euro, 2015: 399 Euro. Jährliche Erhöhung: ca. 5,40 Euro.

22. September 2002:

2005 – 2009 (und ab 2013): Große Koali- 25. Februar 2011: Neu ist das Bildungs- und

Bundestagswahl, Rot-Grün kann weiterregieren. Kanzler Schröder verkündet die »Agenda 2010«: »Wir werden Leistungen des Staates kürzen, Eigenverantwortung fördern und mehr Eigenleistung von jedem Einzelnen abfordern müssen.«

tion, Kanzlerin Merkel.

2007: Erhöhung der Mehrwertsteuer. Einen

Anteil daran erhält die Bundesagentur für Arbeit. Damit finanzieren sich die Langzeitarbeitslosen in Teilen selbst, da sie überproportional von der Mehrwertsteuer-Erhöhung 1. November 2003: Gegen diese Politik betroffen sind. wenden sich nach verschiedenen kleineren Protesten etwa 100.000 Teilnehmer einer 2008: Finanzkrise. Meldungen über die Demonstration in Berlin. immer stärkere soziale Spaltung in Deutschland häufen sich und halten bis heute an. 30. August 2004: In über 200 Städten demonstrieren mindestens 200.000 Men- 2009 – 2013: Schwarz-gelbe Koalition unter schen gegen das Hartz-IV-Reformpaket. Kanzlerin Merkel.

Teilhabepaket für Kinder und Jugendliche aus Hartz-IV-Familien. Ca. zehn Euro pro Kind und Monat. Hohe Bürokratie, die Mittel werden nur in Bruchteilen abgerufen. Das Fördergeld zur Fortbildung und Existenzgründung von Langzeitarbeitslosen wird gekürzt.

Oktober 2013: Der Paritätische beklagt, das Bundesverfassungsgerichts-Urteil von 2010 zur Verbesserung der Lage der Kinder sei immer noch nicht umgesetzt. 1,3 Millionen Menschen, die arbeiten, müssen ihren Niedriglohn mit Hartz IV aufstocken.

11. November 2014: Bundesrat billigt Min1. Januar 2005: Hartz III und IV werden 9. Februar 2010: Das Bundesverfassungs- destlohn von 8,50 Euro. Ausgenommen:

eingeführt. In der Folge: Endloser Streit um die Zuwendungen an Hartz-IV-Empfänger: Wie groß darf die Wohnung sein, wer muss zwangsumziehen? Wie hoch ist der HartzIV-Satz? Wofür ist wieviel Geld vorgesehen? Welchen Teil seines Ersparten muss ein Arbeitsloser verbrauchen, bevor er Hartz IV erhält? Wer ist Lebensgefährte und wird für Leistungen mit herangezogen? Nachforschungen in intimen Lebensbereichen werden üblich.

Ab 2005: 90 Prozent aller bisherigen Sozialhilfeempfänger werden mit einem Schlag »erwerbsfähig« erklärt. Bund und Kommunen streiten sich, wer für ihren Unterhalt aufkommen muss.

gericht verlangt eine Neuregelung von Hartz IV (Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum, gegen Tricksereien bei der Berechnung, v.a. die Sätze der Kinder sind zu gering). Zahl: 6,8 Millionen HartzIV-Empfänger. Jährlich werden gegen mehr als 800.000 Hartz-IV-Empfänger Sanktionen verhängt.

2010: Sparpaket der schwarz-gelben Regierung mit weiteren Einschnitten zu Lasten der sozial Benachteiligten. Einführung der Bürgerarbeit. Hartz-IV-Empfänger werden aus dem Elterngeld ausgeschlossen, Kindergeld bekamen sie von Anfang an nicht. Armutsquote: 15 Prozent. Kinderfreibetrag für Besserverdienende erhöht.

Hartz-IV-Empfänger im ersten halben Jahr nach Aufnahme einer Arbeit.

Januar 2015:

Offiziell 2,7 Millionen Ar­beits­lose, viele jedoch statistisch herausgerechnet. Deutschland hat den größten Niedriglohnsektor Europas, 7  Millionen Menschen. 16 Prozent der Bevölkerung sind armutsgefährdet. Jedes fünfte Kind hängt von Hartz IV ab, die Bildungs- und Aufstiegschancen sind schlecht. Die Hälfte der Langzeitarbeitslosen ist immer noch länger als vier Jahre im Hartz-IV-Bezug. Jüngste OECD-Studie: Die immer weiter verschärfte soziale Spaltung Deutschlands schadet auch der Wirtschaftskraft. Renate Schwarzbauer


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Im Sackbahnhof

Der Gedanke, dass dieser Geburtstag auf irgendeine Weise bejubelt werden könnte, hat ihm keine Ruhe gelassen. Zehn Jahre Hartz IV – für Armutsforscher Professor Christoph Butterwegge kein Grund zu feiern, sondern Anlass, die einstigen Versprechen an Realität zu messen. Ein Gespräch und ein Buch. als Kunden bezeichnen, aber wie einen Bittsteller behandeln«, sei mit Schamgefühlen und Ängsten verbunden. Sodass Obdachlose, Drogenabhängige und Straßenkinder auch schon mal lieber auf diese Unterstützung gänzlich verzichteten. Armut in Deutschland, so Butterwegge, breite sich »seit Einführung von Hartz IV in eher subtiler Form« aus und dringe bis in die Mitte der Gesellschaft vor, wo sie sich zu verfestigen drohe. Da sei zum BeiFotos: Sabrina Richmann

»Natürlich ist die Armut hier nicht vergleichbar mit der in sogenannten Drittweltländern«, differenziert Butterwegge. Trotzdem könne man nicht von »Jammern auf hohem Niveau« sprechen, wenn von Hartz IV die Rede sei. Auch bei uns gebe es existentielle Not. Dass in Deutschland niemand hungern müsse, sei eine Scheinwahrheit, so der Armutsforscher. Sich hilfesuchend an Ämter und Personen zu wenden, die die eigene Lebensweise offen missbilligten, »die einen

spiel die alleinerziehende Mutter, Hartz-IVAufstockerin, deren Kinder hungrig in die Kita kommen oder ohne Pausenbrot in die Schule. Oder auch ein Jugendlicher, der sich den Spott seiner Mitschüler zuziehe, weil er trotz bereits herbstlicher Temperaturen immer noch in Sandalen auf dem Schulhof stehe. Die Beispiele dafür mehren sich: Etwa jedes vierte Kind lebt auf oder unter Sozialhilfeniveau – in »relativer Armut«, wie Butterwegge anmerkt. »Das bedeutet, sich nicht leisten zu können, was in der Gesellschaft als Mindeststandard gilt.« Oft sei das Schämen schlimmer als frieren zu müssen. Das sei auch der Grund, warum gerade Arme viel Geld für Dinge ausgäben, die von anderen Menschen argwöhnisch beäugt und kommentiert würden: »Kaum jemand versetzt sich in die Lage der Betroffenen«, ist Butterwegges Erklärung. »In so einer Situation sind Menschen schnell anfällig dafür, sich zu betäuben und gehen zu lassen. Wenn ich die Sorge hätte, dass mir der Strom abgestellt wird und ich am 20. des Monats nichts Warmes auf den Tisch bekäme, wäre mir die Zahnhygiene meiner kleinen Tochter womöglich auch piepegal.« Früher, zu Hochzeiten des Sozialstaates, in den 1970er Jahren, habe man zum Sozial­ amt gehen können, wenn die Waschmaschine kaputt war. »Die haben dann gesagt: ›Okay, lass’ sie reparieren und schick uns die Rechnung‹ oder sie haben gleich eine neue gekauft«. Es gab oft bedarfsgerechte Hilfe durch Sachleistungen. Nach der HartzIV-Reform sei die staatliche Hilfe nur noch pauschalisiert auf Geldleistungen ausgerichtet. Es gehe »an der Lebensrealität armer Menschen total vorbei«, schüttelt Butterwegge über die Absurdität den Kopf, dass Grundsicherungsempfänger aus dem Regelsatz für den Fall der Fälle »ansparen« sollen – um zum Beispiel eine zukünftige Wasch-


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sozial Benachteiligte haben keine Chance – Hartz IV ist ein Sackbahnhof.« Auslaufmodell Sozialstaat? Einen ein­z igen dünnen Hoffnungsstreif auf eine Rück­ abwicklung von Hartz IV, die er sich wünschen würde, sieht Christoph Butterwegge nur in einer grundlegenden Kurs­korrektur: durch den Druck von Wohl­fahrtsverbänden, Gewerkschaften, Glo­balisierungs­gegnern – und der Mittelschicht. An sie geht sein Appell, nicht weiter nach unten zu treten, aus Angst, weiter abzusteigen. Im Gegenteil: »Sie muss sich nach oben wehren, gegen die, die ihnen diese Ängste eingebrockt haben. Sie muss einsehen, dass sie im Grunde mit den Hartz-IVlern die gleichen Interessen hat – man ist ja von Hartz IV nur eine schwere Krankheit entfernt«. Antje Mosebach

Grundsicherung abgespeist. Ein »aufwändiges, auf diese Menschen ausgerichtetes System« wäre notwendig, um ihnen zu helfen. Besonders im Weiterbildungsbereich. Aber der sei »mit den Hartz-Reformen bewusst kaputtgespart worden«. »Dass sich mittlerweile die Armut bis in die Mitte der Gesellschaft hinein ausgebreitet Christoph Butterwegge »Hartz IV und die und zum anderen sich die Angst vor dem Folgen. Auf dem Weg in eine andere Republik«, sozialen Abstieg bis in die Mittelschicht Beltz Juventa Verlag, 292 S., 16,95 Euro verbreitet hat – das war gewollt, behaupte ich. Das war kein unsozialer Kollateralschaden. Sie wollen Druck machen; nicht Anzeige nur die Erwerbslosen stärker drangsalieren, sondern man will die Belegschaften, die Unsere Mieter wohnen Betriebsräte und Gewerkschaften schwächen, um sie unter dem Damoklesschwert von Hartz IV kompromissbereiter zu machen in Hinblick auf Lohnsenkung und schlechtere Arbeitsbedingungen. Und wenn man sich die Veränderungen in der Arbeitswelt anschaut: Da herrscht mehr Härte und Druck, auch gegenüber Menschen, die noch erwerbstätig sind, aber nicht mehr Lohnforderungen stellen sollen und dafür in Angst und Schrecken versetzt werden.« Gibt es denn irgendetwas Gutes an der Wir haben mehr als 13.000 Wohnungen in Hannover – und begeisterte Mieter. Zum Beispiel Hartz-IV-Reform? »Gutes? Ich seh’ da nichts durch Wohnen+ für Senioren und Menschen mit Positives«, schüttelt Butterwegge den Kopf. Handicap. Unsere Mieter freuen sich über das Wohncafé, gemeinsame Aktivitäten und weitere »Sie hat die Arbeitslosigkeit verstärkt, die Serviceleistungen. Angst vor der Armut, es gibt keine bessewww.gbh-hannover.de ren Fördermöglichkeiten und es gibt keine besseren Vermittlungszahlen – also was soll es daran Gutes geben?« Natürlich gibt es Gewinner, »aber auf dem anderen Ufer: die Arbeitgeber, die Leiharbeiterbranche;

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maschinenreparatur zu bezahlen – von im Durchschnitt 707 Euro im Monat. Das heiße jetzt Eigenverantwortung und Privatinitiativen – »würdige Unworte des Jahres« für den Armutsforscher. Wie passt da der gängige Vorwurf, Transferleistungsempfänger würden den Sozialstaat ausnutzen? »Sozialneid nach unten«, nennt Butterwegge dieses Phänomen. Es werde heute mit größerer Härte und Rücksichtslosigkeit gedacht und gehandelt, sowohl in Politik wie in der Gesellschaft allgemein. »Es ist alles sehr auf Markt, Konkurrenz und Leistung ausgerichtet.« Nach der DDRWende sei »es nicht mehr nötig gewesen, dem Osten zu zeigen, wie sozial der Westen funktioniert«. »Die Entwicklung des Rheinischen zum schweinischen Kapitalismus«, Butterwege ist zornig. Gerade die Langzeitarbeitslosen hätten darunter zu leiden. »Es ist eine immense Veränderung der Arbeitswelt passiert seit 2005«, bestätigt Butterwegge, nur habe die nichts mit Schröders viel besungenem »Fördern und Fordern« zu tun, vielmehr erniedrige und entmündige sie Menschen: »Ich behaupte, dass es niemals das Ziel war, den betroffenen Arbeitslosen und Arbeitnehmern zu helfen, sondern das Gesetz nur geschaffen wurde, um den Wirtschaftsstandort Deutschland für den Weltmarkt konkurrenzfähig zu machen – also die Arbeitgeber zu entlasten«, eine provokante These, sieht Butterwegge selbst. Mit dem Gesetz und den Konsequenzen für den Einzelnen und die Gesellschaft hat sich der renommierte Politikwissenschaftler deshalb in seinem Buch »Hartz IV und die Folgen. Auf dem Weg in eine andere Republik?« detailliert und kritisch auseinandergesetzt. Eine umfassende Bilanz der Reformmaßnahmen, die ihm, je tiefer er in die Materie eintauchte, bewusst machte, »dass es sich bei Hartz IV um ein zutiefst inhumanes System« handelt. Dabei pickten sich die Jobcenter die Rosinen raus, die »arbeitsmarktnahen«, relativ leicht zu vermittelnden Arbeitssuchenden; die anderen würden abgehängt und aufgegeben, mit einer minimalen

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Sätze neu geregelt

399 Euro – das ist das monatliche, detailliert festgelegte Budget mit dem ein alleinstehender Hartz-IV-Empfänger haushalten muss. 8 Euro mehr als im Jahr 2014.

7,90 E 17,10 E

Gaststätten & Herbergen

Gesund­ heitspflege

1,52 E

25,14 E

Bildung

29,21 E Dienstleistungen

30,24 E

141,60 E

Innenausstattung & Haushaltsgeräte

Nahrung & Getränke

33,36 E Energie & Wohn­ instandhaltung

33,50 E Bekleidung & Schuhe

35,23 E Zeitung, Fernsehen, Radio

44,05 E Freizeit & Kultur

Quelle: BMAS, EVS/Statistisches Bundesamt · Fotos: M. Delacor (9), Jala/Photocase, Kemai/Photocase.

Mobilität

Die Regelsätze ab Januar 2015 Das Budget, also der Regelsatz, eines ALG-II-Empfängers berechnet sich nach den Werten, die das Statistische Bundesamt regelmäßig im Rahmen einer Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) unter den ärmsten 15 Prozent der Gesellschaft ermittelt. Diese Werte gelten als Grundlage für das finanzielle Minimum, das ein Mensch in Deutschland zum Leben braucht. Das Bundes­ verfassungsgericht hat diese Art der Bedarfsermittlung im Juli 2014 als »begründbar« und »noch verfassungsgemäß« bezeichnet.

Alleinstehende:

399 Euro

In Bedarfsgemeinschaft:

360 Euro

Erwachsene im Haushalt anderer: 320 Euro Jugendliche von 14 bis 18 Jahren: 302 Euro Kinder von 6 bis 14 Jahren: Kinder von 0 bis 6 Jahren:

267 Euro 234 Euro

Quelle: BMAS


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»Rechtsvereinfachung«

Das Bundesgesetz Hartz IV wird zum April 2015 das neunte Mal geändert. Ein Nachdenken über die materiellen und psychischen Folgen für die deutsche Gesellschaft und die ca. 12 Millionen von Hartz IV betroffenen Menschen ist dabei nicht erwünscht.

Hartz IV bekommen auch Menschen, die noch nicht erwachsen sind, die ihre Persönlichkeit erst entwickeln und in der Schule auf gute Abschlüsse hinarbeiten wollen, aber benachteiligt sind, weil sie aus armen Familien kommen: Millionen Kinder und Jugendliche. Und auch Millionen Menschen, die sich in Fortbildungen und Fördermaßnahmen neues Wissen erarbeiten, erhalten Hartz IV. Und weitere Millionen Menschen hätten Anspruch auf Hartz IV, beantragen es aber nicht, weil sie vor der Bewilligung erstmal ihr lebenslang Erspartes aufbrauchen müssten (und das ihrer Lebensgefährten) – nach einer rücksichtslosen Phase der Durchleuchtung ihrer gesamten privaten Verhältnisse. Offiziell ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland auf 2,7 Millionen Menschen gesunken. Tatsächlich aber sind bis zu 12 Millionen Menschen auf die staatliche Grundsicherung angewiesen. Hartz IV mag ein »Jobwunder« bewirkt haben. Aber dieses »Wunder« ist an Bitterkeit kaum zu übertreffen, denn es ist das »Wunder« der Ausbreitung prekärer Jobs, prekärer Bezahlung, befristeter Anstellung und des Zwangs, jede Arbeit anzunehmen. Dazu das »Wunder« des Exports von Arbeitslosigkeit nach ganz Europa, denn nur das zum System gewordene Lohndumping in Deutschland macht uns zum Exportweltmeister. Und anderswo die Märkte und die Kaufkraft kaputt. Achtmal seit 2005 haben größere Gesetzesänderungen des Bundestags und –rats an Hartz IV gefeilt, hunderte kleinere Verordnungen auf Landes- und kommunaler Ebene kamen hinzu. Was noch kaum jemand beachtet: Die neunte Gesetzesänderung steht an. Sie heißt knapp »Rechtsvereinfachung« und soll zum 1. April 2015 in Kraft treten. Wie schon im Vorfeld der Einführung von Hartz IV hat nun auch wieder eine vorbereitende Arbeitsgruppe still und geräuschlos getagt. Und wie schon vor zehn Jahren war eine Analyse der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der gesellschaftlichen Auswirkungen, gar der schädlichen psychischen Folgen nicht erwünscht. Wohlfahrtsverbände, Betroffenen-Initiativen, Gewerkschaften, die

Foto: Picture-Alliance

Hartz IV wird auch »Arbeitslosengeld II« genannt und das ist reichlich irreführend. Denn die Menschen, die Hartz IV erhalten, sind längst nicht alle arbeitslos. Es sind Leiharbeiter darunter, Niedriglöhner, Werkvertragsarbeiter (also Leute, die dieselbe Arbeit machen wie Mitglieder der Stammbelegschaft, aber zu einem Bruchteil des Lohnes und einem Bruchteil der Arbeitnehmerrechte). Für sie alle hat sich der Begriff »Aufstocker« eingebürgert. Sie verdienen so wenig, dass der Staat ihnen auf die Lohntüte, die sie von ihrem Arbeitgeber bekommen, einen kleinen Betrag Hartz IV draufpackt, damit sie nicht unter das menschenwürdige Existenzminimum fallen. Millionen Erwachsene betrifft das.

Jobwunder der anderen Art: Hartz IV fördert prekäre Beschäftigungs­ verhältnisse.

Kirchen, Armutsforscher: nicht eingebunden. Ziel der Gesetzesänderung soll schlicht sein, das vorhandene, ziemlich struppige Regelwerk leichter handhabbar zu machen, damit also für eine reibungslosere Durchführbarkeit zu sorgen und einige in der Öffentlichkeit verheerend wirkende Auswüchse (z.B. Sanktionen, die junge Menschen unter 25 Jahren obdachlos machen) zu entschärfen. Die Grundausrichtung, die unsere Gesellschaft so tief gespalten und ein System der Angst geschaffen hat, bleibt unangetastet (auch die mögliche Kürzung des Hartz-IV-Satzes unter das Niveau des absoluten Existenzminimums als Strafmaßnahme). Die Lesungen des Gesetzes im Bundestag sind für den 15. Januar und den 6. Februar angesetzt. Sie werden von Phönix übertragen. Man muss nicht über prophetische Gaben verfügen, um vorhersagen zu können: Der Plenarsaal wird kaum gefüllt sein, die Opposition nichts ausrichten, die große Koalition das Gesetz mit leichter Hand verabschieden. Und Hartz IV bleibt der gesellschaftspolitische Skandal, der er seit zehn Jahren ist. Renate Schwarzbauer


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Biografisches

Wer war eigentlich …

… Mascha Kaléko? nur die Jüdische Rundschau druckte noch gelegentlich ihre Gedichte. Ab 1937 durften ihre Bücher als »schändliches Schrifttum« gar nicht mehr verkauft werden. Im Oktober 1938 emigrierte Mascha Kaléko mit ihrem zweiten Mann, dem Musiker und Musikwissenschaftler Chemjo Vinaver, und ihrem kleinen Sohn in die USA. Foto: Gisela Zoch-Westphal/dtv

Sie wurde mit Heinrich Heine verglichen, mit Joachim Ringelnatz, Erich Kästner und Kurt Tucholsky. Mascha Kalékos Gedichte erschienen in vielen deutschsprachigen Zeitungen, ihre Bücher erreichten mehrere Auflagen. Als ihr »Lyrisches Stenogrammheft« ab 1937 verboten war, wurde es unterm Ladentisch verkauft. Albert Einstein, Gottfried Benn, Thomas Mann und viele andere lasen und lobten sie. Nur die Literaturwissenschaft tat sich lange Zeit mit Mascha Kaléko und ihrer Gebrauchs- oder Großstadtlyrik schwer: Sie bekam nie einen Literaturpreis und bis zu ihrem Tod tauchte ihr Name in keiner deutschen Literaturgeschichte auf.

Mascha Kaléko wurde als Golda Malka Aufen am 7. Juni 1907 in Schidlow in Galizien geboren. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs floh die Familie nach Deutschland, vermutlich aus Angst vor Pogromen. Nach Stationen in Frankfurt und Marburg folgte 1918 Berlin. Mascha machte nach ihrer Mittleren Reife eine Bürolehre; in ihrer Freizeit belegte sie Psychologie- und Philosophiekurse, traf sich mit Künstlern im Romanischen Café und schrieb Gedichte und kurze Prosastücke.

Im Exil kümmerte sich Mascha Kaléko hauptsächlich um ihr Kind und die Kar­ riere ihres Mannes. Sie arbeitete als Managerin seines Chors, übernahm die Pressearbeit und verdiente Geld mit Werbetexten. Die finanzielle Situation war angespannt. Da sie auf Deutsch schrieb, wurden nur wenige Gedichte in der Emigranten-Zeitschrift »Aufbau« abgedruckt. Doch ihre »Verse für Zeitgenossen« gehören zu den wenigen Lyrikbänden in deutscher Sprache, die in den USA erschienen.

Seit 1944 war Mascha Kaléko amerikanische Staatsbürgerin. Nach Deutschland reiste sie erst 1956 wieder, als der Rowohlt Verlag ihre beiden ersten Bücher neu auflegte. Das Comeback gelang: Sie landete auf der Bestseller-Liste, las vor vollen Sälen und begeisterte ihr Publikum. 1959 nominierte die Akademie der Künste Berlin die Dichterin für den Fontane-Preis. Doch sie zog ihre 1928 heiratete sie den Philologen Saul Kaléko. Unter seinem Famili- Bewerbung zurück, weil sie den Preis nicht von Jury-Mitglied ennamen veröffentlichte Mascha Kaléko 1929 ihre Gedichte in vie- Hans Erich Holthusen, Direktor der Sektion für Dichtung und langlen deutschsprachigen Zeitungen, unter anderem in der Vossischen jähriges Mitglied der SS, entgegennehmen wollte. Danach stockte Zeitung und der Welt am Montag. Mit ihren Versen traf sie den Ton ihre Karriere: Sie wurde für keinen Preis mehr vorgeschlagen und der Zeit: Sie beobachtete genau, schaute hinter die Kulissen und fand nur noch schwer Verlage. erzählte Geschichten aus dem Alltag – in klassischer Reim und Strophenform und trotzdem scheinbar so, wie ihr der Schnabel gewach- Auch private Veränderungen machten Mascha Kalékos Leben sen war: klar und für jeden verständlich. Die Mischung aus Witz, schwer. Wegen der Karriere ihres Mannes zog sie nach Israel. Dort Melancholie und Ironie, aus leisen, kecken und kritischen Tönen blieb sie Außenseiterin und wurde als Dichterin nicht beachtet. kam beim Publikum gut an. Sie las im KüKa, dem Künstlerkabarett, Ihr Sohn starb 1968 nach schwerer Krankheit, davon erholte sich und im Radio; Künstlerinnen wie Claire Waldorff trugen ihre Chan- Mascha Kaléko nicht mehr. Sie war häufig krank und schrieb nur noch wenig. Ihre Schreibblockade endete erst nach dem Tod ihres sons und Texte vor. Mannes im Dezember 1973. In ihrem letzten Lebensjahr entstan1933 erschien »Das lyrische Stenogrammheft« im Rowohlt Verlag, den mehrere Gedichte, die auch ihre Trauer zum Ausdruck brin1934 folgte das zweite Buch: ein »Kleines Lesebuch für Große«. Doch gen. Vor vierzig Jahren, am 21. Januar 1975, starb Mascha Kaléko in die guten Jahre gingen schnell vorbei. Als Jüdin wurde Mascha Zürich an Magenkrebs. Kaléko 1935 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, Eva Walitzek

Als Dichterin lange nicht beachtet


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Der Blick ins Leere

Die Aussicht auf vollständige Genesung von Wachkoma-Patienten ist gering, eine Besserung ihres Zustandes aber möglich. Siegfried Kotulla wachte wieder auf. Das erste, woran er sich nach seiner schweren Operation erinnern kann, ist die Bettenabteilung bei Karstadt. »Ich lag da in einem der Betten, und ab und zu kamen die Schwestern vorbei. Und dann bin ich aus dem Bett gefallen und kam nicht mehr hoch«, sagt der 73-jährige Hannoveraner. Er ist zu diesem Zeitpunkt im Herbst 2010 seit drei Monaten ohne Bewusstsein und liegt im Pflege- und Therapiezentrum HildeSchneider-Haus auf einer Station für Patienten mit schweren Hirnverletzungen. Die Szenen in der Bettenabteilung spielen sich

in seiner Phantasie ab, ein anderer Teil seiner Wahrnehmungen stimmt aber mit der Wirklichkeit überein: Krankenschwestern kommen in sein Patientenzimmer und versorgen ihn. Und er ist tatsächlich aus seinem Bett gerutscht. Diese ersten Erinnerungen kennzeichnen den Zeitpunkt, an dem Siegfried Kotulla langsam beginnt aufzuwachen – nach einem dreimonatigen Tiefschlaf.

Fortsetzung auf der nächsten Seite

Symbolfoto: S. Kobold/Fotolia

Rennfahrer Michael Schumacher, Fernsehmoderatorin Monica Lierhaus oder der 2013 verstorbene niederländische Prinz Johan Friso – durch Menschen wie sie, die nach schweren Unfällen oder Erkrankungen Wochen oder Monate im Koma verbringen, rückt immer mal wieder ein Krankheitsbild in das öffentliche Bewusstsein, das für viele ungreifbar ist. Besonders gilt das für den Zustand des Wachkomas, bei dem die Betroffenen ihre Augen öffnen, aber ohne Bewusstsein sind. Zu den Menschen, die das selbst erlebt haben, gehört Siegfried Kotulla.

Ein Wachkoma-Patient hat die Augen geöffnet, sein Bewusstsein aber ist verschlossen, das Großhirn arbeitet nicht mehr.


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in das Hilde-Schneider-Haus verlegt. Dort Zweieinviertel Jahre verbringt Siegfried gibt es eine Spezialstation für Menschen mit Kotulla im Hilde-Schneider-Haus, bis er wieder nach Hause entlassen werden kann. schweren Schädel-Hirn-Verletzungen. Die Fortschritte kommen nur langsam. Aber Langsame Fortschritte Kotulla hat einen starken Willen – und gro»Nicht alle Menschen, die zu uns kom- ßen Humor. Bald nachdem er sein Bewusstmen, sind im Wachkoma. Aber alle haben sein und nach und nach auch seine Sprastarke Bewusstseinsstörungen und benöti- che wiedergewonnen hat, beginnt er mit gen intensive Pflege«, erklärt Sabine Kulus, den Schwestern zu schäkern, daran könPflegeexpertin für Menschen im Wachkoma. nen sich die Pflegekräfte gut erinnern. Und Die Einrichtung mit 55 Plätzen in der Calen- als er schließlich zum ersten Mal wieder berger Neustadt gehört zur diakonischen feste Nahrung zu sich nehmen kann, glaubt Henriettenstiftung. Viele der Schwerkran- auch seine Frau daran, dass er wieder nach ken leben hier auf Dauer, deshalb sprechen Hause kommt. Der Weg dahin ist sehr lang Sabine Kulus und ihre Kolleginnen und Kol- und anstrengend. Siegfried Kotulla muss legen auch nicht von »Patienten«, sondern bei allem von vorne anfangen: schlucken, kauen, sprechen, sitzen, stehen und gehen. von »Bewohnern«. Mit einem apallischen Syndrom leben in Das Aufstehen und Gehen fällt ihm heute Deutschland nach Schätzungen des Bun- noch nicht leicht, trotz regelmäßiger Thedesverbandes der Schädel-Hirnpatienten rapien. Aber es reiche, um sich in der Wohrund 10.000 Menschen. Die meisten haben nung alleine bewegen zu können, und damit die schwere Schädigung ihres Gehirns sei er zufrieden. Mitarbeiter des Hildedurch Unfälle, Schlaganfälle, geplatzte Schneider-Hauses beraten die Familie auch Gefäße im Kopf (Aneurysmen) oder schwere bei der geplanten Rückkehr in die FamiliHirnentzündungen erlitten. Die Aussicht enwohnung. »Menschen mit Behinderunauf vollständige Heilung ist gering, beson- gen können Zuschüsse zur Anpassung ihrer ders, wenn der Zustand mehr als ein paar Wohnung erhalten«, erklärt PflegedienstleiWochen andauert. Oft sind aber kleine Bes- terin Inge Neumann. Bei den Kotullas wurserungen möglich, auch noch nach längerer den die Türschwellen entfernt und im Badezimmer ein Lifter eingebaut. Im Februar Zeit. Foto: I. Goetsch

Im Sommer 2010 musste sich der Hannoveraner einer schweren Operation unterziehen. Die Halsschlagader wurde behandelt und ein Lymphdrüsentumor entfernt. Der Eingriff verlief zunächst erfolgreich. Zwei Tage später erleidet der Rentner aber einen Herzstillstand und fällt anschließend ins Koma. Vier Wochen liegt er auf der Intensivstation. Als er nicht mehr ständig beatmet werden muss, wird er in eine neurologische Reha-Klinik verlegt. Siegfried Kotulla hat die Augen geöffnet, atmet weitgehend selbstständig, doch er blickt ins Leere. »Wachkoma« wird ein solcher Zustand genannt, medizinisch heißt es »apallisches Syndrom«. »Du hast dort so schön am Fenster gelegen«, sagt Ursula Kotulla, die ihren Mann damals jeden Tag besuchte, mit ihm sprach und auf Fortschritte hoffte. Der schüttelt nur den Kopf. Er hat keinerlei Erinnerungen an diese Wochen. »Unser Sohn hatte sich da schon innerlich von seinem Vater verabschiedet«, erinnert sich die 72-Jährige und schluckt. Acht Wochen dauert die Rehabilitation. Der Schwerkranke erhält Krankengymnastik und andere Therapien, die sein Gehirn anregen sollen. Aber der Gesundheitszustand von Siegfried Kotulla verbessert sich kaum. Deshalb wird er schließlich

Fröhliches Wiedersehen nach der Genesung: Siegfried und Ursula Kotulla mit Sabine Kulus und Inge Neumann vom Hilde-Schneider-Haus (von rechts).


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2013 zieht Siegried Kotulla wieder in seine Wohnung. Nur zwei bis drei Bewohnerinnen und Bewohnern pro Jahr gelingt der Wechsel zurück in die Familie oder in eine Wohngruppe. »Wir verstehen uns deshalb auch als so etwas wie eine große Familie«, sagt Inge Neumann. Dazu gehöre, dass Angehörige täglich ein- und ausgehen und am Alltag teilnehmen könnten, so viel sie möchten. Und es werde großen Wert darauf gelegt, dass die Bewohner so viel wie möglich erleben, zum Beispiel bei Ausflügen in die Stadt, zum Flughafen oder ins Stadion zu Hannover 96. Im Haus finden Konzerte und Public Viewing statt. »Wir wissen nicht wirklich, was in Menschen mit schweren Hirnschädigungen vor sich geht, aber wir erleben täglich, dass sie sehr wohl reagieren können und Freude oder Abneigung ausdrücken«, sagt die Pflegedienstleiterin. Man müsse nur genau hinsehen. »Wachkoma-Patienten reagieren mit ihrem ganzen Körper, zum Beispiel mit Anspannung oder Lockerheit, mit Schwitzen oder verstärktem Puls, – oder auch mit einer Atmung im Rhythmus von Musik!«

Bescheidene Ziele Bei allen Fortschritten, die Siegfried Kotulla inzwischen gemacht hat – manchmal hat das Leben in den eigenen vier Wänden seine Tücken. Im Mai letzten Jahres stürzte der 73-Jährige auf dem Balkon, als seine Frau kurz zum Einkaufen gegangen war und kam nicht von selbst wieder auf die Beine: »Mein Gleichgewichtssinn lässt mich immer mal wieder im Stich.« Jetzt trägt er immer ein Handy bei sich, mit dem er auf Knopfdruck mit einem Familienmitglied verbunden wird. Aber Siegfried Kotulla ist mit seinem Leben zufrieden. Auch wenn sich manche Träume wohl nicht mehr erfüllen werden. Autofahren zum Beispiel. »Das erlauben mir meine Frau und meine Kinder nicht«, meint er etwas wehmütig. Andere Ziele lässt er noch nicht los, das Wochenendgrundstück in der Nähe Hannovers hat er erst einmal behalten: »Dort eines Tages wieder mal wieder ordentlich zupacken zu können, das wäre schön!« Ines Goetsch

Tiefer Schlaf mit offenen Augen Gespräch mit Prof. Dr. Eckhart Sindern, Chefarzt der Neurologie im Diakonie­ krankenhaus Friederikenstift in Hannover. Herr Professor Sindern, was versteht man medizinisch unter einem Koma? Ein Koma ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symp­tom. Ein Patient im Koma ist im Zustand tiefster Bewusstlosigkeit, aus dem er auch nicht erweckt werden kann, zum Beispiel durch Lärm oder Schmerzreize. Die Medizin kennt unterschiedliche Grade des Komas. Der Tiefschlaf aufgrund einer Erkrankung wird »Sopor« genannt, eine leichte Form der Bewusstseinstrübung ist die »Somnolenz«, in der wir uns sehr schläfrig fühlen, leicht benommen sind und nicht alles um uns herum wahrnehmen. Das tritt zum Beispiel beim Einschlafen oder Aufwachen auf oder als Übergangsform nach einem tiefen Koma. Und was ist im Unterschied dazu das künstliche Koma? Das künstliche Koma wird durch eine medikamentöse Narkose verursacht und wird bewusst hervorgerufen, damit sich Menschen mit schweren Verletzungen, besonders am Kopf, besser erholen können. Sie sind dann in einem künstlichen Tiefschlaf, aus dem sie durch Verminderung der Medikamentengabe nach und nach geweckt werden können. Wann spricht die Medizin von einem Wachkoma? Das Wachkoma, fachlich »apallisches Syndrom« genannt, ist eine Unterform des tiefen Komas. Dabei arbeitet nur noch der Hirnstamm. Das Herz-Kreislauf-System funktioniert, die Verdauung und meist auch die Atmung. Auch auf Schmerzreize reagieren die Patienten, aber nicht bewusst, sondern nur durch reflexhafte Reaktionen. Die Augen sind geöffnet, blicken aber meist starr in die Ferne – deshalb spricht man auch vom »Wach-Koma«. Das Großhirn, das unsere bewussten Reaktionen steuert, arbeitet bei diesen Patienten nicht. Wodurch wird das Wachkoma ausgelöst? Das apallische Syndrom tritt bei einer starken Schädigung des Großhirns auf. Das kann die Folge eines Schlaganfalls sein oder nach schweren Kopfverletzungen, etwa durch einen Motorradunfall. Auch bei schweren Entzündungen der Hirnrinde können Patienten in ein Koma oder Wachkoma fallen. Welche Chancen haben Patienten im Wachkoma, wieder vollständig gesund zu werden? Das ist extrem unterschiedlich. Im günstigsten Fall ist ein Patient nur wenige Stunden oder Tage in diesem Zustand, andere brauchen mehrere Monate – und manche wachen auch bis zu ihrem Lebensende nicht mehr auf. Es kommt sehr darauf an, wie schwer das Großhirn geschädigt wurde. Und auch wenn die Patienten wieder erwachen, das geschieht meist auch nur nach und nach, kann der Gesundungsprozess sehr lange dauern. Die meisten müssen dann alles wieder mühsam neu lernen: schlucken und kauen, sprechen, stehen und gehen. Sehr selten gibt es, manchmal auch noch nach vielen Jahren, spontane Gesundungsprozesse.


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Unsere Januar-Tipps

Verschiedenes

Musik

Sternenkinder

Gypsy-Folk im Schloss

Sternenkinder nennen betroffene Eltern ihre vor, während oder kurz nach der Geburt verstorbenen Kinder. Nach einer solchen Erfahrung wieder schwanger zu sein, ist auch mit Ängsten verbunden, die Außenstehende oft nicht verstehen. Beim Frühstück für Folgeschwangere des Vereins »Leere Wiege« können sich Betroffene austauschen, begleitet von der Hebamme Heidi Blohmann.

Die fünfköpfige Band Barbarella’s Bang Bang aus London sprüht vor Kreativität, Ausdruckskraft und Musikalität. Ihre Konzerte sind ein Gesamtkunstwerk aus europäischem Gypsy-Folk, thea­ tralischem Pop und bunter Kostümshow, bei denen sie ihre Zuhörer mitnehmen auf eine atemberaubende Reise in die Welt verlorener Liebhaber, extravaganter Tanzhallen und in das Leben der Bohème. In Japan waren sie bereits mehrfach auf Tour, in Deutschland sind sie jetzt zum ersten Mal.

30.1., 20 Uhr, Schloss Landestrost, Großer Saal, Schloßstraße 1, Neustadt. Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro. Vorverkauf im Schloss Landestrost unter Tel. 05032 – 89 91 54 oder kultur@region-hannover.de

9. und 23.1., 10 bis 12 Uhr, Hanna Kapelle, Tiergartenstraße 87, Hannover. Anmeldung erbeten an blohmann-krueger@t-online.de, Kosten: keine.

Tanz im Museum

Nachmittag voller Swing-Musik und Tanz, diesmal unter dem Motto »Sags auf Französisch«, denn in Frankreich trug der Swing ganz eigene Blüten. Ab 15 Uhr gibt Swing Rambler einen Lindy-Hop-Schnupperkurs (der Lindy Hop ist ein Tanzstil aus den 1930er Jahren, der als vorläufer des Jive und des Rock’n’Roll gilt). Und ab 15.30 Uhr legen Machinegun Kalle und Mr. Gin auf, was die Beine zucken lässt: Swing, Charleston, Lindy Hop, Jazz, (Rhythm &) Blues und Skurriles. Für den Einsteigerkurs werden keine Vorkenntnisse benötigt – und Tanzpartner finden sich vor Ort.

Das Lulu White Salon Orchestra lässt im Foyer des Historischen Museums Musik der 20er und 30er Jahre erklingen, tanzbegeisterte Einsteiger und Fortgeschrittene können am Charleston-Schnupperkurs teilnehmen oder einfach tanzen, und wer eine Tanzpause braucht, kann an kurzen Führungen durch die Sonderausstellung »Heimatfront« und die Dauerausstellung »Hannover zwischen 1918 und 1935« teilnehmen. Das Museumscafé hält Snacks und Getränke bereit. 18.1., 15 bis 19 Uhr, Bürgerschule,

10.1., 19 bis 22 Uhr, Historisches Museum, Pferdestraße 6, Hannover. Eintritt: 13 Euro im Vorverkauf, 15 Euro an der Abendkasse.

Klaus-Müller-Kilian-Weg 2, Hannover. Eintritt frei(willig).

Freiheit mit Fotos

Der Poetry-Slammer Mitch Miller reist gerne und oft. In Beim Swingy Sunday in der seinem Programm »90 Tage Nordstadt treffen sich Musik- Freiheit« berichtet er auf charund Tanzbegeisterte zu einem mante und sympathische Weise

Lindy Hop tanzen

und mit Fotos und Videos von seinen Reisen. Zum Beispiel, wie er gemeinsam mit seinem Hund Bella von Osnabrück 4.000 Kilometer in die Türkei gelaufen ist.

29.1., 20 Uhr (19 Uhr Einlass), Warenannahme, Kulturzentrum Faust, Zur Bettfedernfabrik 3, Hannover. Eintritt: 8 Euro, erm. 6 Euro.

Musik WeihnachtsRapTorium Jugendliche Laien und Musikprofis (wie Laith Al-Deen oder Jens Eckhoff von Wir sind Helden) haben gemeinsam eine genreübergreifende Neufassung von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium erarbeitet – und zeigen es in der hanno­ verschen Marktkirche. Bachs Weihnachtsoratorium wandelt sich zum modernen RapTorium, das neben Klassikliebhabern auch ein junges Publikum

ansprechen soll: mit Rap, HipHop und Popmusik.

10.1., 20 Uhr (Abendkasse öffnet ab 19 Uhr), Marktkirche, Hanns-Lilje-Platz 2, Hannover. Eintritt: 10 Euro, erm. 8 Euro.

Wolferls Geburtstag Am 27. Januar ist der 259. Ge­­ burtstag des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Lehrende und Studierende der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover feiern diesen Anlass unter dem Titel »Ois Guade, Wolferl« mit einem Kammermusikkonzert.

27.1., 19.30 Uhr, Kammermusiksaal, Plathnerstraße 35, Hannover. Eintritt frei.

Songs of Gastarbeiter Es waren einmal junge Männer aus Italien, der Türkei und anderen europäischen Ländern, die sich nach Almanya aufmachten, um dort zu arbeiten. Und viele blieben. Bülent Kullukcu und Imran Ayata haben die Musik dieser jungen


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Theater Ben X

Männer von damals gesammelt und zeigen nun die dokumentarische Lecture Performance »Songs of Gastarbeiter«. Ab Mitternacht darf dann in der Statt Theater Disco zu orientalischen Klängen getanzt werden.

30.1., ab 22 Uhr, noon/Foyer Kleines Haus, Theater Bremen, Goetheplatz 1, Bremen. Eintritt: 5 Euro.

Ausstellungen Characters

Blümchensex Zu einem Ausflug in die wenig bekannte und teils bizarre Welt der Bestäubung lädt die Aus­ stellung »Im Blütenrausch – Ge­­ heim­n isvolles Liebesleben« ein. Schließlich sind Blüten die Sexualorgane der Pflanzen. Vor allem um Tiere für den PollenTransport einzuspannen, wird gelockt, belohnt, gefangen, be­­ trogen und getäuscht. Im Rahmenprogramm gibt es Führungen (29.1., 5.2., 12.2., 15 Uhr, 5 Euro, ohne Anmeldung), auch durch die illuminierte Ausstellung (24., 28. und 31.1., und 4., 7., 11. und 14.2. je 17.30 Uhr, 7 Euro inkl. Eintritt, Anmeldung unter Telefon 0511 – 16 84 45 43), und zum Auftakt den Vortrag »Vom Liebes­leben der Pflanzen« (23.1., 18 Uhr, Galerie Herrenhausen, Eintritt frei).

Elf professionelle Grafiker aus Niedersachsen zeigen unter dem Titel »Characters« Arbeiten mit Figurendarstellungen und dokumentieren durch ein kleines »Making-Of«, wie sie die Illustrationen gestaltet haben und 23.1. bis 15.2., 9 bis 17 Uhr, welche Techniken zum Einsatz Schauhäuser im Berggarten, Herrenhäuser Straße 4, Hannover. kamen.

Bis 31.1., werktags zwischen 9 und 16 Uhr, Halle 96, Hanomaghof 2, Hannover. Eintritt frei.

Eintritt (im Berggarten-Eintritt enthalten): 3,50 Euro, erm. 1,50 Euro, Kinder bis 12 Jahre Eintritt frei.

Ben ist Autist, für ihn bedeutet Alltag in der »normalen« Welt oft Angst, Unsicherheit und De­mütigung. Er flüchtet sich in ein Online-Rollenspiel, wo er ein mächtiger Krieger ist. Eltern, Lehrer und Psychologen sehen nur hilflos zu, wie die Demütigungen immer krassere Formen annehmen – bis Ben beschließt, dass es Zeit für das Endgame ist. Und dass jemand sterben muss.

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

9., 10., 14., 16. und 17.1.,

Freitag, 16.1.

20 Uhr, Theater an der Glocksee, Glockseestraße 35, Hannover. Eintritt: 14 Euro, erm. 10 Euro, mit Hannover-Aktiv-Pass frei (Reservierung erforderlich).

DIE GESELLSCHAFT DER FREUN­­DE DES JAZZ PRÄSENTIERT JOYCE MORENO CD-Release „Raiz“ Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro

Kinder

Mittwoch, 21.1.

Pettersson & Findus

Freitag, 23.1.

Der alte Pettersson und seine sprechende Katze Findus sind aus zahlreichen Kinderbüchern bekannt. Das Dresdner Figurentheater bringt »Ein Feuerwerk für den Fuchs« auf die Bühne: Um den Hühnerdieb vor dem gemeinen Nachbarn Gus­tavs­­son zu retten, hecken Pettersson und Findus einen ge­­wag­ten Plan aus – sie wollen den Fuchs mit einem Feuerwerk verscheuchen. Da lachen nicht nur die Hühner!

DIE GESELLSCHAFT DER FREUN­­DE DES JAZZ PRÄSENTIERT MICHAEL WOLLNY TRIO Eintritt: 20 Euro, keine Erm.

29. und 30.1., 15.30 Uhr, Haus der Jugend Langenhagen, Langenforther Platz, Langenhagen. Eintritt: 5 Euro (Karten sind ab dem 19.1. im Haus der Jugend Langehagen erhältlich, Restkarten an den Veranstaltungstagen ab 15 Uhr an der Tageskasse).

Januar 2015 Freitag, 9.1. KNUT RICHTER SWINGTETT Eintritt: 20 Euro, keine Erm.

ROM-SCHAERER-EBERLE Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro

Donnerstag, 29.1. NICO FINKE’S BAD SURPRISE CD-Release „Bad Surprise“ Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro Freitag, 30.1. JIMMY REITER & SAX GORDON BEADLE Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr


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Geteilte Kunst Unkomplizierter Kunstgenuss im eigenen Wohnzimmer: Hannovers Artothek verleiht Bilder von besonderen Künstlern – für wenig Geld. es auch kaufen«, erklärt Anke Pauli, Initiatorin und Geschäftsführerin der Artothek in Hannover. Die Idee der Artothek in Deutschland ist schon etwa 200 Jahre alt, ihre Blütezeit erlebte sie aber in den siebziger Jahren, in denen viele der heute 140 Artotheken entstanden – mit dem Ziel, Kunst unters Volk zu bringen. »Hannover war bisher immer noch ein schwarzer Fleck auf der Artothekenlandkarte, in Oldenburg oder in Neustadt etwa gibt es schon lange den Kunstverleih, der dort auch sehr gut läuft.« Bereits während ihres Studiums der Kunstgeschichte in Köln und Bonn lernte die 39-Jährige das Konzept der Artothek kennen, mit deren Gründungsidee sie seit ihrem Umzug nach Hannover 2006 liebäugelte,

Kontakte knüpfte und Mitstreiter suchte. Im vergangenen Jahr war es dann geschafft: Zusammen mit 13 weiteren Kunst- und Kulturinteressierten gründete Pauli, die sich als Vorstandsmitglied im deutschen Artothekenverband engagiert, den gemeinnützigen Verein »Artothek Hannover«.

Ansehnlicher Fundus »Wir wollen, dass wirklich jeder sich Kunst leisten kann. Wie zum Beispiel Studierende, die wenig Geld, aber Lust auf echte Kunst mit echter Biografie haben und sich eben nicht ein Bild von Ikea an die Wand hängen wollen«, so Pauli. Für einen Jahresbeitrag von 25 Euro ist es möglich, bis zu vier Bilder im Jahr auszuwählen. Aus einem Fotos: S. Wendt

Kaum ein Paar, das zusammenzieht, kann ihr entgehen: der Diskussion um die Bilderfrage im neuen Heim. Nicht selten scheitert genau an dieser die Kompromissbereitschaft, und leere Wände zeugen von der Unentschlossenheit der Bewohner. Über (Kunst-)Geschmack lässt sich einfach nicht streiten. Was also tun? Wie an das richtige Bild kommen – ohne erst viel investieren zu müssen, für den Fall, dass es bald nicht mehr gefällt? Jetzt gibt es die Möglichkeit, Kunstwerke zu leihen: Die Artothek Hannover bietet Gemälde auf Zeit. Alle drei Monate wechselt das Bild an der Wand, »so denn man möchte. Wer sich in ein Werk verliebt und sich nicht mehr trennen möchte, kann

Verhelfen der Kunst ins Leben: Artotheken-Gründerin Anke Pauli (r.) mit Kunsttherapeutin Sabrina Gebhard.

Fundus, der sich sprichwörtlich sehen lassen kann: über 1.000 Kunstwerke fasst die Sammlung. Allesamt entstanden in dem Kunst-Langzeitprojekt der AuEKreativschule, die über 20 Jahre lang mit Menschen mit chronisch psychischen und geistigen Einschränkungen künstlerisch arbeitete. »Gestartet haben wir 1987 als ›normale‹ Kunstschule, sozusagen als Pendant zur Musikschule. Aber das wurde uns schnell zu wenig und so haben wir ’89 angefangen, unseren Schwerpunkt auf die Arbeit mit Patien­ ten der Großpsychatrie Ilten/Köthenwald zu verlagern«, sagt Sabrina Gebhard, Leiterin und Mitbe­ g ründerin der Kreativschule für Ausdruck und Erleben. Zunächst in der Klinik vor Ort, später in den Schul-Räumlichkeiten sowie im Sprengel Museum kamen die Langzeitpatienten regelmäßig unter anderem mit dem Malen in Kontakt. »Kunst kann den Selbstwert enorm stärken«, sagt Gebhard, die als Kunsttherapeutin die Projekt-Teilnehmer von Anfang an begleitete und betreute, »der Schaffensprozess an sich ist schon wichtig, aber eben auch, dass die Werke Öffentlichkeit erfahren – das erleben die gesunden Anteile dieser Menschen ganz intensiv und das macht sie stolz.« Und so waren ausgesuchte Bilder dieser besonderen Künstler über die Jahre in vielen Ausstellungen wie etwa im Sprengel Museum, im Kultusministerium oder im SofaLoft zu sehen und käuflich zu erwerben. 2013 endete die Zusammenarbeit zwischen der AuE-Kreativschule


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und der Groß­­psychatrie nach 24 Jahren. Wegen fehlender Gelder zum einen. Zum anderen hätte die Psychiatrie schon seit langer Zeit auch eine eigene Werkstatt für künstlerische Projekte mit den Bewohnerinnen und Be­­ woh­­nern. Wir hatten zwei Jahre Zeit, uns langsam und behütet voneinander zu verabschieden, die brauchten wir auch«, erzählt Gebhard, die zum Abschied und zur Freude der Künstlerinnen und Künstler eine Bilderversteigerung im Sprengel Museum Hannover organisierte.

»Rein ins Leben« Das Kunst-Projekt ist beendet, die Bilder aber sind geblieben und lagerten ungesehen im Keller der Schule, bis sich Anke Pauli und Sabrina Gebhard kennen lernten und die Idee der Kooperation entstand. »Das war ein absoluter Glücksfall und genau das, wonach wir gesucht haben«, erinnert sich Pauli begeistert, der die Sammlung sofort gefallen hat. Die Förderung von Kunst jenseits des etablierten Kunstbetriebes sei satzungsgemäß ein grundlegendes Anliegen der Artotheken. »Unser Fokus liegt nun ganz klar auf Außenseiterkunst, speziell auf der Kunst von psychisch Kranken. Es gibt in dem Bereich viele Projekte, aus denen so tolle

Werke entstehen, die gesehen werden müssen!« So wie eben auch die gut 1.000 farbenfrohen Leinwandbilder aus dem Keller raus und »rein ins Leben« müssten. Pauli entdeckt immer noch Neues im Kunst-Archiv der Schule: »Da steht dann plötzlich ein Bild in der Ecke, das mir bisher noch nicht aufgefallen war, es ist faszinierend, wie unterschiedlich die Künstler und ihre Werke sind!« Besonders häufig würden sich die Entleiher für die Bilder von Eibo Reents entscheiden, der bis zu seinem Tod 2004 elf Jahre in der AuE-Schule gemalt hatte. Vielen gefalle sein »eher leicht verdaulicher und abstrakter« Stil, wohingegen die Bilder von dem ebenfalls ver­­ storben Robert Picker eher schwierig seien. Einige fühlten sich auch zu den Werken des autistischen Künstlers Martin Kaiser hingezogen. »Bei ihm finde ich es so erstaunlich, dass er ein in sich gekehrter, ganz leiser Mensch ist. Seine Malerei aber ist gar nicht still, sondern im Gegenteil laut!« Auch Heiko Jantzen hatte drei Monate ein Bild von Martin Kaiser zu Hause im Wohnzimmer hängen. Er ist einer der rund 40 festen Entleiher der Artothek. »Als ich von ihr erfuhr, war ich sofort überzeugt, dass das genau das Richtige für mich ist.« Gerade umgezogen

Jantzen ist überzeugt von diesem Ansatz, der immer mehr zum Trend wird und für das geliehene Bild spricht. »Ob Autos, Fahrräder, Ferienwohnung oder Gedanken auf facebook – die Idee des Teilens hat sich schon in so vielen Bereichen etabliert«, so Anke Pauli, »warum also nicht auch in der Kunst?« Sonja Wendt Kontakt unter 0511 – 21 90 98 30 oder info@artothek-hannover.de, weitere Infos und Bilder unter www.artothek-hannover.de Anzeige

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Rund 1.000 Unikate warten im Archiv auf ihre Entdeckung.

war der 40-Jährige auf der Suche nach dem richtigen Bild für die eine weiße Stelle an seiner Wand im Wohnzimmer. Sich nicht fest­legen zu müssen und »dass man sich viel intensiver mit Kunst auseinandersetzen kann, wenn man das Bild zu Hause hat«, gefällt Heiko Jantzen be­­ sonders an dem Konzept. Und: »Ich merke, dass ich das Bild nicht besitzen muss. Das ist wie mit Büchern – bis auf ein paar Ausnahmen kann ich die gut alle wieder abgeben, wenn ich sie gelesen habe.« Nicht nur Heiko

Tel. 0511/44 55 62 Fax 0511/44 55 85


20 Asphalt 01/2015

Kultur im Fokus

»Es ist unser Recht« Die UN-Behindertenrechtskonvention in Langenhagen auf der Bühne.

Foto: L. Varga

die Theatertruppe mit Es gibt Wörter, da fehdem Bus durch Langenlen einem die Worte: hagen, um zu versteUN-Behindertenrechtshen: »Es ist unser Recht, konvention. Was ist das dass wir das dürfen«, überhaupt, eine Konso Anika Schuberkis. vention? Was bedeutet Ein großer Aha-Effekt, sie für unsere Geselldenn für viele Teilnehschaft? Und was heißt mer gilt: »Ich darf gar das konkret für Mennicht alleine Bus fahren. schen mit BehindeOder mir wird gesagt, rung? Fällt es schon ich darf nicht alleine schwer, dieses Wort Bus fahren. Erst da auch nur auszusprehaben wir gemerkt, was chen, so verbirgt sich dieses Recht eigentdahinter ein Regelwerk, lich bedeutet und wie das noch viel schwees umgesetzt oder auch rer zu verstehen ist. Bei nicht umgesetzt wird.« der GBA, der gemein- Selbstbestimmt und selbstbewusst: das Theaterprojekt UN-KON-VEN-TI-ON?! nützigen Gesellschaft für Behindertenarbeit in Langenhagen, stand man nun vor der Mithilfe von Texten in Leichter Sprache erarbeitete die TheaterAufgabe, den Bewohnern selbst die Inhalte der Konvention zu ver- gruppe nun ausgewählte Rechte und Gesetze der Konvention. mitteln. Doch viele können nicht lesen und schreiben und das Diese sind szenisch in einem bunten Rahmen zusammengepackt, Titelwort ist nicht das einzig Schwierige. Wie veranschaulicht von lustig und komisch bis hin zu nachdenklich und berührend. man die Behindertenrechtskonvention? Da kam die zündende Etwa wenn die Darsteller auf der Bühne eine Demonstration Idee: Das ließe sich theatral aufbereiten. So wurde das Theaterpro- für ihre Rechte abhalten, bei der sie Schilder und Banner mit jekt UN-KON-VEN-TI-ON?! geboren, mit der Lebenshilfe und der Forderungen wie »Alle Menschen sind gleich« oder »Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden« hochhalten. VHS Langenhagen als Kooperationspartner. Für seine Rechte einzutreten, ist ein Teil von Selbstbestimmung. Unter der Regie von Theaterpädagogin und Förderschullehre- Wenngleich die Beteiligten des Projekts ausschließlich Menrin Anika Schuberkis stellte das Ensemble in zweijähriger Pro- schen mit Beeinträchtigung sind, so geht es Regisseurin Anika benarbeit ein Stück auf die Beine: »Wir haben es entstehen las- Schuberkis aber letztendlich um den inklusiven Gedanken. Den sen, es gab keine Vorgabe. Es ist gemeinsam in der Gruppe ent- will sie den Zuschauern näherbringen: »Sie sollen mit nach standen und gewachsen.« Die Darsteller sind alle Menschen mit Hause nehmen, dass es diese Konventionen überhaupt gibt und einer Beeinträchtigung, alles Theaterbegeisterte aus Langenhagen dass Menschen mit einer Behinderung sich damit auseinander­ und Umgebung. Um zu begreifen, was die Rechte der Konvention setzen. Und sie sollen sehen, dass Menschen mit Behinderung bedeuten, erprobte man diese auch praktisch. Beispielsweise das dazugehören und dass das endlich im Alltag und im gemeinschaftRecht, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Kurzerhand fuhr lichen Leben ankommt.« Wie wichtig das Thema für die Beteiligten selbst ist, zeigt der interne Arbeitsname des Stückes: MenschenAnzeige rechte. Lorenz Varga un-kon-ven-ti-on?! Sonntag, 25. Januar, 15.00 Uhr im daunstärs Langenhagen, Konrad-Adenauer-Strasse 15. Eintritt: 4 Euro. Vorbestellung bei der VHS Langenhagen möglich: www.vhs-langenhagen.de oder 0511 – 73 07 97 10.


Aus der Szene Asphalt 01/2015 21

gesucht – gefunden Verkäuferin Cordula, Nr. 1683: Suche einen Rollator, einen Laptop und ein Handy. Kontakt: 0163 – 926 07 62. Verkäufer Reinhold, Nr. 137: Suche Arbeit als Hausmeister, Gärtner, auch Hecken- und Baumschnitt oder Maler. Außerdem suche ich eine Stereoanlage mit funktions­ fähigem CD-Player. Ich wünsche meinen lieben Kunden ein gesundes, erfolgreiches neues Jahr und bedanke mich herzlich für die lieben Gespräche und die Unterstützung! Kontakt: 0175 – 802 22 23. Verkäufer Hasso, Nr. 1881: Ich suche einen 25er oder 50er Motorroller. Fahrbereit. Kontakt: 01578 – 701 89 73. Verkäuferin Angela, Nr. 2158: Ich suche einen Kühlschrank, einen Gefrierschrank, eine Mikrowelle und einen Kratzbaum. Danke! Kontakt: 0178 – 819 44 49. Verkäufer Jörg, Nr. 2117: Ich wünsche meinen Kunden ein schönes neues Jahr 2015.

Verkäufer Thomas, Nr. 1909: Suche dringend 1 - 2-Zimmer­ wohnung. Miete übernimmt das Jobcenter. Außerdem suche ich einen 50er Motorroller. Danke und ein gesundes neues Jahr 2015 wünsche ich! Kontakt: 0151 – 26 87 64 63. Verkäufer Uwe, Nr. 1865: Ich möchte mich bei allen Kunden für die schönen Geburtstagswünsche bedanken. Verkäufer Olaf, Nr. 1612: Suche 1 - 2-Zimmerwohnung im Raum Hannover. Kontakt: 0177 – 395 18 06. Verkäufer Mario, Nr. 1970: Suche Gefrierschrank oder kleine Truhe. Kontakt:01573 – 389 69 26. Wenn Sie Kleidung oder Kleinelektrogeräte kostenlos abgeben möchten, wenden Sie sich bitte an den Asphalt-Vertrieb unter 0511 – 30 12 69-20. (Abgabe nur nach vorheriger Absprache möglich!) Unter www.asphalt-magazin.de finden Sie außerdem verschiedene Anlaufstellen in unserem Verbreitungsgebiet.

Das muss mal gesagt werden schen, dass die Politiker in diesem Jahr weniger Blödsinn machen; wünschen, dass die Ukraine zur Ruhe kommt, dass es den Israelis und Arabern endlich mal gelingt, ohne die Gegenseite zu provozieren ein friedliches Miteinander anzustreben; wünschen, dass es überhaupt weniger Auseinandersetzungen zwischen Menschen gibt; Nun ist es also da, das neue wünschen, dass die Welt endJahr, und ich wünsche allen lich die Ebola-Ausweitungen ein schönes 2015. Vor allem in den Griff bekommt. Gesundheit, denn dass die das kostbarste Gut ist, wis- Ich fürchte allerdings, viele sen all diejenigen, die an einer dieser Wünsche werden sich auch im neuen Jahr nicht schweren Krankheit leiden. Aber nicht jammern – son- erfüllen können, leider. dern sich freuen auf das Jahr, das vor uns liegt! Sich freuen Übrigens, danke für die Treue da­rauf, dass die Bäume wieder zu Asphalt, die freundligrün werden, uns die Sonnen- chen Reaktionen (na ja, nicht strahlen wärmen, wie schnell immer, kann aber Kritik vertragen) auf meine kleinen doch die Zeit vergeht ... monatlichen Beiträge! Vielleicht sollten wir uns auch etwas wünschen! WünKarin Powser Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Foto­ kamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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22 Asphalt 01/2015

Aus der Szene

Für die Ausgegrenzten

Im Asphalt-Interview blickt Gottfried Schöne zurück auf fast 40 Jahre Obdachlosenarbeit im Diakonischen Werk. Der Leiter der Zentralen Beratungsstelle für Personen in besonderen Schwierigkeiten (ZBS) zieht kurz vor seinem Ruhestand Bilanz. Herr Schöne, Sie haben über eine enorme Zeitspanne hinweg die Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werkes mit aufgebaut und zu einer differenzierten, menschenwürdigen Hilfe beigetragen. In der Rückschau: Wie sahen Ihre Anfänge als junger Sozialarbeiter aus? Ich fing 1977 in der ZBS an, die da gerade einmal ein Jahr alt war. Sie hieß »Zentrale Beratungsstelle«, weil sie eine zentrale Funktion hatte zur Verteilung der Hilfeempfänger sowohl in der gerade entstehenden ambulanten Hilfe als auch in der gut ausgestatteten stationären. Ambulant gab es damals nur die ZBS des Diakonischen Werkes, sonst gar nichts. Durch Impulse zur Entwicklung ambulanter Hilfe, die aus der BAG Wohnungslosenhilfe und aus dem Diakonischen Werk Bundesverband kamen, haben wir Mitte der Siebziger Jahre auch in Hannover Strukturen völlig neu

gedacht. Und in diese Situation bin ich hineingekommen. Ich hatte zuvor Sozialpädagogik studiert, Berufspraktikum gemacht und war für zwei Jahre als Entwicklungshelfer an der Elfenbeinküste gewesen als Alternative zur Bundeswehr, danach kurze Zeit arbeitslos. In der ZBS fühlte ich mich sofort wohl und an der richtigen Stelle.

Warum war es so wichtig, der stationären Hilfe eine gleichwertige ambulante an die Seite zu stellen? Früher hat man gedacht: Wenn ein Wohnungsloser sich an Hilfeinstitutionen wendet, dann braucht er zu essen, ein Dach über dem Kopf, persönliche Ansprache, Arbeit und ein Taschengeld. So hatte man in der stationären Hilfe ein Komplettpaket angeboten, das den Vorsprechenden von jetzt auf sofort all seiner Sorgen entledigte. Er war in der Fürsorge

der Einrichtung. Doch da setzte damals die ambulante Hilfe an (und tut das auch heute noch, daran hat sich nichts geändert): Wir müssen Lebensbereiche voneinander trennen. Das heißt: Man darf nicht Wohnungsgeber, Betreuer, Geldgeber, Arbeitsvermittler in einem sein. Der Berater des Hilfesuchenden darf nicht gleichzeitig sein Vermieter sein, und der Vermieter nicht sein Arbeitgeber, und sein Arbeitgeber nicht derjenige, der ihm das Geld einteilt. Nur wenn man die Lebensbereiche vonein­ ander trennt, wird Hilfe menschenwürdig. Verbindet man sie, entstehen schnell Zwangsstrukturen, die dem Hilfesuchenden keine Wahlmöglichkeiten mehr lassen.

Welches waren damals Kernbegriffe Ihrer Arbeit? An allererster Stelle stand für uns die Frage: Bekommt dieser Mensch sein Recht? Das

Recht, das ihm zusteht nach dem damaligen Bundessozialhilfegesetz. Ich erinnere mich an Besucher, die uns sagten: »Ich war mehrmals beim Sozialamt und man hat mich abgewiesen, weil das Amt behauptete, es sei nicht zuständig.« Und da haben die Leute ihr Geld einfach nicht bekommen. Das haben wir damals als Rechtsbruch bezeichnet. Was auch tatsächlich so war, aber natürlich von der anderen Seite nicht so gern gehört wurde. Wir sahen unsere Aufgabe darin, dass die Menschen in eine Rechtsposition kamen. Das ist der Reiz von Wohnungslosenhilfe, dass man Menschen an das Rechtssystem und an das Hilfesystem anschließt für angemessene Hilfe nach ihrem Bedarf.

Sie haben damals als einer von 15 Mitarbeitenden angefangen. Heute beschäftigt die ZBS rund 70 Mitarbeiterinnen und Mit-

Die vielfältigen Aufgaben der Zentralen Beratungsstelle Seit 1976 ist die ZBS (»Zentrale Beratungsstelle für Personen in beson- zu lassen, wie stark der Markt auf Auswahl, Aussonderung und Ausgrenzung angelegt ist. Wohnung wird nicht als lebensnotwendiges deren sozialen Schwierigkkeiten«) eine Einrichtung des Diakonischen Werkes Hannover für ambulante Wohnungslosenhilfe. Sie beschäftigt Gut angesehen, sondern avanciert zur Besonderheit für diejenigen, rund 70 Mitarbeitende. Arbeitsbereiche in Hannover sind der Kontakt­ die bestimmte Voraussetzungen erfüllen: regelmäßiges Einkommen, laden »Mecki«, der Tagestreff »Dach überm Kopf«, die Beratungsstelle sicheres Auftreten, positiver Eindruck usw. Die Kehrseite: Die Langzeitwohnungslosigkeit nimmt zu, ihre Auswirkungen werden bei den Hagenstraße, die Krankenwohnung »KuRVe«, Sucht- und Schuldner­ betroffenen Menschen immer sicht­barer und der Aufwand in unseren beratung für Wohnungslose, die Ökumenische Essenausgabe, das Diensten und Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe nimmt zu. Zahnmobil und die Winternothilfe. Außerhalb Hannovers leitet die Sinkende Arbeitslosenzahlen, positive Wirtschaftsdaten, erfolgreiche ZBS Tagestreffpunkte oder Beratungsstellen in Celle, Hameln, NeuUnternehmen und Handelsbilanzen verstellen den Blick auf die Not stadt, Hildesheim, Holzminden, Nienburg, Schaumburg, Wunstorf in unseren Städten und Ortschaften.« sch und Burgdorf. Zudem versteht sie sich als politische Stimme für die betroffenen Menschen. Zitat aus dem letzten Jahresbericht: »Die ZBS des Diakonischen Werkes. Hagenstrasse 36, 30161 Hannover. Not bei der Wohnungssuche verstärkt sich besonders in den Ballungs- Telefon 0511 – 99 04 00. Internet: www.zbs-hannover.de räumen. Not heißt in dieser Situation, sich immer wieder bestätigen


Foto: Karin Powser

1970er Jahre auf dem Kröpcke: Sozialarbeiter Gottfried Schöne im Gespräch auf einer Veranstaltung der Diakonie zugunsten von Obdachlosen.

arbeiter. Wie hat sich das Hilfe­ system differenziert, welche Aufgabengebiete sind hinzugekommen? 1977 bestand die ZBS aus der Beratungsstelle und einem an­­ geschlossenen Wohnheim mit 40 Betten in Herrenhausen. Die meisten unserer Besucher ka­­ men von weit her, auf der Suche nach Arbeit und sozialer Einbindung. Sie wollten gern hier bleiben. Das Wesentliche unserer Hilfe sahen wir darin, die Leute zu verselbstständigen und ihnen die Wahlmöglichkeit zu bieten, welche Hilfen sie bei uns nachfragen wollten. Wer tatsächlich unsere Hilfe bei der Wohnungssuche haben wollte, der sollte das bekommen, und wer nur seine Papiere in Ordnung bringen oder seine Rechte den

Ämtern gegenüber verwirkli- langen Weg, Hilfe weiter zu difchen wollte, der sollte auch ferenzieren. punktgenau das bekommen. Welche Bausteine kamen in den Warum zog die ZBS 1983 weg Folgejahren hinzu? vom beschaulichen Herrenhau- 1985 ist der Kontaktladen Mecki sen in die Hagenstraße in der entstanden. Er ging auf die Nähe des hannoverschen Haupt- Evangelische Fachhochschule zurück. Professor Kubis hatte bahnhofs? Erst da konnten wir die Obdach- die Not der Menschen in der losen, die sich üblicherweise in damaligen Passerelle gesehen. z iger der Innenstadt aufhalten, richtig Die war Anfang der Sieb­ erreichen. Jetzt konnten wir eine Jahre fertiggestellt worden und wirklich funktionierende ambu- im Laufe der Jahre zu einer Übernachtungslante Beratungsstelle aufbauen. unwürdigen Auch die Nähe zu den Ämtern stelle für zahlreiche Obdachund Behörden war günstiger: lose geworden. Professor Kubis Arbeitsamt, Sozialamt, Woh- ging auf die Diakonie zu und nungsamt – fußläufig erreichbar. sagte, er wolle das Projekt einer Eine Schuldnerberatung hatten Betreuung der Menschen auf der wir schon in Herrenhausen auf- Straße mit medizinischer Vergebaut, die zog mit um. Das war sorgung und Straßensozialarunser erster Schritt auf dem beit mit Zuführung an das Hil-

fesystem realisieren – und so ist dann der Kontaktladen Mecki entstanden. Etwa zeitgleich haben wir auf Initiative des Landes Niedersachsen sieben Beratungsstellen als flächenorientierte ambulante Hilfe aufgebaut: Celle, Nienburg, Stadthagen, Hameln, Holzminden, Hildesheim, Landkreis Hannover. Hier können wir bis heute mit geschärftem ambulantem Profil auf Notlagen außerhalb der Hauptstadt Hannover reagieren.

Bekannt und viel beachtet ist bis heute die Ökumenische Essenausgabe, die 1983 entstand. Ja, der Bedarf ist in jedem Winter noch einmal höher, wir haben Fortsetzung auf der nächsten Seite


Aus der Szene

sehr viele Besucher in der Essenausgabe. Bei der Gründung war uns aber wichtig zu sagen: Wir brauchen auch Tageswohnungen für Obdachlose. Noch wichtiger, als ihnen Essen zu geben, ist, ihnen einen Herd zu geben und die Möglichkeit, selbst nach dem eigenen Bedarf zu kochen. Das eigene Können und die eigenen Fertigkeiten sollen nicht verlorengehen. Darum haben wir die Tagestreffs »Dach über dem Kopf« und später den Tagestreff in Wunstorf gegründet. Und darum bieten wir die Ökumenische Essenausgabe auch ausschließlich im Winter an.

Wie kam es zur Gründung einer eigenen Krankenwohnung? Das war Mitte der 90er Jahre. Es gab kaum Hilfe für kranke Menschen auf der Straße. Wer krank war, musste zunächst einmal in ein Heim aufgenommen werden, um überhaupt gepflegt werden zu können. Da haben wir gesagt: Das ist doch unangemessen. Als Alternative haben wir eine Wohnung gemietet und bieten seitdem Krankenpflege an, als seien die Wohnungslosen dort zu Hause. Im Verlauf der Pflege achten wir darauf, dass wir die Patienten auch auf dem Weg in eine eigene Wohnung begleiten und möglichst nicht auf die Straße entlassen.

Wie entstanden all diese neuen Ideen? Fast alle auf Anregung und durch intensive Gespräche mit den Mitarbeitenden, die direkt Kontakt haben zu den Wohnungslosen. Manches auch auf Anregung der Evangelischen Fachhochschule oder des Landes Niedersachsen. Grundlage unseres Arbeitens sind die Menschenrechte und die staatlichen Gesetze, aber wesentlich eben auch der Bezug auf die Bibel. Armutslinderung, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit sind dort zentrale Werte. Man kann kaum zählen, wie oft diese Begriffe in der Bibel vorkommen. Die berühmtesten Beispiele sind der Barmherzige Samariter oder das Hilfegebot in Matthäus 25, 31 – 46, oder auch das Buch des Propheten Amos. Und das hat ganz praktische Auswirkungen auf unsere Hilfe: Notleidende, die zu uns kommen, fragen wir nicht als erstes: Wer ist der Kostenträger und sind wir überhaupt für dich zuständig? Sondern wir helfen den Menschen und schauen dann, wo wir die finanzielle Unterstützung herbekommen.

Foto: Karin Powser

24 Asphalt 01/2015

Gottfried Schöne: seit 2004 Leiter der ZBS.

zenden Ländern, bei der Flüchtlingsproblematik. Auch wenn ihr Status hier anerkannt wird, löst das ja nicht alle ihre Pro­ bleme. Wir werden immer einen Anteil von Menschen aus diesen Bereichen haben mit besonderen sozialen Schwierigkeiten, die Ausgrenzungsmechanismen auch unseres Gesellschaftssystems erfahren. Ihre Problematik ist nicht identisch mit den Problemen der deutschen WohWo liegen aktuelle Herausforde- nungslosen, die Anspruch haben rungen der Wohnungslosenhilfe? auf Hilfe nach dem § 67 des SGB Bei der Bewältigung der Migra- XII. Dennoch werden sie auch zu tion aus der EU und den angren- unseren Hilfebereich gehören.

Die neue Leiterin der ZBS

Foto: privat

Nachfolgerin Gottfried Schönes ist Nadine Haandrikman-Lampen (32). Sie hat Pädagogik (Wahlfach Mediation, Beratung und Supervision, sie ist zertifizierte Mediatorin) und Jura studiert. Sie arbeitete als Rechtsanwältin in einer Kanzlei und hat dort eine Rechtsberatung »auf dem Lande« eingeführt, damit alle Menschen ohne Schwellenängste Rechtsberatung erhalten konnten. In Sozialeinrichtungen führte sie Rechtsschulungen durch. Sie hat nach dem Studium in der Göttinger Diakonie in der offenen Suchtberatung gearbeitet, in Marburg war sie ehrenamtlich in der Bewährungshilfe aktiv. An der CVJM-Hochschule in Kassel lehrt sie derzeit im Studiengang Soziale Arbeit zum Thema »Sucht und Straffälligkeit«, an der HAWK-Hochschule in Göttingen zum Thema »Personal­ führung und Kommunikation«.

Dazu der Mangel auf dem Wohnungsmarkt. Er kommt noch viel massiver auf uns zu als in den zurückliegenden Jahren. Mit einer Überforderung der Obdachlosenhilfe. Der Rückstau durch die nicht vorhandenen Wohnungskapazitäten erfolgt auf die Straße! Und diese Menschen kommen dann vermehrt zu uns und bitten um Hilfe. Wir werden immer stärker angelaufen, haben aber immer weniger Wohnungen zur Ver­ fügung, die wir vermitteln können. Damit einher geht natürlich die Frage der Finanzierung. Denn unsere Finanzierung ist meist nicht so geregelt, dass sie sich automatisch dem Bedarf an­­ passt. Sondern das Budget ist häufig gesetzt, und ob damit mehr oder weniger Leuten ge­­ holfen wird, wird immer erst viel später begutachtet. Änderungen schaffen können hier das Land, die Region, die Krankenkassen. Interview: Renate Schwarzbauer


Rund um Asphalt Asphalt 01/2015 25

»Traumberuf Paläontologe« Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Andy erzählt.

Foto: K. Powser

»Ich bin absoluter Dinosaurier-Fan. So richtig angefangen hat das, als ich mit zwölf Jahren den ersten Teil von ›Jurassic Park‹ gesehen habe. Der hat mich so fasziniert! Im Juni 2015 kommt der nächste Teil ins Kino, mit neuen Computeranimationen und allem. Ich bin echt gespannt, wie der wird. Man erfährt nicht viel darüber. Die verraten noch nichts. Früher und eigentlich auch heute noch ist Paläontologe mein Traumberuf – mich den ganzen Tag mit Dinosauriern beschäftigen und deren Leben erforschen, das würde mich nie langweilen. Ich habe viele Fachbücher zu Hause und gucke gerne Dokumentationen, am meisten interessiere ich mich für den Tyrannosaurus Rex und den Velociraptor, weil um den in der Fachwelt immer noch gestritten wird. Meinen fünfjährigen Sohn habe ich nach dem ›Jurassic Parc‹-Paläontologen Dr. Alan Grant genannt, aber er ist im Moment noch eher auf Autos spezialisiert. Und auf Straßenbahnen. Wir waren jetzt gerade zusammen mit meiner Mutter im Straßenbahn-Museum in Sehnde, das fand er natürlich toll. Mein anderes Hobby ist Achterbahn fahren. Wenn ich Geld hätte – ich würde durch die ganze Welt reisen und jede Achterbahn ausprobieren, die es gibt. Je höher und schneller, desto besser. In ungesicherte Achterbahnen gehe ich natürlich nicht, aber es ist ja Pflicht, dass es zusätzlich zu dem Bügel einen Schutzgurt gibt. Außerdem habe ich einen Blick dafür, ob die Bahn in Ordnung ist. Bevor ich einsteige, schaue und höre ich erstmal: Fährt die Bahn ruhig? Besonders im Looping darf sie nicht zu stark wackeln oder zu laut klappern. Ich kenne mich mit Achterbahnen so gut aus, weil ich früher oft auf der Kirmes gearbeitet habe, teilweise auch mit den Schaustellern mitgezogen bin. Mein Job war es, ein bestimmtes Karussell für Erwachsene auf- und abzubauen und als Rekommandeur am Pult zu sitzen. Ich habe beinahe schon immer in Gelegenheitsjobs gearbeitet: Als ich 16 war, ist mein Vater gestorben. Gerade in der Zeit, in der ich meinen Hauptschulabschluss gemacht habe. Den habe ich aber noch geschafft. Dann fing ich mit einer Bäckerlehre an, die ich nach einem Jahr abbrechen musste, weil ich eine Mehlstauballergie ent-

wickelt habe. Das war richtig übel. Und damit begann meine Zeit bei Zeitarbeitsfirmen: Paketdienst, Gartenarbeit, Reinigungsfirmen  – was man genau machte, war ja Nebensache, ›Hauptsache arbeiten‹ hieß es immer. Dann kamen meine Leistenbrüche, beim zweiten gab’s größere Probleme. Seitdem habe ich eigentlich nichts großartig mehr getan, bis mich ein Bekannter auf Asphalt aufmerksam machte. Zwei Jahre bin ich nun schon dabei. Ich bin jetzt 30 Jahre alt und schon relativ früh Vater geworden. Das erste Mal mit 24 – meine Tochter Leony war nicht ganz zwei Monate alt, als sie am plötzlichen Kindstod starb. Das war furchtbar. Helfen konnte ihr keiner mehr, obwohl wir und dann auch der Rettungsdienst alles versucht haben. Danach habe ich zur Flasche gegriffen, mich aber auch wieder gefangen. Irgendwie musste das Leben ja weitergehen. Aber ich brauchte den Alkohol, ich konnte damals auch selbst nicht wirklich trauern, ich musste für meine Mutter da sein, und für meine jetzige Ex-Frau und für meine Ex-Schwiegermutter. Ein Jahr später ist mein Sohn geboren, den ich sehr liebe. Alle vierzehn Tage ist er bei mir. Er wohnt nicht mehr in Hannover, deswegen hole ich ihn jeden zweiten Freitag vom Kindergarten ab und bringe ihn am Montagmorgen zurück. Anderthalb Stunden dauert eine Fahrt, aber das ist kein Problem. Ich bin für ihn da. Und werde es immer sein. Auch wenn meine Frau sich irgendwann dazu entschlossen hat, zu ihrem Ex-Freund zurück zu gehen und sich von mir scheiden zu lassen. Noch ein Tiefpunkt in meinem Leben, der mich ziemlich bergab geführt hat. Zumal ich selbst Scheidungskind bin. Meine Eltern haben sich sogar zweimal scheiden lassen, nach dem ersten Mal sind sie noch einmal zusammengekommen und haben ein zweites Mal geheiratet, um sich dann ein zweites Mal für immer zu trennen. Zwei Sturköpfe eben. Davon habe ich bestimmt auch etwas abbekommen, ich kann oft nicht anders, als mich für Dinge einzusetzen, die mir wichtig sind. Wenn ich könnte, würde ich als erstes die Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich stoppen.« Andy verkauft dienstags bis donnerstags vor »Edeka« in der Grethe-Jürgens-Straße. Aufgezeichnet von Sonja Wendt


26 Asphalt 01/2015

Rund um Asphalt

r

itag, de Fre

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Abends, den die Improkokken zugunsten von Asphalt gestalten: Was brauchen wir zum Glück? Was macht uns unglücklich? Wie können wir Dinge zum Glück wenden? Die be­­ kannte Improvisationstheatergruppe aus Hannover wird mit drei Ensemblemitgliedern und einem Musiker wunderbare Geschichten auf die Bühne bringen, die aus dem Moment des Spiels entstehen. Die Zuschauer dürfen ihre Ideen und Stichworte einbringen, die von den Improvisationskünstlern sofort

DAS FACHKRANKENHAUS FÜR DIE SEELE

„Für mehr Toleranz und Miteinander!“ Carsten Linke, Sporttherapeut im Klinikum Wahrendorff

Unsere Behandlungs- und Leistungsbereiche: • Allgemeinpsychiatrie • Transkulturelle Psychiatrie (speziell für Menschen mit ausländischen Wurzeln) • Seelische Gesundheit im Alter (Gerontopsychiatrie) • Station für Jugendliche und junge Erwachsene • Suchtmedizin • Psychosomatische Medizin (Schwerpunkte: Depression und Burnout) • Traumazentrum • Tagesklinik für Männer Wir behandeln je nach Wunsch des Patienten und Schwere der Erkrankung im Krankenhaus, in unseren Tageskliniken (werktags 8-17.00 Uhr) oder ambulant in den psychiatrischen Institutsambulanzen. Unsere Wahlleistungsstation bietet besondere Serviceleistungen. Seelisch und geistig behinderte Menschen finden in unseren Heimbereichen vielfältige Wohn- und Lebensperspektiven. Wir haben den Anspruch, unsere Leistungen in besonders guter Qualität zu erbringen. Wir legen großen Wert auf Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter und bieten mehr als 100 Ausbildungsplätze.

KLINIKUM WAHRENDORFF Rudolf-Wahrendorff-Straße 22, 31319 Sehnde, Tel. 05132 90-0 E-Mail: info@wahrendorff.de, www.wahrendorff.de

umgesetzt werden. Leidenschaft und Spiellust, Phantasie, Humor und Tiefe füllen die Geschichten, von denen jede einzelne eine kleine Welturaufführung ist.

Veranstaltungsort und Uhrzeit werden wir Ihnen in unserer Februar-Ausgabe noch bekanntgeben, aber halten Sie sich den Abend doch schon mal frei! kie

Rock’n’Ruhig

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Wir sind ein seit über 150 Jahren privat geführtes psychiatrisches und psychosomatisches Fachkrankenhaus. Unser Stammhaus liegt in Ilten am östlichen Rand von Hannover. Sie finden uns mehrfach in Hannover, Celle und Lehrte.

Ein Glück: Die Improkokken spielen für Asphalt.

Jenseits vom Songcontest: Mit seinen rockigen und auch ruhigen Songs hat Christian Durstewitz ganz intim rund vierzig Gästen einen wunderbaren Abend gesichert. Mitte Dezember spielte der Musiker, den viele noch als Gegenspieler zu Lena Meyer-Landrut in der Auswahl zum Eurovision Song Contest kennen, zugunsten von Asphalt. Auf der kleinen Bühne des »Alten Bahnhofs« in Hannover-Anderten. Zu hören gab es Lieder des Albums »Let Me Sing« und Coverversionen von Hits von Leonard Cohen, Lena Meyer-Landrut und Amy Winehouse. Durstewitz selbst war hinterher begeistert: »Ich freue mich, heute Abend hier sein zu dürfen. Ihr seid ein tolles, intellektuelles Publikum, da kann ich mich voll und ganz auf die Texte konzentrieren und tiefgründiger werden.« Gesanglich überzeugend unterstützt wurde Durstewitz von Newcomerin Raffaella Covelli. Durch

den Abend führte ehrenamtlich Asphalt-Unterstützer Stephan Winkler. Ganz am Schluss durfte das Publikum unter drei Lieblingssongs wählen und entschied sich für eine eigenwillge Mischung aus »Dance With Somebody« von Mando Diao und dem Titelsong der Kinder­ serie »Die Gummibärenbande«. Durstewitz halt – am besten einfach singen lassen. del

Foto: Karin Powser

Bitte nehmen Sie sich Ihren Kalender für das Jahr 2015 vor und streichen den 13. Februar dick an! Dieser Tag steht nämlich ganz unter dem Zeichen des Glücks. Wer Asphalt kennt, der weiß inzwischen: Freitag, der 13. ist kein Pechtag. Pech hatten unsere Verkäuferinnen und Verkäufer schon genug im Leben. Nein, ganz im Gegenteil: Asphalt macht immer einen Glückstag daraus, mit bunten und unterhaltsamen Veranstaltungen. »Geschichten um das Glück« lautet denn auch der Titel des

Foto: Jens Krüger

Vormerken: Glück am Freitag!


Rund um Asphalt Asphalt 01/2015 27

Quatsch für Asphalt den: vom 16. bis 18. Januar zeigen die clownesken Unikate ihre tiefgründigen Alltagsgeschichten in der Hinterbuehne. Die letzte der drei Vorstellungen zugunsten von Asphalt! Lassen Sie sich das nicht entgehen und freuen Sie sich auf einen unterhaltsamen Abend! kie Clowns 50plus in der Hinter­ buehne, Hildesheimer Strasse 39 a: Freitag, 16. Januar, 20 Uhr; Samstag, 17. Januar, 20 Uhr; Sonntag, 18. Januar, 17 Uhr zugunsten von Asphalt. Eintritt: 15 Euro/erm. 10 Euro. Kartentelefon: 0511 – 350 60 70.

Foto: Susanne Stiller

Sie sind alle über 50 Jahre alt, tragen gern rote Nasen und machen Quatsch: Die zehn Mitglieder des TuT-Clownsensem­ bles 50plus. TuT (Schule für Tanz, Clown und Theater) ist die erste staatlich anerkannte Berufsfachschule für Clowns in Hannover. Dort absolvierten alle Clowns 50plus ihre Ausbildung, blieben anschließend als En­­sem­­ble zusammen, die meisten sind jetzt über 60. Eine 50 kommt aber noch dazu: der fünfzigste gemeinsame Auftritt der Gruppe wird im Februar im Braunschweiger Schloss gefeiert. Vorher darf allerdings in Han­ nover schon kräftig gelacht wer-

Es wurde sehr viel gelacht – die Zuschauer waren begeistert. Rund 170 Gäste feierten im November die Sondervorstellung von »Charleys Tante« im Bürgerhaus Misburg. Das Ensemble der Deister-Freilichtbühne aus Barsinghausen stand dort zugunsten von Asphalt mit ihrer best besuchtesten Inszenierung der letzten zehn Jahre auf der Bühne. Die Saison

ist zwar längst vorbei, aber für Asphalt haben die Laiendarsteller der Freilichtbühne die bunte Kleidung erneut übergeworfen. 1931 wurde die Deister-Freilichtbühne vom damaligen Barsinghäuser Rektor Otto Backhaus gegründet. Seither besuchten knapp eine Million Zuschauer die Amateurtheateraufführungen, Musicals, Konzerte und Gastspiele. Heute wird das Pro-

Foto: Karin Powser

Theater vom Deister jekt von Ehrenamtlichen geleitet, für die das Schauspielern passioniertes Hobby ist. Regie zu »Charleys Tante« führte Renate Rochell. Und warum zugunsten von Asphalt? »Wir arbeiten alle ehrenamtlich, daher sehen wir es als besondere Möglichkeit, auch mal so etwas Gutes wie Asphalt zu unterstützen!«, so Hauptdarsteller Harry Karasch. del

Impressum Anzeigen: Heike Meyer

Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Redaktion: Volker Macke (Leitung, V.i.S.d.P.), Jeanette Kießling, Renate Schwarzbauer, Sonja Wendt

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Archiv: Dr. Waltraud Lübbe Vertrieb & Soziale Arbeit: Helmut Jochens (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Freie MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: ­M. Delacor, I. Goetsch, Greser & Lenz, A. Mosebach, K. Powser, L. Varga, E. Walitzek

Asphalt Vertrieb & Verlag gGmbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15

Fotografin: Karin Powser

Geschäftsführer: Reent Stade

Redaktionsschluss dieser Spendenkonto: Evangelische Kreditgenossenschaft e.G. Ausgabe: 12.12.2014 IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 Für un­auf­gefor­dert e ­ in­ge­sandte BIC: GENODEF1EK1 Manu­­­skripte, B ­ ilder und Bücher über­nehmen wir keine Gewähr. Online: www.asphalt-magazin.de ­Rück­sendung nur, wenn Porto redaktion@asphalt-magazin.de beigelegt wurde. vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Redaktion Celle: Ulrich Rennpferdt Redaktion Nord-West: Hanne Holi

Gesellschafter:

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Sterne zum Anfassen

Ohne Barrieren: Die Sternwarte Sankt Andreasberg ermöglicht Menschen mit Einschränkungen die greifbare Nähe zum Kosmos. Sie schmücken Taschen, Pullover oder Mützen – Sterne sind im Trend und begegnen uns nicht nur in der Weihnachtszeit vielerorts. Die echten Sterne allerdings geraten zunehmend aus dem Blickfeld, viele Kinder und Jugendliche wie auch Erwachsene kennen Sterne und Sternbilder wie Orion oder Kassiopeia nicht. »Und Mars und Saturn bringen die meisten weniger mit Planeten als mit Schokoriegeln oder Elektronikprodukten in Verbindung«, sagt Utz Schmidtko. Er ist Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Sternwarte St. Andreasberg, dessen Mitglieder sich zum Ziel gesetzt haben, die Sterne und die Menschen einander näher zu bringen. »Wir wollen allen Menschen den Blick ins Universum ermöglichen – jungen und alten, behinderten und nicht behinderten«, so Schmidtko. Die erst im August 2014 eröffnete Sternwarte in St. Andreasberg soll die erste vollständig barrierefreie Sternwarte in Deutschland werden – mit Angeboten, die alle Sinne ansprechen und verschiedene Einschränkungen berücksichtigen. So können beispielsweise Blinde und Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen mithilfe von Medien und Modellen hören und ertasten, was am Himmel zu sehen ist. Dass Sterne und das Universum auch Menschen mit Beeinträchtigungen faszinieren, weiß Utz Schmidtko aus jahrelanger Erfahrung: Der Förderschullehrer betreut an seiner Schule für geistig beeinträchtigte, lernschwache und verhaltensauffällige Kinder die Astronomie-AG. Seine Idee einer Sternwarte für alle Menschen überzeugte die Mitglieder schnell. Um Planungsfehler zu vermeiden und die Belange von Menschen mit Behinderungen kennen zu lernen, organisierte der Verein vor Beginn der Umbaumaßnahmen im Herbst vergangenen Jahres eine Fachtagung mit Experten und Betroffenen. »Das war hilfreich, die Tagungsteilnehmer haben

uns auf mögliche Probleme aufmerksam gemacht und Möglichkeiten aufgezeigt, die wir bislang noch nicht bedacht hatten. Das konnten wir bei der Neugestaltung gut berücksichtigen«, erinnert sich Schmidtko. In viel Eigenarbeit und mithilfe von Spendengeldern, u.a. von Astrofans aus ganz Deutschland und Österreich, haben die Mitglieder des Vereins seitdem das leer stehende Gebäude am Internationalen Haus Sonnenberg (IHS), einer Internationalen Bildungsstätte, zur barrierefreien Sternwarte umgebaut: Im Erdgeschoss ist ein Veranstaltungsraum entstanden, während auf dem Außengelände fünf Säulen mit massiven Fundamenten und Stromanschluss errichtet wurden, auf die Amateur-Astronomen ihre mitgebrachten oder vereinseigenen Teleskope montieren können. Zwei

der Säulen sind über eine Rampe zu erreichen, von der einer in den nächsten Wochen eine Schwenkarm-Montierung erhält, damit Rollstuhlfahrer und kleinere Menschen sie problemlos nutzen können. Aufschriften in Brailleschrift beispielsweise auf den Handläufen helfen Menschen, die nicht sehen können, sich zu orientieren. Über eine spezielle Kamera lassen sich Bilder aus dem Universum, etwa von Sonne, Planeten oder Galaxien, live in den Veranstaltungsraum übertragen und auf eine große Leinwand projizieren. So können bis zu 30 Menschen gleichzeitig durchs Teleskop blicken. Die Projektion erleichtert auch Menschen mit eingeschränkten Sehvermögen den Blick ins Universum. Sterne, Planeten, Nebel oder andere Himmelsphänomene sollen demnächst zudem von einem »sprechenden Teleskop« beschrieben werden.

Wie Blinde den Himmel »sehen«

Der Mathe- und Physikstudent Niels Luithardt ist blind. Sein Herzensanliegen: Astronomie begreifbar, hörbar und fassbar machen.

Darauf freut sich auch Niels Luithardt. Der blinde Mathematik- und Physik-Student unterstützt den Aufbau der barrierefreien Sternwarte und ist gern gesehener Gast beim jährlichen St. Andreasberger Teles­ koptreffen (STATT). Wenn er erklärt, wie er den Himmel »sieht«, hören alle gebannt zu. »Ich kann natürlich nicht mit dem Fernrohr arbeiten. Ich nehme Dinge ganz anders wahr«, erzählt Niels Luithardt. »Ich interessiere mich mehr für den Aufbau der Sonne, der Sterne und Planeten, also für die Physik, die dahinter steckt.« Ein Physik-Professor aus Kiel war es auch, der im Jahr 2009, dem Internationalen Jahr der Astronomie, Niels Luithardts Begeisterung für den Kosmos weckte. Seither ist es für ihn ein Herzensanliegen, Astronomie für blinde Menschen begreifbar, hörbar und fassbar zu machen. »Man kann den Sonnenwind oder verschiedene Temperaturen hörbar machen, die


Fotos: Utz Schmidtko/Sternwarte St. Andreasberg

Asphalt 01/2015 29

Himmlisch: Bester Ausblick von der Sternwarte St. Andreasberg – Norddeutschlands höchstem Observatorium.

Milchstraße als Reliefbild darstellen oder Sternbilder als 3D-Modell«, nennt er Beispiele. An Modellen können nicht sehende Menschen Position, Größe, Helligkeit, Entfernung und Objektklasse der Himmels­ körper erfühlen. Der Student hat in seiner Freizeit schon zahlreiche Modelle entwickelt – unter anderem auch von den Raumsonden Herschel und Planck. Zurzeit arbeitet er an einer Himmelsscheibe, die blinden Menschen die verschiedenen Sternkonstellationen zeigen soll. »Die Modelle sind beeindruckend, weil auch Sehende dadurch neue Eindrücke gewinnen«, sagt Utz Schmidtko. Angeregt von Niels Luithardts Ideen, hat Michael Koch, in der Sternwarte für die Astro-Technik zuständig, inzwischen 3D-Modelle des Kometen »67P/Tschurjumov-Gerasimenko«, von Kleinplaneten und Asteroiden sowie eine Mondscheibe entwickelt: Astronomie zum Anfassen – für alle. Mit Veranstaltungen wie Vorträgen, Beobachtungsabenden und Workshops wollen die Mitglieder des Sternwarten-Vereins alle Menschen für As­tronomie begeistern und ihnen astronomische Kenntnisse vermitteln. Das gemeinsame Hobby verbindet auch Menschen, die sich im Alltag sonst nicht begegnen. So gin-

gen im vergangenen Herbst je fünf Schüler der Pestalozzi-Förderschule Großburgwedel und des Gymnasiums Braunlage gemeinsam in der Sternwarte auf eine Reise durchs Universum und befassten sich vier Tage lang etwa mit dem Aufbau des Sonnensystems, der Orientierung am Nachthimmel oder der Frage nach Außerirdischen. Finanziert wurde dieses Inklusionsprojekt durch das Preisgeld des Reiff-Förderpreises für Amateur- und Schulastronomie, bei dem die Sternwarte im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Pestalozzischule den dritten

Freie Sicht

Platz belegte. In diesem Jahr erreichte die barrierefreie Sternwarte beim Bildungspreis der Region Braunschweig Platz zwei in der Kategorie Jugend. Auch wenn es bis zur vollständig barrierefreien Sternwarte noch ein weiter Weg ist  – es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, meint Niels Luithardt. »Solche Projekte zeigen, was möglich ist. Die Sternwarte schafft es, auch blinden Menschen die Sterne ›vom Himmel zu holen.‹« Eva Walitzek

In kaum einer anderen Region Deutschlands lassen sich die Sterne so gut beobachten wie im Oberharz. 710 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, ist die Sternwarte St. Andreasberg die höchste in Norddeutschland und ermöglicht eine gute Sicht: Weit ab von den Ballungsgebieten ist die Luft noch trübungsärmer als in vielen anderen Gebieten. Die zunehmende Lichtverschmutzung hat schädliche Auswirkungen auf Menschen und (nachtaktive) Tiere. Viele Wissenschaftler fordern daher die Einrichtung von Sternenparks, also von »Sternenschutzreservaten«. Auch der Verein Sternwarte St. Andreasberg engagiert sich für den Erhalt des Sternenhimmels und setzt sich dafür ein, dass der Nationalpark Harz zum Sternenpark ernannt wird. Laut Bundesamt für Naturschutz gehört Sankt Andreasberg astronomisch zu den sechs besten Standorten in Deutschland. In vielen Nächten sind die Milchstraße oder die Andromeda-Galaxie mit bloßem Auge gut zu sehen, mit Teleskopen sogar Gasnebel oder Supernovae. Die ausgezeichneten Sichtbedingungen locken alljährlich im Sommer beim St. Andreasberger Teleskoptreffen bis zu 100 Sternfreunde in den Harz.


30 Asphalt 01/2015

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Besonders für unsere Asphalt-Verkäufe­rin­nen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen – und ich freue mich, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten!

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Dienstag, den 27. Januar, um 17 Uhr.

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Rufen Sie mich einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-26. Herzlichst, Ihr

Reent Stade, Asphalt-Geschäftsführer

Asphalt dankt: M. Muehlenkamp, H.H. + H. Goldstein, E. Holzhausen, R. Peters, K. Pape, R. Horns, G. Schlitt, B. Schmidt, K.H. Kampmann, Haus & Grund, K. Leupold, J. Faupel, E. Wiesner-Friedrichsen, C. + W. Denia, U. Kment, F. + I. Tegtmeyer, F. + H. Ossenkopp, E.-Eb. Conrad, K.-D. Bonk, H.-M. Sturhan, K. Panzier, M. Otto, E. Bisanz, D. + M. Lechner, G. + G. Buschmann, M. + R. Rabe, R. Koenig, K.-H. Miesner, D. Jordan, O. Schlichting-Seidel, E. Hedemann, H. Soch, A. Lachmann, G. Bettels, P. Issberner, M. Behnsen, A. Beneke, V. Dagtekin, R. Stachowski, R. Doepke, M. Singelmann, K. Singer, C. Kobliha, G. v. Hantelmann, G. Seifert, B. Buethe, A. Mumme, R. Schwerin, G. + R. Langer, G. Schumacher, R. + Dr. H. Jauer, H. + M. Mueller, Industrie-Club Hannover e.V., M. Neemann, Schollmeier GmbH, Rockparty BG, T. Kozubek, J. Bahlau, G. Dieber, R. Lichtenberg, B. Kiegeland, R. + H.-G. Klaus, V. Groben, E. Spriingmann, S. Mohlfeld, R. Neumann, R. Woelfert, W.-D. Mechler, H. Thurau, I. Valentin, H. Risse, R. + E. Mueller, H. Lux, M. Gieselberg, K. Koerner, S. + D. Grell, U. Riskowski, W. Wilde, C. Schattauer, G. Seide, R. Hoermann, I. Kempe, H. T. Dieck, P. Hagenbach, K. Schiller, S. Krueger, M. Beuermann, I. + K.-F. Uloth, C.-A. Bitter, M. + G. Schnell, E. Olbrich, K.-D. Melloh, U. Gottschalk, A. Credner, A. Kuper, H. Haase, K. Lindenberg, H.-T. Buesing, E.-F. Riefenstahl, C. Giesecke, H. + A. Gaedtke, P. Halm, H. Roettger, I. Walther, R. Nuss, H. + J. Tippmann, M. Mahlich, F. Jaenecke, C. Fabarius-Clauss, A. Stelter, M. Struss, R. Stoebener, H. + H. Domm, E. Paschke, J. General, E. Venzke, A. Kamp, K. Hielscher, Weber, H.-U. Zedler, S. Pust, G. + A. Krallmann, G. Rabe, E. Berndt, R. Zeller, L. Strakosch, P. Mumm, H. Ohrmann, M. Beckmann, K. Pfannschmidt, B. + R. Hofbauer, K. Beck, K. Deike, Ramin GmbH, B. Schoenemann, P.-J. + H. Schmidt, H. Wachsmuth, G. Hillmer, R. Bien, M. Rosenland, A. Priesner, S. Beit, H. Straub, B. Patzak, H.-U. von Marck, G. Kroening, K. Socolov, H. Boemke, S. Drews, U. Goehmann, F. Werner, G. Sominka, B. Diedicke, I. + A. Hildebrand, S. Jungmann, H. + J. Stühmeier, H. + H. Herbst-Kulf, Dr. H. + Dr. G. Schoeppe, C. Hochfeldt, H. Badenhop, V. Zahmel, I. Mueller, L. Schauder, H. Sehlmann, R. Beiermann, V. Bargmann, W. + U. Frueh, W. Haarmann, W. Grussendorf, W. Bruns, U. Spichal, E. + K.-H. Neumann, E. Werner, L. Anders, I. + F. Crotogino, H.-U. Schaper, M. Zymara, U. + W. Ocker, E. + J.-H. Jacobs, U. Scheller, R. Brueck, C. Englert, N. + I. Khaffaf, A. Meyer, G Wolpers, N. Derben, H. Hoppe, H. Kleinholz, A. Reher-Walter, M. Ruehe, D. Brusberg, H. + H. Dannenberg, Inner Wheel Club Hannover, H. Dorn, R. Kronfeld, K. Leder, R. Fuchs, U. + F. Denecke, M. Schoekel, C.-D. Moericke, G. Kienscherf, W. + B. Feuge, H. Lehnert, Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei Ver­käuferInnen E. Goerlitz, F. + M. Roever, H. Macke, H. Christiansen, H. Boettcher, mit gültigem Aus­weis! Buchhandlung an der Marktkirche, K. Nischik, M. + W. Bartels, W. Schrader, W. Reisner, M. + H. Schrader, G. Kilian, W. + H.-H. Sonnemann, M. Fischer Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Orange sowie allen anonymen Spendern und allen Asphalt-Patinnen und -Paten.

Verkäuferausweise


Silbenrätsel Asphalt 01/2015 31

Silbenrätsel Aus den nachfolgenden Silben sind 21 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Spruch von Anke MaggauerKirsche ergeben: ber – chen – de – di – di – dog – dok – e – e – e – eh – ent – er – erd – gant – ge – gen – go – gur – ih – in – inn – ka – ke – ku – le – lei – ler – lied – lob – loch – mal – me – mi – mohn – ni – pel – re – ren – ri – rich – ro – rol – sche – se – sor – tal – ti – tor – trum – tun – xie – zen

1. Wohn- und Geschäftsanlage in Hannover 2. das Mindeste 3. ein Gebäck 4. Abfall beseitigen 5. Auszeichnung

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir dreimal »Coole Eltern leben länger«. Wenn die Kinder plötzlich nur noch zum Schlafen nach Hause kommen und die Kommunikation mit den Eltern nur noch mittels Nachrichten über Facebook passiert, 17. vornehm gekleidet ist sie da: die Pubertät. Wladimir Kaminer will ihr möglichst cool begegnen, die Rebel18. Gemüse- oder Salatpflanze lion im Kinderzimmer ist ohnehin nicht aufzuhalten, besser also, sich mit Gelassen19. Fluss durch Rom heit zu wappnen. Nützt aber auch nichts … Ebenfalls dreimal haben wir das Buch »Wo Frauen nichts wert sind – vom weltwei20. Form des Jazz ten Terror gegen Mädchen und Frauen« für Sie. Die Autorin Maria von Welser ist 21. Landschaft in Österreich nach Indien, Afghanistan und in den Kongo gereist und hat dort mit den Frauen Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. und Mädchen gesprochen. Nun erzählt sie ihre Geschichten: Zeugnisse von unendliDie Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschchem Leid, von öffentlichen Hinrichtungen, gewinnes) bitte an: Zwangsheiraten, Vergewaltigungen. Aber Asphalt-Magazin, Hallerstrasse 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. auch des Mutes, denn: Immer mehr Frauen wehren sich. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Gerade frisch erschienen ist auch die Bitte vergessen Sie Ihren Absender nicht! 14. Ver­­öffentlichung des Australiers Michael Einsendeschluss: 30. Januar 2015 Fix wieder ein musikalisches und emotionales Potpourri aus Blues, Rock, Country, Funk, Surfmusik und Ballade. Die CD »Lines & Spaces« haben wir dreimal für Sie.

6. Kinderfahrzeug

Die Lösung des DezemberRätsels lautet: Nichts ist zu schwer für den, der liebt.

8. Grube 9. Rundbau 10. Schneidegerät 11. männlicher Vorname 12. weiblicher Vorname 13. nicht laut 14. männliche Ente 15. Gesang, um jem. oder etwas zu preisen 16. blauer Farbstoff

Greser & Lenz, FAZ

7. Hunderasse


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